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Basiskurs

Fachkraft für außerklinische


Beatmung
Grundlagen der Beatmung
Grundlagen der Beatmung
Beatmung im Wandel der Zeit
Pulmotor 1907
Eiserne Lunge

Polio Epidemie
Moderne Beatmung
Atmung vs. Beatmung
ØPhysiologische Atmung ØBeatmung
• Während der Inspiration entsteht ein • Durch Erzeugung eines Überdruckes,
Unterdruck im Thorax, wodurch wird Luft aktiv gegen Widerstände
Umgebungsluft in die Lunge strömt der Atemwege in die Lunge gepresst
• Exspiration erfolgt passiv • Exspiration erfolgt passiv
Definition Beatmung
• Unter maschineller Atemhilfe
versteht man die komplette oder
teilweise Übernahme der
Atemtätigkeit durch einen
Respirator.
Indikationen
• Ventilatorisches Versagen • Pulmonale Störung
• Atempumpenversagen • Störung des Gasaustausches

ØStörung der Lungenbelüftung ØStörung der Perfusion u./o. Diffusion


• Es kommt kein frisches O2 in die • Frisches O2 kann nicht von der
Lunge und CO2 kann nicht Alveole ins Blut diffundieren
abgeatmet werden
• Bsp.: Pneumonie, Lungenembolie,
• Bsp.: SHT, hoher Querschnitt, Lungenödem, Plötzlicher
Apoplex, ALS Atemstillstand (ARDS)
Ziele der Beatmung

• Verbesserung der Lebensqualität


• Verbesserung der Symptome und Folgen der Hypoventilation
• Reduktion von KH Aufenthalten
• Reduktion von Krankenhauskosten
• Lebensverlängerung
Aufbau der Beatmung

• Beatmungszugang

• Beatmungsart

• Beatmungsform

• Beatmungskonzept

• Beatmungsmodus
Beatmungszugang
• NON-INVASIV • INVASIV

Beatmung unter Umgehung Beatmung mittels Trachealkanüle


einer Trachealkanüle oder oder Trachealtubus
Trachealtubus
Beatmungsart
Überdruckbeatmung Unterdruckbeatmung

Atemluft wird mittels Kraft Thorax wird mittels Unterdruck


von außen in die Lunge gepresst „auseinander“ gezogen, sodass die
Luft einströmt. Ähnelt der
physiologischen Atmung
Beatmungsform
Spontanatmung Unterstützte Atmung

Atemmuskulatur intakt Atemmuskulatur schwach

Atemantrieb intakt Atemantrieb intakt

Patient

Misch- Formen Kontrollierte Beatmung

Atemmuskulatur intakt oder


Atemmuskulatur schwach schwach

Atemantrieb instabil Atemantrieb nicht vorhanden


Beatmungskonzept

Druckorientiert Volumenorientiert
Druckorientierte Beatmung
• Das Gas strömt mit einem
konstanten Druck während der
eingestellten Inspirationszeit

• Einstellung: Pinsp, PEEP, AF, I:E, FiO2,


Rampe

Zielgröße: Druck

Bsp. Modi: PSV, PCV, APCV, P-SIMV,


BIPAP
Volumenorientierte Beatmung
• Ein definiertes Atemhubvolumen
wird ohne Berücksichtigung der
Atemwegsdrücke appliziert

• Einstellung: AZV/ Vt, PEEP, I:E, FiO2,


Insp. Flow

Zielgröße: Volumen

Bsp. Modi: VCV, AVCV, V-SIMV


Beatmungsparameter
• Flow:
ØDer Flow oder Inspirationsflow
definiert den Gasfluss während der
Inspiration. (Flussgeschwindigkeit)
ØJe höher der Flow desto schneller
füllt sich die Lunge mit Luft und
steigt der Druck in den Atemwegen
ØDirekte Floweinstellung ist meist nur
bei Volumengesteuerter Beatmung
möglich.
Beatmungsparameter
• Rampe:
ØMit Rampe wird die Zeit
beschrieben, bis der eingestellte
Druck erreicht ist.
ØZu flache Rampe (lange Anstiegszeit)
kann dazu führen das der Pat. sich
sehr anstrengen muss oder die
Inspirationszeit nicht ausreicht.
ØZu steile Rampe kann zu Schäden
der Lunge führen, durch den
schnellen Druckanstieg.
ØDie Rampe ist bei druckgesteuerter
Beatmung die Flowsteuerung.
Beatmungsparameter - Druck
Druck wird mit dem Buchstaben Parameter:
P (Pressure=Druck) abgekürzt. ØPinsp / IPAP
§ Inspirationsdruck / Einatemdruck
ØEs besteht eine Druckdifferenz, d.h. das § Inspiratorischer positiver
Gas fließt vom Ort der höheren Atemwegsdruck
Konzentration zum Ort der niedrigeren ØPmax
Konzentration § Maximaler Beatmungsdruck
ØPEEP / EPAP
§ Positiver End-Exspiratorischer
Druck. Restdruck der nach der
Ausatmung in der Lunge verbleibt
PEEP / EPAP
Positiver End-Exspiratorischer Druck • Nachteile:
Ø(Druck der nach der Exspiration Øhoher intrathorakaler Druck ->
in der Lunge verbleibt) reduzierten venösen Rückfluss,
dadurch Minderperfusion
anderer Organe
• Vorteile:
ØGefahr von Barotraumata,
ØAtelektasenprophylaxe Pneumothorax
ØVerminderung von ØHirndrucksteigerung
Alveolarkollaps
ØBildung von Ödemen
ØWiedereröffnung von
Atelektasen
ØErhöhung der funktionellen
Residualkapazität
Beatmungsparameter - Volumen
• Volumen wird mit dem Buchstaben • Parameter:
V (Volumen) abgekürzt ØAZV / Vti
§ Atemzugvolumen
• Volumen beschreibt die Luftmenge § Tidalvolumen inspiration
in Millilitern (ml) die während eines ØAMV / MV
Atemzuges (bzw. Beatmungshubes)
bewegt wird § (Atem)Minutenvolumen
§ Atemfrequenz x AZV = AMV
Beatmungsparameter - Zeit
Zeit wird mit dem Buchstaben • Parameter:
T (Time=Zeit) abgekürzt. ØAF / F
§ (Atem)Frequenz
ØMit der Zeit werden verschiedene ØT insp / T exp
Komponenten der Beatmung § Zeit der Inspiration und
festgelegt: Exspiration
• Eingestellte Beatmungsfrequenz ØI : E
• Inspirationsdauer § Verhältnis von Inspiration und
Exspiration
• Exspirationsdauer
• Verhältnis von Inspiration zu
Exspiration
Trigger
• Aus dem Englischen: Auslöser
• Meint das Auslösen der Inspiration bzw. Exspiration
• Der Trigger bestimmt die Synchronität zwischen der Atmungsbemühung des
Patienten und der Antwort der Beatmungsmaschine
• Der Pat. versucht einzuatmen und die Maschine erkennt entweder den
erzeugten Unterdruck (Drucktrigger) oder die erzeugte Luftströmung
(Flowtrigger).
• Die Empfindlichkeit des Triggers ist einstellbar.
• Ohne Trigger kann der Pat. keinen Atemzug auslösen!
• Mit zu empfindlichen Eingestellten Trigger können Atemzüge durch zum Bsp.
Bewegungen des Beatmungssystems ausgelöst werden.
Compliance
• Maß für die Dehnbarkeit der Lunge
• Gibt an. Wieviel Volumen der Lunge bei einem bestimmten Druck zugeführt
werden kann
• Je größer die Compliance, desto geringer der Druckanstieg bei konstantem
Füllvolumen
Resistance
• Atemwegswiderstand
• Um den Atemwegswiderstand zu überwinden, muss während der Atmung ein
Druckgefälle zwischen Alveolen und Umgebung aufgebaut werden
• Die Weite der Atemwege (bzw. des Tubus oder der Kanüle) ist der wichtigste
Faktor zur Bestimmung der Resistance
• Ist das Lumen der Atemwege z.B. um 15% eingeengt VERDOPPELT sich der
Atemwegswiderstand, halbiert sich der Durchmesser, steigt der Widerstand
auf das 16-fache an (Gesetz von Hagen-Poiseuille)
Beatmungskomplikationen
Barotrauma:
• Hohe Atemwegsdrücke (>35mbar) können einen hohen Gewebeschaden
anrichten. (Ausnahmen möglich) Dieser Schaden verursacht einen Austritt von
Luft ins Interstitium. Klinisch präsentiert sich das Barotrauma als
Pneumothorax, Pneumomediastinum, Pneumoperikard und subkutanem
Emphysem.
• Barotraumata entstehen meist in kranken Bereichen mit niedriger
Compliance.
Beatmungskomplikationen
Volutrauma:
• Lungenüberblähungen führen durch exzessiv erhöhte end- inspiratorische
Tidalvolumina zu diffusen, alveolären Schäden an der pulmonal kapillaren
Membran durch Überdehnung der Alveolen.
• Daraus kann eine erhöhte epitheliale und mikrovaskuläre Permeabilität
resultieren, welche zur Flüssigkeitsfiltration in die Alveolen führt
(Lungenödem).
• Volutraumata treten üblicherweise in Bereichen mit einer normalen
Compliance auf.
Beatmungskomplikationen
Atelektase / Atelekttrauma:
• griech. ateles = unvollständig; ektasis = Ausdehnung
• Lungenabschnitt der kaum oder gar nicht belüftet ist. Er enthält keine oder
kaum Luft, da Alveolarwände kollabiert sind.
• Entstehen durch: Obstruktionen, Verlegung eines Bronchus, Kompression,
Druck auf das Lungengewebe, Pneumothorax
Beatmungskomplikationen
Biotrauma:
• Durch Scherkräfte und hohes FiO2 und/oder Infektionen werden lokale
Entzündungsreaktionen an den Alveolen hervorgerufen. Es kommt dann durch
Enzyme (Proteasen) und Zytokine (TNF) zu einer biochemischen Schädigung
der Lunge.
Beatmungsmodi
Generelle Eingruppierung

Mandatorische Beatmungsverfahren Spontanatemverfahren

Volumenkontrollierte Beatmungsmodi Unterstützende Beatmungsmodi


(VCV, CMV, MMV, V-SIMV) (CPAP, PSV)

Druckkontrollierte Beatmungsmodi Mischformen


(PCV, Bi-Level/BiPAP, P-SIMV) (PSV.SV)
Unterstützende Beatmungsform - PSV
• PSV = Pressure supported ventilation
• Druckunterstützte Beatmung

• Bei der druckunterstützte Beatmung setzt der Patient durch seine


Einatembemühung (Einatemversuch) einen Trigger an die Maschine. Diese
löst die Inspiration aus.

• Der Patient bestimmt die Atemfrequenz und das Atemzugvolumen selbst.

• Die Unterstützung erhält er durch den eingestellten Inspirationsdruck.


Unterstützende Beatmungsform - PSV
• Für die druckunterstützte Beatmung (PSV) müssen ein Inspirationsdruck und
ein PEEP eingestellt werden.
• Der PEEP entspricht dem unteren Druckniveaus, der Inspirationsdruck dem
oberen Druckniveaus.
• Frequenz und Zeiten werden nicht primär eingestellt.

• Hat der Patient längere Atempausen kann er, wenn eine


Backup/Hintergrund-Frequenz hinterlegt wurde, kontrolliert
zwischenbeatmet werden. Die Maschine springt ein wenn eine bestimmte
Atemfrequenz unterschritten wird oder es zu einer bestimmten Apnoezeit
kommt.
Unterstützende Beatmungsform - PSV
Druckkontrollierte Beatmungsform - PCV
• PCV = pressure controlled ventilation
• Ist eine druckkontrollierte Beatmungsform

• Es wird kein Volumen eingestellt, sondern ein frei wählbarer


Inspirationsdruck. Dieser Druck wird über die Inspirationsdauer gehalten.

• Das effektive Atemhubvolumen ergibt sich aus dem voreingestellten


Inspirationsdruck und der Compliance und Resistance der Lunge.
• Eine Abnahme der Compliance und Erhöhung der Resistance führen zu
einem geringeren Atemhubvolumen und umgekehrt.
Druckkontrollierte Beatmungsform - PCV
• Bei der Druckkontrollierten Beatmung wird ein PEEP und der
Inspirationsdruck eingestellt.
• Da es eine kontrollierte Beatmung ist, müssen alle Werte fest eingestellt
werden ( Frequenz, I:E, Tinsp, Texp.,...)
• Die Beatmungsmaschine übernimmt die komplette Beatmung.

• Es gibt die Möglichkeit der Einstellung von aPCV:


• Das kleine a steht für assistiert. Hierbei wird der Pat. Komplett durch die
Maschine beatmet, jedoch könnte der Patient zusätzlich Atemzüge selbst
auslösen. Dafür steht am Ende der Ausatmung ein Zeitfenster zu Verfügung.
Dafür muss ein Trigger eingestellt werden.
Druckkontrollierte Beatmungsform - PCV
Druckkontrollierte Beatmungsform – APCV
• APCV – Assistent Pressure Control Ventilation

• Druckgesteuert (PEEP / IPAP/+PS)


• Fest eingestellte Inspirationszeit (T.i s)
• Patient kann assistiert gesteuerte Zyklen auslösen, über die fest engestellte
Atemfrequenz hinaus
• SV möglich durch ein Vti minimum (dafür +PS) -> APCV.SV
• Trigger/ Atemantrieb nötig (ggf. Hyperventilationsgefahr)
Druckkontrollierte Beatmungsform – APCV
Volumenkontrollierte Beatmungsform – VCV

• VCV = Volume controlled Ventilation

• Bei dieser Beatmungsform wird innerhalb einer vorgegebenen Inspirationszeit ein


festgelegtes Atemvolumen dem Patienten appliziert. Das Atemminutenvolumen
errechnet sich aus Atemzugvolumen und der Atemfrequenz. Bei dieser
Beatmungsform können hohe Spitzendrücke entstehen, da das Beatmungsgerät in
erster Linie versucht das eingestellte Volumen zu applizieren. Um dieses Risiko zu
verhindern, muss ein Maximaldruck als Alarmgrenze hinterlegt werden.
Volumenkontrollierte Beatmungsform – VCV
Lungenprotektive Beatmung

• Unter Lungenprotektive Beatmung versteht man die Berechnung des


Atemzugvolumens anhand der Körpergröße
• 6ml / kg KG Idealgewicht
• Dieses Volumen soll die Schädigung der Lunge durch zu hohes
Volumen und Druck sowie vor Scherkräften schützen.
• Angewendet wird sie bei der Beatmung vorgeschädigter Lungen (
COPD, Lungenemphysem) oder beim ARDS.
BIPAP – Biphasic Positive Airway Pressure

• druckkontrolliert

• zeitgesteuert

• Maschinen- und Patienten getriggert


• Patient kann jeder Zeit dazu atmen
• AF ist vorgegeben

• Atemzyklen und Spontanatmung synchronisiert


• Veränderte Compliance und Resistance verändert das Vti/e
P-SIMV / V-SIMV
Synchronized intermittent Mandatory Ventilation
• Druck- oder Volumenkontrolliert bis zur Mischform Zeitgesteuert

• Maschinen und Patienten getriggert (mittel-schwer) Patient kann jeder Zeit


dazu atmen

• Das Vti kann vorgegeben werden

• hohe Druckbegrenzung (p.max) -> Ziel ist ein Atemtraining der Atemmuskulatur
CPAP
Continous Positive Airway Pressure
• Kontinuierlicher positiver Atemwegsdruck (PEEP)
• Spontanatemmodus
• Patienten getriggert
• Voreingestellter Atemhilfsdruck wird bei Einatmung appliziert
• Häufigkeit, Dauer und Zeitpunkt bestimmt Patient
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Diese Fragen sollten sie beantworten können
• Was beschreibt die Rampe und der Flow?
• Was bedeutet druckorientierte oder volumenorientierte Beatmung?
• Was ist der PEEP?
• Welche Volumenparameter sind Ihnen bekannt?
• Welche Druckparameter sind Ihnen bekannt?
• Was ist der Trigger?
• Welche Beatmungsparameter sind in der außerklinischen Beatmungspflege gängig?
• Was bedeutet Compliance und Resistance?
• Welche Komplikationen können bei fehlerhafter Beatmung auftreten?
• Was bedeutet Assisted, controlled und supported?

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