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522 MENSCHENFEIND

Nur in sehr selrenen Färe n bezieht Menschenfeindschaft das


Kreplin, Das Automaten-Motiv bei E, T. A. Hoffmann, Diss. Bonn 1957; R.
fth;;;;;" nicht zur Flucht in die Ein-
Plank, The Golem and the Robot, (Literature and Psvchology r5) r965; K. Völ- eigene t.h *iiäi" ""a
ker (Hrsg.), Künstliche Menschen. Dichtungen und Dokurnen[e über Golems, ,J*k.it,sond etn zum Selbstmord'
d., M;;;h;"r.i"a-Motivs ist nichr zu die
Homunculi, Androiden und liebende Statuen, rgTr: Th. Ziolkowski, Disen- 1ö-
chanted Images, Princeton rgTT; P. Gendolla, Die lebenden Maschinen, rgBo; L. Die Geschichte
'siälig.r.t Gestalt,
Sauer, MaLr_on-etten, Maschinen, Automaten, r983; A. Hildenbrock, Das andeic sen a.,
von i.rrt. a.r halb sasenhafren
J;;Ä langsamän Aufbau vieler Ein-
Ic6. Künstlicher Mensch und Doppelgänger in der deutsch- und englischspra- in der antiken Literatut
chigen Literatur, r986; R. Drux, Marionötte Mensch. Ein Metaphernkomplex
zelzigeril* arrä.h nrm-TiÄ;"ff {: t M ens chenvorchristlichen
r;!;;;t fein ds w u r d e :

und sein Kontext von Hoffinann bis Büchner, I986; ders., Menschen alls Men- rebte im J.
schenhand (Anthologie), r988. des Timon ;;; Athen. einreißende
Spott-die.
Iahrhunderr, bekämp$. -tt^-b;tß;"dem
-sittenlorigklii;;;ärhF;; äurch diese Aggres-
und erschien
Menschenfeind zrrrgenossen geheimnisvoll'
sivität schon selnen J;a;;i öharakreris rika
Ein Menschenfeind hegt im allgemeinen keine aktive Mö gri cr,.r* äiü;p ;säil ?i;h^ü.*n;.inzerne
seines mythisa du.itri;ü;
nild.r in der nicht erhaltenen
Feindschaft gegen die Menschen, er unternirnmt nichts gegen (+r s l-r4 v.'.Chr') des Pnnv-
sie. Jedoch er haßt und verachtet sie, will nichts mit ihnen zu altattischen ilä-o d'- ruiiiläp.it
Eig;;ttd1.rg.,i'lt,' dig .ohne Familie'
tun haben, sie nicht sehen und fern von ihnen leben. Men- NrcHos mit ihrer jedoch keine An-
Freunde und selbst sr.r""ä"l.ur,
älerdingf
schenhaß ist nicht wie Menschenscheu auf Veranlagung zLt- Chr') des
rückzuführen, sondern auf enttäuschende Erlebnisse. l)iesc teilnah-. ,ä ä.r p.iltik'z"e^iC 4 $; V:{et; zu.det
Gr\v'
ein Scho-
Erlebnisse können entweder objektiver Natur sein, indem der ArusropHANEs findet sicftärr. AnspiettilS; die Götter' son-
nicht
lion des VBNui,tt bemerkt, Timol
habe
bis dahin Gutgesinnte und Vertrauensselige die Erfahrung eine andere Anspielung in des
von Undank und Bosheit seiner Mitmenschen macht, oder sic dern die Menschen g.hnr3i, ""d tlgt' aus' daß Timon
sind subjektiver Art, indem der rnit zu hoch gespannten uncl gleiche" A;;;tt 1r'ä1 ry'ii'lait tt' Chr') [rb., indem er ein
weltfremden Forderungen an die Menschheit Herantretendc Jich den Aö; ;ä; M.r,rii,.r, er-ttzos'etr
verhau von Dornen wohtrüttg 1og. Die Komödie
;^;;i".
durch die Konfrontierung mit der Re ahtät in seinen Erwar- r)- isr nur fragmenta-
tungen und seinem Glauben erschüttert wird. Der Menschen- Timon des ANTIPHAN"i t+"S lgS.- n4l3
N{otivs nicht erkannt
d;r
feind kann durch seine absonderliche, zurück gezogene Le- risch erharten, so daß di. F""t iion
werden kaqn. Auch dtt fvfi'a"th'op
tt"ttt den Charakteren des
bensweise Züge mit dem +Sonderling gemeinsam haben, chr.).dürfte Berührungs-
aber die Genese seiner Haltung und seine Feindseligkeit tren- THnopHRAsros (,r* 3;;:t87 v.
hier taucht zuerst der
nen ihn doch von dem mehr schrullig-liebenswürdigen Typ. punkte mii der Timorr-irrditio'hÄt"; und ein damit
I)as Interesse der Literatur an diesem Typenmotiv beruht Erklärungr.;.*t"f""f,Eq iT..Mt"schenhaß
sich entwickelt habe, als
auf der Spannung zwischen der entstehenden oder schon ent- verbundener Groil g.gl; Jie Göttei
von seinen vermeintlichen
standenen ablehnenden Haltung des Misanthropen gegenübcr der ehemals Reiche ".rärÄr. ""d
im Stich g.i;;;; *"iat" sei' Bekanntschaft mit
den Mitmenschen und seiner notwendigen Bezogenheit aul' Freunden auch mit um-
sie. Er ist selbst ein Mensch und teilt die menschlichcrr der charakrerlehre d.r^ft .ophrrsros, vi.eileicht
laufenden Timon-Anek;;;;ä , i^\
#ohl den Anstoß zu dem
Schwächen, die er bei sich selbst zu übersehen geneigt ist, uncl aufgefundenen Dyskolos
seine Existen z ist trotz der versuchten Isolierung auf Zusant- jüngst bi, V.ä *T.d*t
und wirk-
"J-wenige Dasheizvolle
(lrl-t6". öfr1 i^d.lMENANDRot.liegt darin, grß es sich bei
mensein und Zusarnmenarbeit mit ihnen angewiesen. I)icsc
Dialektik macht das Menschenfeind-Motiv zum Gegenstantl rich Komödienhaft. di;.; Stücks mit 9.t Menschen,
vor allem des Dramas, das synthetisch oder analytisch das dem alren Knemon --;;r den umgängiott seiner Hände Ar-
tüg.Ut"itt." IÄt,
Zustandekommen des seltsamen Typus darstellt und mcist auch mit seiner Frau, Ein-
auch die >Heilung< des ja erst erworbenen Leidens in Szcrtc beit lebt, weil er niemrnä.- etwas schuldig.sein und den der
flüssen der städtisc näÄ- iivilisation
.ntgäh.n möchte,
setzt, indem des Menschenfeinds Abhängigkeit von andcrc,rr Mitmt"ttlittt aus einem Brun-
Menschen ihn zwangsläufig auf diese zurückgreifen und ihrr aber, ,1, iir, il;;*Ut.tt."ten
bessere Erfahrungen machen läßt oder er das eigene Wesen ittr nen retren, sein Unr..i, t- iiir"sehen vorgibt - doch nur um
eine scheinheilung h, a;it denn er drohi in seine einsiedleri-
Spiegel ähnlicher Typen erkennen und verabscheuen lcrnt.
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sche Lebensweise zurückzufallen und kann nur durch cittctt ,l,rs sich Misanthropie nicht als soziales, sondern als metaphy-
Schabernack der Sklaven dazu bewegt werden, der Hochz,cit ',rsches Problem darstellte.
seiner Tochter beizuwohnen; seine Fehlhaltung wird durt lr Hrst das Interesse der Renaissance an antiken Stoffen und
die Kontrastfigur eines erfahrenen, menschenfreundlichcn :rl* l,lecn sowie die neu gesehene Problematik des Bösen verhal-
ten Mannes unterstrichen. Am Ende des ersten vorchrist - Icrr dem Motiv wieder zur Geltung. In engem Anschluß an
lichen Jahrhunderts gewann PrurnncH (Biographie des Anto- I ukians Dialog schrieben zuerst M. M. BoIARDo (r+g+) und
nius) aus dem Vergleich zwischen dem treulosen Verhaltcrr t i. cla CenRETTo (r+q8) Timon-I)ramen, die mit der Verar-
der Freunde des Antonius nach der Schlacht bei Aktium uttrl nu-rrrg Timons einsetzten. Boiardo sah den Grund fiir Timons
dem der Gefihrten des Timon sowie zwischen den verwancl* Lr ll vor allern in seiner Abhängigkeit vom Gold, das ihn in-
ten Reaktionen der beiden Betroffenen neue Aspekte clcs rr,'rlich unfrei gemacht und sein Gefühl verhärtet habe; zwar
Charakterbildes. Er erwähnt einerseits als Parallel- und (ie- vt'r'zichtet der verarmte Timon dann auf den gefundenen
genfigur den auch von CIcnno und AnlsroxENEs voN Tn' \r lratz, verharrt aber bei seiner Menschenfeindlichkeit. Die
,,rt'lr hier anbahnende Moralisierung des Stoffes machte ihn
I

RENT genannten Apemantes, den Kyglker und Misanthroperr


l

aus Piofession, der weder Timons Überzeugung teilt noclt Iru' das Schul- und Jesuitendrama geeignet. Der Jesuit J.
( irui:rsrx (Timln czmoedia r j84), der den Dialog Lukians freier
ihm an düsterer Konseqsenz ebenbürtig ist, auf der andercn
Seite Timons Freundschaft mit Alkibiades, in dem Timorr ,urswertete, zeigte Timon noch im Reichtum, deutete aber im
ein Werkzeug für seine gegen die Athener gerichteten vc'r* .r'stcr Akt den Umschwung dadurch an, daß Pluto Timons
'Wünsche I l;rus verläßt, und füllte die weiteren vier Akte mit der Ent-
derblichen gesehen habe und daher nach der Alki-
biades nrr Last gelegten Niederlage als Unglückswünscher t.irrschung durch die Freunde, der Arbeit des den Göttern
in einen kausalen Zusammenhan g nr dem Unglücksbringcr' t Jr.ollenden im Tagelohn, der anfinglichen Ablehnung des
gebracht worden sei. Hier erscheint also der MenschenhalJ n('r.rclr Reichtums und der V/endung des erneut Reichen gegen
aktiviert. LurrANs (rzo-r8o) Timon-Dialog ist die letzte, ftir' .lrc wiederkehrenden Freunde. Die Absicht, an dem Stoff die
die Tradierung entscheidende Fixierung des Stoffes in dcr f 'rrlgen leichtsinnigen Lebensgenusses aufzuzeigen, fiihrte bei
( ,r'c'tser zu einer Schwerpunktsverlagerung, die dann in dem
Antike. Die ausgedehnte Vorgeschichte, die Timon als rei-
chen Verschwender und Gastgeber zeigt, motiviert den Gc- l'nrron-I)rama des Thorner Schulrektors S. Scrrnl,'lt'Ic $67t)
fühlsumschwung des Verarmten, der sich von allen verlasseu ',t;rtt des Menschenfeind-Motivs das der +Goldgier in den
sieht, sein Brot im Tagelohn verdienen muß und den Men- M ittelpunkt rückte.
schen und Göttern zürnt, so claß Zeus ihm durch einett l)agegen handelt es sich bei SHnKEspEAnns Timon (Timon
>schatz im Acker< seinen Reichtum zurückgibt, den Timon ,,1 Athens um t6o7), der um 16oo einen Vorläufer in einem
zunächst nicht annehmen will, der dann aber den Ackcr .uronymen Drama gehabt hatte, um das psychologische Pro-
kauft, auf ihm einen Turm errichtet, in dem er wohnt und lrlcrn eines in seiner anfanglichen Gutmütigkeit und Freige-
von dem er die wieder herbeieilenden Freunde mit Stockhie- I'rukeit ebenso wie in seinem späteren Haß maßlosen Mannes,
ben und Steinwürfen davonjagt. Timons Turm wird auch in rlcsscn aus Enttäuschung resultierende Menschenverachtung
der Beschreibung Griechenlands von PRuseNrns (2. Hälfte 2. n r clern Gastmahl des dritten Aktes gipfelt, zLt dem er die
ircunde eingeladen hat, um ihnen '$/asser vorzusetzen, das er
Jh.) erwähnt.
f

Für das Mittelalter war weder das Menschenfeind-Motiv rlnrcn höhnend ins Gesicht gießt, ihnen die V/ahrheit zu sagen
noch der Timon-Stoff anziehend. Menschenfeindschaft wi- urrrl sie dann davonzujagen. Von Plutarch übernahm Shake-
dersprach dem christlichen Gebot der Nächstenliebe, konntc' ',lrcare die Beziehung zu dem landesverwiesenen Alkibiades,
sein und charakterisierte daher so-
nur teuflischen Ursprungs .Werkzeug, .lc'r cinen Krieg saug gegen Athen vorbereitet und dem Timon
wohl den Teufel wie sein den +Teufelsbündner. cnrcrl Teil des gefundenen Goldes in der gleichen feindseligen
I)er aus dem Menschenhaß resultierende Haß gegen den A lrsicht gibt wie den Hetären, die Athens Männer korrum-
Schöpfer und Lenker der Menschen, schon von den antiken l)r('ren sollen. Der Typus wird einerseits abgegrenzt gegen
Autoren an der Gestalt Timons diskutiert, gab den Ausschlag ,lcrr aus Eitelkeit Menschenhaß posierenden und seine Rolle
{iir die ablehnende Beurteilung des Typs im Mittelalter, ftir Apemantus und andererseits gegen den treuen
'i.'rricßenden
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->Diener und Verwalter Flavius, der seinen Herrn schon an* iirau, sondern ein neu er Zug durch das abschreckende
fangs gewarnt hat und ihn später in sein Elend begleiten will. llcispiel eines anderen lächerlich wirkenden Menschenfeindes
Aber Timon, dessen Menschenverachtung der ältere Shake- von seiner Misanthropie geheilt wird.
speare anscheinend weitgehend nachempfinden konnte, bleibt Das r8.Jahrhundert sah in Gesellschaft und Geselligkeit das
allein, weist die um Hilfe bittenden Athener brüsk ab und Moment, das den Menschen erst nJm Menschen macht, und
stirbt im Groll; von seinem meerumspülten Grab und seiner sprach der Freundschaft und der Liebe sittliche Kraft zu.
menschenfeindlichen Grabschrift wird berichtet. Sc:hon aus diesen Gründen mußte Misanthropie als Fehlhal-
Nach SHnrsspEARES Timon of Athens, dessen Einsträngig- ttrng erscheinen, vor allem aber widersprach sie dem vor-
keit und mangelnde Dramatik spätere Bearbeiter (Th. SHnp- rrc:hmsten Ideal der Epoche, der Flumanrtät. So konnte in J.
\rELL t678; R. CuMBERLAND r 77r; F. J. Frscnrn 1778; W. H. (;. ZtvrvrcRMANNS einflußreicher Schrift Über die Einsamkeit
v. DaTBERG rT78; A. LlNoNrn r87r) nicht verbessern konn- Ul S6) sogar der fromme +Einsiedler unter die Menschen-
ten, setzte sich das Motiv des Menschenfeindes nJm ersten lr:rsser gezählt und verdammt werden. Gesellschaftsferne
Mal unabhängig vom Timon-Stoff in Morrtnrs Le Misan- wurde allenfalls, wenn sie sich antihöfisch gab und der rous-
thrope (1666) durch. Es erschien hier in Verbindung mit ganz scauschen Idylle zuneigte, toleriert, so wie man die im Zuge
anderen Nebenmotiven und Zigen, denn der junge und be- t'rrrpfindsamer Selbstbeobachtung hervortretenden Typen
liebte Alcöste erlebt weder einen Wandel des Glücks noch von +Mißvergnügten, Käuzen, Hypochondern und Melan=
Enttäuschungen durch Freunde, sondern er tritt mit einem .'lrolikern zu entschuldigen wußte, soweit sie nicht ins Ex-
Anspruch an seine (Jmwelt auf, die ihm von Beginn an Män- trcm der Menschenfeindschaf,t verfielen. In der Literatur
gel und Scheinhöflichkeit der Mitmenschen im trübsten Licht rrrußte der Typ des Menschenfeindes daher nrm Objekt der
erscheinen und seine Versuche, durch Tadel und eigene Auf- llckehrung und Heilung werden, als deren wirksamstes Mit-
richtigkeit dagegen anzugehen, scheitern läßt. Seine übertrie- t cl Freundschaft und Frauenliebe angesehen wurden, die

benen und falsch angebrachten Forderungen machen ihn schon von SHaTspEARES Bearbeitern Th. SnnpvELL und R.
ebenso lächerlich wie seine Verehrung für eine Frau, die von CunnnrRLAND und von den Nachahmern Mouinns in dieser
anderen ihrer schlechten Eigenschaften wegen gemieden wircl lrunktion eingesetzt worden waren. Timant, der Held von J.
und die er weder zu ändern noch zu seinem Ideal eines Lebens lr. v. CnoNrcKS Lustspi el Der MiJ3trauische (t76o) ist ein Hy-
'[/elt so weit geht, daß er
fern von der menschlichen Gesells chaft zu bekehren vermag, pochonder, dessen Leiden an der
so daß er seine Vorstellung allein in die Tat umsetzt und da- sich von thr zurückgezogen hat und die Tür seines Zimmers
mit seine tadelnswerte Unfihigkeit, unter Mensch en zu leben, rrrit Vorhängeschiössern versperrt, und der erst durch das
beweist. ()pfer eines Freundes, der um seinetwillen auf die Geliebte
Wie alle Komödien Morrinrs rief auch diese Nachahmun- vcizichtet, geheilt wird, nicht ohne erst noch eine Zeit der
gen und Gegenstücke hervor. Während der nach dem lyluster Sclbstbestätigung zu benötigen. Fanias in Ch. M. \IIELANDS
des Alcöste modellierte Stanford in Th. SHnnvELLS Komödie Musarion (Vers erz. t7S6), durch Verrat falscher Freunde, Ver-
The Sullen Louers (1668) es auf Grund der Liebe einer gleich- lust des Geldes und Liebesenttäuschung zurlrr Menschenfeind
gesinnten Frau über sich gewinnt, seinen Menschenhaß Aj geworden, wird durch die Liebe Musarions geheilt und zum
Gesellschaftshaß zu dämpfen, behielt \f. \flycrrnRl.Ey (The Lebensgenuß zurückgeführt, der mehr posierte als wirklich
Plain Dealer Kom. ßll) Liebesenttäuschung als Grund der ticf getrende Menschenhaß von GorrHns Erwin (Erwin und
Misanthropie bei und ergänzte sie nach dem Muster des Ti- lilmire Singsp. r7Til rasch durch die Liebe Elmires ausge-
mon-Stoffes durch Enttäuschung in der Freundschaft, aber löscht undJ. v. SonrNs (Der neue Timon Ltp . r78g) vom Men-
dem Helden wird schließlich doch noch durch eine treue Frau schenfreund nrm Menschenfeind gewandelter Minister durch
ein Glück in dieser schlechten Welt bereitet. Als Gegenent- cin Liebesglück fern vom Hof mit den Menschen versöhnt.
wurf zu Moliöre war J.-F. MannaoNrEls echt aufklärerischc Sogar dem nrr,r' Zweck einer Widerlegung einer >bestmög-
moralische Erzählung Le Misanthrope corrigö (in: Contes mo- lichen aller'Welten< demonstrierten Menschenhaß Martins in
raux 176) gedacht, deren Titelfigur wie die Moliöres sich auß VorruREs Candide (R. rT Sil ist ein Trost in Gestalt einer bu-
Land zurückzieht, dort aber nicht nur durch eine liebenswerte kolischen Idylle und regenerierender Arbeit beschieden. It J.
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K- VnzELs deutschem Gegenstück, dem Roman Belphesctr I.Jrt'rlrigkeit der übrigen Menschen erheben soll, das Verspre- I

(tzz6)_, kann der an der schGchtigkeit Merrsch." g.'r;Ä?;_


,cer ,lrt'n abgenommen, zwar durch Anmut und Tugend die
I

terte Menschenfreund dennoch ieinen Hang zu deä Men- Nl.uurcr zur Verehrung zu zwingen, aber nie einen Mann
schen nicht unterdrücken und stellt sich r.hließlich eine.fiir.
rlrit.klich zu rnachen; ihr Liebhaber will jedoch die Verbitte-
1

die Freiheit kämpfelden Nation zur Yerfiigu.rg. O. *;- rrn r r{ cles Vaters besiegen, da es keinen ärmeren Mann gebe als
:yllH (asem the Manhater Erz. rr6s) dageäen'-heilr. ,.i.r.,, , lr'r rMenschenfeind, dessen Menschenhaß entweder der
Helden in einer überraschenden Yariant"rrT.ht durch Kon- ',,'llrstverachtung oder der Selbstüberhebung entspringe.
frontierglg mit der Realität, sondern mit der Idealität: Eirr w.alrrcnd aus Schillers Fragment nicht hervorgeht, was ei-
Genius fiihrt ihn in eine vollkommene welt, in der e, abe, ,,, r. n t lich die Misanthropie des Mannes hervorgerufen hat,
seltsa-me, aus der Güte der Menschen resultierende Fehlent- rrrtrtivierte A. v. KotznBUES r78g von Schiller in Weimar be-
wicklungen entdeckt, daß er sich in die alte Welt zurück- ', rt lr tcs Schauspiel MenschenhaJ3 und Reue (i
wünscht.
r
Z8g) den Men-
',, lrt'rrhaß des mit seinen zwei Kindern fern von den Men-
In der deutschen sturm-und-Drang-Epoche, die den über- ',, lrcn lebenden Meinau durch den Ehebruch und die Flucht
durchs chnittli chen Mens chen, den, K"erl n", rr.rherrli chie, l;; ',r n rcr Frau, die inzwischen durch Reue, Wohltaten und be-
-
nen dern titanischen Gefühl auch aus dem Bewußtsein d.,. ',, lrt'irlcnen l)ienst als Haushälterin ihre Verfehlungen gutzu-
uberlegenheir erwachs.er.e züge-yon Misanthropie u.ig.- nr.r. lrcn suchte und von den Kindern schließlich mit dem zu-
mischt sein. Hierher sind et*ä die mensch.rrrr.i..htenie,, rr.rt lrst widerstrebenden Misanthropen vereint wird. Merk-
Außerungen Karl Moors in scHTLLERS Die Räuber (Dr. ,7siy ,'',', rr rligerweise erfand Kotzebue, wie über zweitausend
zu technen, während ähnliche Auslassungen seines'md..rg.1 Jahre
.'uvor MnNANDRos, als V/endepunkt des Plots einen Sturz ins
arteten Bruders Franz zweifellos Teil seiäer -+Tyrannei sifid, W.rsscr, nur daß hier nicht der Menschenfeind stürzt, gerettet
denn die Sonderstellung des Tyrannen in der Gesellschaft rnr,l bckehrt wird, sondern der Nachbar, zrt dessen Rettung
beinhaltet imrner auch ein Sttick'Misanthropl.. nf-t"5.h *..- , L'r Mcnschenfeind herbeieilt, womit der rührselige Autor die
den. die. typis chen Intri ganten ges talten ei Literaturepo che,
dies r r l,t'r'clcckte Menschenfreundlichkeit seines Misanthropen un-
carlos in GonrHES cläuigo (Dr. 1774), Blum in F. M. KuN_ rr r llcweis stellen wollte.
cERS Das leidende weib (Df:_t 7T
chen Autors Die zwiltinge
) urrd Grimaldi in a., fi.i- lrr r lViener Volksstück, das gleichfalls mit dem Moment
lDr, r"iz6), .zo ihre" üör.r, eroj.[- , lr'r ,> lJesserung( arbeitete, taucht das Menschenfeind-Motiv
ten teilweise durch Menschenhaß värleitet. V/enn bei KilN- , r\trrrals in K. Mntsrs parodistischem Stück Der Esel des Ti-
qER (Fausts [,eben, Taten und Höltenfahrl R. rTgr) die perver* nttttt (rttr:) auf, in dern der von Timon in die Einsamkeit mit-
tierung 4.r Menschenfreundes fräust in ei"e" Menschen- r,,('n()nlmene Esel durch die Götter in den reichen Geldmann
und Gotthasser.Ergebnis teuflischer Verschwörung und ei.re, N'lrtl:rs verwandelt wird, der Timons Misanthropie durch
Teufelsbundes ist, so leitet diese Variante schon f,in,ib. r zu t ,, rltl heilt; die V/eisheit des Stückes gipfelt darin, daß der
den Teufelsbündnergestalten der Romantik, deren satanisches l\,l.rrsch sich in die V/elt schicken müsse, da diese sich schwer-
'V/esen
sich in Menschenfeindschaft auswirtt; wie die mittel- lr, lr rrr ilrn schicken werde. BeiJ. A. GrrlcH (Ydor, der Wande-
alterlichen -+Teufelsbündner lassen sie es nicht bei der Verab- t r't ruts dem Wasserreiche r 8zo) bekehrt sich sogar ein Teufel
qcleu-ung _ der Menschen bewenden, sondern wirken nrnj ,lrut'lr die Erfahrung von Liebe und Freundschaft vorn Men-
Schaden der Menschheit. ',, lrt'f rlraß. Mit F. RurrauNDS Der Alpenkönig und der Menschen-
Schop$"g des Humanitätszeitalters arbeitete dagegen Ir'ntl (r828) erwuchs aus der lokalen Tradition eine Motivva-
"^tJ:
Scnrl,LrRs seit 1784 geplantes Schauspiel Der Menschä1]in1 r r.rntc weltliterarischen Ranges. Bei Kenntnis sowohl der lo-
(r.8o'), in dessen ursprti,rglichem Tiät Der uersöhnte 'Mrn- l...rlt'rr Vorgänger wie der Timon-Tradition und auch des
s chenfe ind go) das B ekehlun gsmo menr ne c h sanz deutli ch
-(r r ',, lullr,rschen Torsos, dem er den Zug der einer Tochter ver-
ist, mit den Mitteln des aufklärerischen Besseiungssrückes. lrr ,rt'rrcn Ehe entnahm, stellte Raimund die Misanthropie
Schillers Held, der im Geiste Rousseaus die Entrt.liu"g d;; rr rr lrt als Folge von Enttäuschung oder falsch angebrachten
Schopf-ung als Produkt menschlicher Fehlentwicklu"ä"ni"- ', rt t Irt'hen Forderungen dar, sondern als Verblendung und
.
stellt, hat der einzigen geliebten Tochter, die sich üb"er dic W.rlrrr seiner Zenffalfigur, die bezeichnenderweise Rappel-
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kopf heißt und in deren Einbildung sich sowohl die irrigc Narren umgeben hat, deren fixe Ideen das einzige sind, dem
Vorstellung von der Bosheit der anderen Menschen wie dit' ,'r' Geschmack abgewinnen kann. Der sog. poetische Realis-
der eigenen Liebenswürdigkeit, Gelassenheit und Gutmütig- nrLrs des mittleren ry. Jahrhunderts bevoruugte wie die Auf-
keit eingenistet hat. Er ist sich selbst der größte Feind, zer- I' l:irung den heilbaren oder nur scheinbaren Misanthropen in
schlägt aus Mißtrauen gegen Familie und Hausgenossen seittt' ,le'r Art von A. SrmrERS Hagestolz (Der Hagestolz Erz. r84j),
Hauseinrichtung, flieht in die Einsamkeit der Berge, treibt tlt'r seine aus Liebesenttäuschung vollzogene Absonderung
dort mit sadistischer Freude eine arme Köhlerfamilie aus dcr v()n den Menschen längst bereut und nun seinem Neffen seine
von ihm gekauften Hütte, kann aber in seiner seelischen Vcr- l.cbenserfahrung als Lehre angedeihen lassen will, oder von
härtung nicht durch die Bergeinsamkeit geheilt werden, son- W. RAArnsJournalist'Weitenweber (Die Kinder uon Finkenrode
dern bedarf der Roßkur, die der Alpenkönig mit ihm vor- l{. r 8SZ-58),in dessenkauziser Bissigkeit sich nur seine Ver-
nimmt: Er begegnet seinem --+Doppelgänger, in den der Al- ,rclrtung alles Mittelmäßigen ausdrückt - eine Unbedingtheit
penkönig sich verwandelt hat, und wird durch das Entsetzctt nrt>ralischer Forderungen, die schon mehrfach als psychologi-
über sein eigenes entmenschtes Gebaren und durch die Erfah- ',, lrcr Grund des Menschenhasses in Erscheinung trat. Auch
rung der Güte seines Schwagers, der ihm sein Vermögen gtr (;. Knnrns (Pankraz der Schmoller Nov. 1856) an Rappelkopf
rettöt hat, geheilt. Der zur Timon-Tradition gehörig e, im Al' ,'r irrnernder eingebildeter Unrechtleider und Haustyrann, der
penkönig aber ausgeschiedene Faktor des Sturzes in Armut .rllc Anlagen zurr. Misanthropen hat, wird noch rechtzeitig
gestalteie sich fiir Raimund zu einem eigenen Stoff in Dt'r lrt'lchrt. Mit dem fortschreitenden 19. Jahrhundert verschär-
Verschwender (Dt. I 8:+). l,'rr sich die Züge des Menschenfeindes und seines Schicksals
Im epischen Bereich machte sich seit dem späten 18. Jahr- rvicder: Der Held von Th. Sronus Bulemanns Haus (Nov.
hunderl das Menschenfeind-Motiv vor allem in erzählert- rl-i64), der sich aus Menschenfeindschaft von der Welt ab-
schen Kleinformen oder in Randfiguren geltend. Von der Ty- ',, lrließt, wird von seinen beiden übernatürlichenKatzen um-
penkomödie führen Verbindungen nrm komischen Romatt r1,'bracht, und die Bekenntnisse des selbstquälerisch rückblik-
ätwa T. SuonETTS, dessen schrulliger Junggeselle Brambles l,.t'nden Erzählers in F. M. DostoEVsKrJS Zapiski iz podpol'ja /
(The Expedition of Humphry Clinker t77r) seine aus seelischcr luf2eichnungen aus einem Kellerloch (Erz. r864) lassen erken-
Verletzblrkeit geborenen misanthropischen Zige auf dcr nf'n, daß hier Unzu{riedenheit im Beruf und in der Beziehung
Reise mit zunehmenden menschlichen Kontakten und abneh- zrr Kameraden einen kontaktarmen Menschen zu lebens- und
mender Anfälligkeit für sein gichtisches Leiden immer mehr ,,rcnschenfeindlichen Reaktionen - etwa in der Form des zy-
zugunsten seiner Gutmütigkeit verliert. Aus dem komischen rrischen Spottes, den er mit der Prostituierten Liza treibt
enflischen Rotnan gingen viele Motive und Züge in das'V/erk ,rrrcl zvm Verlust jeder menschlichen Bindung geftihrt haben.
skurriler Sonderling Leibgeber (&fu' Vü:ihrend der Räsoneur im Kellerloch selbst sein Versagen in
-stand,Peurs ein, dessen
JreN
,lt'r Vergangenheit, seine Morbidität und seinen Sadismus
Tod und Hocltzeit des Armenaduokaten F. Sf. Siebenkäs
r7g6-gil, der mit wesentlich verschärft psychopathischcrr .rrrsleuchtet, analysieren in Th. BrnNuARDs Roman Das Kalk-
Zügen rm Titan (r8oo-o3) als Schoppe wiederauftaucht, aus tr,,'rk Gglo) vor einem imaginären Publikum dritte Personen
Kompromißlosigkeit alle endlichen Daseinsbedinguqge,n untl ,lrc Motivationen eines monomanischen Misanthropen, der
-formen des durch seine Existenz notwendig schuldigen ,rllc menschlichen Bindungen opferte, um ein 'Werk über
,, I ):rs Gehör << ztr schreiben, das er jedoch auch in der Einsam-
Menschengeschlechts haßt. Im Anhang zurrr Titan wirft dcr
Luftschiffer (Des Luftschilfrrt Giannozzo Seebuch) schließlich l..t'it eines aufgelassenen Kalkwerks nicht zu Papier bringen
voller Haß den Ballast seines Ballons auf die Menschen herab l..rrrnte, und der schließlich seine an den Rollstuhl gefesselte
und zerschellt im Gewitter, ähnlich wie der arme Poet in derr l r;ru erschoß. Auf teuflische Herkunft deuten dagegen die sa-
anonymen N4ghtwachen (rVon Bonaventura<, R. t8o1) in Re- , lrstischen Duftentnahmen des menschenverachtenden Mör-
signation vor der menschlichen Schlechtigkeit sich selbst aus- ,lcr"S in P. Süsrlxos Roman Das Parfum (rq8S).
loicht. Der gleiche düstere Weltekel kennzeichnet den Graferr lrrr Dram4 das die bevoruugte Domäne des Motivs blieb,
Rudolf ir J. v. ElcunNDoRFFS Ahnung und Gegenwart (lt. ',vrrkten die großen Vorbilder fort. Bei E. LnslcHn (Le Mi-
r8r 5), da er sich in eine einsame Burg zurück gezogen und mit ',,rttthrope et l'Auuergnat r85z) erwuchs aus dem von Shake-
532 MENSCHENFEIND MISSVERGNUGTE, DER 533

speare übernommenen Zug der Enttäuschung und dem von M i santhrop -+Menschenfeind
.V/ahrheitsfanatismus
Moliör e bezogenen des ein Komödien-
plot um einen in der Schlinge seiner eigenen Forderungen gc-
fangenen Moralisten: Der Misanthrop engagiert einen ehr-
lichen Mann aus der Auvergne, um immer die Wahrheit zu Millvergnügte, Der
hören, aber der ständige Entlarver wird bald lästig, da er auch
Lügen seines Brotherrn aufdeckt, der sich schließlich gc- Mit einem etwas altväterischen Ausdruck soll möglichst
zwungen sieht, den Wahrheitsverkünder nrrr' Lügen zu ver- .r r rtrnaschig ein Typ umgrenzt sein, der in den neuzeitlichen
anlassen, und durch die Erkenntnis der eigenen Anfilligkcit I rlrr Irtrnderten mit läichten Varianten und wechselnden Vor-
von seinem selbstüberheblichen Menschenhaß geheilt wircl. .,, rr lrcn und Bezeichnungen auftritt und streckenweise zu ei-
F. RenuruND hatte die in der Tradition des Timon-Stoffes gc- 'i I\v:ihlte
zcittypischen modisihen Erscheinung wurde. Der hier
ilegriff leitet sich von dem Positivum, dem >Genü-
koppelten Motive des Verschwenders und des Menschenfein- i',
des in zwei voneinander unabhängigen Plots aufgefangen, bci l,( ,(( des Mönschen an seinem Schicksal, einer christlichen
\(/. TrrrrNc (Timln uln London Dr. tS76) finden sie sich aul I rr1lt'rrd , zb, die sich im >Vergnügen << ztr voller Zufttedenheit
zwei Personen der gleichen Handlung verteilt: Von zwei Bri.i- r, i11crt, ein V/ort, das im r 7. Jahrhundert dann auch das Be-
dern ist der eine ein Verschwender, der durch seine Erfahrun- l,,r1i','n an dieser Zufriedenheir ausdrückt. Schon im r6. Jahr-
gen zum Menschenfeind wird, der andere von Beginn an ein lrurrtlcrt taucht als Negation, als Mangel an Genügen, der Be-
Menschenfeind, allerdings nur ein vorgeblicher, der dir' p,r rll clcr >lJnvergnüEheit< auf, der im 18. Jahrhundert die

Maske des Misanthropen angenommen hat, um den Ver- it,',lt.trtung von Ünzifriedenheit annimmt. Seit r678 ist als
schwender vor allzu großer Vertrauensseligkeit und vor fi- ,t ,r r kcrc ltegation auch >Mißvergnügen< bezeugt, d?t im

nanziellem Leichtsinn zu bewahren, was auch gelingt. Noch ',1,,.,t'lrgebraüch der Zeit lJnzufriedenheit nicht nur mit den
stärker liegt bei F. Düuurnn (Timon uon Athen Dr. rgrT), \', rlr;illnissen, sondern mit dem Leben überhaupt, fehlende
ähnlich wie schon bei deutschen Dramatikern des ry. Jahr- rrrr rt'r'c Ruhe und Befriedigung meint; die psychologische

hunderts, der Akzent auf der Schuld der Geldvergeudung, dir' l,.orrrponente tritt dabei zunehmend in Erscheinyngl man-
der in die Wälder Entflohene schließlich als ursache seincs ,,, lr,,l.c Freude, innere Mißgestimmtheit, Verdrießlichkeit.
Unglücks anerkennt. Dagegen gewinnt in dem Drama Timon I )r.r Typus des Mißvergnügten erbringt-Ft literarische Be-
(rgSz) F. BnucrNERS die in vielen Motivvarianten mit- Ir,rrrtllunf äort, wo er nic]it nur in Randstellung kritischer Be-
schwingende Vorstellung die Oberhand, daß der vermeint- 1, lrrt,'r där Handlung ist, sondern
zvmHandlungsträger wird,
liche Menschenhasser eigentlich ein Philanthrop sei, der inr , ,,,,. Spannung zu dän übrigen, ))vergrüg-t-e"< Personen' aber
Fall dieser neuen Mutante des athenischen Mythos das Volk *r ,,licm eine Spannüng in sich selbst. Er steht durch
",tJhsich selbst, seinen Anlagen, im 'W'ege, kreist um
nicht daftir gewinnen kann, Geld ftir menschenfreundlichc ,r u r(' I {altung
Zwecke statt fiir Krieg einzusetzen, der auch als Idealist nicht ,lr,' r'igcne Pärson und gelangt nicht zum Ziel. Sein aktions-
lr, rrr,rlcndes'W'esen bedihgt
j sei der Autor nun Kritiker oder
mit Geld umzugehen versteht und schließlich freiwillig mit
seiner Vaterstadt untergeht, um das Scheitern seiner Weltver- \, r\r:indnisvoller Nachempfinder des Typt eine Lösung
besserungsabsichten nicht zu erleben. Wieder wird die Vor- ,1, r Spannung nur durch das Scheitern des Mißvelgnügten
, rr lu ilurch dässen Bekehrung und Besserung, wie das Lust-
stellung von der idealen Forderung als Quelle der Enttär-r-
schung und des Menschenhasses ins Spiel gesetzt, allerdings I,r(.1 sie bev orzugt, wo es ihn nicht
in ironisch-kritischer Ab-
i, I't iiber das ,glsunde< Empfinden der anderen triumphie-
- im Gegens atz etwa zu MorriRE - in einem solche Fordc- rr n l:iflt.
rung bejahenden Sinne.
W. Bolin, Der Menschenfeind, (Euphorion 19) rgrz; K. Kolisch, Timon vorr r )lrrr e Zweifel ist der Typ des Mißvergntigten älter als der
Athen im deutschen Drama, Diss. Wien rg31; G. Hay, Die Darstellung dcs 11r'iff und auch als sein erstes Auftauchen in der Literatur.
lt, 'rst
Menschenhasses in der deutschen Literatur des r8. und r9. Jahrhunderts, r97o. Ir in antiker Dichtung, die aktivere Typen bevotzugte und
rlrrr :rllcnfalls in einer komödienhaften Nebenrolle hätte ver-
,r,r n,lcn können, kaum zu finden, und für mittelalterliche Au-

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