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Verarbeitung

Destillate richtig entschwefeln


Schwefeldioxid (SO2) ist ein in der Bereitung von Wein oder
Obstwein üblicher Hilfsstoff. In freier Form ist SO2 stechend und
brennt in Auge und Nase und ist in Destillaten daher uner-
wünscht, in höheren Konzentrationen macht es einen Brand so-
gar ungenießbar. Durch eine gezielte Behandlung kann der Fehl-
ton fast gänzlich beseitigt werden.

Foto: Innerhofer
Georg Innerhofer, Versuchsstation für Obst- und Weinbau Haidegg *)

Die Schwefelung von Most/Wein mit

D er Hilfsstoff Schwefeldioxid
(SO2) ist ein farbloses, stechend
riechendes Gas, das in wässri-
ger Lösung Schwefelige Säure bildet.
Über geschwefelte Ausgangsprodukte
machen, sind drei Möglichkeiten be-
kannt. Üblicherweise wird jede der drei
Methoden im Rohbrand angewendet,
da die Wirkung der Behandlung in der
Maische nicht befriedigend wäre bzw.
Kaliumpyrosulfit (KPS) ist die häufigste
Ursache für den Schwefelstich im Destillat

wie Wein oder Obstwein, manchmal die jeweilige Aufwandmenge zu hoch.


auch über geschwefelte Früchte, ge- Bei Brenngeräten mit Verstärkungsein-
langt es in den Brand. Nur selten richtungen werden die Böden und der Peroxyd liegt bei 0,3 ml/100 mg Ge-
stammt es von der Hefe, die das SO2 Dephlegmator deaktiviert bzw. um- samtem SO2/l. Für 100 l Rohbrand mit
unter speziellen Voraussetzungen aus gangen und höherprozentige Rohbrän- 300 mg Gesamtem SO2 benötigt man
Aminosäuren bildet, das dann konzen- de auf 20–25 %Vol. verdünnt. daher 90 ml H2O2. Überdosierungen
triert im Brand auftritt. Spezielle Bren- Nach der Behandlung erfolgt bei al- führen zu deutlich merkbarer Oxydati-
nereihefen sind in der Regel nicht len drei Methoden wie gewohnt ein on von anderen Stoffen, darunter auch
schwefelbildend. Feinbrand, bei dem das Stechen der Aromakomponenten, im Brand.
Durch den Kochvorgang im Brenn- Schwefeligen Säure nur noch minimal Der Zusatz von Wasserstoffperoxyd
kessel verflüchtigt sich neben der freien feststellbar sein dürfte. entfernt zwar nach dem Umbrennen
Schwefeligen Säure auch die gebunde- die Schwefelige Säure aus dem Destil-
ne Form. Im Destillat kommt es zu ei- lat. Durch die bewirkten Reaktionen
Übliche Methoden zum Entschwefeln
ner starken Konzentrationserhöhung verändert sich aber auch das Aroma
der Schwefeligen Säure. Theoretisch des Brandes und führt zu einem unhar-
erhöht sich die SO2-Konzentration um ● Wasserstoffperoxyd monisch „harten“ Produkt. Das verän-
den Faktor der Volumenverminderung. Verwendet wird dazu eine 30%ige derte Aroma (und die notwendige Be-
Praktisch wird ein Teil wieder abgebun- Lösung von H2O2, das im Brand nicht stimmung der Gesamten Schwefeligen
den, geringe Mengen entweichen gas- selektiv mit Stoffen reagiert. Durch den Säure als zusätzlichem Arbeitsschritt)
förmig. Der Großteil vom SO2 geht Zusatz von Wasserstoffperoxyd wird halten die Bedeutung der Methode
zwar am Beginn der Destillation über, unter anderem die Schwefelige Säure gering, sie wird praktisch fast nicht
aber der stechende Geruch zieht sich aufoxidiert, es entsteht die nicht-flüch- angewendet.
bis ans Ende vom Mittellauf durch. Ein tige Schwefelsäure. Daneben reagiert
Abtrennen beim Brennen durch Frak- das Peroxyd auch mit anderen Stoffen, ● Kalk
tionierung ist daher nicht möglich, der unter anderem auch mit Aromakom- Zum Einsatz kommt normaler Ent-
Brand damit ungenießbar. ponenten, was zu Aromaverlusten säuerungskalk, der in jedem Geschäft
Nicht verwechselt werden darf die und einem geänderten, unangenehm für Kellereizubehör erhältlich ist. Die
Schwefelige Säure mit der Schwefel- harten Geschmack im Brand führt. Aufwandmengen liegen je nach Roh-
säure, die zum Absenken des pH-Werts Um einigermaßen gezielt nur die
von Maischen in der Obstbrennerei Schwefelige Säure aufzuoxydieren, ist
große Bedeutung hat. Schwefelsäure die Aufwandmenge an H2O2 nach dem
ist nicht flüchtig und hat daher keinen Gehalt an Schwefeliger Säure im Roh-
direkten Einfluss auf den Geruch oder brand zu richten. Eine Bestimmung der
Geschmack von Bränden. Gesamten (= der gebundenen und der *) Zusammenfassung eines Vortrages,
Um Destillate aus SO2-haltigen Aus- freien) Schwefeligen Säure ist daher gehalten vom Autor beim Christian
gangsstoffen wieder genussfähig zu Voraussetzung. Die Aufwandmenge an Carl Brennereiseminar, Seckau 2005

Besseres
4 Obst 12/2005
Verarbeitung

brand zwischen 300 und 400 g/hl,


können aber in manchen Fällen auch
außerhalb dieser Grenzen liegen. Über-
dosierungen führen zu einem laugigen
Geschmack im Destillat.
Dem Rohbrand wird unter ständi-
gem Rühren so lange Kalk beige-
mengt, bis sich dieser nicht mehr
auflöst und beginnt, am Boden des
Gefäßes einen Belag zu bilden. Der ge-
löste Kalk bildet mit der Schwefeligen
Säure ein nichtflüchtiges Calciumsalz,
gleichzeitig steigt der pH-Wert im
Brand an. Nach mehrmaligem Aufrüh-
ren wird das Destillat nach ein bis zwei
Tagen vom Kalkbelag abgezogen und
nochmals destilliert.
Kalk ist schonender für das Aroma
als der Zusatz von Peroxyd, daneben ist
er auf vielen Betrieben vorhanden. Der
Zusatz von Kalk verursacht einen zu- Fazit Gebräuchliche Methoden des
Entschwefelns von Destillaten
sätzlichen Reinigungsschritt und führt
sehr leicht zu einem laugenartigem Ge- Derzeit sind drei Methoden zum Interesse an einem „Schnupper-
schmack des Produkts. Diese Methode Entfernen von Schwefeliger Säure aus abo“ von ‘Besseres Obst’?
eignet sich recht gut zum Entschwe- einem Brand bekannt. Alle drei werden 3 Hefte zum Sonderpreis von € 11,–
feln, der Einfluss vom Kalk auf das in einem auf 20–25 %Vol. verdünnten im Inland und € 13,– inkl. Porto im
Aroma des Brandes ist eher gering. Rohbrand durchgeführt, der im An- Ausland – ein Angebot ohne weitere
schluss ein weiteres Mal destilliert wird. Verpflichtungen zum Kennenlernen!
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Üblich ist der Einsatz von 1 n (1-nor- mit Kalk und der Natronlauge die bes- Zustellservice GmbH, Faradaygasse 6,
maler) Natronlauge, was einer Konzen- ten Ergebnisse erzielt werden, wobei 1030 Wien, Tel. +43/(0)1/79500-44,
tration von etwa 40 g NaOH je Liter die Behandlung mit der Lauge noch Fax DW 12, e-mail: aboservice-av@red
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entspricht. Erhältlich ist die Lauge im geringfügig besser abschnitt und daher
Weitere Informationen unter Tel.
Chemikalienfachhandel oder in Droge- zu bevorzugen ist. ■ +43/(0)2235/404-222 oder -423 oder
rien. Dem Rohbrand wird bis zum Errei-


e-mail: redaktion1@agrarverlag.at
chen von pH 5,8 Natronlauge zuge- Der Autor: Georg Innerhofer, Ver-
setzt. Das Natrium bildet mit der suchsstation für Obst- und Weinbau Kaliumpyrosulfit verursacht im Brand
Schwefeligen Säure ein nichtflüchtiges Haidegg, Tel. 0316/877-6612, e-mail: einen Fehlgeschmack, der durch eine
georg.innerhofer@stmk.gv.at gezielte Behandlung weitestgehend
Salz, das bei der anschließenden Destil-
entfernbar ist
lation im Rückstand verbleibt. Die be-
nötigte Menge liegt zwischen 0,5 und
1 l/100 l Rohbrand. Der Laugenzusatz
wird mittels pH-Meter kontrolliert und
führt zu keinerlei Verunreinigungen
bzw. zusätzlichem Reinigungsaufwand.
Kurz nach dem Zusatz der Lauge kann
bereits destilliert werden. Überdosie-
rungen führen wie beim Kalk zu einem
laugigen Geschmack im Destillat.
Natronlauge ist im Rohbrand relativ
leicht zu verteilen und gut zu dosieren.
Zur genauen Ermittlung der benötigten
Menge ist ein pH-Meter erforderlich,
das in den meisten Brennereibetrieben
standardmäßig vorhanden ist. Dane-
ben ist es von den genannten Metho-
den die aromaschonendste und daher
die empfehlenswerteste Form der
Entschwefelung.

Besseres
12/2005 Obst 5

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