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Technische Universität Berlin 1-1

Fakultät IV- Elektrotechnik und Informatik


1 Leistungselektronik
Leistungselektronik ist ein Überbegriff für verschiedene elektronische Schaltungen, die dazu
dienen, Energie zu steuern, umzuformen oder zu schalten. Obwohl wir fast ständig
Leistungselektronik benutzen, können die wenigsten Leute mit dem Begriff etwas anfangen. Man
unterscheidet bei der Umformung vier Arten (Bild 1.1):
 Gleichrichter wandeln Wechselspannung in Gleichspannung
 Wechselrichter wandeln Gleichspannung in Wechselspannung
 DC/DC-Wandler oder Gleichstromsteller wandeln Gleichspannung auf ein anderes
Spannungsniveau
 AC/AC-Umrichter oder Frequenzumrichter wandeln Wechselspannung auf ein anderes
Spannungsniveau und/oder ändern die Frequenz

Gleichrichter Wechselrichter
• AC  DC • DC  AC

DC/DC-Wandler Frequenzumrichter
• DC  DC • AC  AC

Bild 1.1 Verschiedene Arten der Umformung mit zugehörigem Schaltzeichen

Die Aufgabe der Leistungselektronik ist dabei immer, die Energieform der Quelle so
umzuwandeln, dass sie für die Last benutzbar wird. Braucht beispielsweise eine Last, z.B. ein
Gleichstrommotor, eine Gleichspannung und soll die Last am Wechselspannungsnetz betrieben
werden, wird ein Gleichrichter benötigt, um die Last betreiben zu können. Neben der eigentlichen
Schaltung werden auch eine Steuerung der Bauteile und Kommunikation gebraucht (Bild 1.2).

Bild 1.2 Komponenten eines Umrichters

Skript zur Vorlesung Elektrische Energiesysteme


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Im Rahmen der Veranstaltung Elektrische Energiesysteme beschäftigen wir uns nur mit den
Gleichstromstellern oder DC/DC-Wandlern. Die anderen Umformungsarten werden in den
Veranstaltungen über Leistungselektronik behandelt. Es gibt zwei Grundschaltungen von
Gleichstromstellern, aus denen weitere Varianten abgeleitet werden können: den Tiefsetzsteller,
der eine hohe in eine niedrige Gleichspannung umwandelt, und den Hochsetzsteller, der eine
niedrige in eine hohe Gleichspannung umwandelt. Diese beiden Grundschaltungen und ihre
prinzipielle Funktionsweise werden hier behandelt. Im Folgenden werden zunächst die benötigten
Bauteile (Abschnitt 1.1) vorgestellt und im Anschluss der Aufbau und die Funktionsweise von
Tiefsetzsteller (Abschnitt 1.2) und Hochsetzsteller (Abschnitt 1.3) erklärt.
1.1 Bauteile
Neben den passiven Bauteilen Spule, Kondensator und Widerstand sowie Strom- und
Spannungsquellen werden für den Aufbau von leistungselektronischen Schaltungen weitere,
aktive, Bauteile benötigt. Dazu zählen Dioden, Transistoren und leistungselektronische Schalter.
Im Rahmen dieser Veranstaltung werden sie idealisiert betrachtet, für eine genauere, reale
Betrachtung sei auf die Veranstaltungen Halbleiterbauelemente und Leistungselektronik
verwiesen.

Ideale Dioden „leiten“ und werden zu einem Kurzschluss, wenn eine positive Spannung anliegt,
und „sperren“, werden zu offenen Klemmen, wenn eine negative Spannung anliegt (Bild 1.3).

a: Schaltzeichen einer Diode b: Kennlinie einer idealen Diode


Bild 1.3 Ideale Diode

Alle weiteren leistungselektronischen Bauteile werden als ideale Schalter betrachtet. Ist der
Schalter geschlossen, ist er ein idealer Kurzschluss; ist er offen, stellt er offene Klemmen dar (Bild
1.4)

Skript zur Vorlesung Elektrische Energiesysteme


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a: Offener Schalter b: Geschlossener Schalter


Bild 1.4 Schaltzustände eines idealen Schalters

1.2 Tiefsetzsteller
Tiefsetzsteller (engl. buck converter) wandeln eine hohe in eine niedrigere Gleichspannung.
Anwendungen, wo ein Tiefsetzsteller oder eine daraus abgeleitete Schaltung verwendet werden,
sind z.B. der Betrieb von Gleichstrommotoren aus Batterien, Laden von Batterien aus PV-Zellen,
etc., also die Anpassung von Spannungen zwischen Gleichstromquellen und –senken. Der Aufbau
der Schaltung ist in Bild 1.5 zu sehen. Dabei wird die hohe Eingangsspannung Ue durch geeignetes
Schalten des Schalters S in die niedrigere Ausgangsspannung Ua an der Last gewandelt. Weitere
Komponenten sind die Diode D und die Induktivität L. Für die gesamte Betrachtung im Folgenden
werden die Diode, der Schalter und die Induktivität als ideal und verlustfrei angenommen; die
Eingangsspannung Ue und die Ausgangsspannung Ua werden als konstant angenommen. In
Anlehnung an Lehrbücher der Leistungselektronik wird hier am Ausgang eine Spannungsquelle
gezeichnet. Tatsächlich wird hier aber eigentlich eine Last angeschlossen. Die Spannungsquelle
soll nur darstellen, dass es sich um eine konstante Spannung handelt.

Bild 1.5 Schaltung eines Tiefsetzstellers

Skript zur Vorlesung Elektrische Energiesysteme


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1.2.1 Funktionsprinzip
Durch das Ein- und Ausschalten des Schalters ergeben sich zwei Schaltzustände, für die wiederum
ein vereinfachtes Schaltbild gezeichnet werden kann (siehe Bild 1.6 und Bild 1.7). Der Schalter
wird periodisch ein- und ausgeschaltet. Die Periodendauer T ist die Summe aus der Zeit im
eingeschalteten Zustand, Einschaltdauer, TE = D T und der Zeit im ausgeschalteten Zustand
TA = (1 - D) T. D heißt Tastgrad (engl. duty cycle). Über den Tastgrad wird die Höhe der
Ausgangsspannung eingestellt. Dieser Zusammenhang wird im Folgenden hergeleitet.

Zunächst wird der Zustand mit geschlossenem Schalter betrachtet, also während der Einschaltdauer
TE von t = 0 bis t = D T. Über den Maschenumlauf in der linken Masche in Bild 1.5 ergibt sich
−𝑢𝑢𝐷𝐷 = 𝑈𝑈𝑒𝑒 (1.1)
Also liegt an der Diode eine negative Spannung an, sie sperrt und kann daher weggelassen werden.
Der Schalter kann als Kurzschluss gezeichnet werden, so dass sich das neue Schaltbild in Bild 1.6
ergibt.

Bild 1.6 Tiefsetzsteller mit geschlossenem Schalter

Nun sollen Spannung und Strom an der Induktivität sowie der Zusammenhang zwischen Eingangs-
und Ausgangsspannung bestimmt werden. Durch Maschenumlauf ergibt sich die Spannung
𝑢𝑢𝐿𝐿 = 𝑈𝑈𝑒𝑒 − 𝑈𝑈𝑎𝑎 (1.2)

d𝑖𝑖
Die Induktivität begrenzt mit 𝑢𝑢𝐿𝐿 = 𝐿𝐿 ∙ d𝑡𝑡𝐿𝐿 den Stromanstieg
d𝑖𝑖a d𝑖𝑖 𝑈𝑈 −𝑈𝑈
= 𝐿𝐿 = e a (1.3)
d𝑡𝑡 d𝑡𝑡 𝐿𝐿

Dadurch ergibt sich für den Strom


𝑈𝑈 −𝑈𝑈
𝑖𝑖a (𝑡𝑡) = 𝑖𝑖𝐿𝐿 (𝑡𝑡) = 𝑖𝑖𝐿𝐿 (𝑡𝑡 = 0) + e a 𝑡𝑡 (1.4)
𝐿𝐿
Der Strom steigt also linear an.

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Nun wird der Zustand mit geöffnetem Schalter betrachtet. Der Strom fließt nun durch die Diode,
wodurch die Spannung an der Diode positiv wird und die Diode leitet. Sie kann nun als Kurzschluss
gezeichnet werden und der Schalter als offene Klemmen, so dass sich Bild 1.7 ergibt.

Bild 1.7 Tiefsetzsteller mit geöffnetem Schalter

Durch Maschenumlauf ergibt sich die Spannung an der Induktivität


𝑢𝑢𝐿𝐿 = −𝑈𝑈a (1.5)
d𝑖𝑖
Der Strom fällt nun linear nach 𝑢𝑢𝐿𝐿 = 𝐿𝐿 ∙ d𝑡𝑡𝐿𝐿:
d𝑖𝑖a d𝑖𝑖 −𝑈𝑈
= 𝐿𝐿 = a (1.6)
d𝑡𝑡 d𝑡𝑡 𝐿𝐿
mit
𝑈𝑈a
𝑖𝑖a (𝑡𝑡) = 𝑖𝑖𝐿𝐿 (𝑡𝑡) = 𝑖𝑖𝐿𝐿 (𝑡𝑡 = 𝐷𝐷 ∙ 𝑇𝑇) − (𝑡𝑡 − 𝐷𝐷 ∙ 𝑇𝑇) (1.7)
𝐿𝐿

Daraus ergibt sich der periodische Verlauf in Bild 1.8. In der Zeit von 0 bis DT ist die Spannung
an der Induktivität gleich der Differenz von Eingangs- und Ausgangsspannung Ue-Ua, während der
Ausgangsstrom linear ansteigt. In der Zeit von DT bis T ist die Spannung an der Induktivität gleich
der negativen Ausgangsspannung –Ua, während der Strom linear wieder auf den Ausgangswert
zum Zeitpunkt t = 0 fällt. Während der ganzen Zeit bleiben die Eingangs- und die Ausgangs-
spannung konstant 1.

1
Es erscheint zunächst widersprüchlich, dass die Ausgangsspannung konstant ist, während der Ausgangsstrom linear
steigt und fällt. In Abschnitt 1.2.2 wird eine Möglichkeit dargestellt, wie dies bei einer ohmschen Last realisiert werden
kann.

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uL
Spannung / V

Ue
Ue-Ua
Ue-Ua
Ua

-U
-U_a
a

0 DT T 2T 3T
i /A
a

0 DT T 2T 3T
t
Bild 1.8 Tiefsetzsteller – Spannungsverlauf an der Induktivität und Verlauf des Ausgangs-
stroms

Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass die Spannungszeitflächen im Zeitraum TE genauso groß
sind wie die im Zeitraum TA (s. auch Bild 1.9). Dies ist der Fall im stationären Betrieb, d.h. wenn
der Tastgrad D konstant gehalten wird. Ebenso ist dann der Mittelwert des Ausgangsstromes
konstant. Aus dem Mittelwert der Spannung an der Induktivität 𝑈𝑈 �𝐿𝐿 , also dem Integral über die
Spannung uL(t) während einer Periodendauer kann nun der Zusammenhang zwischen Eingangs-
und Ausgangsspannung hergeleitet werden. Dieses Integral ist im stationären Betrieb gleich Null
(Bedingung für stationären Betrieb):

�𝐿𝐿 = 1 ∫𝑇𝑇 𝑢𝑢𝐿𝐿 ∙ d𝑡𝑡 = 0 = 1 ∫𝐷𝐷𝐷𝐷(𝑈𝑈e − 𝑈𝑈a ) ∙ d𝑡𝑡 + 1 ∫𝑇𝑇 −𝑈𝑈a ∙ d𝑡𝑡
𝑈𝑈 (1.8)
𝑇𝑇 0 𝑇𝑇 0 𝑇𝑇 𝐷𝐷𝐷𝐷

Da Ue und Ua konstant sind, können die Integrale sehr einfach berechnet werden:

(𝑈𝑈e − 𝑈𝑈a ) ∙ 𝐷𝐷𝐷𝐷 + (−𝑈𝑈a ) ∙ (1 − 𝐷𝐷) ∙ 𝑇𝑇 = 0 (1.9)

Insgesamt ergibt sich für den Zusammenhang zwischen Eingangs- und Ausgangsspannung:

𝑈𝑈a = 𝐷𝐷 ∙ 𝑈𝑈e (1.10)

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Über den Tastgrad D kann also die Höhe der Ausgangsspannung eingestellt werden.

Bei idealen verlustfreien Bauteilen kann die Ausgangs- gleich der Eingangsleistung gesetzt
werden, also auch die mittleren Leistungen 𝑃𝑃 �e = 𝑃𝑃
�a . Über P = U ∙ I ergibt sich für den
Zusammenhang zwischen den mittleren Strömen an Ein- und Ausgang:

𝑈𝑈e ∙ 𝐼𝐼�e = 𝑈𝑈a ∙ 𝐼𝐼�a ⇒ 𝐼𝐼�e = 𝐷𝐷 ∙ 𝐼𝐼�a (1.11)

Der mittlere Strom am Ausgang ist also ebenfalls über den Tastgrad einstellbar.

Neben dem mittleren Strom ist in der Regel für die Last interessant, wie hoch die Stromwelligkeit
∆IL = ∆Ia ist (Bild 1.9). Diese berechnet sich wie folgt:

∆𝐼𝐼a 𝑈𝑈e −𝑈𝑈a 𝑈𝑈a 𝑈𝑈e


𝑢𝑢𝐿𝐿 = 𝐿𝐿 ∙ ⇒ ∆𝐼𝐼a = ∙ 𝐷𝐷𝐷𝐷 = ∙ (1 − 𝐷𝐷)𝑇𝑇 = ∙ 𝐷𝐷(1 − 𝐷𝐷)𝑇𝑇 (1.12)
∆𝑡𝑡 𝐿𝐿 𝐿𝐿 𝐿𝐿

Bild 1.9 Tiefsetzsteller – Spannungsverlauf an der Induktivität und Verlauf des Ausgangs-
stroms mit Markierung der gleich großen Spannungszeitflächen und der Strom-
welligkeit

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Aus dem Zusammenhang zwischen ∆Ia und Ue ist erkennbar, dass die Stromwelligkeit maximal
wird für D = 0,5. Die Abhängigkeit der Stromwelligkeit vom Tastgrad ist in Bild 1.10 dargestellt.
Einsetzen von D = 0,5 in Formel (2.12) ergibt:

𝑈𝑈e
∆𝐼𝐼a,max = ∙ 𝑇𝑇 (1.13)
4𝐿𝐿

1
∆Ia/∆Ia,max

0.5

0
0 0.5 1
D
Bild 1.10 Abhängigkeit der Stromwelligkeit des Tiefsetzstellers vom Tastgrad

1.2.2 Betriebsmodi
Neben dem bereits kennengelernten kontinuierlichen Betrieb, gibt es noch zwei weitere, ebenfalls
stationäre Betriebsarten: den Lückbetrieb und den Betrieb an der Lückgrenze. An der Lückgrenze
ist der Strom zu den Zeitpunkten t = 0 und t = n T genau Null, im Lückbetrieb fällt der Strom bereits
vor t = n T auf Null und die verbleibende Zeit bis t = n T ist der Strom weiterhin Null (s. Bild 1.11).
Die Lückgrenze kann aus der Stromwelligkeit berechnet werden, da dort gilt, dass der mittlere
Strom 𝐼𝐼�a gleich der halben Stromwelligkeit ist:

1 𝑈𝑈e
𝐼𝐼a̅ = ∆𝐼𝐼a = ∙ 𝐷𝐷(1 − 𝐷𝐷)𝑇𝑇 (1.14)
2 2𝐿𝐿

Die drei Betriebsarten können daher durch den mittleren Strom am Ausgang unterschieden werden
(Tabelle 1).

Kontinuierlicher Betrieb Lückgrenze Lückbetrieb

𝟏𝟏 1 1
𝑰𝑰�a >
∆𝑰𝑰a 𝐼𝐼a̅ = ∆𝐼𝐼a 𝐼𝐼a̅ < ∆𝐼𝐼a
𝟐𝟐 2 2
Tabelle 1: Unterscheidung der Betriebsarten eines Tiefsetzstellers

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Bild 1.11 Spannungs- und Stromverlauf am Tiefsetzsteller im Lückbetrieb

1.2.3 Anwendung von Tiefsetzstellern


Wie bereits eingangs erwähnt, werden Tiefsetzsteller oder daraus abgeleitete Schaltungen
verwendet, um eine verstellbare Gleichspannung zu bekommen oder wenn möglichst konstante
Spannungen benötigt werden. Beispiele dafür sind die Regelung eines Gleichstrommotors oder ein
Batterieladegerät.

Wie in Kapitel 4 näher beleuchtet wird, wird für die Regelung eines Gleichstrommotors eine
einstellbare, konstante Gleichspannung benötigt. Soll dieser aus einer Gleichspannungsquelle wie
z.B. eine Batterie betrieben werden, liegt in der Regel eine sich kaum ändernde Spannung vor (s.
Kapitel 3), so dass bei einem direkten Betrieb des Motors aus der Batterie keine Änderung der
Drehzahl möglich ist. Hier ist die Verwendung eines Tiefsetzstellers hilfreich, da die
Ausgangsspannung (= Spannung am Motor) unabhängig von der Eingangsspannung (=
Batteriespannung) über den Tastgrad eingestellt werden kann.
Im Fall des Batterieladegeräts für z.B. Lithium-Ionen-Batterien ist eine möglichst konstante
Spannung notwendig, die in einem sehr engen Bereich liegt (s. Kapitel 6 zu Ladeverfahren). Die
Einstellung der Spannung z.B. aus einem Gleichstromgenerator oder einer PV-Anlage als Quelle
kann ein Tiefsetzsteller übernehmen.
Im Fall der Ladung der Batterie kann die Last in erster Näherung als ohmsch angesehen werden (s.
Kapitel 6). Durch den schwankenden Strom am Ausgang ergibt sich eine ebenfalls schwankende
Ausgangsspannung, was nicht mehr zu der angenommenen konstanten Ausgangsspannung passt
(s. auch Fußnote 1). Diese Schwankung wird in der Praxis durch einen zur Last parallelen
Kondensator gedämpft 2. Das Ersatzschaltbild inkl. ohmscher Last ist in Bild 1.12 abgebildet.

2
Dies gilt nur für näherungsweise ohmsche Lasten, bei induktiven Lasten wie Gleichstrommotoren wird kein
Kondensator verwendet.

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Bild 1.12 Tiefsetzsteller mit ohmscher Last am Ausgang und Glättungskondensator

Der Kondensator bewirkt eine Abschwächung des Anstiegs und sorgt so für eine Glättung der
Ausgangsspannung. Je größer die Kapazität des Kondensators (in Abstimmung auf den
Lastwiderstand RLast), desto stärker die Glättung. In Bild 1.13 ist der Einfluss der Kapazität auf die
Ausgangsspannung dargestellt.
u /V

0
L

0 DT T 2T 3T
i /A
a

C
0 DT T 2T 10 C
3T
100 C
1000 C
u /V

10.000 C
a

0 DT T 2T 3T
t
Bild 1.13 Spannungs- und Stromverläufe am Tiefsetzsteller mit unterschiedlich großen
Glättungskondensatoren

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1.3 Hochsetzsteller
Das Funktionsprinzip des Hochsetzstellers (engl. boost converter) ist genau entgegengesetzt zum
Tiefsetzsteller. Nun wird eine kleinere Eingangsspannung Ue durch geeignetes periodisches
Schalten des Schalters S in eine größere Ausgangsspannung Ua an der Last umgewandelt. Die Höhe
wird wieder über den Tastgrad D eingestellt. Wie beim Tiefsetzsteller werden zusätzlich zu dem
Schalter eine Diode D und eine Induktivität L gebraucht, allerdings ist die Verschaltung der drei
Komponenten anders, wie in Bild 1.14 dargestellt. Wiederum werden für die Herleitung der
Formeln im Folgenden die Diode, der Schalter und die Induktivität als ideal und verlustfrei
angenommen; die Eingangsspannung Ue und die Ausgangsspannung Ua werden als konstant
angenommen.

Bild 1.14 Aufbau eines Hochsetzstellers

1.3.1 Funktionsprinzip
Analog zum Tiefsetzsteller ergeben sich durch die beiden Schaltzustände vereinfachte
Ersatzschaltbilder, die zur Herleitung des Zusammenhangs zwischen Eingangs- und Ausgangs-
spannung verwendet werden (siehe Bild 1.15 und Bild 1.16). Weiterhin ist die Periodendauer T die
Summe aus der Zeit im eingeschalteten Zustand TE = D T und der Zeit im ausgeschalteten Zustand
TA = (1 - D) T.

Zunächst wird der Zustand mit geschlossenem Schalter betrachtet, also die Einschaltdauer TE von
t = 0 bis t = D T. Über den Maschenumlauf in der rechten Masche in Bild 1.14 ergibt sich
−𝑢𝑢𝐷𝐷 = 𝑈𝑈𝑎𝑎 (1.15)
Also liegt an der Diode eine negative Spannung an, sie sperrt und kann daher weggelassen werden.
Der Schalter kann als Kurzschluss gezeichnet werden, so dass sich das neue Schaltbild in Bild 1.15
ergibt.

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Bild 1.15 Hochsetzsteller mit geschlossenem Schalter

Nun sollen Spannung und Strom an der Induktivität sowie der Zusammenhang zwischen Eingangs-
und Ausgangsspannung bestimmt werden. Durch Maschenumlauf ergibt sich die Spannung
𝑢𝑢𝐿𝐿 = 𝑈𝑈e (1.16)

d𝑖𝑖
Die Induktivität begrenzt den Stromanstieg nach 𝑢𝑢𝐿𝐿 = 𝐿𝐿 ∙ d𝑡𝑡𝐿𝐿
d𝑖𝑖e d𝑖𝑖 𝑈𝑈
= 𝐿𝐿 = e (1.17)
d𝑡𝑡 d𝑡𝑡 𝐿𝐿

Dadurch ergibt sich für den Strom


𝑈𝑈
𝑖𝑖e (𝑡𝑡) = 𝑖𝑖𝐿𝐿 (𝑡𝑡) = 𝑖𝑖𝐿𝐿 (𝑡𝑡 = 0) + e 𝑡𝑡 (1.18)
𝐿𝐿
Der Strom steigt also linear an.

Nun wird der Zustand mit geöffnetem Schalter betrachtet. Der Strom fließt nun durch die Diode,
wodurch die Spannung an der Diode positiv wird und die Diode leitet. Sie kann nun als Kurzschluss
gezeichnet werden und der Schalter als offene Klemmen, so dass sich Bild 1.7 ergibt.

Bild 1.16 Hochsetzsteller mit geöffnetem Schalter

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Durch Maschenumlauf ergibt sich die Spannung an der Induktivität


𝑢𝑢𝐿𝐿 = 𝑈𝑈e − 𝑈𝑈a (1.19)
d𝑖𝑖
Der Strom fällt nun linear nach 𝑢𝑢𝐿𝐿 = 𝐿𝐿 ∙ d𝑡𝑡𝐿𝐿:
d𝑖𝑖e d𝑖𝑖 𝑈𝑈 −𝑈𝑈
= 𝐿𝐿 = e a (1.20)
d𝑡𝑡 d𝑡𝑡 𝐿𝐿
mit
𝑈𝑈 −𝑈𝑈
𝑖𝑖e (𝑡𝑡) = 𝑖𝑖𝐿𝐿 (𝑡𝑡) = 𝑖𝑖𝐿𝐿 (𝑡𝑡 = 𝐷𝐷 ∙ 𝑇𝑇) + e a (𝑡𝑡 − 𝐷𝐷 ∙ 𝑇𝑇) (1.21)
𝐿𝐿

Daraus ergibt sich der periodische Verlauf in Bild 1.17. In der Zeit von 0 bis DT ist die Spannung
an der Induktivität gleich der Eingangsspannung Ue, während der Eingangsstrom linear ansteigt.
In der Zeit von DT bis T ist die Spannung an der Induktivität gleich der (negativen) Differenz von
Eingangs- und Ausgangsspannung Ue-Ua, während der Strom linear wieder auf den Ausgangswert
zum Zeitpunkt t = 0 fällt. Eingangs- und die Ausgangsspannung werden wie vorher beim
Tiefsetzsteller als konstant angenommen.

Bild 1.17 Hochsetzsteller – Spannungsverlauf an der Induktivität und Verlauf des Ausgangs-
stroms mit Markierung der gleich großen Spannungszeitflächen und der Strom-
welligkeit

Wird der Tastgrad D konstant gehalten, sind analog die Spannungszeitflächen im Zeitraum TE
genauso groß wie die im Zeitraum TA und der Mittelwert des Eingangsstromes ist konstant. Aus

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�𝐿𝐿 während einer Periodendauer kann wieder der
dem Mittelwert der Spannung an der Induktivität 𝑈𝑈
Zusammenhang zwischen Eingangs- und Ausgangsspannung hergeleitet werden (Bedingung für
den stationären Betrieb):

�𝐿𝐿 = 1 ∫𝑇𝑇 𝑢𝑢𝐿𝐿 ∙ d𝑡𝑡 = 0 = 1 ∫𝐷𝐷𝐷𝐷 𝑈𝑈e ∙ d𝑡𝑡 + 1 ∫𝑇𝑇 (𝑈𝑈e − 𝑈𝑈a ) ∙ d𝑡𝑡
𝑈𝑈 (1.22)
𝑇𝑇 0 𝑇𝑇 0 𝑇𝑇 𝐷𝐷𝐷𝐷

Berechnung der Integrale liefert:

𝑈𝑈e ∙ 𝐷𝐷𝐷𝐷 + (𝑈𝑈e − 𝑈𝑈a ) ∙ (1 − 𝐷𝐷) ∙ 𝑇𝑇 = 0 (1.23)

Insgesamt ergibt sich für den Zusammenhang zwischen Eingangs- und Ausgangsspannung:

1
𝑈𝑈a = ∙ 𝑈𝑈e (1.24)
1−𝐷𝐷

Wiederum kann über den Tastgrad D die Höhe der Ausgangsspannung eingestellt werden. Auch
der mittlere Strom ist einstellbar. Unter der Annahme von idealen verlustfreien Bauteilen ergibt
sich für den Zusammenhang zwischen den mittleren Strömen an Ein- und Ausgang:

𝑈𝑈e ∙ 𝐼𝐼�e = 𝑈𝑈a ∙ 𝐼𝐼�a ⇒ 𝐼𝐼�e = (1 − 𝐷𝐷) ∙ 𝐼𝐼�a (1.25)

Bei der Stromwelligkeit wird nun die des Eingangs ∆Ie betrachtet (Bild 1.17). Diese berechnet sich
wie folgt:

∆𝐼𝐼e 𝑈𝑈e −𝑈𝑈a 𝑈𝑈a


𝑢𝑢𝐿𝐿 = 𝐿𝐿 ∙ ⇒ ∆𝐼𝐼e = ∙ (1 − 𝐷𝐷)𝑇𝑇 = ∙ 𝐷𝐷(1 − 𝐷𝐷)𝑇𝑇 (1.26)
∆𝑡𝑡 𝐿𝐿 𝐿𝐿

Aus dem Zusammenhang zwischen ∆Ie und Ua ist erkennbar, dass die Stromwelligkeit maximal
wird für D = 0,5. Die Abhängigkeit der Stromwelligkeit vom Tastgrad ist in Bild 1.18 dargestellt.
Einsetzen von D = 0,5 in Formel (2.26) ergibt:

𝑈𝑈a
∆𝐼𝐼e,max = ∙ 𝑇𝑇 (1.27)
4𝐿𝐿

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1
∆Ie/∆Ie,max
0.5

0
0 0.5 1
D
Bild 1.18 Abhängigkeit der Stromwelligkeit des Hochsetzstellers vom Tastgrad

1.3.2 Betriebsmodi
Beim Hochsetzsteller gibt es die gleichen drei stationären Betriebsarten kontinuierlichen Betrieb,
Betrieb an der Lückgrenze und Lückbetrieb, mit analogen Eigenschaften. Beim Hochsetzsteller
werden sie über die Stromwelligkeit am Eingang definiert (Tabelle 2); für die Lückgrenze gilt dann:

1 𝑈𝑈a
𝐼𝐼e̅ = ∆𝐼𝐼e = ∙ 𝐷𝐷(1 − 𝐷𝐷)𝑇𝑇 (1.28)
2 2𝐿𝐿

Kontinuierlicher Betrieb Lückgrenze Lückbetrieb

𝟏𝟏 1 1
𝑰𝑰�e >
∆𝑰𝑰e 𝐼𝐼e̅ = ∆𝐼𝐼e 𝐼𝐼e̅ < ∆𝐼𝐼e
𝟐𝟐 2 2
Tabelle 2: Unterscheidung der Betriebsarten eines Hochsetzstellers

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Bild 1.19 Spannungs- und Stromverlauf am Hochsetzsteller im Lückbetrieb

1.3.3 Anwendung von Hochsetzstellern


Reine Hochsetzsteller werden aktuell eher selten verwendet. Man findet sie in Zündspulen von
Ottomotoren sowie als sogenannte Power Factor Correction. Eine Power Factor Correction dient
zur Reduktion des Oberschwingungsgehalts in einphasigen Netzen. Der Hochsetzsteller wird zur
dynamischen Anpassung des Tastgrads an die benötigte konstante Gleichspannung verwendet.

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