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Kieferorthopädische Röntgendiagnostik:

1. Maxilläre Region:
- Kieferhöhle (Sinus maxillaris)
- Rezessus
- Nasenmuschelhyperplasie, Nasenseptumdeviation
- pathologische Prozesse
2. Mandibuläre Region:
- Kiefergelenke
- Ramus
- Kieferwinkel
- pathologische Prozesse
3. Dentoalveoläre Region:
- Zahnlage, Zahnform = systemische Beurteilung der Zahnzahl, Zahnform und
des aveolären Bereiches
- Dentitionsalter (im Vergleich zum chronologischen Alter)
- Platzverhältnisse/Stützzone
- Nebenbefunde
- Wurzelresorptionsstörungen, apikale Prozesse
- 8+/-8 Anlage
- Zahnkeimposition

Systematisches Vorgehen bei der OPG-Befundung:


1. Wie alt ist der Patient zur Zeit der Aufnahme (= chronologisches Alter)?
2. Stimmt das chronologische Alter mit dem Dentitionsalter überein?
3. In welcher Dentitionsphase befindet sich der Patient (Milchgebiss, frühes oder spätes Wechselgebiss,
permanentes Gebiss)?
4. Indikation des Röntgenbildes
5. Beschreibung der maxillären Region
6. Beschreibung der mandibulären Region und der Kiefergelenke/Kondylen
7. Beschreibung des Dentitonsbefundes

Vorgehen bei der Beschreibung des dentalen Befundes:


1. Dentitionsphase nennen
2. Stimmen Dentitionsalter und chronologisches Alter überein? Dentitio praecox/tarda, Spätanlagen,
vorzeitiger Milchzahndurchbruch
3. 8er? Falls noch nicht röntgenologisch nachweisbar, nicht bei Nichtanlagen aufzählen! Bis 14. Lebensjahr
= röntgenologisch nicht sicher nachweisbar, ab 14. Lebensjahr = röntgenologisch nicht nachweisbar.
4. Nichtanlagen? Milchzahnpersistenz? Impaktion?
5. Wurzelresorption: typisch, unterminierend, atypisch, pathologisch
6. Kjaer-Merkmale (keine Zahnzahlen)

Dentition: UK vor OK; Front (UK: 6 - 7, OK: 7), 5er (11), 3er (UK: 9- 10, OK: 11 - 12), 4er (10)
Milchgebiss Wechselgebiss permanentes Gebiss

1) Entwicklungsphase: 1) frühes Wechselgebiss: 1) Restgebiss:


6 Monate - 3 Jahre 6 - 9 Jahre 7er = 12-Jahres-Molaren
Zähne brechen durch und Durchbruch des 6-Jahres-
entwickeln sich bis auf Molaren und der permanenten Mit 14 Jahren sollten alle Zähne
Okklusionsniveau Front komplett durchgebrochen und auf
1-2-4-3-5 6-1-2 Okklusionsniveau gewachsen
sein.
2) Nutzungsphase: 2) Ruhephase:
3 - 6 Jahre Ruhephase, in der die Okklsuion 8er = sollten zumindest
Veränderung der adjustiert wird. röntgenologisch nachweisbar
Gesichtsphysionomie sein. Durchbruch im Alter von 16
(Proportionen), Sprache, Essen 3) spätes Wechselgebiss: - 30 Jahren.
10 - 13 Jahre
Durchbruch der Stützzonen
UK: 3-4-5-7
OK: 4-5-3-7 oder 4-3-5-7
Durchbruchszeiten der Milchzähne:

Durchbruchszeiten der bleibenden Zähne:


1. frühes Wechselgebiss:

2. spätes Wechselgebiss:

Physiologischer Zahnwechsel:
- Durchbruch der Z hne ist zeitlich auf das allgemeine K rperwachstum und die Gr ßenverh ltnisse von
Kiefer und Gesichtssch del abgestimmt
- Z hne des Milchgebisses ben tigen bis zur vollst ndigen Entwicklung etwa 2 bis 4 Jahre
- Z hne des bleibenden Gebisses durchschnittlich 12 Jahre
- normale Durchbruchszeit bei 1/2 bis 3/4 der Wurzelbildung
- Einwurzelige Z hne wie die Front- und vor allem die Eckz hne sind zu Beginn der Wurzelbildung sehr tief
im Kieferknochen eingelagert, mehrwurzelige Z hne liegen weniger tief in den Alveolen
- Resorptionsvorg nge (Abbau) der Zahnwurzeln beginnen bei Milchz hnen schon unmittelbar nach
Abschluss ihrer Wurzelbildung
- Aufl sung der Milchzahnwurzeln geht immer der Aufl sung des umgebenden Alveolarknochens und des
Zahnhalteapparats voraus
- Hartsubstanzen werden von Osteoklasten und Dentoklasten abgebaut, die Gewebestrukturen der
Wurzelhaut von Fibroblasten und Fresszellen aufgel st
- Nach dem Durchtritt der Milchschneidez hne haben unbezahnte distale Alveolarforts tze noch Kontakt
- Dieser Kontakt geht mit dem Durchtritt des ersten Milchmolaren verloren (erste physiologische
Bisshebung)

Physiologische Bisshebungen:
1. physiologische Bisshebung: Durchbruch der Milchmolaren
2. physiologische Bisshebung: Durchbruch der ersten Molaren (6 Jahre)
3. physiologische Bisshebung: Durchbruch der Prämolaren und der zweiten Molaren (9 - 12 Jahre)

Zeitintervall bis zum Erreichen der Okklusionsebene:


Prämolaren: wenige Wochen
Inzisivi: 3 - 5 Monate
Canini: 1 - 1,5 Jahre



















Durchbruchsstörung:
1) Nomenklatur:
- Milchzahnpersistenz: Verharren eines resorptionsgestörten Milchzahnes über den normalen
Verlustzeitpunkt hinaus.
- Verlagerung: Durchbruchsstörung bei abwegiger Keimlage
- Retention: Durchbruchsstörung bei korrekter Keimlage und nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum
- Impaktion: Durchbruchsstörung bei abgeschlossenem Wurzelwachstum
- Halbretention/Infraokklusion: Zahn erreicht die Okklusionsebene nicht; es resultiert eine vertikale Stufe
zu den Nachbarzähnen
- Reinklusion: Halbretinierter oder voll durchgebrochener Milchmolar „verschwindet“ wieder unter die
Schleimhaut (Folge der Ankylose = Simon‘sche Depression)

2) Häufigkeit: Durchbruchsstörung
1. Weisheitszähne
2. Eckzähne
3. 2. Prämolaren
4. Frontzähne

3) Ätiologie: Ursachen
1. Platzeinengung: bspw. durch frühzeitigen Milchzahnverlust (Trauma, Karies, Ex., etc.) oder
Missverhältnis von Zahn und Kiefergröße (primärer Engstand)
- Aufwanderung von Seitenzähnen (Lückeneinengung der Stützzone)
- Zahnkippungen
- unterminierende Resorption
2. Durchbruchshindernisse:
- Mesiodens
- überzählige Zähne
- Odontome: entstehen aus tumorartigen Fehlbildungen des Zahnkeim (entwicklungsbedingte
Anomalien der embryonalen Zahnleiste)
3. verdrängende Prozesse:
- radikuläre und follikuläre Zysten
- Tumore
4. Formanomalien:
- teilweise nach Frontzahntrauma: Wurzelkrümmung, Dilazeration, Doppelbildung
5. Ankylosen: Verschmelzung zwischen Wurzelzement und Knochen in einer unphysiologisch starren
Verbindung, wodurch es zu einer Störung der Vertikalentwicklung und einem vertikalen
Niveauunterschied zwischen betroffenem Alveolarfortsatz und Nachbarregion kommt (führt teilweise zur
Reinklusion, ggf. Simon‘sche Depression)
6. Syndrome:
- Dentitio praecox: generalisierte verfrühte Zahnentwicklung, bei der das Zahnalter mehr als zwei
Jahre vom Durchschnittswert abweicht. Meistens erbbedingt, Hyperthyreose. Folgen: allgemein
beschleunigte Körperentwicklung bedingt durch Hormonexzess.
- Dentitio tarda: Durchbruch der ersten Milchzähne nach dem 13. Lebensmonat; das Zahnalter
weicht mehr als zwei Jahre vom Durchschnittswert ab.
7. erbliche Faktoren: v.a. obere Eckzähne
8. phylogenetische Faktoren

Abweichungen der Zahnzahl:


Sowohl Unter- als auch Überzahl von einzelnen oder mehreren Zähnen gehören zu hereditär bedingten
Fehlbildungen und treten gehäuft an bestimmten Stellen des Kauorgans auf:
- am Ende der Ersatzzahnleiste (zweite Prämolaren)
- am Ende der Zuwachszahnleiste (Weisheitszähne)
- im Bereich von Suturen (OK bleibende 2er)
- in Regio der UK-Symphyse (UK bleibende 1er)
1. Zahn-Unterzahl: Hypodontie, Aplasie, Agenesie, Nichtanlage
- echt (angeboren oder erblich bedingt): Zähne sind nicht angelegt
- unecht (erworben traumatisch, Karies, etc.): Zähne durch Unfälle verloren oder aufgrund von Karies
extrahiert.
1) Hypodontie: Aplasie; Abwesenheit einzelner Zähne (Milchgebiss: 0,1 - 0,7%, bleibendes Gebiss: 2 -
10% ohne Weisheitszähne)
2) Oligodontie: ausgeprägte Unterzahl bzw. partielle Anodontie, die mit oder ohne Syndrom auftritt
3) Anodontie: Zahnlosigkeit, die häufig in Zusammenhang mit ektodermaler Dysplasie auftritt
Häufigkeitsreihenfolge nicht angelegter Zähne:

Zahn % (Verteilung) Region der Ursache

8er 10 - 35% Ende der primären Zahnleiste/Zuwachszahnleiste

35, 45 1 - 5% Ende der sekundären Zahnleiste/Ersatzzahnleiste

12, 22 0,5 - 3% Im Bereich der Suturen (Wetterwinkel)

15, 25 2 - 2,5% Ende der sekundären Zahnleiste/Ersatzzahnleiste

31, 41 0,5 - 1,4% In Regio der Unterkiefersymphyse

- Aplasie der 8er ist in 50% der Fälle symmetrisch


- bei 50% der Patienten mit Nichtanlagen fehlt mehr als nur ein Zahn
- viele Nichtanlagen sind bilateral symmetrisch
- OK-2er ist links häufiger nicht angelegt (= 22)

2. Zahn-Überzahl: als Hyperdontie bezeichnet man die Überzahl von Zähnen, die primär im
permanenten Gebiss aufgrund ungeklärter Ätiologie und Genese bevorzugt im OK-Frontzahn- und
-Molarenbereich (80 - 90%) vorkommt. Mögliche Ursachen sind eine Überproduktion der Zahnleiste,
Zahnkeimspaltung und genetische Faktoren.

1) eumorph: Zähne mit zahntypischer Form


2) dysmorph: Mesiodentes (0,2 - 1,4%), Distomolaren und Paramolaren (0,1 - 0,3%), Odontome
- Mesiodens: überzählige rudimentäre Zahnanlage in Zapfen- oder Tütenform mit einer oft konischen
Kronenform und einer oft kurzen Wurzel. Mesiodens kommen oft palatinal zwischen den oberen
bleibenden 1ern vor und brechen in etwa 2/3 der Fälle nicht durch und führen somit zu
Durchbruchsstörungen.

- Zapfenzähne: wie Mesiodentes: entstehen zwischen 1er und 2er


- Disto- und Paramolaren: kleine molarenähnliche Zähne, die distal der Weisheitszähne oder bukkal
der Interdentalräume zwischen den Molaren durchbrechen

Zahnformanomalien:
Makrodontie: vergrößerte Zähne (generalisiert oder an einzelnen Zähnen),
sehr selten

Mikrodontie: verkleinerte Zähne (generalisiert oder an einzelnen Zähnen),


am häufigsten an OK-2ern und -8ern. Bei Aplasie eines 2ers ist häufig der
kontralaterale Zahn verkleinert.

Gemination (Zahnkeimpaarung): gescheiterter Versuch eines Zahnes,


sich zu teilen = der Zahn resultiert als bis zu doppelt so breit wie der
entsprechende einzelne Zahn mit gemeinsamer Pulpakammer. Häufig in der
UK-Front und UK-3ern = zentral eingekerbte Schneidekante bzw. axiale
Teilungsfurche. Häufigkeit: 0,1 - 0,3% erste und zweite Dentition.

Schizodontie (Zwillingsbildung): erfolgreiche/vollständige Zahnkeimteilung,


sodass es zu der Entstehung eines überzähligen Zahnes kommt, dessen
Form und Größe dem Originalzahn gleicht.

Synodontie (Zahnverschmelzungen): Vereinigung zweier ursprünglich


getrennt angelegter Zahnkeime, entweder total oder partiell im Kronen-
und/oder Wurzelbereich. Die Zähne besitzen dabei zwei getrennte
Wurzelkammern, aber Dentin und Zahnschmelz sind verschmolzen.
Häufigkeit: 0,1 - 3%, häufiger im Milchgebiss, familiär gehäuft und kann
bilateral auftreten.

Zahnverwachsung: Verkopplung zunächst getrennt entstandener


benachbarter Zähne durch Vereinigung des Wurzelzements.
Invagination (Dens in dente): Einstülpen der Oberfläche, die zu einer
entweder koronalen oder radikulären Missbildung des Einzelzahnes führt.

abnorme Höcker: OK-Front, fast immer palatinal, aber auch als überzähliger
vestibulärer Höcker möglich, Vergrößerung des normalen Tuberculum dentis,
Abnormität im Randleistenbereich.

margoide Differentation: T- oder Y-förmige Kronenform der OK-2er


aufgrund unbekannter Ätiologie.

Taurodontismus: Formveränderungen der Molaren und z.T. auch


Prämolaren. Bei normal geformter Zahnkrone erscheint der Wurzelkörper
massiv breiter, mit nach apikal verlängertem Kronenkavum der Pulpa.

Wurzelverdopplung: mesio-distale oder labio-palatinale Anhängsel an der


Hauptwurzel der meist OK-2er.

Dilazeration: Abknicken der Krone von der Wurzel aufgrund von


Frontzahntrauma oder Verwachsung mit dem Zahnsäckchen, sodass der Zahn
beim Durchbruch fixiert ist. Diese Fixierung kann von der Durchbruchsenergie
nicht gelöst werden und die Krone wird durch das Wurzelwachstum um einen
Fixpunkt gedreht. Der Zahn bricht dann vestibulär oder nasenwärts durch.

Turner-Zahn: Schmelzschädigung infolge pathologischer Milchzahnprozesse


oder Infektion der Milchzahnpulpa, aufgrund der es zu einer Pulpanekrose,
einer chronischen periapikalen Entzündung, einem Abbau des Knochens
zwischen Milchzahn und Keim und einem Ödem kommt, der Druck auf den
bleibenden Zahn ausübt.

Hutchinson-Zähne: Ursache = Lues connata (angeborene Syphillis)


= Tonnenzähne: tonnenförmige Deformation der Schneidezähne (auch
halbmondförmige Einziehung der Schneidekante) und Fehlbildung der Molaren.

OK-3er:
1) Leitplankenphänomen: Die OK-3er haben den längsten Durchbruchsweg aus der Fossa canina,
sodass die OK-2er als „Leitplanke“ für die bukkodistale Aufrichtung der 3er dienen. Bei Aplasie oder
Hypoplasie der OK-2er fehlt diese Orientierungshilfe und es kommt häufig zu Verlagerungen/Ektopien
der 3er. Die kritische Phase der fehlenden Aufrichtung der Zahnkeime liegt dabei zwischen dem 9. und
10. Lebensjahr. Ab dem 10. Lebensjahr sollten die OK-3er tastbar sein.

2) Durchbruch OK-3er: 11 - 12 Jahre

3) abgeschlossenes Wurzelwachstum OK-3er: 14 - 15 Jahre

4) Prophylaxe: Durchbruchsüberwachung der oberen Eckzähne zu Beginn der 2. Wechselgebissphase =


tastbare bukkale Vorwölbung im apikalen Bereich der Milcheckzahnwurzel
- beidseitig vorhanden: keine Therapie
- beidseitig fehlend: erneute Kontrolle in einem Jahr, ggf. Röntgen
- einseitig fehlend: sofortige Röntgen-Kontrolle
Engstand:
= eine Zahnfehlstellung, die durch Platzmangel im Kiefer bedingt ist, das heißt: die durchbrechenden Zähne
haben im Kiefer zu wenig Platz, sie wachsen leicht verdreht ober- oder unterhalb des eigentlichen
Zahnbogens. Der Grund ist hierbei, dass die Zähne entweder zu groß oder der Kiefer zu klein ist. Der größte
Teil der Zahnengstände ist erblich bedingt, aber auch mangelnde Mundhygiene im Kleinkindalter, früher
Verlust von Milchzähnen oder Veränderungen des Zahnhalteapparates im Erwachsenenalter können
Ursachen sein. In der Kieferorthopädie werden Engstände grob in drei Gruppen unterteilt:

1) primärer Engstand: wenn Zähne schon nach Durchbruch von ihrer Anatomie her zu breit für den Kiefer
sind. Man spricht von einem Missverhältnis zwischen Zahn- und Kiefergröße. Folglich haben die Zähne
nicht genug Platz, um in einer harmonischen Zahnreihe im Kiefer zu stehen.
2) sekundärer Engstand: wenn Seitenzähne des Milchgeebisses nicht vorhanden sind oder zu früh durch
Karies verloren gegangen sind. Die Milchmolaren (Milchstockzähne) dienen den bleibenden Zähnen als
Platzhalter und sorgen dafür, dass der hinter ihnen durchbrechende erste bleibende Backenzahn (Molar)
nicht nach vorne wandert. Gehen diese Platzhalter verloren, kommt es zu einem Drift der Molaren nach
mesial, wobei er den Platz für die noch nicht durchgebrochenen Prämolaren einengt. Diese brechen
dann entweder gar nicht oder in abwegiger Lage durch. Aus diesem Grund ist es wichtig, die
Milchmolaren bei Karies mit Füllungen zu versorgen, damit es nicht zu einem sogenannten
„Stützzoneneinbruch“ kommt. Sollte dennoch einer der Milchmolaren verloren gehen, kann der
Kieferorthopäde einen Lückenhalter/Platzhalter einsetzen, der den Platz bis zum Durchbruch der
bleibenden Zähne freihält.
3) tertiärer Engstand: oder adoleszenter Engstand kommt bei Erwachsenen vor. Die Ursache dafür ist,
dass Zähne im Laufe des Lebens von hinten nach vorne wandern (Mesialdrift). Auch die
durchbrechenden Weisheitszähne werden als Grund für den tertiären Engstand diskutiert, da auch sie
beim Durchbrechen theoretisch einen Druck auf die Restzähne ausüben können, wodurch der
Platzmangel entstehen kann.

Folgen von Engständen:


Retention: retinierte Zähne sind verlagerte Zähne, die auf dem Weg zur Mundhöhle im Kieferknochen unter
dem Zahnfleisch stecken bleiben. Ist das Wurzelwachstum des betroffenen Zahnes abgeschlossen, kann er
auch bei genügend Platz nicht mehr herauswachsen.

Staffelstellung: Engstand führt zu einerm gestaffelten Durchbruch der Zähne = die Zähne brechen parallel
zueinander aus. Dies kommt meist im Frontzahnbereich vor.

Ugly duckling: typisches Phänomen der OK-Front bei Platzmangel = Auffächerung der Wurzeln in der Front

Ausgleichsextraktion: Entfernung von bleibenden Zähnen im Gegenkiefer als Ausgleich für das Fehlen
einzelner Zähne, i.d.R. durch eine Nichtanlage bedingt. Wird im gleichen Kiefer ein Ausgleich durchgeführt,
so spricht man von einer symmetrischen Extraktion. Die Extraktionstherapie im bleibenden Gebiss ist
geprägt durch den sichtbaren Engstand oder Durchbruchsstörungen der bleibenden Zähne als
Anfangsbefund. Die Zähne brechen aufgrund von Platzmangel vestibulär durch oder bleiben retiniert. Da die
Eckzähne im OK die in der Stützzone zuletzt durchbrechenden Zähne sind, sind diese in der Regel bei
primären Engständen betroffen. Bei sekundärem Engstand sind es die 2. Prämolaren, die dann palatinal
durchbrechen oder retiniert bleiben. Zur Engstandkorrektur retinierter Zähne können daher durchgebrochene
Zähne extrahiert werden, wobei es hier sinnvoll ist, möglichst nahe dem Engstand zu extrahieren. Aus
diesem Grund sind die Prämolaren am meisten von der Extraktionstherapie betroffen.
1) Extraktion der 1. Prämolaren: bei primärem Engstand und Platzmangel in der Front, damit die Zähne
nur über eine geringere Strecke bewegt werden müssen
2) Extraktion der 2. Prämolaren: bei geringen Engständen und Lückenschluss von distal nach mesial
sinnvoll. Die ästhetische Veränderung hängt dabei weniger von den extrahierten Zähnen, sondern von
der Position der Frontzähne ab. Die Kombination aus Extraktion des 1. und 2. Prämolaren ist bei Bolton-
Diskrepanz indiziert.

— Bolton-Diskrepanz: verhältnismäßiger Größenunterschied der Zähne von Ober- und Unterkiefer, der ab
einem gewissen Ausmaß nicht mehr die Einstellung der Zähne in den Normalbiss ermöglicht. In solchen
Fällen ist eine approximale Schmelzreduktion (Verschmälerung) der zu groß geratenen oder eine
Verbreiterung der zu klein geratenen Zähne das Mittel der Wahl. In Deutschland werden Bolton-
Diskrepanzen i.d.R. unbehandelt gelassen, weil die Schmelzreduktion nicht abgerechnet werden kann. Ein
Aufbau der zu klein geratenen Zähne setzt voraus, dass während der kieferorthopädischen Behandlung
präzise, regelmäßige Lücken zwischen den Zähnen hergestellt werden müssen, was jedoch eine
anspruchsvolle Behandlungsaufgabe darstellt.
Resorptionsarten:
1) atypische Wurzelresorption: Milchzahn wird nicht komplett/nur
teilweise von seinem Nachfolger resorbiert

2) unterminierende Wurzelresorption: erfolgt die Resorption der


Milchzahnwurzel nicht durch den entsprechenden Nachfolger,
sondern durch benachbarte bleibende Zähne, spricht man von
einer pathologischen unterminierenden Resorption, die zu einem
Platzverlust und einer Retention des bleibenden Zahnes führt. Die
Zähne im Oberkiefer sind häufiger betroffen als im Unterkiefer,
Jungs öfter als Mädchen. Die Hauptursache ist hierbei der
Platzmangel, aber auch eine ungünstige Achsenrichtung der
durchbrechenden Zähne. Die Folgen sind ähnlich eines vorzeitigen
Milchzahnverlustes oder Stützzoneneinbruches durch Karies =
Zahnwanderungen, Kippungen und Engstände. D.h. Platzmangel
im Frontzahngebiet oder in der Stützzone und damit
Durchbruchsstörungen. Betroffen sind in absteigender Reihenfolge:
- die distale Wurzel der OK-Milch-5er durch die 6er
- die seitlichen Milchschneidezähne durch die bleibenden 1er
- sowie Milcheckzähne durch die seitlichen Schneidezähne seltener
durch die bleibenden 4er

3) pathologische Wurzelresorption: nicht normgerechte Resorption


der Wurzel. Oberbegriff für die atypische und unterminierende
Wurzelresorption.

Folgen pathologischer Wurzelresorption:


- erhöhtes Risiko von weiterer Verkürzung der Wurzel unter kieferorthopädischer Behandlung
- ausgeprägte Wurzelresorption führt zu Lockerungsgrad des Zahns bzw. zum Zahnverlust
- Aufklärung des Patienten über mögliches Risiko
Rote Ampeln:
6. Lebensjahr: Durchbruch der 6er meist aufgrund von unterminierender Resorption verhindert
7. Lebensjahr: Durchbruch der OK-1er häufig durch Mesiodens am Durchbruch gehindert

Kjaer-Merkmale:
1) Milchgebiss:
- atypische Wurzelresorption
- Infraokklusion (z.B. bei Ankylose)
- Mikrodontie
- abweichende Wurzelformen
2) bleibendes Gebiss:
- Kronenmorphologie:
- palatinale Einstülpungen an OK-2ern
- schmale Kronen
- Wurzelmorphologie (Wurzellänge):
- kurze Wurzeln
- bei UK 6ern distale Wurzel kürzer als mesiale
- Wurzelmorphologie (Wurzelform):
- schmale, grazile Wurzeln
- Wurzelabknickungen
- Resorption von bleibenden Zähnen durch ektopisch durchbrechende Zähne
- Taurodontismus
- kurzes subpulpales Dentin an UK-6ern
- externe Collumresorptionen an Molaren
- andere Abweichungen:
- Odontome
- Mikrodontie
- Nichtanlagen
- verspätete Zahnentwicklung
- Ektopien
- Mandibula:
- uni-/bilaterale kraniale Abflachung des Kiefergelenkköpfchens (Lipping)
- anterior offener Biss
- asymmetrischer Ramus
Apikale Veränderungen:
— Blunting: apikale Abrundung der Wurzelspitze bei permanenten Zähnen

Pathologie des Kieferknochens:


Kiefergelenk:
- Lipping: Abnutzung der Kiefergelenkköpfe = werden posterior, anterior oder postero-anterior abgenutzt.
Das Lipping kann vereinzelt (rechts, links) oder beidseits vorkommen.

- Kondylusmorphologie: Asymmetrie der Kondylen = ungleiche Kopfformen, einseitiges Lipping,


ungleiche Breite

- Antegonial notching: Einziehung am horizontalen Ast der Mandibula im hinteren Bereich des
Unterrandes. Bei übermäßiger Aktivität des M. masseter wirkt ein Druck auf den Unterkiefer, der zu einer
Knochenapposition führt, sodass es durch die starke Ausprägung des M. masseter zu keinem Notching
kommt. Ist der Muskel jedoch schwach, so führt der verminderte Reiz auf den Knochen zu einer
Einziehung in Form des Antegonial Notchings.

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