Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
pf
eh
lu
ng
en
de
r
D
At eut
em sc
we hen
gs
Lungenfunktion lig
a
Spirometrie
Atemmuskel-
funktion
Einleitung Definition
Die Spirometrie ist eine einfache, Unter Spirometrie versteht man die
schnelle, nichtinvasive und preisgünsti- Messung von Lungenvolumina am
ge Untersuchung zur Messung von Mund. Sie kann kontinuierlich zur Mes-
Lungenvolumina und Atemstromstär- sung der Ventilation oder mittels will-
ken. Ihr besonderer Wert liegt in der kürlicher Atemmanöver zur Bestim-
Diagnostik der sehr häufigen obstrukti- mung definierter Volumina und
ven Ventilationsstörung und der Fähig- Atemstromstärken erfolgen. Die Mes-
keit, deren therapeutische Beeinfluß- sungen erfolgten früher mit einem
barkeit zu objektivieren. In diesem Glocken- bzw. Trockenspirometer,
Sinne dient sie zur Festlegung des heutzutage wird gewöhnlich ein Strö-
Schweregrades obstruktiver Atmungs- mungs- bzw. Volumensensor verwen-
erkrankungen und zur Beurteilung von det.
Therapie, Krankheitsverlauf und Pro-
gnose. Aussagen über andere Störun-
Folgende Fragen kann die Spirome-
gen der Lungenfunktion, wie Gasaus-
trie beantworten:
tausch oder Funktion der Atempumpe,
– Liegt eine Atemwegsobstruktion
sind nicht bzw. nur sehr eingeschränkt
vor?
möglich. So können Patienten mit
schwerster Ateminsuffizienz eine nor- – Ist eine nachgewiesene Atemwegs-
male Spirometrie aufweisen. Mit der obstruktion teilweise oder sogar voll-
Spirometrie wird daher zwar ein sehr ständig reversibel (Reversibilitätstest
mit Bronchodilatatoren)?
wichtiger, aber eben nur ein Teil der ge-
samten Lungenfunktion erfaßt. – Liegt eine relevante Verringerung der
Lungenvolumina vor?
genüber der Bestimmung von FEF50 Die Inspiratorische Kapazität (IC) ist
oder FEF75 (bzw. MEF50 oder MEF25) das Volumen zwischen FRC und TLC
ist aber nicht belegt. (Abb. 1). Nach mehreren Atemzügen
und stabilem endexspiratorischen Volu-
Das Volumen, welches bei einer for- men erfolgt die zügige maximale Einat-
cierten Inspiration vom Residualvolu- mung bis zur TLC. Es sollte der Mittel-
men in 1 Sekunde eingeatmet wird, wird wert aus 3 Manövern zur Auswertung
als FIV1 bezeichnet. Dieses forcierte kommen. Die inspiratorische Kapazität
Inspirationsvolumen in 1 Sekunde be- ist ein direktes Maß zur Abschätzung
trägt bei gesunden Probanden ca. 95% der Lungenüberblähung, ihre Vermin-
der inspiratorischen forcierten Vitalka- derung auf unter 25% der TLC ist mit
pazität. Dieses Volumen ist ein Maß für einer ungünstigen Prognose verbun-
die inspiratorisch wirksame Obstrukti- den. Sie wird auch zur Abschätzung ei-
on und für die inspiratorisch wirksame ner Änderung der FRC durch Pharma-
Muskelkraft. Es ist kein Standardpara- ka oder Belastung genutzt.
meter der Spirometrie.
Spirometrie 7
Auswertung
Die höchsten Werte für IVC, FEV1
und FVC werden aus allen Manövern
ermittelt, die die o.g. Akzeptanz- und
Reproduzierbarkeitskriterien erfüllen.
Abb. 2c. Die maximalen exspiratorischen Atem-
stromstärken werden aus der optisch
Abb. 2. Reproduzierbarkeitskriterien. besten Fluß/Volumen-Kurve bzw. aus
Abb. 3e.
Abb. 3. Fehlerzeichen.
der mit der größten Summe aus FEV1 graphisch. Die graphische Darstellung
und FVC bestimmt. Wahrscheinlich muß jederzeit eine erneute Formanalyse
wird die “beste” Kurve durch die höch- ermöglichen.
ste Summe von FVC, FEV1 und 1/3 × Nicht empfohlen wird die sogenannte
PEF beschrieben, dies ist jedoch nicht Hüllkurve. Dabei werden die Fluß/Vo-
validiert. lumen-Kurven am Ausgangspunkt der
Diese Kurve ist numerisch und gra- forcierten Exspiration (TLC) überein-
phisch zu dokumentieren. Um auch die andergelegt und die Maximalkurve
Reproduzierbarkeit zu dokumentieren, konstruiert, die Maximalflüsse werden
bieten sich 2 Möglichkeiten an: Man dann von der Maximalkurve abgelesen.
notiert die Reproduzierbarkeit nume- Die Maximalkurve ist daher eine kon-
risch oder/und man dokumentiert alle struierte, fiktive Kurve, die nie geatmet
akzeptablen Fluß/Volumen-Kurven wurde.
10 Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga
Ein einziges Kriterium eines höheren Schweregrades ist bereits ausreichend, den Patienten
dem höheren Schweregrad zuzuordnen.
Für die Beurteilung des Schweregrades des Asthmas sollte die prädilatatorische FEV1
gemessen werden. Berechnung der zirkadianen PEF-Variabilität: Geringster PEF-Morgen-
wert bei Messungen über 7 Tage in % des PEF-Bestwertes.
Schweregrad Charakteristik
IV (sehr schwer) – FEV1/VC < 70%
– FEV1 < 30% Soll
oder FEV1 < 50% Soll und chronische respiratorische
Insuffizienz*
III (schwer) – FEV1/VC < 70%, 30% £ FEV1 < 50% Soll
mit/ohne chronische Symptome (Husten, Auswurf)
II (mittelgradig) – FEV1/VC < 70%, 50% £ FEV1 < 80% Soll,
mit/ohne chronische Symptome (Husten, Auswurf)
I (leichtgradig) – FEV1/VC < 70%, FEV1 > 80% Soll,
mit/ohne Symptomatik (Husten, Auswurf)
*Respiratorische Insuffizienz: PaO2 < 60 mmHg ± PaCO2 > 50 mmHg unter Raumluft
Die Schweregradeinteilung erfolgt anhand der nach akuter Bronchodilatation gemessenen
FEV1-Werte (postdilatatorische FEV1) in % vom Soll bei stabiler COPD.
Spirometrie 13
Definition
TLC < 5. Perzentile des Sollwerts
Schweregrade
I leicht IVC > 70% Soll
II mäßig IVC 60 – 69% Soll
III mittelschwer IVC 50 – 59% Soll
IV schwer IVC 35 – 49% Soll
V sehr schwer IVC < 35% Soll
Differentialdiagnosen
a) pulmonal b) extrapulmonal
Diffuse Lungenparenchym- Pneumothorax
erkrankungen Atemmuskelschwäche (z.B. neuro-
Silikose muskuläre Erkrankungen, Myopathien,
Pneumonie Steroide, Hyper/Hypothyreose etc.)
Pneumonitis Kyphoskoliose
Cystische Fibrose (Mukoviszidose) instabiler Thorax
Bronchiektasie Pleuraerguß, -schwarte
Linksherzinsuffizienz Zwerchfellparese
(oft mit Obstruktion) Adipositas
grad der restriktiven Ventilationsstö- flow kaum erniedrigt und die Fluß/
rung ergibt sich aus der Einschränkung Volumen-Kurve exspiratorisch kon-
der IVC, ausgedrückt in % des Soll- kavbogig verformt. Beim Zustand nach
werts (Tab. 6). Sie ist ein pathophysio- Pneumektomie liegt eine restriktive
logisch sinnvolleres Maß, die behinder- Ventilationsstörung vor, wobei die Stei-
te Lungenausdehnung auszudrücken, figkeit der verbliebenen Lungenhälfte
als die FEV1, die ja ein Parameter der normal ist. Bei extrapulmonaler Re-
dynamischen Exspiration ist. Natürlich striktion ist die Lungenausdehnung
ist aber bei einer verminderten IVC trotz normaler Lunge, z.B. durch Atem-
auch die FEV1 erniedrigt. muskelschwäche oder Thoraxdeformi-
Man unterscheidet prinzipiell eine tät, vermindert. Dabei ist die Fluß/Volu-
pulmonale von einer extrapulmonalen men-Kurve kleiner und nicht verformt.
Restriktion, die jeweiligen Ursachen Zur Diagnostik der Atemmuskelschwä-
sind in Tabelle 6 zusammengefaßt. Die che als Ursache einer Restriktion ist die
pulmonale Restriktion ist durch eine Bestimmung der maximalen Inspirati-
vermehrte Steifigkeit (verminderte onskraft notwendig (siehe Empfehlun-
Compliance) der Lunge bedingt. Daher gen der Deutschen Atemwegsliga zur
ist die “Entleerung” der Lunge bei for- Messung der inspiratorischen Muskel-
cierter Exspiration durch die erhöhte funktion). Die Einteilung des Schwere-
Retraktionskraft beschleunigt, der Peak grades findet sich in Tabelle 6. Auch
Spirometrie 15
hier muß nicht der Schweregrad der ster Hypoxie bei Lungenfibrose
Ventilationsstörung mit dem Schwere- lediglich eine leichte restriktive Venti-
grad der Erkrankung übereinstimmen. lationsstörung aufweisen.
So können z.B. Patienten mit schwer-
16 Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga
Abb. 5.