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Theoretisch kann auch eine Übertragung auf Basis elektrischer Felder erfolgen; aufgrund der geringen
Energiedichte des elektrischen Felds verwendet man praktisch nur magnetische Felder.
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Bei Kleinmotoren oft falsch bezeichnet: Aus Marketinggründen (z. B. Staubsauger, Elektrowerkzeuge) gibt man
die aufgenommene elektrische Wirkleistung an. Hier wird davon abgesehen.
3.2 Gleichstrommaschine
Gleichstrommaschinen wurden in der Anfangszeit der Elektrotechnik als Generatoren eingesetzt
(Siemens: dynamoelektrisches Prinzip).
Nach 1890 setzte sich der Drehstrom in der Energieübertragung durch. Da dieser
Synchrongeneratoren benötigt, verschwanden die Gleichstromgeneratoren weitgehend.
Heute werden Gleichstrommaschinen vorwiegend im Bereich kleiner Leistung bis 1 kW eingesetzt
(z. B. in Kraftfahrzeug-Hilfsantrieben und als Universalmotor in Haushaltsgeräten).
Bezogen auf den feststehenden Teil der Maschine (Stator oder Ständer) steht das magnetische Feld
im Raum. Die Bezeichnung Gleichstrommaschine rührt daher, dass diese im stationären Betrieb 3
statorseitig mit zeitlich konstanten Strömen arbeitet.
3.2.1 Aufbau und grundsätzliche Wirkungsweise
Bild 3.2 zeigt den grundsätzlichen Aufbau einer Gleichstrommaschine. Dargestellt ist eine
sogenannte zweipolige Maschine mit je einem magnetischen Nord- und Südpol. Die Polpaarzahl
beträgt p = 1. Es sind auch höhere Polpaarzahlen möglich, bei denen sich mehrere Nord- und
Südpole auf dem Umfang abwechseln 4.
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Stationärer Betrieb bedeutet bei einer rotierenden Maschine, dass sowohl Drehzahl als auch Drehmoment zeitlich
konstant bleiben.
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Magnetische Monopole existieren physikalisch nicht, d. h. Nord- und Südpol treten immer paarweise auf.
Welle
Wickelköpfe der
Kommutator Ankerwicklung
Rotor (Anker)
Polschuh Wickelköpfe der
Erregerwicklung
Erregerwicklung
Querschnitt Längsschnitt
Bild 3.2: Zweipoligen Gleichstrommaschine (Schraffur: weichmagnetische Teile)
Der Stator besteht aus Joch, Polschuhen und Erregerwicklung (auch Feldwicklung, Index f). Der
Gleichstrom If in der Erreger- oder Feldwicklung (Index f) mit der Gesamtwindungszahl wf erzeugt
einen magnetischen Fluss, der sich über Statorjoch, Polschuhe, Luftspalt und Rotor schließt.
Der gegenüber dem Stator drehbar gelagerte Rotor (Anker, Index a) besteht aus einem
weichmagnetischen Zylinder, in den mehrere Spulen in axialen Nuten eingebettet sind. Jede Spule
weist einen Hin- und einen Rückleiter (Ankerleiter) sowie zwei Wickelköpfe auf. Bezogen auf den
Stator hat der Ankerstrom immer dieselbe Richtung. Bei Drehung des Rotors müssen daher die
Spulenanschlüsse entsprechend umgeschaltet werden. Diese Umschaltung wird Kommutierung
genannt und bei der Gleichstrommaschine durch einen mechanischen Umschalter bewerkstelligt,
der mit der Drehung des Rotors geschaltet wird (Kommutator). Die Spulenenden werden daher
auf den Kommutator geführt.
Drehrichtung
Bürste
Ia Ia
Isolation
Lamelle
Ankerspulen
Bild 3.3: Aufbau und Funktionsweise des Kommutators
da
hn
hj
Umlaufweg
a: mag. Feldlinien im Querschnitt b: Auswahl eines Umlaufwegs und Abmessungen
Bild 3.4: Zur Berechnung des Erregerkreises
Zur Berechnung des Erregerkreises geht man von einem vereinfachten Feldverlauf aus: Die
Feldlinien sind in Bild 3.4a dargestellt. Es wird der in Bild 3.4b eingezeichnete Umlaufweg
entlang der Feldlinien gewählt.
Vereinfachend wird ideal weichmagnetisches Eisen (unendlich große magnetische Leitfähigkeit
Fe , keine Sättigung) angenommen. Damit wird die magnetische Feldstärke im Eisen HFe 0.
Die magnetische Feldstärke H im Luftspalt ist nun betragsmäßig konstant und radial gerichtet.
Mit diesen Voraussetzungen wird das Durchflutungsgesetz für den Erregerkreis aufgestellt:
wf I f H 2 (3.1)
mit den Größen:
H: magnetische Feldstärke im Luftspalt (nur radiale Komponente vorhanden)
wf: Windungszahl der Erregerwicklung
If: Erregerstrom
: Luftspaltlänge
Die Auflösung nach H ergibt:
w I
H f f (3.2)
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Im Luftspalt herrscht die Permeabilität von Luft 0. Damit ergibt sich die magnetische Flussdichte
zu:
Skript zur Vorlesung Grundlagen der Elektrotechnik (Service)
Technische Universität Berlin 3-5
Fakultät IV- Elektrotechnik und Informatik
wf I f
B 0 H 0 (3.3)
2
Der Flussdichtevektor zeigt immer in radiale Richtung (s. Bild 3.4a). Durch Multiplikation der
(gekrümmten) Fläche eines Polsegments AP mit der gleichgerichteten Flussdichte B kann nun der
magnetische Fluss pro Pol bestimmt werden:
w I da
P B AP 0 f f i lFe (3.4)
2 2 p
mit
0 : Permeabilität des Luftspalts
B : Induktion im Luftspalt (nur radiale Komponente vorhanden)
d a: Ankerdurchmesser
i: Polbedeckungsfaktor (gibt an, wieviel vom Umfang pro Pol durch den Polschuh bedeckt
wird; üblicherweise gilt i 2/3)
lFe: axiale Länge des weichmagnetischen Teils der Maschine
3.2.2.3. Drehmoment
Das innere Drehmoment Mi, d. h. das magnetisch über den Luftspalt übertragene Drehmoment,
wird am einfachsten aus der inneren Leistung im Ankerkreis ermittelt. Als innere Leistung Pi wird
die Leistung bezeichnet, die abzüglich der ohmschen Verluste im Ankerkreis über den Luftspalt
übertragen wird. Sie beträgt unter Berücksichtigung des im Ankerkreis fließenden Stromes Ia:
Pi U i I a (3.8)
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Eigentlich müsste noch ein Winkel 0 für t = 0 addiert werden, der aber für die weitere Erklärung ohne Belang ist.
Ra Rf Uf
Ua La
Lf
Ui
Zusätzlich sind vor allem bei kleinen Maschinen noch folgende Verluste zu berücksichtigen:
Ummagnetisierungsverluste im Anker
Vom Anker aus gesehen wird eine Gleichstrommaschine mit einem Wechselfeld beaufschlagt.
Daher wird der Anker ähnlich wie Transformatoren zur Reduktion von Wirbelstromverlusten
aus einzelnen axial geschichteten Blechen aufgebaut. Dennoch treten im Anker induktions-
und frequenzabhängige Ummagnetisierungsverluste PV,Fe auf.
Mechanische Verluste
Lager-, Bürsten- und Luftreibung sowie der Lüfter erzeugen mechanische Verluste.
da
hm
Joch hj
(Weicheisen) Permanent-
Magnet lFe
Der Stator enthält jedoch schalenförmige Permanentmagnete anstelle der Erregerpole. Diese
werden radial aufmagnetisiert, so dass sich die Luftspaltflussdichte B ergibt. Durch Multiplikation
von B mit der gekrümmten Magnetfläche AP ergibt sich der Polfluss P. Es wird eine mittlere
Fläche im Magneten mit dem Durchmesser d mittel = d a + 2 + h m angenommen:
π d mittel lFe
P B i (3.10)
2 p
mit
B: Luftspaltinduktion
lFe: axiale Länge des Ankers und der Magnete
i: Polbedeckungsgrad
Beim zulässigen Ankerstrom IaN (begrenzt durch die Erwärmung) stellt sich das Drehmoment M N
ein. I. A. gilt RaaN << Ui. Daher weist die Kennlinie n(M) im normalen Betriebsbereich eine
geringe Steigung auf.
Kurzzeitig kann mit höherem als dem Bemessungsstrom bzw. -drehmoment gefahren werden.
Dabei wird ausgenutzt, dass es eine gewisse Zeit (einige Minuten) dauert, bis die Maschine ihre
Betriebstemperatur erreicht hat. Dies wird bei Kleinmotoren zum Anlauf mit dem Strom IaK
genutzt (üblicher Index: K für „Kurzschluss“):
Ua
I aK I a n 0 Ia Ui 0 (3.17)
Ra
k P Ua
MK (3.18)
2π Ra
Größere Maschinen benötigen zur Begrenzung des Anlaufstroms entweder einen Vorwiderstand,
der zum Anlauf in den Ankerkreis geschaltet wird, oder eine Ankerspannungsquelle mit variabler
Spannung.
n0
nN
Bei Drehzahlen n > n0 gilt Ia < 0, d. h. die Maschine arbeitet als Generator. Die mechanische
Leistung P = Ia . Ui wird negativ: Es muss mechanische Leistung an die Welle geliefert werden.
Die Drehrichtung der Maschine wird im Wesentlichen vom Vorzeichen von Ua bestimmt. Sie kann
daher durch Vertauschen der Anker-Anschlussklemmen umgekehrt werden.
Bei Variation der Ankerspannung ändert sich nach (3.15) die Leerlaufdrehzahl proportional zur
n 2π
Ankerspannung: n0 ~ Ua. Die Steigung der Kennlinie Ra nach (3.16) bleibt
M kP
2
konstant. Die Kennlinien werden also parallel verschoben (Bild 3.10). Eine Erhöhung der
Ankerspannung über die Bemessungsspannung UaN ist aus isolationstechnischen Gründen
normalerweise nicht zulässig. Daher kann die Drehzahlkennlinie nur nach unten verschoben
werden. Die geringste mögliche Leerlaufdrehzahl ergibt sich bei Umkehr der Spannung auf
n0
nN UaN
n0´ = a n0
Ua = a UaN
M
-MN MN
Bild 3.10: Betriebskennlinien der permanenterregten Gleichstrommaschine bei konstanter
Ankerspannung Ua
Die fremderregte Gleichstrommaschine war bis vor einigen Jahrzehnten der wichtigste
drehzahlverstellbare Antrieb und wurde bis in höchste Leistungsklassen (z. B. Walzwerke mit
mehreren MW Einzelantriebsleistung) eingesetzt. Heute ist sie bei Neuinstallationen weitgehend
von Drehstrommaschinen verdrängt worden.
3.2.5.3. Nebenschlussmaschine
Bisher wurden Anker- und Erregerwicklung als getrennte Kreise betrachtet. Die beiden
Wicklungen können jedoch auch miteinander verbunden werden.
Als Nebenschlussmaschine bezeichnet man eine Gleichstrommaschine, bei der Anker- und
Erregerwicklung parallel geschaltet sind. Sie müssen daher die gleiche Bemessungsspannung
aufweisen. Die Kennlinie ähnelt der der fremderregten Maschine.
Nebenschlussmaschinen waren vor allem im vorletzten Jahrhundert maßgeblich an der
Verbreitung der Elektrotechnik beteiligt (das dynamoelektrische Prinzip war die maßgebliche
technische Errungenschaft für den Aufstieg der Fa. Siemens). Bis in die 50er Jahre des 20.
Jahrhunderts wurde sie noch in drehzahlverstellbaren Antrieben eingesetzt, wird aber heute
praktisch nicht mehr produziert.
3.2.5.4. Reihenschlussmaschine
Wenn Anker- und Erregerwicklung in Reihe geschaltet werden, I
spricht man von einer Reihenschlussmaschine6 (Bild 3.12). In
diesem Fall wird die Erregerwicklung mit d (statt f) bezeichnet. Ud Ra
In diesem Falle gilt IaN = IdN. Um die Verluste in der Erreger-
wicklung gering zu halten, wird diese mit kleiner Windungszahl U Rd La Ua
und entsprechend großen Leiterquerschnitt ausgeführt. Ui
Unter Vernachlässigung der Sättigung ist der magnetische Fluss Ld
proportional dem Erregerstrom. Nach Gleichung (3.2) folgt mit
I = Id = Ia: Bild 3.12: Gleichstrom-Reihen-
schlussmaschine
p z 0 wd i π da lFe
kP I d k k´ I (3.19)
a 2 2 p
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In der älteren Literatur findet man auch noch die Bezeichnung Hauptschlussmaschine.
n1N
0
0
M
M1 N 2
n1N
Variation U
0
0
M
M1N 2
3.2.6 Wechselstrom-Kommutatormaschine
In Gleichung (3.22) tritt die Spannung nur quadratisch auf. Daher ist die Betriebskennlinie
unabhängig von der Polarität der Spannung. Eine Reihenschlussmaschine kann daher auch an
Wechselspannung betrieben werden. Man bezeichnet sie dann als Wechselstrom-Kommutator-
maschine7. Bei dieser Maschine muss der Erregerkreis in jedem Fall geblecht ausführt werden, um
die Eisenverluste zu begrenzen. Es gelten dieselben Gleichungen wie bei der Gleichstrom-
Reihenschlussmaschine.
Gleichung (3.23) beschreibt die magnetische Belastung der Maschine:
^ w I
B 2 0 d d (3.23)
2
mit
B Induktion im Luftspalt (Spitzenwert)
Id Erregerstrom (Effektivwert)
In Gleich- wie in Wechselstrom-Kommutatormaschinen begrenzt die magnetische Sättigung den
Spitzenwert der Flussdichte. Da der Effektivwert bei Gleichstrom dem Spitzenwert (Ieff,= = î=), bei
Wechselstrom jedoch dem 1 2 -fachen Spitzenwert ( I eff,~ î~ 2 ) entspricht, liefert eine
Wechselstrom-Kommutatormaschine immer eine kleinere Leistung als eine gleich große Gleich-
strommaschine. Die Windungszahl der Erregerwicklung wird bei Wechselstrom-Kommutator-
maschinen normalerweise um den Faktor 1 2 kleiner als bei einer gleich großen
Gleichstrommaschine für dieselbe Spannung gewählt.
Ohne Berücksichtigung der Sättigung gilt wegen P(t) ~ if (t) für die Leistung:
pi t ui t ia t k P t ia t ~ I d I a cos I d ,I a 1 cos 2t (3.24)
Die innere Leistung pulsiert mit doppelter Speisefrequenz. Die Leistung wird maximal, wenn die
Ströme id und ia in Phase liegen. Daher werden Wechselstrom-Kommutatormaschinen nur in
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Der häufig zu findende Begriff Universalmotor ist irreführend, da dieselbe Maschine nur unter großen
Zugeständnissen sowohl an Wechsel- als auch an Gleichspannung betrieben werden kann.
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Die heute noch übliche Sonderfrequenz von 16,7 Hz bei vielen Vollbahnen ist auf spezielle Eigenschaften der
Wechselstrom-Kommutator-Maschine zurückzuführen