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Konjugation Konjunktiv II

Bei der Verwendung des Konjunktiv II muss auf die Zeit geachtet werden.
So wie im Indikativ bestimmte Tempusformen die Gegenwart,
Vergangenheit oder Zukunft ausdrücken, gibt es auch im Konjunktiv
II Gegenwarts-, Vergangenheits- und Zukunftsformen.

Regeln:

1. Für die Gegenwart gibt es im Konjunktiv II zwei Formen, Präteritum (A)


und würden + Infinitiv Präsens (B). Theoretisch wird für die starken
Verben das Präteritum (A) gewählt, für die schwachen Verben würden +
Infinitiv Präsens (B).

In der alltäglichen Sprachpraxis aber wird


das Präteritum (A) meistens nur bei den Hilfsverben (sein, haben, werden)
und den Modalverben (dürfen, können, müssen, sollen, wollen) benutzt, oft
auch bei bestimmten oft vorkommenden starken Verben wie
beispielsweise kommen, gehen, lassen, geben.

Sonst wählt man grundsätzlich nur die Form würden + Infinitiv


Präsens (B). Dazu zusammenfassend die übersicht:
Die bevorzugte Wahl der Form würden + Infinitiv Präsens (B) anstelle
des Präteritum (A) ist zurückzuführen auf:
a. die identische Form des Präteritums Indikativ mit dem Präteritum
Konjunktiv II bei den schwachen Verben und auf
b. die meistens altmodisch und gekünstelt wirkenden Formen des
Präteritum Konjunktiv II der straken Verben.

2. Für die Vergangenheit gibt es nur eine Tempusform,


das Plusquamperfekt (C). Wie im Indikativ wird auch im Konjunktiv II
zwischen den Verben unterschieden, die das Plusquamperfekt mit dem
Hilfsverb haben oder sein bilden.

3. Für die Zukunft gibt es wie im Konjunktiv II zwei Futurformen, Futur


I würden + Infinitiv Präsens (B) und Futur II würden + Infinitiv
Perfekt (D).

Futur I Konjunktiv II -
konjugiere Verben
Die Verb-Zeitform Futur I Konjunktiv II ist die
am häufigsten verwendete und am leichtesten zu verstehende
Form, mit der man irreale Sätze im Konjunktiv II bilden kann.
Irreale, im Konjunktiv II verfasste Aussagen können sehr
unwahrscheinliche Hypothesen, in der Praxis unmögliche Fantasien,
lediglich in ferner Zukunft realisierbare Träume oder auch höflich
zurückhaltende Anfragen an einen geachteten, aber fern stehenden
Gesprächspartner ausdrücken.

Wenn man den normalen Konjunktiv II, der direkt vom


Verbstamm ausgehend gebildet wird, verwendet, stößt man auf ein
Problem:
Viele Formen des Konjunktivs II sind doch genau gleich wie die
entsprechenden Formen des Präteritums. Dieses Problem umgeht
man nun mit der Verb-Zeitform Futur I Konjunktiv II. Diese
Verbzeitform umschreibt den Konjunktiv II in periphrastischer
Weise, unter Verwendung des Hilfsverbs "werden".
Aber auch wenn der Konjunktiv II sich
vom Präteritum unterscheidet, ist es oft sinnvoll, auf die Verb-
Zeitform Futur I Konjunktiv II zurückzugreifen, weil moderne
Sprecher die Konjunktiv II-Formen oft gar nicht kennen.
Wenn man Deutsch als Fremdsprache lernt oder selbst als
Muttersprachler Unsicherheiten bezüglich der richtigen Konjunktiv
II-Verbform zeigt, dann ist man mit der Verwendung von Futur I
Konjunktiv II auf jeden Fall auf der sicheren Seite.
Viele Verben scheinen geradezu Futur I Konjunktiv II zu verlangen.
Bei diesen Verben klingt eine direkte Verwendung von Konjunktiv II
oft sehr poetisch, geschwollen und literarisch.
Hier ist ein Satzbeispiel mit Konjunktiv II:
Wenn die Badegäste sauberer wären, schwömme nicht so viel
Dreck im Baggersee.

Da nun nicht jeder weiß, dass der Konjunktiv II von "schwimmt"


eben "schwömme" heißt, kommt man in diesem Satz viel besser
mit dem Futur I Konjunktiv II aus:
Wenn die Badegäste sauberer wären, würde nicht so viel
Dreck im Baggersee schwimmen.

Das Hilfsverb "werden" bildet also die Konjunktiv II-Form mit


dem Stamm "würd". Der erste Teil des Satzes "Wenn die
Badegäste sauberer wären" würde sich hingegen mit dem Futur I
Konjunktiv II sehr schwerfällig anhören. Man sagt nicht "Wenn die
Badegäste sauberer sein würden...".
Man sieht also, dass Futur I Konjunktiv II zwar mit den meisten,
aber nicht mit allen Verben gut klingt.
Diese Wenn-Sätze, die irreale Bedingungen ausdrücken, sind
übrigens ganz typische Beispiele für die Verwendung
des Konjunktivs II im Allgemeinen. Man muss nur aufpassen, dass
man den Konjunktiv II nicht fälschlicherweise für reelle Hypothesen
verwendet.
In wissenschaftlichen Diskussionen, zum Beispiel über Physik oder
das Treibhausklima, verwendet man besser Präsens, da man den
wissenschaftlichen Hypothesen ja eine tatsächliche
Wahrscheinlichkeit beimisst.
Man sagt beispielsweise, "wenn das Klima um zwei Grad wärmer
wird, dann..." und nicht "wenn das Klima um zwei Grad wärmer
würde, dann...".
Also in naturwissenschaftlichen Spekulationen findet man eher keine
Formen von Konjunktiv II. Man muss nämlich
zwischen Hypothesen und irrealen Situationen unterscheiden.
Nur für letztere wird Konjunktiv II verwendet.
Präteritum Konjunktiv II -
konjugiere Verben
Die Formen des Präteritum Konjunktiv II werden im
alltäglichen Sprachgebrauch weitestgehend durch die Verwendung
der grammatikalisch simpler aufgebauten "würde"-Konstruktion –
"würde" plus Infinitiv – ersetzt. Dennoch bildet jedes Verb auch
eine eigenständige Vergangenheitsform des Konjunktiv II ohne
dabei das Hilfsverb "würde" zu benutzen.

Bei der Bildung der Formen lohnt es sich zunächst den Präsens
Indikativstamm eines Verbs anzuschauen, um herauszufinden ob
es sich um
ein starkes/regelmäßiges oder schwaches/unregelmäßiges
Verb handelt. Bei unregelmäßigen Verben wird
der Stammvokal bei der Flexion umgelautet. Ein Beispiel dafür ist
"fahren". Im Indikativ Präsens heißt es "ich fahre",
im Präteritum dann "ich fuhr" und im Präteritum Konjunktiv
II schließlich "ich führe". Bei den regelmäßigen Verben dagegen
bleibt der Präteritum Indikativstamm mit dem des Konjunktivs
II identisch. So wie zum Beispiel bei dem Verb "gehen", dessen
Stamm im Präteritum in beiden Modi "gingen" lautet.

Nimmt man zur Veranschaulichung das Verb "werden" in Betracht,


lassen sich einige wichtige Anhaltspunkte
zur Bildung des Präteritum Konjunktiv II herstellen. Im Fall von
"werden" wird der Präteritumstamm umgelautet. Aus "wurden"
wird also:

Sie sagte, dass ich krank würde (wenn ich mich nicht warm
genug anzöge).
Sie sagte, dass du krank würdest…
Sie sagte, dass er/sie/es krank würde…
Sie sagte, dass wir/sie krank würden…
Sie sagte, dass ihr krank würdet…

An den Präteritumstamm muss also, egal ob nun regelmäßiges


oder unregelmäßiges Verb, stets in Abfolge
der Personalpronomina "-e", "-est", "-e", "-en", "-et", "-en"
angehängt werden.
Besonders häufig werden im Präteritum Konjunktiv II
die Modalverben "dürfen", "müssen", "sollen", "brauchen",
"können", "mögen" und "wollen" benutzt. Außer
den Flexionsformen von "sollen" und "wollen" bilden die
genannten Modalverben alle Umlaute im Präteritum Konjunktiv
II.
Durch das Fehlen der Umlaute der letzteren beiden fallen die
Formen des Präteritum Konjunktiv II und Indikativ optisch
zusammen, bleiben aber semantisch unterschiedlich.

Das Präteritum Konjunktiv II steht immer in Zusammenhang mit


einer Bedingung, einer Wunschäußerung oder einer
anderen Vorstellung oder imaginierten Situation. Obwohl die
Vergangenheitsform benutzt wird, ist beim Präteritum Konjunktiv II
nicht zwangsläufig eine Nachzeitigkeit vorhanden. Vielmehr wird der
irreale Charakter des Satzgefüges herausgehoben.
Zum Kontrast: Der reale Bedingungssatz "Wenn du mich
brauchst, bin ich für dich da.
steht im Indikativ Präsens und drückt damit die
Wahrscheinlichkeit des Eintretens des Genannten aus.
Der Satz: Wenn du mich bräuchtest, wäre ich für dich da.
Nimmt vorweg, dass hier von einem Gedankenkonstrukt die Rede
ist. Das hier verwendete Präteritum Konjunktiv II suggeriert die
theoretische Möglichkeit einer in der Realität nicht zutreffenden
Begebenheit.

Plusquamperfekt Konjunktiv
II
Plusquamperfekt-Konjunktiv-II verwendet man für irreale
Situationen, die schon vorbei, vergangen bzw. abgeschlossen sind.
Beschreibt man mit Präteritum-Konjunktiv-II oder Futur-I-
Konjunktiv-II irreale Situationen, die sich jedoch unter sehr
unwahrscheinlichen Bedingungen oder in ferner Zukunft doch noch
als wahr erweisen könnten, deren Abschluss also noch nicht
feststeht, so verwendet man hingegen Plusquamperfekt-
Konjunktiv-II für irreale Szenarien, die sich nun in der Gegenwart
schon nicht mehr ändern lassen.
Oft kann man daher mit Plusquamperfekt-Konjunktiv-II auch reelle
Behauptungen aufstellen, indem man das Gegenteil dieser
Behauptung einfach als definitiv irreal beschreibt.
Wenn er mehr auf die Klassenarbeit gelernt hätte, dann
fiele ihm die Aufgabe nicht so schwer.

Wenn man diesen Konjunktiv-II-Satz in den Indikativ übersetzt, so


heißt das einfach:
Weil er auf die Klassenarbeit nicht gelernt hat, fällt
ihm die Aufgabe nun schwer.

Bei Präteritum-Konjunktiv-II hat man das Problem, dass


viele Verbformen schwacher Verben mit denen von Präteritum-
Indikativ zusammenfallen, oder dass die entsprechenden Formen
starker Verben manchmal sehr ausgefallen und literarisch klingen.
Dieses Problem umgeht man mit dem Hilfsverb "werden" und der
Bildung von Futur-I-Konjunktiv-II.

Für Plusquamperfekt-Konjunktiv-II bildet man nun


einfach Präteritum-Konjunktiv-II des Hilfsverbs des Plusquam
perfekts. Das Hilfsverb ist in diesem Fall "haben" oder "sein". Diese
beiden Hilfsverben haben unregelmäßige, aber häufig verwendete
Präteritum-Konjunktiv-II-Formen, die sich deutlich von den
normalen Präteritumsformen unterscheiden.

Der Satz [Wenn er mehr auf die Klassenarbeit gelernt


hätte, ...] entspricht dem Plusquamperfekt-Satz [Nachdem er
mehr auf die Klassenarbeit gelernt hatte,...].

Aber welches Hilfsverb soll man in anderen Sätzen nehmen?


"haben" oder "sein"? Die Regeln für die Wahl des Hilfsverbs sind
im Plusquamperfekt und im Plusquamperfekt-Konjunktiv-
II genau die gleichen wie im Perfekt:
Verben, bei denen sich das Subjekt bewegt, eine Zustands-, Orts-
oder Bewusstseinsänderung erfährt, so wie einige weitere
Ausnahmeverben bilden die zusammengesetzten Zeiten mit "sein",
in allen anderen Fällen verwendet man "haben".
Wäre ich heute früher aufgestanden, dann wäre ich nicht
zu spät zur Arbeit gekommen.
Aufstehen ist eine Art Zustandsänderung, daher verwendet man
das Hilfsverb "sein". Zur Arbeit kommen drückt eine
Ortsveränderung des Subjekts aus, daher vervendet man hier auch
das Hilfsverb "sein".
Plusquamperfekt-Konjunktiv-II eignet sich gut für Wenn...,
dann...-Sätze. Dabei gibt es normalerweise zwei Möglichkeiten:
Beide Teile, der Wenn-Nebensatz und der
nachfolgende Hauptsatz, beziehen sich auf eine irreale, bereits
abgeschlossene Situation, oder nur der Wenn-Nebensatz bezieht
sich auf eine irreale Situation der Vergangenheit, die aber eine
irreale, noch nicht ganz abgeschlossene Folgesituation hervorruft,
für die man dann Futur-I-Konjunktiv-II oder Präteritum-
Konjunktiv-II verwendet.
Wenn er Nichtraucher gewesen wäre, wäre er nicht an
Lungenkrebs erkrankt.

Hauptsatz und Nebensatz sind im Plusquamperfekt-Konjunktiv-II.


Der Patient war also tatsächlich Raucher und erkrankte an
Lungenkrebs.
Wenn er Nichtraucher gewesen wäre, ginge es heute seinen
Bronchen besser.

Der Patient war Raucher und hat daher heute noch


Gesundheitsprobleme mit den Bronchen, hier steht Präteritum-
Konjunktiv-II ("ginge"). Diese Situation dauert noch an. Es geht
seinen Bronchen nicht besser. Man muss noch sehen, wie sich die
Sache entwickelt.
Plusquamperfekt-Konjunktiv-II erlaubt also, abgeschlossene,
irreale Situationen von noch andauernden irrealen Situationen zu
unterscheiden. Über diesen vielleicht etwas komisch anmutenden
Umweg sagt man aber auch sehr viel über die wirklich auftretenden
Situationen aus.

Personalformen mit dem Infinitiv "haben":

Beispiel: lesen

1.P.EZ.: ich würde gelesen haben


2.P.EZ.: du würdest gelesen haben

3.P.EZ.: er/sie/es würde gelesen haben

1.P.MZ.: wir würden gelesen haben

2.P.MZ.: ihr würdet gelesen haben

3.P.MZ.: sie würden gelesen haben

Personalformen mit dem Infinitiv "sein":

Beispiel: fahren

1.P.EZ.: ich würde gefahren sein

2.P.EZ.: du würdest gefahren sein

3.P.EZ.: er/sie/es würde gefahren sein

1.P.MZ.: wir würden gefahren sein


2.P.MZ.: ihr würdet gefahren sein

3.P.MZ.: sie würden gefahren sein

Beispiele:

Indikativ Futur II: Ich werde ein Buch gelesen haben.

Konjunktiv II Futur II: Wenn ich ein Buch gelesen haben würde, ....

Indikativ Futur II: Ich werde nach Innsbruck gefahren sein.

Konjunktiv II Futur II: Wenn ich nach


Innsbruck gefahren sein würde, ....

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