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Wirkungsmechanismus und Struktur-Aktivitätsbeziehungen

des Aminotriazinon-Herbizids Metribuzin *

Hemmung des photosynthetischen Elektronentransports


von Chloroplasten durch Metribuzin *
Mode of Action and Structure-Acitivity-Relationships of the Aminotriazinone
Herbicide Metribuzin
Inhibition of Photosynthetic Electron Transport in 'Chloroplasts by M etribuzin
A. Trebst und H. Wietoska
Abteilung Biologie, Ruhr-Universität Bochum

(Z. Naturforsch. 30 c, 499 —504 [19751 ; eingegangen am 7. April 1975)

Photosynthesis, Chloroplasts, Herbicide, Metribuzin, Aminotriazinone

The influence of the aminotriazinone herbicide Metribuzin on photosynthetic reactions of iso­


lated chloroplasts is investigated. Metribuzin inhibits all Hill-reactions when water is the electron
donor, but not photoreductions by photosystem I at the expense of an artificial electron donor.
The PIso-value is 6.7. Cyclic photophosphorylation is not affected by Metribuzin. Measurements
of the prompt and delayed fluorescence of the photosynthetically active chlorophyll support the
notion, that Metribuzin inhibits photosynthetic electron flow between the primary and secondary
electron acceptor of photosystem II (Q and plastoquinone).
The relationship of inhibitory potency to chemical structure is investigated by comparing a
number of related aminotriazinones. The effect of various substituents is discussed.

E in le itu n g mit der von anderen Aminotriazinonen zur Fest­


legung von Strukturaktivitätsbeziehungen.
Eine große Zahl kommerzieller Herbizide sind
Hemmstoffe des photosynthetischen Elektronentrans­
portes (siehe Übersichten 1—3) . Dazu gehören D eri­ M ethodik
vate der Substanzklassen Harnstoffe, Anilide, Tria-
zine und Phenylcarbam ate. Vor einigen Jahren Gewaschene, vesikuläre Thylakoidmembranen aus
Chloroplasten wurden aus Spinatblättern nach
haben wir gezeigt, daß auch 4-Amino-1.2.4-triazi-
Nelson et al . 8 gewonnen. Ihre photosynthetische
none Hemmstoffe des photosynthetischen Elektro­ Aktivität wurde bei 15 °C und Belichtung mit
nentransportes s in d 4’ 5. Das 3 -Methylthio-6 -ferf- 35 000 lx gemessen, das Reaktionsmedium ent­
butyl-4-amino-1.2.4-triazin-5-on = Metribuzin ist in­ hielt in 3 ml in //m ol: Trispuffer pH 8,0 160;
zwischen unter dem Namen Sencor® als kommerziel­ MgCl2 , ADP, und anorg. Phosphat (mit 90 000
les H erbizid eingeführt w o rd en 6. Seine W irkung cpm 32P) 10 und als Akzeptoren entweder NADP+ 6
auf den pflanzlichen Stoffwechsel wurde beschrie­ und Ferredoxin 0,01 oder Anthrachinon- 2 -sulfon-
ben 7. Sie bestätigt, daß M etribuzin ein Photo- säure 0,1 oder K-Ferricyanid 20 ± Phenylendiam in
synthese-Hemmstoff ist. Es war deshalb von Inter­ 0,3 (Photosystem II Akzeptor) und Chloroplasten
esse, zur Kenntnis des W irkungsmechanismus von mit einem Chlorophyllgehalt von 200 //g. Mit Aus­
nahme des pseudocyclischen Systems mit Anthra-
Metribuzin die exakte Lokalisation der Hemmstelle
chinonsulfonsäure wurde unter N 2 gemessen. In
in den Prim ärreaktionen der Photosynthese festzu­ cyclischen Photophosphorylierungen wurde anstelle
legen. W ir möchten über Versuche m it isolierten des Akzeptors PMS 0,1 oder M enadion 0,3 und
Thylakoidm em branen von Chloroplasten berichten TMPD 0,1 zugegeben und unter N 2 gemessen. Als
und über den Vergleich der W irkung von Metribuzin Elektronendonorsystem für Photosystem I wurde

A bkürzungen: DAD, 2.3.5.6-Tetramethyl-p-phenylendiamin; Sonderdruckanforderungen an Prof. Dr. A. Trebst,


DBMIB, Dibromthymochinon; DCMU, 3.4-Dichlorphe- Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl für Biochemie der
nyl-dimethyl-harnstoff; PMS, Methyl-phenazonium-metho- Pflanzen, D-4630 Bochum-Querenburg, Postfach 2148.
sulfat; Q, Primärakzeptor von Photosystem II; TMPD, * Metribuzin = Sencor®
N.N.N'.N'-Tetramethyl-p-phenylendiamin.
500 A. T rebst u. H. W ietoska • Hem mung der Photosynthese durch M etribuzin

DAD 0,3 und Na-Askorbat 20 verwendet und ent­ E rg eb n isse


weder unter Luft (Anthrachinonsulfonsäure) oder
N 2 (NADP+) gemessen. Die Sauerstoffentwicklung Isolierte Thylakoid-Membranen von Chloroplasten
oder -aufnahme wurde manometrisch verfolgt, entwickeln beim Belichten Sauerstoff, wenn ein ge­
NADPH wurde bei 340 nm bestimmt und ADP eigneter Elektronenakzeptor, wie K-Ferricyanid,
durch den Einbau von P 32 nach Conover 9. zugegeben wird. Zur Photoreduktion von NADP+
Der Einfluß von M etribuzin auf die prompte und muß außerdem noch Ferredoxin zugesetzt werden.
verzögerte Fluoreszenz des Chlorophylls wurde an Anthrachinon-2-sulfonsäuie ist eine autoxidable
einer Algensuspension von Chlorella pyrenoidosa Substanz, so daß in Luft die reduzierte Form sofort
untersucht*. Dichte der Algensuspension: 10 //I wieder mit Sauerstoff reoxidiert wird. In diesem
Algen (packed cell volume) pro ml Nährlösung. Die pseudocyclischen Elektronentransportsystem wird
Proben wurden mit rotem Licht (A = 632,8 nm)
dann eine Sauerstoffaufnahme, statt Entwicklung,
eines 15 mW He-Ne Lasers zur Photosynthese an­
gemessen. Alle drei Hill-Reaktionen sind mit einer
geregt 10.
stöchiometrischen ATP-Bildung gekoppelt.
Die prom pte Chlorophyll-Fluoreszenz wurde nach
Wie Tab. I zeigt, werden alle drei Hill-Reaktionen
10 min Vorverdunkelung der Algensuspension bei
einsetzender Belichtung als Fluoreszenzintensität- durch Metribuzin in einem Konzentrationsbereich
Zeit-Kurve registriert. zwischen 16 und 3 3 //g/m l (0,8 —1,6 • 10 ~7 m) ge­
hemmt. Die Zugabe eines Entkopplers, hier Gramici­
Die verzögerte Chlorophyll-Fluoreszenz wurde —
ebenfalls als Induktionsphänom en — mit einem din D, ändert daran nichts. Wegen der aufgehobe­
modifizierten Bequerelphosphoroskop gem essen10. nen, limitierenden, photosynthetischen K ontrolle ist
Das Phosphoroskop lieferte repetitive Licht-Dunkel- die in einem entkoppelten System gemessene Hem­
Wechsel von 1 0 : 1 msec. Die einzelnen Meßpunkte mung die korrektere Messung.
der verzögerten Fluoreszenzemission in der Mitte Abb. 1 zeigt die Abhängigkeit der Hemmwirkung
der Dunkelzeit (0,5 msec) wurden auf einem Spei­ von der Konzentration M etribuzin auf den entkop­
cheroszillographen registriert. Das M eßergebnis ist pelten, pseudocyclischen Elektronentransport. Die
in den Abbildungen als „kontinuierliche“ Intensi-
für eine 50% Hemmung notwendige Konzentration
täts-Zeit-Kurve wiedergegeben. Die M eßtemperatur
betrug 25 °C, Einw irkungsdauer von Metribuzin auf von 25 ng/ml ergibt ein P I50-Wert von 6.7.
die Algensuspension 10 min. Die Hemmung der Photoreduktion von NADP+
Die untersuchten A m inotriazianonverbindungen oder Anthrachinon-2-sulfonsäure kann durch Zu­
wurden uns freundlicherweise von Dr. W. Draber, gabe eines künstlichen Elektronendonors (DAD,
Forschungszentrum W uppertal der Bayer AG, zur durch Askorbat reduziert gehalten) wieder aufge­
Verfügung gestellt. hoben werden n . Dabei kann die Metribuzin-Konzen-

Elektronen- Metribuzin °2 ATP NADPH


Akzeptor [ng/ml] [//Äquival.] [//mol] [//mol]

NADP+ _ 3,5 3,0 3,7


NADP+ 16 2,5 1,7 2,3
NADP+ 33 1,8 1,3 1,7
Anthrachinon — - 4 ,2 3,8
Anthrachinon 16 - 2 ,3 2,1
Anthrachinon 33 -1 ,9 1,7
K-Ferricyanid — 4,8 3,8
K-Ferricyanid 33 2,8 2,2
K-Ferricyanid 130 0,8 0,5
K-Ferricyanid
( + 5 jug Gramicidin D) — 7,0
K-Ferricyanid Tab. I. Hemmung des photosyntheti­
( + 5 fig Gramicidin D) 33 3,8 schen Elektronentransportes durch Me­
K-Ferricyanid tribuzin (15 min Licht in N2 in NADP+
( + 5 [ig Gramicidin D) 130 0,9 und Ferricyanidsystem bzw. Luft im
Anthrachinon-2-sulfonsäure-System).

* Die Versuche wurden von Dr. R. Bauer durchgeführt.


A. T rebst u. H. W ietoska • Hem mung der Photosynthese durch M etribuzin 501

tration auf das 10- bis lOOfache der zur Hemmung die cyclische Photophosphorylierung mit PMS oder
des Systems mit H20 als Elektronendonor erhöht Menadion (letzterem wird eine katalytische Menge
werden. TMPD zugegeben13) wird nicht durch M etribuzin
gehemmt, auch wenn dabei die 10- oder gar lOO­
fache Menge Metribuzin eingesetzt wird Tab. IV ).
Zum Vergleich ist hier DCMU mit angegeben, das
sich analog Metribuzin verhält. Der Versuch bestä­
tigt wiederum, daß Metribuzin keinen Einfluß auf
Photosystem I hat. W eiterhin zeigt er, daß M etri­
buzin aber auch keinen Einfluß auf das ATP-Bil-
dungssystem hat.

Tab. IV. Einfluß von Metribuzin auf die cyclische Photo­


phosphorylierung (15 min Licht in N2) .

Kofaktor Metribuzin ATP


[ng/ml] [//mol]

ng Metribuzin / ml PMS _ 8,4


PMS 330 6,7
Abb. 1. Abhängigkeit der Hemmwirkung von der Konzen­ PMS 3300 6,0
tration Metribuzin (aus einer Meßreihe in einem entkoppel­ Menadion ( +TM PD ) — 8,7
ten pseudocyclischen System mit Antrachinonsulfonsäure Menadion ( + TMPD) 330 5,5
unter den Bedingungen der Tab. I). Menadion ( -f TMPD) 3300 3,2
Menadion ( + TMPD) + 2 -1 0 -5 m DCMU 2,5
Metribuzin ist m ithin kein Hemmstoff von Photo­
system I (Tab. I I ) .
Der Einfluß von Metribuzin auf die prompte und
Ein Elektronakzeptorsystem für Photosystem II
verzögerte Fluoreszenz bei einer Suspension von
(p-Phenylendiamin, das durch Ferricyanid im oxi­
Chlorella zeigt Abb. 2 . Die prompte Chlorophyll­
dierten Zustand gehalten w ird), zu dem zusätzlich
fluoreszenz ist ein Indikator für den Redoxzustand
noch der Elektronenfluß zum Photosystem I durch
des prim ären Elektronakzeptors Q von Photosystem
den Plastochinon-antagonisten DBMIB ( = Dibrom-
I I 14. Reduziertes Q schließt die Reaktionszentren
thymochinon) unterbunden i s t 12, w ird dagegen ge­
von Photosystem II, so daß die Fluoreszenzausbeute
nau wie die Gesamt-Hill-Reaktion über beide Photo­
erhöht wird. Oxidiertes Q öffnet die Reaktionszen­
systeme durch Metribuzin gehemmt (Tab. III). Auch
tren von Photosystem II für den Elektronenfluß, so
Tab. III. Einfluß von Metribuzin auf die Photoreduktion daß die Fluoreszenzausbeute erniedrigt wird. Bei
mit Photosystem II (15 min Licht; Phenylendiamin/Ferri- ungehemmtem Ablauf des Elektronentransportes
cyanid als Elektronenakzeptor, 10*® M DBMIB in jedem An­ spiegelt das Induktionsphönomen der Fluoreszenz
satz) .
das lichtinduzierte, gegenseitige Einpendeln der
Metribuzin 02 ATP beiden Lichtreaktionen bis zum Gleichgewichts­
[ng/ml] [//Äquival.] [//mol]
zustand wieder. Bei Hemmung des Elektronentrans­
_ 6,5 3,0 portes zwischen den beiden Photosystemen bleibt Q
33 3,6 1,7 reduziert, und die Fluoreszenz steigt auf einen m axi­
130 1,5 0,5
malen W ert an. Aus der spezifischen V eränderung

Akzeptor Metribuzin 02 ATP NADPH


[ng/ml] [//Äquival.] [/tmol] [//mol]

NADP+ _ 4,5 4,0


NADP+ 330 2,9 3,5 Tab. II. Einfluß von Metribuzin auf
NADP+ 3300 3,0 3,4 die Photoreduktion mit Photosystem I
Antrachinon — -7 .5 7,4 (15 min Licht, DAD/Asc. als Elek­
Antrachinon 330 -6 ,3 4,8 tronendonor, N2 im NADP+-System,
Antrachinon 3300 - 7 ,1 4,8 Luft im Anthrachinon-2-sulfonsäure-
System).
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Abb. 2. Der Einfluß von Metribuzin und DCMU auf die prompte und verzögerte Chlorophyllfluoreszenz-Induktion von
Chlorella pyrenoidosa. Temperatur 25 °C. Intensität des Anregungslichtes (X = 632,8 nm) für die prompte Chlorophyll-
fluoreszenz-Messung: 3 'IO4 erg/cm2-sec; für die verzögerte Chlorophyllfluoreszenz-Messung: 1,5 -IO5 erg/cm2-sec. Versuch
von R. Bauer.

der Fluoreszenzinduktionskinetik bei Zugabe eines thyl-Metribuzin = Verbindung 2) und acyliert wer­
Hemmstoffes kann auf die Hemmstelle vor oder nach den mit keinem oder geringem Einfluß auf die Ak­
Plastochinon geschlossen werden (zu Einzelheiten tivität als Hemmstoff.
siehe 10). Wie Abb. 2 zeigt, erhöht sich die prompte Das Dimethyl-Metribuzin (Verbindung 3) hat je­
Fluoreszenz von Photosystem II bei Zugabe von doch kaum noch Hemmwirkung. Die Hemmwirkung
5 • 10-6 M Metribuzin auf einen maximalen Wert, der Schiff’schen Base von Metribuzin mit Isobutyl-
d. h. die Hemmung des Elektronentransportes tritt aldehyd (Verbindung 5) setzt vermutlich ihre Hy­
nach Q und vor Plastochinon ein. Dies entspricht drolyse voraus. Dies wird durch einen Zeitverzug
dem Verhalten von DCMU. der Hemmung in Chloroplasten gestützt, denn ohne
Die verzögerte Fluoreszenzemission trit tnach Ab­ Vorinkubation zeigt die Verbindung nur geringe
schalten der Belichtung im Dunklen auf, und ist auf Hemmwirkung.
die Rückreaktion der geladenen Reaktionsprodukte Ersatz der Methylthiogruppe in 3-Stellung durch
von Photosystem II, vermutlich unter Beteiligung Methoxy- oder Methylamino-(Verbindung 7) hat
des Membranpotentials über die Thylakoidmem- nur geringfügigen Einfluß auf die Hemmwirkung.
bran, zurückzuführen15. Wie Abb. 2 zeigt, nimmt Die zur Tautomerie befähigten OH- oder SH-Deri-
die verzögerte Chlorophyllfluoreszenzemission in vate (Verbindungen 9 und 10) zeigen jedoch keine,
Gegenwart von Metribuzin gleichsinnig wie die von oder nur noch geringe, Hemmwirkung. Die 3-Alkyl-
DCMU mit steigender Konzentration ab. Die Ur­ substitution führt zu ebenso aktiven Hemmstoffen
sache dafür ist wiederum in der Hemmung des Elek­ wie Metribuzin. Nach einer Optimierung der Hemm­
tronentransportes zu suchen. wirkung bei einer Kettenlänge von C2 (Verbin­
Tab. V vergleicht die Hemmwirkung einiger dung 12) fällt jedoch die Hemmwirkung wieder
Amino-triazinone, die in ihrer Substitution dem ab. Das 3-Phenylderivat (Verbindung 15) ist in­
Metribuzin nahe stehen. Der Vergleich der P I5o- aktiv.
Werte ergibt, welche Substituenten mit welchem W ir­ Die Metribuzin-Abbauprodukte (Verbindungen
kungsverlust ausgetauscht werden können. Die 1 6 - 1 8 ) sind inaktiv bzw. haben stark verminderte
Aminogruppe in 4-Stellung kann methyliert (Me­ Hemmwirkung.
A. Trebst u. H. Wietoska • Hemmung der Photosynthese durch Metribuzin 503

Tab. V. Hemwirkung von Metribuzin im Vergleich mit zur primären Hemmwirkung, werden und damit
anderen substituierten Triazinonen (PI50-Wert bestimmt aus
einer Hemmkurve in einem entkoppelten pseudocyclischen den eigentlichen Wirkungsmechanismus verschleiern
Elektronentransport mit Anthrachinonsulfonsäure als Ak­ (siehe Diskussion in 16) .
zeptor) . Die vorliegenden Ergebnisse mit isolierten
0 Chloropiasten zeigen eindeutig, daß Metribuzin ein
« sehr potenter Hemmstoff des photosynthetischen
tert- Butyl - ^ n - r1
Elektronenflusses ist. Sein P I50-Wert = negativer
Logarithmus der Konzentration, die 50% Hemm­
wirkung hervorruft, liegt bei 6,7 (wir hatten in
einer vorläufigen Mitteilung einen Wert 6,63 ange­
Verbindung R1 R2 PI50 geben4). Dieser hohe Wert bzw. kleine Konzentra­
(1) Metribuzin NH , SCHs 6,7 tion, die zu einer Hemmung nötig ist, läßt den
(2) Methyl- Schluß zu, daß Metribuzin auch in vivo die Photo­
Metribuzin nhch3 sch 3 6,51 synthese hemmt. Dies wurde durch Versuche mit
(3) Dimethyl-
Metribuzin N(CH 3) , sch 3 3,4 intakten Pflanzen 6’ 7 direkt bestätigt.
(4) Acetyl- Die Hemmstelle von Metribuzin läßt sich sehr
Metribuzin NH COCHjj sch 3 4,78
exakt angeben. Metribuzin hemmt in gleicher Kon­
ch3
(5) Schiff-Base N = CH —CH SCH, 6,2 * zentration sowohl Hill-Reaktionen, die beide Photo­
CHS systeme benötigen (NADP+, Anthrachinonsulfon­
6 NH, H <3 säure), aber auch solche, die nur durch Photo­
7 nh2 nhch3 5,99 system II (Phenylendiamin/Ferricyanid) getrieben
8 NH, och3 5,6
9 NH, OH inaktiv werden. Dagegen sind Photoreduktionen mit nur
10 NHCH3 SH 3,6 Photosystem I auch durch die lOOfache Metribuzin-
11 NH, CH, 4,78 Konzentration nicht gehemmt. Auch die Photophos­
12 NH.; C2H5 6.89
13 NE, i -C3H7 6,62 phorylierung, offenkettig oder cyclisch, wird durch
14 NH, i -C4H9 4,51 sehr hohe Konzentration Metribuzin nicht beein­
15 NH, Phenyl inaktiv flußt. Der Kopplungszustand der Membran spielt
(16) Metribuzin
Metabolit NH , OH inaktiv bei der Hemmwirkung von Metribuzin keine Rolle.
(17) „ H sch 3 4,05 Aus dem Einfluß von Metribuzin auf die prompte
(18) „ H OH <3
(19) Phenyl statt
und verzögerte Chlorophyllfluoreszenz von Photo­
£er£-Butyl in system II ergibt sich, daß die Oo-Entwicklung und
6-Stellung NH2 SCHj 6,6 Photosystem II selbst auch nicht gehemmt wird,
sondern die Hemmstelle nach dem Primärakzeptor
* Nach 60 h Vorinkubation im Reaktionsansatz ohne Chloro-
plasten. Q von Photosystem II liegt.
Die Hemmung der Primärreaktion der Photosyn­
Über die Wirkung anderer Substituenten in der these durch Metribuzin ist mithin sehr spezifisch;
6 Stellung ist schon berichtet worden4’ 5. Das Phe­ die Hemmstelle ist mit der etwa von Harnstoff-,
nyl- statt Jerf-Butylderivat ist ebenso aktiv (Verbin­ Anilid- und Triazin-Derivaten identisch.
dung 19).
Die Untersuchung der Abhängigkeit der biologi­
schen Aktivität von Hemmstoffen der Photosynthese
D iskusion an der Hemmstelle von Metribuzin von ihrer chemi­
schen Struktur haben bei den verschiedenen Sub­
Die Untersuchung der Hemmwirkung von Herbi­ stanzklassen zur Charakterisierung eines sp2-Hybri-
ziden auf isolierte, zellfreie, biochemische Systeme ii
hat den Vorteil, daß die Hemmpotenz einer Sub­ des —C —NH — geführt (siehe Übersichten 1. c.
stanz bzw. Substanzklasse eindeutig festgelegt wer­ 1 —3). Dieses allen Hemmstoffen mit diesem W ir­
den kann. Die bei in vivo Versuchen auftretenden kungsmechanismus eigene chemische Grundelement
Probleme der Aufnahme, der Permeation und des ist in Metribuzin nicht ohne weiteres zu erkennen.
Transportes zum Wirkungsort können zum limitie­ Durch Ausnahmen von der obigen Regel wurde
renden Schritt der Reaktionskette: Applikation bis aber erkannt, daß auch das freie Elektronenpaar am
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N in Wechselwirkung mit der gehemmten Stelle in bindungen (16 bis 18), obwohl Rosen et a l.18 eine
der Membran treten kann und eine nichtkovalente höhere Hemmwirkung von Verbindung 17 im Ver­
Bildung eingehen k an n 3. Damit konnten auch eine gleich mit Verbindung 1 findet, als wir berichteten.
Reihe von Heterocyclen in das allgemeine Schema Die Doppelbindung im Ring von 2 nach 3 muß
der Photosynthesehemmstoffe gebracht werden17, für die aktive Hemmwirkung erhalten sein, deshalb
in dem das aktive Strukturelement im Heterocyclus muß entweder die Thio-Gruppe im Metribuzin oder
enthalten ist. Gleiches gilt auch für die Aminotriazi- die OH-Gruppe bei einem 3-Hydroxyderivat in 3-
none. Stellung durdi Alkylierung fixiert sein, um eine
Wir haben bereits über die Strukturaktivitätsbe- Tautomerie zu verhindern. Wir haben darüber schon
ziehung einer ganzen Reihe von Aminotriazinonen bei den 6-Isopropylderivaten berichtet5. Dies ergibt
berichtet4) 5> 16 und über den Stand des Versuches, sich auch aus der Inaktivität der Metribuzin-Abbau-
die biologische Aktivität in Abhängigkeit von der produkte 16 und 18, die wahrscheinlich beide in der
chemischen Struktur in eine exakte Gleichung zu 3-Oxoform vorliegen.
bringen., die den Einfluß von elektronischen und Die Methylthio-Gruppe ist keineswegs essentiell,
sterischen, chemischen Parametern und dem Vertei­ auch Aminotriazinone mit anderen Gruppierungen
lungskoeffizient aufzeigt (Hansch-approach A) . Me­ an C3 , die die Tautomerie verhindern, also OCH3 ,
tribuzin wurde bereits in diese Untersuchungen ein­ NHCH3 und Alkylsubstitution sind hoch aktive
bezogen 4>5. Wie auch diese Arbeit zeigt, ist eine Hemmstoffe 16. Die Kettenlänge der Substituenten an
freie 4-Amino-Gruppe nicht essentiell, eine NHCH3- C3 ist wegen sterischer Effekte auf das aktive Zen­
Gruppe ( = Methyl-Metribuzin) führt zu einer trum jedoch von großer Bedeutung für eine Photo-
ebenso aktiven Verbindung; das N.N-Dimethyl- synthesehemmung. Dies gilt auch für die Herbizid­
derivat von Metribuzin ist jedoch inaktiv. Ein völli­ wirkung 20, wie kürzlich bei analogen Verbindungen
ger Ersatz der Aminogruppe durch H oder andere gezeigt wurde 20.
Substituenten führt zwar zu einer Verminderung Eine Substitution an C6 , also Ersatz der tert-Bu-
der Aktivität, nicht jedoch zu inaktiven Verbindun­ tylgruppe, ist durchaus ohne Aktivitätsverlust mög­
gen. Dies haben wir kürzlich bei anderen Derivaten lich, wie wir schon berichtet haben4’5. Die tert-Bu-
von Aminotriazinonen ausführlich beschrieben16. tylgruppe ist allerdings neben Phenyl optimal und
Dies ist insofern wichtig, als beschrieben wurde 18,19, wurde aus Gründen der Selektivität vorgezogen.
daß der lichtabhängige Abbau der Aminotriazinone
mit einer Abspaltung der Amino-Gruppe beginnen Die Arbeit wurde vom Bundesministerium für
kann. Dabei entstehen im wesentlichen inaktive Ver­ Forschung und Technologie unterstützt.

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