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Messgleichrichter mit OPV - Schaltungen

1. Allgemein
Ein Gleichrichter wandelt Wechselspannung in Gleichspannung um.
Zur Verarbeitung und Messung von Wechselgrößen werden möglichst ideale
Gleichrichter benötigt. Übliche passive Gleichrichterschaltungen aus Dioden haben
den Nachteil, dass Dioden im leitenden Zustand eine Flussspannung von rund 0,6 V
haben und für Messzwecke ungeeignet sind. Erst in Verbindung mit OPV’s können
nahezu ideale aktive Messgleichrichterschaltungen aufgebaut werden.

2. Der aktive Einweggleichrichter


Der in der Abbildung 1 dargestellte aktive Einweggleichrichter ergibt sich aus zwei
Gegenkopplungspfaden, von denen während einer Halbwelle nur jeweils einer
wirksam ist. Wären nicht beide Pfade vorhanden, wäre der OPV für eine der beiden
Halbwellen übersteuert.

Abbildung 1: Aktiver Einweggleichrichter mit zweifachem Ausgang

Die Wirkungsweise des aktiven Einweggleichrichters ergibt sich aus folgendem


Schema:

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Es wird der OPV ideal angenommen und die Flussspannungen der Dioden
vernachlässigt. Wäre dies nicht der Fall, würde am Ausgang ein Spannungshub
hinzutreten, der der Flussspannung der Dioden (= 0,6V) entspricht.
Die Dioden wirken als Schalter zwischen positiver und negativer Halbwelle.

Fall a:

Liegt am Eingang die negative Halbwelle an, so leitet D2 und D1 sperrt.


Weil D1 sperrt, ist R3 wirkungslos und am Ausgang Ua+ ergibt sich die verstärkte
R2
Spannung Ua+ = −Ue ⋅ .
R1
Auf Grund des invertierenden Verstärkers wird die negative Eingangshalbwelle zur
verstärken positiven Ausgangshalbwelle (invertierendes OPV – Verhalten).

Fall b:

Liegt am Eingang die positive Halbwelle an, so leitet D1 und D2 sperrt. Dadurch,
dass D2 sperrt, wird R2 wirkungslos und am Ausgang Ua- ergibt sich die verstärkte
R3
Spannung Ua− = −Ue ⋅ … (invertierender Verstärker).
R1
Im Spannungs-Zeit – Diagramm ist dies dadurch dargestellt, dass die positiven
Halbewellen gleich Null sind und nur die negativen Halbwellen auftreten.

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3. Der aktive Vollweggleichrichter

Wird die Schaltung in Abbildung 1 mit einem Subtrahierverstärker ergänzt, erhält


man den aktiven Vollweggleichrichter nach Abbildung 2. Die Vollweggleichrichtung
entsteht durch Summation des invertierten einweggleichgerichteten Eingangssignals
und des doppelt gewichteten, aber sonst unveränderten Eingangssignals.

Abbildung 2: Aktiver Vollweggleichrichter

Die Wirkweise des aktiven Vollweggleichrichters lässt sich aus folgendem Schema
leicht erkennen:

In Summe ergibt sich also ua=|ue|, was einer perfekten Vollweggleichrichtung


entspricht.

Die Erweiterung der 1. Schaltung durch einen Summierer führt zu einem


Vollweggleichrichter. Es wird eine sinusförmige Eingangsspannung Ue
angenommen, die zu dem ebenfalls sinusförmigen „Vollwellenstrom i1 führt. Der
Strom i2 ist dagegen nur ein „Halbwellenstrom“ entsprechend der Spannung ua1.
Beide Ströme ergeben in Summe den gleichgerichteten Strom is. Damit dieser beide
Halbschwingungen der Eingangsspannung im gleichen Maßstab abbildet, muss der
Widerstand R2 = R1 /2 sein. Mit der angegebenen Dimensionierung R3=R1 wird
Ua = |Ue|.

Vorteil:
Es wird die positive und negative Halbwelle gleichgerichtet.
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4. Der aktive Vollweggleichrichter für erdfreie Last

Für erdfreie Last – in Abbildung 3 durch ein Strommessgerät MGI mit kleinem
Innenwiderstand dargestellt – eignet sich der aktive Vollweggleichrichter in
Brückenschaltung. Aus der Forderung ued ≈ 0 und ien ≈ 0 ergibt sich, dass am
Widerstand R die volle Eingangsspannung abfällt, d.h.

ue
iR =
R

Der Strom hängt also nur von ue und R ab, d.h. die Schaltung wirkt zwischen dem
OPV-Ausgang und R wie eine Stromquelle. Durch dieses Stromquellenverhalten
spielen die Flussspanungen der Dioden und ihre Durchlasswiderstände keine Rolle.
Für positive Eingangsspannungen fließt der gesamte Strom im=iR über die Dioden D1
und D4 über die (erdfreie) Last, für negative Eingangsspannungen fließt er durch D3
und D2 in der gleichen Richtung über die Last, es gilt also

ue
im =
R

d.h. die Schaltung funktioniert als Vollweggleichrichter. Der Widerstand R definiert


das Verhalten nahe ue=0V.

Abbildung 3: Aktiver Vollweggleichrichter mit erdfreiem Ausgang

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5. Der Spitzenwertgleichrichter
In Abbildung 4 ist eine Schaltung zur Erfassung des negativen Scheitelwerts eines
Signals gezeigt. Für negative Eingangsspannungen deren Betrag zunimmt und nicht
kleiner als
R1
uc ⋅
R2
ist, ist die Diode D1 gesperrt und D2 leitet. In diesem Fall ist die Schaltung ein
invertierender Verstärker und es stellt sich dich Ausgangsspannung nach Punkt (a)
des folgenden Schemas ein:

Abbildung 4: Invertierender Spitzenwertgleichrichter für ue<0

Im Betriebsfall (b) sind die Verstärker V1 und V2 voneinander entkoppelt, der


Kondensator C bleibt geladen (re2>>) und die Ausgangsspannung behält den Wert

R2
ua = ue , min,
R1
bis ein neuer negativer Maximalwert der Eingangsspannung auftritt oder der
Kondensator C durch Schließen des Schalters S entladen wird. Während der
Haltephase kann es zu Driftfehlern kommen, die durch Leckströme und die
Eingangsströme des OPV2 verursacht werden. Die dynamischen Anforderungen an
den OPV1 sind sehr hoch, er muss in der Lage sein, den Kondensator rasch auf den
Sollwert aufzuladen und daher viel Strom zu liefern. Außerdem muss er eine hohe
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Slew-Rate besitzen, um die Schaltspannungen der Dioden möglichst schnell zu
überwinden.

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