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9.

Vorlesung

Die Sprache und der Stil einer wissenschaftlichen Arbeit


Beim Schreiben als Prozess ist es wichtig auch in dem entsprechenden Stil zu schreiben, also
im Stil der geschriebenen Sprache. Hier ein paar Unterschiede zwischen gesprochener und
geschriebener Sprache:
Die gesprochene Sprache ist eine face-to-face-Konfiguration, es ist die Sprache der Nähe.
Sprecher und Hörer befinden sich in der gleichen Situation. Die Sprache ist
situationsgebunden.
Die schriftliche Sprache ist dagegen die Sprache der Distanz. Sie ist situationsabstrakt. Der
Kommunikationspartner ist nicht präsent.
Die mündliche Rede ist in einem Handlungskontext eingebettet. Sehr oft ist die Text- oder
Sprachproduktion momentan und spontan.
Das Gesagte ist leider nicht zurücknehmbar, aber wohl beliebig wiederholbar sowie leicht zu
korrigieren und zu modifizieren.
Gesprochenes besitzt einen hohen Grad an Überzeugungskraft, an Nähe und Kontakt. Es
verfügt aber über geringe Verbindlichkeit oder Rechtskraft der einzelnen Äußerungen.

Bei geschriebenen Texten verläuft die Kommunikation nicht gleichzeitig, sondern


zeitversetzt. Diese Sprache ist unpersönlich. Sie hat dokumentierenden Charakter und
Darstellungsfunktion. Beim Schreibprozess, bei der Verfertigung der Gedanken können wir
uns oft korrigieren, wir können die Sätze umformulieren, bis wir das explizit ausgedrückt
haben, was wir sagen wollten. Wir haben beim Schreiben, anders als beim Reden, die
Möglichkeit uns vorher zu korrigieren und den Lesern ein endgültiges (hoffentlich gut
gelungenes) Produkt anzubieten. Deshalb trägt man beim Schreiben mehr Verantwortung.
Denn wenn am Ende etwas Schwarz auf Weiß in einem Buch vorliegt, dann ist es nicht mehr
zurücknehmbar oder modifizierbar. Es ist ein Dokument, das oft ein hohes Maß an
Verbindlichkeit und Rechtskraft besitzt.

Der Stil einer wissenschaftlichen Arbeit trägt maßgeblich zum Verständnis und zur Lesbarkeit
bei. Jeder Verfasser sollte unter Beachtung einiger Hinweise seinen persönlichen Stil finden
und beibehalten. Dabei müssen allerdings Orthographie, Interpunktion und Grammatik der
Arbeit den Anforderungen des Dudens, insbesondere den neuen Rechtschreiberegelungen
entsprechen. Der Text ist in der Regel in einer unpersönlichen Form im Präsens zu schreiben.
Subjektive Formulierungen („Ich-Sätze“) sind zu vermeiden, da alle gemachten Aussagen -
außer den gekennzeichneten direkten und indirekten Zitaten - dem Verfasser zugerechnet
werden.
Ebenfalls vermieden werden sollte eine zu häufige Verwendung generalisierter
Formulierungen („man-Sätze“). Auf umgangssprachliche und poetische Redewendungen ist
zu verzichten. Verstärkende Adverbien, Superlative und bestimmte Satzzeichen
(Ausrufezeichen, Fragezeichen), bspw. in Überschriften, sollten maßvoll eingesetzt werden.
Eine knappe und prägnante Ausdrucksweise ohne verschachtelte Sätze unterstützt eine
logische Gedankenführung und trägt somit zu einem besseren Verständnis der Argumentation
bei.

Hier ein paar Tipps von der Universität Leipzig zum Stil, zur Darstellung und
Gedankenführung einer wissenschaftlichen Arbeit:

• Leserorientiert schreiben.
• „Behördendeutsch" vermeiden.
• Aufgeblähten Pseudo-Wissenschaftsstil vermeiden.
• Eine zeitgemäß politisch korrekte, nichtdiskriminierende Sprache verwenden (z.B.
Fachleute statt Fachmann), ohne die Lesbarkeit zu beeinträchtigen (nicht: "daß der/die
Übersetzer/in seine/ihre Meinung").
• Möglichst neutrale, sachliche Formulierungen verwenden.
• Übertreibungen vermeiden, Superlative nur sparsam und bei Bedarf einsetzen, da sie
Widerspruch provozieren und die Arbeit unnötig anfechtbar machen.
• Erste Person singular ist in Maßen zulässig zur Markierung eigener Positionen ("nach
meiner Auffassung").
• Nicht die dritte Person singular als Verweis auf sich selbst verwenden (nicht: "die
Verfasserin meint").
• Nicht die erste Person plural für einsame eigene Meinungen verwenden (nicht: "Wir
meinen").
• Auf logische, kohärente, widerspruchsfreie Darstellung achten.
• Gedanke des Lesers klar führen, z.B. durch lineare Thema-Rhema-Progression.
• Auf textsortengerecht konzise (knappe) und dennoch luzide (klare) Darstellung
achten.
• Bei der Themenentfaltung auf eine sachlogische Absatzgliederung achten und nicht
jeden komplexen Satz zu einem eigenen Absatz machen.
• Relativsätze nicht mit mehr Informationen befrachten als den zugehörigen Hauptsatz.
• Parenthesen (d.h. Einschübe in Klammern oder Gedankenstrichen) grundsätzlich nur
in der Funktion einer Explikation, eines Kommentars oder für Quellenangaben
verwenden und nur so einsetzen, dass durch sie die Lesbarkeit und
Textverständlichkeit erleichtert und nicht erschwert wird.
• Modische Fremdwörter in der wissenschaftlichen Darstellung vermeiden.
• Weitschweifigkeiten und Stilschwankungen vermeiden.
• Funktionsverbgefüge eher vermeiden (nicht: zur Anwendung bringen sondern:
anwenden).
• Spiegelstrichaufzählungen nicht in einen Satz einbetten, sondern ggf. an einen
Doppelpunkt anschließen.
• Alle Wörter und Silben aus dem Text entfernen, die an der intendierten Aussage nichts
ändern (z.B. nicht Abminderung sondern Minderung; nicht beinhaltet sondern enthält;
nicht nicht unwesentlich beeinflußt sondern wesentlich beeinflußt).
• Mit Querverweisen die Textkohärenz verbessern.
• Abbildungen mit dem Fließtext an der entsprechenden Stelle verbal verknüpfen.
• Zitate sparsam und überlegt anwenden, sachlogisch und ggf. kritisch wertend in den
Fließtext einarbeiten, dabei stets beachten, dass Zitate nicht die eigene Argumentation
ersetzen.

Außerdem sollte man Folgendes beachten:

Vermeidet lange und verschachtelte Sätze!


Die Sprache einer wissenschaftlichen Arbeit ist eine Metasprache, also eine Sprache,
die andere Sprachen beschreibt. Wenn ihr eine Arbeit über den Stil der Futuristen
schreibt, schreibt bitte nicht wie ein Futurist. Ein Psychiater, der die Geisteskranken
beschreibt, spricht und schreibt nicht wie diese.
Beginnt häufig einen neuen Absatz! (Natürlich wo es notwendig ist.)
Schreibt in einer eindeutigen, wissenschaftlichen Sprache, ohne Ironie oder häufige
Metaphern.
Begriffe sollen definiert werden, wenn sie zum ersten Mal verwendet werden.
Bei solchen Arbeiten wird besonderer Wert auf Sachlichkeit gelegt, deshalb sollten
emotionale und wertende Ausdrücke (natürlich, leider, selbstverständlich) vermieden
werden. Man sollte eine referentielle Sprache verwenden. (Darstellungsfunktion)
Häufiger Aktiv als Passiv benutzen
Es soll nicht ständig zwischen Präsens und Präteritum hin und her gewechselt werden.

Tipps für das Layout

Die Seitenränder müssen gleich sein. Da die Blätter von der linken Seite gebunden werden,
empfiehlt es sich den linken Rand größer als den rechten zu haben. Man empfiehlt auch rechts
genug Raum für Korrekturen des Betreuers zu lassen.
Die Paginierung, also die Seitenzahlen können entweder zentriert oder außen rechts platziert
werden. Hauptsache ist, dass sie konsequent eingesetzt werden.
Für eine bessere Lesbarkeit sollte der Zeilenabstand 1,5 eingestellt werden. Der Schriftgrad
normalerweise nicht kleiner und nicht größer als 12 (Times New Roman). Die Schriftart ist
natürlich eine Geschmackssache, man soll es aber bei den vielen Möglichkeiten, die der
Computer anbietet, nicht übertreiben. Es geht hier um eine Metasprache und nicht um eine
Objektsprache.
Jedes Kapitel soll in einer neuen Seite anfangen. Die Verschiedenen Arten von Überschriften,
je nach hierarchischem Rang, sollten auch graphisch von einander zu unterscheiden sein.
Überschriften ersten Grades --> 16 Pt; Überschriften zweiten Grades --> 14 Pt ;
Überschriften dritten Grades --> 13 Pt.
Die Fußnoten sollen auch tatsächlich auf der Seite stehen, wo sich die referierte Textstelle
befindet.
Objektsprachliche Wörter werden normalerweise kursiv eingesetzt.
Der Text soll sinngemäß in Absätze strukturiert sein. Man sollte die letzte Zeile eines
Paragraphen nicht auf die nächste Seite überführen (sogenannte Hurenkinder). Vermeiden
sollte man auch, am Ende einer Seite die erste Zeile eines Paragraphen zu schreiben, der in
der nächsten Seite fortgesetzt wird (Schusterjungen).

Der Übersichtlichkeit halber sollte man dort, wo es notwendig ist, Nummerierungs- und
Gliederungszeichen verwenden.
Wenn am Ende die Arbeit gebunden wird, sollte man nach dem Titelblatt ein leeres Blatt
einfügen sowie nach der letzten Seite der Hausarbeit.

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