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Prof.

Steffen Bernet Lehrveranstaltung


Professur Leistungselektronik
Leistungselektronik 1
Technische Universität
Dresden Sechpuls-
D-01069 Dresden Brückenschaltung B6
© 2017 TU Dresden. All rights reserved.
TU Dresden, Leistungselektronik - 1 -
6.5 Sechpuls-Brückenschaltung B6
6.5.1 Einleitung

• Sechspuls-Brückenschaltung B6 ist eine grundlegende, netzgeführte Schaltung für


dreiphasige Netze
• Leistungshalbleiter: Dioden und/oder Thyristoren
• Leistungshalbleiter, Schaltung und Last definieren die Eigenschaften der Schaltung
• Klassifizierung in
- ungesteuerte Schaltung (Leistungshalbleiter: Dioden) (B6U)
- halbgesteuerte Schaltung (Leistungshalbleiter: Dioden, Thyristoren) (B6H)
- vollgesteuerte Schaltung (Leistungshalbleiter: Thyristoren) (B6C)
- Anwendungen:
- Netzstromrichter in elektrischen Drehstrom-Antrieben und Gleichstrom-Antrieben an
dreiphasigen Netzen,
- Netz- und maschinenseitiger Stromrichter in Stromrichtersynchronantrieben (LCI),
- Stromrichter in Direkt-Antrieben,
- Netzstromrichter (in der Regel Gleichrichter) an dreiphasigen Netzen (z.B.
Elektrolyse, Schweißen, induktives Erwärmen, Stromversorgungen)
- Etc.
2
Literatur für das Selbststudium
Quelle 1: Michel: Leistungselektronik (Eine Einführung), Springer Verlag, ISBN: 3-540-54471-2, verfügbar in der SLUB
als Hardcopy; Kapitel 5: WS/GS-Umrichter mit eingeprägtem Gleichstrom (S. 104-137)

Quelle 2: Specovius, Joachim: „Grundkurs Leistungselektronik; Bauelemente, Schaltungen und Systeme“ Springer
Vieweg Verlag, 9., überarbeitete und aktualisierte Aufl. 2018, ISBN 978-3-658-21168-4, ISBN 978-3-658-
21169-1 (eBook), Kapitel 9: Drehstromschaltungen, Seite 167 – 197
Kapitel 9: Drehstromschaltungen
9.1 Die Mittelpunktschaltung M3
9.2 Brückenschaltung B6
9.3 Zündimpulse

Quelle 3: Gart Hagmann: Leistungselektronik; Grundlagen und Anwendungen in der elektrischen Antriebstechnik; 6.
überarbeitete Auflage, ISBN: 978-3-89104-827-6; AULA-Verlag; Abschnitte 3.3 Dreipuls-Mittelpunktschaltung,
3.4 Sechspuls-Brückenschaltung, S. 135-155

Quelle 4: Mohan, Undeland, Robbins: Power Electronics, Converters, Applications and Design, John Wiley & Sons,
ISBN: 0 471-58408-8 (als Hardcopy in der Bibliothek),
Chapter 6: Line Frequency Phase Controlled Rectifiers and Inverters
6.4 Three Phase Converters

Leistungselektronik 1
Elektrotechnisches Institut / Professur Leistungselektronik Folie 3
9. November 2022
6.5.2 Aufbau und Funktionsweise der idealisierten Schaltung (B6) mit
eingeprägtem Gleichstrom
C
• Bild 6.99 zeigt eine idealisierte ungesteuerte E
Sechspuls-Brückenschaltung
− Schaltung arbeitet zwischen einem
ud
dreiphasigen Wechselspannungsnetz
(Anschlüsse U, V und W) und einer
Gleichstrom- bzw. Gleichspannungsseite
zwischen den Anschlüssen C und D bzw. E
und D
− Bei einigen Lasten (z.B. DC/AC Konverter)
kann zwischen den Punkten C und E eine Bild 6.99: Idealisierte ungesteuerte
Glättungsinduktivität Ld angeordnet sein. Sechspuls-Brückenschaltung
• Anschluss von Lasten auf der DC-Seite zwischen den Klemmen E und D
• Typische Lasten sind:
− Einphasiger oder dreiphasiger DC/AC-Konverter (z.B. selbstgeführte U-Stromrichter,
Thyristorstromrichter) zum Anschluss elektrischer Maschinen, elektrischer Netze (z.B.
HGÜ) oder passiver Lasten (z.B. Parallelschwingkreis zum induktiven Erwärmen)
− Gleichstrommaschine
− RL-Last (Schweißen)
− Funktion, Arbeitsbereiche und Ersatzschaltbilder der Lasten unterscheiden sich.
• Zur Beschreibung der Funktionsweise des Stromrichters können induktive Lasten
vereinfacht durch eine Stromquelle zwischen den Klemmen C und D modelliert LE I
werden. 4
• Weitere Annahmen für idealisierte
Schaltung: C
− Modellierung des symmetrischen, E
dreiphasigen Wechselspannungsnetzes
durch drei ideale symmetrische
Wechselspannungsquellen (uu,uv,uw) ud
− Modellierung der Gleichstromseite zwischen
den Punkten C und D durch eine ideale
Stromquelle Id .
− In stationären Arbeitspunkten wird
nachfolgend Id = const. > 0 angenommen.
− Zwischen dem dreiphasigem Netz und der
Schaltung gibt es keine Induktivitäten (bzw. Bild 6.99: Idealisierte ungesteuerte
Impedanzen)→ ideale, sprunghafte Sechspuls-Brückenschaltung
Kommutierungen
− Modellierung der Schalter T1-T6 durch ideale Schalter (Dioden oder Thyristoren)
• Kommutierungsgruppen:
− Ideale Schalter T1-T6 bilden zwei in Reihe geschaltete Kommutierungsgruppen
− Die Schalter T1, T3 und T5 der oberen Kommutierungsgruppe sind kathodenseitig an
dem oberen Pol der DC-Seite (C) miteinander verbunden.
− Die Schalter T4, T6 und T2 der unteren Kommutierungsgruppe sind anodenseitig mit
dem unteren Pol der DC-Seite (D) verbunden.
LE I
5
• Realisierung der Schalter T1-T6 durch
Dioden und/oder Thyristoren definiert die
C
Ausführung der Schaltung als ungesteuerte, E
voll- oder halbgesteuerte Schaltung
• Sind die Leistungshalbleiter T1-T6 Dioden:
ungesteuerte Schaltung ud
• Sind die Leistungshalbleiter T1-T6
Thyristoren: vollgesteuerte Schaltung
• Sind die Leistungshalbleiter T1, T3 und T5
Thyristoren und die Schalter T4, T6 und T2
Dioden: halbgesteuerte Schaltung
• Nachfolgend werden die ungesteuerte und
die vollgesteuerte Schaltung behandelt Bild 6.99: Idealisierte ungesteuerte
Sechspuls-Brückenschaltung

LE I
6
Definition und Bestimmung der Pulszahl
eines netzgeführten Stromrichters
• Pulszahl p: wesentliche Eigenschaft C
E
netzgeführter Stromrichter
• Definition der Pulszahl: Anzahl der nicht
zeitgleichen Kommutierungen pro Periode ud
der Wechselspannung
• Bei der B6-Schaltung ist die Pulszahl 6
(p=6)
Berechnung der Pulszahl auf Basis der Anzahl
der Kommutierungsgruppen:
• s: Anzahl der in einer Schaltung in Reihe
geschalteten Kommutierungsgruppen (B6- Bild 6.99: Idealisierte ungesteuerte
Schaltung: s=2) Sechspuls-Brückenschaltung
• r: Anzahl der in einer Schaltung parallel
geschalteten Kommutierungsgruppen (B6-
Schaltung: r=1)
• q: Anzahl der Kommutierungen
(Kommutierungszahl) innerhalb einer
Kommutierungsgruppe (B6-Schaltung: q=3)
• Berechnung der Pulszahl p: p = q·s·r
• Beispiel B6-Schaltung: p= 3·2·1 = 6
LE I
7
Funktionsweise der ungesteuerten B6-Schaltung

C • Schalter T1-T6 sind Dioden (oder Thyristoren die bei


uCN
E einem Zündwinkel von Null angesteuert werden).
• Außerhalb der Kommutierungen gilt:
ud
− Funktion der idealisierten Schaltung am
N symmetrischen Dreihasennetz und die Einprägung
von Id bewirken, dass Id stets über einen Schalter in
der oberen und in der unteren
Kommutierungsgruppe fließt
− In der oberen Kommutierungsgruppe leitet die Diode
uDN mit dem größten positiven Potential an der Anode Id
Bild 6.100: Schaltung der idealisierten, − In der unteren Kommutierungsgruppe leitet die Diode
ungesteuerten B6-Schaltung mit dem kleinsten (bzw. dem betragsmäßig größten
negativen) Potential an der Kathode Id
− Verbindung der B6-Schaltung ohne Induktivitäten
(bzw. Impedanzen) mit den drei
Wechselspannungsquellen bewirkt sprunghafte
Kommutierungen von Id von einem Zweig einer
Kommutierungsgruppe zu einem anderen.

LE I
8
uW uU uCN uV uW uU

C
uCN E

ud uW
uV uU uV

N uDN

uDN
iU= iT 1 − iT 4
Bild 6.101: Schaltung der idealisierten,
ungesteuerten B6-Schaltung (links) sowie
Spannungs- und Stromverläufe (rechts)
• Spannungs- und Stromverläufe in Bild 6.101
• Die Spannungen uCN=f(ωt) sowie uDN=f(ωt) stellen eine pulsierende Gleichspannungen dar.
− Charakterisierung durch einen Gleichspannungsanteil und einen Wechselspannungsanteil
• Für den Netzstrom iU gilt der Knotensatz: iU=iT1 – iT4
• Bei der idealisierten Schaltung treten rechteckförmige Netz- und Schalterströme auf.
• Ungesteuerte, idealisierte Schaltung: Grundschwingungen der Netzströme iU, iV und iW liegen inLE I
Phase zu den Grundschwingungsspannungen uU, uV und uW des Netzes 9
ud uCN − u DN
=
uWV uUV uUW uVW uVU uWU

uW uU uCN uV uW uU

T5
uV uW uU uV T3

uDN uT1

uUV uUW
uCN C

iU= iT 1 − iT 4
ud
N
Bild 6.102: Schaltung der idealisierten,
ungesteuerten B6-Schaltung (rechts unten)
sowie Spannungs- und Stromverläufe (links, uDN
rechts oben)

• Spannungsverlauf ud=f(ωt) folgt aus dem Maschensatz: = ud uCN − u DN


• Spannungsverlauf uT1=f(ωt) folgt abschnittswiese aus Maschensatz über leitende LE I
10
Schalter T3 bzw. T5
Bild 6.103: Schaltung der idealisierten, ud uCN − u DN
=
uWV uUV uUW uVW uVU uWU
ungesteuerten B6-Schaltung (rechts
unten) sowie Spannungs- und
Stromverläufe (rechts oben)

• Spannungsverlauf ud=f(ωt) stellt eine


pulsierende Gleichspannung dar
• Ungesteuerter Betrieb: ud=f(ωt)
entspricht der Hüllkurve des
dreiphasigen Spannungssystems
− Charakterisierung der uT1
Gleichspannung durch einen
Gleichspannungsanteil und einen uUV uUW
Wechselspannungsanteil
uCN C
• Spannungsverlauf uT1=f(ωt) zeigt, E

dass die Schalter periodisch mit der


Amplitude der dreiphasigen
verketteten Spannung beansprucht
werden (z.B. 400V Netz: N ud
uT 1,max
= 2 ⋅ 400V
• Für die Spannungsauslegung realer
Schalter müssen zusätzlich auch die
Schaltüberspannungen berücksichtigt uDN LE I
werden. 11
Berechnung des arithmetischen Mittelwerts der Gleichspannung Udi

• Bild 6.103 zeigt den • Spannung Udi wird nur durch die Netzspannung
Spannungsverlauf ud=f(ωt) bestimmt
• Stellung von Udi ist der ungesteuerten Schaltung
• Spannung ud=f(ωt) besteht pro
nicht durch die Schaltung bzw. die Schalter
Netzperiodendauer aus sechs
möglich
identischen Spannungspulsen
• Ungesteuerte B6-Schaltung ermöglicht nur eine
(Pulsdauer: 1/6 der Periodendauer
der Netzspannungen)
ungesteuerte Gleichrichtung = ud uCN − u DN
uWV uUV uUW uVW uVU uWU
• Anwendung der Definition des
arithmetischen Mittelwerts auf einen
Spannungspuls der Funktion ud=f(ωt)
• Wahl der Bezugsachse so, dass gilt:
uUV = 2 U ⋅ cos(ωt )

mit U: Effektivwert der Leiter-Leiter-


Spannung
1 π/6 uT1
U di ∫ 2 U ⋅ cos(ωt ) d ωt
π / 3 −π/6 uUV uUW
3
U di =
= 2 U 1,35 U t=0
π
mit U: Effektivwert der Leiter-Leiter- Bild 6.103: Spannungsverläufe bei ungesteuertem
Spannung Betrieb
LE I
12
Funktionsweise der vollgesteuerten B6-Schaltung
C
uCN
• Nachfolgend wird eine idealisierte B6- E
Schaltung vorausgesetzt, in der die Schalter
T1-T6 ideale Thyristoren sind
ud
• → vollgesteuerte Schaltung B6C
N
• Möglichkeit der Stellung des arithmetischen
Mittelwerts von ud=f(ωt) und somit der
Wirkleistung durch
Phasenanschnittsteuerung
• Phasenanschnittsteuerung ist ein uDN
Steuerverfahren netzgeführter oder Bild 6.100: Schaltung der idealisierten,
lastgeführter Stromrichter, bei dem der vollgesteuerten B6-Schaltung (T1-T6: ideale
arithmetische Mittelwert von ud=f(ωt) durch Thyristoren)
den Einsatz von Thyristoren, welche die
positive Thyristorenspannung bis zum
Anlegen eines Steuersignals blockieren,
eingestellt wird.

LE I
13
− Natürliche Zündzeitpunkte: Zeitpunkte der Diodenkommutierung (ergeben sich aus den
Schnittpunkten von uU=f(ωt), uV=f(ωt) und uW=f(ωt))
− Natürliche Zündzeitpunkte der oberen Kommutierungsgruppe d.h. der Schalter T1, T3, T5:
Schnittpunkte von uU=f(t), uV=f(t) und uW=f(t) bei positiven Spannungen
− Natürliche Zündzeitpunkte der unteren Kommutierungsgruppe d.h. der Schalter T4, T6, T2:
Schnittpunkte von uU=f(t), uV=f(t) und uW=f(t) bei negativen Spannungen

Natürliche Zündzeitpunkte der oberen Kommutierungsgruppe


uUV uUW uVW uVU uWU
600
uU uV uW uU
Bild 6.104:
400 Symmetrisches
dreiphasiges
200 Spannungs-
0
system

-200

-400

-600
0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360 390 420 450 480 510 540 570 600
ωt
LE I
Natürliche Zündzeitpunkte der unteren Kommutierungsgruppe
14
− Bei Phasenanschnittsteuerung schalten die Thyristoren um den Steuerwinkel α verzögert
nach den natürlichen Zündzeitpunkten ein.
− Durch Veränderung des Zündwinkels werden andere Spannungsabschnitte des
dreiphasigen Wechselspannungssystems für die Bildung der Gleichspannung ud=f(ωt)
verwendet wodurch der arithmetische Mittelwert von ud=f(ωt) und die Wirkleistung gestellt
werden.
− Phasenanschnittsteuerung wird bei der voll- und halbgesteuerten B6 Schaltung (B6H, B6C)
verwendet.

Natürliche Zündzeitpunkte der oberen Kommutierungsgruppe


uUV uUW uVW uVU uWU
600
uU uV uW uU
Bild 6.104:
400 Symmetrisches
dreiphasiges
200 Spannungs-
0
system

-200

-400

-600
0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360 390 420 450 480 510 540 570 600
ωt
LE I
Natürliche Zündzeitpunkte der unteren Kommutierungsgruppe
15
ud uCN − u DN
=
uWV uUV uUW uVW uVU uWU

uW uU uCN uV uW uU

uV uW uU uV

uT1
uDN
uUV uUW

C
iU= iT 1 − iT 4 uCN E

ud
Bild 6.105: Schaltung der idealisierten,
vollgesteuerten B6-Schaltung (rechts unten) sowie N
Spannungs- und Stromverläufe bei gesteuertem
Betrieb (α=45°) (links, rechts oben)

uDN LE I
16
Berechnung des arithmetischen Mittelwerts der Gleichspannung Udα
• Bild 6.105 zeigt den Spannungsverlauf ud=f(ωt) für einen Zündwinkel von α=45°
• Wahl der Bezugsachse so, dass gilt: uUV = 2 U ⋅ cos ωt
mit U: Effektivwert der Leiter-Leiter-Spannung
• Spannung ud=f(ωt) besteht pro Netzperiodendauer aus sechs identischen Spannungspulsen
• Berechnung des arithmetischen Mittelwerts für einen Spannungspuls der Funktion ud=f(ωt)
führt zum Steuergesetz:
1 π/6+α 3
U diα = ∫ 2 U ⋅ cos( ω t ) d ω t = 2 U ⋅ cos α = U di ⋅ cos α
π / 3 −π/6+α π
U diα : Arithmetischer Mittelwert von ud der idealisierten Schaltung bei einem Zündwinkel α
ud uCN − u DN
= 3
U
= di U=
di 0 2U
uWV uUV uUW uVW uVU uWU π
Bild 6.105:
Spannungsverläufe bei
gesteuertem Betrieb (α=45°)

Steuergesetz beschreibt den


Zusammenhang zwischen dem
arithmetischen Mittelwert der
Gleichspannung und dem Zündwinkel
uT1 Voraussetzungen für die Ableitung des
Steuergesetzes:
uUV uUW
- Idealisierte Schaltung
- id(t) > 0 LE I
ωt = 0 17
Darstellung der Steuerkennlinie

Udiα
= cos(α ) Gleichung der Steuerkennlinie
Udi0

Bild 6.106: Steuerkennlinie und Betriebsbereiche der idealisierten B6C


LE I
18
a ud
uCN C
uC N
uW iU uU uV Udi uW
uU iU b
U
iU
uDN
uCN uU uV uw
uV iV
V c
N ud

uW iW uDN
uW
W iU
d

iU iU
uWV ud uUV uUW uVW uVU uWU uWV

uV uW
uDN D uW uU Udα

Bild 6.107: Idealisierte B6C- Bild 6.108: Strom und Spannungsverläufe


Schaltung (id(t)=Id=const.>0) (a, b: α = 0° ; c, d, e: α = 45°)

LE I
19
Bild 6.109: Spannungsverläufe ud=f(ωt) auf der Gleichspannungsseite für verschiedene
Zündwinkel α
• Zündwinkel 0≤α<120°: Mit zunehmenden Zündwinkel nehmen die positiven Spannungs-
Winkelflächen ab
• Zündwinkel 60°<α≤180°: Mit zunehmenden Zündwinkel nehmen die negativen Spannungs-
Winkelflächen zu
• → Mit zunehmenden Zündwinkel α nimmt der arithmetische Mittelwert Udiα von ud=f(ωt) ab LE I
20
uuUU UU
• Bild 6.110 zeigt die Verläufe von uu=f(ωt), iU1 IU1
iu=f(ωt) und iu,1=f(ωt) iUi
U

• Für α>0 eilt die Grundschwingung des UU


Netzstroms iu,1=f(ωt) der Netzspannung IU1
uu=f(ωt) nach
UU
• Die Phasenverschiebung φ zwischen der
Netzspannung und der Grundschwingung IU1
des Netzstroms iu,1=f(ωt) entspricht dem UU
Zündwinkel.
IU1
• Eine Veränderung des Zündwinkels bewirkt
somit eine Veränderung der UU
Phasenverschiebung zwischen der
Grundschwingung des Netzstroms iu,1=f(ωt) IU1
und der Netzspannung uu=f(ωt) und somit UU
eine Veränderung von Wirkleistung und
Grundschwingungsblindleistung auf der
Wechselspannungsseite. IU1

φ=α
Bild 6.110: Verlauf von Netzstrom und
Netzspannung für verschiedene
LE I
Zündwinkel α 21
Spannung- und Stromverläufe bei ohmsch-induktiver Last

• Bild 6.111 zeigt die Verläufe von ud=f(ωt)


und id=f(ωt) bei α=75° und RL-Last auf
der Gleichspannungsseite
ud ud
• Die ohmsch-induktive Last bewirkt in
diesem Fall eine unvollständige
Glättung bzw. eine Welligkeit des
Gleichstroms id=f(ωt).
• Fourieranalyse zeigt: Gleichstrom
besteht aus einem Gleichanteil und
einem Wechselanteil.
id
• Bei kleinen Strömen id=f(ωt) kann id in
bestimmten Winkelbereichen Null sein – id
der Strom id lückt.
• In solchen Arbeitspunkten herrscht
Lückbetrieb.
Bild 6.111: Verläufe von Gleichspannung ud
• Bei id =0 gilt bei einer RL-Last: ud=0
und Gleichstrom id bei α=75°, unvollständiger
Glättung (R-L-Last) und verschiedenen
Belastungen

LE I
22
Spannung- und Stromverläufe bei ohmscher Last

uUV uUW uVW uVU uWU


ud
a c

ud

iU
iU
d
b

Bild 6.112: Verläufe der Gleichspannung ud und des Netzstroms iU bei ohmscher Last;
Steuerwinkel α= 30° (a, b) ; α=75° (c,d)
• Ohmsche Lasten kommen in der Praxis selten vor.
• Bei ohmscher Last gilt: id=ud / R → starke Welligkeit von id=f(ωt) im Vergleich zu einer
ohmsch-induktiven Last bzw. einer stark geglätteten Last
• Für α>60° lückt der Strom id ⇒ veränderte Steuerkennlinie im Vergleich zu Id = const. LE I
23
6.5.3 Kommutierungen bei einer C
E
realitätsnäheren Modellierung
• Idealisierte Schaltung:
− Zwischen den Wechselspannungsquellen des
ud
Netzes und der Schaltung gibt es keine
Induktivitäten → ideale, sprunghafte
Kommutierungen innerhalb der
Kommutierungsgruppen, rechteckförmige
Netzströme
• Realitätsnähere Modellierung
− berücksichtigt induktive Komponenten des
Bild 6.99: Idealisierte ungesteuerte
Netzes und netzseitige Filterinduktivitäten des
Sechspuls-Brückenschaltung
Stromrichters
− Streuinduktivitäten des Netzes und die C
Filterinduktivitäten des Stromrichters pro Phase E
werden durch jeweils eine konzentrierte
Induktivität LK – die sogenannte
Kommutierungsinduktivität- zwischen den LK uudd
Wechselspannungsquellen und der B6-
Schaltung pro Phase zusammengefasst (Bild
LK
6.113)
− Ohmsche Anteile des Netzes sowie des
Stromrichteranschlusses werden weiterhin LK
vernachlässigt.
− Für die Diskussion der Kommutierung werden
Id=const. während der Kommutierung und Bild 6.113: Sechspuls-Brückenschaltung LE I
ideale Schalter vorausgesetzt. mit Kommutierungsinduktivität 24
E
• Bild 6.113 zeigt B6-Schaltung mit
Kommutierungsinduktivitäten
• T1-T6: ideale Thyristoren LK ud
• Bild 6.114 zeigt ein Ersatzschaltbild der B6
Schaltung für die Kommutierung des LK
Stromes Id von T1 auf T3
• Vor der Kommutierung (d.h. für t<t0) fließt LK
Id über T1 und T2
• In dem natürlichen Zündzeitpunkt (uV=uU) Bild 6.113: Sechspuls-Brückenschaltung
wird T3 bei t=t0 gezündet → T3 wird mit Kommutierungsinduktivität
leitend → Kommutierung: iT1: Id → 0; iT3: 0
→ Id ; während der Kommutierung leiten T1
und T3 (Bild 6.114)
• Wenn gilt: iT1= 0 und iT3 =Id ist die
ud
Kommutierung zu dem Zeitpunkt t1
beendet

Bild 6.114: Ersatzschaltbild für eine


Kommutierung des Stromes Id von
T1 auf T3 LE I
25
• Bild 6.115 zeigt ein weiter vereinfachtes E
Ersatzschaltbild der B6-Schaltung für die
Kommutierung des Stromes Id von T1 auf
T3 ud

− Einführung einer
Kommutierungsspannung uk : uk=uV - uU

Bild 6.114: Ersatzschaltbild für eine


Kommutierung des Stromes Id von
T1 auf T3

Bild 6.115: Ersatzschaltbild für eine


Kommutierung des Stromes Id von
T1 auf T3
LE I
26
• Bild 6.116 zeigt Spannungs- und
Stromverläufe bei α = 0°
• Natürlicher Zündzeitpunkt liegt im
Schnittpunkt der Spannungen uu=f(ωt)
sowie uV=f(ωt)
• Kommutierungsspannung uk=uV-uU ist eine
sinusförmige verkettete Spannung Bild 6.115: Ersatzschaltbild für eine
Kommutierung des Stromes Id von
• Zu dem natürlichen Zündzeitpunkt wird T3 T1 auf T3
gezündet und leitend → durch den
Einfluss der Kommutierungsspannung
steigt iT3 und im gleichen Maße fällt iT1→
nichtlineare Stromänderungen in T1 und
T3 → zu dem Zeitpunkt t1 schaltet T1 im
Stromnulldurchgang aus (iT1=0) und T3
hat id übernommen

Bild 6.116: Spannungs- und Stromverläufe


bei α = 0°
LE I
27
Stromverläufe iT1 und iT3 während der Kommutierung für α = 0°

• Nach kurzer Rechnung folgt aus der T1


Maschengleichung des Kommutierungskreises:
2 Uk
iT 1 ( cos(ωt ) − 1) + I d
2ωLk
2 Uk
iT 3 = I d − iT 1 = (1 − cos(ωt ) ) T3
2ωLk
Kommutierungsbeginn bei t = t0 : iT1 = Id; iT3 = 0 Bild 6.115: Ersatzschaltbild für eine
Kommutierungsende bei t = t1 : iT1 = 0; iT3 = Id Kommutierung des Stromes Id von
• Kommutierungsdauer bzw. Überlappungszeit: T1 auf T3
tU = t1-t0
• Kommutierungs- bzw. Überlappungswinkel:
u = ω⋅tu =ω(t1-t0)

Für den Kommutierungswinkel folgt:


I d ⋅ 2ωLk
cos(α + u=
) cos α −
2Uk
• Anfangsüberlappungswinkel u0: u0=u(α=0):
I d ⋅ 2ωLk
cos u0 = 1 −
2Uk
• Anfangsüberlappungswinkel u0 ist bei Bild 6.116: Spannungs- und Stromverläufe
gegebenem Netz und Id ein Maß für die bei α = 0° LE I
wirksame Kommutierungsinduktivität LK 28
Anfangsüberlappungswinkel u0: u0=u(α=0):
I d ⋅ 2ωLk
cos u0 = 1 −
2Uk
Überlappungswinkel u:
I d ⋅ 2ωLk
cos(α + u=
) cos α −
2Uk

Bild 6.118: Überlappungswinkel u als Funktion des Zündwinkels


(Parameter: Anfangsüberlappungswinkel u0)
• Ein größerer Anfangsüberlappungswinkel bewirkt längere Kommutierungen im
gesamten Zündwinkelbereich.
• Überlappungswinkel u ist abhängig von der Kommutierungsspannung während der
Kommutierung
• Zündwinkel mit größeren Kommutierungsspannungen bewirken geringere
Überlappungswinkel u
• Da die Kommutierungsspannung eine sinusförmige Spannung ist, sind die
Überlappungswinkel u für kleine und große Zündwinkel groß (z.B. bei u0=10°C: α=0°-
20°; α=160°-170°
• Die Begrenzung des Zündwinkels folgt aus dem Umstand, dass eine erfolgreiche
Kommutierung eine positive Kommutierungsspannung voraussetzt. Dies bewirkt, dass
die Kommutierung bei 180° abgeschlossen sein muss→ αmax=180°- u
• Neben dem Überlappungswinken ist zusätzlich auch die Schonzeit bei der Ableitung LE I
des maximalen Zündwinkels zu beachten. 29
Diskussion der Kommutierung
2 Uk
iT 1 ( cos(ωt ) − 1) + I d T1
2ωLk
2 Uk
iT 3 = I d − iT 1 = (1 − cos(ωt ) )
2ωLk
• Aus der Analyse der Kommutierung und den
T3
Stromfunktionen iT1=f(ωt) sowie iT3=f(ωt) folgt:
• Der Anstieg des Stromes iT3 und der Abfall des Bild 6.115: Ersatzschaltbild für eine
Stromes iT1 wird durch die Wirkung von uK im Kommutierung des Stromes Id von
Kommutierungsersatzschaltbild bewirkt T1 auf T3
• Je größer der Augenblickswert der
Kommutierungspannung ist, um so größer sind
die Beträge der
Stromänderungsgeschwindigkeiten diT1 /dt bzw.
diT3 /dt = 0 und um so geringer sind
Überlappungszeit und –winkel
• Kommutierungsspannung ist abhängig von der
Netzspannung und vom Zündwinkel
• Je größer die Kommutierungsinduktivitäten LK
sind, um so kleiner sind die Beträge der
Stromänderungsgeschwindigkeiten diT1 /dt bzw.
diT3 /dt = 0 und um so geringer sind
Überlappungszeit und –winkel. Bild 6.116: Spannungs- und Stromverläufe
bei α = 0° LE I
30
Einfluss der Kommutierung auf die
Gleichspannung ud
E
ud
ud,ED

• Für ud gilt in den unterschiedlichen Schaltzuständen:


− Vor der Kommutierung: T1 und T2 leiten Id: ud=uUW
− Nach der Kommutierung: T3 und T2 leiten Id: ud=uVW
− Während der Kommutierung gilt: T1, T3 und T2 leiten Id:
3
1
=ud (uUW + uVW )
2
• Im Vergleich zu einer sprunghaften Kommutierung der
idealisierten Schaltung ist der Augenblickswert von ud
während der Kommutierung reduziert.
− Die im Bild 6.120 gestrichelt dargestellte Spannungs-
Bild 6.120: Spannungs- und Winkel-Fläche wird für LK>0 nicht auf der
Stromverläufe bei Berücksichtigung der Gleichspannungsseite sondern über den
Kommutierung Kommutierungsinduktivitäten wirksam.
• Spannungsabfall über LK während der Kommutierungen wird als induktiver Spannungsabfall
bezeichnet.
• Der induktive Spannungsabfall bewirkt, dass auch der Mittelwert von ud im Vergleich zur LE I
idealisierten Schaltung reduziert ist. 31
Berechnung des Mittelwerts der induktiven
Gleichspannungsänderung
• Bezeichnung des arithmetischen Mittelwerts von ud wenn der
Einfluss realer Kommutierungen berücksichtigt ist: Udα
• Schraffierte Spannungs-Zeit-Fläche fehlt p = s·q = 2 ·3 = 6 mal pro
Periode
• Induktive Spannungszeitfläche für eine Kommutierung (d.h 1/6
Periode) beträgt: LK · Id
• Arithmetischer Mittelwert der induktiven
Gleichspannungsänderung: 3
L ⋅I 6 ⋅ Lk ⋅ I d
Dx = k d = =6 ⋅ Lk ⋅ I d ⋅ f
T T
6
• Bei Berücksichtigung des induktiven Spannungsabfalls (Dx) folgt
das modifizierte Steuergesetz:

U d α U di cos α − Dx
=
Bild 6.120: Spannungs- und
• Prinzipiell können auch ohmsche Spannungsabfälle (Dr=R Id) Stromverläufe bei
und die Schleusenspannungen im Steuergesetz Berücksichtigung der
berücksichtigt werden: Kommutierung bei α = 0°
U d α U di cos α − Dx − Dr − 2U T 0
=
• In der Regel können jedoch ohmsche Spannungsabfälle (Dr=R Id) und die
Schleusenspannungen im Steuergesetz vernachlässigt werden. LE I
32
Belastungskennlinie

2UT0+DR+Dx

2UT0

U d α U di cos α − Dx − Dr − 2U T 0
=
6 ⋅ Lk ⋅ I d
Dx = = 6 ⋅ f ⋅ Lk ⋅ I d
T
DR= R ⋅ I d a b

Bild 6.122: Belastungskennlinie der Sechspuls-Brückenschaltung ( a: α = 0 ; b: α = 0°…90°)


• Belastungskennlinie stellt die Steuerkennlinie als Funktion des Stromes Id dar
• Induktive und ohmsche Spannungsabfälle bewirken ein sinken des arithmetischen
Mittelwerts Udα bei steigendem Strom Id LE I
33
6.5.4 Schonzeit, Freiwerdezeit und
Wechselrichtertrittgrenze
Schonzeit ts :
• das Zeitintervall, in dem ein Thyristor nach
seinem Ausschaltvorgang mit Sperrspannung
(uT≤0) beansprucht wird.
• bestimmt durch Schaltung und Betriebsart,
• Zeitintervall zwischen dem Zeitpunkt in dem gilt
iT=0 ([ T aus] bis zu dem Zeitpunkt in dem gilt
uT=0 [Polaritätswechsel der Sperrspannung])

Freiwerdezeit tq :
• die Zeit, nach einem Ausschaltvorgang
eines Thyristors, in der dieser infolge
überschüssiger Ladungsträger in den
niedrig dotierten Basiszonen keine positive
Spannung (Blockierspannung, uT>0)
aufnehmen kann.
• Angabe im Datenblatt
• festgelegt durch die Struktur und das
Design des Leistungshalbleiters,
• Erst nach Ablauf der für die Rekombination der
überschüssigen Ladungsträger benötigten Bild 6.124: Spannungs und Stromverläufe bei
Freiwerdezeit, kann ein Thyristor positive
Spannung aufnehmen Berücksichtigung der Kommutierung
und gesteuertem Betrieb LE I
34
• Daraus resultiert die Ausschaltbedingung für
Thyristoren in einer Schaltung: die Schonzeit
muss größer sein als die Freiwerdezeit; ts ≥ tq
• Definition des Löschwinkel: γ = ω⋅ t S
• Ausschaltbedingung für Thyristoren: γ = ω⋅ t S ≥ ω⋅ tq
• Für den Zündwinkel eines Thyristors gilt:
− Positive Kommutierungsspannung im
Winkelbereich 0-180°
− Idealer Zündwinkelbereich ohne
Berücksichtigung der Kommutierung und der
Freiwerdezeit entspricht dem Winkelbereich mit
einer positiven Kommutierungsspannung d.h. 0-
180°
− Bei realen Thyristoren und Kommutierungen
müssen die reale Kommutierungsdauer (d.h. der
Überlappungswinkel) sowie der Löschwinkel
ebenfalls in diesem Winkelbereich liegen so
dass gilt:
π = α+γ+u
• Für den maximaler Zündwinkel gilt
α max = π − ( γ + u )
Bild 6.124: Spannungs und
Stromverläufe bei Berücksichtigung
der Kommutierung und gesteuertem
LE I
Betrieb 35
• Für den maximaler Zündwinkel gilt
α max = π − ( γ + u )
• Wenn α > αmax → Thyristoren blockieren nicht
→ „Wechselrichter kippt“
• → Deutlicher Anstieg von Udα , Id und den
Netzströmen
• → unerwünschte Auswirkungen auf die Last ,
den Stromrichter und das Netz
• → Vermeidung dieses Betriebszustands durch
die Sicherstellung eines maximalen Zündwinkels
im Stromrichter
− Bei Wechselrichterkippen könnte ein Schutz der
Thyristoren vor Überströmen durch den
Stromrichterschutz realisiert werden
• Wenn α = αmax → Betrieb der Schaltung an
Wechselrichtertrittgrenze

Bild 6.124: Spannungs und


Stromverläufe bei Berücksichtigung
der Kommutierung und gesteuertem
LE I
Betrieb 36
6.5.5 Netzströme
• Bild 6.125 a: Modell mit LK=0, Ld=∝
− Ideale (augenblickliche ) Kommutierung
ohne Überlappung
− Ideale Stromglättung für Id
− Rechteckförmiger Netzstrom
ϕ1 =α
• Bild 6.125 b: Modell mit LK>0, Ld=∝
− Reale Kommutierung mit Überlappung
− Ideale Stromglättung für Id
− Näherungsweise trapezförmiger
Netzstrom
u
ϕ1 ≈ α +
2
• Bild 6.125 c: Modell mit LK>0, 0<Ld<∝
− Reale Kommutierung mit Überlappung
− Reale, aber begrenzte Stromglättung für
Id
− Welligkeit von Id und Kommutierung auch
im Netzstrom sichtbar Bild 6.125: Netzspannung und Netzstrom
der Sechspuls-Brückenschaltung für
unterschiedliche Werte LK und Ld LE I
37
uW uU uV uW
iU1 iU

 I Nhi 1 
 = 
 I N 1i ν  • Neben der Grundschwingung treten Stromharmonische
auf:
− h =ν= k·p ±1 (p = 6; k = 1, 2, 3,...)
IN,h − Im Vgl. zu 180° Stromblöcken entfallen die durch 3
IN,1 teilbaren Harmonischen 𝐼𝐼𝑁𝑁,ℎ 1
− Für die Stromharmonischen gilt: 𝐼𝐼 = 𝜈𝜈
𝑁𝑁,1

Bild 6.126: Netzstrom und Spektrum bei idealer Kommutierung und Glättung
(Annahmen: Lk=0 , Id=const.; IN,h bzw. IN,1 mit N = U, V, W)
LE I
38
Fourier-Analyse des Netzstroms

iU (ωt )
= 2 I N 1 sin(ωt − α) − 2 I N 5 sin[5(ωt − α)] − 2 I N 7 sin[7(ωt − α)]
+ 2 I N 11 sin[11(ωt − α)] + 2 I N 13 sin[13(ωt − α)] +
− 2 I N 17 sin[17(ωt − α)] − 2 I N 19 sin[19(ωt − α)] + ...
• Effektivwert des Grundschwingungsstroms: 6
=I N1 =I d 0,78 ⋅ I d
π
𝐼𝐼𝑁𝑁,ℎ 1
• Harmonische des Netzstroms: h =ν= 6n±1 (n=1,2,...) =
𝐼𝐼𝑁𝑁,1 𝜈𝜈
• Effektivwert des Netzstroms:
2
π
1π 2 1 3
2 2
IN
= ∫ iN d=
ωt I
∫ d d=ω t I d = 0,816 ⋅ I d
π0 π 0 3
Gesamt-Oberschwingungsverhältnis
Sechspulsbrückenschaltung (B6) Zweipulsbrückenschaltung (B2)

I N ,ripple I N2 − I N2 ,1 I N ,ripple I N2 − I N2 ,1
THDi =
= = 0,3108 THDi =
= = 0.4843
I N ,1 I N ,1 I N ,1 I N ,1

LE I
39
Auswirkung der Kommutierungsinduktivitäten auf den Netzstrom

• Die Kommutierungsinduktivitäten LK reduzieren die


Stromänderungsgeschwindigkeiten der Netz- und Thyristorströme während der
Kommutierungen.
• Dadurch werden auch die Netzoberschwingungsströme beeinflusst.
• Die Amplituden der Netzoberschwingungsströme (z.B. ν=5,7,11,13, …) sinken wenn
LK zunimmt.

LE I
40
6.5.6 Wirk-, Blind- und Scheinleistung
• Annahmen:
− 3-phasiges Netz mit einem symmetrischen, dreiphasigen
Wechselspannungssystem (Nennspannung der sinusförmigen Leiter-Leiter
Spannung: U)
− Idealisierte B6-Schaltung (LK=0; Id=const.)
− Durch den Anschluss der B6-Schaltung fließt ein nicht sinusförmiger, periodischer
Netzstrom, der durch einen Grundschwingungsstrom IN,1 und überlagerte
Oberschwingungsströme IN,h dargestellt werden kann.
− Die Oberschwingungsströme können in einem Verzerrungsstrom IN,ripple
zusammengefasst werden.
− Die Grundschwingung des Netzstroms eilt der Netzspannung um den Winkel ϕ1 S φ1
nach.
− Am Netzanschluss der B6-Schaltung gilt für diese Annahmen die P=P1
Leistungsdarstellung in Bild 6.128: S1
90°
90°
Q

W irkleistung :P = 3 ⋅ U ⋅ IN,1 cos ϕ1


Grundschwingungsblindleistung : Q
=1 3 ⋅ U ⋅ IN,1 sin ϕ1 Q1
D
Grundschwingungsscheinleistung : S1 = 3 ⋅ U ⋅ IN,1 = 2
P +Q 2
1 QD
90°
Verzerrungsblindleistung
= : QD 3 ⋅ U ⋅ IN,ripple mit =
IN,ripple ∑ IN2,h
=
h ≠1
IN2 − IN,
2
1

Gesamtscheinleistung : S = 3 ⋅ U ⋅ IN = 2
P +Q +D 2 2 Bild 6.128: Leistungsdarstellung im
1
dreiphasigen Netz
P
Leistungsfaktor : λ =
S
P
Grundschwingungsleistungsfaktor : cos( ϕ1 ) =
S1 LE I
41
• Wiederholung wichtiger Zusammenhänge zwischen Gleich- und Netzstrom bei der
B6-Schaltung:
− Aus der Fourieranalyse folgt:
1 4 π 6 I N ,1 ⋅ π I N ,1 ⋅ π
I N=
,1 I d cos = I d → I
= d =
2 π 6 π 2 3 6
• Für den Effektivwert des Netzstroms folgt:
2 3
I=
N Id → I=
d IN
3 2

• Für die Wirkleistung auf der Netzseite folgt:


P = 3 ⋅ U ⋅ I N ,1 ⋅ cos ϕ1 = 3 ⋅ U ⋅ I N ,1 ⋅ cos α =S1 ⋅ cos α
mit U: Effektivwert der sinusförmigen Leiter-Leiter Spannung; S1:
Grundschwingungsscheinleistung
• Für die Wirkleistung auf der Gleichspannungsseite folgt:
3 π
=P U=
dα ⋅ I d ⋅ cos α
U di ⋅ I d = 2 ⋅U ⋅ I N1 ⋅ cos α = 3 ⋅ U ⋅ I N 1 ⋅ cos α
π 2 3
3
U di
mit = 2 ⋅U
π

LE I
42
• Wiederholung wichtiger Gleichungen:
1 4 π 2 6 I N ,1 ⋅ π I N ,1 ⋅ π
I N=
,1 I d cos = 3I=
d I d → I=
d =
2 π 6 π π 2 3 6
3 U di ⋅ π 2 3
U di= 2 ⋅ U → U= I=N Id → I= d IN
π 3 2 3 2
• Für die Grundschwingblindleistung Q1 folgt:
Q1 = 3 ⋅ U ⋅ I N ,1 ⋅ sin ϕ1= 3 ⋅ U ⋅ I N ,1 sin α= S1 ⋅ sin α
2 3 Id U di ⋅ π
Q1= 3 ⋅ U ⋅ I N ,1 ⋅ sin ϕ1= ⋅ sin ϕ1= U di ⋅ I d ⋅ sin ϕ1= U di ⋅ I d ⋅ sin α
3 2 π
Für die Grundschwingungsscheinleistung S1 folgt:
S1 = 3 ⋅ U ⋅ I N ,1 = U di ⋅ I d

• Bei Annahme sinusförmiger Netzspannungen bedingen alle Oberschwingungsströme


ausschließlich Verzerrungsblindleistung QD .
2 6
QD = 3 ⋅ U ⋅ IN,ripple mit IN,ripple = ∑ IN,h
2

h ≠1
= IN2 − IN,1
2
= Id − 2 = 0,24 ⋅ Id
3 π
π
QD = 3 ⋅ U ⋅ IN,ripple = Udi ⋅ 0,24 ⋅ Id = 0,31⋅ Udi ⋅ Id
6
• Für die Gesamtblindleistung folgt:

Q
= Q12 + QD2 ; Q1 : Grundschwingungsblindleistung; QD : Verzerrungsblindleistung
LE I
43
• Wiederholung wichtiger Gleichungen:
1 4 π 2 6 I N ,1 ⋅ π I N ,1 ⋅ π
I N=
,1 I d cos = 3I=
d I d → I=
d =
2 π 6 π π 2 3 6
3 U di ⋅ π 2 3
U di= 2 ⋅ U → U= I=N Id → I= d IN
π 3 2 3 2

• Für die Gesamtscheinleistung S folgt:


2 U di π 2 π π
S= 3 ⋅U ⋅ I N = 3 ⋅U ⋅ Id = 3⋅ ⋅ ⋅ Id = ⋅U
= di ⋅ I d 1,05 ⋅ S1
S1 =
3 2 3 3 3 3
→ Der Zündwinkel α beeinflusst die Wirkleistung P und die Grundschwingungsblindleistung Q1
→ Die Grundschwingungsscheinleistung S1 und die Gesamtscheinleistung S sind bei der
Annahme Id=const. unabhängig von dem Zündwinkel α konstant.

Leistungsfaktoren
• Leistungsfaktor der Grundschwingung (Engl. Displacement Factor):

P 3 ⋅ U ⋅ I N 1 ⋅ cos ϕ1
cos ϕ1= = = cos α
S1 3 ⋅U ⋅ I N1
• Gesamter Leistungsfaktor (Engl. Power Factor):
P 3 ⋅ U ⋅ I N ,1 ⋅ cos ϕ1 I N ,1 2 ⋅ 3 ⋅ Id 3 3
λ= = = ⋅ cos ϕ1 = ⋅ ⋅ cos ϕ1 = cos α
S 3 ⋅U ⋅ I N IN π
 2 ⋅ Id π
IN1

  LE I
IN 44
uk = 2 U k ⋅ sin(ωt )= 2 U ⋅ sin(ωt )

P = 3 ⋅ U ⋅ I N ,1 ⋅ cos α = U di ⋅ I d ⋅ cos α

Q1 = 3 ⋅ U ⋅ I N ,1 ⋅ sin α = U di ⋅ I d ⋅ sin α

Bild 6.129: Kommutierungsspannung uk, Wirkleistung P


und Grundschwingblindleistung Q1 für Id=const.
LE I
45
Q1
=sin α
1 S1
120° 60°
0.8
0.6
150° 30°
0.4
0.2
α
-1 -0.8 -0.6 -0.4 -0.2 0.2 0.4 0.6 0.8 1 Udα = P =cos α
Wechselrichter Gleichrichter Udi S1

Bild 6.130: Normierte Blindleistung als Funktion der normierten


Ausgangsgleichspannung

LE I
46
• B6-Schaltungen (insbesondere B6U und B6C) werden in zahlreichen Anwendungen
als netzseitiger Stromrichter eingesetzt.
• Viele Netznormen begrenzen jedoch die zulässigen Amplituden der
Netzoberschwingungsströme sowie die Blindleistung.
• Deshalb müssen bei B6-Schaltungen insbesondere bei größeren Leistungen häufig
− die Amplituden der Oberschwingungsströme begrenzt und
− Grundschwingungsblindleistung (insbesondere bei voll- und halbgesteuerten
Schaltungen) kompensiert werden.
• Zur Reduktion von Oberschwingungsströmen werden deshalb häufig passive Filter
(z.B. Saugkreise mit L, C, R) und/oder aktive Filter (Stromrichter) vorgesehen.
• Die Kompensation von Grundschwingungsblindleistung kann ebenfalls mit passiven
Netzwerken (z.B. auf Basis von Kondensatoren) oder Stromrichtern (z.B. SVC-Plus)
erfolgen.
• Blindleistungskompensation und Oberschwingungsfilter sind aufwändig, teuer,
voluminös und schwer. Ferner müssen diese Komponenten häufig an bestimmte
Netzbedingungen angepasst werden (keine Standardlösung).
• Oberschwingungsfilter und Blindleistungskompensation stellen deshalb eine
wesentlichen Nachteil von B6-Schaltungen dar, der den Ersatz dieser Schaltungen
durch
− Mehrpulsige Stromrichter (z.B. p=18, 24) oder
− moderne, selbstgeführte Stromrichter motiviert.
LE I
47
6.5.7 Spannungseinbrüche infolge der Kommutierung

Netzanschlusspunkt
u1 (PCC)
LL1 U LS1
1U
u2 u12 uUV iU U1U1V
V
N 1V
u3
W 1W
Snubber

Andere
Geräte
Bild 6.131: Schaltung einer B6C mit Filterinduktivität und Netzinduktivität

• In der Realität wird die B6C über eine netzseitige Induktivität (sowie ggf. weitere Filter) mit
dem Netz verbunden und das Netz weist parasitäre Streuinduktivitäten (z.B. Leitungen,
Transformatoren, etc.) auf.
• Vereinfachte Modellierung durch Filterinduktivität Ls sowie Netzinduktivität LL
− An dem Netzanschlusspunkt (Engl: Point of Common Coupling: PCC) des Stromrichters
können auch andere, parallele Geräte betrieben werden, deren Betrieb eine definierte
Spannungsqualität erfordert.
− Nachfolgend wird zunächst die Wirkung der Netzinduktivitäten LL sowie der
Filterinduktivitäten Ls auf die Spannung am Netzanschlusspunkt analysiert. LE I
48
Netzanschlusspunkt
u1 (PCC)
LL1 U LS1
1U
u2 u12 uUV iU U1U1V
V
N 1V
u3
W 1W
Snubber

Andere
Geräte

Bild 6.131: Schaltung einer B6C mit Filterinduktivität und Netzinduktivität


• Bei Kommutierungen werden jeweils 2 Phasen über zwei leitende Leistungshalbleiter
miteinander niederohmig verbunden (d.h. kurzgeschlossen). Somit springt die Spannung
während der Kommutierungen an den Klemmen direkt am Stromrichter (z.B. u1U1V). Der
Spannungsabfall über den Filterinduktivitäten Ls sowie den Netzinduktivitäten LL bewirkt, dass
sich auch am Netzanschlusspunkt die Spannungen (z.B. uUV) während der Kommutierungen
sprunghaft ändern.
• Während der Kommutierungen wirken Filterinduktivität Ls sowie Netzinduktivität LL als induktive
Spannungsteiler. → Die Spannungssprünge am Netzanschlusspunkt sind um so kleiner, je
kleiner das Verhältnis von LL zu Ls ist.
• Zur Charakterisierung der Wirkung des Spannungsteilers wird ein Parameter a definiert: LE I
a=LL/(LL+LS). 49
iT5 iT1 iT3

iT4 iT6 iT2 iT4


Bild 6.134: Spannungsverläufe eines realen Thyristorstromrichters (mit LL/LS = 1/3,
a=LL/(LL+LS)=0,25 )
a : an den Ventilen (Spannung u1U1V)
b : am Netzanschlußpunkt (Spannung uUV)
• Während der Kommutierungen treten Spannungssprünge in den Spannungen u1U1V und uUV
auf. Die Spannungssprünge am Netzanschlusspunkt (uUV) sind durch den induktiven
Spannungsteiler deutlich reduziert.
• In Bild 6.134 sind die Spannungssprünge am PCC um (1-a) = 0.75 (d.h. um 75%) reduziert.
• Ein VDE-Standard definiert deshalb die Verwendung einer minimalen Filterinduktivität LE I
50
entsprechend der Vorgabe: ω⋅LS⋅IN,1 ≥ 0,05 U/√3

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