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ZUSAMMENFASSUNG Vorlesung 6 [06.06.

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Übergang
Maßnahmen zur Reduktion sozialer Segregation an Schulen
• Bildungspolitische Maßnahmen zur Aufhebung von Schulbezirken können segregierten Grundschulwahlpraktiken
wenig entgegensetzen
• Konzept von Magnetschulen
—> gezielte Anreize für Eltern mit hohen Bildungsaspirationen durch spezielles schulisches Angebot wie z.b.
naturwissenschaftlichen Schwerpunkt
==> kann aber Heterogenität in Schule erhöhen
• Sozialindex gesteuerte Ressourcenverteilung
—> Ausstattung Schulen in Benachteiligter Lage mit zusätzlichen Ressourcen

Sozialindex
• verbindet unterschiedliche sozialökologische Daten
• Berücksichtigt werden z.b. Merkmale des Wohnumfeldes, soziale Lage der Familie, Ergebnisse von
Schuleingangsuntersuchungen, vorschulische Sprachtests
• Kein einheitliches Konzept zur Bildung von Sozialindex wegen länderspezifischen Datenverfügbarkeit und
Förderländer Struktur
• Quantitativ breit abgesicherte Befunde zu Effekten einer sozialbasierten Ressourcensteuerung stehen jedoch aus

Schulische Merkmale erfolgreicher Schulen in Benachteiligter Lage


• Schulleitungshandeln: zielgerichteter, Partizipativer und distributiver Führungsstil mit hohen Maß an Transparenz,
Delegation von Aufgaben an spezielle Arbeitsgruppen und demokratische Entscheidungs- und
Zielfindungsprozess im Kollegium
• Positive Schulkultur: wertschätzendes Klima, hohe Leistungserwartungen an SuS, vorwurfsfreie
Zusammenarbeit der LK, gegenseitige Unterstützung
• Datengenerierung und -Nutzung: Gegenüberstellung von Soll und Ist Zustände durch Evaluationsdatem
• Nutzung externer Unterstützungsstrukturen: Vernetzung von Schulen, Kooperationen mit außerschulischen
Partnern, Partizipation der Eltern

Unterrichtliche Merkmale erfolgreicher Schulen in Benachteiligter Lage


• Basisdimension guten Unterrichts: effiziente Klassenführung, kognitive Aktivierung, konstruktive Unterstützung
• Strukturierte Lernprozesse: verbunden mit kurzfristigen Lernzielen und unmittelbarem Feedback, eine verstärkte
Anwendungsorientierung und Lebensweltbezug
• Störungsfreie und intensive Nutzung der Lernzeit
• Vermeidung von Unterforderung: Förderung von eigenen Denkaktivitäten, Stärkung des SuS Ichs und
diskursiver Umgang mit Fehlern
• Sprachsensibler Unterricht als Prinzip aller Unterrichtsfächer
• Lern- und Unterstützungsangebote, die sozioemotionale Komponente von Lernen umfassen

Übergang in die Sekundarstufe 1


• Ausgangslage: Unterschiede in der Bildungsbeteiligung verschiedener sozialer Gruppen:
—> Lernende aus oberen sozialen Schichten besuchen häufiger (im Vergleich zu Lernenden aus
weniger Privilegierten Elternhäusern) anspruchsvollere Schularten, auch bei vergleichbaren
kognitiven und schulischen Fähigkeiten
• Übergang von GS auf SEK 1 als zentrale und schwer revidierter Weichenstellung für zukünftige
Bildungslaufbahn durch frühe und an Leistungsbeurteilung orientierte Aufteilung der Lernenden im
mehrgliedrigen Schulsystem
• Bildungsentsheidungen beeinflusst durch Wechselspiel von schulischen Leistungen des Kindes
(primärer Herkunftseffekt), den elterlichen Bildungsaspirationen und institutionellen
Rahmenbedingungen des Bildungssystems

Übergangsempfehlung
• Erstellen von Empfehlungen für den Übergang auf weiterführende Schule als professionelle Kernaufgabe der
GS Lehrkräfte
• Übergangsempfehlung als Prognose zur Bewährung eines Lernenden in verschiedenen Formen des
weiterführenden Schulsystems —> Unterschied zu Noten als Bewertung bisheriger Leistungen
• Prognosen sind auf Zukunft gerichtet und mit Unsicherheiten verbunden —> LK bewerten Möglichkeit einer
angemessenen Beurteilung als eher schwierig
• Komplexe und verantwortungsvolle Aufgabe für die LK mit deutlichem Erleben von Belastung durch Zweifel an
den ausgesprochenen Empfehlungen
Bedeutung der Schulleistungen
• Schulleistungen der Lernenden beeinflussen Übergangsprozess
• Starke Orientierung an bisherigen Schulleistungen —> entspricht Richtlinien zur Vergabe der Übergangsempfehlung
• I.d.r. Eindeutige Übergangsempfehlung bei sehr guten oder schlechten Leistungen
—> in mittleren Leistungsbereich: sekundäre Herkunftseffekte
• Hinweise auf Einfluss sozialer Herkunft auf Schulnoten:
—> bessere Benotung von Kindern aus sozioökonomisch starken Familien, in Vergleich zu weniger privilegierten
Familien
• geringere Chance einer Gymnasialempfehlung für Kinder aus sozial schwächeren Familien, selbst bei gleichen
Testleistungen und Schulnoten wie bei Kinder aus privilegierten Familien

Verschiedene Wirkmechanismen für Einfluss der sozialen Herkunft auf die Übergangsempfehlung
• Kinder aus Familien mit besseren Herkunftsressourcen werden höhere schuladäquate nicht-kognitive Fähigkeiten
bescheinigt —> besseres kulturelles Kapital
• Einfluss der antizipierten elterlichen Unterstützungsmöglichkeiten auf Übergangsempfehlung
• Aktiver Einfluss der Eltern auf Empfehlungspraxis der LK ( z.b. Verhandlungen, Anpassung Noten zur Vermeidung
von Auseinandersetzungen)

Bedeutung institutioneller Vorgaben beim Übergang


Vier Bereiche der Unterschiede zwischen den Bundesländern:
1. Regelung der Kommunikationsstruktur zwischen Eltern und Schule
2. Kriterien zur Erstellung von Übergangsempfehlungen
3. Regelung hinsichtlich der Bindungskraft von Übergangsempfehlungen
4. Schulstruktur der Sekundarstufe

Verbindliche Lehrkräfteempfehlung vs. Elternwille


Verbindliche vs. Unverbindliche Grundschulempfehlung

Umsetzung von Reformen zum Abbau von Bildungsungleichheiten in Baden-Württemberg


• Neukonzeption der Werkrealschule (2010/2011)
• Abschaffung verbindliche Grundschulempfehlung durch unverbindliche Bildungsempfehlung mit freier
elterlicher Schulwahl (2012/2013)
• Implementierung von Gemeinschaftsschulen
• Neukonzeption der Realschulen (2016/2017)
• Schulprojekt an 44 Gymnasien mit Abitur nach 9 Jahren
—> Trend in BW, dass zunehmend Kinder entgegen der Grundschulempfehlung formal höhere Schularten
wählen und abnehmend Kinder entgegen Grundschulempfehlung auf niedrigere Schulen wechseln
Befunde aus zwei Dissertationsprojekten

Fazit zur Erklärung sozialer Bildungsungleichheiten beim Übergang


• Dreifache Benachteiligung von Kindern aus sozial schwachen Familien beim Übergang von Gs in SEK 1
• Schlechtere Schulleistungen aufgrund ihrer Sozialisationskontexte (primäre Herkunftseffekte)
• Häufigere Entscheidung für niedrigere Schulformen bei gleichen Testleistungen, Schulnoten und Empfehlungen
(Sekundäre Herkunftseffekte)
• Schlechtere Beurteilung durch LK (Noten und Schullaufbahnempfehlungen) bei gleichen Testleistungen (tertiäre
Herkunftseffekte)

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