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O-Ton (Jingle der Show [Einleitende Musik])

Mod. Piet: Einen wunderschönen guten Tag meine verehrten Zuhörerinnen und Zuhörer.
Herzlich willkommen zum unseren Feature “Stammtisch am Sonnabend”.
Mein Name ist Piet und heute diskutieren wir das Thema Sprachwandel, dazu habe ich
heute zwei Sprachwissenschaftler als Gäste bei mir, Doktor Oliver Landzianowski und Professor
Doktor Jan Felix Beitat, guten Abend Gentleman.

Prof. Oliver: Guten Tag, Freut mich hier zu sein

Prof. Jan: Schönen Abend, dem stimme ich zu.

O-Ton (Aufmerksamkeitserzeugende Glocke)

Mod. Piet: Anglizismen und Einflüsse der englischen Sprache sind in Deutschland heiß diskutiert. Die
Positionen sind hier Sprachverfall oder Sprachentwicklung. Ich frage frei heraus, denken Sie
der englische Einfluss schadet der deutschen Sprache?

Prof. Oliver: Nun ja, die Sprache dient ja als Kommunikationsmittel und diese sollte immer
pragmatisch und einfach sein. In einer globalisierten und digitalen Welt ist es völlig normal, dass sich
die Sprache im Laufe der Zeit verändert und weiterentwickelt. Rudi Keller von der Universität
Düsseldorf und Verfasser des Buches “Sprachwandels” drückte es wie folgt aus: „Was wir als
Sprachverfall wahrnehmen, ist nichts anderes als der allgegenwärtige Sprachwandel und den hat es
schon immer gegeben.“1

Mod. Piet: Sehr interessant. Könnten Sie das den Zuhörern erläutern?

Prof. Oliver: Aber sicher: wie ich schon erwähnt habe, verändert sich die Sprache. Wenn wir uns den
Sprachstil von vor hundert Jahren ansehen, dann fällt auf, dass fundamentale Veränderungen
stattgefunden haben, die wir aber heute gar nicht wahrnehmen. Die Sprache verfällt also nicht,
sondern erlebt einen Umschwung der Generationen. Zum Beispiel wurde früher der Dialekt
„Plattdeustch“ vorwiegend im norddeutschen Raum von allen Generationen verwendet. Heutzutage
sprechen nur noch einige wenige ältere Menschen Plattdeutsch in dem alltäglichen Sprachgebrauch,

1 Geht die deutsche Sprache vor die Hunde?; Rudi Keller; (Z. 26f.)

1
wohingegen jüngere Menschen überwiegend Standardhochdeutsch. Das Fazit: Wir erleben einen
ständigen Sprachwandel.

Mod. Piet: Viele Menschen, auch ein beachtlicher Teil Ihrer Kollegen in den Sprachwissenschaften,
sind der Meinung, dass diese Wandel negativ ist. Denken Sie, dass das Individuum überhaupt Einfluss
auf die Sprachentwicklung hat?

Prof. Oliver: Sprachliche Veränderung sind nicht vom Individuum zu beeinflussen. Es sind die Massen
an Menschen, die die Sprache bilden und nicht der Einzelne in seinen Gepflogenheiten und
Präferenzen

Mod. Piet: Professor Jan Felix, wie ist Ihre Meinung zu dem Thema, was halten Sie von der Aussage
ihres Kollegen?

O-Ton (Aufmerksamkeitserzeugende Glocke)

Prof. Jan: Grundsätzlich vertrete ich die gleiche Position, wie Professor Landzianowski. Die
Veränderung der Sprache ist nicht als Verfall, sondern als natürliche Weiterentwicklung zu
bezeichnen. In der Natur des Menschen liegt es, dass sie sich den leichtesten Weg zum Ziel suchen.
Der Mensch ist sehr Bequem, bei den meisten Dingen, die er tut, damit er viel Energie einsparen
kann. Ich führe das Beispiel von Keller an, welches er in seiner Universität beobachtet hat: Abseits
der Wege vom Campus, ist ein breites Netzwerk an Abkürzungen in Form von Trampelpfaden über
die Jahre entstanden. Dies lässt sich auf die Bequemlichkeit des Menschen zurückführen, da sie die
einfachsten Wege und Mittel suchen, um ihre Ziele zu erreichen.

Mod. Piet: Forscher die die Meinung vertreten, dass die Sprache verfällt bringen auf das Argument
das englische Ausdrücke die deutschen weder ergänzen noch ersetzen. Sie verdrängen die natürliche
Wortbildung des Deutschen.

Prof. Jan: Dies stimm nicht ganz. Der Einfluss der englischen Sprache ist zwar stark gestiegen, jedoch
ist dies gar nicht so schlimm, da man mit der englischen Sprache mehr anfangen kann, als mit der
deutsch, sie ist immerhin die globale Sprache. Englische Sprache soll als Zweitsprache anerkannt
werden, damit die deutsche Sprache beim globalen Wettbewerb mithalten kann.

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Mod. Piet: Ich verstehe Ihr Argument, jedoch behaupten Kritiker, dass es zu einer Schwächung der
deutschen Sprache führen könnte. Was sagen Sie dazu?

Prof. Jan: Ich verstehe diese Sorge, jedoch gibt es Schlagkräftige Argumente, die dagegen sprechen.
Die Frage, die man sich nämlich stellen muss ist, aus welcher Perspektive man die deutsche Sprache
betrachtet. In den Nachrichten wird beispielsweise viel Sachlicher und Informativer gesprochen, als
in Slogans, in denen es gewöhnlich ist die englische Sprache mit der deutschen zu vermischen.
Beispielsweise kann für den Begriff „Mädchen“ auch „Girl“ benutzt werden, wodurch die deutsche
Sprache vielfältiger ist und in vielen Situationen verwendet werden kann.

Mod. Piet: Da muss ich Ihnen wirklich recht geben, dies fällt mir in meinem eigenen Sprachgebrauch
auf, dass ich weniger englische Wörter benutze, sobald ich sachlicher und informativer werde, wie in
unserem Gespräch gerade. Kann es dann nicht sogar sein, das englische Begriffe irgendwann
eingedeutscht werden?

O-Ton (Im Hintergrund raschelnde Musik)

Prof. Oliver: Dazu kann ich was sagen, denn dies ist ja bereits der Fall. Wörter, wie Pullover oder
sogar Keks, stammen ja aus dem englischen und werden allgegenwärtig verwendet. Wenn ich mal
weiter auf das Wort „Keks“ eingehe, dann ergibt sich folgendes: Das Wort stammt nämlich aus dem
englischen Wort „cake“ ab, welches sich 1919 zum Begriff „Keks“ eingebürgert hat 2 . Diese Form von
Sprachveränderungen ist aber durchaus positiv behaftet, da englische Wörter oftmals kürzer und
präziser sind, als ähnliche deutsche Begriffe. In diesem Fall, wären wir wieder bei dem Sachverhalt
der Bequemlichkeit des Menschlichen Sprachgebrauchs, da sie die deutsche Sprache möglichst
präzise und kompakt behalten.

Mod. Piet: Glauben Sie, dass neue Trendwörter ebenso eine Sprachveränderung durchleben können
oder sind dies Wörter, welche vorübergehend in aktuellen Trends benutzt werden?

O-Ton: (Im Hintergrund spannende Musik)

Prof. Oliver: Es gibt aktuelle Sprachveränderungen auch oftmals in der jugendlichen Sprachweise.
Die junge Generation benutzt beispielsweise Wörter aus dem englischen, um deutsche Wörter zu
beschreiben oder sich den aktuellen Trends anzupassen. Hierfür werden Wörter wie “weird” benutzt,

2 M3 Heinrich Christian: „Fehler machen Worte“ Die Zeit 30.04.2009 (Z.5-9)

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um auszudrücken, ob sich jemand komisch benimmt oder etwas komisch ist. In diesem
Zusammenhang haben wir eine Zusammenführung von beiden Sachverhalten. Auf der einen Seite,
erkennt man den Einfluss der englischen Sprache auf die junge Generation. Und zum anderen die
Verwicklung und Anpassung neuer Trends auf die deutsche Sprache. Somit haben wir auch
Generationsunterschiede, da junge Menschen vermehrt neue sprachliche Trends entwickeln und
ältere bei dem gewohnten “Standardhochdeutsch” bleiben oder in unserem regionalen Raum in
Norddeutschland teilweise noch Plattdeutsch sprechen.

(Wartend unterbricht er ihn)

Mod Piet: Das ist zwar sehr interessant, aber ich habe die Frage falsch eingeleitet. Ich wollte wissen,
ob sich Trendwörter auch Sprachveränderungen unterziehen müssen?

(Lächelt ihn an)

Prof. Oliver: Auf diese Art der Frage wollte ich mich auch jetzt beziehen, da es auch hilfreich ist
erstmal in den Sachverhalt eingeführt zu werden und ein Beispiel zu haben. Natürlich haben wir auch
Sprachveränderungen in neuen Trends, da viele deutsche Wörter mit Trendwörtern ausgetauscht
werden. Hierfür sehe ich einige Gründe, welche ich in meinem Prospekt “Was benutzen wir
tagtäglich?-Unsere Sprache” beschrieben habe. Wenn wir uns auf das Wort “weird” beziehen, dann
ist es oftmals der Druck. Da die Menschen den Trends folgen müssen, um auch dazu gehören zu
können. Diese Art und Weise findet man überwiegend in jüngeren Generationen. Da die Menschen
so jung sind kann sich auch der Trend innerhalb des Sprachgebrauches ändern.
Um ihre Frage zu beantworten, wird es natürlich auch zu Sprachveränderungen innerhalb der
Trendwörter kommen. Keller hat es wie folgt beschrieben: „Ich bin absolut sicher, dass in 20 Jahren
kein Mensch mehr „cool“ sagen wird, so wie man heute nicht mehr „knorke“ oder „dufte“ sagt“ 3(1).
Auch Keller war der Meinung und prognostiziert, dass es auch bei Trendwörtern zu Veränderungen
kommen kann. Da ein Trend auch nur eine gewisse Zeit anhält und dann an Gewicht und
Aufmerksamkeit verliert.

O-Ton: (Leichte aufblühende und erhellende Musik)

Mod. Piet: Eine sehr gute Darstellung.Ein sehr nachvollziehbares Thema, aber ich würde gerne noch
auf schwierigere Inhalte eingehen.

3 Zitat von Rudi Keller; Geht die deutsche Sprache vor die Hunde?; MA 1 Z. 47 f.

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Festhalten muss man ja nun mal auch, dass nicht jedes Wort welches wir unter den Anglizismen
zusammenfassen auch wirklich eins ist. Das „Handy“ lässt sich wohl bestenfalls nur als
Pseudoanglizismus verkaufen da es dieses Wort im englischen so nicht gibt. Und wie kann es sein,
dass niemand weiß woher dieses Wort des täglichen Gebrauchs stammt?

Prof. Oliver: Tatsächlich ist die Herkunft dies Wortes, welches doch eine beeindruckende Historie
hinter sich hat, unklar. Es gibt viele Spekulationen und logische Ansätze aber sicher weis man es
nicht. Als Wissenschaftler empfinde ich solch Ungewissheit natürlich als nur schwer zu ertragen
(kurze humoristische Pause)
Aber für die praktische Ausübung der gesprochenen Sprache ist das nicht wichtig. Buchstäblich jeder
kann mit dem Begriff „Handy“ etwas anfangen und weis was gemeint ist.

(Höflich unterbrechend)

Mod. Piet: Dennoch gibt es Menschen die unzufrieden sind das ein pseudoenglisches Wort mit
unklarer Herkunft bei uns alltäglich Anwendung findet.

Prof. Oliver: Natürlich gibt es Berechtigte Gründe dieses Wort für sich abzulehnen. Allerdings
wurde schon Mitte der Neunzigerjahre, also noch vor dem weltweitem Erfolg, aktiv nach einer
Alternative gesucht aber keine gefunden.
Trotz all der Unstimmigkeiten mit dem Begriff „Handy“ darf man nicht verkennen, dass dieser
Begriff schon damals erforderlich war. Und schaut man drauf wie fest verankert dieser Begriff in
unser aller leben ist, sieht man, dass er längst unentbehrlich geworden ist.

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