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Die bauliche und geschichtliche Entwicklung der Trompete

Übersicht:

I. Definition des Instruments

II. Die frühesten Formen der Trompete

III. Die Trompete in der Antike

IV. Die Trompete im Mittelalter

V. Die Neuerungen in der Renaissance

VI. Das goldene Zeitalter

VII. Die Krisenzeit

VIII. Die moderne Verwendung

IX. Verwandtschaften in der Welt

X. Zusammenfassung

Anhang: Stammbaum, Liederverzeichnis, Quellenangaben


I. Definition des Instruments

Baulich
Wenn man alle Trompeten in einer Definition zusammenfassen will, ist dies gar nicht so
einfach, da alte Definitionen schon seit langem nicht mehr auf die heutigen Bauformen
zutreffen. Lange Zeit galt die Mensur als Definition. Die Mensur beschreibt das Verhältnis
des Rohrdurchmessers zur Länge. Eine barocke Naturtrompete misst mit 224cm allerdings
mehr als 3mal so viel, wie eine moderne hoch-B-Trompete (65cm). Dabei ist sie aber nur
1,043mal so dick
Also müssen wir weitere Gemeinsamkeiten suchen.
Charakteristisch für eine Trompete sind sicherlich die Ventile. Die ersten Ventile wurden aber
erst 1835 erfunden und stellen somit keine Gemeinsamkeit aller Trompeten dar.
Ein Merkmal stellt aber die Spieltechnik dar. Wir haben es mit einem Blechblasinstrument zu
tun, das fast immer gleich angespielt wurde. Es sind die Lippen, die durch Vibrationen zur
Tonerzeugung dienen. Zudem weisen die Mundstücke eine Kesselform auf.
Danach wäre aber auch das Horn oder die Tuba eine Trompete. Die Krümmung können wir
aber nicht als Merkmal nutzen, da die römische Tuba auch als Trompete gilt und gerade ist.
Es bleibt somit festzuhalten, dass die Trompete ein Blechblasinstrument ist, die immer in
Epochenabschnitten zu definieren ist und viele Verwandte aufweist. Kaum ein anderes
Instrument hat sich in seiner Entwicklung so stark gewandelt.

Klanglich
Einzigartig ist der unverkennbare Klang einer Trompete. Der Klang gilt als prachtvoll,
fürstlich und weit hörbar.
Deshalb wurden Trompeter sehr gerne zu religiösen Zwecken genutzt. Kirchenväter
bezeichneten den Klang als Engelsstimmen oder sogar Gottesstimme. Aber auch in Kriegs-
wie in Friedenszeiten wurden Trompeter als Signalgeber gebraucht.
In der Romantik wird dann eher ein leiser und zärtlicher Klang erwünscht, der sich bis heute
erfolgreich neben dem lauten, prachtvollen Klang eingeordnet hat.
Der klangliche Umfang hat sich im Laufe der Zeit ebenfalls stark verändert. Dies wird beim
Vergleich der Naturtonreihen deutlich.

Naturtöne:

Was sind Naturtöne?


Naturtöne sind jene Töne, die allein durch die Lippenspannung beim spielen der Trompete
erklingen. Der tiefste Ton bzw. Grundton, ist der Ton, der bei der geringsten Lippenspannung
entsteht. Auf einer barocken Natutrompete in C erklingt dann das große C. Der darauf
folgende Ton liegt eine Oktave höher (c). Erst eine weitere Oktave höher erklingt zwischen
dem c und dem c’ die Quinte g. In der dritten Oktave kommen neben c’, c’’ und g auch e’ und
b’ dazu.
Das b’ klingt aber, da es genau zwischen g’ und c’’ liegt, zu tief.
Die bereits gefundenen Töne lassen sich auf jede neue Oktave übertragen.
Umso höher man kommt, destso mehr Töne schieben sich auch zwischen die bereits
festgelegten Naturtöne.
Bis heute gibt es keine vollkommen „wohltemperierte“ Trompete. Auf einem heutigem b-
Jazz-Modell ist das cis’ etwas zu hoch.

Zusammenfassung
Die Trompete ist ein Blechblasinstrument, das sich nicht in einer einzigen Definition
bestimmen lässt. Sie muss aufgrund ihrer langen Entwicklung in Epochenabschnitten
betrachtet. Das gilt für die starke Veränderung der Form, vom langen hölzernen Rohr zur
milimeter genauen Produktion von heute; sowie für das klangliche Spektrum, das vom
Hineinschreien, über die Naturtöne, sich bis zur Chromatik und weiter entwickelt hat.

II. Die frühesten Formen der Trompete

Bei der Betrachtung der frühesten Instrumente fällt schnell auf, dass sie wieder nicht der
Definition entsprechen. Man muss sich hier entscheiden, ob man überhaupt von Trompeten
oder nicht eher von Ur-Instrumenten sprechen möchte.
Die frühesten „Trompeten“ hatten weder Mundstücke, noch Schalltrichter und waren aus
Holz. Man blies auch nicht hinein, sondern nutzte diese Rohre als Megaphone.
Der Sinn bestand darin die Stimme zu verzerren, um z.B. böse Geister zu vertreiben. Es
handelte sich um akustische Masken. Gespielt wurden sie ausschließlich von Männern bei
allerlei Zeremonien. Solche Instrumente findet man heute noch bei Urvölkern von Neuguinea,
Nordwestbrasilien und bei den Aborigines (Didgeridoo) in Australien. Ähnliche Instrumente
finden sich auch in Afrika und dem restlichen ozeanienschem Raum. Die Materialien waren
hier Gazellenhörner, Elefantenstoßzähne und Muscheln.
Hier findet sich die Wurzel, aus der sich in der Antike viele neue Instrumente entwickelten.

III. Die Trompete in der Antike

In der Antike gab es viele verschiedene wichtige Völker und mindestens so viele Trompeten.
Wir betrachten hier daher nur eine Auswahl der einflussreichsten und größten Völker, da der
Gebrauch sich oftmals ähnelt.

Die Ägypter
Bei den Ägyptern galt Osiris der Sonnengott als Erfinder der Trompete. Einsatz fand die in
Hieroglyphenschrift genannte „snb“, im Krieg und bei Zeremonien. Allerdings nicht in
musikalischer Form. Der Philosoph Plutarch empfand den Klang jener Instrumente als
Eselsgeschrei. Bei der Ausgrabung des Pharaos Tutanchamun fand man 2 zwei dieser
Instrumente. Sie sind 50 – 60cm lang, aus Silber und Kupfer gefertigt und haben eine
konische Form.

Die Israeliten
Das Spielen der so genannten „Chazozra“, war bei den Israeliten den Priestern vorbehalten.
Die Priester waren in Gottes Namen damit beauftragt Alarm zu blasen, Versammlungen
anzukündigen und Dankopfer zu begleiten. Eine Beschreibung befindet sich hierzu im
10.Kapitel des 4.Buch Moses. Diese Trompeten die ca. 45cm lang waren sind auf dem
Triumphbogen in Rom abgebildet, nachdem der Kaiser Titus Jerusalem erobert hatte. Das
Volk der Juden war durch die Klangpracht beeindruckt. Es heißt, dass bei der Tempelweihe
unter Salomon, 120 Priester auf einmal gespielt haben.

Die Griechen
Die Verwendung der griechischen „Salpnix“ ist leider kaum überliefert. Man vermutet, dass
es sich überwiegend um ein militärisches Instrument handelt. Das Trompetenblasen war aber
auch eine Disziplin der Olympischen Spiele, die sich aber nicht in die Neuzeit retten konnte.
Es heißt, dass dem Athleten Achias für das dreimalige Gewinnen und sein unglaubliches
Können, sogar eine Ehrensäule errichtet wurde.

Die Urgermanen
Ein wahrscheinliches Kultinstrument aus der Bronzezeit, stellt die „Lure“ da. Die Form
erinnert an das Horn eines Mammuts. Wahrscheinlich wurden diese auch verwendet, bis sie
zunächst Stückweise bis vollständig durch Bronze ersetzt wurden. Heute ausgestellte
Exemplare aus Skandinavien, Norddeutschland und Irrland, finden sich im Nationalmuseum
Kopenhagen. An dem Mundstück ist zu erkennen, dass es eine Entwicklung gab. Das Rohr ist
nicht nur breiter, sondern lässt bereits eine Kesselform erkennen. Am oberen Ende findet sich
kein Schalltrichter, sondern ein platter Teller, der wiederum mit Bronzestücken verziert
wurde.

Die Kelten
Der Gebrauch der keltischen „Karnyx“ mag ähnlich gewesen sein, wie der „Lure“ der
Urgermanen. Besonderes Merkmal waren die Schallbecher in Drachenkopfform. Bei der
„Karnyx“ handelte es sich um ein steckbares Instrument aus einem Kuhhorn und dem
Bronzeaufsatz, wodurch das Instrument hakenförmig wurde.

Die Römer
Die Römer besaßen gleich mehrere Blechblasinstrumente. Diese Instrumente wurden meist
von anderen Völkern übernommen und modifiziert. Alle diese Trompeten waren aus Bronze
und hatten abnehmbare Mundstücke. Zu erwähnen seien hier die römische „Tuba“. Mit ca.
120 cm war sie länger als die „Chazozra“ aber kürzer als die „Salpinx“. Das „Cornu“ war ein
gebogenes Instrument in G-Form, mit einer Verstrebung zur erhöhten Stabilität.
Diese beiden Instrumente, dienten der römischen Kriegsführung und wurden unter Infanterie
und Kavallerie aufgeteilt.
Eine dritte Trompete, die eher den zeremoniellen und religiösen Anlässen verschrieben war,
war der „Lituus“. Die J-Form weißt eine Verwandtschaft zur keltischen „Karnyx“ auf.
Alle drei Trompeten wurden mit sehr hohem Druck gespielt. Es heißt, dass sich die Bläser bei
längeren Anlässen Lederbänder um die Backen banden, um diese nicht zu weit aufzublasen.
Zu solchen Anlässen gehörten mitunter die Gladiatorenkämpfe in den Arenen des römischen
Imperiums.

IV. Die Trompete im Mittelalter

Frühmittelalter
Mit dem Untergang des römischen Reiches gingen unter den vielen kulturellen Dingen auch
die Trompeten ein. Grund hierfür war unter anderem, dass die Germanen als
Militärinstrumente nur Tierhörner kannten und mit den bronzenen Blasinstrumenten
vermutlich nicht viel anfangen konnten.
Trotz alledem lebte die Trompete in kirchlichen Schriften und der religiösen bildenden Kunst
weiter. Als Bespiel seien hier Bilder der Apokalypse zu erwähnen, auf denen vier Engel in
vier Tierhörner blasen.

Spätmittelalter

Krieg
Nach den Kreuzzügen gab es in der Literatur und Kunst eine Blütezeit. Aus ihr gehen viele
neue Trompetenformen hervor. Dies haben wir zu großem Teil den „Sarazenen“ zu
verdanken, die durch die Berührung von Morgen- und Abendland starken Einfluss auf die
damalige Kultur hatten. Hierzu gehören neben den Instrumenten aber auch die Übernahme
des arabischen Zahlensystems oder Astronomiewissen.
Zu dieser Zeit entstanden unter anderem zwei überlieferte Musizierarten. Die eine war das
reine Trompetenensemble, die zweite die „Alta-Kapelle“. Letztere ist eine Mischung aus
Pommern und Trompeten. Dennoch lag die Hauptbeschäftigung eines Trompeters im
Kriegsdienst. Umherziehende Musiker konnten beispielsweise zeitwillig in Dienst eines
Heeres treten, um ihr Brot zu verdienen.
Doch nicht nur im Abendland wurde die Trompete als Kriegsinstrument verwendet. Auch die
„Sarazenen“ wussten um die Lautstärke ihrer so genannten „nafir“. Diese soll derartig hoch
gewesen sein, dass ihre Gegner ihren Pferden die Ohren verstopften. Auf der Seite der
Sarazenen galten diese Trompeter, die immer mit Paukern zusammenspielten, als Motivatoren
für die Krieger. Die Militärkapelle des Sultan Baibars umfasste 68 Musiker. Darunter
befanden sich 20 Trompeter und 40 Pauker.
Das wichtigste Trompeteninstrument auf westlicher Seite war die Busine. Sie ist eine lange
zylindrischförmige Metalltrompete. Als im 15. Jhd. der Doppelzug erfunden wurde, wurde die
Busine zur Posaune. (BILD)
Eine weitere Form, die im 3. Kreuzzug unter Richard Löwenherz erstmals zum Vorschein
kam, war die „Trumpa“. Auch die „Trumpa ist möglicherweise arabischen Ursprungs. Von
der Trumpa lassen sich zudem moderne Namen ableiten wie „Trummet“ oder „Trompe“.
Das Lärmmachen der Sarazenen wurde schließlich auch von den Christen übernommen.
Richtige Signale mussten sich aber erst wieder neuentwickeln. Der Tonumfang dieser spät
mittelalterlichen Instrumente um 1300 hat aber nicht viel mit heutigen Trompeten gemein.
Vom Grundton aus (C’), erreichte die Trumpa die ersten vier Naturtöne bis zum c’.
Das der Klang so tief war lag daran, dass die Trompeten keine richtigen Mundstücke hatten,
sondern nur erweiterte Rohre. Zudem ist auf Kunstwerken erkennbar, dass die Trompeter
ohne Lippenspannung und mit aufgeblasenen Backen spielten.

Soziales Ansehen
Musiker und Schauspieler galten im Mittelalter als „ehrlos“, da sie keinen festen Wohnsitz
hatten. Die Kirche verweigerte ihnen sogar die Sakramente. Sie hatten aber die Möglichkeit in
Dienst eines Fürsten oder einer Stadt zu treten um „ehrlich“ zu werden.
Eine wichtige Tätigkeit damaliger Fürsten war es mit Sicherheit in die schlacht zu ziehen.
Unentbehrlich waren hierfür Trompeter, die mit den wenigen aber wichtigen Signalen vertraut
waren. Somit waren sie sicherlich eine ersten fest besoldeten Musiker der damaligen Zeit.
Doch auch wenn sie repräsentative Zwecke in schicken Uniformen ausübten waren sie nur
Diener. Zu der Repräsentation des Fürsten oder sogar des Königs, gehörte das Spielen an der
Tafel und vor allem dem Herrn gute Laune zu bereiten. Dabei spielten auch Trommler,
Pauker und Musiker, die mehr als ein Instrument (z.B. Laute) beherrschten.
Weitere musikalische Aktivitäten waren das Blasen zu Turnieren, Krönungen, Hochzeiten
und Taufen.
Aber wie schon beschrieben, konnte ein Trompeter auch in den Dienst einer Stadt treten. Hier
waren sie Teil der Stadtwache auf den Türmen oder spielten auch bei Festlichkeiten mit.
Die Stadt Bologna hatte im 13. Jahrhundert an den vier Toren je zwei Trompeter postiert. Sie
bekamen prachtvolle Uniformen und silberne Trompeten von der Stadt gestellt. Sie wirkten
ebenso den Kern der Bologneser Musikergruppe. Doch auch in anderen Städten wie Gent,
Brügge oder Antwerpen wurden Trompeter als „Türmer“ eingesetzt. Im Alpenraum wie Basel
erfüllten zunächst noch Tierhörner den Job der Trompete. Diese verschwanden dann aber
während des 15. Jahrhunderts.
Doch kaum ein Trompeter wurde so angesehen und lebte so sicher wie die Bologneser. Daher
schlossen sich zu Beginn des 14. Jahrhunderts regionale Musiker zu Bruderschaften
zusammen. Die Nicolai-Zechbrüder waren die ersten dieser Art, die sich 1288 in Wien
gründeten. Den Vorstand einer jeden Bruderschaft bildete ein „Spielgraf“.

NOCH ETWAS ZU TROMPETENENSEMBLE + ALTAKAPELLE SCHREIBEN S.26


V. Die Neuerungen in der Renaissance

Das Mundstück
Eine der wichtigsten Neuerungen, die in der Renaissance Zeit aufkam, war es nicht mehr die
Trompete selbst ständig zu verändern, sondern sich einmal Gedanken über die Mundstücke zu
machen. Beim entwickeln der „richtigen“ Blastechnik, ist den Trompetern wahrscheinlich
aufgefallen, dass das Mundstück ein entscheidender Faktor zur Veränderung des Klanges war.
Bis dahin bliesen die Musiker in wulstartige Ausdehnungen des Rohres – dem entsprechend
war der Klang. Zwischen 1400 und 1600 bildeten sich verschiedene Bauweisen.
Eine davon war es die Mundstücke zusammenzustecken. Erkennbar bei erhaltenen
Exemplaren ist hierbei die Berücksichtigung eines Schalltrichters. Diese Methode wurde
immer weiter verfeinert. Bis 1578 steckte man die Mundstücke aus bis zu 7 präzise
gefertigten Einzelteilen zusammen, die bereits eine moderne Kesselform aufwiesen.
Ende 1400 wurde aber auch die Gießform entwickelt, die es ermöglichte Mundstücke aus
einem Stück herzustellen, die mit weicheren Abrundungen auch angenehmer zu spielen
waren.

Revolution des Instrumentenbaus im 15.Jhd.


Während die Trompeten zur Zeit der Römer noch im Wachsschmelzverfahren gegossen
wurden, übernahm man um 1400 die Herstellung aus gewalztem Blech. Es ist zu vermuten,
dass auch diese Bauweise von den Sarazenen übernommen wurde. Aus Schmieden und
Kesselmachern entwickelte sich im Laufe des Jahrhunderts dann erstmalig der Beruf des
Blechblasinstrumentenmachers.
Für das Rohr verwendeten sie ein lange rechteckiges Stück aus Metall, das sie um ein Rohr
bogen. Wenn alles gerade und ohne Beulen war, wurden die beiden Nähte verlötet. Eine
Trompete konnte dann aus mehreren solcher Röhren zusammengesteckt werden.
Der Schalltrichter gestaltete sich schon schwieriger. In die eine Seitenlänge einer Art
Trapeozit wurden kleine Einschnitte gemacht, die nacheinander nach links und rechts
umgebogen wurden. Die andere Seite wurde dann zwischen die Zacken geschoben,
zusammengehämmert und verlötet. So erhielt man einen Trichter, der auf dem Amboss noch
ausgeglichen werden musste, da er durch die Naht nicht überall gleich dick war und noch
keine ausladende Form besaß. Deshalb konnte man die Lötweise der Röhren auch nicht
übernehmen, da die Nähte beim Hämmern platzen konnten.
Auch das Biegen Rohre war eine Innovation dieser Zeit. Man hatte entdeckt, dass
verschiedene Metalle auch verschiedene Schmelztemperaturen hatten und machte sich dies zu
Nutze. Ein Metall mit einer höheren Schmelztemperatur wurde wie bei der Rohrbauweise um
ein anderes Metall gehämmert. Also z.B. eine Messinglegierung (70% Kupfer und 30% Zink)
mit einer Schmelztemperatur von 900°C und Blei, das bei 327°C schmilzt.
Waren Blei und Messing abgekühlt konnte man das Rohr biegen. Hierbei musste besondere
Vorsicht auf die Naht gegeben werden. Riss sie auf konnte man von vorne beginnen.
Auf der Innenseite des Bogens taten sich auch Falten auf die durch das „Auspochen“
begradigt wurden. Entsprach der Bogen den Vorstellungen des Schmiedes konnte das
Konstrukt wieder erhitzt werden, um das Blei ausfließen zu lassen. Der Bogen konnte nun als
normales Steckstück Verwendung finden.

Neue Trompeten
Durch das Biegen der Rohre konnte die nun bis zu 2m lange, unhandliche Busine auf eine
Länge von circa 70 cm reduziert werden. Die Busine wurde um 1500 dann schließlich von der
„Trompete“ oder „trompette“ abgelöst. Diese s-förmige Trompete ist der Vorläufer der
späteren Barock- und Fanfarentrompete. Neben der „Trompete“ wurde gleichzeitig die
„Zug-Trompete“ entwickelt. Es handelt sich aber nicht um einen Zug, der vergleichbar mit
dem einer Posaune (U-Zug) wäre. Ein schmaleres Rohr, in das auch das Mundstück gesteckt
wurde, wurde in das erste Rohr geschoben. Nun war man in der Lage das ganze Instrument
vor und zurück zu schieben und somit Töne zwischen den Naturtönen erklingen zu lassen.
Die Zug-Trompete fand ihren hauptsächlichen Einsatz in der Alta-Kapelle und bereicherte
diese stark durch ihre chromatische Spielweise, durch welche die Trompeter nicht mehr
gezwungen waren als Bass Instrument zu spielen. Da die Vorläufer aufgrund des
Kriegseinsatzes mit ein paar ausnahmen aus der Kirche verbannt waren, fand die Zugtrompete
wieder Platz in den Kompositionen, da die zuvor erwähnte bügelförmige Trompete nun im
Krieg und am Hofe Platz fand.

Verschiedene Berufsformen in der Barockzeit

In der Barockzeit spezialisierten sich die verschiedenen Aufgaben der Trompeter. Neue
Pflichten kamen hinzu andere fielen weg, was einerseits durch die Bedürfnisse der Menschen,
andererseits durch die innovativen Entwicklungen zustande kam.

Die Türmer
In der Stadt Basel kam neben dem Wachdienst (bei einem Feuer oder Angriff Alarm zu
blasen) auch das „Abblasen“ als neue Aufgabe für die Trompeter hinzu. Das bedeutet, dass
sie zu jeder vollen Stunde zu spielen hatten und den Tag, sowie die Nacht „anzublasen“.
Sollte die auch nur ein einziges Mal vergessen worden sein, soll der Türmer einen
„wuchenlohn one gnad verloren haben“. Problem dieses Berufes war es, dass die Trompeter
ohne Urlaub die Stadt keinesfalls verlassen durften und wenn sie den Job an den Nagel
hängen wollten, musste dies 3 Monate vorher gemeldet werden.

Städtische Trompeter und Organisationen


Durch das mögliche Sesshaftwerden, das die Musiker den regionalen Organisationen, wie den
Stadtpfeifern oder Bruderschaften zu verdanken haben, verbesserte sich die Stellung der
Musiker. Dennoch hatte es die städtischen Trompeter nicht leicht, da sie neben der Trompete
oftmals noch über 10 weitere Instrumente beherrschen mussten. Doch durch einen
festgelegten Ausbildungsvorgangs, der 2 bis 5 Jahre dauern konnte, gewannen die Musiker
stark an Ansehen. Nachdem sich ein Lehrling „freigeblasen“ hatte, erhielt er einen Lehrbrief,
der ihn zum Gesellen ernannte und er seinen eigenen Weg gehen konnte.
Die Gesellen konnten zu Turmbläsern werden, die aber eine Sonderstellung einnahmen.
Meistens spielten sie bei Ratsversammlungen, Gerichtsverhandlungen, aber auch in der
Kirche. In Bologna beispielsweise waren die städtischen Trompeter dazu verpflichtet in extra
bereitgestellten täglich zu üben, sowie morgens und abends, vor und nach den Mahlzeiten auf
dem Balkon des Rathauses ein Konzert zu geben.
Aus dieser Zeit stammt auch der Brauch zu Beginn eines Gottesdienstes eine Trompetesonate
zu spielen.

Die Hof- und Feldtrompeter


Die Hoftrompeter waren für die damaligen Herrscher eine Art Gradmesser für ihre Macht.
Umso mehr, umso besser. Allein der König von England hatte 1610 26 Trompeter im Dienst.
Bei der Krönung von König Christians IV spielten 54 Trompeter. Doch nur weil die
Trompeter angestellt waren, hieß das nicht, dass sie auch bezahlt wurden. Vor allem wenn es
um Extrabezahlungen von Urlaub oder Feldzügen ging. In Friedenszeiten spielten sie dann bei
Turnieren, an der Tafel und anderen höfischen Festen.
Dabei war die Musik der Hoftrompeter improvisiert. Da die Trompeter in dieser Zeit lernten
in der Höhe zu spielen und so entstand bis 1580 das fünfstimmige Trompetenensemble des
Barock. Die Hoftrompeter mussten zudem schwören, wenn es zum Krieg kam, ihrem Herren
in den Krieg zu folgen. Dabei bliesen die Trompeter die Zeichen der Kavallerie. Der
Infanterie dienten Trommler und Fötenspieler. Die Signale, die alle Soldaten kennen mussten,
hatten verschiedenste Bedeutungen. Dazu gehörte beispielsweise das Angriffsblasen, Satteln,
aufsitzen, Marsch oder zur Fahne.
Der Trompeter befand sich immer nächst zum Hauptmann um seine Kommandos auf das
Schlachtfeld zu blasen. Außerdem diente der Feldtrompeter als Botschafter. Er überbrachte
Botschaften von einer Front zur anderen. Dabei durfte die Nachricht nur dem feindlichen
Kommandanten überreicht werden. Diese Aufgabe war mit höchster Vorsicht verbunden, um
nicht erschossen zu werden, vor allem wenn die Botschaft die Ausforderung zur Kapitulation
enthielt. Die Trompeter genossen zwar Schutzprivilegien, doch nicht immer wurden diese
auch eingehalten.

VI. Das goldene Zeitalter

Aufgrund des Dreißigjährigen und Siebenjährigen Krieges, in denen sich die Trompete immer
noch als das Kommunikationsmittel erwies, war sich ihr Einsatz in den Fürstenhäusern nicht
wegzudenken. Doch es gab auch positivere Ereignisse, wie der finale Einzug in die
Kunstmusik dieser Zeit.

Neue Spieltechnik für die Kunstmusik


Hier stellten sich für die Musiker neue Herausforderungen. Bisher spielten sie fast nur im
Freien und sollten auch weit gehört werden. Dementsprechend hoch war die Lautstärke, ob
nun auf dem Schlachtfeld oder einem Fest. Das Getöse des Mittelalters wurde stets
weitergegeben.
Nun sollten diese Instrumente aber zarte Sonaten spielen und dies leide, damit man lauschen
konnte. Zudem musste das ganze Stück sauber gespielt werden. Die Unreinheiten der
Naturtöne mussten in Einklang mit dem Orchester gebracht werden. Spielten nur Trompeter
zusammen fiel dies bisher nicht zu stark auf.
So mussten die Ansatzformen, die mit den neuen Mundstücken bereits hinzukamen weiter
verbessert werden. So wurde es in den Lehrbüchern verboten die Backen aufzublasen und das
Instrument mit mehr „Druck“ zu spielen. Das bedeutet, dass durch Anstrengung des
Zwerchfells der Luftdruck erhöht wird wodurch ein saubererer Ton erzeugt wird und das
Spielen in der Höhe erleichtert wurde. Doch um all dies mit der Zunge in ein Zusammenspiel
gab es nur einen Weg: ÜBEN.
Mit einem guten Ansatz war es nun möglich auch leise saubere Töne zu spielen und man
konnte sich dem nächsten Problem widmen. Wie die unreinen Naturtöne in Einklang mit dem
Orchester bringen? Hierzu wurde die Technik des „Treibens“ entwickelt. Mit Hilfe der
Lippenkraft können Töne aufwärts „abgelenkt“ oder „gedrückt“ werden. Mit Hilfe eines
guten Ohres konnte der Trompeter nun versuchen die ungeraden Töne zu korrigieren. Hier sei
bemerkt, dass es deutlich leichter ist Töne nach unten zu treiben als nach oben. Wichtig war
auch mit druckschwachem Ansatz zu spielen, da durch zu starkes Pressen die
Lippenmuskulatur zusammengequetscht wird und nicht mehr frei schwingen kann. Zudem ist
dies schädlich für die Lippen.
Anforderungen in der Stilistik
In der Barockzeit war es das Ziel aller Musiker die menschliche Stimme nachzuahmen. Daher
wurden Blasinstrumente beispielsweise Streichern als Soloinstrumente vorgezogen, da der
Atemstrom dem Gesang näher kam.
Das Binden von Noten wurde fast nur bei fallenden Motiven, die Seufzern ähnelten
eingesetzt. Dies änderte sich erst mit dem Beginn der Klassik. Auch das lauter werden und
wieder leiser werden eines gehalten Tones (messa di voce) wurde in das Repertoire der
Techniken aufgenommen.
Es war also eine Zeit des Experimentierens, der wir viele Spielvarianten zu verdanken haben.

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