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624 Fort- und Weiterbildung

Pneumologische Erkrankungen und


gastroösophagealer Reflux
Respiratory Diseases and Gastro-Esophageal Reflux

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P. Kardos

Internistische Facharztpraxis, Zentrum f. Pneumologie, Allergie, Somnologie an der Klinik Maingau, Frankfurt am Main

VNR Lernziele scher Reflux liegt dann vor, wenn die Exposition
2760512014144213351 ! der Speiseröhre durch Refluat das physiologische
Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) Maß überschreitet.
Bibliografie
wird mit einer sich erweiternden Reihe von pneu-
DOI http://dx.doi.org/
10.1055/s-0034-1377880
mologischen Erkrankungen in Verbindung ge- Messung des GÖRs
Pneumologie 2014; 68: 624–633 bracht, die mit oder ohne typische Refluxsympto- Der Reflux wird mit der pH-Metrie im Ösophagus
© Georg Thieme Verlag KG me (Sodbrennen, Aufstoßen), postuliert als sog. 5 cm oberhalb des unteren Ösophagussphinkters
Stuttgart · New York stiller Reflux, in Erscheinung treten kann. Der (Lower Esophagus Sphincter, LES) gemessen.
ISSN 0934-8387 vorliegende CME-Beitrag bewertet die aktuelle Auch 2 oder 3 Kanäle (zusätzlich im Magen und
Literatur unter dem Gesichtspunkt der Assozia- im proximalen Ösophagus) können aufgezeichnet
Korrespondenzadresse
Dr. med. Peter Kardos tion und Kausalität und hilft dem Leser, vorhan- werden, im optimalen Falle in Ergänzung mit der
Internistische Facharztpraxis dene diagnostische Verfahren zu bewerten und Impedanzmessung (Multichannel Impedance
Zentrum f. Pneumologie, diagnostische wie therapeutische Konsequenzen Monitoring, MMI). Mit der 24 h-pH-Metrie kann
Allergie, Somnologie an der in der Patientenbetreuung zu erarbeiten. die saure Exposition (pH-Wert < 4) mit der Mes-
Klinik Maingau sung der ösophagealen Impedanz zusätzlich der
Scheffelstraße 33
schwach saure/alkalische Reflux gemessen wer-
60318 Frankfurt am Main
info@Lungenpraxis-Maingau.de
Einleitung den. Wenn die kumulative Zeit mit pH-Werten
! < 4 mehr als 4,5 % der 24 h-Registrierzeit beträgt,
Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) liegt ein pathologischer (saurer) Reflux vor (95
hat eine hohe Prävalenz in der Bevölkerung; in Perzentile, d. h. 95 % aller Gesunden liegen bei
den USA ergab eine repräsentative Umfrage eine oder unter diesem Wert) [2]. Eine genauere Beur-
Prävalenz von 28 % [1]. Eine Reihe von ebenfalls teilung ermöglicht ein zusammengesetzter Score,
häufig vorkommenden, pneumologischen Er- DeMeester Score, der neben den Prozenten der
krankungen (Asthma, chronischer Husten, idio- Gesamtexpositionszeit 5 weitere klinisch wichti-
pathische Lungenfibrose [IPF], chronisch obstruk- ge Komponenten berücksichtigt und von der Soft-
tive Lungenerkrankung [COPD], Bronchiektasen ware des pH-Messgeräts automatisch berechnet
sowie Schlafapnoe) ist mit dem gastroösophagea- wird (●" Tab. 1). Die obere Normgrenze liegt hier

len Reflux (GÖR) assoziiert. Der kausale Zusam- bei 14,72 [3].
menhang ist weniger klar. Dieser Beitrag beleuch- Schwach saurer oder gar alkalischer Reflux („Vo-
tet die derzeitige Einschätzung der Rolle des GÖR lumenreflux“) kann mittels MMI erfasst werden.
bei pneumologischen Erkrankungen 6 Elektrodenpaare in 2 cm Abstand in der Sonde
erlauben durch Änderung der Impedanz, Anzahl,
Richtung (aboral nach oral oder umgekehrt) und
Definitionen Kinetik von jedem flüssigen Reflux neben dem
! pH-Wert zu erfassen. Der obere Normwert (95
Physiologischer Reflux Perzentile) liegt bei 73 Refluxepisoden in 24
Der Reflux von Mageninhalt in die Speiseröhre Stunden. Nur ein Drittel der Refluxepisoden
tritt unter physiologischen Bedingungen post- reicht bis zum oberen Ösophagus [4].
prandial, vor allem tagsüber, aber auch spontan Durch eine Ösophagogastroskopie lässt sich eine
auf. Er ist die Folge spontaner Relaxationen des Ösophagitis, die i. d. R. eine Folge von GÖR ist,
unteren Ösophagussphinkters (Transient Lower zwar diagnostizieren. Es ist aber ein häufiges
Esophageal Sphincter Relaxations, TLESR). 5 – 10 % Missverständnis, dass bei negativem endosko-
der physiologischen spontanen Relaxationen des pischem Befund GÖR ausgeschlossen werden
TLESRs sind schluckbedingt. Ein physiologischer kann:
GÖR wird nicht wahrgenommen. Ein pathologi-

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Tab. 1 Komponente des DeMeester Scores.


NERD (Non-erosive Reflux Disease) geht nicht mit
durch eine Routine-Endoskopie erfassbaren Ver- Zusammensetzung Messeinheit
änderungen einher. DeMeester Score
Eine gastroösophageale Refluxerkrankung Gesamtexpositionszeit %
(GERD) liegt nach der Montreal-Definition dann Expositionszeit aufrecht %
vor, wenn der Reflux von Mageninhalt Beschwer- Expositionszeit liegend %
den bzw. Symptome verursacht [5]. Gastroöso- Refluxepisoden Anzahl
phageal-typische Symptome sind Sodbrennen lange Refluxepisoden (< 5 Min) Anzahl
und Regurgitation (Aufstoßen), atypische gastro- längste Refluxepisode Minuten
ösophageale Symptome Dysphagia und Schmer-
zen (●" Tab. 2).

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Extraösophageale Refluxsyndrome, auch extra- Tab. 2 Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD).
ösophageale Manifestationen (EÖM) genannt, die Gastroösophageale Symptome Extraösophageale Syndrome
auch ohne „typische“ oder gar ganz ohne gastro-
ösophageale Symptome auftreten können, wer- Typisch Atypisch Etablierte Vorgeschlagene
den in der 2006 veröffentlichten Montreal-Klassi- Assoziationen Assoziationen
fikation [5] in 2 Kategorien eingeteilt: etablierte Sodbrennen Dysphagia chronischer Husten Pharyngitis
und vorgeschlagene Assoziationen. Aufstoßen Brustschmerzen Laryngitis Sinusitis
Asthma idiopathische Lungenfibrose
dentale Erosionen Otitis media
Da ein Goldstandard in der klinischen Diagnose von
GERD (und auch einiger assoziierten pneumologischen
Erkrankungen wie z. B. Asthma) fehlt, können nur
positive Therapiestudien eine Kausalität zwischen lich eine entsprechende Prädisposition angenom-
GERD und pneumologischen Erkrankungen beweisen. men. Nur bei einer erniedrigten Reizempfin-
dungsschwelle und pathologischer afferenter
Zur Frage der pulmonalen Manifestationen der Funktion des Reflexes durch den Vagus mit Beein-
GÖRD, die als EÖM angesehen werden, waren im flussung der Afferenz des unteren Ösophagus-
Jahre 2006, zum Zeitpunkt der Erstellung der sphinkters [8] wird eine EÖM, z. B. chronischer
Montreal-Klassifikation, wenig schlüssige Litera- Husten ohne evidente Ursache [9 – 11], Asthma,
turhinweise zu haben. Seither gibt es zumindest Laryngitis etc. ausgelöst.
etwas mehr Licht in der Dunkelheit der mögli- Andererseits handelt es sich bei den meisten
chen Assoziationen und der Kausalität der obigen EÖMs um multikausale Syndrome [12] , bei deren
pneumologischen Erkrankungen; darüber hinaus Diagnose deshalb auf die symptomassoziierte
sind COPD, Bronchiektasen und das obstruktive Wahrscheinlichkeit (Symptom Association Proba-
Schlafapnoesyndrom als weitere Assoziationen bility, SAP) zu achten ist [8, 13, 14]. So ist z. B. bei
in Diskussion. Impedanz pH-metrisch nur gering erhöhtem Re-
Es gibt keine Konsensus-Definition von Reflux mit flux eine Kausalität mit chronischem Husten nur
extraösophagelen Symptomen. Der Terminus dann anzunehmen, wenn die überwiegende
weist aber auf die Annahme hin, dass das Refluat Mehrzahl der Hustenepisoden zeitlich mit einem
den oberen Ösophagussphinkter überschreitet Reflux assoziiert ist. Es ist üblich, die Assoziation
und Symptome im Bereich der oberen und unte- in einem Zeitfenster von 2 Minuten zu betrach-
ren Atemwege hervorruft. Diese Annahme ist ten.
jedoch nicht unbedingt zutreffend.
In einer großen prospektiven in deutschsprachi-
Sodbrennen und Aufstoßen sind häufige Symptome
gen Ländern durchgeführten Kohortenstudie und weisen auf GÖRD hin, die Prävalenz von Asthma
gaben 32,8 % von 6215 Patienten mit Sodbrennen und COPD ist hoch. Alleine dadurch ist eine Assozia-
und endoskopischer Untersuchung (die ProGERD tion in der Epidemiologie pneumologischer Erkran-
Studie) EÖM an. Der Anteil von Patienten mit Sod- kungen statistisch wahrscheinlich. Obwohl pathophy-
brennen und EÖM, aber ohne Ösophagitis war siologisch eine Kausalität in vielen Fällen „logisch“
mit 30,5 % fast genauso hoch, wie bei Patienten wäre, steht deren evidenzbasierter Nachweis in den
meisten Fällen noch aus.
mit Ösophagitis (34,9 %), wenngleich diese Diffe-
renz statistisch signifikant war [6]. Die Sensitivi-
tät und der negative prädiktive Wert der Endo-
skopie für GÖRD sind deshalb gering. Reflux und Asthma
Der Pathomechanismus von EÖM ist nicht voll- Bereits vor mehr als 100 Jahren stellte Sir William
ständig geklärt, es wird sowohl die Möglichkeit Osler in seinem „The Principles and Practice of
der lokalen Reizung (Mikroaspirationstheorie) Medicine“ fest, dass Reflux Asthma auslöst [15].
[7] als auch der reflektorische Weg (Reflextheo- Wenn ein Asthmapatient unter Anwendung adä-
rie) diskutiert. Da aber keinesfalls jeder Reflux- quater verfügbarer Therapien keine Asthmakon-
patient mit oder ohne ösophageale („typische“) trolle erreicht oder hierzu hochdosierte inhala-
Refluxsymptomatik EÖM aufweist, wird zusätz- tive oder systemische Kortikosteroide in der

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Studien den Reflux anhand von Symptomen (Sod-


Tab. 3 Longitudinale 3-Jahres-Kohortenstudien bei GERD (Studie 1) und Asthma (Studie 2)
brennen und Aufstoßen) oder in Registerstudien
Patienten.
aufgrund der Einnahme von säurehemmenden
1 GERD Patienten Vergleichskollektiv 2 Asthmapatienten Vergleichskollektiv Medikamenten diagnostizieren. Es ist (nicht nur)
n = 5653 n = 8105 n = 9712 n = 19334 epidemiologisch ebenso schwierig Asthma zu
Asthma entwickelt Asthma entwickelt GERD entwickelt GERD entwickelt diagnostizieren. Im Vergleich zur 24 h-pH-Metrie
n = 103 n = 99 n = 219 n = 241 ist die Sensitivität und Spezifität der verfügbaren
adjusted RR 1,2 (CI 0,9 – 1,6) nicht signifikant adjusted RR 1,5 (CI 1,2 – 1,8) signifikant Fragebögen unzureichend, selbst um typisch sau-
ren Reflux zu diagnostizieren. So ist in einer Stu-
die nur bei 72 % der Asthmapatienten, die über
Kombinationsbehandlung benötigt, handelt es Sodbrennen (GÖRD) geklagt hatten, pH-metrisch
sich nach der neuen ERS/ATS-Konsensus-Leitlinie Reflux diagnostiziert worden. Andererseits hat-

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[16] um ein schweres, therapieresistentes Asth- ten 29 % der Asthmapatienten Reflux (GÖR), aber
ma. Nach Überprüfung der Diagnose, der Inhala- keine Refluxsymptome [25]. Noch problemati-
tionstechnik und der Therapieadhärenz, nach scher ist die Diagnose von schwach saurem (Volu-
Ausschluss anhaltender Exposition zu Allergenen men-) Reflux.
oder Medikamenten, die Asthma verursachen Den zweiten „Beweis“ für die Assoziation zwi-
können (z. B. Acetylsalicylsäure, non-steroidale schen Reflux und Asthma sollten therapeutische
Antiphlogistika, Betablocker), sollten Komorbidi- Studien liefern: Die Behandlung von Reflux sollte
täten und weitere Faktoren, die die Asthmakon- zur Besserung des Asthmas bzw. der Asthmakon-
trolle erschweren, evaluiert und behandelt wer- trolle führen. Hier ist zwischen der medikamen-
den. Hierzu gehört auch GERD mit typischen Re- tösen Behandlung, die im Wesentlichen auf die
fluxsymptomen. Die Leitlinie empfiehlt jedoch Säurehemmung ausgerichtet ist, und der chirur-
ausdrücklich, nicht ohne Vorhandensein typi- gischen Behandlung zu unterscheiden, da letztere
scher Refluxsymptome nach EÖM von Reflux zu auch dem Volumen-Reflux entgegenwirkt.
suchen. Grundsätzlich ist festzustellen, dass die heute in
Die Asthma-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft erster Linie angewendete Protonenpumpen-
für Pneumologie und Beatmungsmedizin emp- Hemmer (PPI) zwar die Säuresekretion, nicht je-
fiehlt GERD (und chronische Rhinosinusitis) als doch den Reflux, nachweisbar mit der Impedanz-
Ursache für die verfehlte Asthmakontrolle zu prü- messung, hemmen. Allenfalls wird durch die PPI
fen [17, 18]. Diese nationale und die internationa- die Menge des Refluats geringfügig reduziert.
le Empfehlung suggerieren, dass GÖR die Asth- Auch die Hemmung der Säuresekretion ist nicht
makontrolle erschweren kann. Zumindest für komplett: Unter doppelter Standarddosis PPI ist
erwachsene Asthmapatienten ist die Literatur die Speiseröhre nur zu 80 % der Zeit frei von
diesbezüglich allerdings nicht eindeutig. Magensäure.
Der erste „Beweis“ für eine mögliche kausale Rol- Mindestens 11 Therapiestudien zur PPI-Behand-
le von GÖR beim Asthma kommt aus der Epide- lung wurden publiziert, die größte im Jahr 2010
miologie: Assoziationen zwischen Asthma und von Kiljander et al. Diese Studie war auch metho-
Reflux wurden in mehreren älteren wie neueren disch gut und schloss 961 Patienten unter ICS/
Studien nachgewiesen [19 – 21]. Dabei ist die Prä- LABA-Kombinationstherapie mit unkontrollier-
valenz von Reflux bei Asthmapatienten zweifels- tem Asthma ein. Sie hatten gleichzeitig GÖR, di-
ohne höher als in der Gesamtpopulation. Inwie- agnostiziert als typische Refluxsymptome mind.
weit aber die Prävalenz von Asthma bei Reflux- 2-mal pro Woche während der 2-wöchigen Run-
patienten erhöht ist, ist nicht eindeutig nachge- in-Periode. Die 3-armige Studie untersuchte Pla-
wiesen [22]. Zur Illustration zeigt ● " Tab. 3 die zebo, 40 mg Esomeprazol und 2-mal 40 mg Eso-
Zahlen aus einer longitudinalen Inzidenzstudie meprazol/Tag. Der morgendliche Peak Flow (PEF)
[23]. war der primäre Zielparameter; beide Verum-
In einer weiteren longitudinalen Kohortenstudie gruppen waren deutlich besser als Plazebo. Aller-
in 3 Ländern wurde das Neuauftreten von Asthma dings war der Unterschied gering: PEF 3,5 bzw.
und nächtlichem GÖR (anamnestisch als Sod- 5,5 ml/min gegenüber Plazebo. Ähnlich geringe,
brennen und/oder Aufstoßen im Liegen definiert) aber signifikante Unterschiede zeigten auch die
überprüft. Bei einem über die 9-jährige Beobach- FEV1 und die asthmabezogene Lebensqualität
tungszeit persistierenden Reflux trat bei 13 % der (AQLQ) – bei einer bemerkenswert großen Teil-
Teilnehmer signifikant häufiger Asthma neu in nehmerzahl. Allerdings liegt die statistische Bes-
Erscheinung, gegenüber von 5,4 %, wenn von serung der Lebensqualität weit unter der MCID
überhaupt keinem nächtlichen Reflux berichtet (Minimal Clinically Important Difference) und
wurde [24]. Auch eine neu entstandene bronchia- war damit für die betroffenen Patienten ebenso
le Hyperreagibilität war häufiger, die adjustierte wenig wahrnehmbar wie die „Besserung“ der
Odds Ratio war aber nicht signifikant. Die Lun- Lungenfunktionsparameter. Im Gegensatz hierzu
genfunktion wies keine Veränderungen auf. haben sich die Refluxparameter in einem klinisch
Betreffend solcher epidemiologischer Daten zum relevanten Ausmaß unter beiden Dosen von Eso-
Reflux ist anzumerken, dass die meisten zitierten meprazol gegenüber Plazebo gebessert [26].

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Die Mitglieder des American Lung Association


Asthma Clinical Research Centers haben eine Auf der Basis der aktuellen Studienlage lässt sich die
multizentrische, nicht durch Pharmafirmen ge- Kausalität zwischen Reflux und Asthma nicht bewei-
sen. In den Therapiestudien wurde bislang nur ein
sponserte Studie durchgeführt und 2009 im New
klinisch irrelevanter Anstieg des morgendlichen PEF-
England Journal of Medicine publiziert [27]. Sie
Wertes konsistent nachgewiesen. Die diesbezügliche
haben ein anderes Herangehen gewählt. Unter Empfehlung der neuen GINA-Leitlinie lautet:
der Annahme, dass unter mittelhoch oder hoch – Bei unkontrolliertem Asthma ohne Refluxbeschwer-
dosierter ICS-Therapie unkontrollierte Asthma- den (Sodbrennen, saures Aufstoßen, Thorax-
patienten mit klinisch manifesten Refluxsympto- schmerz) ist ein GERD-Screening nicht erforderlich.
men ohnehin einer PPI-Therapie bedürfen, wur- – Bei Patienten mit Asthma und typischen Reflux-
beschwerden ist eine empirische Refluxtherapie mit
den in diese 2-armige Studie (2-mal 40 mg Eso-
PPI zu erwägen, bei fortbestehenden Beschwerden
meprazol vs. Plazebo) ausschließlich Patienten
eine weiterführende Diagnostik (24 h-pH-Messung,

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aufgenommen, die keine Refluxsymptomatik hat- Endoskopie).
ten, also ein EÖM (stiller Reflux) angenommen
werden konnte. In Übereinstimmung mit den Da-
ten der Literatur [25] hatten 40 % der 203 Verum- Reflux und Husten
und 41 % der 199 Plazebo-Patienten einen pH- Husten ist eines der häufigsten Symptome wes-
metrisch nachgewiesenen stillen Reflux. Der pri- halb Patienten einen Arzt aufsuchen. Die meisten
märe Endpunkt war die Rate von Episoden mit dieser Patienten leiden unter akutem Husten im
Verschlechterung der Asthmakontrolle (PEF-Ab- Rahmen eines spontan abklingenden banalen
fall > 30 % an 2 konsekutiven Tagen, Notarztbe- viralen Infekts der oberen und/oder der unteren
such oder Notwendigkeit von OCS-Behandlung). Atemwege, der in einzelnen Fällen bis zu 8 Wo-
Es konnte kein Unterschied zwischen Verum und chen dauern kann. Chronischer Husten wurde
Plazebo gezeigt werden. Wie in der Kiljander-Stu- daher als Husten, über 8 Wochen anhaltend, defi-
die beschrieben, fand sich ein kleiner, klinisch niert. Die Ursache des chronischen Hustens kann
irrelevanter, aber statistisch signifikanter Anstieg durch Anamnese, klinische Untersuchung, Rönt-
des morgendlichen PEF-Werts in der gleichen genaufnahme (Lungentumoren, -parenchym-
Größenordnung: 6 ml/min. erkrankungen) und Lungenfunktionsprüfung
Chan et al. führten 2011 eine Metaanalyse der (COPD, Asthma) in den meisten Fällen geklärt wer-
beiden erwähnten und weiteren 7 bis dahin pu- den, es kommt aber auch vor, dass all diese Unter-
blizierten PPI-Therapiestudien bei Asthma durch suchungen negativ ausfallen und die Ursache des
[28]. Der primäre Endpunkt war die morgend- chronischen Hustens nicht evident wird [10].
liche PEF-Rate, die in 8 der 9 eingeschlossenen In solchen Fällen wurde die Ursache des Hustens
Studien ohnehin der primäre Endpunkt war. Die entlang der anatomischen Lokalisation der Hus-
Metaanalyse zeigt einen kleinen, signifikanten tenrezeptoren gesucht (sogenanntes anatomisch-
Effekt der PPI-Therapie versus Plazebo von 8,68 L/ diagnostisches Protokoll [29]), Hustenrezeptoren
min. Wenn die größte, die Kiljander-Studie, nicht finden sich am zahlreichsten im Bereich der obe-
berücksichtigt wurde, um den sogenannten Ein- ren Atemwege; außerdem Trachea, Bronchien
zelne-große-Studie-Effekt auszuschalten, blieb und auch in der Speiseröhre. So kann Reflux in
die gleiche signifikante, aber klinisch nicht rele- die Speiseröhre, aber auch extraösophagealer,
vante PEF-Verbesserung. Wenn man nur die Sub- laryngo-pharyngealer Reflux Husten und andere
gruppe der 7 Studien analysiert, die nur Patienten EÖM experimentell auslösen [30, 31].
mit Refluxsymptomen eingeschlossen haben
(GÖR war pH-metrisch oder durch Refluxösopha-
Wenn die Ursache des chronischen Hustens nach
gitis gesichert worden), war die PEF-Verbesse- Anamnese, klinischer Untersuchung, Röntgenaufnah-
rung mit 16,9 L/min etwas höher. Die MCID für me der Brustorgane und Lungenfunktionsprüfung
die morgendliche PEF-Differenz liegt bei 15 – 20 unklar bleibt, könnte GÖR den Husten verursachen.
L/min. Zur besseren Einschätzung der Ergebnisse:
In vielen ICS/LABA-Asthma-Studien war eine Die pathophysiologische Rationale diskutiert 2
durchschnittliche Besserung um über 30 L/min mögliche Pathomechanismen für den Reflux be-
gemessen worden. dingten Husten:
Sekundäre Endpunkte wie abendlicher PEF, Le- a) Reflextheorie: Der Husten wird auf reflektori-
bensqualität und FEV1 zeigten in der Metaanalyse schem Wege ausgelöst, der Reflexbogen läuft
keine deutllichen Effekte gegenüber Placebo. über sensible Vagusfasern zum Hustenzent-
rum. Der Husten wird durch einen gastro-öso-
phagealen Reflux in den distalen Ösophagus
ausgelöst. Die Aktivierung des Hustenreflexes
durch Reflux erzeugt einen Circulus vitiosus, da
die Erhöhung des transdiaphragmalen Drucks
beim Hustenstoß zur Öffnung des unteren
Ösophagussphinkters führt und damit weiterer
Reflux begünstigt wird.

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628 Fort- und Weiterbildung

Bei fehlenden verlässlichen und breit anwendba-


Tab. 4 Messmethoden für Reflux-bedingten Husten.
rer Methoden, dem Goldstandard, in der Diagnos-
Diagnostische Spezifität Sensitivität Anmerkung tik des Hustens muss ein eventuell gegebener
Methode kausaler Zusammenhang in Therapiestudien
Husten Fragebogen ↓ ↓ Epidemiologie nachgewiesen werden.
VAS ↓ ↓ Stellvertretend für 19 einzelne Studien mit insge-
QOL ↓ ↓ samt 985 randomisierten Teilnehmern werden
Rekorder ↑ ↑↑ sehr aufwendig die Ergebnisse einer Cochrane Metaanalyse aus
Reflux Fragebogen ↓ ↓ Epidemiologie dem Jahre 2011 dargestellt [32]. Die federführen-
QOL ↓ ↑
de Autorin dieser Metaanalyse ist eine australi-
pH-Metrie ↑↑ ↑ aufwendig
sche Kinderpneumologin. Sowohl 6 pädiatrische
Impedanz pH-Metrie ↑↑ ↑↑ niedrige Akzeptanz
Restech pH-Metrie noch nicht noch nicht nur für LPR als auch 13 Erwachsenenstudien wurden einge-

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bekannt bekannt schlossen; 17 Studien verglichen PPI mit Plazebo,
Erklärung: ↓ niedrig; ↑akzeptabel; ↑↑ hoch eine Studie Ranitidin mit PPI und eine Studie
LPR: laryngo-pharyngealer Reflux Cisaprid und Diät. In 18 der 19 Studien wurde
pH-Metrie: Messung des pH-Wertes in der Speiseröhre über 24 Stunden der Reflux pH-metrisch bestätigt. Ein Teil der
Impedanz pH-Metrie: Messung aller Refluxereignisse (sauer und schwach sauer), wie weit proximal in der
Speiseröhre sie reichen und des pH-Werts Studien wurde in HNO-Kliniken, der Rest in der
Restech pH-Metrie: Messung von aerosolisierter Säure im Rachen Inneren Medizin durchgeführt. Der primäre End-
punkt, der Vergleich zwischen PPI und Plazebo
fiel grenzwertig unter der Signifikanzschwelle
b) Aspirationstheorie: Eine Regurgitation von (p = 0,051) zugunsten des PPI-Armes aus, die Bes-
Mageninhalt in flüssiger oder aerosolisierter serung des Hustens, gemessen mit dem Husten-
Form zum proximalen Ösophagus und weiter score in den Verum-Gruppen (Vergleich Studien-
bis zum Pharynx führt einerseits zu einer beginn/Studienende), war signifikant bei den Er-
Schleimhautreizung im Bereich der oberen wachsenen. Bei den Kindern zeigten sich keine
Atemwege (LPR, Laryngo-pharyngealer Reflux) signifikanten PPI-Effekte. Mehr Nebenwirkungen
und löst über die dort zahlreich vorhandenen waren in den Verum-Armen aufgetreten. Hervor-
Hustenrezeptoren den Husten aus. Anderer- zuheben ist ein leicht erhöhtes Risiko für Pneu-
seits kann das Refluat, ggf. nur in aerosolisier- monie durch die Hemmung der Magensäure; bei
ter Form, über Aspiration in die tiefere Atem- Kindern ist dieses Risiko höher. Die Autoren
wege gelangen und Husten auslösen. Dabei schlussfolgern, dass angesichts der Schwierigkeit,
spielt potenziell nicht nur die Säure, sondern schlechten Akzeptanz und Verfügbarkeit der pH-
der leicht saure oder alkalische Volumenreflux Metrie bei Erwachsenen ein PPI-Therapieversuch
mit den darin enthaltenen aggressiven proteo- gerechtfertigt sei; die Dauer sollte 2 – 8 Wochen
lytischen Enzymen (Pepsin) eine Rolle. Dem- betragen. Im Gegensatz dazu sei bei Kindern eine
entsprechend können in vielen Fällen beim Probetherapie nicht angebracht.
chronischen Husten mit Reflux im Speichel Seit Erscheinen der Metaanalyse wurde eine wei-
Pepsin, in der bronchoalveolaren Lavage tere, monozentrische randomisierte Plazebo kon-
Makrophagen nachgewiesen werden, welche trollierte Studie mit Esomeprazol bei Erwachse-
aus dem Refluat stammende Lipide speichern. nen publiziert [33]. Es ist bemerkenswert, dass
Ein solcher nicht saurer Reflux ist nur mit der die Ergebnisse (signifikante Besserung des Hus-
kombinierten Impedanzmessung/pH-Metrie tenscores vor/nach Behandlung, aber keine Besse-
nachweisbar [13]. Es ist offensichtlich, falls rung gegenüber Plazebo) mit der Metaanalyse
ein solcher Pathomechanismus verantwort- identisch sind.
lich ist, können PPI therapeutisch wenig aus- Schwach saurer (alkalischer) Reflux kann wirk-
richten. sam nur durch Antireflux-Chirurgie (Fundoplica-
Der Bernstein-Test ist für die breite klinische tio) verhindert werden. Es gibt keine kontrollierte
Diagnostik wegen seiner Invasivität und Unter- Studien über die Wirksamkeit operativer Metho-
suchungsdauer ungeeignet. In der Klinik erweist den; eine retrospektive Studie [34] wertete 47 Pa-
sich die Diagnose des Reflux-bedingten Hustens tienten aus einem einzelnen Zentrum mit thera-
als sehr schwierig. Über die Treffsicherheit der in pieresistentem Reflux-bedingtem Husten aus;
epidemiologischen Untersuchungen verwende- alle wurden mit chirurgischer Fundoplicatio be-
ten Symptome für einen pH-metrisch nachge- handelt; 64 % der Patienten haben angesprochen.
wiesenen, pathologischen Reflux wurde bereits Die schwache Wirksamkeit der PPI-Therapie
im Asthmakapitel berichtet. ● " Tab. 4 fasst die selbst bei pH-metrisch nachgewiesenem saurem
Schwierigkeiten der Diagnostik zusammen. Reflux-bedingtem Husten und die Tatsache, dass
viele Patienten an saurem Reflux leiden, aber nur
wenige hiervon chronischen Husten bekommen,
Für die Messung von Husten und Reflux gibt es keinen
breit anwendbaren Goldstandard mit guter Sensitivität
lassen nach alternativen Erklärungen zu der Aspi-
und Spezifität sowie Akzeptanz seitens des Patienten. ration- und Reflextheorie suchen.
Dies gilt sowohl für klinische, aber ganz besonders für Smith et al. konnten durch sehr aufwendige Diag-
epidemiologische Untersuchungen. nostik (Spirometrie, Metacholin Provokationstes-

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tung, HR-CT und HNO-Untersuchung, Sputumun- Hypothese


tersuchung auf Eosinophile, Zitronensäure-Hus- Husten-Reflux Circulus Vitiosus
tenprovokation, Endoskopie und Manometrie des
Cough
Ösophagus, Impedanz-pH-Metrie und objektive
Registrierung des Hustens) bei 78 Patienten mit
chronischem Husten nachweisen, dass die Hälfte
Sensibilisierung
der Hustenepisoden auf eine Refluxepisode folgte Innervierung für
Husten Reflex
(47,9 %), und fast die Hälfte (43,8 %) hatte Husten LES Relaxation
Sensibilisierung
mit nachfolgendem Reflux, ein Drittel der Patien- Via Vagus afferent
Via Vagus afferent
zu Hirnstamm
ten (32,4 %) hatte beides. Es stellte sich heraus, zu Hirnstamm

dass die Patienten, die auf Reflux husteten, nicht LES Relaxation?
etwa einen stärkeren, länger dauernden Reflux

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oder Ösophagitis haben; sie unterschieden sich
aber bei den Hustencharakteristika: Sie haben Reflux
grundsätzlich mehr gehustet, und ihr Hustenre-
flex war auf Zitronensäure sensitiver. Im Gegen- Abb. 1 Die neue Hypothese des Reflux-bedingten Hustens.
satz dazu: Die Patienten, die auf Husten Reflux
bekamen, hatten grundsätzlich stärkeren Reflux,
eher eine Refluxösophagitis und häufiger auch Die IPF ist eine seltene Erkrankung, aber unter
proximalen Reflux [8]. den idiopathischen interstitiellen Pneumonien
Wenn man Patienten mit chronischem Husten die häufigste Entität. Der fibrotische Umbau des
ohne evidente Ursache untersucht, bleiben unge- Lungenparenchyms führt zu einer steifen Lunge
achtet ausführlicher Diagnostik etwa 20 % der Fäl- mit erniedrigter Vitalkapazität und Compliance.
le ungeklärt: Man findet weder Reflux noch eine Letzteres bedeutet, dass größere transbronchiale
andere Ursache für den Husten [35]. Man spricht Druckunterschiede erforderlich sind, um die Lun-
von chronischem idiopathischem Husten. ge in der Inspiration zu erweitern. Dies geht auch
Diese Ergebnisse führten zu einer Modifikation einher mit einer Zunahme des transdiaphragma-
der Aspirations- und Reflextheorie. Dem chroni- len Drucks durch die Notwendigkeit, höhere
schen Husten liegt demnach eine (mit Zitronen- Negativdrucke im Thorax beim Einatmen aufzu-
säure- oder Capsaicin-Provokation objektiv mess- bauen. Es wird hypothetisch angenommen, dass
bare) Erhöhung der Sensitivität des Hustenrefle- die stark negative thorakale Druckschwankung
xes zu Grunde. Dabei wird Husten selbst auf den Übertritt von Mageninhalt in die Speiseröhre
schwache Trigger wie Temperaturwechsel oder begünstigt, also den Reflux. Mikroaspiration von
auch geringen, ggf. auch postprandial physiologi- Mageninhalt (s. Kapitel Reflux und Husten) könn-
scher Reflux ausgelöst [36]. Der afferente Bogen te als auslösender oder verschlimmernder Faktor
des Hustenreflexes ebenso wie die Afferenz für für die Entstehung der Fibrose (mit)verantwort-
die Relaxation des unteren Ösophagussphinkters, lich sein [37, 38]. Die meisten diesen Patienten
die zu Reflux führt, verlaufen nebeneinander im haben nur EÖM, also keine typischen Reflux-
Vagus. Das Hustenzentrum und die Regulierung symptome [39].
des unteren Ösophagussphinkters sind im Hirn- Besonders ausgeprägt dürfte dieser Prozess in der
stamm ebenfalls benachbart und eine gemeinsa- IPF ähnlichen interstitiellen Erkrankung bei syste-
me Einflussnahme wird angenommen (● " Abb. 1). mischer Sklerose sein, wo neben den Druck-
schwankungen auch eine Motilitätsstörung der
Speiseröhre mit ausgeprägter Refluxneigung vor-
Patienten mit typischen GÖR-Symptomen, die auch
chronischen Husten haben, sollten probatorisch über
liegt [40].
8 Wochen mit PPI behandelt werden. Patienten mit Tatsächlich konnte in einer großen retrospektiven
Verdacht auf ausschließlich EÖM (Husten) von Reflux Studie [41] eine überzeugende Wirksamkeit von
profitieren nicht immer, ein Therapieversuch über PPI in Hinblick auf die Progression der IPF nachge-
8 Wochen ist auch hier angezeigt. Bei fehlendem An- wiesen werden. Prospektive Studien laufen.
sprechen ist spezialisierte Refluxdiagnostik einschließ-
lich Impedanz pH-Metrie erforderlich. Kinder unter
18 Jahren mit chronischem Husten sollten ohne The- Pathophysiologische Überlegungen, die Messung
rapieversuch zur ausführlichen Refluxdiagnostik über- von proximalen Reflux und mehrere – darunter eine
wiesen werden. mittelgroße retrospektive – Studien sprechen für eine
kausale Rolle von Reflux bei IPF als EÖM. Die meisten
Patienten haben keine typischen Refluxsymptome.
Reflux und idiopathische Lungenfibrose Eine PPI-Therapie bei IPF-Patienten ist daher zu
(IPF) erwägen.
Die Montreal-Klassifikation aus dem Jahr 2006
(●
" Tab. 2) führt die IPF als mögliche, noch nicht
Cave: Interaktion von Pirfenidon (das einzige derzeit
etablierte Assoziation auf. Der heutige Stand der zugelassene Medikament für IPF) mit PPIs (Cytochrom-
Literatur stützt zumindest die Kategorie der P-Inducer, senkt den Pirfenidon Spiegel).
„etablierten Assoziation“.

Kardos P. Pneumologische Erkrankungen und gastroösophagealer Reflux … Pneumologie 2014; 68: 624–633
630 Fort- und Weiterbildung

Zusammenfassung den auch an Fettsucht, die sowohl Reflux als auch


OSAS begünstigt. LPR ist häufig assoziiert mit
Die Prävalenz von GÖR ist so hoch, Die meiste Literatur liegt für Reflux Schnarchen, da Reflux von Mageninhalt in Larynx
dass Assoziationen mit anderen häu- und Asthma bzw. Reflux und Husten und Pharynx entzündliche Reaktionen und hier-
figen Erkrankungen wahrscheinlich vor, die Beweise für eine Kausalität durch sensorische Defizite hervorruft, die auch
sind. Der Nachweis der Kausalität ist sind lückenhaft. Die Effektivität der für die Obstruktion der oberen Atemwege verant-
schwierig, da Definition, Diagnostik Refluxtherapie bei diesen Erkran- wortlich sein könnten. Insofern ist eine strenge
und Messung von GÖR und insbe- kungen ist nicht überzeugend. Dies Assoziation nicht verwunderlich [24], eine Kausa-
sondere von stillem Reflux schwierig gilt für den stillen Reflux, d. h. die lität wurde bislang nicht nachgewiesen und er-
ist. Dies gilt auch für die meisten als EÖM ohne typische Refluxsymp- scheint eher unwahrscheinlich.
etabliert geltende oder frisch auftau- tome.
chende EÖM. Die Kausalität von GÖR bei IPF er-

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„Logische“ pathophysiologische Er- scheint wahrscheinlich, die bisher Glossar: Abkürzungen
klärungen, wie die Aspirationstheo- vorliegenden Ergebnisse sind über- !
rie, sind nur Arbeitshypothesen. Sie zeugend, wenngleich nur eine kleine EÖM Extraösophageale (Reflux) Manifestation
müssen durch quantitative Untersu- Anzahl der Patienten pH-metrisch ERD Erosive reflux disease (Refluxösophagitis)
chungsergebnisse unterstützt und ohne und mit PPI-Therapie gemessen GÖR Gastroösophagealer Reflux
bei Fehlen eines diagnostischen wurde. Die Ergebnisse der multizent- GERD Gastroösophageale Refluxkrankheit
Goldstandards durch entsprechende rischen laufenden Therapiestudien LES Lower esophagus sphincter
therapeutische Studien bestätigt müssen abgewartet werden. (unterer Ösophagus Sphincter
werden. LPR Laryngo-pharyngealer Reflux
MII Multichannel intraluminal impedance
MMI pH-Metrie
Multichannel intraluminal impedance
Reflux und COPD mit pH-Metrie
COPD ist in der Montreal-Klassifikation (●
" Tab. 2) NERD Non-erosive reflux disease
überhaupt nicht aufgeführt; in den letzten Jahren (mit Ösophagitis)
sind jedoch zahlreiche Publikationen zu diesem PPI Protonenpumpen Inhibitor
Thema erschienen. Sie weisen darauf hin, dass SAP Symptom association probability
GÖR als symptomatischer, aber auch als stiller Re-
flux eine weitere EÖM sein könnte. GÖR ist mit
COPD etwa genauso häufig assoziiert, wie mit Interessenkonflikt
Asthma [42], in dieser Studie in 37 % der pH-me- !
trisch untersuchten COPD-Patienten. Ein Fünftel Der Autor erklärt, dass, das Thema dieser CME-
hatte keine typischen Refluxsymptome, also Fortbildung betreffend, kein Interessenkonflikt
COPD nur als hypothetische EÖM. In einer ande- besteht.
ren Studie hatten COPD-Patienten deutlich häufi-
ger typische Refluxsymptome (25 vs. 9 %) [43], ein
Déja vu aus der Asthma-Reflux-Epidemiologie. Es Literatur
gibt auch dafür Hinweise, dass Reflux ein unab- 1 Camilleri M, Dubois D, Coulie B et al. Prevalence and
hängiger Risikofaktor für COPD-Exazerbationen Socioeconomic Impact of Upper Gastrointestinal Dis-
orders in the United States: Results of the US Upper
ist [44]. Gastrointestinal Study. Clin Gastroenterol Hepatol 2005;
Der gastroösophageale Reflux kommt auch bei 3: 543 – 552
Nicht-CF-Bronchiektasen (zystische Fibrose) 2 Jamieson JR, Stein HJ, DeMeester TR et al. Ambulatory 24-h
überhäufig vor [42]. esophageal pH monitoring: normal values, optimal
thresholds, specificity, sensitivity, and reproducibility.
Am J Gastroenterol 1992; 87: 1102 – 1111
Für die Assoziation von Reflux und COPD gibt es 3 Johnson LF, DeMeester TR. Twenty-four-hour pH monitor-
pathophysiologische Hypothesen, epidemiologische ing of the distal esophagus. A quantitative measure of
Assoziationen, aber keine Therapiestudien. gastroesophageal reflux. Am J Gastroenterol 1974; 62:
325 – 332
4 Shay S. Esophageal impedance monitoring: the ups and
downs of a new test. Am J Gastroenterol 2004; 99:
Reflux und Schlafapnoe (OSAS) 1020 – 1022
Wie bei der IPF entstehen auch bei der obstrukti- 5 Vakil N, van Zanten SV, Kahrilas P et al. The Montreal defi-
ven Schlafapnoe durch den rezidivierenden Ver- nition and classification of gastroesophageal reflux
schluss der oberen Atemwege hohe transdia- disease: a global evidence-based consensus. Am J
Gastroenterol 2006; 101: 1900 – 1920
phragmale Druckschwankungen, die den Reflux
6 Jaspersen D, Kulig M, Labenz J et al. Prevalence of extra-
begünstigen könnten, wenngleich dies eine sehr oesophageal manifestations in gastro-oesophageal re-
mechanistische Erklärung ist. Es konnte immer- flux disease: an analysis based on the ProGERD Study.
hin nachgewiesen werden, dass die CPAP-Thera- Aliment Pharmacol Ther 2003; 17: 1515 – 1520
7 Schreiber S, Garten D, Sudhoff H. Pathophysiological
pie die Funktion des unteren Ösophagussphink-
mechanisms of extraesophageal reflux in otolaryngeal
ters verbessert und die Refluxepisoden eliminiert disorders. Eur Arch Otorhinolaryngol 2009; 266: 17 – 24
oder verringert [45]. Viele Patienten mit OSAS lei-

Kardos P. Pneumologische Erkrankungen und gastroösophagealer Reflux … Pneumologie 2014; 68: 624–633
Fort- und Weiterbildung 631

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Kardos P. Pneumologische Erkrankungen und gastroösophagealer Reflux … Pneumologie 2014; 68: 624–633
632 Fort- und Weiterbildung

CME-Fragen Pneumologische Erkrankungen


und gastroösophagealer Reflux

1
Welche Aussage trifft nicht zu?

5
Asthma und Reflux: Welche Aussage ist richtig?

A Extraösophageale Manifestationen des gastroöso- A Die neue Asthma-Leitlinie GINA 2014 empfiehlt auf
phagealen Refluxes sind: nichtkardialer Thorax- Therapiestufe 4 nicht kontrolliertes Asthma empi-
schmerz, Dysphagie. risch-probatorisch mit Protonenpumpenhemmer zu
B Typische Refluxsymptome sind: Sodbrennen, behandeln.
Aufstoßen. B GINA 2014 empfiehlt die empirische Protonen-

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C Etablierte Manifestationen bei extraösophagealem pumpenhemmer-Behandlung nur, wenn typische
Reflux sind: Asthma, chronischer Husten, chronische Refluxsymptome vorliegen.
Laryngitis, dentale Erosionen. C GINA 2014 empfiehlt die empirische Behandlung
D Zu den atypischen Refluxsymptomen gehören auch dann, wenn ausschließlich extraösophageale
Dysphagie, Thoraxschmerz. Manifestationen des Refluxes vorliegen.
E Die Prävalenz typischer Refluxsymptome in der D Die Ergebnisse der Protonenpumpenhemmer-Thera-
Allgemeinbevölkerung ist hoch. piestudien bei Asthma sind deshalb vorwiegend
negativ, weil der Reflux vor dem Einschluss nicht

█ Der Goldstandard der Diagnostik eines gastroösophagea-


2 len Refluxes ist E
pH-metrisch gesichert wurde.
Die Wirkung der Protonenpumpenhemmer-Thera-
A ein validierter Fragebogen. pie auf die Asthmakontrolle wurde nur in wenigen,
B die Endoskopie. eher kleineren randomisierten kontrollierten Thera-
C ein validierter Fragebogen und Endoskopie. piestudien untersucht.
D die 24 h-pH-Metrie.
E die 24 h-Impedanz pH-Metrie.

6
Welche Aussage zum Refluat ist richtig?


3
Ein nachgewiesener gastroösophagealer Reflux ist A Eine hochdosierte Protonenpumpenhemmer-Thera-
pie ist für jede Art von Reflux ausreichend wirksam.
A in jedem Falle pathologisch. B Das Refluat aus dem Magen hat in jedem Fall einen
B nur dann pathologisch, wenn gleichzeitig eine sauren pH-Wert.
Refluxösophagitis nachgewiesen wird. C Unter Volumenreflux versteht man, dass viel saures
C Ein pathologischer gaströosophagealer Reflux kann Refluat aus dem Magen in die Speiseröhre gelangt.
auch ohne Refluxösophagitis auftreten. D Unter Volumenreflux versteht man Refluat mit
D Extraösophageale Manifestationen des Refluxes sind schwach saurem/alkalischem pH-Wert.
nur dann zu erwarten, wenn gleichzeitig der Reflux E Der Begriff Volumenreflux bezieht sich ausschließ-
und die Ösophagitis nachgewiesen werden. lich auf die große Menge des Refluats.
E Extraösophageale Manifestationen kommen nur in
Verbindung mit Sodbrennen zustande.
█ Welche Aussage zum chronischen Husten ohne richtungs-
7 weisenden Röntgenbefund und Lungenfunktion trifft zu?

4
Asthma und Reflux: Welche Aussage trifft zu? A Wenn der Husten über 4 Wochen anhält, wird er als
chronischer Husten definiert.
A Asthmapatienten haben nicht häufiger einen Reflux B Wenn der Husten über 8 Wochen anhält, wird er als
als Gesunde. chronischer Husten definiert.
B Durch die Infusion von 0,1N Salzsäure in den distalen C Gastroösophagealer Reflux kann nur dann als Ursa-
Ösophagus (Bernstein-Test) kann ein reflektorischer che eines chronischen Hustens angenommen wer-
Bronchospasmus ausgelöst werden. den, wenn auch typische Refluxsymptome bestehen.
C Der Bronchospasmus beim Bernstein-Test wird D Gastroösophagealer Reflux triggert den chronischen
durch die unvermeidbare Aspiration ausgelöst. Husten immer durch Mikroaspiration.
D Durch die Protonenpumpenhemmer-Therapie kann E Wenn der Husten auf hochdosierten Protonen-
bei nachgewiesenem gastroösophagealem Reflux die pumpeninhibitor nicht anspricht, kann Reflux als
Asthmakontrolle und die Lebensqualität verbessert Ursache ausgeschlossen werden.
werden.
E Durch eine Protonenpumpenhemmer-Therapie kann
nur die FEV1 verbessert werden.

Kardos P. Pneumologische Erkrankungen und gastroösophagealer Reflux … Pneumologie 2014; 68: 624–633
Fort- und Weiterbildung 633

█ Was trifft beim chronischen Husten ohne richtungs-


8 weisenden Röntgenbefund und Lungenfunktion zu? █ Reflux und obstruktives Schlafapnoesyndrom:
10 Welche Behauptung ist falsch?
A Für diesen Husten ist in den meisten Fällen Reflux A Reflux und OSA haben gemeinsame Risikofaktoren.
verantwortlich. B Intrathorakale/transdiaphragmale Druckschwan-
B Schon geringe, auch physiologische, z. B. postpran- kungen bei obstruktiver Apnoe führen zu erhöhtem
diale Refluxepisoden können den Husten triggern. Reflux von Mageninhalt in die Speiseröhre.
C Je stärker der Reflux ausgeprägt ist (längere Reflux- C Intrathorakale/transdiaphragmale Druckschwan-
episoden, höhere Säureexposition im Ösophagus, kungen bei obstruktiver Apnoe beeinträchtigen den
mehr proximaler Reflux), umso wahrscheinlicher ist, unteren Ösophagussphinkter.
dass der Reflux Husten auslöst. D Nasal continuous airway pressure (N-cpap)-Therapie
D Patienten mit starkem Husten provozieren durch verbessert die Sphinkterfunktion, verringert
transdiaphragmale Druckschwankungen starken oder normalisiert die Säureexpositionszeiten im

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Reflux. Ösophagus.
E Jeder Patient mit starkem Reflux hustet, da das E Es besteht ein kausaler Zusammenhang: Reflux
Refluat in der Speiseröhre den Husten zwangsläufig verursacht Schlafapnoe.
reflektorisch auslöst, etwa ähnlich wie bei der
Aspiration.

█ Welche Aussage zu Reflux und idiopathische Lungenfibrose


9 ist richtig?
A Die Montreal-Klassifikation 2006 ordnet die idiopa-
thische Lungenfibrose als etablierte Assoziation mit
dem gastroösophagealen Reflux ein.
B Die Wirkung von Protonenpumpeninhibitoren auf
den progressiven Abfall der forcierten Vitalkapazität
konnte in randomisierten kontrollierten Studien
nachgewiesen werden.
C Nur die Wirkung von Protonenpumpeninhibitoren
auf die Exazerbationen der IPF konnte in rando-
misierten kontrollierten Studien nachgewiesen
werden.
D Es liegen retrospektive Studien mit Protonenpum-
peninhibitoren vor, die für eine Wirkung auf den
Abfall der forcierten Vitalkapazität und der Frequenz
der Exazerbationen sprechen.
E Protonenpumpeninhibitoren sind gut verträglich,
Interaktionen mit für die IPF zugelassenem Medika-
ment (Pirfenidon) sind nicht zu fürchten.

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