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Lippenspalten
Komplette Dehiszenz des M. orbicularis oris
Mehr oder weniger ausgeprägte Deformierung des Naseneingangs
o Der Nasenflügel der erkrankten Seite weicht nach lateral ab
o Die spaltseitige Columellakante ist verkürzt
o Die Nasenspitze ist abgeflacht
Lippenkolobom:
Einfachste Form der Lippenspalte
Isolierte Spaltung der Lippenmuskulatur bei intakter Hautdecke
Der Nasenflügel der betroffenen Seite ist lateralisiert
Unvollständige Lippenspalte:
Nächst schwerere Form
Spaltbildung reicht bis in das Lippenweiß hinein
Der Nasenboden ist stets geschlossen
Der Kiefer ist meist intakt
Das Nasenseptum ist zur gesunden Seite hin verschoben
Vollständige Lippenspalte:
Spaltbildung reicht bis in den Naseneingang hinein
Der Nasenflügel der betroffenen Seite ist lateralisiert
Das Lippenrot strahlt bogenförmig von der Oberlippe in den Naseneingang ein
Doppelseitige Lippenspalte:
Dreiteilung der Oberlippe
Hypoplastisches, muskelfreies Philtrum
Beidseitig lateralisierte Nasenflügel
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Lippen-Kiefer-Spalten
Einseitig:
Ähnliches Erscheinungsbild wie bei der einseitigen Lippenspalte
Der Kieferknochen kann nur eingekerbt, aber auch vollständig bis zum Foramen
incisivum unterbrochen sein
Doppelseitig vollständig:
Der Alveolarfortsatz ist meist erheblich deformiert und bis zum Foramen incisivum
gespalten
Der vordere Nasenbodenanteil fehlt vollständig
Die Columella ist gering ausgebildet
Die Nasenflügel sind stark lateralisiert
Das Os incisivum erscheint nach ventrokranial rotiert
Isolierte Gaumenspalten
Liegen in der Mittellinie
Sind formal doppelseitige Spalten
Vollständige isolierte Gaumenspalten
o reichen von der Uvula bis zum Foramen incisivum
o das Vomer steht hoch und ist nicht mit dem Gaumendach verwachsen
Funktionell ist besonders die Muskulatur der Gaumenaponeurose betroffen
o M. levator veli palatini
o M. tensor veli palatini
o M. palatopharyngeus
Einfachste Form der isolierten Gaumenspalten: Uvula bifida
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Lippen-Kiefer-Gaumenspalten
Einseitig durchgehende LKG-Spalte:
Ausgeprägte Asymmetrie der Nasen-Mund-Region
Die Spalte betrifft die Lippe, den Nasenboden, den Kiefer, den harten und den
weichen Gaumen
Die Nasenscheidewand ist weit auf die gesunde Seite verlagert
Die Nase erscheint eingefallen und abgeflacht
Multifaktorielle Genese
Exogene Faktoren:
Alkoholkonsum
Infektionen
Ionisierende Strahlung
Vitamin-A-Überdosierung
Folsäure-Mangel
Bestimmte Medikamente (Antikonvulsiva)
Nikotinabusus
Endogene Faktoren:
Genetische Veranlagung
Wiederholungswahrscheinlichkeit steigt mit jeder Person, die innerhalb einer Familie
betroffen ist. Mit abnehmendem Verwandtschaftsgrad sinkt das Risiko
Auch der Schweregrad der Spaltbildung beeinflusst die
Wiederholungswahrscheinlichkeit
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Postnatale Entwicklungsstörungen
Da der M. orbucularis oris gespalten ist und keinen geschlossenen Ring bildet,
kommt es bei Kontraktion des Muskels zu fehlerhaften Wachstumsimpulsen und zu
einer Verbreiterung der Spalte
Weil der äußere Funktionskreis/der Lippendruck fehlt, kommt es zu
o einer Fehlstellung der Kiefersegmente
o Dreh- und Kippständen der spaltbenachbarten Zähne
o Kreuzbissstellung im Eckzahnbereich
o Einem Kollaps der Seitenzahnsegmente
Auch operativ erzeugte Narbenbildungen können Ursache für Wachstumsstörungen
sein
Die Sprachentwicklung ist wichtig für die normale geistige & psychosoziale Entwicklung und
die soziale Integration!!!
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Störungen der Sprachentwicklung
M. levator veli palatini & M. tensor veli palatini sind normalerweise in der Raphe-
Median-Ebene miteinander verwachsen
Durch das Fehlen der muskulären Verbindung wird bei Aktivierung der Muskeln die
Spalte verbreitert
Folge:
o Der Mundraum kann nicht gegen den Nasenrachenraum abgedichtet werden
o Verschluss- und Reibelaute können nicht gebildet werden → Ersatzlautbildung
o Luft geht beim Sprechen über die Nase verloren (offenes Näseln, Rhinophonia
aperta, Palatophonie)
Palatolalie
Ersatzlautbildung
B und P werden durch M-ähnliche Laute ersetzt
D und T durch N-ähnliche Laute
G und K können kaum gebildet werden
Hörstörungen
Durch die Gaumenspalte ist die Funktion der Velummuskulatur gestört
Folge: Öffnung der Eustachischen Röhre beim Schlucken oder Gähnen bleibt aus
Folge: Belüftungsstörung des Mittelohrs, kein Druckausgleich
Folge: Seromukotympanon (bei über 50% der Spaltpatienten!!!), Otitis media
Folge: Schallleitungsschwerhörigkeit, Schäden im Innenohr
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Interdisziplinäres Behandlungskonzept
Erste Untersuchung des Kindes und Direkt nach der Geburt, sobald es
Beratung der Eltern der Allgemeinzustand der Mutter
und des Kindes erlaubt
Präoperative kieferorthopädische Kurz nach der Geburt
Behandlung mit einer Gaumenplatte
Phoniatrische und pädaudiologische Beratung der Eltern bei der ersten
Untersuchung und Beratung Vorstellung in der interdisziplinären
Sprechstunde
HNO-ärztliche Betreuung, ggf. In regelmäßigen Abständen bis ins
Paracentese Erwachsenenalter
Lippenplastik 4.-6. Lebensmonat
Voraussetzung: 5-6 kg KG
Gaumenspaltplastik 1. Lebensjahr
Sprachheilbehandlung Falls erforderlich ab dem 4.
Lebensjahr
Kleine Korrekturen an Lippe und 5.-6. Lebensjahr
Naseneingang, sprachverbessernde
OPs (Velopharyngoplastik)
Beginn der Kfo-Behandlung Individuell abhängig vom
Ausbildungsgrad der Spaltbildung
Knöcherne Überbrückung des Vor Durchbruch des seitlichen
Kieferspaltes (sekundäre Schneide- oder Eckzahnes der 2.
Osteoplastik) Dentition (8.-11. Lebensjahr)
Endgültige Korrekturen an Nase und 15.-18. Lebensjahr
Gesichtsschädel
Prothetische Versorgung
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Chirurgische Primärbehandlung
Ziel: Schaffung eines unauffälligen äußeren Erscheinungsbildes und physiologischer
intraoraler Verhältnisse
Der OP-Zeitpunkt ist ein Kompromiss zwischen Kieferwachstum und
Sprachentwicklung
Für eine altersentsprechende Sprachenentwicklung ist ein früher
Gaumenspaltverschluss erforderlich
Für das Kieferwachstum ist es wünschenswert, operative Eingriffe am Gaumen
möglichst spät durchzuführen, damit es nicht zu narbenbedingten
Wachstumsstörungen (maxilläre Mikrognathie) kommt
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Chirurgische Sekundärbehandlung
Sprachverbessernde Operationen:
Velopharyngoplastik, Pharynxadhäsionsplastik
1-2 Jahre vor der Einschulung
Indikation: ein ausreichender velopharyngealer Abschluss ist nicht möglich, weil
o das Gaumensegel zu kurz ist (velopharyngeale Insuffizienz)
o eine Funktionsstörung der Gaumenmuskulatur vorliegt (velopharyngeale
Inkompetenz)
Kieferspaltosteoplastik:
Primäre Osteoplastik: Knochenverpflanzung im Gebiss der 1. Dentition
Sekundäre Osteoplastik: Knochenverpflanzung im Wechselgebiss
Tertiäre Osteoplastik: Knochenverpflanzung im Gebiss der 2. Dentition
Ziele: Ausbildung eines regelrechten Kieferkammes im Spaltbereich, Stabilisierung
der Kiefersegmente und Unterstützung der Nasenflügelansätze
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Bevorzugt wird die sekundäre Osteoplastik im Alter von 9-11 Jahren, um in
einer kombiniert chirurgisch-orthodontischen Behandlung den spaltseitigen Eckzahn
in den aufgefüllten Kieferbereich hineinzuentwickeln
Dabei wird kurz vor Durchbruch des Eckzahnes Spongiosa vom anterioren
Beckenkamm in den Kieferspalt transplantiert
Lippenspaltverschluss
Ziel:
o Wiederherstellung einer symmetrischen Oberlippe
o Harmonische Lippen-Rot-Weiß-Grenze
o Ausformung eines symmetrischen Naseneinganges
o Rekonstruktion von Philtrum, Armorbogen und Pounting
Essentiell: Erhaltung & Verwaltung aller verfügbaren Gewebe, weil bei allen
Lippenspalten ein echtes Gewebedefizit besteht
Allen Techniken ist gemeinsam, dass die Hypoplasie des medialen Lippenstumpfes
und die geringe Länge der Philtrumkante auf dieser Seite aus dem lateralen
Lippenstumpf aufgefüllt und ausgeglichen werden
Zur Wiederherstellung des M. orbucularis oris müssen die fehlinserierenden
Muskelfasern vom Nasenseptum gelöst, horizontal ausgerichtet und miteinander auf
der gesamten Höhe der Lippe vereinigt werden
Bei doppelseitigen LK-Spalten enthält das dem Zwischenkiefer anhaftende
Prolabium keine Muskelfasern, weshalb aus den lateralen Lippenstümpfen die
Muskulatur mobilisiert und in das muskellose hypoplastische Prolabium eingelagert
werden müssen
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Prinzip der Winkelschnittführung
Der medial verkürzte Lippenstumpf wird nach kaudal in eine physiologische Position
gebracht und der Gewebedefekt wird von lateral aufgefüllt (Technik des
Läppchenaustausches)
Vorteil: Eine Verlürzung der Lippe durch die Narbe wird sicher vermieden
Gaumenspaltverschluss
Ziel:
o Dichter Verschluss ohne Restperforation
o Ausbildung eines ausreichend langen und funktionstüchtigen Velums
Dazu muss die Velumuskulatur von ihrer abnormen Anheftung am harten Gaumen
gelöst und zu einer physiologischen Muskelschlinge vereinigt werden
Bei allen Velumplastiken wird die Schleimhaut des medialen Spaltrandes von der
Spina nasalis posterior bis zur Uvulaspitze inzidiert
Anschließend werden die folgenden 3 Gewebeschichten des Gaumens isoliert und
einzeln miteinander vernäht:
o nasale Schleimhaut
o Gaumenmuskulatur
o orale Schleimhaut
Einteilung:
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Verschluss des harten Gaumens: Pichler-Plastik
Verschluss des weichen Gaumens:
o Intravelare Velumspaltplastik nach Kriens
o Operationstechnik nach Widmaier
Simultaner Verschluss von hartem und weichem Gaumen:
o Stiellappenplastik
o Brückenlappenplastik
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