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Ausgabe 2022-04
Klass.-Nr.: 55110
Vorwort
Aus gesetzlichen Gründen und im Sinne von Ressourcenschonung gemäß der Konzerngrundsätze
ist der Einsatz von Rezyklaten zu unterstützen. Um den prozess- und anwendungsgerechten Ein-
satz von Rezyklaten sicherzustellen und Falschverwendungen auszuschließen, werden hier ent-
sprechende Regelungen und Klassifizierungen getroffen.
Frühere Ausgaben
VW 50026: 2017-08, 2020-06, 2020-10
Änderungen
Gegenüber der VW 50026: 2020-10 wurden folgende Änderungen vorgenommen:
a) Abschnitt 4 „Klassifizierung“ ergänzt und Bild 1 aus dem Anhang aktualisiert hierher verscho-
ben
b) Abschnitt „Bezeichnung“ entfällt
c) Abschnitt 5 „Spezifikation Rezyklatangabe“ hinzugefügt
d) Abschnitt „Rückverfolgbarkeit bei der Kunststoffverwertung“ entfällt
e) Abschnitt 6.3 „Produktdokumentation“ geändert
f) Abschnitt 7 „Verwendungsgrundsätze für die Granulatklassen“: Hinweise zu sicherheitsrele-
vanten Bauteilen für GK2, GK3 und GK4 ergänzt
g) Anhang „Kunststoffkreisläufe“ entfällt
h) Anhang A „Beispiel für Bestandsaufnahme der verwendeten Materialien“: Tabelle geändert
und Hinweise ergänzt
i) Anhang C „Weitere Beispiele zur Spezifikation Variante 2“ hinzugefügt
Inhalt
Seite
1 Anwendungsbereich ................................................................................................... 2
2 Begriffe ....................................................................................................................... 2
3 Abkürzungen .............................................................................................................. 3
4 Klassifizierung ............................................................................................................ 4
5 Spezifikation Rezyklatangabe .................................................................................... 7
5.1 Allgemeines ................................................................................................................ 7
5.2 Variante 1 ................................................................................................................... 7
5.3 Variante 2 ................................................................................................................... 8
6 Allgemeine Anforderungen ....................................................................................... 10
6.1 Werkstoffspezifikation .............................................................................................. 10
6.2 Zudosieren von sortenreinen Produktionsabfällen aus einem Prozess (gilt nur
für GK0) .................................................................................................................... 10
6.3 Produktdokumentation ............................................................................................. 10
7 Verwendungsgrundsätze für die Granulatklassen .................................................... 10
8 Mitgeltende Unterlagen ............................................................................................ 11
Anhang A Beispiel für Bestandsaufnahme der verwendeten Materialien ................................. 12
Anhang B IMDS-Eintrag ............................................................................................................ 13
Anhang C Weitere Beispiele zur Spezifikation Variante 2 ......................................................... 14
1 Anwendungsbereich
Diese Norm legt die Anforderungen an den Einsatz von Kunststoffgranulaten für thermoplastische
Bauteile fest.
2 Begriffe
Blackspot (Schwarze) Verunreinigungen, z. B. thermisch vorge-
schädigte Materialpartikel in PC
Circular-Economy Circular Economy im Sinne der Kreislaufwirtschaft be-
schreibt die Kreislauffähigkeit von Materialien im Sinne
der Stoffkreisläufe (Unterscheidung: biologischer Kreis-
lauf / technischer Kreislauf). Ziel ist, die für Automotive
Anwendungen eingesetzten Materialien möglichst lan-
ge aus dem technischen Stoffkreislauf zu bedienen
und zu halten. Im Bereich technischer Anwendungen
der VW 50026, hier speziell mit Fokus auf die aus dem
Kreislauf eingehenden Kunststoff-Materialien aus Re-
zyklat-Quellen (wie GK1B, GK-3, GK-4, bzw. z. B. auch
Füllstoffe der GK1B).
Mahlgut sortenreine, prozesseigene Produktionsabfälle, einge-
mahlene Angüsse oder Ausschussteile eines Bauteils,
die im Spritzgussprozess eben diesem Bauteil wieder
zugesetzt werden
Post-Consumer „Nach Gebrauch durch den Endverbraucher“; ent-
spricht der Spezifikation nach DIN EN ISO 14021, Ab-
schnitt 7.8.1.1 a) 2)
Post-Industrial/Post-Production „Nach Fertigung, aber vor Gebrauch“; entspricht der
Spezifikation nach DIN EN ISO 14021, Abschnitt
7.8.1.1 a) 1)
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VW 50026: 2022-04
3 Abkürzungen
BMG Baumustergenehmigung
EMPB Erstmusterprüfbericht
GK Granulatklasse
IMDS International Material Data System
LU Lieferumfang
Off-Spec außerhalb der Spezifikationen
PVD Physical Vapor Deposition (Physikalische Gasphasenabscheidung)
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VW 50026: 2022-04
4 Klassifizierung
Es wird zwischen fünf Granulatklassen (GK) unterschieden. Die Entstehung dieser Granulatklas-
sen kann Bild 1 entnommen werden.
Bild 1 – Kunstoffkreisläufe
Granulatklasse 0 Mahlgut
Unter Mahlgut versteht man den Teil des Abfallstroms
eines Herstellungsverfahrens, der nach Durchlaufen
weiterer technischer Verfahren (z. B. Vermahlen) im
selben Prozess wiederverwendet wird. Es ist hier aus-
drücklich der Materialstrom angesprochen, der in der
DIN EN ISO 14021, Abschnitt 7.8.1.1 a) 1) als „Abfall
vor Gebrauch“ vom Rezyklat ausgeschlossen wird.
Granulatklasse 1A (GK1A) Neuware (1A-Typware)
Unter Neuware (1A-Typware) versteht man Thermo-
plaste und thermoplastische Elastomere, die mittels
Polyreaktion und gegebenenfalls anschließender Com-
poundierung erstmalig zum Einsatz kommen.
Ausgangsstoff der Neuware ist Rohöl.
Granulatklasse 1B (GK1B) Neuware (biobasierte Rohstoffe)
Unter Neuware aus biobasierten Rohstoffen versteht
man Thermoplaste und thermoplastische Elastomere,
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VW 50026: 2022-04
5 Spezifikation Rezyklatangabe
5.1 Allgemeines
In der Bezeichnung nach VDA 260 ist der Mindest-Rezyklatgehalt nach ISO 11469 (Abschnitt
„Formteile einheitlicher Zusammensetzung“) anzugeben.
Bei Mehrfachangabe von Granulatklassen ist es zulässig, dass Rezyklate eingesetzt werden, die
aus einer Mischung dieser Granulatklassen bestehen. Welches Mischungsverhältnis vorliegt, muss
bei der Bemusterung nach Anhang A „Beispiel für Bestandsaufnahme der verwendeten Mate-
rialien“ ausgewiesen werden. Hierbei ist zu beachten, dass nur typisierte Rezyklate verwendet
werden dürfen.
5.2 Variante 1
Beispiel 1: > ABS <
keine Angabe eines Rezyklatgehalts, Einsatz von Neu-
ware vorgeschrieben
Beispiel 2: > ABS(REC50) <
ABS mit 50 % Mindest-Rezyklatgehalt vorgeschrieben
Des Weiteren müssen in der Zeichnungsansprache die jeweils zulässigen Granulatklassen ange-
geben werden.
Zu Beispiel 1: Granulat nach VW 50026 – GK1
ausschließlich Verwendung GK1 (Neuware), Einsatz
von Neuware vorgeschrieben
Zu Beispiel 2: Granulat nach VW 50026 – GK1, GK2, GK3
Verwendung von GK1 (Neuware), GK2 (Industriewa-
re/Industriequalität) und GK3 (Post-Industrial-Rezyklat)
zulässig;
GK4 (Post-Consumer-Rezyklat) ist nicht angegeben
und daher ausgeschlossen
Beispiel 3: ZSB mit mehreren Einzelteilen (Werkstoffeintrag in Tabellenform, siehe Bild 2)
5.3 Variante 2
In der Zeichnung (gegebenenfalls Referenzdatenblätter, wenn Zeichnung noch nicht erstellt) erfolgt
die Rezyklatangabe durch Erweiterung der Materialstückliste um eine Granulatklassen-Tabelle
(vgl. auch Tabelle Anhang A).
Die Befüllung erfolgt in 2 Schritten: Zunächst werden durch den zuständigen Bauteilentwickler vor
Lieferantenanfrage die für das Bauteil jeweils maximal möglichen Granulatklassen-Anteile angege-
ben. Hierzu ist die Absprache zwischen zuständigen Bauteilentwickler und zuständiger Werkstoff-
technik notwendig.
Sind bestimmte Granulatklassen für die Anwendung ungeeignet oder ausgeschlossen, werden die-
se mit „0“ befüllt (Beispiel, siehe Tabelle 1).
Vor der Nominierung wählt der Lieferant die Material-Handelstypen und Granulatklassen-Anteile
aus und legt diese dem zuständigen Bauteilentwickler offen. Nach Vergabe dokumentiert er dann
die Granulatklassen-Anteile in der Stückliste auf der Zeichnung. Wichtig ist hierbei, dass sich die
Angaben innerhalb der vorgegebenen Toleranzen bewegen und die Granulatklassen-Anteile in
Summe 100 % ergeben (Beispiel, siehe Tabelle 2)
Mögliche Wiederausschreibungen haben dann wieder mit den Granulatklassen-Vorgaben vor ur-
sprünglicher Lieferantenanfrage zu erfolgen. Weitere Beispiele siehe Anhang C.
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VW 50026: 2022-04
Beispiele:
Tabelle 1 – Beispiel 1
Teile im LU ***.***.*** Granulatklassen (%) nach VW 50026
Feld Pos. Teile-Nr. Benennung Anzahl Werkstoff Gewicht GK1A GK1B GK1C GK2 GK3 GK4 Füllstoff Füllstoff Summe Rezyklatanteil
(g) GK1 GK2 bis
GK4
E18 d ***.***.**w Träger 1 PP GF 4168 max. 0 max. max. max. 0 max. max.
I-Tafel 20 VW4404 80 80 80 80 10 20
5-PP9
Tabelle 2 – Beispiel 2
Teile im LU ***.***.*** Granulatklassen (%) nach VW 50026
Feld Pos. Teile-Nr. Benennung Anzahl Werkstoff Gewicht GK1A GK1B GK1C GK2 GK3 GK4 Füllstoff Füllstoff Summe Rezyklatanteil
(g) GK1 GK2 bis
GK4
E18 d ***.***.**w Träger 1 PP GF 4168 60 0 0 0 20 0 0 20 100 40
I-Tafel 20 VW4404
5-PP9
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VW 50026: 2022-04
6 Allgemeine Anforderungen
6.1 Werkstoffspezifikation
Die Möglichkeit des Einsatzes von Rezyklat wird für jedes Einsatzgebiet bzw. für jede Werkstoff-
spezifikation separat vom Auftraggeber nach dieser Norm geprüft.
Alle Anforderungen hinsichtlich technischer Entwicklung (z. B. Lastenheftanforderungen, Funktion)
und Qualitätssicherung (z. B. Werkstoffnachweise und Oberflächenanforderungen, Einbau und
Maß) müssen, unabhängig davon, ob Rezyklat zum Einsatz kommt, vollumfänglich und prozesssi-
cher erfüllt werden.
Es besteht keine grundsätzliche Möglichkeit der Anpassung, insbesondere Herabsetzung, einer
Werkstoffspezifikation aufgrund des Einsatzes von Rezyklat.
6.2 Zudosieren von sortenreinen Produktionsabfällen aus einem Prozess (gilt nur für
GK0)
Die maximale Dosierung in Masse-% ist mittels Zeichnungseintrag für jedes Bauteil zu dokumen-
tieren, im Rahmen der BMG-Prüfung zu validieren sowie grundsätzlich im EMPB zu dokumentie-
ren.
6.3 Produktdokumentation
Zu einer vollständigen Produktdokumentation gehören:
– die Anzeige der verwendeten Kunststoffe nach Anhang A „Beispiel für Bestandsaufnahme der
verwendeten Materialien“
– eine eindeutige Deklaration nach Abschnitt 4 „Klassifizierung“ und Anhang B „IMDS-Eintrag“
– chargenbezogene Materialeigenschaftsnachweise (der genaue Inhalt ist mit dem Auftragge-
ber abzustimmen und zu dokumentieren)
8 Mitgeltende Unterlagen
Die folgenden zitierten Dokumente sind zur Anwendung dieses Dokuments erforderlich:
Bild B.1
Beispiel: Zeichnungseinträge für ein Sicherheitsteil, bei dem kein Rezyklat zulässig sein sollte
Zeichnungsstand vor Anfrage (Metallteil hier vernachlässigt), siehe Tabelle C.1.
Beispiel: Zeichnungseinträge für einen einfachen Halter, bei dem mehrere Granulat-Klassen zulässig sind
Zeichnungsstand vor Anfrage, siehe Tabelle C.3.