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DGZfP-Jahrestagung 2018

Prüfung von ferromagnetischen Rohren mit


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einem neuartigen Wirbelstromarraysensor


Bernd HEUTLING 1, Stefan KÖLLNER 2, Hans-Joachim UEBRIG 2,
Maksym AWERBUCH 2
1
GSI - Gesellschaft für Schweißtechnik International mbH
Niederlassung SLV Hannover, Hannover
2
Delta Test GmbH, Hambühren
Kontakt E-Mail: heutling@slv-hannover.de

Kurzfassung. Die Prüfung von Rohren und Rohrleitungen ist seit jeher ein großes
Einsatzfeld für die Wirbelstromprüfung, in dem sie mit schnellen, reproduzierbaren
und aussagekräftigen Prüfergebnissen eine maßgebliche Rolle spielt. Nur im Fall von
ferromagnetischen Werkstoffen wird der Einsatz der Wirbelstromprüfung vielfach
gescheut, weil die hohe Permeabilität der Ferromagneten die sonst so eindeutigen
Wirbelstromsignale bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. In den statischen Durchlaufprüf-
anlagen beim Hersteller können Rohre mit Hilfe von großen umfassenden Joch-
magneten fast bis zur magnetischen Sättigung aufmagnetisiert und so die störenden
Permeabilitätseinflüsse unterdrückt werden.
Bei der Prüfung von eingebauten Rohren können solche Magnetisierungseinhei-
ten nicht eingesetzt werden. Daher werden in den dort verwendeten Innendurchlauf-
sensoren kleine Magnete für die Aufmagnetisierung benutzt. Aufgrund der geringeren
Größe der Magnete ist hier nur eine Teilmagnetisierung möglich. Dadurch sind die
Wirbelstromsignale bei weitem nicht so eindeutig wie bei den großen Magnetisie-
rungsgeräten und nur wenige Firmen können hinreichend erfahrenes Prüfpersonal
aufbieten, um die anspruchsvollen Wirbelstromsignalbilder erfolgreich zu interpre-
tieren.
Nun ist mit der Entwicklung eines Wirbelstromsensors in Arraybauweise mit
integrierter Magnetisierungseinheit ein großer Schritt gelungen nicht nur schneller,
sondern gleichzeitig weitaus detailreichere Wirbelstromsignalaufnahmen in ferroma-
gnetischen Rohren aufzunehmen. Erste Untersuchungen zeigten, dass der Sensor mit
20 Millimeter Durchmesser in der Lage ist, sowohl über den Rohrumfang verteilte als
auch asymmetrische Unregelmäßigkeiten ebenso exakt und dabei in Umfangsrichtung
um ein Vielfaches detaillierter zu detektieren als die bisher verwendeten integral prü-
fenden Innendurchlaufsensoren.
In diesem Beitrag sollen aufbauend auf den genannten Betrachtungen Vergleiche
zwischen integralen und Array-Innendurchlaufsensoren mit Magnetisierung vorge-
stellt werden. Basierend auf diesen Ausführungen soll auf Erweiterungen und Opti-
mierungen des bisherigen Prüfkonzepts eingegangen und ihre Möglichkeiten analy-
siert werden.

1
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-nd/4.0/deed.de
1. Einleitung

1.1 Prüfung von Rohren mit der Wirbelstromprüfung

Seit vielen Jahren ist die Prüfung von Rohren, insbesondere solchen aus nicht-ferromagneti-
schem Werkstoff, mit der Wirbelstromprüfung ein etabliertes Prüfverfahren. Bei korrekter
Ausführung liefert es detailreiche, reproduzierbare Aussagen für punktuelle oder flächige
Unregelmäßigkeiten in der untersuchten Rohrwand.
Typische Einflussgrößen sind dabei bauteilseitig die elektrische Leitfähigkeit sowie
die Permeabilität des untersuchten Rohres. Auf der Seite des Prüfsystems kommen eine
Reihe von Einflussgrößen zum Tragen, wie beispielsweise die Prüffrequenz, der Prüfstrom,
(im Fall der Rohrprüfung) der Füllfaktor sowie die Sensorpositionierung in bzw. zum Prüfteil
[1]. Je nach Sensorform, -layout und -verschaltung sowie den magnetischen Eigenschaften
des Prüfteilwerkstoffs wirken unterschiedliche Einflüsse auf das Prüfergebnis ein und drü-
cken sich in unterschiedlichen Formen der Wirbelstromsignale aus [1]. Insbesondere die Si-
gnale an nicht-ferromagnetischen Rohren lassen sich dabei sehr gut kategorisieren und sogar
automatisiert auswerten [2].
Problematischer sind in dieser Hinsicht die Signale, die an ferromagnetischen Rohren
aufgenommen werden, da diese durch die Permeabilitätsschwankungen im Prüfwerkstoff
stark verzerrt werden. Aber sogar hier ist es bei optimierter Prüfvorbereitung und –durchfüh-
rung gelungen, eine automatisierte Signalbetrachtung zu realisieren [3].
Bei jeder Prüfung mittels Durchlaufsensoren [4] ist neben der Frage der Zentrierung
und des Füllfaktors auch noch die Dynamik der Messdatenerfassung zu berücksichtigen. Die
heute übliche serielle Datenaufnahme via Multiplexer bedingt vergleichsweise hohe Prüffre-
quenzen, um eine hinreichend hohe Abtastrate und damit Prüfgeschwindigkeit gewährleisten
zu können [1]. Dies kommt den Prüferfahrungen bei der Prüfung ferromagnetischer Rohre
entgegen, die besagen, dass im mittleren Frequenzbereich eine gute Unterscheidbarkeit zwi-
schen Innen- und Außenunregelmäßigkeiten möglich ist. Bei der Applikation von Arraysen-
soren kommt die Verwendung der Multiplexertechnik daher besonders zum Tragen.
Heute ist die Prüfung von eingebauten ferromagnetischen Rohren für erfahrenes
Prüfpersonal bei Verwendung optimierter Sensoren durchaus möglich. Dabei werden aller-
dings üblicherweise integral wirkende Innendurchlaufsensoren eingesetzt, mit denen keine
Aussage über die Position einer Unregelmäßigkeit in Umfangsrichtung des Rohres möglich
ist [2], [3], [7].
In [5] wird die Erprobung eines Wirbelstromarrayinnendurchlaufsensors an Monel
400-Rohren beschrieben (s. Abschnitt 5). Da für den hier betrachteten Einsatzfall auch die
Prüffähigkeit für allgemeine ferritische Stähle mit mittleren magnetischen Eigenschaften bei
Raumtemperatur gesucht ist, wird hier ein weiterer Ansatz untersucht. Aus Verschleiß- und
damit Kostengründen ist das Einsatzziel dabei weniger die Detektion von Unregelmäßigeiten
über der Rohrlänge als die nachträgliche Analyse zur Gewinnung von Informationen über
die Umfangsposition der detektierten Anzeige.

2. Prüfung und Bewertung von Wirbelstromsignalen bei der Prüfung von paramagne-
tischen Rohren

2.1 Differenzsignal

Bei der Verwendung eines Differenzsensors entsteht beim Überfahren einer schmalen
Materialtrennung ein typisches schleifenförmiges Signal (Abb. 1).

2
Abb. 1: Signalentstehung eines Differenzsensors [1]

Aufgrund des Skineffekts [1] entsteht eine regelmäßig (Phasen-)Drehung des Schlei-
fensignals von 57° je Standardeindringtiefe [1]. Diese Phasendrehung kann bei Einsatz eines
Justierobjekts/-rohrs mit bekannten Fehlern zur Erstellung einer Bewertungsskala verwendet
werden (Abb. 2). Wird dann im Bauteil eine Fehlstelle überfahren, wird das sich ergebende
Signal als „ähnlich dem … Signal im Referenzobjekt“ beschrieben (Abb. 2, oben links).

Abb. 2: X-Y-Signalverläufe bei Anwendung v. Differenzspulensystemen an Bohrungen (nach [1])

Damit kann über die Phasenlage des Prüfsignals auf die Tiefenlage der Unregelmäßigkeit
geschlossen werden. Die Amplitudengröße lässt dann in eingeschränktem Maß einen Rück-
schluss auf die Größe der Inhomogenität zu.

3. Prüfung und Bewertung von Wirbelstromsignalen bei der Prüfung von ferromagne-
tischen Rohren

Bei ferromagnetischen Bauteilen, also auch Rohren, verzerrt deren relative Permeabilität
deutlich größer als Eins die Signale in mehrfacher Hinsicht bis zur Unkenntlichkeit der ei-
gentlichen Fehlersignale (s. braunen Signalanteil in Abb. 3) [1], [3], [7].

3
Abb. 3: Signalgrundrauschen bei gestörter und optimaler Gleichstromvormagnetisierung
Um diesen Nachteil zu beheben, wird in den Fällen, in denen das umsetzbar ist, eine
Gleichfeldvormagnetisierung eingesetzt, die die magnetischen Eigenschaften des Bauteils
soweit homogenisiert, dass das Fehlersignal gut erkennbar ist (s. blauen Signalanteil in Abb.
3). Wenn dies so realisierbar ist, ergeben sich durch die verbleibenden Permeabilitätsein-
flüsse leicht verzerrte Signale, die im optimierten Frequenzbereich eine Abschätzung der
Lage der Unregelmäßigkeit (Innen- oder Außenseite) durch eine geringe Phasendifferenz er-
lauben (s. Abb. 4). Eine Größenabschätzung des Fehlers kann im Gegensatz zur Bewertung
nicht-ferromagnetischer Rohre nur über die Amplitudengröße erfolgen (s. Abb. 4); in der
Abbildung ist das Prinzip stark vereinfacht und die Signale sind aus Demonstrationsgründen
untypisch klar und einfach dargestellt.

Abb. 4: beispielhafte Signale in Innen- und Außenlage eines ferromagnetischen Rohres


Üblicherweise wird die genannte Gleichfeldvormagnetisierung als geteiltes Modul
vor und hinter den Wirbelstromsensor gebaut, um im Prüfbereich der Wirbelstromspulen
möglichst homogene magnetische Eigenschaften im Prüfstück zu erzwingen (Abb. 5).

Abb. 5: prinzipieller Aufbau von Durchlaufsensoren mit Magnetisierungseinheiten

4. Verwendung von Array-Sensoren bei der Wirbelstromprüfung von paramagneti-


schen Rohren

Da die konventionellen Durchlaufspulen nur eine Indikation der Fehlerlage hinsichtlich der
Position über der Bauteillänge geben können, nicht aber die Umfangsposition des Fehlers,
gibt es seit langem die Möglichkeit, eine Analyseuntersuchung via rotierender Tastsensoren
als Rotierprüfung durchzuführen (s. Abb. 6). Die Ergebnisse werden dann zumeist als C-
Scan dargestellt [8].

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Abb. 6: umfangsbezogene Datenaufnahme [8]
Da die rotierende Datenaufnahme dann nur jeweils für kleine Flächen über den
Umfang durchgeführt werden kann, sind die Signalspuren schmal und daraus resultierend ist
die Gesamtprüfgeschwindigkeit üblicherweise sehr gering. Allerdings kann dann die exakte
Position sowohl hinsichtlich der Rohrlängsachse als auch auf dem Rohrumfang festgestellt
werden.
Um diesen Dokumentationsvorteil mit höherer Prüfgeschwindigkeit nutzen zu kön-
nen, wurden bereits gegen Ende der 1990er-Jahren erste Wirbelstromarraysensoren ent-
wickelt (z.B. [9]). Die meisten dieser Entwicklungen bezogen sich auf flache Anwendungen
bis hin zum Folien-basierten Aufbau [z.B. 10]. Mit der X-Probe® wurde dann ein Wirbel-
stromarray in Innendurchlaufsensorbauweise präsentiert [z.B. 11], das für die Prüfung nicht-
ferromagnetischer Dampferzeugerrohre ausgelegt war und gleichzeitig sowohl als konven-
tioneller Innendurchlaufsensor als auch als Array-Sensor arbeitet. Der Sensor setzt sich im
Prinzip aus ringförmig angeordneten Flachspulen zusammen (Abb. 7), die hier in zwei
Ringen angeordnet sind. Ein großes Maß am Erfolg des Sensors hat dabei die intelligente
Schaltung der Abfragereihenfolge der einzelnen Flachspulen [11]. Aufgrund der höheren
Kosten (verglichen mit konventionellen Innendurchlaufsensoren) hat er sich überwiegend im
kerntechnischen Prüfumfeld etabliert.

Abb. 7: prinzipieller Aufbau X-Probe® [11]

5. Entwicklung eines Array-Sensors für die Wirbelstromprüfung von ferromagneti-


schen Rohren

Die Übertragung dieser beiden Konzepte - der Anordnung vieler kleiner Flachspulen
und dem Einbau von Magnetisierungseinheiten - erwies sich konstruktiv als schwierig. Für
Außendurchlaufsensoren ist die Erzeugung hinreichend starker Magnetfelder gut leistbar, da
das Platzangebot nahezu beliebig groß ist (Abb. 5). Bei Innendurchlaufsensoren ist das u.a.
aus Platzgründen weitaus schwieriger, wodurch weder die guten Magnetisierungsleistungen
der konventionellen „Stahl-Innendurchlaufsensoren“ noch die weitaus besseren der Außen-
durchlaufsysteme erreicht werden. Dennoch wurde im Lauf der Zeit immer wieder versucht,
Array-Sensoren für die Prüfung ferromagnetischer Rohre zu etablieren.

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In [5] wird die Erprobung eines modifizierten bereits im nicht-ferromagnetischen
Rohrprüfungsumfeld bekannten Wirbelstromarrayinnendurchlaufsensors (X-Probe® mit ra-
dialer Vormagnetisierung) an Monel 400-Rohren beschrieben; die dabei geprüften Monel
400-Rohre weisen eine Curie-Temperatur bei bzw. knapp über Raumtemperatur (49 °C) und
in ungünstigen Fällen schwachmagnetische Eigenschaften [5], [6] auf. In den gezeigten Er-
gebnisse können die typischen Fehlerarten an Wärmetauscherrohren (Pittings, großflächiger
Wanddickenverlust, axiale und in Umfangsrichtung verlaufende linienartige Fehler) sehr gut
unterschieden werden. Die vorgestellten Sensoren sind in schmalen Durchmesserbereichen
als mehrreihige Wirbelstromarrayinnendurchlaufsensoren erhältlich.
Hier wird ein weiterer Ansatz untersucht, der die Prüffähigkeit für ferritische Stähle
mit mittleren magnetischen Eigenschaften bei Raumtemperatur leisten kann. Dazu wurde in
Zusammenarbeit mit der Firma Eddyfi® basierend auf den langjährigen Erfahrungen von
DELTA TEST hinsichtlich des grundsätzlichen Aufbaus solcher Sensoren von Eddyfi® ein
neuartiger Innendurchlaufsensor entwickelt, der für die Prüfung ferromagnetischer Rohre
optimiert wurde. Bei dem Sensor handelt es sich um einen Innendurchlaufsensor mit einem
Durchmesser von 20 mm, ähnlich AbbildungAbb. 8, der mit einem konventionellen Stahl-
rohrinnendurchlaufsensor für die Prüfung ferromagnetischer Rohre gleicher Dimension ver-
glichen wurde.

Abb. 8: prinzipieller Aufbau des neuen Innendurchlaufsensors für die Prüfung ferromagnetischer Rohre
Beide Sensoren wurden aus dem gleichen Grundmaterial gefertigt, um möglichst ver-
gleichbare magnetische Eigenschaften der Sensoren zu erreichen, und beide wurden mit iden-
tischem Magnetisierungsspulenaufbau versehen. Der Arraysensor enthält 18 einreihig ange-
ordnete Flachspulen (s. Abb. 8), wodurch eine Reihe von Vorteilen erzielt wurde:
• nur eine geringe Anzahl von Daten- und Energiekanälen notwendig
• ⇒ magnetischer Querschnitt wird nur geringfügig geschwächt
• dennoch genug Sensoren, um die typischen Fehler der Justierrohre sicher zu detektie-
ren

Obwohl der Arraysensor trotz dieser Maßnahmen nicht die gleichen Magnetisie-
rungswerte und dadurch Signalqualität erreichte wie der konventionelle Innendurchlaufsen-
sor (Abb. 9), konnten alle Unregelmäßigkeiten der Testrohre sicher nachgewiesen werden (s.
Abschnitt 6).

Abb. 9: Signal-zu-Rauschverhältnis SNR im Vergleich der Absolutsignale


von konventionellem und Array-Sensor für ferromagnetische Rohre

6
6. Erprobung eines Array-Sensors für die Wirbelstromprüfung von ferromagnetischen
Rohren

6.1 Justierobjekte

Für die Vergleiche der Leistungsfähigkeit des konventionellen und des Array-Sensors
wurden zwei Justierrohre Ø25x2 mm aus Stahl gefertigt, die denen aus dem industriellen
Einsatz ähneln; lediglich die Anzahl der Justierfehler wurde im Vergleich verdoppelt und
dabei ihre Form variiert, um die Nachweissicherheit weiter zu erhöhen (Abb. 10 und Tabelle
1).

Abb. 10: Justierrohre (oben Justierrohr 1, unten Justierrohr 2)

Aus Abb. 10 und Tabelle 1 wird deutlich, dass die Herausforderung bei dieser – wie
bei allen Prüfungen ferromagnetischer Objekte mit Wirbelstrom – die sensorferne Lage der
meisten Justierfehler ist (s. Abschnitt 3).
Tabelle 1: Aufbau der Justierrohre

Nr. Lage WD-


Bezeich- Justier- (Innen, Verlust
nung rohr Außen) [%] Beschreibung
B 1 / 100 Bohrung Ø3 mm
T-75 1 A 75 langsam einlaufend, 180° Umfang betroffen
T-50 1 A 50 langsam einlaufend, 180° Umfang betroffen
T-25 1 A 25 langsam einlaufend, 180° Umfang betroffen
G-25 1 A 25 Nut, umlaufend (360°)
I-20 2 I 20 Nut, umlaufend (360°)
E-25 2 A 25 elliptisch (5,4 x 8,0 mm)
F-25 2 A 25 Flachbodenbohrung, Ø5 mm
E-50 2 A 50 elliptisch (7 x 11 mm)
F-50 2 A 50 Flachbodenbohrung, Ø5 mm
E-75 2 A 75 elliptisch (9 x 13,5 mm)
L-75 2 A 75 Flachbodenbohrung, Ø5 mm

6.2 Array-Datenaufnahmen von punktuellen Justierfehlern (Justierrohr 2)

Wie bei Array-Datenaufnahmen üblich werden die Ergebnisse im Folgenden via C-Scan dar-
gestellt. Erste Datenaufnahmen an Stahlrohren zeigten, dass die resultierenden C-Scans des
Arraysensors ausgesprochen empfindlich auf Permeabilitätsunterschiede im Werkstoff rea-
gieren (Abb. 11, links).
Durch die Implementierung eines Optimierungsprozesses, der u.a. die Wahl einer ge-
eigneteren Magnetisierungsstromstärke (Abb. 11, Mitte-links) sowie optimierte Filterein-
stellungen beinhaltet, konnte der Arraysensor via C-Scan-Darstellung ausgesprochen stö-
rungsarme Ergebnisse liefern (Abb. 11, Mitte-rechts). Darin wird im rechts markierten Be-
reich insbesondere bei den geringen Wanddickenreduzierungen (25% Wanddickenverlust)

7
eine wesentlich verbesserte Auflösung erreicht; dies wird durch die ebenfalls möglichen 3-
dimensionalen C-Scandarstellungen ausgezeichnet dokumentiert (Abb. 11, rechts).

Abb. 11: Daten der Absolutkanäle aufgenommen an Justierrohr 2:


links mit zu geringer Magnetisierungsstromstärke, C-Scans Mitte-links ohne und Mitte-rechts mit
Optimierungsprozess; rechte Spalte: 3D-Darstellung oben ohne und unten mit 20i-Justierfehler

6.3 Array-Datenaufnahmen von langsam einlaufenden Justierfehlern (Justierrohr 1)

Im Justierrohr sind unterschiedlich tiefe, langsam einlaufende Justierfehler eingebracht, die


Schwingungsschäden z.B. an den Stützblechen von Wärmetauschern simulieren. Derartige
Fehler werden aus schaltungstechnischen Gründen nur durch Absolutsensoren eindeutig de-
tektiert.

Abb. 12: Vergleich der Detektionsfähigkeit des Arraysensors mit konventionellem "Stahlsensor" bei langsam
einlaufenden Justierfehlern

Abb. 12 dokumentiert, dass der Arraysensor die Fehlerart „langsam einlaufende um-
laufende Fehler“ ebenso gut detektieren kann wie ein konventioneller Sensor für die Prüfung
von ferromagnetischen Rohren.

7. Zusammenfassung und Ausblick

Der erst vor Kurzem fertiggestellte und getestete Innendurchlaufsensor für die Prüfung von
ferromagnetischen Rohren hat in umfangreichen Tests an zwei Justierrohren Ø25x2 mm aus
Stahl mit unterschiedlichen, aber typischen Innen- und Außenfehlern bewiesen, dass seine
Detektionsfähigkeiten denen konventioneller „Stahlsensoren“ entsprechen. Darüber hinaus
detektiert er reproduzierbar sowohl die Lage - auch und gerade in Umfangsposition - als auch

8
die Größe der Unregelmäßigkeiten. Dadurch wird die Qualität der Tiefenbewertung von
Unregelmäßigkeiten und damit ihrer Bewertung deutlich verbessert. Weitere Untersu-
chungen, z.B. hinsichtlich der Aussagekonstanz bei sich ändernder Positionierung des Sen-
sors zur Fehlerposition (Liftoff) sowie Einsätze im industriellen Umfeld stehen unmittelbar
bevor.

Referenzen

[1] Stroppe, Heribert; Schiebold, Karlheinz: „Wirbelstrom-Materialprüfung“, Castell-Verlag, ISBN 978-3-


934255-49-4
[2] Heutling, Bernd: Automatische Signalauswertung bei der Prüfung paramagnetischer und ferromagneti-
scher Wärmetauscher; 9. DeltaTest-Fachtagungs-Beitragsband; 2008
[3] Hünies, Patrick; Heutling, Bernd: Automatische Klassifizierung von Signalen bei der Wirbelstromprüfung
von ferromagnetischen Wärmetauschern; DGZfP-Berichtsband; DGZfP-Jahrestagung; Münster; 2009
[4] DIN 54140-3:1989 – Zerstörungsfreie Prüfung – Induktive Verfahren – Darstellung und allgemeine Eigen-
schaften von Spulensystemen (zurückgezogen)
[5] Sullivan, S.P.; van Langen, J.P.; Cecco, V.S.; Fogal, C.; Lakhan, R.; Siegel, J.; Renaud, J.: Performance
Demonstration and Field Trial of X-Probe with Magnetic Saturation in Ferromagnetic Monel 400 Steam
Generator Tubes; EPRI Steam Generator NDE Workshop, July 2004
[6] VdTUEV-Blatt 263: Nickel-Kupfer-Legierung, NiCu30Fe, Werkstoff-Nr. 2.4360
[7] Heutling, Bernd; Awerbuch, Maksym; Köhler, André; Neggers, Rien; Uebrig, Achim: „Hochtemperatur-
Wirbelstromprüfung an Rohrleitungsbögen und deren Schweißnähten“; DGZfP-Jahrestagung 2013; Dres-
den; 2013
[8] Heutling, Bernd; Behr, Ulrich von; Rös, Ulrich; Sailer, J.; Strasser, M.; Mechanisierte Wirbelstromprüfung
mit Innenrotiersonde an austenitischen Rohrleitungen; DGZfP-Berichtsband 94; DGZfP-Jahrestagung
2005; Rostock; 2005
[9] Sollier, T., Talvard, M., Aïd, M.: Use of EC Sensor Arrays on Thin Films; Electromagnetic Nondestructive
Evaluation (IV), S.S. Upda et al. (Eds.), IOS Press, 2000.
[10] Rös, Ulrich: Wirbelstrom-Arrays Optimierungsmöglichkeiten in der industriellen Anwendung; DGZfP-
Jahrestagung 2009; Münster; 2009
[11] Waldhütter, R; Mohr, F.; Schreijenberg, C.: Schnellere und präzisere Analyse an Dampferzeuger-Heizroh-
ren durch den Einsatz der X-Probe; DGZfP-Jahrestagung 2007; Fürth; 2007

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