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~Thieme

Endspurt - die Skripten fürs Physikum

Anatomie 1

111 Abbildungen
19 Tabellen

Die Inhalte dieses Werkes basieren überwiegend auf dem


Kurzlehrbuch Anatomie und Embryologie von Ulrike Bommas,
Philipp Teubner, Rainer Voß, 2. Auflage, Thieme 2006 und auf
dem Kurzlehrbuch Embryologie von Norbert Ulfig, 2. Auflage,
Thieme 2009

Georg Thieme Verlag


Stuttgart · New York
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation Entwicklungen unterworfen. Forschung und klinische Erfahrung er-
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Rech ts inhaberschaft geführt we rden. wird das branchenübliche Ho-
ISBN 978-3- 13-1 5337 1-5 1 2 3 4 5 6 norar nachträgli ch geza hl t.

Auch erhältlich als E-Book:


eiS BN (PD F) 978-3- 13- 16666 1-1
111

Vorwort
Wenn Sie dieses Heft in Händen halten. dann hat für Sie wahr- Wochen vor der Prüfung, haben Sie dann noch e inmal einen Tag
scheinlich der Endspurt begonnen - der End spurt zum Physi- pro Skript Zeit zum Wiede rholen.
kum .
Dieses Skript wird Ihnen dabei helfen , sich in möglich st kur-
zer Ze il so effizient wie möglich auf den schriftlichen Teil der Wir helfen Ihnen beim Lernen!
1. ÄP vorzubereite n.
Um Ihne n das Lernen so angenehm wie mög lich zu gestalte n ,
bieten die Endspurt-Skripten Ihnen einige tolle Features an. mit
Modulares Lernen- Schritt für Schritt! denen Sie spielend durch die Prüfungs inha lte komm en werden:
• Gelbe Hinterlegungen im Text markieren passgenau das
Die End spurt-Reihe besteht au s 14 Skripten. Zu den .. kleinen" Prüfungswissen. das in den letzten Jahren gefragt wurde.
Fächern ( Biolog ie , Chemie . Hi stologie. Psych/Soz. Physik) g ibt es • Lerntipps gehen ganz gez ielt darau f ein, wie da s IM PP seine
jeweils ein Sk ript. Die .,großen" Fächer (Biochemie, Physiologie Fragen s tellt, was für Fall stricke Ihnen mögli cherwe ise ge-
und Anatomie) umfassen jeweils 3 Skripte. Zur besseren Unter- stellt werden und wie Sie sich bestimmte Prüfungsinhalte
scheidba rkei t hatjedes Fach seine ei gen e Ke nnfarbe , damit da s besser merken können.
Chaos a uf Ih rem Schreibtisch nicht zu g roß wird . jedes Skript • "Apropos"-Abschnitte enthalten interess an tes Zu satzwi s-
ist wiederum unterteilt in 3 bis 4 handliche und g ut zu bewäl- sen, d as Spaß ma cht, abe r nicht prüfun gs re levant ist- wenn
tigende Lernpakete. Sie in Eil e sind. können Sie diese Texte getrost überspringen .
• Rechenbeispiele ze igen Ihnen Schritt für Schritt, wie man
mathematische Aufgaben in der Prüfung löst und welche
jederzeit einsteigen! Forme ln man hi erzu benötigt.
• Die FAZIT-Kästen ermöglichen Ihnen da s rasche. stich-
Beim Lernen mit der End spurt-Reihe spielt es keine Rolle, wie punktartige Wiederholen der Prüfungsinhalte.
g roß Ihr Vorwi ssen ist, Sie können zu jeder Zeit mit de m Lernen • Za hlreich e farbige Abbildungen illus tri e ren den Lern stoff
beginnen: und m achen ihn anschaulich.
• We n n Sie sich das g rundlegende Wis sen e rst erarbeiten
mü sse n, empfiehlt e s sich. die Skripten als Leitfaden zu
verwenden und zusätzli ch ausführlichere Lehrbücher hel·- Noch mehr Nutzen durch examen online!
anzuzieh e n, um etwas ti efer in die Materi e ein zusteigen .
• Können Sie bereits auf ein Wiss ensfundament zu rückg reife n. Wenn Sie e in en Zugang zu examell Oll fine haben , profitieren
reicht e s aus. wenn Sie sich die Zusammenhänge rund um Sie gleich doppelt. ln examen Ollfine (www.exameno nline.de)
da s prüfungsrelevante Wissen au sschli eßlich mit den End - find en Sie zu jedem Lernpaket der Skriptenreihe eine eigen s
spurt-Skripten e rarbeiten. Alle Inhalte, die in den Examina zusa mmengestellte Prüfungssitzung, mit der Sie a lle Fragen,
von Frühjahr 2003 bis Herbst 2010 gefragt wurden, sind gelb passend zum Lernpaket, kreuzen können . Hi er ist das Prin zip
markiert. Sie erkennen also auf den ersten Blick was wichtig .. ers t lernen dann kreu zen" perfekt verwirklich t ! Wer alle Lern -
ist, um da s schriftliche Physikum zu bestehen. pakete der Endspurt-Reih e kreu zt. kann s icher se in, da ss er a lle
• Rückt der Prüfungstermin näher und sind Sie schon gut Examensfragen der letzten Ja hre beantwortet hat.
vorbereitet, sollten Sie sich vor allem au f jene Tex tpassagen
konzentrieren, d ie besonders viele gelbe Hervorhebungen Wir hoffen. dass Ih ne n un sere Skripten-Reihe gefällt und freu e n
enthalten. un s über Ihr Feedback üb e r
• Als Repetitorium zum schne llen Wiederholen bis unmi t- www.th ieme.defse rviceffe edback .html
telba r vor der Prü fun g sind die FAZIT-Kästen hervor ragend od e r pe r Mai I an
geeignet. k u nden service@ th ieme.de

Die Inhal te der Lernpakete sind darauf au sgerich tet, das s Sie Nun wünschen w ir Ihnen einen effi zienten Endspu rt und viel
etwa 70 Tage vor der Prüfung beginnen können, sich ein Lern- Erfol g im Physikum!
paket pro Tag zu e rarbeiten . Im Endspurt, also de n le tz ten zwei
Ihr Elldspu r t-Tenm
IV

ENDSPURT- ANATOMIE 1
Der erste Band der Anatomie-Skripten führt Sie zu Beginn wird- sofern prüfungsrelevant - bei den jeweiligen
kurz in die allgemeine Anatomie mit der Bestimmung makroskopischen Strukturen besprochen. Der zweite Teil
der Körperebenen und -achsen ein. Es folgt ein Kapitel des ersten Anatomie-Skripts widmet sich den Extremitäten
zur allgemeinen Embryologie. Hier geht es vor allem und der Leibeswand.
um die sehr frühe Embryonalentwicklung sowie um die Für alle Anatomie-Skripten gilt: Alle prüfungsrelevanten
Ausbildung von Pla zenta, Nabelschnur und Eihäuten. Inhalte zur Histologie werden in einem eigenen Skript
Die spezielle Embryologie der einzelnen Organsysteme behandelt.

Alle Skripten in der Übersicht

Anatomie 1
Allg. Anatomie, allg. Embryologie, Extremitäten,
leibeswand
Anatomie 2
Brust-, Bauch- und Beckeneingeweide
~ •-· 1 Chemie

-
Anatomie 3
Kopf, Hals, ZNS, Sinnesorgane

Physiologie 1
Biologie
Zellphysiologie, Blut. Immunsystem, Herz-Kreislauf-

-
System, Atmung
Physiologie 2
Verdauung, Energieha ushalt, Niere, Wasser,
Elektrolyte, Hormone
Physiologie 3
Muskulatur, Nervensystem, Motorik, Sensorik

Histologie

~
Biochemie 1
Koh lenhydrate, Lipide, Aminosäuren, Peptide,
Proteine
Biochemie 2
Enzyme, Ernährung, Hormone, Organstoffwechsel
Biochemie 3 ,"_ PsychSoz
Blut, Immunsystem, Molekularbiologie, Zellbiologie

Physik
V

Inhaltsverzeichnis

LERNPAI<ET 1 3.5.5 Sehnenscheiden der Flexoren . . . . . . . . . . . . . . . . 42


3.5.6 Handrücken (Dorsum manus) . .. . ....... .. . . . 43
Allgemeine Anatomie
1.1 Die Körperachsen und die Körperebenen ..... . .
LERNPAI<ET 3
2 Allgemeine Embryologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
2.1 Bildung der Keimzellen (Gametogenese) . . . . . . . . 2
4 Untere Extremität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
2.1 .1 Meiose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
4.1 Knochen . ... . .. . .. . . ... .... .. . .. . . ... .. . . 44
2.2 Von der Befruchtung
4 .1.1 Os coxae . .. ..... .... . ... ... . ...... . . .... . 44
zur Implantation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
4.1.2 Oberschenkelknochen (Femur) . . . . . . . . . . . . . . 45
2.2.1 Kapa zitation und Befruchtung ................ 3
4.1.3 Kniescheibe (Patella) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
2.2.2 Präimplantationsphase und Implantation . . . . . . . 4
4.1.4 Unterschenkelknochen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
2.3 Frühentwicklung ........................... 5
4.1.5 Fußknochen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
2.3.1 Dritte und vierte Woche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
4.2 Gelenke .... . . .. . .. ... .. .. . .. . . . . . . . .. .... 47
2.3.2 Überbl ick über die Entwicklung
4.2.1 Gelenke und Bänder des Beckenrings . . . . . . . . . 47
in den ersten 4 Wochen (Tab. 2.1) . . . . . . . . . . . . 10
4 .2.2 Hüftgelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
2.4 Plazenta . Amnionhöhle und Nabelschnur . . . . . . 11
4.2.3 Kniegelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
2.4.1 Pla zenta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
4.2.4 Verbindungen zwischen Tibia und Fibula . . . . . . . 49
2.4.2 Nabelschnur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
4 .2.5 Sprunggelenke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
2.4.3 Amnionhöhle und Eihäute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
4.2.6 Gelenke der Fußwurzel und des Mittelfußes . . . . 51
2.5 Al tersbestimmungen,
4.3 Muskulatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
Geburt und Mehrlinge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
4.3.1 Hüftmusk ulatu r . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
2.5.1 Geburtsablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
4.3.2 Oberschenkelmuskulatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
2.5.2 14
Mehrlinge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.3.3 Unterschenke lmu skulatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
2.6 Aortenbögen (Kiemenbogenarterien) . . . . . . . . . 15
4.3.4 Fußmu skulatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
2.6 .1 Anordnung der Aortenbögen . . . . . . . . . . . . . . . . 15
4.4 Nerven, Gefäße und Lymphknoten . . . . . . . . . . . 60
2.6.2 Derivate der Aorten bögen/
4.4.1 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
Pharyngealbogenarterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
4.4.2 Nerven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
4.4.3 Gefäße . .... . . .. . .... . ..... . .. .. . . . . ... .. . 66
LERNPAI<ET 2 4.4.4 Lymphkn ote n und Lymphgefäße . . . . . . . . . . . . . 69
4.5 Topografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
3 Obere Extremität ...... .................. 16 4.5 .1 Regio inguinalis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

3.1 Knoch en . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 4.5.2 Regio femoris anterior . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70


3.1.1 Schultergürtel ...... ...... .. .. .. .......... . 16 4.5.3 Regio glutaealis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
3.2 Gelenke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 4.5.4 Regio genu posterior . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
3.2 .1 Gelenke des Schultergürtels . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 4.5.5 Regio ma lleo laris . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

3.3 Muskulatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
3.3 .1 Schultergürtelmuskulatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
LERNPAKET 4
3.3 .2 Oberarmmuskeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
3.3.3 Unterarmm usku latur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
3.3 .4 Kurze Muskeln der Hand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 5 Leibeswand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

3.4 Nerven, Gefäße und Lymphknoten . . . . . . . . . . . 33 5.1 Rücken . . . . . .. .... . ......... . ...... . .. . ... 72
3.4.1 Nerven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 5.1 .1 Knochen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
3.4.2 Gefä ße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 5.1.2 Bänder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
3.5 Topografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 5.1.3 Ge lenke . . .... .. . .. . . . .. . .. ... . .... . 76
3.5.1 Fo ss a axillaris (Spati um axi ll are) . . . . . . . . . . . . . . 41 5.1.4 Rückenmuskulatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
3.5 .2 Su lcus bicipitalis brachii . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 5.1.5 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

3.5.3 Fossa cubita lis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 5.2 Brustwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78


3.5.4 Karpalkanal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 5.2.1 Knochen und Gelenke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
5.2.2 Musku latur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
VI

5.2.3 Zwerchfell (Diaphragma) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 5.3.5 Innervation und Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . 85


5.2.4 Brustdrüse (Mamma) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 5.4 Becken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
5.3 Bauchwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 5.4.1 Knöchernes Becken (Pelvis) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
5.3.1 Bauchmuskulatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 5.4.2 Beckenbodenmuskulatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
5.3.2 Faszien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 5.4.3 Gefäßversorgung und Innervation . . . . . . . . . . . . 87
5.3.3 Leistenkanal (Canalis inguinalis) . . . . . . . . 83
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
5.3.4 Plicae umbilicales . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
1.1 Die Körperachsen und die Körperebenen

LERNPAI<ET 1

1 Allgemeine Anatomie Frontalebene

1.1 Die Körperachsen und


kran ial
die Körperebenen
kauda l

Dieses Kapitel wird Sie möglicherweise an Ih re n Lateinunterricht


erinnern. wenn Sie do rt Vokabel fü r Vokabel auswendig lernen
dorsal
mu sste n. Aber auch wenn Sie das in der Schule nicht leiden konn- (posterior)
ten, we rden wir Sie mit Tipps und Merkhi lfe n sicher durch di eses
Kapitel bringen. Im Gegensatz zu m Lernen ein er ,.t oten Sprache"
in der Schule werden Sie die se Begriffe nämlich tat sächlich
benötig en, um sich im Studium und später im Beruf mi t Kollegen Transversal-
ohne Missverständnisse zu verstä ndigen . ve ntral ebene
(antenor)

Um sich an der Körperoberflä che orientieren zu können, unter-


sc heid et man verschiedene Körperachsen und Körpere bene n
(Abb. 1.1 ). Di e Hauptachsen sind: Sagittalebe ne
• Sagittalachse (Pfeilachse): Sie verläuft wie die Pfeilnaht des
Schädels (Sutura sagittali s) zw isc hen vorderer und hintere r
Körp erwa nd.
• Transversalachse (Querachse): Sie zieht quer durch den Kör- ~ -////
per von einer zm anderen Seite.
Sag ittalachse'\.,_
• Longitudinalachse (Längsachse): Längsac hse des Körpers,
Abb. 1.1 Hauptebenen und Hauptachsen am Körper
die von oben nac h un te n durch den Körper verläuft.
Ebenso werden die Kör perebenen definiert.
• Sagittalebene: alle Ebenen. die parallel zur Sagittalachse I LERNTIPP !
verlaufen (die in der Mit te des Körpers gelegene Sagi ttal ebe- Die Sagittalachse ist die Pfeilachse: Sie ve rl äuft wie ein Pfeil,
ne wird auch a ls Med ianebene bezeichnet) der ei nen Körper direk t vo n vo rn e oder direk t von hinten tri fft
Die Sagittale bene tei lt den Kör per in rec hts und links von ihr und so den Körper von vorne nach hinte n durch zieht. Sie können
liegende Strukture n. sich die Sagittalachse auch an band eines Sei ltänzers ve ransc hau-
• Transversalebene: alle Ebenen. die qu er durch den Körper lichen: Wenn der Seil tänzer gera deaus vo n einem Seil ende zum
verlaufen (para llel zur Transversa lach se). Die Transversa l- andere n geht, gibt das Seil di e Sagittalachse an.
ebene teilt den Körper in oberhalb und unterhalb von ihr
liege nde Struktu ren.
• Frontalebene: a lle Ebenen. di e parallel zur Stirn (Os frontale) FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
ausgerichtet sind. .. Die Sagittalebene teilt den Kö rp er in rechts und lin ks von ihr
Die Frontal ebe ne teil t den Körper in davor- und dahinterlie- liege nde St ruk t ure n.
gen de Struk tu ren . .. Die Transversalebene te il t den Körper in oberhalb und unter-
Weitere Begriffe zur Orientierung be zügli ch Lage und Richtung halb vo n ihr li egende Strukturen .
a m Stamm bzw. an den Extrem itäte n sind in Tab. 1.1 und Tab. .. Die Frontalebene bezeichnet all e Ebenen, die parallel zu r Stirn
1.2 aufgeführt. ausge richtet sind.
2 2 Allgemeine Embryologie

Tab. 1.1 Begriffe zur Orientierung am Stamm Tab. 1.2 Begriffe zur Orientierung an der Extremität
Begriff Bedeutung Begriff Bedeutung
kranial zum Kopfhin proximal zum Rumpf hin
kaudal zum Steiß hin distal vom Rumpf weg
superior nach oben ulnar zur Ulna hin (Kieinfingerseite)
inferior nach unten radial zum Radius hin (Daumenseite)
ventral zur Bauchseite fibular zur Fibula hin (Kieinzehenseite)
dorsal zur Rückseite tibial zur Tibia hin (Großze hense ite)
anterior nach vorne dorsal Hand· bzw. Fußrücken
poste rior nach hinten palmar =volar Handinnenfläche
medial zur Mitte plantar Fußsohle
lateral zur Seite

u
6
0
ö
eS:

2 Allgemeine Embryologie • Austausch von Chromosomenabschnitten; dadurch erfolgt


eine Neukombination (Rekombination) des genetisc hen
2.1 Bildung der Keimzellen Materials. Dieser Austausch (Crossing-over) mittel s Chias-
mata findet in der Prophase der 1. Re ifeteilung statt. Die 2.
(Gametogenese)
Reifeteilung entspricht einer Mitose ohne vorherige Verdop-
In der vierten Woche der Embryonalentwicklung entstehen im pelung der DNA.
Dottersack (s.S. 5) die Urkeimzellen. Diese wandern von dort in Die Meiose dauert meh rere Wochen beim Mann und bis zu
die Gonadenanlagen des Embryos ein. Jahrzehnten bei der Frau .
Die Entwicklung der Keimzellen aus den Urkeimzellen wird
als Keimbahn bezeichnet. Die diploiden Urkeimzellen durch- Meiose beim Mann
laufen eine Meiose (Reduktionsteilung) und werden so zu Ga- ~ Spermatogenese. Die männlichen Urkeimzellen werden zu
meten . Beim Mann heißt dieser Prozess Spermatogenese, bei Spermatogonien , die die Proliferation einstellen. Erst in der
der Frau Oogenese. Pubertät beginnen sie mit der Meiose und differen zieren sich
zu Spermien.

Spermiogenese ist die anschließende Reifung zum fertigen


Spermium, aber die Zellteilung heißt Spermatogenese. Details zur Spermatogenese finden Sie im Skript Histologi e!

Meiose bei der Frau


2.1.1 Meiose
Die weiblichen Urkeim ze ll en beginnen während der Pränatal-
Die Meiose (Reifeteilung) findet während der Reifung der entwicklung am Ende der Embryonalperiod e mit der Meiose.
Keimzellen (Same nzellen /Eizellen) statt. Die Meiose hat folgen- Sie e ndet jedoch in der Prophase unter Erha lt der Chiasmata. Bis
de Ergebnisse: kurz nach der Geburt haben all e Keim ze llen dieses Wa rtes tadi -
• Reduktion des diploid en Chromosomen sa tzes auf einen hap - um erreicht. Die Bildung der Eizellen erfo lgt a lso nur pränatal.
loiden (einfachen) Satz. Dadurch können die haploide Eize ll e Bis zur Pube rtät dege nerieren ca. 90 % der Keim ze llen. Von den
und da s haploide Spermium zu einer Zygote verschmelze n, verbli ebenen werd en nu1· weni ge Besta ndteil ein es sprungrei-
di e dann wieder ei nen diploiden Chromoso mensa tz bes itzt. fen Follikels. Diese Eizellen se tze n dannjew eils vor der Ovulati-
2.2 Von der Befruchtung zur Implantation 3

on die 1. Reifeteilung fort . Diese ist kurz vor der Ovulation been-
det. d. h. zu diesem Zeitpunkt entstehen eine große (sekundäre)
Eizelle und das erste Polkörperehen
Die Meiose wird dann während der Metaphase der 2. Reife-
teilung erneut unterbrochen. Erst wenn ein Spermium in die
Eizelle eindringt, wird die 2. Reifeteilung beendet. Aus der
Syn zyt iotropho blas t
sekundären Eizelle entstehen (wiederum durch asymmetrische
Entoderm
Zellkörperteilung) eine große Eizelle mit viel Zytoplasma und
ein kleines Polkörperchen.
Blastozyst enhöhl e

Oogenese und Follikel


Im Ovar sind die Oozyten (Eizellen) von Follikelepithelzellen
(Hüllzellen) umgeben. Oie Oozyte und ihr Follikelepithel bil-
den den Follikel. Die Follikel durchlaufen bis zur Ovulation (Ei-
sprung) charakteristische Entwicklungsstadien.
Nach der Ovulation entwickelt sich aus den im Ovar zurück-
gebliebenen Bestandteilen des Graaf-Follikels (Membrana gra- Blastozyste

nulosa und Theca folliculi) erst durch Einblutung das Corpus f


rubrumund dann der Gelbkörper (Corpus luteum).

Die Vorgänge während der Follikelreifung sowie der Aufbau der


verschiedenen Follikel. der Uterusschleimhaut und des Gelbkör-
pers werden in der Hi stologie ausführlich besprochen.

Zona pellucida

FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN


~ Das erste Polkörperehen entsteht bei der Frau kurz vor der
Ovulation.

2.2 Von der Befruchtung


Zweize llst adiu m
zur Implantation
t
Beim Geschlechtsverkehr kommen etwa 300 Millionen Spermi-
en in die Scheide. Sie gelangen in den Uterus, wo die Mehrzahl
abstirbt.
/""'":~
Hals - - = - _ o ,"., Zen tri ol

2.2.1 Kapazitation und Befruchtung


Die Kapazitation dauert beim Menschen ca. 5-6 Stunden und
ist Voraussetzung für die spätere Befruchtung. Dabei ändert
Schwanz
sich die Glykoproteinzusammensetzung in der Zellmembran
der Spermien. Corona radiata
Zona pcll ucida
Kurz vor dem Zusammentreffen mit der Eizelle beginnt die Polkörperehen
Akrosomenreaktion. Dabei entstehen Poren, durch die die ln- End stü ck
haltsstoffe des Akrosoms (besonders die Hyaluronidase) aus-
treten können. Die innere Akrosomenmembran , die nun seit- Abb. 2.1 Zusammentreffen von Eizelle und Spermium und der
Beginn der Entwicklung.
lich in die Zellmembran übergeht, enthält die Protease Akrosin,
die dem Spermium das Durchdrin gen der Zona pellucida er-
möglicht (s. u .). [ LERNTIPP !
Die Befruchtung (Konzeption, Fertilisation ) ist das Eindrin- Die Befruchtung muss innerhalb von 24 Stunden nach dem
gen des Spermiums in die Eizelle (Imprägnation ) und die an- Eisprung erfolgen , da eine Eizelle nur so lange befruchtungsfähig
schließende Vereinigung des weiblichen und männlichen Vor- bleibt. Spermien können ihre Befruchtungsfähigkeit bis zu 48
kerns (Syngamie). Sie findet in der Ampulla (am Übergang zum Stunden aufrechterhalten.
Isthmus) der Tuba uterina statt.
Bevor es zur eigentli chen Befruchtung kommt, finden fol gende
drei Prozesse statt:
• Durchdringen der Corona radiata
• Durchdringen der Zona pellucida
4 2 Allgemeine Embryologie

• Fusion der Zellmembranen: jetzt wird das Spermium durch den. Die Adhäsion der Blastomeren untereinander wird durch
einen phagozytoseähnlichen Prozess in die Eizelle aufge- E-Cadherin vermittelt.
nommen. Nur die frühen Blastomeren sind totipotent. Für die (in
Das Ergebni s der Befruchtung ist die Zygote (= die befruchtete Deutschland verbotene) Präimplantationsdiagnostik wird eine
Eizelle). Blastomere aus dem 6-8-Zellstadium entnommen und unter-
sucht. Im Morulastadium lässt sich bereits eine äußere Zell-
~ Fertilität und Basaltemperatur. Ist ei ne Scl1wangerschaft schicht erkennen, die die innere Zellmasse umhüllt. Das Moru-
erwünscht, so kann durch Mes sung der Basaltemperatur der lastadium wird in der Tuba uterina erreicht.
Zeitpunkt des Eisprungs auch bei verlängertem oder verkürz- Embryonale Stammzellen können sich unter Zelll<Ulturbe-
tem Zyklus ein igermaßen zuverlässig ermittelt werden , denn dingungen in Derivate aller drei Keimblätter differenzieren.
am Tag nach dem Eisprung steigt die Basaltemperatur deut- Embryonale Stammzellen werden in der Regel aus der inneren
lich an und bleibt danach bis kurz vor Ende des Zyklus erhöht. in Zellmasse der Morula gewonnen. Zygote, Blastomere, innere
der Praxis wird dabei die Aufwachtemperatur als Basaltempe- Morulazellen und Embryoblast können sich u.a. zu Keimzellen
ratur bezeichnet. Am wahrscheinlichsten zu einer Schwanger- differenzieren, Trophoblastzellen bilden dagegen a usschließlich
schaft führt Geschlechtsverkehr am Tag der Ovulation oder am Plazenta und Chorion.
Tag davor. Die Temperaturmessung kann auch zu Verhütungs-
zwecken (natürliche Familienplanung) eingesetzt werden. ~ Freie Blastozyste. Etwa am 4. Tag hat die Moru la die Uterus-
Noch zuver lässiger als die alleinige Temperaturmethode ist die höhle erreicht. Neu entstehende Interzellularräume konfluieren
zusätzliche Beobachtung des Zervixschleims (sympatot herma - auf einer Seite des Keims zur Blastozystenhöhle. Die Morula ist
le Methode). zur Blastozyste geworden (Abb. 2.1a ). Im Blastozystenstadium
ist die äußere Zellschicht als Trophoblast deutlich von der inne-
LERNTIPP ! ren Zellmasse des Embryoblasten zu unterscheiden. Die Ze llen
Die Verhütung mittels Basaltemperaturmessung erfordert viel des Embryoblasren liegen auf einer Seite der Blastozyste. Aus
Disziplin und Erfahrung, um zuverläs sig vor einer Schwanger· dem Trophoblasten gehen später Anteile der Plazenta und die
schaft zu schützen. Die Methode ist eher zur Familienplanung Eihäute hervor.
geeignet. Dafür interessiert sich das IMPP! Auch der Anstieg der Zum Zeitpunkt der Ausbildung des Embryoblasren "schlüpft"
Basaltemperat ur taucht in den Antwortmög lichkeiten auf. die Blastozyste aus der Zona pellucida, die bisher die vorzeitige
Einnistung in die Tu benwand verhindert hat. jetzt ist die Blasta-
zyste implantationsfähig. Der I<eim verliert seine Zona pelluci-
.,.. Reaktionen der Eizelle auf die Befruchtung. Bei der Ver- da im Stadium der Blastozyste kurz vor der Implantation.
schmelzung der Ze llmembranen von Eizelle und Spermium
kommt es zu einer Depolarisation der Eizelle und zu einer Ent- ~> Implantation (Nidation). Die Blastozyste heftet sic h am 5.
leerung von kortika len Granula . Diese beiden Prozesse bedin- oder 6. Tag nach der Befruchtung mit ihrem embryonalen Pol
gen den sog. Polyspermieblock, de r verhindert. dass mehr als an das Endometrium (Abb. 2.1). Dabei nehmen die Trophoblast-
ein Spermium in die Eizelle eindringt. zellen, die dem Embryoblasren anliegen, mit ihren Mikrovilli
Durch die Befruchtung wird die Eizelle aktiv iert. Siebeend et Kontakt mit dem Endometriumepithel auf. Die Anheftung des
ihre zweite Reifeteilung und die beiden Vorkerne verschmelzen Keimsam Endometrium erfolgt durch den Trophoblasten. An
miteinander. Die entstandene Zygote tritt sofort in die Propha- der Anheftungsstelle wandelt sich ein Teil des Trophob laste n
se der ersten Furchungsteilung ein. Bei der Befruchtung kommt durch Versc hm e lzung zu e inem Synzytium (vielkerni ge Riesen-
es zur Wiederherstellung des diploiden Chromosomensatzes ; zelle ohne Zellgrenzen) um. jetzt gliedert sich der Trophoblast
dadurch wird auch das genetische Geschlecht des I<eims fest- in den Synzytiotrophoblasten , der an das mütterliche Gewe-
ge legt. be grenzt. und den e inschichtigen Zytotrophoblast. der unter
dem Synzytiotrophoblasten liegt und durch Proliferation und
Fusion seiner Ze ll en mit dem Synzy tium ständig Nach sc hub für
2.2.2 Präimplantationsphase und Implantation
den Synzytiotrophoblasten (Abb. 2.1 ) liefert. Der größte Teil der
Die befruchtete Eizelle wandert während der sog. Präimplanta- Zytotrophoblastzellen an der plazentaren Barriere verschmilzt
tionsphase entlang der Tuba uterinabiszum Uteru s. Auf ihrem zum Synzytiotrophoblasten . Im Stadium der Blastozyste kurz
Weg vom Ovar zur Uterushöhle teilt sie sich mehrmals. Dabei vor der Implantat ion verliert der Keim seine Zona pellucida.
durchläuft sie verschiedene Zellstadien. wird zur Morula und Der Synzytiotrophoblast bildet nun das Proteohormon hu-
schließlich zur Blastozyste, die sich im Endometrium der Ge- manes Choriongonadotropin (HCG). HCG bindet an LH-Rezep-
bärmutter einnistet (Implantation). toren des Corpus luteum menstruationis, das dad urch zum
Corpus luteum graviditatis wird und weiterhin Progesteron
.,.. Furchung und Morula. Wenige Stunden nach der Befruchtung produziert. Dadurch bleibt die Menst r uation aus .
erkennt man an der Oberfläche der Zygote e in e Furche, die di e
APROPOS
Ebene der ersten Teilung (Furchung ) kennzeichnet. Durch diese Schwangerschaftstests beru hen auf dem Na chwe is vo n HCG im Urin der
Teilung entstehen zwei Blastomeren (2 -Zeli -Stadium, etwa 30 I Mut ter nach der Implantation.
Stunden nach der Befruchtung). Es folgen da s 4- und 8-Zell sta-
dium. Etwa im 16-Zeii-Stadium hat der Keim ein maulheerar- Die Implantation e rfolg t normal e rweise im Bereich de r hinte-
tiges Aussehen und wird desh a lb als Morula be zeichnet (Abb. ren ode r se ltener de r vorderen Wand des Corpu s uteri. Dabei
2.1). Die Morula ist immer noch von der Zona pellucida umge- penetriert der Sy nzytiotrophoblast di e Epithelsc hicht (und ihrf'
ben, desha lb ist sie nicht größer als die ovulierte Eize ll e. Das Basa lme mbra n) und dringt so weit in da s Bindegewe be de r
bedeutet, da ss die Blastome ren bei jeder Teilung kle in er wer- Zona compacta des Endometriums e in, bi s sic h das Epithe l üb e r
2.3 Frühentwicklung 5

dem Keim schließt (interstitielle Implantation). Er penetriert 2.3 Frühentwicklung


also nicht das Stratum basale oder das Myometrium, sondern
bleibt in der Zona compacta.
~'LERNTIPP !
APROPOS
Die Frühentwicklung ist extrem prüfungsrelevant Konzentriere n
Eileiterschwangerschaft: Ni st et sich ein e Bla st ozyste im Eileiter ein. res ul-
tiert eine Eileiterschwangerschaft. die rupturieren und damit lebe nsge fähr-
Sie sich beim Lesen darauf, welche Herkunft (Ekto derm, Ento-
lich sei n kann. derm . paraxial es /Seiten platten- Mesoderm. Neuralrohr. Ne ural-
Die Einnistung im Bereich des Gebärmutterhalses führt zur Placenta prae- leiste) die einze lnen Zellverbände und anatomischen Strukturen
via: Die Plaze nta versc hli eßt dann den inneren Mu tterm und, sodass (zumin- des Erwachsenen haben .
dest bei ein em kompletten Versc hlu ss) eine vaginale Geburt unmöglich ist.

Während der zweiten Woche entsteht aus der Blastozyste


~ Transskriptionsfaktoren. Transkriptionsfaktoren sind Protei- durch verschiedene Differenzierungs vorgänge die Embryonal-
ne, die die Transkription regulieren (d. h. hemmen oder aktivie- anlage, die aus zweiblättriger Keimscheibe, Amnionhöhle und
ren). Dabei lagern sie sich mit ihren DNA-bindenden Domänen primärem Dottersack besteht.
an definierte Stellen der DNA (z. B. Promotorse quenzen von
Zielgenen) an . Die Gene, die während der Entwicklung für die ~ LERNTIPP !
Transkriptionsfaktoren kodieren, sind die Entwicklungskont- Die Wochenan gaben im Tex t beziehen sich immer auf Entwick-
rollgene. lungswochen, sie sind also ab der Befruchtung gerechnet. Das
Eine große Gruppe von DNA-bindenden Transkriptions- IMPP fragt teilweise aber auch nach Schwangerschaftswo-
faktoren sind die Produkte der Homöoboxgene (Hox-Gene). chen, welche ab der letzte n Regelblutung gezä hlt werden. Die
Sie enthalten ein Proteinsegment (Homöodomäne oder Helix- Umrechnung ist einfach:
Turn-Helix-Motiv). das spezifisch an DNA binden und damit die Entwicklungswoche + 2 Wochen= Schwangerschaftswoche
Transkription anderer Gene steuern kann. Es stimmt also sowohl die Aus sa ge, dass sich das Neuralrohr in
Weitere Transkriptionsfaktoren sind die Produkte der Pax- der vierten Entwicklungswoche schließt, als auch die Aussage,
Gene. die basischen Helix-Loop-Helix (bHLH)-Proteine und die dass es sich in der sechsten Schwangerschaftswoche schließt.
Zinkfingerpoteine.
SRY (sex related factor on the y-chromosome) ist bereits in
der 6. Woche in der Gonadenanlage nachweisbar. Das SRY-Gen ~ Bildung der zweiblättrigen Keimscheibe. Um den Zeitpunkt
liegt auf dem kurzen Arm des V-Chromosoms und ist wohl das der Implantation herum bildet sich im Embryoblasren die zwei-
entscheidende Gen für die Entwicklung der m ä nnlichen Gona- blättrige Keimscheibe. Dabei formen die Zellen. die zur Blasta-
de . SRY induziert das Homöoboxgen SOX9. Dann bedingt SOX9 zystenhöhle liegen, eine Schicht flacher Zellen, den Hypoblas-
u. a. die Expression des extrazellulären Signalmoleküls AMH ten (auch primitives Entoderm). Die Embryobla stzellen. die an
(Anti-Müller-Hormon). den Trophoblasten grenzen. ordnen sich zu einem hochprisma -
tischen Epithel an, dem Epiblast (auch primitives Ektoderm).
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
~ Entstehung der Amnionhöhle und des primären Dottersa-
~ Am wahrscheinlichsten zu einer Schwangerschaft führt
Ges chlechtsverkehr am Tag vor der Ovulation . ckes. Bei der Formierung des Epiblasten entstehen zwischen
~ Im Morulastadium befindet sich der Keim etwa in der Tuba
Trophoblast und Embryoblast Spalträume. die zur primären
uterina und ist immer noch von der Zona pellucida umgeben . Amnionhöhle zusammenfließen. Diese primäre Amnionhöhle
~ Die Adhäsion der Blastomeren unte rei nan der wird durch
liegt dann also zwischen Epiblast und Zytotrophoblast. Sofort
E-Cadherin vermittelt. wandern von den Rändern de s Epiblasten Zellen aus (Amnio-
~ Für die Präimplantationsdiagnostik wird eine Blastomere
blasten), die s ich als einsc hichtiges Amnionepithel auf den Zy-
aus dem 6-8-Zellstadium entnommen. totrophoblasten legen. Damit ist die sekundäre Amnionhöhle
~ Das Morulastadium wird in der Tuba uterina erreicht
(definitive Amnionhöhle) entstanden, die somit von Epibla st
~ Embryonale Stammzellen werden in der Regel aus der inne-
und Amnionepithel ausgekleidet ist. Das die Amnionhöhle aus-
ren Zellmasse de r Morula gewonnen. kleidende Epithelleitet sich ab vom Epiblasten.
~ Der Ke im verliert se in e Zona pellucida im Stadium der Blasta-
Vom Rand des Hypobla ste n wand e rn Zellen aus und legen
zyste kurz vor der Impl antation . sich an die Innenfl äc he der Bla stozys tenhöhle. Sie bilden eine
flache Epithelzellschicht die auch als Heuser-Membran be-
~ Die Anheftung des Keim sam Endomet rium erfolgt durch den
Troph ob laste n. ze ichnet wird. Dadurch ist aus der Blastozys tenhöhle der pri-
~ Der größte Teil der Zytotrophoblastzellen an der plazentaren
märe Dottersack geword en (vg l. Abb. 2.2).
Barri ere verschmilzt zum Synzytiotrophoblasten.
~ Hox-Gene bild e n Tra nskripti onsfa ktoren , die in der Embryo nal-
! LERNTIPP !
entwicklung an DNA binden. Die Amnionhöhl e. die in der 2. Entwicklungswoche e ntst eht .
bleibt in der Regel bis zum End e der Eröffnungsperiode der
Geburt erhalte n.

~ Bildung des extraembryonalen Mesoderms. Ma n untersc hei-


det intra- und ex traembryona les Mesode rm. Das extraembry-
onale Mesoderm entsteht durch die Auswanderung von Zellen
aus de m Hy pobl as ten.
6 2 Allgemeine Embryologie

Abb. 2.2 Implantierte Blastozyste.


5 Zweiblättrige Keimscheibe mit primä·
N rem Dottersack und sekundärer Amni·
~ onhöh le.
....,;
:c
.E
~ Amnionhöhle ----~'-:-tF----,~

1"'
~ [ Epiblast
~ zweiblättrig e Keimscheibe
0
n;
Hypoblast---- - ---'\-':r+',..,.,...--f-- - - - ' 1-'..;.r=T-- - ---:- - - - Spalträume
im entstehenden
:;;'" extraembryonalen
:? primärer Dottersack - - - , -- -"6,..--,.''-<:--
." Mesoderm
~
""'c Verschluss koagulum - - -....:c":"=:;:;::=- - - '
"' '---._--~--------------~
Der Trophoblast breitet sich sehr schne ll aus, während die Bei der Chorionhöhle hande lt es sich um eine Struktur, die
Amnionhöhle und der primäre Dottersack zunächst relativ nur für eine begrenzte Zei ts panne erhalten bleibt (s. 5. 12). Sie
klein bleiben. Dadurch entstehen zwischen den Trophoblas- obliteriert am Ende des 3. Monats, wenn die Amnionhöhle dann
ten (außen) und der Amnionhöh le und dem Dottersack (innen) die gesamte Uterushöhle ausgefüllt hat.
Spalträume. die auch endedermales Retikulum genannt wer-
den. Am kaudalen Pol der Keimscheibe entsteht etwa am 12.
GLERNTIPP !
Tag aus dem Hypoblasten das extraembryonale Mesoderm. Das extraembryonale Mesoderm
Das extraembryonale Mesoderm breitet sich durch Wanderung " umhüllt die zweikammrige Embryonalanlage (viszerales Blatt)
seiner Zellen in die Spalträume zwischen Trophoblast und Am- " kleidet die Chorionhöhle aus (parietales Blatt)
nionhöhle aus. " bildet den Haftstiel (zwischen viszeralem und parietalem Blatt)
Innerhalb des extraembryonalen Mesoderms entstehe n " dringt in die Trophoblasttrabekel (Bildung vo n Chorionzotten)
wiederum Spalten, die zu einem einheitlichen Hohlraum, dem ein.
extraembryonalen Zölom , konfl uieren. Nach Ausbildung des
extraembryonalen Zöloms g lied ert sich das extraembryonale ,.. Entstehung des sekundären Dottersacks. Während das ext-
Mesoderm in das parietale Blatt (äugere Schicht), das die Höhle raembryonale Mesoderm sich ausbreitet, entsteht aus dem pri-
(Zölom) auskleidet. und das viszerale Blatt (innere Schicht), das mären Dottersack der (kleinere) sekundäre Dottersack. indem
die Amnionhöhle und den jetzt sekundäre n Dottersack (s.u.) sich ein Teil des primären Dottersacks abschnürt. Durch di e Ab-
umhüllt. schnürung entstehen kleine Vesike l, die zum Teil al s Exocoel-
zysten kurzfri stig frei in der Chorionhöhle liegen. Der sekun-
däre Dottersack ist sehr wichtig für die Entstehung des Darms
Das extraembryonale Zölom entsp richt der ursprünglichen Bl as- sow ie die Bildung von Blutstammzellen und Urkeimzellen. Die
tozystenhöhl e. Blutbildung beginnt in der Ontogenese mit den ers ten Erythro-
zyten in der Dottersackwand. Der se kundäre Dottersa ck liegt in
Zwischen dem parietalen und viszeralen Blatt bleibt eine Ver- der Chorionhöhle. Der Dottersack beste ht zunäch st aus Hypo-
bindung (Brücke) aus extraembryonalem Mesoderm bestehen: blastzellen, welche später von Entodermzellen (die wiederum
der HaftstieL Der Haftstiel ist zunächst relativ breit; er wird vom Epiblasten stamme n) verdrängt werden. Spätestens in der
während der weiteren Entwicklung dünner und bildet größten- 12. Woche bildet sich der Dottersack zurück.
teils die Nabelschnur (Abb. 2.3).
Das parietale Blatt des extraembryonalen Mesoderm s und
2.3.1 Dritte und vierte Woche
der anliegende Trophoblast (Zyto- und Synzytiotrophoblast)
werden zum Chorion zusa mmengefasst. Das exlraembryona- ln der dritten Woche finden Zellproliferationen und -bewegu n-
le Zölom he ißt deshalb jetzt auch Chorionhöhle. Diese ist mit gen statt, die zur Bildung der dreiblättrigen Keimscheibe füh-
Flüssigkeit gefü llt. ren. Diese drei Blä tter der Keimscheibe heißen
• Ektoderm ,
• Mesoderm und
'li Synzytio- - -
j traphoblast
Zyototrophoblast
• Entoderm
und entste he n alle au s dem Ep ibl asten. Kurz dana ch e ntsteht
« Haftstiel -~-b'?f':O.,..IIII;IlfiiJI- durch die Abfaltung de s Keim s aus de r Sc heib enform de r Emb-
ryonal kö rp e r (Fo rmgebung). Beim Mesoderm wi rd dann noch
Epiblast - ---7-lH ' - - -- l:",.m!lirlrt unte rsc hi ed e n zwi schen axia le m , parax ialem. inte rm e di ä re m
L.....T;:----'!:\-'~1---- Hypoblast
und latera lem Mes od e rm .
-;;; Dotte rsac k + '--- --T-
<; visze rales Bl att
~ Chorion· ~ extra embryonales ,.. Entstehung der dreiblättrigen Keimscheibe. Primitivstrei-
"E:<l höhle ~ Mesoderm fen: EtwJ zu Beg inn der dritten Woc he e rsche int auf der Ep i-
~~ \_ parietales Blatt blastenoberfläch e am kaudal e n End e der Ke im sc heibe e ine
""'"'
~~ Abb. 2.3 Extraembryonales Mesoderm und Chorionhöhle. län g liche Verdickung, de r Primitivs treifen. Dieser m edian ge-
2.3 Frühentwicklung 7

b 22. Tag der schließlich verschmelzen . Es entsteht ein Rohr. die Chorda
dorsalis. Gleichzeitig wandern von lateral Entodermzellen vor
-'r- -"r- Prächordalplot te die Chorda dorsalis und vervollständigen die ventrale Ento-
dermschicht Die Chorda entwickelt sich nicht zu speziellen
>r·-.:·_·- --+--c_h_o_rd_arortsatz
(s päter
Organen, induziert aber benachbarte Strukturen (s. paraxia-
Chorda dorsalis) les Mesoderm und Neurulation). Später bildet sich die Chorda
t---+-- Pnm1t1vknoten dorsalis bis auf Reste in den Zwischenwirbelscheiben (Nucleus
+-- +-- Pnrn1t1vQ1 ube pulposus) zurück.

~ Weitere Strukturen der dreiblättrigen Keimscheibe. Es gibt


einen Canalis neuroentericus (Axialkanal) nahe der Chorda
dorsalis. der für kurze Zeit Dottersack und Amnionhöhle ver-
bindet. Er bildet sich nach wenigen Tagen zurück . Kranial von
Abb. 2.4 Veränderungen der Keimscheibe. Ansicht von dorsal.
der Chorda dorsalis sowie kaudal vom Primitivstreifen findet
sich jeweils ein rundlicher Bezirk, der mesodermfrei ist. Das
legene Primitivstreifen wächst nach kranial aus, etwa bis zur heißt, an diesen Stellen liegen Ektoderm und Entoderm direkt
Mitte der Keimscheibe. An seinem kranialen Ende entsteht eine aneinander. Der kraniale Bezirk heißt Buccopharyngealmem-
rundliche Verdicl<ung, der Primitivknoten. Im Primitivstreifen bran (Rachenmembran, Oropharyngealmembran; auch häufig
entwickelt sich eine längliche Vert iefung, die Primitivrinne, im Prächordalplatte genannt, s. u.) ; der kaudale Bezirk heißt Klo-
Primitivknoten eine rundliche Einsenkung, die Primitivgrube akenmembran .
(Abb. 2.4). Die zur Amnionhöhle gerichtete Epiblastschicht ist
die Dorsalseite des Embryos, die zum Dottersack weisende Hy-
poblastschicht stellt die Ventralseite der Keimscheibe dar. Der Canalis neuroentericus bildet sich nach wenigen Tagen
zurück und hat nichts mit der Entstehung des Nervensystems zu
~ LERNTIPP ! tun, auch wenn sein Name das andeutet.
Vor lauter Primitivdingen kann man schnell durcheinandergera-
ten:
Primitivstreifen ~ Primitivrinne Differenzierung des Mesoderms
Primitivknoten ~ Primitivgrube Im Folgenden wird das intraembryonale Mesoderm nur noch
als Mesoderm bezeichnet. Es grenzt am Rand der l<eimscheibe
an das extraembryonale Mesoderm. Zusammen mit dem Ekto-
~ Invagination. Innerhalb des Epiblasten kommt es zu Zellproli- derm (s. u.) und dem Entoderm ist es Bestandteil der dreiblättri -
ferationen. Die Epiblastzellen wandern auf den Primitivstreifen gen Keimscheibe. Wenn vom extraembryonalen Mesoderm die
zu und in die P1·imitivrinne hinein. Hier lösen die epithelialen Rede ist, wird es immer als solches genannt.
Epiblastzellen ihre Zellkontakte und werden zu amöbuid be- Durch Proliferation und Differenzierung gliedert sich das
weglichen Zellen (epithelio-mesenc:hymale Umwandlung). Die Mesoderm in
epi thelio-mesenchymale Umwandlung spielt eine wichtige Rol- • axiales Mesoderm (bildet die Chorda dorsalis)
le bei der Entstehung der Primitivrinne. Diese Zellen wandern • paraxiales Mesoderm (beidseits der Chorda dorsalis)
auf beiden Seiten zwischen Epi- und Hypoblast aus (Invagina- • intermediäres Mesoderm (lateral vom paraxialen Meso -
tion). Durch Proliferation und Wanderung bilden sie eine neue derm, Abb. 2.5)
Zelllage zwischen Epiblast und Hypoblast. das (intraembryona- • Seitenplattenmesoderm (lateral vom intermediären Meso-
le) Mesoderm. denn, Abb. 2.5).

~ LERNTIPP ! .,. Paraxiales Mesoderm. Das paraxiale Mesodem1 ist eine


Am Rand der Keimscheibe grenzt das Mesoderm an das extra- strangförmige Verdichtung von Mesodermzellen neben der
embryonale Mesoderm . Der Prozess der Zellinvagination bei der Chorda dorsalis. Am Ende der 3. Woche beginnt sich dieser Zell-
Bildung der dreiblä ttrigen Keim scheibe wird auch <Jis Gastrula- strang in rundliche Gebilde, die Somiten, umzuwandeln. Zwi-
tion bezeichne t. schen dem 20. und 30. Tag entstehen in kraniokaudaler Rich-
tung immer neue Somitenpaare. Sie bedin gen die segmentale
~ Entstehung des Entoderms und der Chorda dorsalis. Auch Gliederung des Körpers: die Metamerie. Insgesamt bilden sich
vom Primitivknoten wandern Epiblastzellen aus . Sie verhalten 42-44 Samirenpaare aus (4 okzipitale, 8 zervikale, 12 thorakal e .
sich jedoch anders als die des Primitivstreifens. Sie bilden zwei 5 lumbale. 5 sakrale. 8-10 kokzygeale Somiten). Sie bestehen
Strukturen , nämlich da s Entoderm und die Chorda dorsalis. au s epithelia len Zellen und besitzen kurzz eitig einen Hohlraum
Das Entoderm (inneres Keimblatt, auch Endoderm) entsteht (Myocoel). Während sich kaudal noch Samiren bilden, kommt
au s Zel len, die vom Primitivknoten in die Hypoblastschicht es kranial bere its zu einer Untergliederung der Semiten (b e-
wandern und den Hypoblasten dabei immer we iter verdrängen. dingt durch Sig nalmolekül e aus den Nachbars chafts struktL1ren
Andere am Primitivknoten auswandernde Zellen bilden ei- Ektoderm und Chorda dorsalis). Die Semiten gliedern sich dann
nen nach kranial wachsenden Strang aus epithelialen Zellen . in:
Dieser Strang liegt in der Medianeben e und zunäch st im Hy- • Skleratom (ventrom e diale Portion)
poblasten: er wird als Chordafortsatz (au ch l<opffortsatz) be- • Dermomyotom (D e rmatom+ Myotom. dorsolateral e Porti -
ze ichnet (Abb. 2.4). Auf der Ve ntral seite des Chordafo1·tsatzes on ).
entste ht e ine Rinn e, die zun e hm e nd tiefer wird und dere n Rän-
8 2 Allgemeine Embryologie

Abb. 2.5 Somltendifferenzierung, intermediäres


a Tag 21 b Tag 26 Mesoderm und Seitenplattenmesoderm. Querschnitte
Neuralrinne Neuralrohr am 21. und 26. Tag. Das Neura ll eistenmate rial am Über-
Neuralfalte ~ gangsbereichzwischen Oberflächenektoderm und Neu-
Somitoco el I Skleratom ~
· «'. r. ral rohr ist dunkl er rot eingefärbt (s. S. 10).
1 Derma- ~
intermediäres - - - myotom v-'/
Mesoderm
Somatapleura ---
I ~
n ·
L Ektoderm ___ j ~~
1 ",
Seitenplatten-
mesoderm
Splanchno- Somit ~,;> Entoderm
ple ura (paraxiales Corda dorsa lis
Mesoderm)

Die Skleratomzellen wandern nach medial in Richtung Chorda nach kaudal (ze itlich hintereinander) die Vorniere, die Urniere
dorsalis und bilden hier mit den Skleratomzellen der Gegenseite und die Nachniere (s . Skript 2).
die Anlage der Wirbelsäule und der Rippen. Die Zwischenwir-
belscheiben entwickeln sich weitge hend aus Sklerotomzellen. ~ seitenplattenmesoderm. Das Seitenplattenmesoderm oder
also Zellen des pa raxialen Mesod e rms, der Nucleu s pulposus laterale Me soderm bleibt un segmentiert. ln ihm treten bald
da gegen aus Resten der Corda dorsali s. Auc h die Dermatomzel- Spalten a uf. die zu einem größeren Hohlraum . d em intraemb-
len wandern aus, und zwar in Richtung Oberflächenektoderm ; ryonalen Zölom (=sekundäre Leibeshöhl e), zusammenfließen.
sie bilden s päter das Bindegewebe der Ha ut. Das Myotom unter- Dadurch wird da s Se itenplattenmesoderm in zwei Blätter ge-
g liede rt sich dann noch weiter in Epimer (dorsal) und Hypomer teilt:
(ve ntral ). Das Epimer verbleibt an se iner Entstehungsstelle; aus • da s parietale Mesoderm (parietales Blatt des Mesoderms,
ihm e ntsteht die autochthone (bodenständige) Rückenmusku- Somatopleura, dem Ektoderm anliegend) und
latur. Die Mu sk ulatur aus den dorsa len Myotomen wird efferent • das viszerale Mesoderm (viszeral es Blatt des Mesode rm s,
vo n motorischen Anteilen der Rami dorsales der Spinalnerven Vi scerop leura, Splanchnopleura, dem Entoderm anliegend).
innerviert. Die Zellen des Hypomers wandern aus und bil- Das parietale Mesoderm ist das Au sgangsgewe be fiir das Binde-
den das Material für die Muskeln de r vorderen und se itlichen gew e be der vordere n und seitlichen Rumpfwand . Ferner entwi-
Rumpfwand. Ferne r wandern Hypomerze llen in die Extremitä- ckeln sic h in ihm die Brustbeinanlagen sowie da s parietale Blatt
tenanlagen ein. der Tunica serosa und die innere Rumpffa szie.
Paraxiales Mesoderm= Somiten sind der Ursprung von Wir- Die Viszerapleura ist Ausga ngsgewebe für da s vi szerale
belkörperund -bögen, Rippen, Randmaterial der Zwischenwir- Blatt der Tunica se rosa, die Eingeweidemuskulatur, Knorpel
belscheiben, Skelettmuskulatur (ei n schließlich Myoblasten der resp. Knoche n in Trachea, Bronchien und Herz.
Extremitäten und autochthoner Rü cke nmuskulatur) und Binde- • Das extrae mbryonale Zölom (di e Chorionhöhle) entsteht im
gewebe der Haut. ex traembryo nalen Mesoderm (s.S. 6).
• Das intraembryonale Zölom (die Le ib es hö hle, die sich später
~ Intermediäres Mesoderm. Das intermediäre Mesoderm ausbildet) entste ht im Seitenplattenmesoderm.
(auch Somitenstiel ge nannt) lieg t zwischen dem paraxialen und Au s de m intraembryona len Zölom e ntwickeln sic h Pleura-,
de m Seitenplattenmesoderm (Abb. 2.5). Aus d e m intermediären Bauchfell- und Herzbeutelhöhle.
Mesod e rm gehen die Harnorga ne hervor. Im Hals- und oberen
APROPOS
Brustbe r eich entstehen segmenta l angeordnete Zellhaufen, die Ein Teratom ist ein e gut- oder bösartige Geschwul st, bei der histologisch
Nephrotome. Kaudal davon bildet sich der nephrogene Strang oft unterschi edlich ste Gewebe, die sich au s allen drei Keimblättern ableiten,
aus. Au s dem intermediären Me soder m entstehen von kranial nachwe isbar sind.

a Tag 21 Amnione pithel extaemb ryona les b Tag 25 Oberflächenektoderm c Tag 28 Darmrohr
Mesoderm
I
Amnionhöhle - - -
'"
I'
I J

Ektoderm ____}

parieta les Blatt


(Somatopleura) - - -
Dottersac k - - -'-- intraembryonales
Mesod erm
f
- - -- - vi szerales Bla t t - - - - - - ' intrae mbryonales
(Splanchnopleura) Zölom

Abb . 2.6 Laterale Abfaltung des Embryos. 21., 25. und 28. Tag.
2.3 Frühentwicklung 9

Abfaltung der Keimscheibe Ab der 3. Woche entsteht aus dem mittleren Abschnitt des Ek-
Die Abfaltungen (Krümmungen) finden fast gleichzeitig in zwei toderms das Nervensystem. Dabei wird die Differenzierung
Ebenen statt: durch die daruntergelegene Chorda dorsalis induziert.
• in der Longitudinalebene: kraniokaudale Abfaltung, führt
zur Trennung der (intraembryonalen) Darmanlage vom Dot- • Bildung der Neuroektodermzellen. Die lndul<tion der Ent-
tersack und zum Descensus des Herzens. stehung des Nervensystems ist eigentlich eine (komplizierte)
• in der Transversalebene: laterale Abfaltung, führt zur Bil- Inhibition: Erhalten die Ektodermzellen keine Signalmoleküle,
dung von Leibeswand und Darmrohr. werden sie alle zu Neuralzellen. Durch intraektodermale Signa-
Das intraembryonale Zölom steht am seitlichen Rand der Keim- le (bone morphogenetic proteins, BMPs) wird diese Differenzie-
scheibe zunächst mit dem extraembryonalen Zölom (Chorion- rungsrichtung zunächst in allen Ektodermzellen unterdrückt.
höhle) in direkter Verbindung. Bei den Abfaltungsprozessen Von den Zellen der Chorda dorsalis werden nun die Polypeptide
geht diese Verbindung verloren (Abb. 2.6). Noggin und Chordin sezerniert, die als BMP-Antagonisten wir-
ken. Dadurch werden die über der Chorda dorsalis gelegenen
Allantois Ektodermzellen zu Neuroektodermzellen. Vom Chordagewebe
Schon am 16. Tag bildet sich aus der entodermalen Dottersack- sezernierte Faktoren (Noggin. Chordin) sind wichtig für die Bil-
wand am kaudalen Embryonalpol eine Aussackung, die sich in dung der Neuralrinne.
den Haftstiel erstreckt, das Allantoisdiverrikel. Es steht später
mit der Harnblase in offener Verbindung, bildet sich bald zum • Bildung des Neuralrohrs. Die Neuroektodermzellen prolife-
Urachus zurück. Der Urachus bleibt als Falte, die Plica umbilica- rieren und bilden ein mehrreihiges Neuroepithel, das sich in
lis mediana, an der Innenseite der vorderen Bauchwand zurück. Form der Neuralplatte anordnet. Im Folgenden senkt sich der
mittlere Teil der Neuralplatte ein, gleichzeitig entstehen seit-
APROPOS lich (beidseits) Erhebungen, die Neuralfalten (Neuralwülste).
Urachusfistel und Fistel des Ductus vitellinus. Wenn sich de r Urachus Dadurch ist die Neuralrinne entstanden. die parallel zur Chorda
oder der Ductus vit ellinus (Ductus omphaloen t ericus) nicht zurückbilden,
dorsalis verläuft (s. Abb. 2.5a).
ent steht eine Urachusfist el bzw. eine Fistel des Ductus vitellinus (Fistel:
röhrenförmig e Verbindung mit Öffnung am Nabel). Beide bedingen einen
Die Neuralfalten wachsen aufeinander zu und fusionieren
nässenden Nabe l beim Neugeborenen. Di e beiden Fisteln mü ssen differenzi- dann in der Mittellinie zum Neuralrohr (s. Abb. 2.5b). Der Ver-
aldiagnostisch unterschi eden werden: schluss zum Rohr beginnt auf Höhe des 4. Somiten (s. Abb. 2.4b)
.. Urachusfi stel (fehlend e Rückbi ldung der Allantois): Fist el zwisch en Nabel und zieht sich von dort nach kranial und kaudal fort. Die gesam-
und Harnblase ten Vorgänge, die zur Bildung des Neuralrohrs führen, werden
• Fistel des Ductu s vitellinus: Fist el zwischen Nabel und Darm.
als Neurulation zusammengefasst. Der Hohlraum des Neural-
rohrs (Canalis neuralis) hat oben und unten eine Öffnung: den
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
Neuroperus cranialis (oder anterior) und den Neuroperus cau-
• Das die Amnionhöhle auskleidende Epithelleitet sich ab vom dalis (oder posterior), die mit der Amnionhöhle in Verbindung
Epiblasten. stehen. Der obere Neuroporus verschließt sich am 24. (25.) Tag,
• Die epithelio-mesenchymale Umwandlung spielt bei Entste- der unrere am 26. (27.) Tag.
hung der Primitivrinne eine wichtige Rolle. Nach Abschluss der Neurulation liegt das Neuralrohr unter
• Die Blutbildung beginnt in der Ontogenese mit den ersten dem Oberflächenektoderm (später Epidermis). Aus dem krania-
Erythrozyten in der Dottersackwand. len Abschnitt des Neuralrohrs entsteht die Anlage des Gehirns
• Aus dem Epimerfden dorsalen Myotomen stammt die (in Form von Hirnbläschen, s. u.). Der Neuroperus cranialis ver-
autochthone Rückenmuskulatur, die von den Rami dorsales schließt sich in der 4. Entwicklungswoche.
der Spinalnerven innerviert. Der Hohlraum des Neuralrohrs wird zum Zentralkanal (Ca-
• Aus dem paraxialen Mesoderm und damit aus den Somiten nalis centralis) des Rückenmarks.
entstehen u. a. das Bindegewebe der Haut, das Bindegewebe Aus dem Neuralrohr stammen alle Neuroblasten (und da-
der Bandscheiben (Achtung: Der Nucleus pulposus der Band- mit Neurozyten), die Glioblasten und die Ependymzellen. Noch
scheibe stammt von der Chorda dorsalis!), die knöcherne genauer: Astrozyten, Oligodendrozyten. Pinealozyten, Zellen
Wirbelsäule einschließlich der Wirbelbögen. die Rippen, die des Plexus choroideus und Ependymzellen entstehen aus dem
autochthone Rückenmuskulatur, die Muskulatur der seitlichen Neuralrohr.
und vorderen Leibeswand und Extremitätenmyoblasten.
• Der Urachus wird zur Plica umbilicalis mediana an der Innen- Hirnbläschen
seite der vorderen Bauchwand. Normalerweise obliteriert er Die Anlage des Gehirns unterscheidet sich bereits in der 4 . Wo-
während der Entwicklung. Bleibt er als Fistel erhalten. kommt che von der des Rückenmarks (s.o.). Am kranialen Ende des
es beim Neugeborenen zu einem nässenden Nabel. Neuralrohrs treten bauchige Vorwölbungen als frühe Hirnanla-
ge auf (Abb. 2.7). Dabei werden zwei bläschenförmige Auftrei -
bungen (Hirnbläschen) sichtbar:
Neurulation • vorne das Prosencephalon-Bläschen und
• hinten das Rhombencephalon-Biäschen, das ins Rücken-
mark übergeht.
Neurulation = Bildung der Ne uralwülste +ihr Zusammenschluss • Da zwischen entsteht das Mesencephalon-Bläschen.
zum Neuralrohr. Diese drei Bläschen werden auch primäre Gehirnbläschen ge-
nannt.
Gleichzeitig beugt sich die Hirnanlage nach ventral. Dabei
entstehen zunächst zwei Krümmungen:
10 2 Allgemeine Embryologie

• Mantelzellen (Gliazellen de s Spinalganglions)


• Nebennierenmarkzellen
• Chromaffinen Zellen der Paraganglien
n~-- Diencephalon mit
• Zellen des Glomus caroticum
Prose ncephalon
Augenbechern • Melanozyten der Haut (Melanoblasten)
• einigen Zellen der Schilddrüse (C-Zellen)
• Mesenchymzellen im t<opfbereich: Knochen und Muskeln
des Schädels, l<iemenbogenl<norpel, Dentin und Zahnze-
Mesencep halon
ment.

Rhombencephalon Achten Sie darauf, dass nur Zellen des Nebennierenmarks (und
nicht der Rind e) der Neurall eiste entstammen!
a 3 primäre Hirnbläschen, 28. Tag b 5 sekundäre Hirnbläschen, 36. Tag
Abb. 2.7 Hirnanlage. 28. un d 36. Tag, Ansicht von dorsal. Eine pseudounipolare Nervenzelle hat einen Fortsatz. der sich
nach kurzem Verlauf aufzweigt (in der Regel zum einen in Rich-
• die Nackenbeuge (Fiexura cervicalis) zwischen Rhombence- tung ZNS und zum anderen in Richtung Peri pherie). Pse udouni -
phalon und Rückenmark und polare Nervenzellen herrschen vor in sensiblen Ganglien (Spi-
• die Scheitelbeuge (Mittelhirnbeuge. Flexura mesencephali- nalganglien) im Ganglion inferius nervi vagi (nodosum), Gang-
ca). im Bereich des Mittelhirns. also zwischen Prosencepha- lion superius nervi glossopharyngei, im Ganglion trigeminale
lon und Rhombencephalon. (semilunare, Gasseri ), Nu cl. mesencephalicus nervi tri ge mini
Später kommt es noch im Bereich des Rhombencephalons zu und anderen Hirnnervenganglien und entstehen aus bipolaren
einer starken Abknickung nach ventral: Nervenzellen .
• die Brückenbeuge (Fiexura pontina).
• Aus dem Prosencephalon-Bläschen werden SLERNTIPP !
• das Telencephalon (Endhirn) und Das IM PP fragt gerne nach dem Vorkommen von pseudounipo-
• das Diencephalon (Zwischenhirn). laren Nervenzellen, und da s nicht nur im Zusammenha ng mit
Das Mesencephalon-Bläschen wird zum Mittelhirn (Mesence- der Neural leiste.
phalon).
Aus dem Rhombencephalon entsteht vorne
• das Metencephalon (Nachhirn) und 2.3.2 Überblick über die Entwicklung
• hinten das Myelencephalon (~verlängertes Mark, Medulla
in den ersten 4 Wochen (Tab. 2.1)
oblongata).
Aus dem Metencephalon entwickelt sich dorsal das Kleinhirn Tab. 2.1 Der erste Monat in Stichworten
(Ce rebellum) und ventral die Brücke (Pans).
Woche Entwicklungsschritte
Neuralleiste 1. Woche Befrucht ung --+ Zygote; Furchung--. Blastomeren/
Morula; Blastozys tenbildung -+ Embryoblast,
~ LERNTIPP ! Trophoblast und Höhle; Auflösung der Zona pel-
lucida -+ Beginn der Implantatio n; Trophoblast --.
Die Neuralleiste ist außerordentlich häufig Inhalt von Prüfungs-
Synzytiotrophoblast und Zytotrop hoblast
fragen. Besonders oft erschien bisher die folgende Aussage in
den Examina : Die Neuralleiste entsteht an der Übergangszone 2. Woche Embryoblast--+ Epiblast und Hypob last; Entste·
hung von Amnion höh le und (primärem -+ sekun -
zwischen Neuralplatte und Oberflächenektoderm. Sie differen-
därem) Dottersack; ext raembryona les Mesoderm
ziert sich dann zu den versc hiedensten Zelltypen, die ebenfalls --. Chorion höhle (= extraembryonales Zölom),
häufig gefragt werden. Haftstiel und Chorionzotten
3. Woche Primitivstreifen (mit -rinne) und Primitivknoten
Während der Verschmelzung der Neuralfalten verlieren die Ek- (mit-grube) --+ Entwicklung des in traem bryonalen
todermzellen. die am Rand der Falte liegen, ihren Kontakt zu Mesoderms (Gastrulation) und der Chorda dorsa-
Nachbarzellen. Sie ordnen sich vorübergehend zu einer flachen lis; Mesodermgli ederung -+ paraxiales, interme-
diäres und Seite nplatte nm esode rm; paraxia les
Neuralleiste zw ischen Neuralrohr und Oberflächenektoderm Mesoderm -+ Somiten --. Sk lerotom . Myotom und
an. Die Neuralleiste entsteht aus der Übergangszone zwischen Dermatom
Neuralplatte (Neuroektoderm) und Oberflächenektoderm (s. Neurul ation: Neuralplatte-+ Neura lrohr, Neural-
Abb. 2.5). Man unterscheidet zwischen Kopf- und Rumpfneura l- leiste
------------------
leiste. Die Neuralleisten ze llen wandern an verschi edene Stell en 4. Woche Abspa ltung en -+Ausbildung der Körperform, der
de s gesamten Körpers und differenzieren sich zu: Darm anlage und des Dottergangs; Schlu ss der
• sensiblen Ner ven zellen (pseudounipolar) der Spinalganglien Neuropa ri (cran ialis und ca udalis)
------
• Neuronen der Ganglien des vegetativen Nerven systems
(auch multipolare) (z. B. Sympathikoblasten, Ganglion coelia-
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
cum, prävertebrale Ganglien, Truncus sympathicus)
• Neuronen der Gang li en der Hirnnerven V, VII, IX und X (tei l- • Vom Chordagewebe sezerni erte Faktoren (Noggin, Chordin)
w eise) sind wichtig für die Bil dung der Neuralrinne.
• Schwanozellen (G iiahülle der se nsiblen perip he ren Nerven )
2.4 Plazenta, Amnionhöhle und Nabelschnur 11

~Der Neuroporus cranialis verschließt sich in der 4. Entwick- den als Tertiärzotten beze ichnet. Damit ist ein e wesentliche
lungswoche. Grun dlage für die Entwicklung des feto- plazentaren Kreislaufs
~Au s dem Neuralrohr sta mm en alle Neuro- und Glioblasten geschaffen, denn die Zottenkapillaren stehe n über Gefäße in
und die Ependymzellen. Also auch Astrozyten. Oligodendro- der Chorionplatte (s. u.) und im Haftstie l mit de m kindlichen
zyten, Pinealozyten und Ze llen des Plexus choroideus entste- Gefäßsystem in Verbindung.
hen aus dem Neuralrohr.
~ Die Neuralleiste entste ht in de r Üb ergangszone zwischen ~ Aufbau der Plazenta. Die sc heibenförmige Plazenta gliedert
Neu ralplatte (Ne uroe ktoderm) und Oberflächenektoderm. Aus sich in Basalplatte. Chorionplatte und die dazwischenliegen-
der Neuralleiste ent ste he n u. a.: den Zottenbäume mi t dem intervillösen Raum .
- Sensible Nervenzellen (pseudounipolar) der Spinalganglien Dezidua, Zy totrophobla stsc hale und Synzytiotrophoblast,
- Neurone der Ganglien des vegetativen Nervensystems der a n den intervi llöse n Raum grenzt. bilden die Basalplatte.
(auch mul t ipol are) (z. B. Sympathikoblasten, Ganglion coeli- Diese bildet an einigen Stellen Vorwölbungen, die Plazentasep-
acum, prävertebrale Ganglien, Truncus sympathicus) ten , die in den intervillösen Raum hin e inragen. Dadurch wird
- Schwannzellen (Giiahüll e der sensibl en peripheren Nerven) d ie Plazenta in 10-40 vollständig voneinander getrennte. be-
- Melanozyten de r Haut cherförmi ge Areale un terteil t , die a ls Kotyledone bezeichnet
- Nebe nnierenmarkzel le n werden. Betrachtet man di e reife Plazenta nach der Geburt,
~ Pseudounipolare Nerven ze ll en kommen v.a. in sensiblen Gang- sieht man auf der basalen Seite die Kotyledonen a ls le ic ht erha-
lien (Spinalganglien), im Ganglion inferius nervi vagi, Gang- bene Areale. Daran kann man die Plazenta auf Vollständigkeit
lion superius nervi glossopharyngei. im Ganglion trigemi- prüfen. Das ist wichtig, denn zurückgeb lieben e Plazentareste
nale (semilunare, Gasseri) und Nucl . mesencephali cus nervi können Nachblutungen verursachen.
trigemini und anderen Hirnn erve ng anglien vo r und e ntstehe n Die Chorionplatte besteht aus folgende n Schichten (von der
aus bipolaren Nerve nzellen. Amnionhöhle zum intervillösen Raum): Amnionepithel (C hori-
on-Bindegewebe) mit Gefäßen , Zytot rop hobl astze llen und Syn-
zytiot rophobl ast.
2.4 Plazenta, Amnionhöhle Zw isc hen der Basalplatte und der Chorionplatte liegen die
Zottenbäume und der intervillöse Raum (= Raum zw isc he n den
und Nabelschnur Zotten). Die re ife Plazenta besitzt 30- 50 stark ve rzweigte Zot-
tenbäume.

Achten Sie hi er v. a. auf den Aufbau der Nabelschnur und die ( LERNTIPP !
Entwick lung der Eihautverhältnisse. Durch kleine Defekte in den Zottenkapi ll aren können gegen
Ende der Schwa ng erschaft fetale Erythrozyten in das mütter-
li che Blut gelangen. Bei ungleicher Blutgruppe (Mutter Rhesus-
2.4.1 Plazenta negativ, Kind Rhesus-positiv) kann die Mutter Antikörper gegen
die fetalen Erythrozyten bilden, die bei ein er we iteren Schwa n-
Di e Plazenta (Mutterkuchen) wird von Mutte r und Embryo ge- gerschaft den (ebenfall s Rhesus·positiven) Fe tu s gefährden
mein sa m ge bildet und dient dem Stoff- und Gasaustausch zw i- können.
sc hen kindlichem und mütterlichem Blut. Sie ist in zwe i Platten
gegliede rt, zw isc he n denen di e Zottenbäume liegen . Die Zotten Di e gebo rene Plazenta ist auf der fetalen Seite von Amnion , auf
enthalten die kindlichen Blutgefäße, die von mütterlichem Blut de r matema len Seite von Dezidua bedeckt.
um spü lt werden. Die Plazenta ist mit den Eihäuten ver·wachsen.
die die Amnionhöhle (Fr uch twasserrau m) umschließen. ~ Funktionen der Plazenta. Die Plaze nta erfüllt zwe i wesent-
liche Aufgaben: Sie sichert die Versorgung des Fetus und sie
~ Entwicklung der Plazenta. ln der zwe iten Woche dringt der produziert Hormon e. Der Synzytiotrophoblast bildet das Pro-
Synzytiotrophoblast (s. S. 4) tiefer in die Dezidua ei n und trifft techorman HCG , welches da s Corpus luteum zur Produktion
auf mütterli che Gefäße. Dabei ko mmt es zur Ausbildung vo n von Progesteron veranlasst. Ab der 8. Woche produziert der
Lakunen innerhalb des Synzytiotrophoblasten. Die Lak unen Synzytiotrophoblast auch Progesteron und Östrogen, während
versc hmel zen z u e inem Laby rinth . Der Sy nzytiot rop hobla st er- das Corpus lute um la ngsa m degeneriert. Ab de r 8. Woche ü ber-
öffnet mütterliche Gefäße, sodass mütterliche s Blut durch das nimmt der Synzytiotrophoblast (ni cht der Zytotrophob last) der
Lakunenlabyrinth strö mt. Plazenta die Produktion von Progestero n.
ln die Sy nzyt iotrophoblasttrabe ke l dringen Zytotropho- Außerdem produziert die Plazenta hum a nes Plazenta lakto-
bl astzellen ei n. Dadurch ents teh e n di e pfeiler- oder säu le nför- ge n (HPL), ei n Hormon mit prolaktinähnlicher Wirkung.
migen primären Zotten, Villi gena nnt. Die Primärzotten ra gen
in das Lakunenlabyrinth hin e in, da sje tzt a ls intervillöser Raum
2.4.2 Nabelschnur
(d.h. Raum zwi sc he n den Zotten) bezeichnet wird. ln den in-
ter vill ösen Raum fließt mütterliches Blut (utero -plazentarer ~ Entwicklung der Nabelschnur. Die Nabelschnur. di e den Fetus
Kre isla uf). mit der Pla ze nta ve rbind et, entste ht durch
Ab dem 14. Tag dringen extraem bryo na le Mesoderm ze ll en • Zusa mmen lagerung von Haftstiel (A ll antois), Dottergang
in das Zytotrophob lastin nere ein. Solch e Zot ten mit Mesen- und e in em Rest des extraembryonalen Zöloms und
chymkern hei ßen Sekundärzotten. • Umhüllung mit Amnion.
Ab dem 18. Tag entwicke ln sich dann im mesenchymalen Der Haftst iel enthä lt Gefäßa nlagen (-+ Nabelgefäße) und die Al -
Kern Kapiii ,Jre n und Blutze ll en. Die kap ill a ri sierte n Zotte n wer- lantois. Er näh ert sich bei der kraniokaudalen Abfaltung dem
12 2 Allgemeine Embryologie

a
V_ umbilicalis, l Allantois b c
v_ umbilicalis
Myometri um

Aa. ". ,1
I
umbili- ___i____j Aa .
cales ~.Ja:----...~- umbili ­
cales
Am nion - 1

Ductus _ j
vitellinus
mit Dotter-
extraembryonales
Zölom
schlinge L gallertiges
Bindegewebe
(Wharton-Sulze)
gefäßen
Abb. 2.8 Entwicklung der Nabelschnur (Querschnitte). a 6. Woche;
b 10. Woche; c 4. Monat.

Dottergang (D uc tus vitellinus) an . Durch die eno rme Au sdeh-


nung der Amnionhöhle (s. u.) legt sic h Amnion um den Haftstiel ·Amnion
und den Dottergang. Die Stelle, an der Amnion und die kind- · Chorion laeve
· Dezidua-Antei le
liche Epiderm is (Ektoderm) zusammentreffen (amnioektoder-
male Umschlagfalte), bildet eine ovale Durchtrittsstelle. die als
Abb. 2.9 Amnionhöhle. 4. Monat.
Nabelring bezeichnet wird. Durch die Vergrößerung der Am-
nionhöhle obliteriert die Chori onhö hle (= extraembryona les
Zölom, vgl.S. 6). Dabei geht der Dottersack, der in der Chori- Schließlich kommt es zur Versc hmelzung von Amnion und Cho-
onhöhle liegt, zugr und e. Ein Teil des extraembryonalen Zöloms rio n. Die Chorionhöhle obliteriert (Abb. 2.9).
verbleibt aber zunächst in der Nabel sch nu r. Mit weite r zu nehmender Ausdehnung der Amnionhöhle und
Wachstum des Fetu s obliteriert das Uteruslumen . Die Amnion-
~ Physiologischer Nabelbruch. Die Reste des extraem bryona len höhl e bleibt in der Regel bis zum Ende der Eröffnungsp hase der
Zöloms in der Nabelschnur stehen mit dem intraem bryonalen Geburt erhalten .
Zölom in Verbindung. Im 3. Monat kommt es zu einem sehr
starken Wachstum der Darmsch lingen in der Leibeshöhle, die ~ Amnionflüssigkeit. Die Amnionflüssigkeit wird vom Amnio-
vorübergehend zu kle in für diese Darmschlingen ist. Deshalb nepithel gebi ldet. Etwa ab dem 5. Monat trinkt der Fetus sei-
werden ei nige Darmschlingen in das extraem bryona le Zölom ne Amnionflüssigkeit (ca. 400 ml täg lich). Die Flüssigkeit wird
hinausgedrängt Dieser Prozess wird als physiologischer Nabel- über seine n Darm resorb iert und gelangt im Blut zur Plazenta
bruch bezeichnet. Gegen Ende des 3. Monats werden die Darm- und von dort in den mütterlichen Kreislauf. Gegen Ende der
sch linge n wieder in die Leibeshöhle zurückverlagert und das Schwa ngerschaft scheidet der Fetus (wenig konzentrierten)
extraembryona le Zölom in der Nabelsc hnur obliteriert. Urin in die Amnionflüssigl<eit aus.

~ Aufbau der reifen Nabelschnur. Die reife Nabelschnur zeigt


im Querschnitt fo lgend en Aufbau (Abb. 2.8c): FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
• ga llertiges Bindegewebe als Grundgewebe: bedingt pral- ~ Die basale Fläc he einer vo llständig geborenen, reifen Plazent a
lelastische Kons istenz der Nabelsch nur (verh indert Ab kn i- ist gekennzeichnet vo n Kotyledonen, anha nd derer man die
ckungen) Plazenta nac h der Geburt auf Vollstä ndi gkeit prüfen ka nn.
• Querschnitte zweier Nabelarterien (Aa. umbilicales, m it ~ Ab der 8. Woche übernimmt der Synzytiotrophoblast de r
dic ker muskelreicher Media ): führen ko hl endioxid- und Plazenta die Prod uk tion von Progesteron.
schl acke nstoffreiches Blut vom Fetus zur Plazenta ~ Am sog. Nabelring trifft das Amnion auf di e kindliche Epider-

• Querschnitt einer Nabelschnu rvene (V. umbilicalis, mit gro- mis.


ßem Lumen und dünn er Media): führt sauerstoff- und nähr- ~ Beim physiologischen Nabelbruch werden einige Darmschl in-
stoffreiches Blut von der Plazenta zum Fetus gen in das extraembryonale Zölom hin ausgedrängt.
• Rest des obliterierten Dotterga ngs/Allan to isgangs ~ Von innen nach außen ist der Embryo umgeben von Amnion,
• Überzug aus AmnionepitheL Chorion und Dezidua .
Die Nabelschnur ist ca. SOcm lang und setzt normalerweise ~ Nabelschnur: gallertiges Bindegewebe als Grundgewebe

zentral an der Plazenta an. ln ca. 20 % der Fälle kan n sie aber ~ Zwei Nabelschnurarterien (Aa. umbi lica les , mit dicker

auch einen exzentrischen oder marginalen Ansatz zeigen. muskelreicher Media): führen koh lendioxid- und schl acke n-
stoffrei ches Blu t vom Fetus zur Plazenta.
~ Eine Nabelschnurvene (V. umbilicalis): führt sa uerstoff- und
2.4-3 Amnionhöhle und Eihäute nährstoffreic hes Blut von der Plazenta zum Fetus.
Der Em bryo ist von Fru chtwasser und Ei häuten umhüllt. Von - - -'
innen nach auße n finden sich
• Amn ion flü ssigkeit 2.5 Altersbestimmungen,
• Amnionepithel Geburt und Mehrlinge
• Chorion (laeve) und
• Dezidua. Die 1.- 3. Woche der Embryo na le ntw ick lung ist die Ph as e de r
Am Ende de r Embryonalperiode (zu Beginn des 3. Monats) wei- Frü hentwick lung. ln der 4. Woche el'l'o lgt u.a. die Abfaltung.
tet sich di e Amnionhöhle auf Kosten der Chorion höhl e au s. ln der 5.-8. Woche nimmt der Embryo die men sch li che Ges talt
2.5 Altersbestimmungen, Geburt und Mehrlinge 13

an. Die großen Organsysteme (wie Magen-Darm-Trakt, Lungen, 2.5.1 Geburtsablauf


Nieren) werden in diese r Zeit angelegt.
An dieser Stelle ist es hilfreich , wenn Sie aufS. 45 e inen Blick auf
·LERNTIPP ! die Anatomie des knöchernen Beckens werfen.
Die Organsysteme werden in der 2.- 8. Entwicklungswoche
angelegt. Das entspricht der 4.-10. Sc hwang erschaftswoche.
ln der 8. Entwicklungswoche mi sst der Embryo etwa 30mm . Bedenken Sie beim Lesen. dass die große Fontanelle vorn und
die kleine Fontanelle hinten li egt und machen Sie sich di e Lag e
.. Dauerder Schwangerschaft. Bei der BestimmungderSchwan- der Fontanellen in den ein ze ln e n Phasen der Geburt klar, dan ach
gersc hafts dau er (des Menstruationsalters) wird ab dem 1. Tag wurd e schon gefragt.
nach der letzten Regel gerechnet. Sie dauert dann 280 Tage= 40
Wochen= 10 Lunarmonate (a 28 Tage). .. Durchtritt des kindlichen Kopfes durch den knöchernen Ge-
Das Ovulationsalter und die tatsächliche Schwangerschafts- burtskanal. Der geburtshilflieh wichtigste Teil des kindlichen
dauer werden in Entwicklungswochen bestimmt. Hierbei rech- Körpers ist der be i de r Geburt (norma lerwe ise) vo rangehende
net m a n ab dem Zeitpunkt der Ovulation /Befruchtung: 280-14 Kopf. Der Eingang in da s kleine Becken ist querovaL der Au s-
= 266 Tage= 38 Wochen. gang längsovaL Das bedeutet, dass der kindliche Kopf mit quer
verlaufender Pfeilnaht durch den querovalen Beckeneingang
tritt. Der ki ndliche Rücken lieg t dann entweder links (1. vorde-
Der Abstand zwischen Ovulation und der vorhergehenden Mens- re Hinterhauptslage) oder rechts (11. vordere Hinterhauptsla-
truation ist je nach Zyk luslänge variabel. ge). lnnerha lb des kleinen Becke ns kommt es dann zur Beugung
und Rotation um 90 ", soda ss da s Hinterha upt a n der Symphyse
Ab dem dritten Monat beginnt die fetalperiode. Sie endet mit liegt. jetzt kann der Kopf (mit längs verlaufender Pfeilnaht) den
der Ge burt. Während die ser Phase wird das Alter des Fetus ent- längsova len Beckenau sga ng passieren.
weder anhand morphologischer Kriterien (23 Carnegie-Stadi- Bei der Geburt können sich die Sc hädelknochen aufgrund
en) oder über seine Größe (Scheitel-Steiß-Länge bzw. Scheitel- der bindegewebigen Suturae und Fontanellen gegeneinander
Fersen-Länge) bestimmt. verschieben, so da ss sich der Kopf bis z u e ine m gew isse n Um-
Beispiele für die SSL (Scheitel-Steiß-länge): fang den Raumverhältnissen des Geburtskanals an passen kann.
• 9-12 Wochen: 5-8 cm SSL Die Form der Fontanellen ist für den Geburtshelfer ein
• 21-24 Wochen: 20-2 3 cm SSL. wichtiges Hilfsmittel: Dort, wo er vor der Geburt die vierecki -
Die SSL am Ende der Embryon a lperiode (Ende der 8. Woch e) ge Fontanelle tastet, ist die Gesichtsseite: an der dreieckigen
beträgt etwa 30 mm. Das lMPP fra gt nach der Scheitel-Fersen- Fontanelle lieg t das Hinterhaupt. Durch die Lage der großen
Länge ei nes Fetus- diese mu ss also deutli ch größe r sein. und kleine n Fontanelle kann er die Richtung der Sagittalnaht
bestimmen.
APROPOS
Etwa 6- 7 % aller Gebu rt en erfolg en vor der 37. Sc hwang ersc haftswoche.
Di ese Frühgeburtlichkeit trägt we sentlich zur perinata len Sterbli chkeit bei. .. Phasen der Geburt. Die Geburt wird in drei Phasen un terte ilt:
Kom plikationen sind u. a. erh ö hte lnfekti onsneigung, unreife Lu ngen. ZNS- Eröffnungs-, Austreibungs- und Nachgeburtsperiode.
Biutungen. Die Eröffnungsperiode beginnt mit de n ersten zervixwirksa-
men Geburtswehen und endet mit de r vollständigen Eröffnung
des Muttermundes. Während die se r Phase tritt der Kopf quer in
Die Reifezeichen des Neug ebo rene n so llte man v. a. für die das kleine Becken. Er verlagert sich weiter in Richtung Becken-
mündliche Prüfung parat habe n. boden und dreht sich, sodass das Hinterhaupt ventral, also sym-
physenwärts, liegt. Gegen Ende der Eröffnungsperio de kommt
.. Reifezeichen des Neugeborenen. Das reife Neugeborene es zum Blasen sprung und das Fruchtwasser ge ht ab.
zeigt folgende som ati sche Reifezeichen: Di e Austreibungsperiode erstreckt sich vom Zeit punk t d er
• Größe ca . SOcm vollständigen Eröffnung des Muttermundes bis zur Gebur t des
• Gewicht ca. 3000- 3500 g Kindes. Der Kopf tritt tiefer und walzt den Weichteilkanal aus
• Kopfumfang ca. 35 cm (Einschneiden des Kopfes). Schließlich passiert d er Kopf mit
• Hoden im Skrotalsack: g roß e Sc ha mlippen bedecke n die seine m größten Durchmesser de n Weichteilausgang (Durch-
kleinen schneiden des Kopfes). Dabei macht der Kopf eine Streckbe-
• voll stä ndi ges Knorpelgerüst des Ohres weg ung, wobei der Nacke n gegen die Sym physe gedrückt wird.
• Näge l üb er rage n Finger- bzw. Zehenkup pen Dann e rfolgt die externe Drehung des I<opfes um 90 · : dadurch
• Fußsohl en fa lte n über die ga n ze Fußsohle verteilt ste hen die Schu ltern im ge raden Durchmesser. Durch Abse n-
• Vernix caseosa : Käseschmiere a uf der Haut kun g des Kopfe s na ch hinten (in Richtung mütterliches Kreuz-
• w en ig Lanu gobe haarun g bein ) tritt die vordere Schulter unter der Schambeinfuge hervor.
• Durchmesser der Brustdrüse ca. 1 cm Durch die anschließende Heb un g des Kopfes t ritt die hintere
• blass-rosa Haut. Schulter aus dem Weichteill<anal. Im zweite n Tei l der Aus t re i-
Ein Frühgeborenes dagegen hat e ine rote , tran sparen te , runzli - bungsphase wi rd die Wehentätigkeit (reflektoris ch) durch di e
ge Haut. flä che nhafte Lanugobe haa rung und beim m ä nnlic he n Ba uchpresse u nterstützt (Presswehen ).
Frühgebo re ne n sind di e Ho den no ch im Le iste nk a nal. Die Nachgeburtsperiode beginnt nach der Geburt des !<in-
des un d end et mi t dem Ausstoßen der Plazenta und der Eihäute.
14 2 Allgemeine Embryologie

2.5.2 Mehrlinge ~ LERNTIPP !


Zwillinge , eineii g oder zweieiig, we rden im Schriftl ichen häufig
• Häufigkeit und Sterblichkeit. Die Häufigkeit von Me hrlin gen the matisiert. Beachten Sie hier v. a. die Plazenta· un d Höhlen-
w ird nach der Hellin-Regel abgesc hätzt: verhältnisse!
• Zwi llinge 1 : 80 1 Das Vo rliege n ei neii ger Zwillinge wird durch eine gemeinsame
• Dri llinge 1 : 802 Plazenta nicht bewiese n, auch zwe ieiige Zwilll inge können eine
• Vierlinge 1 : 803 usw. gemeinsame Plaze nta haben.
Die Za hl der Me hrlingsgeburten ist durch di e Hormontherapie
in der Sterilitä tsbehandlung ges tiegen.
Die perinata le Sterblich kei t von Zwil lingen ist bis zu fünfmal • Eihautverhältnisse bei eineiigen Zwillingen. Eineiige Zwil-
höher als bei Einlingen. Der zweite Zw illing ist beso nd ers ge- li nge könne n in verschi edenen Stad ien der Entwicklung ent-
fä h rdet. stehen. Vo m Zeit pun kt de r Trennu ng (Zweite il ung) hänge n die
Eillautverhältnisse ab (Abb. 2.10).
.,. Entstehung. Bei den Zwill inge n sind etwa 25 % eineiig, der • Bei ei ner Trennung im Stadium der Blastomeren oder der
Rest zweieiig. Morula entste hen zwei vollständig get renn te Blastozyste n.
Zweieiige Zwillinge ents tehen bei zweifacher Ovulati on Plazenta und Eihäute sind get rennt (dia mnio tisc h und di-
oder bei Ovula tion eines Foll ikels m it zwei Eizellen. Die Impla n- choria l, wie bei zweieiigen Zw illingen). Schon we nn sich die
tationen erfolge n getren nt, d. h. , Plazenten und Eihäute sind ersten Blas tomere nach der Fu rchungs teilung trenn en, ent-
selbstständig. Die Plazente n können jedoc h sekundä r mi te in- stehen eineiige Zwillinge.
ander verschm elzen und dam it ei ne Eineiigkeil vortäuschen. • Bei einer Trennung des Embryoblasten (innere Zellmasse,
Die Ähnl ic hke it zw ischen zweiei ige n Zwillingen ist ni cht grö- s.S . 3) inn erha lb der Blastozys te. also vor Au sbildung einer
ßer als die zw isc hen Geschwiste rn. Sie können auch versc hie- Amnionhöhle, entwickeln sic h Embryonen mit getrenn ter
dengeschlec htli ch sein. Am nionhöhle, aber ge mei nsa me r Chorionhöhl e und Pla-
Eineiige Zwillinge entstehen aus ei ner Zygo te, di e sich wäh- zenta; d. h. gemeinsames Chori on und Pl azenta , ge trenn tes
re nd ih rer weiteren En tw icklu ng te ilt (s. u.). Es entstehen zwei Amnion (monochorial, diamniotisch).
ge net isc h gle iche Indi viduen (mit gleichem Gesc hl ec ht). • Teilt sich die zweiblättrige Keimscheibe (Stadium nach
Ausbildung der Amnionh öhle, d. h. Bi ldung vo n zwei Axial-
systemen in einer Keimscheibe). entstehen zwei Embryo ne n
mit ge meinsa mer Amn io nhöhle, gemeinsamer Chorionhöhle
und ge mein sa mer Plaze nta, d. h., di e Eihautve rh ältnisse sind
monochorial und monoa mnial.
Zygote im 2·Zellen·Stadium
• Doppelfehlbildungen. Durch unvollstä ndige Separierung bei
der Entwi cklu ng von ei nei igen Zwi ll inge n entstehen di e Dop-
pelfehlbi ldu ngen (Pagi, siamesische Zwillinge). je nach Loka li-
sation der Ve rwachsu ngsstelle untersc heidet man u. a.
a b c • Kraniopagus (Kopf)
..::._::.- ..:,:[·.. Trophobll'~-= ~ - ·... • Thorakopagus (Bru st korb)

~mbry.o·; V1 :;
I I • Pygopagus (Kreuzbein).
I I
Pagi sind ko mplet te sy mmetrische Doppelfe hl bildungen. Sia-
< __ mes ische Zw iliinge können gemeinsame innere Organe (z. B.
- blast - ~ I
ein Herz) haben. Ein Fet us mit 2 Köpfe n (D izephalus) ist eine
Blastozystenhöhle
inkomplette symmetr isc he Do ppelfehlbildung. Liegt nu r ei ne
r ud imentäre Zwi llingsa n lage vor, spri cht man von asymmetri-
scher oder parasitärer Doppelfe hlbildung, z. B. Sak ralparas it (in
der Steißregion).
APROPOS
Feto-fetales Transfusionssyndrom. Bei monochorialen Verh ältnisse n kann
es zu Gefäßve rbindungen in der Plazenta zwischen de n beid en Feten kam·
men. Dadurch gibt der eine Zwillin g (Do nator) Blut an den anderen Zwilling
(Akzeptor) ab. Der Donator erscheint blass und ha t kleine und bluta rm e Or-
gane, während der Akzeptor rot erscheint, mit großen blutreichen Organen.
geme insame - -
Piazenta
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN .X
• Die SSLam Ende der Embryona lperiode beträgt etwa 30 mm,

getrennte
Amnionhöhle
y gemeinsameJ
Amnion höhle
die Scheite l-Fersen-Länge eines Fetus ist dementsprechend
deutlich größer.
• Der Geburtshelfer tastet die große, viereckige, ventrale un d
Abb. 2.10 Bildung eineiiger Zwillinge und Eihautverhältnisse. di e kleine, dreieckige, dorsale Fontanelle, um di e Lage des
a Trennung im Stadium der Blastomeren: b Trennu ng des Embryoblas- Kin des zu üb erprüfen.
ten; c Tre nn ung w einem spätere n Zeitp unkt.
2.6 Aortenbögen (Kiemenbogenarterien) 15

.. Während der Eröffnungsperiode der Geburt tritt der kindliche


Kopf erst quer durch den Bec keneingang und dreht sich dann der AortenwurzeL Sie münden hinten beidseits in die paarige
so, dass das Hinterhaupt ventral. also zur Symphyse hin liegt. Aorta dorsali s. Weiter kaudal verschmelzen die paarigen Aor ten
Eineiige Zwillinge
zur abstei genden Aorta. Es werd en beidseits sechs Ao rtenbögen
.. entsteh en z. B. durch Trennung der ersten Blastomere in der angelegt, die jedoch nie gleich ze itig vorhand en sind. Da s hei ßt,
Furchungsteilung oder durch Aufspaltung des Embryoblasten. dass zu dem Zeitpunkt. an dem da s 6. Aortenboge npaar ange-
.. haben zwei Pla zenten, zwei Amnionhöhlen und zwei Chorion- legt wird, sich das 1. und 2. Paar sc hon zurück gebildet haben .
höhl en, wenn sie sich im Stadium der Blastozys te oder Morula
t renn en . 2.6.2 Derivate der Aortenbögen/Pharyngealbo-
.. haben getrennte Amnionhöhlen, aber gem einsa me Chorion- genarterien
höhl e und Pla zenta, we nn sich der Embryoblast, also die innere
• 1. Aortenbogen: verschwindet größtenteil s, nur ein kleiner
Zellmasse inn erhalb der Blastozyste, teilt (monochorial, diam-
niotisch).
Abschnitt beteiligt sich an der Bildung der A. maxillaris.
• 2. Aortenbogen: bildet sich größtenteils zurück; nur au s
.. haben sogar eine gem ei nsa me Amnionh öhl e, we nn in der
Keim scheibe zwei statt einer Achse entstehen. dem dorsa len Abschnitt entste ht die A. stapedi a.
• 3. Aortenbogen: bildet mi t seinem proximalen Abschnitt die
.. können als siamesische Zwillinge ein gemeinsames Herz
haben. A. caroti s communis, mit seinem distalen Abschnitt die A.
caroti s interna .
• 4. Aortenbogen: bildet links den definitiven Aortenbogen,
rechts den proximalen Abschnitt der A. subclavi a.
2.6 Aortenbögen • 5. Aortenbogen: wird häufig gar nicht angelegt; hat keine
(Kiemenbogenarterien) Derivate.
• 6. Aortenbogen: bildet rechts den Truncus pulmonalis und

LERNTIPP ! den proximalen Teil de r A. pulmonalis dextra ; link s den


Ductus arteriosus (Botalli ).
ln der Embryonalze it entstehen Schlund bögen , Schlundfur-
chen , Schlundtaschen und Schlundbogenarterien . All e sind
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
mit ihren Derivaten prüfungsrelevant
Hier sind aber nur die Schlundbogenarterein /Aorten bögen auf- Der Ductus arteriosus (Botalli) entstammt dem 6. Ao rtenbo-
geführt, di e Schlundbögen, -furchen und-taschenfin de n Sie im ge n.
Skript 3. da sie für di e Herleitung der Innervation des Gesichts
eine wichtige Rolle spielen. GESCHAFFT
Sie haben im erste n Le rn paket die allgemeine Anatom ie sowie di e all ge meine
Embryologie bea rbeitet. Beachten Sie, dass die spezielle Embryologie jeweils
2.6.1 Anordnung der Aortenbögen bei den ei nze lnen Orga nen abge handelt wird, sofern sie prüfungs relevant is t.
Als nächstes werden Sie im zweite n Anato mi e- lernpaket mit der makros kopi-
sc hen An atomie der obe ren Ext re mi tä t ve rt raut gemacht. Ein Ana to mie-Atla s
Bei der Entwicklung der Schlundbögen (s . Skript 3) erhält jeder neben dem Skri pt kann ab jetzt beim lernen sicher nicht schaden!
Bogen eine eigene Arteri e (Schlundbogenarterie, Kiemenbo -
genarterie oder Aortenbogen). Die Aortenbögen entspringen
16 3 Obere Extremität

3 Obere Extremität kamm, die Spina scapulae, in zwei Bereiche getei lt. Sie steigt
medial vom Trigonum spinae nach latera l auf und endet als sog.
3.1 Knochen Schulterhöhe (Akromion). Oberhalb der Spina scapul a be findet
sich die kleinere Fossa supraspinata und unterhalb eine grö-
Die obere Extremität umfa sst den Schulterg ürtel. bestehend ßere Fossa infraspinata für den M. supraspinatu s und M. inf-
aus dem Schulterblatt (Scapula) und dem Schlüsselbein (Cia- raspinatus.
vicula), sowie die freie obere Extremität mit Oberarm, Unter- Lateral vom Akromion befindet sich die Gelenkfläche für das
arm und Hand. Die Hand setzt sich aus Handwurzel (Carpus mit Schlüsselbe in sowie am Hals der Scapula aufgelagert die Schul-
Ossa carpi). Mittelhand (Metacarpus mit Ossa metacarpi) und tergelenkpfanne (Cavitas glenoidalis) für den Humeru skopf.
Fingern (Digiti manus mit Ossa digitorum) zu sammen. Die Cavitas glenoidalis hat obe n und unten jeweils ei nen klei-
nen Höcker, das Tuberculum supraglenoidale (oben ) u nd das
Tuberculum infraglenoidale (unten ).
Die Röntgenanatomie der oberen Extremität von Schu lter bis Ober halb der Cavitas glenoidalis erhebt sic h nach ventral
Handwurzel ist be i Prüfern be li ebt. weshalb Sie die größe ren la teral der Processus coracoideus (Rabensch nabelfortsatz). Er
Knoch e nvorsp rün ge und Rinn en kennen so ll te n. dient als Schutz für das darunterliegende Schultergelenk und
knickt nach ventral latera l um fast 90 ° ab. Gleichzeit ig ist er
auch Ansatz ste lle fü r Muskeln und Bänder. Medial des Proces-
3.1 .1 Schultergürtel sus coracoideu s findet s ich am Oberrand der Scapul a eine Ein-
kerbung, die lncisura scap ul ae. Über diese Kerbe zieht das Lig.
Schlüsselbein (Ciavicula) transversum scapulae superius (über da s Band z ieht die A. sup-
Das Sch lü sselbe in ist ein 12- 14cm, s-förmig gebogener Kno- rascapularis, darunter der N. suprascapularis).
chen, der annähernd waagerecht zwischen dem Brustbein (me- Als zwe iter deutlicher Knochenvorsprung findet sich das
dial) und dem Schultergelenkbereich (lateral) liegt. Die jewei li- oben schon erwähnte, lateral gelegene Akromion. Zusam m en
gen Knochenenden der Clavicula sind demnach am Sternum die mit dem Proc. coracoideus und dem gemeinsamen lig. coracoa-
Extremitas sternalis mit ihrer Gelenkfläche (Fac ies articu la ri s cromia le - welches vom Processus coracoideus zum Akromion
sternali s) und in Richtung Scapula die Extremitas acromialis mit zieht- wird das Schultergelenkdach gebi ldet (Abb. 3.la, b).
ih rer Ge lenkfläche (Facies art icul a ri s acromial is) (Abb. 3.1 c).
An der Unterse ite der Clavicula liegt medial d ie lmpressio li - Oberarmknochen (Humerus)
gamenti costoclavicu laris und lateral die Tuberositas ligamenti
coracoclavicularis mit dem Tuberculum co noideum al s Höcker : LERNTIPP !
nahe dem akromi a len Ende und latera l davon die Linea trapezo- Die Lagen vo n Collum chirurgicum und Collum anatomicum
idea. Diese Knochenvorsprünge de s Schlüsselbeins sind Ansatz- sind wichtig zu kennen, da oft nach Nervenverletzungen in di e-
stellen von Bändern. ln der Mitte der Knochenunterseite findet sen Bereichen gefragt wird.
sich eine Einkerbung als An satzs telle für den M. subclavius (Sul-
cu s m . subclavii) (s. S. 27 ). Der Humeru s ist ein langer Rö hrenknochen. Er w ird aufgete ilt
in den Corpus humeri mit dem torq ui erten Humeruskopf (Ca-
Schulterblatt (Scapula) put humeri. Drehun g um 20 o nach hinten ) und dem Gelenkflä -
Das Schu lterblatt is t ein platter Knochen und hat d ie Form eines chentei l (Condylus humeri ). Lateral und m edia l davon befinden
Dreiecks. Seine Ränder heiße n Margo medialis, Margo lateralis si ch zwei Epikondylen als Ansat zste ll en für Muskeln.
und Margo superior, die da zugehörigen Winkel sind der Angu- An das Caput humeri sch li eßt s ich das sog. Collum anatomie-
lus superior (oben medial). der Angulus Jateralis (oben se itlich ) um an. Hier ist die Gel enkkap sel verankert.
und der Angulus inferior (unten). Die Scapula hat außerdem
APROPOS
zwei Seite n: Die Fa cies costali s ist fl ach und der Rückwand des Collum chirugicum: Bewegt ma n sic h vo m p roxi m ale n Ende ausge hend
Bru stkorbs aufge lager t Sie besitzt eine ko n kave Fossa subsca- am Schaft des Obe rarmk nochens we iter entl ang nach dista l. erreicht man
pularis für d en M. subscapular is (s. S. 24 ). die Reg ion, in d er die m eist en Oberarm b rü che auftret en. Daher w ird dieser
Die sichtbare Seite des Schu lterb latts (bei am Skelett fixier- Abschn itt kli nisch als Coll um chiru rgicum bezeichnet.
ter Scapula) ist die hintere Seite und wird durch einen Knochen-
3.1 Knochen 17

Abb. 3.1 Scapula. a von


d orsal. b von lat eral.
Margo supenor Processus coraco ideus
c Clav icula.
Angulu s superior

Fossa
supraspinata - ---,:..;----::,--
Spi na - - - --+-!=----- -=-=-- 7""'-- Tu berculum
sca pulae suprag lenoidale
Angulus Jatera lis
Trigonum - -+--- ~ Cavitas
spinae Tu berculum - glenoida lis
infraglenoidale
Fossa
infraspinat a ---+- - - - -

Margo - - - - 1
mediali s

\\
Angulu s inferi or __
\_

a b

Fac ies art iculari s acromialis

Extremi tas acromal is- - -\ - -


Linea trapezoidea - -- - ----"<::--- lmpressio ligamenti costoclavicularis

Tuberculum conoid eum

Clavicula - - -- - ,
Angulus superior - -- r--
scapul ae

Caput
Processus -~~---11'r----"~-_./ humeri
coracoideus Tubercul um

w
0'
c
·~ Margo Jateralis - -- -+ - ---"'<:-X'
~ sca pulae
""ucro b

Abb. 3 .2 Schulter im Röntgenbild. a Röntg ena ufnahm e der linken Schul te r a.- p. b Erkl ärung d er erkennbaren Strukturen.

ILERNTIPP ! gel egene Tuberculum majus mit der weite r na ch di stal ver-
Sie so llten auf ein em Röntgenbild der Schulter (Abb. 3.2) d en laufe nden Crista tube rculi s majori s sowi e medial da s Tuber-
Processus coracoideus, das Acromion, d ie Clavicula so w ie da s culum minus (mit Crista tube rculis minori s). Das Tuberculum
Tuberculum majus und minus erkenn en ! Das Tub erculum gl e- g lenoidal e ist Ursprun g der Se hn e des M. biceps bra chii (Capu t
no idale is t Ursp r ung der Se hn e des M . bi ce p s bra chii/Caput lon- long um ). Zwisch en den Knochenkämm e n li eg t ein e Rinne, der
gum . lassen Sie sich ni cht verw ir re n: in Prüfungsfrage n we rd en Sul cus intertube rcul aris , für die Sehne des langen Bi zepskopfes
Ihn en dazu g e rn e auch m al and ere Muske ln vo rg esc hlag en. d ie (s . S. 27 ). Lateral a m Hum eru ssc ha ft befin det sich eine a ufge rau -
Sie d ann al s fa lsch e rke nn e n mü sse n . Di e Lag eb es chreibunge n te Kn och enfläch e. die al s An satzs telle des M. d eltoid eus di e nt
d er e in ze lnen Teil e de r Schul te r sind im fo lg e nd e n Tex t für Si e (Tuberositas deltoidea).
n och einmal ke nn t li ch gem ac ht. Der Sc haft d es Hum e ru s hat im Wese ntl iche n zwei Flächen.
e ine Fa cies ante rom edia li s. beg re nzt durch die Margo medialis.
Bei de r An sicht des Ob era rmknoche ns von vorne fi nden sich und ein e Faci es an te rolate rali s, di e durch die Margo lateralis
unterh a lb d es Caput hum er i zwei Knoc he nh öcke r: da s la te ra l a bgese tzt wird (Abb . 3.3 ). Be id e Knoch e nränd e r verlau fe n na ch
18 3 Obere Extremität

distal als Knochenkämme weiter (Crista supraepicondylaris An der Hinterfläche des Humerus findet sich der Sulcus n.
medialis und Crista suprae pico ndylaris lateral is). Diese laufen radialis, in dem der N. radialis verläuft und sich um den Schaft
dann jeweils distal aus und gehen über in den Epicondylus me- windet.
dialis und Epicondylus lateralis. Das di sta le Ende des Obera rmknochens, der Condylus llUme-
ri . wird gebildet durch eine Knochen rolle, die Trochlea humeri
mit der Fossa coronoidea- media l davon findet sich der Sulcus
n. ulnaris für den N. ulnaris - , und das Capitulum humeri mit
--~~-- Caput humeri Fossa radialis. An der Hinterfl äc he des distalen End es befindet
1---:i*r--->c- - Tuberculum ----.<=-----:01'-----,::-\
majus sich di e Fossa olecrani (oberhalb der Trochlea).
Tuberculum ~ LERNTIPP !
minus
Den Verlauf des N. ulnaris so ll ten Sie gut kennen und ihn auch
auf einem Röntgenbild des Ellenboge ns zuordn en könn en (Abb.
3.4). Wenn Sie in der Prüfung unsich er sind, überl egen Sie kurz,
wo es am Ellbogen so gemein schmerzt, wenn Sie sich den
"Musikknochen" stoßen: das ist dann der N. ulnarisl

Unterarmknochen
~ Elle (Ulna). Die Ulna besteht aus dem Corpus ulnae (Schaft)
sowie der Extremitas proximalis in Richtung Ellenboge ngelenk
und der Extremitas distalis zu den Handwurzelknochen hin
(Caput ulnae). Mittig a m Cor pusu lnae findet sich das Foramen
nutricium (Öffnung im Knochen für ernährende Gefäße, an der
Ulna besonders gut zu se hen).
Das proximale Ellenende wird durch das Olecranon gebildet.
Das Olecranon ist der Hakenfortsatz der Uln a, der das typische
Scharni ergelenk im Ellenb ogen bildet. Ventral a m Olecranon
befindet sic h die konkave lncisura trochlearis mit dem vorne
aufsitzenden Processus coronoideus und der late ral zum Radi-
us hin gelegene n lncisura radialis als Gelenkfläche für die Zir-
kumfe renz des Speichenkopfes (s. u.).
Das di stale Ende der Ulna wird durch das Caput ulnae ge-
bildet. Hier befinden sic h die Circumferentia articularis für da s
distale Radiouln argelenk sowie ein kleiner I<nochenvorsprung,
' - - - - - Capitulum humeri
'------- Epicondylus latera lis --------'
I der Processus styloideus ulnae.
Die Ulna hat drei Seiten, die voneinander mit drei Rändern
abgeg ren zt werde n: Margo ante ri or. Facies a nterio r, Margo in-
a b
terosseu s (latera l), Facies medialis, Margo posterior, Facies pos-
Abb. 3.3 Humerus. a von vorn e, b von hinten. terior (Abb. 3.5). Auf der Ven tralfläche des Ulnaschafts befindet

Fossa olecrani - - -J'-:--'*'-


Epicondylus lateralis humeri
__ .,......~

/ -'- - Ep ico ndylus medialis humeri


lateraler Rand der --+T-----. Olecranon
Trochlea humeri
Capitu lum humeri med ialer Rand der Trochlea humeri
Trochlea hum eri
Caput rad ii
Collum rad ii
Processus coro noideus

Radius Ulna
b

Abb. 3.4 Ellenbogengelenk im Röntgenbild. a Au fnahm e des rec hten Ellenb ogengelenks a.- p. b Erk lärung der erkennbaren Strukturen.
3.1 Knochen 19

lncisura Abb. 3.5 Ulna und


trochlea ris Olecranon Radius. a vo n vorne,
Caput rad ii Fove, b von hinten .
Processus articularis
Circurnferentia ,----l----,
articularis -------,~~11111
lncisura - -
Collum radii - -+--+' rad ialis

Tuberositas
ul nae
Margo - --f--,
interosseus

Margo interosseus

Margo --+-+~
interosseus
Corpus radii Corpus
ulnae Corpus
ulnae

lncisura ulnaris ---..........._


\ \
lncisura

Processus ~ Caput ulnaris


uln ae
styloideus ._.___ _ _ Processus _ ___::,__.,...,
radii rocessus
styloideus ulnae ' tyloineu'
Facies articularis Circumfere ntia radi i
a carpa lis articu laris b

U ERNTIPP !
sich eine raue Fläche, die Tuberositas ulnae, die als Ansatzstelle
für den M. brach iali s dient (s.S. 28). Nach latera l zum Radius hin Tuberositas ulnae -> Ansatz des M. brach ialis
finde t sic h zudem ein Knochenkamm (Crista m. supinatoris) für Tuberositas radii ->A nsatz des M. biceps brachii
den M. su pinator. Tuberositas pro na toria -> M. pronator teres

~ Speiche (Radius). Der Radiu s hat eine proxi male, walzenför- Knochen der Hand
mi ge Extremitas, das sog. Caput radii. An seiner Oberseite be- ~ Handwurzelknochen (Ossa carpi). Die acht Handwurzelkno·
steht eine leichte Vertiefung, die Fovea articularis (art ikuliert chen (Ossa carpi) werden eingeteilt in ei ne proximale und eine
mit dem Humer usköpfchen), die sich fort setz t in di e Circumfe- distale Reihe (Abb. 3.6).
rentia articularis radii.
Daran sc hliegt sich der Radiushals (Collum radii) und
I LERNTIPP !
schließ lich der Knochenkörper (Corpus radii ) mit ebenfa lls drei Unbedingt prüfungsrelevant sind Lage und Aussehen der
Seiten und den dazugehörige n drei Kanten an: Margo anteri- Handwurzelknochen. Dieser Ve rs für die Reihenfolg e der Hand-
or, Facies anterio r, Margo in terosseus (medial ), Facies lateralis, wurze lknochen dient scho n seit Genera tion en als Merkhilfe: .. Ein
Margo posterior, Facies posterior. Kahn, der fuhr im Mondenschein im Dreieck um das Erbsenbein.
Ein weiterer Knochenvorspr ung - di e Tuberositas radii- fin - Vieleck groß, Vieleck klein, am Kopf. das muss der Haken sein!"
det sich am Überga ng vom Knochen hals zum -körper. Hier setzt Und noc h ein Tipp: Lernen Sie die Handwurze lknochen gl eic h
der M. biceps brachii an (s.S. 27). Auf Sc haftm itte findet sich von Anfang an anhan d der Abbildung Abb. 3.6!
eine raue Fläche, di e Tuberositas pronatoria . Hier setzt der M.
pronator teres an. ~ Proximale Reihe.
Das di sta le Ende de s Radius ist verdickt und bildet die Crista • Os scaphoideum (Kah nb ein)
suprastyloidea, die sich fort se tzt in den Processus styloideus • Os lunaturn (Mondbein)
radii. Media l li egt di e lndsura ulnaris für die di sta le Ge le nk- • Os triquetrum (D reieckbein)
verbindung zur Ulna, nach distal ge ri chtet befindet sich die Fa- • Os pisiforme (Erb se nbein): kleinster Kno chen der Hand-
eies articularis carpalis für das Handge lenk (Abb. 3.5). Auf der wu rze l, eingebettet in di e Sehne des M. fl exor ca rpi ulnaris.
Rückseite des Rad ius ta stet ma n durch di e Haut ein Knochen - Dieser kl eine Knochen ist ein sog. Sesambein und dient als
höcke rchen, da s Tuberculum dorsale (U ml enk ro lle für Seh ne .. Umlen kro lle" (Hypomoc hlion) für die Muske lzugr ichtung
late ral des 3. Sulcus, s. u.), sow ie versc hi eden stark ausgeprägte des M. flexor ca rpi ulnari s. wod urch ein größere r Hebelarm
knö cherne Furchen (S ul ci) fü r die Sehn en der lange n Strecker. entsteht.
20 3 Obere Extremität

Pha lanx med1a


(M 1ttelghed)

Caput ossis
metaca rpi
Corpusossis metacarpi

Os trap ezoideum
Os trapezium ---~--f­ Os triq uetrum
Os sca phoideum - - - -----'<c- Os pisiform e
Processus st yloideus
ulnae
Articulatio radioulnari s
distalis
b

Abb. 3.6 Hand im Röntgenbild. a Röntg enaufnahme einer rechten Hand a. -p. b Erklärung der erkennba ren Strukturen. rot: dista les, blau: proxima·
Ies Handgelenk.

APROPOS Zudem kommen am Daumen noch zwei Sesambeine vor, die in


Kahnbeinfraktur: Die Fraktur des Kahnbeins (Os scaphoideum) ist di e
ihrer Funktion den Hebelarm vergrößern und den Muskelzug
häufigste Karp alknochenfraktur. Un fallurs ache ist meist ein Stu rz auf die
ausgestreckte Hand. Für die Prognose ist die Lokalisation der Fraktur von
auf das Gelenk umleiten.
großer Bedeutung . Das distale und mittlere Drittel des Kahnbein s sind gut
durchblutet, hie r erfolgt meist eine folgenlose Ausheilung der Fraktur. Das ". Fingerknochen (Ossa digitorum manus = Phalangen). Die
proximale Dritte l hat eine schlechtere Blutversorgung , Frakturen in diesem Hand hat 5 Finger (Digiti manus): Daumen (Pollex), Zeigefinger
Bereich benötigen daher eine deut li ch läng ere Ruhigstell ung. oußerdem
(Index), Mittelfinge r (Digitus medius), Ringfinger (Digitus anu-
besteht die Gefahr ein er Knochennekrose. in der Regel dauert die konser·
vative Therapie (Ruhigstellung im Gip s) 8 bis 12, manchmal sogar bis zu 16
laris) und Kleinfinger (Digitus minimus). jeder dieser Finger au-
Woc hen. ßer dem Daumen besteht aus drei Fi ngerknochen (Dau men: nur
zwei Fingerknochen)
". Distale Reihe. • Phalanx proximalis (Fingergrundglied): längster Knochen
• Os trapezium (g roßes Vieleckbein): mit einer knöchernen des Fingergliedes
Furche für M. flexor carpi radialis • Phalanx media (Fingermittelglied )- fehlt beim Daumen
• Os trapezoideum (k leines Vieleckbein) • Phalanx distalis (Fingerendglied).
• Os capitatum (J<opfbein): der größte l<nochen der Handwur- Jede r Fingerknochen besteht zudem aus Basis, Corpu s und Ca pur.
zel
• Os hamatum (Hakenbein): mit dem Hamulus ossis hamati, i LERNTIPP !
palmar hervortretend. Es kann vorkommen, dass Sie in der Prüfung auf ein em Röntgen-
Die Handwurzelknochen bilden einen Bogen zur Hohlhand hin, bild der Handwurzel auf einen Frakturspalt hingewiesen werden,
der vom Retinaculum musculi flexorum überspannt wird. Kno- den Sie dem ric htig en Kno chen zuordnen sollen . Lassen Sie sich
chen und Band bi lden so einen osteofibrösen Kanal, den Karpal- nicht verunsichern: Frakturen zu erkenn en lern en Sie später im
kanal (Canalis carpi, s.S. 42). Studium noch. Wenn Sie die Handwurzelknochen gelernt haben,
können Sie bei di ese r Frage nur punkten! Es geht hier eher
". Mittelhandknochen (Ossa metacarpi). Es gibt an jeder Hand darum, dass Sie ihre mühs am erl ernten anatomischen Kennt·
fünf Mittelhandknochen , die Ossa metacarpi (= Ossa metacar- nisse in einen klinisc hen Zusammenhang stellen . Schauen Sie
palia 1- V), die jeweils nach folgendem Bauprinzip von proximal sich dazu die Abb. 3.6 an !
nach di stal gegliedert sind (s. Abb. 3.6):
• Basisossis metacarpi: für die gelenkige Verbindung mit den FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
Handwurzelknoc hen
.. Das Schlüsselbein ist ein 12-14cm, s·förmig gebogener
• Corpusossis metacarpi: lang gestreckter Kno chenkö rper
Kno chen, der annähernd waagerecht zw isc hen dem Brustbein
des Mittelhandknochens
(media l) und de m Schultergelenkbereich (latera l) liegt.
• Caput ossis metacarpi (Knöchel der Hand. auf der Rückseite
der Hand sichtbar): der Knochenkopf, der mit den Fi nger-
knochen artikuliert (s. u.).
3.2 Gelenke 21

~ Die sichtbare Seite des Schulterblatts (bei am Ske lett fixierter Articulatio sternoclavicularis
Scapula) ist die hintere Seite und wird durch einen Knochen- Die knöchernen Anteile für das mediale Schlüsselbeingelenk
kamm, die Spina scapulae, in zwei Bereiche geteilt. Sie steigt Articulatio sternoclavicularis werden vom medialen Ende der
medial vom Trigonum spi na e nach latera l auf und endet als Clavicula und vom Manubrium sterni gebildet. Dazwischen
sog. Schulterhöh e (Akromion). liegt der Discus arricularis. der den Gelenkraum in zwei Berei-
~ Oberhalb der Cavitas glenoidalis erhebt sich nach ventral che unterteilt. Gesichert und stabilisiert wird das Sternoklavi-
lateral der Processus coracoideus (Rabenschnabelfortsatz). kulargelenk durch Bänder.
~ Bei der Ansicht des Oberarmknochens von vorne finden sich Das mediale Schlüsselbeingelenk ist funktionell gesehen ein
unterhalb des Caput humeri zwei Knochenhöcker: lateral: Kugelgelenk, jedoch mit stark eingeschränkter Beweglichkeit.
Tuberculum majus, medial: Tuberculum minus (mit Crista
tuberculis minoris). Schultergelenk
~ Das Tuberculum glenoidale ist Ursprung der Sehne des M.
~ LERNTIPP !
biceps brachii (Caput longum).
~ Am distalen Ende des Oberarmknochens findet sich die Die Abb. 3.8 sollten Sie sich einp räg en. zu vergleichbaren MRT-
Trochlea humeri mit der Fossa coronoidea- medial davon Aufnahmen gab es mehrfach Prüfungsfragen. Diese Bildebene
liegen der Sulcus n. ulnaris für denN. ulnaris- und das Capi- wird auch bei Schichtaufnahmen gewählt, um die Sehne des M.
supraspinatus darzustellen. Übrigens befindet sic h die Sehne
tulum humeri.
~ Radius: Der M . biceps brachii setzt an der Tuberositas radii des M. supraspinatus bei der Abduktion eingeengt zwischen
dem Tuberculum majus humeri und dem Lig. coracoacromi-
an.
~ Vergegenwärtigen Sie sic h Aussehen und Lage der Handwur- ale, ein Fakt, der wiederholt gefragt worden ist.
zelknochen (z. B. des Os hamatum mit dem Hamulus ossis
hamati, palmar hervortretend) anhand Abb. 3.6. Das Schultergelenk (Articulatio humeri) wird aus den knöcher-
nen Elementen der Cavitas glenoidalis und dem Caput lmme-
ri aufgebaut. Es ist ein Kugelgelenk mit drei Freiheitsgraden:
3.2 Gelenke Ante- und Retroversion, Ab- und Adduktion sowie Innen- und
Außenrotation. Die Elevation (so heißt die Abduktion über 90 °)
Die Gelenke der oberen Extremität sind das Schultergelenk, ist nur durch das Drehen der Gelenkfläche der Scapula möglich.
das Ellenbogengelenk, das Handgelenk und die Fingergelenke, Diese sog. thoracoscapulare Gleitschicht ist kein echtes Ge-
wobei das Schultergelenk den größten Bewegungsumfang aller lenk, aber funktionell sehr wichtig: Wenn der Arm bei 90 ° Ab-
menschlichen Gelenke aufweist. duktion mit dem Humerus am Acromion anstößt. kann durch
verschiedene Muskeln (M. serratus anterior, M. trapezius) die
Schulterblattspitze nach außen gedreht werden. Das Acromion
3.2.1 Gelenke des Schultergürtels
dreht sich somit nach oben weg und der Arm kann über 90 °
Articulatio acromioclavicularis angehoben werden.
Der Humeruskopfist etwa viermal so groß wie die mit Knor-
~~ LERNTIPP ! pel überzogene Gelenkfläche des Schulterblattes. Um einen ge-
Fürs Mündliche sind die Bänder des Akromiok lav ikulargelenks w issen Grad an Oberflächenvergrößerung zu erreichen. wird
wegen ihrer klinischen Relevanz wic htig und möglicherweise die Gelenkpfanne durch eine faserknorpelige Gelenklippe (La-
auch die Tatsache. dass sich zwischen Schlüsselbei n und Haut brum glenoidale) vergrößert.
keine Muskelschicht befindet. was bei Claviculafrakturen von Die Gelenkkapsel des Schultergelenks zieht vom Collum
Bedeutung ist. scapulae über die Cavitas gleno idalis hinweg zum Humerus
und umfasst das Collum anatomicum. Tuberculum majus und
Die Knochenpunkte für das Akromioklavikulargelenk (latera- minus sind meist extrakapsulär gelegen. Die Kapsel hat beim
les Schlüsselbeingelenk, Schultereckgelenk) sind das Akromion herabilängenden Arm eine .. Reservefalte" am Unterrand, den
der Scapula und daslaterale Ende der Clavicula. Der Gelenkspalt Recessus axillaris. Durch die Weite der Gelenkkapsel wird der
wird durch einen Discus articularis unvoll ständig in zwei Kam - Bewegungsumfang vergrößert (Abb. 3.7).
mern unterteilt. Die Gelenkkapsel wird durch Bänder gesichert.
APROPOS
Das Akromioklavikulargelenk ist eben. verfügt aber über Das Schultergelenk ist das menschliche Gelenk mit der größten Bewe-
drei Freiheitsgrade (wie ei n Kugelgelenk, wobei die Bewegun- gungsfreiheit, aber die schlaffe Kapsel schrumpft leicht bei Inaktivität.
ge n mit denen der Articula rio sternoclavicu laris (s. u.) gekop - Schon zwei Wochen in Gips können di e Schulte r steif machen. Das Zauber-
pelt sind. Heben und Senken sowie Vor- und Zurücknehmen der wort für die Klinik bei all en Verletzungen im Schulterbereich heißt daher
Schulter sind möglich. außerdem Zirkumduktion (Kreisen) und Frühmobilisatlon.
Rotation (Kreiseln). Zudem findet man eine Sehnenscheide (Vagina tendinis inter-
tubercularis). die die lange Bizepssehne einfasst und durch die
APROPOS
Klaviertastenphänomen: Di e Ligg. coracoclavlculare kön nen re ißen
Ge lenkkapsel verläuft.
(Tossi-Verletzung), dann zieht der M. trapezius das late rale Ende der Clavi cu- Die Bänder am Schu ltergelenk sind:
la nach kranial. Drückt man die Clavicula run ter und lässt wieder los, kommt • lig . coracoacromiale: zwischen Processus coracoideus und
sie durch den Muske lzug von se lbst wieder hoch, was zur BeLeich nung Akromion (Schultergelenkdach) oberhalb des eigentlichen
.. Kiaviertas tenphäno men" geführl hat. Gelenks, bildet das Dach der Schulter
• lig. coracohumerale: zie ht vom Process us coracoideu s zum
Tuberculummajus er minu s des Humeru s (Verstärkun g für
den vorderen Gelenkkapselanteil)
22 3 Obere Extremität

Lig. acromioclaviculare
M. trapezius - - - - - - - - -
M. suprasp inatus
Akromion -----......
Bursa - - ---.........
subacromia li s

Sehne des langen


Bizepskopfes /-:.,..;;'i'<;;--_:__ Tuberculum
Spatium - - --lf/il- suprag lenoidale
su bdeltoideum \ '"'\--4<~~- Gel e nkspalte
':'-- - - Skapula
M. deltoideus

Vagina ---c:lli±'t:llit\1\-'~\
tendinis Recessus
intertubercularis Jh-"'i'==r-......:::'--:-___ axi llaris
'A. ci rcumflexa
#'/h'IITt- - - - humeri post.
Caput longum - --tti+HIII\!11 '-fii+l+ftf-- - - - N. axillaris
m. bicipitis brachii
11/,1++1'1--- - - Caput longu m
m. tnc1p1t1s brach11
Abb. 3.7 Schultergelenk. Ansicht von vorne, Schnitt in der Frontal-
ebene.
M. subscapularis M. latissi mus dorsi
Abb. 3.8 MRT-Aufnahme der Schulter.
• Ligg. glenohumeralia: Faserzüge zur Verstärk ung der vorde-
ren Kapsel.
Die Sicherung des Schultergelenks erfolgt neben den Bändern Der Radius dreht sich um die Ulna (.. Das Rad dreht sich").
v. a. durch Muskeln , die das Gelenk einschließen: die sog. Rota-
torenmanschette (s.S. 25) bestehend aus :
• M. supraspinatus, Die Gelenkkapsel umsc hließt alle dre i Gelenke mit einer Kap-
• M. infraspinatus, sel. Für die Umwendbewegung des Unterarmes gibt es eine
• M. teres minor, Reservefalte a m Radiuskopf (Recessus sacciformis). Die Kapsel
• M. subscapularis. umfasst die Fossa olecrani am Humerus und reicht bis an die
Im Bereich des Schultergelenks kommen außerdem verschie- lncisura trochlearis der Ulna und das Caput des Radius. Die Epi-
dene Schleimbeutel vor. Die beiden wichtigsten sind die Bursa condylen am Humerus befinden sich ex trakapsulär. Dorsalsei-
subacromialis (hier zieht die Sehne des M. s upraspinatos ent- tig tastet man distal des Epicondylus lateralis den Radiuskopf.
lang) und die Bursa subdeltoidea (zwischen Gelenkkapsel und Bänder a m Ell enboge ngelenk si nd:
den Fasern des M. del to ideus). Sie stehen häufi g miteinander in • das Lig . collaterale ulnare: Seitenband an der Ulna (Innen-
Verbindung und werden auch a ls subakromiales Nebengelenk band), entspringt a m Epicondylus mediali s des Humeru s
bezeic hnet. und zieht zur lncisura tro chlea ris der Ulna.
Klinik : Die Sehne des M. supraspinatus wird bei Abduktion • das Lig. collaterale radiale: Seitenba nd am Radius (Außen -
zwischen Lig. coracoacromiale und Tuberculum majus ei nge- band). ents pringt am Epicondylus la teralis des Humerus
engt. Bei Schäden de r Sehne kommt es bei der Abduktion zu und vereinigt sich mit dem Lig. a nulare radii. Über das Li g.
starken Schmerzen. An dieser Stelle liegt die Bursa subacromi- anulare radi i strahlt es in die Ulna ei n. Es setzt also nicht am
alis als Puffer. Schleimbeutelentzündungen und Verkalkungenj Radiu s an.
entzündliche Veränderungen der Supraspinatussehne sind • das Lig. anulare radii: ringförm iges Band für das proximale
hier häufig anzutreffen und versc hlimmern sich gegenseitig. Ende des Radius, liegt vollständig in der Kapsel des Ellbogen-
gelen ks, entsp ringt und setzt an der Ulna an.
Ellenbogengelenk
APROPOS
Das Ellenbogengelenk (Articulatio cubiti, s.Abb. 3.4, S. 18) ist Pronatio dolorosa (Chassaignac-Lähmung): Bei Kleinkindern kann es durch
ein zusammengesetztes Gelenk bestehend aus drei verschie- eine Pronationsbewegung bei gleichze itigem Zug am Armzur Subluxation
denen Gelenken: des Rad iusköpfchens kommen. Typisch: Ei n Kleinkind geht an der Hand und
• Humeroulnargelenk (Articulatio humero ulnar is): ein Schar- stolpert plötzlich oder wird durch plötzlichen Zug am Arm gehindert. auf
niergelenk (G inglymus) für Flexion und Ex tension . die Straße zu laufen. Dabei subluxiert das Radiusköpfchen unter das (am
Lig. collaterale befestigte) Lig. anulare radii. Bei der Un ters uchung is t die
• Humeroradialgelenk (Articulatio humeroradialis): ein Dreh- Pro nation im Ellenboge ng eiPnk schm erzhaft blockiert. der Arm hängt herab.
scharniergelenk. Die Thera pie besteht in der Reposition. Zu diesem Zweck wird unter sta rker
Humeroulnargelenk und Humeroradialgelenk bilden zusa m- Supination das gebeugte Ellenbog engelen k in Stre ckstellung gebrac ht.
men einen sog. Trochoginglymus, d. h. ein zusammengesetztes
Dreh scha rni ergelenk mit insgesamt 2 Freiheitsgraden (Beu- Distales Radioulnargelenk
gung und Streckung= Scharni erbewegung, Pronation und Su- Im distalen Radioulnargelenk (Articulatio radioulnaris distalis)
pination = Drehbewegung). artikulieren die lnci sura uln a ri s radii und di e Ci rcumferentia
• proximales Radioulnargelenk (Articulatio radi ou lnari s a rti cu lari s des Ca put uln ae. Es han delt sich wie beim Radioul-
proximali s): ein Radgelenk (Art iculatio trochoidea) für die nargelenk um ein Radgelenk , da s im Zusam me nspiel mit dem
Pronat ions- und Supinationsbewegung. proximalen Radioulnargelenk für die Pro- und Supinationsbe-
3.2 Gelenke 23

wegung sorgt (nur ein Freiheitsgrad des Gelenks). Es ist vom sind durch Bänder straff fixiert (Ligg. intercarpalia interossea).
eigentlichen Handgelenk unabhängig. Besonders straff sind die Verbindungen der distalen Reihe (Am-
Die Gelenkkapsel ist schlaff und weit und hat eine Reser- phiarthrosen).
vefalte (Recessus sacciformis), die bis zum Ulnaschaft hinauf-
reicht. Ihr Ansatz befindet sich am Discus interarticularis. Bei ~ Articulationes carpometacarpales. Die distale Reihe der
perforiertem Diskus gibt es eine Verbindung zum Handgelenk. Handwurzelknochen 2- 5 und die Basen der Ossa metacarpi 2-5
Radius und Ulna sind im Unterarm durch die Membrana in- bilden versteifte Gelenke miteinander (Amphiarthrosen) und
terossea antebrachii fest miteinander verbunden. Ihre Fasern werden durch straffe Bänder von palmar und dorsal gestrafft
ziehen vom Radius schräg nach distal medial zur Ulna. Im pro- (Ligg. metacarpalia dorsalia, palmaria et interossea). Lediglich
ximalen Bereich wird sie durch die Chorda obliqua verstärkt das Daumensattelgelenl< bildet hier eine Ausnahme.
( Faserverlauf entgegengesetzt zur Membrana interossea). Die
Membrana interossea verhindert die Längsverschiebung von ~ Articulatio carpometacarpalis pollicis. Im Daumensattelge-
Radius und Ulna gegeneinander und ist gespannt. wenn die bei- lenk artikulieren das Os trapezium und das 1. Os metacarpa-
den Knochen parallel zueinander stehen, also bei Supination, Je miteinander. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um
und entspannt bei Pronation. ein Sattelgelenk. Folgende Bewegungen sind möglich: Ab- und
Adduktion, Flexion und Extension sowie als Spezialität Opposi-
Handgelenke tion (kombiniert Flexion und Adduktion, bewegt den Daumen
zum Kleinfinger) und Reposition (kombiniert Extension und
~ LERNTIPP ! Adduktion). Kombinationen von Bewegungen ermöglichen die
Hier gibt es IM PP-Fragen nach der Lage des Kahnbeins (Os sca- Zirkumduktion, des Weiteren erzwingen einige Bewegungen
phoideum) im Raum. Eine Betrachtung im Anatomieatlas oder eine Rotation.
am Skelett hilft, sich dies für einzelne Bewegungen zu verdeut-
lichen . Fingergelenke
... Articulationes metacarpophalangeales. Die Fingergrundge-
". Proximales Handgelenk. Radius und der auf der Ulna liegen- lenke II-V sind der Form nach Kugelgelenke. Die Beweglichkeit
de Discus articularis bilden zusammen mit den proximalen im Gelenk istjedoch durch Seitenbänder eingeschränkt, sodass
Handwurzelknochen (außer dem Os pisiforme) das proximale es sich um funktionelle Scharniergelenke mit der Möglichkeit
Handgelenk (Articulatio radiocarpalis). Die radiocarpale Ge- zur Flexion und Extension handelt.
lenkfläche ist radialseitig nach distal abgewinkelt (durch die Bei gestreckten Fingern ist auch eine gewisse Abduktion
Krümmung des Os scaphoideum, s. Abb. 3.6). Die Gelenkkapsel (Fingerspreizung) möglich, die mit zunehmender Beugung der
ist schlaffund dünn. sie w ird im dorsalen Bereich durch Bänder Fingergrundgelenke abnimmt, da dann die Spannung der Kolla-
verstärkt. Es handelt sich um ein Ellipsoidgelenk mit zwei Frei - teralbänder zu hoch ist. Die Spannung der Kollateralbänder ist
heitsgraden: Palmarflexion (Beugung) bzw. Dorsalextension also in Beugestellung am höchsten. Wird ein Finger in gestreck-
(Streckung) und Ulnarabduktion bzw. Radialabduktion (s. u.). ter Haltung eingegipst, kann es zur Verkürzung der Kollateral-
bänder kommen.
[~~~NTIPP !
Achtung, Sprachverwirrung: Die Dorsalextension am Hand- ". Articulatio metacarpophalangealis pollicis. Das Daumen-
gelenk wird auch Dorsalflexion genannt. Die Dorsa!Aexion wird grundgelenk ist im Gegensatz zu den anderen Fingergrundge-
von Extensoren durchgeführt und die Bewegung ist in der Neu- Jenken. die Kugelgelenke sind, ein Scharniergelenk. Hier kann
trai-0-Methode (Messmethode. bei der alle Gelenkbewegungen der Daumen gebeugt und gestreckt werden. Lateral und medial
von einer einheitlichen Ausgangsstellung aus gemesse n werden) isr in die Gelenl<kapsel ein Sesambein eingelagert.
als Extension definiert. Funktionell handelt es sich aber um eine
Flexion.
Verwechseln Sie das Daumengrundgelenk nicht mit dem Dau-
". Distales Handgelenk. Das distale Handgelenk (Articulatio mensattelgelenk.
mediocarpalis) wird von der proximalen und der distalen Hand-
wurzel knochenreihe gebi ldet (Abb. 3.6). Der Gelenkspalt zwi- ~ Articulationes interphalangeales manus. Die Mittel- und
schen den I<arpalknochen ist s-förmig. Die Gelenkkapsel ist auf Endgelenke der Finger (Articulatio interphalangea proximalis
der Handinnenseite straff, auf der Handrücl<enseite eher schlaff. bzw. distalis) sind Scharniergelenke, in denen Flexions- und
Bewegungen finden immer kombiniert im proximalen und di - Extens ionsbewegungen möglich sind. Gesichert und stabili-
stalen Handgelenk statt und umfassen Palmarflexion (80 °) und siert werden sie durch Kollateralbänder (Ligg. collateralia) und
Dorsalextension (70 °) sowie Radial- und Ulnarabduktion (30 ' palmar verlaufende Bänder (Ligg. palmaria).
bzw. 40 °). An de r Palmarflexion ist überwiegend das proximale,
an der Dorsalflexion da s distale Handgelenk beteilig t.
Es wurde schon gefragt, welcher I<nochen bei Radialabduk- Immer häufiger werden das proximale und distale lnterphalange-
tion so gedreht wird, dass er palmar deutlich tastbar ist: Das algelenk als PIP und DIP abgekürzt.
Os scaphoideum dreht sich bei Radialabduktion nach palmar,
sodass sich das Os trapez ium und Os trapezoideum z um Radiu s
hinb ewegen könn en.

~ Articulationes intercarpales. Es handelt sich hierbei um die


Gelenke zwischen den Handwurzelknochen ein er Reihe. Sie
24 3 Obere Extremität

FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN ... M. supraspinatus. Der M. supraspinatus entsp ringt a n der
.,. Das Schultergelenk wird aus den knöchernen Elementen der Fossa supraspinata des Schu lterblatts und zieht zum Tuberc u-
Cavitas glenoidalis und dem Caput humeri aufgebaut. lum majus des Humerus. Er befindet sich oberhalb der Spina
.,. Die Sehne des M. supraspinatus wird bei Abduktion zwisc hen sca pulae .
lig. coracoacromiale und Tuberculum majus eingeengt. Bei Im Schultergelenk bewirkt er eine Abduktion bzw. Außenro-
Schäden der Sehne kommt es bei de r Abduktion zu starken tation. Zudem zieht er mit seinen Muskelfasern über di e Gelenk-
Schmerzen. kapsel - er ist mit ihr verwachse n und daher wirl<t er als Kapsel-
... Dorsalseitig des Ellenbogengelenks tastet man distal des verstärker bzw. -spanner- und hält dadurch den Humer us in der
Epicondylus lateralis den Radiuskopf. Cavitas glenoidalis des Schulterge lenks. In der Nähe der Cavitas
.,. Proximales Handgelenk : Die radiocarpa le Gelenkfläche ist glenoida lis findet sich häufig ein Sch leimbeu tel (Bursa synovia-
radial seitig nach distal abgewinke lt (durch die Krümmung des lis). Die Hauptfun ktion des M. supraspinatus ist die Abduktion
Os scaphoideum). im Schultergelenk. Bei einer Lähmung des M. supraspinatus
... Das distale Handgelenk (Articulatio medio ca rpali s) wird von ka nn der Humeruskopf nach vorn unten sublu xie ren .
der proximalen und der dista len Handwurzelknochenrei he Die Innervation des M. sup ras pinatus erfolgt durch den N.
gebi ldet . suprascapularis (C4- C6).
... An der Palmarflexio n ist überwiegend das proxi male, an der
Dorsalflexion das distale Handgelenk beteiligt. ... M. infraspinatus. Der M. infraspi natus entspringt in der Fossa
.,. Das Os scaphoideum dreht sich bei Radialabduktion nach infraspinata des Schulterblatts und setzt ebenfa lls am Tubercu-
palmar (und ist dort tastbar! ), sodass sic h das Os trapezium lum majus des Humerus a n. Sei ne Haupta ufga be ist die Außen-
und Os trapezoideum zum Radius hinbewege n können . rotation . Bei ange hobenem Arm wirkt er außerdem als Abduk-
... Fingergrundgelenke: Bei gestreckten Fingern ist auch eine tor. bei abgesenkte m Arm als Adduktor. Außerdem spannt er
gewisse Abduktion möglich, di e mit zunehmender Beugung die Gelenkkapsel des Schultergelenks. Der M. infraspinatus ist
der Fingergrundgelenke abnimmt, da dann die Spannung der der wichtigste Außenrotator im Schul tergelenk.
Kollateralbänder zu hoch ist. Die Spann ung der Ko llateralbän- Der M. infraspinatus wird ebenfa lls innerviert durch denN .
der ist also in Beugestellung am höchsten. suprascapularis (C4-C6).

... M. teres minor. Der M. teres minor hat seinen Ursprung an


3.3 Muskulatur der Margo latera li s der Scapula und zieht von dort zum Tuber-
culum majus des Humerus. Seine Funktion liegt in der Außen-
Die Rumpf- und Schultergürtelmu skeln lassen sic h topografi sc h rotation un d Adduktion im Schultergelenk. Der Muskel bilde t
in ventrale und dorsa le Gruppen eintei len. Auch bei den Ober- zudem für die mediale und laterale Ach sellücke jeweils die obe-
armmuske in unterscheidet man eine dorsa le von einer ventra- re Begrenzung (s.S. 41 ).
len Gruppe. Sie werden durch bindegewebige Septen vonein- Die Innerva ti on erfo lgt über den N. axillaris (CS-C6).
ander getrennt.
Die Unterarmmuskeln gliedern sich in Flexoren und Exten- ... M. deltoideus. De r M. deltoideus besitzt drei Ante ile:
sore n, die wiedei'Um jeweils in eine tiefe und oberflächl iche • Pars clavicularis: Ursprung an der lateralen Clavicu la
Schicht unterte il t werden. Die kurzen Handmuskeln der Hand • Pars ac romia lis: Ursprung am Akromion
setzen sich zusa mmen aus den Muskeln des Daumenballens • Pars spina lis: Ursp rung am Unterrand der Spi na scapulae.
(Thenargruppe). den Muskeln der Mittelhand und den Muskeln Alle Muskelfasern lagern sic h aneinander und ziehen a ls Mus-
des Kleinfingerballens (Hypothena rgr uppe). ke lm ante l über das Schu ltergelenk hinweg zur Tuberositas del-
toidea des Humerus.
3.3.1 Schultergürtelmuskulatur Durch die versc hiedenen Anteile übernimmt der Muskel
unterschiedliche Bewegungsfunktionen. Seine Hauptfunktion
entfaltet er im Schultergelenk: Abduktion (bis 90 •) und Pe ndel-
bewegung. Außerdem trägt er das Armgewicht Weiter hin ist er
Die große n Schulter- und Armmuskeln werden immer wieder an der Adduktion, Anteversion und Ret roversion des Armes be-
anha nd von Schnittbildern und Re liefbi ldern abgefragt: z. B. der teiligt.
klassische Bodybui lder in Pose. Es lohnt sich, sich den Verlauf der Der N. axillaris (C4-C6 ) innerv iert de n M. deltoideus.
Muskeln im Anatomieatlas einzuprägen. Aus dem Verlauf ergibt Der M. deltoideus umfasst unter der Haut kappenartig da s
sich dann meist schon die Funktion . gesamte Schul terge lenk und die Muskel-Sehnen-M ansc hette
de r unter ihm liegenden Rotatorenmanschetre. Ein e Atrophie
Die Ei nteilung erfolgt in : des Deltoideus ist am Schu lterre lief deutlich zu se hen und weist
• Schul tergürtelmuskeln mit Ansatz am Humerus. dorsale/ auf eine Schädigung des N. axillaris hin , welc he bei Schulterlu-
ventrale Gruppe xationen und Frakturen im Verlauf des N. axillaris vorkommen
• ei ngewanderte Rumpfmuskeln mit Ansatz a m Schultergür- kann . Bei Lähmung des N. axi llaris kann es zur Sublu xation des
tel, dorsale/ventrale Gruppe Hu meruskopfes kommen. Außerde m ist die Abduktion sta rk
• Kopfmuske ln mit Ansatz am Schultergürtel. eingeschränkt und nur noch in ge ringe m Umfang durch Einsatz
des M. supraspinatus möglich.
Dorsale Schultermuskeln mit Ansatz am Humerus
Die hier aufgeführten Schultermuskel n kommen von dorsa lund ... M. subscapularis. Der M. subscapular is entspringt von der
inserieren am Tubercu lum majus oder a n derTuberositas delto- dem Rippenthorax zugewandte n Seite des Schul terblattes, der
idea des Humerus (s. Abb. 3.3). Fossa subsca pulari s. Er inse ri ert am Tube rculum minus des Hu-
3.3 Muskulatur 25

merus und der Crista tuberculis minoris. ln sei nem Verlauf tre - ~ Der M. infraspinatus entspringt in der Fossa infr·as pi nata des
ten die Muskelfa sern mit der Sc hulterge le nkk apse l in Kontakt Schulterb latts und set zt am Tuberculum maju s des Hum erus an.
und spannen bzw. verstärken diese. ~ Der M. infrasp inatus ist der wichtigste Au&enrotator im Sc hu l-
Seine Hauptaufgabe ist die lnnenrotation, aber auch die Ab- terge le nk.
duktion (mit seinem kranialen Teil) und die Adduktion (mit sei- ~ Der M. infrasp in atus wi rd ebe nfalls innerviert d urch denN.
nem kaudalen Teil) im Schultergelenk. Der M. subsca pularis ist suprascapularis.
der kräftigs te Innenrotator im Schultergelenk. ~ Der M. deltoldeus um fasst unter der Haut kappenartig das
Die Inn e rvation erfolgt über den N. subscapularis (CS-C8). gesamte Sc hulterge lenk und die Muskel-Sehnen-Manschette
ln der Nähe des Muskelansatzes befinden sich zwei Schleim- der unter ihm liege nden Rotatorenmanschette.
beutel (Bursae): ~ Eine Atrophie des Deltoideus ist am Schulte rreli ef deutli ch
• Bursa subtendinea m. subscapularis: zwischen M. subsca- zu sehen und weist auf eine Schädigung des N. axillaris hin.
pularis und der Gelenkkapsel welch e bei Schulterluxationen und Frakturen im Verlauf des
• Bursa subcoracoidea: zwi sc hen M. subscapularis und Pro- N. axillaris vorkom me n kann .
cessus coracoideus. ~ Der M. subscapularis e nts prin gt von de r dem Rippenthorax
zug ewa ndten Sei te des Schulterblattes, der Fossa subscapu la-
~ M. teres major. Der M. teres major hat se inen Ursprung an ris , und inseriert am Tuberculum minus des Hum eru s und der
der Ma rgo late ralis und dem Ang ulus in fe ri or der Scapula. Er Crista tuberculis minori s.
setzt mit seinen Muskelfa se rn an der Crista tub erculis minori s ~ Der M. subsca pu la ris ist der kräftigste Innenrotator im Schul-
an . Er wird ei ngefasst vom kranial gelegenen M. subscapularis tergelenk.
(vorne) bzw. M. teres minor (hinten) und de m kaudal ge lege- ~ Im Schultergelenk so rgt der M. teres majorfür lnnenrotation,
nen M. latissimus dorsi mit seiner Pars scapularis. Adduktion und Ret roversion (dreht den Arm na ch hinten inn en).
Im Schultergelenk sorgt der M. teres major für lnnenrota- ~ Die Funktion des M. latissimus dorsi si nd di e lnnenrotation,
tion, Adduktion und Retroversion (dreht den Arm nach hinten Adduktion und Retroversion im Schul te rg elenk.
innen). Fällt de r Muskel aus. befindet sich der Arm in einer Au- ~ Der M. latissimus dorsi wird durch denN. thoracodorsalis
ßen rot a tionss te II un g. inn ervi ert .
Die Innervation erfolgt über den N. thoracodorsalis (C6-C7) ~ Der M. latissimus dorsi üb e rzieht mit sei nen Muskelfasern fast
und fader den N. subscapularis (C5 -C8). den ganzen Rücken und reicht vom Obera rm über den unteren
Der M. teres major ist vom ben achbarten M. latiss imus dor- Rückenabsch nitt bis hinunter zum Beckenkamm. Er bildet di e
si durch einen Schleimbeutel get rennt: Bursa subtendinea m. hintere Achselfalte aus.
latissimi dorsi.

~ M. latissimus dorsi . Der M. latissimus dorsi besteht aus vier ~ Rotatorenmanschette. Sie li egt unterhalb de s korakoakromi -
Anteilenmit ve rsc hiedenen Urspr ünge n: alen Bogens (Spatium subacromiale) und wird gebildet aus den
• Pars vertebralis : Process us spi nosi des 7.-12. Brustwirbels Muskelsehnen des M. supraspinatus (kranial ). M. infraspinatus
• Pars iliac a : Fascia thoracolumba lis und Crista iliaca des Os (dorsal), M. teres minor (dorsal ) und M. subscapularis (vent-
illium ral ). Durch die Rotatorenmansc hette wird der Humeru skopf
• Pars costalis: 10.-12. Rippe auf der Gelenkfläche des Schultergelenks ge ha lten. indem von
• Pars scapularis: Ang ulu s inferior scapulae. a ußen wirkende Kräfte durch den ausgeübten Muskelzug aus-
Die Muskelanteile vereinigen sich im Verlauf. so da ss sie ge- gegliche n werden. Zudem strahl en die Sehnen der ge nann ten
meinsam an der Crista tuberculi s minori s ansetzen (vor dem Muskeln in die Gelenkkapsel ein und bewirken e in Anspannen
An satz de s M. t eres major). Der M. latissimus dorsi überzieht bzw. eine Verstärkung de r Kap se l (Abb. 3.9).
mit seinen Muskelfasern fast den gan zen Rücken und reicht Umfa sst werden die von ventral und dorsal zum Schulter-
vom Oberarm über de n untere n Rückenabschnitt bis hinunte r gelenk zie he nd e n Muskeln dann vo m M. de ltoid eus, der kap-
zum Beckenkamm. Er bilde t die hintere Achselfalte aus. penarti g der Schul te r aufliegt. jedoch nicht zur Rotatorenman-
Die Funktion des M. lati ss imus dorsi ist di e lnnenrotation, schette gezä hlt wird.
Adduktion und Retroversion im Sc hulterge le nk . Er wird des -
halb auch "Sc hürz enbindermu skel" genannt. Der M. latissimus rtERNTIPP !
dorsi wird bei forc ierter Exspiration kontrahiert. daher sta mmt Gern gefragtwerden die Muskeln, die die Rotatorenmanschette
auch der Na me ,. Hu sten mu ske l". Er kann a ußerdem bei aufge- des Sc hulterge lenks bilden. Der M. teres majorgehört jedoch
stützten Armen als Atemhilfsmuskel betätig t werden. nicht dazu. Viell eic ht merken Si e e s sich so: Der klein ereM. teres
Die Inn ervat io n erfolgt durch den N. thoracodorsalis (C6- (minor) reiht sich ein, der größ ereM. teres (major) macht li eber
C8). Fällt die Innervation des M. latissimus dor si aus. kommt es sein eig enes Ding.
im Schulterge lenk zu einer Subluxat ion des Caput humeri na ch
vorne und unte n.
Ventrale Schultermuskeln mit Ansatz am Humerus
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X ~ M. coracobrachialis. s. S. 28.
~ Die Hauptfunkti on des M. supraspinatus ist die Abduktion im
~ M. pectoralis minor. Er entsp rin gt vo n der 3.-5. Rippe und
Schu lte rge lenk .
~ Die Inn ervat ion des M. sup rasp in at us erfo lgt d urch denN. setzt a m Processus coracoideus an. Er fixiert die Scap ula a m
suprascapularis. Rumpf und kann a ls Atemhilfsmuskel fungiNen . Er li egt unter
dem M. pectoralis majorau f der ventralen Rumpfwand.
26 3 Obere Extremität

~!iS>;;;;;::--=""ilJa---=:-------- Ciavicu l a M. deltoid eus, Pars clavicularis


-~!k---- Spina scapu lae
M. subclavius Clavicula M. deltoideus.
~~~~~==,~----==M. deltoideus.
,~~~~~~ hinterer Abschn itt
\ M. supraspinatus
:/::~73~~~;ffilM\I-- M. infraspinatus
?j(~f+tf~~-- M. teres minor

M. pectora lis minor M. pectorali s major

Abb. 3.10 Brustmuskulatur.

Dorsale eingewanderte Rumpfmuskeln


mit Ansatz am Schultergürtel
~ M. rhomboideus major und M. rhomboideus minor. Der M.
rhomboideus major zieht von den Dornfortsätzen des 1.-4.
b
Brustwirbels zum unteren Abschnitt der Margo med ia li s sca-
pulae (ab Spina scapulae abwärts). De r M. rhomboideus minor
Abb. 3.9 Rotatorenmanschette. a von dorsal, b von ventral.
hat sein en Ursprung an den Dornfortsätzen des 6.-7. Halswir-
bels und zieht mit seine n Muskelfasern an den oberen Abschnitt
Innervi ert wird er durch die Nn. pectorales (C6- C8). der Margo medialis scapula e (ab Spina scapulae aufwärts). Die
Aufgabe der Mm. rhomboidei ist die Fixation der Scapula an der
~ M. pectoralis major. Er hat drei Anteile: Rumpfwand .
• Pars clavicularis (1): entspringt ventral vom medialen Ende Die Innervat ion erfolgt durch denN. dorsalis scapulae (C4-
der Clavicula CS).
• Pars sternocostalis (2): Ursprung am 2.-7. Rippenknorpel
• Pars abdominalis (3): entspringt vom vorderen Blatt der ~ M.levator scapulae. Von den Tubercula posteriorader Proces-
Rektusscheide. sus transversi des 1.-4. Halswirbel s zieht der M. Ievator scapu-
Die Muskelfasern überkreuzen sich und setzen an der Crista tu- lae zum Angulus superior scapulae und teilweise noch an die
berculis majoris am Humerus an (Abb. 3.10). Margo medialis scapulae. Der Muskel trägt d ie Funktion schon
Der kräftige M. pectorali s major hat bei herabhängendem in seinem Namen, denn er hebt die Scapula. Er beteiligt sich
Arm annähernd quadratische Form und liegt als Brustmuskel zudem an der Rückführung des Armes aus der Elevation, wobei
dem Rippenthorax auf. Er zie ht mit seinen sich überkreuzenden sich der An gu lus inferior scapu lae nach medial dreht. Die Mu s-
Faseranteilen zum Humerus und bildet die vordere Achselfalte. kelfasern verlaufen annähernd se nkre cht vom Hals in Richtung
Durch das Zusammenspiel der einzelnen Muskelanteile Schulterblatt
werden verschiedene Funktionen ermöglicht: Adduktion und Der M. Ievator scapu la e liegt ventral dem M. sca lenus pos-
lnnenrotation , Anteversion bei abduziertem Arm, Senkung der terior an, am latera len Rand seines Muskelbauches zieht der N.
Schulter nach vorne. accessorius (XI. Hirnnerv, ) ent lang.
Zudem ist der M. pectoralis major ein wichtiger inspirato- Die Inn ervat ion erfolgt durch den N. dorsalis scapulae (C4-
rischer Atemhilfsmuskel (Aufstützen der Arme er lei chtert das CS ).
Einatmen). Aufgrund seiner Funktionen wird er oft als sog .
.. Schwimmermuskel" bezeichnet. Trainiert wird er (zusa mm en .. M. serratus anterior. Der M. serratus anterior beste ht au s
mit dem M. latissimus dorsi und dem M. trapezius) auch bei verschiedenen Anteilen (Pars supe rior. Pars intermedia. Pars
Klimmzügen. inferior), die von der 1.-9. Rippe e ntspringen . Sie haben aber ei-
Die Innervation erfo lgt durch die Nn. pectorales (C6-C8). nen unterschi edlichen An satz an der Scapula : Ang ulu s sup erior,
Zwischen M. pectoralis major und M. deltoideus liegt die Margo medialis und Angulu s infe rior).
Fossa infraclavicularis, eine kleine Einsenkung (Mohrenheim- Folgende Bewegungen sind möglich: Bewegung der Scapu-
Grube), in der die oberflächlich gelegene V. cephalica durch die la nach vorne und Anteversion d es Armes, außerdem Drehung
Fascia clavipectorale in die V. subclavia eintritt. der Scapula nach außen und Armelevation . Außerdem fixiel't er
zusammen mit de n Mm. rhomboidei minor er majordie Scapu la
a m Rumpf. Zusätz lich dient d e1· M. se rratus anterior a ls insp ira-
torischer Atemhilfsmu ske l bei fe stges tellter Schulter.
----,
3.3 Muskulatur 27 I

Die Innervation des M. serratus anterior erfolgt über den N. .,. Der kräftigeM. pectoralis majorentspringt ventral vom
thoracicus longus (CS-C7). medialen Ende der Clavicula, am 2.-7. Rippenknorpel und vom
Bei einem Ausfall des M. serratus anterior bzw. des ihn in- vorderen Blatt der Rektusscheide. Die Muskelfasern über-
nervierenden N. thoracicus longus steht das Schulterblatt flü- kreuzen sich und setzen an der Crista tuberculis majoris am
gelartig ab, wenn der Arm nach vorn angehoben wird (Scapula Humerus an .
alata). .. Der M. pectoralis majorhat bei herabhängendem Arm
annähernd quadratische Form und liegt als Brustmuskel dem
Ventrale eingewanderte Rumpfmuskeln mit Ansatz am Rippenthorax auf. Er bildet die vordere Achselfalte.
Schultergürtel .. Der M. serratus anterior besteht aus verschiedenen Anteilen
.,. M. subclavius. Der kleine M. subclavius entspringt von der 1. (Pars superior, Pars intermedia, Pars inferior), die von der 1.-9.
Rippe auf Höhe der Knochen-Knorpel-Grenze und zieht zum Rippe entspringen. Sie haben aber einen unterschiedlichen
Sulcus m. subclavii an der Unterfläche der Clavicula. Er zieht Ansatz an der Scapula: Angulus Superior. Margo medialis und
die Clavicula in Richtung Sternum und sichert so das Sterno- Angulus inferior.
klavikulargelenk Der Muskel befindet sich direkt unterhalb .. Der M. serratus anterior wird durch denN. thoracicuslongus
der Clavicula und zieht schützend vor der A. und V. subclavia in innerviert.
Richtung Brustbein. .. Scapula alata; Bei einem Ausfall des M. 5erratus anterior
Die Innervation übernimmt der N. subclavius (C5-C6). bzw. des ihn innervierenden N. thoracicus longus steht das
Schulterblatt flügelartig ab, wenn der Arm nach vorn angeho-
... M. omohyoideus s. Skript 3 ben wird .

Kopfmuskeln mit Ansatz am Schultergürtel


Zu den Kopfmuskeln mit Ansatz am Schultergürtel gehören der 3.3.2 Oberarmmuskeln
M. trapezius und der M. sternocleidomastoideus. Sie werden
im Kapitel Kopf-Hals besprochen (s. Skript 3). Am Oberarm unterteilt man die Muskeln in eine ventrale (Fle-
xoren) und eine dorsale (Extensoren) Muskelgruppe. Beide
' LERNTIPP ! Gruppen werden von der Oberarmfaszie (Fascia brachii) um-
Die Lage des M. trapezius wird hin und wieder gefragt. Sehen hüllt und sind durch das mediale und laterale Septum intermu-
Sie sich dazu die Abb. 3.7 an. Der Muskel ist an der Elevation sculare voneinander getrennt {Abb. 3.12).
des Arms über 90 ' beteiligt und wird vom XI. Hirnnerv. dem N.
accessorius, innerviert. Ventrale Muskeln des Oberarms (Flexoren)

I LERNTIPP !
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN }C
Gelegentlich fragt das IM PP anhand von Bildern nach, welcher
.,. Die Rotatorenmanschette wird gebildet aus den Muskel- Muskel sich an dieser oder jener Stelle unter der Haut vorwölbt.
sehnen des M. supraspinatus (kranial). M. infraspinatus Ertasten Sie daher möglichst genau die Lage der Schulter- und
(dorsal), M. teres minor (dorsal) und M. subscapularis Armmuskulatur an Ihrem eigenen Arm.
(ventral) .
.,. Der M. pectoralis minor entspringt von der 3.- 5. Rippe und
... M. biceps brachii. Der M. biceps brachii besitzt zwei Köpfe
setzt am Processus coracoideus (nicht am Humerus) an.
und hat somit zwei unterschiedliche Ursprünge:
• Das Caput longum entspringt vom Tuberculum supraglenoi-
dale der Scapula.
• Das Caput breveentspringt vom Processus coracoideus
M. supraspinatus ebenfalls am Schulterblatt.
• Beide Köpfe vereinigen sich im Verlauf und inserieren an
M. serratus anterior, der Tuberositas radii. An der ulnaren Seite der Sehne spalten
'.t.;IIIA:--'\- -- - Pa rs supcrior
sich Fasern ab, die als Aponeurosis m. bicipitis brachii in die
~~IE~~~~~~-=:::::J,--~M~ . serra t us anterior, Fascia antebrachii einstrahlen.
'?:! Pars intermedia
Der M. biceps brachii ist ein zweigelenkiger Muskel. Er zieht
~~;..;<;~fP---;---",-,------T-- M. subscapula ris
...".17,;~~=---------;- M. infraspinatus
mit der Sehne des Caput Iongum vom Schulterblatt kommend
über den Humeruskopf hinweg durch die Schultergelenkkap-
sel. Eingefasst wird er innerhalb des Sulcus intertubercularis in
einer Sehnenscheide (Vagina synovialis intertubercularis). Au-
ßerdem überquert er den Ellenbogengelenkspalt
Seine Funktion im Schultergelenk ist die Anteversion und
lnnenrotation, zudem die Abduktion (Caput Iongum ) und die
Adduktion (Caput breve). Außerdem .. tragen" di e beiden Mus-
kelanteile das Armgewicht Seine Hauptfunktion entfaltet der
M. biceps brachii aber im Ellenbogengelenk Hier bewirkt er
die Beugung (Flexion) und die Drehung des Unterarms. soda ss
die Handinnenfläche nach oben zeigt (Supination). Die Supina-
M. serratus ante rior, Pars infer ior
tianswirkung wird mit zunehmender Beugung im Ellenbogen-
Abb. 3.11 Seitliche Schultermuskulatur.
28 3 Obere Extremität

gelenk größer. Bei Pronationsbewegungen wird der M. biceps Seine Hauptaufgabe sind die lnnenrotation , Adduktion und
passiv um den Radius gewickelt. Anteversion im Schultergelenk. Außerdem hält er den Hume-
Die Verstärkung der Supinationswirkung können Sie z. B. ruskopf im Schultergelenk, da er ventral da s Schultergelenk be-
beim Eindrehen einer Schraube einfach selbst nachvollziehen - deckt.
die meiste Kraft kann man bei gebeugtem Ellenbogengelenk Innerviert wird er durch denN. musculocutaneus (CS-C7 ).
aufbringen.
Der M. supinator ist zwar in jeder Armstellung ein guter Su-
pinator im Ellenbogengelenk, aber bei angewinkeltem Arm ist Der M. coracobrachialis ist der leitmuskel für den N. musculo-
der M. biceps brachii der stärkste Supinator. cutaneus.
Innerviert wird der M. biceps brachii durch denN. musculo-
cutaneus (C 5-C7). Der Biceps-Brachii-Reflex wird zur Prüfung
von Segment C5/6 genutzt. Dorsale Muskeln am Oberarm (Extensoren)
Beim Betrachten des Oberarms liegt der M. biceps brachii di- • M. triceps brachii. Der M. triceps brachii hat drei Muskel kö pfe:
rekt oben auf; am Lebenden ist es derjenige Mu skelbauch, der • Caput longum: Ursprung am Tuberculum infraglenoidale
bei Kontraktion des Muskels da s Oberarmrelief mehr oder we- der Scapula
niger stark ausbildet. • Caput laterale: Ursprung von der lateralen und dorsalen
Hume ru sfl äc he
~ M. brachialis. Der M. brachialis entspringt von der ventralen • Caput mediale : Ursprung an der medialen und dorsalen
Humerusfläche und dem Septum intermusculare. Er inseriert Humerusfl äche .
a n der Tuberositas ulna e und der EllenbogengelenkkapseL Sei- Den gemeinsamen Ansatz für alle drei Mu skelbä uche bildet das
ne Fasern ziehen über den Ellenbogengelenkspalt z ur Ulna. Da Olecranon der Ulna , an dem die Fasern in ei ner gemeinsamen
Fasern des M. brachialis auch an der Kapsel des Ellenbogenge- Sehnenplatte ansetzen. Im Regelfall si nd h ie r als Gleitlager ei-
lenks ansetzen, werden diese Teile auch manchmal .. M. articu- nige Schleimbeutel eingelagert (z. B. Bursa s ubtendinea m. tri -
laris" genannt. ceps bra chii). Betrachtet man den Oberarm von hinten. blickt
Die Funktion des M. brachiali s ist allein die Beugung im El- man genau auf den M. triceps brachii und kann bei trainierten
lenboge ngelenk, unabhängig von Pro- oder Supinationsstellung Personen den medialen, den lateralen und den dazwischenlie-
des Unterarms. Er ist im Vergleich zum oberflächlich gelegenen genden langen Mu ske lbauch erkennen.
M. biceps brachii der stärkere Beuger am Oberarm, sodas s seine Der Mu ske l bewirkt im Schultergelenk (Ca put longum) die
Wirkung v. a. beim Heb en von sehr schweren La ste n zur Gel- Adduktion des Armes. Zudem wird durch das Caput longum das
tung kommt. Der M. brachialis gehört zur tiefen Schicht der Armgewicht getragen. Hauptfunktion ist die Streckung im El-
Oberarmmuskulatur. lenbogengelenk.
Die Innervation erfolgt über denN. musculocutaneus (CS-C6). Die Innervation erfolgt über denN. radialis (C6-C8, Thl).

~ M. coracobrachialis. Der M. coracobrachialis hat seinen Ur- ~ M. anconaeus. Der M. anconaeus e ntspringt vom Epicondylus
sprung am Processus coracoideus der Scapula, zusammen mit lateralis und dem Lig. collaterale radiale und se tzt mit seinen
dem Caput brevedes M. biceps brachii. Die Muskelfasern inse- Fasern an der Rü ckseite der Ulna unterhalb des Olecranons an.
rieren an der medialen Fläche des Humeru s in der Verlängerung Im Ellenbogengelenk sorgt der Muskel zusammen mi t dem M.
der Crista tuberculis minoris. Der Bauch des Musculus coracob- triceps brachii für die Streckung und für die Kapsel spannung.
rachialis wird bei erhobenem Arm unter dem M. biceps brachii, Seine Innervation übernimmt der N. radialis (C6-C8, Thl).
Caput breve von vorne sichtbar. Der M. coracobrachialis wird
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
vom N. musculocutaneus durchbohrt, an sei ner medialen Seite
beginnt der Sulcus bicipitalis medialis (s.S. 41). • Der M. biceps brachii zieht mit der Sehne des Caput longum
vom Schulterb latt komme nd über den Hum erusko pf hinweg
durch die Schulterge lenkkapseL
~ Die Sehne des M. biceps brachii verläuft im Schultergel enk in
einer Sehnenscheide.
~ Im Ellenbogengelenk bewirkt der M. biceps brachii die
M. subscapu- M. infraspinatus
laris M. deltoideu s Beugung (Flexion) und die Drehung der Unterarms, sodass die
Handinnenfläche nach oben zeigt (Supination). Die Supinati-
answirkung wi rd mit zunehmender Beugung im Ell enbogeng e-

Caputr
longum
Caput
· teres minor
M. biceps
brachii
longum
Caput
Caput
laterale
}'.f=
~
.0
lenk größer.
~ Der M. Supin ator ist zwar in jeder Armstellung ein guter Su pi-
nator im Ell enbogenge lenk, aber bei angewinke ltem Arm ist
breve der M. biceps brachii der stärkste Supinator.
Caput :::; ~ Der Biceps-Brachii-Reflex wird zur Prüfung von Segment CS/6

Caput J
hurne ra le
M. pronator
med iale

M. anconaeus
genutzt.
~ Beim Betrachten des Oberarms liegt der M. biceps brachii
direkt oben auf; am Lebenden ist es derjenige Muske lbauch.
Caput teres
uln are b der bei Kontraktion des Muskels das Oberarmrelief mehr oder
a
wen ige r stark ausbildet.
Abb. 3.12 Oberarmmuskulatur. a von vorne , b von hinten.
3.3 Muskulatur 29

~ Der M. brachialis gehört zur tiefen Schicht der Oberarmmus- sor car pi radialis bewirken diese beiden Muskeln dann aber
kulatur. doch eine starke Abdul<tion nach radial.
.,. De r Bauch des Musculus coracobrachialis wird bei erhobe- Der M. flexor carpi radialis liegt radial dem M. pronator teres
nem Arm unter dem M. biceps brachii, Caput brevevon vorne an. Unmittelbar an sei nem Mu skelbauch verläuft die A. radi a li s.
sichtbar. Die Ansatzsehne des M. flexor carpi radialis verläuft oberfläch-
"' Betrachtet man den Oberarm von hinte n. blickt man genau auf lich in einer eigenen Se hnensc heide außerhalb des Karpaltun-
den M. triceps brachii und kann bei trainierten Personen den nel s.
medialen, den latera len und den dazwischenliegenden lang en
~ M. palmaris longus. Der M. palmaris longus entsprin gt vom
Muskelbauch erkennen.
Epicondylus medialis humeri und teils auch noch von der Fascia
antebrachii. Seine Sehne strahlt in die Aponeurosis palmaris
3.3.3 Unterarmmuskulatur ein (s. S. 42).
Seine Funktion sind die Beugung im Ellenbogengelenk
Die topografische Gliederung der Unterarmmuskeln erfolgt in sowie die Beugung (Palmarflexion) und das Anspannen der
ventrale und dorsale Unterarmmuskeln, wobei j eweils ober- Palmaraponeurose im Handgelenk.
flächlich und tief ge legene Muskeln untersc hieden werden, so - Der M. palmari s longus li egt radial dem M. flexor carpi radi-
wie radiale Unterarmmuskeln. alis an: gut zu erkennen ist er auch weiter di sta l an seiner Inser-
tionsstelle an der Palmaraponeurose.
Oberflächliche Schicht der ventralen Unterarmmuskeln Sie können die Sehne des M. palmaris longus an sich se lbst
Die Muskeln der oberflächlichen Schicht entspringen alle sehen: Spannen Sie die Flexoren am Unte rarm an (und so u.a.
vom Epicondylus medialis und z. T. auch noch zusätzlichen Ur- auch den M. palmaris longus) und die Hand geht in Palmarfle-
sprungsorten und werden alle vom N. medianus innerviert. xionsstellung- die Sehne tritt unter der Haut als längliche Wöl-
bung hervor.
~ÜRNTIPP ! Radial davon sieht man die Sehne des M. flexor carpi radia-
Eine Ausnahme bildet hier der M. fl exor carpi ulnaris: Dieser wird lis. Diese kann a ls Leitstruktur beim Tasten des Radiallspulses
vom N. ulnaris inn ervie rt. Der Name des Mu ske ls weist Sie in dienen, e r wird zwischen ihr und der Se hn e des M. brachiora-
die sem Fall auf den dazug ehörigen Nerv hin. dialis getastet.

Bei Schnittverletzungen im distalen Drittel des Unterarms an ~ M. flexor digitorum superficialis. Der M. fle xo r digitoru m su-
der Beugeseite (z. B. in suizidaler Absicht) werden häufig die perficialis hat e in Caput humeroulnare (Ursprung Epicondylus
Sehnen der oberflächlichen Muskeln verletzt, wie M. flexor car- m ediali s humer i und Processus coronoideus ulna e) und ein Ca-
pi radialis, M. flexor carpi ulnaris, M. flexor digitorum superfi- pur radiale (Ursprung Radius).
cialis, M. pronator teres und natürlich M. palmaris longus. Die Er setzt mit vier Se hnen an der Basis der Mitte lpha lange n des
tiefen Flexoren wie etwa der M. flexor pollicis longu s bleiben 2.- 5. Fingers an . Vor dem Ansatz spal tet sich da s Endstück der
eher verschont. jeweiligen Sehne des M. fl exo r digitorum super ficia li s jeweils in
zwei Sehnenschenkel auf, die dann jeweils seitlich rechts und
.,. M. pronator teres. Der M. pronator teres hat zwei Muskel- links am Knochen befest igt si nd . Dazwischen bildet sich eine
köpfe: Sehnenöffnung (Hiatus tendineus). Diese wird von den Sehnen
• Caput humerale mit Ursprung vom Epicondylus medialis des M. flexor di g itor um profundusdurchbohrt (.. M. pe rforan s",
humeri s. u.). daher nennt man den M. fle xor digitorum superficia li s
• Caput ulnare mit Ursp rung vom Processus coronoideus ul- auch "M. perforatus".
nae. Die Funktion des Mu skels erstreckt sich über mehrere Ge-
Er inser iert am mittleren RadiusdritteL lenke:
Zusammen mit dem M. pronator quadratus (s. S. 30) ist der • Ellenbogengelenk: Beugung
M. pronator teres für die Pronation verantwortlich. d. h. für die • Handgelenie Beugung (Palmarflexion), Abduktion nach
Drehung des Untera rm s, sodass die Handinnenseite nach unten ulnar
zeigt. Das Caput hum era le bewirkt die Beugung und Pronati- • 2.-5. Fingergrundgelenk: Beugung, Adduktion
on, das Caput ulnare ausschließlich eine Pronation im Ellenbo- • 2.-5. proximales lnterpha langea lge lenk: Beugung .
gengelenk. Je stärker der Arm im Ellenbogengelenk gebe ugt ist. Der M. flexor digitorum supe rficiali s wird vom M. pronator te-
desto g rö ßer ist die Kraft des Mu skels für die Pronationsbewe- res. M. palmaris lon g us und M. fl exor car pi radiali s üb erlagert.
g ung.
~ M. flexor carpi ulnaris. Der M. fle xor carpi ulnaris besteht aus
.,. M. flexor carpi radialis. Der M. flexor carpi radialis entspr ingt einem Caput hum era le und e in em Caput ulnare. Das Caput hu-
vom Epicondylus media li s humeri und der Fascia antebrach ii, er mera le entsprin gt vom Ep icondy lu s medialis hum e ri, das Cap ut
zieht über die Handwurzelknochen hinweg (im Karpalkanal in ulnare vom Olecranon bzw. den oberen 213 der Margo posterior
e in er Furche des Os t rapezi um) und in ser iert an der palmaren u ln ae. Der M. flexor carpi ulnaris zieht a ls am weitesten uln ar
Fläche der Basis des Os metacarpale 11. ge legener oberfläc hli cher Unterarmmuskel wr Hand. Dort setzt
Der Mu skel bewirkt a m Ellenbogengelenk die Beugung und er am Os pisiforme, am Os hamatum und am Os metacarpale
die Pronation, am Handgelenk ist er für die Beugung ( Palmar- V an. Die Anteile ab dem Os pisiforme werden a ls Bänder be-
flexion) und die Abduktion nach radial verantwortlich. In sge- ze ichnet. Das Os pisiforme ist a ls Sesambein in die Se hn e n e in-
samt w il'l<t er nur sc hwa ch, in Kombination mit dem M. exten- ge lagert.
30 3 Obere Extremität

Der Muskel hat mehrere Funktionen, seine Hauptfunktion .,. Die Ansatzsehne des M. flexor carpi radialis verläuft ober-
istjedoch die PalmarHexion im Handgelenk. flächlich in einer eigenen Sehnenscheide außerhalb des
Im Gegensatz zu den anderen Muskeln der ventralen ober- Karpaltunnels.
flächlichen Schicht erfolgt die Innervation durch denN. ulnaris .,. Wenn Sie die Flexoren am Unterarm anspanne n und die Hand
(C7-C8) und nicht durch den N. medianus. in in Palmarflexionsstellung geht, tritt die Sehne des M. palma-
ris longus als längliche Wölbung unter der Haut hervor. Radial
Tiefe Schicht der ventralen Unterarmmuskeln davon sieht man die Sehne des M. flexor carpi radialis .
.. M. pronator quadratus. Der M. pronator quadratus hat sei- .,. Der M. flexor digitorum profundusbeugt die Finger v. a. in
nen Ursprung am distalen Ende der Ulna (palmarseitig) und den Endgelenken, aber auch in den Mittel- und Grundgelen-
zieht u.a. entlang der Margo anterior zum distalen Radiusen- ken.
de, um dort ebenfalls palmarseitig an der Margo anterior und .. Der M. flexor digitorum profunduswird durch den N. ulna·
der Facies anterior des Radius anzusetzen. Seine Muskelform ris und denN. medianus inerviert, wobei der 2. Finger
und seine Funktion werden durch den Namen beschrieben: Er ausschließlich durch denN. medianus und der 5. Finger durch
liegt als nahezu quadrati sc her Muskelbauch auf der Vorderseite denN . ulnaris versorgt wird.
des Unterarms und sorgt in den radioulnaren Gelenken für die
Pronation. Dabei wirkt er synergistisch mit dem M. pronator
teres zusammen. Beide Muskeln sind daran zu erkennen. dass Oberflächliche Schicht der dorsalen Unterarmmuskeln
sie transversal über die Unterarmknochen ziehen. Der M. extensor digitorum, M. extensor digiti minimi, M. ex-
Die Innervation erfolgt durch den N. interosseus (antebra- tensor carpi radialis brevis und M. extensor carpi ulnaris ent-
chii) anterior des N. medianus (C6-C8, Th1 ). springen alle vom Epicondylus lateralis humeri und von der
Fascia antebrachii, daher wird auch der Begriff "Caput commu-
.. M. flexor digitorum profundus. Der M. flexor digitorum pro- ne" verwandt. Die motorische Innervation erfolgt über den R.
fundusentspringt von der Vorderfläche der mittleren Ulna und profundus des N. radialis (C6-C8). Beim sog. Tennisellenbogen
der Membrana interossea antebrachii und inseriert mit seinen treten Schmerzen am Epicondylus lateralis auf, d ie durch Dor-
Fasern am Endglied des 2.-5. Fingers. salextension oder Radialabduktion im Handgelenk verstärkt
Der M. flexor digitorum profundus beugt die Finger v.a. werden (wegen der dort ansetzenden Muskeln).
in den Endgelenken sowie in den Mittel- und Grundgelenken.
außerdem ist er im Handgelenk für die Palmarflexion verant- .. M. extensor digitorum. Der M. extensor digitorum teilt sich
wortlich. Weiterhin beteiligt er sich an der Ulnarabduktion. schon früh in seine einzelnen Sehnen auf und zieht durch das
In einer gemeinsamen Sehnenscheide verlaufen der M. fle- 4. Sehnenfach auf der Unterarmrückseite zum 2.-5. Finger. Von
xor digitorum profundusund superficialis durch den Karpalka- seinen Sehnen ziehen .. Connexus intertendinei" (Seh nenstrah-
nal; im Verlauf durchbohrt der t iefe Muskel (M. perforans) die len ) zu den benachbarten Fingern. Zudem zie hen Sehnenfa-
Sehnenschlitze des oberflächlichen Muskels (M. perforatus). sern von der jeweiligen Fingersehne zur Basis der proximalen
Von den radialen Seiten der 4 Sehnen des M. flexor digitorum Grundphalanx. Der Muskel ist der stärkste Strecker der Hand-
profundusentspringen außerdem die Mm.lumbricales (s.S. 32). und Fingergelenke und bewirkt zudem bei Kontraktion eine
Die Innervation erfolgt durch denN. ulnaris (C7, 8, Thl) und Ulna rabduktion.
den N. medianus, (N. interosseus [antebrachii] anterior, C6-C8,
Thl). wobei der 2. Finger aussch ließlich durch denN. medianus .. M. extensordigiti minimi . Der M. extensordigiti minimi liegt
und de r 5. Finger durch denN . ulnaris versorgt wird. Den 3. und zwischen dem M. extensor digitorum (radia l) und dem M. ex-
4. Finger versorgen N. medianu s und N. ulnaris gemeinsam. tensor carpi ulnar is (ulnar). Er zieht durch das 5. Sehnenfach,
aufgeteilt in 2 Sehnen, zur Dorsalaponeurose des 5. Fingers. Er
.. M. Hexor pollicis longus. Der M. flexor pollicis longus zieht streckt den kleinen Finger und bewirkt zudem eine Abduktion
vom Radius, dem er direkt aufliegt, in einer eigenen Sehnen- nach ulnar.
scheide durch den Karpalkanal und erreicht zwischen den 2 Der Muskel kann auch fehlen. in diesem Fall übernimmt der
Köpfen des M. flexor pollicis brevis (s. u.) die Basis der Endpha- M. extensor digitorum. der dann mit einer zusätzlichen Se hne
lan x des Daumens (Ansatz). ausgestattet ist. seine Funktion.
Er dient der Beugung des Daumens und der Oppositionsbe-
wegung im Daumensattelgelenk. In den Handgelenken unter- .. M. extensor carpi ulnaris. Der M. extensor carpi ulnaris zieht
stützt er die Beugung und die radiale Abduktion. an der mediodorsalen Seite der Ulna durch das 6. Sehnenfach
Für die Innervation ist der N. medianus (N. interosseus [an- zur Basis der Grund - und Mittelphalanx des 5. Metakarpalkno-
tebrachii] anterior, C6- C8) verantwortlich. chens (Kapselverstärker). Der M. extensor carpi ulnaris ist se i-
nem Namen nach ein Strecker. Dies entsprichtjedoch nicht sei-
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X ner Funktion: Aufgrund des Verlaufs seiner Sehne (dorsal des
.,. Bei Schnittverletzunge n im distalen Drittel des Unterarms an Radiokarpalgelenks und palmar des Mediokarpalgelenks) ist er
der Be ugese ite werden häufig die Sehnen der oberflächlichen v.a. an der Ulnarabduktion beteiligt.
Muskeln verletzt, wie M. flexor carpi radialis, M. flexor carpi
ulnaris, M. flexor digitorum superficialis, M. pronator teres Tiefe Schicht der dorsalen Unterarmmuskeln
und natürlich M. palmaris longus. Die tiefen Flexoren wie Diese tiefen Extensoren haben bis au f den M. sup inatoralle ih-
etwa der M. flexor pollicis longus bleiben eher verschont. ren Urspr ung an der Dorsalseite des Unterarms. Sie werden alle
vom Ramus profundus N. radialis innerviert.
3.3 Muskulatur 31

.. M. supinator. Der M. supinator entspringt in einem Bogen .. M. brachioradialis. Der M. brachioradialis entspringt von der
vom Epicondylus laterali s humeri und vom Lig. collaterale ra- Crista supra(epi)condylaris lateralis des Humerus und dem Sep-
diale sowie Lig. anulare radii (durch diesen Sehnenbogen zieht tum intermusculare laterale. Er bildet radial den oberflächlichs-
auch der R. profundus des N. radialis). Der Muskel verläuft ten Muskel am Unterarm, er ist eingelenkig und setzt mit seiner
schräg zur Unterarmachse auf die Vorderfläche des Radius und Sehne radialseitig am Processus styloideus des Radius an.
setzt distal der Tuberositas radii an. Er bewirkt die Supinati- Seine Funktion ist hauptsächlich die Beugung im Ellenbo-
on in den radioulnaren Gelenken sowohl in Beuge- als auch in gengelenk. Als Beuger bewirkt er u.a. die Mittelstellung des
Streckstellung. Unterarms in einer Position zwischen Pronations- und Supina-
Die Innervation erfolgt durch den R. profundus des N. ra- tionsstellung.
dialis (CS-C7). Der M. supinator ist der Leitmuskel für den N. Unmittelbar proximal seines Ansatzes und der Sehne des
radialis- der Nerv durchbohrt den Muskelbauch. M. flexor carpi radialis verläuft die A. radialis, hier ist der Puls
tastbar. Zudem verläuft hier der R. superficialis des N. radialis
.. M. abductor pollicis longus. Der M. abductor pollicis longus (sensible Innervation der Finger). Daher spricht man in Bezug
hat seinen Ursprung an der Rückseite von Radius und Ulna und auf den M. brachioradialis auch vom Leitmuskel für die radiale
der Membrana interossea antebrachii. Er inseriert an der Basis Gefäß-Nerven-Straße ("Speichenstraße", S. 43).
des Os metacarpale pollicis und gelegentlich am Os trapezoide-
um. Der Muskel liegt mit seinem breiten Muskelbauch auf der .. M. extensor carpi radialis longus. Der M. extensor carpi radi-
radialen Seite des Unterarmes und zieht durch das 1. Sehnen- alis longus entspringt ebenfalls von der Crista supracondylaris
fach. lateralis des Humerus und dem Septum intermusculare latera-
In den Handgelenken bewirkt er die Beugung (Palmarfle- le. Er zieht zusammen mit dem M. extensor carpi radialis brevis
xion) und durch seine randständige Lage die Abduktion nach durch das 2. Sehnenfach (s.S. 43) und setzt an der Basis des Os
radial. Seine Hauptfunktion bezieht sich aber auf das Daumen- metacarpale II an.
sattelgelenk, das er abduziert und streckt. Im Ellenbogengelenk bewirkt er die Beugung, im Handge-
Die Innervation erfolgt durch den R. profundus des N. radi- lenk die DorsalfleKion (z usammen mit dem M. extensor carpi
alis (C6-C8). ulnaris) und eine Radialabduktion (mit dem M. flexor carpi ra-
dialis).
.. M. extensor pollicis brevis. Der M. extensor pollicis brevis Der M. extensor carpi radialis longus ist zusammen mit dem
entspringt von der Rückfläche des Radius und von der Mem- M. extensor carpi radialis brevis (s. u.) ein sog. "Faustschluss-
brana interossea antebrachii. Er zieht gemeinsam mit dem M. Helfer", da beide Muskeln die Hand nach dorsal flektieren und
abductor pollicis longus durch das 1. Sehnenfach (s.S. 43) und somit die optimale Position der Hand für den Faustschluss er-
setzt an der Grundphalanx des Daumens an . Beide Muskeln möglichen. Eine Dorsalflexion der Hand ist nötig, um die ma-
haben die gleichen Funktionen. die Hauptfunktion ist die Stre- ximale Beugermuskelwirkung der langen Fingerbeuger zu
ckung und Abduktion des Daumens. entfalten. Bei palmar flektier ter Hand ist ein Faustschluss nur
Die Innervation erfolgt durch den R. profundus des N. radi- eingeschränkt möglich.
alis (C6- C8).
.. M. extensor carpi radialis brevis. Der M. extensor carpi radi-
.. M. extensor pollicis longus. Der M. extensor pollicis longus alis brevis entspringt mit dem Caput commune am Epicondylus
hat seinen Ursprung an der Rückfläche der Ulna und der Mem- lateralis humeri und vom Lig. anulare radii. Er zieht durch das
brana interossea antebrachii. Er zieht um das lateral gelegene 2. Sehnenfach (zusammen m it dem M. extensor carpi radialis
Tuberculum dorsale radii weiter durch das 3. Sehnenfach (s. S. longus und inseriert an der Basis des Os metacarpale !li.
43) zur Endphalanx des Daumens und bewirkt am Daumen v.a. Der M. extensor carpi radialis brevis streckt gemeinsam mit
eine Adduktion und Reposition sowie eine Streckung . ln den dem M. extensor carpi radialis longus die Hand. Er kann au -
Handgelenken ist er a n der Dorsalextension und Radialabduk- ßerdem die ulnar abdu zierte Hand wieder in die Mittelstellung
tion beteiligt. bringen. Zusammen mit dem M. extensor carpi radialis longus
Er wird innerviert durch den R. profundus des N. radialis ist er ein .. Faustschluss-Helfer".
(C6- C8).
3.3.4 Kurze Muskeln der Hand
.. M. extensor indicis. Der M. extensor indicis entspringt von
der Facies dorsalis ulnaeund der Membrana interossea antebra- Man unterteilt die Muskeln der Hand in drei Gruppen (Abb.
chii und zieh t zu sammen mit dem M. extensor digitorum durch 3.13):
das 4. Sehnenfach (s.S. 43). Er inseriert an der Dorsalaponeuro - • Muskeln des Daumenballens (Thenargruppe)
se des Zeigefingers. Er ermöglicht die isolierte Streckung des • Muskeln der Mittelhand
Zeigefingers, außerdem beteiligt er sich im Handgelenk an der • Muskeln des Kleinfingerballens (Hypothenargruppe).
Dorsalflexion. Alle kurzen Muskeln der Hand werden vom N. medianus und
Die Innervation übernimmt der R. profundus des N. radialis vom N. ulnaris innerviert.
(C6-C8).
Muskeln des Thenar
Radiale Unterarmmuskeln "' M. abductor pollicis brevis. Der M. abductor pollicis brevis
Die radialen Unterarmmu skeln ent springen im Bereich des Epi- entspringt vom Retinaculum flexorum sowie dem Os scapho-
condylus lateralis und werden alle durch denN. radialis inner- ideum und setzt radialseitig an der proximalen Phala nx des
vier t. Daumen s an. Der Muskel verursacht im Wesentlichen die Form
des Thenar.
32 3 Obere Extremität

Im Daumensattelgelenk macht der Muskel eine Abduktion 111. Beide Anteile setzen ulnarseitig und am medialen (ulnaren)
sowie Opposition, im Daumengrundgelenk bewirkt er die Beu- Sesambein an .
gung. im Endgelenk eine Streckung. Der Muskel bewirkt eine Adduktion und Opposition im Dau·
Der M. abductor pollicis brevi s wird eingefasst vom lateralen mensaHelgelenk sowie eine Beugung im Daumengrundgelenk.
Rand des M. opponens pollicis (radial) und vom Caput superfi- eine Streckung im Endgelenk.
ciale des M. tlexor pollicis brevis (ulnar). Innerviert wird er vom R. profundusdes N. ulnaris (C8-Th1).
Die Innervation erfolgt über denN. medianus (C6-Th1 ).
Muskeln der Mittelhand
"' M. opponens pollicis. Der M. opponens pollicis entspringt "' Mm. lumbricales. Die vier Mm. lumbricales entspringen in
vom Retinaculum tlexorum und vom Os trapezium. Er zieht in der Regel jeweils von der radialen Seite der 2.-5. Sehne des M.
einer breiten Muskelplatte zum Os metacarpale I und setzt ra- flexor digitorum profundus (s.S. 30). Die Fasern strahlen dann
dia lseitig dort an. gemeinsam in die streckerseitige Dorsalaponeurose des 2.-5.
Hauptfunktion ist die Oppositionsbewegung und auch die Fingers ein. Sie beugen im 2.-5. Fingergrundgelenk und stre-
Adduktion im Daumensattelgelenk. cken in den Mittel- und Endgelenken der Finger.
Innerviert wird er vom N. medianus (C6-Thl) (es finden sich Mm.lumbricales 1 und 2 sind meist einköpfige Muskeln und
hier auch Fasern vom N. ulnaris). werden vom N. medianus (C6- C7 ) innervi ert. Mm. lumbricales
3 und 4 sind meist zweiköpfig und werden vom N. ulnaris (CS-
"' M. flexor pollicis brevis. Der M. flexor pollicis brevis hat ein Th 1) gesteuert.
Caput Superficiale und ein Caput profund um. Das Caput Superfi-
ciale entspringt vom Retinaculum tlexorum, das Caput profun- "' Mm. interossei dorsales. Die vier Mm. interossei dorsales
dum vom Os trapezium, Os trapezoideum und Os capitatum. entspringen mit jeweils zwei Muskelköpfen von den einander
Ansatz ist das laterale (radiale) Sesambein und die Grundpha- zugewandten Seiten des 1.-4. Mittelhandknochens. Ihr Ansatz
lanx des Daumens. Das Caput superficiale grenzt medial an den ist die Dorsalaponeurose des 2.-5. Fingers. Sie bewirken eine
M. abductor pollicis brevis, das Caput profundum liegt eine Beugung und Abduktion in den Fingergrundgelenken und eine
Etage tiefer. Zwischen den beiden Köpfen des M. flexor pollicis Streckung in den lnterphalangealgelenken.
brevis verläuft die Sehne des M. flexor pollicis longus. Bei Streckstellung der Finger sind die Mittelhandknochen
Die Funktion des Muskels sind die Oppositions- und die Ab- und die darüber verlaufenden Strecksehnen deutlich zu erken-
duktionsbewegung (oberflächlicher Teil) bzw. Adduktionsbe- nen. Da zwi schen ist die Haut eingesunken. in den Rinnen liegen
wegung (tiefer Teil) im Daumensattelgelenk, im Daumengrund- die Mm . interossei dorsales.
gelenk bewirkt er die Beugung, im Endgelenk eine Streckung. Die Innervation erfolgt durch den R. profundusdes N. ulnaris
Das Caput Superficiale wird durch denN. medianus (C6-Th1 ), (C8-Thl).
das Caput profundum durch denN. ulnaris (C8-Th1) innerviert.
"' Mm. interossei palmares. Die insgesamt drei Mm. interossei
"' M. adductor pollicis. Der M. adductor pollicis hat ebenfalls palmaresentspringen von den Ossa metacarpalia 2, 4 und 5 und
zwei Köpfe. Ursprung des Caput obliquum ist das Os capita- inserieren an der Dorsalaponeurose des 2.. 4. und 5. Fingers.
tum, Ursprung des Caput transversum ist das Os metacarpale

Abb. 3.13 Handmuskeln.


Mm. interossei palmares
a palm are Handmu skeln,
b Sc he ma d er M m . inter-
ossei.

.
Mm. lumbnca les (4 )
\
M. abd uctor
digit i m1irllm l, - ---lli b

Mm. interossei
pa lm ares
Caput tra nsve rsum} -
M. fl exor digiti
M. adductor pollicis
m inim i brevis
Caput ob liquu m
M. opponens
digit i minimi Cap ut profun d um J - M. fl exor pollicis brevis
- - - Caput superficiale

Re t inacu lum ---1----:::-- ...___ _ _ _ M. abductor pollici> brevis


fl exoru m " - - - - - - M. opponens pollicis

a
3.4 Nerven, Gefäße und Lymphknoten 33

Ihre Funktion sind die Beugung und Adduktion in Richtung


~ Die 4 Mm. interossei dorsales entspringen mit jeweils 2
Mittelfinger im 2., 4. und 5. Fingergrundgelenk sowie die Stre-
Muskelköpfen von den einander zugewandten Seiten des 1.-4.
ckung in den lnterphalangealgelenken (Abb. 3.13).
Mitte lhandknochen s. Ihr Ansatz ist die Dorsalaponeurose des
Die Mm. interossei palmares werden vom R. profundus des
2.-5. Fingers.
N. ulnaris (C8-Th1) innerviert.
~Die Mm. interossei we rd en aus den Segmenten C8-Th1
innerviert.
Muskeln des Hypothenar
~ M. abductor digiti minimi. Der M. abductor digiti mm1m1
entspringt vom Os pisiforme, Retinaculum flexorum sowie dem 3.4 Nerven, Gefäße und Lymphknoten
Lig. pisohamatum und inseriert am ulnaren Rand der Basis der
Grundphalanx des 5. Fingers. Seine Hauptfunktion ist die Ab-
duktion des Kleinfingers im Fingergrundgelenk (bei gestreck-
Die typischen Ausfallerscheinungen bei Läsionen von N. medi-
tem Grundgelenk).
an us , N. ulnari soder N. radialis sind immer wieder Gegenstand
Der M. abductor digiti minimi ist der am weitesten ulnar ge-
von Prüfungsfragen . Prägen Sie sich daher die innerv ie rten Mus-
legene Muskel des Hypothenar. Innerviert wird er vom R. pro-
keln und Hautareale gut ein . dann können Sie sich die Ausfälle
fundusde s N. ulnaris (C8-Th l ).
herleiten.

~ M. flexor digiti minimi (brevis). Der M. flexor digiti minimi


entspringt vom Hamulus ossis hamati und vom Retinaculum 3.4.1 Nerven
flexorum und inseriert ebenfalls an der Basis der Grundphalanx
des I<leinfingers. Er bewirkt im Kleinfinger-Grundgelenk eine Plexus brachialis (CS- Thl)
Beugebewegung und streckt (über die Dorsalaponeurose) die Das Armnervengeflecht (Plexus brachialis) bildet sich aus den
distalen I<leinfingergelenke. Innerviert wird er vom R. profun- Rr. ventrales der Rückenmarkssegmente C5-Th1, die aus den
dus des N. ulnaris (C8-Th1 ). Foramina intervertebralia herausziehen und sich zu Trunci
(Nervenstämmen) ZUsammenlagern (Abb. 3.14).
~ M. opponens digiti minimi. Unter dem M. flexor digiti minimi So entstehen der Truncus superior (CS, C6), der Truncus me-
brevis und dem M. abductor digiti minimi liegt der M. oppo- dius (C7 ) und der Truncus inferior (C8, Thl ), welche durch die
nens digiti minimi. Er entspringt vom Hamulus ossis hamati hintere Skalenuslücke hindurchtreten (zw ischen M. scalenus
und Retinaculum flexorum und inseriert am ulnaren Rand des anterior und medius, oberhalb der ersten Rippe. zusammen mit
Os metacarpale V. Der M. opponens digiti minimi macht eine der A. axillaris, vgl.S. 37). Anschließend teilt s ichjederTruncus
Oppositionsbewegung im I<arpometakarpalgelenk, d. h .. erbe- noch oberhalb der Clavicula in eine ventrale und dorsale Divisi-
wegt den Kleinfinger in Richtung Handinnenfläche. on auf (insgesamt also je 3 Divisiones anteriores und posterio-
Innerviert wird er vom R. profundusdes N. ulnaris (C8-Th1). res [alt: ventrales et dorsales]).
Die Trunci legen sich erneut unterschiedlich zusammen und
~ M. palmaris brevis. Der M. palmaris brevis entspringt von der bilden Faszikel:
Aponeurosis palmaris und zieht zur Haut über dem Kleinfinger- • Fasciculus lateralis (CS -C7 ) lateral der A. ax illaris
ballen. Seine Aufgabe ist die StrafJung und Spannung der Haut • Fasciculus medialis (C8-Th1) medial der A. axillaris
im Bereich der palmaren Hypothenarfläche. • Fasciculus posterior (CS-Thl) hinterder A. axillaris.
Innerviert wird er vom R. superficialis des N. ulnaris (C8-Th1 ). Nach topografischen Gesichtspunkten wird der Plexus brachi-
alis unterteilt in Nerven, die oberhalb (Pars supraclavicularis)
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN bzw. unterh alb (Pars infraclavicularis) des Schlüsselbeins ver-
~ Der M. extensor digitorum. M. extensor digiti minimi. M. laufen.
extensor carpi radialis brevis und M. extensor carpi ulnaris
~ Pars supraclavicularis. Die Pars supraclavicularis umfasst die
entspringen all e vom Epicondylus lateralis humeri und der
Fascia antebrachii. Nerven. die zwische n Wirbelsäule und Clavicula verlaufen (Tab.
~ Beim sog. Tennisellenbogen treten Schmerze n am Epicon-
3.1 ).
dylus latera li s auf. die wegen der dort ansetzenden Muskeln Der N. suprascapularis kann durch dauernde Einklemmung
durch Dorsalextension oder Radialabduktion im Handgelenk in der lncisura scapulae (typ isch: lange telefonieren, indem
verstärkt werden. man den Hörer zwische n Schulter und Ohr festklemmt ) geschä-
.. Der M. flexor pollicis brevis hat e in Caput Superficiale und digt werden. Es resu ltiert das (schmerzhafte!) Suprascapularis-
ein Caput profundum . Das Caput superficiale entspringt vom syndrom, bei dem Abduktion (M. supraspinatus) und Außenro-
Retinaculum fle xorum, da s Caput profund um vom Os trape- tation (M. infraspinatus) des Arms eingeschränkt sind.
zium, Os trapezoideum und Os capitatum . Ansatz ist das late-
rale (radial e) Sesa mbein und die Grundpha lanx des Daumens. FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN .X
~Zwischen de n beiden Köpfen des M. fl exo r pollicis brevis ~ Das Armnervengeflecht (Plexus brachialis) bildet sich aus den
verläuft die Sehne des M. flexor pollicis longus. Rr. ventrales der Rückenmarkssegmente C5-Th1 .
~ Der M. adductor pollicis hat ebenfall s 2 Köpfe. Ursprung des ~ De r Truncus medius beste ht aus Fasern des Segments C7.
Caput obliquum ist da s Os capitatum, Ursp rung des Caput ~ Der N. suprascapularis (C4 -C6 ) verläuft durch die lncisura
transversu m ist das Os metaca rpale 111. Beid e Antei le setzen scapulae unter dem Lig. transversum scapulae superius und
ulna rs eitig und am med ial en (ulnaren) Sesambein an. inn erviert den M. supraspinatus und M. infraspinatus.
~ De r N. thoracodorsalis innerviert den M. latissimus dorsi.
34 3 Obere Extremität

Obere und untere Armplexus-Lähmung: Ursache einer Lä -


~ Der N. suprascapularis kann durch dauernde Einklemmung
sion des Plexus cervicobrachialis kann z. B. ein Geburtstrauma,
in der lncisura scapulae geschädigt werden. Es resultiert das
ein Unfall (v.a. Motorradunfall) oder eine Schlüsselbeinfraktur
Suprascapularissyndrom. bei dem Abduktion (M. supraspi-
sein. Auch eine Schultergelenkluxation kommt ursächlich in-
natus) und Außenrotation (M. infraspinatus) des Arms einge-
frage. Ein Riss des Truncus superiordes Plexus brachialis ent-
schränkt sind.
spricht einer oberen Plexuslähmung, e in Riss des Truncus infe-
rior einer unteren Plexuslähmung.
~ Pars infraclavicularis. Oie Nerven der Pars infraclavicularis Die obere Plexuslähmung (Erb-Duchenne) betrifft die Ner-
entspringen den in Tab. 3 .2 aufgeführten Faszil<eln. venfasern aus den Rückenmarksegmenten CS-C6. Es I<Ommt
zur Lähmung der Abduktions- und Außenrotationsb ew egung
im Schultergelenk sowie Störung der Flexion und Supination im
Fasciculus
Ellenbogengelenk. Über dem M. deltoideus besteht eine Sensi-
lateralis bilitätsstörung der Haut.
(CS - C7 ) Bei der unteren Plexuslähmung (Kiumpke) sind die Fasern
von CS-Thl betroffen. Die Bewegung im Hand gele nk und in den
I
N. musculoc utaneus Fingern ist eingeschränkt, insbesondere der Fausschluss (Läh-
mungen der Hand- und Fingerbeuger). Es treten Sensibilitäts-
Trun~us __ 1(71 störungen an der Ulnarseite des Unterarmes auf.
medtus L.:.:..J
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
~ Aus dem Fasciculus posterior stammt u. a. der N. axillaris .
@]
t
~ Ein Riss des Truncus superiordes Plexus brachialis entspricht
einer oberen Plexuslähmung.

V~
N. cutaneus
antebrachii med. ~ Die obere Plexuslähmung (Erb-Duchenne) betrifft die
Truncus Nervenfasern aus den Rückenmark segmenten CS-C6. Es

~
Fasdculus inferior ---- kommt zur Lähmung der Abduktions-und Außenrotations-

V
posterlor '- (Th2)
(CS- Thl) bewegung im Schultergelenk sowie zur Störung der Flexion
N. axillaris und Supination im Ellenbogengelenk.
~ Bei der unteren Plexuslähmung (Kiumpke) sind die Fasern
N. radialis
von C8-Th1 betroffen. Die Bewegung im Handgelenk und in
es
den Fingern ist eingeschränkt. in sbeso ndere der Fausschluss
C6
(Lähmungen der Hand - und Fingerbeuger).
Fasciculus lateralis - - - - , C7
C8
Fasciculus medalis - - - - - - - - .
Thl
Der N. musculocutaneus (CS-C7) durchbohr t proximal am ven-
Fasciculus posterior - -- tralen Oberarm den M . coracobrachialis (Abb. 3.15). Der M. co-
N. musculocutaneus !1-- - - N. cutaneus brachii medialis racobrachialis ist sein Leitmuskel. Er inn erviert motorisch mit
Jt...:..- - - - N. cutaneus antebrachii medialis seinen Rr. musculares den
• M. coracobrach iali s
• M. biceps brachii
Abb. 3.14 Plexus brachialis. • M. brachialis.

Tab. 3.1 Pars supraclavicularis des Plexus brachialis

Nerv Muskel Besonderheiten

dorsale Äste
N. dorsalis scapulae (C4, CS) Mm. rhomboidei major et minor durchbohrt den M. sca lenus medius
M. Ievator scapulae
- - - -- - - -- -- -- - - - - - - - - -- - - --------------------------------------------------
N. suprascapularis (C4-C6) M. supraspinatus. M. infraspinatus verläuft durch die lncisura scapulae unter dem Lig. transversum sca-
pulae superius
N. thoracicus longus (C5-C7/ M. serratus anterior durchbohrt den M. scalenus medius. ve rläuft auf dem M. serratus
C8) anterior
N. thoracodorsalis (C6-C8) M. latissimus dorsi am latera len Rand der Scapula
N. subscapularis (C5-C6/C7) M. subscapularis
M. teres major
ventrale Äste
N. subclavius (C4, CS) M. subclaviu s unter de r Clavicu la , evtl. mit Ast zum N. phrenicus (N e benphrenicus)
--------~--~----------------------------------------
Nn. pectorales latera lis et Mm. pectorales major et minor ventra l zu de n Brustmuskeln ve rlaufend
medialis (CS-Thl)
3.4 Nerven, Gefäße und Lymphknoten 35

Tab. 3.2 Pars infradavicularis des Plexus bra,hialis Tab. 3.3 Äste des N. medianus (CS-C7)

Faszikel Ursprung für Ast Innerviert


Fasciculus lateralis N. musculocutaneus R. articularis Ellenbogengelenkkapsel
N. medianus (Radix lateralis)
Rr. musculares M. pronator teres
Fasciculus medialis N. ulnaris M. flexor carpi radialis
N. cutaneus brachii medialis M. palmaris longus
N. cutaneus antebrachii medialis M. flexor digitorum superficialis
N. medianus (Radix medialis)
N. interosseus antebrachii M. pronator quadratus
Fasciculus posterior N. radialis anterior M. flexor pollicis longus
N. axi llaris M. flexor digitorum profundus 1-111
(radial er Anteil)
Außerdem gibt er den N. cutaneus antebrachii lateralis ab, der R. palmaris n. mediani ' Haut des Daumenballens und der
sensibel die Haut der lateralen (radialen) Seite des Unterarms lateralen Hohlhand
von der Ellenbeuge bis zu den Handwurzelknochen versorgt. Nn. digitales palmares M. abductor pollicis brevis
Der N. cutaneus antebrachii lateralis verläuft schräg zwischen communes 1-111 M. flexor pollicis brevis (Caput
M. biceps brachii und M. brachialis, kommt im Sulcus bicipitalis superficiale)
M. opponens pollicis
lateralis an die Oberfläche. verläuft eine kurze Strecke mit der V. Mm. lumbri ca les 1-11
cephalica und liegt damit lateral der V. mediana cubiti und zieht
weiter zum Hautareal am latera len Unterarm. Nn. digitales palmares sensible Innervati on der Seitenfläche
proprii der Fingerzwischen räume: 3 Y, Finger
Die Radix lateralis des N. medianus (C5-C7) verein igt sich (radial) auf der palmaren Seite, dor-
mit der Radix medialis des N. medianus (C8-Th1) in der sog. sal die zugehörigen Fingerkuppen
Medianu ssc hlinge/ Medianusgabel auf der Vorderfläche der A. in Höhe der Handwurzel besteht rege lmäßig eine Verbindung zw ische n N.
axillaris. Der Nerv verläuft am Oberarm im Sulcus bicipitalis med ianus und N. ulnaris (R. communicans)
medialis (s.S. 41) weiter zum Ellenbogen, dort verläuft er unter
der Faszie des M. biceps brachii und tritt schließlich durch den FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
M. pronator teres hindurch. Danach zieht er weiter zwischen ~Der N. musculocutaneus durchbohrt proximal am ventra len
M. flexor digitorum supe rficialis und M. flexor digitorum pro- Oberarm den M. coracobrachialis. Der M. coracobrachialis
fundus zum Handgelenk. Er verläuft durch den Canalis carpi ist sein Leitmuskel. Er innerviert motorisch mit sein en Rr.
und liegt oberflächlich zw ischen den Sehnen des M. palmaris musculares den M. brachialis.
longus und M. flexor carpi radialis. Er teilt sich dann in der ~ Der N. cutaneus antebrachii lateralis verläuft schräg
Hohlhand in seine Endäste auf(Tab. 3.3). zwischen M. biceps brachii und M. brachialis.
~ Der N. medianus innerviert im Handbereich (nach dem Karpal-
1
• LERNTIPP !
tunnel) motorisch M. abductor pollicis brevis, M. flexor
ln den folgenden Absätzen lernen Sie drei typische Schädigungs-
pollicis brevis (Caput superficiale), M. opponens pollicis,
bilder kennen: die sog. Schwurhand, Fallhand und Krallenhand
Mm. lumbricales 1-11 und sensibel die Seitenfiäche der Finger-
(Abb. 3.17). Diese klinischen Bilder werden mit den dazug ehöri-
zwischenräum e: 3'/z Finger (radial) auf der palmaren Seite,
gen Nerven immer wieder geprüft!
dorsal die zugehö rigen Fingerkuppen.
"Ich schwöre beim heiligen Medianus (N. medianus: Schwur-
~ Schwurhand: Bei einer kompletten Medianuslähmung zu
hand) , dass ich dir die Augen mit der Ulna auskratze (N. ulnaris:
einer typischen Fingerstellung an der Hand: Der Daumen,
Krallenhand), wenn ich vom Rad falle (N. radialis: Fallhand)."
der Zeigefinger und der Mittelfinger können nicht mehr in
den Mittel- und Endphalangen gebeugt werden, sodass beim
Schwurhand: Lähmung des N. medianus (Abb. 3.17): Bei ei- Versuch des Faustschlusses die radialen drei Finger gestreckt
ner kompletten Medianuslähmung kommt es zur Pronations- bleiben (Schwurhand). Bleibt die Läsion bestehen, kommt es
schwäche im Unterarm (M. pronator quadratus und M. prona- zur typischen Atrophie der Thenarmuskulatur.
tor teres) sow ie zu einer typischen Fingerstellung an der Hand:
Der Daumen, der Zeigefinger und der Mittelfinger können nicht
mehr in den Mittel- und Endphalangen gebeugt werden (vgl. Der N. ulnaris (CS-Th 1) verläuft medial der A. axillaris im Sul-
Tab. 3.3), sodass beim Versuch des Faustschlusses di e radialen cus bicipitalis medialis am Oberarm. hinter dem Epicondylus
drei Finger gestreckt bleiben (Schwurhand) (Ausfa ll des Medi- medialis auf der Strecl<seite des Ellenbogengelenks . Hier ist er
anusanteils des M. flexor digitorum profundus, des M. flexor eingebettet in eine Knochenrinne. den Sulcus n. ulnaris (.. Musi-
digitorum superficiaUs und M. abductor pollicis brevis). Der kantenlmochen"). Zwisc hen den Köpfen des M. flexor carpi ul-
Daumen kann nicht opponiert werden (Ausfa ll M. opponens naris zieht er weiter nach distal zwischen M. flexor carpi ulna-
pollicis) und befindet sich in Adduktionsstellung (Überwiegen ris und dem M. flexor digitorum profundus. Er zieht außerhalb
des M. adductor pollicis, N. uln aris). Bleibt die Läsion bestehen, des Canalis carpi zur Hohlhand zusammen mit A. und V. ulna-
kommt es zur typi schen Atrophie der Thenarmuskulatur. Sen- ris. Dort teilt er sich in seine Endäste auf: R. superficialis und
sibilitätsstöru ngen bestehen über dem Daumenballen und der R. profundus. Der Ramus profundus n. ulnaris durchzieht die
Beugeseite der radialen 3'/z Finger. Muskulatur des Kleinfingerballens (Hypothenar), und den M.
adductor pollicis, die er auch inn erv iert (Tab. 3.4). Eine Schä-
digung des N. ulnari s in der Guyon-Loge resultiert u.a. in einer
abgeschwächten Adduktion des Daumens.
36 3 Obere Extremität

- überwiegen im Grundgelenk gleichzeitig die Extensoren


Der N. ulnaris zieht nicht durch den Karpaltunnel , sondern (Überstreckung).
durch die Guyon-Loge (Canalis ulnaris: kleinfingerseitig). - kommt es zu eine m unvollständigen Faustschluss und
einer Beugeschwäche im 4. und 5. Finger.
• Bei läng erem Bestehen der Ulnaris-Lähmung sinkt die Haut am
Krallenhand: Lähmung des N. ulnaris (Abb. 3.17): Beim Ausfall
Handrücken e in durch Atrophie der Mm. interossei dorsa-
des N. ulnaris (genauer gesagt: R. profundus des N. ulnaris)
les. Der Hypothenar flacht durch Muskelatrophie ab .
werden die motorischen Ausfallerscheinungen mit dem Begriff
der Krallenhand beschrieben, die durch den Ausfall der Mm.
interossei dorsales et palmares sowie der Mm. lumbricales Der N. cutaneus brachii medialis (Thl-Th2) verläuft medial am
111 und IV zu stande kommt (vgl. Tab. 3.4). An den Mittel- und Oberarm, wo er mit dem N. intercostobrachialis Anastomosen
Endgelenken der Finger überwiegen die Flexoren (Beugung), mit dem 2. und 3. Interkostalnerv bildet. Der N. cutaneus brachii
im Grundgelenk überwiegen gleichzeitig die Extensoren (Über-
streckung ).
Zudem tritt eine Abschwächung der Ulnarabduktion der Tab. 3.4 Äste des N. ulnaris (C8-Th1)
Hand auf, es kommt zu einem unvollständigen Faustschluss
Ast Innerviert
und einer Beugeschwäche im 4. und 5. Finger (Ausfa ll des ul-
naren Anteil s des M. flexor digitorum profundus und des M. R. articularis Kapsel des Ellenbogengelenks
flexor digiti minimi brevis). Der Daumen l<ann nicht mehr ad- Rr. musculares M. flexor carpi ulnaris
duziert werden und der Kleinfinger kann dem Daumen nicht M. flexor dig itorum profundus (ulnarer Teil)
mehr angenähert werden (Ausfall M. opponens digiti minimi ).
R. dorsalis n. ulnaris palmare 1'!.! Finger; auf der Seite des Hand-
Bei längerem Bestehen der Lähmung si nkt die Haut am Hand- rückens (dorsal). 2'1.! Finger
rücken ein durch Atrophie der Mm. interossei dorsales. Der
R. palmaris n. ulnaris palmar Haut des Kleinfingerballens
Hypothenar flacht durch Muskelatrophie ab. ln den versorgten
Hautbereichen treten Sensibilitätsstörungen auf. R. superficia li s M. palmaris brevis
- N. digitalis palmaris
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X communis
• Der Ramus profundus n. ulnaris durchzieht die Muskulatur - Nn. digitales palma- palmar die Haut zwischen Ringfinger und
des Kleinfingerballens (Hypothenar), die er auch innerviert. res proprii Kleinfinger
u. a. dem M. flexor digiti minimi brevis. R. profundus M. abductor digiti minimi
• Eine Schädigung des N. ulnaris in der Guyon -Log e resultiert M. flexor digiti minimi brevis
in einer abgeschwächten Adduktion des Daumens. M. opponens digiti minimi
• Krallenhand: Beim Ausfall des N. ulnari s: Mm . interossei dorsales et palmares
Mm . lumbricales 111 und IV
- überwiegen an den Mittel- und Endgelenken der Finger die
M. adductor pollicis
Flexoren (Beugung). M. flexor pollicis brev is (Caput profundum)

C4 Abb. 3.15 Verlauf der gro·


ßen motorischen Nerven
N. dorsa lis scapu lae es an der oberen Extremität.
N. suprascapularis - - - - - - - - - - - - - - , C6 1 Truncus superior
Pars supraclavicularis N. subc lavius - - - - - - - - - - - - - - - - - 2 Truncus medius
{ 3 Truncu s inferior
N. thoracicus longus - - - - - - - - - _ C7
(8

Thl

0
N
~
oi
~ Pars infraclavicularis N. intercosto-
>-
brachialis
oi
E
~c
<
.c
,
u
.D

l
;:.

N. thoracodorsali s N. pectoralis mediali s und laterali s


3.4 Nerven, Gefäße und Lymphknoten 37

media li s ve rsorg t sensibel die Haut der medialen Oberarmseite M


iERNTIPP !
(Abb. 3.16) (von der Achselhöhle bis zu m Ellenb oge ngelenk).
Die Fallhand sollten Sie ebenso wie die Ausfa llerscheinungen
Der N. cutaneus antebrachii medialis (C8-Th1) zieht medial
des N. ulnaris und N. media nus gut kenne n. Häufiger als das
zum Unterar m entlang des Verlau fs der V. bas ilica. Am Hiatus
komplette Schädig un gs bild we rden beim N. radialis jedoch die
basilicus teilt er sich auf in den Symptome bei einer distalen Schädigung abgefragt.
• R. anterior: ve rsorgt sensibel die Vorderfläche der medialen
Unterarmseite
• R. posterior: versorgt sensibel die mediale Unterarmseite Bei einer distalen Schädigung des N. radiali s (in der Supinator-
ulnar und die hintere Fläche am Unterarm . loge oder bei distaler Radiusfraktur) tritt nu r ein Parese der
Der N. radialis (C5-Th1 ) liegt der A. axi llaris an und ver läu ft im Fingerstrecker ohne Fallhand und ohne Sensibilitätsstörungen
Sulcus n. radialis humeri zusammen mit der A. profunda bra- auf, da nur der Ramus profundus n. radialis betroffen ist. Leit-
chii spira lig um den Oberarmknochen herum. Dadurch ist der muskel des R. profundu s ne rvi radialis ist der M. supinator.
N. radialis bei Oberarmschaftfrakturen besonders gefährdet. Der N. axillaris (CS-Th1 ) zieht durc h die latera le Achse llü cke
Weiter di sta l durchb richt er das Septum intermusculare (s. 5. 41) zusammen mit der A. und V. circum fl exa hum eri pos-
brachii laterale und tritt zwischen dem M. brachioradialis und terior zu m M. deltoideus. Er innerviert den M. teres minor und
dem M. brachialis in die Ellenbeuge ein , um sich in seine Endäs- den M. deltoideus; zud em in ne rviert er mit dem N. cutaneus
te aufz uteilen (R. profun du su nd R. superficiali s) (Tab. 3.5). brachii lateralis superiordie Haut oberha lb des M. deltoideus,
Der R. profundus n. radialis durchbohrt sc hräg den M. su- die seitliche Schulterregion und da s seitliche OberarmareaL
pinator und verläuft als N. interosseus posterior wei ter zum Der N. axi llar is verläuft nahe am Collum chirurgicum des Hu-
Daumen. merus und ist durch Frakturen a n dieser Stelle und Schulterlu-
Fallhand: Lähmung des N. radialis (Abb. 3.17): Der N. ra- xat ionen besonders gefährdet.
dialis verso rgt alle Extensoren des Armes (vgl. Tab. 3.5). bei
e iner Radialislähmung ist da her je nach Höhe der Läsion ei ne FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
Streckung in den betroffenen Gelenken nicht mehr möglic h. .. Der N. cutaneus brachii medialis versorg t se nsibel di e Haut
Die Extenso rensc hwäc he manifestie rt sich als Fallhand, d. h., der medialen Oberarmseite.
die Hand hä ngt sc hla ff nach unten , da eine Streck ung weder .. Der N. cutaneus antebrachii medialis versorgt se nsibel die
im Handgelenk noch in den Fingergelenken mögli ch ist. Au ch Haut der medialen Seite des Unterarms .
der kraftvolle Faustschluss fällt aus, da hi erfür eine gestreckte .. Der N_ radialis (CS-Thl) liegt der A. axillaris an und verlä uft
oder dorsalflektierte Hand Voraussetzung ist. In den versorgten im Sulcus n. radialis humeri zusamme n mit der A. profunda
Hautbezirke n kommt es zu Sensibilitätsstörungen. brach ii spiralig um den Oberarmk noche n herum. Dadurch ist
der N. radialis bei Oberarmschaftfrakturen besonders gefähr-
det.

Rr. dorsa les- - --., N. cutaneus\


nn. spinalium brach ii
- - Nn. supraclaviculares latera lis - - - - Nn. supra·
(N. axillaris) claviculares

N. radialis- - -- - - --11 N. musc ulocutaneus


- - N. cutane us
Rr. cutane i- - -- - -t:-Y brachii
n. intercostobrachialis latera lis N. cutancus brachii
{N. axi llaris) medialis
N. cutaneus brachi i- - --f..r ( ~ Fasciculus - - -1- :L_.Iil
(- Fasciculus medialis) n. intercosto-
medialis} brachialis
N. cutaneus- - - - ·11
Rr. cutan ei laterales.-! brachii posterior Rr. cutanei
nn. intercosta li um N. radialis/ {N. radialis) latera les
R. superficialis nn. intercostalium
l:r'l- - - N. cutaneus N. cutaneus
N. cutaneus antebrachii- - antebrachii antebrachii - - --1-i:n
posterior {N. radia lis) lateralis t-- - - - N. cutaneus
medial is (N . mu sculocutaneus) antebrachii
(- Fasciculus medialis)
1--- - - N. cutaneus med ialis
N. m ed ianu s- - (~ Fasc iculus medial is)
antebrachii latera lis
(N . mu sculocutaneus) R. pa l mari s ---~.
/& - - - - -- N. ulll&i>
n. m ediani
Hi i- - - - - - R. pa lma ris
R. superficialis n. ulna ris
n. radialis - - - - - - - R. superficialis
Nn. dig itales
palmares proprii- - - - -J' n. ulna ris
(N. ulnaris)
Nn. digita les
palmares Nn. digitales Nn. digitales
- =autonome Zonen
proprii palma res proprii palmares propii
(N. medianus) n. m ediani ----~-'---' _...L.__ _ _ _ _ n_ulnaris

a b
Abb. 3.16 Sensible Innervation am Arm. a vo n dorsal. b von ventral.
38 3 Obere Extremität

Tab. 3.5 Äste des N. radialis (C5-Th1)

Ast Innerviert ffJ\ J~t\ (/(??


R. articularis Schultergelenkkapsel ~~r~~~;· "!'J-1 7 :~ -~I?
N. cutaneus brachii pos- Rückseite (Streckseite) des Oberar·
terior mes

/I (
N. cutaneus brachii lateralis Rückseite und seitliche Außenfläche
inferior
N. cutaneus antebrachii
posterior
am Oberarm
Haut auf radialer Streckerseite des
Untera rmes
1-
a Sensibi lität- N. ulnaris Krallenhand
Rr. musculares M. triceps brachii
M. anconaeus
M. brachioradialis
M. extensor carpi radialis longus
R. profundusund weiter als M. supinator
N. interosseus posterior mit M. extensor carpi radialis brevis
Rr. musculares M. extensor digitorum communis
M. extensor digiti minimi
M. extensor carpi ulnaris, M. abductor
pollicis longus
M. extensor pollicis brevis
M. extensor pollicis longus
M. extensor indicis
b Sensibilität- N. medianu s Schwurhand
R. superficialis (sensible Finger (Daumen, Zeigefinger und
2 Y,
Endäste: Nn. digitales dor- Mittelfinger zur Hälfte) des Handrü-
sales) ckens. die dazugehörigen Fingerkup-
pen aber nicht (s. N. medianus)

• Der R. profundus n. radialis durchbohrt schräg den M. supi-


nator.
• Fallhand: Sie resultiert bei einer hohen Schä digung des N.
radialis: Die Extensoren des Arms fallen aus. die Hand hängt
sch laff herunter, eine Streckung in Handgelenk und Fingern ist
ebenso unm ög lich wie ei n kraftvoller Faustschluss .
• Bei einer distalen Schäd igung des N. ra dialistritt nur ein
Parese der Fingerstrecker ohne Fallhand und ohne Sensibi- Sensibilität- N. radialis Fallh and

litätsstörungen auf. da nur der Ramus profundus n. radialis Abb. 3.17 Ausfallerscheinungen der Hand bei Schädigung des aN .
betroffen ist. uln ari s, b N. med ianus. c N. radial is.
• Leitmuskel des R. profun dus nervi radialis ist der M. supina-
tor.
• Der N. axillaris verläuft nahe am Collum chirurgicum des pectoralis major (vordere Achselfalte). Ihre Abgänge si nd von
Humerus und ist durch Frakturen an dieser Stelle und Schulter- proximal nac h di stal :
lu xationen besonders gefährdet. • Rr. subscapulares: treten in den M. su bscapularis ei n
• A. thoracica superior: als kleine Arterie zum M. subclavi us,
den Mm. peerorales und dem krani alen Teil des M. serratus
3.4.2 Gefäße anterior (wird auch als A. thoracica suprema bezeichnet)
• A. thoracoacromialis: mit V. cephalica verlaufend ; bildet das
Arterien Rete acromiale mit Ästen aus der A. subscapularis und ver-
• A. subclavia. Das arterielle Blut gelangt rechts über den Trun- sorgt die Mm. pectorales, M. deltoideus und M. su bclaviu s.
cus brachiocephalicus und links direkt aus dem Aortenbogen Die A. thoracoacrom ialis verlässt die Achsell ücke durch die
in die A. sub clav ia dextra bzw. sinistra . Die A. subclavia verläuft Vorderwand.
dann hinter dem M. scalenus anterio r in der "hinteren Sl<ale- • A. thoracica lateralis: auf dem M. serratus ante ri or nach
nuslücl<e" (begre nzt durch den M. scalenus anterior und M. kaudal absteigend für die Perfusion der seitlichen Brusr-
scalenus medius) zu m latera len Rand der 1. Rippe, über diese wandmuskeln , gibt Rr. mammarii latera les für die Brustdrü-
hinweg und weiter unter die Clavicula. An dieser Stelle kann se ab.
die A. subclavia eingek lemmt werden, sodass Durchblutungs- • A. subscapularis: zieht am latera len Rand des M. subscapu-
störungen des Armes resu ltieren. laris entlang zur Do rsa lfläche der Scapu la und teilt sich dort
Die A. sub clavia gib t die A. vertebralis. die A. thoracica In- auf in :
terna , den Truncus thyrocervicalis und den Truncus costocer- - A. circumflexa scapulae: verläuft durch die mediale Ach-
vicalis ab. sellücke zur Fossa infrasp inata; bildet Anastomose mit der
A. su prascapulari s (a us dem Trunc us thyreoce rvicali s): die
• A. axillaris. Die A. axillaris bildet die Fortsetzung de r A. sub- Schulterblattanastomose
clavia und verläuft von der Clav icula bis zum Unterrand des M.
3.4 Nerven, Gefäße und Lymphknoten 39

- A. thoracodorsalis: zieht zu den großen Rückenmuskeln • Aa. metacarpales palmares: verl aufen zwi s chen d e n Mittei-
(M. Jatissimus dorsi, M. subscapularis, M. teres major, M. lla ndknochen und anastomosieren über Rr. perforantes mit
serratus anterior). Gefäßabgängen des oberflächlichen Hohlhandbogens.
• A. circumflexa humeri anterior: z ieht um das Collum chir- • A. ulnaris. Die A. ulnaris (Abb. 5.20) verläuft unterhalb des
urgicum des Humerus im Sulcus intertubercularis herum in M. pronator teres ulnarseitig entlang de s M. flexor carpi
Richtung Schultergelenk, versorgt den M. deltoideu s ulnaris zu den Handwurzelknochen. Die A. ulnaris verläuft
• A. circumflexa humeri posterior: zieht zusammen mit dem hinter/unter dem M. pronator teres zur Ulnarseite des Unter-
N. axillaris durch die laterale Ach sellücke; von dorsal um arm s (Abb. 3.18). Dort zieht die Arterie medial(= radial ) des
den Humerus herum z um M. deltoideus, versorgt den langen Os p isiforme über das Retinaculum flexorum (Puls tastbar)
Trizepskopfund das Schul tergelenk. in die Hohlhand und bildet den oberflächliche n Hohlhand-
• A. brachialis. Ab der vorderen Achselfalte geht die A. axilla- ba ge n (Arcus palmaris superficialis). Folgende Äste g ibt si e
ri s in die A. brachialis über. Sie verläuft im Sulcus bicipitalis ab:
medialis zusammen mit den Vv. brachiales und weiter zur • A. recurrens ulnaris: zieht aufwärts zum Ellenbogen und
Ellenbogenbeugeseite. Schließlich teilt sie sich distal d es El- verbindet sich mit der A. collateralis ulnari s superiorüber
lenbogengelenkspalts in die kräftigere A. ulnaris und - über den R. posteriorund mit der A. collateralis u lnari s inferior
die A. interossea communis- in die schwächer ausgebildete über den R. anterior
A. radialis auf. Die A. brachia lis gibt folgende Äs te ab: • A. interossea communis: teilt sich auf Höhe des M. prona tor
• A. profunda brachii: Unterhalb des M. teres major zieht sie t eres in 3 Äs te:
zusammen mit dem N. radialis a m Humerus entlang durch - A. interossea posterior: zieht dorsal der Membrana interos-
den Sulcu s n. radialis und teilt sich auf in: sea antebrachii zu den Handwurzelknochen ; sie gibt zudem
- A. colla terali s media : zieht im Caput mediale des M. tri- die A. interossea recurre ns zum Elle nbogengelenk ab
ceps brachii nach kaudal zum Rete articulare cubiti - A. interossea anterior: zieht ventral der Membrana inrer-
- A. colla teralis radiali s: verläuft g emein sam mit dem N. ossea antebrachii zu d en Handwurzelknochen; zusätzlich
radialis, teilt sich in einen R. anterior und einen R. poste- g ibt sie einen As t ab, der mit dem N. medianus verläu ft.
rior auf. • R. carpalis palmaris: zieht zum Rete carpale palmare
• A. collateralis ulnaris superior: verläuft z usammen mit dem • R. carpalis dorsalis: zieht zum Rete carpale dorsale
N. ulnaris, beteiligt sich am Rete articularis cubiti. • R. palmaris profundus: auf Höhe des Os pisiforme abzwei-
• A. collateralis ulnaris inferior: verläuft auf dem M. brachialis gend und zum Kl e infinger zi e hend und weiter zum tiefen
in Richtung Ulna. Hohlhandboge n (Arcu s palmaris profundus)
• Arcus palmaris superficialis: zwi schen der Palmaraponeuro-
.,. A. radialis. Die A. radialis z ieht in der Ellenbogenbeuge radial- se und den Se hnen der langen Finge rbeuger lieg t der ober-
seitig über die Bizepssehne hinweg und tritt im Unterarm zwi- flächliche Hohlhandbogen, der von der A. ulnari s gebildet
schen dem M. pronator teres und dem M. brachioradialis hin- wird und al s Abgänge die Aa. di g itales palmares communes
durch. Von dort gelang t die A. radialis zwischen dem M. flexo r hat. Es handelt sich um 3 Arterien, die sich dann aufteilen
carpi ra diali s und dem M. brachioradiali s (Puls tastbar) in de r in die Aa. di g ita les pa lmares propriae: an jeder Fingerseite
radialen Gefäß-Nerven-Straße z u den Handwurzelknochen. z ieht e ine Arterie entlang.
Die A. radialis ist am Handgelenk ta stbar z wischen der Sehne
des M. flexor carpi radialis und der Sehne des M. brachioradi-
alis (Abb. 3.18). Suchen Sie zum Veranschaulichen e infach selbst die tastbare n
Sie verläuft dann lateral um das Os trapezoideum herum, vo- Pulse der oberen Extremität auf:
larseitig der Tabatiere (Puls tastbar), die von den Sehnen des M. .,. A. axillaris: in d er Achs e lhöhl e
extensor pollicis longus und M. extensor pollicis brevis gebilde t .,. A. brachialis: im Sulcus bicipitalis me dialis
wird. Anschli eßend tritt die A. radialis von dors al nach palma r .,. A. radialis: auf der Fl exorenseite im Bereich der Handwurzel-
zwischen Daumen und Zeigefin ger durch die zwei Köpfe des M. knochen am distalen Ende des Radius
interosseus dorsalis I in die Hohlhand ein und bildet schließlich .,. A. ulnaris: auf der Flexorenseite in der Näh e der Hand wurzel
den tiefen Hohlhandbogen (Arcus palmaris profundus). Die A. neben der Sehne des M. fle xor carpi ulnaris.
radialis g ibt folge nd e Äs t e ab:
• A. recurrens radialis: rü ckläufi ges Gefäß, da s noch in der APROPOS
Ellenbogenge le nkbeu ge aufste igt, um mit de r A. colla terali s Bei e in er Arterienverletzung e rfo lg t di e prov iso ri sc he Blu t st ill ung, in dem
radiali s zu ana stomosie ren man da s Gefäß (A. axil la ri s oder A. brachialis) geg en den Knochen drückt.
• R. carpalis palmaris: z ie ht zum Rete ca r pale palmare (Ge- Wegen der Sch ulterblatta nastomose soll te di e A. axill ari s di sta l des Abgangs
fäßnet z auf de n Handwurzelkn oc hen ) der A. subscapularis komp rimi er t werden.
Bei ein er Un terbin dun g der A. brac hialis wird die Arterie im Sulcus bi cipitalis
• R. palmaris superficialis: auf de r Handinn e nse ite z um Dau- mediali s fes t gege n den Oberarmkn ochen ged rückt.
me n z ie he nd
• R. carpalis dorsalis: zieht zu m Re te carpa le dorsale FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN
• A. princeps pollicis: zum Daum en, zw e igt zwi sc hen dem 1.
.,. Di e A. subclavia verläuft hinter de m M. sca le nu s anterior in
und 2. Mittelha ndkno c he n ab
de r "hinte re n Skal e nu slü cke" zum lateral en Rand der 1. Rippe,
• A. radialis indicis: z um Ze ige fin ge r.
üb e r di ese hin weg und weite r unter di e Clavicula . An di ese r
• Aus d e r A. radiali s ents te ht d a nn schli e ßlic h der Arcus pal-
Ste lle kann die A. subcl avia e inge kle mmt we rd en, so dass
maris profundus (z usamm e n mi t de m R. palm a ri s profundu s
Durchblutung sstö run ge n des Armes res ulti e re n.
de r A. ulnari s), e r li eg t a uf de r Ba s is d e r Mit te lh a ndkn oc he n
unter d e n Se hne n d e r Fle xore n
40 3 Obere Extremität

Die V. basilica beginnt ulnarseitig am Handrücken, verläuft


dann im Unterarmbereich mehr medial und tritt schließlich
durch die Fascia brachii am Hiatus basilicus hindurch. Dort
A. radialis --------"i~l\...::"t~:__--- A . ulnaris
mündet sie in die V. brachialis.
M 111!1-- A. recurrens ulnaris Die V. cephalica zieht von der Dorsalseite des Daumens ra-
I~ J,:..W!!Jl---- A . interossea dial gelegen über die Ellenbeuge hinweg und verläuft am Ober-
communis
arm im Sulcus bicipitalis lateralis und weiter im Sulcus delto-
ideopectoralis zum Trigonum clavipectorale (begrenzt von der
Clavicula, vom M. pectoralis major und M. deltoideus). wo sie
schließlich durch die Fascia clavipectorale hindurchtritt, um in
die tief liegende V. axillaris zu münden.
Die oberflächlich liegende V. mediana cubiti verbindet in
der Ellenbeuge die V. cephalica und die V. basilica. Hier erfolgt
in der Regel die Blutentnahme. Zudem können als inkonstante
Ramus carpalis oberflächliche Venen am Arm noch die V. mediana cephalica
dorsalis als Zufluss für die V. cephalica und eine V. mediana basilica in
Ramus palmaris
superficiali der Ellenbeuge vorhanden sein. Gelegentlich ist auch die V. me-
(aus A. radiali s )------f=yJJr_trJ~ diana antebrachii ausgebildet.
Arcus palmaris ------;/-i;;e!Et~~(' APROPOS
profundus Bei ei ner fehlerhafte n/zu tiefen Punktion der V. mediana cubiti si nd u.a. di e
Vv. brachiales, di e A. brachii. di e Aponeurose des M. biceps brachii, und
A. princeps der N. medianus verl etzu ngsgefährd et, ni cht aber der N. ulnaris, we lcher
poilleis dorsal um den Epico ndylus medialis läuft.
(hauptsächlich aus " -Aa. digitales
A. radialis palmares
A. radialis indicis communes " Tiefe Venen. Die tiefen Venen sind paarig angelegte Begleit-
venen der Armarterien. Ihr Verlauf und demzufolge auch ihre
Benennung entspricht dem der jeweiligen Arterie.
Abb. 3.18 Unterarm- und Handarterien. Beugeseite. Die Vv. brachiales fließen in der Achselhöhle zusammen und
bilden dann die medial der A. axillaris gelegene V. axillaris. ln
" Die A. thoracoacromialis verlässt die Achsellücke durch die die V. axillaris mündet die V. thoracoepigastrica.
Vorderwand. Unterhalb der Clavicula verläuft die V. axillaris weiter und
" A. circumflexa scapulae: verläuft durch die mediale Achsel- wird dann als V. subclavia bezeichnet. Sie liegt im weiteren
lücke. Verlauf dem M. scalenus anterior auf und zieht in den Brust-
" Die A. radialis gelangt zwischen dem M. flexor carpi radialis raum, um sich mit der V. jugularis interna im Angulus venosus
und dem M. brachioradialis in der radialen Gefäß-Nerven- (Venenwinkel, hinter dem Sternoklavikulargelenk gelegen) zu
Straße zu den Handwurzelknochen. vereinigen und über die V. brachiocephalica in die V. cava su-
" Der Puls der A. radialis ist am Handgelenk tastbar zwischen perior abzufließen.
der Sehne des M. flexor carpi radialis und der Sehne des M.
brachioradialis.
" Die A. radialistritt von dorsal nach palmar zwischen Daumen
und Zeigefinger durch die zwei Köpfe des M. interosseus
dorsalis I in die Hohlhand ein.
" Die A. princeps pollicis aus der A. radialis zweigt zwischen
dem 1. und 2. Mittelhandknochen ab und zieht zum
Daumen .
" Die A. ulnaris verläuft hinter/unter dem M. pronator teres zur
Ulnarseite des Unterarms.

Venen
Der Abfluss des venösen Blutes aus der oberen Extremität er- - - V. mediana basilica
V. cephalica
folgt durch zwei unterschiedliche Systeme: die oberflächlichen accesso ria
Hautvenen (epifaszial) und die tiefen Venen (subfaszial). Beide V. medi ana
antebrachii -
Venensysteme haben Klappen und stehen über Rr. perforantes
in Verbindung (Abb. 3.19). V. cephalica -
antebrachii /) Rete venos um
(va ri abel) 1 dorsale manus
... Oberflächliche Venen. Oberflächliche Hautvenen liegen epi- /
I
.~
faszial, d. h. im subkutanen Fett- und Bindegewebe. Auf dem
Handrücken befindet sich da s Rete venosum dorsale manus.
W !J\J'}\ :;;~~:wp•l:
Von dort erfolgt die Drainage über die ulnarseitig liegende V.
basilica und die radialseitig ziehende V. cephalica .
Abb. 3.19 Hautvenen am Arm und an der Hand.
3.5 Topografie 41

LERNTIPP ! 0

~
Merken Sie sich für die mündliche Prüfung : Die V. subclavia ai
~
verläuft vor dem M. scalenus anterior, die A. subclavia und der E
>-
Plexus brachialis hinter dem M. scalenus anterior. Also führen ai
E
nur Arterie und Nerven durch die vordere Skalenuslücke.
--';-:i.-- - - M. teres minor ~
""u
~

APROPOS ~:;:::j;:iifi"'-
laterale Achsellücke: ~
Periphere und zentrale Venenpunktion: Die periphere Venenpunktion A. und V. circumflexa "
bei der Blutentnahme erfolgt im Regelfall in der Ellenbogen beuge, hier ist humeri posterior,
besonders di e V. mediana cubiti gut zu punktieren (s.o.). N. axillaris ~
~
Bei Patienten, di e intensivmedizinisch behandelt werden müssen, wird tr.litrT't--- Caput longum des «
M. teres m ·
häuf1g ein zentraler Venenkatheter (ZVK) gelegt. Punktionsorte sind zum M. triceps brachii ~
einen di e V. jugularis interna oder externasowie die V. subclavia (unterhalb mediale Achsellücke:
der Klavikula). Nach erfolg te r Punktion wird der Katheter so weit im venösen ;;;
A. und V. circumflexa
Gefäßverlauf vorgeschoben, bis sich seine Spitze in der V. cava superi or- scapulae ~
also oberhalb der Einmü ndun g in den rechte n Vorhof - befindet. Abb. 3.20 Achsellücken der rechten Schulter.
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
~ Die V. cephalica zieht von der Dorsalseite des Daumens
3.5.1 Fossa axillaris (Spatium axillare)
radial gelegen über die Ellenbeuge hinweg und verläuft am
Oberarm im Sulcus bicipitalis lateralis und weiter im Sulcus Durch den pyramidenförmigen Raum der Achselhöhle verlau-
deltoideopectoralis. fen Nerven und Gefäße. die vom Rumpf zur oberen Extremität
~ Bei einer fehlerhaften/zu tiefen Punktion der V. cubiti medi- ziehen. Eingebettet sind sie in einen schützenden Bindegewebs-
ana sind u.a. di e Vv. brachiales, die A. brachii, die Aponeu- körper. Begrenzt wird die Axilla durch verschiedene Muskeln:
rose des M. biceps brachii, und der N. medianus verletzungs- • ventral: Mm. pectoralis major et minor
gefährdet, nicht aber der N. ulnaris, welcher dorsal um den • dorsal: M. subscapularis, M. teres major, M. latissimus dorsi
Epicondylus medialis läuft. • medial: M. serratus anterior
• lateral: Humerus, M. coracobrachialis, Caput breve m. bicipi-
tis brachii.
Lymphknoten und Lymphgefäße Die vordere und hintere Muskelbegrenzung der Achselhöhle
bilden die beiden sog. Achselfalten - die Plicae axillares- aus.
LERNTIPP !
ln der schriftlichen Prüfung spielen die Lymphgefäße typi- ~ Mediale und laterale Achsellücke. Man unterscheidet eine
scherweise keine Rolle, aber weil die axillären Lymphknoten mediale, dreieckige Achsellücke und eine laterale, viereckige
beim Mammakarzinom häufig mit entfernt werden (was zum Achsellücke. Sie bilden eine Verbindung zwischen der Achsel-
Lymphstau im Arm führen kann), könnte im Mündlichen danach höhle und dem Raum unter dem Schulterblatt (Verbindung zum
gefragt werden. Spatium subdeltoideum). Begrenzt werden die Durchtrittsstel-
len kranial durch den M. teres minor und kaudal durch den M.
Oberflächliche und tiefe Lymphgefäße verlaufen am Arm wie teres major (Abb. 3.20).
die epifaszialen und tiefen Venen . Im Bereich des Ellenbogens Das Dreieck der medialen Achsellücke wird dann durch das
münden sie in die Nodi lymphoidei cubitales. Von dort aus Caput longum des M. triceps brachii vervollständigt. In der me-
gelangt die Lymphflüssigkeit weiter in die Nodi lymphoidei dialen Achsellücke verlaufen A. und V. circumflexa scapulae.
axillares der Achselhöhle. Es gibt ca. 30 Nodi Iymphoidei axilla- Die A. circumflexa scapulae verlässt die Achsellücke medial des
res Superficiales und profundi. Der Abfluss der Lymphe erfolgt langen Tricepskopfes durch die dorsale Wand .
schließlich von dort über den Truncus subclavius weiter in Das Viereck der lateralen Achsellücke wird medial durch
Richtung Rumpfwand. Hier münden die Zuflüsse aus den Nodi das Caput Iongum des M. triceps brachii und lateral durch den
Iymphoidei pectorales, die an und zwischen den Mm. peerora- Humerus gebildet. In der lateralen Achsellücke verlaufen die A.
les liegen, und den Nodi Iymphoidei subscapulares, die entlang und V. circumflexa humeri posteriorund der N. axillaris in das
der A. subscapularis aufgereiht sind . Schließlich fließt die Lym - Spatium subdeltoideum.
phe rechtsseitig in den Ductus lymphaticus dexter und links-
seitig in den Ductus thoracicus (s. Skript 2).
3.5.2 Sulcus bicipitalis brachii
Der Sulcus bicipitalis brachii medialis (an der medialen Ober-
3.5 Topografie armseite) enthält den Gefäß-Nerven-Strang des Armes. Ganz
innen gelegen sind der N. musculocutaneus und die A. brachi-
~ LERNTIPP ! alis, oberflächlicher die V. brachialis und darüber der N. me-
dianus, N. cutaneus antebrachii medialis und der N. ulnaris.
Viel gefragt werd en Angaben zu den Achsellücken und zum Kar-
Oberhalb der Faszie findet man schließlich die V. basilica medial
palkanal. Nützlich für Frag en am Präparat sind auch das Wissen
gelegen. Etwas lateral des Sulcus bicipitalis liegt oberflächlich
aus Tab. 3.6 und Kenntni s der einzeln en Sehnenscheiden.
der N. cutaneus brachii medialis.
Um den Humerus liegt der N. radialis, den er spi1·alig um-
kreist, im Sulcus n. radiali s. Er zieht al so nicht im Muskel -Fett-
42 3 Obere Extremität

Bindegewebs-Strang, sondern tiefer gelegen entlang des Ober- tens 2 ~).Schmer ze n (v. a. nachts) und Paresen der vom N. medi-
armknochens. anus versorgten Muskeln im Handbereich (M. abductor pollicis
Der Sulcus bicipitalis brachii lateralis ist die laterale Begren- brevis; M. flexor pollicis brevis, Caput superficiale; M . Iumbir-
zung zwische n ventraler und dorsaler Extensoren Ioge. Di e Be- eales 1-11 und M. opponens pollicis) mit Muskelatrophie der
grenzung erfolgt lediglich über einen Faserstrang, das Septum Thenarmuskulatur (=des Daumenballens). Die Therapie besteht
intermusculare latera le. in der operativen Spaltung des Retinaculum flexorum .

,, lERNTIPP !
3.5.3 Fossa cubitalis
Der M. adductor pollicis und auch das Caput profund um des
Bei der Ansicht von ventral findet sich am Übergang vom Ober- M. flexor pollicis brevis werden vom N. ulnaris (R. profundus n.
arm zu m Unterarm di e Ellenbeuge (Fossa cubitalis) in der die ulnaris) innerviert.
Gefäß- Nerven-Straßen (s.S. 43) weiter nach distal ziehen. Be-
gre nzt wird die nach distal offene Ellenbeuge durch: ~ Palmaraponeurose. Die Palmaraponeurose (Aponeurosis pal-
• proximal: M. biceps brachii maris) ist ei ne sehn ige Bindegewebsplatte auf der Handinnen-
• medial : M. pronator teres seite. die am Retinaculum fle xorum ansetzt und an den Köpfen
• late ral: M. brachioradialis der 2.-5. Ossa metacarpalia befestigt ist. Zwischen den Fingern
• Boden: M. brachialis und M. supinator bilden transversal verlaufende Fasern di e bindegewebige Grund-
• Dach : Aponeurose des M. biceps brachii . lage der .. Schwimmhäute" in den Fingerzwischenräumen .
Hier teilt sich die A. brachialis in die A. radialis und die A. ulna- Der M. palmaris longus und der M. palmaris brevis zie hen in
ris auf (s. Abb. 3.18). Die gleichnamigen Begleitvenen vereinigen die Palmaraponeurose ein und spannen sie bei Kontraktion. Da
sich in der Ellenbeuge zu den tiefen Vv. brach iales. die Haut der Hand mit der Aponeurosis palmaris fest verbund en
Der N. radialis verläuft auf Höhe der Fossa cubitalis zwischen ist, wird diese dann mitges pannt.
M. brachioradialis und M. brachialis.
APROPOS
Der N. medianus verläuft zwischen Caput ulnare und Caput Dupuytren·Kontraktur: Kli nisch releva nt wird die Palmarapon eurose bei
humeraledes M. pronator teres. einer krankhaften Schrumpfun g der bindegewebigen Fasern. die zu einer
Der N. ulnaris zieht dorsal des Septum intermusculare medi- Beugekontraktur der Fi nger fü hrt (Oupuytren·Kon traktur).
ale zur Ellenboge nbeuge.
3.5.5 Sehnenscheiden der Flexoren
3.5.4 Karpalkanal
Die Sehnen der Flexoren liegen im Bereich von Hand und Hand-
Die Hand w urzelknochen bilden nach vo la r(= palmar) ge richtet wurzel in Sehnenscheiden:
eine konkave Wölbung aus, de n Sulcus carpi, der vom sog. Reti- • Sehnenscheide für M . flexor pollicis longus : kontinuierliche
naculum flexorum überspannt wird . Beugerse hnenscheide
Das Retinaculum flexorum ist ein kräftiges. breites Band, • Sehnenscheide für M. flexor digitorum superficialis und M.
das ventral di e ei nzelnen Seh nenfächer der Muskelsehnen in flexor digitorum profundus: Die Sehnensche iden des 2.-5.
diesem Bereich überspann t. Befest igt ist es an zwei knöchernen Fi ngers sind in der Regel nicht durchgehend, im Bereich der
Erhebunge n. die radial vom Tuberculum ossis scaphoidei und Mittelhand fehlt die Sehnenscheide für di e Muskelsehnen.
Tuberculum ossis trapezii bzw. ulnar vom Hamulus ossis ha- Vom Grundglied bis zum Endglied des 2.- 5. Finge rs sind di e
mati und Os pisiforme gebildet werden. Dadurch entsteht der Mu skel sehnen dann wieder von einer Sehne nscheide um ge-
Canalis carpi (Karpaltunnel, Karpa lkana l) (Abb. 3.21 ). ben. Die Kl ein fingerbeugersehnen werden vielfach komplett
Im Karpaltunnel verlaufen : von einer Sehnensc heide umhüllt
• Sehne des M. flexor pollicislongus (eine Sehnenscheide) • Sehnenscheide für M. flexor carpi radialis: durch ge hende
• Seh nen des M. flexor digitorum superficialis und profundus Beugerse hnenscheide für die Muskelsehne, die zum Os me-
(gemeinsame Sehnenscheide) ta carpale II zieht.
• Sehne des M. flexor carpi radialis (eine Sehnenscheide); in
einem eigenen osteofibrösen Kanal Retinaculum flexorum (Lig. ca rpi transversum)
• N. medianus. M. flexor digitorum -----, M. palmaris longus
superficialis \
N. medi anus
LERNTIPP ! N./A. ulnaris
M. flexor carpi radia lis
Os pisiforme
Die Sehne des M. flexo r carpi ulnaris zieht ni cht durch den I ~-Then a rm u s ke ln
Karpaltunnel, sondern setzt am Os pisiforme an. Eine Sehn en· Hypothena r- M. abd uctor
muskeln pollicis brevis
scheide ist hier nicht ausgebi ldet. M. flexor
dig itorum --l:c41~~~l::ji;;.J;il'".. - Os trapezium
profundus - - - A. radia lis
Über das Retinaculum flexorumhinweg ziehen A. und N. ulna- M. flexor- - -+-.:ci:o·
Os scaphoideum
ris mit den begleitenden Venen kleinfingerse itig in der Guyon- pollicis longus M. extensor carpi
radia lis longus
loge (syn . Canalis ulnaris). außerdem die Sehne des M. palmaris
M. extensor ---- M. extensor
longus und der R. palmaris des N. medianus und des N. ulnaris. carpi radialis brevis
ca rpi ulnaris
Karpaltunnelsyndrom: Bei Einengungen im Karpalkanal Os triquetrum ' - - - - M. extensor
(z. B. durch Ödeme. Frakturen) kommt es zu ak uten und chroni- pollicis longus
M. extensor
schen Druckschäden des N. medianus (Karpaltunnelsyndrom ). digiti m inimi
Symptome sind u.a. Sensibilitätsausfälle der ersten 3V2 Finger Abb. 3.21 Transversalschnitt proximaler Carpus rechts. Ansicht vo n
palmar und der dazuge hörige n Fingerkupp en dorsa l (mindes- proximal. blau: Ca nalis carpi. grün: Guyon-Loge.
3.5 Topografie 43

APROPOS Tab. 3.6 Gefäß-Nerven-Straßen am Arm


V-Phlegmone: Ein entzündlicher Prozess in der Daumensehnenscheide (M .
flexor pollicis longus) kann über di e dünnen Wände der drei Beugersehnen- Inhalt Leitstruktur/Bemerkungen
scheiden im Handwurzelbereich auf die Sehnenscheide des Kleinfingerbeu-
gers übergreifen. Die unterbrochenen Sehnenscheiden des 2.- 4. Finge rs Sulcus bicipitalis medialis: M. coracobrachialis
werden dabei ausgespart. Der Name V-Phlegmone kommt daher, dass sich N. medianus M. biceps brach ii
beim Zeichnen einer Linie vom Kleinfinger zu den Handwurze lknochen und A. brachialis, Begleitvenen
einerweiteren Linie vom Daumen zu den Handwurzelknochen der Buchsta- V. basilica,
be Vergibt. N. cut<Jneus <Jntebr<Jchii medialis
Lymphbahnen
3.5.6 Handrücken (Dorsum manus) Sulcus n. radialis: spiraliger Verlauf
N. radialis Verletzungsgefahr bei Hume-
A. profunda brachii rusfra ktu r!
Auf der dorsalen Seite der Handwurzelknochen befinden sich M. triceps brachii
die 6 Sehnenfächer für die Streckermuskeln der Hand und der
Sulcus n. ulnaris Sulcus bicipitalis medialis
Finger. Überzogen werden sie vom Retinaculum extensorum. N. ulnaris Verletzungsgefahr am Epicon-
Folgende Muskelsehnen ziehen darunter hindurch (Aufzählung A. collateralis ulnaris superior dylus med.
von radial nacl1 ulnar):
Speichenstraße: M. brachioradialis
• 1. Fach: M. extensor pollicis brevis und M. abductor pollicis R. superficialis n. radialis
longus A. radialis, Begleitvenen
• 2. Fach: M. extensor carpi radialis longus und M. extensor
Ellenstraße: M. flexor carpi ulnaris
carpi radialis brevis N. ulnaris
• 3. Fach: M. extensor pollicis longus A. ulnaris, Begleitvenen
• 4. Fach: M. extensor digitorum und M. extensor indicis
Unterarmmittelstraße: zwischen oberflächlichen und
• 5. Fach: M. extensor digiti minimi N. medianus tiefen Flexoren Verletzungsge-
• 6. Fach: M. extensor carpi ulnaris. A. comitans n. mediani fahr: N. medianus liegt relativ
Zwischen den Sehnen des M- extensor pollicis longus sowie des oberflächlich
M. extensor pollicis brevis und M. abductor pollicis longus fin - N. interosseus anterior ventral der Membrana interossea
det sich bei Streckung und Abduktion des Daumens eine kleine A. interossea anterior
radial gelegene Grube, die Tabatiere (frz. Schnupftabakdose, lat.
Dorsale Unterarmstraße: zwischen oberflächlichen und
Foveola radialis). Der M. extensor pollicis brevis begrenzt die R. profundus n. radialis tiefen Extensoren
Tabatiere radialseitig. A. interossea interior

... Dorsalaponeurose. Die Dorsalaponeurose umhüllt die Seite-


~ Das Retinaculum flexorum ist e in kräftiges, breites Band,
nenden der proximalen Phalangen. ln die bindegewebigen An-
teile der Aponeurose am Handrücken strahlen die Muskelfasern das ventral die einzelnen Sehnenfächer der Muskelsehnen in
der Mm. lumbricales sowie der Mm. interossei palmares und diese m Bereich überspannt. Befestigt ist es an zwei knöcher-
Mm. interossei dorsales ein. nen Erhebu ngen, die radial vom Tuberculum ossis scaphoidei
und Tuberculum ossis trapezii bzw. ulnar vom Hamulus ossis
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X hamati und Os pisiforme gebildet werden. Dodurch entsteht
~ Die Axilla wird durch folgende Muskeln begrenzt: der Canalis carpi (Karpaltunnel, Karpalkanal).
- ve ntral : Mm. peerorales major et minor ~ Karpaltunnelsyndrom: Bei Einengungen im Karpolkanal
- dorsal: M. subscapularis, M. teres major, M. latissimus dorsi kommt es zu akuten und chronischen Druckschäden des N.
- medial: M. se rrat us anterior medianus (Karpaltunnelsyndrom).
- lateral: Humerus, M. coracobrachialis, Caput breve m. bici- ~ V-Phlegmone: Ein entzündlicher Prozess in der Daumenseb-
pitis brachii. nenscheide kann über die dünn en Wände der drei Beug erseh-
~ Mediale Achsel Iücke: enthält A. und V. circumflexa scapu- nenscheiden im Handwurzelbereich auf die Sehnenscheide
lae. Die A. circumfl exa scapulae verlässt die Achse ll ücke des Kleinfingerbeugers übergreifen. Die unterbrochen en
medial des langen Triceps kopfes durch die dorsale Wand. Sehnenscheiden des 2.-4. Fingers werden dabei ausgespart.
~ Laterale Achsellücke: enth ält A. und V. circumflexa hum eri ~ De r M_ extensor pollicis brevis begrenzt di e Tabatiere radi-
posteri orund N. axillaris_ als eitig.
~ Im Sulcus bicipitalis medialis finden sich an Nerven der N.
musculocutan eus, der N. medianus und der N. cutaneus
antebrachii medialis. Etwas lateral davon lieg t der N.
GESCHAFFT
cutaneus brachii medialis.
Super! Sie habe n nun die Hälfte des ersten Anatomie-Skripts durchgearbei-
tet. Nac h der obere n Extremität folgt nun die untere Extremität, damit das
Ganze auch Hand und Fuß hat!
44 4 Untere Extremität

4 Untere Extremität
4.1 Knochen
··~\ Sp ina iliaca
anterior
~ S up erio r
Spina iliaca
posterior - i,:--:-;--7-- Facies g lutea
superior
Spina iliaca
Der Aufbau der einzelnen Knochen wird schriftlich kaum abge- Spin a iliaca ; ; 1 - - - - - anterior
posterior inferior inferior
fragt, ist aber Voraussetzung für das Verständnis der Topografie;
Acetabulum - - --+-
z. B. sollte man wissen. wo der Canalis obturatorius liegt. Im Limbus
Zweifel hilft ein Blick in den Anatomieatlas mehr als viele Worte. acetabu Ii

4.1.1 Os coxae Foramen ------1,--+--r----


obtu ratum

Das Os coxae (Hüftbein) besteht aus drei Teilen: Os ilium


Abb. 4.1 Os coxae rechts (laterale Ansicht).
(Darmbein), Os ischii (Sitzbein) und Os pubis (Schambein).
Diese Anteile verschmelzen zu einem Os coxae (Abb. 4.1). Die
Y-förmige Verschmelzungsfuge findet sich in der Hüftgelenks- Man unterscheidet ein großes Becken und ein kleines Becken.
pfanne (Acetabulum). Der Boden des Acetabulums wird Fossa Das große Becken (Pelvis major) liegt oberhalb der Linea termi-
acetabuli genannt, hier ist der Knochen verhältnismäßig dünn nalis. Die Linea terminalis ist eine gedachte Verbindungslinie,
(erhöhte Frakturgefahr). Da s Acetabulum ist halbmondförmig die am Promontori um des 5. Lendenwirbels beginnt, sich in die
mit Knorpel überzogen (Fades lunata). Linea arcuata und über das Pecten ossis pubis fortsetzt und bis
an die Symphyse heran zieht. Das kleine Becken (Pelvis minor)
Beckenmaße und Geschlechtsunterschiede liegt unterhalb der Linea arcuata und stellt den eigentlichen,
sich nach kaudal verengenden Beckentrichter dar. Das kleine
Becken wird durch die Apertura pelvis superior und inferior
Prägen Sie sich die geburtshilflieh wichtigen Beckenmaße und begrenzt.
Besonderheiten des weiblichen Beckens ein. Die Conjugata Am Becken unterscheidet man äußere (Distantiae) sowie
vera kann am Lebenden nicht gemessen werden, sondern wird innere Beckenmaße mit geraden Durchmessern (Conjugatae)
anhand des Diameter conjugata (vom IM PP auch Conjugata und queren bzw. schrägen Durchmessern (Diameter). Die inne-
diagonalis genannt) errechnet. ren Beckenmaße spielen eine wichtige Rolle in der Geburtshilfe
(Tab. 4.1, Abb. 4.2 ).

Tab. 4.1 Innere Beckenmaße


Bezeichnung Lage Durchmesser wie ermittelt?
Diameter conjugata (= Conjugata Unterrand der Symphyse bis Promon- 12.5cm vaginale Untersuchung
diagonalis) tori um
Conjugata vera (obstetrica) (kleinster Hinterfläch e (!)der Symphyse bis Pro- 11 cm ni cht gemessen, so ndern errechnet
sagittaler Durchmesser) montorium (Diameter conjugata - 1,5 cm)
Diameter transversa (querer Becken- größter Abstand im Verlauf der Lin ea 13,5cm am Skelett
durchmesser) terminalis
Diameter obliqua I+ II (rechter bzw. Articulatio sacro ilia ca dextra bzw. sinis- 12,5 cm am Skelett
linker schräger Durchmesser) tra und Eminentia iliopectinea sinistra
bzw. dextra
4.1 Knochen 45

Linea termin alis


Apertura pelvis superior
Linea terminali s

tra nsversa a b Arcus pubis


Diamet er obliqua
a
Abb. 4.3 Geschlechtsunterschiede männliches (a) und weibliches
Abb. 4.2 Innere Beckenmaße. a von oben. b von media l. (b) Becken. Ans icht frontal.

Tab. 4.2 Geschlechtsspezifische Unterscheidungsmerkmale am Becken

Charakteristikum Mann Frau

Beckeneingang kartenherzförmig queroval


Schambeinwinkel ' sp itzwin klig st umpfwinklig (ca.l00 °, wie zwischen dem ausge-
(ca . 70 °, wie zwisc he n dem ausgestreckten Zeige- streckte n Daumen und Ze igefinger)
finger und Mittelfinger) Arcus pubicus
Angulus subpubicus
Darmbeinschaufeln steil seitl ich aus lad end
Form des Beckenrings hoch , schma l, eng niedrig, breit, weit
Kreuzbeinform sp itzwink lig, schma l stumpfwinklig , breit
Foramen obturatorium ova l dre ieckig
Symphyse hoch, sc hm al niedrig, breit
• Wi nkel un terha lb der Symphyse ge legen; Verbindung sstell e der beiden Ossa pubi ca

Das Becken weist außerdem e inige typ ische geschlechtsspe- 4.1.3 Kniescheibe (Patella)
zifische Unterscheidungsmerkmale auf (Ta b. 4 .2. Abb. 4.3).
Die Patella gilt als das größte Sesambein des menschlichen
Körpers. sie liegt in der Sehne des M. quadriceps femoris (s. S.
4.1.2 Oberschenkelknochen (Femur)
53). Der distal der Patella li egend e Absch nitt der Seh ne wird
Der Oberschenkelknochen (Femur) ist der längste Röhren- dabei als Lig. patellae bezeic hnet. er endet an der Tuberositas ti-
knochen des menschlichen Körpers. Er besteht au s dem Caput biae. Die Hinterfläche ist mit Knorpel überzogen und art ikuli ert
femoris, Collum femoris und Corpus femoris sow ie Condylus mit der Facies patellaris des Femurs (nicht derTibia!).
medialis und latera lis. Das Caput ossis femoris entspr icht der
Epiphyse, Collum und Corpus gehö ren zur Diaphyse.
4.1.4 Unterschenkelknochen
Das Caput femoris (Fem urkop f) a rtikuli ert mit dem Ace -
tabu lum. Im Caput findet sich die Fovea capitis femoris. ein e Zu den Knochen des Unterschenkels zäh len das Schien bei n (Ti-
k leine grubenart ige Vertiefung. in der das Lig . capitis femoris bia) und das Wadenbein (Fibula). Beides si nd lange Röhrenkno-
fi xiert ist. Dieses Ligamentum ist von e n tsc heidender Bedeu- chen m it Diaphyse und Epiphyse. In gelenk iger Verbindung mit
tung, weil es e in klei nes arteriell es Gefä ß , den R. acetabul ari s dem Femur steht nur die Tibia.
(As l der A. obturatoria) ent hä lt, der in der Wac hstumsphase an
der arterie ll en Versorgung des Femurs beteiligt ist. Im Erwach - Schienbein (Tibia)
senena lter nimmt die Bedeutung ab. Die Tibia (Schienbein) trägt das statische Gewic ht und stellt die
An der Grenze zw isc hen Collum und Corpus femoris befin- e ntscheidende Verbindung zu den jeweils benachbarten Gelen -
den s ic h die sog. Rollhügel Trochanter major und Trochanter ken dar.
minor. Trochantermajor und min or s ind Apophysen (K nochen- Das proximale End e der Tibia träg t einen Condylus medialis
vorsprü nge) mit e ige nen Knochen kernen. und ei ne n Condylus lateralis (Facies a rti c ul ar is superior). Zw i-
Im distalen Abschnitt des Femurs verbreitert s ich dieser sche n den beiden l<ondylen liegt die knorpelfreie Em ine nti a in-
jeweils z u einem Condylus medialis und e inem Condylus late- tercondy la ri s. An der proximalen Vorderseite der Tibi a befindet
ralis. An d e re n Vord e rseite be find et s ich e in e Ge le n kfläche. di e sich die Tuberositas tibiae. an der das Li g. pate ll ae an setzt. Der
im mi ttleren Bere ich a ls Facies patell ari s bezeich ne t wird. Hier Condy lus late ralis trägt außerdem eine ova le Gelenkfläche zur
g leite t die Patell a bei Beweg u ngen des Kniege lenks entlang. Artikulatio n mit der Fibul a (Facies articu lari s fibula ris).
De n beiden Kondylen ist jeweils ein e Erh ebu ng aufgesetzt, ein Der lang gestreckte Schaft der Tibi a wi rd a ls Corpus tibiae
Epicondylus medialis und ein Epicondylus lateralis. An ihnen beze ichnet. Er is t im Querschn itt dreiecki g. Man unterscheidet
s ind die Ko lla teralbänder des Kn iege le nks be fe stigt (s. S. 48). ei nen Marg o anter ior. Margo interosseu s ( hie r is t d ie Me mbrana
in tero ssea an ge heftet) und e in en Margo mediali s.
46 4 Untere Extremität

Im distalen Abschnitt bildet die Tibia eine Verdickung, den


Mallealus medialis, der im Zusammenspiel mit dem Mallea-
lus Iateralis der Fibula die Malleoiengabel bildet, die Teil des
Sprunggelenks ist (s. S. 50). Die seitlich gelegene lncisura fibula-
ris ist die distale Anlagerungsstelle für die Fibula.
} he
Ossa
Wadenbein (Fibula) metatarsa lia
1-V
Die Fibula (Wadenbein) liegt lateral der Tibia . Sie dient vorran- 1 ttel-
gig als Ansatz und Ursprung von Muskeln und ist an der Bildung
der Malleoiengabel beteiligt. An der Rückseite des Mallealus
lateralis befindet sich der Sulcus malleolaris, in dem die Seh-
j'""
nen des M. peronaeus longus und M. peronaeus brevis verlaufen
(s. S. 57). Da der Mallealus lateralis deutlich zarter aufgebaut ist
als der Malleolus medialis und auch ein wenig länger ist, treten
Frakturen hier häufiger auf. Fuß-
Talu s - - - - - -+.J:-
(Trochlea tali)

4.1.5 Fußknochen
Fußwurzelknochen (Ossa tarsi)
Es gibt sieben Fußwurzelknochen (Ossa tarsi), unterteilt in eine Abb. 4.4 Fußskelett von dorsa l.
proximale und eine distale Reihe:
• proximale Reihe: Talus, Calcaneus ~> Os cuboideum. Das Os cuboideum (Würfelbein) bildet nach
• distale Reihe: Os naviculare, Os cuneiforme mediale, Os dorsal mit dem Calcaneus und nach ventral mit dem Metatar-
cuneiforme intermedium, Os cuneiforme laterale, Os cubo- salknochen IV und V eine Gelenkverbindung. Die mediale Seite
ideum. besitzt eine Gelenkfläche für das Os cuneiforme laterale.

~> Talus .
Der Talus (Sprungbein) ruht auf dem Calcaneus und be- MLERNTIPP !
steht aus drei Anteilen: Das Caput tali ist nach vorne gerichtet Auf der Abb. 4.4 sollten Sie die Fußknochen sicher zuordnen
und artikuliert mit dem Os naviculare (Facies articularis navi - können!
cularis). Am Corpus tali unterscheidet man die Trochlea tali und
dahinter den Processus posterior tali . Die Trochlea tali besteht
aus einer Facies superior und lateral bzw. medial aus einer Fa- Mittelfußknochen (Ossa metatarsi)
eies malleolaris lateralis bzw. medialis, die alle drei der Artiku- Die fünf Mittelfußknochen (Ossa metatarsi) sind Röhrenkno-
lation mit der Malleoiengabel im oberen Sprunggelenk dienen. chen und werden mit den Ziffern 1-V von medial nach lateral
Nach unten trägt der Talus außerdem drei Gelenkflächen für bezeichnet. Die Basis des Os meratarsi 1-111 artikuliert mit den
den Calcaneus. Ossa cuneiformia, die Basis des Os metatarsi IV und V mit dem
Os cuboideum. Die Köpfe der Ossa metatarsi artikulieren mit
~> Calcaneus. Der Calcaneus (Fersenbein) ist der dominierende den Zehenknochen.
und größte Fußknochen. Sein prominenter hinterer Anteil ist Im Bereich des Großzehengrundgelenks sind zwei konstan-
das Tuber calcanei, an ihm setzt die Achillessehne an. Seine te Sesambeine (Ossa sesamoidea) zu finden, die in die Sehnen
kranialen Gelenkflächen artikulieren mit dem Talus (unteres der Großzehe und den Kapsel-Band -Apparat des Gelenks einge-
Sprunggelenk), nach ventral besteht eine Gelenkverbindung lagert sind . Am medialen Sesambein inseriert der M. abductor
mit dem Os cuboideum. Im hinteren Fußbereich ist der Cal- hallucis und das Caput mediale des M. flexor hallucis brevis. Am
caneus der für den aufrechten Stand und Gang entscheidende lateralen Sesambein inserieren der M. adductor hallucis und
Druckpunkt. An d er Medialseite des Ca lca ne us befindet sich das Caput laterale des M. flexor hallucis brevis.
das Sustentaculum tali, ein Fortsatz, der am Gelenk zum Talus
beteiligt ist und um den die Sehne des M. flexor hallucis longus Zehenknochen (Ossa digitorum pedis)
herumzieht. Die fünf Zehenknochen (Ossa digitorum pedis) bestehen aus
einer Phalanx proximalis, Phalanx media und Phalanx distalis
~> Os naviculare. Das Os naviculare (Kahnbein) sc hiebt sich zwi- (Au snahme : 1. Zehe mit 2 Phalangen). jede Phalanx besteht wie-
sehen Talus und die drei Ossa cuneiformia, mit de nen es jeweil s derum aus einer Basis, einem Corpus und einem Caput.
ge lenkig in Verbindung steht.
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN
~> Ossacuneiformia. Oie drei Keilbeine (Os cuneiforme mediale, ... Der kleinste sag it ta le Durchmesser des Beckens reic ht von der
intermedium, laterale) sind entscheidend für die Struktur der Hinterfläche der Symphy se bis zu m Promontorium und he ißt
Fußquerwölbung. Sie bilden mit den Metatarsalknochen 1-111 Conjugata vera (obstetrica).
nach ventral jeweils eine Gelenkverbindung. Außerdem artiku- ... Der Beckeneingang der Frau ist querovaL
lieren sie seitlich miteinander sowie mit dem Os naviculare. Das ... Das Sustentaculum tali befindet sich an der Medialseite des
Os cuneiforme laterale steht zudem mit dem Os cuboideum in Calcaneus.
Verbindung.
4.2 Gelenke 47

4.2 Gelenke Verschiedene Bänder stabilisieren das Hüftgelenk (Abb. 4.5). Sie
haben einen gewundenen Verlauf: bei Streckung im Hüftgelenk
liegen die Bänder eng an und hemmen damit eine Überstre-
: L~RNTIPP ! ckung bzw. ein Rückwärtskippen des Rumpfs. Bei gebeugtem
Besonders viele Fragen finden sich zum Kniegelenk und den Hüftgelenk liegen die Bänder weniger dicht an und erlauben
Sprunggelenken. Richten Sie Ihr Augenmerk auf Bänd er, Menis- dem Gelenk etwas Spielraum.
ken und typische Verletzungsmuster. Bei einer Coxitis versucht der Patient reflektorisch, die Ge-
lenkkapsel des Hüftgelenks zu entlasten. Dazu wird das Bein
leicht gebeugt. abduziert und außenrotiert.
4.2.1 Gelenke und Bänder des Beckenrings
• Das Lig. iliofemorale ist das stärkste Band des menschlichen
Die beiden Seiten des Os coxae sind über die Symphysis pubica Körpers . Es zieht von der Spina iliaca anterior inferior breit
und das Os saCI·um zu einem in sich geschlossenen Knochenring zum Trochantermajor und zur Linea intertrochanterica. Auf
verbunden. Über das Os ilium ist das Os coxae mit dem Os sac- diese Weise bildet es die ventrale Begrenzung der Gelenk-
rum verbunden, es handelt sich hier um ein echtes, aber kaum kapsel. Bei Streckung im Hüftgelenk hemmt es die Übers tre-
bewegliches Gelenk (Amphiarthrose), die Articulatio sacroiliaca. ckung des Beins bzw. ein Rückwärtskippen des Rumpfes. Am
Die Articulatio sacroiliaca wird durch die Ligg. sacroiliaca Standbein hemmt das Band das Abl<ippen des Beckens zur
anterius, posterius und interossea stabilisiert. Weitere wich- Gegenseite.
tige Bänder sind das Lig. sacro-tuberale (vom Kreuzbein zum • Das Lig. ischiafemorale erstreckt sich vom acetabulären
Tuber ischiadicum, bildet den Unterrand des Foramen ischia- Bereich des Os ischii zur Fossa trochanterica, zur Linea in-
dicum minus) und das Lig. sacro-spinale (vom Kreuzbein zur tertrochanterica und zur Zona orbicularis (s. u.). Damit ver-
Spina ischiadica, bildet die Grenze zwischen Foramen ischiadi - stärkt es den dorsalen Bereich der GelenkkapseL Es hemmt
cum majus und dem darunterliegenden Foramen ischiadicum Streckung und Innenrotation der Hüfte.
minus) (s. Abb. 4.5). • Das lig. pubofemorale zieht vom Ramus superior ossis pubis
Die Symphyse ist kein echtes Gelenie Sie hat einen Discus zum Trochanter minor, zur Linea intertrochanterica und zur
interpubicus und wird oben vom Lig. pubicum superius und Zona orbicularis. Es wirkt hemmend auf die Abduktion.
unten vom Lig. pubicum inferiusfarcuatum pubis gehalten. • Die Zona orbicularis ist ein in sich geschlossener Faserring
Os ischii und Os pubis umgeben das Foramen obturatum, und besteht aus Bindegewebsfasern, die aus den drei vorge-
das von der Membrana obturatoria bis auf den Canalis obtura - nannten Bändern abzweigen. Sie umschließt den gesamten
torius (s.S. 70) verschlossen wird. Schenkelhals und beugt einem Austreten (Luxation) des
Hüftkopfes aus der Gelenkpfanne vor.
• Das runde lig. capitis femoris entspringt am Acetabulum, in
4.2.2 Hüftgelenk
der Nähe der lncisura acetabuli. Es zieht intraartikulär zur
Das Hüftgelenk (Articulatio coxae, Abb. 4.5) ist ein Kugelgelenk/ Fovea capitis femoris und hat keine entscheidende mecha-
Nussglenk mit 3 Freiheitsgraden und vermittelt die Bewegung nische Funktion. ln ihm verläuft der R. acetabularis der A.
zwischen Rumpf und unterer Extremität. Es verbindet das Ca- obturatoria zum Gelenki<Dpf. Das Lig. transversum acetabuli
pur femoris (Gelenkkopf) mit dem Acetabulum (Gelenkpfanne). verschließt als Band die lncisura acetabuli.
Zusätzlich zum Acetabulum wird das Caput ossis femoris noch
durch das aus knorpeligen Fasern bestehende Labrum acetabu- ... Antetorsionswinkel und CCD-Winkel. Collum femoris und Fe-
lare umschlossen. Dabei werden zwei Drittel des Gelenkkopfes mur bzw. Femurachse stehen in einem bestimmten Winkelver-
eingefasst; der Gelenkkopf ist also nicht nur eingebettet, son- hältnis zueinander.
dern wird regelrecht .. umfasst". Dies schränktjedoch die Bewe- Der Antetorsionswinkel beschreibt die Verdrehun g des
gungsfreiheit im Hüftgelenk ein. Schenkelhalses gegenüber der Kondylenachse. Der Winkel be-
trägt beim Erwachsenen ca. 12 °, beim Neugeborenen ca. 35 °.
Der Kollodiaphysenwinkel (auch Schenkelhalswinkel oder
Das Labrum acetabulare und die Epiphysenfuge befinden sich Centrum-Collum- Diaphysen -Winkel; CCD-Winkel) beschreibt
intrakapsulär. den Winkel zwischen Collum und Femurdiaphyse. Er beträgt
beim ges unden Neugeborenen 140 °, beim gesunden Erwachse-

Abb. 4.5 Hüftgelenk


und Beckenbänder
rechts. a von ventral.
b von dorsa l.
Ligg. sacro·
'!/fi'llfff.'=---+--~ -- iliaca
Fo ram e n
-4;...-;~--I SC II11 a<lKum majus posteriora
Lig. pubicum iliofemorale
Discus
in te rpubi cus Membrana --:v--~oa
__..!.0~,---- Li q. arcuatum obturatori a
pubis
Lig. sacrotu berale
Membrana obtu ratori a Lig. ischiafemorale
a b
48 4 Untere Extremität

nen 127 o und nimmt im Alter auf 120 ° ab. Veränderungen die- ve Beugung) auf 160° gesteigert werden (passive Beugung). Die
ses Winkels können zu Schäden am Hüftgelenk führen. Zu die- Außenrotation ist bis ca. 40 ' möglich , da sich die Kreuzbänder
sen Fehlstellungen gehören die Coxa vara und die Coxa valga. voneinander abwickeln. Im Gegensatz dazu wickeln sie sich bei
Bei der Coxa vara ist der CCD-Winkel zu klein (< 120 °). Von Coxa der Innenrotation auf und bremsen die Bewegung (10 °).
valga spricht man bei einer Vergrößerung des CCD-Winkels (> Die Innenrotation wird durch die beiden Kreuzbänder ge-
135 °) beim Erwachsenen. hemmt, die Außenrotation durch die beiden Kollateralbänder
Der CCD-Winkel hat Einfluss auf die Stellung des Femur- (s. u.). Eine aktive Rotation im Kniegelenk ist nur bei Beugung
schafts zur Traglinie des Beines. Die Traglinie ist die Gerade, möglich. Dabei nimmt die Rotationsmöglichkeit mit ste igender
die beim gesunden Bein von der Mitte des Oberschenkelkopfes Beugung des Kniege lenks zu.
durch die Mitte des Kniegelenks bis zur Mitte des Calcaneus
verläuft. .. Femorotibialgelenk. Das Femorotibialgelenk wird durch die
Femurkondylen und die Facies articularis derTibia gebi ldet. Be-
deutsam ist, dass die beiden Gelenkanteile nicht .,ineinander-
4.2.3 Kniegelenk
greifen", sondern sich vielmehr nur punktförmig berühren. Sie
Das Kniegelenk (Articulatio genus) gilt als das größte Gelenk sind damit inkongruent. Dies bedeutet, dass neben der eigent-
des menschlichen Körpers (Abb. 4.6). Es ist ein Drehscharnier- lichen Bewegung im Kniegelenk noch ein Gleiten der Kondylen
gelenk mit zwei Freiheitsgraden. Dazwischen befinden sich nach vorne und hinten möglich ist (.. shifting"). Auf diese Weise
sog. Menisci aus Faserknorpel, die die Gelenl<höhle unterteilen ist im Kniegelenk eine Roll-Gleit-Bewegung möglich.
und die Kontaktfläche der gelenkbildenden Knochenteile ver-
größern. Außerdem ist die Patella am Kniegelenk beteiligt. Es ~> Menisci. Zwischen den Kondylen des Femurs und dem Tibi-
handelt sich also um ein zusammengesetztes Gelenk bestehend akopf liegen Meniscus medialis und Meniscus lateralis. Sie
aus : Femorotibial- und Femoropatellargelenk. kompensieren teilweise die fehlende Führung (Inkongruenz)
Beide Gelenke liegen in einer ge meinsaen Gelenkhöhle und des Gelenks durch knöcherne Strukturen und verleihen dem
besitzen eine gemeinsame GelenkkapseL Diese ist ventral von Gelenk mehr Stabilität (Abb. 4.7).
einem Fettkörper ausgefüllt (Corpus adiposum infrapatellare). • Der Menicus medialis ist c-förmig und größer als der Menis-
der mit einem dünnen Band (Plica synovialis infrapatellaris) mit cus lateralis. Er ist an der Gelenkkapsel und dem lig. colla-
dem vorderen Kreuzband verbunden ist. Die Gelenkkapsel be- terale tibiale fixiert , daher kann er nur geringgradig bewegt
ginnt ventral am Femur etwa 2 cm oberhalb der Kondylen. Dor- werden. Er wird bei der Außenrotation des Knies belastet,
sal am Femur beginnt sie am Knorpelrand der Kondylen. An der bei der Innenrotation entl<Jstet. Da der mediale Meniskus
Tibia zieht die Gelenkkapsel bis zum I<norpelrand. durch seine Verwachsung mit dem medialen Kollateralband
Zur Gelenkhöhle gehören zwei Aussackungen (Recessus). Der weniger verschieblieh ist, reißt er bei Kniegelenkverletzun-
Recessus suprapatellaris (auch Recessus superior) liegt kranial gen leichter ein.
der Patella und stellt eine Verbindung zwischen Gelenkhöhle • Der Meniscus lateralis ist fast kreisrund. Da er nur geri ng-
und Bursa suprapatellaris dar. Der Recessus subpopliteus liegt gradig fixiert ist, ist er sehr gut verschieblich . Über das Lig.
dorsal und verbindet die Gelenkhöhle mit der Bursa m. poplitei. meniscofemorale posterius ist der Meniscus lateralis mit
dem lig. cruciatum posterius verwach sen.
.. Streckung und Beugung sowie Außenrotation und lnnenro- Ist das Kniegelenk gestreckt, dann liegen die Femurkondylen
tation. Die normale Streckung beträgt 180 °. Nach einer Stre- breitflächig den Menisken auf, die Meni sken sind nach ventral
cl<Ung um 170 ° ist eine weitere Streckung um 10 o nur bei einer verlagert. Entsprechend liegen bei gebeugtem Knie die Kondy-
Außenrotation der Tibia um 5 o möglich (sog. Schlussrotation). len nur geringflächig auf, die Menisken sind nach dorsal verla-
Diese Schlussrotation erfolgt passiv durch die Spannung des gert. Seide Menisci sind vorn und hinten mit kurzen Bändern
vorderen Kreuzbandes bei Streckung. Durch die Außenrotation an der Area intercondylaris tibiae verankert.
werden die Kreu zbänder geringfügig voneinander abgewickelt.
Die Beugung kann durch Einwirkung von außen von 130 ° (akti-
Abb. 4.6 Kniegelenk
rechts. a von ventra l
o hne Gelenkkapsel.
Lig . cru ciatum post eriu s
Se hn e des M. quadri-
Epicondylus latera lis cep s femoris ist durch-
Facies patellaris - ---11i. trennt; b von dorsal.
Lig. collateral e fibul are
Lig. cruciatum anterius- 11t's::----:•
Meni scus l a te rali s.----1ilf~~il=

Lig. capitis fibul ae


t----;i!:;-- - Tuberositas tibiae -'·"\"''m
---- Li g. cruciatum
posteriu s
Lig. meniscofemorale
posteriu s

Membrana interossea

a b
4.2 Gelenke 49

Das Lig. transversum genus verbindet ventral den media-


len und den lateralen Meniskus miteinander. Von der Rückseite
des lateralen Meniskus kann ein lig. meniscofemorale anterius
zum Lig. cruciatum anterius ziehen (es ist nicht immer vorhan-
den). Das lig. meniscofemorale posterius verläuft vom Hinter-
rand des lateralen Meniskus zur Innenfläche des Condylus me-
dialis femoris (s. Abb. 4.6)

.. Außenbänder. Das Lig. patellaeist die Fortsetzung der Sehne


des M. quadriceps femoris und erstreckt sich von der Patella bis
Lig. cruciatum
posterius _ _ __ _ j Lig. cruciatum anteriu s zur Tuberositas tibiae.
Das lig. collaterale fibulare (laterale) erstreckt sich vom
Abb. 4.7 Aufsicht auf das rechte Kniegelenk. Ansicht von kranial,
Verlauf der Kreuzbänder und Meni sken. Epicondylus lateralis femoris zum Caput fibulae und verstärkt
die GelenkkapseL Es ist entspannt bei der Innenrotation und
Beugung, gespannt hingegen bei Außenrotation und Streckung.
APROPOS
Ein e glei chzeitig e Verletzung von medialem Meniscus, Lig. cruciatum
Mit der Gelenkkapsel ist es nicht verwachsen.
anterius und lig. collaterale mediale wird au ch al s .. unhappy triad " be· Das Lig. collaterale tibiale (mediale) zieht vom Epicondylus
zeichnet. medialis femoris zum Condylus medialis tibiae, es verstärl<t die
Gelenkkapsel ebenfalls. Es ist entspannt bei der Innenrotation
.. Femoropatellargelenk. Im Femoropatellargelenk artikulieren und Beugung, gespannt hingegen unter Außenrotation und
die Facies patellaris des Femur und die Facies articularis der Streckung. Das Lig. collaterale tibiale ist mit dem Meniscus me-
Patella. Im Rahmen der Kniebeugung und -Streckung wird die dialis und der Gelenkkapsel verwachsen.
Patella um etwa 6 cm verschoben. Folgende Strukturen sind au- Das Lig. popliteum obliquum erstreckt sich im Bereich der
ßerdem in diesem Gelenk von Bedeutung: Bursa suprapatella- Endsehne des M. semimembranosus (s. S. 55 ) zum lateralen Ti-
ris, Bursa subcutanea praepatellaris und Recessus subpopliteus. biakopf. Das lig. popliteum arcuatum zieht von der Gelenkkap-
sel der Endsehne des M. semimembranosus zum Fibulakopf. Es
Bänder am Kniegelenk überbrückt den M. popliteus. Beide Bänder verstärken die Ge-
Die Stabilität des Kniegelenks wird durch die Kapsel. die umge- lenkkapsel auf der Rückseite.
bende Muskulatur sowie innere und äußere Bänder (außerhalb jeweils ein Retinaculum patellae mediale und laterale zieht
der Gelenkkapsel) gewährleistet. von der Sehne des M. quadriceps femoris medial bzw. lateral der
Patella zur Tuberositas tibiae. Die beiden Retinacula sind Halte-
~> lnnenbänder. Das lig. cruciatum anterius (vorderes Kreuz- bänder für die Patella und verstärken die Gelenkkapsel ventral.
band) erstreckt sich von der medialen Fläche des Condylus la- Sie gelten auch als funktioneller .. Reservestreckapparat".
teralis femoris zur Area intercondylaris anterior tibiae. Damit Lig. collaterale fibulare und tibiale stabilisieren das Knie
verläuft es von hinten-oben-außen nach vorn-unten-hinten zur Seite hin und verhindern bei gestrecktem Kniegelenk eine
(wie die vordere Hosentasche). Das lig. cruciatum posterius Rotation. Kann man das gestreckte Knie nach medial (Außen-
(hinteres Kreuzband) zieht von der lateralen Fläche des Condy- band) oder lateral (lnnenband) aufklappen, sind die jeweiligen
lus medialis femoris zur Area intercondylaris posterior tibiae. Kollateralbänder gerissen. Die Festigkeit der Kollateralbänder
Somit verläuft es von vorn-oben-innen nach hinten-unten- wird klinisch geprüft. indem man bei gestrecktem Knieglenk
außen. eine passive Abduktion oder Adduktion des Unterschenkels
Beide Kreuzbänder sichern in erster Linie die Stabilität des versucht.
Kniegelenks in gebeug ter Stellung und verhindern die Über-
APROPOS
streckung. Sie stehen rechtwinklig zueinander. Bei der Außen- Stellungsanomalien: Der physiol ogische. also gesund e Verlauf derTragach·
rotation wickeln sie sich auseinander, bei der Innenrotation se im Kni egelenk w ird Genu rektum genannt. Es we rd en zwe i pathologi sc he
verwickeln sie sich ineinander. Streng genommen liegen die Ab weichung en unterschieden:
Kreuzbänder entwicklungsgeschichtlich extraartikulär und ~B e im Genu valgum ist die Tragachse im Vergl eich zum Gelenk nach late ral
verschoben. Die Pati enten zei gen eine X-Beinstellung. es komm t zur unver·
sind daher von Synovialis überzogen.
hältni smäß ig st ark en Belastung der lat eralen Kondylen.
~B e im Genu varum ist die Tragac hse nach medial ve rsc hobe n, es res ultiert
' LERNTIPP ! eine O·Bein stellung. ln diese m Fall we rd en di e medi alen Kond ylen beson-
Die Kreuzbänder befinden sich innerhalb der GelenkkapseL aber ders st ark bela st et.
außerhalb der von eine r Synovialmembran bedeckten Gelenk-
höhle. 4.2.4 Verbindungen zwischen Tibia und Fibula

Klinisch prüft man die Funktion der Kreuzbänder durch das Tibia und Fibula sind an drei Stellen miteinander verbunden:
sog. Schubladenphänomen. Wenn sich bei gebeugtem Kniege- Kranial befindet sich die Articulatio tibiofibularis zwischen
lenk und feststehendem Femur der Unterschenkel horizontal Facies articularis fibularis der Tibia und Facies articularis capi -
deutlich nach vorne verschieben lässt. ist das vordere Kreuz- ti s der Fibula. Das obere Tibiofibulargelenk steht in der Rege l
band (Lig. cruciatum anterius) gerissen (vorderes Schubladen- nicht mit dem Kniegelenk in Verbindung und ist eine Amphi-
phänomen). Ist es möglich, de n Unterschenkel horizontal nach arthrose. Die Gelenkkapsel wird durch das Lig. capiti s fibulae
hinten zu schieben. so ist das hintere Kreu zband geri ssen (hin- anterius et poste rius verstärkt.
teres Schubladenphänomen). Die Membrana interossea cruris erstreckt sich als derbe
Bindegewebsmembran zwi schen Tibia und Fibula im Bereich
50 4 Untere Extremität

der Diaphyse. Sie trennt die Beuger von den Streckern der Un- anterior, Pars tibiotalaris posterior, Pars tibiocalcanea). Es
terschenkelmuskulatur. Im oberen Abschnitt befindet sich ein verläuft vom Malleolus medialis fächerförmig zu Talus, Cal-
schmaler Spalt für den Durchtritt der A. tibialis anter ior und der caneus und Os naviculare.
entsprechenden Venen. Etwas weiter kaudal existiert ein wei- • Lateral: Vom Malleolus lateralis spannen sich das Lig. fibulo-
terer kleiner Spalt für den R. perforans der A. fibularis (s. S. 68). talare anterius und das Lig. talofibulare posterius zum Talus
Distal sind Tibia und Fibula durch die Syndesmosis tibiofibu- sowie das Lig. calcaneofibulare zum Calcaneus aus. Bei ei-
laris verbunden. Vor und hinter dem Gelenk verläuftjeweils ein nem Supinationstrauma können die lateralen Bänder reißen.
Band (Lig. tibiofibulare anterius et posterius), das die Syndes- besonders oft das Lig. fibulotalare anterius.
mose verstärkt und gleichzeitig eine Federung der Malleoien- • Das obere Sprunggelenk wird durch den medialen (Lig.
gabel bewirkt. deltoideum) und lateralen Bandapparat gesichert. Diese
Sicherung ist v. a. in extremer Plantarflexion wichtig: Da die
Trochlea tali in ihrem dorsalen Bereich schma ler ist als in
4.2.5 Sprunggelenke
ihrem ventralen Bereich, ist in Plantarflexion die Knochen-
Am Fuß unterscheidet man ein oberes und ein unteres Sprung- führung geringer als in Dorsalextension und Mittelstellung.
ge lenk (Ab b. 4.8). Das obere Sprunggelenk verbindet die Unter- Bei gehobener Fußspitze sind also geringere Ab- und Adduk-
schenkel- mit den Fußwurzelknochen. das untere Sprungge- tionsbewegungen möglich als bei gesenkter Fußspitze.
lenk einen Teil der Fußwurzelknochen untereinander. Außer-
dem bestehen gelenkige Verbindungen zwischen Fußwurzel-. ... Unteres Sprunggelenk. Das untere Sprunggelenk besteht aus
Mittelfuß- und Zehenknochen. einem vorderen Anteil (Articulatio talocalcaneonavicularis)
und einem hinteren Anteil (Articulatio subtalaris). Die Grenze
... Oberes Sprunggelenk. Das obere Sprunggelenk (Articulatio bildet das Lig. talocalcaneum interosseum.
talocruralis) wird aus folgenden knöchernen Strukturen auf- Die Articulatio talocalcaneonavicularis setzt sich zusam-
gebaut: Die Gelenkflächen werden durch die Malleofengabel men aus dem Talus (Gelenkkopf) und Anteilen von Calcaneus,
(distales Tibia- und Fibulaende) und die Trochlea tali gebi ldet. Os naviculare und Lig. calcaneonaviculare plantare (Gelenk-
Die Malleoiengabel umfasst von beiden Seiten lateral und von pfanne). Die Articulatio subtalaris wird durch die konvexe Fa-
oben die Trochlea tali, was für die Stabilität des Gelenks von eies articularis posterior des Calcaneus und die konkave Facies
entscheidender Bedeutung ist. articularis posterior des Talus gebi ldet.
Das obere Sprunggelenk ist ein reines Scharniergelenk, es Im unteren Sprunggelenk erfo lgen Supination (Anheben
hat also genau eine Bewegungsachse für Dorsalextension und medialer Fußrand) und Pronation (Anheben lateraler Fußrand).
Plantarflexion. Die Bewegungsmaße betragen für die Dorsa- Die Achse des unteren Sprunggelenks verläuft von vorne-oben-
lextension. also das Heben der Fußspitze, 20 o und für die Plan- medial nach hinten-unten-lateral und lässt eine Inversion
tarflexion. also das Absenken der Fußspitze. 30 °. (Einwärtsbewegung) des Fußes von 20-30 ° und eine Eversion
Die Gelenkkapsel erstreckt sich vom Gelenkknorpelansatz (Auswärtsbewegung) von 10-20 • zu. Bei dieser Bewegung wer-
an Tibia und Fibula bis zum Collum tali. Damit liegen die beiden den physiologischerweise auch andere Gelenke (z. B. Articulatio
Malleoien außerhalb der GelenkkapseL calcaneocuboidea) mit bewegt. sodass der Gesamtbewegungs-
Außerdem verstärken mehrere Bänder das Gelenk: umfang von Pronation und Supination für die kombinierte Be-
• Medial: Lig. deltoideum (syn. Lig. collaterale mediale) beste- wegung für die Supination 50-60 ° und für die Pronation 30°
hend aus vier Teilen (Pars tibionavicularis, Pars tibiotalaris beträgt.
Folgende Bänder stabilisieren den vorderen Anteil des unte-
ren Sprunggelenks (Articu latio talocalcaneonavicularis):
• Lig. calcaneonaviculare plantare (Pfannenband): Es zieht
als starkes Band vom Calcaneus zum Os naviculare. Es ist an
der Bildung der Gelenkpfanne beteiligt und von Knorpelge-
Mallealus medialis webe überzogen.
• Lig. talonaviculare: Das Band erstreckt sicll zwischen Os
~,....-111=--------- Talu s naviculare und Taluskopf und verstärkt dorsal die Gelenk-
Os naviculare kapsel.
• Lig. plantare longum: Es spannt sich als starker Faserzug auf
der plantaren Seite des Calcaneus zum Os cuboide um und zu
---';l~-------- Tibia
den Mittelfußknochen aus.
Folgende Bänder stabi li sieren den hinteren Anteil des unteren
·- +-- - - - Ma llea lus medialis
Sprungge lenks (Articu latio subtalaris): Lig. talocalcaneum me-
~~------- Ta lu s
diale et lateral e . Li g. ta loca lcaneum interosse um und Li g. calca-
>--+-- - - Lig. talocalcaneum neofibulare.
interosse um
~--+- S u ste na c ulum tali
Auf der Abb. 4.8 sollten Sie auch ohne Leg end e zum in dest Tibia,
Calcaneus Talus. Ca lcaneus und Os naviculare zuordnen könn en.

Lig . plantare long um


Abb. 4.8 Sprunggelenk. a Oberes Sprungg elenk von ventra l, b eröffne-
tes unteres Sprunggelenk von medial .
4.3 Muskulatur 51

4.2.6 Gelenke der Fußwurzel An der Hüfte lassen sich drei Untergruppen unterscheiden : die
und des Mittelfußes inneren Hüftmuskeln (Abb. 4.9a). die äußeren hinteren Hüft-
muskeln (Abb. 4.9b) und die äußeren tiefen Hüftmuskeln. Die
Der Begriff Chopart-Gelenklinie bezeichnet den S-förmigen Muskeln der Hüfte verbinden das knöcherne Becken mit dem
Spalt. der proximal vom Talus und Calcaneus. distal vom Os na- Femur und bewegen die beiden Strukturen gegeneinander: Bei
viculare und Os cuboideum gebildet wird. fixiertem Becken wird der Femur bewegt, bei fixiertem Femur
Die lisfranc-Gelenklinie befindet sich zwischen Fußwurzel- verändert sich die Lage des Beckens.
knochen und Metatarsalknochen. Der M. quadratus Jumborum zählt eigentlich zu den tiefen
Bauchmuskeln. Er zieht von der Crista iliaca z u den Lenden-
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
wirbeln 1--3 und der untersten Rippe, wird vom N. subcostalis
~ Die Gelenkkapsel des Hüftg elenks wird e ntlastet, wenn das innerviert und im Kapitel Leibeswand näher beschrieben. Bei
Bein lei cht gebeugt, abduziert und außenrotiert ist. einseitiger Kontraktion auf der Spielbeinseite (Spielbein= Bein .
.,. Beide Mensici des Knies sind vorn und hinten mit kurzen das bewegt wird) und stabilem Rumpf hebt der M. quadratus
Bändern an der Area intercondylaris tibiae verankert. lumborum das Becken auf der Spielbeinseite an.
~ Schubladenphänomen: Wenn sich bei gebeugtem Kniegelenk
und feststehendem Femur der Untersc he nkel hori zon tal deut- Innere Hüftmuskeln
lich nach vorne verschieben lässt. ist das vordere Kreuzband Die inneren Hüftmuskeln werden auch als M. iliopsoas zu-
gerissen (vorderes Schubladenphänomen). sammengefasst, bestehend aus M. iliacus und M. psoas major
.,. Die Festigkeit der Kollateralbänder wird klinisch geprüft. (Tab. 4.3). Etwa 50% der Menschen weisen einen zusätzlichen
indem man bei gestrecktem Knieglenk eine passive Abduk- M. psoas minor auf. Der M. iliopsoas wird von einer gemein-
tion oder Adduktion des Unterschenkels versucht. samen Faszie umhüllt, der Fascia iliaca. Diese bildet im Bereich
.,. Sprunggelenk medial: Das lig. deltoideum (syn. Lig . colla- des Lig. inguinale den sog. Arcus ileopectineus, der unterhalb
terale mediale) besteht aus vier Teilen: Pars tibionavicularis, des Lig. inguinale die Lacuna musculorumund die Lacuna vaso -
Pars tibiotalaris anterior, Pars tibiotalaris posterior, Pars rum voneinander abgrenzt (s.S. 69). Zwischen M. iliacus umd M.
tibiocalcanea. psoas verläuft der N. femoralis.
~ Bei einem Supinationstrauma des Sprunggelenks können die Der M. iliopsoas ist der stärkste Beuger im Hüftgelenk. Er
lateralen Bänder reißen, besonders oft das Lig. fibulotalare ist auch für das Laufen mit weit ausholenden Schritten wichtig.
anterius. Innerviert wird er durch den N. femoralis (L1 -L4) und direkte
~ Da die Trochlea tali in ihrem dorsalen Bereich schma ler ist als Äste des Plexus lumbalis.
in ihrem ventralen Bereich, ist in Plantarflexion die Knochen-
führung geringer als in Dorsalextension und Mittelstellung. Bei
gehobener Fußspitze sind also geringere Ab- und Adduktions- - - Co lumn a vertebra li s
bewegungen möglich als bei gesenkter Fußspitze.
_ __ J M. psoa}
major M. ili opsoas
M. iliacus
4.3 Muskulatur fr==- - - - - Spina iliaca
anterior superior
An der unteren Extremität lassen sich zunächst vier Muskel- ~"-=---- Lig . inguinale
gruppen unterscheiden: Die Muskeln der Hüftregion, des Ober-
schenkels. des Unterschenkels und die Fußmuskeln.jede dieser
Muskelgruppen lässt sich nochmals in Untergruppen aufteilen.
Die Hüftmuskeln werden unterteilt in innere und äußere
a
Hüftmuskeln.
• Die Oberschenkelmuskeln in : ......:.--:::::~:t:I~~---- Fascia thoracolumbalis
• eine ventrale (Extensoren) Y~?lfffrn~\\-'-------- Cri sta iliaca
• mediale (Adduktoren) und
• dorsale (Flexoren) Muskelgruppe.
• Die Unterschenkelmu skeln g liedern sich in:
• eine dorsalliegende Flexorengruppe
• eine ventrale Extensorengruppe und
• die latera le Peronaeusgruppe.
• Am Fuß unterscheidet man Muskeln der Fußsohle und des
Fußrückens.

4.3.1 Hüftmuskulatur

Hi er werden v. a. Funkti on (bzw. Ausfall) und Inn ervat ion abge-


fragt. b
Abb. 4.9 Beuger und Strecker im Hüftgelenk rechts. a Innere Hüft-
mu skeln; b äußere. hintere Hüftmuskeln.
52 4 Untere Extremität

Tab. 4.3 Die inneren Hüftmuskeln (M. iliopsoas)

Muskel Ursprung Ansatz Innervation Funktion/Besonderheiten/Klinik


M. iliacus Fossa iliaca, Spina iliaca Trochanter minor N. femoralis {Ll-L4). Beugung des Hüftgelenks: Der Oberschen-
anterior inferior femoris direkte Äste des kel wird zum Oberkörper geneigt bzw. beim
Plexus lumbalis liegenden Menschen wird der Oberkörper
aufgerichtet. Innen- bzw. Außenrotation des
Femurs; geringgradige Adduktion
M. psoas major 12. Brustwirbelkörper, 1.-4. Trochanter minor N. femoralis {Ll-L4), Funktion wie M. iliacus
Lendenwirbelkörper bzw. femoris direkte Äste des
deren Processus costa !es Plexus lumbalis
M. psoas minor laterale Seites des 12. Brust- Trochanter minor N. femoralis (Ll-L4). Funktion wie M. iliacus; nur bei etwa 50%
Wirbelkörpers und des 1. femoris direkte Äste des der Menschen ausgebildet
Lendenwirbelkörpers Plexus lumbalis

Bei einem Ausfall des M. iliopsoas ist die Hüftbeugung deut- Er hat seinen Ursprung an der Ala des Os ilium. zwischen
lich eingeschränkt. Der Körper kann nicht mehr aus der Rü- Crista iliaca und Linea glutaea anterior, er inseriert am Trochan-
ckenlage aufgerichtet werden. Mangelnde Bewegung/Dehnung ter major.
des Muskels (ständiges Sitzen) kann zu einer Verstärkung der Die Funktion des M. glutaeus medius ist die Abduktion des
Lendenlordose führen. Beines gegen das Becken. Er wird daher auch als ..Tänzermus-
kel" bezeichnet. Außerdem bewirken die vorderen Fasern des
Äußere hintere Hüftmuskeln Muskels Innenrotation und Beugung, die hinteren Fasern Stre-
~ M. tensor fasciae latae. Der M. tensor fasciae latae entspringt ckung und Außenrotation. Zusammen mit dem M. glutaeus
an der Spina iliaca anterior superiorund inseriert über den Trac- minimus verhindert der M. glutaeus medius (auf der Stand-
tus iliotibialis an der Tibia. beinseite kontrahiert!) ein Absinken des Beckens zur Seite des
Die Funktion des M. tensor fasciae latae sind die Beugung Spielbeins beim Gehen (vgl. S. 63).
im Hüftgelenk sowie die Innenrotation und die Abduktion. Die Innervation erfolgt durch denN. glutaeus superior (L4-S1 ).
Weiterhin streckt er das Kniegelenk bei der Schlussrotation
und spannt den Tractus iliotibialis. Bei Sprintern tritt der M.
ten sor fasciae latae besonders deutlich hervor, daher wird er Vorsicht, Falle: Die Kontraktion des M. glutaeus medius auf der
auch als .. Sprintermuskel" bezeichnet. Die Zuggurtung durch Spielbeinseite ist nicht geeignet, das Becken im Einbeinstand zu
den Tractus iliotibialis dient der Herabsetzung der Biegebean- stabilisieren.
spruchung des Femurs.
Der M. tensor fasciae latae wird durch den N. glutaealis su- Teile de s M. glutaeus medius bewirken außerdem eine Außen-
perior (L4-Sl) innerviert. rotation des Beins und strecl<en das Hüftgelenk.
Trendelenburg-Zeichen: Sind M. g lutaeus medius und mini-
~ M. glutaeus maximus. Der M. glutaeus maximusist der größ- mus (z. B. nach fehlerhafter intrag lutealer Injektion mit Schä-
te Gesäßmuskel und bedeckt die unter ihm liegenden weiteren digung des N. g!utaeus su perior) insuffizient. fällt das Becken
Gesäßmuskeln fast komplett. Lediglich der kraniale Anteil des bei jedem Schritt auf die Spielbeinseite ab. es resultiert ein sog.
M. glutaeus medius ist zwischen dem Oberrand des M. glutaeus ..Watschelgang".
maximusund der Crista iliaca zu erkennen.
Er entspringt breitflächig an der dorsalen Seite de s Os sac- Äußere tiefe Hüftmuskeln
rum und Os coccygis,jeweils an den Ala ossis ilii. am Li g. sacro- ~ M. glutaeus minimus. Der M. glutaeus minimusentspringt
tuberale und an der Fascia thoracolumbalis. Mit seinen derben am Os ilium, zwische n Linea glutaea anterior und inferior. und
Fasern verläuft er zum Femur und setzt an der Tuberositas glu- inseri ert am Trochanter major femoris. Er wird durch den N.
taealis femoris und am Tractus iliotibialis an. glutaeus superior (L4-Sl ) innerviert. Seine Funktion entspricht
Der M. glutaeus maximus ist der kräftigste Strecker im der des M. gl utaeu s medius (s.o.).
Hüftgelenk und ermöglicht die aufrechte Haltung und den
Gang, indem er ein Vornüberkippen des Rumpfes verhindert. Er ~ M. piriformis. Der M. piriformis entspringt an der Vorderseite
ist z. B. wichtig für das Aufrichten aus der Hocke oder Treppen- des Os sacru m (Facies pelvina) und inseriert ebenfalls a m Tro-
steigen. Weiterhin bewirkt er eine Außenrotation des Beines. chanter major. Er kann das Bein abduziere n , in der Hüfte stre-
Der laterokraniale Teil des Muskels unterstützt die Abduktion. cke n und außenrot ieren . Der M. piriformis zieht durch das Fo-
der mediokaudale Teil unterstützt die Adduktion des Beines. ramen ischiadicum majus und untertei lt dieses in das Foramen
Die Innervation erfolgt über den N. glutaeus inferior (LS- suprapiriforme und infrapiriforme.
52). Die Innervation e rfolgt direkt durch Äste des Plexus sacralis
(LS-52).
APROPOS
des M. glutaeus maximus ist kein Treppen steig en mehr
I Bei ein em Ausfall
mögli ch. ~ M. obturatorius internus. Der M. obturatorius internus e nt-
sp ringt zum größten Teil an einer e igene n Membran, an der In-
~ M.glutaeus medius. Der M. glutaeus medius li egt unmittel - ne nfl äche der Membrana obturatoria (s. S. 47). Von dort zie ht er
bar unter dem kranialen Drittel des M. g luta e us maximu s an durch das Foramen ischiadicum minu s und ve rlä sst das klein e
der Außenseite des Darmbeins. Lediglich sein kranialer Anteil Becken . Dabei verläuft er rechtwinklig über den Rand des Fora -
wird nicht durch den M. glutaeus maximus bedeckt. men isc hiadi cu m minus und benutzt die sen als Hypomochlion.
4.3 Muskulatur 53

Ansatzstelle ist die Fossa trochanterica des Femurs. Die Innen -


.,.. Trendelenburg-Zeichen: Sind M. gluta eus medius und mini-
fläche des M. obturatorius internus wird von der Fascia obtura-
mu s z. B. nach Schäd igung des N. gluta e us sup e rior insuffizi-
toria überzogen.
ent, fällt das Becken bei jedem Schritt auf die Spielbeinseite
Der Muskel wirkt als Außenrotator des Beines. Bei gestreck-
ab.
tem Bein hat er zudem eine Funktion als Adduktor. bei gebeug-
.,.. Der M. piriformis kann das Bein in der Hüfte strecken.
tem Bein al s Abduktor.
.,.. Di e Funktion des M. quadratus femoris besteht u. a. in der
Seine Innervation erfolgt direkt aus Ästen des Plexus sacralis.
Adduktion des Oberschenkels .

.,.. M. gemellus superior et inferior. Der M. gemellus superior ent-


springt an der Spina ischiadica. der M. gemellus inferiorvom Tuber 4. 3. 2 Oberschenkelmuskulatur
ischiadicum. Beide inserieren in der Foss a trochanterica femoris.
M. gemellus superior und M . gemellus inferior werden auch Die Mu ske ln des Oberschenkels lassen sich in drei funktionelle
als Zwilling smuskeln bezeichnet (geminus, lat. Zwilling). Bei- Gruppen einteilen : Extensoren (vord e re Muskelgruppe). Ad-
de Muskeln dienen der Außenrotation des Oberschenkels und duktoren (mediale Muskelgruppe) und Flexoren (hintere Mus-
werden direkt durch Äste des Plexus sacralis innerviert. kelg ruppe) (Abb. 4.10).

,, LERNTIPP ! ~ LERNTIPP !
Der M. obturator internus setzt mit einer gemeinsamen Sehne Hier werd e n Schnittbilder (Abb. 4.11 ). Funktion und Innervation
mit dem M. gemellus superiorund M. gemellus inferior in der häufiger gefragt. Besonders beliebt beim IM PP sind zweigelen-
Fossa trochanterica an . kig e Mu skeln.

.,.. M. quadratus femoris. Der M. quadratus femoris entspring t Extensoren


gemeinsam mit dem M. gemellus inferior am Tuber isch iadicum Die Extensoren des Oberschenkels werden alle durch den N. fe-
und inseriert an der Crista intertrochanterica des Femurs . Die moralis (Ll-L4) innerviert.
Funktion des M. quadratu s femori s besteht in der Außenrota-
tion und Adduktion des Oberschenkels. Er wird durch den N. .. M. sartorius.
musculi quadrati femoris au s dem Plex us sacrali s innervi e rt.
~ LERNTIPP !
... M. obturatorius externus. Der M. obturatorius externus hat Der M. sartorius weist gleich zwei Besonderheiten auf: Er ist der
seinen Ursprung an der Außenseite der Membrana obturatoria längste Muskel des me nschli chen Körp e rs und e r ist e in zweige-
und setzt an der Fossa trochanterica femoris an. Er wirl<t als lenkiger Muskel (überzieht das Hüftgelenk und das Kniegelenk).
Außenrotator und schwacher Adduktor de s Obe rschenkels .
Er wird durch denN. obturatorius innerviert (L2-L4). Seinen Ursprung hat er an der Spina iliaca anterior superiorund
erreicht über den Pes anserinus die mediale Tibiafläche unter-
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X halb des Tibiakopfes.
.. De r M. quadratus Jumborum hebt be i e inse itig er Ko ntrakti on Er hat aufgrund seines zweigelenkigen Verlaufs mehrere
auf d er Spie lbeinseite (Spi elbein= Bei n. das bewegt wird) und Funktionen : Im Hüftgelenk wirkt er als Beuger, außerdem a ls
stabile m Rumpf das Becken auf de r Spielbeinseite an. Abduktor und schwacher Außenrotator. Im Kniegelenk bewirkt
.. Der M. iliopsoas ist der stärkste Beuger im Hüftgelenk. Er er die Beugung und die Innenrotation (=S chneidersit z).
inse riert am Trochanter minor. Mangelnde Dehnung kann die Al s Pes anserinus (lat. Gänsefuß) wird die gemeinsame End-
Lendenlordose verstärken . sehne des M. sartorius, M. gracilis und M. semitendinosus
.,.. Di e Funktion des M. tensor fasciae latae sind di e Beugung im be zei chnet. Sie end e t am medialen Tibiarand unterhalb de s
Hü ftgelenk sowie die Innenrotation und di e Abduktion. Tibiakopfes. Auf diese Weise erhä lt jeweils ein Muske l der Ex-
.. Die Zuggu rtung durch den Tractus iliotibialis di ent der tensoren-. Adduktoren- und Flexorengruppe des Oberschenkels
Herabsetzung der Biegebeanspruchung des Femurs. An schluss an den Pes an serinus. Der An satz des M. semimem-
.. Der M. tensor fasciae latae wird durch de n N. glutaealis branosu s gehört nicht dazu , wird aber manchmal al s Pes anse-
superlor (L4-51) innerviert. rinus profundus bezeichet.
.,.. Der M. glutaeus maximusunte rstützt u. a. di e Adduktion des
.. M. quadriceps femoris. Der M. quadriceps femoris besteht
Bein es.
.,.. Di e Funktion des M. glutaeus medius ist di e Abduktion des aus vi e r Anteilen: M. rectus femori s, M. vastus medialis, M. vas-
Bein es ge ge n das Be cke n. tu s inte rm e dius und M. vastus laterali s.
.. Di e vord e re n Fase rn des M. glutaeus medius bewirke n ein e All e vi er Köpfe setzen in eine r gemeinsamen Sehne an der
Innen rot ati on und Be ugung . Tuberositas tibiae an. Innerhalb der Se hne des M. quadricep s
.. Zusa mm en mi t de m M. glutaeus minimus (gl e iche Funktion) femori s befindet sich die Patella. d as g rößte Sesambein des
verhind ert de r M. glutaeus medius (auf de r Standbeinseite me nsc hlich e n Körp e rs.
ko ntra hi e rt!) ein Ab sinkend es Bec kens zu r Seite des Spi elbe in s Die Ante il e d es M. qu adricep s fe mori s unterscheiden sich im
beim Ge hen. Ursprun g und in d e r Funktion voneinande r :
.. M. glutaeus medius und minimuswe rd en du rch de n N. • M. rectus femoris: e ntsprin g t vo n de r Sp ina il ia ca Enterior
glutaeus superior innerv iert . in fe ri o r und vom obe ren Ante il d es Ace tabu Ium s. Er ist e in
zw eige le nkige r Mu skel: er beugt im Hüftgelenk und streckt
im Kniegelenk.
54 4 Untere Extremität

Oberschen-
Abb. 4 .10
kelmuskulatur rechts.
a Tiefe Muskulatur von
M. glutaeus dorsal; b Mu skulatur von
ventral.
M. psoas major

M. glutaeu s ma,xinlus- - --/lr6-.


(durchtrennt)

M. biceps femori s. M. adducto r longus


Caput longum - - - - - "
'III!Jf-- - - - - M. sartorius
M. biceps femoris,.- - ----li8!H M. r ectu s ----'~?-W-1+':-\
Caput breve \11/!11/B-- -- M. ad ductor magnus
femoris
M. semitendiin OSLis- - - -m illl 111\\\\\\V /Iil-- - - - -- M. gracili s

M. vast u s -----+~
lateralis

M. quadriceps femori s
~ M. articularis genus. Der M. articularis genus ist eine kleine
M. vastus M. vastus M. rectus M. vastus Abspaltung des M. vastus intermedius. Sein Ursprung befindet
medialis intermed ius femoris lateralis sich an der Vorderseite des distalen Femurs. von dort zieht er
Septum inter- zur KniegelenkkapseL Seine Aufgabe besteht darin. die Kniege-
musculare lenkkapsel beim Strecken zu spannen.
femoris mediale

Femur Adduktoren
M. sa rto riu s
Die Adduktoren des Oberschenkels lassen sich in drei Schichten
A. u. V. untertei len : die oberflächliche (M . pectineus, M. adductor lon-
femoralis gus und M. gracil is), die mittlere (M. adductor brevis) und die
tiefe Adduktorengr uppe (M. adductor magnus und M. adductor
M.adductor
brevis minimus).

M. adductor .. Innervation. Alle Adduktoren werden durch den N. obtura-


longu s Septum
intermu scu-
torius (L2-L4) innerviert. Es gibt nur zwei Ausnahmen: Der M.
M. gracili s lare femoris pectineus erhä lt zusätzlich noch einen kleinen Ast des N. femo-
laterale ralis (L1 - L4), der M. adductor magnus bekommt zusätzlich we-
M. adductor M. biceps femori s, nige direkte Äste des Tibialisanteils des N. ischiadicus (L4-S 3).
magnus Caput breve
~ Oberflächliche Adduktoren.
M.semi- M.semi- M. biceps femoris,
memb ra nosus tendinosus Caput longum • Der M. pectineus entspringt am Pecten ossis pubis und zie ht
zur Linea pec tinea des Femurs. Die Funktion des M. pecti-
Abb. 4.11 Querschnitt durch die Mitte des rechten Oberschenkels.
neus ist die Adduktion, zusätzlic h kann er den Oberschenkel
Ansicht von proximal.
außenrotieren und beugen.
• Der M. adductor longus hat seinen Ursprung am Ramus su-
• M. vastus medialis: Ursprun g am Labium mediale der Linea perior des Os pubis und zieht z um Labium med iale der Linea
aspera femoris . Er streckt im Kniegelenk. aspera am Femur. Der M. adductor longus addu ziert und hat
• M. vastus intermedius: entspringt breitflächig von der Vor- e ine beugende Wirl<Ung im Hüftgelenk.
derseite des Femurs, er streckt ebenfalls im Kniegelenk. • Der M. gracilis entspringt vom Ramus inferio r des Os pubi s
• M. vastus lateralis: entspringt vom Labium latera le der Li- und der Symphyse und setzt über den Pes anserinus (zu-
nea aspera und zusätzlich vom Trochanter major. Er nimmt sa mmen mit dem M. sartorius und M. se mitendinosus) am
den größten Anteil de s M. quadriceps femoris ein und medialen Tibiarand unterhalb des Tibiakopfes an . Der M.
streckt im Kniegelenk. g racilis zieht üb e r das Hüft- und Kniegele nk hinweg und ist
somit der ei n zige zweigelenkige Muskel der gesamten Ad -
4.3 Muskulatur 55

duktorengruppe. Der M. gracilis bewirkt im Hüftgelenk eine mit dem M. gracilis und M. sartorius über den Pes anserinus am
Beugung und Adduktion, im Kniegelenk ist er an Beugung medialen Tibiarand unterhalb des Tibiakopfes an.
und Innenrotation mitbeteiligt Der M. semitendinosus ist somit zweigelenkig, im Hüftge-
lenk streckt und adduziert er, im Kniegelenk beugt er. Bei schon
~ Mittlere Adduktoren. Der M. adductor brevis hat seinen Ur- gebeugtem Knie rotiert er nach innen.
sprung am Ramus inferior des Os pubis und setzt am Labium Die Innervation erfolgt durch den N. tibialis (L4-S3) bzw.
mediale der Linea aspera an. Seine Funktion ist die Adduktion durch direkte Äste des N. ischiadicus.
und - geringgradig - die Außenrotation. Weiterhin gilt er als
schwacher Beuger im Hüftgelenie ~ M. semimembranosus. Der M. semimembranosus ist lang
und flachgestreckt Er liegt unter dem M. semitendinosus und
~ TiefeAdduktoren. M. adductor magnus: Er entspringt am Tu- bildet für ihn eine Art Gleitlager. Ursprung des Muskels ist das
ber ischiadicum und vom Ramus ossis ischii, sein Ansatz ist das Tuber ischiadicum, Ansatz der Condylus medialis der Tibia und
Labium mediale der Linea aspera. Ein erheblicher Teil des Mus- das Lig. popliteum obliquum. Er ist an der Bildung der Fossa
kels zieht zum Epicondylus medialis femoris. Der M. adductor poplitea beteiligt. Der Muskel ist somit zweigelenkig, im Hüft-
magnus gilt als stärkster Adduktor, außerdem streckt er das gelenk streckt und adduziert er, im Kniegelenk beugt er. Bei
Hüftgelenk. Die proximalen Muskelfasern können zudem nach schon gebeugtem Knie rotiert er nach innen . Die Innervation
außen rotieren, die distalen können nach innen rotieren. erfolgt über den N. tibialis (LS-52) bzw. direkt durch Äste des
• M. adductor minimus: Er gilt als Abspaltung des M. ad- N. ischiadicus.
ductor magnus und hat den gleichen Ursprung und Ansatz.
Seine Funktion sind Adduktion und Außenrotation im Ober- FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
schenkel. ~Alle Adduktoren werden durch denN. obturatorius innerviert
mit zwei Ausnahmen: Der M. pectineus erhält zusätzlich noch
Flexoren einen kleinen Ast des N. femoralis, der M. adductor magnus
bekommt zusätzlich wenige direkte Äste des Tibialisanteils
i LERNTIPP !
des N. ischiadicus.
Die Ausnahmen bei Innervation und Funktion sind besonders
~ Die Funktion des M. pectineus ist die Adduktion. zusätzlich
prüfungsrelevant; z. B. wurde schon gefragt, warum bei einer
kann er den Oberschenkel außenrotieren und beugen.
Schädigung des N. tibialis trotzdem das Knie gebeugt werden
~ Der M. gracilis bewirkt im Hüftgelenk eine Beugung und
kann. Hier sollte man wissen, dass zwar die meisten Beuger im
Adduktion, im Kniegelenk ist er an Beugung und Innenrota-
Kniegelenk vom N. tibia lis innerviert werden, aber nicht das
tion mitbeteiligt.
Caput brevedes M. biceps: Das wird vom N. fibularis commu-
~ Der M. adductor magnus gilt als stärkster Adduktor, außer-
nis innerviert.
dem streckt er das Hüftgelenk. Die proximalen Muskelfasern
können zudem nach außen rotieren, die distalen können nach
Die Flexoren des Oberschenkels werden auch als ischiakrurale innen rotieren .
Muskulatur bezeichnet. Dies hängt mit ihrem Verlauf zusam- ~ Die Flexoren des Oberschenkels werden auch als ischiakrurale
men: Mit Ausnahme des Caput brevedes M. biceps femoris ent- Muskulatur bezeichnet.
springen sie alle vom Tuber ischiadicum und setzen an den Ossa ~ Mit Ausnahme des Caput brevedes M. biceps femoris
cruris (Unterschenkelknochen) an. Alle Muskeln der ischiakru- entspringen alle Flexoren des Oberschenkels vom Tuber ischia-
ralen Muskulatur werden durch Äste des N. ischiadicus (L4-S3) dicum und setzen an den Ossa cruris an.
innerviert. ~ Das Caput brevedes M. biceps femoris erhält Fasern vom N.
fibularis communis und wirkt nur aufs Kniegelenk (einge-
~ M. biceps femoris. Der M. biceps femoris besteht aus zwei lenkiger Muskel).
Muskell<öpfen . Das Caput longum entspringt am Tuber ischia- ~ Der M. biceps femoris ist der einzige Außenrotator im Knie-
dicum, das Caput breve am Labium laterale der Linea aspera fe- gelenk.
moris. Beide Muskelköpfe haben ihren Ansatz am Caput fibulae. ~ Der M. semitendinosus ist zweigelenkig: Im Hüftgelenk
Der Muskelkopf des Caput longum ist zweigelenkig und streckt und adduziert er, im Kniegelenk beugt er.
zieht über das Hüft- und I<niegelenl<. Im Hüftgelenk bewirkt ~ Der M. semimembranosus:
er eine Streckung und Außenrotation. im Kniegelenk die Beu- - hat als Ansatz den Condylus medialis der Tibia und das Lig.
gung und Außenrotation . Das Caput longum wird durch den popliteum obliquum.
N. tibialis (L4-53) bzw. direkte Äste des N. ischiadicus (L4 - S3) - ist an der Bildung der Fossa poplitea beteiligt.
versorgt. - ist zweigelenkig.
Das Caput brevedes M. biceps femoris is t hingegen nur ein- - rotiert bei gebeugtem Knie nach innen .
gelenkig (L4- S3) und bewirkt im Kniegelenk die Beugung und -wird durch den N. tibialis (LS-52) bzw. direkt durch Äste de s
Außenrotation. Der M. biceps femoris ist der einzige Außen- N. ischiadicus innerviert.
rotator im I<nieglenk. Das Caput breveerhält Fasern vom N. fi-
bularis communis (syn. N. peroneus communis) (L4 - 52) bzw.
direkte Äste des N. ischiadicus.

~ M. semitendinosus. Der M. semitendinosus erhielt seinen


4.3.3 Unterschenkelmuskulatur
Namen durch seine lan ge Sehne (te ndere, lat. anspannen ). Er hat Die drei Muskel g ruppen de s Unterschenkels liegen in ei gen e n
seinen Ursprung am Tuber ischiadicum und setz t zus a mmen Muskellogen und s ind daher gut voneinander ab zugren ze n.
56 4 Untere Extremität

Man unterscheidet Extensoren (ventral), Flexoren (dorsal) und webes (kraftvolles Heben der Großzehe unmöglich) bzw. der
die Peronaeusgruppe (lateral) (Abb. 4.12). Nerven (N. fibularis profundus). Das l<ompartmentsyndrom
stellt einen Notfall dar: Die Therapie der Wahl besteht in der
LERNTIPP ! Fasz ienspaltung zur vorübergehenden Druckentlastung.
Das IM PP fragt regelmäßig nach dem Kompartmentsyndrom .
Es loh nt sich , die Muskeln ihren Logen zuordnen zu können und Extensoren (s. Abb. 4.12)
die Inn ervation und Blutversorgung der Kompartimente zu ken- Alle Extensoren des Unterschenkels werden durch den N. fibu-
nen , besonders bei der Extensorenloge. laris (peronaeus) profundus des N. ischadicus innerviert und
von A. und V. tibialis anterior versorgt.
Die gesamte Unte rschenkelmusk ulatu r wird durch die Fascia
cruris umhüllt (Abb. 4.13). Am latera len Unterschenkel werden .,. M. tibialis anterior. Er entspingt am Condylus laterali s der Ti-
die Muskeln durch zwei Septen unterteilt. die von der Fascia bia. der Membrana interossea und der Fascia cruris. Er zieht zur
cruris zur Vorderkante bzw. Hinterkante der Fibula ziehen: Sep- Basis des Os metatarsale I und zum Os cu neiforme mediale.
tum intermusculare cruris anterius und Septum intermuscula- Der in der Regel recht stark ausgeprägte M. tibialis anterior
re cruris posterius. Zusammen mit der Membrana interossea bewirkt im oberen Sprunggelenk eine Dorsalextension. Wei-
entstehen so drei Muskellogen : terhin ist er an der Supination im unteren Sprunggelenk mit-
• Peronaeusloge mit N. fibularis superficia lis, beteiligt. Beim Stand auf einem Bein verhindert er das Abkip-
• Extensorenloge mit A. tibialis anterior, Vv. tibiales anterio- pen des Körpers nach hinten. Die Sehne des M. tibialis anterior
res und N. fibularis profundus, bildet zusammen mit der Sehne des M. fibularis (peronaeus)
• Flexorenloge (oberfläch liche und tiefe Flexoren. getren nt longus den sog. Steigbügel.
durch die Fascia cruris profunda) mit A. tibialis posterior, Vv.
tibiales posteriores. A. fibularis. Vv. fibularesund N. tibialis. .,. M. extensor hallucislongus. Er entspringt vom lateralen Rand
Kompartmentsyndrom: Dies beschreibt ödematöse Schwel- der Fibula. der Membrana interossea und der Fascia cruris. Er
lungen oder Hämatombildung in einer Faszienloge als Folge von inseriert am knöchernen Endglied des Hallux.
schwerster Beanspruchung (Marathonlauf) oder Traumata. Be- Die Funktion wird durch den Namen klar : Er streckt die
sonders häufig ist der vordere Unte rschenkel betroffen: Tibialis- Großzehe im Grund- und Endgelenk. weiterhin bewirkt er die
anterior-Syndrom. Durch die engen Faszienverhältnisse kommt Dorsalextension im oberen Sprunggelenk.
es zum Druckanstieg und Verminderung der Muskeldurchblu- Der M. extensor hallucis longus ist ein wichtiger Kenn-
tung (A. tibialis anterior). Dies führt neben einer ausgeprägten muskel zu dem Spinalnerv LS. Bei einer Läsion von LS kann die
Schmerzsymptomatik zu nekrotischen Schäden des Muskelge- Großzehe nicht mehr kraftvoll angehoben werden.

M.semi- Abb. 4.12 Unterschen-


membranosus kelmuskulatur rechts. a
M. biceps
J Von dorsa l, oberflächliche
~""'
femoris
M. gastro- ediale I M. plantaris Schicht; b von dorsa l, tiefe
cnemrus aput ', Caput Caput Schicht; c von ventral.
mediale laterale
terale \ · M. gastrocnemius
M. plantaris , cnemius
M. popliteus
M. peronaeus Caput mediale
Arcus M. gastro-
longu cnemius
tendineus
musculi solei 1-\-\11--M~-- M. tibialis
anterior
M. soleus
M. ~'\\t\11.1----Tibia

M.

M. gastro- mediale M.
cnemius
U''"'
apu t
terale

M. extensor
haiiLrcis longus

M. extensor
digitorurn
J3?1IT<:t-- - longus

M . peronaeus
,/r:::;;tffl-1 -- Tendo tertius
calcaneus
M . peronaeus
brevis
extensor
digitorurn brevis
M. peronaeus longus M. extensor
digitorum longus
a b c
4.3 Muskulatur 57

M.extensor digitorum longu} Abb. 4.13 Querschnitt


Membrana interossea- - - ----.. durch die Mitte des
_ . - - - - - - - M. tibialis anterior Extensoren linken Unterschenkels.
N. fibularis superficialis ----..._ M. extensor hall uc is longus Ansicht von proximal.
Septum intermusculare cruris anterius :!+r-W *-- - ' - ; - - - - - - - - - Tibia

Peronäus- M. peronaeus brevis--H~~~~~~~~~::A~~i§:'\--'Vasa tibialia anteriora


~
und
gruppe M. peronaeus longus N. fibu laris profu ndus

Fibula M. flexor digitorum}


Septum longus
intermusc ulare cruris posterius ·
M. tibia lis posterior tiefe Flexo ren
Vasa fibul aria e ----~~
Vasa tibialia M. flexor hallucis longus
posteriora und N. tibialis
Fascia cruris profunda- - - - _ , /

Fascia cru ris superficialis------__,.,

,.. M. extensor digitorum longus. Der M. extensor digitorum ,.. M. peronaeus brevis. Der M. peronaeus brevis befindet sich
longus entspringt von der Vorderkante der Fibula, dem Condy- unmittelbar unter dem M. peronaeus longus. Er entspringt vo n
lus latera li s derTibia, von der Membrana interossea und der Fa- der unteren Hälfte der Fibulavorderseite, dem Septum intermu-
scia cruris. Er inseriert in der Dorsalaponeurose der 2.-5. Zehe. scu lare cruris anterius und Septum intermusculare cruris pos-
Auch bei diesem Muskel wird die Funktion schon im Namen terius. Seine Endsehne verläuft mit dem M. peronaeus longus
deutlich: Er streckt die 2.-5. Zehe, zudem bewirkt er die Dor- und setzt plantar an der Tuberositas des Os metatarsale V an.
salextension des rußes. Außerdem ist er an der Pronation be- Der M. peronaeus brevis proniert den Fuß und ist an der
teiligt. Plantarflexion beteiligt.

,.. M. peronaeus tertius. Der M. peronaeus tertius ist eine Ab-


ILERNTIPP !
spaltung des M. extensor digitorum longus und wird. wenn er Es wurde sc hon die Frage gestellt, welche Sehne in Neutrai-
überhaupt vorhanden ist, meist nur in Form einer zusätzlichen 0-Stellung (anatomische Normalposition) lateral der Achse des
Sehne sichtbar. Er hat denselben Ursprung wie der M. extensor unteren Sprunggelenks verläuft.
digitorum longus und setzt am Os metatarsale V an. Hier hilft es, sich die Funktion der einze lnen Muskeln gut einzu-
prägen, denn von den angebotenen Muskeln sind M. flexor hal-
lucis longus, M. flexor digitorum longus, M. tib ialis posteriorund
Verwechseln Sie die Sehne des M. peronaeus tertius am Präparat M. triceps surae Supinatoren , müssen also medial verlaufen ,
nicht mit dem N. fibularis profundus! der Extensor hallucis longus ist also im Ausschlussverfahren die
richtige Antwort, er verläuft knapp lateral und unterstützt je
nach Ausgangslage Pronation oder Supination.
Peronaeusgruppe (s. Abb. 4.12)
Die Muskeln der Peronaeusgruppe werden durch den N. fibula- Flexoren
ris superficialis (syn. N. peronaeus superficialis) innerviert. Die Die Flexoren des Unterschenkels kann man in oberflächliche
Blutversorgung erfolgt über A. und V. fibularus (= peronaea). und tiefe Flexoren unterteilen:
• oberflächliche Flexoren: M. triceps surae (M. gastrocnemius,
,.. M . peronaeus longus. Der M. peronaeus longus entspringt M. soleus) und M. plantaris
am Caput fibulae, der lateralen Fibulavorderfläche, der Fasc ia • tiefe Flexoren: M. flexor digitorum longus, M. flexor hallucis
cruris sowie am Septum intermusculare cruris anterius und longus, M. tibialis posterior, M. popliteus.
Septum intermusculare cruris posterius. Sie werden alle durch denN. tibialis (L4-S3) innerviert und von
Besonders zu beachten ist der Verlauf der langen Muskel- A. und V. tibialis posterior versorgt.
sehne: Diese entsteht schon im mittl eren Drittel des Unter-
schenkels, verläuft hinrer dem Mallealus lateralis unter dem ~ M. triceps surae. Der M. triceps surae gilt im Volksmund als
Retinaculum musculorum peroneum superius, dem Retinacu- .,die Wade", er besteht aus dem zweiköpfigen M. gastrocnemius
lummusculorum peroneum inferiu s und ge langt in einer Rinne und dem darunterliegenden M. soleus, die gemeinsam mit der
des Os cuboideum unter den Fuß. Dort verläuft sie quer unter Achillessehne (Tendo calcaneus) am Tuber calcanei ansetzen.
dem Fuß und trägt somit - zusammen mit dem M. tibialis pos- Beide Muskeln zusammen sind der stärkste Supinator im un-
terior - zur Verspannung der Fußquerwölbung bei. Die Sehne teren Sprunggelenk. Der M. triceps surae ist der Kennmuskel
setzt an der plantaren Fläche des Os metatarsale I und am Os von 51 und wird vom N. tibialis innerviert. Eine Schädi gung auf
cuneiforme mediale an. Höhe von Sl führt zum Ausfall des Zehenstandes und des Achil -
Durch seinen charakteristischen Verlauf erklärt sich auch lessehnenreflexes.
die Funktion des Muskels: Er proniert den Fuß, außerdem ist er • Der M. gastrocnemius besteht aus zwe i Muskel köpfen, die
an der Plantarflexion beteiligt. in charakteristischer Form am Condylu s mediali s femori s
(Caput mediale) bzw. am Condy lu s lateralis femoris (Caput
laterale) entspringe n. sich in ihrem Verl aufverein ige n und
58 4 Untere Extremität

am Tuber calcanei ansetzen. Der M. gastrocnemius ist ein


zweigelenkiger Muskel, der über das Knie- und das Sprung- Os naviculare
gelenk hinwegzieht. Im Kniegelenk beugt er, im oberen
· .~;Jf--1---- M a ll e olu s medialis
Sprunggelenk bedingt er eine Plantarflexion. Im unteren
berculum mediale
Sprunggelenk supiniert er.
"--- + - -sustentacul um tali
• Der M. soleus wird g rößtenteils vom M. gastrocnemius be-
deckt. Er entspringt an der Linea solei der Tibia , am Caput
fibulae und am Arcus tendineus solei (Sehnenarkade zwi-
schen Fibula und Tibia). Der M. so Ieus ist ein kräftiger Plan- naviculare
plantare
tarflexor im oberen Sprunggelenk und ein starker Supinator (Pfannenband)
im unteren Sprunggelenk.
Abb. 4.14 Verspannung des Fußlängsgewölbes und Chiasma plan-
APROPOS tare.
Ruptur der Achillessehne: Ein er Ruptur der Achill esse hne li egen meist de·
generative Vorschäden der Sehn e zugrunde. Sie tri tt oft mals spontan unter
maximaler Bea nspru chung des M. triceps surae auf (z. B. Sprin t) . Di e Ruptur longus durch den Sulcus malleolaris und setzt an der Tubero-
ist au fgrundder Se hn enst ärke bi sweil en als gut vern ehmbarer Knall zu sitas des Os naviculare sowie am Os cuneiforme intermedium
hören . Bei der Untersuchung fällt auf. dass der Pati ent nicht auf den Ze hen-
und laterale und den Ossa metatarsi II-IV an .
spitze n st ehen kann, außerd em ist der Achill essehn enrefi ex nicht auslösbar.
Der M. tibialis posterior hat eine schwache Funktion bei der
.,.. M. plantaris. Der M. plantaris ist ein kleiner Muskel mit einer Plantarflexion und gilt als Supinator. Zudem trägt er zur Ver-
charakteristisch langen Endsehne (im Präparat nicht mit einem spannung der Längswölbung bei.
Nerv verwechseln ), die typischerweise zwischen M. gastrocne-
mius und M. so Ieus verläuft. Er hat seinen Ursprung am Condy- ~ M. flexor halluds longus. Der M. flexor hallucis longus ent-
lus lateralis und zieht zum medialen Drittel des Tuber calcanei. springt von der Fibula und der Membrana interossea cruris und
Er ist somit auch ein zweigelenkiger Muskel. Im Kniegelenk inseriert an der Endphalanx des Hallux.
beugt der Muskel, außerdem ist er an der Innenrotation des Un - Er verspannt die Längswölbung des Fußes, außerdem beugt
terschenkels beteiligt. Im obere n Sprunggelenk bewirkt er die er die Großzehe. Wie der M. flexor digitorum longus ist auch
Plantarflexion, im unteren Sprunggelenk die Supination. der M. flexor hallucis longus an der Plantarflexion und Supina-
tion beteiligt.
.,.. M. flexor digitorum longus. Der M. flexor digitorum longus
hat seinen Ursprung an der dorsalen Tibiafläche und mit einem .,.. M. popliteus. Der M. popliteus entspringt vom Condylus la-
Sehnenbogen auch vom distalen Bereich der Fibula und setzt teralis femoris und inseriert an der dorsalen Fläche der Tibia.
an den Endphalangen der 2.- 5. Zehe an. Durch ihn werden die Er stellt innerhalb der Flexorengruppe des Unterschenkels
2.-S. Zehe gebeugt, weiterhin ist er an der Plantarflexion im insofern eine Au snahme dar, dass er als einziger Muskel nicht
oberen Sprunggelenk und der Supination im unteren Sprung- über eines der beiden oder beide Sprunggelenke zieht. Er hat
gelenk beteiligt. Die Längswölbung des Fußes wird durch die als eingelenkiger Muskellediglich eine beugende Funktion im
Endsehnen des Muskels ebenfalls unterstützt. Kniegelenk . Bei gebeugtem Knie wirkt er als lnnenrotator, zu-
dem spannt er die Gelenkkapsel des Kniegelenks.
I LERNTIPP !
Zu beachten ist der Verlauf der Sehne: Sie verl äuft dorsal der .,.. Klumpfuß. Der Klumpfuß beruht auf einer Störung des Mus-
Sehne des M. t ibialis posterior (s. u.) durch den Sulcus malleolaris kelgleichgewichts; er tritt häufiger bei jungen auf. Er zeigt ver-
und gelangt somit hinter dem Mallealus medialis an die Fußun- schiedene Komponenten:
terseite. Erst dort teilt sich die Sehne in vier Untersehnen auf. • Spitzfuß (bei fixierter Plantarflexion)
Diese durchbrechen mittels einer Sehnenspalte die Endsehnen • Hohlfuß (bei erhöhtem Längsgewölbe)
des M. flexor digitorum brevis. Damit ist der M. flexor digito- • Vorfußadduktion
rum longus der "M. perforans" (der durchbrechende Muskel) • Supinationsfuß. Fersen stehen nach innen (Varusstellung):
und der M. flexor digitorum brevis der "M. perforatus" (der Patienten gehen auf der äußeren Fußkante.
durchbrochene Muskel) ( vgl. S. 30).
4.3.4 Fußmuskulatur
Im Bereich des Unterschenkels, noch kranial des Verlaufs durch
den Sulcu s malleolari s, überkreuzt die Sehne des M. flexor di-
g itorum longus die Sehne des M. tibiali s posterior (Chiasma
~ LERNTIPP !
crurale). Die Fußmuskulatur wurde in den letzten Jahre n nur einmal
An der Fußunterseite unter dem Os naviculare überkreu zt gefragt: Welche Strukturen sind besonders gefährd et, wenn
di e Sehne des M. flexor digitorum longus die Sehne des M. fle- jemand eine Schnittverletzung an der Fußsohl e erleidet (z. B.
xor hallucis Iongus (Chiasma plantare) (Abb. 4 .14). durch eine n Tritt in eine Scherbe)?
An den vier Endsehnen des M. fl exor di gitorum lon g us ent- We r optimal auf Fragen zur Fußsohle vorbereitet sein will ,
springen jeweils medial der entspreche nden Sehnen die Mm. schaue sich im Anatomiea tla s di e entsprechenden Abbildungen
lumbricales (s. S. 60). sowie hier die Abb. 4.18 (5. 65) an.

... M. tibialis posterior. Der M. tibialis posterior entspringt an Die Muskeln des Fußes lassen s ich in die dorsal gelegenen Ex-
der Membrana interossea und an der dorsal e n Seite von Tibia tensoren ( Fußrücken) und di e ventra I gelegenen Flexoren
und Fibula . Er zieht ventral der Sehn e n de s M. fl exor di gitorum (Fußsohle) unterteil en. Die Mus keln de r Fußso hl e sind von der
4.3 Muskulatur 59

Plantaraponeurose (Aponeurosis plantaris) bedeckt. Wegen der


~ Der M. triceps surae ist der Kennmuskel von 51 und wird
geringen Prüfungsrelevanz sind diese Muskeln hier nur als Ta-
vom N. tibialis innerviert.
belle aufgeführt.
~ Eine Schädigung auf Höhe von Sl führt zum Ausfal l des Zehen-
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN standes und des Achillessehnenreflexes .
~ An der Fußunterseite un ter dem Os naviculare überkreuzt
~ Die Extensorenloge enthält A. tibialis anterior und N. fibula-
die Sehne des M. flexor digitorum longus die Sehne des M .
ris (peronaeus) profundus.
flexor hallucis longus (Chiasma plantare).
~ Kompartmentsyndrom: ödematöse Schwellungen oder
~ Der M. tibialis posterior hat eine schwache Funktion bei der
Hämatombildung in einer Faszienloge als Folge von schwerster
Plantarflexion und gilt als Supinator.
Beanspruchung (Marathonlauf) oder Traumata . Durch die
~ Wie der M. flexor digitorum longus ist auch der M. flexor
engen Faszienverhältnisse kommt es zu Druckanstieg und
hallucis longus an der Plantarflexion und Supination beteiligt.
Verminderung der Muskeldurchblutung (A. tibialis anterior).
~ Die Muskeln der Fußsohle sind von der Aponeurosis plantae
~Alle Extensoren des Unterschenkels werden vom N. fibularis
bedeckt.
profundus innerviert.
~ Der M. flexor digitorum brevis entspringt am Tuber calcanei
~ Der M. extensor hallucis longus ist ein wichtiger Kennmuskel
und der Aponeurosis plantaris und setzt am Mittelphalanx
zu dem Spinalnerven l5 , d. h., eine Läsion von LS führt dazu, dass
der Zehen II-V an.
die Großzehe nicht mehr kraftvoll angehoben werden kann.
~ Der M. quadratus plantae zie ht vom Calcaneus zur Sehne des
~ Die Muskeln der Peronaeusgruppe werden durch denN. fibu-
M. flexor digitorum longus .
laris superficiaUs (syn. N. peronaeus superficialis) innerviert.
~ Der M. triceps surae besteht aus dem zwei köpfigen M. gast- Klumpfuß:
rocnemius und dem darunterliegenden M_ so leus. die gemein- ~ Spitzfuß (bei fixierter Plantarflexion)
sam mit der Ach illesseh ne (Tendo calcaneus) am Tuber calca- ~ Hohl fuß (bei erhöhtem Längsgewölbe)
nei ansetzen. ~ Vorfußadduktion
~ Der M. triceps surae ist der stärkste Supinator im unteren ~ Supinationsfuß (Varusstellung): Patienten gehen auf der
Sprunggelenk. äußeren Fußkante.

Tab. 4.4 Extensoren der Fußmuskulatur

Muskel Ursprung Ansatz Innervation Funktion/Besonder-


heiten/Klinik

M. extensor hallucis Dorsalseite des Calcaneus Grundphalanx der Groß- N. fibularis profundus Streckung der Großzehe
brevis ze he im Grundgelenk
-----
M. extensor digitorum Dorsalseite des Calcaneus Dorsalaponeurose der N. fibularis profundus Streckung der Zehen im
brevis 2.-4. Zehe Grundgelenk

Tab. 4.5 Muskeln des Großzehenballens

Muskel Ursprung Ansatz Innervation Funktion/Besonder-


heiten/Klinik

M. abductor hallucis Tuber calcanei, Aponeuro- Grundphalanx der Groß- N. plantaris medialis Abduktion und Flexion der
sis plantaris zehe Großzehe im Grundgelenk
Aufrechterhaltung der
Fußlängswölbung

M. flexor hallucis brevis Ossa cuneifo rmia; benach- Caput mediale: Grundpha- Caput mediale: N. planta- Flexion der Großzehe im
barte Sehnen und Bänder lan x der Großzehe (mit ris medialis Grundgelenk
medialem Sesambein) Aufrechterhaltung der
Fußlängswölbung

M . adductor hallucis Caput latera le: Grundpha- Caput latera le: N. plantaris
lanx der Großzehe (mit lateralis
lateralem Sesambein)
- - - - - - - -- - - - - -- -- -
Caput transversum Gelenkkapsel des 3.-5. Grundphalanx der Groß- N. plantaris lateralis Adduktion der Großzehe
Zehengrundgelenks zehe im Grundgelenk
Aufrechte rhaltung der
Fußquerwölbung
Caput obliquum Os cuboideum, Os cunei - Adduktion der Großzehe
forme laterale, Ossa im Grundgelenk
metatarsi 11 - IV
60 4 Untere Extremität

Tab. 4.6 Mittlere Muskelgruppe

Muskel Ursprung Ansatz Innervation Funktion/Besonder-


heiten/Klinik

M. flexor digitorum brevis Tuber calcanei, Aponeuro- Mittelphalanx der Zehen N. plantaris medialis Flexion der Zehen II-V im
sis plantaris II-V Mittel- und Grundgelenk
Aufrechterhaltung der
Fußlängswölbung
M. quadratus plantae Calcaneus Sehne des M. flexor digito- N. plantaris lateralis unterstützt die Funktion
rum longus des M. flexor digitorum
longus
Mm. lumbricales Mediale Sehnenseite des Dorsalaponeurose der N. plantaris medialis (Mm. Flexion im Grundgelenk,
M. flexor digitorum longus Zehen II-V lumbricales I und II). Extension im Mittel- und
N. plantaris lateralis (Mm . Endgelenk
lumbricales 111 und IV)
Mm. interossei dorsales Ossa metatarsi Grundphalangen der N. plantaris lateralis Flexion im Grundgelenk,
(4) et plantares (3) Zehen II-V (Mm. interossei Extension im Mittel- und
dorsales) Endgelenk, Spreizung und
Grundphalangen der Zusammenführung der
Zehen 111-V (Mm . interos- Zehen
sei plantares) Die Mm. interossei dor-
sales bestehen aus zwei
Muskelköpfen!

Tab. 4.7 Muskeln des Kleinzehenballens

Muskel Ursprung Ansatz Innervation Funktion/Besonder-


heiten/Klinik

M. abductor digiti minimi Tuber calcanei, Apo neuro- Grundphalanx der 5. Zehe N. plantaris lateralis Abduktion und Flexion der
sis plantaris 5.Zehe
M. flexor digiti minimi Lig. plantare longum, Os Grundphalanx der 5. Zehe N. plantaris lateralis Flexion der 5. Zehe im
metatarsale V Grundgelenk
Aufrechterhaltung der
Fußläng swölbung
M. opponens digiti minimi Lig. plantare longum Os metatarsale V N. plantaris lateralis Adduktion der 5. Zehe,
leichte Flexion,
nicht immer angelegt

4.4 Nerven, Gefäße und Lymphknoten Der Plexus lumbalis beinhaltet die Rr. ventrales von Ll-L3
sowie einem ventralen Ast aus Th12 und dem oberen Anteil von
4.4.1 Überblick L4. Der Plexus lumbalis liegt anfangs zwischen dem ventralen
und dorsalen Anteil des M. psoas major. Der Rest des vierten
Lumbala stes und LS vereinigen sich zum Truncus lumbosacra-
:LERNTIPP !
lis, der sich mit Sl-53 zum Plexus sacralis vereinigt. Der Plexus
ln jedem Examen werden die Innervation und Blutversorgung
sacralis umfasst al so die Rr. ventrales des Llllteren Teils von L4
der unteren Extremität gefragt. Dabei kann man bestimmte
und LS bis 54 und befindet sich auf dem M . piriformis im klei-
Lieblingsnerven der Prüfer ausmachen. z. B. ist der N. glutaeus
nen Becken, bedeckt von der Fascia pelvis.
superiorviel häufiger Th ema als der N. glutaeus inferior. der N.
Aus beiden Plexus ge hen mehrere kurze direkte Äste ab. Sie
obturatorius wird häufiger als der N. pudendus gefragt.
haben keine Eigennamen, werden aber teilwei se als Rr. muscu-
lares zusammengefa sst. Aus dem Plexus lumbalis gehen sechs
Die Innervation der unteren Extremität erfolgt über Rr. ventra- Äste hervor, aus dem Plexus sacralis fünf(Tab. 4.8, Abb. 4.15).
les der lumbalen und sakralen Spinalnerven (Th12 - S4), die den
Plexus lumbosacralis bilden. Die arterielle Gefäßversorgung ~ LERNTIPP !
übernehmen hauptsächlich Äste der A. iliaca externa . Nur die Denken Sie daran . dass die Äste des Plexus lumbalis v.a. die
A. obturatoria stammt aus der A. iliaca interna. Muskeln und Hautarea le im proximal en. ventralen Abschnitt der
unteren Extremität versorgen. Der Plexus sacralis versorgt mit
se inen Nerven hingegen v. a. Muskeln und Hautpartien. die zum
4.4.2 Nerven
dorsa len und distalen Bereich der unteren Extremität zählen.
Die nervale Versorgung der unteren Extremität erfolgt über
zwei Plexus. den Plexus lumbalis und den Plexus sac rali s. Sie
werden auch als Plexus lumbosacralis zusa mmengefasst.
4.4 Nerven, Gefäße und Lymphknoten 61

Thl2 Tab. 4.8 Äste des Plexus lumbosacralis

L1 Plexus lumbalis Plexus sacralis


Plexus N. iliohypogastricus N. glutaeus superior
N. iliohypogastricus~ L2 lumbalis
N. ilioinguinalis N. glutaeus inferior
N. ilioingu in alis
L3 N. genitofemoralis N. cutaneus femoris posterior

L4 N. cu tane us femoris lat. N. ischiadi cus


Truncus
lumbosacralis N. femora lis N. pude ndu s
N. obturatorius L5 Plexus N. obturato riu s
N. glutaeus sup. sacralis
Rr. musculares Rr. mu sculares
(für M. quadratus lumborum, (für M. obturato riu s internus,
M. psoas majorund minor) Mm . gemelli, M. piriformis.
N. femoralis ----7=~
M. q uadrat us femoris)
.genrta iiS

b
N. gellltO-
femoraiiS Plexus lumbalis (Th12-L4)
. fe rn- -'r- --1:--t ,.. N. iliohypogastricus (Th12-L1): Er verläuft zunächst an der
ralls
N.pud endus Vorderfläche des M. quadra tus lumborum . an der dorsa len Seite
N. isc hi ad icus- ----''r---T- --;;1/- Tf
N. cutane u s -----+-+---'~ der Nierenoberfläche, anschließend zwischen M. transversus
femori s post. abdominis und M. obliquus internus abdominis. Äste:
Abb. 4.15 Plexus lumbosacralis von ventra l. • Rr. musculares zu den kaudalen Antei le n der Bauchmuskeln
• R. cutaneus latera li s versorgt sen sibel den laterale n Bereich
der Hüfte
~ LERNTIPP ! • R. cutaneus anter ior versorgt se n sibel den Bereich kranial
Kenntnis über di e Herk unft ei nze ln er Nerven aus de m Plexus des Li g. inguinale.
lumbalisoder sacra lis bring t Punkte.
Nützli che Merksätze sind: .,ln Indi en gib t's kein fri sches Obst " ,.. N. ilioinguinalis (Ll ): Er verläuft in der Bauchwand unterhalb
für den Plexus lumbalis und .,Gut geht 's kaum mit Ischias im und para llel zu m N. iliohypogastricus. Er ge langt. ohne durch
Para die s" für den Plexus sacralis. den Anulus inguinalis profundus zu ve rlaufen. durch den Leis-
Auch di e se nsibl e Innervation wird hä ufig abgefragt- siehe Abb. tenkanal zum Skrot um bzw. zu den große n Sc ham lippen. Er
4.16. versorgt ebenfalls motorisch die kauda len Anteile der Bauch-
muskeln und se nsibel den Mons pubis. die g roßen Scham lippen
bzw. die kranialen Skrotumanteile.

R. cutaneus latera lis Abb. 4.16 Hautinnerva-


des ~ .. / o\ R.cutaneu s lateralis tion Bein rechts.
N. iliohypogastricus--y.,;\ . . / ! \ ~

.\ !-',
a Von ventral .
Rr. clun1um super~o res ---T-
/: -·. - -R. femora~ is - \ -,- N. iliohypogastricus
. et medial es ( .--~'.. \ b von dorsa l.
I : '- N.genrto-
N. cuta neus f\ R. ge nita lis femora lis I \<( , __},J
femons laterai iS : ', . .,
: \; ..... '
: ',\ I I I
1 '.
Rr. cluniurn inferiores---..!.' -
\' \ - -
! .1
• " -- - N. cutaneus
\ \,_; R. genitalis des- - - - - \ ',
N. genitofemora lis l(~ f1
: i femo ra lis late ralis

\ - - - i - Rr. cu ta nei anteriores Rr. cutanei ant. ) !1


\ des N. femora lis des N. fernora lis <' - --IT
' ---- N. cutaneus
1::
\\ \', /)
:._,___ __ R. cutaneus des
R. cutaneus des
N. obturatorius ~\ ./
,1
1
fernoris posterior

\\ i N. obturatorius
t-.\
I '.~ __
i ,\
/ I
R. infrapatella ris
des N. saphen us fl·· j •
\
I \ I
_ lj _ _ _ _ N. cutaneus surae
I \ \ N. sa phenus ! 1 lateralis
( \ ---'.- - -- - N. sa phenus
N. cutaneus - - ---1-
surae latera lis \ '
. I'
N. cutaneus surae me d1a IS \
\;\!. II
1 i\

1 l , N. cu taneus
I ,.f\
- ·L -_ _ _ _
N. sura lis
dorsa lis
:\ 1 /,~, \
() ~".,-,- - rn edia lis N. fibularis Rr. ca lcanei mediales ---~'- \: f
N cutaneus __:..-- N. cutaneus superficialis
..\~ .
,, .\ \
d~rsa li s lateralis-----:r \1 dorsa lis
• .~ \ interm ed iu s . . I \ -'<- -N. plantaris lateralis
1
N. plantar1 s medra 1 s ---~ \ .I
Y'
?;(,;~) G:---- ---- N. fibularis
profundus
y
R. superficialis

Nn. dig ita les dorsales pedi s Nn. digitales planta res comrnunes
und Nn. digitales pl antares proprii
a b
62 4 Untere Extremität

.. N. genitofemoralis (Ll-L2): Er verläuft unmittelba r unterhalb ~ LERNTIPP !


des N. iliohypogastricus und des N. ili oinguinalis. Er durch- Der N. femoralis innerviert die wichti gste n Beuger im Hüftge·
bohrt den M. psoas und teilt sich dann in zwei Äste auf: lenk (distaler Anteil des M. iliopsoas) und den wichtigsten Stre-
• Der R. genitalis durchzieht den Leistenkanal, verläuft un- cker im Kniegelenk (M . quadriceps femoris).
mittelbar neben dem Samenstra ng bzw. dem Lig. teres ute-
ri und endet in den großen Schamlippen bzw. im Skrotum.
Dort versorgt er sensibel die Haut. Ein kleiner Seitenast Bei einer Schädigung des N. femoralis kann das Kniegelenk
zieht zum medialen Obersc henke l und versorgt dort ein nicht mehr aktiv gestreckt werden (Ausfall der Extensoren). Es
kleines HautareaL Motorisch versorgt der R. genitalis den kommt u.a. z u Schweißsekretionsstörungen im Versorgungsge-
M. cremaster. biet (Innenseite Oberschenkel, Knie, Unterschenkel ) die sich im
• Der R. femoralis gelangt unterhalb des Lig. inguinale zur Schweißtest nachweisen lassen.
ventralen Oberschenkelseite und versorg t dort, nach Durch-
tritt durch den Hiatu s sa phenus, sensibel ein kleines Haut- .. N. obturatorius (L2-L4): Er verläuft medial des M. psoas ma-
areal. jor abwärts zur Membrana obturatoria. Er zieht somit al s ein-
ziger Nerv des Plexus lumbalis nach medial, an die Innenseite
des kleinen Beckens. Durch den Canali s obturatorius erreicht er
Verwechslungsgefahr: Direkt daneben/sc hräg lateralliegt der de n medialen Obersc henkelbereich und teilt sich in zwei Äste:
N. femoralis. Doch der N. femoralis liegt in der Lacuna mus- • Der R. anterior zieht vor dem M. adductor brevis abwärts
culorum medial und der R. femoralis des N. genitofemoralis und innerviert den M. adductor long us. M. adductor brevis,
li egt außen in der Lacuna vasorum. Beide Nerven haben nichts den M. g racilis und den M. pectineus. Der M. pectineus
miteinander zu tun. bekommt z usä tzlich noch Nervenfasern vom N. femoralis .
Schließlich endet der R. anterior als R. cutaneus. der einen
kleinen Bezirk im mittleren Drittel des medialen Ober-
.. N. cutaneus femoris lateralis (L2 -L3): Dieser rein sensible schenkels sens ibel versorgt.
Nerv verläuft auf dem M. iliacus nach di sta l, gelangt weit lateral • Der R. posterior gelangt hinter dem M. adductor brevis nach
durch die Lacuna musculorum (s.S. 70)- unter dem Lig. ingu- kauda l zum M. adductor mag nu s und innerviert diesen.
inale. medial der Spina iliaca anterior superior - und versorgt Reizung des N. obturatorius: Bei einer Eierstockentzündung
sensibel den lateralen Part des proximalen Oberschenkels. kann aufgrund des Verlaufs durch das kle ine Becken der N. ob-
Der N. cutaneus femoris lateralis ist im klinischen Sprachge- turatorius ge reizt werden. Das führt u. a. zu Schmerzen am me-
brauch auch als "jeansnerv" bekannt. Besonders eng sitzende dialen Oberschenkel.
Hose n, wie z. B. Jeans. können beim Sitzen Falten parallel zum Bei einer Schädigung des N. obturatorius kommt es zur
Lig. ingu inale bilden. Diese drücken auf den oberflächlich lie - Adduktorenschwäche, da die gesa mte Mu skelgruppe ausfällt:
genden N. cutaneus femoris lateralis und können ein sog. Ingui- Die Adduktion ist nicht mehr möglich, Gehen und Stehen sind
naltunnel sy ndrom (syn. Meralgia paraesthetica) mit typischen beeinträchtigt. Typischerweise können die Betroffenen das eine
Sensibilitätsstörungen am lateralen proximalen Oberschenkel Bein nicht mehr über da s and ere sc hlagen. Die Sensibilität an
hervorrufen. Auch Gürtel können ähnliche Symptome verursa- der Innenseite des distalen Oberschenkels ist ges tört. Klini sch
chen. kommt es u. a. bei der seltenen He rnia obturatoria zu solchen
Ausfällen .
.. N. femoralis (Ll-L4): Er ist der längste und l<räftigste Nerv
d es Plexus lumbalis. Er gelangt am lateralen Rand des M. psoas FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
majornach kaudal und zieht in der Lacuna musculorum unter Plexus lumbalis:
dem Lig. ing uinale hindurch. dabei li eg t er in der Lacuna mus- .. Meralgia paraesthetica: Wenn besonders eng sit ze nd e Hosen
culorummedial (s.S. 70). Oberhalb des Li g. inguinale gibt er Rr. auf den oberflächlich lie ge nden N. cutaneus femoris lateralis
musculares an den M. iliopsoas ab. Kaudal des Leistenbandes drücken, kö nn en sie typische Sensibilitätsstörungen am
g ibt er einige Rr. cutanei anteriores ab, die den ve ntralen Haut- lateralen proximalen Oberschenkel hervo rrufen .
bereich des Oberschenkels se ns ibel innervieren . .. Im Adduktorenkanal setzt sich der N. femoralis nur noch in
Gemeinsam mit A. und V. femorali s zieht er d a nn nach distal For m se in es Endastes fort: N. saphenus.
z um AdduktorenkanaL Dabei gi bt er weitere Rr. musculares für .. Der N. saphenus innerviert se nsibel die mediale Seite de s
die Extensoren des Oberschen kels ab: M. quadriceps femoris Kniegelenks und des Unterschenkels bis zum Fußgelenk.
und M. sartorius. Weiterhin erhält der M. pectineus (gehört z ur .. Schweißsek reti onsstörung en an d er Innenseite von Ober-
Adduktoren gruppe) einen kleinen Ast des N. femoralis. schenkel, Knie und Unterschenkellasse n auf ein e Schädi-
Im Adduktorenkanal setzt s ich der N. femoralis nur noch in gung des N. femoralis sc hl ieße n.
Form seines Endastes fort: N. saphenus. Dieser zie ht gem e in - .. Der N. obturatorius zie ht medial des M. psoas majorabwärts
sam mit A. und V. femorali s in den AdduktorenkanaL Allerdings zur Membrana o bturatoria. Er zie ht som it als einz ig e r Nerv
verlässt der N. sa phenus den Adduktore nkanal früh ze itig: Er des Plexus lumbalis nach me di a l, an die Inn ense ite des kleinen
durchbohrt das Septum intermusculare vastoadductorium Beckens. Durch den Cana li s obturatoriu s e rre icht e r den med i-
nach ventral. ge langt an die Oberfläche des Oberschenkels und a len Obersc he nkelb ere ich.
verläuft über dem m edialen Kniegelenkspalt zum Untersc hen - .. Der N. obt urato ri us ve rsorgt sens ibel ei nen kl ein e n Bezirk im
kel. Er innerviert sensibel die mediale Seite des Kniegelenks mittleren Drittel des me dial en Obe rschenke ls.
und des Unterschenkels bi s zum Fußgelenie
4.4 Nerven, Gefäße und Lymphknoten 63

.. Bei einer Eierstockentzündung kann aufgrund des Verlaufs Abb. 4.17 Absinken der Hüfte bei Lähmung
des N. glutaeus superior.
durch das kleine Becken der N. obturatorius gereizt werden.
Das führt u. a. zu Schmerzen am medialen Oberschenkel.
.- Ist der N. obturatorius geschädigt, ist neben einer Addukto-
renschwäche auch die Sensibilität an der Innenseite des
distalen Oberschenkels gestört. Klinisch kommt es u.a . bei
der seltenen Hernia obturatoria zu solchen Ausfällen .
__ J

Plexus sacralis (L4-54)


Einige Rr. musculares ziehen zu den von ihnen innervierten
Muskeln: M. piriformis. Mm. gemelli, M. obturatorius internus
und M. quadratus femoris .

.. N. glutaeus superior (L4-Sl ): Er gelangt am Oberrand des M.


piriformis durch das Foramen suprapiriforme nach dorsal. Er
innerviert den M. glutaeus medius und den M. glutaeus mini-
mus. Zwischen den beiden Muskeln erreicht er lateral den M.
tensor fasciae latae, den er ebenfalls motorisch versorgt.
Bei einer Lähmung des N. glutaeus superior kommt es zu
einer Abduktionsschwäche in der Hüfte. Es zeigt sich ein ty-
pischer einseitiger Watschelgang, das Trendelenburg-Hinken,
und eine herabsinkende Hüfte beim Stehen auf einem Bein • Die Nn. perineales lassen sich in tiefe und oberflächliche
(Abb. 4.17). Außerdem innerviert der N. glutaeus superiorden Äste unterteilen. Die tiefen Äste sind an der Innervation des
M. tensor fasciae latae. Ein Ausfall dieses Nervs führt daher zur M. sphincter ani externus beteiligt, weiterhin versorgen sie
Außenrotation des Beines beim Gehen. den M. bulbospongiosus, den M . ischiocavernosus und den
M. transversus perinei superficialis. Die oberflächlichen
.. N. glutaeus inferior (LS-52): Er tritt durch das Foramen infra- Äste versorgen sensibel den hinteren Teil des Skrotums (Nn .
piriforme und zieht mit kurzen starken Ästen zum M. glutaeus scrotales posteriores) bzw. der Labia majora (Nn. labiales
maximus. posteriores).
Bei Schädigung des N. glutaeus inferior kann durch das be- • Endast ist der N. dorsalis penis bzw. N. dorsalis clitoridis. Er
troffene Bein keine kräftige Hüftextension mehr gewährleistet innerviert motorisch den M. transversus perinei profundus,
werden - typischerweise fällt das Treppensteige n schwer. den M. sphincter profundusund den M. sphincter urethrae.
N. cutaneus femoris posterior (Sl-53): Dieser rein sensible Nachdem er das Diaphragma urogenitale durchbrachen hat
Nerv zieht gemeinsam mit dem N. glutaeus inferior und dem (s.S. 87), gibt er einen Ast an das Corpus cavernosum penis
N. ischiadicus durch das Foramen infrapiriforme und gelangt, bzw. Corpus cavernosum clitoridis ab. Die letzten Ausläufer
unmittelbar unter dem M. glutaeus maximus liegend, an die ziehen als sensible Äste auf dem Penisrücken zur Glanspenis
Oberschenkelrückseite. Dort zieht er unter der Fascia lata nach bzw. auf die Clitoris.
kaudal und versorgt die Dorsalfläche des Oberschenkels sensi-
bel bis zur Kniekehle. Unterhalb des M. glutaeus maximusgibt ~ N. coccygeus: Er tritt zwischen Kreu zbein und Steißbein aus.
er ab: Sein ventraler Ast bildet auf der Vorderfläche des M. coccygeus
• Nn. clunium inferiores zur Gesäßhaut mit fasern der ventralen Äste von 54 und 55 den Plexus coccy-
• Rr. perineales für die Dammgegend. geus. Aus ihm gehen rein sensible Nn. anococcygei hervor.

.. N. ischiadicus (s. u.). FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN


.. Zum Plexus sacralis gehören ("Gut geht's kaum mit Ischias
.- N. pudendus (52-54): Er tritt zunächst nach laterodorsal aus im Paradies") N. glutaeus superior. N. glutaeus inferior, N.
dem Becken. Gemeinsam mit dem N. ischiadicus und dem N. cutaneus femoris posterior, N. ischiadicus und N. pud endus.
glutaeus inferior zieht er nach dorsal durch das Foramen infra- .. Der N. glutaeus superior {L4-Sl) gelangt am Oberrand des
piriforme, windet sich um die Spina ischiadica und verschwin- M. piriformis durch das Foramen suprapiriforme nach dorsa l.
det sogleich wieder durch das Foramen ischiadicum minus im Er innerviert den M. glutaeus medius und den M. glutaeus
Becken. Er gelangt dabei in die Fossa ischiorectali s und verläuft minimus.
an deren Seitenwand im Canalis pudendali s (Aicock-Kanal, eine .. Bei einer Lähmung des N. glutaeus superiorkommt es zu ein er
Duplikatur der Faszie des M. obturatorius internus) in Richtung Abduktionsschwäche in der Hüfte. Es zeig en sich ein typischer
Symphyse. Vom N. pudendus ge hen mehrere Äste ab: einseitigerWatschelgang, das Trendelenburg-Hinken, und eine
• Im Canalis pud endalis ziehen mehrere Nn. rectales inferi- herabsinkende Hüfte beim Stehen auf einem Bein. Außer-
ores nach medial, durchbrechen die mediale Begrenzung dem inn erviert der N. glutaeus sup eriord en M. tensor fasciae
des Canalis pudendali s und ziehen zum M. sphincter ani latae.
externus, den sie motori sch inne rvi eren. Weiterhin gela ngen .. Der N. pudendus zieht durch das Foramen ischiadicum
die Äste zu den unteren zwei Dritteln des Canalis analis und minus.
versorge n di esen sensibel, ebenso wi e die Hautarea le unmit-
telbar um den Anu s.
64 4 Untere Extremität

~ N. ischiadicus. innerviert motorisch den M. peronaeus longus und brevis.


Eine Schädigung führt zu einer Störung der Pronation des
,LERNTIPP ! Fußes. Seine sensi blen Anteile versorgen als N. cutaneus
Das kleine sensible Areal des N. fibularis profundus zwischen dorsalis medialis und des N. cutaneus dorsalis intermedius
erster und zwe iter Ze he ist besonders prüfungsrelevant (Ausfall den gesamten Fußrücken und die Zehenzwisc henräume
z. B. beim Tibialis-anterior-Kompartmentsyndrom). zwischen II und V. Sie sparen dabei lediglich den Zehenzwi-
schenraum zwischen erster und zweiter Zehe aus!
Der N. ischiadicus (L4-S3) ist der stärkste periphere Nerv des • Der N. fibularis profunduszieht na ch Durchtritt durch das
Menschen. Er besteht aus zwei Hauptnerven (N. tibialis und N. Septum intermusculare an der Unterschenkelvorderseite in
fibularis communis), die im proximalen Bereich durch eine Bin- der Extensorenloge, lateral des M. tibialis anterior (den er
degewebshülle vereint sind . innerviert) und begleitet von der A. tibialis anterior, nach
Eine intrag luteale Injektion (.,Spritze in den Po") so llte in den kaudal. Der N. fibularis profundus aus dem N. fibularis com-
M. gluteus medius hinter der Spina iliaca anterior superior munis versorgt motori sc h die Extensoren des Unterschen-
und nicht in den M. gluteus maximus erfogen. Eine Injektion in kels und des Fußes. Ein kle iner sensibler Endast versorgt den
den M. g luteus maximuskann zur Schädigung von N. ischiadi- vom N. fibularis superficialis ausgesparten Zehenzwischen-
cus oder N. gluteus superior (Trendelenburg-Hinken) führen! raum zwischen erster und zweiter Zehe (Abb. 4.16).
Auch bei Hüftop erationen kann der N. ischiadicus geschädigt Leitgefäß zum N. surali s ist die V. saphena parva (s. u.).
werden, was leicht anhand e in er verminderten Dorsalextension
APROPOS
des Sprunggelenks erkan nt werden kann (Extensoren des Un-
Steppergang. Eine Schädigung des N. fibularis profundusführt durch die
terschenkels, S. 57) Lähmung der Extensoren zum sog .• Steppergang". Das Bein wird bei jede m
Der N. ischiadicus verlässt das kleine Becken unter dem M. Schritt vermehrt angehoben, um ei n Schl eifen der Fußspitzea mBoden zu
piriformis durch das Foramen infrapiriforme und zieht unmit- ve rhind ern.
te lbar unter dem M. glutaeus maximus und dem M. biceps fe-
moris, dorsal des M. quadratum femoris nach kaudal in Rich- FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
tung Kniegelenk. Etwa in Höhe des Kniegelenks teilt er sich in ~ Der N. fibularis communis (L4-S2) gibt bereits im Ober-
seine beiden Hauptäste. sc he nkeibere ich eine n R. muscularis zum Caput brevedes M.
biceps femoris ab. Damit bleibt die Fähigkeit zur Beugung im
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN Knie auch bei Durchtrennung des Tibialisanteils des N. ischia-
~ E in e intraglute<1le Injektion (.. Spritze in den Po") so llte in den dicus erhalten.
M. gluteus medius hinter der Spina iliaca anterior superior ~ Der N. fibularis communis windet sich entlang des M. biceps
und nicht in den M. gluteus ma ximus erfogen. Eine Inj ektion femoris und seiner Sehne um das Caput fibulae .
in den M. gluteus maximusoder eine Hüftoperation kann zur ~ Der N. fibularis superficialis aus dem N. fibularis commu ni s

Schädigung von N. ischiadicus oder N. gluteus superior inn e rviert motorisch den M. peronaeus longus und brevis.
führen (Trendelenburg-Hinken, verminderte Dorsalexten- Seine se nsib le n Anteile versorgen den gesamten Fußrücken.
sion des Sprunggelenks)! Sie sparen dabei ledig lich den Zehenzwischenra um zw ischen
~ Der N. ischiadicus verlässt das kleine Becken unter dem erster und zweiter Zehe aus.
M. piriformis durch das Foramen infrapiriforme und zieht ~ Eine Schädigung des N. fibularis superficialis führt zu einer

unmittelbar unter dem M. glutaeus maximusund dem M. Störung der Pronation des Fußes.
biceps femoris, dorsal des M. quadratum femoris nach ~ Der N. fibularis profundus zieht an der Untersc henkelvorder-

kaudal seite in der Extensorenloge, latera l des M. tibialis anterior


(den er innerviert) nach kaudal. Der N. fibularis profundusaus
dem N. fibularis com muni s versorgt motori sch die Extenso-
Der N. fibularis communis (L4 -S2 ) gibt bereits im Oberschen- ren des Unterschenkels und des Fußes. Ein kleiner sens ibler
kelbereich einen R. muscularis zum Caput brevedes M. biceps Endast versorgt den vom N. fibulari s superficia li s ausgesparten
femoris ab. Damit bleibt die Fähigkeit zur Beugung im Knie auch Ze he nzw ische nraum zwischen erster und zweiter Zehe.
bei Durchtrennung des Tibialisanteils des N. ischiadicus erhal-
ten. Der N. fibularis communis zieht dann weiter zur latera len
Kniekehle und g ibt dort zwei Hautäste ab: Der N. cutaneus su- Der N. tibialis (L4-S3) gibt in Höhe des Oberschenkels mehrere
rae lateralis versorgt den oberen lateralen Hautbereich des Un- Rr. musculares für die Innervation des M. semitend in os us, des
terschenkels (Abb. 4.16), der R. communicans peronaeus ver- Caput longum des M. biceps femori s, des M. sem imembranosus
e ini gt sic h mit dem N. cutaneus surae medialis zum N. suralis und Teile des M. adductor magn us ab. Danach verläuft er mit-
und versorgt den unteren la teralen Unterschenkel und ein Teil tig durch die Knie kehle unter dem M. ga strocnemius und zie ht
des lateralen Fußrands. Im Anschluss passiert der N. fibulari s dabei unter dem Arcus tendineus des M. so leu s hindurch (So-
communis entlang des M. biceps femoris und seiner Sehne da s leusarkade). Er liegt oberfläch li ch von der V. poplitea und wird
Caput ftbulae, windet sich um da s Collum ftbulae und ge langt von der A. tibialis posterior beg leitet. Schließli ch erreic ht er
na ch ventra l, wo er den M. peronaeus longus perforier t. Hier die Flexorenloge und liegt zwisch e n M. flexor di gitorum longus
teilt er s ich in den N. fibularis superficiaUs und denN. fibularis und M. flexor hallucis longus. Danach ge langt er z ur Rücksei-
profundus : te des Malleolus medialis und zieht ..begleitet von Arterie und
• Der N. fibularis superficialis verläuft in der Peronaeusloge Ve ne, um die se n herum. Am Mal lea lu s me diali s erfolgt bereit s
proximal zwi schen M. peronaeus long us und Fibula, distal di e Aufteilung in denN. plantari s mediali s e t laterali s.
zwisc hen M. peroneaus lon gus et brevis z um Fußrücken.
Der N. fibularis superficialis aus dem N. fibu laris communis
4.4 Nerven, Gefäße und Lymphknoten 65

Der N. tibialis gibt in seinem Verlauf mehrere kleine Äste ab:


• Der N. cutaneus surae medialis zweigtinder Kniekehle ab
und zieht zwischen den Köpfen des M. gastrocnemius nach Nn. digita les - --+P-iiffi--i1flr-4:--'<->\ J ro
plantares proprii ro
kaudal. Er vereinigt sich mit dem R. communicans perona- a.
M. flexor digitorum -~~ ~
eus (s.o.) und bildet denN. suralis. Dieser zieht im lateralen M. flexo r hal lucis
brevis. Ansatzsehnen longus. Ansatzsehne [
Bereich der Unterschenkelhinterseite epifaszial nach kaudal "'"'
Aa. metatarsales ----"n~ ~
um den Mallealus lateralis und gelangt zum lateralen Fuß- plantares "'
rand. ln der Kniekehle gehen verschiedene Rr. musculares ""'
Nn.digitales plantares !3
zur motorischen Versorgung fol gender Muskeln ab: N. plantaris lateralis, ~~~i·K\ com munes "'
E
- M. soleus. R. superficialis M. flexor hallucis ~
- Caput mediale und laterale des M. gastrocnemius, N. plantaris lateralis. -~um brevis <
R. profundus .~
M. plantaris, A. plantaris medi<lis.
M. quadratus plantae -A-T~I-'*"" R. su perficialis ~
M. popliteus . .2'
A. plantaris medialis, :;;'
Distal davon. am Unterschenkel, gehen Äste für den M.
tibialis posterior. den M. flexor digitorum longus und den
A. u. V. plantaris --+,!~
latera lis
R. profundus
M. flexor digitorum
~
M. flexor hallucis longus ab. Sensible Rr. calcanei mediales N. plantaris lateralis longus. Ansatzseh ne "'g
0:
versorgen die Haut im Fersenbereich. Die V. saphena parva M. abd uctor digiti N. plantaris medialis
n;
ist das Leitgefäß des N. suralis. Endast des N. suralis ist der minimi
M. abductor hallucis "'~
<1>0
N. cutaneus dorsalis lateralis pedis. M. flexor digitorum ~~
brevis Aponeurosis plantans '~
..c a.i
• Der N. plantaris medialis (Abb. 4.18) verläuft vom medialen u E
~ -~
Knöchel auf dem M. quadratus plantae zur Fußmitte, wo ~ .c
ro>-
er sich in seine Endäste aufteilt. Dabei innerviert er den M. Abb. 4.18 Nerven und Gefäße der Fußsohle.
abductor hallucis, den M. flexor digitorum brevis und den
medialen Kopf des M. flexor hallucis brevis. Er teilt sich in ~ Die V. saphena parva ist das Leitgefäß des N. suralis.
drei Nn. digitales plantares communes auf, die die Mm. ~ Endast des N. suralis ist der N. cutaneus dorsalis lateralis
Iumbricales 1 und 2 motorisch versorgen. Deren Endäste pedis.
sind die Nn. digitales pl antares proprii, die die Haut der ~ Der N. plantaris medialis innerviert den M. abductor halluci s,
Zehenzwischenräume von der Großze he bis zur vierten Zehe den M. flexor digitorum brevis und den medialen Kopf des
sensibel innervieren. M. flexor hallucis brevis sowie sensibel die Haut der Ze he n-
• De r N. plantaris lateralis (Abb. 4.18) zieht quer über den zwisc henräume von der Großze he bis zur vierten Zehe plantar.
M. quadratus plantae und teilt sich in einen R. supe rficialis ~ Der N. plantarislateralis zie ht qu er über den M. quadratus
und einen R. profundus auf. Der R. profundus zie ht lateral plantae und Der R. profundu sversorgt u. a. den lateralen
des M. quadratus plantae in die Tiefe und versorgt mit Rr. Kopf des M. flexor hallucis brevis. Der R. superficialis zieht
musculares die Mm. interossei. den M. adductor hallucis. die oberflächlich medial des M. abductor digit minimi an der
lateralen Mm. lumbricales, die Muskeln des Klein ze henbal- latera le n Fußsohle und ha t Endäste in der Haut der Kleinzehen-
lens und denlateralen Kopf des M. flexor hallucis brevis. Der gegend.
R. su perficialis zieht oberflächlich medial des M. abductor ~ DenN. suralis wählt man wegen seines kleinen auto nomen
digiti minimi an der lateralen Fußsohle und endet mit Nn . Versorgungsareals besonders oft für ei ne Nervenbiopsie aus .
digitales plantares communes und Nn. proprii in der Haut ~ Bei Schädigungen des N. tibialis sind di e Sensibilität und
der Kleinzehengege nd. Schweißsekretion der Fußsohle und Ferse weitgehend aufge-
Bei Schädigungen des N. tibialis (nach Unterschenkelfraktur, hob en und der Ze henstand ist nicht mehr möglich.
schlecht sitzendem Gipsverband o.ä.) ist die Sensibilität und
Schweißsekretion der Fußsohle und Ferse weitgehend aufge-
hobe n und de r Zehenstand (Funktion der Zehenbeuger) ist nicht Reflexe
mehr möglich An der unteren Extremität la ssen sich einige physiologische Re-
Füreine Nervenbiopsie braucht man einen Nerv, dessen sen- fl exe auslösen.
sibles Areal möglichst klein und unbedeutend ist. Welchen Nerv • Kremasterreflex: er wird über denN. ge nitofemorali s (L1-
wählt man also w egen se ines kleinen autonomen Verso rg un gs- L2 ) vermittelt. Sensible Reize an der Haut der Oberschen-
areals besonders oft für eine Nervenbiopsie aus? DenN. suralis. kelinnen seite führen zu Kontraktionen des M. cremaster.
soda ss de r Hoden sich hebt.
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN
• Patellarsehnenreflex: er wird durch einen Sch lag auf das
~ Der N. tibialis liegt oberfiächlich von der V. poplitea und wird Lig. patellae ausgelöst, über denN. femoralis (L1 - L4 ) kommt
von der A. tibialis posterior begleitet. Er zieht in der Flexo- es zur Kontraktion des M. qu adriceps femoris und so mit zur
re nlog e zur Rückseite des Mallealus medialis und um diesen Streck un g des Kni egelenks. Voraussetz ung für de n Pate!·
herum. larsehnenreflex sind intakte Hinterwurzeln (Radi ces pos-
~ Der N. tibialis gibt in seinem Verlauf mehrere kleine Äste ab: teriores) des N. femoralis, da es sich um einen Eige nreflex
Muskeläste für M. so leus, Caput mediale und late rale des M. handelt.
gastrocnemius . M. plantaris. M. popliteus. M. tibialis posterior, • Triceps-surae-Reflex (a uch Achillessehnenreflex): Er wird
M. fl exo r di gitorum long us und M. flexor hallucis longus. üb er denN. tibialis vermittelt (v. a. Sl und 52). Ein Sc hl ag
~ Der N. suralis zieht im latera le n Bereich der Unte rsc henkelhin- a uf die Achillesse hne führt zur Kont raktion des M. triceps
terseite epifaszial nac h kaud al um den Mallealus lateralis. surae und som it zu r Plantarflexion des Fußes. Bei einer Schä-
66 4 Untere Extremität

digung auf Höhe von 51 ist der Zehenstand kaum oder gar • Die A. iliolumbalis gibt einen R. lumbalis für den M. psoas
nicht möglich. major und den M. quadratus lumborum ab sowie einen R.
iliacus zum M. iliacus und Os ilium .
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X • Die A. sacralis lateralis zieht zu den Foramina sacralia und in
~ Vorraussetzung für den Patellarsehnenreflex sind intakte den SakralkanaL
Hinterwurzeln (Radices posteriores) des N. femoralis, da es • Di e A. glutea superiorzieht ge mein sam mit der entspre-
sich um ein en Eigenreflex handelt. chenden Vene durch das Foramen suprapiriforme. Anschlie-
~ Der Triceps-surae-Reflex (auch Achillessehnenreflex) wird ßend gibt sie einen Ast an den M. glutaeus maximusund M.
üb er den N. tibialis vermittelt (v. a. Sl und 52) . glutaeus medius ab und verläuft selbst zwi schen M. glutaeus
~ Bei einer Schädigung auf Höhe von 51 ist der Zehenstand medius und M. glutaeus minimu s weiter (begleitet von der
kaum oder gar ni cht möglich . V. glutea superiorund dem N. glutaeus sup erior).
• Die A. glutea inferior zieht zusammen mit der V. glutea infe-
ri or durch da s Foramen infrapiriforme. Sie erreicht gemein-
4.4.3 Gefäße sam mit dem N. glu taeus inferior den M. glu taeus maximus
und di e kle inen Hüftmuskeln.
Arterielle Versorgung • Die A. pudenda Interna hat zunächst einen identischen Ver-
lauf wie der N. pudendus. Sie verlä sst nach laterodorsal das
Becken und zieht dorsal durch das Foramen infrapiriforme,
Praktischerweise werden im Schriftlichen besonders die klinisch zieht um die Spina ischiadica und verschwindet durch das
relevanten Arterien und ihr Verlauf gefragt. Foramen ischiadicum minus im Becken. Sie gelangt dabei in
die Fossa ischiorectali s und verläuft an deren Seitenwand im
Die Arterien der unteren Extremität stammen aus der Aorta ab- Ca nali s pudendalis (Alcock-Kanal ) in Richtung Symphyse. Sie
dominalis. Von dieser gehen in Höhe von LWK 4 symmetrisch gibt verschiedene Äste ab:
di e Aa. iliacae communes ab, die sich weni g später in jeweils - A. rectalis inferior: Analkanal und Haut der Analregion
eine A. iliaca interna und eine A. iliaca externa unterteilen - A. perinealis: Mu skeln des Diaphragma urogenitale
(Abb. 4.19). Die A. iliaca externa geht in der Lacuna vasorum un- - Rr. scrotalesflabiales: Skrotalhaut bzw. Haut der großen
terha lb des Lig. inguinale in die A. femoralis über. Schamlippen
- tiefe Äste für Penis und Harnröhre beim Mann bzw. Harn-
~ Parietale Äste der A. iliaca interna. Die A. iliaca interna gibt röhre und Clitori s bei der Frau.
in ihrem Verlauf durch das Becken zahlreiche parietale und vi s- • Die A. obturatoria verlässt das kleine Becken durch den
zerale Äste ab. Nachfolgend sind die parietalen Äste aufgeführt Canali s obturatorius, dabei gibt sie verschiedene Äste u.a. zu
(vi szerale Äste s. Skript 2): den Muskeln der Adduktorengruppe. den äu ßeren Hüftmus-
keln und den R. acetabularis für den Hüftkopf ab.

A. iliaca externa- - -- - - ,:a;;;:;::::---,.• - A. epigastrica superficialis Abb. 4.19 Arterielle


A. circumflexa ilia ca ----_;,(""-\1~ A. circumflexa femoris media lis Versorgung der rechten
supe rficialis unteren Extremität.
a Oberschenkel vo n ve n-
A. inferior medialis genus tral; bUnterschenkelvon
_A.....,;:;;;;..;+ - - - - A. inferior dorsal.
latera lis genus
A. circumflexa femoris Ramus circumflexus
lateralis IN.J.....,""'T-- - - - - fibularis
11+----+-- - A. tibialis anterior
A. tibialis posterior

111-tH -+- - - A. nutricia tibia lis


1-r--+ - - - - - A. fi bularis

r medialis
A.superior
genus

Rami malleolares
mediales _
:'r':~f::,l;b- Re te
patellare Rete mall~
mediale- - L
- Rami malleola res
•- A. inferior laterales
medialis

a b
4.4 Nerven, Gefäße und Lymphknoten 67

• Zwischen der A. obturatoria aus der A. iliaca internaund • Die A. descendens genicularis zweigtim Adduktorenkanal
der A. epigastrica inferior aus der A. iliaca externa ist bei von der A. femoralis ab und verläuft- gemeinsam mit dem
Operationen in der Leistengegend mit einer großkalibrigen N. saphenus und der V. descendens genicularis- durch das
Anastomose (Corona mortis) im Bereich des Ramus pubicus Septum intermusculare vastoadductorium (s. S. 62). Sie ver-
der jeweiligen Gefäße zu rechnen. sorgt die mediale Seite des Unterschenkels und ist am Rete
articularis genus beteiligt.
~ A. femoralis. Die A. femoralis geht in der Lacuna vasorum aus
der A. iliaca externa hervor. Sie liegt unterhalb des Lig. inguina- ~ A. poplitea. Am Ausgang des Adduktorenkanals, dem Hiatus
le zwischen N. femoralis und V. femoralis auf dem Pecten ossis tendineus (s. S. 70), erreicht die A. femorali s die dorsale Seite des
pubis und zieht weiter in die Fossa ileopectinea, die durch den Knies und heißt ab hier A. poplitea. Sie zieht medial und ven-
M. iliopsoas und den M. pectineus begrenzt wird. tral der V. poplitea und des N. tibialis durch die Kniekehle. Die
Aufgrund ihrer oberflächlichen Lage kann die A. femora- A. poplitea verlässt die Kniekehle zwischen den Köpfen des M.
lis gut punktiert (z. B. für Herzkatheteruntersuchungen) oder gastrocnemius.
im Falle einer weiter distal liegenden Blutung manuell abge- Sie gibt folgende Äste ab:
klemmt werden, und zwar unterhalb des Leistenbandes in der • A. superior medialis genusund A. inferior medialis genus
Lacuna vasorum. versorgen die mediale Gelenkkapsel und die knöchernen
Die A. femoralis verläuft. vom M. sartorius bedeckt, nach Anteile des Kniegelenks.
distal zum Adduktorenkanal (Canalis adductorius), den siege- • A. superior lateralis genus und A. inferior lateralis genus
meinsam mit dem N. sa phenus betritt. Durch den Adduktoren - versorgen jeweils die lateralen Anteile von Knochen und
kanal erreicht die A. femoralis die Oberschenkelrückseite. Der GelenkkapseL Gemeinsam mit A. superior medialis genus
N. saphenus zieht in den Adduktorenkanal, dann durchbricht er und A. inferior medialis genusbilden die Arterien ein arteri-
die Membrana vastoadductoria und gelangt unter den M. sar- elles Geflecht, das Rete articularis genus. das den vorderen
torius. Bereich des Kniegelenks arteriell versorgt.
Äste der A. femoralis sind: • A. media genus zur Gelenkkapsel und den Kreuzbändern.
• A. epigastrica superficialis: Sie entspringt unmittelbar un- • Aa. surales für den M. gastrocnemius.
terhalb des Lig. inguinale und zieht über dieses hinweg nach
kranial. ~ A. tibialis anterior. Die A. tibialis anterior entspringt unter-
• Aa. pudendae externae: Sie verlaufen bei der Frau zu den halb des M. popliteus aus der A. poplitea. Die A. tibialis anterior
Schamlippen, beim Mann zum Skrotum und bei beiden Ge- gelangt durch die Membrana interossea an die Vorderseite des
schlechtern zur Hau t der Leistenregion. Unterschenkels und zieht in der Extensorenloge nach distal. In
• A. circumflexa iliaca superficialis: Sie zieht parallel zum Lig. ihrem Verlaufwird sie vom N. fibularis profundus begleitet. Da-
inguinale nach lateral und versorgt die Haut im Bereich der nach zieht sie unter dem Retinaculum mm. extensorum inferius
Spina iliaca anterior superior. hindurch zur Dorsalfläche des Fußes .
• A. profunda femoris: stärkster Ast der A. femoralis, der etwa Die A. tibialis anterior gibt mehrere Äste ab:
5 cm distal des Lig. inguinale abzweigt. Das Gefäß zieht nach • Rr. musculares für die Extensoren
medial in Richtung Adduktorengruppe und zwischen dem • Aa. recurrentes tibialis anterior und posterior verlaufen
M. adductor brevis und M. adductor longus in Richtung Knie. nach proximal zum Rete articulare genus
In ihrem Verlauf gibt die A. profunda femoris mehrere Äste • Aa. malleolares anteriores mediales und laterales gehen im
ab: Bereich des medialen bzw. lateralen Knöchels ab und verso r-
gen das Rete malleolare mediale bzw. laterale.
1: LERNTIPP ! Auf dem Fußrücken geht die A. tibialis anterior in die A. dorsalis
Lassen Sie sich während der Prüfung nicht au fs Glatteis führen: pedis über. Diese verläuft zunächst lateral der Sehnen des M.
Die A. profunda femoris läuft anders als die A. femoralis nicht extensor hallucis longus und gibt dann verschiedene Arterien
durch den Adduktorenkanal! ab:
• A. tarsalis lateralis und Aa. tarsales mediales
- Die A. circumflexa femoris medialis versorgt die ischio- • A. arcuata: Sie zieht bogenförmig nach lateral und anasto-
kruralen Muskeln. Sie entspringt aus der A. profunda mosiert mit der A. tarsalis lateralis. Sie gibt in ihrem Verlauf
femoris in der Fossa iliopectinea und gelangt zwischen M. die Aa. metatarsales dorsales ll-IV ab, außerdem jeweils vier
pectineus und M. iliopsoa s nach dorsa l. Aa. tarsales dorsales. die wiederum in jeweils zwei Aa. dig i-
- Die A. circumflexa femoris lateralis e ntspringt ebenfalls tales dorsales münden.
in der Fossa iliopectinea . sie z ieht nach latera l und ver- • A. plantaris profunda . die ebenso wie die A. metatarsalis
sorgt die Extensoren. Die A. circumflexa femoris lateralis dorsalis I einen Endast der A. dorsali s p edis darste llt.
bildet mit der A. circumflexa femoris medialis im Bereich
des Femurhalses ei ne Anastomose und verso rgt den Fe· .. A. tibialis posterior. Die A. tibialis posterior ist der zweite
murkopfund die GelenkkapseL Bei Schenkelhalsfrakturen Endast der A. poplitea auf Höhe des M. popliteus . Sie zieht un-
kann es zur Unte rbrec hun g der arteriellen Verso rg ung ter der Soleusarkade hindurch (s.S. 58) und gelangt zusamme n
des Femurkopfes und damit zu einer Femurkopfnekrose mit de n Vv. tibiales poste riOI·es und dem N. tibialis nach kaudal.
kommen. Sie verläuft dabei zw isc hen den oberflächlichen (M. sole u s) und
- Außerdem werden drei bis vier Aa. perforantes abgege- tiefen Flexoren in der Flexoren Ioge. In ihrem Verlauf nach distal
ben. Sie durchbrechen in unte rsc hiedli che r Höh e die Ad- ge langt sie zum Malleolus mediali s, zie ht unter dem Retinacu -
duktoren und ge lan ge n zur Rückseite des Oberschenkels. lum mm. nexor um (Tarsaltunnel) hindurch zur Plantarnäche.
Oie A. tibialis posterior gibt folgende Äste ab:
68 4 Untere Extremität

• R. circumflexus ftbularis zieht durch den M. soleus zur Vor-


~> Die A. poplitea verlässt die Kniekehle zwischen den Köpfen des
derseite und ist am Rete articularis genusbeteiligt
M. gastrocnemius .
• Rr. musculares für die Flexoren
... Die A. tibialis anterior gelangt durch die Membrana inter-
• Rr. malleolares mediales
ossea an die Vorderseite des Unterschenkels und zieht in der
• Rr. calcanei
Extensorenloge nach distal. in ihrem Verlauf wird sie vom N.
• A. plantaris medialis und A. plantaris lateralis versorgen je- fibularis profundus begleitet. Sie versorgt die Extensoren.
weils die plantaren Flexoren des Fußes. Die A. plantaris me-
1> Auf dem Fußrücken geht die A. tibialis anterior in die A. dorsa-
dialis versorgt den medialen Fußrand und verläuft zwischen
lis pedis über. Diese verläuft zunächst lateral der Sehnen des
M. abductor hallucis und M. flexor digitorum brevis. Die
M. extensor hallucis longus.
A. plantaris lateralis verläuft zwischen dem M. quadratus
1> Die A. plantaris lateralis verläuft zwischen dem M. quadratus
plantae und dem M. flexor digitorum brevis nach lateral und
plantae und dem M. fle xo r digitorum brevis nach lateral und
versorgt den lateralen Fußrand. Die beiden Arterien anasto-
mosieren miteinander und bilden dabei den Arcus plantaris
versorgt den lateralen Fußrand. __j
profundus. Dieser Arcus hat unter anderem die Aufgabe, die
einzelnen Zehen mittels kleiner Arterien zu versorgen. Aus Venöser Blutabfluss (Abb. 4.20)
ihm gehen die Aa. metatarsales plantares. die Aa. digitales
plantares communes und die Aa. digitales plantares propriae
hervor. Beachten Sie hier v. a., wo oberflächliche Venen von Nerven
• Die A. tibialis posterior gibt in ihrem Verlauf außerdem die begleitet werden (Leitstrukturen).
A. fibularis ab, die an der dorsalen Fibulaseite unter dem
M. flexor hallucis longus nach distal verläuft. Die Arterie Die Venen der unteren Extremität lassen sich - vergleichbar
gelangt zum Mallealus lateralis und und geht dort mittels mit denen der oberen Extremität - in oberflächliche und tie-
eines R. communicans eine Anastomose mit der A. tibialis fe Venen unterteilen. Unabhängig davon tragen alle Beinvenen
posterio r ein. Ein weiterer kleiner R. perforans zieht zum Venenklappen. Die oberflächlichen Venen verlaufen epifaszial.
Rete malleolare, das auch Zuflüsse aus der A. tibialis anterior unmittelbar unter der Haut und ohne korrespondierende Ar-
erhält. terien. Die tiefen Venen verlaufen gemeinsam mit den gleich-
namigen Arterien . Oberflächliche und tiefe Venen sind über so
... Pulspalpation. Den arteriellen Puls kann man an der unteren genannte Vv. perforantes miteinander verbunden (Abb. 4.20) .
Extremität an verschiedenen Stellen tasten:
• Der Puls der A. femoralis wird in der Leiste direkt unterhalb ... Oberflächliche Venen. Die dominierende oberflächliche Vene
des Leistenbandes getastet, die Arterie wird dabei gegen das der unteren Extremität ist die V. saphena magna. Sie beginnt
knöcherne Becken gedrückt (Pecten ossis pubis). am medialen Rand des Fußrückens aus dem Rete venosum dor-
• Die A. poplitea lässt sich bei 90 ' -Beugung des Knies in der sale und dem Arcus venosus dorsalis pedis. Die V. saphena ma-
Kniekehle ertasten. gna verläuft epifaszial kranial vor dem medialen Knöchel und
• Der Puls der A. dorsalis pedis findet sich im mittleren Drittel
des Fußrückens, zwischen der Sehne des M. extensor hallu-
cis brevis und der Sehne des M. extensor hallucis longus. V. circu mflexa V. epigastrica superficialis
ilium superficialis
• Die A. tibialis posterior kann man dorsal des Mallealus me-
V. femora l i s --~ 1
dialis palpieren.

;""ERNTIPP !
Die Pulse können Sie leicht an Ihrem eigenen Bein ertasten. Sie V. sa phena
werden dieses Wissen in der Klinik bei so gut wie jeder Patienten- accessoria - - --h--A-L..J-- Illl--1\
V. poplitea
untersuchung brauchen. daher lohnt es sich jetzt schon zu üben! V. saphena
parva
Vv. tibiales
Vv. tib iales anteriores
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X posleriores -Vv. fibulares
~> Zwischen der A. obturatoria aus der A. iliaca interna und der
A. epigastrica inferior aus der A. iliaca externa ist bei Operati-
onen in der Leistengegend mit einer großkalibrigen Anasto-
mose (Corona mortis) zu rechnen .
... Aufgrund ihrer oberflächlichen Lage kann die A. femoralis gut
getastet , punktiert oder manuell abgekl emmt werden, und . sa phena
zwar unterhalb des Leistenbandes in der Lacu na vasorum. parva
b
... Die A. femoralis verläuft. vom M. sartorius bedeckt, nach
dista l zum AdduktorenkanaL
~> Die A. circumflexa femoris medialis verso rgt di e ischiakrura- Vv. tibiales anteriores
len Muskeln. Sie entspringt der A. profunda femoris.
~> Der Femurkopf wird versorgt durch di e A. circumflexa femo- Vv. fibul ares - - - Vv. tibiales posteriores
ris lateralis und A. circumflexa femoris medialis.
Abb. 4.20 Venöser Abfluss an der rechten unteren Extremität. a
Oberschenkel vo n ventral; bUntersc henkelvo n dorsa l.
4.5 Topografie 69

wird auf der Medialseite des Unterschenkel s bi s zum Knie vom den Hiatu s tendineus des Adduktorenkanals (s.S. 70) und ge ht
N. saphenus begleitet. Dann verläuft sie hinter dem Epikondy- in die V. femoralis über.
lus medialis femoris zum Hiatus sa phenus an der Vorderseite Die V. femoralis erstreckt sich vom Adduktorenkanal bis
de s Oberschenkels und dann weiter subfa sz iaL Sie nimmt dort zum Lig. inguinale. Sie zieht durch die Lacuna vasorum hin-
den Venenstern auf und mündet in d e r Fossa iliopectinea in die durch und wird zur V. iliaca externa. Zuvor erhält sie Zuflüsse
V. femoralis . Hier mündet sie in die V. femoralis. Die V. saphe- durch die V. saphena magna und die V. profunda femoris.
na magna nimmt im Bereich des Fußes das venöse Blut durch
den Arcus venosus dorsalis pedi s und das Rete venosum dorsale
4.4.4 Lymphknoten und Lymphgefäße
pedis auf und in ihrem Verlauf nach kranial zahlreiche kleine,
unbenannte oberflächliche Venen. Man untersc heidet an der unteren Extremität oberflächliche
und tiefe Lymphgefäße. Die oberflächlichen Lymphgefäße ver-
~j@jijl·~ laufen in der Subkutis mit der V. sap hena parva und der V. sa-
v. .,pheo~ phena mag na. Parallel zum Lig. inguinale liege n einige Lymph-
knoten, besonders viele unmitte lbar am Hiatus saphenus der
Kurz vor der Mündung in die V. femoralis im Be reich des Hiatus Fascia lata : Nodi lymphoidei inguinales superficiales. Sie leiten
saphenus nimmt sie die Venen des sog. Venensterns auf: Lymphe zu den Nodi lymphoidei inguinales profundi weiter.
• V. pudenda externa von Skrotum bzw. Labien Die tiefen Lymphgefäße verlaufen mit den Arterien. Von den
• V. epigastrica superficiaUs vom Hautbereich kranial des Lig. Nodi lymphoidei inguinales profundi fließt die Lymphe über
inguinale den sog. Rosenmüller-Lymphknoten (im Canalis inguinalis, s.S.
• V. circumflexa ilium superficiaUs aus dem Bereich der Crista 70) nach kranial zu den Nodi lymphoidei iliaci externi und den
iliaca anterior superior Nodi lymphoidei iliac i communes.
• variabel ausgebildete V. saphena accessoria medialis von der
medialen Oberschenkelseite (s ie kann e ine Anastomose mit FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN
der V. sa phena parva bilden) und V. sap hena accessoria late- ~ Di e V. saphena magna verläuft epifaszial kranial vor dem
ralis von der lateralen Oberschenkelseite. med ia len Knöchel und wird auf der Medialseite des Unter-
Die V. saphena parva entsteht am lateralen Fußrand aus dem sc henkels bis zum Knie vom N. saphenus begleitet.
Rete venosum dorsale pedis und dem Arcus venosus dorsalis ~ Die Vena saphena parva wird in ihrem Verlauf teilweise durch
pedis. Sie verläuft hinter dem Mallealu s lateralis auf die Rück- den N. suralis begleitet.
seite des Unterschenl<els. Sie nimmt das venöse Blut des late- ~ Der Blutfluss ist durch Venenklappen immer von den ober-
ralen Fußes und des dorsalen Untersc henkels auf. Die Vena flächlichen zu den tiefen Venen gerichtet.
saphena parva wird in ihrem Verlauf teilweise durch den N.
suralis begleitet. So ist sie das Leitgefäß des N. suralis. Im Be-
reich der Kniekehle durchbricht die Vene die Fascia cruris und 4.5 Topografie
verschwindet zwischen dem medialen und dem lateralen Kopf
des M. gastroc nemius in der Tiefe. Sie mündet in die V. poplitea .
Zahlreiche Vv. perforantes verbinden die oberflächlichen
~ Die Topografie der unteren Extremität wi rd se hr gerne im
Ve nen mit den tiefen Venen der unteren Extremität. Der Blut-
Rahmen mündlicher Prüfungen oder in Bildfragen abgefragt.
fluss ist durch Venenklappen immer von den oberflächlichen
~ Charakteristische Strukturen (z. B. der Adduktorenkanal oder
zu den tiefen Venen ger ichtet.
Hervorzuheben sind: das Foramen ischiadicum major) können Ihnen eine Gedächt-
• Boyd-Venen im Bereich der Wade: verbinden die V. saphena nis stütze beispielsweise bei der Beschreibung eines Nervenver-
magna mit den Vv. tibiales posteri01·es laufs sein.
• Cockett-Venen : verbinden die V. sa phena magna oder die
V. arcuata cruris mit den Vv. tibiales posteriores dorsal de s
4.5.1 Regio inguinalis
medialen Knöchels.
Vv. communicantes verbinden die oberflächlichen Venen un- Die Regio inguinalis stellt den Überga ng zwischen vorderer
tereinander. Bauchwand und Oberschenkel dar. Sie wird kranial durch die
Spina e iliacae a nteriores superiores begre nzt und kaudal durch
~ Tiefe Venen. Die tiefen Venen der unteren Extremität entspre- das Leistenband (Li g. inguinale). Der laterale Rand des M. rectus
chen in Namen sge bung und Verlauf weitgehend den entspre- abdominis stellt die mediale Grenze dar (Abb. 4.21 ).
chenden Arterien. Unter dem Lig. inguinale finden sich die Lacuna vasorum
und die lacuna musculorum. Sie w erde n durch d e n Arcus ilio-
(~ERNTIPP ! pectineus voneinander get rennt, der sich als Se hnenboge n zwi -
Nur die V. femoralis und die V. poplitea sind unpaar angelegt. sc hen Li g. ingu inale und Eminentia iliopubica erstreckt.
Alle anderen tiefen Venen sind paarweise a ng elegt und li ege n
jeweils beidseits der gleichnamig en Arterie in einer gemeinsa· Lacuna vasorum (Abb. 4.21)
me n Gefäßsc heide. Die Begrenzung erfolgt
• medial durch da s Lig. lacunare (vo m Li g. inguinale zum Os
Hauptve ne ist die V. femoralis, die s ich in unmitte lbarer Nach- pubis)
barschaft der A. femoralis befi nd et. • latera l durch den Arcus iliopecti neus
Die V. poplitea zie ht. gespe is t durch die Vv. tibiales anteri- • dorsal durch das Os pubi s
ores, Vv. tibiales posteriores und die V. saphena parva, durch • ventral durch das Lig. in g uinal e.
70 4 Untere Extremität

Lig . inguinale Abb. 4.21 lacuna vaso-


Arcus Lacuna vasorum rum und lacuna museul-
iliopectineus erum rechts.
R. femoralis
n. genitofemoralis

J A. femoralis

V. femoralis

Nodus
Lacuna lym phoideus
musculorum I inguinalis
I profundus
(Rosenmül ler)

Folgende Strukturen ziehen hindurch: A. femoralis, V. femora- iliaca. Das obernächliche Blat t der Fascia lata bilde t das Dach. ln
lis, R. femoralis des N. genitofemoralis und Lymphgefäße (u.a. der Fossa iliopectinea bzw. im Trigonum femorale finden sich
der Rosenmüller-Lymphknoten). A., V. und N. femoralis.
Die Fascia lata ist im Bereich der Fossa iliopectinea aufge-
locl<ert z ur sog. Fascia cribrosa. die von Gefäßen und Nerven
Der N. femoralis zie ht durch die Lacuna musculorum! durchsetzt wird. An einer Stelle im Bereich der Fascia cribrosa
durchbricht die V. saphena m ag na die Fascia lata, dadurch ent-
Nach der ge nauen Lage der Gefäße zueinander wird in Prüfun- steh t eine klar abgrenzbare Fasz ie nlücke, der Hiatus saphenus.
ge n gerne gefragt: Von innen nach außen finden sich zunächst Durch den Hiatus saphenus verläuft die V. sa phena magna in die
die Lymphgefäße mit dem Rose nmüll er- Lymphknoten, dann Tiefe (s.S. 68).
die V. femoralis , dann die A. femoralis und dann der Nervenast
(R. femoralis des N. genitofemoralis). Adduktorenkanal
Der Adduktorenkanal (Canalis adductorius) erstreckt sich von
der Ve ntral se ite des Oberschenkels zur Fossa poplitea (Knie-
Sie können si ch die Reihenfolge ganz einfach mit ",VAN " mer- ke hle). Er ist etwa 5 bis 7 cm la ng und wird ventral durch das
ken: Innen - Vene - Arterie - Nerv. direkt unter dem M. sar toriu s liegende Septum intermusculare
vastoadductorium (Sehnenplattte mit Fasern vom M. adductor
mag nus und M. adductor longus) begrenzt. Dieses heftet sich
Lacuna musculorum am M. vastus medialis an. Medial, dorsal und lateral wird der
Die Begrenzung der lateralliegenden Lacuna mu sc ulorum (Abb. Adduktorenkanal durch eine Rinne, bestehend aus M. adductor
4.21) erfolgt ma gnus, M. adductor longus und M. vastus medialis, gebildet.
• medial durch den Arcus iliopectineus Der Adduktorenkanal endet schlitzartig mit de m Hi atus
• lateral und dorsal durch das Os ilium und den Arcus iliopec- adductorius (auc h: Hiatus tendineus) in der Kniekehle. Durch
tineus den Adduktorenkanal erreichen A. und V. femoralis die Knie-
• ventral durch das lig. inguinale. kehle. Im oberen Drittel werden sie vom N. saphenus beg leitet.
Durch die Lacuna museulerum ziehe n fol ge nde Strukturen: Er z ie ht ni cht durch den gesamte n AdduktorenkanaL so nde rn
medial der N. femoralis, dann der M. iliopsoas (daher der Nam e: verlässt diesen z usam me n mit de r kleinen A. descendens genus
Lacuna mu scu lorum) und lateral der N. cutaneus femoris late- nac h ventral und erre icht so di e med iale Vorde rse ite des Knie-
ralis. ge le nk s.

Canalis obturatorius
4.5.2 Regio femoris anterior
Der Canalis obturatorius verbindet das kleine Becken mit der
Trigonum femorale und Fossa iliopectinea Adduktore n Ioge. Er entsteht durch e in e kleine Lü cke im krani-
Die Regio femoris anterior befindet sich direkt unte rh a lb des alen Bereich der Membrana obturatoria. Durc h den Cana lis ob-
Leistenbandes. Sie enthält das dreieckige Trigonum femorale, turatorius ziehen A. und V. obturatoria, der N. obturatoriu s und
das durch folgende Strukture n begrenzt wird: Lymphgefa ße.
• kranial durch das Lig. inguinale
• medial durch den M. add uctor longus 4.5.3 Regio glutaealis
• latera l durch den M. sa rtor iu s.
Weiterhin befindet sich im Trigonum femorale die Fossa ilio- Die Regio glutaealis wird kranial durch die Crista iliaca, medial
pectinea. Hi erbe i hand e lt es sich um eine Art Faszien Ioge. Nac h durch die Rima a ni , ventral durch den M. te nsor fasc ia e latae
dorsal wird sie durch den M. iliopsoas und den M. pectineus und kaudal durch die Gesäßfurche begrenzt. Sie lässt sich in
begrenzt. na ch unte n durch di e Fascia pectinea und die Fascia zwei Mu ske lg rupp en unterteilen:
4.5 Topografie 71

• äußere hintere Hüftmuskeln: M. glutaeus maximus. M. Sehnen des M. extensor di girorum long us eine Fasc ia dorsalis
glu raeus medius. M. rensor fasciae larae pedis profunda .
• äußere tiefe Hüftmuskeln: M. g lu taeus minimus. M. piri- ln der Regio malleolaris medialis verläuft das Retinaculum
formis. M. obturatorius internus. M. gemel lu s superior. M. fle xorum . Es überspannt den sog. Malleolarka nal. in dem die
gemellus inferior. M. quadratus femoris und M. obturatorius Sehnen des M. tibialis posterior. M. flexor digitorum longu s und
externus. M. flexor hallucis longus entlangziehen.
Die Regio g lutaealis wird durch mehrere Strukturen in weitere Unter dem Retinaculum peronaeum superiu s und inferius in
topografisch wichtige Bereiche unterteilt: Zwischen lncisura der Regio malleolaris lateralis verlaufen die Sehnen der Nn. pe-
ischiadica major und Os sacrum befindet sich das Foramen is- ronaei in e iner gemeinsamen Sehnen scheide.
chiadicum majus, entsprechend zwischen der lncisura ischiadi - An der Vorderseite des distalen Unte rs chenkel s ziehen un-
ca minor und dem Os sacrum da s Foramen ischiadicum minus. ter dem Retinaculum extensorum superius er inferius folgende
Das Lig. sacrospinale trennt die beiden Foramina voneinander. Sehnenscheiden hindurch : M. tibialis anterior, M. extensor hal -
luci s longus und M. extensor digitorum longus.
Foramen ischiadicum majus
Das Foramen ischiadicum majus liegt zwischen lncisura ischia- ~ Fußquer- und Fußlängswölbung. Da s Fußskelett ist in Quer-
dica major, Os sacrum, Lig. sacrotubera le und Lig. sacrosp inale. und Längsrichtung gewölbt. Die knöchernen Stütz punkte sind
Durch den hindurchziehenden M. piriformis wird es in das Fo- da s Tuber calcanei, das Caput ossis metatarsi I und das Caput
ramen suprapiriforme und infrapiriforme unterteilt. ossi metatarsi V.
• Foramen suprapiriforme: N. glu tae us superior, A. und V. Die Längswölbung des Fußes wird durch die Flexoren des
glutea superior. Unterschenkel s, den M. tibialis anterior. die plantaren Fußmus-
• Foramen infrapiriforme: N. ischiadicus. N. pudendus. N. keln. das Lig. calcaneonaviculare plantare. das Lig. calcaneocu-
glutaeus inferior. N. cutaneus femoris posterior. A. und V. boideum. das Lig. plantare longum und die Aponeurosis plan-
pudenda interna. A. und V. glutea inferior. taris gestützt. Die Län gswölbung ist an der Fußinnense ite am
stärksten ausge prä g t.
Foramen ischiadicum minus Di e Querwölbung des Fußes entsteht unter Mi tw irkung des
Das Foramen ischiadicum minus wird durch die lncisura ischi- M. peronaeus longus, des M. adductor hallucis mit seinem Caput
ad ica minor, das Li g. sacrospina le und das Li g. sac rotuberale be- transve rsum und des Lig. metatarsa le transversum profundum.
grenzt. Hindurch ziehen M. obturatorius internus. N. pudendu s
sowie A. und V. pudenda interna. ~ Tarsaltunnelsyndrom. Durch Entzündungen oder Traumen
kann es zur Kompression des N. tibialis am Eintritt in den Tar-
sa ltunnel am Innenknöchel kommen. Typ isc herwei se treten
4.5.4 Regio genu posterior
v.a. nachts Sensibilitätsstörungen im Bereich von Fußsohle
ln der Regio genu posterior befindet s ich die rautenförmige und Zehen auf. Bei der Untersuchung besteht ein Drucksc hmerz
Fossa poplitea . Sie wird durch folgende Strukturen begrenzt: über dem InnenknöcheL Die Therapi e beste ht in der Vero rd-
• nach oben lateral durch den Ans at z des M. biceps femoris nung einer den Fu ß medial ab stützenden Einlage. Eine opera-
• nach oben medial durch die Ansät ze von M. semimembrano- tive Behandlung ist nu r bei therapierefraktärer Symptomatik
sus und M. semitendinosus indi ziert.
• nach unten latera l durch den M. plantaris und da s Caput
laterale de s M. gastrocnemius FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
• nach unten medial durch das Caput media le des M. gastroc- ~ ln der lacuna vasorum li egen von innen nach außen
nemius. zunä chst die Lymphgefäße mit de m Ro senmüll er-Lymphkno-
Fo lge nde Strukturen verlaufen durd1 di e Fossa poplitea: ten, dann di e V. femoralis , dann die A. femoralis und da nn
• N. fibularis communis (latera l) der Nervenast (R. femorali s des N. genitofemoralis): IVAN.
• N. tibialis (medial) ~ ln der Fossa ili opectinea bzw. im Trigonum femorale find e n
• unter den beiden Nerven : A. und V. poplitea (V. poplitea sic h A., V. und N. femoralis .
dorsal der A. poplitea). ~ Die Fossa poplitea wird begrenzt: nach oben la te ral du rc h
In der Kniekehle sind die Strukturen in fo lge nder Reihenfolge den Ansatz des M. biceps femoris , nac h oben medial durch
von oberflächlich nach tief aufzufinden : Nerv. Vene, Arterie = di e Ansätze von M. semimembranosus und M. semitendino-
NIVEA. sus, nach untenl ateral durch den M. plantaris und das Caput
laterale des M. gastrocnemius nach unte n medial durch das
4.5.5 Regio malleolaris Caput mediale des M. gastrocnemius .
.. ln der Kni ekehle sind die Strukturen in fo lgender Reih enfo lg e
Die Reg io malleolari s wird von der Fa scia cruri s bzw. Fascia dor- von oberfiächlich nach ti ef aufzufind e n: Nerv, Vene, Arterie
sa li s p edi s be deckt. Di e Fascia cr uri s wird durch quer verlaufen - = NIVEA.
de Fasern (Retinacula ) verstä rkt: Retinaculum mm. extensorum .. Durch Entzündung en od er Traumen ka nn es zur Kompression
s uperiu s et infe riu s. Retinaculum mm. fl exo rum sowie Retina - de s N. tibialis am Eintritt in den Tarsa ltu nne l am Innenknöchel
culum mm. fibu larium superiu s et inferius (Abb. 4.12 , S. 56). ko mm e n. Typischerweise treten v. a. nac ht s Sensibilitätsstö-
Dis ta l des Retinaculum mm. ex te nsorum infe riu s beg inn t rungen im Bereich von Fußsohle und Ze hen auf.
d ie Fascia dorsalis pedis. Sie bes teht a us e ine m obe rflächlich e n
und e in e m tiefe n Blatt. Nac h di stal setzt s ie sich in di e Dorsa-
laponeurose der Zehe n fort. Des Weiteren li egt unterhalb de r
72 5 Leibeswand

GESCHAFFT
Nac hdem Sie nun die prüfun gsrelevanten Inhalte der unteren Extremitäten
hinter sich gelassen haben, folgt nun bereits das letzte Lern paket im ersten
Anatom ieskript: die Leibeswand! Hier warten nicht so viele gelbe Markieru n-
gen und somit prüfung srelevante Inhalte auf Sie, abe r ko mp lett vernachl ässi-
gen sollten Sie di esen Abschnitt trotzdem nicht.

u
Ci
0
:g
Q.

5 Leibeswand
Atl as - - - - - -- - -'
5.1 Rücken Axis- - - - - - -- -,
- - -- -- - - Ha lsIordose
LERNTIPP !
Was lohnt sich in diesem Kap itel zu lernen?
)---2>------Vertebra promi ne ns
Besonders prüfungsrelevant ist die Unterscheidung von auto- Wirbelbogengelenk- - - -b-5"=-) (7. Halswirbel)
chthon en und eingewanderten Rückenmuske ln . Na ch der Inner- (Articulatio zygapophysialis)
vatio n ein ze lner Rückenmuskeln wurde in fas t jedem Exam en >,------- Dornfortsatz
gefragt. Punkten kann zusätzlich, wer die Besonderheiten z. B. (Processus spinosus)
des zwe iten Hal swirbelkörpers oder der Lend enwirbe l kenn t .
Klinisch relevant (und damit für s Mündliche wi chtig) ist u. a.
der Aufbau de r Wirbelkörper (Wirbe lkörperfrakt uren). die Aus- Gelenkflächen für
Brustkyphose die Rippen
tritt slöch er der Spinalnerven und die Zwischenwirbelscheiben (Fovea costalis)
(Bandsc heibenvorfälle), di e Schichte n bis zum Rückenmark (Spi-
nalanästhesie) und de r Verlauf der A. ve rtebralis (Durchblutungs- ..W' - - - - - - Querfortsatz
(Process us transversus)
störung en des ZNS).

Die Wirbel säule bes teht au s 33-34 Wirb eln (Abb. 5.1 ). Zwischen
den Wirbeln beftnden sich di e Zwischenwi rbelscheiben (" Band-
sc heiben"). Die Wirbel säule wird von der Rückenmuskulatur
bedec kt, sie besteht aus der primä ren, autochthonen Musku-
latur und den sekundären, eingewanderten Rückenmuskeln.

5.1.1 Knochen
Die Wirbelsäule (Columna vertebralis) hat eine Gesa mtlänge - - - - - - Le nden Iordose
von ca. 60cm und bildet da s Achse nst ützs ke lett des Körpers.
Bet rachtet man sie von der Seite und bei ge rad em Stand, ist sie
doppelt-S-förmig gebogen, mit jeweils zwei Biegungen nach ~----- Os sacrum
vorne (Lordosen ) und zwei Biegun ge n nach hinten (Kyphose n).
Sie sind beim Säug ling kaum ausge bildet, sondern entste hen
erst durch di e aufrec hte Haltung. Sak ralkyphose
• Die Lordosen beftnden sich physiologisc herwe ise im Hals-
und Le nd e nwirbelbereich - - Os coccygis
• di e Kyphosen im Bru st- und Sa kra lbereich. Abb. 5.1 Linke Seitenansicht der Wirbelsäule.
5.1 Rücken 73

APROPOS
f LERNTIPP ! Rückenschmerzen werd en teilw eise von abg enutzten Zygapophysialgelen-
Denken Sie für Hals und Lenden an die stolze Haltung des Lords ken (Facettengelenken) verurs acht. Kann ein besti mmtes Facet te ngelenk
(Lordose), für Brust und Steiß an krumme Haltung (Kyphose), durch zwei malige Injektion von Lo ka lanästh elikum und zweimal ansc hlie-
hier kann man auch an eine n Buckel, die unphysiologische Ext- ßende Schm erzfreiheit eindeutig als Verur sacher der Rückenschm erze n
identifiziert werde n, bringt ein e Denerva ti on des Ge lenk s Hilfe. Innervi ert
remvariante der Kyphose denken .
werd en di e Zyga pophysia lgelenke von medi alen Ästen der Rami dorsa les des
betreffenden un d des darü be rli egend en Sp inal ne rv s. Den medialen Ner-
APROPOS vena st trifft man t ypischerwe ise am Üb ergang vom Process us t ransve rsus
Skoliose nenn t man di e unphysiologischen Krümmungen de r Wirbelsä ul e zum Process us ar t icularis superi or.
zur Seite, wobei der Scheitelpunkt des Krümmung sbogens die Skolioseseite
a ngibt (z. B. rec hts -ko nvex ). Be im Bücl<cn nac h vo rn e wi rd d a nn e in Rippen- An zwei Querfortsätzen (Processus transversus) setzen Mu s-
buckel sichtbar. keln bzw. im Brustbereich die gelenkige Verbindung der Rippen
an.
Grundform der Wirbel • An der Halswirbelsäule weisen die Processus transversus
Der Wirbelkörper (Corpus vertebrae) bildet den ventralen An - ein Tuberculum anterius sowie ein Tuberculum posterius
teil des Wirbels und trägt die Hauptlast Im Inneren des Wirbel- auf.
körpers liegt die Substantia spongiosa, sie ist umschlossen von • An den Lendenwirbelkörpern (LWK) sind sie nur kleine seit-
einer dünnen Substantia compacta. ln der Substantia spongio- liche Fortsätze und werden dort auch Processus accessorius
sa befindet sich rotes Knochenmark , das sehr gut durchblutet genannt. Zudem findet man an der Seitenfläche eines LWK
ist. Deshalb finden sich Knochenmetastasen bösartiger Tumore die Processus costales (Rippenrudimente).
häufig mitten im Wirbelkörper. Der Processus spinosus (Dornfortsatz) bildet den dorsalsten
Teil eines Wirb els, auch hier se tzen Mu skeln an.
APROPOS
Beim alten Mensc hen können die Wirbelkörper in sich zusammensacken, Zwischenwirbelscheibe (Discus intervertebralis)
wenn di e dünne Kompakta di e La st nicht mehr trag en kann . Da s nennt man
Die Zwis chenwirbelscheiben (Disci intervertebrales, auch
dann Sinterungsfraktur.
Bandscheiben genannt) liegen zwischen den benachbarten
Zwischen den benachbarten Wirbelkörpern befinden sich die Wirbelkörpern und polstern die Wirbelsäule bei Gewichts-
Zwischenwirbelscheiben (Disci intervertebrales), auch Band- und Druckbelastungen. Außen befindet sich ein überwiegend
scheiben genannt. aus Kollagenfasern bestehender Faserring (Anulus fibrosus) der
Der Wirbelbogen (Arcus vertebrae) bildet den dorsalen An- einen gallertartigen. zentral gelegenen Kern (Nucleus pulpo-
teil des Wirbels und umschließt bogenförmig mit einem vorde- sus) um schließt. Der Anulus fibro s us ist mit den benachbarten
ren Pediculus arcus vertebrae und einer hinteren Lamina arcus Wirbelkörpern verwachsen. Im Bereich der Hals- und Lenden-
vertebrae den Wirbelkanal (Canalis vertebralis). der aus den wirbelsäule sind die Bandscheiben vorne höher, im Bereich der
übereinanderliegenden Wirbellöchern eines jeden einzelnen Brustwirbelsäule vorne niedriger als hinten.
Wirbels gebildet wird.
APROPOS
Das Wirbelloch (Foramen vertebrale) liegt zentral im Wir- Bei einem •• Bandscheibenvorfall" w ird der Anulu s fibrosus besc hädi gt und
bel. Zusammen bilden alle Wirbellöcher den WirbelkanaL der de r Nucleus pulp osus quillt nac h schräg hinten heraus. Wird dadu rch ein
das Rückenmark enthält. Spin alnerv (oder sehr selten das Rückenma rk se lbst) gequetsc ht, so entste-
Die Foramina intervertebralia (Zwischenwirbellöcher) fin- hen Nervena usfäl le des entsp reche nd en Verso rgun gsge biet s und starke
Schm erze n.
det man an den beiden Seiten des Wirbelkörpers. Sie werden
am oberen Wirbelkörper von der lncisura vertebralis inferior
und am unteren Wirbelkörper von der lncisura vertebralis su- Halswirbel (Vertebrae cervicales)
perior gebildet. Hier treten die Spinalnerven (Nn. spinales) aus. Die Halswirbelsäule besteht aus 7 Wirbelkörpern, wobei s ich
jeder Wirbel hat außerdem vier Gelenkfortsätze (Processus die beiden ersten Hal swirbel deutlich von den anderen unter-
articulares superior et inferior). Zwei davon sind nach kranial scheiden (Tab. 5.1).
dorsal und zwei nach kaudal ventral gerichtet. Sie bilden mit
d e n darüber- und dal'unterliegenden Fortsätzen der benach-
barten Wirbel die Intervertebralgelenke (Articulationes inter- Der Verlauf der A. vertebralis entlang der Halswirbelsäul e ist
vertebrales oder Zygapophysialgelenke) aus und ermöglichen münd lich e in beliebtes Th ema, da Durchblutungsstörungen in
Rotations- und Flexionsbeweg ungen. Flexion und Extension di ese m Bereich e in häufiges Problem sind.
sowie Seitwärtsneigung finden vorwiegend im Hals- und Len-
d e nwirbelbereich stat t. Rotationsbewegungen in der Hals- und
Brustwirbel säule, eingeschränkt auch in d er Lendenwirbelsäu- Brustwirbel (Vertebrae thoracicae)
le, beding t durch die Stellung der Gelenkflächen der Zygapo- Der Mensch hat 12 Brustwirbel, die folgende Besonderheiten
phys ial gelenke. lm thorakalen Ab schnitt der Wirbel säule ist di e aufwei sen:
Gesamtbeweglichke it wegen de r Rippen am gerin gs ten. • Eine Ge lenkfläche, die Fovea costalis, an den Seiten der
Que rfortsätze (Processus transversus) eines Jeden Brustwir-
belkörpers die nt al s Verbindung zu den Rippen .
• Die Processus spinosi sind d ach ziegelartig überein anderge -
la ge rt und nach kaudal abge knickt. Daher liegt da s Dornfort-
s atze nd e um e inen Wirbel ti efer a ls der Wirbelkörpe r, von
d e m de r Process us s tammt.
74 5 Leibeswand

Tab. 5.1 Halswirbel und ihre Besonderheiten

Wirbelkörper Besonderheiten

1 =Atlas (Abb. 5.2 a) - Arcus anterior et posterior: kl ei ner ve ntral und große r dorsa l gel eg ene r Wirbelb ogen mit ein e m kl eine n
Tube rculum ante rius und einem größe ren Tub erculum posterius
- Fovea dents: Gel enkfläch e an der Inn enseit e des Arcus ante rius (für Dens ax is)
- Massae laterales: verdickte knöchern e Seite n des Atl as mit ein e r nach kranial ge ric htete n konkaven
Gel enkflä che (Facies a rticularis superiorfür di e Occip italko ndylen) und e in er nach kaud al geri chteten krei s-
förmig en Faci es articularis inferio r (für den Axis)
- großes Foram en vertebral e
- Processus transversus m it Foramen transversarium: besitzt eine Ri nne auf dem Arcu s post e ri or für die A.
vertebralis (Sulcus a. vertebralis bzw. Canalis a. vertebralis)
2 = Axis (Abb. 5.2 b, c) - Dens axis: vom Wirbelkö rper nach kra nial zie hend; zahnartiger Fortsatz mit abg e rund ete r Spitze (Apex
de ntis). An der Vo rde rfläche find et sich die Facies articularis anterior (für den vo rd eren Arcus des Atla s), auf
de r Rückseite die Fades articularis posterior (für das Lig. transversum)
- Processus transve rsus: schwach ausge bi ldet, mit Foramen transversarium
3.-6. Halswirbel - Foramina transversaria für A. vertebralis
(Abb. 5.2 d, e) - Forame n ve rtebrale: dreieckig
- Processus spinosus: dorsal gespalten
- Processus uncinatus (Uncus corporis): nac h krani al ausgerichteter Höcker an der Deckplatte des 3 .- 6 .
Halswirbels; bild et im Alter di e Uncovertebralgelenke (Neoarthrose)
- Tuberculum ante rius et posterius: am Qu erfort sa tz ausgebildete Kn och e nhöcker mit einer da zwischenlie-
ge nd en Rinn e , de m Sulcus n. spinalis; als beso nd e rs kräftig ausgebildetes Tuberculum anterius findet sich
am 6. Halswirbel das Tuberculum caroticum
7 = Vertebra prominens - Pro cessus spinosus: am kräftigsten von all en Hal swirbeln ausge bild et und nicht mehr dorsal gespalten;
deutlich tastbarer Dornfortsatz, promin ent un ter der Haut ge lege n (dah er der Name)
- Foramen transversarium: Achtun g, hi er nu r e in kl ein es Loch, da di e A. ve rte bralis noch nicht hindurch zieht

Lendenwirbel (Vertebrae lumbales) t iculatio sacroiliaca [lliosakra lfu ge J) mit der dah intergelegenen
Die Lendenwirbel säule bes teht a us 5 Lendenwirbeln. die fol- Tube ro sit as oss is sacralis bildet .
gende typische Merkmale aufweis en:
• Der Processus costalis ist eine rudimentä re, mit den Wir- Os coccygis
beln ve rsc hmolzene Ripp e na nlage. Das Os coccyg is (Steißbein) wird in der Rege l au s 4 Wirbeln ge -
• Die Qu erfo rtsätze sind stark verklein e rt (bei variabler Grö - bilde t , di e Anzahl ist jedoch va r iab el. Die Steißbe inwirbel we r-
ße) und he ißen hier Processus accessorius. den vo n kra nia l nach kaud a l kle in e r, sie sind übe r Synchondro-
• Der Processus mammillaris ist ein rudime ntärer Fortsa tz auf se n mitein a nder verbunden. Cornua coccygea s ind knöchern e
de m Pro cess u s articul a ri s supe ri or. Vorwö lbunge n am kranialen Pol des Steiß be ins und finden sich
• Die Foramina intervertebralia s ind im Verhältnis zu den a n der dem Kreu zbein zugewa ndten Fl äc he .
a nd ere n Wirbeln relativ g roß , die Foramina vertebralia
APROPOS
rela tiv kle in. Formvarianten : Übergangswirbel: at ypische Ausbildu ng eines Wirbe ls im
Überg ang sbereich zwi schen zwei Wirbela bsc hnitten.
Os sacrum Sakralisation: Verschm elzung des 5. Lende nw irb els mit dem Kreuzbein.
Das Os sacrum (Kreu zbe in ) bes te ht a us 5 verschmolzenen Sak- Lumbalisation: Es ent st eht ein Übergang swirb el aus dem 1. Sa kralwirbel,
der nicht mit den weiteren Sakralw irbeln zum Os sacru m ver schmilzt.
ralwirbeln und den d az wi schenliege nden ve rknöcherten Zwi -
Blockwirbel : Versc hmelzun g von zwei oder mehreren .. echten" Wirbelkör·
sche nwirbel sch e iben . Es ist e in d re iOäc hi ges Ge bilde: pern mi te inander aufg ru nd ei ne r g es tö r te n En t w ic klu ng und Au sreifung d er
• Di e vent ral e Fläche (Fades pelvica) ist konkav und we ist vier Wirb elkö rp eranlagen in der m ese nchy ma len Phase . Auch Spaltbildungen
t ran sversal verlaufe nde Qu erle iste n ( Lin eae tra nsversae) au f. in den Wirbe lbögen bzw. zwischen Wirb elkörper und Wirbelbog en sind auf
• Die dorsa le Fläche (Fades dorsalis) ist ko nvex. St öru ngen in dieser Phase zu rü ckzufüh ren. Die sch li mm st e Folge solcher
Spa ltbildu ng kann ein offen liegendes Rü ckenm ark sein!
• Di e Basisossis sacri is t de m 5. Lend enwirb el zugew a ndt. Der
Halsrippe: en t steht. we nn der Processus transve rsus als Ripp enanlage
a m we ites te n ins Becke n vo rs pr ingende Punk t an der Bas is und ifferenzier t ausgebild et w ird (häufi ger link s als rec ht s). So lche Halsrip-
oss is sacr i ist das Promontori um, w e lches in de r Geburtshil - pen kön nen durc h Ei nengung der A. subclavia die Durchblutung des Arm es
fe e in w ic htiger Ori enti e rungs punk t is t . bee inträc htigen bzw. Sc hwind el du rch Mi nderdurchblutlin g des ZNS bei
Die kaud a le Spit ze des Kre uzbe in s be ze ichn et m a n a ls Apex os- Anstrengung des Arm es veru rs achen (Subclavian Stea l Syn drome, der Arm
sti ehl t dem Ko pf das Blut). Au ch Kri bbeln und Lähm ungen du rch Druck auf
sis sacri.
d e 11 A t mple x. us kommen vor.
De r Canalis sacralis (Kre uzbe ink a na l) ist di e Fort se tzung Lendenrippe: entst eht am 1. Lend enwirbel (manchm ol ouch am 2. Lenden·
d es Wirb elka nal s und e nd et sc hli eß li ch a ls Hiatus sacralis. Auf wirb el) durch einen nicht rni t dem Wir belkörpe r versc hmolzenen Processus
Hö he de r Lineae t ra n sve r sae find en sich vorne und hin te n Öff- cos t alis.
nunge n (Foramina sacralia anteriora et posteriora). Sie di e ne n.
w ie di e zwi sch en de n and ere n Wirb e ln vo rh a nde ne n Fo ramina FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
inre rvertebra li a . a ls Au s tr ittsöffnun ge n für di e Spina lne rve n. .. De r Processus costalis ist als rudi ment äre , m it de m Wirb el
Seit li c h de r Fora mina sac ra lia a nte ri ora liegt di e Pa rs la teral is. versc hm olzene Rippe nan lage ei ne Besonderheit der Le nden -
Ein Te il der Pars late ra lis bi lde t di e Fades auricularis, di e mit wirbe l.
d er Fl äche d es Os ilium das Kre u zbei n- Da rmb e in -Ge le n k (Ar-
5.1 Rücken 75

Arcus anterior Abb. 5.2 Halswirbel.


a Atlas von kranial. b Axis
von krania l. c Axis von
ventra l. d 4. Halswirbel
von kran ia l, e 4. Ha lswirbel
von latera l.

Dens axis Dens axis

~ Fora m en Facies
1 transversa num articularis ------~­
anterior
-:t-- - - Proc.
tran sversus Facies
articulares -
Foramen -~,----\,­ superiores ---r-c-::~
vertebrale
Facies
articu lares -
inferiores
b Proc.
transversus
Foramen Proc. uncinati
transversa riu
6
sulcus ,r,-L_
r l·
~~ _..-_......." Tuberculu~
antenus
Proc. articularis superior
nervus
spinalis C \J
,....}...
Q ( )- Tuberculum
postenus
Proc.
transversu s

d e Proc. articu laris inferi or

5.1.2 Bänder
• Vorderes und hinteres Längsband (Lig. longitudinale ante-
'Anulus
fibrosu~·
r--.:.
;t
s'' il:tl..:-- - - - Li g. longitudinale
posterius

I
Disc us
rius bzw. posterius): Sie liege n direkt am Wirbelkörper und interverteb ra lis Nucleus _
1 : """:

ziehen vom Os occipitale bis zum Os sacrum. Sie sichern die


Zwischenwirbel sc heiben und hemmen die Streckung (Lig.
, pulposus
.
, ·

longitudinale anterius) bzw. die Beugun g (Lig. longitudinale


poste rius) (Abb. 5.3).
APROPOS
Das Lig. long itu d ina le poste ri u s ist mit den Bandsc he ib e n ve rwac hsen. Des-
hal b sind med iane Band scheibenvorfälle glückli cherweise seh r selten.

Ligg. flava (Abb. 5.3): Sie si nd zw isc hen den Wirbelbögen als
ge lblich -orange (viele elast isc he Fasern) ersc heinende Bän-
versa ria
der ausgespannt und begren ze n u. a. d ie Foramina in terver-
tebralia. Diese Bä nder umerstüt ze n (wie ei n Gum miband )
da s Aufrichten der Wirbelsäule.
Lig. nuchae: Es verläuft von der Protuberantia occipitali s
exte rna bis zu den Dornfortsätzen der Hal swirbel; hier sind
die Mu sl<eln des Nac ken s verwachsen . Abb. 5.3 Verbindung der thorakolumbalen Wirbel. (Th ll - L3)
• Lig. supraspinale: Es zieht von der Spitze des Dornfortsatzes
des 7. Halsw irbels üb er a lle weiteren Dornfort satzs pitze n • Ligg . intertransversaria (Abb. 5.3): Sie sind zwischen den
de r fol ge nd en Wirbel hinweg bis zum Kreuzbein und verhin - Querfort sätzen au sgespannt und wirke n jeweils e iner seitli -
dert ein zu sta rkes Vornüberb euge n. che n Be ugun g zur Gegenseite entgege n.
76 5 leibeswand

• Ligg. interspinalia: Sie sind zwischen den Dornfortsätzen des Körpers aus der Flexionsstellung bewirkt, wird sie auch als
ausgespannt und hemmen die Beugung der Wirbelsäule. M. erector spinae bezeichnet.
Die einzelnen Muskeln haben ihre Ansätze an den Dorn- und
APROPOS
Lumbalpunktion: Um Liquor zu gewinnen, führt man ein e Lumbalpunkti on
Querfortsätzen der Wirbel und erhalten ihren Namen nach der
durch. Dabei wird die Nadel meist zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbelfort- Zugrichtung der Muskelfaser. Allgemein gi lt jedoch. dass jeder
satz eingeführt und dabei nachein and er Haut, Subcutis, Lig. supraspinale, Trakt aus einem Geradsystem (Muskeln, die von oben nach un-
Lig. interspinale, Lig. flavum , der Epiduralraum, die Dura mater, der Sub- ten zwischen den Dornfortsätzen oder zwischen den Querfort-
duralraum , Arachnoidea und der Subarachnoidalraum durchstochen. Wer sätzen ziehen) und einem Schrägsystem besteht (Muskeln, die
dann noch weiß, dass man den Patienten im vorgebeugter Haltung punk-
vom Querfortsatz zum nächsthöheren Dornfortsatz verlaufen).
tiert, damit der Raum zwischen den Dornfort sätzen erweitert. der Pl exus
venosus vertebrali s dorsal komprimiert und (wichtig!) das Rückenmark nach Die Muskeln sind von der Fascia thoracolumbalis umgeben.
obe n (in Sicherhei t) gezogen wird, ka nn in der münd lichen Prüfung glänzen. Deren oberflächliches Blatt spannt sich von den Dornfortsätzen
nach lateral auf. Das tiefe Blatt ist an den Processus costales be-
5.1.3 Gelenke festigt, so dass ein osteofibröser Kanal für den M. erectus spinae
entsteht. Im zervika len Bereich wird die Faszie auch Fascia nu-
.,. Atlantookzipitalgelenk (Articulatio atlantooccipitalis). Die- chae genannt: diese zieht vom Lig. nuchae (medial ) zur Faszie
ses Ellipsoidgelenk ermöglicht Beugung, Streckung und Seit- des M. Ievator scap ulae (lateral).
wärtsbewegung des Kopfes . Die Gelenkflächen werden vom
rechten und linken Condylus occipitalis und den Facies articu- ... Lateraler Trakt.
lares superiores des Atlas gebi ldet. • Spinatransversale Muskeln : Der M. splenius cervicis und der
M. splenius capitis werden von den Rr. dorsales der Röcken-
.,. Atlantoaxialgelenk (Articulatio atlantoaxialis). Es ist für die marksegmente C1-C8 innerviert. Sie haben ihren Ursprung
Rotation des Kopfes zuständig und besteht aus zwei Elementen: an den Dornfortsätzen der Brustwirbel und inserieren an
• Articulatio atlantoaxialis mediana (Radgelenk): Es entsteht den Querfortsä tzen der Hal sw irbel. Bei einseitiger Kontral<-
durch Artikul ation des Dens axis vorne mit der Fovea denti s tion drehen diese Muskeln den Kopf und die Halswirbelsäule
atlantis und hinten mit der überknorpelten Fläche des Lig. zur gleiche n Seite (Seitwärtsneigung). bei beidseitiger Kon-
transversum atlantis. traktion werden Kopf und Hals nach hinten gebeugt.
• Articulatio atlantoaxialis lateralis: Dieses paarige Gelenk • Intertransversa le Muskeln:
verbindet die unteren Gelenkflächen des Atlas mit den obe- - M. iliocostalis: Er bes teht aus den drei Anteilen M. ilio-
ren Gelenkflächen des Axis. costalis lumborum, thoracisund cervicis, die alle in einer
Beteiligte Bänder sind: V-förmigen Zugrichtung verlaufen.
• ligg. alaria (F iügelbänder): Sie ziehen seitlich vom Dens zum - Mm. longissimi: Sie bilden ebenfall s ein e V-Form und
Foramen magnum. setzen sich zusammen aus dem M. longissim us thoracis,
• lig. cruciforme atlantis (Kreuzband): Dieses zieht mit den M. longissimus cervicis und M. longi ssimus capitis.
Fasciculi longitudinales vom 2. Halsw irbel zum Foramen - Bei einseitiger Kontraktion der Muskulatur kommt es zur
magnum und mit dem lig. transversum atlantis zwischen Streckung und Seitwärtsneigung der Wirbelsäule.
den beiden Massae laterales zur Sicherung der Medulla ob-
longata im WirbelkanaL ... Medialer Trakt.
• lig. apicis dentis (Sp itzenband): Es zieht von der Spitze de s • Geradsystem (spinales System):
Dens zum Foramen magnum. - M. spinalis: Er besteht au s dem M. spina lis thoracisund
• Membrana tectoria: ein flächenhaftes Band, das alle Bänder dem M. spinalis cervicis. diebeideunterschiedliche Ur-
von dorsal bedeckt, vom Clivus ausgeht und sich in das Lig. sprünge und An sätze , aber den gleichen Mu skelfaserver-
longitudinale posterius fortsetzt. lauf aufweisen. Die Muskeln s pannen sich zwischen den
Dornfortsätze n aus.
- Mm. interspinales: Sie sind im Hals- (6 Mm interspina les
5.1.4 Rückenmuskulatur
cervicis) und oberen Thorakalbereich (4 Mm . in terspinales
thoracis) sowie im Lumbalbereich (5 Mm. interspinales
lumborum ) seg mental ange legt und ste ll en mit ihren
Das IM PP legt vie l Wert auf die Unterscheidung von autochtho- Muskelfasern die Verbindun g der einzelnen Dornfortsätze
ner Rückenmuskulatur und sek undär eingewanderten Rücken - untereinander her. Im unteren Thorakalbereich fehlen
muskeln. Auße rdem ganz wichtig: Alle autochthonen Rücke n- die se Muskeln.
muskeln werden von den Rami dorsales der Spinalnerven inner- - Mm. intertransversarii: Sie verbinden die Querfortsätze
viert und heißen in ihrer Gesa mtheit M. erector spinae! zweie rbenachbarter Wirbel miteinander und werden ge-
legent li ch auc h zum intertran sversalen Sys tem (lateraler
Tral<t) ge rec hn e t.
Autochthone Rückenmuskulatur • Schrägsystem (transversospinales System):
Die autochthonen Rückenmuskeln ziehen in zwei gro ß en - Mm. rotatores breves et longi: Sie liege n v.a. im Brust be-
Längsfurchen über die ges amte dorsale Wirbel sä ule hinweg re ich und ziehen von den Querfortsätze n zu den nächsthö -
und werd e n in einen medialen , tief ge legenen und e inen ober- heren bz w. übernäch sten Dornfortsät ze n.
flächlichen, lateralen Trakt geg liedert. Sie werden innerviert - Mm. multifidi : Sie zie hen von den Querfortsätze n schräg
von den Rr. dorsales der Spinalnerven . Da die autochthone Rü - nac h obe n medial z u de n Dornfortsätze n de r höh er gele-
ckenmuskulatur zusammen mit den Ligg. flava die Aufrichtun g ge nen Wi rbe lkö rper und ver laufen in de r Regel üb e r zw e i
bis drei Wirbelkörpe r hinweg. Dadurch sta bilisie re n sie
5.1 Rücken 77

das jeweilige Bewegungssegment bzw. bewirken eine 5.1 .5 Gefäßversorgung


Streckung und Seitwärtsneigung der Wirbelsäule bei ein-
seitiger Kontraktion. Arterien und Venen bilden in jedem Segment des Rückens eine
- Mm. semispinales: Sie liegen seitlich den Mm. multifidi an vaskuläre Einheit, die ringartig um den ganzen Rumpf verläuft,
und haben drei Muskelanteile: M. semispinalis thoracis, und dorsal und ventral jeweils mit einem längs verlaufenden
M. semispinalis cervicis und M. semispinalis capitis. Auch Gefäß verbunden ist.
sie ziehen von den Querfortsätzen zu den Dornfortsätzen.
- Bei einseitiger Kontraktion drehen die Muskeln des trans- .,. Arterielle Versorgung (Abb. 5.4).
versospinalen Systems die Wirbelsäule, bei beidseitiger • Von dorsal verlaufen die Aa. intercostales posteriores aus
Kontraktion bewirken sie eine Rückwärtsbeugung. der Aorta.
• Von ventral verlaufen die Rr. intercostales anteriores aus
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X der paarigen längs ziehenden A. thoracica interna (alt: A.
~ Es ist ni cht so wichtig, Ursprung und An sa tz jedes einzel· mammaria).
nen Rückenmuskels zu kennen: man sollte aber wissen, das • Weiter kaudal verlaufen in ebenfalls horizontaler Richtung
folgende Mu ske ln zur autochthonen Rückenmuskulatur die Aa. lumbales.
gehören : M. splenius capitis et cervicis, Mm. iliocostalis, • Zusätzlich erfolgt die arterielle Perfusion über ventrallängs
die Mm. longiss imi, Mm . spinalis, Mm. interspinalis, Mm. inter- verlaufende Gefäße:
transversarii , Mm. rotatores breves et longi, Mm . multifidi und - A. thoracica interna (A. mammaria), aus der A. subclavia
Mm . semispinales. - A. epigastrica superior, die Fortsetzung der A. thoracica
~ Alle autochthonen Rückenmuskeln werden von Rami dorsales unterhalb der Rippen
der Spinalnerven innerviert und bilden in ihrer Gesamtheit
den M. errector spinae.

Eingewanderte Rückenmuskeln Truncus


Die eingewanderten Rückenmuskeln dienen der Beweglichkeit Lhyreocervicalb --...,-..:....,~ij;'i\ 1
der oberen Extremitäten (z. B. M. Ievator scapulae, Mm. rhom-
A. su bclavia - - - - - - - -Truncu s
boidei, M. latissimus dorsi, s.S. 25 f.). Sie sind nicht segmental
brachiocephalicus
angeordnet und werden weiterhin von den Nerven ihrer "ur-
sprünglicllen" Heimat innerviert (in der Regel durch ventrale
motorische Äste der Spinalnerven). Folgende Muskeln sind be-
sonders zu erwähnen:
• M. serratus posterior superior: Er hebt die 2.- 5. Rippe und
A. thoraci ca
unterstützt so die Inspiration. Er wird innerviert durch die Aa. inter· _ _m~~~n interna
Nn. intercostales aus den Rückenmarksegmenten Th1-Th4. costa les
• M. serratus posterior inferior: Er zieht die Rippen 9-12 posteriores
nach kaudal und wirkt meist exspiratorisch, l<a nn aber auch
bei der forcierten Inspiration mithelfen. Er wird innerviert
durch die Nn. intercostales Th9-Th12.

~ LERNTIPP !
Die Musculi serrati werden als Atemhilfsmuskulatur immer
wieder erwähnt. Man sollte aber wissen, dass das Zwerchfell
den größten Teil der Atemleistung bewältigt.

• Mm. levatores costarum: Diese Muskeln heißen zwar .. Rip- Aorta abdom ina li s
penheber", doch außerdem strecken, drehe n und neigen sie
die Wirbel säule. Die Innervation erfolgt in diesem Fall durch
die Rr. dorsales der Spinal nerven .

~ LERNTIPP ! A. subcostali s E
<li
. 0
Achtung, Ausnahme! Nur di e Mm. levatores costarum werden supenor ;;;
und inferior ~
nicht nur durch die Nn. intercostales, sonde rn auch durch die Rr.
dorsales der Spinalnerven inn e rvi ert. ~
~
- - A. epig astrica ~
• Mm. intertransversarii: Diese klein en Mu ske lbünd el inferior "§
~
spa nnen sich zum einen zw isc hen de n Querfortsätzen der
Hal sw irb e l aus und zie he n wm a ndere n im Be re ich der 'fi;;r -- - - A. iliaca extern a "'w"
Lendenwirbel zu den Rippenrudimentfortsätze n (Process us ~;;;
costalis). Die Innervation erfo lgt dureil die Nn. intercostales
C2- C6 s owie LI -L4.
""u
~
c
Abb. 5.4 Arterien der Rumpfwand.
78 5 Leibeswand

- A. epigastrica inferior in der Plica umbilicali s laterali s, aus Der Brustkorb (Cavea thoraci s) besteht aus 12 Bru stwirbeln
der A. iliaca externa kommend (s. Abb. 5.4). (s. o.), 12 Rippenpaaren und dem Brustb ein (Abb. 5.5). Das Zu-
samm enspiel der ein zelnen Elemente des Thora x (u. a. Rippen,
.LERNTIPP ! Muskeln ) sind von grundl egender Bedeutung für die Atemme-
Prüfungsre levant ist di e Frage nach einem Umgehungskreislauf, chanik.
durch den Blut vo m Stromgebiet der V. cavainferior (über die
Femoralvenen) zur V. cavasuperiorgelangen kann . Klinisch tritt 5.2.1 Knochen und Gelenke
solch ein Umg ehung skreislauf bei Behinderung en des venösen
Abflusses in Ers cheinung, z. B. durch eine Vena-cava-Thrombose. ~ Rippen (Costae). Der Mensch hat analog zur An zahl der Bru st-
Eine solche kavokavale Anastomose verläuft üb er die V. epi- wirbel 12 Rippenpaare. Diese lassen sich folgendermaßen ein-
gastrica superficialis und di e V. thoracoepigastrica. ln di ese teilen:
oberfl äc hli chen Venen münd en auch die Vv. periumbilicales. • echte Rippen (Costae verae =Rippen 1-7) setze n mit ihrem
Sind diese stark erweitert , nennt man das Caput medus ae. Rippenknorpe l di rek t am Sternum an
• falsche Rippen (Costae spuriae - Rippen 8-12) unterteil en
sich in
~ Venöse Versorgung. Der venöse Abfluss erfolgt über V. thora- - Costae arcuariae (=Rippen 8-10): enden mit dem Ripp en-
cica interna, V. epigastrica superior, V. epigastrica inferior, V. knorp el in ei nem Rippenboge n und ziehen geme insam
epigastrica superficialis sowie V. circumflexa ilium profunda zum Ste rnum (Brustbein), und
et superficialis. Die Venen verlaufen parallel zu den gleichna- - Costae fluctuantes (freie Rippen= Rippen 11-1 2): hab en
migen Arterien (s. Abb. 5.4). keinen Kontak t zum Sternum .
Alle Rippen bestehen au s:
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X • Caput (Rippenkopf)
De r venöse Abfluss der Leibeswand erfo lgt über • Collum (Rippenh als) und
~ die V. epigastrica superi or,
• Corpus (Rippenkörper).
~ di e V. epigastri ca inferio r,
Es ist wi chtig rür die ln- und Exs piration, das s die Rippen eine
~ die V. epigastrica su perfici alis, Kantenkrümmung, eine Flächenkrümmung und eine Torsion
~ die V. thoracica internaund aufweisen. Dadurch wird durch Lageänd erung der Ripp en da s
~ die V. circumfl exa ilium profunda et superficialis. von ihnen eingefasste Volumen des Thora x wesen tlich vergrö-
ß ert (Heben = In spiration) oder verkleinert (Se nken = Exs pira-
tion).
5.2 Brustwand
.. Brustbein (Sternum). Das Sternum ist ein platter Knochen und
Al s Brustwand wird der obere Teil der vorderen Leibeswa nd setzt sich zusa mmen au s drei Kn ochen, d ie über Synchondrosen
bezeichnet. Die obere Thoraxa pertur ist di e Grenze zum Hals, verbund en sind:
di e un te re Thoraxapert ur di e Gren ze zur Bauchwand. Durch • Manubrium sterni: verbreiterter, oberer Teil des Sternums,
da s Zwerchfell werden Brust- und Bauchhöhle voneinander ge- mit der lncisura cl avicularis für den An satz der Clavicula von
t renn t. rechts und links, der lncisura jugularis (Drosselgrube) und
dem An gulu s ste rni (Brustbeinwinkel), der durch di e Haut
tastbar ist. Am Angulus sterni setzt di e 2. Ripp e an.
• Corpus sterni: Am Brustbeinkörp er befinden sich seitli ch die
obere Brustkorböffnung lnci sura e costales fü r di e 2.-7. Rippe ( 5 ~ lncisurae).
(Apertura thoracis superior)
• Processus xiphoideus: Der oft getei lte ode r durchlö cherte
"Schwertfortsatz" bi lde t das kaudale Ende des Bru stbein s.
lncisura clavicularis
(für Sternocla vicular-
::r---"""-c;~----.c.'t-'1----- gelenk) ~ERNTIPP !
Den Aufba u des Brust beins sollte man sich auch über das Phy-
siku m hin aus gut merken, da er zum EKG-A bleiten und fü r die
Rippen-
Costae knorpel Wi ederb ele bun g relevant ist.
verae
(1 - 7)

5.2.2 Muskulatur
Processus
+-L-'.C'~""'-+~H--- x i pho id eu s
~ Muskulatur der Brustwand. s. S. 24 ff.

~ Interkostalmuskeln.
Costae • Mm. intercostales externi: Ihr Ursprung liegt am unteren
spu ri ae
(8 - 12) äußeren Ra nd des Sul cus cos ta e. Sie setzen am Obe rrand de r
nä chsten darun te rli egende n Rippe an und heben di e Ripp en
an. wa rdurch sie di e Inspiration untersüt zen. Die Mu skel-
untere Brustkorböffnung fase rn ve rlaufen vo n oben late ral nac h un te n medi al (sog.
(Apertura thoracis inferi or) "Hose nraschenri chtu ng" ).
Abb. 5.5 Thoraxübersicht.
5.2 Brustwand 79

• Mm. intercostales interni: Sie verlaufen genau entgegenge- 5.2.3 Zwerchfell (Diaphragma)
setzt zu den Mm. intercostales externi, also von unten late-
ral nach oben medial. Sie senken die Rippen ab und unter- Das Zwerchfell ist der wichtigste Atemmuskel. Durch Kontrak-
stützen damit die Exspiration . Die Mm. intercostales interni tion beim Einatmen flacht das Zwerchfell ab und verlagert sic h I
liegen als mi tt lere Muskelschicht im Zwischenrippen raum. nach kaudal. Durch die Erweiterung des Thorax nehmen der
• Mm. intercostales intimi: Sie bilden die innerste Muskel- Unterdruck im Pleuraspalt sowie die Sogwirkung am Lungen-
II
sc hicht des Zwischenrippenraums und weisen als Abspal- parenchym zu, dadurch werden die Lungen belüftet. Beim Aus-
tung der Mm. intercosta les interni auch die gleiche Ver- atmen verlagert sich das Zwerchfell passiv in seine Ausgangs-
laufsrichtung auf. Sie dienen ebenfalls der Exspiration durch position, sobald der Muskel rel axie rt.
Senkung der Rippen.
APROPOS
• Mm. subcostales: Sie si nd nicht immer vorhanden und sen- Sowohl bei diagnostischen Leberpunktionen als auch beim Abpunktieren
ken die Rippen (Exspiration). Sie haben ihren Ursprung an eines Pleuraergusses muss man die Lage des Zwerchfells beachten und den
der Innenseite der unteren Rippen und ziehen zur Oberkante Patien ten ggf. tief e inatmen lassen, damit sic h das Zwe rchfell nach unte n
der 2. und 3. Rippe darunter. ve rlagert.
• M. transversus thoracis: Er zieht von der Innenseite des
Brustbeins und dem 7. Rippenknorpel zum Rippenknorpel Aufbau
der Rippen 2-6. Er senkt ebenfalls die Rippen und dient
damit der Exspiration.
LERNTIPP !
Die Innervation all dieser Muskeln erfolgt üb er die Nn. inter· Die Anatomie des Zwerchfells und seine Durchtrittsstellen
costales. werden (auch bei den Brust- und Bauchorganen) immer wieder
gefragt. Außerdem sollten Sie die Verwachsungsstellen mit
~ Gefäß-Nerven-Straße. Zwischen den Mm . intercostales in- Leber un d Herz kennen. Eine typische mündliche Frage ist außer-
terni und intimi verläuft jeweils segme ntal die Gefäß-Nerven- dem, ob bei di esem oder jenem Rückenmarkschaden eine Atem-
Straße im Zwischenrippenraum. ln typischer Reihenfolge zie- lähmung res ultieren kann. Merken Sie sich, dass das Zwerchfell
hen hier Vene. Arterie und Nerv (V., A. und N. intercostalis) von hauptsächlich von Fasern der Wurzel C4 innerviert wird.
kranial nach kaudal.
~ centrum tendineum. An diesem dreieckig begrenzren zentra-
APROPOS
Pleuraerguss: Bei Erg ussbildung in den Randwin keln des Pleu raspalts (Pieu- len Sehnenfeld setzen die Muskelfasern aller drei Muskelanteile
raergu ss) wird die angesammelte Flüss igkeit abp unkti ert. Gerne wird hierzu des Zwerchfell s an. Dem Centrum tend ineum ist auch das Herz
in der mündlichen Prüfung gefragt, welches dafür die günstigste Stelle ist: aufgelagert Es ist kranial mit dem Perikard (Mi tbewegung des
Diese befindet sic h genau über einer Rippe, denn unter jeder Rippe "klebt Herzbe utel s bei Atembewegungen) und kaudal mit der Area
ein VAN" (dieser Kleintransporter steht für. Vene, Arterie, Nerv", von oben nuda der Leber verwachsen. Das Centrum tendineum begrenzt
nach unten). Als Zugangsweg wählt man daher dorsal der mittleren Axill arli-
nie einen Zwischenrippenraum, der sich auf Höhe des Ergusses befindet (in außerdem das Foramen ven ae cavae.
der Reg el zwischen der 6. und 9. Rippe). Die anschließende Punktion erfolgt
da nn am Oberrand der nächsten darunterliegenden Rippe. Dadurch wird ~ Drei Muskelanteile.
eine Verletzung der Interkostalgefäße und des lnterkostelnervs verm ieden. • Pars sternali: Sie entspringt an der Rü ckseite des Processus
xiphoideus.
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN • Pars costalis: Ursp rung an den Rippenknorpeln der unteren
~ Am Angulus sterni (Brustbeinwinkel), den man gut durch die 6 Rippen.
Haut tasten kann, setzt die 2. Rippe an. • Parslumbalis: wird in Crus dextrum und Crus sin istr umun -
_J te rtei lt, die der Wirbelsäule direkt anliegen und sichjeweils
in ein Cr us mediale und CI'Us la te rale aufzweige n:
- Das Crus mediale dextrum hat seine n Ursprung am 1.-4.
Lendenwirbelkörper,
Fascia
~---- Costa - das Crus mediale sinistrum aml.-3. Lendenwirbelkörper.
endothoraci ca
Mm. - Das Crus laterale dextrum und das Cruslaterale sinistrum
intercostales haben ihren Ursprung an den Sehnenstreifen von Mus-
externi
Pleura keln: Sie überspannen mit zwei seh n igen Bögen (Lig. arcu-
parieta lis Mm.
atum mediale et latera le) den M. psoas und M. quadratus
intercostales
b interni Jumborum (Psoasarkade, Quadratusarkade, s. Abb. 5.7).

~ Muskelspalten und Zwerchfellöffnungen (Abb. 5.7). Das


V. + A. + N. Zwerchfell hat auf jeder Seite zwe i mit we nig Bindegewebe ge-
in tercostalis füllte, muskelfreie Dreiecke:
Mm. inter-
• Larrey-Spalte (Trigonum sternocostale): zwischen Pars
costales intimi sternali s und Pars costalis gelegen
Mm. • Bochdalek-Dreieck (Trigonum lumbocostale): zw isc hen
in tercosto les
interni Pars costalis und Pars lumba li s.
An fol ge nden Stellen treten Strukturen durch das Zwerchfell
Abb. 5.6 Interkostalmuskeln und Gefäß-Nerven-Straße. a Quer- hindurch:
schni tt durch zwei Zwisc henrippenrä ume; b Rippense nkung (Exsp ira- • Hiatus aorticus: Durchtr ittsstell e für Aorta descendens und
tion); c Ripp enh ebung (lnspiretion). Ductus thoracicus. Der Hiatus aorticus befi ndet sich zw i-
80 5 Leibeswand

. LERNTIPP , ' !
Das Zwerchfell wird motorisc h v. a. aus dem Segment C4 inner-
viert. Viele Prüfungsfragen beinhalten diesen Fakt. jedoch wird
meist nach den Folgen eines Ausfall s im Bereich dieses Segments
gefragt: Es resultiert eine Zwerchfelllähmung und damit u. U.
Atem not.

Quadratus-
Arkade
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
M. psoas major
quadratus lum borum .. Das Zwerchfell ist der wichtigste AtemmuskeL
.. An folgenden Stellen treten Strukturen durch das Zwe rchfell
Abb. 5.7 Durchtrittsstellen des Zwerchfells. Ansicht von unten. hindurch:
- Hiatus aorticus: Ductus thoracicus (und die Aorta descen-
sehen dem Crus mediale dextrum er sinistrum (Pars lumba- dens).
lis) vor dem L Lendenwirbel. - Hiatus oesophageus: Ösop hagus. Nn. vag i (Truncus vagalis
• Hiatus oesophageus: Durchtrittsstelle für Ösophagus. Nn. pos terior et anterio r) und R. phrenicoabdominalis sinister.
vagi (Truncus vagalis posterior et anterior). R. phrenicoab- - Foramen v. cavae: befindet sic h im Centrum tendineum und
dominalis sinister. Der Hiatus oesophageus befindet sich in ist di e Durchtrittsstelle für di e V. cavainferior (und den R.
der Pars lumbalis auf Höhe des 10. Brustwirbels und ist voll- phren icoabdominal is dex te r).
ständig von Muskulatur umgeben (funktioneller Sphinkter). - Trigon um sternocostale (Larrey-Spalte): A. und V. epigast-
• Foramen v. cavae: liegt im Centrum tendineum und is t die rica superior.
Durchtrittsstelle für die V. cavainferior (mit dieser bindege- - Medialer Lumbalspalt: Durchtrittsstelle für N. splanchni-
webig verbunden) und den R. phrenicoabdominalis dexter. cus majorund minor (sowie die V. azygos [V. lumbalis
• Trigonum sternocostale (La rrey-Spalte): Du rchtrittsstelle ascendens] und V. he mi azygos).
für A. und V. epigastrica superior ( Endäste der A. und V. - Lateraler Lumbalspalt: Trun cus sy mpathicus.
thoracica interna), liegt auf Höhe des 9. Brustwirbels. .. Normalerweise wird das Zwerc hfell aus Segment C3-C5 inner-
• Pars lumbalis diaphragmatis (Lumbalspalt): viert.
- Medialer Lumbalspalt: liegt im Crus mediale und ist die
Durchtrittsstelle für N. splanchnicus majorund minor, V.
azygos (V. lumbalis ascendens), V. hemiazygos. Der medi- 5.2.4 Brustdrüse (Mamma)
ale Lumbal spalt befindet sich im Crus mediale.
- Lateraler Lumbalspalt: liegt zwischen dem Crus mediale ~ Aufbau. Die weibliche Brust besteht aus einem Drüsenkörper.
und dem Crus laterale und ist die Durchtrit tsstelle für den Bindegewebszügen und Fett Die Brustdrüse selbst (Glandula
Truncus sympathicus. mammaria) setzt sich ausl0-20 tubuloalveolären Ein zeldrüse n
zusammen, die durch Bindegewebsstränge (Retinacula) von ei-
APROPOS
An den muskelschwachen Arealen sowie den Zwerchfell öffnungen (beso n- nander getrennt sind. Sie liegen verzweigt im subkutanen Fett-
ders dem Hia tus oesophageus}können bei erhö htem intraabdominell em gewebe und münden in die Brustwarze (Papilla mammae). di e
Druck Anteile der Baucheingeweide in den Brustraum verl agert werden. vom Brustwarzenhof um ge ben ist (Areola mammae).
Das nen nt man dann Zwerchfellhernie. Es gibt angeborene und erworbene Die Retinacula ziehen zwischen den e inzelnen Drü sen in die
Zwerc hfellhernien . Tiefe bis auf di e Muskelfaszie des M. pectoralis. Gegenüber dem
Muskel ist die Brustdrüse normal erweise leicht verschieblich.
Gefäßversorgung und Innervation
APROPOS
~ Arterielle Perfusion. Sie erfo lgt über Bei pa thologischen Zuständen. z. B. einem fortgeschrittenen Mammakar-
• die A. phrenica superior (aus der Aorta thoracica ), zinom (Brustkrebs}, fehlt die Versc hieb lichkeit. Das kann also ein wichtiger
• die A. pericardiacophrenica, diag nos tischer Hinweis se in .
• die A. musculophrenica (aus der A. thoracica interna) und
• die A. phrenica inferior (aus der Aorta abdominalis). ~ Arterielle Perfusion. Sie erfolgt
• von medial durch die Rr. mammarii mediales aus den Rr.
APROPOS
Beim Schluckauf (Si ngultu s} kontrah iert das Zwerchfe ll unwillkürlich bei intercostales 2-4 .
gleich zeitig geschlossener Stimm ritze und schneller Einatmu ng. Als Folge • von lateral durch die Rr. mammarii laterales aus der A. tho-
entsteht ei n hoh er Ton. Meist ist der Sc hl uckauf vorübergehend und ohne racica lateralis und
pathologisc he Bedeutung. seltenliegen organisc he Ursache n zugrunde (z.B. • von basal durch die Rr. mammarii laterales der In te rko sta l-
Erkrank unge n im Verlauf des N. phrenicus, ZNS-Erk ranku ngen. subphreni- arter ien.
scher Abszess}.
~ Innervation. ~ venöser Abfluss. Der ve nöse Abfluss erfo lgt liber die V. thora-
• Motorisch wird das Zwerch fe ll vom N. phrenicus (ventrale cica internaweiter in di e V. subcl av ia und von dort üb er di e V.
Äste der Spinalnerven C3-C5) innerviert. brachi ocephalica in die V. ca va superi or.
• sensibel von den Rr. phrenicoabdominales (a us de m rec hten
und lin ke n N. phrenicu s). ~ Lymphabfluss. Die axilläre Lymphabflussbahn (nach latera l in
Richtun g Achselhöhl e) verläuft üb er die Lymphkno te nstationen
der:
5.3 Bauchwand 81 - ,.

• Nodi Jymphoidei pectorales. (!:ERNTIPP !


• Nodi Jymphoidei axillares superficiales.
Im Examen wird gerne gefragt, welche Schi chten ein Bauch-
• Nodi lymphoidei paramammarii und
chirurg durchtrennt, wenn er an diesem oder jenem Punkt das
• Nodi lymp hoidei centrales et apicales et supraclav icu lares.
Skalpell ansetzt.
Eine weitere mögliche Abflussrichtung sind die interkostalen
Lymphabflussbahnen. Hier erfolgt der Abfluss über die Lymph-
knoten der:
• Nodi lymphoidei parasternales, 5.3.1 Bauchmuskulatur
• Nodi lymphoidei intercostales und
• Nodi lymphoidei axillares et interpectorales.
Weitere Lymphabflu sswege siehe Kap. Obere Extremität, S. 41. Wenn Sie die Lage der Bauchmuskeln beherrschen , dann haben
Sie beste Voraussetzungen, um die Entstehung von Leistenbrü-
\; LERNTIPP ! chen zu verstehen, die Ihnen weiter unten begegnen werden.
Der Lym phabf1u ss und der venöse Abfluss der Mamma sind wich- Die Hodenhülle ist übrigens ganz ähnl ich wie die Bauchwand
tig. Falls in der mündlichen Prüfung gefragt wird, wo Sie nach aufgeba ut (s. Skript 2). da sie sich aus dieser entwickelt hat.
Lymphknotenmetastasen eines Mammakarzinoms tasten wür-
den: an der Mamma selbst, ober- und unterhalb der Clavicula,
auf dem M. pectoralis und in der Achselhöhle. Oberflächliche Muskeln
Alle Bauchmuskeln (Abb. 5.8) der lateralen und der medialen
Gruppe werden über die Nn. intercostales innerviert.
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
~ Der venöse Abfluss der Mamma erfolgt über die V. thoracica ~ Laterale Gruppe.
interna. • M. obliquus externus abdominis: Er verläuft von lateral
oben hinten nach medial unten vorne (sog ... Hosentaschen-
richtung"). Medial geht der Muske l in die breitflächige
Externusaponeurose über. die einen Teil der Rektusscheide
5.3 Bauchwand bildet (s. S. 82). Durch einseitige Kontraktion bewirkt der
Muskel eine Rotation des Körpers zur Gegenseite. bei beid -
Die Bauchwand besteht aus mehreren Schichten: seitiger Kontraktion wird der Körper nach vorne gebeugt. Er
• Unter der Haut der Bauchwand befindet sich subkutanes ist außerdem für die Bauchpresse und forcierte Exspiration
Fettgewebe, das von der Muskulatur durch die Fascia abdo- wichtig.
minis superficialis getrennt wird. • M. obliquus internus abdominis: Er liegt dem M. obliquus
• Oie Bauchmuskulatur bildet die Grundlage der Bauchwand. externus abdom inis von hinten an und mit seinem ka udalen
Man unterscheidet Teil bildet er beim Mann mit einigen Muskelfasern den M.
- die oberflächliche laterale (M. obliquus externus abdomi- cremaster. Der Faserverlauf des M. obliquus internus ist dem
nis. M. obliquus internus abdominis, M. transversus abdo- des M. obliquus externus genau um 90 • entgegengesetzt.
minis) und mediale (M . rectus abdominis. M. pyramida li s) Neben den Interkostalnerven sind auch Äste aus dem Plexus
Bauchmuskulatur sowie lumbalis beteiligt: Der M. cremaster wird nämlich durch den
- die tiefe Bauchmuskulatur (im Bauchraum gelegen: M. R. genitalis des N. genitofemoralis (L1-L2) innerviert. Die
quadratus lumborum. M. psoas major, vgl. S. 51 ). einseitige Kontraktion des M. obliquus internus abdominis
• Die Aponeurosen der seitlichen Bauchmuskeln und die Fa- bewirkt eine Seitwärtsneigung zur gleichen Seite. bei beid-
scia transversalis bilden die Rektusscheide. in der der M. seitiger Kontraktion wird der Körper nach vorne gebeugt.
rectus abdominis liegt. Auch dieser Muskel hat große Bedeutung für Bauchpresse
und forcierte Exspiration.

Abb. 5.8 Bauchwand-


M. rec tu s M.rectus muskeln. a Medi ale
abdominis ~"'"*f\---- a bd o m i ni s und laterale Muskeln im
Bereich der Bau chwa nd,
,-....,~rr--- IVI.o bliquu s b Fu nktion der oberf1äch-
M. obliquus externus
externus abdominis Iichen Bauchwan dmuskeln.
abdomin is I
---,--- M. transversus
M. obliquus--t=:~~~~t~~~mfj-M. tronsversus
abdomin1s abdominis
internus
abdominb ~-T--- M . ubliquus
in ternu s
abdo mini s

a b
82 5 leibeswand

• M. transversus abdominis: Oberha lb der Linea arcuata bil- • Oberhalb der Linea arcuata:
den die Fasern dieses Muskels das hinte re Blatt der Rel<tu s- - Das vordere Blatt der Rektussche ide wird gebildet von der
sch e ide aus. unterhalb der Linea arcuata sind sie am Aufbau Externusaponeurose und de n vorderen Fasern der Inter-
de s vorderen Blattes der Rektusscheide beteiligt, hi er fehlt nusaponeurose.
das hintere Rektusscheidenblatt. Der Muskel unterstützt - Das hintere Blatt der Rektusscheide wird gebildet von der
ebenfal ls die Bauchpresse und die forcierte Exspiration. Die Transversusaponeurose sowie den hinteren Fasern der
Muskelfasern verlaufen fast horizontal von den Rumpfseiten lnternusaponeurose. daran a nliegend befinden sich die
kommend bis nach medialund enden dort in einer konka- Fascia tra n sversa li s und das Peritoneum .
ven, senkrecht verlaufenden Lini e (Linea semi luna ris). • Unterhalb der Linea arcuata:
- Das vordere Blatt der Rektusscheide wird von der Exter-
.. Mediale Gruppe. nus-. lnternus- und Transversusaponeurose geb ild et .
• M. pyramidalis: klei ner, dreieckiger Muskel, der in der Rek- - Das hintere Blatt der Rektusscheide wird nur von der
tusscheide liegt. Er kann auch fehlen. Der Muskel entspringt Fascia transversaUs und dem Peritoneum gebi ldet.
vom Os pubis und zieh t a n die senkrecht verla ufende , mittig
auf die ventrale Bauchwand sich darste ll ende Linea a lba . LERNTIPP !
(Ansatz). Es wurde im Examen schon danach gefragt, o b bei Eröffnung der
• M. rectus abdominis: Er füllt die Rektusscheide aus und Ba uchhöhle am McBurney-Punkt da s vordere Blatt der Rektus-
hat seinen Ursprung an den Rippenknorpelaußenflächen scheide du rchs chnitten werden mus s. Um sich die richtige Ant-
der 5.-7. Rippe und vom Process us x iphoi deus . Von dort wo rt zu erschli eßen , so llte man zunächst wissen, wo der McBur-
zieht er zur Crista pubica. zum Tuberc ulum pubicum und ney-Punkt liegt: Er befindet sich auf eine r gedachten Linie von
zur Symphyse (also Richtung Os pubis). Der M. rectus ab- der Spina iliaca ante rior sup eriorz um Nabel im mittleren Drittel
dominis verspannt die Bauchwand, bei Kontrakt ion richtet und ste ll t die Projektion der Appe ndix auf die vordere Ba uch-
er den Oberkörper aus dem Liegen auf. Im Stehen beugt er wand da r (s. Skript 2). Damit li egt der McBurney-Punkt late ral der
den Rumpf und ka nn das Becken anheben . Zudem ist auch Rektusscheide und diese mu ss nicht eröffnet werden .
dieser Mu skel für Bauchpresse und forcierte Exspiration mit
verantwortlich. Bei Betrachtung des M. rectus abdominis
fällt auf, dass er etage na rt ig durch Bindegewebssehnen in FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
einzelne mu skul äre Abschnitte unterteilt wird. Diese lnter- ~Die gesa mte oberflächliche laterale (M. obliquus exte rnus
sectiones tendineae (Zw isc henseh nen, in der Rege l sind abdomin is, M. obliquus internus abdomi nis, M. transversus
zwei oberhalb und eine bis zwei unterhalb des Nabels zu abdomini s) und mediale (M . rectus abdomin is, M. pyramida lis)
finden) unterteilen den M. rectus abdomin is in Muskelteile, Bauchmuskulatur wird von Nn . intercostales innerviert und
die isoliert kontrahiert werden können . ist an de r Bauchpresse beteil igt.
.. Der M. rectus abdominis ist der Muskel, der die Rektu s-
.. Rektusscheide. Die Rektusscheide besitzt ein vorderes und scheide au sfü ll t .
ein hinteres Blatt und umgibt den M. rectus abdomi ni s. Mit .. Die Rektuss che ide hat ein vo rderes und e in hinteres Blatt.
diesem ist sie ventral (nur über da s vordere Blatt) über die ln -
tersectiones tendineae verwachsen. Die Rektusscheide besteht
aus den bindegewebigen Fasern der drei lateralen Bauchmus-
kelaponeurosen und enthält die Aa. epigastricae super iOI·es et M. obliquus externus abdominis
infer iores. die Endäste der Nn . in tercosta les V- XI sowie des N. M. obliquus internu s abdominis
subcosta lis. Die Fasern verlaufen horizontal und d iagona l und M. transversus abdominis
verfle chten sich in der Mittellinie des Körpers miteinander zur
sog. weißen Linie (Linea alba), die vom Process us x iphoideus bis
Linea alba Fascia transversa li s
z ur Symphyse reicht. Auf dieser Linie ist der Ba uchnabel (Anu-
lu s umbilicalis) loka li siert. Von außen ist sie a ls Einsenkung zu
e rkennen , da sie muskelfrei ist. Ein gern gefrag tes Detai l: Der
Bauchnabellieg t mei st im Dermatom TlO.
Auf der Rückseite de r Rektu ss cheide finden sich die Plicae Lamina anteri or
oberhalb der linea arcuata
umbili ca les (s. S. 85 ). (Nabelhöhe)
Linea arcuata: Diese bogenförmige Linie li egt unterhalb des
Bauchnabels und zieht von link s nach rechts entlang der In -
nense ite de r ventra len Bauchwa nd. Sie bildet an der hinte re n
Sch icht de r Rektu ss che id e die untere Gren ze der Aponeuro sen
des M. obliquu s abdomini s internus und M. tran sve rsus abdo -
mini s. In der Regel is t s ie nicht besond e rs kräfti g au sgepräg t,
sodass der Üb e rgang zwi schen de r fa serreich e n Hinte rwand
M. rran sversus abdo mini s
über der Lin ea arcua ta und der fa serarme n Hinterwand unter-
unterhalb der linea arcuata
halb de r Linie ehe r ni e ßend ist. (Nabel höhe)
Betrachtet man nun de n Aufbau der Re ktusscheide , find et Abb. 5.9 Tra nsversa lschnitte durch die vordere Bauchwand. a Ober·
man spezifi sch e Untersc hi ede (Abb. 5.9): halb de r Linea arcuata: b unterhalb der Linea arcuata.
5.3 Bauchwand 83

Bei beiden verlaufen außerdem der N. ilioinguinalis und der R.


~ Oberhalb der linea arcuata wird das vordere Blatt der
genita li s des N. genitofemoralis im Leistenkanal. Der N. ilioin-
Rektusscheide von der Externusaponeurose und den vorderen
guinalis ist bei Leistenhernienoperationen besonders gefä hr-
Fasern der lnternusaponeurose gebildet, das hintere Blatt von
det. Er innerviert die Haut um den Leistenring sowie das Skro-
der Transversusaponeurose und den hinteren Fasern der lnte r-
tum/die Labia majora .
nusaponeurose.
Der Canalis inguinalis ist 4-5 cm lang und verläuft von sei-
~ Unterhalb der Linea arcuata wird das vordere Blatt von der
ner inneren Pforte (Anulus inguinalis profundus) von la teral,
Externus-, lnternus- und Transversusaponeurose gebildet. Das
kranial, dorsal und schräg nach medial, kaudal und ventral zur
hintere Blatt der Rektusscheide besteht hier nur aus Fascia
äußeren Pforte (Anulus inguinalis superficialis). Die einzige von
transversalis und Peritoneum .
außen tastbare Struktur am Leistenkanal sind der äußere Leis-
~ Das vordere Blatt der Rektusscheide liegt latera I des McBur-
tenring und der ihn verlassende Samenstrang.
ney-Punktes, muss also bei einem chirurgischen Zugang
durch diesen Punkt nicht durchtrennt werden.
~ Der Bauchnabelliegt meist im Dermatom T10. Die Abb. 5.10 ze igt Ihnen. wo sich der Anulus inguinalis superfi-
cialis befindet.

Tiefe Muskeln Der Anulus inguinalis profundus liegt auf der Innenseite der
Der M. quadratus lumberum entspringt vom Labium exter- Bauchwand in der Fossa inguinalis lateralis oberhalb des Lig.
num der Crista iliaca und setzt an der 12. Rippe an. Er beugt inguinale, lateral der Plica umbilicalis lateralis (hier verlaufen
den Rumpf zur Seite und zieht die 12. Rippe nach kaudal. Die die Vasa epigastrica inferiores. s.S. 78). Hier entsteht entwick-
Innerva tion erfolgt über denN. subcostalis (Th12) und Äste des lungsgeschic htli ch beim Mann während des Hodenabstiegs
Plexus lumbalis (L1-L3). Der M. psoas majorb efi ndet sich vor (Descensus testis) eine Ausstülpung de s Peritoneums.
dem M. quadratus lumborum . Er wird zu den Hüftmuskeln ge- Es entstellt der Processus vaginalis testis, dessen blindes
rechnet und auch dort besprochen (s.S. 51). Ende sich um den Hoden lagert. Die Fascia transversalis bildet
die Fascia spermatica interna und die äußere Bauchfaszie die
Fascia spermatica externa. Die zunäc hst offene Verbindun g von
5.3.2 Faszien
der Bauchhöhle zum Hodensack verschließt sich im Laufe der
~ Fascia transversalis. Die Fascia transversalis überzieht die ge- Zeit. Unterbleibt die Obliteration. können auf diesem Weg Skro-
samte Innenseite der ventralen Bauchwand undliegt somit dem talhernien entstehen.
M. transversus abdom inis auf. Die Wände des Leistenkanals we rden gebi ldet von:
Die Fascia transversalis besitzt einige Verstärkungsfasern: • ventral: Aponeurose des M. obliquus abdominis externus.
• Lig. interfoveolare zw ischen Fossa inguinalis medialis und • dorsal: Fasda transversaUs (m it Anteilen vom M. transver-
Fossa ingui nali s lateralis; sus abdominis) mit der Plica umbilicali s lateralis und dem
• Falx inguinalis am Seitenrand der unteren Ansatzsehne des daraufliegenden Peritoneum parietale.
M. rectus abdominis, • kaudal: Leistenband (Lig. inguinale). Es verläuft von der
• Zwischen diesen Verstärkungsbändern ist die Bauchwand Spina iliaca anterior superiorz um Tuberculum pubicum.
schwach (Hesselbach-Dreieck). Der durch das Leistenband und den darunterliegenden Be-
ckenknochen begrenzte freie Raum wird durch einen Arcus
· LERNTIPP ! iliopectineus in zwei Lakunen unterteilt, die mediale Lacuna
Für die mündliche Prüfung ist es vortei lhaft, den Begriff Hessel- vasorum und die latera le Lacuna museulerum (s.S. 70). Au-
bach-Dreieck zu kennen. Das Hesselbach-Dreieck ist eine mus- ßerdem begrenze n Fasern der Aponeurose des M. obliquus
kelfreie Stelle der Bauchwand. Es liegt inferior und medial der A. externus abdomin is (Lig. reflexum) den Leistenkanal nach
epigastrica inferior. d. h. in der Fossa inguinalis medialis. Es wird kaudal.
kaudal durch das Lig. inguinalis und medial durch die Grenze des • kranial: Unterrand des M. obliquus abdominis internus und
Musculus rectus abdominis begrenzt. Hier treten typi sc herweise M. transversus abdominis.
die erworbenen Leistenhernien durch. Sie durchbrechen dabei Die Leistenkanalöffnung nach außen ist der Anulus inguinalis
keinen Muskel. sondern nur die Fascia transversalis . superficia li s, der sich auf die Fossa inguinalis medialis proj iziert

~ Fascia thoracolumbalis. s. S. 76.

5.3.3 Leistenkanal (Canalis inguinalis) I


I

>, LERNTIPP ! I I
I ---._"'--.. ...----\
Anulus inguina lis profundus --'-----"'--<::1~ // \
Der Leistenkanal zählt zu den beliebtesten Prüfungsthemen.
I
Kein Wunder bei der Häufigkeit von Leistenbrüchen und Leisten- Anulus inguina lis s up e rfic ialis ~-:------>,o/
bruchoperationen. Merken Sie sich daher den gena uen Wandauf-
bau de s Leistenkanals und die durchziehenden Strukturen!

Die ventrale Rumpfwand wird vom Leistenkanal durchzogen.


I
Dureil den Lei stenkanal verläuft beim Mann der Samenstrang
(Funicu lu s sperm aticu s, s. u.), bei der Frau das lig. teres uteri. Abb. 5.10 Äußerer und innerer leisten ring.
84 5 leibeswand

(hier handelt es sich um eine Projektionsangabe-dieFossa liegt Anu lu s inguinalis ------- Vasa epigastrica
auf der Innenseite der ventralen Bauchwand, s. u.). profundus ~ inferiora
Die Aponeurose des M. obliquus externus ist hier sc hlitz- (Bruchpforte)
förmig geteilt. Die oberflächlich gelegene Öffnung des Leisten- Lig. in g uin a l e---+--"'~~
kanals wird umfasst von einem bindegewebigen Crus mediale Lage d es-----7---'i~~
et laterale. am Boden liegt das lig. inguinale. Leistenkan als 0

~
.. Samenstrang. Der Samenstrang (Funiculus spermaticus) ent- ~
hält folgende Strukturen: ...
E

.~
• Ductus deferens mit A. und V. ductus deferentis a E
• A. und V. testicularis mit dem venösen Plexus pampiniformis ~
• Lymphgefäße und vegetative Fasern. Mm. sartorius Anulus inguinalis "::;
und pectineus. superficialis ""'
Diese Strukturen werden von der Fascia spermatica interna, Fascia lata (Bruchpforte) ~
Muskelfasern des M. cremaster (vom M. transversus abdominis ~
0
und M. obliquus abdominis internus stammend) und der Fascia Fascia cremasterica / .FasCia transversa lls
-;;;
spermatica externa umgeben. Die Fascia spermatica externa ist '"
eine Fortsetzung der Fascia abdominalis superfic ialis und der Mm. sa rtorius- --r-...--.;;--
'"g'
- """'-- M. cremaster und ·~
Aponeurose des M. obliquus externus abdominis. Die Fascia
spermatica internaist eine Fortsetzung der Fascia transversalis.
und pectineus.
Fasc ia lata Fun icu lu s spermaticus !
b ro
c

Abb. 5.11 Leistenhernien. a Indirekte Leistenhernie , b di re kte Leisten-


.. Lacuna musculorum und Lacuna vasorum s. S. 69
hernie.
Leistenhernien
Hernien (Brüche) werden nach dem Ort ihres Auftretens be-
LERNTIPP !
nannt und eingeteilt (z. B. Leistenhernien, Skrotalhernien, Leistenhernie n sind entweder
Schenkelhernien). Eine weitere Unterteilung ist anhand der "medial, erworben, direkt" oder
Embryologie möglich, wobei man hier angeborene Hernien von .. lateral , angeboren. indirekt".
erworbenen Hernien (z. B. aufgrunderhöhter intraabdomineller
Drücke und einer Schwachstelle in der Bauchwand) unterschei-
det. Auch der Verlauf des .. Bruches" ist ein wichtiges Kriterium .. Weitere Hernien.
bei der Gliederung (z. B. mediale und laterale Hernien). Bei Leis- • Schenkelhernie: Die Bruchpforte einer Schenkelhernie (Her-
tenhernien liegt der Bruchsack stets oberhalb des Leistenban- nia femoralis) ist die Lacuna vasorum (s.S. 69). Dort verläuft
des und lateral des Tuberculum pubicum. Alle Leistenhernien der Bruchsack medial an den Femoralgefäßen vorbei, meist
treten durch den Anulus inguinalis superficia lis. durch eine Lücke im bindegewebigen Lig. lacunare, und
tritt schließlich unterhalb des Leistenbandes in Richtung
.. Direkte (mediale) Leistenhernie (Abb. 5.11 b). Die direkte Oberschenkel hindurch. In der Regel handelt es sich um eine
Leistenhernie ist immer erworben. Sie durchbricht auf direk- erworbene Hernie, sie komm t bei Frauen deutlich häufiger
tem Weg die muskelschwache Bauchwand. Der Bruchsack tritt vor als bei Männern.
medial der Vasa epigastricae inferiores (in der Plica umbilica- • Nabelhernie: Ein Nabelbruch (Hernia umbilicalis) tritt im
lis lateralis verlaufend). also in der Fossa inguinalis medialis, Bereich des Bauchnabel s auf und wölbt sich dann nach au-
durch die Bauchwand. Er wird vom Peritoneum und von der ßen. Zudem si nd Bauchbrüche (Herniae ventrales) im ge-
Fascia transversalis umhüllt und tritt in der Regel nicht in den samten Bereich der ventralen Bauchwand möglich. Im Ver-
Hodensack ein. lauf der Linea alba treten Hernien häufiger auf, da hi er keine
Muskelsch icht vorliegt . sondern lediglich Bindegewebsfa-
.. Indirekte (laterale) Leistenhernie (Abb. 5.11 a). Indirekte sern die ventrale Bauchwand aufbauen. Sie werden, wenn
Hernien benutzen auf ihrer Wegstrecke schon vorgeformte sie zwischen dem Processus xiphoideus und dem Bauchna-
Strukturen, hier den Leistenkanal. Sie tre ten im Anulus in- bel liegen , a ls epigastrische Hernie bezeicl1n et. Bei e inem
guinalis profundus (in der Fossa inguinalis latera lis) ein und Auseinanderweichen der Rektu s musku latu r im Bereich der
ziehen durch den Cana li s inguinalis, um im Anulus inguinalis Mittellinie spicht man von der Rektusdiastase. Typi sc hes
superficialis hervorzutreten . Die Darm sc hlingen treten lateral kli ni sches Symptom ist der hervortretende Bruchsac k (mei st
der Vasa epigastricae inferiores in den Bruchsack ein. Die an- bei Betätig ung der Bauch presse), dies is t für den Patienten
geborene kommt häufiger als die erworbene Form vor. Bei der jedoch meistens sc hmerzlos. Kommt es zur Einklemmung
angeborenen Form treten die Eingeweidesc hlinge n inn erha lb des Bruchsacks (Inkarzeration), besteht die Gefahr, dass die
des offen gebliebenen Processus vaginalis peritonei in da s Skro- Blutversorgung der im Bruchsack li ege nd e n Darm sc hlingen
tum ein. Sie befinden sich damit innerhalb von Fascia s perma- sis tie rt und eine Darmgan g rän entste ht. Im we ite re n Verl au f
t ica interna. M. cremaster und Fasc ia spermatica ex te rna . Bei kann eine Darmperforation mit Peritoniti s di e Fo lge se in .
den erworbenen lateralen Lei stenherni e n sind die Darmschlin-
ge n hingege n von einer neu gebildeten Peritonea laussack ung 5.3.4 Plicae umbilicales
(Bruchsac k) umge ben.
Auf de r Inn e nse ite der ve ntral e n Bauchwand finden sich 5
Bauchwandfa lten, di e durch aufgeworfene s Pe riton e um gebil -
5.3 Bauchwand 85

Tab. 5.2 Plicae umbilicales

Plica umbilicalis lateralis {2) Plica umbilicalis medialis (2) Plica umbilicalis mediana (1)
Wo? links und rechts. längs, auf der Rück- links und rechts, schräg, übe r die längs, von der Harnblase zum Nabel ,
seite des M. rectus abdominis Rückseite des M. rec t us abdominis auf der Innenseite der Linea alba
zum Nabel
Was verläuft darin? A. und V. epigastrica inferior (ziehen Lig. umbilicale mediale= obliterierte lig. umbilicale median um = obliterier-
in die Rektussche ide und anastomo- A. umbilicalis ter Urachus (Allantois) (s. S. 9)
sieren auf Nabelhöhe mit de r A. u. V.
epigastrica superior)

Plica Pli ca umbilicalis reflektorischen Anspannung der Bauchmuskulatur über die


umbili ca lis media lis Nn. intercostales.
latera lis I-Ac+-- - - Plica umbilicalis mediana
\-\-- - - Plica umbi licalis medialis • LERNTIPP !
Plica umbilica lis Im Physikum wird gerne anhand von klinischen Siespielen
lateralis gefragt. welche Nerven sowohl einen afferenten als auch einen
r Anulus
inguinalis efferenten Schenkel eines Schutzmechanismus besitzen: Die Nn.
profundus intercostales!
f
Die Gefäßversorgung erfolgt über zwei Gefäßgruppen , deren
Stromgebiete miteinander anasto mosieren. Von dorsal wird die
Bauchwand aus der Aorta versorgt (Aa. intercostales posterio -
res. A. subcostalis. Äste der A. lumbalis). von ventral über longi-
tudinale Äste (A. epigastrica inferior, A. epigastrica superior, A.
circumflexa ilium profunda, A. circumflexa ilium superficialis,
A. epigastrica superficialis). Die A. epigastrica inferior und su-
Fossa su pravesica lis iliaca externa perior anastomosieren, sodass das Blut hier an der Bauchaorta
Abb. 5.12 Innenseite der ve ntral en Bauchwand. vorbeifließen kann. Der Abfluss erfolgt über die gleichnamigen
Venen. Die Intercostalvenen daber drainieren dorsal in die V.
der werden. Sie verlaufen von kaudal nach kranial zum Bauch- azygos rechts bzw die V. hemiazygos links der Wirbelsä ule. Die
nabel (Umbilicu s) hin (daher Plicae umbilicales, Tab. 5.2). V. hemiazygos drainiert in die V. azygos, die ihrerseits in die V.
Durch die Plicae werden auf der Bauchwandinnenseite drei cava mündet.
Vertiefungen voneinander abgeg renzt (Abb. 5.12):
• Fossa supravesicalis: oberhalb der Harnblase gelegen und FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
von den Plicae umbilicales mediales begrenzt; die mittig ~ Der N. ilioinguinalis ist bei Leistenhernienoperatio nen beson-
ziehende Plica umbilicalis mediana unterteilt die Fossa sup- ders gefährdet.
ravesicalis in zwei Hälften. ~ Der Anulus inguinalis profundusliegt auf der Innenseite der
• Fossa inguinalis medialis: zw ischen der Plica umbilicalis Bauchwand in der Fossa inguinalis lateralis, oberha lb des Lig.
medialis und der weiter lateral davon gelegenen Plica umbi - inguinale, la tera l der Plica umbilicalis lateralis.
licalis lateralis gelegen. Hier projizier t sich der Anulus in - ~ Der Anulus inguinalis superficialis liegt medial, ka udal und
guinalis superficialis de s Leistenkanals. Die Fossa inguinali s ventral des Anulus inguinalis profundus.
medialis bildet de n muskelärm sten Bereich der Bauchwand, ~ Bei Leistenhernien liegt der Bruchsack steh ts oberhalb des
ist som it eine Schwachstelle (Bruchpforte für direkte [medi- Le istenband es und lateral des Tuberculum pubicum.
ale]leistenhernien). ~ Alle Leistenhernien treten durch den Anulus inguinalis super-
• Fossa inguinalis lateralis: gesa mter Bereich lateral der Plica ficialis.
umbilica li s laterali s, also lateral der Vasa epigast ricae inferi- ~ Der Bruchsack der medialen (direkten) Leistenhernie tritt
ores gelegen. Hier lieg t der Anulus inguinali s profundusund medial der Vasa epigastricae inferiores (in der Plica umbili-
so mit der Beginn de s Leistenka nal s (Bruchpforte für laterale ca lis lateralis verlaufend), also in der Fossa inguinalis medialis,
(indirekte] Leistenhernien). durch die Bauchwand.
~ laterale (indirekte) Hernien benutzen auf ihrer Wegstrecke

5.3.5 Innervation und Gefäßversorgung schon vorge formte Strukturen , hi er den Leistenka n;il. Sie
treten also im Anulus inguinalis profundus (in der Fossa ingui-
Die Bauchwand wird von ventralen Ästen der Spinalnerven nalis latera lis) ein und ziehen durch den Canalis inguinalis, um
seg mental innerviert. Der 7.-11. Interkostalnerv und der N. im Anu lus inguinalis sup erficialis hervorzutreten.
subcosta lis geben sowo hl Rr. musculares zu den Bauchmuskeln ~ Die Bruchpforte einer Schenkelhernie (Hernia femoralis) ist
als auch Äste zur sensiblen Innerva tion der Bauchhaut ab. Die die Lacu na vasorum. Dort verläuft der Bruchsack medial an
unte ren Teile der Bauchwand werden vom N. iliohypogas tricus den Femora lgefäßen vorbei und tritt sc hli eß li ch unterha lb des
und N. ilioinguinalis versorg t (aus dem Plexus lumbali s, s. S. Leistenbandes in Richtung Oberschenkel hindurch.
61). D,1s Peritoneum parietale wird von den In te rkostalnerven
se nsibel innerviert. Bei einer Peritonitis (Bauchfellentzündung)
läuft sowo hl der afferente a ls auch der efferente Schenkel der
86 5 Leibeswand

.,. ln der Plica umbilicalis mediana verläu ft das Lig. umbilic ale • Kleines Becken (Pelvis minor): unte rhalb der Lin ea ter-
median us (der obli te rie rte Urac hus), in de r Plica umbilicalis minali s; der eigentliche, sich nach kaudal vere ngende Be-
medialis da s Li g. um bilicale medi ale (obliteri erte A. umbil ica- cke ntri chte r. Das kleine Becken ist mi t dem Beckenkanal
lis) und in der Plica umbilicalis lateralis di e A. und V. epigast- (Ge burtska na l! ) identisch ; diese r beginn t kran ial mit de m
ri ca inferior. Beckene inga ng und ende t kaudalmit de m Bec ke na usgang.
.,. Das Peritoneum parietale wird vo n den Interkostaln erven Zu den ge schle chtss pez ifi sc hen Unte rsc heidungs merkmal en
se nsibel inn erviert, sodass bei einer Peritonitis der afferente und Beckenmaßen s. S. 44 ff.
sowie de r effe rente Sche nkel de r reflektorischen Anspan-
nung der Bauchmuskulatur üb e r di e Nn_ intercostales läuft.
Wichtige Bänder am Becken
.,. Von do rsa l wird die Bauchwa nd aus der Aorta, vo n ventral Das lig. sacrospinale z ieht von der Spina ischiadi ca zum Os sac-
üb er longi t udinale Äste (A. epigastrica inferior, A. epigast- rum und zum Os coccygis und sorg t mi t de m lig. sacrotuberale
rica superior, A. circumflexa ilium profunda , A. ci rcumflexa für eine straffe Verbindung zw isch en Kre uzbein und Becken-
ilium sup erficialis. A. epigastrica superficialis) ve rsorgt. Der g ürte l. Das Lig. sacrospinale unte rteilt das vom Lig. sacrotube-
Abfluss e rfolgt über die gleichna mige n Ven en. ral e begren zte Foramen ischiadicum in ein Foramen ischiadi-
cum majus und e in Foramen ischiadicum minus. Die se Bänder
zusamme n mit de m Li g. iliolumbale verhind e rn bei Belastung
5.4 Becken d er Wirb e lsäul e ein Abkippen des Os sacrum nac h ventral.

5.4.2 Beckenbodenmuskulatur
Hi er fragt das IM PP v. a. di e Becke nb odenmuskeln und Durch-
De r Be cke nboden bildet mit mu skulären und bindegewebigen
trittsst ellen von Nerven und Gefä ße n.
Ante il e n den Verschluss de s Bec kenau sgangs und bietet damit
den Bec ke norganen Halt. Zud em find et sich im Beckenboden
5.4.1 Knöchernes Becken (Pelvis) di e Öffnung für de n Durcht ri tt de r Ha rnröh re und des Rektum s,
bei d er Frau zu sätzlich für die Vagi na . nach außen . Aufgebaut
Das kn öcherne Becken ist aufgebaut aus dem Os sacrum (Kreu z- ist de r Beckenboden aus dem Diaphragma pelvis und dem Dia-
bein ), dem Os coccygis (Steißbein), den beiden Hüftknochen (Os phragma urogenitale (Abb. 5.13).
coxae dextrum et sin is trum ). Das Os coxae wiederum entsteht
APROPOS
durch di e Verknöcherung des Os ilium (Darmbein), des Os is- Eine Schw äche des Becke nbodens, z. B. nach Zangeng ebu rt . ist eine häufige
chii (Sitzbein) und des Os pubis (Schambein). Die Y-förmige Ver- Ursa che für In ko ntin enz. Teilwe ise ist d iese Art der Inkontinenz d urch geziel-
schmelzungsfuge findet sich in der Hüftgelenkspfanne (Aceta- l e ~ Beckenbud e11 Lraining hei lbar. Im Ex l1 e1nfall kö nnen ganze Organe durch

bulum ) (vgl. Abb. 4.1, 5. 44}. den Beckenboden ru tsche n, etwa der Uteru s durc h die Vag ina nach außen
(Gebärm uttersenkun g. Gebärmut t ervor fall).
Ma n unterscheidet ein g roßes Becke n und ein kleine s Be-
cke n, ge trennt werd e n d ie beid e n durch die linea terminalis
(s.Abb. 4.3, S. 45 ). Di e Linea te rmina li s ist e in e gedachte Ve r- Diaphragma pelvis
bindungs linie, die am Promo ntor ium des 5. Lend enwirbels be- Das Diaphragma pelvis bildet e in e tri chte r- (oder ..V-")förmi-
ginnt, über sich das Pecten oss is pubis fo rt se tzt und bi s a n di e ge Mu s ke lsc hlinge im Becken und spie lt e in e wi chtige Rolle be i
Symphyse heran zieht. de r Erhaltung der Stuhlkontinenz. Diese Sc h linge wird al s M.
• Großes Becken (Pelvis maj or) oberhalb der Line a terminali s Ievator ani beze ichnet. Der M. Ieva tor ani bes teht aus me hre-
gelegen. re n Mu ske ln. die einen Teil ihres Namens von ihre m jeweilige n
Knochenu rs prung erhalten (M. puborecta lis. M. pubococcy-

Arcu s t endineus des Fascia diaphragma t is Fascia diaphragmati s


M. Ievato r ani urog enitali s inferior urog enitd lis superior

Symphysis pu bis Diaphragma Diap hragma


M . sphinct er
pelvi s pelvis
M. pu bococc yg eus urethrae
externus

int ernus

Fascia

a b
Abb. 5.13 Beckenboden. a Beckenbod en von oben; b Frontalschn itt durch das männli che Becken.
5.4 Becken 87

geus, M. iliococcygeus). Im weiteren Verlauf strahlen die Fasern • Foramen ischiadicum majus (dorsale Gefäß-Nerven-Straße)
dann in eine gemeinsame Muskelfaserplatte ein. - infrapiriforme: N. pudendus, A. und V. pudenda interna so-
Die medialen Fasern des M. Ievator ani bilden die sog. Le- wie A. und V. glutea inferior, N. glutaeus inferior, N. ischia-
vatorschenkel, die das Levator-Tor einschließen. Durch dieses dicus, N. cutaneus femoris posterior
Tor treten die Urethra und bei der Frau zusätzlich die Vagina - suprapiriforme: A. und V. glutea superior, N. glutaeus
hindurch nach außen (Hiatus urogenitalis). Auch das Rektum superior
tritt durch das Levator-Tor, wird aber dabei umschlungen von • Canalis pudendalis (Aicock-Kanal): Gefäß-Nerven-Straße zur
Fasern des M. puborectalis (ein Teil des M. Ievator ani). die und in die Fossa ischioanalis in der Dopplung der Fascia m.
sich hinter dem Rektum mit den Fasern der Gegenseite zu ei- obturatorii interni: Hier verlaufen A. und V. pudenda inter-
ner Muskelschlinge verbinden. Der M. puborectalis ist für die na,N. pudendus
Stuhlkontinenz wichtig (erschlafft bei der Defäkation). Inner-
APROPOS
viert wird er von Ästen des Plexus sacralis (s. S. 63) Dammriss: Unt er de r Ge burt wird die Vagina sta rk ausgeweitet und zugl e ich
Der M. coccygeus entspringt von der Spina ischiadica und der Bereich des Perineums (Damm) gedehnt. Bei nur ge ringer Dehnbarkeit
setzt am Os coccygis an. Er verstärkt die Wirkung des M.levator des bindegewebigen Perineums oder auch bei pl ötzlicher Erwei ter ung
ani im Diaphragma pelvis. Die Muskelfasern sind in der Regel kann es zu ein em Dammriss komm en. derdurch d as Centrum perinei bi s

mit dem Lig. sacrospinale verwachsen - es kommt aber auch in di e Dammmus kul atur und sogar noch in den M. sphincter an i externus
reichen kann. Um ei n unkon trolliertes Einreißen im Dammbereich während
vor. dass der Muskel fehlt Die Innervation erfolgt über Äste des der Geburt zu verhind ern, wird immer ein Damm schutz (Hand griff, der da s
N. pudendus (s.S. 63). Dammgewebe stützt, zur Verhinderung des Dammrisses beim Durchschn ei-
den des Kopfes während der Geburt) und im Bedarfsfall ein Dammschni tt
Diaphragma urogenitale (sog. Episiotomie) durchg eführt.
Das Diaphragma urogenitale ist eine horizontale Muskelplatte
unterhalb des Diaphragma pelvis. die sich aus folgenden Mus- FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
keln zusammensetzt: ~ Das Diaphragma pelvis spielt eine wichtige Rolle bei der
Der M. transversus perinei profundusentspringt vom R. ossi Stuhlkontinenz.
ischii und vom R. inferior ossis pubis und zieht zum Hiatus uro- ~ Auch das Rektum tritt durch das Levatortor.
genitalis. Er bildet die Trageplatte des Beckenbodens und hat ~ Das Diaphragma urogenitale enthält den M. sphincter ureth-
bei der Ansicht von unten eine Trapezform. Von innen liegt er rae.
dem M. transversus perinei superficialis auf. ~ Neben dem M. Ievator ani strahlen der M. transversus perinei
Der M. transversus perinei superficialis entspringt vom Tu- superficialis et profundus, M. bulbospongiosus und M. sphinc-
ber ischiadicum und unterstützt die Wirkung des M. transver- ter ani externus in das Centrum tendineum perinei ein.
sus perinei profunclus, indem die Muskeln das Levator-Tor (von ~ Durchtrittsstellen im Becken sind:
kaudal dem Diaphragma pelvis angelagert) verschließen. - Canalis obturatorius (mediale Gefäß-Nerven-Straße): A.
Beieie Muskeln werden vom Plexus pudendus innerviert. und V. obturatoria, N. obturatorius
Das Diaphragma urogenitale enthält den M. sphincter ure- - Foramen ischiadicum majus (dorsale Gefäß-Nerven-Straße)
thrae. - infrapiriforme: N. pudendus, A. und V. pudenda sowie
A. und V. glute<J inferior, N. glutaeus inferior, N. ischiad i-
~ Centrum perinei. Das Centrum perinei (Corpus perineale) cus, N. cutaneus femoris posterior
befindet sich zwischen Diaphragma urogenitale und Rektum. - suprapiriforme: A. und V. glutea superior, N. glutaeus
zusammengesetzt ist es aus straffem Bindegewebe sowie Seh- superior
nen und Faszien der Beckenbodenmuskulatur. Neben dem M. - Alcock-Kanal: Gefäß-Nerven-Straße zur und in die Fossa
Ievator ani strahlen der M. transversus perinei superficiaUs et ischioanalis: A. und V. pudenda interna, N. pudendus,
profundus, M. bulbospongiosus und M. sphincter ani externus verlaufen in einer Duplikatur der Fascia m. obturatorii
ins Centrum tendineum perinei ein. interni.

5.4.3 Gefäßversorgung und Innervation GESCHAFFT

Das Becken und seine Öffnungen dienen vielen Nerven und Ge- Herzlichen Glückwunsch! Sie haben all e prüfungsrelevanten Inhalte des
erste n Anatomie-Skripts erfo lgreich gele rnt. Zum Wiederholen sollten Sie
fäßen als Durchtrittspforte. Nachfolgend sind die wichtigsten
sich kurz vor der Prüfung noch einmal auf die gelb markierten Te xtpassag en
aufgeführt. und di e FAZIT-Kästen konzentri eren. Schauen Sie sich au ch di e häufig gefrag -
• Schenkelpforte (ventrale Gefäß-Nerven-Straße): A. und V. ten, gelb hinterlegten anatom ischen Stru kturen noch einmal an. Im nächsten
femoralis, R. femoralis des N. genitofemoralis (Lacuna va - Skr ipt erw art en Sie die inneren Org ane vo n Thorax und Abd o m en. Vi el Erfo lg
sorum, s. S. 69), N. femoralis, N. cutaneus femoris lateralis beim Physikum!
(Lacuna musculorum, s.S. 70)
• Canalis obturatorius (mediale Gefäß-Nerven-Straße): A. und
V. obturatoria, N. obturatoriu s
88 Sachverzeichnis

Sachverzeichnis

A - subscap ularis 38 Caput Extensoren


thoracica la teralis 38 - femoris 45 - Oberarm 28
Abfaltung, Kei m schei be 9 - humeri 16 - Oberschenkel 53
- thoracica superior 38
Achil lessehnen refl ex 65 - thoracoacrom ialis 38 - radii 19 - Unterschenkel 56
Achillessehnenruptur 58 - thoracodorsa li s 39 - ulnae 18 Extensorenloge 56
Achsellü cke 41 Ce ntrum perine i 87 Extremität
- tibialis anterior 67
Add ukt oren, Oberschenkel 54 tibialis posterior 67, 68 Centrum-Col lum-Diaphysen- - obere 16
Adduktorenkanal 67, 70 uln ari s 39 Win kel 47 - Gefäße 38
Akrom ioklavikula rgelenk 21 Articulatio Centrum tend ineum 79 - Gelenke 21
Akrom ion 16 Chassaignac-Lähmung 22 - Lympha bfl uss 41
acromioclavicul aris 21
Akrosomcnrcaktio n 3 at la ntoaxiali s late ralis 76 Chiasma - Muskulatur 24
Alcock-Kanal 63 otlontooxialis mediana 76 - cruro le 58 - Nerve n 33
Allantois 9 - plantare 58 - Topog rafie 41
atlantooccipitalis 76
Amnionhöhle 5, 12 - carpometacarpalis 23 Chopart-Gelenkl inie 51 - untere 44
Amphiarthrose 47, 49 coxoe 47 Chorda dorsalis 7 - Gefäße 66
- Os coxae 47 cubiti 22 Chordi n 9 - Gelenke 47
- Tibiofibulargelenk 49 - genus 48 Choriongonadotropin 4 - Knochen 44
An t etorsionswin kel 47 humeri 21 Chorionhöh le 6, 12 - Nerven 60
Anulus in guin alis supe rfi cialis 83 - humeroradialis 22 Chorion platte 11
Aortenbögen 15 - humeroulnari s 22 Clavicu la 16
Aponeurosis pa lmaris 42 F
- intercarpalis 23 Cockett-Venen 69
Arcus - interphal angeal is manu s 23 Coll um chi rurgicum 37 Fa llh and 37
- iliopectineus 51, 69, 70 metaca rpopha langealis 23 Condylus humeri 15 Fascia
- palmaris superficialis 39 radiocarpalis 23 Conjugata vera 44 brachii 27
- plantaris profundus 68 radioulna ris 22 Coro na mortis 67 cribrosa 70
- tendineus m. so lei 64 ste rnoclavi cularis 21 Costae 78 cruris 56
- ve rtebrae 73 subtalaris 50 Coxa transversali s abdomin is 83
Arteri a - talocalcan eonaviculari s 50 - va lga 48 Fasciculu s
- axillari s 38 talocrurali s 50 - va ra 48 late ral is 33
- brachialis 39 t ibiofibularis 49 - medialis 33
- circumflexa femorislateral is 67 Atlas 74 - posterior 33
- circumfiexa femoris D Femoropatell argelenk 49
Austreibungsperi ode 13
med ialis 67 Axis 74 Do mmriss 87 Femorotibi alg elenk 4R
- circumflexa humeri anterior 39 Daumensattelgelenk 23 Femur 45
- circumflexa humeri Dens axis 74 l ersenbein 46
posterior 39 B Dermomyotom 7 Fertili sation 3
- circumflexa iliaca uperfic ial is 67 Basalplatte 11 Diameter Fibula 46
- circu mflexa scapu lae 38 Bauchwand 81 conjugata 44 fibular 2
- col latera lis ulnaris inferio r 39 Gefäßversorgung 85 - obliqua 44 Fingergelenke 23
- col lat era lis uln ari s superior 39 - Innerva ti on 85 - transversa 44 Fingerknochen 20
- descendens gen icul aris 67 - Muskulatur 81 Diap hragma 79 Fi nge rmu sku latur 32
- dorsalis pedis 67 Becken 44. 86 - pelvis 86 Fl exoren
- epigastrica inferior 78 Gefäßvers orgung 87 - urogenita le 85 , 87 - Obera rm 27
- epigastrica superficia li s 67 - Innervatio n 87 Diencephalon 10 - Oberschenkel 55
- femoralis 67 - Maße 44 Discus intervertebrali s 73 - Unterschenkel 57
- fibul aris 68 Beckenboden mu sk ulatu r 85 Doppelfehlbildung 14 Fl exoren loge 56
- glu tea inferior 66 Befruchtung 3 Dornforts atz 73 Flexura
- glu tea superior 66 Blastomere 4 Dorsa laponeurose 43 - cervicali s 10
- iliaca intern a 66 Blastozyste nhöh le 4 Dottersack 5 - mesencephalica 10
- iliolumbali s 66 Bochdalek-D reieck 79 Dreieck be in 19 - pontina 10
- inferior medialis genus 57 Boyd-Venen 69 Ductus vitellinu s 9 Fora men
- intercostalis poste ri or 77 Brückenbeug e 10 Dupuytren-Kontraktur 42 - infrap iriforme 64 . 71
- lumbali s 77 Brustbein 78 - intervertebrale 73
- musculophrenica 80 Brustdrü se (Mammo) 80 - isch iadi cum 86 , 87
- obturatorio 66
E - isch iad icum maju s 7 1
Brustwand 78
- perica rdiacophrenica 80 Bursa E-Cad herin 4 - ischiadicum min us 7 1
- perinealis 65 subacromialis 22 Eihaut 12 - obtu rotorium 45
- phrenica inferior 80 - subd eltoidea 22 - Zwi llinge 14 - obtu ra tum 47
- phrenico superior 80 Eizelle 3 - suprapirifo rme 71
Ek toderm 9 - vertebral e 73
- poplitea 67
- princeps pollicis 39
c El lenbogeng elenk 22 Fossa
- profunda brach ii 39 Calcaneus 46 Endhirn 10 - acetabuli 44
- profunda femoris 67 Cana li s Entoderm 7 - axillaris 41
- pud enda externa 67 - addu ctoriu s 67, 70 Epiblast 5 - cubitalis 4 1
- pud enda intern a 66 - ca rpi 35, 42 Epimer 8 - ili opec tinea 70
- radi alis 29, 3 1, 39 - inguinali s 83 Epi siotomie 87 - infraclavicularis 26
- rect alis inferior 66 - neuralis 9 Erb-Duchenne-Lähmun g 34 - inguinalis latera li s 83 , 85
- sacralis lateralis 66 - obturatoriu s 70. 87 Erbsenbein 19 - inguinali s m edialis 85
subcl avia 38 - sacrali s 74 Exocoelzys te 5 - ischi oa nali s 87
Sachverzeichnis 89

- poplitea 71 Kopfbein 20 Membrana - lu mbrica li s 32


- supravesie<J iis 85 Körperachsen - inte rossea antebrach ii 30 - obliquus externus
Frontalebene 1 Körperebenen 1 - interossea cru ri s 49 abdorn inis 81
Funiculus spermaticus 84 Kotyledone 11 Meniscus 48 - obliquu s internus abdominis 81
Fußmuskulatur 58 Krallenhand 36 Meralgi a paraesthetica 62 - obturatoriu s externus 53
Fußw urzelknochen 46 Kremasterreflex 65 Mesencephalon 9, 10 - obturatorius internus 52
Kreuzbä nd er 48, 49 Mesoderm 6 ff - opponens digiti rninirni 33
Kreuzbein 74 Differenzierung 7 - opponens poilleis 32
G extraembryona les 6 - palrnaris brevis 33
Geburt 13 intermediäres 8 - palmaris longus 29
- Meiose 2
L
parietales 8 - pectineus 54
- Reifezeichen 13 Labrum glenoidale 21 viszerales 8 - pectoralis rnajor 26
Gefäß-Nerven-Straße 41. 79 Lacuna Metencephalon 10 - pecto ralis minor 25
Gehirnbläschen 9 - musculorum 70 Mitose 2 - peronaeus brevis 57
Genu - vasoru m 69 , 84 Mittelfußk nochen 46 - peronaeus longus 57
- valgum 49 Lakunen, Plazenta 11 Mittelhandknochen 20 - peronae us tertius 57
- varum 49 Larrey-Spalte 79 Mittelh irn 10 - piriforrnis 52
Guyon-Loge 36, 42 Leibeswa nd 72 Mohrenhelrn-Grube 26 - pl<mtaris 58
Leisten hernie 84 Mondbein 19 - popliteus 58
Le istenkanal 83 Morula 4 - pronator quadratus 30
H Lende nw irbel 7 4 - pronator teres 29
Musculus
Haftstiel 6 Levator-Tor 87 abductor digiti rninimi 33 - psoas major 83
Hakenbei n 20 Ligamentum abductor pollicis brevis 31 - psoas rninor 51
Halswirbel 73 - anulare rad ii 22 abductor poilleis longus 3 1 - pubococcygeus 87
Handgelenk 23 - ca lcaneofibu lare 50 adductor brevis 55 - puborectal is 86
Handm usku latur 31, 32,33 ca lcaneonavicu lare plantare 50 adductor long us 54 - quadratus femoris 53
Handrücken 43 - cap itis femoris 47 adductor rnagnus 55 - quadratus lurnborum 83
Handwurzelknochen 19 - coll ate rale fibulare 49 adductor rninirnus 55 - quadrice ps fernoris 53
HCG (humanes Chorion go na- - co ll atera le radia le 22 add uctor poillei s 32 - rectus fernori s 53
dotropin) 4 - co ll atera le tibiale 49 anconaeus 28 - rhornboideus rnajor 26
Hellin-Regel 14 - co ll atera le ulnare 22 biceps brachi i 19, 27 - rhomboideus minor 26
Hern ie 84 - coracoacrom iale 21 biceps fernoris 55 - sartorius 53
Hesselbach-Dreieck 83 - coracoh umerale 21 brachialis 28 - se rnimernbranosus 55
Heuser-Membran 5 - cruciatum anterius 49 brachioradialis 3 1 - sernitendinosus 55
Hiatus - cruciaturn posterius 49 coccygeus 87 - se rratu s anterior 26
- saphenus 70 - deltoideurn 50 coracobrach ialis 28 - so leus 58
- tendin eus 70 - flavum 75 crernaster 84 - subclavius 27
- urogenitali s 87 - glenohurnerale 22 de ltoideus 24 - su bscapularis 24
Hirnb läschen 9 - iliofemora le 47 erector spinae 76 - supinator 3 1
Hohlfuß 58 - inguinale 69, 70 extensor ca rpi radialis brevis 31 - supraspinatus 24
Hüftgelenk 47 - interspina le 76 extensor ca rpi radiali s - tensor fasc iae latae 52
Hüftmusku latur 51 - intertransversarium 75 longus 3 1 - teres rnajor 25
Humeroradia lgelenk 22 - ischiafemorale 47 extensor carpi ulnaris 30 - te re s rninor 24, 25
Hu merou ln argelenk 22 - lacunare 84 extensor digiti minimi 30 - t ibia lis anterior 56
Humeru s 16 - longitudin ale anteri us 75 extensor dig itorurn 30 - t ibialis posterior 58
Hypoblast 5, 6 - long itudi nale poste riu s 75 extensor dig itorurn longus 57 - t ran sversu s abdom ini s 82
Hypomer 8 - nuchae 75 extensor hallucis longus 56 - t ransversus perinei
Hypomochlion 19 - patellae 49 - extensor ind icis 3 1 profundus 87
Hypothenarmusk ulatur 33 - plantare longum 50 extensor pollicis brevis 3 1 - t ran sve rsus perinei
- popliteum obli quuum 49 - extensorpoi lleis longus 3 1 superficialis 87
- pubofemorale 47 - flexor carpi radialis 29 - triceps brachii 28
- sacrospinale 86 - flexor carpi ulnaris 29 - triceps surae 57
Imp lantation 4 - sacrotubera le 86 - flexor digiti m in im i 33 - vastus intermedius 54
Imprägnation 3 - sup raspina le 75 - flexor digitorurn longus 58 - vastus latera lis 54
Interkosta lmu sk ulatur 78 - talocalcaneum interosseum 50 - flexor digitorurn profundus 30 - vastus rnedialis 54
ischiakrural e Muskulatur 55 - talofib ul are anterius 50 - flexor digitorum superficia li s 29 Musculus qu adrat us lurn bo-
- talofibu lare posterius 50 - flexor halluci s longus 58 rum 51
K - talonavicu lare 50 - flexorpo illeis brevis 32 Musculus rectus
Linea - flexor po llicis longus 30 abdorninis 82
Kahnbe in 19
- alba 82 - gastrocnem ius 58 Muskell ogen Unterschenke l 56
- Fuß 46
- arcuata 82 - gcrncl lus inferior 53 Myelencephalon 10
Karpaltunnel 35 .42
- terrn inalis 44 - gernellus superior 53
Keilbein 46
Li sfra nc-Gelenklini e 51 - glu taeus rnaximus 52
Keimbahn 2
Longit udinalachse 1 - glutaeus med iu s 52
N
Keimblatt 7
Lumba lpunktion 76 - glutaeus m inirnus 52 Nabelbruch, physiolog ischer 12
Keimscheibe 51f
- gracilis 54 Nabelhernie 84
Keimzelle 2
- iliococcygeus 87 Nabelring 12
Kiemenbogenarte ri e 15 M
- iliopsoas 51 Nabelschnur 11. 12
Klumpfuß 58 Mall ea lus 46 - infraspi natus 24 Nachg ebu rtsperiod e 13
Klumpke-Läh rnung 34 Mamma 80 - intero sse us dorsa lis 32 Nachhirn 10
Kn iegele nk 48 Medianebene - intero sseus palrnaris 32 Nackenbeuge 10
Kn iescheibe 45 Medu ll a ob longata 10 - latissirnus dorsi 25 Nephrotom 8
Kol lodiap hyse nw inkel 47 Mehrlin ge 14 - Ievator ani 86 Nervenzelle, pseudounipolare 10
Kornpartm ents yndrom 56 Meiose 2 - Ievato r sca pu lae 26
Ko nzeption 3
90 Sachverzeichnis

Nervus OsfOssa Regie T


- axillaris 24. 37 capitatum 20 femoris anterior 70
genu posterior 71 Tabatiere 39. 43
- coccygeus 63 carpi 19
Talus 45
- cutaneus antebrachii - coccygis 7 4 glutaeali s 70
inguinalis 69 Tarsaltunnel 67.71
latera lis 35 - coxae 44
malleoaris 71 Telencephalon 10
- cutaneus antebrachii cuboideum 45
Rektusdiastase 84 Teratom 8
medialis 37 - cuneiformia 46
Rektusscheide 81. 82 Tertiärzotten 11
- cutaneus brachii medialis 36 digitorum manus 20
Retinaculum flexorum 42 Thenarmuskulatur 31
- cutaneus femoris lateralis 62 digitorum pedis 46
Retinaculum extensorum 43 Tibia 45
- cutaneus femoris posterior 63 hamatum 20
Rhombencephalon 9. 10 tibial 2
- cutaneus surae lateralis 54 lunaturn 19
Rippen 78 Tran sfusionssyndrom 14
- cutaneus surae m edialis 65 metaca rpi 20
Rollhügel Femur 45 Transversa lachse 1
- do rsa lis clitoridis 63 - metatarsi 45
Rosenmüller-Lymphknoten 69 Transversalebene 1
- do rsa lis penis 63 naviculare 46
Rotatorenmanschette 22. 25 Trendelenburg-Zeichen 52
- do rsa lis scapulae 25, 34 pisiforme 19
Rücken 72 Tri ceps-su ra e-Refiex 65
- femora lis 51. 53, 62 sacrum 74
- Gefäßversorgung 77 Trigon um
- fibularis communis 55. 54 scaphoideum 19
Rückenmuskulatur - femorale 70
- fibulari s profundus 55. 64 sesamoidea 46
tarsi 46 autoc hthone 76 - lumbocostale 79
- fibularis superficialis 57. 64
trapezium 20 - eingewanderte 77 - sternocostale 79
- genitofemoralis 62
trapezoideum 20 Trochanter 45
- glutaeus inferior 52. 63
Trophoblast 4
- glutaeus superior 52, 63
- iliohypogastricu s 61
triquetrum 19 s Tuberculum (Humerus) 17
Sagittalachse
- ilioinguinalis 61 p
- interosseus antebrachii
palmar 2
Sagittalebene 1
Sagittalnaht 13
u
anterior 35
Palmaraponeurose 42 Samenstrang 84 Ulna 18
- interosseus posterior 37
Patella 45 Scapula 15 ulnar 2
- ischiadicus 55. 64
Patellarsehnenreflex 65 - alata 27 Uncus 74
- m edianu s
Pecten ossis pubis 44 Schambeinwinkel 45 Unterarmknochen 18
- Muskelinnervation 29ff
Pelvis 44. 86 Scheitelbeuge 10 Unterarmmuskulatur 29
- Verlauf 42
Peronae usgruppe 57 Schenkelhernie 84 Unterschenkelknochen 45. 46
- musculocutaneus 28. 34
Peronaeusloge 56 Schienbein 45 Unterschenkelmuskulatur 55
- obturatorius 53. 54, 62
Pes anserinus 53 Schlundbogenarterie 15 Urachus 9
- pectoral is 26, 34
Pfeilachse 1 Schlüsselbein 16 Urachusfistel 9
- pero neus communis 55
- phrenicus 80 plantar 2 Schlussrotation 48
- plantaris late ra lis 65 Plazenta 11 Schubladenphänomen 49 V
- plantaris medialis 55 Plexus Schulterblatt 16
Vena
- pudendus 63 - brachiali s 33 Schultergelenk 21
- axillaris 40
radialis 37 coccygeus 63 Schultergürtel 16
- basilica 40
- Muskelinnervation 28 ff. 37 lumbalis 50, 61 Schultermuskulatur
- bra ch ialis 40
- Verlauf 18. 31, 41,42 lumbosacralis 60 - ventrale 25
- cephalica 40
sa ph enus 52 sa cralis 50. 61, 63 Schwangerschaftsdauer 13
- circumflexa ilium profunda
subclavius 27. 34 Plicae umbil icales 84 Schwurhand 35
et superficialis 78
- subscapularis 25, 34 Primärzotten 11 Sehnenscheide
- epigastrica inferio r 78
suprascapu la ris 24. 34 Primitivgrube 7 - Daumenbeuger 30
- epiga strica superfic 1alis 78
suralis 55 Primitivknoten 7 - Fingerbeuger 30
- epigastrica superior 78
thoracicus longu s 34 Primitivrinne 7 - Flexore n des Arms 42
- femo ralis 69
thoracodorsalis 25, 34 Primitivstreifen 6 Seitenplattenmesoderm 8
- mediana antebrachii 40
tibialis 55, 57. 54 Processus Sekundärzotten 11
- m ediana basilica 40
ulnaris 35 f accessorius 73 Septum interm usculare cruris 56
- m ed iana cepha lica 40
- Muskelinnervation 30. 32. 33 coracoideus 16 Sesam bein
- mediana cubi ti 40
- Verlauf 42 coronoideus 18 - Großzehengrundgelenk 46
- perforans 69
Neuralfalten 9 costalis 73 - Patella 45
- poplitea 69
Neuralleiste 10 - spinosus 73 Skleratom 7
- saphena magn a 68
Neuralplatte 9 styloideus radii 19 Skoliose 73
- saphena parva 69
Neuralrohr 9 styloideu s ulnae 18 Soleusarkade 64, 67
- subclavia 40
Neuroektod ermzelle 9 transversus 73 Som iten 7
- thora cica interna 78. 80
Neuron. pseudounipolares 10 Pronatio dolerosa 22 Spatium axillare 41
Venenpunktion 41
Neurulation 9 Prosencephalon-Bläschen 9 Spe rmatog enese 2
Venenstern 69
Nidation 4 Sp itzfuß 58
Vertebra
Sp rungbei n 46
Nodi lymphoidei R Sprunggelenk 50
- cervica lis 73
- axillares 41 - lumbali s 74
radial 2 Steißbein 74
- cubita les 41 - th oracica 73
Rad ioulnarge len k 22 Sternu m 78
- inguinales 69 Vi eleckbein 20
Radius 19 Sul cus
Noggin 9 vola r 2
Ramus - bicipitali s bra chii 41
V-Phlegmone 4 3
- genitalis n. genitofemorali s 81 - carpi 42
0 - palmaris n. mediani 35 Sup in alie nsfuß 58
Oberarmknochen 15 - profundus n. radiali s 37 Sustentaculum tali 46 w
Oberarmmu skulatur 27 - profundu s n. ulnaris 32. 33 Syndesmosis tibiofibula ri s 50 Wadenbein 46
Oberschenkelknochen 45 Recessus Synzytiotrophob last 4. 11 Wirbelbogen 73
Oberschenkelmuskul atur 53 - subpopliteus 48
Wirbelkörper 73
Oogenese 3 - suprapatellari s 48
W irbelloch 73
Sachverzeichnis 91

Wirbelsä ul e 72 ff Zo na pellu ci da 3
- Bände r 75 Zotten, Plazenta 11
- Gel enke 76 Zwerchfell 79 f
- Kreuzbein 74 Zwerchfellhern ie 80
- St eißbein 74 Zwillinge 14
Wü rfel bein 46 Zwisc henhirn 10
Zwisc henwirbellöcher 73
z Zwisch enwirbelscheibe 73
Zygote 4
Zehenknochen 46 Zytotrophoblast 4
Zölom
- extraem bryona les 6
- int raem bryona les 8
1 2
3
I I 16 1 I I Waagerecht:
1 nach hinten gerichtet 4 Muskulatur des
Da umenballens 6 Name des Ka nals in der
4 6 7 Duplikatur der Faszie des M. obturatorius in-
I
5

I 1 I I ternus 9 Knochenvo rsprung des Schulterblatts


10 Han dw u rze lknochen 12 das nach ihm be-
1--- 1--- nann te Zeichen we ist auf eine Schädigung des
~

1--- e---
lg J sj I I N. ischiadicus oder des N. glutaeus superior
1--- hi n 14 anderer Name für die Medulla oblonga-
ta 17 erhabene Area le der nachgeburtliehen
1--- '----
~ Plazenta 18 unser größtes Sesa mbei n 19 zu
10

I 2 I I I-- 1--- r--


Kopf hin 20 eines der drei Keimb lätter 21 pro-
mi nenter Fortsatz des zweiten Wirbelkörpers
1---
13
112
1--- J J 4 Senkrecht:
2 Bezeich nung fü r die Flexorenmuskulatu r des
Oberschenkels 3 liegt neben 10 waa gerecht
'--- '-- t-- I-- 1--- 1---
5 noch weiter innen als 20 waagerecht 7 nur
bis zum Ende des 3. Monats bestehender
14 16
I I I I
15
9 Raum (mit .,ö"), auch ext raembryo nales
Zö lom genannt 8 Oberarm knoch en 11 für d ie
Bildung der Neuralrinne wic htiger Fakto r aus
-
117 I I I I J 1---
de m Chordagewebe 13 Hirnteil15 Ke imblatt,
aus dem unter anderem das Ne rvensystem
entst eht 16 Hakenfortsatz der Ulna
e---
- r--
3
118 11 I I
19

1 I 1 17 I
1--- Senden Sie uns das Lösu ngswort über
20
I l I I I
8 das Formu lar auf der lnternetseit e:

'---
21
I www.thieme.defendspurt
Zum 3 1.1. und zum 3 1.7. eines Ja hres
verlose n wir j eweils 5 Thieme-Buchgut-
Lösungswort: scheine im Wert von j e 50,- Euro unter
al len korrekte n Ei nsendungen aus den
9 Endspurt-Rätseln .

APROPOS
Hätten Sie gedac ht, dass es für die Schnelligkei t eines
Sprinters kein e Roll e spielt , wie lang sein e Beine sind ? Ein
Lä ufer mit lange n Beinen macht zwar größere Sc hrit te.
ha t ab er eine gering ere Schrittfrequenz. Bei Läu fern mit
kurze n Bein en ist es umgekehrt.

I RELAX-TIPP
I

Ega l, wie lang Ihre Beine sind: Bewegen Sie
si ch! Sport hilft Ihnen w ~ hre nd der stressig en
Prüfungsvorbereitung. den Kopf wieder frei zu
bekommen und die verspannten Muskeln zu
lockern .

.. Ich fin d's ja toll, dass Du heute Abend mal ausnahmsweise


nicht Anatomie lernst ... Aber warum fahren wir hier mit dem
Kahn im Mondenschein eigentlich ständig diesen Dreieckskurs
um diesen erbsenförmigen Felsen da hinten?"
t!Thieme
Endspurt - die Skripten fürs Physikum

Anatomie 2

92 Abbildungen
8 Tabellen

Die Inhalte dieses Werkes basieren überwiegend auf dem


Kurzlehrbuch Anatomie und Embryologie von Ulrike Bommas,
Phitipp Teubner. Rainer Voß, 2. Auflage, Thieme 2006 und auf
dem Kurzlehrbuch Embryologie von Norbert Ulfig, 2. Auflage,
Thieme 2009

Georg Thieme Verlag


Stuttgart · New York
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ISBN 978-3 - 13-153381 -4 123456

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elSBN (PDF) 978-3-13-166671-0
111

Vorwort
Wenn Sie dieses Heft in Händen halten. dann hat für Sie wahr- Wochen vor der Prüfung, haben Sie dann noch einmal einen Tag
sche inlich der End spurt begonnen - der Endspurt zum Physi- pro Skript Zeit zum Wiederholen .
kum .
Dieses Skript wird Ihnen dabei helfen , sich in mögli chst kur-
ze r Zeit so e ffi zient wie möglich auf den schriftlichen Teil der Wir helfen Ihnen beim Lernen!
1. ÄP vorzubereiten.
Um Ihnen das Lernen so angenehm wie möglich zu gesta lten .
bieten die Endspurt-Skripten Ihnen einige tolle Features an, mit
Modulares Lernen- Schritt für Schritt! denen Sie spie lend durch die Prüfungsinhalte kommen werden:
• Gelbe Hinterlegungen im Text markieren passgenau das
Oie Endspurt-Reihe bestellt aus 14 Skripten. Zu den ,.kleinen" Prüfungswissen, das in den let zten Jahren gefragt wurde.
Fächern (Biologie, Chemie, Hi stologie, Psych/Soz, Physik) gibt es • Lerntipps gehen ganz gezielt darauf ein, wie das IM PP seine
jeweils ein Skript. Die ,.großen" Fächer (Biochemie. Physiologie Fragen stel lt. was für Fallstricke Ihnen mögli cherweise ge-
und Anatomie) umfa sse n jeweils 3 Skripte. Zur besseren Un ter- ste llt werden und wie Sie sich bestimmte Prüfungsinhal te
sche idbarkeit hat jedes Fach sei ne eigene Kennfarbe, damit das besser merken können .
Chaos auf Ihrem Schreibtisch nicht zu groß wird. Jedes Skript • "Apropos"-Abschnitte enthalten interess antes Zusatz wi s-
ist wiederum unterteilt in 3 bis 4 handliche und gut zu bewäl- sen, das Spaß macht, aber ni cht prüfungsre levant ist- wenn
tige nde Lernpakete. Sie in Eile sind, können Sie diese Texte getrost überspringen.
• Rechenbeispiele zeigen Ihnen Schritt für Schritt, wie man
math emati sc he Aufgaben in der Prüfung lös t und welche
Jederzeit einsteigen! Formeln man hierzu benötigt.
• Die FAZIT-Kästen ermögli chen Ihnen das rasc he. stich-
Beim Lernen mit der Endspurt-Reihe sp ielt es keine Rolle, wie punktartige Wiederholen der Prüfungsinha lte .
g roß Ihr Vorwi sse n ist, Sie können zu jeder Zeit mit dem Lernen • Zahlreiche farbige Abbildungen illu strieren den Lernsmff
beg inne n: und machen ihn anschaulich.
• Wenn Sie sich da s grund legende Wi sse n erst erarbe iten
mü ssen, empfiehlt es sich, die Skripten als Leitfaden zu
verwend en und zusä t zlich ausführlichere Lehrbücher her- Noch mehr Nutzen durch examen online!
anzuziehen, um etwas tiefer in die Mate rie e inzu steigen .
• Können Sie bereits auf ein Wi ssensfundament zurückgreifen, Wenn Sie einen Zugang zu examen online haben, profitieren
reicht es aus, wenn Sie sich die Zusammenhänge rund um Sie g leich doppelt. in examen online (www.examenonline.de)
das prüfungsrelevante Wissen au sschließlich mit den End- finden Sie zu jedem Lernpaket der Sk riptenreihe eine eigens
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von Frühjahr 2003 bis Herbst 2010 gefragt wurden, sind ge lb passend zum Lernpaket, kreuzen können . Hier ist das Prinzip
markiert. Sie erkennen also auf den ersten Blick was wichtig "erst lernen dann kreuzen" perfekt verwirklicht! Wer al le Lern-
ist, um das sc hriftliche Physikum zu beste hen. pakete der Endspurt-Reihe kreuzt , kann sicher se in. dass er alle
• Rückt de r Prüfungs termin näher und sind Sie schon gut Examensfragen der IetztenJahre beantwortet hat.
vorbere itet, sollten Sie sich vor allem auf jene Textpassagen
kon zentrieren, die besonders viele gelbe Hervorhebungen Wir hoffen. das s Ihnen unsere Skripten-Reihe ge fällt und freuen
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Ihr Endspurt-Team
IV

ENDSPURT- ANATOMIE 2
Der zweite Band der Anatomie-Skripten beschäftigt sich das vegetative Nervensystem und die topographischen
mit der makroskopischen Anatomie und der speziellen Verhältnisse des Bauch- und Beckenraumes besprochen.
Embryologie folgender Themengebiete: Brustsitus, Für alle Anatomie-Skripten gilt: Alle prüfungsrelevanten
Gastrointestinaltrakt, Leber, Gallenblase, Pankreas, Milz, Inhalte zur Histologie werden in einem eigenen Skript
Harnorgane und Nebenniere und Geschlechtsorgane. behandelt.
Außerdem werden hier die großen Leitungsbahnen,

Alle Skripten in der Übersicht

Anatomie 1
All g. Anatomie, allg. Embryolog ie, Extremitäten,
Lei beswand
Anatomie 2 •.:::::; Chemie
Bru st-, Bauch- und Beckeneing eweide
Anatomie 3
Kopf. Hals. ZNS. Sinn eso rgane

Physiologie 1
__ ~ Biologie
Zellphysiol ogie, Blut , Immunsystem, Herz-Kreislauf-
System, Atm ung
Physiologie 2
Verda uung. Energ iehaushalt , Niere, Wasser,
Elektrolyte, Horm one
Physiologie 3
Muskul atur, Nervensyste m , Motorik, Sensorik

Histologie

Biochemie 1
Koh lenhyd rate, Lipide, Ami nosäuren , Peptide,
Proteine
Biochemie 2
Enzyme, Ernä hrung . Hormone, Organ stoffwechsel
Biochemie 3 PsychSoz
__ ~ Blut . Immunsyst em . Molekula rbiologie. Zell biologie

Physik
V

Inhaltsverzeichnis

LERNPAI<ET 5 LERNPAI<ET 6

1 Brustsitus ............................... . 2 Gastrointestinaltrakt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23


1.1 Respirationstrakt . . . .. . . . . .. ... . . . .. . .. . .. . . 2.1 Bauchraum und Peritoneum . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
1.1 .1 Entwicklung . ....... . .. . ........ ..... . . . .. . 2.1.1 Entwicklung . . .......... . . ........ . .. . . . .. 23
1.1.2 Topografie .......... . . . . ... . . ..... .. . ..... . 2.1.2 Peritonealverhältnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
1.1.3 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2.2 Magen . . . . .... . .. .. ... ... .. . .. ... .. . . . ... 24
1.1.4 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.2.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
1.1 .5 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.2.2 Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
1.1 .6 Lymphabfluss ....... . . .. . . . . . . . .... . .. .... . 4 2.2 .3 Topografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
1.2 Pleura . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.2.4 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
1.2.1 Topografie .. .. .......... . ........ . .. . 5 2.2.5 Mikroskopischer Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.2.2 Aufbau . . . . .. . .... . ... .. .... . ....... . 5 2.2.6 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.2.3 Gefäßversorgung ....... . .... . .... . . .. ...... 6 2.2.7 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.2.4 Inn ervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.3 Dünndarm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
1.3 Atemmechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.3.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
1.4 Herz (Cor) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.3.2 Funktion . . . ... . .. . . ... ... , . . . . . . . . . . . . . . . 28
1.4.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.3 .3 Topografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1.4.2 Fetalkreislauf und postnataler Kreislauf . . . . . . . . . 9 2.3.4 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.4.3 Topografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.3.5 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.4.4 Aufbau und Blutkreislauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.3.6 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
1.4.5 Mikroskopischer Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.4 Dickdarm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
1.4.6 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.4.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
1.4.7 Innervation .... ... ........ .. ..... ..... . . .. 15 2.4.2 Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
1.4.8 Herz im Thorax-Röntgenbild . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.4.3 Topografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
1.4.9 Projektionsstellen des Herzens . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.4.4 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
1.5 Perikard .............. .. .. .... ... .. .. ... .. 16 2.4.5 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
1.5.1 Topografie . .. . . .. . .. . .. . . .. .. .. . .. . .. . .. . . 17 2.4.6 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
1.5.2 Makroskopi scher Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.5 Rektum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
1.5. 3 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.5.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
1.5.4 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.5.2 Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
1.6 Ösophagus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.5.3 Topografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
1.6.1 Entwick lung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.5.4 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
1.6.2 Topografi e .. ... .. . ....................... . 18 2.5.5 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
1.6.3 Aufbau ...... ....... ... . .... . ............. 18 2.5.6 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
1.6.4 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
3 Leber, Gallenblase, Pankreas, Milz . . . . . . . . . . 36
1.6.5 lnner·vation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
3.1 Leber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
1.7 Thymus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
3.1.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
1.7.1 Topografi e . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
3.1.2 Lag e und Aufbau ... . . .. . ... ... . . .. ...... . . 36
1.7.2 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
3.1.3 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
1.7.3 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
3.1.4 Innervatio n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
1.7.4 Inn ervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
3.2 Gallenblase und Gallenabflusswege . . . . . . . . . . . 40
1.8 Media stinum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
3.2.1 Gallenblase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
1.8.1 Topog rafi e .. . .. .... ..... . ... ..... . ... . . . . . 20
3.2.2 Gallenblasenabflusswege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
1.8.2 Nerven, Gefäße und Lymphbahn en . . . . . . . . . . . 20
3.3 Bauchspeicheldrüse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
3.3.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
3.3.2 Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
3.3.3 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
3.3.4 Topografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
VI

3.3.5 Gefäßversorgung . ..... ... ........... .. .. . 42 5.3.1 Entwicklung . . .. .. . .. . ... . ..... . .. . .... ... 56
3.3.6 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 5.3.2 Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
3.4 Mi lz . . ........ . ........ . ... ..... .. . ...... 42 5.3.3 Topografie und Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
3.4.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 5.3 .4 Gefäßversorgung und Innervation . . . . . . . . . . . . 57
3.4.2 Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 5.4 Samenleiter (Ductus deferens) . . . . . . . . . . . . . . . 57
3.4.3 Lage ...... . .. . ... . . . . . ................... 43 5.4.1 Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
3.4.4 Aufbau und Topografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 5.4.2 Topografie und Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
3.4 .5 Mikroskopischer Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 5.4.3 Gefäßversorgung und Innervation . . . . . . . . . . . . 57
3.4.6 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 5.5 Bläschendrüsen (Vesiculae seminales) . . ... . · · · 57
3.4.7 Innervation .. . .. .... . . . . .... . ...... . . ... . . 44 5.5.1 Entwicklung ............ . .... ... . . . . . · · · · · 57
5.5.2 Topografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
5.5.3 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
LERNPAI<ET 7 5.5.4 Gefäßversorgung und Innervation . . . . . . . . . . . . 58
5.5.5 Weitere Geschlechtsdrüsen des Mannes . . . . . . . 58
4 Harnorgane und Nebenniere . . . . . . . . . . . . . . . 44 5.6 Prostata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
4.1 Niere .... . ..... . . . . .. .......... . ... . ..... 44 5.6.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
4.1.1 Entwicklung der Niere ....... .. . . ... .. . ..... 44 5.6.2 Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
4.1.2 Topografie .. . .. .... ..... . ...... . ... . .... .. 45 5.6.3 Topografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
4.1.3 Aufbau ... . . . ... . .. . . . . ........ ... ..... .. . 45 5.6.4 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
4.1.4 Mikroskopischer Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 5.6.5 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
4.1.5 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 5.6.6 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
4.1.6 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 5.7 Penis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
4.2 Harnleiter (Ureter) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 5.7.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
4.2.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 5.7.2 Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
4.2.2 Topografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 5.7.3 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
4.2.3 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 5.7.4 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
4.2.4 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 5.7.5 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
4.2.5 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
4.3 Harnblase (Vesica urinaria) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
4.3.1 Entwicklung der Blase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 LERNPAI<ET 8
4.3.2 Ablauf der Miktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
4.3.3 Topografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
6 Weibliche Geschlechtsorgane . . . . . . . . . . . . . . 62
4.3.4 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
6.1 Eierstöcke (Ovariae) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
4.3.5 Mikroskopischer Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
6.1.1 Entwicklung ... .. .. . ....... . . .... .. . .. ... . 62
4.3.6 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
6.1 .2 Funktion ........... ........... .... .. . .... 63
4.3.7 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . SO
6.1.3 Topografie . ... . ... .. .. . .... . . .... . . .. ... .. 63
4.4 Harnröhre (Urethra) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
6.1 .4 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
4.4.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
6.1.5 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
4.4 .2 Topografie und Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
6.1.6 Inn ervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
4.4.3 Gefäßversorgung und lnnverva tion . . . . . . . . . . . 51
6.2 Eileiter (Tuba uterina) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
4.5 Nebenniere (Giandula suprarenalis) . . . . . . . . . . . 52
6.2. 1 Entwicklu ng . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
4.5.1 Topografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
6.2.2 Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
4.5.2 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
6.2.3 Topografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
4.5.3 Mikroskopischer Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
6.2.4 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
4.5.4 Gefäßversorgung und Innervation . . . . . . . . . . . . 52
6.2.5 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
5 Männliche Geschlechtsorgane . . . . . . . . . . . . . . 53 6.2.6 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 6.3 Gebärmutter (U terus) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
5.2 Hoden (Testis) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 6.3.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
5.2.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 6.3.2 Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
5.2.2 Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 6.3.3 Topografi e . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
5.2 .3 Topografie und Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 6.3.4 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
5.2.4 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 6.3 .5 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
6.3.6 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
5.2 .5 Inne rvatio n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
6.4 Vagin a . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
5.3 Nebenhoden (Epididymis) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
VII

6.4.1 Entwicklung .. . . . ......... . . . ........... . . 67 7. 2 Arterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71


6.4.2 Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 7.2.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
6.4.3 Topografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 7.2.2 Pars abdominalis aortae (unpaarige Äste) . . . . . . 71
6.4.4 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 7.2.3 Pars abdominalis aortae (paarige Äste) . . . . . . . . 73
6.4.5 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 7.2.4 A. iliaca communis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
6.4.6 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 7.2.5 Gefäßversorgung und Innervation . . . . . . . . . . . . 74
6.5 Äußere weibliche Geschlechtsorgane . . . . . . . . . 68 7.3 Venen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
6.5.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 7.3.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
6.5.2 Fun ktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 7.3 .2 Systematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
6.5.3 To pografie und Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 7.3 .3 Gefäßversorgung und Innervation . . . . . . . . . . . . 76
6.5.4 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 7.4 Vegetatives Nervensystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
6.5.5 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 7.4. 1 Funktion und Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
7.4.2 Parasympathikus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
7 Bauch- und Beckenorgane: große 7.4.3 Sympathikus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
Leitungsbahnen, vegetatives 7.4.4 Enterisches Nervensystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
Nervensystem und Topografie . . . . . . . . . . . . . 70 7.5 Topografi e . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
7.1 Lymphsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 7.5.1 Oberflächenanatomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
7.1.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 7.5.2 Gliederung der Bauchhöhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
7.1.2 Funktio n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
7.1.3 Systematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
7.1.4 Gefäßversorgung und Innervation . . . . . . . . . . . . 71
1.1 Respirationstrakt

1 Brustsitus • Postnatalperiode: weite re Ausbildung von Alveolen bis etw a


zum 8. Lebensjahr.
1.1 Respirationstrakt Zum Kehlkopf siehe Skrip t 3.
Zunäch st stellt das Lungendivertikel über seine gan ze Längs -
Zum Atmungstrakt zählen : au sdehnun g in offe ner Verbindung mit dem Vorderdarm. Diese
• die Trachea (Luftröhre) breite Verbindung wird bald durch das Septum oesophagotra-
• der Bronchialbaum cheale e ingeengt. Nur im Bereich der späte ren Kehlkopföffnung
• die Lunge. bleibt eine Verbindung zwischen der Anlage des Respirations-
Die Trachea liegt zwi schen Kehlkopf und Bronchien und dient traktes und dem Vorderdarm. Vom primitiven Ph a rynx geht
dem Transport de r Ein- und Au satemluft Da die Luft auf ihrem j etz t der laryngotrachealschlauch ab. Die Lungen si nd pränata l
Weg durch die Trachea zwar angefeuchtet, angewärmt und ge- schlecht durchblutet und reifen daher spät, w eshalb Atmungs-
reinigt wird. dort aber kein Ga sau stau sch stattfindet, gehört probleme bei Frühgeborenen seh r häufi g sind.
dieser Raum zum sog. Totraum. Der Totraum reicht von der Tra-
APROPOS
chea bis zu den Terminalbronchien. Das Atemnotsyndrom Frühgeborener. Dieses Syndrom st ell t di e häufigs te
Die Lunge hat die Aufgabe, Sauerstoff au s der Atemluft auf- Todesu rsa che bei Frühgeborenen da r. We se ntliche Ursa che ist der Mangel
zunehmen und im Au staus ch Kohlendiox id abzugeben. Die paa- an Surfactant . Fo lglich kommt es zu m Kollabieren von Alveolen (= Ate lek-
rigen Lungen bes tehen im Wesentlichen aus den baumartigen ta sen). Nach Schäd igung des Alveo larepi t hels und des Ka pill arendothel s
akkumuli eren Plasm• prot eine (h yali ne Membr.Jnen), d1e w iederum die
Verzweig unge n der beid e n Hauptbronchien und ihren Endauf-
Surf.Jct.Jntbildun g beein trächtigen. Ein Teu felskreis. Die Therapi e besteht
zweigungen . den Alveolen. Erst hier, in den Bronchioli re spira - vor allem im de r Gabe vo n Surfactant.
torii mit den Alveolen , findet dann der Ga sau stau sch statt.
Der linke Lun genflügel hat zw e i, der rechte drei Lapp en . Di e
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
La ppe n sind durch Fissure n voneinander ge t rennt.
.. Die entodermalen An te il e von Trach ea und Lung e entstehen

~echter Lu~
aus ein e r Epithelknospe in der ve ntralen Zone de s Vorder-
lijU;pl@· darms .
.. Al le Epi t helien der untere n Atemwege und Lung e sind ento-
dermaler Herkunft.

1.1 .1 Entwicklung
1.1.2 Topografie
Die Entwi cklung des Resp ira t ion st rakts geht vom embryonalen
Darmrohr a us. Im Vord e rdarm stülp t sich die laryngotrache- .. Trachea und Bronchialbaum. Die Trache a des Erwachsen en
alrinne na ch vent ral a us. Au s diese r Rinne e nts tehen die epi- beg innt unterhalb de s Kehlkopfes auf Höh e des 7. Halswirbels.
thelialen Antei le von Kehl kopf. Trachea und Lunge. Knorpel (~ in diesem Bereich wird sie ventral vom Isthmu s der Schilddrü se
hufe isenförmi ge l<norp e lspa ngen), Bindegewebe ( ~ z. B. Li gg. bedeckt, au ßerdem befinde t s ich der Thymu srestkörpe r ventra l
a nularia ) und Mu skul a tur ( ~ M. t ra chea li s) differenziere n sich de r Tra chea . Parallel dazu zieht der Ösophagus üb er di e gesam -
au s dem umgebe nd e n Mesenchym . Die Laryngotrachealrinne te Länge hinte r der Trachea entlang. In der Rinn e zwi schen Tra -
ve rlänge rt s ich und formt ein Di ve rtikel. d ie lungenknospe. chea und Ösophag us verläuft rechts und links der N. laryn geu s
Das Epithel vo n Lunge und de m gan ze n u nt eren Res pirati- rec urren s.
o nstrakt ist entodermaler Herkunft. Eini ge g roße Gefäß e habe n ebenfalls eine e nge topog ra-
Di e Entwi c klung der Lunge ist e rst mi t dem8. Lebensja hr ab- fi sc he Bez iehung z ur Tra chea : Im Hal sberei ch z ie he n vent ral
gesc hl osse n und wird in dre i Ph ase n e in gete ilt: de r Truncus brachiocephalicus und di e A. carotis communis
• Embryonalperiode: En twicklung d er Orga nanl age sinistra üb er die Trachea hinweg. Die V. azygos hat eine enge
• Fetalperiode: Diffe renz ierung d es Bronchialbaum es und Lagebez iehung zur Tra che a : Sie kommt von dorsal und ve rläuft
Ents te hung vo n Alveol e n z um Gasa u stau sc h, Lunge vo r dem kra nial des rechten Hauptbro nchu s zu ihrer Mündungss telle an
7. Monat se hr unre if. Surfact,l ntbildung erst we nige Woch en de r V. cava . (Abb. 1.1 ). Di e Vv. brachiocephalicae liegen jedoc h
vo r Geburthalbwegs ausre ic he nd ventral de r Arte ri en und haben somit keine direkte topog ra fi -
sche Be zie hung zur Trach ea.
2 1 Brustsitus

Trachea Tab. 1.1 Projektion von Lunge und Pleura


0 V. thyro idea V. brachio- Lunge Pleura
Ci
N inferior cephalica sinistra
,;
V. brachio- Medioklavikularlinie 6. Rippe 7. Rippe
~ Bronchus
:.c cephalica vordere Axillarlinie 7. Rippe 7.-8. Rippe
f-
dextra principalis sinister
.~
E Vv. bronchiales mittlere Axillarlinie 8. Rippe 9.- 10. Rippe
V. cava
<
~ superior mit Mündung
hintere Axillarlinie 9. Ri ppe 10. Rippe
V
in die V. hemi·
-"
·;:; azygos Skapularlinie 10. Rippe 11 . Rippe
"'
"-'
accessoria
~ Vv. bronchiales Die Höhe ist ein Richtwert in d er Atemruh elage. Bei Inspiration ver sch iebt
<=; mit Mündu ng sich die Lunge natürlich nach kaudal, bei Exspiration nach kranial.
~ in die V. azygos
V
v danac h. Natürlich muss man auch bei kleinen, von außen harm-
""c:
·e los aussehenden Stichverletzungen von Organverletzungen
~ ausge hen. da man die genaue Stichrichtung und die Tiefe der
~c: Ve rletzu ng von außen nicht beurteilen kann.
Abb. 1.1 Venae bronch iales.
1.1.3 Aufbau
Auf Höhe des 4. Brust wi rbelkörpers gabe lt sich die Trachea
in die beiden Hauptbronchien (Bifurcatio tracheae). Da die Rip- ~ Luftröhre (Trachea). Die Trachea ist 10-12cm lang und teilt
pen am Thorax schräg von hinten oben nach vorn unten verlau- sich an der Bifurcatio tracheae in Höhe des 4./5 . Brustwirbels
fen. entspricht die Höhe von Th 4 dem Ansatz der 3. Rippe am in die beiden Hauptbronchien auf: Bronchus principa lis dexter
Sternum. Im Bereich der Bifurcatio trac heae zieht der Aorten- und Bronchus principalis sinister.
bogen von vorne nach hinten über den linken Hauptbronchus Die Bifurcatio tracheae projiziert sich beim jungen Erwach-
und grenzt somit von li n ks latera l auch an d ie Trachea. senen auf Hö he des 4.-5. Brustwirbels. An der Gabelungsstelle
Auf Höhe des 5. Brustwirbelkörpers ziehen die beiden ragt d ie Carina tracheae a ls sagittaler Sporn in das Lumen u nd
Hauptbro nchien dann gemeinsam m it den begleitenden Gefä- w irkt wie eine Tren nwand , d ie die eingeatmete Luft zw ischen
ßen in das Lungenh ilum hinein (s. S. 4 ). linkem und rechtem Ha uptbronchus aufte ilt. Die dabei entste-
henden Turbu lenzen kann man al s Atemge räusc h hören.
~ Lunge. Die beiden Lungenfl üge lliegen jeweils in einer Pleura-
höhle (Cavitas pleura lis). sie werden von der Pleura pu lmona- ~ Bronchialbaum. Die Bifurcatio tracheae gabelt sich in einem
lis umhüllt (s.S. 5). Kauda l liegt d ie Lunge dem Zwerchfell auf, Winkel von ca. 60°, wobei der rec hte Ha uptbronchus beinah
seitlich w ird sie durch die Rippen begrenzt. Nach med ial grenzt senkrec ht u nd der li nke Hauptbronchus bogenförmig nac h
d ie Lunge an das Mediastinum (s. S. 20). Der linke Lungenflügel links verläuft. Da der rechte Hauptbronchus steiler als der lin-
grenzt an
• die linke Herzkammer.
• das li nke Herzohr,
• de n Ösophagus,
• den Aortenboge n,
• d ie linke A. subetav ia und
• den Truncus pu lmonal is.
Der rechte Lungenfl ügel grenzt ebenfalls an de n Ösophagus
sowie an :
• den rechten Vorhof des Herzens,
• d ie V. cava Superior,
hyaline -----F-~
• die V. azygos u nd Knorpelspange
• d ie rechte V. su bclav ia.
Da sich die Lunge ihrer Umgebung anpasst, hinterlassen die
rechter
angrenzenden Organe in der Regel Abdrücke auf der Lunge. Hauptbronchus
Die Lungenspitze (Apex pu lmo nis) befindet sich in Höhe des 1. Aorta
Lappen-
Brustwirbels. die Pleurakuppeln projizieren also ca. 2 cm ober- bronchius
halb der Clavicula auf die Thoraxwand .
ln Tab. 1.1 ist die Projektion vo n Lunge und Pleura auf die
Segmentbronchien
Thoraxwand dargestellt (vgl. auch Abb. 1.4). (mit zugehöriger
Nummer)
LERNTIPP ! Segment·
bronchien
Wenn ein Patient nach ei ner Messerstecherei mit einer Einst ich- Lappen-
verletzung im Thoraxbere ich eingeliefert wird, ist es hilfreic h zu bronchius
wisse n, auf welche Höhe sich Lunge und Pleura bei Insp iratio n Segment·
und Expiration projizieren . Das IMPP fragt auch gelegentlich bronchien
Abb. 1.2 Bronchialbaum.
1.1 Respirationstrakt 3

ke verläuft, gelangen sowohl aspirierte Fremdkörper als auch .,. Lungenlappen. Die Unterteilung der einzelnen Lungenflügel
ein zu tief vorgeschobener Beatmungstubus in der Regel in den erfolgt entsprechend dem Aufbau des Bronchialbaums (s.o.).
rechten Hauptbronchus (Abb. 1.2). Die Lappen werden durch Fissuren voneinander getrennt:
Der rechte Hauptbronchus gabelt sich nach ca. 3 cm in drei • Fissura obliqua: trennt an der rechten Lunge den Mittel-
Lappenbronchien (Bronchi lobares), der linke nach ca. 4-5 cm vom Unterlappen , an der linken Lunge den Ober- vom
in zwei Lappenbronchien auf. Durch weitere Aufzweigong ent- Unterlappen (da dort ja der Mittellappen feh lt). Sie beginnt
stehen auf der rechten Seite neun bis zehn, auf der linken Seite dorsal auf Höhe der 4. Rippe und endet ventral auf Höhe der
neun Segmentbronchien (Bronchi segmentales). 6. Rippe.
Die weitere Aufzweigong erfolgt der Reihe nach in : • Fissura horizontalis: Sie tren nt Ober- und Mittellappen auf
• Läppchenbronch ien (Bronchi lobulares), der rechten Seite und verläuft parallel zur 4. Rippe.
• Terminalbronchien (Bronchioli terminales)
• respiratorische Bronchien (Bronchioli respiratorii).
• Da sich die respiratorischen Bronchien noch ca. dreimal tei- .,. Fiss ura obliqua: obligatorisch für beide Lung enflügel
len , spricht man hier auch von Bronchioli respiratorii 1.-111. .,. Fissura horizontalis: nur am rechten Lungenflügel.
Ordnung. Am Ende des Bronchia lbaums befindet sich dann Das IM PP zeigt im Physikum ab und zu schematische Abbildun-
der Ductus alveolaris mit dem Saccus alveolaris. gen der Lungensegmente, auf denen Sie dann die Segmente
richtig zuordnen müssen. Lernen Sie am besten zunächst,
.,. Lunge (Pulmo). Die Form der beiden Lungenflügel (Pulmo welcher Lungenlappen wie viele Segmente enthält, denn auch
dexter et sinister) ist von den umgebenden Organen geprägt. danach wird gefragt.
Ein Lungenflügel hat ein Gewicht von ca. 400g bei einem Vo-
lumen von 2 I. Die Gesamtoberfläche der Alveolen beträgt ca . .,. Lungensegmente. Die Lungenlappen teilen sich norma-
60 -100 m 2 . An jedem Lungenflügel kann man drei Au ßenflä- lerweise auf der rechten und linken Seite in insgesamt zehn
chen unterscheiden (Tab. 1.2). Segmente (Sl-10) auf (Abb. 1.3). Auf der linken Seite sind die
Nach kranial ragen die Lungenflügel ca . 1-2 cm über die obe- Segmente 51 und 52 sowie 57 und 58 meist verschmolzen. Au-
re Thoraxapertur hinaus. Die linke Lungenspitze hat Beziehung ßerdem bilden die Segmente 54 und SS auf der linken Seite die
zu ihrer Umgebung : Lingulasegmente. Sie werden zusam men als Lingula pulmonis
• dem Plexus brachialis bezeichnet. Auf der rechten Seite enthält der Mittellappen (den
• dem N. laryngeus recurrens es ja nur rechts gibt) 2 Segmente. Rein optisch können die Lun-
• dem Ganglion cervicothoracicum gensegmente im Gegensatz zu den Lungenlappen jedoch nicht
• dem N. phrenicus. voneinander abgegrenzt werden.
APROPOS APROPOS
Befindet sich im Bereich der Lungenspitze ein Tumor (sog. Pancoast-Tumor). Muss ein Teil einer Lunge entfe rnt we rden. so richtet man sich bei der Re-
kann er auf die benachbarten Leitungsbahnen übergreifen. So kann es z. B. sektion nach den einzelnen Lungensegmenten. Die Grenzen werden durch
zu einer Beeinträchtig ung des Plexus brachialis kommen. die Venen markiert, die Arte rien verlaufen zentral in den Segmenten. Beim
Abklemmen der Segmentarterie erblasst das entsprechende Segment.

Die Segmente teilen sich weiter in Lungenläppchen (Lobuli pul-


Tab. 1.2 Lagebeziehungen der Lungenflügel monales) auf. Die Segmente und die Läppchen werden unvoll-
zugewandte Seite angrenzende Organe ständ ig durch bindegewebige Septen getrennt, welche von der
Außenfläche nach innen ziehen .
Facies dia- Zwerchfell (Dia- rechts: Magen, Milz Als Azinus wird die Gesamtheit der einem Bronchiolus ter-
phragmatica phragma) links: Leber
minali s zugeordneten Alveolen bezeichnet. Die Azini sind nicht
Facies costa lis Rippen (Costae) bindegewebig voneinander abgegrenzt.
Facies medias- Mediastinum Mediastinum, Wirbelsäule
tina lis

a b
Abb. 1.3 Lungenlappen und -seg mente. a Lunge n vo n ventral, b von medial.
4 1 Brustsitus

.,. Lungenhilum. Auf Höhe von ThS an der Facies mediastinalis • Vv. pulmonales: Ihr Blut ist sauerstoffreich und sollmög-
befindet sich das Lungenhilum, an dem folgende Strukturen in lichst schnell dem Körper zur Verfügung stehen. Daher ver-
die Lunge ein- und austreten (Abb. 1.3): laufen sie "auf schnell stem Wege" zwischen den einzelnen
• eintretende Strukturen: Hauptbronchus, A. pulmonalis, Rr. Segmenten.
bronchiales (aus der Aorta thoracica), Nerven
• austretende Strukturen: Vv. pulmonales, venöse Rr. bronchi-
ales (zur V. azygos bzw. V. hemiazygos), Lymphgefäße. Die Vasa privata sind die Versorgungsgefäße für die "private"
Die Lagebeziehungen von Arterie, Bronchus und Vene sind am Eigenversorgung der Lunge. Sie heißen Rr. bronchiales. Die Vasa
rechten und am linken Hilum unterschiedlich. publica des Lungenkreislaufs sind für die "öffentliche" Sauer-
Links: stoffversorgungdes Kö rpers zuständig . Dies sind die Aa. und Vv.
• ventral und kra nial : A. pulmonalis sinistra pulmonales.
• Mitte hinten: Bronchus principalis sinister
• ventrokaudal: Vv. pulmonales. Andernorts entstandene Blutgerinnsel, die in die Lunge einge-
schwemmt werden, führen zu einer Lungenembolie. Besonders
: LERNTIPP ! häufig geschieht dies infolge einer tiefen Bein- oder Beckenven-
Hier ist die Reihenfolge der Strukturen sozusagen alphabetisch: enthrombose, seltener durch Gerinnsel aus dem rechten Vor-
Arterie - Bronchus - Venen. hof (oder rechten Herzohr).

Rechts: Da die Leber die rechte Zwerchfellkuppel und damit


1.1.5 Innervation
auch die rechte Lunge etwas nach kranial verschiebt, si nd auch
die Strukturen am rechten Hilum etwas verschoben: .,. Trachea. Die Innervation der Trachea erfolgt vor allem durch
• ventral und kranial: A. pulmonalis dextra den N.laryngeus recurren s, der von kaudal nach kranial in einer
• auf gleicher Höhe: Bronchus principalis dexter Rinne zw ischen Trachea und Ösophagus verläuft. Die sympa-
• ventrokaudal: Vv. pulmonales dextrae. thische Innervation erfolgt über Äste aus dem Gren zstra ng und
Innerhalb der Lunge verlaufen alle Arterien (sowohl die Vasa dem Ganglion cervicale inferius.
privataalsauch die Vasa publica) mit den Bronchien, alle Venen
zwischen den einzelnen Segmenten. Dieser unterschiedliche .,. Bronchialbaum. Wie alle inneren Organe wird auch der Bron-
Verlauf ist durchaus sinnvoll : Die Arterien und die Bronchien chialbaum sympathisch (vom Grenzstrang) und parasympa-
bilden eine funktionelle Einheit. thisch (vom N. vagus) innerviert.

.,. Lunge. N. vagus und Truncu s sympathicus bilden mit ihren


1.1.4 Gefäßversorgung
Ästen und Ausläufern auf den Hauptbronchien ein Geflecht, den
.,. Trachea. Im Halsbereich wird die Trachea wie auch der Kehl- Plexus pulmonalis .
kopf, die Schilddrüse und die Pars cervicalis des Ösophagus von Die efferenten Fasern des Sympathikus bewirken in der
der A. thyroidea inferior (aus dem Truncus thyrocervicalis, s. Lunge eine Bronchodilatation. Die parasympathischen Fasern
Skript 3) versorgt. Im Brustbereich wird die Trachea zusätzlich wirken auch hier antagonistisch zum Sympathikus. Die senso-
von Ästen der A. thoracica interna (e benfall s ein Ast der A. sub- rischen Fasern aus den unteren Teilen der Atemwege verlaufen
clavia) versorgt. v.a. im N. vagus.

.,. Bronchialbaum. Die Bronchien werden von den Rr. bronchia-


1.1.6 Lymphabfluss
les aus der Aorta thoracica und den Interkostalarterien (meist 3.
und 4. lnterkostalarterie) versorgt. Die Lymphe fließt an der Lunge von der Außenfläche durch das
Organ zum Hilum. An jedem Abschnitt des Bronchialbaums
.,. Lunge. Die Lunge und die Bronchien benötigen eigene ,.Ver- sind regionäre Lymphknoten zwischengeschaltet. Der Abfluss
sorgungsgefäße". Die Rr. bronchiales für die linke Lunge ent- der Lymphe erfolgt dann entweder link s in den Ductus thoraci-
springen aus der Aorta thoracica, die für die rechte Lunge kom- cus oder rechts in den Ductus lymph aticus dexter und sch ließ-
men zusätzlich oder allein aus der 3. oder 4. lnterkosta larterie. li ch in den rechten oder linken VenenwinkeL
Der AbHuss erfolgt bei den hilu sna hen Vv. bronchiales rechts in
die V. azygos. links in die V. hemiazygos. Die Vv. bronchiales aus FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN
der Lungenperipherie münden in die Lungenvenen. .,. Die V. azygos hat eine enge Lagebeziehung zur Trachea: Sie
Abgesehen von den Versorgungsgefäßen für das Lungenge- kommt von dorsal und verläuft kranial des rechten Hauptbron-
webe verlaufen auch noch die Arbeitsgefäße (Vasa publica) in chus zu ihrer Mündungsstelle an der- V. cava .
der Lunge. Sie kommen vom bzw. ziehen zum Herzen und sind .,. Die Bifurcatio tracheae projiziert sich beim jungen Erwach se-
für die Sauerstoffversorgung des Körpers zuständig. Es gibt die nen auf Höhe des 4.- 5. Brustwirbels.
arteriellen (Aa. pulmonales) und die venösen (Vv. pulmonales) .,. Die Pleurakuppeln projizieren ca . 2 cm oberhalb der Clavicula
Vasa publica: auf die Thora xwand .
• Aa. pulmonales: Sie stammen aus dem Truncus pulmonali s, .,. Da der rechte Hauptbronchus steil er als der lin ke verläuft,
und obwohl sie venöses, sauerstoffarmes Blut führen, wer- gelang en sowoh l aspirierte Fremdkörper als auch ein zu tief
den sie al s arterie ll bezeichnet, da sie vom Herzen kommen. vorgeschobener Beatmung stubus in der Regel in den rechten
Sie verzweigen sich gemeinsam mit den Bronchien und wer- Hauptbronchus.
den an den Alveolen mit Sauerstoff gesättigt.
1.2 Pleura 5

,.. Die Fissura obliqua beginnt dorsal auf Höhe der 4. Rippe und und der Haken fä llt herunter. Ebenso ist es mit der Pleura:
endet ventral auf Höhe der 6. Rippe. Kommt z.B. aufgrund einer Stichverletzung Luft in den Pleura-
,.. Die Lungenlappen teilen sich normalerweise auf der rechten spalt, entsteht ein Pneumothorax: Die Lunge kollabiert.
und linken Seite in insgesa mt zehn Segmente (S1-1 0) auf.
,.. Die linke Lungenspitze hat zu folgenden Strukturen Kontakt:
Plexus brachialis, N. laryngeus recurrens, Ganglion cervicotho- 1.2.1 Topografie
racicum, N. phrenicus.
,.. Der rechte Mittellappen enthält 2 Segmente. Die Pleurahöhle grenzt an die Rippen. die Wirbelsäule, das Ster-
,.. Lungenembolien werden meis t durch Gerinnsel aus einer num. das Zwerchfell und das Mediastinum. Die parietale Pleura
tiefen Bein- oder Beckenvenenthrombose, seltener durch hat Beziehung zu folgenden Strukturen:
Gerinnsel aus dem rechten Herzohr verursacht. • A. und V. subclavia: Die A. subclavia verläuft über den höchs-
,.. Die sensorischen Fasern aus den unteren Teilen der Atem- ten Punkt der von der Pars costalis gebildeten PleurakuppeL
wege verlaufen v.a. im N. vagus. • N. phrenicus: medial. an der Pars mediastinalis
• V. cava superior: medial, an der Pars mediastinalis der rech-
ten Lunge
• Aortenbogen: medial. an der Pars mediastinalis der linken
1.2 Pleura Lunge
• V. azygos: dorsa l, an der Pars costalis bzw. Pars mediastina-
Die Pleura ist eine seröse Haut und besteht aus zwei Blättern: lis der rechten Lunge
• der Pleura visceralis, die der Lunge direkt aufliegt (Lungen- • A. und V. thoracica interna: ventral, an der Pars costalis
fell, Pleura pulmonalis) und • Ductus thoracicus: dorsal. an der Pars costalis bzw. der Pars
• der Pleura parietalis (Brustfell). mediastinalis der linken Lunge
Am Hilum ge hen beide Blätter ineinander über. Zwischen den • Herz/ Herzbeutel: med ia l. Pars mediastinalis
beiden Pleurablättern befindet sich seröse Flüssigkeit. Diese • Plexus brachialis: ventral
Flüssigkeit ist ein Transsudat, d. h. ein Ultrafiltrat des Blutes. Da • Ggl. stellatum und Ansa subetavia (=Schlinge von Nervenfa-
der Thorax relativ starr ist, die Lunge aber permanent versucht, sern des Truncus sympathicus um die A. subclavia): dorsal.
sich zusammenzuziehen, entsteht zwischen den beiden Pleura- Zur Projektion der Pleura- und Lungengrenzen s. Abb. 1.4 und
blättern ein Unterdruck. DieserUnterdruck verhindert, da ss die Tab. 1.1 S. 2.
Lunge in sich zusa mmenfällt.
Die Flüssigkeit ermöglicht es der Lunge, reibungsarm zu
1.2.2 Aufbau
gleiten, während sie sich ausdehnt oder zusammenzieht.
Die viszerale Pleura wird nicht weiter unterteilt. An der pari-
ßg _RNTIPP ! etalen Pleura hingegen werden entsprechend ihrer Lokali sati -
Das Prinzip der Pleura kann man sich auch anband von Saug- on drei Anteile unterschieden:
näpfen, z. B. zum Befestigen von Haken im Bad, verdeutlichen: • Pars costalis: überzieht die Rippen.
Feuchtet man den Saugnapf an und drückt ihn dann auf eine • Pars diaphragmatica: überzieht den zum Thorax hinge-
glatte Fläche, entsteht in der Mitte ein Flüssigkeitsfilm. Die wandten Teil des Zwerchfells und ist teilweise mit ihm ver-
Fläche auf der einen Seite ist sta rr, das Gummi auf der anderen wachsen .
Seite hat die Tendenz, sich zusammenzuziehen. Der Unterdruck • Pars mediastinalis: der zur Mitte gewandte Teil.
hält dann den Haken (jedenfalls meistens) an Ort und Stelle. Da die Lunge sich bei der Inspiration stark ausdehnt, bildet die
Gelangt Luft unter das Gummi, geht der Unterdruck verloren parietale Pleura durch Umschlagfalten Reserveräume (Reces-
sus). in die sich die Lunge beim Einatmen ausdehnen kann (Abb .


Medi o- vordere, mittlere, Skapularlinie
klavikularlinie hintere Axillarlinie
Abb. 1.4 Pleura- und Lungengrenzen und Recessus. Die Nummern geben die Rippen an. a Recessus costodiaphragmaticus, b Recessus costome·
diastina lis.
6 1 Brustsitus

1.4). Bei einem Pleuraerguss lässt sich Ergussflüssigkeit mittels FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
Röntgen oder Sonografie im Stehen im Recessus costodiaphrag-
.,. Die Inspiration in Ruhe erfo lgt durch die Kontraktion des
maticus nachweisen.
Zwerchfells .
.,. Die Exspiration erfolgt in Ruhe durch das passive Zusammen-
1.2.3 Gefäßversorgung ziehen der Lung e .
.. Bei vertiefter Exspiration wird zunächst die Atemhilfsmus-
Die Gefäßversorgung erfo lgt lediglich per Diffusion aus d en be-
kulatur, (z. B. die Mm. intercostales interni) und später die
nachbarten Gefäßen (z. B. lnterkostalarterien).
Bauchmuskulatur eing esetzt.

1.2.4 Innervation
Die viszerale Pleura wird von den Nerven, die die Lunge inn er- 1.4 Herz (Cor)
vieren, mitversorgt, sie ist jedoch nicht somatasensibel inner-
viert. Das Herz (Cor) ist ei n mu skuläres Hohlorgan und als Pumpe in
Die parietale Pleura wird von Nerven mitverso rgt, die eine den großen und kleinen Kreislauf eingesc ha ltet. Das linke Herz
enge topografische Beziehung zur Pleura haben: Im Bereich der hat die Aufgabe, das sauerstoffreiche Blut im gesamten Körper
Pars costalis sind dies die lnterkostalnerven, im Bereich der zu verte il en , das rechte Herz pumpt das sauers toffarme Blut
Pars diaphragmatica und der Pars mediastinalis ist es der N. zur Lunge. Das Herz besteht aus zwei Vorhöfen und zwei Kam-
phrenicus. mern. Die Vorhöfe und die Kammern sin d jeweils durch eine Se-
gelklappe voneinander getrennt, di e Taschenklappen befinden
APROPOS
I Di e pari etale Pleura ist sens ibel inn erv iert und sehr schm erzem pfindlich! s ich jeweils zwische n der Kammer und dem daraus entsprin-
genden großen Gefäß. Das Herz besitzt außerdem ein eigenes
Wie alle inneren Organe wird auch die Pleura zudem sympa- Erregungsbildungs- und Erregungsleitungssystem.
thisch (Plexus pulmonalis) und parasympathisch (N. vagus) in- Das Herz wiegt beim Erwachsenen ca. 250 ±SOg und hat ein
ner viert. Volumen von 700 ± 200 ml bei einer Größe von ungefähr 10 x
12cm.
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN
.,. Bei einem Pleuraerguss lässt sich Ergussflüssigke it mittels 1.4.1 Entwicklung
Röntgen oder Sonog rafie im Stehen im Recessus costodia-
phragmaticus nachweisen. " LERNTIPP !
.,. Die Pars costalis der Pleura wird sensib e l durch die Interkos-
Das Wichtigste, womit Sie im sc hriftlichen Examen punkten
talnerven inn erv iert.
kö nn e n, ist die Umstellung vom fetalen auf den postnatalen
Kreislauf.
Einzelne Fragen beziehen sich auf die Herzentwick lung, Fehlbil-
dungen und Kiemenbogenarterien/ Aortenbögen.
1.3 Atemmechanik
Da die Lunge den Volumenänderungen nur pass iv folgen kann , Die Herzanlage entsteht in der Nähe der Prächordalplatte, al so
sind die Veränderungen der Zwerchfell- und Thoraxstellung bei am kran ialen Ende des Embryos. Dort bilden sich aus primitiven
der Atmung wichtig (Ta b. 1.3). Blutzellen und Endothelzellen die beiden Endokardröhren, die

Tab. 1.3 Atemmechanik

Inspiration

normal (Ruheatmung) Kontrak tion des Zwerc hfell s, dadurch Erwe iterung des Recessus costodiaphragmaticus
(Bauchatmung)
vertieft (bei leichter körperlicher oder auch Kontraktion der Mm. in tercostales externi (Brustatmung)
see lischer Anspannung)
tief (bei Anstrengung) mit Atemhilfsmus- - M. sternocleidomastoideus: Th o ra xhe bung
ku la tu r - Mm . scaleni: heben 1. u. 2. Rippe
- M. serratus posterior superior: hebt 2.-5. Rippe
- M. serratus posterior inferior: fixiert die unteren 4 Rippen
- Mm . pectorales major et minor: Brustkorbhebu ng
- M. erector sp in ae: streckt den Thorax
Exspiration
normal pass iv durch Erschlaffung de r insp iratorisch tätigen Mu ske ln und durch das Zusammenziehen
d er Lunge
vertieft - Atemhilfsmuske ln (s .Skript 1): Mm . intercos tales interni , Mm . intercostales Intimi, M. trans-
ve rsus thoracis
- weitere Hilfsmuskeln (Bauchmuske ln, die durch Erhöhung des intraabdom in e llen Drucks
den intrathorakalen Druck e rhöhen): M. transversu s abdomini s, Mrn . ob li qu i extern i e t
interni abdom ini s, M. rec tus abdomini s, M. iliocosta lis lu mborum
1.4 Herz (Cor) 7

dann während der latera len Abfaltung zum Herzschlauch ver- rech ten und linken Abschnitt unterteilt. Der rechte Absc hnitt
schmelzen. Gleichzeitig entsteht aus Mesoderm die Perikard- ist das Trikuspidalostium: hier entstehen die drei Segel der Tri-
höhle. Der Herzschlauch wächst in die Länge und krümmt sich kuspidalklappe. Im linken Absch nitt, dem Bikuspidalostium,
bis zum Ende des I. Monats zur S-förmigen Herzschleife, an der entwickeln sich die zwei Segel der Bikuspidalklappe (Mitral-
bereits funktionell unterschiedliche Regionen erkennbar sind. klappe, s.S. 12).
Durch Septierungsvorgänge wird die Herzsc hleife dann in Vor-
höfe und Kammern unterteilt. Die Ausflussbahn wird in Aorta • Septierung der Vorhöfe. Von dorsal oben wächst au s der
ascendens und Truncus pulmonalis unterteilt und die Klappen Wand des primitiven Vorhofs eine dünne, halbmondförmige
werden angelegt. Membran, das Septum primum , in Richtung auf den Atrioven-
Schon am 22. Tag beginnt das Myokard des Herzschlauches trikularkanal herab. Zunächst bleibt zwischen dem oberen und
mit rhythmi schen Kontraktionen (einer wellenförmig fort- unteren Endokardkissen und dem Unterrand des Septum pri -
sch reitenden Wandbewegung). mum eine relativ große Öffnung, das Foramen primum (oder
In der Entwicklung verlagert sich das Herz aus der Halsregi- Ostium primum). Durch Annäherung des Septum primum und
on in den Thoraxraum (Descens us cordis). Dabei werden auch Wachstum der Endokardki ssen wird da s Foramen primum zu-
Nerven "mitgezogen", z. B. der N. laryngeus recurrens des N. nehmend verkleinert und schließlich versch losse n.
vagus: Beim Erwachsenen verläuft deshalb der N. laryngeus re- Noch vor dem Verschluss des Foramen primum treten im obe-
currens um die Aorta und um die A. subclavia dextra. ren Teil des Septum primum Perforationen auf, die schnell zu ei-
ner größeren Öffnung, dem Foramen secundum (Ostium secun-
• Herzschleife. Ab der 4. Woche wird die Herzsc hleife du rc h dum) zusa mmenfließen. Rechts vom Septum primum entwickelt
mehrere Drehungen und Verlagerungen der ursprünglichen sich zum Ende des 2. Monats als feine Einfaltung des Vorhofdach s
Strukturen gebildet (Abb. 1.5). ein zweites Septum, das Septum secundum. Es bedeckt das Fo-
Septierungen: Aus dem Herzschlauch (Cor commune) ent- ramen secund um und bildet nur eine unvollstä ndige Trennwand.
steht in der 5.-7. Woche durch die Septierungsvorgänge das An seinem Unterrand bleibt eine ovale Öffnung, das Foramen
vierkammrige Herz. ovale (Abb. 1.6). Das Septum secund um begrenzt also mit seinem
Dabei lassen sich folgende Prozesse unterscheiden: sicheiförmigen Randwulst das Foramen ovale. Der nicht bedeck-
• Unterteilung in Vorhof und Kammer te Teil des Septum primum im Foramen ovale hat somit Kontakt
• Septierung der Vorhöfe zum rechten Vorhof. Vor der Geburt wird das Blut aus der V. cava
• Septierung der Ventrikel inferior im rechten Vorhof auf das Foramen ovale gelenkt und ge-
• Septierung der Ausströmungs bahn (Co nus und Truncus langt dann zwischen Septum primum und Septum secund um in
arteriosus). den linken Vorhof. Die beiden Septen bilden ein Ventil, d. h. lassen
das Blut nur in eine Richtung, von rechts nach links hindurch.
• Unterteilung in Vorhof und Kammer. Zwischen dem primiti - Es ermöglicht so einen Rechts-links-Shunt aufVorhofebene: Das
ven Vorhof (Atrium primitivum) und dem primitiven Ventrikel Blut aus der V. cava inferior (Biuthauptstrom) wird dadurch am
(Ventriculus primitivum) liegt als Verbindung der Atrioventri- Lunge nkreislauf vorbei direkt in den linken Vorhof geleitet.
kularkanal (AV-I<anal, Abb. 1.6). Auf Höhe des AV-Kanals bilden
sich insgesamt vier Endokardkissen aus.
Das Lumen des AV-I<anals wird durch die Endokardkissen H- Das Foramen ovale entsteht durch Degeneration im Septum
förmig eingeengt. Die beid en g roßen Endokardkissen. nämlich primum und ist eine Kurzschlussverbindung zwischen rechtem
das obere und das untere, wachsen dann aufeinander zu und und linkem Vorhof. Das Foramen ovale kann zeitlebens sonden-
verschmel zen miteinander. Dadurch wird der AV-Kanal in einen durchgängig bleiben.

Ausstromseite

Bulbus cordis Bulbus cordis

venosus Ventrikel

Einstromse ite
a b c
Abb. 1.5 Entwicklung der Herzschleife. a 21. Tag, b 22. Tag , c 25. Tag.
8 1 Brustsitus

,----------- Septum primum ------------,-,


Septum secundum -----n:.~nfl!l
Fora men secund um -------:7Tc-~-=--

dorsales Endoka rdk issen b

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8 Foramen
i interventriculare

Se ptum interventriculare.
c 37. Tag d 7. Woche Pars mem branacea
Abb. 1.6 Vorhofseptierung mit Bildung des Foramen ovale.

~ Defekte des Vorhofseptums. Man kennt Ostium-secundum- verlängert sich nach oben. Zwisc he n d em Oberrand des Septum
und Ostium-primum-Defekte. Beim Ostium-(oder Septum-) interventriculare und den verschmolzenen (o beren und unte-
primum-Defekt wächst das Septum primum nicht bis auf da s ren ) Endokardkissen verbleibt ei ne Öffnung, das Foramen inter-
Endokardkissen hera b; es persistiert also ein Foramen primum . ventriculare.
Der untere Teil des Foramen ovale ist dabei ga n z offen.
APROPOS
Wen n die Perforationen im Septum primum a n falscher Die häufig sten Ventrikelseptumdefekte sind die hoch sitzenden Defekte
Ste lle erfolge n oder zu groß sind , können sie nicht oder nicht im Bereich der Pars membra nacea. Es besteht ein Link s-rechts-S hunt. d. h.,
vollständig vom Septum secund um abgedeckt werden . Die Fol- Blut aus dem linken Ventrikel fli eßt durch den Se ptumdefekt in de n rechten
ge ist ein Defekt des Ostium secundum, das zu einem offenen Ve ntrike l (und dan n weiter in die Lungenstrombahn). Sc hli eßli ch kan n es
zu ei ner Volum enb ela stung des linken Ventri ke ls und Druckb elastung des
Foramen ovale führt.
rechten Ventrikels komm en.
Bei Defekten d es Vorhofseptums kommt es postnatal zu ei- Symptome bei ein em große n Ventrikelse ptumd efekt sind Trink schwäc he,
nem Links- rechts-Shunt (d urch den Defekt hindurch). Dadurch Gedeihstörung en. Dyspnoe (Atem not). Schwitzen.
beste hen eine Volumenbelastung des rechten Herzens (_, Hy-
pertrophie des rechten Herzen s) und eine Hyperton ie im Lun- ~>- Septierung der Ausflussbahn. Die Au sfl uss bahn (B ulbus und
genkreis lauf. Truncus arteriosus) wird durch drei Wulstsyste m e se ptiert:
• Se ptum aorticop ulmona le (unpaar)
~ Septierung des Ventrikels. Aus dem Ventriculus primitivum • Truncu swülste (vorderer und hinterer Wul st)
e ntsteht der lin ke und au s dem Bu lbus cord is der rec hte Ven- • Konu swü lste (rec hter und linker Wul st).
trikel. Es kommt zunächst zu einem starke n Wachstum des Dabei entste ht insgesa mt eine spiralig a ngeordn ete Sc heide-
Myokard s an d en Au ße nfl äc hen des Ventriculus primitivum wand .
und de s Bu lbu s cordi s. Gleich ze itig wird die Inne nfl äche ausge- Au s de r dorsa len Wand des Saccus aortic us wäch st da s Sep-
höhlt. Diese Aushöhlung erfolg t nicht g leic hm äß ig, sodass die tum aorticopulmonale au s. Da runter vereinigen sich die Trun-
Innenfläc he der Herzkammern später netzförmi g verbundene cus- und Konuswülste. Insgesa mt sind dadurch Aorta asce n-
Mu skelbä lkchen, die Trabeculae carneae, aufweist. Während dens und Truncu s pulm ona lis von e ina nd e r get re nn t. Der Bu l-
die zw e i Hohlräume sich sta rk au sdehn e n, bleibt e in schm a ler bus co rdi s wird g rößte ntei ls in di e Wand der rec hte n Kamm e r
Streifen zwisch e n ihnen im Wach stum zurück. Dadurch e ntwi - e inbezogen; er bilde t hi e r di e g lattwandi ge Au sflu ss bahn, de n
ckelt sic h e ine Leistea m Boden des Ventrike ls. Diese Lei ste, die Conu s a rte ri osu s (Infund ib ulum ), der dann üb er di e Pu lmona l-
die Anlage d es muskulären Septum interventriculare darstellt,
1.4 Herz (Cor) 9

klappe in den Truncus pulmonalis übergeht. Im linken Ventrikel communis in den Vorhof ein. Die V. pulmonalis communis wird
ist nur ein kurzer Teil unter der Aortenklappe glattwandig. zunehmend in die Wand des Vorhofes integriert. Dann werden
Durch den spiraligen Verlauf des Septums in der Ausfluss- auch die ersten Äste (Verzweigungen) in den Vorhof aufgenom -
bahn ergibt sich, dass Aorta ascendens und Truncus pulmonalis men, sodass zuerst zwei und dann schließlich vier Pulmonalve-
dann umeinander gewundene Ausflussrollre sind. Das bedeutet, nen getrennt in den Vorhof münden.
dass der Ursprung der Aorta vom Truncus pulmonalis über-
APROPOS
kreuzt wird. Bei der Fa!!ot-Tetralogie handelt es sich um einen Herzfehlerkomplex, bei
dem vier Veränd erungen vorliegen:
APROPOS
~ Pulmonalstenose
Transposition der großen Gefäße. Erfolgt die Septierung von Conus und
~ Ve ntrikelse ptumdefekt
Truncus arteri osus ni cht spiralig. so liegt ein e Vertauschung in der Lage
~ Dextroposition und Überreiten der Aorta (über Ventrikelseptumdefekt)
von Truncus pulmonalis und Aorta vor. Das heißt, di e Ao rta entspringt dem
~Hyp e rtro phi e des rechten Ventrikels.
rechten Ventrikel und liegt ve ntral vom Truncus pulmonalis. der dem linken
Die Pulmonalstenose, ei ne Verengun g der Ausftussbahn , führ t dazu. da ss ve-
Ventrikel entspringt. Nur we nn zusätzliche Fe hlbildungen eine Verbindung
zwischen beiden Kreisläufen herstellen, ist di e Tra nsposition mi t dem Leben nöses Blut aus dem rechten Ventrikel über den Ventrikelse ptumdefekt in den
linken Ventrikel und damit in di e Aorta gelangt. Aufgrund der Pulmonalste-
vereinbar.
nose sind di e Pulm onalgefäße unterentwickelt. Die Kind er sind zyan otisch
Als Letztes wird da s Foramen interventriculare verschlossen . (bläuli che Verfärbun g der Haut und Schleimhäute). Dabei arbeitet der rechte
Ve ntrikel gegen einen erhöhten Druck an (Hypertrophie). Symptome wie
Dieser Verschlu ss erfolgt durch Wachstum und Vereinigung der Dyspnoe. rasche Ermüdbarkeit und Gedeihstörung treten im Säuglingsalter
Ränder des Septum interventriculare und der verschmolzenen auf. Ferner könn en Anfälle von Bewusstl osigkeit und Krämpfe auftreten.
Konuswül ste. Der Verschluss ist bindegewebig und wird als
Pars membranacea des Ventrikelseptums bezeichnet. : LERNTIPP !
Achten Sie beim Aufbau des Fetalkreislaufs darauf. wie er einer-
~ Sinus venosus und die Umgestaltung im rechten Vorhof. ln seits die Bedingungen des Fetallebens (keine Lungenatmung)
der 4. Woche besitzt der Sinu s venosus ein rechtes und ein lin- erfüllt und andererseits eine rasche Umstellung auf den postna-
kes Horn, die zunäch st etwa gleich groß sind. In jedes Sinushorn talen Kreislauf ermöglicht (Schließen von Septen , Gefäßen und
münden drei Venen : "Kurzschlüssen").
• die Dottervene (V. vitellina)
• die Nabelvene (V. umbilicalis)
• der gemeinsame Stamm der oberen und der unteren Kardi- 1.4.2 Fetalkreislauf und postnataler Kreislauf
nalvene.
ln Folge findet eine Verlagerung des Blutstroms im Venen sys- Das sauerstoffreiche Blut der Plazenta fließt über die V. umbi-
tem nach rechts statt (Links-rechts-Shunt). Dadurch vergrößert Iicali s in Richtung Leber (Abb. 1.7). Etwa die Hälfte des Blutes
sich das rechte Sinushorn zunehmend , während sich das linke fließt durch die Leber und dann in die V. cava inferior. Die an-
Horn ständig verkleinert. Der Links-rechts-Shunt kommt durch
Umbauvorgänge im Ve nensystem (Dotter-, Nabel- und Kardi-
nalvenen) zustande:
• Obliteration der linken Dottervene
• Einstrom de r linken V. umbilicali s (über den Lebervenenple- Ductus arteriosus Botalli - - --1-- -
xus und die rechte V. vitellina) in das rechte Sinushorn. A. pulmonalis dextra - - - - - 1 - -- +-
A. pulmonalis sinistra - - - - + - -trr
Die rechte V. cardinali s communi s und ihre V. cardinalis superi -
V. cava superior - - - - - - - ' = " ='--11
orwerd en zur V. cava superior. Die rechte V. cardinalis inferior .- -'>1+-+-- linker
Truncus pulmonali s -------!14---ii'~ Vorhof
wird zur V. azygos. Aus dem Lebervenenplexu s entsteht die V.
Foramen ovale - - - - - - - -1
cava inferior.
Bei diesen Umbauvorgän ge n wird da s rechte Sinushorn in
den rechten Vorhof integ ri ert. Der aus dem rechten Sinu shorn ...:.,..;=--1-- rechte
Herz-
entstandene Vorhofteil ist glattwandig, während der aus dem kammer
Atrium primitivum entstandene Teil rauwandig trabekulär ist. Leber
Der rauwandi g trabekuläre Teil, der im späteren rechten Herz-
ohr liegt, ist durch parall ele Mu skelbä lkchen, die Mm. pectinati .
gekenn ze ichn et. Di e Gren ze zwi schen dem au s dem Sinu shorn
und dem aus de m primitiven Atrium entstande nen Berei ch des V. cava
re chte n Vorhofs bild et di e Crista terminalis, di e eine Vorwöl - inferi or
bung dorsa l im rechte n Vorhof darste llt.
Au s de m linken Sinu shorn entwi cke lt sich der Sinus corona-
rius, der au ch nac h der Ge burt ein Leben lang über seine gesam -
te Strec ke geöffn et ble ibt.
V. iliae
~ Umgestaltung im linken Vorhof. Au ch im linken Vorhof sind intema
ein glattwandiger und ein trabekulärer Teil zu untersc hei-
den. Der raue Anteil e ntstammt wie auf der rechten Seite dem
Atrium primitivum und ist im linke n He rzo hr lokali siert. Der
glattwandi ge Teil entsteht durch Einbez iehun g de r primitiven
Pulmonalvenen in den Vorh oL Zun äc hst tritt eine V. pulmonali s Abb. 1.7 Fetaler Kreislauf.
10 1 Brustsitus

dere Hälfte gelangt von der V. umbilicalis über den Ductus ve- Tab. 1.4 Beziehung zwischen adultem und fetalem Kreislauf
nosus direkt in die V. cava inferior. Nach einer kurzen Strecke
Überbleibsel Struktur des Fetalkreislaufs
erreicht das Blut den rechten Vorhof. An der Einmündungsstelle
der V. cavabefindet sich eine Klappe, die Valva venae cava infe- Lig . teres hepatis V. umbilicalis
rioris, die das Blut zum offenen Foramen ovale (1. Kurzschluss) Lig. venosum Ductus venosus (Verbindung der V.
geleitet. Damit gelangt das Blut vom rechten direkt in den lin- umbilicalis mit der V. cava inferior
ken Vorhof und von dort über die linke Kammer in die Aorta an der Unterseite der Leber)
ascendens.
Fossa ovalis Septum primum
Aus der Aorta gehen die Aa. carotis communis und subclavia
beidseits zu Kopf, Hals und Arm ab. Nach der Passage der Kapil - Limbusfossae ovalis Rand des Septum secund um
largebiete gelangt das venöse Blut aus diesen Regionen in die V. Lig. arteriosum (Bindege- Ductus arteriosus (Botalli)
cava superior, die in den rechten Vorhof mündet. jetzt fließt das websstrang, zwischen Tei-
Blut weiter durch die Trikuspidalklappe in die rechte Kammer lungsstelle des Truncus pul-
monalis und Arcus aortae)
und von dort wird es in den Truncus pulmonalis ausgeworfen.
Über einen zweiten Kurzschluss, nämlich den Ductus arterio- Ligg. umbilicales mediales Aa. umbilicales (distal)
sus Botalli, der von der Teilungsstelle des Truncus pulmona- Aa. vesicales superiores Aa . umbilicales (proximal)
lis abgeht, fließt das Blut in den Aortenbogen (Umgehung des
Lungenkrei slaufs. 2. Kurzschluss). Über die Aorta descendens
gelangt das sauerstoffarme Blut in die A. iliaca communis. dann führt zunächst zu einem funktionellen Verschluss des Fora-
in die Aa. iliacae communae internae, von denen die Aa. umbi- men ovale. Das heißt, das Septum primum wird an den Rand
licales abgehen. Die Aa. umb ilicales transportieren das Blut in des Septum secundum gepresst. Später verwachsen die beiden
die Plazenta zurück (z um Gasaustausch). Die V. iliaca interna, Septen und es bleibt die Fossa ovalis (Valvula foraminis ova-
die Blut aus den unteren Extremitäten des Fetus aufnimmt und lis, ursprüngliches Septum primum) mit ihrem vorspringenden
zur V. cava inferior leitet, führt im fetalen Kreislauf das sauer- Rand (Limbus fossae ovalis, urs prünglicher Rand des Septum
stoffärmste Blut (Abb. 1.7). secundum) zurück.

Umstellung des Fetalkreislaufs bei der Geburt ... Verschluss der Nabelarterien. Durch mechani sche und ther-
Mit der Geburt wird der Fetalkreislauf auf den .. bleibenden" mische Reize kommt es zur Kontraktion der Muskulatur in der
Kreislauf umges tellt. Es kommt zur Unterbrechung des Pla- Wand der Nabelarterien. Nach 2-3 Monaten sind die Arterien
zentakreislaufs und zum Einsetzen der Lungenatmung mit dann vollständig obliteriert. Der distale Anteil der A. umbili-
vermehrter Durchblutung der Lunge. Der Rechts-links-Kurz- calis wird zum lig. umbilicale mediale in der Plica umbilicalis
schluss zwischen Truncus pulmonalis und Aorta, der Ductus med iali s an der vorderen inneren Bauchwand. Der proximale
arteriosus, muss ve rs chlossen werden. Ebenso müssen sich Teil der A. umbilicalis bleibt offen: Er bildet den proximalen Teil
das Foramen ovale. die Nabelgefäße und der Ductus venosus der A. vesicalis superior.
schließen.
... Verschluss der V. umbilicalis und des Ductus venosus. Aus
... Verschluss des Ductus arteriosus. Aufgrund der veränderten der V. umbilicalis wird das Lig. teres hepati s. Aus dem Ductus
Druckverhältnisse nach der Geburt kehrt sich die Blutflussrich- venosus (Arantii), der besonders sauerstoffreiches Blut aus der
tung im Ductus arteriosus um. Es fließt sauerstoffreiches Blut Plazenta zur V. cava inferior leitet, entsteht das Lig. venosum
aus de r Aorta in die Pulmonalgefäße. Der erhöhte Sauerstoff- der Leber. Bei der Umstellung vom fetalen auf den postnata-
geha lt und die veränderte Flussrichtung bedinge n. dass es in len Kreislauf fällt durch den Verschluss des Ductus venosus im
wenigen Tagen zum Verschluss des Ductus arteriosus kommt. herznahen Abschnitt der V. cava inferior der Sauerstoffgehalt
ln das subendotheliale Bindegewebe lagern sich Proteoglyka- am stärksten ab.
ne und glatte Muskelzellen (z. T. schon vor der Geburt) ein. Der
postnatale Verschluss durch Ko ntraktion der Musk ulatur wird FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
dabei durch den Abfall des Prostaglandins E2 bedingt. Zurück ,. Ein Ostium-secundum-Defekt führt zu einem offenem Fora-
bleibt da s Lig. arteriosum, ein Bindegewebsstrang zwischen Tei- men ova le.
lungsstelle des Truncus pulmonalis und Arcus aortae. ,. Die Crista terminalis ist di e Grenze zwischen dem glattwan-
APROPOS digen Vorhofteil, wo das rechte Sinushorn in den rechten
Persistenz des Ductus arteriosus. Bei erhöhten Prostaglandin·EyWerten Vorhof integriert wurde. und dem aus dem Atrium primitivum
im Blut kann es zu ei ner Persistenz des Ductus arteriosus kommen. Bei entstandenen rauwa ndi g·trabeku lären Teil.
einem offenen Ductus arteriosus lieg t ein Links·rechts·Shunt vor, der zu " Der Sinus coronarius obl iteriert nicht nach der Geburt.
vermehrter Lungendurchblutung (Volumenbelastung der Pulmonalgefäße)
fü hrt. Symptome beim Säugling sind Tachypnoe (gesteigerte Atemfre· " Im fetalen Kreislauf fließt das sa uerstoffreiche Blut der
quenz). Dyspnoe, Trinkschwä che. Gedeihstörungen und vermehrtes Schwit· Plazenta über die V. umbilicalis in Richtung Leber·.
zen. Therapeutisch verabreicht man einen Prostagla ndin·Antagonisten " Ein Teil des fetalen Blutes ge langt von der V. umbilica lis übe r
(lndomethazin) oder versc hließt den Ductus arteriosus operativ. den Ductus venosus di rekt in die V. cava inferior.
,. Die V. iliaca in terna führt im feta len Kre islauf das sauerstoff-
... Verschluss des Foramen ovale. Durch den Verschluss des Duc- ärmste Blut.
tus arteriosus fließt jetzt vermehrt Blut durch die Vv. pulmona- " Nach der Geburt führt di e Druckdifferenz in den Vorhöfen
les. Dort kom mt es zur Drucksteigerung, während im re chten (links> rechts) zu einem funktion ellen Verschluss des Fora·
Vorhof infolge der Unterbrechung des Plazentakreislaufs der men ovale.
Druck sinkt. Die Druckdifferenz in den Vorllöfen (links> rechts)
1.4 Herz (Cor) 11

Abb. 1.8 Lagebeziehungen der


Ventriculus Corpus A. u. V. thoracica Herzbinnenräume.
Septum interventriculare dexter sterni interna
Ventriculus si nister
Atrium dextrum
0
:;
N

~
~"'
.,;
E
~
<(
IT<:7"-t..--- Perikard
"'
.c:
'iii
"' Ductus thoraci cus Oesophagus
"'
-;;
0
Aorta th orac ica Pulmo dexter

V. azygos

Pulmo sinister V. hemiazygos N. vagus sinister,


Truncus vagalis anterior

.,. Aus dem Ductus venosus (Arantii) e ntste ht das lig. veno- • der linke Vorhof ist nur durch den Herzbeutel vom Ösopha-
sum . gus getrennt.
.,. Das lig. teres hepatis e ntsteht aus der V. umbilicalis, die
während der Fetalzeit sauerstoffreiches Blut führt . 1.4.4 Aufbau und Blutkreislauf
.,. Aus dem Ductus arteriosus entsteht das lig. arteriosum.
.,. Aus den dist alen Aa. umbilicales we rd en die ligg. umbilica- .,. Vorhöfe/Kammern. Das Herz gliede rt sich in einen re chten
les mediales. und eine n linken Anteil. wobei jeder Teil wiederum aus einem
.,. Bei der Umstellung vom fetalen auf den postnatalen Kreislauf Vorhof (Atrium sinister und dexter) und einer Kammer (Ventri-
fällt durch den Versc hluss des Ductus venosus im herznahen culus sinister und dexter) besteht (Abb. 1.9).
Abs chnitt der V. cava inferior der Sauerstoffgehalt am stärks- Die sog. Herzohren sind Ausst ülpungen der Vorhöfe, sie run -
ten ab.

1.4.3 Topografie
- den die Kontur des Herzens nach ventral ab.

... Trennwände. Die Vorhöfe si nd durch das Vorhofseptum (Se p-


tum interatria le), die Kammern durch das Kammerseptum
(Septum interventriculare) voneinander ge t rennt. Da die Vor-
Das Herz befindet sich im mittlere n Mediastinum (s. S. 20), es höfe ni cht exakt gleich groß sind, existiert auch noch ein klei-
lieg t sozusagen nach links unten .. verdreh t" im Thorax. Circa nes Septum atrioventriculare zw isc hen dem rechten Vorhof
zwei Dritte l des He rze ns liege n in der linken und nur ein Drit- und der linken Kammer.
tel in der re chten Thoraxhälfte. Die Herzachse zieht von rec hts
hinte n oben nach link s vorn unte n. Am Herzen lassen sich fol- ... Klappen. Es g ibt Segel- und Taschenklappen; sie untersc he i-
gend e Absc hnitte abgren ze n: den sich durch ihre Form und Befestigu ng. Die Vorhö fe und di e
Herzs pitze (Apex cordi s) Kammern sind jeweils durch eine Segelklappe vo neinand er ge-
• Herzbasis (Basis cordis)
• Facies sternocosta li s
• Facies pulmonali s dext ra und sinistra A. ca rotis communis
Truncus brach iocephalicus - - - -•
• Facies diaphrag matica. ~---- A. subclavia
V. cava superior
- - - - - - Aorta
A. pulmona lis A. pulmonalis
Diese Lagebeziehung en werd en ab und zu in den Prüfungen
gefragt. Stellen Sie sich das Herz imme r dreidim ensional vor. V. pu lmonalis

• Zu fo lgenden St rukturen nimmt da s Herz Beziehun g auf Foramen ovale - 1'1-----+


(Abb. 1.8): Ostium ~-+-t-1-- Aortenklappe
• Die rechte Kammer gren zt a n di e Fac ies sternocostali s (a lso (Öffnung ) für
Sinus coro na rius
-'-+ '"""- linke Kammer
p.",...- --H- Pulmonalk lappe
a n da s Sternum ).
Trikuspida lklappe -''6>r--f-..,.;:ll<li~
• Die linke Kammer und der rechte Vorhof g ren zen an di e
rech te Kammer
Fac ies cliaphrag mati ca (und d amit a n das Zwe rchfellund di e
V. cava inferior
Lunge).
• der Conus arteriosus ist zur Facies ste rn ocosta li s ge ri chtet. Abb. 1.9 Strukturen des Herzens im Überblick (eröffn etes Herz von
ventra l).
12 1 Brustsitus

A. carotis communis sinistra

Aorta
ascendens
'J•a;~...,..<~;----- Truncus
pulmo·
nalis
Anulus
(::;~~~~~~h---- Apex Anulus
fibrosus
cortis fibrosus
dexter sinister

Diaphragma

Abb. 1.10 Lage von Herz und Gefäßen in der Brusthöhle. Abb. 1.11 Lage der Herzklappen in der Ventilebene. Querschnitt
durch die Herz basis. Blick von oben auf das Herz.

trennt. Eine Taschenklappe befindet sic h jeweils zwisc hen der


Kammer und dem daraus entspri ngenden große n Gefäß. Im Herzskelett liegt die Pulmonalklappe am weitesten ven-
tral. die Aortenklappe liegt etwas weiter dorsal. am weitesten
,. Gefäße. Wie bei der Lunge kann man auch beim Herzen Vasa hinten dann Trikuspidal- und Mitralklappe (Abb. 1.11 ). Alle
privata für die Eigenversorgung des Herzens (Koronargefäße) Herzklappen bestehen aus Endokardduplikaturen.
und Vasa publica für die Versorgung des ganzen Körpers un-
terscheiden . i: LERNTIPP !
Die Trikuspidalklappe lieg t rechts, ebe nso der dreil appige Lun-
genflügel.
Prägen Sie sich die Lage der Gefäße und Herzstrukturen in Abb. Die Bikuspid alklappe liegt lin ks . ebenso der zweilappige Lungen-
1.10 gut ei n, so z.B. die Lage der Aorta ascendens. des Truncus flügel.
pulmonalis, der V. cavasuperiorund des linken Ventrikels!

,.. Segelklappen. Die Trikuspidal- und die Mitralklappe (oder Bi-


Blutkreislauf des Herzens kuspidalklappe) werden als Segelklappen bezeichnet. Sie liegen
Das venöse Blut gelangt über die V. cava superior und die V. zwisc hen Vorhöfen und Kammern und haben ihren Ursprung
cava inferior in den re chten Vorhof. Ebenso münden in den am Anulus fibrosus dexter bzw. si ni ster. Im Unterschied zu
rechten Vorhof die Venen der Herzkranzgefäße, die vorher im den Taschenklappen sind sie jedoch an ihrem freien Rand über
Sinus coronarius gesammelt wurden. Sehnenfäden, sog. Chordae tendineae, mit Muskel n, di e an der
Von hier gelangt das Blut durch die Trikuspidalklappe in den Wand der Kammern entspri ngen. verbunden. Diese Muskeln
rechten Ventrikel und wird von dort durch die Pulmonalklappe heißen Mm . papillares und verhindern. dass bei der Kammer-
in den Tru nn 1s pulmonalis gepumpt. Der Truncus pulmonalis kontraktion die Segel in die Vorhöfe zurückschlagen und das
teilt sich in die Aa. pulmonales dexter et sinister (jeweils eine Blut dorthin zurückst römt.
Arterie), welche das venöse Blut den beiden Lungenflügeln zu-
führen. In der Lunge wird das Blut mit Sauerstoff angereichert LERNTIPP !
und gelangt dann über die Vv. pulmonales dexter et sinister An einem Quersch nitt durch da s Herz wie in Abb. 1.12 sollten Sie
(meist zwei Venen) in den linken Vorhof. Von hier erreicht das zuordnen können: die Ventrikel und die Vorhöfe. das Perikard.
Blut durch die Mitralklappe die linke Kammer und wird von das Septum interatria le. Aa. coronariae. M. papillarius posterior
dort aus sch ließl ich durch die Aortenklappe in die Aorta und sinister. das His-Bündel. Zu Recht de nken Sie jetzt sicher, wie Sie
damit den Körperkreislauf ge pump t. im Speziellen den linken hinteren Papillarmuskel erkennen sol-
le n. Beachten Sie einfach. we lche Perspektive in der Abbildungs-
~ LERNTIPP ! besch reibung angegeben ist. dann könn en Sie .. links hinten"
Der Weg des Blutes im Herzen noch einmal kurz und knapp: ganz einfach finden.
Vena cava ..... rechte r Vorhof ..... rechter Ventrikel ..... Aa. pulmona·
Ies ..... Lungen ..... Vv. pulmonales ..... linker Vorhof ..... linke Kamme r
..... Aorta ..... KörperkreisJauL ~ Taschenklappen. Zu den Taschenklappen ge hören die Aorten-
und die Pulmonalklappe. Sie besitzen jeweils drei halbm ondför-
mige Ta schen (daher werden sie auch Sem ilunark lappe n gena nnt )
Herzklappen und liegen im Bereich des Abgangs der Aorta und des Truncus
Alle Klappen liegen in einer Ebene. eingebettet in eine Strukt ur pulmonalis. Die Taschen sind so mit der Umgebung verwachsen,
aus Bindegewebe, das sog. Herzskelett. Die Ebene, in der die dass di es allein schon ein Zurücksch lagen de utli ch ersc hwert.
Klappen liegen. wird auch a ls Ventilebene bezeichnet. Sie liegt
auf Höhe de s Su lcus coro na rius.
1.4 Herz (Cor) 13

Sulcus interventri- Abb. 1.12 Linke und


cula ris posterio r rechte Kammer. Quer-
schnitt im rec hten Wi nkel
zur Herzachse, vo n oben.

Ventriculus - - ---f:.".
dexter :-$.l55!*--- Trabeculae ca rneae
und Mm . papil la res

Septum inter- -----~~~


ventriculare

Herzk lappen und Endokardduplikaturen sind kapillarfrei, • Im rechten Vorhof sind die Valvulae sinus coronarii (The-
da s vo rbeiströmende Blut reic ht beim ges und en Herzen zur besii ) und Valvula venae cavae inferio res (Eustachii ) ebenso
Versorgung aus. wie die Fossa ovalis, evtl. no ch mit einem Foramen ovale als
Residuen des fetalen Blutkrei slau fs, zu se hen .
.. Klappenmechanik während der Herzaktion. Systole: In der • ln der rechten Kammer befindet sich außerdem di e Crista
Allspannungs phase sind a lle Klappen gesc hlosse n, in der Aus- supraventricularis, die die Pulmonal- von der Trikuspidal-
treibungspha seöffnen sich die Taschenldappen . klappe (und so mit auch die Einstrom- von der Au ss trom-
Diastole: In der Entspannungspha se sind alle Klappen ge- bahn) trennt, sow ie die Trabecula septomarginalis (Modera-
sc hl ossen , in der Füllungs phase öffne n sich die Segelklappen. torband ). Diese ist ei n Muskelst rang, der durch den rec hten
Kammerschenkel (Tawara-Sc henkel. s. u.) aufgeworfen wird.
.. Herzskelett. Das Herzs kel ett trennt die Vorl1 öfe von den Kam- Crista supraventri cularis und Trabentla septomarginalis
mern und besteht aus einer straffen Bindegewebsschicht. Es bilden zusamme n ein U-förmi ges Gebilde. welches das Blut
um gibt di e Klapp en und umg reift di e Wurzeln vo n Aorta und in der Kammer des Niederdrucksys tems von der Ein strom-
Truncus pulmonali s. Das Herzs kelett verhindert die Erregungs- in die Ausstrombahn len kt.
ausbreitung von den Vorh öfe n auf die Kammern. die Erregung
ka nn nur über da s Atrioventrikularbündel (Hi s-B ünd el. s.S. 15) .. Herzohren. Die Herzo hren runde n die Kont ur des Herzens
von den Vorhöfen zu den Kamm ern weitergeleitet we rden . nach ventral ab und ragen bis zur Aorta bzw. bis zum Truncu s
Das Herzskelett lässt sich in pulmonali s. In ih nen wird durch Herzmuskelzellen das ANP
• je einen Anulus fibrosus dexter und sinis ter sowie (Atrionatriuretisches Peptid ) produziert. das in der Blutdruck-
• ein Trigonum fibrosum dextrum und sinistrum aufteilen (s. regulation eine Rolle spielt (s. Physiologie Sk ript 1).
Abb. 1.11).
• Au ch die Pars membranacea de s Ka mme rseptu ms zä hlt FAZIT - DAS MÜSS EN SIE WISSEN X
man zum Herzs kelett. .. Die rechte Kammer des Herze ns gre nzt an die Facies sterno-
LERNTIPP ! costalis.
.. Die linke Kammer und der rechte Vorhof des Herze ns gren-
Das Herzskelett beste ht aus straffem Bi ndegewebe! La sse n Sie
ze n an di e Faci es diap hragmatica.
sich in der Prüfung ni cht in di e Irre führen, wenn Ihnen and ere
.. Der Conus arteriosus ist zur Facies stern ocosta lis gerichtet.
Bind egewebsa rten ang ebote n werden!
"' Der linke Herzvorhof ist nur du rch den Herzbeutel vom
Ösophagus get1·ennt.
"' Binnenstrukturen des Herzens. Im Inne ren des Herze ns kann "' Die Mm. papillares verhindern , dass bei der Ka mm erkon-
man versc hi ede ne Mu skelformationen identifi zieren: traktion die Segel in die Vorhöfe zurücksc hl agen und da s Bl ut
• Im Bereich der Herzo hre n we rd en di e kam martig ges ta lteten dorthin zurückströ mt.
Muskeln al s Mm. pectinati bezeichn et. .. Das Herzskelett besteht aus einer straffen Bindegewebs-
• In den Kammern befind en sich sog. Trabeculae carneae, schicht.
makroskopi sc h sichtbare Muskelbälkc hen, sowie die sc hon "' Die Bi ldung des ANP in den Vorhöfen erfolgt durch die Herz-
erw:i hn ten Mm. papillares, d ie über di e Chordae tend ine.1e muskelzellen .
mit den Segelkla ppe n verb und en sind (s. o.).
• Im rec hten Herze n sind drei Papillarmu skeln mit derTri -
ku spidJlklappe verbunden.
• In de r lin ken Kammer befind en sich zwe i Papillumu skeln ,
cli e mit der Bikuspidalkl ap pe in Verbindu ng stehen. wobei
di e Sehnenfäden ein es Papill armu skels zu mehre ren Segeln
zie hen.
14 1 Brustsitus

1.4.5 Mikroskopischer Aufbau ze verläuft (Facies sternocostalis). und einen R. circumflexus,


der im Sulcus coronarius sinister zur Seitenwand zieht (Facies
Die Wand des Herzens ist aus mehreren Schichten aufgebaut: pulmonalis sinistra). Sie versorgt somit
• Endokard • die Vorderseitenwand (=linker Vorhof, linke Kammer. Teil
• Myokard der rechten Kammer) und
• Epikard. • den vorderen und den mittleren Teil der Kammerscheidewand.
Weicht die Gefäßversorgung vom Normalversorgungstyp ab. so
kann es sein, da ss der AV-I<noten von der A. coronaria sinistra
Die Einzelheiten der Histologie, die Sie für die Prüfung wissen versorgt wird .
sollten, finden Sie im Histologie-Skript!
APROPOS
Bei einem Herzinfarkt kommt es zur Nekrose eines umschriebenen Herz-
Eine Erhöhung der Kreatinkinase-Aktivität weist übrigens auf muskelbezirks durch eine mangelhofte Durchblutung, meistens infolge einer
eine Schädigung der Herzmuskelzellen hin und wird daher für Stenose oder Thrombose eineroder m ehrerer Koronararterien. Bei einem
die Diagnose z.B. eines Herzinfarkts genutzt. Hin terwandinfarkt ist die A. coronaria dext ra verschlossen. Dadurch f~ llt
die Gefäßversorgung für den Sin usknoten und beim Normalver sorgungstyp
auch für den AV·Knoten aus. Aus di esem Grund treten bei einem Hinte r·
1.4.6 Gefäßversorgung wandinfarkt h~ufig Erregungsleitungsstörungen auf.
Bei einer isolierten Einengung kann operativ ggf. Blut aus der benachbarten
A. thoracica interna in den nicht betroffenen Teil der Koronararterie umge·
; LERNTIPP ! leitet werden.
Die Gefäßversorgung des Herze ns ist zu nächst etwas mühsam zu Ein Patient mit einer ST-Hebung in VS und V6 im EKG wird
lernen. jedoch wird ihnen dieses Thema immer wieder begegnen wahrscheinlich einen Verschluss eines Endastes der A. corona-
und spätestens bei Ihrer ersten Famulatur im Herzkatheterlabor ria sinistra (R. marginalis des R. circumflexus) erlitten haben.
werden Sie froh sein, wenn Sie die Fragen der Oberärzte zur Lage Ein e weiter proximal liegende Durchblutungsstörung hätte
der Herzkranzgefä ße beantworten können! Scha uen Sie sich an weit mehr Auswirkungen auf das Bild im EKG.
di eser Stelle auch einmal die Grundlagen der EKG -Ableitung an
(s. Physiologie Skript 1)! .. venöser Blutabfluss. Die Herzvenen verlaufen zwar mit den
Arterien, werden aber anders ben a nnt.
Für die Eigenversorgung des Herze ns sind die Herzkranzgefäße
notwendig .

.. Koronararterien. Die beiden Hauptstämme der Herzkranz -


gefäße entspringen direkt oberhalb der Aortenklappe im Sinus
aortae. Die Herzkra nzgefäße füllen sich während der Dias tole
passiv durch Rückstau und während der Systole durch Wirbel-
bildungen im Sinus aortae. Die beiden Hauptgefäße sind: A. co-
ronaria dextra und A.coronaria si nistra .
Die A. coronaria dextra zie ht unter dem rechten Herzo hr A. coronaria
entlang dem Sulcus coronarius dexter an die Hinterwand des dextra - - -- \- 1

~l
Herzens und verläuft als R. interventricularis posterior im Sul-
cus interventricularis posterior. Sie versorgt:
• die Hinterwand des Herzens
• den hinteren Teil der Kammerscheidewand A. interventricularis A. interventricularis ant.
• den Sinusknoten post.
• Beim sog. Normalversorgungstyp, der bei ca . 70 % der Men-
schen vorliegt, wird auch der AV-Knoten von der A. coro-
naria dextra versorgt (Abb. 1.13). Somit hat der Ramus nodi ventral t
A. co ronaria --~t=­
atrioventricularis seinen Ursprung mei st aus dem posterio- sini stra ausgeg lichener
ren Absc hnitt der A. coronarla dextra . Versorgungstyp
A. coronaria - --+-"+- W
dextra
Es macht gar nichts, wenn Sie in der Prüfung sitzen und noch
nie etwas vo m "Ramus nodi atrioventricularis" gehört hab e n.
Sie müssen dann nur über den lateini schen Namen auf die Idee Rechtsversorgungstyp
kommen, dass so das AV-Knoten verso rg end e Gefäß bezeichnet (A. co ronaria dextra)
werden könnte, und da Sie ja nu n wissen, dass der AV-Knoten
von der rechten Herzkranzarterie versorgt wird. können Sie ganz
leicht auf die richtige Antwort schließen.
Linksversorgungstyp
Die A. coronaria sinistra z ieht zwisc he n dem linken Herzo hr (A. coronaria sinistra)
und dem Truncus pulmonalis zur Vord e rwand des Herzens. Sie
teilt sich in einen R. interventricularis anterior. der im Sulcu s
interventr iculari s anterior an der Vorderwand bi s zur He rzspit- Abb. 1.13 Versorgungstypen des Herzens.
1.4 Herz (Cor) 15

• Die V. cardiaca (cordis) magna verläuft im Sulcus interven-


' LERNTIPP !
tricularis anterior und sammelt das Blut von ventral.
• Die V. cardiaca (cordis) mediaverläuft im Sulcus interventri- ln der sc hriftlichen Prüfung wird gerne Wert auf Einzelheiten des
cularis poste riorund nimmt das venöse Blut von do rs al auf. Erregungsleitungssystems gelegt: Merken Sie sich z.B., dass das
• Die V. cardiaca (cordis) parva verläuft im rechten Teil des HIS-Bündel auch ei nen Vorhof-Abschn itt besitzt!
Sulcus coronarius und führt das restliche Blut zurück zum
Herzen. .. Vegetative Innervation des Herzens. Die vegetative Inner-
Alle Herzvenen münden im rechten Vorhof des Herzens, zu- vation des Herzen s dient der Anpassung der Herzfrequenz an
vor sammeln sie sich im Sinus coronarius. Lediglich die sehr unterschiedliche körperliche Belastungen.
kleinen Vv. ca rdiacae minimae münden direkt in die einzelnen • Der Sympathikus fördert die Kontrakti onskraft (positiv
Herzräume. inotrop), di e Erregungslei tung (positiv dromot rop) und er
erhöht d ie Frequenz (positiv chronotrop).
1.4.7 Innervation • Der Parasympathikus wirkt hemmend auf die Herza ktion
(d.h. negativ inotrop, dromotrop, chronotrop).
Das Herz wird vegetativ von Sympathikus und Parasympathi- Die Fasern des Sympathiku s und des Parasympathiku s verei ni-
kus innerviert, zusätzlich hat es aber auch ein autonomes Er- ge n sich zum Plexus cardiacus. Die parasympathischen prägan-
regungsleitungssystem, das aus spezialisierten Muskelzellen gl ionären Fasern stammen aus dem N. vagus und dem N. laryn-
besteht. geus recurren s. Der Sinusknoten wird vom rechten N. vagus
mitversorgr. Die sympathischen Fasern des Plex us stam men
... Autonomes Erregungsleitungssystem des Herzens. Der aus den drei ze rvikale n Ganglien (si nd also scho n postganglio-
Schrittmacher des Herze ns. in dem die autonome Erregung be- när, vgl.S. 77). Die Äste des Plexus cardiacus ziehen zum Sinus-
gin nt, ist der Sinusknoten (Nodus sinuatriali s). Der Sinusknoten und zum AV-Knoten. Schmerzen und Dehnungsreize im Bereich
liegt subepi ka rdia l im Sulcus terminalis (Abb. 1.14). Er bestehr des Herzens einschließlich der Gefäße werden von allen Fasern
aus spezialis ierten Muskel ze llen, die sich an der Einmündung des vege tativen Ne rvensystems weitergeleitet.
der V. cava superior befinden. Von dort aus wird die Erregung
APROPOS
zum AV-I< noten (Nodus atrioventricularis) weitergeleitet. Die Bei schweren Ep il epsien wi rd man chmal eine therapeutische Elektrostimu·
Lage des AV- l<no te n kann man folgendermaßen beschreiben: lation des linken N. vagus vo rgenomm en. Würde man den rechten N. vagus
reizen, m üsste man eher mit kardia len Nebenw i rkungen, insbesondere ei ner
linker posteriore r Faszikel Bradykardi e durch die Wirku ng am Sinusknoten. rechn en.

lin ker
Kammerschenkel
1.4.8 Herz im Thorax-Röntgenbild

Die randgebend en Strukturen sind ein wichtig es Prüfungsthe ma.


Übe n Sie diese an hand der Abb. 1.15!

Im normal en Röntgenbild des Thorax ist der Herzschatten zu


se hen. Dabei wird die rechte Wand zum größten Teil vom rech-
ten Vorhof gebildet.
Weitere randgebende Strukturen sind :
rechter Kammerschenkel • ein Teil der V. cava Superior
• Aorta
Abb. 1.14 Erregungsbildungs- und Erregungsleitungssystem des
Herzens. • A. pulmonali s
• linker Vorhof
• linker Vent rikel.
Der AV-Knoten liegt im Koch-Dreieck, d.h., er befindet sich • De rTrun cus pulmon a lis liegt ventral und ist daher ni cht zu
obe rha lb des Tri go num fibrosum dexrrum und unterhalb der se hen.
Mündung des Sinu s co ronariu s. Durch das Herzs kelett gela ngt Ein vergrößerter Winkel zwischen den beiden Stammbronchi-
die Erregung über da s HIS-Bündel (AV-Bündel) zu m Kamm er- en im Röntge n-Thoraxbild kommt meist aufgrund einer Vergrö-
septum. Im Bereicll des Kammerseptums te il t sicll das Erre- ßerung des linken Vorhofs zustande.
gungsleitungss yste m in de n linken und rechte n Kammerschen-
kel (Tawa ra -Sc henkel). Bis zu diesem Punkt liegen di e Stationen 1.4.9 Projektionsstellen des Herzens
des Erregun gsleit ungssys tems eher im rechten Herze n. Deshalb
muss sich der linke Kamm ersc henl<el zunäch st durch das Kam-
merseptum bolll'en, um in di e linke Kamm er zu gelan ge n. wäh- ': LERNTIPP !
rend der rechte Kamm ersc henkel dicht unter der Obern äc lle Sie müsse n im Moment noch nic ht lern en. we lche Herzgeräu-
der rec hte n Kammer ve rl äuft und die Trabec ul,l se ptomargi na - sc he man bei bestimmten Herzfehl ern auskultieren ka nn. Die
li s aufw irft. Die weite ren Aufzweig un gen der Kammersc henke l Auskultationss tellen sollten Sie aber jetzt schon ken nen!
bezeichn et man a ls Purkinje-Fasern. Sie ziehe n in di e Arbeits-
muskulatur de r Kamme rn und jeweil s auc h mit einem Ast in di e Durch Abh ören mit dem Stethoskop (Ausku ltation) lasse n sich
einzelnen Papi llarmusl<eln . wichti ge Inform ationen übe r di e Funkti on des Herze ns und der
16 1 Brustsitus

•25j::::;;::::;:~..Lc.~~=U:>;;:::::::;:~:--c------ Klavikula
Skapula - - - - - - '"-,-----' Aortenbogen
V. cava superior linke Pu lmonalarterie
~=:..,-.-/ 11= \-,.-E§:.....";;z..J;.,+___:,_ (.. Pulmonalisbogen")
Ii nker Vorhof
(.. Herztaille")
linke Kammer
V. cava inferior -----11~"-"',..._",;::;:;"""l":;::. <;:~,_ ~~-,-!\---- Mammaschatten

Zwerchfell ------f+-;A~"""i~­ ~~-:7~1-1-:-t+------ Zwerchfell


Magenfundus
Recessus - - -- +-\4\J
costo-
diaphragmaticus \

(Herzdurchmesser normal: A/B ~ 0,5)


a
Abb. 1.15 Röntgen-Thorax p.a.

Aortenklappe Pulmonalklappe Tab. 1.5 Auskultationsstellen


Erb-Punkt
Klappe anatomische Auskultationsstelle
Projektion
Aortenklappe 3. ICR links vom Ster- 2. ICR rechts paraster-
num nal
Pulmonalklappe 3. Rippe lin ks vom 2. ICR links parasternal
Sternum
Trikuspidal- 5. Rippenknorpel rechts 4. ICR rechts paraster-
klappe am Sternum nal
Mitralklappe Ansatz der 4. linke n 4. oder 5. ICR links
Rippe am Sternum parasternal bis MCL
Erb-Punkt 3. ICR links parasternal
ICR = Interkostal raum; MCL = Med io klavikularl in ie

~ EineST-Hebung in VS und V6 im EKG ste llt am ehesten ein en


Triku spidalklappe Mitra lklappe Verschluss eines Endastes der A. coronaria sinistra (R. margi-
Abb. 1.16 Auskultationsstellen. nalis des R. circumflexus) dar.
~ Der Sinusknoten li egt subepikardia l im Su/cus terminalis.
~ Der AV-Knoten befindet sich oberhalb des Trigonum fibro-
Herzk lappen gewinnen. Die optimalen Ausi<ultationsstellen für sum dextrum und unterhalb der Mündung des Sinus coro-
die Herzklappen sind in Abb. 1.16 aufgeführt. Der Punkt, an dem narius.
man a lle Klappen nahezu gleich laut hört. wird als Erb-Punkt ~ Der Sinusknoten wird vom rechten N. vagus mitversorgt.
bezeichnet. • Im norma len Röntgenbild des Tho rax wird die rechte Wand
des Herzschattens zum größten Teil vom rechten Vorhof
gebildet.
• Die Pulmonalklappe hört man am besten über dem 2. ICR
links parasternaL

Die Auskultationsstellen sind ebenso klinisch re levant wie prü-


fungsrelevant! 1.5 Perikard
Der Herzbeutel (Perikard) umgibt das Herz und bildet die Pe-
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN .)( rikardhöhle (Cavitas pericardiaca). Das Perikard umhüllt das
~ Eine Erhöhung der Kreatinkinase-Aktivität we ist auf eine Herz sowie die Gefäße, die in das Herz münden oder vom Her-
Schäd igung der Herzmuskelze ll en hin. zen wegziehen.
~ Beim sog. Normalversorgungstyp wird auch der AV-Knoten Seine Aufgabe besteht zum einen darin. de m Herzen das rei-
von der A. coronaria dextra versorgt. bungsarme Gleiten zu ermöglichen. zum anderen so ll es eine
~ Bei isolierter Koronarstenose kann operativ ggf. Blut aus der Überdehnung des Herzmuskels verhindern . Weitere Aufgaben
A. thoracica interna umgeleitet werden . des Perikards sind auch clie Sekretion und Resorption von Flüs-
sigkeit.
1.6 Ösophagus 17

A. carotis commun is sinistra A. subclavia sinistra Abb. 1.17 Leere Perikard -


höhle. Sicht von ventral.
Truncus brachiocephalicus Arcus aortae

A. pulmonali s sinistra
Truncus pulmonalis

Vv. pulmona les sinistrae

0
Sinus tra nsversus ------'---:
~ pericardii
~
~" V. cava superior
·!
";
Vv. pulmonales dextrae
- - - Sinus obliquus
pericardii
;;; Pericardium serosum,
Lamina parietalis
Pericard ium fibrosum

1.5.1 Topografie
gren zt an die Lungenvenen. an die V. cava inferior. an das
Das Perika rd umgibt das Herz und lieg t somi t im mi t t leren (un - Perikard und an den linke n Vorhof.
tere n) Med ias ti nu m (s.S. 20). Es re icht nach kra nial bis zum An- Finden Sie d ie Sinus transversus und obliquus pericardii in der
satz der 2. Ri ppe am Stern um, kauda l ist es im Laufe der embry- Ab b. 1.17 w ieder!
onalen Entw ick lung m it dem Centrum tendineum des Zwe rch-
fe lls verwachsen. Ventra l grenzt das Perikard an das Sternu m. LERNTIPP !
dorsal gren zt es d irek t an den Ösophagus. Lateral grenze n an Es kann passieren, dass Ihnen in der Prüfung ein makroskopi·
den Herzbe ute l die Lungen, zw ischen Herzbeute l und Lungen sches Präparat des Herzens gezeigt wird. Lassen Sie sich nicht
ziehen der N. phrenicus sowie die A. und V. perica rdiacophre ni- ve runsichern. Wenn Sie die Lage der Sinus ke nnen, finden Sie die
ca (Äste der A. und V. t horacica intern a) ent lang. sie begrenzenden Strukturen leicht wieder.
Scha uen Sie sich in Abb. 1.17 den Austritt der Aorta aus dem
Herzbeutel, den Eintritt der V. cava superlor, den Austritt des
Truncus pulmonalis. der A. pulmonalis sinistra und die Lage des 1.5.3 Gefäßversorgung
rechten Vorhofs an.
ln enger topografischer Bezieh ung zu m Perikard l iegt ve ntral
die A. thoracica interna, die die A. pericardiacophrenica abgibt.
1.5.2 Makroskopischer Aufbau Dorsa l verläuft d ie Anrta thoracica. der die Rr. pericardiaci ent-
Ge nerell ka nn m an das Perikard in zwe i Bereiche untertei len: springen.
in den fi bröse n, ga nz außen gelegene n Tei l (Pericardium fibro- Der Blutabnuss erfolgt nach ventra l über die V. t horacica in -
sum aus kol lagenem Bindegewebe, um die Übe rdehnung des terna (zunächs t in die V. brachiocephalica). nach dorsa l in die V.
Herze ns zu ver hindern) u nd den serösen . zw ischen Herz und azygos und dann in die V. cava su peri or.
fibrösem Perikard gelegenen Tei l (Pericardium serosum). Das
Peri ca rdi um serosum wird wiederum in eine Lami na viscera lis 1.5.4 Innervation
und eine Lamina p<Hieta li s unterteilt.
Im Bereic h der Gefäßstämme liegt die Umschlagfa lte vom Da s Per i kard wi rd sensibel vom R. pericardiacus des N. phre -
viszera len auf das parieta le Blatt. nicus versorgt. An sonsten erfolgt die lnnr rvation sympat hi sch
Zw ischen den Umschlagfa l ten an der Porra arreriosa und de r durc h Äste aus dem Grrnzstrang und parasympathisch vo n Äs -
Por ta veno sa sowie de m restlic hen Herzbeutel enrstehen Spat - ten clr s N. vagus.
träume, sog. Sinu s. die am präparierten Herze n auch sond iert
we rden kö nnen.
• Der Sinus transversus pericardii enrsreht be im Um lage rn 1.6 Ösophagus
de r l<auclalen Antei le des em bryonale n Herze ns nac h darso -
k rani aL Er verl äuft zw ischen den Vv. und den Aa . pul mona- Der Ösophagu s (Spei seröhre) ist ein ca. 25-30c m langer Mus-
les und trennt somit d ie Porta ve nosa von der Por ta arter io- ke lschlauch, der am Ha ls begi nnt und durch den Thora x in di e
sa. Bau chhöl1 le zum Magen zieht. Er verbind et die Mundhöh le mit
• Der Sinus obl iquus pericardii entsteht durc h die weitere dem Rr sr des Verda uungstrakts und tran sporti ert die Nahrung
Entwi ck lung der Venen im Bereich der Por ta venosa . Er liegt vom Pharynx in den Magen.
zwi schen den rechten und den linke n Vv. pu lmonales. Er
18 1 Brustsitus

1.6.1 Entwicklung üben M. constrictor pharyngis inferior und die zirkulären


Ösophagusmuskeln eine Sphinkterwirkung aus. Unterstützt
Oie Anlage des Ösophagus ist ein einfaches Epithelrohr. Das werden sie dabei durch die submukösen Venenplexus.
umgebende Mesenchym bildet um das Epithelrohr dann zwei • Die zweite Enge heißt auch Aortenenge (Constrictio bron-
Muskelschichten. choaortica). Sie liegt aufHöhe von Th3-Th4. Hier drücken
von links sowohl der Aortenbogen a ls auch der linke
Hauptbronchus gegen den Ösophagus. Sowohl die Pl e ura als
1.6.2 Topografie
auch der Hauptbronchus sind über glat te Mu skelfasern (M.
Der Ösophagus beginnt auf Höhe des 6.-7. Halswirbels im An- pleurooesophageus bzw. M. bronchooesophageus) mit dem
sch luss an den Pharyn x mit dem sog. Ösophagusmund. Von Ösophagus verbunden. Eine beso ndere Funktion haben diese
dort zieht er dorsal der Trachea und ventral der Wirbelsäule Mu skelfasern nicht, sie sind auch n ic ht ursächlich an der
in den Thorax, genauer gesagt in da s obere Mediastinum, wo Bildung der 2. Enge beteiligt.
er zwischen dem mittle re n und tiefen Blatt der Halsfaszie liegt • Die dritte Enge ist die Zwerchfellenge in Höhe von ThlO/
(s. Skript 3). Thll (Constrictio phrenica oder Constrictio diaphragmatica).
In der Rinne zwischen Trachea und Ösophagus verläuft Im Bereich des Hiatus oesophageus legt sich das Zwerch-
rechts und links je ein N. laryngeus recurrens als Ast des N. fell schlaufenförmig um den Ösophagus (kein Sphinkter!).
vagu s. Auf der Höhe von Th4, an der Bifurcatio tracheae, lagert Durch den Muskeltonus des Diaphrag ma s wird der Ösopha-
sich dann die Aorta descendens von links an den Ösophagus an, gus bei seinem Durchtri tt durch da s Zwerchfell eingeengt.
der Ösophagus verschiebt sich ebenfalls etwas nach links. Hier ist da s Lumen in Ruhe gesc hlosse n. Am Hia t us oesopha-
Er verläuft dann weiter durch das hintere Mediastinum, wo - geus zie hen auch lockere Bindegewebsfasern zum Ösopha-
bei die Aorta thoracica dem Ösophagus von links anliegt. Rechts g us. Diese haben jedoch so viel Spiel, da ss sie den Ösophagus
grenzt er an die rechte Lunge, ventral wird der linke Vorhof nur d ort weder richtig befestigen noch einengen, sie sind al so an
durch da s Perikard vom Ösophagus getre nnt. Dorsa l befindet der Bildung der Enge nicht beteiligt.
sich weiterhin die Wirbelsäule. in diesem Bereich wird der
Ösophagus bereits vom N. vagus begleitet. Im weiteren Verlauf .•~~ERNTIPP !
kreuzt die Aorta kurz vor dem Durchtritt durch das Zwerchfell Warum können wir kopfüber trinke n, obwohl es im Ösophagus
dorsal des Ösophagus auf dessen linke Seite. Der Ösophagus keinen echten Spinkter gibt? Dies hat mehrere Gründe: Der Öso-
zieht dann bei ThlO gemeinsam mit den Trunci vagales anterior phagus steht unter einer starken Längsspa nnung. die Na hrung
et posterior sowie mit dem R. phrenicoabdominalis sinister des wird durch wellenartige Kontraktionen na ch distal befördert.
N. phrenicus durch den Hiatus oesophageus des Zwerchfells. Er
zieht am linken Leberlappen entlang nach kaudal und mündet
sch lie ßlich aufHöhe von Thll in die Kardia des Magens (s.S. 25 ).
C7
1.6.3 Aufbau
Der Ösophagus kann makroskopi sc h in drei Teile gegliedert
werden:
• Pars cervicalis: Der ,.Halsteil" des Ösophagus ist ca. 7-8 cm
lang. Er beginnt am Ösophagusmund und endet am Eintritt
des Ösophagus in die obere Thoraxapertur auf Höhe des
Oberrandes des Sternums.
• Pars thoracica: Im Brustbere ich verläuft der Ösophagus vom
oberen in da s hintere untere Mediastinum. Er verlässt den
Brustbereich durch den Hiatus oesophageus im Zwerch-
fell. Die Pars thoracica ist ca. 16 cm lan g und hat oberhalb
des Zwerchfell s eine physio logisc he Erweiterung, die sog.
Ampulla epiphrenica. Mit diesem Begriffwird eine nach
dem Schluckakt röntgeno logisc h sich tbare ampulläre Figur
bezeichnet. In Höhe des 11. Brustwirbels geht die Pars thora-
cica über in die Pars abdominalis.
• Pars abdominalis: ca. 1-2 cm kaudal des Zwerchfells mündet
der Ösophagus in den Mage n. Er liegt dort, wie auch der Ma-
gen , intraperitoneal. Der Winkel, in dem der Ösophagus in
den Mage n einmündet. wird auch als His-Winkel beze ichnet
(s. Abb. 2.3 S. 25). Beim Erwachsenen beträgt er ca. 55°.

Ösophagusengen
Der Ösophagus ha t in sei ne m Verla ufdrei physiolog ische Engen
(Abb. 1.18):
• Die erste und engste Stell e li egt auf Höhe von C6 - C7 am
Ösophagusmund (Co nst ri ct io pharyngooesophagealis). Der
Durch m esse r beträgt hi e r nur ca . 1,5c m. An dieser Stell e Abb. 1.18 Verlauf des Ösophagus und seine Engen.
1.7 Thymus 19

Außerdem ist die Muskulatur im distalen Bereich des Öso phagus .. Die A. thyroidea inferior versorg t die Pars cervicalis des
sowo hl gitterartig als auch schraubenförmig angeordnet. Dies Ösophagus.
führt bei zun ehmender Spannung und Kontraktion der Musku- .. Die Pars thoracica des Ösophagus wird durch Äste aus der
latur zu einer Verengung des Lumens, man spricht hier auch von Aorta thoracica versorgt.
einem sog. funktionellen Sphinkter. Zusätzlich verhindert der " Der venöse Abfluss der Pars thoracia erfolgt durch die V.
im Verg leich zum abdom ine llen Druck erhöhte tho rakale Druck azygos un d V. hemiazygos in die V. cava superior.
in Ruh elage ei n Zurückfließ en des Mageninhalts. " Die A. gastrica sinistra versorgt die Pars abdominalis des
Ösophagus.

1.6.4 Gefäßversorgung
Der Ösophagus beginnt auf Höhe von C6-C7. Dort liege n auch 1.7 Thymus
der Kehlkopf. di e Sch ildd rüse und der Beginn der Trachea. Auf-
gru nd dieser enge n topografisc hen Beziehung werden diese Or- Der Thymus (Bries) liegt hinter dem Manubrium sterni im obe-
ga ne auch ä hnlich innerviert und von Gefäßen versorgt. ren Mediastinum. Er besteht aus zwei unterschied lich große n
Die Gefäßversorgung entspri cht den Etagen de s Ösophagus: Lappen. dem Lobus dexter und Lobu s sinister. Beim Neugebore-
• Pars cervicalis: nen ist der Thymus noch relativ groß. er vergrößert sich bis zur
- A. thyroidea inferior (Ast des Truncus thyrocerv icalis aus Pubertät und bildet sich dann zurü ck. Beim Erwachsenen findet
der A. subclavia) sich ein Thymusrestkörper.
- Blutabnuss: Vv. thyroid eae inferiores. Der Thymus ist ein primäres lmmunorgan. Er ist für die Prä-
• Pars thoracica: gung der T-Lymphozyten (die etwa 80% der Lymphozyten im
- Rr. oesophageales aus der Aorta thoraci ca Blut ausmachen) zuständig. Des Weiteren bildet der Thymus
- Blutabfluss: V. azygos und V. hemia zygos in di e V. cava Hormo ne, insbesondere das Thymopoetin (s.o.). Es spielt eine
superior. wichtige Rolle bei der Ausbi ldung des Immunsystems.
• Pars abdominalis:
- A. gastrica sinistra (versorgt auch einen Teil der kleinen
1.7.1 Topografie
Kurvatur des Magens) und A. phrenica inferior (versorgt
als erster paariger Abgang der Aorta abdomi na lis von Die größte Ausdehnung hat der Tllymus beim Kind. Er liegt
kaudal her das Zwerchfell ) überwiegend im oberen Med iast inum, re icht aber kranial gele-
- Blutabnuss: V. gast rica sinistra (mündet in die V. portae). ge ntlich bis zur Schilddrüse. kaudal besteht eine enge topogra-
fische Beziehung zum Herzbeutel. Ventral gren zt der Thymus
APROPOS
Im Bereich des Ösophagus befindet sich eine sog. portokavale Anastomose an das Sternum. dorsallagert er sich an die V. cava sup erior. die
(s. 5. 75). Trilt nun eine Stauung bzw. eine Druckerhöhung im Bereich der Vv. brachiocephalicae sowie a n den Aortenbogen an. Lateral
V. portae auf. z. B. weil au fgrunde iner Leberzirrhose die Passage des Blutes grenzt er an die Pars mediastinalis der Pleu ra.
durch die Leber erschwert ist. so wird das Blut die Leber umgehen. Es fließt Der Thym us behält seine absolute Größe bi s zur Pubertät.
dann beispie lsweise üb er den Ösophagu s in d ie V. cava sup erio r an statt in
Nach der Pubertät beginnt di e Degeneration des Thymus: Er
die V. portae ab. Folge können dan n Ösophagusvarizen sein.
verfettet und bildet den Thymusrestkörper. Im Laufe des Le-
bens geht der Anreil des Thymusgewebes noch weiter zurück,
1.6.5 Innervation der retrosternale Fertkörper sinkt noch etwas nach kaudal ab
Wie alle innere n Organe wird der Ösophagus sym pathisc h und und ist makroskopisch nur noch sch lecht von der Umgebung zu
pa rasy mpath isch versorgt. Die parasympathische Innervation unterscheiden .
erfolgt im Halsbereich durch den N. laryngeus recurrens, im
Brustbereich direkt durch denN. vagus. 1.7.2 Aufbau
Die sympathischen Fasern stamm en aus dem Ganglion stel-
latum sow ie aus dem Plexus ao rti cus thoracicus. Der Parasym- DerThymus hat eine bindegewebige Kapsel. Er besteht aus zwei
pathikus bildet einen Plexus oesophageus um den Ösophagus asy mmetri sche n Lappen, die sich in weitere kleinere, unvoll-
heru m, dem sic h de r Sympathikus anlagert. ständig abgegrenzte Läppchen teilen. Am aufgeschn ittenen
Der N. vagus beschleu ni gt, der Sympathikus hemmt die Pe- Thymus kann man Rinde und Mark in den ein zelnen Läppchen
ri sta lti k. unterscheiden.

FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X 1.7.3 Gefäßversorgung


.. Schauen Sie sic h in Abb. 1.17 den Austritt der Aorta aus dem
Herzbeutel, den Eintritt der V. cava superior, den Austritt Aufgrund seiner Lage wird der Thymus überwiegend durch di e
des Truncus pulmonalis , der A. pulmonalis sinistra und die A. thoracica interna versorgt. Der Blutabfluss erfolgt direkt in
Lage des rechten Vorhofs an! die Vv. brachiocephalicae.
.. Finden Sie di e Sinus transversus und obliquus pericardii auf
de r Abb. 1.17 wieder! 1.7.4 Innervation
.. Ventral wird der linke Vorllof nu r du rch da s Perikard vom
Ösophagus getrennt. Die para sympathi sche Innervation erfolgt durch Äste des N.
vagus, die sympat hische Inn ervatio n durch Äste des Gre nz-
strangs.
20 1 Brustsitus

1.8 Mediastinum

Im Mediastinum dreht sich alles um Lagebeziehunge n. Lern en oberes


Sie vo r allem anh and von Abbildunge n! Med iastin urn

Mediastinum ist die Bezeichnung für den zylinderfönnigen unteres


Raum zwischen den beiden Pleura höhlen mit den Lunge nflü- Medi astin um
geln . Das Media stinum ist ei ne Art .. Durchga ngsstra ße" für
Nerve n, Gefäße und Lymphbahnen sowie verschiedene Organ e
(z.B. Ösophagus, Thymus). Auß erdem befind et sich da s Herz im
Medias tinum.

1.8.1 Topografie
Das Mediastinum beginnt kranial an der obe ren Thora xapertur
und kaudal am Diaphrag ma. Die ventrale Begrenzung bildet
das Sternum, die dorsale Begrenzung di e Wirbelsäule. Nach
lateral grenzt da s Mediastinum an di e Pa rs medi ast inalis der Abb. 1.19 Einteilung des Mediastinums.
Pleura und somit indirekt auch an die Lungenflüge l.
Die weitere Unterteilung des Media stinums orientiert sich Tab. 1.6 Strukturen in den einzelnen Mediastinalräumen
am Herzen im Herzbeutel:
• Da s obere Mediastinum (Medias tinum superius) lieg t ober- Strukturen
ha lb des Herzbeutels. oberes hindurch ziehen:
• Das untere Mediastinum (Medias tinum inferiu s) lieg t auf Media- - Ösophagus
Höhe des Herzens und des Herzbeutels. stinum - N. vag us
- N. phrenicus
Da das Herz jedoc h nicht das gesa mte untere Medias tinum au s-
- Nn. e<l rdia ci
füllt, kann di eses weiter in vord eres. mittle res und hinteres Me- - Truncus sympathicus
diastinum untertei lt we rden (Abb. 1.19). - Ductus thoracicus
Wichtiger als die Einteilung des Mediastinums sind die Lage- - Aorta
beziehungen der Organe! Merken Sie sich z. B. Folgendes: - A. thoracica in te rn a
• Der linke Ventrikel gren zt an da s Zwerchfell. - V. azygos und V. hemia zygos
• Der Truncus pulmonalis gren zt an das linke Herzohr. beginnen bzw. end en hi er:
• Der Aortenbogen grenzt an den Thymus. - Trachea
• Der linke Vorhof grenzt an den Ösophagus. - N. larynge us rec urrens
- Ga nglio n stellotum
- A. ca rotis co mmunis sinistra
1.8.2 Nerven, Gefäße und Lymphbahnen - V. subclavia sinist ra
- Trun cus brac hiocep halicus
N. vagus - Vv. brachiocephalicae
- V. cava superior
- Tru nc us pulmonalis
Es geht hi er vo r allem um den Verla uf des N. va gus im Mediasti- Th ymus
num. Ein zelheiten zu diese m Nerv fin de n Sie im Skript 3! unteres vorderes mittleres hinteres
Media- Mediastinum Mediastinum Mediastinum
Der N. vag us ist der X. Hirnnerv (s. Skrip t 3) und ziehtdurch das stinum
Lymphkn ote n Herz mi t Herz- Ösophag us
obere Mediastinum. Fettgewe be beutel N. vagus
• Der rec hte N. vag us verl äuft zwischen Truncus brac hio ce- A. thorac ica Aorta asce ndens Truncus sympa-
phalicus und V. brac hi oce pha lica in Ri chtun g Trachea. in tern a Trun cus pulmo- thi cus
kl ei nere Blut- nalis Nn . splanchni ci
• Der linke N. vagus verl äufl z. T. zwi schen A. ca rotis co mmu- m<Jjor et minor
und Lymph- Vv. pulmon<J ies
ni s un d A. sub clav ia in Richtung Aortenb oge n. gefäße V. cava superior (sy mpathi sc he
Beide Nn . vagi geben in di ese m Bereich eine n N. laryngeus Vasa pe rica rdi a- Äste aus ThS-
recurrens ab, di eser schlingt sich links um de n Aortenbogen cophreni cae Thl O)
(häufi g auch um das Li g. arteri os um ), rechts um di e A. subda- N. phrenicus Ao rta thoracica
V. azygos un d V.
via und zieht dann in der Rinne zw isc he n Trachea u nd Öso pha- he miazygos
gus wieder nac h kra ni al zum Kehlkopf. Der N. vagus zieht in Ductus th ora-
di ese m Bereich nac h dorsa l (hinter das Lunge nhilum ) a n den cic us
Ösop hagus (mit Äste n zu Herz und Lunge). Mi t dem Ösophagus
u nd dem linken R. phrenicoa bdom ina lis des N. phren icus zieht
de r N. vagusda nn durch das l1inrere Medi as tinum un d durch Durch die Magend rehung w ird der linkeN. vagussc hli eßli ch
das Zwerchfe ll. zu m Truncus vaga li s ante rior. de r rec hte N. vag usentsprec hend
zum Trun cus vaga li s poste ri or (Abb. 1.20).
1.8 Mediastinum 21

~ C3, C4 C5

Foramen jugulare
(m it N. IX, XI und

"'~'"P
V. jugularis in t.) zwisc hen
A. und V. subclavia
Verlauf in der Carotisloge in obere Thora xapertu r
(Vag ina carotica)

M
w
t&~ zu Kehlkopf und
Sch 1l ddruse
lin ks:
Ast um
Aorten-
bogen
rechts:
Ple ura, sensibel

Ast um
A. subclavia

Perikard. se nsibel
Verlauf vor dem Lungenhilum

Zwerchfell (motorisch)
rechts: m it V. cava
links: mit Ösophagus
du rchs
rechts: hinter Zwerch fel l
dem Magen
links: vor
dem Magen

bis zu m
Canno n·Böhm-

~~~t "Punkt"
(linke
Colonf lexur) Peritoneu m , se nsibel

)1 - v.a. durch
den rec hten
Abb . 1.21 N. phrenicus und seine wich t igsten Äste.

G~~j
N. vag us)

Der linkeN. phrenicus verläuft zw isc hen Pars mediastinalis


der Pleura und linker Herzkammer nac h kaudal, sein R. phre-
Abb. 1.20 N. vagusund seine wichtigsten Äste. nicoabdomina li s sinister zie ht mit dem Ösophagus und dem N.
vagusd urch de n Hiatus oesophageus.
N. phrenicus
Der N. phrenicu s verläuft im Media stinum zun äc hst auf der Verlauf der Aorta im Thorax
Vorderseite der Pleurakuppel. da nn rechts und links im oberen Die Aorta sta mmt aus der linken Herzka mmer. Sie zieht zu-
Mediastinum an der Pars medi as tina li s der Pleura (die er, wie näc hst als Aorta ascendens dorsa l des Truncus pulmonal is nach
auch die Pars diaphragmatica der Pleura. sensibel innerviert) kranial. Bereits am Beginn der Aorta ascendens ge hen kur z
ventral des Lu ngen hilu ms entlan g durch de n Thorax . Im mitt- ober halb der Aortenklappe im Sinus aortae die Herzk ranzge-
leren Mediastinum innerv iert er sensibel das Perikard (Abb. fäße ab (s.S. 14).
1.2 1). An die Aorta ascendens sc hlie ßt sich etwa auf Höh e des An-
De r rechte N. phrenicus zieht zwisc hen Pa rs mediast inalis satzes der 2. Rippe der Aortenbogen an (Arcus aortae). Er ver-
der Pleura und V. cava supe ri or. dem rec hten Vo rh of und der V. 1;1 uft von ventra l zunä chst über di e linke A. pulmonali s, dann
cava in ferior enrlang. Sei n R. phren icoabdominali s dexte r zieht über denlinken Hauptbronchus nac h dorsa l. In seinem Verlauf
milder V. cJva inferi or durch das Foramen ven ae cavaein den gibt· e1· in der Rege l nac h rec hts einen Trunc us brac hiocepha li-
Baue il raum . cus. nac h li nks e ine A. carol is co mmuni s siniste r und eine A.
22 1 Brustsitus

subclavia sini ster ab. Im weiteren Verlauf wei st er eine kl ei ne A. carotis


Enge auf (Isthmus aortae). Dies e Enge endet an der Einmün- ~~~flr------- Trachea
dung des Lig . arteriosum. V. jug ularis interna
An den Aortenbogen schließt sich die Aorta descendens an. A. subclavia ~öWiiiiil _,..,....,.__ _ A. subcla via
die man nach ihrem Verlauf noch in e ine Aorta thoracica und rechter ----.iili~=--­ __..---- linke r
Venenwin ke l Venenw inkel
eine Aorta abdominalis unterteilt. Die Aorta descenden s ver-
läuft zunächst links und dann vor der Wirbelsäule. Sie hinter- V. subclavia

lässt dabei einen Sulcus aorticu s auf der linken Lungenfläche.


Die Aorta thoracica gibt in ihrem Verlauf folgende Äste ab:
Unpaa re, viszerale Äste :
• Rr. bronchiales
• Rr. oesophage i
• Rr. pericardiaci
• Rr. mediastinales.
Paarige Äste:
• Aa. intercostales posteri01·es (111-XI )
Abb. 1.22 Gefäßabgänge am Aortenbogen.
• Aa. sub costales der 12. Rippen
• Aa . phre nicae supe riores.
Die Aorta thoracica zieht dann zu sammen mit dem Ductus tho- Vv. brachiocephalicae
racicus durch den Hiatus aorticus und heißt von da an Aorta
abdominali s (s.S. 71).

• Gefäßabgänge des Arcus aortae. Zuerst zweigt de r Truncus


brachiocephalicus nach recht s ab. Er gabelt sich in die A. caro-
tis communis dextra und in die A. subclavia dextra. Links ge-
hen diese beiden Gefäße bereits getrennt aus d e m Arcu s aor tae
hervor: A. carotis communis sinistra und A. subclavia sinistra
(Abb. 1.22).
azygos
• Die A. carotis communis verläuft entlang der Trachea nach und
kranial. Auf Höhe von C4 gabe lt sie sich auf in die A. carotis
extern a und A. carotis interna.
• Die A. subdavia verläuft durch d ie Skalenuslücke zwi sc he n
M. scalenus anterior und M. scalenus med ius (s. Skript 1). Sie
wird durch den M. scalenus ante rius von V. subclavia und V. cava
N. phrenicus getrennt. Die A. subclavia gibt di e A. thoracica inferi or

inte rna. die A. vertebral is und den Truncu s thyrocervicali s


ab. Mit dem Abgang des Trun cus costocervicali s wird sie zur
A. axillaris.
Vv. lum
Verlauf der V. cava im Thorax
Der rechte Vorhof unterteilt die V. cava in eine V. cava superi-
orund ein e V. cava inferior (s. Abb. 1.9 und Abb. 1.17 ). Da di e
Abb. 1.23 Zufl üsse d er V. cava.
V. cava inferior direkt o be rhalb des Zw e rchfell s in de n rec hten
Vorhof mündet. endet sie im Brust situ s.
Die V. cava superior entsteht durch den rechtwinklige n Zu- Da die V. ca va sup eri o rrechts li egt , ist di e linke V. bra chio ce-
samme nflu ss d er beid e n Vv. brachi ocephalicae auf Höh e d e r 1. ph a li ca etwa do ppe lt so lang wie die rec hte und ve rläuft zud em
Rippe. Sie gre nzt dorsa l a n den rec hte n Ha uptbronchus , rech ts ste il e r. Be id e Vv. brachio ce phal icae befinden s ich jewe il s ve nt-
an die Pars me dia stina li s der Pl eura der re chte n Lunge und links ra l der A. ca roti s communi s und der A. subclavia.
an di e Aorta a scend ens und einen kleinen Te il des Aorte nbo- V. azygos und V. hemiazygos sind l<avol< ava le Anastomose n,
ge ns. In di e V. cava super iormündet von rec hts komm end di e d. h. sie ve rbind e n di e V. cavainfe rior mit de r V. cava supe rio r.
V. azygos (s. u.). Im Bauchbere ich entspringt beidse its au s der V. iliaca co m-
muni s die V. lumba li s ascend ens, di e auf dem M. psoas major in
• Zuflüsse der V. cava (Abb. 1.23). Die be ide n Vv. brachioce- Ri chtung Zwerchfell zie ht. Hierbe i ne hm e n di e Vv. lumbal es as-
phalicae entstehen je w eil s durch den Zusamme nflu ss de r V. cend entes noch Vv. lumbales auf. Sie zie hen durch di e m edi a le
subclavia und der V. jug ulari s inte rna, diese Region wird auch Zw e rchfelllü cke in das hinte re Media stinum. Di e Ve ne kra nial
Venenwinkel ge nannt (am Venenwinkel mündet links auch de r des Zwe rc hfe ll s heißt rechts V. azygos. links V. hemiazygos.
Duc tu s tho racicu s. rec hts d e r Ductu s lymphatic us dexte r). In s ie Be ide Ve ne n ve rl a ufe n latera l de r Wirbe lsäul e und nehm en di e
münden die Vv. thy roideae infe riores , di e Vv. th orac icae inte r- Vv. in tercos ta les auf. Do rsal des Herze ns, etwa auf Höhe von Th
nae, di e Ve nen des Thymus, de r Trac hea, des Pe rika rds und des 7- 8, münd er di e V. hemi azygos in di e V. azygos.
Öso phagu s, di e Vv. me di as tin a les. Vv. bron chi a les. di e V. he mi a- ln die V. azygos münd en auße rd e m di e Vv. bro nchi a les und
zygos accessoria und di e Vv. vertebrales. di e Vv. oes ophagea les. Di e V. .uygos ihrerse its münd et in di e V.
cava superio r. Das (z ie rli che) Äquiva le m der V. he mia zygos. das
2.1 Bauchraum und Peritoneum 23

wei ter nac h krani a l zieh t, he iß t V. hemia zygos accesso ri a. sie


GESCHAFFT
mündet in die linke V. brachiocephalica.
Su per! Sie haben nun alle prüfungsrelevanten Inhalte zum Brustsitu s er-
folg reich d urchgea rb eitet. Nun mü ssen Sie sich weiter un terh alb in den
Gast roint es t in altrakt vo rarbeiten. Im Lernpaket 6 werd en Ih nen außerd em
Leber, Gall enblase, Pa nkreas und Milz präsentier t. Mögen Sie die fo lgenden
Lern inh alte gut verdau en!

LERNPAI<ET 6

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2 Gastrointestinaltrakt pati s. Li g. hepatogas t rium, Li g. hepatoduod enale). in de n Mes os


verlaufe n Ge fäße und Ne rve n.
2.1 Bauchraum und Peritoneum Ursprüng lich stehe n Vord er-, Mittel- und Endd ar m über e in
dorsales Meso (auch dorsales Mesenteri um gena nn t) mit dem
Der Ba uchra um wird kra nial vom Zwerchfe ll un d a n den Sei ten dorsa le n pari etalen Blatt in Verbindung (Abb. 2.1 ). Ei n ventrales
von de r Bauchwand beg re nzt. Wi e de r Tho rax e nth ält a uch de r Meso (ven t rales Mese nterium ) ist n ur im Be re ich des unrere n
Bauchraum ein Bindegewebslage r für di e g roße n Leitungs ba h- Ös ophag usa bsc hnittes, de s Mage n s und d es obe re n Du ode-
ne n und eine seröse Höhl e fü r die Orga ne. Al s Peritonealhöhle num s ausgebilde t.
bezeichnet ma n d ie vom Ba uch fe ll (Peritoneu m) a usgeklei d ete
Hö hle . .. Retroperitonealraum. Der Retroperitonealraum li eg t hin ter
Das Peritoneum überzieh t di e Bauchorga ne und umg ibt d er Bauchhöhl e, d. h. zwi sc he n de m do rsa len Perito ne um pa -
eine n mit seröse r Flüss igke it gefüll te n Spaltraum . Das Pe rito - ri eta le und der hintere n Bauchwand. Im Ret ro p er itonea lraum
neum wi rd , abh äng ig von de n Strukture n, die es übe rz ieht, al s li ege n d ie Ni e re n, di e Nebe nni e ren, de r Harnl e iter und gro -
vi szeral es und parieta les Pe ritoneum bezeichn et. Es umgibt di e ße Gefä ß e. Diese Orga ne hab e n sich im Retroper itonea lraum
intraperi toneal gelege ne n Orga ne und sc hließt di e Bauchh ö hl e e ntw ickelt und we rd e n des halb als primär retroperitoneal
lu ftdi cht a b. Au ße rde m be teilig t es sich a n de r lmmun abwe hr. beze ichn et. Als sekundär retroperitoneal ge lege n bezeic hn et
Das par ieta le Blat t ist se hr sc hm erze mpfindli ch. man Orga ne , die wä h re nd de r Enrw icklu ng zun äc hst intraperi-
De r Retroperitonealraum li egt hi nter de r Perito nealhöhl e tonea l li ege n, dann aber durch Verlagerung in eine re trope rito -
de r hin tere n Bauchwa nd a n. nea le Lage komm en (s. u.). Dabe i verschmil zt das Meso mit de m
do rsa len Te il des Per ito ne um pa ri etale.
2.1.1 Entwicklung
2.1.2 Peritonealverhältnisse
.. Bauchhöhle. Die Wa nd der Bauchh öhl e ist inn e n vo m Peri-
toneum parietale (pa rax iales Blat t d es Per ito ne um s) au sge - Bei der Lage der Organe im Bauch- und Beckensitus unter-
kle id e t. Da s Peritoneum viscerale (vi sze rales Blatt des Pe ri - scheidet man 3 verschiedene Lagety pe n in Bezug auf das Pe-
to neum s) übe rzie ht Orga ne. Solch e vom Bauchfe ll bedeckte n riro neum (Abb. 2.1 ).
Organe liege n intraperitoneal. Die intraperi to nea l ge lege nen
Orga ne bes itzen e in Au fhä nge ba nd, über d as s ie mit de m Pe ri - .. Intraperitoneal gelegene Organe. Sie sind an eine m Au f-
to neum pa ri eta le verbund e n s ind. Diese Au fhä ngebä nde r sind hä ngeband, ei ne m Meso, befes ti gt und we rde n von viszeralem
Bindegewe bspl a tte n, di e vo n be id e n Seite n mi t Serosa bedeckt Peritoneum liberzoge n.Das vi sze ra le Pe rit one um ge ht da nn a n
sind. Au fg rund di ese r bei d seit ige n Bedeck u ng we rd e n sie a uch cl er Wurzel (Ra di x) des Au fhä nge band es fü1· d as Meso in da s
a ls Duplikatur bezeic hn et. Die Dupli kat u r ist da nn da s Meso pa rie ta le Per iton eum i.iber. da s d ie Ba uchwa nd a uskle id et . ln-
de r ve rschi ede nen Orga ne: Mesoga st ri um, Mesoco lon, Meso ap - traperito nea lliegen z. B. Magen , Parss uperio r d es Duodenum s,
pendi x. j ejunum, Il e um , Caec um u nd App endi x ver miformi s, Co lon
Im Bere ich der Jej unum - und Il e ums chi inge n he ißt das Mes o rransve rs um, Co lon sig m oid eum , Leber, Ga ll enbl ase, Mil z, Eie r-
Mese nte rium (im e nge re n Sinn e. Fi.ir e inige Mesos ist auc h d ie stock, Eil eite r und e in Te il de r Gebä rmu t ter.
Bezeic hnung Ligame ntum ge bräuchl ic h (z.B. Li g. falc ifor me he -
24 2 Gastrointestinaltrakt

I. intraperitoneal Lobu s dexte r der Leber


dorsale Rumpfwand

Magen
0

~
Organ
~
:c
f-
II. sekundär retroperitoneal .,;
E
~c
<(

""u
~

Ileum ~
~
~
-;;;
0:
""u
;;:

~
Abb. 2.2 Dorsale Wand der Peritonealhöhle mit Projektion einiger
Organe auf die Bauchhinterwand. Di e retrop eritonea le n Organe sind
ges trich elt eingeze ichnet. Die Besc hri ftungen weisen jeweils auf da s
Organ, das ventral des Besc hriftung spunktes li egt.

111. primär retroperitoneal


Üben Sie mithilfe der Abb. 2.2, die Lageverhäl t ni sse vo n Magen,
Milz, Il eum und Leberlappen zu bestimmen.

FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN


parietales Peritoneum
.. Sekundär retroperitonealliegen z. B. da s Duodenum (Pars
kein Meso ascendens, aber nicht Pars sup erior), Pankreas, Colon ascen-
dens. Colon descendens und de r größte Teil de s Rektums.
Abb. 2.1 Intra- und Retroperitoneallage von Organen.
.. Di e Wurzel des Mesocolon transversum überquert den
.. Retroperitonealliegende Organe. Sekundär retroperitonea- Pankreaskopf. die linke Niere und die Pars descendens
le Organe: Diese waren ursprünglich an einem Aufhänge band duodeni. Zu dem enthä lt da s Meso die A. colica media.
.. Best imm e n Sie mithilfe von Abb. 2.2 die Lag everhältni sse von
in der Situshöhle befestigt. Im Lauf der Entwicklung bildet sich
Magen, Milz , Ileum, Leberlappen!
das Meso jedoch zurück und das Organ verlagert sich an die
Rückwand de s Bauchraums. Das Meso verl<ümmen und ver-
wächst mit dem Organ fe st an der dorsalen Situswand . Es wird
nur noch vom parietalen Blatt des Peritoneums überzogen. 2.2 Magen
Sekundär retroperitoneal liegen z. B. da s Duodenum (Pars as -
ce nde ns, aber nicht Pars superior), Pankreas, Colon ascendens, Der Mage n (Gas ter) befind et sich intraperitonea l im Epigas t-
Colon descendens und der größte Teil des Rektums. Die Wurzel rium u nd größte nteils im link e n Oberba uch. Die Speiseröhre
des Mesocolon transversum überquert den Pankreaskopf, die mündet an der Kardia des Mage ns in den Mage nfundus, an den
linke Niere und den Pars descendens duodeni . Zudem e nthält sich Korpu s und Antrum ansch ließen. Der Mage na usgan g (Py-
das Meso die A. colica media. lorus) ge ht d a nn in da s Duodenum übe r.
• Primär retroperitoneale Organe: Sie sind an der Rückwand De r Mage n ist ein sehr de hnbares Orga n und hat beim Er-
der Ba uchwand fixiert und mit dem parietalen Blatt des wachsenen ein Fassungs volumen bei maximal e r Au sde hnung
Peritoneums überzoge n. Hierzu zälllen u. a. die Niere , Ne- von 2-31 (be im Neugeboren e n ca. 30 ml ). Im Ma ge n ble ibt di e
benniere und die Harnleiter. Des Weiteren li egen im Ret ro- Spe ise 2- 4 Stundenl iegen und wird durch di e Vermischung mit
peritoneum die großen Leitungsbahnen: Aor ta abdominali s. Mage nsä ure in den sog. Speisebrei (C hymu s) um gewa nd e lt.
V. cava inferior, Grenzstrang und Ductu s thoracicu s .

.. Extraperitoneale Organe. Sie haben kein e Bez iehung zum Pe -


ritoneum .
2.2 Magen 25

2.2.1 Entwicklung senAbschnitt da s grö ßte nteil s retroperitoneal befestig te Duo-


denum an schließt.
Die Speiseröhre, der Mage n und das Duod e num entste hen aus
dem Vo rderdarm . Die Mage nanlage wird als spindeiförmige Er- Omenturn majus und Omenturn minus
weiterung im unteren Abschni tt des Vorderda rm s in der 5. Wo - ~ Omenturn majus. Von der Unte rse ite des Magens spannt
che sic h tbar. Die hintere Wand der Magenanlage wäc hst schn e l- sich a n der großen Magenku rvatur a nse tzend das große Netz
ler als di e vordere. Dadurch entste ht hinten die große konvexe (Omentum majus) a us und legt sich vor die Darmsc hlin gen. Das
Krümmung (Curvatura major) und vorn die kleine konkave Om entummajus ist ein Abkömmling des Mesogastrium dorsa-
Krümmung (Curvatura minor) des Magens. Dann dre ht sich le (s.S. 37) und verbind et den Magen:
die Magenan lage um 90° um ihre Längsachse im Uhrzeigersinn • durch da s lig. gastrosplenicum m it der Mil z
(Magendrehung ). Das bedeutet, dass die große Kurvatur nach • durch das lig. gastrophrenicum m it dem Zwerc hfe ll
lin ks und die kleine nach rechts verlagert werd en. Durch diesen • auße rdem durch das lig. gastrocolicum mit dem Colon
Vorgang ge langt der linke N. vagusal s Trun cus vagalis anterior transversum. Das Lig. gast roco li cum enthält z udem den Ge-
auf die Vorderwand des Magens, der rechte a ls Truncus vagalis fäßboge n der große n Kurvatur mit der A. gastroomentalis
posteriorauf die Hinterwand. dextra et sinistra.
Anschließend kom mt es zu r Magenkippung, die man auch
a ls zwe ite Magendrehung, jetzt um eine sagittale Ach se, auffas-
sen ka nn. Dadurch wird der Mage nei nga ng (Cardia) nach lin ks Auch hier bezeichne n die Namen der Bänder wiede r ganz ei nfach
und etwas nach unten verlagert und der Magenausga ng nach die Organe, die durc h sie ver bunden werden.
rechts obe n. Damit ist di e große Kurvatur nach unten und die
kleine nach rechts oben ger ichtet. Das große Netz ist fre i beweglich und enthält An sa mmlun ge n
von lymphatischem Gewebe (Mac ul ae lutaea) , di e Lymphozy-
ten, Plasma zellen und Makrophage n entha lten . Di e arteriell e
2.2.2 Funktion
Versorgung erfo lgt über Äste des Truncus coeliacus durch di e
Der Mage n nimmt die Speise aus dem Ösophagus auf und ver- Aa. gas troom enta les, der venöse Abflus s in di e V. portae.
arbeitet die Nahrung weiter zum Speisebrei (Chy mu s). Durch
Sekretion von HCI und Schleim wird der typi sche Magensaft ~ omenturn minus. Ausgehend von der kleinen Mage nkurvatur
produziert, der ei n sa u res Milieu im Magen aufbaut (pH 1-3) w ird der Magen m it der Leber durch das kleine Netz (Omentum
und so neben der Weitervera rbeitung von Nahrung auch noch minus) verbunde n. Am Aufbau des Omenturn minus sind
I<eime abtöten kann. Nach einem Aufen t halt der Speise von nu r • das Lig. hepatogastricum und
wenigen St unden wi rd mittel s Kontraktion der g latten Musku - • das Lig. hepatoduodenale beteiligt.
latur der Speiseb rei weitertransportiert Das Lig. hepatoduodena le begrenzt das Eingangstor (Fora men
epipl oicum = Win slow) in die Bursa omenral is (s.S . 37). Im
Omenrum minu s verläuft au ßerdem der Gefäßbogen zur Ver-
2.2.3 Topografie
sorg ung der kleinen Kurvatur des Magens.
Der Magen li egt intraperitoneal, er ist a lso l<amplett vom Peri -
toneum vi scera le überzogen. Außerdem ist er an Aufhängebän-
2.2.4 Aufbau
dern frei hänge nd im Bauchsit u s befestigt.
Mit se iner Vorderfläche gre nzt der Magen Der Ösophag us mündet in die Kardia (Magene inga ng). Links
• a n die Leber vo n der Kardi a erhe bt sich ku ppelfö rmig der Fundus unter das
• a n di e ge me insa m im Rippe nb oge n zum Sternu m verlaufe n- Zwerchfell. Zw ischen de m in den Mage n eintrete nd en Ösopha-
den unte ren Rippen und g us und dem Fundus entsteht ein spitzer Winkel, die sog. lncisu-
• a n das Zwerchfell. ra cardialis. Ihr gegenüber findet man an der große n konvexen
• Mit e in em kle ine n Teil ha t de r Mage n direkt Kontakt zur Kurvatur da s sog. Magenknie (Abb. 2.3).
Bauchwand .
Die ge na nnten St rukturen werden von de r Magenvorderfläche
in ga nzer Aus d ehnung nur be i voll stä nd iger Füllung des Ma -
ge n s erreic ht.
Die Rückseite des Mage ns gre nzt an e ine n Hohlraum im
Bauchs ir us, der zwischen den Orga nen des Magens und der
Bauchspe ic heldrü se zu finden ist, die sog. Bursa omentalis
(s. S. 37). Zud em hat die Ma genrü ckse ite topografische Bezie-

~)
hunge n zur lin ken Niere und linken Nebenni ere. Cu rvatura minor ""'
Die Au sde hnun g des Magens ist sehr variabel und von ver-
sc hi ede ne n Fak toren abhä ngig (z. B. Füllun gszusta nd, Magen- '""'"'' "'"''"' Corpus
form). De r kon stanteste Punkt ist der Magene in gang. Hier mün -
det der Öso phag us, der a m Zwe rch fe ll im Hiatus oesopage us
befes tigt und so mit in sei ner Stellun g am wenigsten s variabel Curvatura major
ist. Topografisc h li egt der Mageneingang ( l<a rdi a) auf Hö he des
10. bis 12. Brustwirbels.
Der Magenausgang (Py loru s) ist in de r Rege l kons tant auf
Höhe de s 1. und 2. Lendenwirbels anzu treffe n , cl,l sich an di e- Abb. 2.3
26 2 Gastrointestinaltrakt

APROPOS sinistra (aus der A. lienalis [splenica]) versorgt. Aus der A. liena-
Die beim Essen verschluckte Luft sammelt sich im Magen an seiner höchsten lis (~ A. splenica) ziehen außerdem die 4 - 5 Aa. gastricae breves
Stelle, dem Fundus. Dieser wölbt sich unter die linke Zwerchfellkuppel vor,
die Luft stellt sich radiologisch auf Abdomenleeraufnahmen immer schwarz
zum Magenfundus.
dar. sodass man hier von der typischen .. Magenblase" im Fundus spricht.
.. Verlauf der A. gastrica sinistra. Die A. gastrica sinistra ver-
Die Kardia geht in den Magenkörper (Corpus gastricum [ventri- läuft zunächst oberhalb und dann links entlang der kleinen
culi]) über, dieser setzt sich nach kaudal fort in den Magenaus- Kurvatur und der Hinterfläche des Magens, angrenzend an die
gang mit dem Schließmuskel des Magens, den Magenpförtner Bursa omentalis, von dort weiter zur Kardiaregion. Nach der
(Pars pylorica), und einer davor gelegenen Aufweitung (Antrum Aufteilung in zwei Äste im Lig. hepatogastricum an der kleinen
pyloricum). Von hier aus wird bei Relaxation des ringförmigen Kurvatur zieht sie weiter zum Pylorus. In ihrem Versorgungsge-
M. sphincter pylori der Chymus durch den Ausgangskanal (Ca- biet bildet sie mit der A. gastrica dextra Anastomosen.
nalis pyloricus) in den sich direkt anschließenden Zwölffinger-
darm (Duodenum) gebracht. .. Verlauf der A. gastroomentalis dextra et sinistra. Entlang der
Neben der oben bereits beschriebenen großen Kurvatur großen Kurvatur des Magens verlaufen die A. gastroomentalis
(Curvatura major; links unten) und der kleinen Kurvatur (Cur- dextra und sinistra (syn.A. gastroepiploica dextra et sinistra) im
vatura minor; rechts oben) unterscheidet man eine Vorderflä- Omenturn majus. Die A. gastroomentalis dextra verläuft nach
che (Paries anterior) und eine Rückfläche (Paries posterior). links an der Kurvatur entlang und anastomosiert dort mit der A.
gastroomentalis sinistra . Sie gibt weitere Äste zu rechts gelege-
nen Abschnitten des Magens, dem oberen Teil des Duodenums
2.2.5 Mikroskopischer Aufbau
und dem großen Netz (Omentum majus) ab. Die A. gastro-
Alle Organe des gastrointestinalen Traktes sind nach einem omentalis sinistra verläuft im Lig. gastrosplenicum und zieht
gleichen mikroskopisch erkennbaren Muster aufgebaut. Von in- zur großen Kurvatur des Magens; sie endet in einer Anastomose
nen (Lumen) nach außen sind dies: mit der A. gastroomentalis dextra.
• Tunica mucosa (Schleimhaut, Mukosa)
• Tela submucosa (Submukosa) .. Verlauf der Aa. gastricae breves. Die Aa. gastricae breves
• Tunica muscularis (Muskularis) verlaufen im Lig. gastrosplenicum und steigen auf der Magen-
• Serosa bei intraperitonealen Organen bzw. Adventitia bei hinterfläche zur Fundusregion auf. Dort anastomosieren sie mit
extra- und retroperitonealen Organen. der A. gastrica sinistra und der A. gastroomentalis sinistra.

&LERNTIPP ! Venöser Blutabfluss


Alle Details zur Histologie des Gastrointestinaltrakts finden Sie Die Magenvenen drainieren das venöse, nährstoffreiche Blut
im Skript Histologie. des Magens in den Pfortaderkreislauf (s. 5. 75).
In der Regel fließen die V. gastrica dextra und V. gastrica
sinistra von der kleinen Kurvatur kommend direkt in die V. por-
2.2.6 Gefäßversorgung tae. Die V. gastroomentalis dextra fließt gewöhnlich in die V.
mesenterica superior ab, sie kann aber auch erst in die V. sple-
Arterielle Versorgung nica oder direkt in die V. portae münden. Die V. gastroomenta-
Der Magen wird vorwiegend vom Truncus coeliacus mit Blut lis sinistra mündet in der Regel in die V. splenica, wie auch die
versorgt. Die A. gastrica sinistra ist der kleinste Ast aus dem kurzen Vv. gastricae, und von dort schließlich in die V. portae.
Truncus coeliacus, sie versorgt zusammen mit der A. gastrica
dextra (aus der A. hepatica propria) die kleine Kurvatur (Abb. Lymphabfluss
2.4). Die große Kurvatur wird von der A. gastroomentalis dex- Die Lymphgefäße des Magens verlaufen wie die Arterien ent-
tra (aus der A. gastroduodenalis) und der A. gastroomentalis lang der großen und der kleinen Kurvatur. Der Magen wird in
vier Regionen unterteilt. denen jeweils regionale Lymphknoten
A.lienalis zugeordnet werden.
A. gastrica
sinistra Von mehreren Sammelstellen aus fließt die Lymphe weiter
über Vasa efferentes entlang der großen Arterien zentropetal
(d. h. in Richtung I<örperzentrum) zu den Nodi lymphoidei co-
eliaci, welche um den Truncus coeliacus ge lege n sind . Von dort
aus fließ r die Lymphe in die Cysterna chyli und weiter in den
Ductus thoracicus.

2.2.7 Innervation
.. Sympathische Innervation . Di e aus den thorakal en Grenz-
strangganglien 6- 9 hervortretenden sy mpathi sc hen Fasern
werden als N. splanchnicus major be ze ichnet. Er zieht über di e
A. gastroepiploica Interkos tal gefäße und di e V. azygos sc hrä g nach vorne unten .
(gastroomenta lis) sinistra Die aus de n Ganglien 10 und 11 hervorge he nden Fasern w erde n
A. gastroepiploica A. mesenterica superior als N. splanchnicus minor beze ic hnet. Versc haltet w e rd e n sie in
(gastroomentalis) dextra
den prävertebra len Ganglien, di e Fasern für den Ma ge n w erd en
Abb. 2.4 Arterielle Versorgung am Magen.
2.3 Dünnda rm 27

im Ganglion coeliacum verschaltet (s. S. 77) und treten von dort vollständi g aus und haben im ausgezogenen Zusta nd eine Ge-
an den Ma gen heran. sa mtlänge von 5-7 m . Üb er den Pylorus wird der Speisebrei in
Der Sympathikus hemmt u. a. die Magenperistaltik und re- den Zwölffingerdarm (Duodenum) tran sportiert. Von dort ge ht
duziert die Magensaftsekretion . es weiter in den Leerdarm (Jejunum) und sc hließlich in den
Krummdarm (Ileum). bevor da s Ileum sich in das Colon (Dick-
,.. Parasympathische Innervation. Die parasy mpathische Ver- darm) fortsetzt.
sorgung des Magens erfolgt über den linken und rechten N.
vagus. Beide Nn . vagi bilden den Plexus oesophageus. aus dem
2.3.1 Entwicklung
der Truncus vagalis anterior und posterior hervorgeht. Beide
erreichen durch den Hiatus oesophageus die Bauchhöhle und ,.. Duodenum. Das Duodenum (Zwölffingerdarm) entsteht aus
ge langen in den Magen. Die Äste der Nn. vagi, die den Pylorus dem Endabschnitt des Vorderdarms und dem Anfangsteil des
innervieren, verlaufen hauptsächlich im Omenturn minus. Mitteldarms. Die Grenze zwischen Vorder- und Mitteldarm
Der Truncus vagalis anterior enthält überwiege nd Fasern liegt in Höhe des Abgangs d e r leberknospe. Hier ändert sic h
des linke n N. va gu s. die durch die Magendrehung auf der Ma- auch die Gefäßversorgung vom Truncus coeliacus für den Vor-
genvord e rfläche zum Liegen kommen. Er verläuft auf der Vor- clerdarm zur A. mesenterica superior im Mitteldarm
derfläche des Ösophagus ins Abdomen und g ibt Äste für die Ma- Durch ein starkes Längenwachstum der Duodena lanlage bil-
geninnervatio n sowie weitere Fasern für die parasy mpathisc he det sich eine C-fö rmige Schlinge. die z unäch st nach vorne ge-
Verso rg un g der Leber und de s Duodenums ab, welche u.a . im r ichtet ist. Nach der Magendrehung weist die C-för mige Schlin-
Lig. hepatoduodenale zu den Organen ziehen. ge (d . h. ihre konvexe Wölbung) nach rechts. Zu Beginn des 2.
Der Truncus vagalis posterior enthält überwiegend die Monats proliferieren die Ep ithelze llen des Duodenums so stark,
durch die Ma ge ndrehung nac h dorsal verl agerte n Fasern des da ss da s Lumen ze itweise verschlossen ist. Gegen Ende des 2.
rechten N. vagus. Er zieht auf der Rü ckseite der Speiseröhre in s Monats ist das Lumen dann wieder durchgä ng ig. Tei le des Duo -
Abdomen und zieht auf die Hinterfläche des Magens. von do rt denum s werden sekundär re t roperitonal verlagert, wenn sic h
zieht er mit weiteren Ästen in Richtung Plexus coeliacus. die Bursa omentalis entwickelt (s.S. 37).
Die para sy mpathischen Fase rn fördern u.a. die Magenperis-
APROPOS
taltik und führen zu einer vermehrten Sekretion von Magensaft Durch ausb leib ende Rekan ali sierung des Duodenallum ens kommt es zur
und Salzsäure. Duodenalatresie (mit Lumenversch luss). Die Symptome sind: meist ga ll iges
Bei einem akuten Durchbruc h eines Magenulkus in die Pe- Erbrechen (Lumenverschluss unterhalb der Einmündung des Gallengangs) in
ritonealhö hle kommt es neben starken Schmerzen zu einer re- den ersten Lebenstag en , aufgetriebener Oberbauch bei eher ein gefallenem
Unterba uch.
flektori sc he n Abwehrspannung. Dabei bilden die Nn. intercos-
tales den afferenten und efferenten Schenkel dieses Vorgangs. Der auf das Duodenum fo lgende Darmabschnitt. d . h. der g rößte
Teil de s Mitteldarms. ist durch ein besonders rasches Länge n-
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN wachstum geke nn ze ichne t. Dadurch entsteht die Nabelschleife.
,.. Der Magenfundus berührt im Stehen das Centrum t e ndin e um eine haarnadelförmige Struktur; an ihrer Spit ze (Scheitelpunkt)
geht der Ductus omphaloentericus/Ductus vitellinus ab. Die
des Zwerchfells .
,.. Da s Omenturn maju s ist ei n Abkömmling des Mesogastrium Ach se der Sc hleife wird von der A. mesenterica superior ge bil-
det, die de n Mitteldarm versorgt. Au s dem kranialen Schenkel
dorsal e.
,.. Da s Omenturn maju s verbindet den Magen: der Schleife gehen der unte re Anteil des Duodenums. da s Jejun-
- durch da s lig. gastrosplenicum mit der Mil z. um und e in Teil de s Ileum s hervor. Aus de m kaudalen Schenkel
- durch das lig. gastrophrenicum mit de m Zwerc hfell. werden d er untere Teil des Ileums. das Zäk um (mit App e ndi x
- durch das lig. gastrocolicum mit dem Colon transversum. vermiform is). Colon ascendens und die prox imale n zwe i Drittel
,.. Das Lig . gastroco li cum enth ält den Gefäßbogen der groß en des Colon transversum.
Wenn sic h de r Ductus omphaloentericus (D uctu s vitellinu s)
Kurvatur mit de r A. gastroome ntalis dextra et sinist ra .
,.. Am Aufbau des Omentum minu s ist das Lig. hepatoduode- nicht voll ständig zurückbildet. bleibt eine kleine Au s bucht un g
des Ileum s. da s sog. Meckei-Divertikel, am Scheitel de r Nabel -
nale beteil igt.
,.. Die A. gastrica sinistra ist de r kleinste Ast aus dem Trun cus sch leife z urück. Dieses Divertikel lieg t spä te r etwa 60-90cm
coe li acus, sie versorgt zusa mm en mi t der A. gastrica dextra oral der lleocoecalklappe (Bauhin - l<lappe) im Ileum. Es kann
sich ent z ünden und ma c ht dann ähnliche Sy mptome wie ei ne
(aus de r A. he patica propria) die kleine Kurvatur.
Blindd a rm e nt z ündung.
,.. Aus der A. li ena lis (= A. splenica) ziehen die 4-5 Aa. gastricae
breves zum Magenfundus .
,.. Der N. splanchnicus major (Th6 --Th 9) zie ht übe r die lnter- ,.. Physiologischer Nabelbruch. Im weiteren Ve rlauf der Ent-
kostalg efäße und di e V. azygos sc hräg na ch vo rn e unten und wi ck lun g ist das Längenwachst um de r Nabel sc hl eife in sbeso n -
inn e rvi e rt de n Mage n sy mpa thi sc h. de re im Be reich der spä te re n Dünndarmabschnitte derartig
,.. Die Äste de r Nn. vagi, di e den Pylorus inn erv ie re n, verlaufen au sgeprägt, da ss die Darmschlingen in der Bauchhöhl e keinen
haupt säc hli ch im Om e nturn minu s. Platz me hr Iind e n und vorübergehend in da s Na be lzö lom ver-
lagert w e rd en. Man s pri cht dann vom .. physiologischen Nabel-
bruch" (6. Woch e, vgl. Skript l ). ln der 8 . Woche e nthält der phy-
siolog isc he Nabelbruch d a nn Dünn- und Dickdarmschenkel der
2.3 Dünndarm Nabelschleife, Mesenterium und die A. mesenterica superior.
ln der frühen Fetalzeit (10. Wo c he) werden di ese Strukture n
Der Dünndarm (Intes tinum tenue) sc hli eßt sic h an den Mage n da nn nach un d na ch in di e Bauchhöhle zu rückve rlage rt.
a n. Di e Sc hlin ge n des Dünnda rm s füll e n den Ba uc hraum f<1s t
28 2 Gastrointestinaltrakt

APROPOS M. suspensorius du odeni


Ist die Rückverlagerung unvollständig , entsteht eine Omphalozele, ein an- {Treitz-Muskel)
gebarender Nabelbruch . Als Überbleibsel des Dottersacks/der Nabelsc hnur Duodenum ~----~­
kann der Bruch von Amnion umhüll t sein, abe r nie von Bauchwandmuskula- Fiexura
tu r. Enthalten si nd Dünnda rmabschnitte und Mesenterium. coli dextra
Colon ~~----T--.~­
.. Darmdrehung. Während des Wachstums der Nabelschleife transve rsum
voll zieht di e Schleife eine Drehung um die Achse, die von der A. jejunum
mesenterica supe rior gebildet wird. Dabei erfolgt die Drehung , Colon ~~--f­
ascendens
vo n ventral gesehen, um insgesamt 270" gegen den Uhrzei-
gersinn. Die ersten 90° dieser Drehung erfolgen, während die Va lva 1--:l-+~~ Colon
ileocaecalis desce ndens
Darmschlingen im Nabelzölom liegen. die weitere 180°-Dre-
(Bauhin-
hun g findet nach Zurückverlagerung (Reposition) der Darm- Kiappe)
schlingen statt.
Durch die Drehung der Nabelschleife verlagert sich der kau-
dale Schenkel nac h oben, wobei die Zäi<Umanlage dann unter Appendix ~----w..
der Leberanlage liegt. Durch weiteres Längenwachstum gelangt vermiformis
das Zäkum (mit Appendixanlage) nac h unten (in die Fossa ilia-
ca); dadurch entsteht gleichzeitig das Colon ascendens.
APROPOS Abb. 2.5 Dündarm und Dickdarm von ventral.
Die Append ixvermiformis kann sich hinter dem Zäkum (retrocaecal), hinter
dem Colon ascendens (retrokolisch) oder auch im kleinen Becken (pelvin-
deszendierend ) befi nd en. blase. Der rechte Leberlappen überlagert die Pars sup erior, sie
berührt außerdem den Lobus quadratus der Leber. Hinte r der
Die Bauchfellverhältnisse des Zäkums sind variabel. Man unter- Parss uperior zieht der Ductu s choledochus abwärts, die V. por-
scheide t deshalb: tae aufwärts, außerdem verläuft hi er die A. gastroduod enalis.
• Caecum fixum: Das Caecum liegt sek undä r retroperitoneal.
• Caecum mobile: Ein Mesocaecum ist nur unvollständig aus- ... Pars descendens. Die Pars superior biegt in der Flexura duo-
gebi ldet. deni superi or indie absteigende, rechts neben der Wirbelsäule
• Caecum liberum: Ein Mesocaecum ist vorhanden . verlaufende Pars descendens um. Sie ist lOcm lang, hat topo -
grafische Beziehung zur rechten Niere und wird vo m Aufhän-
ge band des Colon transversum ( Mesocolon transvers um) über-
2.3.2 Funktion
zoge n.
Der Dünndarm dient der enzy matischen Verdauung und Re- Die Sekret ausführenden Gangsysteme von Pankreas und
sorption der Nahr ung. Die für die Verdauung notwendige n Leber münden in die Pars descendens auf der Papilla duodeni
Enzyme liefert die Bauchspeicheldrüse, die mit ihrem Ausfüh- major (Papilla Vateri). Gelege ntlich finde t sich etwas oberhalb
rungsgang in da s Duodenum mündet. Um Fette in Fettsäuren de r Papilla duodeni major eine we itere, allerdings kleinere
und Glycerin abzubaue n. wird Gallensäu re benötigt, die über Sch leimhautfalte. Dies ist die Papilla duodeni minor, an der der
das Gallengangsystem von der Leber kommend ebenfall s das Ductus pancreaticus accessorius (Sa ntorini ) endet (s. Abb. 3.5
Duodenum erreicht. s. 40).

2.3.3 Topografie Hier gibt es imm er wieder leicht abgeänderte Prüfungsfragen


Die einzelnen Abschnitte des Dünnda rms liegen sowohl sekun- zur Papilla duod e ni major. Alle wo llen aber nur das eine von
där retroperitoneal (m it der Rü ckwand des Bauchraums ver- Ihnen wisse n: Die Pa pi/Ja du odeni majorist di e Mündu ngsstelle
wachsen) als auch intraperitoneal. d. h .. diese Abschnitte sind für Ductus pancreaticus und Ductus choledoc hus und vo r allem :
komplett vom Peritoneum viscera le überzogen und an Aufhän- Sie befindet sich in der Pars descendens duode ni.
gebändern freihängend im Bauchsitus befestigt (Abb. 2.5).
.,. Pars horizontalis. An der Flexura duodeni inferior auf Höhe
des 3. Lendenwirbels ge ht das Duodenum in die Pars horizon-
Haben Sie das Kap itel .. Peritonealverhältnisse" noch in Erinne- taUs über, die quer über die Wirbelsäul e von der rechten zur
rung? Blättern Sie sonst an dieser Stelle noch einma l ein paar lin ken Körperse ite zieht. Über di e Vorderfläche verlaufen die A.
Seiten zurück. Das Duoden um li egt bis auf einen kurzen intra- mesenterica superiorund die V. mesenter ica superior.
peritonealen Anfangsabschnitt sekundär retroperitoneal. Alle
übrig en Dünndarmanteile befinden sich Intraperitoneal. .. Pars ascendens . An die Pars hori zonta li s schließt sich di e Pars
ascendens an . Auf Höhe des 2. Lendenwirbel s ge ht sie an der
Flexura duodenojejunalis in das Jejunum über. Die Pars ascen-
Duodenum dens ist du rch Bündel von glatten Muskelzell en mit dem Stamm
Das Duodenum wird in vier Absch nitte unterteil t: der A. mese nterica supe ri or ve rbu nden: Sie we rd en als M. sus-
pensorius duodeni (Treitz·Muskel ) bezeichne t. Die Flex ura
.,. Pars superior. Diese r Absch nitt schließt sich an den Mage n duod enojejunalis liegt- bei Projektio n auf di e vordere Ba uch-
an und lieg t intraperitonea l auf Höhe des 1. Lendenwirbels. Die wa nd - oberhalb des Bauchnabels.
Pars superio r ist 4-Scm lang und hat meist Kontakt zur Gallen-
2.3 Dünndarm 29

Abb. 2.6 lleozäkaler


Colon ascendens Übergang.
0
0
N
.;
~ Labrum ileocolicum
~ (Labrum superiu s)
.;
·~ Valva ileocaecali s Papilla ilealis, Frenulum
~
<(

"'
..c Labrum il eocaecale
~ (Labrum inferius)
"'
-;;;
6 Caecum
Ostium appendicis verrniformi s

jejunum und Ileum ... Ileum. Das Ileum liegt mit seinen Schlingen überwiegend in
Von der Flexura duodenojejunalis auf Höhe des 2. Lendenwir- der rechten unteren Bauchhöhle und im großen Becken und
bels setzt sich als nächster Dünndarmabsch nitt das jejunum mündet schließlich an der Valva iliocaecalis ins Colon.
fort, das etwa ~ der Dünndarmschlingen bildet und im linken
oberen Bauch lokalisiert ist. Das jejunum geht dann ins Ileum
2.3.5 Gefäßversorgung
über. das etwa Vs des Dünndarmkonvuluts bildet und den rech-
ten Unterbauch füllt. Duodenum
Das Ileum mündet schließlich in der Fossa iliaca dextra an ... Arterielle Versorgung. Die Gefäßversorgung des Duodenums
der Valva iliocaecalis (Bauhin-Klappe) in den Dickdarm. Die Val- erfolgt über den Truncus coeliacus und die A. mesenterica su·
va iliocaecalis entsteht durch die lokale Verstärkung der Ring- perior. Lediglich die Pars superiorerhält auch direkte Zuflüsse
muskulatur und bildet mit ihren beiden Lippen eine Art Ventil aus der A. supraduodenalis. der A. gastrica dextra . der A. gast-
(Abb. 2.6). Sie liegt rechts vom M. psoas major und projiziert roomentalis dextra und der A. gastroduodenalis. Alle diese Ge-
sich auf den rechten Unterbauch. Sie sorgt für die anterogra- fäße bilden Anastomosen untereinander aus.
de Passage des Darminhalts und verhindert einen retrograden Den Hauptanteil des Blutes erhält das Duodenum allerdings
Übertritt von Keimen des Dickdarms in das mikrobiologisch an- über die A. pancreaticoduodenalis superiorfür die proximalen
ders besiedelte Ileum. Anteile des Duodenums (bis auf Höhe der Papilla duodeni ma-
Jejunum- und Ileumschlingen liegen intraperitoneal und jor) und der A. pancreaticoduodenalis inferior für die dista le
sind an einem quer über die hintere Bauchwand verlaufenden. Hälfte des duodenalen .. C". Die A. pancreaticoduodenalis Supe-
von der Flexura duodenojejunalis bis in die Fossa iliaca dext- rior geht aus der A. gastroduodenalis, die A. pancreaticoduode-
ra ziehenden Mesenterium aufgehängt. das an der hinteren nalis inferior aus der A. mesenterica superior hevor. Sie bilden
Bauchwand über die Radix mesenterii befestigt ist. Die Radix auf der Vorder- und Rückfläche des Duodenums Anastomose n
mesenterii ist ca. !Sem lang: das faltenartig ineinandergelegte und formen Gefäßarkarden.
Gel<röse besitzt eine Breite von 20cm und zieht an die Schlingen
heran. Im Mesenterium verlaufen lymphati sche (Ly mphgefäße ... Venöser Blutabfluss. Die Parssuperior zeigt auch beim venö-
und Lymphknoten) und ner va le Str ukturen sowie Gefäßarkar- sen Abfluss eine Besonderheit. Hier liegen auf der Vorder- und
den der Aa . und Vv. jejunales und ilei . Rückwand des Bulbus duodeni Venen. die aufgrundihrer Nach -
barschaft zum Pylorus des Magens auch als präpylorische Ve-
nen bezeichnet werden. Diese fließen in die V. pancreaticoduo-
2.3.4 Aufbau
denalis superiorund von dort in die V. portae ab.
... Duodenum. Das Duodenum stellt sich als C-förmige Schleife Im Allge meinen folgen die Venen im Vel'iauf den Arterien .
rund um den Pankreaskopf dar. Die Gesamtlänge beträgt ca. Die meisten duodenalen Venenmünden zuvor aber in die V. me-
2Scm. wa s hintereinander abgemessen ei ner Strecke von zwölf senterica superior, einige münden jedoch auch direkt in die V.
Mal e iner Fingerbreite entspricht (duodeni =zwö lf). portae .

... jejunum. Da s jejunum beginnt an der Flexura duodenojejuna- ... Lymphabfluss. Die Lymphe wird in vielen kleinen Lymphgefä-
li s und besteht aus den Di.inndarm schlinge n, die von der linken ßen auf derVorder-und Rückseite des Duodenum s gesam melt.
oberen Hälfte des Bauchraums bi s in die paraumbilikale Region Vorderseitig fließt sie über di e Nodi ly mphoidei hepatici und die
reichen. Das jejunum ist meist leer (jejunus =leer). Es ist dicker Nodi lymphoidei coeliaci schließlich in den Truncus intestinal is .
im Wandaufbau. stärker vaskulari siert und somit makrosko- Die rü ckseiti g abfließende Lymphe ge langt über mehrere Stati-
pi sch beim Lebenden deutlich mehr ge rötet als da s nachfolge n- onen ebenfall s in den Truncus intest inalis.
de Ileum.
jejunum und Ileum
... Arterielle Versorgung . Jejunum und Ileum werden von Ar-
terien au s der A. mesenterica superior verso rgt (s. Abb. 2.10
30 2 Gastrointestinaltrakt

S. 33). Im Verlauf durch das Mesenterium gibt die A. mesen- Nervensystem zählen der Plexus submucosus (Meissner) und
terica superiorbis zu 18 jejunale und ileale Gefäßäste ab, die in der Plexus myentericus (Auerbach). Sie steuern die Darmmo-
ihrem Verlauf bogenförmige Anastomosen untereinander aus- torik eigenständig und werden über das extrinsische vegetative
bilden, sog. Gefäßarkarden (Aa. ileales et jejunales). Von diesen Nervensystem reguliert. Bei Ausfall der äußeren vegetativen
Gefäßarkarden ziehen im letzten Teilstück kurze gerade Gefäße Nervengeflechtfasern können die in der Wandung gelegenen
(Vasa recta) zum Darm, die keine weitere Verbindung miteinan- Geflechte die Peristaltik aufrechterhalten.
der eingehen.
Im Ileum sind die Gefäßarkarden weniger bogig und kür- FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
zer, dafür aber stärker untereinander verbunden (komplexere 1> Wenn sich der Ductus omphaloentericus (Ductus vitellinus)
Anastomosen). Das terminale Ileum wird über die A. ileocolica nicht vollständig zurückbildet, bleibt ein Meckei-Divertikel
versorgt. zurück .
... Die Parssuperior duodeni hat meist Kontakt zur Gallenblase .
... Venöser Abfluss. Analog zur arteriellen Perfusion fließt das ..,. Die Sekret ausführenden Gangsysteme von Pankreas und
venöse Blut aus dem jejunum und Ileum über die Vv. jejunales Leber münden in die Pars descendens auf der Papilla duodeni
et ileales in die V. mesenterica superior, welche den gleichen major.
Verlauf wie die Arterie nimmt und das gleiche Gebiet versorgt. ... Die Valva iliocaecalis entsteht durch die lokale Verstärkung
Von dort fließt das Blut in die V. portae. der Ringmuskulatur und bildet mit ihren beiden Lippen eine
Art Ventil.
... Lymphabfluss. Von den Lymphkapillaren in den Schleim- ... Die sog. Head-Zone des Dünndarms liegt über dem Nabel .
hautfalten des Jejunums und des Ileums gelangt die Lymphe _/
weiter in das wandständige Lymphgefäßgeflecht und von dort
im Mesenterium zu den Nodi lymphoidei mesenterici. Diese
Lymphknotengruppe kann im Wesentlichen noch mal in drei 2.4 Dickdarm
verschiedene Bereiche unterteilt werden: Lymphknoten in der
Nähe der Dünndarmwandung, im Bereich der Gefäßarkarden
~ LERNTIPP !
und am proximalen Ursprung der A. mesenterica superior.
Schließlich mündet die Lymphe aus diesen Sammelstationen in Zu Beginn einmal eine kleine Übung in der Bildgebung: Wo
die Nodi lymphoidei mesenterici superiores. Ausnahme ist das liegt in der CT-Aufnahme in Abb. 2.7 das Colon? Bezeichnen Sie
terminale Ileum, dessen Lymphe in die Nodi lymphoidei ileo- außerdem die Aorta, die Niere und das Diaphragma. Denken Sie
colici mündet. dabei daran, dass Sie bei dieser Aufnahme rechts und links nicht
verwechseln. Die linke Niere z.B.Iiegt auf der rechten Seite des
Bildes. Stellen Sie sich einfach vor, dass Sie am Fußende eines
2.3.6 Innervation Patientenbettes stehen: Genauso müssen Sie die Bilder betrach-
Die sympathischen Anteile stammen von Fasern aus dem Ggl. ten.
coeliacum superius bzw. dem Ggl. mesentericum superius. Sie
hemmen die Peristaltik des Dünndarms. Die Schlingen des Dickdarms (Intestinum crassum) bilden den
Die parasympathi schen Fasern ziehen aus den Trunci vagales Rahmen des Bauchraums und haben eine Gesamtlänge von
in den duodenalen Plexus. Um die A. mesenterica superior bil- 1,5-1 ,8 m. Nachdem die Verdauung im Ileum zum Abschluss
det sich daraus ein Nervenfasergeflecht (Plexus mesentericus). kommt, ist die Hauptfunktion des Dickdarms die Rückresorp-
Von hier aus erfolgt die extrinsische Innervation des gesamten tion von Wasser und Elektrolyten aus der verbleibenden unver-
Dünndarms. Die parasympathi schen Fasern beschleunigen die daulichen Nahrungsmasse.
Peristaltik. Die sog. Head-Zone (s.S. 78f.) des Dünndarms liegt Der Dickdarm wird in folgende Abschnitte unterteilt:
über dem Nabel. • Caecum (Blinddarm) mit dem Appendix vermiformis
(Wurmfortsatz) (im Volksmund fälschlicherweise als Blind-
~> Intramurales Nervensystem. Das intramurale Nervensystem dann bezeichnet)
erstreckt sich vom Mageneingang bis zum Dickdarmende. Es • Colon (Grimmdarm) mit den Unterabschnitten Colon ascen-
ist ein organeigenes, also intrinsisches Nervensystem. Zum den s (aufsteigender Teil), Colon transversum (quer verlau-

Colon Abb. 2.7 Querschnitt des Oberbauchs.


~
.~
~ Gal lenblase
·c;,
0
0

~ Leber - - - - -
""'
·o;
""
~0 Milz
-;;;
~ Diaphragma
~

""""
2.4 Dickdarm 31

fender Teil ), Colon desce nd e ns (a bsteigender Teil) und Colon


sigmoid e um (S -fö rmig geboge ne r Teil)
• Rektum (Mastdarm) (s.S. 33).

2.4.1 Entwicklung Flexu ra


Fl exura
Aus dem Enddarm entstehen: coli dextra
• da s di stale Drittel des Colon transversum
• da s Colon descendens
+:--- - - Colon
• da s Sigmoideum
descendens
• d as Rektum
Colon
• de r obere Abschnitt des Analkanals. sigmoideum
Die Ve rso rgu ng des Endd arms erfolgt durch Äste der A. me-
senterica inferior. Der Enddarm münd et in die Kloake. In der Recturn
5. Wo c he wird die Kloake durch ein e Scheid ewa nd. da s Septum
urorectale, in einen ventralen Tei l, den Sinus urogenitalis, u nd Abb . 2.8 Projektion des Dickdarms auf die vordere Rumpfwand.
einen dorsa len Teil, den Anorektalkanal. unterteilt. Das Septum
wächst auf die Kloakenmembran herab, sodass die Kl oaken- I LERNTIPP !
membran dann in ve ntrale Urogen ital- und dorsale Analme m- Sosehr Sie beim Dün ndarm die Bezie hun gen zum Peritoneum
bran unterteilt wird. An der Versc hmel z ungsste lle von Septum ga nz genau lern e n mussten, so kön nen Sie beim Caec um ent-
urorectale und Kloakenmembran entste ht der primitive Damm spa nn en: Hier si nd die Bauchfellverhältnisse va riabel.
(pri mitives Perineum).
Am Ende der 8. Woche reißt die Analmembran ein.
Dort, wo das Il e um in das Caecum mündet, e ntstehen zwei pe-
APROPOS
Be i der Analatresie wird di e Persistenz der Ana lm embran angenomm en. Bei ritoneale Fa lten (sog. Bauchfelltaschen):
den Rektumatres ien soll ein e gestörte Se ptumbi ldung (Septum uror ecta le) • Die Plica caecalis vascularis (med ial. enth ä lt die A. caecalis
ein e ursächli che Ro lle spielen . Bei den Rektumatresien unterscheidet man ante rior) bedeckt den Recessus ileocaecalis superior.
noch ein e intermediäre und eine hohe Rektumatres ie. Se hr häufig bestehen • Die Plica ileocaecalis bedeckt d en Recessus ileocaecalis
Fisteln zurn Urogenita ltrakt (z. B. eine rec t o·ureth rale Fist el bei j ungen).
inferior.
Häufi g findet man auch hinter dem Caecum, gena uer gesagt
2.4.2 Funktion zwi schen dem Caecum und dem parietalen Peritoneu m , einen
Recessus retrocaecalis. Dieser Raum ist meistens fingertief und
Das Colon ha t die Aufgabe, Wasser und Elektrolyte aus dem beinhaltet bei fast ~ aller Menschen die Appendix vermiformis.
Darmlumen zurückzuresorbieren, a ußerdem dient es a ls Spei-
cher für den Darminhalt Der im Dickdarm verbleibende u n- Appendix vermiformis
ve rdau liche Nahrungsrest wird eingedickt, durch Bakterien Die Appendix vermiformis (Wurmfortsatz) hängt an der poste-
ze rsetzt und mittel s unregelmäßiger peristalti sc he r Bewegung ramedia len Seitenfläche des Caecum. Sie ist komplett von Peri-
nac h distal transportiert. tone um umgeben und besit zt ein eigenes, kleines, dreieckiges
Aufgaben der Immunabwehr übernimmt der Wurmfortsatz Mesenterium, das Mesoa ppe ndi x, das sich a n da s Mesenterium
(App endix vermifor mi s). in de m sich viele Lymphfollike l befin- des Dünndarms anschließt, sie liegt also intraperitoneal. Im
den. Mesoappendix verlaufen die A. und V. appen d icularis.
Die Länge des Wurmfortsatzes variiert. bet rägt meistjedoch
um die 8 cm. Ebenso variabel ist a uch d ie Lage:
2.4.3 Topografie
• in 64 % aufsteigen de retrocaecale Lage: d .h. , die Appendix
Caecum li egt am häufigsten hochgeschlagen hin ter dem Caecum.
Das sackartige Caecum (B lindd arm) bildet den ersten Abschnitt • 31 % ab steigende Lage : Sie reicht dann na ch kaudal ins !deine
des Dicl<darms und ist S-7 cm lang. Es is t unterhalb der Valva Becken hin ein .
ileocaeca lis ge legen und befindet sich m eiste ns in der Fossa ilia- • 2 % transversale retrocaecale Lage: d. h., sie ve rl äuft horizo n-
ca dext ra auf de m M. iliacus (Abb. 2.8). Kranial ge ht da s Caecum ta l hinte r dem Caecum.
in s Colon ascend ens über. • 1 % aufsteigende paracaecale, prae iliaka le Lage: Die Appen-
Auf dem Caecu m sic htbar ve rl aufen die Taenien, drei schma- dix li egt vor dem Il eu m .
le Längs mu ske lsrre ife n: die Tae ni a mesocolica hinte n und me- • 0,5 %aufste ige nde paracaecale. retroi li aka le Lage: Lage hin-
dial, die Taenia ome ntali s hinten und latera l sow ie dazwischen ter dem Il e um .
die Taenia lib era . also vorn ..frei" aufliegend . Weitere Varianten sind bei Zäkumhochs tand die Lage im Ober-
Das Caecum li egt me ist komp lett intraperito nea l und w ird bauc h bzw. lin ksse it ig bei Situ s inve rsus.
dann auch al s Caecu m mobile bezeic hn et. Wenn es mit der hin- Der Abga ng der Appendix aus dem Caecum ist von der Lage
teren Rumpfwand verwac hsen ist, befi ndet es sich sekundär jedoch relativ ko nsta nt und befindet sich auf der hal ben Stre-
retroperitonealund w ird Caec um fix um gena nnt. cke der Verbindungslinie zw isc he n rechter Sp in a iliaca anterior
s upe ri or und dem Nabel (Mc Burney-Punkt) oder am Üb e 1·gan g
des rechten in s mittlere Drittel der gedachte n Verb indungs lini e
zwi sche n de r linken u nd rechten Spina iliaca anter ior superior
(Lanz-Punkt, Abb. 2.9).
32 2 Gastrointestinaltrakt

0
0 sinistra. Topografische Orie nt ierungspunkte sind der 12. Brust-
N
.; wirbel bis 3. Lendenwirbel (F iex ura colica sinistra) und die
~ Crista iliaca, wo das Colon descendens ins Colon sigmoideum
:E
....
.; übergeht.
E Auf seiner gesamte n Länge (22-30cm) ist das Colon descen-
~c:
< Bauchnabel dens mit der Rückwand des Bauchraums verwachsen und liegt
"'
-"'
·a; sekundär retroperitoneal. Es zieht am lateralen Rand der lin-
Mc Burney
"'
"'
-;;; ken Niere über den M. quadratus lumborum in Richtung Be-
::>
Cl cken.
-;;; superior
a;
~ Lanz Colon sigmoideum
g'
·~ Das Colon sigmoideum bildet eine S-förmige Schleife auf einer
::>
:;: Lä nge bis zu 40cm. Es zieht von der linken Crista iliaca bis auf
~c: die Höhe des dritten Sakralwirbels. Dort, wo die 3 Taenien aus-
Abb. 2.9 Projektion der Appendix auf die Bauchwand. la ufen und enden, beginnt das Rektum .
Das Colon sigmoideum ist am Mesocolon sigmoideum be-
fes tigt und liegt intraperitoneal in der Fossa iliaca. Die Meso-
Auf der Appendix verlaufen die 3 Taenien wieder zusammen colonwurzel verläuft an der rückseitigen Bauchwand ebenfalls
und bilden eine geschlossene Längsmuskelschicht. Dieses Cha- gebogen. Durch den S-förmigen Verlauf entsteht eine Bauchfell-
rakteristikum nutzt der Chirurg bei der durch die Entzündung rasche, der Recessus intersigmoideus.
erschwerten Suche nach dem Wurmfortsatz.
Ein Kennzeichen eines entzündeten, retrozäkal gelegenen
2.4.4 Aufbau
Wurmfortsatzes ist übrigens der Psoasschmerz: Er lässt sich
am besten provozieren, indem man das gestreckte Bein im Der Dickdarm kann anhand seiner makroskopisch sich tbaren
Hüftgelenk gegen Widerstand beugen lässt. typ ischen Merkmale schnell und einfach von Dünndarmschlin-
gen unterschieden werden:
Colon ascendens • Taenia coli: drei längs verlaufende, ca. 1 cm breite Muskel-
Das Colon ascendens erstreckt sich unterhalb des rechten Le- bündel.
berlappens vom rechten Unterbauch bis zur linken Colonflexur • Plicae semilunares coli: in das Lumen hineinragende. aus a l-
und variiert in seiner Länge (12-20cm). len Wandschichten bestehende Kontraktionsaufwerfungen,
Es ist auf der Vorderfläche und an den Seiten von Peritoneum die halbmondförmig in da s Darmlumen vorspringen.
überzogen, mit der Rückseite ist es an der Rückwand der Bauch- • Haustrae coli: Aussackungen der Dickdarmwandung, die
höhle verwachsen und liegt ihr ohne Meso direkt an, es liegt sich zwischen zwei Plicae semi luna res coli ausb ilden.
also sekundär retroperitoneal. Lediglich durch die im Retrope- • Appendices epiploicae: zipfeiförmige Fettanhängsel der
ritoneum gelegenen Nieren wird es von den Muskeln der Rück- Subserosa, die vor allem am Colon ascendens, dem Colon
wand der Bauchhöhle (M. quadratus lumborum und M. psoas transversum und dem Colon descendens vorkommen.
major), an die es sonst angelagert ist, abgehoben.
Lateral des Colon ascendens bildet sich eine rinnenartige
2.4.5 Gefäßversorgung
Einsenkung aus, die rechte parakolische Rinne (s ichtbar auf
Röntgenaufnahmen des Abdomens). ~ Arterielle Versorgung. Das Caecum wird von der A. ileoco·
Ungefähr aufHöhe des 1. Lendenwirbelkörpers befindet sich lica (aus der A. mesenterica Sup erior) versorgt (Abb. 2.10). Die
die rechte Colonflexur (Flexura coli dextra ). die auf der Unter- Appendix vermiformis erhält Blut über die A. appendicularis,
seite der Leber eine Imp ression hinterlässt. Von hier setzt sich die im Mesoappendix verläuft und ebenfa ll s e in Ast der A. ile-
das Colon ascendens ins Colon transversum fort. ocolica ist.

Colon transversum
Das Colon transversum ist ca. 45cmlang und damit der längste Die Appendix wird also aus der Arteria mese nterica superior
Abschnitt des Dickdarms. Es verläuft quer durch den Bauch- versorgt!
raum von der Flexura coli dextra zur Flexura coli sin ist ra . Da es
an e inem Mesocolon transversum aufgehängt ist, liegt es intra- Das Colon ascendens sowie die rechte Colonflexur werden von
peritoneal. In das Aufhängeband des Querkolons strahlen noch der A. ileocolica und der A. colica dextra verso rgt (Äs te der A.
weitere peritoneale Bänder ein : mese nterica superior).
• Lig. hepatocol ic um
• Lig. gastroco licum (Tei l des Omenturn majus)
• Lig. phrenicocolicum (z ieht vom Zwerchfell zur Flexura coli Die Gefäßversorgung des Dickdarms lern en Sie am e infachsten
sinistra). anhand de r Abb. 2.10!
Im Mesocolon transversum verzweigen sich die Vasa col ica me-
dia und bilden Anastomosen mit de n Vasa colica sinistra. Da s Colon transversum wird arteriell vorwiegend durch die A.
colica media gespe ist (a us der A. mesente ri ca sup erior). Dane-
Colon descendens ben erhält es auch noch Zuflüsse von d er A. co lica dextra und
Das Colon descendens zieht von der linken Colonflexur (Höhe A. colica sini stra (aus der A. mese nte ri ca inferior). Die A. colica
des linken unteren Nierenanteils) hinab bi s in die Fossa iliaca dext ra und die A. co lica sini stra treten etwas med ial der Fle-
2.5 Rektum 33

Abb. 2.10 Arterielle Versor-


A. mesenterica A. colica Flexura gung des Dickdarms. a Äste der
inferior si nistra coli sinistra
0 A. mesenterica superior, b Äste
0
N der A. mesenterica inferior.
~
'"
:;:
>- coli sinistra
.;
·~ A.colica -..qf-----+-'--+- A. colica
~ dextra med ia
<
'"
.<;

~ A. ileo- ----,'--f-L-'"\-.l----,I'I
~ colica ?'"'"'---------'r-'-'ri,.- Aa . j ej u-
"'
0 nales
u. ileales
"'
0'
·~ A. appen-
~ dicularis A.rectalis
~ a b superior
c:

xura coli sinistra in Kontakt (Cannon-Böhm-Punkt). Eigentlich pathische Fasern aus den Nn. splanchnici und parasympathi-
ist es kein direktes Zusammentreffen. sondern eher ein Über- sche Fasern aus dem N. vagus erhält.
schneiden der jeweiligen Perfusionsgebiete; letztlich aber ist Colon descendens und Colon sigmoideum erhalten sympa-
das Ergebnis gleich, es bildet sich eine Anastomose: Riolan- thische Fasern vom Plexus mesentericus inferior und parasym-
Anastomose. pathische Fasern aus den sakralen Rückenmarksegmenten.
Die arterielle Versorgung des Colon descendens erfolgt über Sympathische Impulse wirken verdauungs hemmend, para-
die A. colica sinistra und die Aa. sigmoideae (beide aus der A. sympathische Impulse wirken verdauungsförd ernd .
mesenterica inferior).
Das Colon sigmoideum wird über die 2-3 Aa. sigmoideae FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
aus der A. mesenterica inferior perfundiert Diese teilen sich ~ Das Caecum befindet sich meistens in der Fossa iliaca dextra
dann nochmals in auf- und absteigende Äste auf und ziehen an auf dem M. iliacus.
das Sigma heran. Auch hier gibt es Anastomosen, z. B. mit Ästen ~ McBurney-Punkt: Abgang der Appendi x aus dem Caecum auf
aus der A. colica sinistra und mit der A. rectalis superior. halber Strecke der Verbindungslinie zwischen rechter Spina
iliaca anterior superiorund dem Nabel.
~ venöser Abfluss. Entsprechend dem arteriellen Zufluss sorgt ,.. Lanz-Punkt: findet sich am Übergang des rec hten ins mittlere
eine V. ileocolica für den venösen Abfluss aus der Appendix und Drittel der gedachten Verbindungslinie zwischen der linken
dem Caecum. Von hier aus gelangt das venöse Blut dann weiter und rec hten Spina iliaca ante rior superior.
in die V. mesenterica superior, um nach Vereinigung mit der V. ~ Auf der Appendix verlaufen 3 Taenien wieder zusa mmen und
splenica in die V. portae zu fließen . bil de n eine geschlossene Längsmuskelschicht. Anband di eses
Der venöse Abfluss au s dem Colon ascendens wird durch die Merkmals lässt sich der Wurmfortsatz intraoperativ auffinden.
v. ileocolica und die V. colica dextra gewährleistet, die ebenfalls ~ Ein Psoasschmerz lässt sich am besten provozieren, indem
in die V. mesenterica superior fließen . Auch das Blut aus dem man das gestreckte Bein im Hüftgelenk gegen Widerstand
Colon transversumfließt in die V. mesenterica superior. beugen lässt.
Das venöse Blut des Colon descendens und des Colon sigmo- ~ Das Colon descendens grenzt an die rechte Niere.
ideum wird über die V. mesenterica inferior der V. portae zu- ~ Charakteristisches Kenn zeichen des Colons sind di e Taenien.
geführt. ~ Appendices epiploicae si nd zipfeiförmige Fettanhängsel der
Subse rosa, di e vor allem am Colon ascendens, dem Colon
~ Lymphabfluss. Die Lymphe des Caecums und der Appendi x
transversum und dem Colon descendens vorkommen.
sowie des Colon ascendens und tran sversumfließen über Zwi- ,.. Das Caecum wird von der A. ileocolica aus der A. mesenterica
schenstat ionen in die Nodi lymphoidei mesenterici superi01·es superior versorgt. Die Appendix wird ebenfa lls aus einem Ast
ab. der A. ileocoli ca versorgt.
Die Lymphflüssigkeit des Colon descendens fließt in die Nodi
Iymphoidei paraco lici , dann weiter in die Nodi lymphoidei coli-
ci sin istri entlang der A. colica sini stra (Leitstruktur). Von dort
aus gelangt die Lymphe weiter in di e Nodi lymphoidei mesen- 2.5 Rektum
terici inferiores rund um die A. mesenterica infe rior. Aus dem
Colon sigmoid eu m gelangt die Lymphflüssigkeit in die Nodi Das Rekt um (Ma stdarm ) ist der Endabsc hnitt des Darms und
lymphoidei paraco lici und weiter in di e Nodi lymphoid ei me- beginnt im Anschluss an das Colon sigmoideum . Es endet mit
sente l·ici inferiores. der Analöffnung (Anus). Sein kranialer Abschnitt wird als Am-
pul Ia recti bezeic hnet. der ka ud ale Absc hnitt als Canalis analis.
2.4.6 Innervation
2.5.1 Entwicklung
Die Innervat ion erfolgt bis zur Flexura co li sini st ra (Cannon-
Böhm-Punkt) üb er den Plexus mesentericus superior, der sy m- Siehe S. 31.
34 2 Gastrointestinaltrakt

2.5.2 Funktion zulaufenden Hohlraum. Ist die Ampulle gefüllt , kommt es zum
Gefühl des Stuhldrangs.
Das Rektum dient als Auffang- und Vorratsraum der nun voll - In der Ampulle sind drei aufgeworfene, konstante Querfal-
ständig ve rarbeiteten, eingedickten Nahrun gs reste (Fäzes). Im ten sichtbar, jeweil s auf Höhe der lateralen S-förmigen Flexu-
oberen Abschnitt ist das Rektum sehr dehnbar, hier wird die ren. Diese Falten heißen Plicae transversae recti und sind aus
Fäzes vor dem Ausscheiden aufbewahrt und gesammelt. Außer- Schleimhaut und Muskelfasern aufgebaut.
dem wird im Rektum durch das Zusammenspiel verschiedener Die größte dieser Querfalten ist die sog. Kohlrausch-Falte.
Muskeln und Nervenfasern der Verschluss des Darms reguliert Sie befindet sic h etwa 6cm rechtsseitig obe rhalb des Anu s und
(Kontinenz). wölbt sich rechts in das Rectum vor. Ih r liegt beim Mann nach
vorn di e Prostatarückseite an. bei der Frau befindet sich die
Kohlrau sch-Falte auf Höhe des Douglas-Raums nahe der Pars
2.5.3 Topografie
posterior des Fornix vaginae. Darüber und darunter befindet
Das Rektum ist im oberen Abschnitt mit der Rumpfhinterwand sich linksseitig jeweils noch eine weitere, kleinere Querfalre.
fest verwachsen und mit Peritoneum überzogen, es liegt also Bei Kontraktion der Ring muskelfase rn in der Darmwandung
sekundär retroperitoneal. bewegen sich die Querfalten aufe inander zu und interdigitie-
Es beginnt etwa in Höhe des 3. Sakralwirbels und zieht ren, d. h., sie greifen ineinander und bewirken somit ebenfalls
entlang der Konkavität von Os sacrum und Os coccygeum einen gewissen Verschluss (für die Kontinenz ist aber im We-
in das kleine Becken. Dort bildet es die Flexura sacralis recti. sentlichen der Sphinkterapparat verantwortlich).
Um schließlich durch den Beckenboden nach außen zu t rete n,
macht es eine nach vorne konvexe Biegung (Fiexura perinealis Canalis analis
bzw. anorectalis), tritt durch das Diaphragma pelvis hindurch
und endet schließlich als Anus. Dieser Teil des Rektums ist ext-
raperitoneal, d. h. ohne jeglichen Bezug zum Peritoneum. Ein ze lhei te n zum Feinbau find e n Sie im Skript Hi stologie!
Neben den Krümmungen in der Sagittalebene verläuft das
Rektum auch mit seitlichen Au sbuchtungen, den sog. Flexurae Der Analkanal zieht schließlich al s letzte r Abschnitt des Rek-
laterales. In dieser Ebene ist der Verlauf annähernd 5-förmig. tums vom Levator-Tor nach dorsa l und kaudal, um als Öffnung
Durch den Peritonealüberzug im oberen Abschnitt des Rek- des Darms nach außen zu enden (Anus).
tums entstehen beim Mann und bei der Frau unterschiedliche Innerhalb des Analkanals werden drei charakteristische Zo-
Bauchfelltaschen im kleinen Becken (bezogen auf die Urogeni- nen unterteilt, die jede für sich ca. 1 cm brei t sind und unterei-
talorgane): nander durch zwei Gren zlinien ge trennt werden (s. Histolog ie).
• Beim Mann schlägt das Peritoneum in einer Falte vom Rek-
tum auf die Harnblase um und bildet die Excavatio rectove- ~ zona columnaris. Die Zona columnaris bildet den Übergang
sicalis. von der Ampulla recti in den AnalkanaL Hi er findet man 6-10
• Bei der Frau zieht das Peritoneum vom Rektum kommend längs verlaufende Columnae anales (Aftersäulen), zwischen de-
auf den Uterus und bildet eine hintere Bauchfelltasche, die nen sich die Sinus anales (Afterbuchten ) einsenken.
Excavatio rectouterina (s. S. 62). Dies ist auch der tiefste Die Columnae anales entstehen durch den darunterliegen-
Punkt im Bauchraum der Frau und wird als Douglas-Raum den Gefäßplexus, das Corpus cavernosum recti, welches vom
bezeichnet. Danach zieht das Peritoneum unter Bildung venösen Plexus recralis und von der arteriovenösen Anastomo-
einer weiteren Bauchfelltasche auch bei der Frau auf die se zur A. rectali s superiorgespeist wird. Di e Füllung des Corpus
Harnblase und bildet die Excavatio vesicouterina. cavernosum recti bewirkt das Aneinand e rlage rn der dann auf-
geweiteten Aftersäulen und g leich ze itig damit eine Verlegung
des Lumens. Somit dienen die Columnae anales ebenfalls der
2.5.4 Aufbau
Kontinenz.
Das Rektum ist ca. insgesamt 12-14 cm lang, davon entfallen ca.
APROPOS
3-4cm auf den Canalis analis.
I Kommt es zu einer pathologischen Au fw eitung und knotenartigen Erweiterung
des Gefä ßpl exus. spricht man vom klinisch en Bild .. Innere Hämorrhoiden".

Im Gege nsa tz zum Namen (rectus = lat. gerade) verläuft das ~ Pecten analis (= Zona intermedia). Diese Zo ne wird auch als
Rektum wie oben schon erwähnt in Biegungen und Bögen (bei Zona alba bezeichn et. Sie ist a n der hell e rs cheine nden Schleim-
Primaten verläuft das Rektum gerad e durch das Becken). haut zu erkennen. Hier ist di e Sc hleimhaut mir dem darunter-
liegen den Gewebe fes t verwachsen und schm e rzempfindlich
Am Re ktum fehlen die typischen makrosko pi sc he n Dickdarm- (Nn. recta les inferiores).
elemente wie Haustren, Appendi ces epiploicae oder isoliert
APROPOS
sic h tbare Taenien. Taenien sind zwar a ls län gs ge ri chtete Mus- Auf dieser Höhe befind et sich auch ein Venenge necht, we lch es bei variköser
l<elfaserzüge noch zu identifi zieren , s ie verlaufen jedoch dicht I Erwei t erung als .. äußere Hämorrh oid en beze ichnet" wird .
nebeneinander und bilden schließlich im Analkanal eine ge-
schlossene Längsmuskel sc hi cht. ~ Zona cutanea. Die Zona c ura nea ist von verhorntem m e hr-
schi chtige m Plattenepithel ausgekleidet.
Ampulla recti
Die Ampulla recti zieht vom End e des Colon sig moid e um auf Sphinkterapparat
Höhe des 3. Sakralwirbels bis z ur Mu skelschlin ge des Levator- Die Sc hli eßmu sl<e ln des Analkanal s bild en zusa mm en ein
Tors (s. Skr ipt 1). Sie bildet einen nac h kaudal rri chterfö rmi g kompli zier tes Syste m z ur Aufrec hte rhaltun g der Ko nt in e nz
2.5 Rektum 35

(Sphinkterapparat), der au s glatter (unwillkürlicher) und quer- • Die A. rectalis mediaentspring t der A. iliaca internaund
gestreifter (willkürlicher) Muskulat u r besteht. Von innen nach versorg t da s mittlere Drittel de s Rektum s.
außen sind folgende Muskeln am muskulären Verschlussappa- • Die A. rectalis inferior stammt aus der A. pudenda interna
rat beteiligt: und versorgt die Muskulatur im Analkanal und die Sphink-
• M. sphincter ani internus: Er ist die stärkste Fortsetzung des teren, also etwa das untere Drittel des Rektums.
Stratum circulare, d . h., es handelt sich um glatte Muskula- Alle drei genannten Gefäße bilden außerdem untereinander
tur. Sein unterer Rand ist als harter Ring an der Linea ano- Anastomosen aus.
cutanea tastbar. Der Mu skel steht unter Dauerkontraktion, Im Bereich der Submukosa breitet sich das Corpus caverno-
ist sympathisch innerviert und garantiert überwiegend die sum recti aus , das von der A. rectalis superiorversorgt wird.
Kontinen z. Überwiegt die parasympathi sc he Innervation,
nimmt der Dauertonus ab, der M. sphincter ani internus .. Venöser Abfluss. Der venöse Abfluss erfolgt über den Plexus
relaxiert. venosus rectalis und dann in die V. rectalis superior. die Vv. rec-
• M. sphincter ani externus: Dieser Ring mu skelliegt dem M. tales mediae und inferiores. Am Rektum bes teht eine portoka-
sphincter ani internus außen an und besteht au s querge- vale Anastomose (s.S. 75).
streifter Muskulatur. • Die V. rectalis superiorfließt dann weiter in die V. mesente-
• M. sphincter ani internus und ex ternus werden durch eine rica in ferior und in die V. portae.
Lage glatte Längsmuskelfasern getrennt (.. M. corrugator • Das venöse Blut aus den Vv. rectales mediae und inferiores
ani", Fortsetzung des Stratum longitudinale der Tunica gelang t in die V. pudenda interna und von dort in die V. iliaca
muscularis). Die Muskelfasern strahlen fächerförmig in die interna zur V. cava inferior.
periana le Haut ein.
Auch die Muskeln des Beckenbodens, vor allem de r M. Ievator ~lymphabfluss. Die Lymphe fließt etagena rtig ab:
ani. sind für die Kontinen z wichtig. Der M. Ievator ani bildet da s • aus dem oberen Drittel des Rektum s über mehrere Zwi-
Levator-Tor (Teil des Diaphragma pelvis, s. Sk ript 1). Er lässt sich schenstationen in die Nodi lymphoidei retroaortici
anband seiner Mu skelfa seranteile vers chiedenen Ursprungs • aus dem mittleren Drittel in die Nodi lymphoidei iliaci in-
weiter unterteil e n in den M. puborectalis sowie die darunter- terni
liegenden M. pubococcygeus und M. iliococcygeus, die eine • au s dem Analkanal in die Nodi lymphoidei ing uinale s super-
muskuläre Platte bilden (querg estreifte Muskulatur). Der M. ficiales.
puborectalis zieht wie eine Schlinge um da s Rektum und ver-
schließt es bei Kontraktion. 2.5.6 Innervation
Am gasdichten Verschluss de s Afte rs sind beteiligt:
• Kontraktion des M. sphinc ter ani externus und internus Di e Innervation des Rektums und der für die Kontinenz maß-
• Kontraktion des M. Ievator ani geblichen Muske ln erfol g t üb e r d e n Sympathikus, den Parasym -
• Füllung der Gefäßgeflechte der Columnae a nales. pathiku s und den N. pudendus. Der M. sphincter ani internus
wird vom Sympathiku s ex zitatorisch , vom Pa ra sympathiku s
Defäkation inhibitori sch innerviert. Der M. sphincte r ani ex ternu s und der
Wenn die Ampulle mit Faeces gefüllt wird und s ich zunehmend M. puborectalis werden vom N. pud e ndu s - al so willkürlich -
au sdehnen muss, nimmt ihre Wandspannun g zu . Dadurch wird innerviert.
der Defäkationsreiz ausge löst, der e in re flektorische s Erschlaf-
fen des anson sten dauerkontrahierten M. sphincter ani internus FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
bewirkt. Zudem werden willkürli ch de r M. sphincter ani exter- .. Di e Kohlrausch-Falte wölbt sich rechts in das Rektum vor.
nus und der M. puborectalis entspannt und das Corpus caver- .. Di e Kohlra usc h-Falte li egt be i d er Frau nah e der Pars post e rior
nosum rec ti au sgepress t. damit di e Afte rsäulen d as Lumen des des Forni x vaginae .
Anu s fr e ilegen . Mittels Bauchpresse wird die Defäka tion ein ge- .. Die Muskeln des Beckenbodens sind für die Kontinen z wich-
leitet. tig .
.. An de m gasdichten Verschluss des Afters sind beteiligt:
2.5.5 Gefäßversorgung - Kontra ktion des M. sphincte r ani exte rnu s und internu s
- Kontraktion des M. Levator a ni
.. Arterielle Versorgung. Die Blutve rso rg ung des Re ktums lä ss t - Füllung de r Gefäßg e fl ec hte der Co lumn ae anal es .
s ich grob dritteln : ~ Die A. rectalis superior ent springt de r A. mese nteri ca infe rior.
• A. rectalis superior: Sie en ts pring t JUS de r A. mesenterica .. Die A. rec tali s supe riorversorgt u.a. da s Corpus caverno sum
inferior und teilt s ich auf d e r Rück se ite des Colo ns in zwei rec ti.
Äs te au f, um von be id e n Seite n an da s Re ktum he ran z utre -
ten. Sie ve rso rg t da s Corpus cave rno s um re cti. di e Schleim-
haut d es Re ktum s und di e Mu s kula tur im obe re n Drittel d es
Re ktum s.
36 3 Leber, Gallenblase, Pankreas, Milz

sta mmt. Die Leberzellbalken wachsen in das Septum transver-


3 Leber, Gallenblase, Pankreas, sum ein.
Milz Die bindegewebigen Anteile der Leber sowie die Zellen der
Blutbildung (s. Histologie) stam men auch aus dem Mesoderm
3.1 Leber des Septum transversum.

Die Leber ist das größte Stoffwechselorgan des Körpers. Sie ~ Untergliederung des ventralen Mesogastriums. Das ventra le
verstoffwechselt Nährstoffe, Medikamente und andere Fremd- Mesogastrium, das sagittal ausgerichtet ist, spannt sich zwi-
stoffe: Proteine werden in Aminosäuren zerlegt, aus dem ent- sc hen der ventralen Leibeswand einerseits und dem Magen so-
stehenden Ammoniak wird Harnstoff gebildet. Kohlenhydrate wie dem oberen Abschnitt des Duodenums anderse its aus.
werden zu Glykogen umgebi ldet und in den Leberze llen gespei- Die Leber wächst in das ventrale Mesogastrium hinein. Da-
chert. Fettsäuren werden unter Bildung von Ga llenflüssigkeit durch gliedert sich das ventrale Mesogastrium in zwei Teile
umgebaut. Die Ga llenflü ssigkeit wird von der Leber geb ildet, in (Abb. 3.1):
der Gallenblase gespeic hert und von dort bei Bedarf ins Duode- • Lig. falciforme hepatis: zwisc he n ventraler Leibeswand und
num ge le itet. Außerdem werden in den sog. lto-Zellen der Leber der Leber.
Vitamine ges peichert (Vita min B12 und Vitamin A) und sie ist • Omenturn minus: zw ischen Leber und Magen sow ie An-
am Abbau von Erythrozyten beteiligt. Über die Pfortader (V. fangsteil des Duodenums. Am Omenturn minus können zwei
portae) erhält die Leber das venöse Blut der unpaaren Bauch- Anteile untersc hied en werden:
organe. - Lig. hepatogastricum: Omenturn minus zwischen Leber
Die gesu nd e Leber wiegt ca. 1500 g, hat eine rostbraune und Magen
Farbe und ei ne glatte, spiegelnde Oberfläche. Die unter dem - Lig. hepatoduodenale: Omenturn minus zw ischen Leber
Zwerc hfe ll liege nde konvexe Oberfläche der Leber wird Facies und Duodenum.
diaphragmatica genan nt, die zu den Eingeweiden hingewa ndte Beim Fetus ist die Leber relativ größer a ls beim Erwac hsene n.
konkave Unterfläche ist die Facies visceralis. Das ist u. a. durch die fetale Blutbildung in der Leber bedingt.
Die Leber wi rd makroskopisch in einen rec hten (lobus dex-
ter) und einen linken (lobus sinister) Leberlappen unterteilt.
3.1.2 Lage und Aufbau
Die Unterteilung e rfol gt auf der Facies diaphragmatica durch
das Lig. falciforme und auf der Facies visceralis durch eine ge- Die Leber liegt größte nte ils auf der rechten Seite des Ober-
dachte Linie zwischen der Fissu ra lig. teretis und der Fissura lig. bauchsitus un d dehnt sich von rechts nach links bis zur Regio
venos i. hypochondriaca sin istra aus. Der kaudale Teil des lin ken Leber-
lappens liegt der vorderen Bauchwa nd direkt an. So kan n man
ihn bei der klini sc he n Untersuchu ng g ut in der Regio epigast-
3.1.1 Entwicklung
ri ca tasten (Abb. 3.2). Am besten lässt man den Patienten dazu
ln der ventralen Wand des unteren Vorderdarms (dort, wo tief einatmen.
später das Duodenum entsteht) ist bereits in der 3. Woche da s Die Leber ist von viszeralem Peritoneum umhüllt und liegt
sog. leberfeld , e ine Zone aus entoderma len Epithelzellen, er- somit intraperitoneal. Lediglich ein klei ner Bereich, der mi t
kenn bar. Dieses Leberfeld vertieft sich sc hnell zur leberknospe dem Zwerchfel l verwachse n ist. ist frei von Peritone um und
(a uch epitheliale leberbucht oder Leberdivertikel genannt). wird a ls Area nuda bezeichnet.
Die leberknospe wächst strangför mig in das Septum transver-
sum, das Mesoderm zwischen Perikardhöh le und Dottersac k- [ LERNTIPP !
st iel, aus dem e in großer Te il des Zwerc h fells und das ventrale Die Bänder der Leber sind häufige Prüfungst hem en I Die Namen
Mesogast rium entstehe n. sind le icht zu merken: Entweder beschreiben sie die Organe, die
Die Ep ithelze llen der Leberknospe proliferieren und bilden miteinander verbunden werden ("hepato- renal e" oder "hepato-
ZellsträngefZellbalken, die sich schl ießlich zu den Leberläpp- duod e nale"), oder sie sind an die Form des Verlaufs ange lehnt
che n anordnen. Zw ischen den Leberzellstränge n (Hepatozy- (" co ronarium " -"wie ein e Krone" oder .,falciforme" - "sichelför-
ten st ränge n) bilden sich die weitlumigen lebersinusoide, de - mig").
ren Endothel aus dem Mese nchym des Septum transversum
3.1 Leber 37

Retroperitonealraum
"'
0
~
oi ~--- Pankreas
E
'"
:c Niere
>--
oi Peritonealhbhle Lig. sp lenorena le
'5> Pankreas
0

~ Milz
..0 dorsales
.§ Mesogastricum Magen Lig. gastro-
-5
"
_o Omenturn sp lenicum
~
-;o;
minus
:; Leber
""0,
s"" Lig. falciform e hepatis
-'=
u
"'c a b
Abb. 3.1 Querschnitte durch den oberen Bauchsitus auf Höhe der Magenanlage. a Verlagerung des Pankreas aus se in er zunächst intra- in die
retroperitonea le Lage. Beachte die Lig ame nta, die aus dem ventralen Mesogastri um entste he n (b), und die intrape riton ea le Lage der Milz und ihre
Bänder.

• rechts lateral findet s ic h der Einga ng in die Bursa omentalis:


da s Foramen omenrate unterhalb des Lig. hepatoduod ena le,
• links late ra l wird die Bursa vo n der linken Niere und Neben-
niere, der Mil z und ihren Bändern beg re n zt.
Zugang zur Bursa omentalis erhält man bei Durchtrennung des
Leber - - - - - - - Mesocolon transversum von kaudal.

Rippen- FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X


bogen ~ Die Le berze llbalken wachsen in das Septum tran svers um ein .
~ ln der Regio epigastrica kann man de n linken Leberlappen
Abb. 3.2 Palpation der Leber. tasten.
~ Im Ligamentum teres hepati ve rl ä uft di e obliterierte Vena
~ Bänder. Die Bänder an der Leber heißen : umbilicalis.
• Lig. coronarium (auch: Lig. triangulare): Es begrenzt die ~ Das lig. hepatoduodenale bildet die Öffnung des Foramen
Area nuda und teilt sich in einen rechten Schenkel (Crus epiploicum und so mit den Eingang zur Bursa omentalis.
dextrum) und einen linken Schenkel (Crus sinistrum) auf(s. ~ Das lig. hepatoduodenale span nt sic h von der Parssuperior
Abb. 3.3). duodeni zur leberpforte .
• Lig. hepatorenale: Es verbindet die Leber mit der rechten ~Zugang zur Bursa omentalis erhä lt man bei Durchtrennung
Niere_ des Mesoco lon transversum von kaudal.
• Lig. falciforme hepatis: Es stellt eine Peritonealduplikatur
dar und zie ht zur Vorderseite der Bauchwand. An seine m
Unterrand li egt im Lig. teres hepatis die obliterierte V. um- ~ Fades diaphragmatica. Die Facies diaphragmatica (Abb. 3.3a)
bilicalis (s. Abb. 3.3). ist nach kranial übe r die Area nuda mit d e m Zwerchfell ver-
• Lig . venosum hepatis : Auf d er Rückseite der Leber befindet wachsen In die sem Bereich besitzt die Leber also keinen Perito-
sic h das Lig. ve nos um hepatis, das den obliterierten Ductus nealüberzug . Ventra llaufen die beiden Schenkel de s lig. coro na -
venosus darstellt (Kurzschlu ssverbi ndun g im Fetalkreislauf. rium im Lig. falciforme zusa mm en. das die Leber ventral mit der
d e r da s m ate mal e sa uers toffre iche Blut an der Leber vorbei Bauchwand verbindet. Im hinteren Bereich der Area nuda liegt
zu m Herzen leitet). An diese Fissura li g. venosum ziehen 1.) der Sulcus v. cava inferior, d ari n eingebettet di e V. cava inferior.
da s Omenrum minu s, mit den Bä ndern des Lig. hepatogast- Auch das Perikard ist mit dem Zwerc hfe ll verwac h sen, das Herz
ri cum von der Curvatura minor des Magens, und 2.) d as Lig. li egt im Bereich dieser Verwach sung dem Zwerc hfe ll auf, auf der
hepatoduodenal e von der Parssuperior des Duodenums. Oberfläche der Leber en tsteht die lmpressio cardiaca.
• Lig. hepatoduodenale: Es bildet als quer verlaufender Tür-
boge n die Öffnung des Foramen epip lo icum (Fo ram en omen- ~ Fades visceralis. An der Facies visceralis (Abb. 3.3b) werden

tale) und som it den Eingang z ur Bursa o menta li s. Es spa nnt der lobus dexter und der lobus sinister unterschieden. Dazwi -
sic h von d er Parssuperior duodeni z ur Lebe rp forte. sc hen li egt nach ventra l de r lobus quadratus, der an die Gal-
lenb lase angrenzt, mittig befindet s ich die Leberpforte (Porta
~ Bursa omentalis. Die Bursa o m e ntali s ist der Raum zwisc he n hepatis) und nach dorsal der Lobus caudatus.
der Rückseite d es Ma ge ns und dem Pa nkreas. Sie wird durch
folgende St ru kt ure n begrenzt: ILERNTIPP !
• kranial durch die Facies visceralis der Lebe r, Ac htung: Be i der makroskopischen Lin ks-rec hts-E inte ilung wer-
• kaudal durc h das Li g . gastroco li cum, das Co lon transversum den der Lobus quadratus und der Lobus caudat us zum rec hte n
und d as zuge hö rige Mesoco lo n t ransve rsum, Le berlappen gerechnet!
38 3 Leber, Gallenblase, Pankreas, Milz

Lig. triang ulare Lig. coronarium


dextrum

Lig. ve nosum
Lobus caudatus
V. cava inferior
Lobus Lig . venae cavae
hepatis Area nu da
dexter Lig.
Ia Ieiforme
Lig. teres
0
hepatis
~
~ a
Lobus hepatis
"
:2 lmpressio gastrica dexter
>-
.,; lmpressio renalis
E Ductus hepaticus
sinister V. portae
«
~
-5::>
Ductus hepaticus
~ dexter
c:"
-5 lmpressio colica
~
-ro
"'
~ b cysticus
""'"'
Ductus
u
"'
c: choledochus
Abb. 3.3 Leber. a Facies diaphrag matica , Ansicht von ventral. b Facies visceralis , Ansicht vo n kaudal.

Verbind et man die bindegewebige n Bänder der Facies visce- toduodenale. Im Lig. hepatoduodenale verlaufen auf der rech-
ralis mi t einer gedachten Linie, d. h. 1.) das ventralliegende Lig. ten Seite der Ductus choledochus, in der Mitte und dorsal die
teres hepatis mi t dem dorsal gelegenen lig. venosum sow ie 2.) V. portae und auf der lin ken Seite und ventra l di e A. he patica
die Gallenblase (Vesica fellea ) mit der V. cava inferior, und legt propria. Die A. hepatica propria dient der Eigenve rsorgung der
dann eine quere Linie, die durch die Leberpforte gebildet wird . Leber. die V. portae ist das Sammelgefäß für näh rstoffreiches
zwischen die gedachten Linien, erhält man den Buchstaben H. Blut aus den unpaaren Bauchorganen. Der Ductu s choledochus
ist der abführe nde Gallengang, der di e Galle in s Duodenum oder
durch Rückstau in den Ductus cys ti cus und schließlich in die
Die Nachbarschaftsbeziehungen der Leber zu anderen Orga nen Gallenblase bringt.
si nd für di e Prüfung und für die Klinik wichtig . Stell en Sie sich di e
Bauchorga ne in ihrer Lage zue inander räumlich vor und lernen • Lebersegmente. Die Leber wi rd insgesa mt in 9 Segmente
Sie immer gleich aus meh reren Pers pek tiven: aufge teilt (Abb. 3.4). Sie werden ausgehend vo m Lobus ca ud a-
An welche Strukturen grenzt der rechte Leberlappen? Zum tus (Segment 1) im Uhrzeigersinn und vo n dors al nach ventral
Beis pi el an die rechte Niere. Lernen Sie dan n aber auch gleich durchnummeriere. Das Segment 4 ist der Lobu s qu ad rat us. di e
.. andersherum": An welche Organe grenzt die rechte Niere? Segmente 2 und 3 1iegen im makroskopisch li nken Leberlap pen.
(Zum Beispiel den rechten Leberlap pen).

• Nachbarschaftsbeziehungen der Facies visceralis. Am linken Der Lobus quadratus ist das vierte Segment. Das lässt sich leicht
Leberlappen (Lobus si ni ster) finden sich Abdrücke merken. denn ein Quadrat hat schließlich 4 Ecke n.
• des Magens (lmpressio gastrica) und
• der Speiserö hre (lmpressio oesophagea). Bei der Gliederung der Lebe r in Segmente erfo lgt die Untertei-
Auf dem rechten Leberlappen (Lobu s dexter) finden sich von lung anhand der Aufzweigungen der Blutgefäße (Ductu s hepa-
dorsa l nach ve nt ra l die Eindeilungen ticus. V. portae. A. hepati ca propria). di e jewei ls im Zentrum der
• der Nebenniere (lmp ressio suprarenalis). Segmente liegen. Die Vv. hepaticae bilden di e Segmentgren-
• der rechten Niere (lmpressio renalis). zen. Nach ih rem int rahepat isc hen Verl aur treten meist dre i Vv.
• der Parssuperior duodeni (lmpress io duod enali s), hepati cae auf der Facies diaphragmatica aus der Leber aus und
• der Flexura coli dextra und mü nd en als abl eitende venöse Gefäße nac h kurze m Verlaur in
• des Colon t ransve rsum (lmpress io co lica). die V. cava in ferim .

.. Leberpforte. ln der Mitte der Fac ies visce rali s liegt di e Leber-
pforte (Porta hepatis). Zum Leber hilum zieht das Lig. hepa-
3.1 Leber 39

abschnitten, der V. mesenterica superior, zur Pfortader (V.


portae).
• Die V. portae bringt nun in ihrem kurzen Verlauf du rch das
Lig. hepatoduodenale das Blut zur Leberpforte und teilt sich
dort in die rechte und linke Portalvene auf. Die V. portae ist
wegen des Transports von nährstoffreichem Blut zur Leber
ein funktionelles Gefäß für den Gesamtorganismus und wird
daher auch als Vas publicum bezeichnet.

( i.ERNTIPP !
Die Interpretation von CT-Aufnahmen werden Sie in Ihrem kli-
nischen Studienabschnitt noch lernen, allerdings hat das IM PP
Äste der Vv. hepaticae im Physikum bereits nach der Lage der Pfortader in einem CT
Äste der V. portae hepatis des Oberbauchs gefragt. Sie können einig e Organe immer leicht
Äste der A. hepatica propria zuordnen : Die Niere, Leber, Milz und der Darm sind z.B. einfach
Äste des Ductus hepaticus zu erkennen und helfen Ihnen im Zweifelsfall, per Ausschlussver-
fahren die richtige Antwort zu finden.
Abb. 3.4 Lebersegmente.

~ LERNTIPP ! " Arterielle Versorgung der Leber. Der erste unp aare arteri-
Auch wenn Sie es sich beim Auswendiglernen der Segmente viel- elle Abgang aus der Aorta abdominalis ist der Truncus coelia-
leicht nicht vorstellen können: Die Einteilung der Leber in Seg- cus (S. 71 ). Hieraus entspringt neben der A. splenica und der A.
mente ist für die kommenden klinischen Studienjahre sehr wich- gastrica sini stra die A. hepatica communis. Aus dieser Arterie
tig. Zum Beispiel kann man dann bei einem Patienten mit einem geht die A. hepatica propria hervor, die die Leber mit Sauerstoff
Lebertumor oder Lebermetastasen anhand von MRT-Aufnahmen versorgt und sich im Bereich der Leberpforte in einen Ramus
die Lage der Tumoren bestimmten Segmenten zuordnen . Dies dexter und einen Ramus si ni ster aufteilt.
ist u.a. wichtig, um über die Operabilität zu entscheiden . Prägen
Sie sich zudem insbesondere die Lage der Segmente 2 und 3 im ,. Venöser Blutabfluss aus der Leber. Der gesamte Blutabfluss
linken Leberlappen ein. aus der Leber erfolgt über die kurzs treckigen intersegmenta l
Außerdem ist die Histologie der Leber entscheidend, um die gelegenen Vv. hepaticae, die rasch in die V. cava inferior mün-
vielfältigen Prozesse zu versteh en, die in der Leber ablaufe n. den. Aufgrund dieses Gefäßverlaufs kann ein Thrombus aus der
Ihnen we rden Begriffe wie .. Giisson-Trias", .. Disse-Raum" oder V. hepat ica in die Lungenarterie verschleppt werden kann.
.. Lebera zinus" begegnen (s. Histologie).
,. Lymphabfluss. ln der Leber bestehen zwei Bereiche mit unter-
schi ed lichen Lymphabflusswegen.
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X l. Größtenteils fließt die Lymphe der Leber zu den Lymphkno-
,. An die Fascies visceralis grenzen links der Magen und die Spei- ten an der Leberpforte und von dort in die Nodi lymphoidei
seröhre. coeliaci in den Truncus intestinalis ab.
,. An die Fascies visceralis grenzen rechts die Nebenniere, die 2. Der zweite Abflussweg betrifft den oberflächlichen Bereich
rechte Niere, die Parssuperior duodeni, die Flexura coli der Facies diaphragmatica und der Area nuda. Die Lymphe
dextra und das Colon transversum. gelangt durch das Zwerchfell in die Nodi lymphoidei phre-
,. Im Lig. hepatoduodenale verlaufen die A. hepatica propria nici superiores und über mediastinale Lymphbahnen in den
und die V. portae zur Leber hin sowie der Ductus choledo- rechten VenenwinkeL
chus von der Leber weg.
,. Das Lebersegment 1 ist dem Lobus caudatus zugeo rdnet. 3.1.4 Innervation
,. Die Gliederung de r Leber in Segmente erfolgt anhand der
Aufzweigungen folgender Blutgefäße: Ductus hepaticus, V. Die sympathischen Fasern ziehen aus dem Plexus coeliacus zur
portae, A. hepatica propria. Leber. Der Sympathikus bewirkt via Adrenalin- und Glucago-
'" Di e Segmente 2 und 3 befinden sich im linken Leberlappen. nau sschüttung die Bereitstellung von Zucker für die Blutbahn.
Parasympathische Fasern sta mmen auf dieser Höhe noch
aus dem Versorgungsgebiet des N. vagus, der a lle inneren Or-
3.1.3 Gefäßversorgung ga ne bis zum Ca nnon-Böhm-Punl<t medial der Flexura coli
dextra verso rgt. Der Parasympathikus bewirkt die verstärkte
,. Venöse Zuflüsse zur Leber. Die Leber erhält nährstoffreiches Ausschüttung von In sulin. das in der Leber für den Aufbau von
Blut aus den unpaaren Bauchorganen über die abführenden Ve- Glykogen benötigt wird .
nen des Gastrointestinaltraktes (s.a.S. 75 ): Die sensible Innervation der Leberkapsel erfo lgt über den R.
• Die V. mesenterica inferior führt Blut aus den tiefen Darmab- phrenicoabdominalis des rechten N. phrenicus.
schnitten des distalen Kolons und Rektums und mündet dann Auch die Leber besitzt eine sog. Head-Zone (s. S. 78 f.): einen
in die Milzvene, di e V. splen ica (auch V. liena lis genannt). umsc hriebenen Bezirk auf der Haut. auf den bei Erkrankunge n
• Die V. splenica verläuft auf der Rückseite der Bauchspeichel- des Orga ns manchmal Schmerzen projiziert werden. Die Head-
drü se und vereinigt sich hinter dem Kopf der Bauchspeichel- Zone der Leber befindet sich unter dem rechten Rippenbogen
drüse mit der abfü hrenden Vene aus den prox imalen Darm - im Bereich der Segmente T8-Tll .
40 3 Leber, Gallenblase, Pankreas, Milz

FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X naliculi biliferi). Hier findet sich keine eigene Wand, lediglich
die Zellmembran der Hepatozyten stellt die Begrenzung dar.
... Die Vv. hepaticae münden in die V. cavainferior ein .
Die Galle fließt dann weiter in die sog. Hering-Kanälchen
.,.. Ein Thrombus in der V. hepatica kann in die Lungenarterie
und mündet schließlich in die zwischen den Leberläppchen ge-
verschleppt werden.
legenen Ductuli biliferi. Von den Epithelzellen dieser Hering-
.,.. Die Head-Zone de r Leber befindet sich unter dem rechten
Kanälchen geht übrigens die Regeneration von Leberepithelzel-
Rippenbogen im Bereich der Seg mente T8-T11 .
len (z.B. nach Vergiftungen) aus.
Weiter fließt die Galle zu den Ductus biliferi interlobulares,
die zusammen mit den intrahepatischen Blutgefäßen verlaufen.
3.2 Gallenblase und Gallenabflusswege um schließlich im Bereich der Leberpforte in den Ductus hepa-
3.2.1 Gallenblase ticus dexter und den Ductus hepaticus sinister einzumünden.
Über den gemeinsamen extrahepatischen Ausführungsgang
Die Gallenblase (Vesica biliaris, Vesica fellea) lagert sic h der Fas- (Ductus hepaticus communis) wird die Gallenflüssigkeit ab-
cies vi sceralis der Leber an und liegt in der Fossa vesicae felle- transportiert.
ae. Wenn sie gefüllt ist, ragt sie mit dem Fundus 1-2 cm über
den Leberrand hinaus und projiziert sich etwa a uf Höhe der 9. ... Extrahepatische Gallenwege. Der Ductus hepaticus commu-
Rippe auf die Bauchwand. Schmerzen bei der Palpation unter- nis (Abb. 3.5 ) vereinigt sich mit dem aus der Gallenblase kom-
halb des rechten Rippenbogens (Murphy-Zeichen) deuten auf menden Ductus cysticus zum Ductus choledochus. Der Ductus
eine Reizung der Gallenblase hin. choledochus verläuft zusammen mit der A. hepatica propria
Die Gallenblase dient als Auffangbehälter der Gallenflüssig- und der V. portae im lig. hepatoduodenale. Er verläuft dann
keit. Sie ist ein birnenförmiger Sacl< von ca. 8-12 cm Länge und hinter dem Duodenum und dem Pankreaskopf extraperitoneal
fasst 40-80 ml Flüssigkeit. Makroskopisch unterscheidet man weiter.
Fundus, Corpus und Collum an der Gallenblase. Die Gallenblase Meist vereinigt sich der Ductus choledochus mit dem exo-
entsteht aus der leberknospe. Die Leber bildet täglich bis zu krinen Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse, dem Ductus
1000ml Gallenflüssigkeit. Sie setzt sich zusammen aus: pancreaticus, und mündet in einer geme insamen Endstrecke:
• Gallensäure zur Verdauung von Fetten im Darm ( Rückre- Diese ist häufig erweitert und wird Ampulla hepatopancreatica
sorption im distalen Ileum) genan nt. Sie mündet als Papilla duodeni major(auch: Papilla Va-
• Cholesterin teri) im dorsalen Bereich der Pars descendens des Duodenums.
• Gallenfarbstoff (aus Bilirubin. einem Abbauprodukt des Hä- Bevor die beiden Gänge sich vereinigen. werden sie jeweils von
moglobins) einem Schließmuskel aus glatter Muskulatur umgeben. Des
• Mineralien. Weiteren besitzt die gemeinsame erweiterte Endstrecl<e noch
Die Speicherung der Gallenflüss igkei t geschieht über einen einen eigenen Schließmuskel. den M. sp hincter ampullae hepa-
Rückstaumechanismus: Durch Kontraktion des M. sphincter topancreaticae (M. sphincter Oddi).
ampullae hepatopancreaticae (a uch : M. sphincter Oddi ) kann
die Galle retrograd im Ductus choledochus emporsteigen und FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
über den Ductus cysticus in die Gallenblase fließen. .,.. Schmerzen bei der Palpation unterhalb des rechten Rippen-
Bei Bedarfkann die Gallenblase die gespe icherte Gallenflüs- bogens (Murphy-Zeichen) deuten auf eine Reizung der
sigkeit wieder a bgeben. Dies geschieht über Kontraktionen der Gallenblase hin .
glatten Muskulatur in der Gallenblasenwand. Im Lumen de s ... Die Plicae spirales li egen im Lumen des Ductus cysticus und
Ductus cysticus befinden sich zudem mehrere kompliziert an- verhindern eine spontane Entl eerung von Gallenflüssigkeit.
geordnete Schleimhautfalten. die sog. Plicae spirales. Sie bilden
den Verschlussmechanismus der Gallenblase, indem sie inein-
anderragen und so eine Spontanentleerung von Gallenflüssig- Ductus hepaticus Ductus hepaticus
keit bei erhöhtem Druck im Bauchraum verhindern. dexter sinister
Ductus cysticus
.,.. Gefäßversorgung. Arterielle Versorgung: Die Gallenblase Ductus hepaticus
wird von der A. cystica versorgt, einem Abga ng aus dem R. dex- 0

~
ter der A. hepatica propria (aus d er A. hepatica communis).
• Venöser Blutabfluss: Das aus der Gallenblasenregion ab- Duodenum,
~
E
>-
fließende Blut wird über die Vv. cysticae in die V. portae Parssuperior .~
Ves ica biliaris, E
geleitet.
Corpus Ductus ~
choledochus .:c
.,.. lymphabfluss und Innervation. Der Lymphabfluss und die In- Vesica bili ari s, Ductus .,"'
.c
.
nervation entsprec hen weitgehend denen der Leber. Fundus pancreaticus "'"'
~

accessorius =>
0
Papilla -;;;
3.2.2 Gallenblasenabflusswege duodeni minor Ductus
w
Papill a pancreaticus
.. Intrahepatische Gallenwege. Die Galle wird in den Leberzel- duod eni major '"'"
c
·;:;
len gebi ld et und verläuft zw ischen den einander zugeke hrten :;
Duodenum , s
Hepatozyten. Die Zellgrenzen der Hepatozyten bilden durch Pars descend ens .c
u
~
c
kleine Ei nfurchun gen Gallenkapillaren zwischen sich aus (Ca-
Abb. 3.5 Gallenblase mit extrahepatischen Abflusswegen.
3.3 Bauchspeicheldrüse 41

~ Die Canaliculi biliferi (Gallenkapillaren) verlaufen zwischen Der mündungs nahe Abschnitt des ursprünglich selbststän-
den Zellgrenzen der Hepatozyten . digen Ganges der dorsalen Anlage bildet sich zurück. Er kann
'" Die Regeneration von Leberepithelzellen (z.B. nach Vergif- aber auch erhalten bleiben: Als (kleiner) Ductus pancreaticus
tungen) geht von den Epithelzellen der Hering-Kanälchen minor mündet er dann eigenständig auf die Papilla duodeni mi-
aus. nor, di e oberhalb von der Papilla duodeni major liegt (s. Abb.
3.5).
'" Der Ductus choledochus vereinigt sich mit dem Ductus
pancreaticus und mündet in einer gemeinsamen Endstrecke: APROPOS
die häufig erweiterte Ampulla hepatopancreatica . Pancreas divisum: Diese häufi ge Anoma li e beruht auf einer ausbleibende n
Vereinig un g der dorsalen und ventralen Pankreasanlage (d. h. geteilter Kopf-
abschnitt). Dann ist der Ductus pancreatis minor der Hauptausführgang.
Meist sind die Pati enten symp t o m frei.

3.3 Bauchspeicheldrüse
3.3.2 Funktion
Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) liegt sekundär retroperito-
neal quer etwa in Höhe des 2. Lendenwirbels und wird in Kopf, Der endokrine Teil der Bauchspeicheldrüse wird durch Zellin-
Körper und Schwanz unterteilt. Sie besitzt einen exokrinen und seln ge bildet, die sich überwiegend im Pankreasschwanz ver-
einen endokrinen Anteil. Durch das exokrine Sekret können die teilen und als Langerhans-Inseln bezeichnet werden . Man un-
Nahrungsbestandteile weiter zerlegt werden . Zudem bildet der terscheidet vier verschiedene hormonproduzierende Zelltypen :
endokrine Anteil bestimmte Hormone. • A-Zellen (15%): bilden Glukagon (Folge: Hlutzucl<erspiegel T)
• B-Zellen (8 0 %): bilden Insulin (Folge: Blutzuckerspiegel l)
• O-Zellen (5 %): bilden Somatostatin, das die In sulin- und
Das Pankreas liegt sekundär-retroperitoneal. Es ist also mit Glukago nsekretion hemmt
seiner hinteren Fläc he mit der dorsalen Rumpfwan d verwachsen, • PP-Zellen (1-2 %): bilden das pankreatische Polypeptid, das
während die vordere Fläche vom Peritoneum überzo ge n ist und die Sekretion der Bauchspeicheldrüse hemmt.
so die Rückwand der Bursa omentalis bildet. 1
1LERNTIPP !
A-Zellen: Glukagon (A und G zuerst im Alphabet)
B-Zellen: Insulin (B und I fo lgend im Alphabet)
3.3.1 Entwicklung
O-Zellen: Somatostatin
Im unteren Vorderdarm entwickeln sich außer der Leberanlage PP-Zellen: Pankreatisches Polypeptid
zwei weitere Ausbuchtungen des entodermalen Epithels: die
ventrale und dorsale Pankreasan lage (Pankreasknospe). Das im exokrinen Anteil der Bauchspeicheldrüse produzierte
Sekret dient der Zerlegung der Nahrung in weitere Bestand-
teile. Über den Ductus pancreaticus erreicht der Pankreassaft
Leber und Pan kreas gehen beide aus epithelialen Knospen des das Duodenum . Täglich werden 1-21 Pankreassa ft produziert.
Vorderdarms hervor. Dieser besteht größtenteils aus Bikarbonat sow ie Enzymen, die
proteolytisch wirken und die als inaktive Vorstufen abgegeben
Die ventrale Anlage des Pankreas entwickelt sich in enger Be- und erst im Dar m aktiviert werden. Dort dienen sie der Verdau-
ziehung zum Gallengang. Die dorsa le Anlage wächst in das un g von Fetten (Lipasen), Kohlenhydraten (Amylasen) und Pro-
Mesogas trium dorsale ein. Durch die Mage ndrehung (s.S. 25 u. teinen (Proteasen).
37) gelangt die dorsale Pankreasanlage an die linke Seite des
Duodenum s. Gleichzeitig verlage rt sich auch di e ventrale Pan-
3.33 Aufbau
kreasanlage: Sie liegt dann unterhalb der dorsalen Anlage. In
der 6.-7. Woche verschmelzen die ventrale und dorsale Anlage Die Bauchspeicheldrüse wird in drei Abschnitte unterteilt:
miteinander. Aus der ventralen Anlage sta mmen: • Kopf (Capu t pancreatici) mit ei nem hake nför mige n Fortsatz
• der untere Teil des Pankreaskopfes (Process us un cinatu s). der durch die Incis ura pancreatis
• der Process us uncinatus. sichtba r abzugrenzen ist
Au s der grö ße ren dorsalen Anlage entwickeln sich: • Körper (Corp us pancreatici): liegt größtenteil s vor der Wir-
• der obere Teil des Pankreaskopfes belsäu le und weist im kopfnahen Bereich eine Vorwölbung
• der Pankrea skörper auf(Tuber omentale)
• der Pankreasschwan z. • Schwanz (Ca uda pancreatici ): ragt bis in das Mil zhilum.
Der ca . 2 mm dicke Au sführun gsga ng für das Pankreasse kret
ist der Ductus pancreaticus (Wirsung-Gang). Er mündet in der
Der Processus uncinatus (= hake nförmig) umgreift beim Erwach- Pars descendens duodeni auf der Papilla duodeni majo r, meist
senen de n Gefäßstiel der A. und V. mesenterica superior. ge mein sa m mit dem Ductus choledochus. In seltene n Fällen
können die beiden Gänge auch get rennt ins Duodenum ein -
~ Ausführungsgänge des Pankreas. Auch die Au sführungs- münden.
gä nge der ventralen und dorsa len Anlage vereinigen sich. Der Am distalen Ende des Du ctus pancreaticus findet man eine
Hauptausführun gsga ng, Ductus pancreaticus major, ent- Erweiterung, di e sog. Ampulla , um di e sic h glatte Muskelfase rn
sta mmt im Körper und im Schwa nz der dorsalen Anlage, im lage rn und den rin gförmige n M. sphincter ductus pancreatici
Kopf der ventralen Anlage. Er münde t auf der Papilla du odeni bilden. Dieser versc hließt den Gang und verhindert den Rü ck-
major in der Pars descendens des Duodenums. stau von Darminhalt oder Galle in die Bauchspeicheldrüse.
42 3 Leber, Gallenblase, Pankreas, Milz

3.3.4 Topografie Diese Arterien bilden untereinander noch die A. caudae pan-
creatis und d ie A. pancreatica inferio r aus (Abb. 3.6).
Die Bauchspeicheldrüse ist 12-15 cm lang und wiegt 60-80 g.
Der Pankreaskopf liegt in der C-förmigen Krü mm ung des " Ve nöser Bluta bfluss. Der venöse Abfluss erfolgt über die Vv.
Duodenums. Corpus und Cauda ziehen retroperitoneal am Bo- pa ncreaticae. die in die V. splenica münden. Die V. splenica bil-
den der Bursa omentalis aufsteigend nach links. Der Pankreas- det dann im weiteren Verlauf mit der V. mesenterica superior
körper überquert dabei die Wirbelsäule in Höhe L1 bis L2 und hi nter dem Pankreaskopf die V. portae.
zieht über die Aorta.
Dort, wo die Bauchspeicheldrüse über die Wirbelsäu le zieht, "lymphabfluss. Die Lymphe des Pankreaskopfes fließt ab in
liegt das Tuber omentale. Oberhalb dieser Vorwölb ung tritt der die Nodi lymphoidei pancreaticoduodenales superiores et in-
Truncus coeliacus aus der Aorta abdominalis hervor. Die davon feriores und von dort weiter in die Nodi lymphoidei coeliaci.
abgehende A. hepatica communis zieht am oberen Pankreas- Die Lymphflüssigkeit aus Pankreaskörper und -schwanz fließt
rand weiter nach rechts lateraL Nach links lateral verläuft - in die Nodi lymphoidei pancreatici superiores et inferiores und
ebenfalls an der Oberkante vom P;mkreaskörper und -schwanz ebenfa lls in die Nod i lymhoidei coeliaci .
-die A. splenica.
Hinter dem Pankreaskopf entsteht die V. portae durc h den
3.3.6 Innervation
Zusammenfluss von V. splenica (mit der zuvor eingemündeten
V. mesenterica inferior) und der V. mesenterica superior. Das Die sympathischen Fasern stammen aus dem Plexus coel iacus.
Pankreas liegt z. T. auf der Pars horizontalis des Duodenums. Die parasympathische Innervation erfo lgt durch den N. vagus.
A. und V. mesenterica superiorliegen zunächst an der Hin- Die Fasern ziehen zusammen als ein Nervengeflecht zum Pa n-
terwand des Corpus pancreatici und ziehen an der lncisura pan- kreas (Plexus pancreaticus). Das vegetative Nervensystem hat
creatis vor den Processus uncinatus. auch Einfluss auf die Sekretion der B-Zellen: Der Sympath ikus
hemmt die lnsulinausschüttung, der Parasympathikus stimu-
APROPOS
Im Laufe der embryonalen En twicklung kann es manchmalwr Entsteh ung liert sie.
eines Pancreas anulare kommen: Hierbei umfasst ein Ausläufe r der Bauch-
speicheldrüse das Duodenum zirkulör. Wird das Duodenum dadurch stark
eingeengt, fällt diese Variante bereits beim Sä uglin g durch Erbrechen auf. 3.4 Milz
ln di ese m Fall überbrü ckt man den ve rengten Duodenumabschn itt operativ
durch eine n Bypass.
Die Milz ist ein lymph atisch es Organ und dient der körperei-
genen Immunabwehr sowie der Filtrat ion vo n überalterten
3.3.5 Gefäßversorgung
Eryt hrozyte n. Sie befindet sich intraperitoneal unterhalb des
,.. Arterie lle Ve rsorgu ng. De r Pankreaskopf wird versorgt über linken Rippenbogens im Oberbauch.
Äste der A. gastroduodenalis (aus der A. he pati ca communis):
• A. pancreaticoduodenalis supe rior posterior
• A. pancreaticoduodenal is supe rior anterior .. Lien" und .. Splen" sind gleichwertige Bezeichnungen für die
• A. pancreaticoduodenalis inferior (aus der A. mesenterica Milz. So gibt es für die anatomischen Bezeichnungen immer
superior). beide Möglichkeiten: z. B. Arteria liena lis = Arteria splenica.
Pa nkreaskörpe r und -schwan z werden über fo lgende Äste der
A. splenica versorgt:
• aus den kleineren Rr. pancreatici , 3.4.1 Entwicklung
• aus der größeren A. pancreatica dorsal is und
• der A. pancreatica magna. Die Anlage der Mi lz entsteht durch Mese nchymproliferat ion
zwischen den beiden Perit onealblätte rn des dorsale n Meso-
Aorta A. splenica mit gastriums.
abdominalis Rr.p ancreatici Durch die Magendrehung wi rd die Mil z in den linken Ober-
Truncus bauch verlagert. Im Gegensatz zum Pank reas bleibt die Milzje-
0
coeliacus doch in ihrer intraperitonealen Lage.
~
"E
~
A. hepatica
communi s
3.4.2 Funktion
~
Der Ort des Erythrozytenabbaus, der sog. Erythrozytenseques-
"E A. gastro-
trierung, ist die rote Pulpa der Mil z. Das Blut gelangt in die rote
~c duodenalis
< pancreatis Pulpa und von dort über Öffnunge n in der Wand der Sinus in das
1 A. pa nc reati co- Lumen des Sinus. Überalterte oder deformi erte Erythrozyten
-~
A. pancreatica
"' du odenalis magna
~

superior bleiben vor dem Übertritt in den Sinus hängen und werden von
~
0
posterior A. pancrea tica Phagozyten (mo non ukleäres Phagozyte nsystem = MPS) auf-
inferior
"~ A. pancreati co-
ge nommen und abgebaut. Die einzelne n Bestandte ile der roten
A. pa ncreatica Blutkörperchen werden zerlegt und da s so gewonnene Eisen für
"' duodenalis dorsa lis
-~ supe ri or anterior die Hämog lobin synthese erneut verwend et Auch Thrombozy-
~ A. pancreati co- A. mesenterica
duodenalis inferior. superior ten werden in der Milz gespeichert.
R. anterior
Abb. 3.6 Arterielle Versorgu ng des Pankreas.
3.4 Milz 43

3.4.3 Lage FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X


.. Die Milz liegt im linken Oberbauch, entsp rechend der Reg io
Die Milz liegt intraperitoneal in der linken Regio hypochondri-
hypochond riaca.
aca. Sie ist atemversc hi eblich , ist aber beim Gesund en nicht zu
.. Die Milzan lage entsteht durch Mesenchymproliferation
tasten . Es kann jedoch im Rahm en von Erk rankungen zu einer
zwischen de n beiden Peritonealblättern des dorsalen Meso-
massiven Mil zschwellung komm en (Splenomega li e). dann ist
gastri ums.
di e Milz palpabel.
.. Die Milz verläuft entl ang der 10. Rippe.
Die Mil z reicht von der 9. bis zur 11. Rippe. Die Lä ngsachse
.. Die Milz grenzt an folgende Organe: Zwerchfell , Magen,
der Milz entspricht in etwa dem Verl auf der 10. Ripp e.
linke Colonflexur, linke Niere.
APROPOS
Bei sch weren Mil zverletzungen oder auch bei bestimmten Bluterkrankungen
ist ma nchma l eine Entfern un g der Milz . eine sog. Spl enektom ie, erforde r-
lich. Für die Patienten mit einer Splenomegalie ka nn dies einen erhebl ichen
"" Das lig. splenorenale enth ält die A. und V. splenica .
.. Das lig . phrenicocolicum bildet den Boden der Mi lzbucht. j
Blutve rlust bedeuten. da ei ne vergr ößert e Mi lz all ein 30-50% des Eryth rozy-
te nvolum ens speichern kann. Pos toperativ haben sp lenektom ier te Patienten
3.4.5 Mikroskopischer Aufbau
ein erhöhtes Risiko, eine Sepsis zu entwickeln.
ln der Mil z unterscheidet man eine rote und eine weiße Pul-
pa (s. Histologie). ln der roten Pulpa erfo lgt di e Filtrati on des
3.4.4 Aufbau und Topografie Blutes. ln der weißen Pulpa befinden sich di e periarteriellen
lymphsc heiden sowie Lymphfoll ikel.
Die Mil z ist kaffeebohnenförmig und hat eine länge von ca.
10- 12 cm. Sie ist 3-4cm dick, 6-8 cm breit und wiegt beim jun- f LERNTIPP !
gen Erwachsenen 150- 200 g. Die Fades diaphragmatica liegt Der Fein bau sowie der spezielle Blutkreislauf der Milz sind
direkt unter der lin ke n Zwerchfellkuppel. Die Facies visceralis beliebte Prüfungsth emen im Physikum und we rden im Skript
wird aufgrund der durch di e Nachbarorgane hervorgerufe nen Histologie bes prochenI Dort se hen Sie auch Abbildungen der
Impressionen weiter unterteilt: Mil zpulpa, denn die soll ten Sie erke nn en könn en, we nn sie Ihnen
• in eine Faci es gastrica (an den Magen ven tral oben a ngren- vorg elegt we rden!
ze nd . auch vo rderer oberer Pol gena nnt)
• eine Facies colica (ventral un ten an di e linke Colonflexur
reichend, auch vorderer unterer Pol genannt), und 3.4.6 Gefäßversorgung
• eine Facies re nalis (dorsal unten an di e lin ke Niere gren-
zend ).
Die Gren ze zwi schen der Facies gastri ca und der Facies renali s
wird auf Höhe des 1. Lendenwirbe ls durch den Milzhilus gebil- Zur Erinne run g: Aus dem Truncus coeliacus gehen di e A. gas trica
det. Hier treten die A. splenica und die in nervierenden Fasern in sin istra, di e A. splenica und di e A. hepa ti ca co mmunis ab.
di e Mil z ein und die V. splenica aus dem Orga n aus.
Die Mil z liegt in der sog. Milznisc he oder auch Milzbucht. .. Arterielle Versorgung. Die arterielle Versorgung erfolg t über
Die Mil zbucht wird durch Fixierungs bänder der intraperitonea l di e A. splenica, den kräftigste n der drei Abgän ge aus dem Trun-
gelegenen Mil z gebildet. Das Lig. gastrosplenicum (lig. gast- cus coeliacus (s. Abb. 3.6). Si e zieht am Oberrand de s Pankreas
roli enale) zieht von der Curvatura major des Magens in Rich- und vor de r linken Ni ere entlang u nd teilt sich schließlich noch
t ung Mil zhilus. Es enthält die A. und V. gastric a brevis und di e au ße rhalb der Mil z im Li g. spl eneren ale in mehrere Äste. d ie
A. gastroom entali s sinistra. Da s lig. splenerenale enthält di e dann ins Mil zhilum eintreten. Aus ihnen gehen intralienal di e
A. und V. splenica . Es verbindet den Mil zhilu s mit der dorsal en klein eren Äste (5-10 Ba lke nar teri en) hervor.
Bauchwand . dem Zwerchfell und dem Pa nkreasschwan z.
APROPOS
Es gibt in de r Milz keine Anasto mosen zwischen de n klein en in tralienal
ve rl oufenden Gefä ßen. Da s hat zur Konsequenz. dass der Verschluss eines
Das Lig . splenorenale wi rd manch mal auch als Lig. Iienarenale
k lein en MilzgefJßes i mmer in einem M il zinfark t res ul t iert. An anderen
od er Lig . phrenicos plenicum bezeichn et. Ba uchorganen bilden die ar teriellen Gefäße Anast omosen unter einander
aus, so z.B . die Da rm arkad en an Dü nn- und Dic kdarm.
Bevor di ese beiden Bänder sich im Mil zhilus a neinanderlage rn .
bilden sie ei ne spitz zu laufende Tasc he, den Recessus lienalis, .. venöser Blutabfluss. Der venöse Blu ta bflu ss erfolgt über di e
der die laterale Beg renzun g der Bursa omentalis ist. V. splenica, di e dorsa l am Pankreas entlang verläuft und zu -
Den Boden der Milzbucht bildet das Lig. phrenicocolicum. sa mm en mi t der V. mese nteri ca sup eriorauf der Rück seite des
eine bind egewebige Platte des Au fhän gebandes vo m Colon Pa nkreaskopfes die V. porta e bildet.
tra nsversum , welches vo n de r Flex ura co lica sinistra zum
APROPOS
Zwerchfell zieht (s.S. 32). Na ch lateralund dorsal wird die Mil z- Gewa lt einw irku ngen. se ien es direkte (Sc hl ag auf den Bauch) oder indirekt e
buch t vom Ze reil fe ll beg renzt. (Ab fangen de s Oberkörpers du rch Sicherhe its gurte). könn en Ve rletzu ng en
an der Milz hervorru fen. Da bei kann es zu einem ko mpl ett en Kaps el ri ss und
1LERNTIPP ! da mi t zum sofor ti gen starken Blutverlust 1n den Bauchraum ko m m en (sog .
ei nze itige Mil zruptur). Manchmal finden Jedoch Verletzunge n innerhalb
Das Li g. phreni cocoli cum wird im Physiku m immer wieder
der Milzkap sel sta tt. wobei die Kapsel vorerst intakt bleibt. Diese Pati enten
abgefra gt; also lohnt es, sich seine Fu nktion als .. Boden der Milz- bl eiben 2 oder mehr Tag e symptomfrei. bevor es dann aufgrundeiner st ete n
bucht" ein zuprä gen. Blutung zu einem Kap se lri ss kom m t (sog. zwe i?eit ige Milzrup t ur).
44 4 Harnorgane und Nebenniere

~> lymphabfluss. Die Lymphe fließt von der Milz kommend in Gefäßen können sie das Blutvolumen , das sich in der Milz befin-
kleinen lymphatischen Gefäßen entlang der A. und V. splenica det, .. ausquetschen" (Gefäßkontraktion) oder für eine vermehr-
in die Nodi lymphoidei pancreatici. welche auf der Rückseite te Blutmauserung verantwortlich sein (Gefäßrelaxation).
und Oberkante des Pankreas zu finden si nd. und von dort in den
Ductus thoracicus. GESCHAFFT
Sie haben nun über die Hälfte des zweiten Anatomie-Skripts gelernt. Noch
3.4.7 Innervation zwei Lern pakete liegen vo r Ihnen. ln Lernpaket 7 geht es um die Harnorgane,
die Nebenniere sowie die männlichen Gesch lechtsorgane. Bishe r wu rd en aus
Die Milz wird vegetativ von Sympathiku s und Parasympathikus diesen Kapiteln im Physikum nicht viele Fragen gestell t, lernen Sie die Inhalte
trotzdem. Vor allem Kenntniss e zu r Anatom ie der Niere werde n Ihnen spätes·
innerviert. Die Fasern treten gemeinsam mit den arteriellen Ge-
ten s beim Lernen der Physiologie hilfreich sein.
fäßen in die Milz ein. Sie haben eine vaso motori sche Funktion.
d. h.. durch Veränderungen des Wandtonus an den intralienalen

• Im Anschluss an die Vorniere entsteht ab der 4. Woche die


4 Harnorgane und Nebenniere Urniere (Mesonephros). Die Urniere ist im 2. Monat der
Embryonalperiode relativ groß und bildet zeitweilig Harn.
4.1 Niere Sie besteht aus ca. 40 Nephronen und mündet in den Urnier-
Die paarigen Nieren (Ren) liegen retroperitoneal und dienen engang (Wolff-Gang, primitiver Harnleiter).
der Filtration des Blutes. Sie produ zieren den Urin, der über die • Ab der 6. Woche beginnt die Urniere sich zurückzubilden.
ableitenden Harnwege nach außen gelangt. Dadurch regulieren Beim Mann spielt jedoch der Urnierenga ng, der in die Klo-
sie die Kon zentration der Elektrolyte und das Flüssigkeitsvolu- ake mündet, eine wichtige Roll e bei der Entwicklung der
men im menschlichen Körper und spielen eine wichtige Rolle Genitalorgane (s. Abb. 4.1 ). Aus Abschnitten der Urnieren-
bei der Regulation des Blut-ph. Die Nieren sezernieren bei Vo- kanälchen entstehen beim Mann di e Ductuli efferentes
lumenmangel das Hormon Renin und regulieren so den Blut- (Verbindungs kanälchen zwischen Hoden und Nebenhoden).
druck. Außerdem bilden sie das Hormon Erythropoetin für die aus dem Urnierenga ng entwickelt sich der Nebenhodengang
Blutbildung. und der Samenleiter.Während sich di e Urniere zurückbildet,
beginnt sich ab der 6. Woche die Nachniere (Metanephros)
zu entwickeln. Diese wird schließl ich zur definitiven Niere.
4.1.1 Entwicklung der Niere
.. Nachniere und Ureterknospe. Die Nachniere (Metanephros,
3LERNTIPP ! Anl age mate ri al der definitiven Niere) entwickelt sich aus dem
Achten Sie beim Lern en der Nierenentwicklung da ra uf. wie sich metanephrogenen Blastem. das aus dem kaudalen Teil des
die Stru kturen der defi nitiven Niere aus zwei ursprünglichen intermediären Mesoderm hervorgeht. in das meta nephroge ne
Anlagen (metanephrogenes Blastem und Ureterknospe} Blastem wächst die Ureterk nospe (s. u.) l1inein , wobei beide Or-
zusamme nsetzen, und merken Sie sich die Derivate der Ureter- ga ne sich durch gegenseitige Induk tio n weiter differenzieren
knospe. und sch ließlich die definitive Niere bilden.
Machen Sie sich klar, wie beim Aszensus de r Niere die Gefäßver- Al s erster Schritt bei der Entwicklung des Nephrons entsteht
sorgung wechselt. Besonders Chirurgen fragen im Mü ndlichen ei n Nierenbläschen, an dem dann zwei Differen zierungsprozes-
danach. se erkennbar werden:
• Aussprossen ei nes Ga ngs (E ntstehung des Tubulu ssystems)
• Bildung einer Kontaktzone mit ei nem Ka pillarnetz (späteres
.. Vorniere und Urniere. Oie Niere entwickelt sich beim Men- Glomerulum ).
schen aus dem intermediäre n Mesoderm. Das ga nze Glomerulum und das Tubulu ssystem entstehen aus
• Zuerst entsteht zwischen 3. und 5. Woche im Halsbereich die metanephrogenem Blastem. Das Sa mmelrohr stammt hinge-
noch funktionslose Vorniere (Pronephros). ge n aus der Ureterk nos pe (s. u.).
L.. ·.
4 .1 Niere 45

Kloakenmembran pri~itiv
Permeum. es Sinus urogen italis

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<.= Unterteilung der Kloake
~ a Kloake Nachni ere b durch Septum uro recta le c Endda rm Urnierengang
" Abb. 4.1 Unterteilung der Kloake in Sinus urogenitalis und AnorektalkanaL
ro

~ Aszensus der Niere. Bedingt durch das Längenwachstum des 4.1.3 Aufbau
Embryos erfährt die Niere während ihre r Entwicklung einen As-
zensus. Das bedeutet, dass sie sich vom 1. bis 3. Sakra lsegment Die Niere ist bohnenförmig, 10-12cm lang. 5-6cm breit und
auf die definitive Höhe vom 12. Thorakalsegment bi s 4. Lum- wiegt etwa 150 g. Sie wird bei der Aufsicht von außen ei nge-
balseg ment verlagert. Sie steigt also auf. Bei di esem Aszensus teilt in eine Vorderfläch e (Fades anterior) und eine Hinterfläche
dreht sich die Niere so, dass das zunä chst nach vo rn e gerichtete (Fades posterior), ei nen oberen Pol (Extremitas superior) und
Nierenhilum (Nierenpforte, mit A. und V. renalis und Ureter) ei nen unteren Pol (Extremitas inferior) und den da zw ischen-
schließlich nach medial zeigt. liegend en ParenchymteiL Die Niere ist von drei Hüll strukturen
Während des Asze nsus wechselt di e Gefäßversorgung der umgeben:
Nierenanlage: Anfangs wird sie aus Ästen der Aa. iliacae, dann
aus segmentalen Ästen der unteren Aorta versorgt. Die defini- ~ capsula fibrosa. Als innerste Hülle findet man die kollagen-
tive A. renalis ist ein segmentales Gefäß auf Höhe des 2. Lum- faserige, derbe Organkapsel (Capsula fibrosa). Am Nierenbe-
balsegments. ckenkelchsystem ist die Capsula fibrosa mit der Kelchwandun g
ve rwachsen und somit fixiert. Die bindegewebige Nierenkapsel
APROPOS
Nierenaplasie (Nierenagenesie): Dabei hand elt es sic h um das ein· oder ist umgeben von para renalem Fett.
doppelseitige Fehlen der Nieren, Nierenarte rien und Ureteren infolge früh -
zeitig er Degeneration der Ureterknospe. Das Fehlen beider Nieren ist mit ~ capsula adiposa. Die Fettkapsel (Capsula adiposa) ist aufge-
dem Leben nicht vereinbar. Die einseitige Aplasie (Kompensation der Fun kti- baut aus Speicherfett und umschl ießt di e Niere und auch di e
on durch die gesunde Niere) ist häufig mit Fehlbildungen der Genitalorgane Nebenniere. Sie bildet das sog. Nierenlager und ist nur locker
kombinier t.
mit der Organkapsel verbunden.

4.1.2 Topografie ~ Fasda renalis. Die äußerste Hülle der Niere ist der sog. Faszi-
ensack (Fasda renalis), der die Niere, die Nebenniere und di e
Die Nieren sind retroperitoneal an der rückseitigen Bauchwand Fettkapsel ums chließt. Der Fasziensack besteht au s einem ven -
befestigt. Sie erstrecken sich vom oberen Pol der Ni ere auf Höhe tralen dünnen und einem dorsalen dickeren Blatt. Diese Faszi-
des 12. Brustwirbels bis zum unteren Pol auf Höhe des 3. Len- enanteile sind am oberen und am seitlichen Rand miteinander
denwirbels. Das Nierenhilum ist in der Regel auf Höhe des 2. verwachsen. Nach medial (Nierenhilum) und kaudal ist der Sack
Lendenwirbels zu finden. Ori entiert man sich an der Crista ilia- offen.
ca. so ist ca. 3 Finger breit (5-6cm) oberhalb der untere Nieren-
APROPOS
pol lokalisiert.
Bei der Untersuchung ei nes Patienten prüft man imm er auch di e sog . Nieren-
Auch bei den Nieren sind die topografisc hen Beziehungen zu lag er auf Klopfschm erzhaftigkeit: Dabei klopft man dem sitze nden Patienten
den Nachbarorga nen von Bedeutung: leicht in die Flan ken. Schm erzen in di ese m Be re ich können ein Hinweis auf
• Kranial: Beiden Nieren si tze n die Nebennieren auf. entzün dliche Nierenerkrankungen se in .
• Kaudal: Beide Nieren grenzen an die Flexuren des Colon
transversum. Der konvexe latera le Rand der Niere wird als Margo latera-
• Rechte Niere: Die Vorderfläche hat Kontakt zum Lobus dex- lis bezeich net, der mediale, konkav gefor mte Rand al s Margo
ter der Leber sowie de r Pars descendens duodeni vor dem medialis. Am Margo medialis findet sich außerdem das Hi lum
Nierenh ilum. der Niere (Hilum renale), durch da s die großen Gefäße und de r
• linke Niere: Ventral grenz en der Magen, die Milz und vor Harnleiter ein - bzw. austreten. An das Hilum sc hli eßt sic h die
dem Hilum der Pankreasschwanz a n die Nie re. von al len Se iten von Nierenparenchym um schlossene Ni eren -
Die Rückseite der Niere grenzt an den M. psoas major, den bucht an (Sinus renalis). Der Sinus renali s ist hinter der A. und
M. transvers us abdomini s und den M. quadratus lumborum, V. renali s gelegen und beinhaltet das Nierenbecken (Pelvis re-
außerdem an denN. subcosta li s. N. hypogast ri cus und N. ilioin - nalis).
guin a li s (Abb. 4.2 ). Schn eidet man die Niere in zwei Hä lften. erke nnt ma n eine
Vielzahl von Strukturen, die ei ne weitere Gliederung in die
weiter außen gelegene Rindenschicht (Cortex renali s) und da s
innen gelegene Nierenmark (Med ull a renali s) sow ie das gan z
46 4 Harnorgane und Nebenniere

Oesophagus ----------~L-mY?H~~~~~~~
V. cava inferior ----------+--Pml"A/f.--.2>-..,;"--'----

- + - - - - - Gian dula suprarenalis


+-- - -- A. suprarenalis media

1------------------ Niere

J,: ~:m:t-------- XII. Rippe


~....'\~o::--f-l:lal~--------- N. iliohypogastri cus
'""HI!~------------- N. ilioinguinalis
1. Engstelle ____________/
~:><-:-'l"l ffit-"------- 4. Engstelle

--------A. mesenterica inferior


------------- N. cutaneus
femoris lateralis
~~l!fr----------------- Ureter
1 - - - - - - A. u. V. testicularis

r---------- Aa. u. Vv. iliacae


communes
1'---- -- - A. u. V. iliaca interna

Abb. 4.2 Lage der Nieren im Retroperitoneum und Ureterverlauf mit Engstellen.

im Zentrum des Organ s gelegene hohlräumige Nierenbecken-


kelchsystem ermöglichen (Abb. 4.3 )
Nierenrinde - -
(Cortex renali s) Nierenkelche
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X ii,;::.F--- - - (Calices renales)
• Die Nachniere entwickelt sich aus dem metanephrogenen Nieren mark --------+1.:;:",-~
--::..----Nierenbecken
Blastem. (Medulla renalis)
mitden (Pelvis renalis)
• Da s Glomerulum und das Tubulu ssystem entstehen aus meta-
Markkegeln
nephrogenem Blastem. (Pyramides renales) A- - - - - Ureter
• Das Sammelrohr entwickelt sich aus der Ureterknospe. 1-m<-i'---t-i - - Markstrahlen
Columnae renales
• Die Niere erfä hrt wä hrend ihrer Entwick lung ein en Aszensus. (Radii medullaris)
• Lagebeziehungen der Nieren: Abb. 4.3 Niere: Längsschnitt mit Eröffnung des Nierenbeckens.
- kranial: Nebennieren
• kaudal: Colon transversum
1> rechte Niere: Lobus dexter der Lebe r, Pars descendens duodeni

1> linke Niere: Magen, Milz, Pankreasschwanz.


Die Papillengänge sind letztlich zusa mmen fließende Sa m -
melrohre. Der aus den Papillengängen tropfende Urin wird
dann von den trompetenförm igen kleinen Nierenkelchen (Cali-
• Cortex renalis. Die Nierenrinde umfasst den ca. 1 cm breiten ces renales minores) aufgefangen und von dort in die Hauptkel-
Randsaum. Von der Rinde kommend ragen säulenartige Ge- che (Calices renales majores) geleitet. welche sch ließlich in das
websanteile zw i schen den Markpyramiden in s Organzentrum Nierenbecken (Pelvis renalis) münden. Diese Urin sammelnden
vor. die Columnae renales. Hohlräume der Nieren bezeichnet man auch als Nierenbecl<en-
kelchsystem (N BI<S).
• Medulla renalis. Das Nierenmark gliedert sich in 8-12 M arkpy-
ramiden (Pyramides renales). deren Basis zur Nierenoberfläche
ze igt und deren Spitze in das Nierenbecken hineinragt Die Spit-
zen der Pyramiden sind die sog. Markpapillen (Papillae renales).
Diese münden jeweils in die Kelche des Nierenbeckens. In der
Markpapille münden die Papillengänge (Duct us papillares).
4.1 Niere 47

4.1.4 Mikroskopischer Aufbau 4.1.5 Gefäßversorgung


• Arterielle Versorgung. Die Aa. renales sind große Gefäße, die
i LERNTIPP !
rechtwinklig auf Höhe von LWK 1 bzw. 2 aus der Aorta abdo-
Die Histologie der Niere ist einerseits spannend und andererseits minalis austreten. Die rechte A. renalis zieht hinter der V. cava
notwendig , um die Filterfunktion der Nie re zu verstehen. Es inferior zum Nierenhilum, die linke A. renalis verläuft direkt
lohnt sich, an dieser Stelle etwas Ruhe und Zeit zu investieren, zum Organ.
um den histologischen Aufbau der Niere zu verstehen. Es wird Die A. rena lis dexter und sinister teilen sich im Nierenhi-
Ihnen in fast al len anderen Fächern der Vorklinik dann zugu- lum jeweils in einen vorderen und hinteren Ast auf (R. anterior
tekommen. Hier stellen wir Ihnen einen kurzen Überblick vor. und R. posterior). jeder Ramus teilt sich in 4-5 Äste auf, die als
Details finden Sie im Skript Histologie und der Physiologie. Endarterien in die Niere einrreten und sich intrarenal dann wei-
ter in die Aa. interlobares aufteilen. welche in den Columnae
Die kleinste funl<tionelle Baueinheit der Niere ist das Nephron. renales zwischen den jeweiligen Markpyramiden verlaufen .
Ein Nephron besteht aus dem Nierenkörperehen und dem da- Dort. wo die Gefäße vom Mark in die Rinde übertreten und
zugehörigen Tubulussystem. von der Seite auf die Basis der Markpyramide ziehen. heißen
Im Nierenkörperehen (Corpusculum renale) wird das Blut sie Aa. arcuatae. Sie verlaufen an der Grenze zwischen Rinde
filtriert, harnpflichtige Substanzen aussortiert und somit der und Mark.
Harn gebildet. Es besteht aus:
• Glomerulum: I<apillarknäuel, das aus den Endaufzweigun-
gen der A. renalis besteht. Am Gefäßpol befindet sich der Die Aa . arcuatae si nd die .. bogenförm igen" Arterien.
juxtaglomeruläre Apparat, der für die Blutdruckregulation
wichtig ist. Von der Basis einer Markpyramide ziehen dann Gefäße zw i-
• Bowman-Kapsel: äußere Ummantelung des Gefäßkonvo- sc hen den Markstrahlen in die Rinde (Aa. interlobulares). Die-
luts. die aus dem äußeren (parietalen) und dem inneren se Arterien ge ben im weiteren Verlauf das Vas afferensfür das
(viszeralen) Blatt besteht. Das viszerale Blatt wird von den Glomerulum ab (Abb. 4.5).
Podozyte n gebildet. die am Aufbau der Blut-Harn-Schranl<e
beteiligt sind. .. Venöser Blutabfluss. Das venöse Blut erreicht über die rechte
bzw. linke V. renalis die V. cava inferior. Die V. renalis sinistra
.. Tubulussystem. Das Tubulussystem dient der Rückresorption überkreuzt in ihrem Verlauf die Aorta .
und Sekretion von Stoffen, so dass aus dem abgefilterten Pri- ln die Nierenve ne der linken Seite (V. renalis sinistra) mün-
märharn (180 I/Tag) der auszuscheidende Sekundärharn (1,8 1/ den die
Tag) entsteht. Dabei haben die Tubulusabschnitte unterschied- • V. suprarenalis sinistra sowie
liche Funktionen . • die V. testicularis si nistra bzw. die V. ovarica sinistra.
Auf der rechten Seite münden die V. renalis dextra, V. suprare-
nalis dextra, V. testicularis bzw. V. ovarica dextra direkt in die
V. cavainferior ein.

proximaler- - - -_,.11111
Tubulus,
Pars convoluta
V. arcuata
proximaler Tubulus, - - - - - - -Ef- f A. arcuata
Pars recta

di staler Tubulus, - - - - - - -
Pars rec ta

tntermediärtubulus - - - - - - -1 Vasa recta


Pars ascend ens A. interlobaris
tnterm ediärtubulus - - - - - - -ff---11
Pars desce ndens

Sammelro hr

Abb. 4.4 Glomerulum, Nierentubuli und Sammelrohr. Abb. 4.5 Gefäßarchitektur in der Niere.
48 4 Harnorgane und Nebenniere

LERNTIPP ! 4.2.2 Topografie


~ Auf der linken Seite nehm e n die V. suprarenali s und die V. testi-
Die Ureteren liegen primär retroperitoneal und ziehen vom
cularis/ovarica sozusagen einen Umweg zum Ziel: Sie münden
Nierenhilum hinter der A. und V. renalis nach medio-kaudal
in die Ni ere nve ne.
(schräg-unten).
~ Auf der rechten Seite münden die Venen direkt in die V. cava.
Der Harnleiter wird von kranial nach kaudal in fol ge nde Ab-
schnitte unterteilt:
Da s Blut aus der Niere flie ßt entgegen der arteriellen Durchblu- • Pars abdominalis: zieht senkrecht auf der Psoasfaszie nach
tungsricht un g parallel wieder ab. Vom Vas efferens des Glo- kaud a l
merulum kann das Blut entweder über Vv. interlobulares und • Pars pelvica: ve rläuft ab der Linea terminalis des Beckens,
weiter über Vv. arcuatae und Vv. interlo bares in die rechte bzw. überkreuzt hier die A. und V. iliaca communis, unterkreu zt
linke V. renalis abfließen. beim Mann den Ductu s deferens, bei der Frau die A. uterin a
Vom Glomerulum kann das Blut a be r a uch über die Vasa rec- und mündet schließlich in die Blase ein.
ta in da s Ma rk abfließen, sodass das venöse Blut dann über Vv. • Pars intramuralis: zieht durch die Harnblase nmuskelschicht
rectae weite r in die Vv. interlobares und dann in die V. renalis jeder Harnl eiter hat eine Gesamtlänge von 25-30 cm und einen
dexter oder V. renalis sinister gela ngt. Durchmesser von ca. 5 mm und kreuzt auf seinem Weg durch
da s Retroperiton e um und da s kleine Becken mehrere Struktu-
~ Lymphabfluss. Die Lymphgefäße der Niere folgen dem Verlau f ren. Insgesa mt g ibt es drei Kreuzungsstellen der Harnleiter (s.
der venösen Nierengefäße und treten in die Nodi lymphoidei Abb. 4.2 und Abb. 4.6 ):
aortici lateral es ein. Von dort ge langt die Lymphe übe r d ie Nodi • Der Ureter unterkreu zt die A. und V. testicularis bzw.A. und
lymphoi de i iliaci interni und Nod i lymphoidei iliaci communes V. ovarica.
sc hlie ßlich in den Truncu s lumbali s de xter und sinister und • Der Ureter überkreuzt die A. und V. iliaca communis.
dann in den Ductu s t horacicus. • Der Ureter unterk reuzt den Ductus deferen s bzw. die A.
uterina.
Dabei überkreuzt der linke Harnleiter die lliakalgefäße in der
4.1.6 Innervation
Hinterwand des Recessus sigmoideus.
Die Innervation der Niere erfolgt über den Plexus renalis, be- Schließlich münden die Harnleiter von dorsal in die Harn-
stehend aus sym pathischen und parasy mp at hi schen Fasern, die bla se und bilden in der Harn bla se von innen sichtbar jeweils
hauptsächlich aus dem Plexus coeliacus stammen (s. Skript 3). eine rechts un d links ge lege ne Ureteröffnun g (Os tium ureteri s,
s. Abb. 4.7 ).
LERNTIPP !
4.2 Harnleiter (Ureter)
Das Wissen um die ganze Über- und Unte rkre uze reides Harnl ei-
Die Ureteren transportieren d e n Urin mi tte ls peristaltischer ters sc heint Ihn e n vie ll eic ht ein e bloße Schind erei des IM PP zu
Wellen von den Sammelbecken der Nieren in di e Harnblase. sei n. Denken Sie abe r daran , dass der Harnl eiter im Bauchraum
ja ein e relativ große Strecke überwindet und dabei ein nur 5 mm
zart es Rohr ist. So kann man ihn bei Operationen leicht überse-
4.2.1 Entwicklung hen und mu ss dahe r genau wissen. an welchen St ell e n man mit
~ Ureterknospe. In der 6. Woche entsteht am Wolff-Gang kurz ihm rec hn e n muss!
vor se iner Einmündung in di e Kloake eine nach dorsal gerichte-
te Ausstülpung, die Ureterknospe (s. Abb. 4.6). Die Ureterk nos- ~ Ureterengen. Die physiologisc he n Engstellen de r Ureteren
pe wächst nach oben und dringt in das m etane phroge ne Blas- treten an folgenden Stellen auf(Abb. 4.2 ):
tem ein. Die Spitze der Ureterknos pe ist erweitert (Ampulle), sie • 1. Engstelle: Nierenhilumaustritt na ch medial und Biegung
ve rzwe igt sich dichothom und indu ziert im meta nephrogenen um 90' nach kaudal
Blastem die Proli fera tion. Die Ampulle w ird zum Nierenbe- • 2. Engstell e: Überkreuzung der A. und V. iliaca co mmuni s
cken : es ents te hen die großen Nierenkelche (Calices majores). • 3. Engste ll e: Durchtritt durch die Muskelschicht der Harn-
Die nachfolgenden Te ilungen de r Ampull e führen z ur Ausbil- blase nwan d .
dung von kleinen Nie re nkelchen (Calices minores), Pa pillargä n-
gen (Ductus papillares) und dem Sammelrohrsystem.
4.2.3 Aufbau
De r u nte r der Ampulle ge lege ne Sti el der Urete rkno s pe wird
z um Urete r, der mit seinem unteren End e in die Blase führt. Der Ha rnl e iter ist e in dickwandiges dehnbares mu s kuläres
Rohr, we lches von den Nieren in Richtung Harnb lase zie ht. Die
APROPOS
Bei der Entw icklung des Uret ers kann es zu Fehlbildungen in Form von
Uretere n zie he n auf der Fas zie des M. psoas major und retro-
Verdopplungen komm en. peritoneal nach kaudal ins Becken und sc hließli ch schrä g von
~ B e im Ureter fissus ist di e Ve rdo pplung inkom plett und auf den o beren Teil late ra l hinte n obe n in die Blase ei n. Neb en den o. g. Gefäßen
des Urete rs beschränkt. kreuzen die Harn leiter de nN . geni tofe mora li s.
~ B e im Ureter dupfex liegt eine komplette Verdopp lung vo n der Harn bla-
se (zwei Ureteros tien) bis zur Ni ere (z wei Nierenbec ken) vor. Ein Ureter
kann dabei am Blasenhals oder in di e Urethra münden. Des halb sind dann 4.2.4 Gefäßversorgung
Harninko ntin enz und Infektion en der Harnwege di e führenden Symptom e.
~ Arterielle Versorgung. Die Ureteren werden stockwerkarti g
verso rgt:
• im oberen Abschnitt: Rr. urete ri ci a us de r A. renalis
4.3 Harnblase (Vesica urinaria) 49

Urnierengang
• Im mittleren Abschnitt: A. testicularis bzw.A. ovarica, gele-
gentlich auch direkt aus der A. iliaca communis bzw. direkt
aus der Aorta
• Im pelvinen Abschnitt: einerseits von der A. vesicalis superi-
or. zum anderen beim Mann von Ästen der A. vesicalis infe-
rior oder bei der Frau von Ästen der A. uterina. Auch die A.
pudenda gibt kleine arterielle Äste für den Harnleiter ab.
Harnblasen hi nte rwa nd
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
~ Die Ureteren liegen primär retroperitonea l. Ureter
~ Der Ureter unterkreuzt die A. und V. testicularis bzw.A. und
V. ovarica.
~ Der Ureter überkreuzt die A. und V. iliaca communis.
~ Der Ureter unterkreuzt den Ductus deferens bzw. die A.
uterina .
~ Der linke Harnleiter überkreuzt die lliakalgefäße in der Hinter- Trigonum vesicae Ductus deferens
wand des Recessus sigmoideus.
Abb. 4.6 Trennung des Ureters {Ureterknospe) vom Urnierengang
~ Die Harnleiter münden von dorsal in die Harnblase . {Ductus deferens).
~ Die Ureteren werden von kranial nach kaudal von 1.
der A. renalis, 2. der A. testicularis oder A. ovarica
~ Entstehung des Trigon um vesicae. Der untere Urnierengang
bzw.A. iliaca communis oder Aorta und 3. der Aa. vesicales
bzw. A. uterina versorgt. wird in die Harnblase einbezogen, so dass der Ureter dann di-
-- - - -------' rekt in die Harnblase mündet (Abb. 4.6). Beim Mann mündet
der Urnierengang (entspricht dem Ductus deferens) schließlich
~ venöser Blutabfluss. Der venöse Blutfluss erfolgt in die Venen, (beidseits) in die Pars prostatica der Urethra (vgl. S. 53 u. S. 58).
die die Arterien begleiten . Ihre Anordnung ist ebenfalls etagen- Bei der Frau bilden sich die Wolff-Gänge fast vollständig zurück
artig. Ihr Verlauf und ihre Benennung entsprechen denen der (s.S. 63).
arteriellen Gefäße.
~ LERNTIPP !
~ Lymphabfluss.Die Lymphe der Harnleiter fließt in die Nodi Die anschließende Trennung von Wolff-Gang und Ureter bedingt
lymphoidei lumbales. di e Lagebeziehung beim Erwachsenen : Der Ureter des Mannes
unterkreuzt den Samen leiter, bevor er in die Harnblase mündet.
4.2.5 Innervation Bei der Frau unterkreuzt der Ureter die A. uterina .

ln allen Schichten der Ureterwand gibt es autonome Nervenge-


flechte. Die sensiblen Fasern ziehen mit ihren afferenten Fasern 4.3.2 Ablauf der Miktion
auf Höhe von Th 11, 12 und L1 in das Spinalmark ein.
Die Wand der Harnblase besteht aus insgesamt drei Schichten
APROPOS
Über diese In nervation wird der Schmerz wahrgenommen, wenn es z. B. zum glatter Muskulatur, die zusammenfassend als M. detrusor vesi·
Harnaufstau im Ureteraufgrund von Uretersteinen kommt. Die spastischen cae bezeichnet werden. Am Blasenhals bilden speziell angeord-
Peristaltikwellen im Rahmen einer Ureterkolik sind sehr sc hmerzhaft. nete Muskelfasern den M. sphincter urethrae internus (auch M.
sphincter vesicae), der die Blase verschließt. Der M. sphincter
urethrae externus enthält quer gestreifte Muskulatur und kann
4.3 Harnblase (Vesica urinaria) daher willkürlich kontrolliert werden. Er wird durch denN. pu-
dendus innerviert.
Die Harnblase (Vesica urinaria ) ist ein Hohlorgan mit einer di- Bei zunehmender Füllung der Blase relaxiert der M. detru·
cken muskulären Wandung und sammelt den von den Nieren sor, so dass der intravesikale Druck zunächst kaum ansteigt.
abgefilterten und über die Harnleiter nach distal abgeleiteten Gleichzeitig melden Dehnungsrezeptoren in der Harnbla-
Urin. Sie speichert ihn, bis die Miktion willkürlich eingeleitet senwand die zunehmende Füllung ins Sakralmark und in sup -
wird. Das Fassu ngsvermögen der Blase liegt in der Regel bei raspinale Zentren. Ab einem bestimmten Füllungsgrad wird der
500 ml Urin, aber schon ab einem Harnvolumen von 300 ml tritt Miktionsreflex eingeleitet: Durch Kontraktion steigt der Druck
Harndrang ein. in der Blase nun relativ stark a n. Dieser Druckanstieg verstärkt
Nur der obere Teil der Blase ist von Peritoneum überzogen. über einen supraspina len Reflexweg die Aktivität des Para-
Innerhalb der Blase finden sich za hlreiche Schleimhautfalten, sympathikus, so dass es zu einer Kontraktion des M. detrusor
Ausnahme ist das sog. Trigon um vesicae, das die beiden Ureter- vesicaekommt und gleic hzeitig die Uretereinmündungsstellen
einmündungen und den Austritt der Urethra begrenzt. verlegt werden.
Das sakrale Miktionszentrum liegt auf Höhe von S2-S4. Bei
Querschnittslähmungen oberhalb dieses Zentrums kann es
4.3.1 Entwicklung der Blase
zum Bild einer autonomen Blase kommen : Dies führt zu un-
Die Harnblase sow ie auch die Harnröhre entstehen aus dem Si- willkürlichem Urinabgang, gleichzeitig besteht jedoch oft eine
nus urogenitalis, der aus dem ventralen Teil der Kloake hervor- unvollständige Blasenentleerung. Ein Blasenschrittmacher, der
ge ht (s. Abb. 4.1 ).
SO 4 Harnorgane und Nebenniere

in der Vorderwurzel von 52 implantiert wird, kann Patienten Anteil des Fundus liegt beim Mann von unten die Prostata an. Er
oft hel fen . verjüngt sich nach unten zum Blasenhals, der dann in die Harn-
Der in der Blase entstehende Druck dient dem Auspressen röhre übergeht.
des Urin s aus dem muskulären Hohlorgan in di e Harnröhre. Zur
Harnemleerung wird der M. sphlncter urethrae internus vor- ~ lnnenrelief. Das Inne nrelief der Harnb lase beste ht aus
wiegend mechanisch geöffnet, die Erschlaffung des durch den Schleimhautfalten, welche durch die locker mit der Schleiln-
N. pudendus innerv ierten M. sphincter urethrae externus kan n hautschicht verbundene Wandmuskulatur aufgeworfe n wer-
dagegen wi llkü rlich kontrolliert werden. den. Mit zunehm ender Fü llung verstreichen die Fa lten. Sie die-
Weitere Me chan ismen, die die Miktion unters tüt ze n, sind : nen som it der Dehnbarkeit der Harnblase.
• ein Venenplexus, der im Anfangsabschnitt der Urethra liegt, Im Fundusbereich de r Blase gi bt es jedoch ein dreieckiges
bei Miktion "ausgepresst" wird und somit den Weg freigibt Areal - das Trigon um vesicae - . in dem niemals Faltungen vor-
• die Bauchpresse. kommen. Hier ist d ie Schleimhaut mit der Muskelschicht fest
verwachsen und dadurch straff gespa nnt. Das Trigonum vesi-
cae befindet sich zw ischen den Einmündungen der Ureteren
4.3.3 Topografie
(Ostia ureteris) und dem Ostium urethrae internum.
Die ge leerte Harnblase liegt beim Erwachsenen hinter den Am Ostium urethrae in ternumbefi nd et sich zudem die Uvu-
Schambeinbögen im kleinen Becken. Die Harnblasenspitze la vesicae. Dieses Blasenzäpfchen ragt vo n dorsal in die Ureth -
reicht im e ntle erten Zustand ein wenig über den Symphyseno- raöffnung hinein und dient dem Verschluss und der Abdichtung
berrand des Becken s hin aus. je stärker die Blase gefü llt ist, des- der Harnblasenausflussbahn.
to mehr steigt sie in s große Becken auf. Eine prall gefü llte Blase
kann sogar bis auf Höhe des Bauchnabels reichen.
4.3.5 Mikroskopischer Aufbau
APROPOS
Bei einem akuten Harnverhalt kann der Pati enttrotz sta rken Harndra ngs
Der his tologische Aufbau der Ha rnblase besteht aus einer
aufg run dmechan ischer oder neurogener Ursachen kein Wasser m eh r la ssen. 3-Schicht ung: Tunica mucosa , Tunica muscularis und Tela sub-
Die übermäßig gefüllte und schmerzhafte Harnblase kann dann als großer serosa. Die Tunica mucosa besteht aus mehrreihigem Über-
Tumor im Unterbauch getast et werden. Eine Ultrascha llun tersuch ung be- ga ngsepithel, dem sog. Urothel, das sich dem Füllungszustand
stätigt den Verdacht sofort. Akuter Harnverhalt ist ein Notfa ll , der zunäch st
d er Blase anpassen kann (s. Histologie).
durch eine Einmalkatheterisierung behandelt wi rd . Dabei muss der Urin
in mehreren Sch ritten abgelassen we rden, damit es bei ein er zu schnellen
Entleerung nicht zu einer Blutung aus komprimierte n Blasenvenen kommt. 43.6 Gefäßversorgung
Beim Mann liegen der Harnblase von dorsal die Ampullen des .. Arterielle Versorgung. Die A. vesicalis superior (n icht obli-
Ductus deferens und dorsolateral die Samenbläschen a n. Au- terierter Anteil der A. umbili calis) versorgt den anterio -sup e-
ßerdem befindet sich zw isc hen der Harnblase und dem Rektum rioren Anteil der Blase, die A- vesicalis inferior aus der A. iliaca
die Excavatio rectovesicalis. Der Unterfläche der Harnblase interna den Blasengrund. Bei der Frau stammt di e A. vesicalis
liegt beim Mann di e Prostata an. inferior aus der A. vaginalis.
Bei der Frau liegt zwischen Harnblase und Rektum die Ge- Zusätzl ich sind kleine re Äste aus der A. obturatoria, A. recta-
bärmutter und untergliedert den Raum im weiblichen kleinen lis media, A. pudenda interna und bei der Frau auch aus der A.
Becken in eine Excavatio vesicouterina (Raum zwischen Ha rn - uterina an der Versorgung beteiligt.
blase und Uterus) sowie eine Excavatio rectouterina (sog. Dou-
glas- Raum , zwischen Uterus und Rektum, s.S. 62). Der Uterus .. Venöser Blutabfluss. Der Plexus venosus vesicalis sammelt
liegt der Harnblase von dorsa l an , überragt die Blase und lagert das venöse Blut der Blase und drainiert es dann weiter in di e V.
sich ihr sch ließ lich von kranial oben auf. iliaca in terna.
Die Harnblase ist ventral mit Bändern im kleinen Becken be- Bei der Frau li egt der Plexus venosus vesicalis um den Bla-
festigt : senhals und dem Anfangstei l der Urethra herum. Da s Venenge -
• Lig. pubovesicale (bei der Frau): von der Symphyse zu m flecht der Bla se kommuniziert zusätzlich noch mit der V. dorsa-
Blasenhals, lis clitoridis profunda und dem Plexus venosus vaginae.
• Lig_ puboprostaticum (beim Mann): von der Sym physe zur Beim Mann ist der Harnb lase np lex us verbunden m it dem Pro-
Prostata. stataplexus, welcher das venöse Blut au s Prostata, Samenbläs-
chen und Duct us deferens aufnim mt und in die V. vesica li s in fe-
rior und dann in die V. iliaca interna abfüh rt. Das Blu t kann auch
4.3.4 Aufbau
über Vv. sacra les in den Plexus venosus verteb ra li s abfli eßen.
Die Harnb lase liegt subperitoneal hinter der Symphyse auf dem
Beckenboden, sie wird vom Blasenscheitel bis zum Blasengrund .. Lymphabfluss_ Die Lymphe vom obe ren und seit li chen Tei l der
von Peritoneum überzogen. Blase fließt über die Nodi lymphoidei iliaci externi, der untere
Man unterscheidet und hin tere Teil (ei nschl. Tr igo num ves icae) fli eßt ab über die
• den Harnbla se nkörper (Corpus vesicae), d. h. den Hohlraum Nodi lymphoidei iliaci in te rni und sch ließl ich in die Nod i lym-
der Blase phoidei iliaci communes.
• die Harnblase nspitze (Apex vesicae), die auch Harnbla se n-
scheitel ge nannt wird, und den 4.3.7 Innervation
• Blaseng rund (Fundus vesicae).
An dem zum Beckenboden ger ichteten Teil der Blase treten von Die Inne rvatio n erfolgt über den Plexus vesicalis. Die sympathi -
dorsal die Ureteren durch die Wa ndmuskulatur. Dem kauda len sc hen Fasern sta mmen aus den Rückenmarkseg menten Thl l-
4.4 Harnröhre (Urethra) 51

L1 (Biasenzentrum). die parasympathischen Fasern aus den


Segmenten S2-S4.
Der Sympathikus bewirkt eine Kontraktion der Blasenwand- Ostium ureteri s
muskulatur im Bereich von Blasenhals und oberer Urethra und
Trigon um
reguliert die Blasenfüllung im Sinne einer Retention von Urin. vesicae
Die parasympathischen Fasern sorgen für eine Kontraktion des /""--;on. - - Ostium urethrae

M. detrusor vesicae und eine Relaxation des inneren Harnröh- intern um


M. sphincter internus --\:]~~N--Y
rensphinkters (M. sphincter urethra internus), so dass der ge- -\r~-l-,.----- Pars prostatica
sammelte Urin ausgepresst werden kann . d'-7-;d~-- Prostata

An der Kontinenz der Blase ist auch der willkürlich durch lß,'' - - - - M.levator ani

den N. pudendus innervierte M. sphincter urethrae externus


beteiligt.
a b
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
Abb. 4.7 Anatomie des männlichen (a) und weiblichen (b) unteren
.. Der Druckanstieg in der Blase bei zunehmender Füllung Harntrakts.
verstärkt über einen supraspinalen Reflexweg die Aktivität des
Parasympathikus. So kommt es zu einer Kontraktion des M.
detrusor vesicae. der Glans penis. Die männliche Urethra wird in drei Abschnitte
.. Ein Blasenschrittmacher bei querschnittsgelähmten Patien- eingeteilt (Abb. 4.7 und Abb. 5.1 ).
ten kann in der Vorderwurzel 52 implantiert werden. da das • Pars prostatica: Sie ist 3-4cm lang und der weiteste Teil der
sakrale Miktionszentrum auf der Höhe 52-54 liegt. Harnröhre. Hier münden die vielen kleinen Ausführungs-
.. Das Trigon um vesicaebefindet sich zwischen den Einmündun- gänge der Prostata mit ihrem saurem Sekret. Lateral des sog .
gen der Ureteren (Ostia ureteris) und dem Ostium urethrae Samenhügels, der an der Rückseite der Harnröhre liegt, zie-
internum. hen die Ausführungsgänge der Samenbläschenjeweils zu-
sammen mit dem Ductus deferen s und münden als Ductus
ejaculatorii in der Mitte der Pars prostatica in die Harnröhre
auf dem Samenhügel.
4.4 Harnröhre (Urethra) • Pars intermedia (Pars membranacea): Dieser Teil der
Urethra ist 1-2 cm lang und tritt durch den Beckenboden
Die Harnröhre (Urethra) ist der letzte Teil des ableitenden Harn- hindurch. der vom Diaphragma pelvis und Diaphragma uro-
systems und zieht von der Harnblase zur äußersten Öffnung des genitale gebildet wird (s. Skript 1). Die Parsintermedia wird
Urogenitalsystems . In die männliche Urethra münden die Aus- vom M. sphincter urethrae externus umschlossen.
führungsgänge der Samenblasen gemeinsam mit den beiden • Pars spongiosa: Sie zieht durch da s Corpus spongiosum des
Ductus deferentes. Somit bildet die Harnröhre gleichzeitig den Penis (s. S. 53).ln diesem Abschnitt finden sich die Lacunae
Weg für die Ejakulation der Spermaflüssigkeit Die Urethra der urethrales sowie die Mündung der Glandulae urethrales und
Frau dient dem Abfluss von Urin aus der Blase. Glandulae bulbourethrales. Das Lumen der Harnröhre ist
hier mit einem Durchmesser von ca. 3 mm am engsten.
Sowohl die männliche als auch die weibliche Harnröhre besit-
4.4.1 Entwicklung
zen drei typische Engstellen:
Wie die Harnblase entsteht die Harnröhre aus dem Sinus uro - 1. Enge (Ostium urethrae internum): innere Öffnung der Harn-
genitalis (S. 45 ). röhre am Blasenaustritt
2. Enge (Pars membranacea urethrae): Durchtritt durch den
Beckenboden (Diaphragma urogenitale)
4.4.2 Topografie und Aufbau
3. Enge (Ostium urethrae externum): äußere Öffnung der
.. Weibliche Harnröhre. Die weibliche Harnröhre (Urethra fe- Harnröhre .
minina) ist insgesamt 4-5 c m lang. Sie beginnt am Ostium ure- Zudem weist die männliche Urethra noch drei Aufweitungen
thrae intern um und zieht zwischen der Symphyse und der vor- auf, nämlich in der Prostata, im Verlauf durch das Corpus spon-
deren Wand der Vagina zum Scheidenvorhof (Vestibulum vagi- giosum und kurz vor der äußeren Öffnung in der Gl a ns die Fossa
nae). Hier münd e t sie mit demläng lich-schlitzförmigen Ostium navicularis.
urethrae externum hinter der Glans clitoris. Lateral des Ostium
urethrae externum münden die ausführenden Gänge (Ductus
4.4.3 Gefäßversorgung und lnnvervation
paraurethrales, sog. Skene-Gänge). In die Harnröhre münden
kleine tubuläre Schleimdrü sen (Giandulae urethrales). .. Gefäßversorgung. Die arterielle Ve rsorgung der Harnröhre
erfolg t aus der A. pudenda externa über Rr. perineales. Das ve-
APROPOS
Di e we iblich e Harnröhre ist sehr kurz. dah er ist auch der Aufs tieg von Kei- nöse Blut der Urethra fließt über den Plexus venos us vesicalis ab
men in die Harnwege und di e Blase erle ichtert. Dies ist der Grund dafür, dass in die V. iliaca interna .
Frauen häufige r un ter Harnwegsinfekti onen leiden als Männe r.
.. Innervation. Au s dem Plexus hypog astricu s inferior (Plexu s
.. Männliche Harnröhre. Die männliche Harnröhre (Urethra pelvicu s) e rfol g t die vegetative Innervation über sympathi sche
masculina) ist ein ca. 25 cm lan ger. mu skuläre r Schlauch und und parasympathische Fasern der Urethra d e r Frau bzw . der
z ieht vom Boden der Harnbla se (Ostium urethra internum ) bi s Pars prostatica des Mannes. Die Pars spon giosa urethra e de s
zur äußeren Öffnun g (Ostium urethrae extern um) an der Spitze
52 4 Harnorgane und Nebenniere

Mannes wird über Rr. perineales aus dem N. pudendus in ner- (Medulla). Die Nebennierenrinde wi rd von einer feinen, fibrö-
viert. sen Kapsel umgeben. Beim Schnitt durch die Ne ben nierenrinde
fallen zudem 3 unscharf voneinander abgrenzbare Schichten
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X auf (s . u.).
.. Das Diaphragma urogenitale enthält den M. sphincter Da s Nebennierenmark ist gekenn zeichnet durch za hlreiche
uretluae externus. Gefäßanschnitte (Kapillaren und Drosselvenen) sowie durch
.. Die Harnröhre besitzt 3 Engen: Zellhaufen von gra nulahaltige n Zellen .
1. Enge : innere Öffnung der Harnröhre am Blasenaustritt
2. Enge: Durchtritt durch den Beckenboden (Diaphragma 4.5.3 Mikroskopischer Aufbau
urogenitale)
3. Enge: äußere Öffnung der Harnröh re. LERNTIPP !
Hier geben wir Ihnen einen kurzen Überblick über den histol o-
gischen Aufbau, da jede mikroskopische Schicht der Nebennie-
renrinde ihre eigene Funktion hat. Es lohnt sich, an dieser Stelle
4.5 Nebenniere (Giandula suprarenalis) bereits einen Blick in das histologische Ka pitel zu wagen!
Die Nebennieren (Glandulae suprarenales) sind paa ri ge Orga-
ne. die retroperito neal liegen und dem oberen Pol der Nieren Die Nebennierenrinde gliedert sich in dre i unterschiedlich
aufgelagert sind. Die Nebenniere ist ei n endokrines Organ und breite Zellschichten, di e aus ho rmonprodu zierenden Epithel-
produzie rt in ihrer Rinde und in ihrem Mark lebenswichtige zellstränge n aufgebaut sind . Von außen nach innen sind dies
Hormone. di e:
• Zona glomerulosa : Produktion sstätte von Mineralokortiko-
.. Nebennierenrinde. Sie produziert die Kortikosteroide: iden
• Mineralokortikoide, z. B. Aldosteron. Aldos teron reguliert • Zona fasciculata : Hie r werden Glukokortikoide prod uziert
den Wasse rhau shalt und bewirkt an den Nierenl<anälchen • Zona reticularis: Bildungsort von Geschlechtshormonen.
eine vermehrte Kaliumaussc heidung sowie eine Nat riumre- Das Nebennierenmark enthält die sog. chromaffinen Zellen zur
sorption. Bildung von Katecholaminen. Man unterscheidet die N-Zellen
• Glukokortikoide, z. B. Cortiso l und Cortison. Glukokortikoide (20% ), di e Noradrenalin, und die A-Zellen (80% ), die Ad rena lin
beeinflu ssen den Stoffwechsel von Fetten, Eiweißen und bilden.
Kohlenhydraten. Sie erhöhen z. B. den Blutzucker. Eine weite-
re Funktion der Glukokortikoide si nd die Entzündungshem- FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
mung sowie die Unterdrückungder lmmunabwehr. .". Die Sekretion des Nebennierenmarks wird in erster Linie
• Geschlechtshormone, v.a. männliche Geschlechtshormo- sti muliert durch cholinerge sympathische Innervation .
ne (Androgene) und auch im geringen Ausmaß weibliche .". Die Zellen der Zona fasciculata in der Nebennierenrinde
Geschlechtshormone (Östroge ne). Androgene stimulieren produzieren Glukokortikoide.
den Proreinstoffwechsel und sorgen für einen ausgeprägten .". Androgene werden am meisten in der Zona reticularis gebil-
Muskelaufbau. det.

.". Nebennierenmark. Die Zellen des Niebennierenmarks pro-


.. Nebennierenmarkzellen prod uzieren Noradrenalin . _j
du zieren die beiden Hormone Adrenalin und Noradrenalin, aus
der Gruppe der I<atecholamine. Sie bewirken bei Ausschüttung
in Stress- und Angstsit uationen eine erhöhte Energiebereitstel- 4.5.4 Gefäßversorgung und Innervation
lung im gesamten Organismus (Fettfrei setzun g und Blutz u-
ckererhöhung) sow ie einen Blu tdruckanstieg. Die Stimulation .. Arterielle Versorgung. Die Nebenniere wird arteriell von paa-
erfolgt durch cholinerge präganglionäre Neurone. rig angeo rdneten Gefäße n versorgt:
• A. suprarenalis superior- aus der A. phrenica inferior
• A. suprarenalis media -direkt aus der Aorta abdominalis
4.5.1 Topografie
• A. suprarenalis inferior - aus der Nierenarteri e (A. renalis).
Die Nebennieren liege n jeweils kappenartig auf dem oberen Pol Damit zä hlt die Neben niere zu den am besten perfundierten
der Nieren. Sie si nd 5 cm lang, 1-2 cm breit und 4 cm dick. Beide Organen. In den Nebennieren bilden die o.g. Gefäße subkap-
Nebennieren grenze n mit der Rückfläche an das Zwerchfell. sulär einen Gefäßplexus, von dem aus kleine Arterienäste ins
Die linke Nebenniere ist abgerundet und liegt auf der Höhe Organinnere zie hen und sich dort in Sinusaide aufzweigen bzw.
des 12. BWK. Die rechte Nebenniere liegt ca. '12 Wirbelkörper im Mark Kapilla rn etze bilden.
tiefer und ist zud em durch di e Anlagerung an die Leber abge-
flacht. Medial der rechten Nebenniere liegt direkt di e untere
Hohlvene. Beide Nebennieren si nd vom Fettlager der Niere mit Machen Sie sich die Lagebeziehun gen der Nebennierenrinde zu
eingefasst (s. S. 46). den ang re nzenden Organen klar, dann ist das Lernen der Gefäß-
versorgung leicht:
.. "oben" = "s uperior" grenzt das Zwerchfell an und di e Arterie
4.5.2 Aufbau
entspringt dementsprechend der A. phrenica inferior
Die paarigen, retroperitoneal gelegenen Nebennieren werden
makroskopisch eingeteilt in die Rinde (Cortex) und das Mark
5.1 Allgemeines 53

larsystemabschnitte sammeln sich und münden gemeinsam in


~ .. Mitte" = "media": direkt aus der Aorta
die V. suprarenalis, die beidseits in die V. renalis einmündet und
~ .. unten"= "inferior" liegt die Niere, also wird die Nebennieren-
von dort weiter in die V. cavainferior fließt.
rinde in diesem Teil von der A. renalis mitversorgt.
~ Innervation. Die Nebenniere enthält Nervenfasern vom N.
~ venöser Abfluss. Der venöse Abfluss erfolgt über muskelrei- splanchnicus major, N. vagusund vom N. phrenicus.
che Drosselvenen aus dem Mari<. Die restlichen venösen Kapil-

Die männlichen Geschlechtsorgane werden in das innere und


5 Männliche das äußere Genitale eingeteilt (Abb. 5.1).
Geschlechtsorgane Zu den inneren Geschlechtsorganen zählen:
• Hoden (Testis)
5.1 Allgemeines • Nebenhoden (Epididymis)
• Samenleiter (Ductus deferens) und
• die akzessorischen Geschlechtsdrüsen:
~' LERNTIPP ! - Vorsteherdrüse (Prostata)
Das Kapitel .. Männliche Gesch lec htsorgane" können Sie ganz - Bläschendrüsen (Giandulae vesiculosae)
entspannt lesen, denn in der Vergangenheit gab es zu diesem - Cowper-Drüsen (Glandulae bulbourethrales) sowie
Thema kaum Prüfungsfragen. - weitere kleinere Drüsen (Glandulae urethrales, Glandulae
praepu tia les).

Vesicula se minalis
= Glandula vesiculosa - -- - - - - Symphyse
(Bläschend rü se) - ----1-+--v::'o\:---1..-;-----".:-16
Ductus defe rens
1/f - - _;___ _ _ __ _ _

1 - - - -- Pars prostatica
urethrae
Glandula bulbourethralis
(Cowper-Drüse)

Pars spo ngiosa urethrae

Ductus epididymidis - - - - - - --\-c--- - - - - - - - ---IJTfiY.


(Nebenhodengang)
Testis (Hoden) - - - -
Skrotum (Hode nsack)

Abb. 5.1 Übersicht über die männlichen Urogenitalorgane (Medianschnitt).


54 5 Männliche Geschlechtsorgane

Zu den äußeren Geschlechtsorganen ge hören differenzieren sic h in der vierte n Wo che in der Wand des Dot-
• da s Glied (Penis) tersacks (i m extraembryonalen Mesode rm) nahe der Allan to-
• Hodensac k (Skrotum) is; sie stam m en aus dem Entoderm. In der 6. Woche wandern
• und di e Hoden hüllen. die Urke im ze llen über die Wa nd des Hinterdarm s und über da s
dorsa le Mese nterium in die Genitalleisten ein.
Das Zölo mepithel wächst strangförmi g in das daru nter lie-
5.2 Hoden (Testis) ge nde Mesenchym hinein; so entstehen die primären Keim-
stränge. Die Gonaden enthalten die Urkeim zellen und verschie-
Der paarig au sgebildete Hoden (Testis) ist da s Reproduktion s- de ne somatisc he Ze ll en: Zölomepithelzellen, Mesenchym ze llen
organ des Mannes und der Ort der Spermienbildung. Die Sper- sow ie aus dem Mesonephros eingewanderte Ze lle n.
matogenese (Spermiogenese) und Spermiohistogenese (S per-
matohistognese) findet in den Tubuli seminiferi contorti ab de r ... Hoden . Der Hoden entwickelt sic h aus der indiffere nten Gona-
Pubertät st att (s. Histologie). Gleichzeitig ist der Hoden auch de unter dem Einfluss des Testis-determinierenden Faktors des
eine wichtige Hormondrüse. da in den Leydig-Zwischenzellen V-Chromosoms. Die primären Keimstränge werden erst zu Ho-
des Hodens da s männliche Geschlechtshormon Testosteron densträngen, dann zu Hodenkanälchen (Tu buli se miniferi ). Die
prod uziert wird. Die ovalen Hoden liegen in einer extra für sie dazugehör ige n Stützzellen (Sertoli-Zellen) entste hen aus dem
ausgebildeten Tasche, dem Hodensack (Skrotum). Zö lomepithel sowie au s Ze ll en des Mesonephros. Die Urkeim -
zellen vermehren sich mitotisch und we rden zu Präspermato-
gonien, die ab dem 10. bis 12. Lebensjahr zu Spermatogonien
5.2.1 Entwicklung
heranreifen.
Bei männli chen wie weiblichen Embryonen entwickeln sich Die Zwischenzellen (Leydig-Zellen) entwickeln sich im Me-
Genitalleisten, die sich dann je nac h der ge net ischen Dispo- senchym oder wandern aus dem Mesonephros ein. Sie liegen
sition (XY oder XX) in Hoden bzw. Ovar differenz ieren. Auch zw isc hen den Hodensträngen und bilden ab der 8. Woche Tes-
die verschiedenen Genitalwege (Wolff-Gang und Müller-Gang ) tosteron. Die Tes tosteronbild ung wird durch HCG au s de r Pla-
werden zuerst bei beiden Geschlechtern angelegt. Durch un ter- zen ta beein flu ss t.
schiedlich e Rückbildung dieser Gä nge entstehen dann die e nd - Die feta len Leyd ig-Ze ll e n stellen nach Wegfa ll des HCGs ihre
gültigen Genitalwege. Die äußeren Genitalien werden ebenfalls Testosteronproduktion ei n (ab dem 5. Monat). Erst zu Beginn
indiffere nt angelegt und entwickeln sich erst ab der 6. Woche der Pubertät werden sie wieder aktiv und bilden Testosteron.
geschl ec htsspezifisc h.
... Descensus testis. Die Verlageru ng des Hodens au s der Bauch-
... Gonaden. Die indifferente Go nadenanl age e ntste ht a ls Geni- höhle ins Skrotum nennt ma n Descensus testis (Abb. 5.2). Die
talleisten beidseits zwischen Urnierenlei ste und Mese nteri - Hodenanlage ist über eine peritoneale Ums chlagsfa lte (Mesor-
alansatz aus Zölomepithel und Mesenchym. Die Urkeimzellen chium) mi t der Urniere verbunden. Der Hoden wird zunächst

unteres Keimdrüsenband Hoden Peritoneum pa rietale

Symphyse

a b
Processus
vaginal is Rektum
:;;"'
0

~
...."'
E
.,;
·c;,
0
~
15

.c
u
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i
'N
5
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5 d Tunica vagina lis tes tis
~
c
~

Abb. 5.2 Descensus testis . a 2. Mon at. b 3. Monat. c 7. Monat. d beim Neuge borene n.
5.2 Hoden (Testis) 55

in das kleine Becken bis vor den Eingang in den Leistenkanal - - -- Skrotalhaut
nach kaudal verlagert (transabdominelle Phase). Ab dem 7. Mo- ~-\-----\------- Tun ica dartos
nat wird der Hoden durch den Leistenkanal. der schräg in der Fascia spermatica
vorderen Bauchwand verläuft, bis ins Skrotum verlagert (tran- externa
..-~~----+-- Fascia cremasterica und
singuinale Phase). Dort ist der Hoden zum Zeitpunkt der Geburt
Fasern des M. cremaster
in der Regel angekommen. Zwischenzeitlich entsteht der Pro-
zessus vaginalis, eine Ausstülpung des Peritoneums am Leis- i~~~~~~-=~Pf""--- Fascia spermatica
interna
tenkanal. der anschließend normalerwei se obliteriert. Bleibt er
offen, kann es zu Leistenhernien kommen . Die mitgenommenen
Bauchwandschichten werden um den Hoden herum zu den Ho-
denhüllen.
Beim Deszensus des Hodens werden der Samenstrang, Ge-
--.._ Appendix testis
fäße und Nerven .. mitgezogen". Sie bilden den Samenstrang
(Funiculus spermaticus). der den Leistenkanal ausfüllt. Beim
Deszensus des Hodens wechselt die Gefäßversorgung nicht. so-
dass die A. testicularis der Aorta abdominalis entspringt, retro-
peritoneal abwärts zieht und dann durch den Lei stenkanal zum
Hoden verläuft. Die A. testicularis verläuft ohne bindegewebige
Umhüllung. da sich das kraniale I<eimdrüsenband, in dem sie
zunächst verlief, zurückbildet. Abb. 5.3 Hodenhüllen.

APROPOS
Maldeszensus testis: Durch ein Ausbleiben der regelrechten Wanderung migen Ende des Processus vaginalis peritonei. der Tunica
des Hodens kann es zu versc hiedenen Formen von Lageanomalien des vaginalis testis mit ihren beiden Blättern. verschmolzen.
Hodens kommen: Der Processus vaginalis peritonei ist eine Ausstülpung des
~ Bauchhoden: Kryptorchismus; Hoden nicht tastbar Peritoneums, das den Bauchraum und mit dem Process us
~ Gleithoden: Hoden lässt sich ins Skrotum herabschiebe n. gleitet aber
vaginalisjeweils rechts und links den Hodensack auskleidet.
wieder in den Leistenkanal zurück
~ Pendelhoden: Hoden wird z. B. bei mechani sc hem Reiz aus dem Skrotu m
Das viszerale Blatt (Epiorchium) bildet die glatte Serosa-
zum äußeren leistenring gezogen (durch M. cremaster); er lässt sich sehiebt des Hodens und liegt der Bindegewebskapsel (Tunica
jedoch problemlos ins Sk rotum zurückverlagern albuginea ) direkt an.
~ Hodenektopie: Hoden ist an eine Stel le verlagert. die nicht auf dem Weg • Das parietale Blatt (Periorchium) ist außen mit der Fascia
des normalen Hodendeszensus liegt. z. B. am Oberschenkel. spermatica interna verbunden.
in folge der Lagea noma lie (erhöhte Umgebungstemperat ur) kan n es zu
einem Spermatogonienschwund und somit zur Infertilität kommen. • Die Fascia spermatica internaals Fortsetzung der Fascia
Bösa r ti ge Tumoren kommen in nicht deszendi erten Hoden 2· bi s 3-mal transversa lis umhüllt von innen den M. cremaster (aus dem
häufiger vo r. Bei nicht deszendierten Hoden tritt auch häufig er eine Ho- M. obliquus imernus abdominis): von außen übernimmt dies
dentorsion auf. Bei der Hodentorsion handelt es sich um eine Drehung des die Fascia spermatica externa (Aponeurose des M. obliquus
Hodens und d es S.:~menstranges u m die Lä ng se1c hse info lge a bnorm.aler
exte rnus abdominus).
Beweglichkeit. Es kann dabei zur Abklemmung der abführenden Venen kom -
men. lei tsymptom. meist bei jugendli chen. ist der aku te. he ftig e Schm erz • Der M. cremaster dient zusammen mit der Tunica dartos der
im Bereich eines Hodens. Wärmeregulation des Hodens.
Das Unterhautgewebe des Hodensacks ist fettfrei . besteht je-
doch aus der Tunica dartos. Diese Schicht ist aus glatten Mus-
5.2.2 Funktion
kelzellen und viel Bindegewebe aufgebaut. Die äußerste Schicht
Im Hoden werden die männlichen Keimzellen. die Spermato- des Hodensacks. die Skrotalhaut. ist im Vergleich zu r Außen-
zoen, und die männlichen Sexualhormone. die Androgene. ge- haut viel dunkler pigmentiert. sehr dünn und mit vielen Talg-
bildet. drü se n und Haaren durchsetzt. Durch das Septum scroti wird
der Hoden in zwei Teile unterteilt.
5.2.3 Topografie und Aufbau
5_2_4 Gefäßversorgung
Die Hoden liege n im Hodensack. jeweil s aufgehängt am Sa-
menstrang. dem Funiculus spermaticus. Der linke Hoden hängt ~ Arterielle Versorgung. Die arterielle Versorgun g des Hodens
im Skrotum etwas tiefer als der rechte. so dass ausreichend erfol gt über die direkt aus der Aorta stammend e A. testicularis.
Platz durch die unterschiedliche Höhenlage vo rhanden ist. Sie bildet zudem noch Anastomosen mit der A. ductus deferen-
Man unterscheidet am Hoden einen oberen Pol (Extremitas ris (a us dem offenen Teilstück der A. umbilicalis) sowie mit der
superior) und einen unteren Pol (Extremitas inferior) sowie eine A. cremasterica (aus der A. epigastrica inferior).
laterale Seite (Facies lateralis) und ei ne mediale Seite (Facies
medialis). Nach ventral hat der Hoden ei nen platten. schmalen ~ Venöser Blutabfluss. Das venöse Blut des Hodens fließt über
Randsaum (Margo anterior). der dorsa le Rand (Margo posterior) den Plexus pampiniformis ab. Der Plex us pampinifor mis ist ein
ist dagegen breit. Venengefl ec ht. das von den Vv. testiculares ge bildet wird . Wei-
ter fließt das Blut dann
~ Hodenhüllen und Hodensack. Die Hoden sind von mehreren • recht s: über die V. testicularis dexter direkt in die V. cava
Seilichten umge ben (Abb. 5.3): inferior
• Die Tunica albuginea liegt dem Hoden als straffe bindege- • links: über die V. testicularis sinistra in die V. renalis sinistra
webige Kapsel direkt auf. Diese Kapsel ist mit dem sackför- und von dort in die untere Hohlvene.
56 5 Männliche Geschlechtsorgane

.. Lymphabfluss. Der lymphatische Abflus s erfolgt über Lymph- 5.3.1 Entwicklung


gefäße im Samenstrang in die Nod i lympho idei lu mba les und
Nodi ly mphoidei praeaortales bzw. paraaortales. Beim mä nnli che n Embryo differenziert sich der Wolff-Gang
zum Nebenhodengang (Ductus epididymidis) und zum Samen-
leiter (Ductus deferens einschließlich Ductus ejaculatoriu s). Ei-
5.2.5 Innervation
ni ge der Urnierenkanälchen (E pige nitali s), die in der Nä he des
Die sympathischen Fasern entstammen dem Plexus coeliacus Hodens lokalisiert sind, werden zu den Ductuli efferentes (Ver-
und verlaufen geme insam mit den arteriellen Gefäßen. Sie bi ndungs l<anälchen zw ischen Rete testis und Nebe nhodengang,
bilden ein Nervengeflecht in der Nähe der Niere, den Plexus Abb. 5.4).
renalis. von wo aus die Fasern an den Hoden herantreten. Die Die Entwick lun g der männlichen Genitalwege aus dem
parasympathischen Fasern ziehen aus den sakralen Rücken- Wolff-Gang w ird durch Testosteron (aus den Leyd ig-Zwisc he n-
markanteilen übe r di e Nn. splanchnici pelvici teilweise in den ze ll en des Hodens) st imuli ert. Der Müller-Gang wird unter dem
Plexus coeliacus und dann weiter als vegetative Fasern an den Ei nfl uss des Anti-Müller-Hormons (AMH, aus den Sertoli-Zellen
Hoden heran. Diese Nervenfasern bilden sch li eßli ch den Plexus der Hodenanlage) zu rückgeb ild et.
test iculari s und innervieren den Hoden.
Die sensib le Inn ervation der Hodensackhaut erfo lgt durch
5.3.2 Funktion
die Nn. scrotales posteriores a us dem N. pudendus und den Nn.
scrota les anter iores aus dem N. ilioinguinalis. der im Bereich Der Nebenhodengang ist Speicher und Ort der Samenzellrei-
des Serorums außerhalb der Fascia spermatica interna verläuft. fung. Hier erfolgt die Spermio(histo)genese. Der Nebenhoden
ist zudem auch ein Abschnitt der ausführe nd e n Samenwege, da
au s dem Hoden d ie Spermatozoen über da s Rete testis in die
5.3 Nebenhoden (Epididymis) Ductuli efferentes und sch ließlich in den Nebenhodengang ge-
langen.

Es gibt zu den Nebenhoden vie l zu sagen. Da sie jedoch se lten


5.3.3 Topografie und Aufbau
geprüft werden, sind hier nur die absoluten Grund lagen aufge - Der Nebenhoden sitzt dem Hoden kraniodorsal auf. Über das
führt . Lig. epididymidi s superior et in ferior ist er fest mit der Binde-
gewebskapsei des Hodens verbu nd e n. Der Ne be nhoden ist von
Der Nebenhoden (Epididymis) ist der Ort der Same nzellreifung den gleichen Hüllstrukturen wie der Hoden umgeben (s. Abb.
un d Speicherort für die Samenzellen, außerdem zählt er zu den 5.3). Zw ischen Hod en und Nebenhoden befindet s ich ei n kleiner
a usführende n Samenwegen. Spa ltraum, der Sinus e pididym idi s.
Die den Nebenhoden eige ntlich aufba uenden Str uk turen
sind die Ductuli efferentes und der Nebenhodengang (Ductus
epididymidis). Er ist zusammengeknäuelt (im a usgestreckten

oberes Keimdrüsenband

Ductus deferens Appen dix epididymidis

Append ix testis

"':;;:
0

,;
-~ unte res Keimdrüse nband Tuni ca albu gin ea
>=
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0 Tubuli seminiferi
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i"N Gubernaculum testis


:; Sinu s urogen ital is
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"'3
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a b Ductu s epid idymidi s
"'
Abb. 5.4 Entwicklung de r männlichen Ge nitalwege. a vor und b nac h Deszensus des Hod ens.
5.5 Bläschend rüsen (Vesicu lae sem inales) 57

Zustand hat er eine Gesamtlänge von 5 m) und wird in drei Ab- ab. Er überkreuzt dann die Vasa epigastrica inferiora und die
schnitte unterteilt: Ureteren (s. Abb. 5.1 , S. 53).
• Caput epididymidis: Der Nebenhodenkopf liegt oben auf Im Endabschnitt. kurz vor der Einmündung in die Pars pro-
dem Hoden, enthält die 10-20 Ductuli efferentes (die Länge statica der Harnröhre, erweitert sich der Ductus deferens zur
eines ausgestreckten Ductus efferens beträgt ca. 20cm) und Ampulla ductus deferentis und bildet dann zusammen mit dem
den Anfangsabschnitt des ebenfalls gewundenen Ductus Ductus excretorius der Samenbläschen (Biäschendrüse) das
epididymidis. englumige Spritzkanälchen (Ductus ejaculatorius).
• Corpus epididymidis: Der Nebenhodenkörper ist dem Hoden
überwiegend von dorsal angelagert. Hier und im Nebenho-
5.4.3 Gefäßversorgung und Innervation
denschwanz ist der Ort der Samenzellspeicherung.
• Cauda epididymidis: Ort der Samenzellspeicherung. Durch ~ Arterielle Versorgung. Sie erfolgt über die kleine, auf der
Kontraktion der glatten Muskulatur in der Wand des Neben- Oberfläche des Samenleiters verlaufende A. ductus deferentis.
hodengangswerden die Spermien in den daran anschließen- Sie stammt aus dem offenen Teil der A. umbilicalis bzw. der A.
den Ductus deferens (Samenleiter) abgegeben. vesicalis superior (und gelegentlich auch inferior). Häufig finden
sich Anastomosen der A. ductus deferentis mit der A. testicula-
ris, meist dorsal des Hodens gelegen.
5.3.4 Gefäßversorgung und Innervation
~ Arterielle Versorgung. Der Nebenboden wird ebenfalls über ~ venöser Blutabfluss. Das venöse Blut fließt über den Plexus
die A. testicularis versorgt. pampiniformis in die V. cavainferior sowie über den Plexus ve-
sicalis und den Plexus prostaticus in die V. iliaca interna.
~ venöser Blutabfluss. Das venöse Blut des Nebenhodens wird
über den Plexus pampiniformis abgeleitet. ~ lymphabfluss. Die Lymphe des Samenleiters. der Prostata und
der Samenbläschen fließt in die Nodi lymphoidei iliaci externi
~ Lymphabfluss und Innervation. Sie emsprechen den Verhält- und die Nodi lymphoidei lumbales ab.
nissen beim Hoden.
~ Innervation. Die vegetativen Fasern stammen aus dem Ple-
xus hypogastricus inferior. Sie lagern sich geflechtartig um den
5.4 Samenleiter (Ductus deferens) Ductus deferens und bilden einen eigenen Plexus deferentialis.

DerSamenleiter(Ductus deferens) ist 35-40cm lang. wobei nur


der Anfangsteil gewunden verläuft, der Rest ist gestreckt. Er 5.5 Bläschendrüsen
setzt den Nebenhodengang fort und zieht zur Prostata. Er dient (Vesiculae seminales)
dem Transport der Spermien beim Samenerguss.
Die Samenbläschen (Biäschendrüsen. Vesiculae seminales) sind
akzessorische Geschlechtsdrüsen, die ein fructosehaltiges,
5.4.1 Funktion
schwach alkalisches Sekret produzieren. Im Gegensatz zum Na-
Der Ductus deferens leitet die Samenflüssigkeit aus dem Duc- men werden aber hier keine Samenzellen gebildet oder gespei-
tusepididymis in Richtung Urethra. Durch Verkürzung und Lu- chert. Ein gebräuchlicherer Name ist Bläschendrüse (Glandula
menerweiterung des Ductus deferens entsteht ein Unterdruck, vesiculosa), er beschreibt treffender die Funktion als akzessori-
der dem Ansaugen des Nebenhodeninhalts dient. Die ausgereif- sche Geschlechtsdrüsen.
ten Spermien gelangen dadurch in den Samenleiter und werden
anschließend durch die wellenartigen Kontraktionen der glat-
5.5.1 Entwicklung
ten Wandmuskulatur in die Ductus ejaculatorii, dem gemein-
samen letzten Ausführungsendstück von Samenbläschen und Die Bläschendrüse (Glandula vesiculosa oder Vesicula semina-
Samenleiter. und schließlich in die Pars prostatica der Harnröh- lis) entsteht aus einer Ausstülpung des Wolff-Gangs, die dorsal
re abgegeben. kurz vor der Einmündung des Gangs in den Sinus urogenitalis
liegt.
5.4.2 Topografie und Aufbau
5.5.2 Topografie
Der Ductus deferens (Samenleiter) ist ein 35- 40cm langer. an-
fänglich gewundener, später dann gestreckter Schlauch. Sein Die Bläschendrüsen sind fest mit der Rückseite der Harnblase
Durchmesser beträgt 3-3,5mm, wobei im Querschnitt makro- verwachsen und befinden sich unterhalb der Einmündungs-
skopisch das sehr enge Lumen, welches zusätzlich durch längs stellen der Harnleiter. Dort liegen die Bläschendrüsen jeweils
verlaufende Falten fast komplett verlegt ist, und die dicke Mus- seitlich der Ampulla ductus deferentis und ziehen mir dem Duc-
kelwandung auffällt. tus deferens weiter kaudal in Richtung Prostata aur den in der
Der Ductus deferens beginnt an der Cauda epididymidi s und Urethra gelegenen Colliculus seminalis (s. Abb. 5.1 ).
zieht dann im Funiculus spermaticus (s. S. 55 ) durch den äuße- Die nach oben zulaufenden Enden der Bläschendrüse sind
ren Leisteming in den Leistenkanal. Beim Verlassen des Leis- von Peritoneum überzogen (subperitoneale Lage). welches die
tenkanals durch den inneren Le istenring in der Fossa inguinalis Excavatio rectovesicalis auskleidet und dadurch auch die Schei-
lateralis biegt er im Spaltraum zwischen dem Peritoneum pari- tel der Bläschendrüsen überzieht. Die übrigen Abschnitte der
etale und der Fascia transversali s (subperitoneal) nach medial Bläschendrüsen liegen aber extraperitoneal.
58 5 Männliche Geschlechtsorgane

5.5.3 Aufbau kulären Stroma der Prostata. Das homo loge weibliche Organ ist
die Glandula paraurethra li s (Skene-Drüse).
Die Bläschendrüsen sind in der Regel ca. 5-lOcm lang und 1 cm
breit und hoch und mehrfach S-förmig gewunden. Innerhalb
5.6.2 Funktion
der Drüse befindet sich ein sta rk gewundener Gang. Dadurch
erscheint d ie Oberfläche des Organs bucklig vorgewö lbt. Die Prostata produziert ein dünnflüssiges. milchig- trübes,
Der Ausführungsgang der Bläschendrüse ist der Ductus e x- sc hwach saures (pH = 6,4) Sekret. das zah lre iche Enzyme bein-
cretorius , er mündet in die Ampulle des Ductus deferens und haltet (v.a. saure Phosphatasen).
in der Pars prostatica urethrae mit diesem zusammen in den
paarigen Ductus ejaculatorius.
5.6.3 Topografie
Die Prostata liegt zwischen Harnblase und M. tran sversus peri-
5.5.4 Gefäßversorgung und Innervation
nei (s. Abb. 5.1) extraperitonea l. Ventral zeigt sie mit der Facies
.. Arterielle Versorgung . Sie erfolgt über die A. ductus deferen- anterior in Richtung Symphyse und ist über Ligg. puboprostati-
t is, die A. rectalis media und über die A. vesica lis in fer ior (aus ca und den M. puboprostaticus m it ihr verbunden. Nac h dorsa l
der A. iliaca interna). grenzt sie mit der Facies posterior über das Lig. rectoprostati-
cum ans Rektum.
.. ven öser Abfluss. Er erfolgt über den Plexus prostaticus in die Lateral ziehen die Muskelfaserzüge des M. Ievator a ni (Teil
V. iliaca interna. des Diaphragma pelvis, s. Abb. 4.7 ) sowie un ten seitlich Te ile
des Plexus hypogastricus an die Prostata heran .
.. In ne rvat ion. Sie erfo lgt über den Plexu s hypogastricus infe- Die Obersei re der Prostata ist mit der Harnblase verwachsen,
ri o r. dieserTei l he ißt Basis prostatae. Der zum Diaphragma u rogeni-
ta le gerichtete Antei l he ißt Apex prostatae.
5.5.5 Weitere Geschlechtsdrüsen des Mannes
5.6.4 Aufbau
Glandulae bulbourethrales (Cowper-Drüsen)
Die Glandulae bulbourethrales sind zwei erbsgroße, im M. Die Prostata w ird von e iner derben Kapsel umgeben (Capsula
transversus perinei profundus (Diaphragma urogenitale) ge le- prostatica ).
gene Drüsen, die mit ihrem 4-5 cm langen Ausführungsgang in
die Pars spongiosa der Harnröhre mü nden (s. Abb. 5.1 ).
Die Cowper- Drüsen produ ziere n ein sch leim iges. visköses
Sekret, das vor der Ejakulation- durch Kompression der umge- Blasenwand
Urete r
benden Muske ln- in die Urethra abgegeben wird. um die Harn-
röhre von Harnresten zu reinigen bzw. Harnreste zu neutrali-
sieren sowie die Glans penisgleitfähig zu machen . Ductus
deferens
Vesicu la
Glandulae urethrales (Littn!-Drüsen) se minalis
Sie befinden sich als kleine Sch leimdrüsen im Bereich der Pars
Ampulla
spongiosa und Pars intermed ia (syn.: Pars membranacea) der ductu s
Harnröhre. deferentis
Ductus Prostata
Glandulae praeputiales ejaculatorius
Sie liegen auf der Innenseite der Vorhaut und bilden Talg, der a
zusammen mit abgeschilferten Epithelzellen das sog. Smegma
praeputii bildet.
Ductus Pars
deferens prostatica
Ductu s urethrae
5.6 Prostata
Die unpaare Prostata (Vorsteherdrüse) ist ebenfalls eine akzes- Prostata - Utricu lus
sorische Gesch lechtsdrüse. Ihr Sekret wird bei der Ejaku lati- prostaticus
Sinus
o n in die Urethra abgegeben und der Samenflüssigkeit beige- prostaticu s
mischt. Sie ist kastaniengroß, liegt der Ampulla recti an und mit Ductuli Ductu s
kann daher bei einer rektalen Untersuchung mit dem Zeigefin- ejaculatorii
ger getastet werden. sem in alis
b
5.6.1 Entwicklung periurethrale - Innenzo ne - Außenzone
Mantelzone
Die Wand des Sinus urogenitalis (d . h. der Urethra an lage) stü lpt
sich in das umli ege nd e Mese nchym vor. Das s ind dann di e An la- Abb. 5.5 Harnblase, Prostata un d Samenbläschen. a Ansic ht von
dorsal, b Frontalsc hni tt durch Prostata und Urethra mit Zoneneintei-
ge n d er Prostata-Drüse n . Das Mese nchym w ird zum fibromu s-
lung .
5.7 Penis 59

Das darin eingebettete Stroma der Prostata besteht aus ca. membran herum bilden sich aus Mesenchymverdichtungen
40 tubuloalveolären Einzeldrüsen umgeben von Bindegewebe ventral der Genitalhöcker (Tuberculum genitale) seitlich beid-
und glatter Muskulatur (fibromuskuläres Stroma). Die weiter- seits die Urethralfalten (= Genitalfalten = Urogenitalfalten) und
führenden Ausführungsgänge (Ductuli prostatici) münden um lateral davon die Labiaskrotalwülste (= Genitalwülste). Die
den Samenhügel (Colliculus seminalis) in die Pars prostatica der Kloake wird durch das Septum urorectale in Sinus urogenitalis
Harnröhre (Abb. 5.5). und Anorektalkanal unterteilt, s. Abb. 4.1, S. 45). Entodermzel-
len des Sinus urogenitalis wachsen dann strangförmig auf der
Unterseite des Genitalhöckers nach ventral und bilden hier die
5.6.5 Gefäßversorgung
Urethralplatte. Die Urethralplatte vertieft sich zur Urethral rin-
~ Arterielle Versorgung. Die arterielle Perfusion erfolgt über ne, die aber nicht bis an die Spitze des Genitalhöckers reicht.
die A. vesicalis inferior und über die A. rectalis media (z. T. auch
aus Ästen der A. pudenda interna). ~ Äußere männliche Genitalorgane. Bei der Entwicklung der
äußeren männlichen Genitalorgane (Abb. 5.6) wächst der Geni-
~ Venöser Blutabfluss. Um die Prostata herum liegt ein venöses talhöcker stark in die Länge. Er wird zum Phallus und zu seiner
Gefäßgeflecht, der Plexus venosus prostaticus (Santorini-Ple- Spitze entwickelt. Die Urethralrinne, die zwischen den beiden
xus), welcher mit dem Plexus venosus vesicalis in Verbindung Genitalfalten liegt, schließt sich zur Urethra und auch die Ge-
steht und schließlich in die V. iliaca interna abfließt. nital falten vereinigen sich. Damit entsteht au s den Genitalfal-
ten das Corpus spongiosum penis, ein Schwellkörper, der die
~Lymphabfluss. Die Lymphgefäße der Prostata füh ren die Lym- Harnröhre umgibt und auf der Unterseite der Corpora caverno-
phe hauptsächlich in die Nodi lymphoidei iliaci interni und die sa (Penisschwellkörper) liegt. Die Labioskrotalwülste werden
Nodi lymphoidei sacrales. Von der Hinterseite der Prostata ist größer und vereini gen sich zum Skrotum. eine Verwölbung von
auch ein Abfluss in die Nodi lymphoidei iliaci externi möglich. Haut und Unterhautbindegewebe. in die der Hoden deszendiert.
Die Urethra erreicht zunächst nicht die Spitze des Penis. Der
distale Teil der Urethra wird dadurch gebildet, dass Ektoderm-
5.6.6 Innervation
zellen von de r Spitze de s Peni s wandern und so einen Epithel-
Die Prostata wird sympathisch über den Plexus hypogastricus strang bilden , der auf die Urethra im Corpus spongiosum zu-
inferior innerviert. Parasympathische Fasern erreichen al s Nn. wächst. Der Strang wird ka nalisiert und somit liegt das Ostium
splanchnici pelvici das Organ. An der Prostata bilden beide Ner- urethrae an der Spitze der Glans penis.
venfaseranteile den Plexus prostaticus.
APROPOS
Durch Hemmun gsmi ss bild unge n kann es dazu kommen, dass die Urethra
ni cht an der Pe nisspitze münd et. Bei der relati v häufigen Hypospadie li egt
5.7 Penis ein e Fehlmündun g der Urethra an der Unterse ite des Penis vor. Ursache ist
ein Unterbleiben der Verschm elzu ng der Urethralfalten. Meist li egt zudem
ein e urethralwä rt s geri chtete Pe ni sverkrümmun g vo r.
Das äußere Genitale des Mannes besteht aus dem Hodensack
Bei der selte nen Epispadie mündet die Uret hra auf der oberen (dorsa len)
(Skrotum) und dem Glied (Penis). Der Penis dient als Kopulati- Seite des Penis. Sie ist of t mit ein er Blasen fehlbildung kombin ie rt.
onsorgan und stellt die letzte Wegs trecke für den Harnabfluss
dar. Der Peni s ist aufgebaut aus den sog. Schwellkörpern. Sie
stellen einen Raum dar, d er in der Lage ist, durch Blutstau den 5.7.2 Funktion
Penis zu erigieren.
~ Erektion. Die Erektion entsteht durch eine Blutfüllung der
Penisschwellkörper bei gedrosseltem Abfluss. Sie wird para-
5.7.1 Entwicklung
sympathisch gesteuert (Nn . erigentes). Durch die Aa . helic inae
~ Indifferentes Stadium. In der 4. Woche ist die Kloake noch (aus den Aa. profundae penis) strömt Blut in die Penisschwell-
durch die Kloa kenmembran verschloss en. Um die Kloaken- körper ein, gleichzeitig werden die durch die Bindegewebshül-

Gl ans
penis (;)
Urethra Epit helstrang

(!;) Urethralplatte

(?i) kanalisierter Epit helstrang

~ Urethralum en

a b c d Fossa navicul ari s

Abb. 5.6 Entwicklung der äußeren männlichen Genitalorgane. a 10 Woche n, b b ei Geburt, c Bild ung der Urethra aus der Uret hra lpl at t e, d Bil -
dung d es Glan s-Ab schni ttes der Urethra
60 5 Männliche Geschlechtsorgane

Je verlaufenden Venen komprimiert und dadurch das Blut am der Gegenseite zusammen. Die Muskelfasern wirken somit auf
Wiederabfluss behindert. die Schwellkörper, d. h. die Corpora cavernosa des Penis beim
Mann (be i der Frau: Klitoris) ein .
.. Ejakulation. Bei zunehmender mechanischer Reizung wer- Der M. bulbospongiosus umgreift den Bulbus penis, den An-
den die Erregungen im Lendenmark auf sympathische Fasern fangsteil des Corpus spo ng iosum und vom Diaphragma uroge-
umgeschaltet (Ejakulationszentru m ). Die efferenten Im pulse nitale. Er entspringt vom Centrum perinei und umschließt mit
bewirken zunächst die Kontraktion der g latten Muskulatur in sei nen Muskelfasern den Bulbuspen is beim Mann (bei der Frau:
den Samenbläschen und der Prostata sowie der glatten Mus- Bulbus vesti bu li).
kelfasern des Ductus deferens. Gleichzeitig wird die Blase ver- Die Innervation erfo lgt willkürlich über denN. pudendus.
sc hlossen (u.a. Kontraktion des zirkulären M. sp hincter ureth-
rae internus), um den Übertritt des Ejakulats in die Harnblase .. Corpus penis. Das Corpus penis besteht aus den beiden sich
zu verhindern. Nach Bereitstellung des Spermas (Emission) in unterhalb der Symphyse zusa mmenlagernden Corpora cave r-
die proximale Harnröhre (Pars prostatica) kontrahiert sich nun nosa penis. Hi e r laufen die beid e n Crura penis zusammen. Ab
in Schüben die Beckenbodenmuskulatur und sorgt für einen hi er spricht man auc h von einem zweikammerigen Corpus ca-
ruckartigen Transport des Ejakulats (Sperma) durch di e Harn- vernosum penis. Es weist mittig das Septum penisauf und ist
Samen-Röhre bis zur Harnröhrenöffnung. von einer Bindegewebshülle umgeben (Tuni ca albuginea corpo-
ra cavernosa). Darunter befindet sic h das Corpus spongiosum
.. Sperma. Sperma ist das 3-6m! umfassende Flüssigkeitsvolu- penis, welches eine vergleichsweise dünnere Hülle aufweist
men, welches bei der Ejakulation ausgeworfen wird. Die Flüs- (Tu nica albuginea corporis spongiosi). Die äußerste gem einsa-
sigkeit sta mmt zu e twa 20 % aus der Prostata, 70 % aus den Sa- me Schicht ist die Fascia penis (profunda ).
menbläschen. 2-3 % aus den Glandulae bulbourethrales und zu
7 % besteht es aus den Spermien. .. Glans penis. Die Glans penis entsteht aufgrund der distalen
Insgesamt ist das Sperma sc hwach alkalisch (pH 7,2-7,5), konischen Erweiterung des Corpus spongiosum. Der prominent
was gü nstig für die Spermienbewegung un d die Reaktion mit vorstehende Rand der Glans, der das zweikammerige Corpus
dem sauren Scheidenmileu ist. cavernos um ventral überragt, wird als Corona glandis bezeich-
net. Hi er findet sich an der Spitze der Glanspenis die schlitzför-
APROPOS
Pro ml fin det man 80-100 Mio. Spermien (Normospermi e). Unter den mige. senkrec ht stehende äußere Öffnung der Harnröhre, das
Spermien sind in der Rege l 10- 20 % nich t voll entw ickelt oder morph ologisch Ostium urethrae externum.
veränd ert. Bei ein er Spermi enzahl von unter 40 Mio.fml spri cht man von
Oligospermie. Finden sich keine Spermi en im Ejak ul at, liegt eine Azoosper- .. Schwellkörper. Die paarigen Corpora cavernosa penis liegen
mie vor. Sperma enthält auße rdem verschiedene we itere Bestandteil e (z. B.
dorsal. Sie entspringe n als Crura penisvon den unteren Scham-
Fruktose).
beinästen und ve reini ge n sich na c h distal zu einem zweigeka m -
merten Corpus cavernosum . Das Corpus cavernosum bezieht
5.7.3 Aufbau aber die Glanspenis nicht mit ein.
• Das unpaare Corpus spongiosum penis (Ha rnröhren-
Der Penis wird in eine paarige Radix penis (Peniswurzel), ein schwellkörper) befindet sich auf der Ventralseite des Penis,
Corpuspenis (Pen isschaft) und eine Glans penis (Pen ise ic hel) es beginnt mit dem Bulbuspenis und endet mit der Glans
unterteilt. Der Penis ist aufgebaut aus kavernösen Venenge- peni s. Eine relativ dünn e Bindegewebsschicht umhüllt die-
flechten, den sog. Schwellkörpern. Sie sind von feinen Trabe- se n Sc hwe llkör per, so dass durch Bluteinstrom nicht so hohe
keln durchzogen und in der Lage, durch Blutstau den Peni s zu Innendrücke aufgebaut werden können wie in den Corpora
erigieren . Man unterscheidet die paarigen Penisschwellkörper caver nosa. Dies ist gewo llt, da bei hohem Innendruck sonst
(Corpora cavernosa penis) und dem unpaaren Harnröhren- die Harnröhre komprimiert würde und somit das Lumen für
sc hwellkörper (Corpus spongiosum penis). den Harn-Samen-Weg verlegt und keine Ejaku lation möglich
wäre .
.. Radix penis. Die Radix penis ist an den unteren Ästen des
Schambeinknoche ns befestigt und bildet hier vom rechten und .. Penishäute. Das männliche Gli ed ist aus de n drei genannten
linken Ramu s ossis pubi s inferior je einen der beiden Schwell - zylindrischen Schwellkörpern aufgebaut, die jeweils von einer
körperschenkel der Corpora cavernosa penis (Crus penis). Zw i- weißen, bindegeweb igen Kapsel. der Tunica albuginea penis,
schen diesen beiden Crura penisbefindet sich der Bulbus penis, um sc hlossen sind.
das Anfangsstück des unpaaren Harnröhren schwellkö rp ers Die derbe Fascia penis (profu nd a) umhüllt alle Sc hwellkö r-
(Corpus spongiosum peni s). jedes Crus peni s ist von einem M. per, in ihr verlaufen die V. und Aa . dorsalis penis. Dar an sc hließt
ischiocavernosus, der Bulbus penis vom M. bulbospongiosus sich die Te la sub cutanea penis (a lt: Fascia s up erficialis penis)
bedeckt. mit den Glandula e praeputiales an . Die Faszien dienen der Erek-
Die Schwel lkörper sind im Bereich der Peniswurzel von un - t ion. Die Tela subcutanea penis ermögli cht eine Versch iebung
ten am Diaphragma urogenitale befestigt. Zudem ist die Radix zw ische n den Schwe llkörpern und der Penishaut.
peni s mit der Bauchwand durch da s lig. fundiforme penis, das Gan z außen befindet sich schl ieß lich die Penishaut mit der
den Penis umgreift. und mit der Symphyse durch da s lig. sus· Vorhaut (Präput ium). di e über da s Fre nulum preputii mit de r
pensorium penis verbunden. Glan s penis verbunden ist. Bei der Erekt ion vers t reic ht da s Prä-
putium und g ib t die Glan s peni s frei. Die Außenhaut des Penis
.. M. ischiocavernosus und M. bulbospongiosus. Der paarig ist verschie b!ich, sehr dünn und stark pi g mentiert .
angelegte M. ischiocavernosus zieht vom Ramus ossis ischii je-
weil s über da s Crus penis auf den Peni s und lagert sich mit de m
5.7 Penis 61

5.7.4 Gefäßversorgung N. cutaneus femoris posterior, und vom N. scrotalis posterior


innerviert.
• Arterielle Versorgung. Die Penisperfusion erfolgt über 3 paa-
rig angelegte Arterien , die alle aus der A. pudenda interna ab- • Parasympathische Innervation. Parasympathische Fasern
gehen: ziehen vom Sakralmark (52-54, Reflexzentrum für die Erektion)
• A. dorsalis penis: verläuft subfaszial auf dem Penisrücken über die Nn. splanchnici pelvici und dann als Nn. erigentes in
und versorgt die Glans. das Präputium und die Haut Richtung Plexus hypogastricus inferior. Der Parasympathikus
• A. profunda penis: verläuftjeweils zentral in den beiden ist verantwortlich für die Erektion.
Corpora cavernosa penisund füllt die Schwelll<örper direkt
über ihre zahlreichen, frei endenden Äste. die Aa. helicinae • Sympathische Innervation. Sympathische Fasern stammen
(diese sind im nicht erigierten Zustand gewunden wie ein aus dem Reflexzentrum in den lumbalen Rückenmarksegmen-
Schneckenhaus) ten (L2-L3) und ziehen in den Plexus hypogastricus inferior. Der
• A. bulbi penis: zieht zum Corpus spongiosum und zur darin Sympathikus ist verantwortlich für die Ejakulation.
verlaufenden Urethra.
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN
• Venöser Blutabfluss. Das Blut au s den Schwellkörpern fließt • Der N. ilioinguinalis verläuft im Bereich des Scrotums außer-
in die V. dorsalis profunda penis, die unterhalb der Tunica al- halb der Fascia spermatica interna.
buginea penisgelegen ist, und von dort in den Plexus venosus • Der Müller-Gang wird unter dem Einfluss des Anti-Müller-
prostaticus bzw. Plexus venosus vesicalis. Hormons zurückgebildet.
Das Blut aus den oberflächlichen Schichten des Penis drai- • Der Ductus deferens wird vegetativ aus dem Plexus hypogas-
niert in die auf der Tunica albuginea verlaufende V. dorsalis tricus inferior inn erviert.
superficialis penis, die dann weite1· in die V. pudenda externa • Die Bläschendrüse entsteht aus einer Ausstülpung des Wolff-
mündet. Gangs, die dorsal kurz vor der Einmündung des Gangs in d en
Sinus urogenitalis liegt.
... Lymphabfluss. Die Lymphe aus dem Penis fließt überwiegend • Die Cowper-Drüsen produzieren ein visköses Sekret.
zu den Nodi lymphoidei inguinales superficiales_ Lediglich die • Das Drüsenepithel der Prostata entsteht aus dem Sinus
Lymphflüssigkeit aus dem Bereich der Glans penis gelangt in urogenitalis.
die Nodi lymphoidei inguinales profundi_ • Das Corpus cavernosum bezieht die Glans penisnicht mit ein .
• Die Lymphe aus dem Bereich der Glanspenis gel angt in die
5.7.5 Innervation Nodi lymphoidei inguinal es profundi.

Die sensible Innervation des Penis erfolgt hauptsächlich über


den N. dorsalis penis, einen der beiden Endäste des N. puden- GESCHAFFT

dus. Er zieht im Canalis pudendalis (Aicock-Kanal. s. Skript 1) Nach den männlichen Gesc hlechtsorganene fehl en natürlich noch di e weibli-
ins tiefe perineale Gewebe und verläuft dann auf dem Penisrü - chen Geschlechtsorgane. Mi t Ihnen wird das Lernpaket 8 der Anatomie- und
damit das letzte Lern pa ket in diesem Skrip t- eingeleiteL Im Anschluss müs-
cken lateral der A. dorsalis penis. Sein Versorgungsgebiet sind
se n Sie sich noch den großen Leitungsbohnen, dem vegetativen Nervensys-
die Haut und die Glans penis. Besonders di e Glans peni s wird t em und der Top og rafi e der Bauch- und Beckenorgane w idm en .
von vielen sensiblen Nervenendigungen innerviert. Die Haut
der Peniswurzel wird vom N. ilioinguinalis, einem Ast aus dem
62 6 Weibliche Geschlechtsorgane

6 Weibliche Geschlechtsorgane 6.1 Eierstöcke (Ovariae)


ln den paarigen Eierstöcl<en, den Ovarien, werden die Oozyten
Die weiblichen Geschlechtsorgane werden in inneres und äuße- geb ildet. Sie reifen in Follikeln heran und werden bei der Ovula-
res Genitale eingeteilt (Abb. 6.1). tion aus der rupturierten Follikelhöhle in Richtung Eileite r ab-
• Zu den inneren Geschlechtsorganen zä hlen Eierstöcke gegeben. In den Ovarien werden außerdem die weiblichen Ge-
(Ovariae), Eileiter (Tu bae uterinae). Gebärmutter (Uterus) sch lec htshor mon e gebildet, das Östrogen und das Progesteron.
und Scheide (Vagina). Unter dem Begriff Adnexe werden in Die Ovarien li ege n intraperitoneal und werden über das Me-
der Klinik die Eierstöcke und die Eileiter zu sammengefas st. sovar (Peritonea lduplikatur am Lig. latum) an der Bauchwand
Topografisch (und auch entwicklungsgeschichtlich) werden befestigt.
die äußeren Geschlechtsorgane durch das Jungfernhäutchen
(Hymen) von den inneren Genitalien abgegrenzt.
6.1 .1 Entwicklung
• Zu den äußeren weiblichen Geschlechtsorganen zä hlt man
große und kleine Schamlippen (Labia majores er minores). Be i weiblichen Embryon en gehen die primären Keimstränge
Scheidenvorhof(Vestibulum vaginae), Vorhofdrüsen (Gian- zugrunde. Gleichzeitig proliferiert da s Zölo mepithel und bildet
dulae vestibulares) und Kitzler (Klitoris). e ine zwe ite Generation von (sekundären ) l<eimsträngen, die
Der Begriff Vulva umfasst die äußeren Genitalorgane und zu- Rindenstränge, die nur in das oberflächennahe Mesenchym
sätzl ich noch Harnröhrenmündung, Vagina und den ventral der (spätere Rinde) eindringen. Dann zerfallen die Rindensträn-
Beckenringsymphyse gelegenen Mons pubis. ge in Zellhaufen, die jeweils eine oder mehrere Urkeimzellen
umhüllen (Eiballen). Die Urkeimzellen durchlaufen e ine Proli-
ferationsphase und treten dann in die Meiose ein. Die dann a ls
Oogonien (a uch Oozyten) bezeichneten Keimzellen verharren
im Diktyotän. Die Oogonien werden von einer Schicht flach er
Follikelepithelzellen um geben: Primordialfollikel in der Rinde

Lig. suspensorium - - - - - - --F-11-h-ill-------------\\ :'..:\


ovarii

Ureter
Tube ----------------~~~~---------r.~ r
Ovar -----------------r~~+-----~~~~
Vasa iliaca externa --------+~~
Lig. ovarii proprium - - - - -:-=-h il'
Lig. teres uteri ------------.'.f'--'11\'--IT
(Lig. rotundum) Excavatio
Fundusuteri ___________...-- t"'=--# T----''.--',--- rectouterina (Douglas)
Corpus uteri ___________.-- ~}!j'-j.:::::j:Af:D';#==\=}---- Portio vag in alis

Vesica urinaria -------------f-'li:----'-<-1~~~&1 ~~~,~~::::=~=~==j======-rRecturn


Symphyse ---------------t-'1\-'---""--<i'.:: ~ Vag ina

Urethra ~~:;~~~==::::Jt::'::~;r:;;-;=~~{4~
Diaphragma urogenita le M. Ieva tor an i
Clitoris Anu s

Ostium urethrae extern um


Lab ium minus ___________/
In troitus vag inae
Labiu m majus -----------~

Abb. 6.1 Sagittalschnitt durch das weibliche Becken. Winke i l: Fl exio, Winkel 2: Versio (s. 5. 66 ).
6.1 Eierstöcke (Ovariae) 63

oberes - - --".--------ii-:-:- 1 Lig. suspensorium ovarii Abb. 6.2 Anlage der


Keimdrü senba nd weiblichen Genitalwege.
a Ende 2. Monat, b beim
Neugeborenen.

Epoophoron

"'2
0

.;
E
"
E
unteres Keimdrüsenband
; Müller-Ga ng Uterus
"'
0

~
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.5
-"'
u
~
-"'
i Utero-
~ vaginal-
"'j kanal
s
a b

des Ovars. Die Follikelepithelzellen stammen z.T. auch aus dem Nicht nur die Eierstöcke, sondern auch die Gebärmutter und
Meso nephros. die Eileiter werden von einer breiten Bauchfellduplikatur, dem
Auch da s Ovar macht einen geri ngfü gige n Deszensus durch. lig. latum uteri, eingefasst. Bezogen auf die jeweilige n Organe
Das untere Keimdrüsenband wird zum lig. ovarii proprium unterscheidet man das Mesovarium (Eierstöcke), die Mesosal-
(zwischen Ovar und Tubenwinkel des Uterus) und zum lig. te- pinx (Eileiter) und das Mesometrium (Gebärmutter).
res uteri. Das obere Keimdrü senband bleibt als lig. Suspensori- Die Bauchfellduplikatur untertei lt zudem das weibliche klei-
um ovarii erhalten: in ihm verlaufen di e A. und V. ovarica (Abb. ne Becken in eine vordere Bauchfelltasche (Excavatio vesicou-
6.2). terina) und eine hintere Bauchfelltasche (Excavatio rectouteri-
lig. ovarii proprium und Lig. teres uteri sind Überreste des na ; Douglas-Raum). Weitere Bänder zur Befestigung des Ova rs
untere n Kei mdrü sen bandes. Dem entspricht beim Mann das im kleinen Becken sind:
Gubernaculum testis. • Lig. suspensorium ovarii: vom apikalen Pol des Ovars (dort,
wo die Tube anliegt, Extremitas tubaria) zur seitlichen Be-
ckenwand; im Li ga mentum verläuft die A. ovarica.
6.1.2 Funktion
• lig. ovarii proprium: vom unteren Pol des Ovars (Ext remitas
In den Ovarien der Frau wachse n die Eizellen hera n und wer- uterina ) zum Tuben-Uterus-Winkel ziehend: im Liga mentum
den ab der Pubertät bis zu r Menopau se in regelmäßige n Zyklen verläuft der R. ovaricus der A. uter ina.
bei der Ovulation abgegeben. Die Oogenese ist mit der Follikel- • Mesovarium: Teil des Lig. la tu m uteri.
reifung verbu nd e n (ausführlich e Beschreibung s. Physiologie
Skript 2). I LERNTIPP !
in de n Ovarien we1·den außerdem die weiblichen Ge- Es ist gar nicht so leicht, sich die Bänder mit den Gefäßen zu
sc hl echtshormone ge bildet, da s Östrogen und da s Proges teron. merken, di e in ihnen verlaufen:
Das Östrogen ist wichtig flir den Eitransport und die Prolifera- Lig. suspensorium ovarii: A. ovarica
tion des Endomet rium s in der ersten Zyk lushälfte: das Proges- Lig. ovarii proprium: A. uterina (R. ovaricus)
teron bereitet den Organismus in der zweiten Zyk lu shä lfte auf
eine mögliche Schwangersc haft vo1· und erhöht die Körperkern- APROPOS
temperatur der Fr.lll um ca. 0,5 oc. Douglas-Raum (Excavatio rectouterina): Der Doug las-Raurn ist der Raum
zwischen dem Rektum und dem Uterus und der tiefste Punkt der Bauch-
höh le. Klinisch relevant wird diese r Raum bei jeder Ansammlung von freier
6.1.3 Topografie Flüssigkeit im Abd omen. z. B. bei intraabdomi nellen Blu tungen ode r bei
Entzündungen mit Ergussbildu ng. da sich die Flüssigkeit hier am tiefsten
Die Ovarien liegen in der Fossa ovarica a n der Aufteilungsstelle Punkt an samm e lt.
der A. iliaca communis. Begrenzt werden sie
• ventral durch di e V. iliaca in terna und das Lig. umbili ca le
med ia le. 6.1 .4 Aufbau
• dorsal durch den Urete r und di e A. iliaca internasowie
• lateral durch den M. obturatorius internus. Das Ova r hat Pnaumenform und eine Länge von 3-4 cm. eine
Brei te von 1- 2 cm und eine Dicke von ca. 1 cm. Der apikale Pol
64 6 Weibliche Geschlechtsorgane

Mesovar Lig. Suspensorium ovarii ,. Venöser Blutabfluss. Das venöse Blut fl ießt über ein Geflecht
Mesosalpinx I (Plex us ovaric us) in die Vv. ovaricae ab. Das Blu t der V. ovarica
de xtra fließt direkt in die V. cava inferior, das Blu t der V. ovarica
I I sinistra über d ie V. rena lis si nistra in d ie umere Ho hl vene (Abb.
6.4 b).
Isthmus Auch hier gib t es einen R. ovaricus zur V. uterina und vo n
- - - Ampu lla
Uterus dort we iter in die V. iliaca interna. Vergleich bar dem Plexus
lnfu ndibu lum
pampiniformis beim Mann w ird auch bei der Frau die A. ova rica
von ei nem Venengenecht umspon nen .
.,... . .~~- Ostium Bei einem Ovarialkarzinom ka nn eine Metastasierung in die
abdominale
tubae Lunge erfolgen.
uterinae
'- Fimbriae mit einer ... Lymphabfluss. Die Lymphgefäße verlaufen mit den ovariellen
Fimbria ovarica Gefäßen und mün de n in die lumbalen Lymphknote n an der
Bauchaorta bzw. a n der seitlichen Beckenwand in die ilial<alen
Lymphknoten .

' - - - - - - - Lig. ovarii proprium 6.1.6 Innervation


Der Plexus ovaricus ste uert die vegetativen Funkt ionen des
Abb. 6.3 Rechte Adnexe. Ansicht von do rsa l.
Ova rs. Seine Fasern stammen vom Plex us hypogastricus infe ri-
or et superior, Plexus renalis und Plexus aorticus und bi lden e in
wird a ls Extremitas tubaria, der kaudale in Richtung Uterus ro - Fasergeflecht, das um die A. ovarica gelegen zu den Eierstöcken
tierte Pol als Extremitas uterina bezeich net. zieht und am Hi lum ovarii in die Eierstöcl<e eintr itt. Bei einer
Das Ovar hat ei n Hilum für ein- und austretende Gefäße und Eierstockentzündung kann de r gleic hseitige N. obturatorius
Nerven (Abb. 6.3). das sic h an der dem Ei leiter zugewa ndte n Sei- gereizt sein und Schmerzen a n der In nenseite des Oberschen-
te befindet. Hier setzt auc h das Mesovarium an, die gegenüber- kels aus lösen .
liegende freie Seite ist der Ma rgo li ber ovarii.

6.1 .5 Gefäßversorgung 6.2 Eileiter (Tuba uterina)


,. Arterielle Versorgung. Die A. ovarica (Ab b. 6.4a) entspringt Die beiden intraperitonea l liegenden Eile iter (Tubae uter in ae,
beidseits direkt aus der Aorta abdomina lis auf Höhe des 2. Len - auch als Sa lpinx bezeichnet) ziehen von den Eierstöcken im
denwirbe ls. Sie zieht dann an der dorsalen Rumpfwand entlang oberen Rand des Lig. lat um ute ri in Richtung Gebär mutter. Der
und überkreuzt in der Beckeneingangsebene die A. iliaca exter- Eilei ter nimmt d ie beim Eisprung freigese tz te Eizell e auf und
na. lm Lig. Suspensorium ovarii zie ht sie zum Hilu m des rec hten transportiert sie zum Uter us.
bzw. li nken Eierstocks.
Zusätzlich erfolgt die Versorgu ng über den R. ovaricus aus 6.2.1 Entwicklung
der A. uteri na (aus der A. il iaca interna). Dieser Gefäßast zieht
im Lig. ovarii proprium zum Eierstock.A. ovarica und R. ova- Sie wird gemeinsam mit dem Uterus besprochen.
ricus anastomosieren miteinande r und bi lden die Eierstocl<ar-
kade.

V. cavainferior
V. renalis
V. renalis sinistra
~ dextra
"' V. iliaca
~ A. ovarica sinistra
-~
.r: (aus Aorta
1-
.; R. tub ariu s abdominalis) V. ovarica
E sini stra
der A. uterina A'- r ' - - - - - Lig. suspen-
~
<(
sorium ovarii l$$m<c_- Plexus ve nosus
"'
.r: R. tubarius ovari cus
~ der A. ovarica
~
V. iliaca intcrna
ro
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0
PI exus __j.----8! V. iliaca externa
-;;
~ venosus
uterinu s
."~ Plex us venosus
"
:;;
L
u
~
c a
R. vaginalis
der A. uterina
A. uterina
(aus A. iliaca interna) b
Abb. 6.4 Blutgefäße des inneren wei blichen Genitales. a Ar te rien, b Venen.
6.3 Gebärmutter (Uterus) 65

6.2.2 Funktion ~ lymphabfluss. Die Lymphe fli eßt im Wegebe tt der ovariel-
le n Gefäße und e ntlang de s Fundus des Uteru s ab und gelang t
Die Eileiter nehmen die durch Ovulation aus dem Ovar freige - sc hli eß li ch in die Nodi lymphoid ei lumba les.
se tzte Eizelle mithilfe der Fimbrien auf. Im Eileiter (meis t in der
Ampulla ) findet die Befruchtung statt.
6.2.6 Innervation
Zug le ich befördern sie da s Ei in Ri chtung Ute ru s. Durch den
Flimmerhärchensch lag des Tubenepithel s so wie durch uterus- Vegetative Fasern für den Eil eite r entspringen dem Plexus hy-
wärts ge richtete Tubenperista ltik wird der ca . 5-tägige Trans- pogastr icu s s upe rior et inferior, dem Plexus renali s und dem
port der befru chteten Eize ll e du rch de n Eileiter in die Ge bär- Plex u s aorticus. sowie dem Plexus uterovag inalis . Sensible af-
mutter gewährlei stet. ferente Fasern der Tuba uterina treten in die Rückenmarkseg-
mente Thll, Th12 und L1 ei n.
6.2.3 Topografie
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
Die Tube n s ind j eweil s recht s und lin ks zw isc hen den Ovarien ~ Die Ovarien li ege n intraperitoneal.
und dem Uterus ausgespannt. Sie befinden sich am oberen Rand ~ lig. ovarii propriumund lig. teres uteri sind Überreste cles
des Lig. latum. a lso intraperitoneal. Die Eil eiter ers trec ken sich untere n Ke im drüsenba nd es. Dem entspricht be im Mann das
in ih re m Verlaufvom Uterus aus bet rachtet nach posterolateral Gu bernacu lum testis.
bi s an d ie Wand de s kleinen Beckens. zie hen dann bogenförmig ~ Im lig. suspensorium ovarii verläuft die A. ovarica.
über die Ovarien hinweg und treten mit ihren fingerähnlichen ~ Bei ein em Ovarialkarzinom kann ein e Metastasierung in die
Fimbrie n an den obere n Pol des Eierstocks he ran . Sie haben zu- Lunge erfolgen.
dem topografi sc he Bezie hung zum Ileum . ~ Die Lymphgefäße ve rlaufen mit den ovariell e n Gefäßen und
münd en in die Nodi lymphoidei lumbales an de r Bauchaorta
6.2.4 Aufbau bzw. an de r se itli che n Beckenwand in die Nod i lympho idei
ilia ci.
Der Eil e ite r ist ca. 12 cm lang und lä sst sich in fo lgende Ab- ~ Bei ein er Eierstockentzündung ka nn der gleichse it ige N.
sc hnitte a uftei len: obturatorius ge reizt sein und Sc hme rze n an der Inne nse ite
• Das la te ral e Endstück wird a ls lnfundibulum tubae uterinae des Oberschenkels aus löse n.
bezeichn et. d er sog ... Fimbrientrichter", mit der Öffnung in
die Ba uchhö hl e (Ostium abdominale) und de n daran aus-
gebildete n 20-30 frei beweglichen Tubenfran se n (Fimbriae
tubae). wovon e ine bes ond ers lange Fimbrie (Fimbria ova- 6.3 Gebärmutter (Uterus)
rica) mit d e m Ovar verb unden ist. Während de r Ovu la t ion
umsc hli eßen d ie Fimbrien das Ovar fast vo ll ständig und Die Gebä rmutter (Uterus) ist ein aus g latter Mu sk ulatur au f-
ne hmen dad urch die abgegebene Oozyte durch die Eileiter- ge bautes musk uläres Hohlorgan und befinde t sich im kleinen
öffnu ng (Os tium abdom in a le) auf. Becke n zw isc hen der Blase und dem Rektum. Der Uterus beh er-
• Di e sich ans lnfundibulum a nsc hli eße nden latera len V3 der berg t 40 Woc hen lang das heranwac hse nd e Kind und sorgt am
Tube werden a ls Ampulla tubae uterinae be ze ichnet. Es End e der Schwa ngersc haft mit muskulären Kontraktionen, den
ist der w e itest lumi ge und z ug leich lä ngs te Absc hnitt des Weh e n, für das Gebären des Fetus. In der schwa ngerschaftsfrei-
Ei leiters (ca. 7 cm). Die Ampull a is t de r Befruchtungsort der en Ze it unterli egt die Sc hl ei mh aut de s Uter u s den hormon ell
Eize ll e durch das Spe rmium . beding te n Zyk lu sveränderunge n.
• De r Isthmus tubae uterinae bildet das media le Drittel der
Tube (ca. 2-3 cm), m it e nge m Lume n und dicke r Wandung;
6.3.1 Entwicklung
diese r Absc hni tt bi ldet zusammen mit dem Uterus den
Tuben-Uterus-Winke l. Im weibli che n Embryo werden de r krania le und der mitt le re
• Die Pars uterina tubae uterinae ist das in d er Uteru swand Absch ni tt des Müller-Gan gs zum Ei leiter. Aus dem kaudal en
ge lege ne Tei lst ück der Tube mit der Öffnun g in die Uterus- (vere ini gte n) Abschnitt entsteht d er Uterovaginalkanal. Bei d er
höh le (Ost ium ute rinum ). es bildet mit ein e m Durc hm esse r An näherung der unte ren Ab sc hnit te des Müll er- Ga ngs wird da s
von 0.1- 1 mm die e ngs te Stell e. Bauchfell (Peri ton eu m) zu e ine r frontal ste hend e n Platte ausge-
zogen. dem lig. latum uteri. Am Obe rrand des Li g. latu m ute ri
ve rl äu ft die Tuba uterina. Durch di e Entw ick lu ng des Li g.latum
6.2.5 Gefäßversorgung
uterientstehen di e Excavat io rectouterina und vesicouter ina.
~ Arterielle Versorgung . Die Eil e iter werden durch de n R. tuba-
rius verso rgt (a us de r A. ovar ica bzw. der A. uter ina ). ~ Fehlentwicklungen des Uterus. Durch mangelhafte Aneinan-
derlagerung der Müller-Gänge können Doppelbildungen des
~ Venöser Bluta bfluss. Das venö se Blu t fli eßt in den Plexus Uterus e ntste hen (Abb. 6.5):
uterovaginali s und von do rt be idseits über di e Vv. ova ri cae a b. • Uterus bicornis bicollis ~ U terus mit zwe i Hörnern und zwei
Die rec hte n Vv. ovar icae fli eße n in di e untere Hoh lvene. di e lin- Cervices,
ken Vv. ovar icae in die link e V. re nali s uncl dan n erst in d ie V. • Uterus bicornis unicollis ~ Uterus mit zwei Hörnern, aber
cava infe ri or. nur einer Cerv ix.
66 6 Weibliche Geschlechtsorgane

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~§ a Uterus subseptus b Uterus bicornis un icollis c Uterus bicornis bicollis d Uterus un icornis
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~ c: cum cornu rudimentariD
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Abb. 6.5 Uterusfehlbildungen. a Uterus subseptus, b Uterus bicornis unicollis, c Uterus bicornis bicollis, d Uterus unicornis com cornu rudimenta-
rio.

6.3.2 Funktion Das Lig. latum uteri (breites Mutterband) ist frontal gestellt
und unterteilt das kleine Becken in die Excavatio vesicouteri-
Die Schleimhaut des Uterus unterliegt den regelmäßigen, hor- na und Excavatio rectouterina. Das Lig. latum uteri dient auch
monell bedingten Zyklusveränderungen von: als Aufhängeband (.. Meso") fü1· drei Organe: Mesovarium für
• Proliferation (Aufbau der Schleimhaut) das Ovar, Mesosalpinx für die Tuben und Mesometrium für die
• Sekretion (Schleimhaut in maximaler Höhe) Gebärmutter. An der Basis dieses ausgedehnten Bandes ziehen
• Desquamation (Abstoßen der Schleimhaut _, Regelblutung). die A. und V. uterinasowie die dazugehörigen Lymphgefäße. Im
Kommt es zur Befruchtung, gelangt die Eizelle in den Uterus kranialen Rand des Lig. latum ute ri verlaufen der Eileiter, das
und lagert sich der Uterusschleimhaut an (Nidation), senkt sich Lig. teres uteri (s . u.) und das Lig. ovarium proprium.
in diese ein und wird schließlich komplett von ihr umgeben • Das Lig. teres uteri (alt: Lig. rotund um) ist das sog. runde
(Implantation). Aus der mütterlichen Uterusschleimhaut und Mutterband und zieht ventral vom Tuben-Uterus-Winkel
aus kindlichen Zellen wird dann die Plazenta gebildet. über die Vorderwand des Lig. latum uterizum inneren Leis-
Gegen Ende der Schwangerschaft tritt dann die Funktion der tenring, dann weiter durch den Leistenkanal bis in die gro-
Uterusmuskulatur in den Vordergrund. Die glatten Muskelzel- ßen Schamlippen.
len des Myometriums vergrößern sich durch Hypertrophie und • Das Lig. ovarii propriumzieht vom Uterus an das Ovar und
Hyperplasie um den Faktor 10 und können so durch kräftige sorgt für die kraniale Befestigung des Uterus.
Kontraktionen den Fetus hinausbefördern (Wehen). • Das Lig. cardinale (syn. Lig. transversum cervicis) zieht auf
Höhe der Cervix uteri fächerförmig in der Basis des Lig. la-
rum uteri an die seitliche Beckenwand heran.
6.3.3 Topografie
Der Uterus liegt mittig im kleinen Becken zwischen Harnbla- • Parametrien. Die Gebärmutter wird durch verschiedene Ver-
se (ventral ) und Rektum (dorsal). Zwischen Rektum und Ute- stärkungszügedes Beckenbindegewebes im Bereich der Cervix
rus befindet sich der Douglas-Raum (Excavatio rectouterina). uteri fixiert (Parametrium). Diese heißen:
zwischen Harnblasenoberseite und Vorderfläche des Uterus die • Lig. vesicouterinum
Excavatio vesicouterina. An den Douglas-Raum grenzt unten • Lig. sacrouterinum
das hintere Scheidengewölbe. Der Uterus wird vom Peritoneum • Lig. rectouterinum (+ M. rectouterinus).
überzogen, jedoch nicht vollständig darin eingefasst.
Die Position des Uterus beschreibt zum einen die Stellung • Beckenbodenmuskulatur. Siehe Skript 1.
von Uteruskörper und -hals zueinander (Fiexio) bzw. die Stel-
lung des Uterus insgesamt im Beckenraum (Versio), s. Abb. 6.1
6.3.4 Aufbau
S. 62.
• Flexio: Winkel zwischen Corpusuteri und Cervix uteri, nor- Der Uterus einer nicht schwangeren Frau ist ein dickwandi-
malerweise ca. 100° nach vorn (Anteflexio). ges, muskuläres Hohlorgan m it den Ausmaßen 7-8 cm Länge,
• Versio: Winkel der Achsen von Cervix uteri und Vagina, S-7 cm Breite und 2-3 cm Dicke. Er gliedert sich in fol gende Ab-
normalerweise neigt sich die Zervixachse gegen die Schei- schnitte (Abb. 6.6):
denachse in einem Winkel von 90" nach vorn (Anteversio). • Corpusuteri (Gebärmutterkörper): Die oberen ~ de s Uterus
Die normale Lage des Uterus ist also die Anteversion und werden als Corpus bezeichnet. Die Vorde rfläche (Facies vesi-
Anteflexion. calis bzw. Facies anterior) liegt der Harnblase an, die konve-
xe Hinterfläche (Facies intestinali s bzw. Facies posterior) hat
~ LERNTIPP ! Beziehung zum Rektum.
Die normale Position des Uterus ist in den schriftlichen Prüfun- • Fundus uteri: Der Fundu s ist der höchste Punkt de s Uterus.
gen ein absolutes Liebling sthema! Merken Sie sich, dass Ante- Er wölbt sich kuppelarti g über die Einmündungse bene der
versio und Anteflexio die normale Lage des Uterus ist. Es gibt Eileiter, die in da s rechte und linke Ute ru shorn (Cornu uteri
Fragen, in den en nach der normalen Lage des Uterus bei älteren dextra et sinistra) ziehen.
Frauen gefragt wird. Lassen Sie sich davon nicht verwirren, denn • Isthmus uteri: Der Isthmus ist eine rin gförmige Verengun g,
au ch im Alter ändert sich die Position des Uterus normalerweise die sich am Übergang zum unteren Drittel find et. Besonders
nicht. gut zu erkenne n ist diese seichte Einschnürung an der Ge-
bärmutter bei e ine r Frau. di e no ch kein l<ind geboren hat.
• Cervixuteri (G ebärmutterhals): Das untere Drittel der Ge-
• Haltebänder. De r Uteru s wird durch verschiedene Bänder be- bärmutter bildet die dünnwandige, rund e Ce rvi x. Sie ist
fe stig t.
6.4 Vagina 67

Ostium Lymphe vom Uterus (Tu benwinke I) zu den Nodi lymphoidei in-
uterin um guinales superficiales transportieren .
tubae
uterin ae Vom Corpu s uteri ziehen Lymphgefäße zu den Nodi lympho-
idei iliaci externi. Die Lymphe der Cervixuteri fließt in die Nodi
Cavitas uteri - -----'<- --'< lymphoidei ilica interni und Nodi lymphoidei sac rales .
Ostium - - - ,
anatomicum
uteri internum 6.3.6 Innervation
Isthmus uteri
Vege tative Fasern stammen vom Plexus hypogastricus inferior
Cervixute ri -----1 cervici s sowie den Nn . splanchnici pelvici und ziehen durch das Lig. la-
1 - - - - - - Portio tum uteri von lateral an die Gebärmutter heran und bilden dort
vag inalis cervicis den Plexus uterovaginalis (Frankenhäuser-Pi exus). Die zahlrei-
t;-;r.H- - - - - - Vag ina chen in das Geflecht eingeschalteter. Ganglienzellgruppen wer-
den als Ganglia pelvica bezeichnet.
Abb. 6.6 Uterus und Vagina im Frontalschnitt.
Sensible Fasern ziehen zu den Rückenmarksegmenten
Thi0-12 und Ll.
nach hinten unten ge richtet und wird in den inneren und
den äußeren Muttermund eingeteilt. FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
Der Organ innenraum des Corpusuteri wird gebildet durch das ~ Durch mangelhafte Aneinanderlagerung der Müller-Gänge
dreieckige. nach unten spitz zulaufende Cavum uteri (Gebär- kann eine Doppelbildung des Uterus entstehen, ein sog.
mutterhöhle). Im Bereich der Cervix uteri findet man den Ca- Uterus bicornis.
nalis cervicis (Zerv ikalkanal), einen spindeiförmigen mit Falten .. Die normale Lage des Uteru s ist die Anteversion und Ante-
durchsetz ten Kanal. Zudem befinden sich hie1· die schleimpro- flexion .
du zierenden Zerv ikaldrü sen (G iandulae ce rvi cales), die mit ih- ~ Die Vv. uterinae fli eßen in die Vv. iliacae internae ab.
rem Sekret den Zervikalkanal pfropfartig vers chließen und so .. Im lig. teres uteriverlaufen Lymphg efäße, die die Lymphe
eine Barriere gegen von außen aufsteigende Infektion bilden. vom Uteru s (Tubenwinkel) in inguinale Lymphknoten trans-
Das gesamte Uteruslumen steht über den Canalis cervicis portieren.
und das Ostium uteri mit dem Vaginalkanal in Verbindung. Die .. Das Lig . teres uteriverläuft durch den Leistenkanal der Frau.
Eileiter verbinden das Uteruslumen mit der freien Bauchhöhle.
Somit besteht bei der Frau physiologischerweise ein Durchga ng
von der äußeren Umgebung durch die genannten Strukturen
bis in die Bauchhöhle. 6.4 Vagina
Die Scheide (Vagi na) ist ein 7-9 cm langer fibromuskulärer
Die Histologie und der Ablau f der Phasen im Zyklus werden in Schlauch. Ihre Öffnung mündet ebenso wie die äußere Öffnung
der Histo log ie und der Physiologie ausführli ch behandelt. der Harnröhre in den Scheidenvo1·hof (Vestibulum vaginae).
Eingefasst wird der Scheidenvorhof von den äußeren weibli -
chen Geschlechtsorganen, den großen und kleinen Schamlip-
6.3 .5 Gefäßversorgung pen und dem Kitzler (s. S. 69).

.. Arterielle Versorgung. Die A. uterina (aus der A. iliaca inter-


6.4.1 Entwicklung
na , s. Abb. 6.4) versorgt die Gebärmutter. Sie verläuft von der
seitlichen Beckenwand in der Basi s des Li g. latum uterizur Cer- Da s untere Ende der vereinigten Müller-Gänge indu ziert die
vi x ureri und zieht dann geschlängelt am Uterus seitlich auf- Entstehung zweier Knospen (Ausstülpun gen) in der Hinte r-
wärts zu m Tube nwin ke L Sie gibt fo lgende Äste ab: A. vaginalis, wand des Sinus urogen itali s. Diese Sinuvaginalhöcker pro life-
R. ovaricus, R. tubarius. rie re n und vereinigen sich zur Vaginalplatte.
Am Fundus anastomosiert sie mit der A. uterina der Gegen- Zwischen der 12. und 20. Woche bild et sich in der Vaginal-
seite. Zudem tritt vo n hi er au s der R. ovaricus in Richtung Ovar platte (von kau dal ) ein Lumen , da s mit dem Lumen des Uteru s
in das Li g. ovariumproprium sowi e der R. tubariu s fürden Eilei- kommuni ziert. Zum Sinus urogenitali s ist die Vagina durch eine
ter ein. Die A. ovarica und die A. uterina anastomosieren im Be- dünne Pl atte, da s Hymen, verschlossen.
reich der Adnexe über den R. ovari cus miteinand er. Über diese Da Te sto steron fehlt, bild et sich der Wolff-Gang fast vollstän-
Anastomosen werden Uteru s. Ovar uml Tub e versorgt. dig zurück. Persistierende Reste (Res iduen) des Wolff-Gangs
und der Urnierentubuli sind :
.. Venöser Blutabfluss. Um die Gebärmutter liegt ein klappenlo- • Epoophoron (obere Urni erentubuli und kleinere Teile des
ser Venenplex us. der Plexus venosus uterinus. der mit den Vv. Wolff-G angs)
uterinae in die Vv. iliacae internae abfli eßt (Abb. 6.4). • Appendix vesiculosa ( kranialer Ab schnitt des Wolff-Gangs)
• Paroophoron (untere Urnierenrubuli )
.. Lymphabfluss. Die Lymphe vo m Fundus fli eßt mit den Lymph - • Gartner-Gang ( End abschnitte des Woll'f-Ga ngs neben der
ge fä ßen des Ova rs zu den Nodi ly mphoidei lumbales entlang Vag ina).
der Aorra: einige Lymph ge fäße ziehen zu den Nocli lymphoidei
iliaci ex terni.lm Ug. teres uteri ve rlaufen Lymphge f:i ße, di e di e
68 6 Weibliche Geschlechtsorgane

6.4.2 Funktion ,. Lymphabfluss. Der lymphatische Abfluss au s dem obere n


Scheidend rittel erfolgt e ntl ang der A. uterina in die Nodi lym -
Die Vagina ist gleichzeitig Ausführun gsga ng für die abgestoße- phoidei iliaci interni, au s der Mitte der Vagina in di e Nodi lym -
nen Endometriumsbestandteile am Ende des Menstruationszy- phoidei iliaci exte rni und aus dem Scheidenvorhof in die Nodi
klus, Teil des Geburtskanals und Kopulationsorga n. lymphoidei in guinales superficiales. Nodi lymphoidei sacrales
und Nodi lymph oi dei iliaci communes.
6.4.3 Topografie
6.4.6 Innervation
Von den Seitenrändern de r Vagina und des Uterus zieht da s Lig.
latum a ls transversale Bindegew ebsplatte quer durch da s Be- Die vegetativen Fasern zieh en aus d em Plexus uterovaginalis in
cken (s .S. 63 f. ) und teilt das kleine Becken in eine vordere Ex- Richtung Scheide. Die Nervenfasern diese s Plexus innervieren
cavatio vesicouterina und eine hintere Excavat io rectoute rina . die Cervix ute ri und den oberen Anteil der Vagina. Der unte re
Ventral liege n Harnblase und Ureth ra, dorsal befinden sich Anteil der Vag ina wird über denN. pudendus inn e rviert.
Rektum und AnalkanaL Vagi na, Urethra und Rektum treten also
sowohl durch das Diaphragma pelvis a ls auch durch das Spati-
um perinei profundus.
Im unteren Abschnitt gre nzen die Glandulae vestibulares 6.5 Äußere weibliche
majores (Bartho lin i-Drüsen) und der Bulbus vestibularis an die Geschlechtsorgane
Scheide. Der Bu lbus ves tibularis ist e in venöser Schwellkörper
unterhalb d e r großen Scham lipp en. zu den äußere n Genitalien der Frau zählen die große n und klei-
Oberhalb dieser Eb ene umschließ e n die Mu ske lfasern des M. nen Schamlippen (Labia majore s er minores), der Sc heidenvor-
Ievator ani (hier: M. pubococcygeus) die Vagina und verkleine rn hof (Vestibulum vagi nae) sowie der im ventral e n Bereich d er
ihr Lumen. Schambeinreg ion ge legene Schamberg (Mons pubi s), ein Haut-
Fett-Polster. Diese Strukturen werd en zusammen mit dem Kitz-
ler (Klitoris) auch als Vulva be ze ichn e t. Weiterhin ge hö ren die
6.4.4 Aufbau
Glandulae vestibulares zu den äußeren Gesc hl ec lltsorganen so-
Die Vagina erstreckt sich vo n der Ce rvi x ute ri bis zur äußeren wie die äußere Öffnung der weibl ic hen Harnröhre.
Scheidenöffnung (Ostium vaginae) im Scheidenvorhof( Vestibu-
lum vaginae). Das Ost ium vaginae wird unvoll ständig von einer
6.5.1 Entwicklung
Ha utfalte, d e m Hymen (Jung fernhäutchen). versc hlossen.
Ebenso wie di e Beckenach se verläuft auch die Vagina na ch Die indifferente Anlage der äu ße ren weiblichen Genitalien än-
vorne-unten. Die Vorder- und Hinterwand der Vagina sind dert sich im Wese ntlichen nicht so s ta rk wie beim männlich e n
aneinandergedrückt, u. a. durch die von ventra l angrenzende Gesc hlecht. Aus dem Genitalhöcker, d er nur eine geringe Grö -
Harnblase und das von dorsal an grenzende Rektum, wobei die ß enzunahme erfährt, entsteht die Klitoris. Die Genitalfa lte n
hintere Wand in der Längsausdehnung 1-2 cm länger ist als die bleiben getrennt; sie werden zu den kl e inen Schaml ippe n (La-
Vo rderwand . bia minora). Der Schwellkörper des Vorhofs (Bulbus vestibuli )
De r obere Anteil der Vag ina um schließt den äußeren Mut- entspricht dem Corpus spong iosum des Peni s. Die Labiaskro -
termund des Uterus und bildet da s Scheidengewölbe (Fornix talwül ste werden zu den große n Schamlippen (Labia majora ).
vaginae) mit einer vorderen flachen Pars anterior und e ine r ln das Ves tibulum vaginae münden di e Ure thra, di e Va gina und
tiefe ren hintere n Pars poste rior (Ang renzu ng an den Douglas- d ie Bartholini-Drüsen (Giandulae vestibulares). Die Bartholini-
Raum) sowie der seitlichen Pars late rali s. Das Scheidengewölbe Drü se n sind Epithe ld erivate de s Sinu s uroge nitali s und e ntsp re -
rag t über di e Einmündung d er Cervix uteri ins Becken hine in. chen den Cowper-Drüse n.
Der Douglas-Raum ist am ehesten über da s hintere Scheiden-
gewölbe er reichbar (z.B. Punktionen).
6.5.2 Funktion
De r untere Abschnitt der Vagina reicht durch den Levator-
s pal t des Becken bodens nach außen und endet im Scheidenvor- Die Haut des Mon s pubi s und de r Labia majores ist durch se tz t
ho L mi t vielen se nso ri schen Tas tkörperchen. de n sog. Ge nitaln er-
venkörperchen , die bei tak t iler Re izung zur Au slös un g d e r
sexuellen Erregung beitragen . Der paar ige Sc hwe llkörper des
6.4.5 Gefäßversorgung
Bulbus ves tibuli , der an de r Basis d e r be id en kleinen Sc hamlip-
... Arterielle Versorgung. In d er Rege l e rfolg t di e arterielle Per- pe n lieg t, ist in de r Funktion ä hnli ch de m Pe ni ssc hwe llkö rp e r.
fusion über die Rr. vaginales au s d er A. uterin a, ge legentlich Die Klitoris ist e in se nsibl es Orga n mit ere ktil e r Funkti on. Der
ge hen diese aber auch dire kt aus de r A. iliaca inte rna hervor. d azuge hö rige Sc hwe llkör pe r mit de n Crura c li toridis fü llt s ich
Di e Rr. vagi na les anastomosieren miteinander und bilde n ein mi t Blut, wenn es zu sex ue ll e r Erregung kommt.
Gefäßgeflecht mit Zuflü sse n aus d er A. pudenda und der A. ve-
sicalis inferior. 6.5.3 Topografie und Aufbau
... venöser Blutabfluss. Die vag inal e n Ve nen bilden den seitlich Die äußeren Geschlechtsorgane d er Frau erstrecke n s ich vom
d e r Vagina inner halb der Submukosa ge lege ne n Plexus venosus Unte rrand der Symphyse bi s zum Dammbereich. dem Peri ne -
vaginalis. Von hi e r fließt das Blut in die V. iliaca in te rna a b. um .
6.5 Äußere weibliche Geschlechtsorgane 69

~ Mons pubis. Der Mons pubis (Sc hamberg) ist ein Haut-Fet t- ein alka lisch-schleimiges Sek ret ab, di e Sek retio n nimmt bei
Polster auf Höhe der Symphyse des Beckenrings und am ehesten sexueller Erreg ung zu.
durch di e ge radlinig verlaufende Schambehaar ung (Pubes) zu
identifi zieren. Diese mit der Pub ertät einsetzende geschlechts-
6.5.4 Gefäßversorgung
reife Terminal behaa rung setzt sich dann weiter fo rt und findet
sich ebenfa lls auf den großen Schamlippen. ~ Arterielle Versorgung . Die arte ri elle Versorgung der äußeren
Geschlec htso rga ne erfo lgt üb er die A. pudenda Interna (aus der
~ Labia majores. Die Labia majores (große Schamlippen) sind A. iliaca intern a).
lä ngliche Hautfalten. di e vo m Mons pubis in Ri chtung Perine-
um zie hen. Sie umschließen wa llart ig die Schamspalte (Rima ~ Venöser Abfluss. Der venöse Abfl uss erfolgt in die Vv. puden-
pudendi ) un d bedecken sie. dae externae. die V. pudenda Interna und die V. dorsalis clito-
ridis profunda (diese fl ießt dann in den Plex us venosus vesicalis
~ Labia minores. Die Labia minores (kleine. fe ttfreie Schamli p- ab).
pen) begrenze n den Scheidenvorhof (Vestibulum vaginae). in
das Vestibulum vag inae eröffn en sicl1 die wei bliche Urethra , da s ~lymphabfluss. Die Lymphflüssigkeit fließt in die Nodi lym-
Ostium vag inae und die Glandulae vestibul ares minores sowie phoidei ing uinales.
di e Glandula vestibularis major (Bartholini -Drüse) mi t ihren
Ausführun gsgä nge n.
6.5.5 Innervation
~ Klitoris . Die Klitoris (Kitzler) enthält zwei erektile Corpora Das äußere Ge ni ta le wird von vielen sensiblen Nerven durch-
cavernosa clitoridis. Sie bes teht aus zwei Sc henke ln (Crura). di e zoge n. welche an sog. Genitaltastkörpern enden. Die Reizwei-
in einen Kö rper (Co rpus) mi t Glans üb erge hen und mit einem terl eit un g erfo lgt dann über den N. ilioingu inalis (Nn . labi ales
Prä putium überzoge n sind. Die Crura haben ihren Ursprung an anteri ores), den N. genitofemoralis (R. genita lis) und de n N.
den beiden unteren Schambeinästen. Das Lig. Suspensoriu m cli- pudendu s (N n. perineales. Nn. labiales posteri ores, N. dorsalis
torid is befesti gt den Kit zler am Sy mphysenunterrand . clitoridi s) - alles Äste des Plexus lum balis (s. Skript 1).
Die vegetativen Fasern entstammen dem Plexus uterovagi-
~ Glandulae vestibulares. Au f der Innenseite der kleinen nalis un d ziehen u. a. als N. cavernosi cli tor idi s z. B. zu r Clitoris.
Schaml ippe n münden ne ben den f1·eien Ta lgdrüsen die Ausfüh-
ru ngsgänge de r Glandulae vestibulares minores und der paa- FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
rige n Gla ndula ves tibularis majo r in das Vesti bul um vaginae. ~ Vagina, Urethra und Rektum treten also sowohl du rch das
Die Glandu lae ves tibulares minores sind schlei mprodu zierende Diaphragma pelvis als auch durch das Spatium perinei
Drüse n. profundus.
Die erbsgroße Glandula vestibularis major (Ba rth olini-D rü- .. Der Douglas-Raum ist am ehesten über das hintere Scheiden-
se) li egt von auße n dem Diap hragma urogenitale an. Mit einem gewölbe erreichbar.
ca . 1.5cm lange n Ausfüh rungsga ng münd et di e Drüse zu beiden
Seite n der Vag in alöffnung im Vestibulu m vaginae. Sie sondert
70 7 Bauch- und Beckenorgane: große leitungsbahnen, vegetatives Nervensystem und Topografie

7 Bauch- und Beckenorgane: 7.1.3 Systematik

große Leitungsbahnen, Die Lymphe des gesamten Körpers fließt auf den Venenwinkel
zu. Als Venenwinkel bezeichnet man die Stelle des Zusammen-
vegetatives Nervensystem flusses der V. subclavia und der V. jugularis interna, die sic h zur
und Topografie V. brachiocephalica vereinigen.
An den regionären Lymphknoten erfolgt der Lymphabfluss
von oberflächlichen zu tiefen Lymphknoten und dann weiter in
7.1 Lymphsystem die großen Lymphstraßen. Die Lymphe der unreren Extremitä-
ten und der Bauchorgane gelangt zunächst in die Cisterna chy-
Die Lymphe ist eine weißgelbe Flüssigkeit, die u.a. Zellen der li. Sie ist die große Sammelstelle der Lymphe aus de n unteren
Immunabwehr und Plasmaproteine enthält. Sie entsteht durch Körperpartien und dem Körperstamm auf Höhe des 2. Lenden-
Filtration von Blutplasma (ca. 21 effektives Transsudat pro Tag) wirbels. Von dort zieht der Ductus thoracicus durch den Hiatus
aus den Kapillaren (arterieller Teil) in das umliegende Gewebe. aorticus in den Thorax.
Die Lymphflüssigkeit fließt zuerst in sog. Gewebsspalten, dann Der Ductus thoracicus verläuft an der linken dorsalen Tho-
durch Lymphkapillaren (Vasa lymphocapillaria) und Lymph- raxwand nach kranial. Er ist in etwa vergleichbar mit e in em ve -
sammelgefäße (Vasa lymphatica) zu den regionären Lymph- nösen Gefäß: Er verläuft kontinuierlich und erhält Zuflüsse aus
knotenstationen, die der Lymphe Lymphozyten und immuno- den angrenzenden Regionen. Er hat keine zwischengeschalte-
logische Faktoren hinzufügen. ten Lymphknoten und mündet sch lie ß lich von darso-kranial in
Über größere Lymphstämme (Trunci lymphatici) fließt die den linken Venenwinkel, der durch den Zusammenfluss der V.
Lymphflüssigkeit zu den zentralen Sammelgefäßen. den Ductus subclavia mit der V. jugularis internagebildet w ird. Dort mün-
lymphaticus dexter bzw. den linksseitig verlaufenden Ductus det auch die Lymphe aus d em linken Arm sowie aus der linken
thoracicus, zurück in das venöse System und mündet dort am Kopfhälfte.
linken Venenwinkel ein (vgl. Abb. 1.22, S. 22). in den rechten Venenwinkel mündet der Ductus lymphati-
cus dexter, der im mittleren Thoraxbereich entsteht und dann
7.1.1 Entwicklung ähnlich w ie der Ductus thoracicus verläuft. Ebenfalls in den
rechten Venenwinkel münden die Lymphe des rechten Armes
Die Lymphgefäße gehen aus 5 primären Lymphgefäßstämmen und der rechten Kopfhälfte.
hervor: zwei jugulare Stämme, zwei iliakale Stämme, ein retro- Da im Körper unglaublich viel e Lymphknoten vorliegen.
peritonealer Stamm sowie ein Zusammenfluss in der Cisterna ist das Einzugsgeb iet für die regionären Lymphknoten relativ
chyli. Zudem werden ein rechter und ein linker Ductus thora- klein: Kaudal des Venenwinke ls li egt es kaudal der reg ionären
cicus ausgebi ld et. Die kaudalen Anteile verschmelzen mitein- Lymphknoten (die in der Regel nach ihrer Lage benannt sind ),
ander. so dass ein endgültiger Ductus tho racicus entsteht. Aus kranial des Venenwinkels liegt da s Einzugsgebiet kranial der
dem kranialen rechten Anteil bildet sich dann der Ductus lym- Lymphknoten. So gehören zum Einzugsgebiet der temporalen
phaticus dexter aus. Lymphknoten die Schläfe und ein kleine r Te il der Ohrmuschel.
Zum Einzugsgebiet der inguinalen Lymphknoten gehören ein
kleiner Teil des ventralen Oberschenkels und der äußere Ge-
7.1.2 Funktion
nitalbereich; dann erfolgt der Abnu ss in die ti e fere n Lymph -
Drei wichtige Funktionen werden der Lymphflüssigkeit zuge- knoten. So sammelt der linke Truncus lumbalis z.B. Lymphe
ordnet: a us dem linken Ovar. Lymphe aus der App e ndix vermiformis
• Abwehr: Die Lymphe emhält zirkulierende Abwehrzellen, ge langt über di e Nil. mesenterici superiores in den Truncus in -
vor allem Lymphozyten. testinalis.
• Transport: Mit dem Lymphfluss werden viele Proteine und
Fette transportiert.
• Filterung: ln den Lymphknoten wird die Lymphe beim
Durchfluss durch den Sinus gefi ltert.
7.2 Arterien 71

LERNTIPP !
A. phrenica
Die Einzugsgeb iete des Ductus th oracicus und des Ductus lym- inferio r
pha ticus dexte r mü sse n Sie wisse n! Vere infacht ka nn man sagen.
·""*~----- Tru ncus coeliacus
dass die Ly mph e der unte ren Körperhälfte sowie der li nken
A. supra rena lis
Körperseite über de n Ductus th oracicus abläuft. Die Ly mphe de r media
rechten oberen Kö rp erseite wird üb er den Ductus lymphati cus A. mesenterica ---~
supe rior
dexter drainiert.
A. sup rarenalis
A. re nalis infe rior
APROPOS
Lymphangitis: Wer kennt nicht die alte Kinderg esc hichte von Mic hel aus
Lönneberga . der versucht. seinen Freund Allred von einer .Blutverg ift ung" R. uretericus
Pars abdo mi nali s - - ----,4---
zu heilen? Tatsäc hlich wird diese Erkrankung als Lymphangitis bezeichnet.
aortae
Dies ist eine Entzü ndung von Lymphgefäßen. wobei me ist eine bak teriell Aa. lumbales I- IV
infizierte Wunde die Ursache ist (Staphylokokken . Streptokokken). Von der
infizierten Verletzu ng zieht ei ne streifenförmige Rötung in Richtung Lymph-
knoten. die benachbarten Lymphknoten (meist in der Axillar- oder Inguinal-
region) könn en ebe nfa lls druckdolent und ve rgrö r~e rt se in. Therapeutisch
erfo lgt die Gabe von Antibiotika. Eine Ruh igstellu ng der betroffenen Region A. mesenteri ca ---11----1~--.
und ggf. eine Ab leitung vo n Eiter du rch Inzision und Drainage ist angeze igt. inferior
A. testicularis/
A.ova rica
7.1.4 Gefäßversorgung und Innervation
ln de n Wänden de r g röße ren lymphat isc hen Leitungss tru ktu-
re n kommen - w ie bei den großen Arterien und Venen - sog. A. sacralis media na
Vasa vasorum vor. d.h. kleine Gefäße für die Blutversorg ung
Rumpfwandäste - Ein geweideäste
und den Bl ut ab flu ss aus der Wandung des Lymphge fäß es.
Die Lymphge fäße werden außerd em von einem dichten Ge- Abb. 7.1 Pars abdominalös aortae. Gefäßabgä nge
flecht aus pa rasy mpathi sc hen und sym path ischen Fase rn u m-
geben und so innerviert. Truncus coeliacus

FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN


Merke n Sie sich ,. Mage n, Le ber, Mil z" un d Sie eri nn ern sich mit
.. Die Lym phe der unteren Körperhälfte wird in de r Cisterna
Leic ht igke it an di e 3 Äste des Truncus coe li acus.
chyli gesam melt und fl ießt in de n Ductus thoracicus .
.. Die Lymp he des linken Arms und der linken Lunge fließt
ebenfalls über den Ductus thoracicus ab. Der Truncus coeliacus (Abb. 7.2) teil t sich nor malerweise in 3
.. Der Lymphabflu ss aus dem rechten Arm. der rechten Lunge Äste auf:
und der Kopf-Hals- Regi on erfolgt über den Ductus lymphati- • A. gastrica sinistra: für Kardia und obere Hä lfte der kleinen
cus dexter. Ku rvatur des Magens . Sie verläuft in der Plica gastropan-
" Der linke Truncus lumbalis sammelt Lymphe aus dem linken creatica.
Ovar. - Rr. oeso phagea les zu den unteren Ösophag usa bsc hni t te n
.. Lymphe aus de r Appendix vermiformis gelangt über di e Nil. • A. hepatica communis: nach rech ts, teil t sich oberh alb des
mesenterici superiores in de n Truncus intestinalis. Pyloru s in
- A. hepatica propria: im Li g. he pa toduodena le. ventra l der
Ve na portae
7.2 Arterien 1. A. gastrica dex tra: kleine Ku rvat ur des Magens, un te re
Hä lfte
Die Abdo minalo rga ne we rden vo n Äste n der Ao rta a bdo mina lis 2. R. dex ter hepaticae mit A. cystica: rec hter Le berl appen.
ve rso rgt, d ie Becke neingeweide von Ästen de r A. iliaca interna. Ga llenblase
3. R. sinister hepa ticae: lin ke r Leberl appen
4. R. intermediu s zum Lobus quadratus
7.2 .1 Entwicklung
- A. gastroduodenalis: hinter der Parssu peri or d uode ni
Die Arterien en twicke ln sich aus de n seg menta l ange legte n a bsteige nd
Kie m enb oge narte ri en und aus den Gewebsreste n der ve nt ra len 1. A. pancreaticoduodenali s superior poste ri o r et anteri -
und dorsale n Ao rten. Au sführli che Beschrei bung s. Skrip t 1 und or: Duodenum und Pa nkreas
3. 2. Aa. ret rodu odena les
3. A. gastroomentalis dextra (alt: A. gastroe piploica dex-
tra): ve rl äuft im Lig. gastrocolicum. g roße Mage nkur-
7.2 .2 Pars abdominalis aortae (unpaarige Äste)
va tur, un te rer Te il
Die Ba uchao rta gibt paa ri ge Äste zur hinte ren Le ibeswa nd. zu m - Die A. gastroduodenalis fi nd et man. we nnman das
Zwe rchfe ll u nd zu Orga nen des Uroge nita lsyste ms sow ie un- Oment um m inus im Oberbauch durc htre nnt: Sie ent-
paa ri ge Äste zu de n Ve rda uungsorga nen ab. Der Anfangs teil der sprin gt da nn ka uda l der A. hepatica communis und zieht
Bauchaorta liegr de m Pankre as von vent ral auf. hinter dem Pylorus wei ter.
Die w icht igste n Äste sind in Abb. 7.1 da rges te ll t.
72 7 Bauch- und Beckenorgane: große leitungsbahnen, vegetatives Nervensystem und Topografie

• A. lienalis (A. splenica): stärkster Ast; sie verläuft am Ober-


~ Die A. lienal is verläuft am Oberrand des Pankreas durch das
rand des Pankreas durch das lig. splenorenale nach links
Lig. splenerenale nach links zum Milzhilum .
zum Milzhilum:
~Gefäß e . die ihr Blut aus der A. lienalis erhalten, verlaufen im
- Rr. pancreatici, A. pancreatica dorsalis. A pancreatica ma-
Lig. Iienarenaie (A. und V. splenica), Lig. gastrolienale (Aa .
gna, A. caudae pancreatis: Äste für Pankreaskopf, -körper
gastricae breves und A. gastroom entalis sinist ra), Lig. gastro-
und -schwanz
colicum (Teil des Omenturn majus, A. gastroomentalis sinis-
- A. gastrica posterior: entlang der Magenhinterfläche
tra) . Omenturn majus (A. gastroomentalis sinistra).
- Aa . gas t ricae breves : durch Lig. gastrosplenicum zum
- Die Blutversorgung des Pankreasschwanzes erfolgt v.a .
Mage nfundus
durch Äste der A. lienalis.
- A. gastroomentalis sinistra (a lt: A. gastroepiploica sinist-
ra ): große Magenkurvatur. obererTeiL
A. mesenterica superior
·: LERNTIPP ! Die A . mesenterica superior (s. Abb. 2.10a S. 33) entspringt auf
Manchmal wird in der Prüfung einfach nur um die Ecke gefragt: Höhe des 1. Lendenwirbel s aus der Bauchaorta. Sie verläuft hin-
in diesem Fall wird nicht direkt nach den Gefäßen gefragt, di e ter dem Pankreasschwanz nach kaudal und überkreu zt di e Pars
Blut aus der A. lienalis erhalten, sondern nac h den Strukturen , horizontalis duodeni. Äste der A. mesenterica superior verlau-
in denen sie verlaufen. Bleiben Sie also immer aufmerksam und fen im Mesenterium und im Mesocolon transvers um Ihr Verso r-
gönnen Sie sichtrotz des Zeitdrucks auch im schriftlichen Exa- gungsge biet reicht vom Duodenum bis zur Flexura coli sini st ra.
men zwisc hendurch kurze Pausen! Sie gibt fol gende Äste ab:
• A. pancreaticoduodenalis inferior: mit 2 Ästen für Pankre-
Gefäße, die ihr Blut aus der A.lienalis erhalten, verlaufen im: askopf und Duodenum , Anastomose mit A. pancreaticoduo-
• lig. Iienarenaie (A. und V. splenica) denali s superior (aus A. gas troduodenali s. s. o.)
• Lig. gastrolienale (Aa. gastricae brevesund A. gas troomen- • Aa. jejunales: jejunum
talis sinistra) • Aa. ileales: Ileum, außer lleozäka lregion
• Lig. gastrocolicum (Teil des Omenturn majus, A. gas troo- • A. iliocolica mit A. appendicularis: verläuft über den rec hten
mentalis sini stra) Ureter u. a. zur Appendi x und mit A. caecalis anterior et
• Omenturn majus (A. gast roomentalis sinistra). posterior für den Zökalpol sowie R. colicus und R. ilealis für
den ileozäkalen Übergang.
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN • A. colica dextra: Colon asce ndens
~ Der Anfangsteil der Bauchaorta liegt dem Pankreas von • A. colica media: im Mesokolon zum Colon transversum,
ventral auf. Verbindung zur A. colica sinistra (s. u.), sog. "Riolan-Anasto-
~ Die A. gastrica sinistra verläuft in der Plica gastropancrea-
mose".
tica.
~ Die A. gastroomentalis dextra verläuft im lig. gastrocoli-
A. mesenterica inferior
cum. Die A . mesenterica inferior (s. Abb. 2.10b S. 33) verlässt auf Höhe
~ Direkte Äste des Truncus coeliacus si nd: A. gastrica sinistra. des 3. Lendenwirbels die Aorta abdominalis oberhalb de r Bi-
A. hepatica co mmunis. A. lienalis. furcatio aortae und gibt fo lge nd e Äste ab:
~ Die A. gastroduodenalis findet man , wenn man das Omen-
• A. colica sinistra: Colon descendens. verläuft ventral des lin-
turn minus im Oberbauch durchtre nnt: Sie ents pringt dann ke n Ureters mit dem aufsteigenden Gefäß der A. ascendens
kaudal der A. hepatica communis und zieht hinter dem Pyl oru s • Aa. sigmoideae: verläuft im Mesocolon sigmoideum zum
we iter. Colon sigmoideum
• A. rectalis superior: überk reuzt die Va sa iliaca co mmunis

l
für da s obere Drittel des Rektums und der A. sigmoid ea ima.
A. hepatica co mmu nis 1 , - - - - - - - - Truncus coeliacus
A. gastrica dextra FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
A. hepatica ~ Die A. mesenterica superior verläuft hin ter dem Pan kreas-
propria schwanz nach kauda l und überkreuzt die Pars horizontalis
A. gastro-
duodeni.
du ode nalis ..;;'~01 1 1 1 1~,.
~ Äste der A. mese nterica su peri orverlaufen im Mesenterium
und im Mesocolon transversum .
~ Die A. pancreaticoduodenalis inferior ist ein Ast de r A.
hepaticae mese nterica superior.
A. gastro- ~ Die Appendix wird üb er di e A. iliocol ica aus der A. mesente-
R.siniste r/ omentalis
hepaticae ri ca supe rior verso rgt.
s1n1stra
\ ~ Die A. mese nterica superiorversorgt das Colon ascendens mit
Aa. retro- · '- A. ca udae
duodenales pancreatis Blut.
A. pa ncrea ti ca
magna
A.
I
pancreatico- A. liena lis
duodenalis A. gastroom ental is A. pancreatica
su perior anterior dextra dorsalis
Abb. 7.2 Truncus coeliacus.
7.2 Arterien 73

~---- A. iliaca communis


7.2.3 Pars abdominalis aortae (paarige Äste)
A. ilica ext erna ,----- - - - A. iliaca intern a
• A. phrenica inferior (paarig) zur Unterseite des Zwerchfells.
Ast:
- A. suprarenalis superior
• A. suprarenalis media (paarig) Aa. sacrales
• A. renalis dextra et sinistra: Höhe LWK 2, rechts hinter V. laterales

cava inferior. Äste:


- A. suprarenalis inferior A. glutea
inferio r
- Rr. u reterici
• A. testicularis bzw. ovarica (paarig) zu den Keimdrüsen, auf
dem M. psoas, überkreuzt den Ureter (s. Abb. 4.2). Äste:
interna
- Rr. ureterici, Rr. tubarii bzw. Rr. epididymales
A. umbilicalis A. obturatoria A. rectalis med ia
• Aa. lumbales: 4 paarige Arterien zu Wirbelkanal und Rücken
(Muskeln, Haut) Abb. 7.3 A. iliaca interna.
• A. sacralis mediana: kaudalster, unpaarer Abgang.
• Aa. sacrales laterales: auf dem Os sacrum nach kaudal zie-
hend
7.2.4 A. iliaca communis
• A. glutea superior: Endast der A. iliaca interna; zieht durch
Auf Höhe des 4./5. Lendenwirbels teilt sich die Aorta (Bifurcatio das Foramen suprapiriforme zur Glutäalmuskulatur
aortae) in die A. iliaca communis dexter et sinistra auf. die sich • A. glutea inferior: zieht durch das Foramen infrapiriforme;
jeweils wiederum in eine A. iliaca externa und eine A. iliaca in- mit N. cutaneus femoris posterior zum M. glutaeus maximus
terna verzweigt. Die A. iliaca communis gibt keine Äste ab. • A. obturatoria: verlässt das Becken durch den Canalis obtu-
ratorius und gibt ab:
A. iliaca externa - R. pubicus (Corona mortis. s.o.) und R. anterior: zu den
Die A. iliaca externa setzt die Verlaufsrichtung der A. iliaca Adduktoren und zum Os pubis
communis fort und zieht am medialen Psoasrand nach kaudal - R. posterior: zu den äußeren Hüftmuskeln
in die Lacuna vasorum (s. Skript 1). Unterhalb des Leistenban- - R. acetabularis: zieht im Lig. capitis femoris
des setzt sie sich als A. femoralis fort. Kranial des Leistenbandes • A. pudenda interna: für äußere Geschlechtsorgane, Damm
gibt sie zwei Äste ab: und Teile des Rektums, verläuft durch das Foramen infrapi-
• A. epigastrica inferior: verläuft in der Plica umbilicalis late- riforme und später im Canalis pudendalis zur Regio urogeni -
ralis und trennt die beiden Leistengruben (Fossa inguinalis talis. Äste:
medialis und lateralis) voneinander. Hinter dem M. rectus - A. rectalis inferior: zum unteren Drittel des Rektums und
abdominis anastomosiert sie mit der A. epigastrica superior zum Analkanal
(s. Skript 1). Sie gibt folgende Äste ab: - A. urethralis : zur Harnröhre
- A. cremasterica: beim Mann im Samenstrang bis ins Skro- - A. perinealis: für Muskeln des Diaphragma urogenitale
tum ziehend - Rr. scrotales/Rr. labiales posteriores: für Skrotalhaut bzw.
- A. lig. tereti s uteri: bei der Frau bis in die großen Scham- dorsalen Teil der großen Schamlippen
lippen ziehend - A. bulbi penis/A. bulbi vestibuli: zum Bulbuspenis bzw.
- R. pubicu s (Corona morti s): nahe dem Anulus femoralis Bulbus vestibuli
zur A. obturatoria. - A. dorsalis penis/A. dorsal is clitoridis: Rückseite des Penis
bzw. zum Präputium clitoris
APROPOS
Corona mortis = "Todeskranz": ln früh eren Ze iten war die Anasto mose zw i-
- A. profunda penis/A. profunda clitoridis.
schen A. iliaca ex t ern a und A. iliaca int ern a noch nicht bekannt. Kam es bei
Operationen in der Leistengegend zu Verl etz ung en di eses arteriellen Gefäß· ~ Viszerale Äste.
kreises , wurd e oft nur ein Zufiuss unterbund en. So konnte es zum Auftre ten • A. umbilicalis: Ihre Verlaufsstrecke obliteriert nach der Ge-
ein er lebensbedrohli chen Blu t ung kommen.
burt zum Lig. umbilicale mediale. Durchgängig bleiben nur
• A. circumflexa ilium profunda: zieht nach lateral oben zur zwei Äste:
Spina iliaca anterior superior. - Aa. vesicales superiores: zum Harnblasenscheitel und
-körper
A. iliaca inte rna - A. du ctus deferentis: beim Mann zum Samenleiter
Die z,l hlreichen Äste der A. iliaca interna werden der Über- • A. vesicalis inferior: Harnblasenfundus, außerdem beim
sichtlichkeit wege n in parietale und viszerale Äste ei ngeteilt. Mann Äste zur Prostata und zu den Samenbläschen.
Die Äste sind in Abb. 7.3 darges tellt. • A. rectalis media: zur Ampulla recti sowie mit Ästen zur
Prostata bzw. Vagina. anastomosiert mit A. rectalis superior
und inferior.
Die Äst e d e r A. iliaca interna werden häu fig abg efragt ! • A. uterina: im Lig. latum stark gesc hlänge lt aufsteigend zum
Tuben-Uterus-Winkel, überl<reuzt den Harnleiter. Äste:
- A. vaginalis: zum oberen Scheidenabschnitt
~ Parietale Äste. - Rr. vaginales,
• A. iliolumbalis: sc hräg aufwärts ziehe nd, aufgeteilt wm M. - R. ovaricus: im Lig. ova riumproprium zum Ovar,
psoas major und M. iliacus - R. tubarius: in der Mesosa lpinx zum Eileiter.
74 7 Bauch- und Beckenorgane: große Leitungsbahnen, vegetatives Nervensystem und Topografie

7.2.5 Gefäßversorgung und Innervation V. ph renica inferior


V. azygos Vv. V. hem iazygos
In d en Wänd en der g roß en Arterien sorgen Vasa vasorum für hepaticae
die Blutversorgung und de n Blutabfluss .
Die vegetativen Fasern, di e a n die Arte rie n he ra nzi ehe n, in-
nervi eren dort die gla tten Mu skel fas ern, die sich je nach Bed arf
kont ra hi e re n (Sym pathikus) o de r re la xieren ( Para sympa t hikus)
können. So w ird der Gefäßtonu s reg uliert, w obe i besonde rs di e
Arteriolen re levant sind, da sie durch Ve re ngung oder Er wei -
terung des Gefäßlum ens die Du rchblutung des nachfolgend en
Kapillargebi e tes variiere n. V. suprarenalis
med ia
APROPOS
Der Begriff Aneurysma bezeichnet die umschriebe ne Ausweitu ng eines
arteriellen Gefäßesa ufg rund angebore ner oder erworbener Gefäßwandver-
änderu nge n. Ursache kö nnen z. B. eine ange borene Fehl bil dung, arteri osk le-
rotische Wandveränderu ngen , Entzündunge n der Arterie (Arterii tiden), aber Vv.
auch gefäßchirurgische oder intervent ioneile radiologische Eingriffe sein. lumba les
Kl inisch können je nach Loka lisation verschiede nste Symptome bestehen,
z. B. Pulsationen , Kompressionssymptome oder Schmerzenaufgrund von
Durchblutungsstörungen . Eine gefürch t ete Kompli kation ist die Ruptur des V. testicularis/
Aneurysmas, die zu lebe nsbed rohlichen Bl ut ungen führen ka nn. V. ovarica

FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X


.. An der Versorgun g des Harnleiters sind die A. renalis, A.
V. il io lu m ba lis
ovarica , A. pudenda Interna und A. vesicalis superior betei-
ligt .
.. Di e A. clrcumflexa ilium profunda ist e in Ast der A. iliaca V. iliaca exte rna
externa .
.. Die A. rectalis inferior ist ein Ast der A. pudenda Interna und V. iliaca Interna _ _ __ j V. sacral is mediana
verso rgt das untere Drit tel des Rektums und de n AnalkanaL \..__ _ _ _ _ V. iliaca commu nis

.. Äste der A. iliaca Interna sind u.a.: A. pudenda Interna , A. Abb. 7.4 V. cava inferior.
umbilicalis. A. rectalis media und A. uterina.

- V. sup ra renali s si ni st ra : von linke r Ne benn ie re in di e lin ke


Ni erenve ne
7.3 Venen - V. testicularisfovarica sinistra: Ein m ündung in lin ke Ni e-
renve ne
Das Blut aus de n unpaare n Abdominalorganen fließ t über d ie • V. suprarenalis dextra
Ven a portae ( Pfo rtade r) in die Leb er und e rst dann in die untere • V. testicularis dextra bzw. V. ovarica dextra
Hohlve ne . Das venöse Bl u t der üb rigen Bau ch - und Bec kenorga - • V. iliaca communis dextra et sinistra: Vere in igung auf Höhe
ne fli e ßt übe r di e V. cava inferior ab. des lliosakralge le n ks.
Beste ht beim Ma nn ei ne Abflusstörung im Bere ich der linken
V. renalis. kan n sich di es in eine r Varikozele (a lso einer Erwe i-
7.3.1 Entwicklung
terung des Plex u s pa mp iniformi s auf der linke n Seite) äuße rn .
Die En tw ick lun g der Ve ne n verl äu ft wie d ie d er arteriellen Ge-
fä ße. LERNTIPP !
Die V. testicularisfovarica dextra mündet direkt in die V. cava
inferior. Auf der linken Seite jedoch münd et diese Vene in die
7.3.2 Systematik
V. re nalis sinistra. Sc hauen Sie sich dazu auch Abb. 7.4 an. Diese
V. cava inferior Tat sache wird wirk lich im mer wieder ge prüft!
Die V. cava inferior (Abb. 7.4 ) ents t e ht rec hts a uf Höhe des 5.
Le ndenwirbe lkörpers a us dem Zusa mme nflu ss der Vv. il iacae
co mmunes. Sie steig t rec hts der Aorta aufwä rts und münd et ca. V. iliaca communis
1 cm oberha lb des Zwerch fells in den rec hten Vo rhof ei n. Sie e r- Di e V. iliaca co mmuni s entsteh t vor dem lli osakralge le nk du rc h
hä lt fo lge nd e dire kte Zu flüsse: Zusa mm e nflu ss der V. iliaca Interna und V. iliaca externa . Au-
• Vv. phrenicae inferiores: Unte rse ite des Zw erch fe ll s ße rd e m mün de n di e Vv. iliolumbales und - in d ie linke V. iliaca
• Vv. lumbales: Begle itvene n der Lumba la r te ri e n , segm enta l co mmunis- die V. sacralis mediana. Die Äste der Becke nve ne n
verla ufe nd e ntsprec hen de n g leichna mi gen Arte ri e n. Da es sic h m e ist um
• Vv. hepaticae: 3 Ve ne ng ruppen au s de r Le be r (sog. Leber- Begleitve ne n ha nd e lr. si nd sie o ft ve rdoppe lt (d . h. ein e Arterie
ve ne nstern) w ird vo n 2 Ve ne n beg leitet).
• V. renalis dextra: rec hte Ni ere nvene Die visze ra le n Ve ne n im kle in e n Becke n er ha lte n ihr ß lur
• V. renalis sinistra: lin ke Nie re nve ne (mi t 7-8 c ml ä nger a ls übe r versc hi ede ne ve nöse Ge fl ec hte. sog. Pl e xus venosus. in ih -
di e rechte Ni e re nve ne). überk re uzt d ie Aorta
7.3 Venen 75

nen kann das Blut gestaut werden, sie dienen dann als venöse I LERNTIPP !
Polster zwischen den Beckenorganen und dem Beckenboden.
Hier könnte es sein, dass Sie in der Prüfung aufs Glatteis geführt
Vena portae (Pfortader) werden so llen, wenn Ihnen als Lösungsmöglichkeit auch das
Colon ascen dens angeboten wird. Schnell fängt man in der Prü-
Die Pfortader (Abb. 7.5) entsteht hinter dem Pankreaskopf
fung an zu grübeln und an seinem eigenen Wissen zu zwe ifeln.
durch Zusammenfluss der V. lienalis und der V. mesenterica
Denken Sie da nn ei nfach daran, dass die Milz au f linken Seite
superior. Im Lig. hepatoduode na le erreic ht die Vena portae die
liegt, ebenso wie Colon descendens und sigmoide um, deren Blut
Leberpforte (s.S. 3B).
also logischerweise über die V. splenica abfließen kann.
• V. mesenterica superior: durch die lncisura pancreatici.
hinter dem Pankreaskopf mit Zuflüssen:
- Vv. jejunales et ileales: aus jejunum und Ileum • V. gastrica sinistra et dextra: entlang der kleinen Kurvatur
- V. gastroomentalis dextra (syn.: V. gastroepiploica dextra): des Magens
große Magenkurvatur • V. praepylorica: ventral vom Magenpförtner
- Vv. pancreaticae: vom Pankreas • Vv. paraumbilicales: verlaufen mit dem Lig. teres hepatis
- Vv. pancreaticoduodenales: von Duodenum und Pankre- • V. cystica: von der Gallenblase.
askopf Die letztgenannten Venen münden direkt in die V. portae he-
- V. ileocolica: aus Ileozäkalregion und Appendix vermifor- patis. Die V. portae hepatis gehört zu den Leitungsbahnen des
mis enterehepatischen Kreislaufs (s. Physiologie Skript 2).
- V. colica dextra: vom Colon ascendens
- V. colica media: vom Colon transversum Portokavale und kavokavale Anastomosen
Portokavale Anastomosen
~ LERNTIPP ! Zwischen dem Einzugsgebiet der V. cava inferior und der Vena
Sie werde n hier ja mit venösen Zufl üsse n und arteriell en Ästen portae bestehen Umgehungskreisläufe, die portokavalen Ana-
geradezu bombardiert. Es gibt einige wen ige Fakten, die wirklich stomosen (A bb. 7.6 ). Wenn der Blutabfluss aus den unpaaren
immer wieder geprüft werden. Die Tatsache, dass die V. mesen- Bauchorganen in der Vena portae gestört ist (z.B. im Rahmen
terica inferior in die V. li ena lis mündet, ge hört dazu! einer Leberzirrhose), kommt es zunächst zu einem erhöhten
Druck in der Vena portae. Man bezeichnet diesen Zustand als
• V. mesenterica inferior: mündet in der Regel in die V. liena- portale Hypertension. Als Folge staut sich das Blut in die Um-
lis; Die Zuflüsse sind: gehungskreisläufe zurück, um so in die obere oder untere Hohl-
- V. coli ca sini stra: vom Colon descendens vene zu gelangen. Das zusätzliche Blutvolumen in den Venen
- Vv. sigmoideae: vom Colon sigmoideum führt zu einer Erweiterung der venösen Gefäße, die dann kli-
- V. recta lis superior: vom Plexus venosus rectalis nisch auffallen können. z. B. als Ösophagusvarizen. als Hämor-
• V. lienalis: vom Milzhilum. verläuft an der Hinterfläche des rhoiden oder auch als .. Caput medusae".
Pankreas und nimmt Blut aus Magen, Colon descendens,
Colon sigmoideum und Rektum auf. über die Zuflüsse: • Anastomose über den Plexus oesophagealis. V. portae -+ V.
- Vv. pancreaticae: aus der Bauchspeicheldrüse gastrica sinistra, V. gastrica dextra, V. praepylorica-+ Plexus oe-
- Vv. gast ri cae breves: vom Magenfundus im Lig. gastrosp le- sophagea lis-+ Vv. oesophageales-+ V. azygos-+ V. cava superior
nicum Folge: Ösophagusvarizen (1 in Abb. 7.6)
- V. gastroomentalis sinistra: große Magenkurvatur

~
Q)
:.cf-
.; "'-- - --ll-- Vv. pancreaticae
Lig. teres hepatis
E (rekanalisi erte - - V. mesenterica
" .J.....-l~!-- V. splenica
~ (V. lienalis) Umbilikalvene) infe rior
- - Vv. pancreatico-
<(
.c
u
~
V. portae V. gastroomentalis
sinistra
Vv. para-
umbi licales
/fl -
duodenales
V. mesenterica
~ :::__ _l~k;};;:;;1{~_.____ V. gastroome ntalis superior
~ V. mese n· V. th oracoepigastrica
~ terica dextra
.. superior - - V. mesenteri ca Vv. colica sinistra/
~
inferior sigmoideaej
--------- V. coli ca sinistra rectalis superior
(]) = Ösophagusvarizen
a;> - Caput medusae
V. rec talis superior V. sigmoicl ea = Hämorrhoiden
Abb. 7.5 Vena portae hepatis. Abb. 7.6 Portokavale Anastomosen.
76 7 Bauch- und Beckenorgane: große Leitungsbahnen, vegetatives Nervensystem und Topografie

~ Anastomose über die paraumbilikalen Venen. V. portae ~ V.


~ Di e V. mesenterica inferior münd et in die V. lienalis.
umbilical is (eigentlich obliteriert als Lig. teres hepatis) .... Vv. pa- ,.. Die V. mesenterica inferior erhält Blut vom Colon descen-
raumbilicales .... dens, Colon sigmoideum und über die V. rectalis sup eriorau s
• (A): V. epigastrica superficialis .... V. femoralis ..... V. iliaca dem Plexus venosus re ctali s.
externa ~ V. iliaca communis .... V. cava inferior ~ Die V. lienalis nimmt Blut aus Magen . Colon de sce nd ens. '
• (B): V. epigastrica inferior ..... V. iliaca externa .... V. iliaca com- Colon sigmoideum und Rektum auf.
munis .... V. cavainferior ~ Die V. portae hepatis gehört zu den Leitungsbahnen des
• (C): V. thoracoepigastrica ..... V. axillari s .... V. brachiocephalica
enterohepatischen Kreislaufs.
-+V. cava superior .,.. Die V. rectalis superiorfließt in das Portalvenengebiet ab.
Folge: Caput medusae (paraumbilikale Venenerweiterung in ~ Di e V. azygos mündet in die V. cava superior.
der Bauchdecke. 2 in Abb. 7.6)

~ Anastomose über den Plexus venosus rectalis. V. portae .... V.


7.4 Vegetatives Nervensystem
lienalis -+V. mese nterica inferior ..... V. rectalis superior .... Plexus
venosus rectalis ..... V. rectalis media und V. rectalis inferior .... V. Das autonome (unwillkürliche) oder auch vegetative Nerven-
pudenda interna - V. iliaca interna -+V. iliaca communis -+ V. system besteht aus drei Anteilen :
cavainferior • dem Sympathikus
Folge: Hämorrhoiden (3 in Abb. 7.6). • dem Parasympathikus und
• dem enterischen Nervensystem.
Kavokavale Anastomosen • Man untersc heidet afferente (viszeroafferente, v isze ra-
Kommt es zu einer Verlegung der unteren Hohlvene, werden se nsible) und efferente (v iszero motori sc he. sekreto ri sc he)
ebenfalls Umgehungskreisläufe ausgebildet. um weiterhin den Bahnen. Die sensiblen Nervenzelle n (Afferenzen) befi nden
Zufluss aus der Körperperipherie in Richtung rechtes Herz auf- sich in den Spinalganglien, die Efferenzen bilden im Körpe r
rechtzuerhalten . Man bezeichnet diese Umgehungskreisläufe verstreute Zellhaufen, die vegetativen Ganglien.
als kavokavale Anastomosen.
Der Abfluss kann über die V. cava inferior in die Vv. lumbales
7.4.1 Funktion und Aufbau
erfolgen, von dort in die V. lumbalis ascendens und dann in die
V. azygos bzw. V. hemiazygos und von dort weiter in die V. cava Das vegetative Nervensystem wird au ch als autonomes Ner-
superior (Azygossystem s. Abb. 1.23, S. 22 ). Eine weitere Möglich- vensystem bezeic hnet , da es s ich der Beeinflussung durch den
keit für eine kavokavale Anastomose besteht über die V. iliaca eigenen Willen entzieht und .,unwillkürlich" Organe ste uert
communis. Dabei fließt das Blut aus der V. cava inferior über die und Organfunktionen an die äußeren Umstände anpasst.
V. iliaca communis in die V. iliaca externa und von dort weiter in Der Aufbau des vegetativen Nervensystems entspricht fol-
die Vv. epigastricae inferiores. Über die Vv. epigastricae superi· ge nd e m Prinzip (Abb. 7.7 ):
ores erreicht das venöse Blut dann die V. thoracica interna. von ln den Seitenhörnern des Rückenmarks und im Hirnstamm
da aus die V. brachiocephalica und zuletzt die V. cava superior. liegen etagenartig angeordnet die Ursprungskernge biete d es
Der Abfluss kann auch über die V. iliaca externa in die V. femora - Sympathikus ( Pars sympathica) und des Parasympathikus ( Pa rs
lis und dann in die V. epigastrica superficialis erfolgen. Von dort parasympathica). Das Kerngebiet wird als Nucleus intermedius
erreicht das Blut die Vv. thoracoepigastricae. fließt weiter in die bezeichnet und beinhaltet da s 1. Neuron.
V. axillaris und von dort in die V. subetavia (-+ V. cava superior). Von hier ziehen die Fasern zu verschiedenen Nerven ze llan -
sa mmlungen im Körper. den sog. Ganglien (Ganglia visceralia).
$LERNTIPP ! Dort werden sie verschaltet. Die Faser vom 1. Neuron im Ur-
Das Kapitel der porto-und kavokavalen Anastomosen ist in sprungskerngebiet bis zum Ganglion wird daher als prägangli-
jedem Fall prüfungsrelevant besonders in den mündlichen Prü- onäre Faser beze ichnet. Der Transmitter in den Ganglia vi sce-
fungen ein beliebtes Thema! ralia ist prägang lionär sowohl für den Sy mpathiku s al s auch für
den Parasympatllil<us da s Acetylcholin.
Vom Ganglion. dem Ort d es 2. Neuron s. z um Org an verlaufen
7.3.3 Gefäßversorgung und Innervation dann di e postganglionären Fasern . Um das Erfolgsorgan herum
bilden die Fasern e in Nervenge fl ec ht (Plexu s vi scerales).
Vasa vasorum sorgen für die Blutversorgung und den Blutab-
flus s. Die vegetativen Fasern innervieren die glatte Muskulatur 7.4.2 Parasympathikus
in derTunica med ia. Der Parasympathikus bewirkt eine Relaxa-
tion und erweitert das Gefäßlumen (Beckenorgane. Herz. ZNS). Die parasympathi sc he n Kerngebiete li ege n im Hirn stamm. ge-
der Sympathikus wirkt entgegengesetzt. nauer gesagt in der Rautengrube und in den Seitenhörnern der
Sakralregion des Rückenmark s. Von dort zie hen die parasym -
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN pa thi schen Fasern mit den Hirnne rven:
• N. oculomotorius (II I)
~ Die V. testicularisfovarica sinistra münd et in die linke Nieren -
• N. inter medio fac iali s (V II )
vene.
,.. Die V. testicularisfovarica dextra münd et in di e V. cava infe- • N. g los sopharynge us (IX )
rior. • N. vagu s (X)
und de n ventralen Äst en. d e n Nn. sacrales. d er Rü ckenmark-
~ Die Ursache e in e r Varikozele auf der linke n Seite kann e in e
segmente 52-4, a ls Nn. splanchnici pelvici ( prä ga ng li onär) in
Abflussbehinderung der linken Nierenvene sei n.
Richtung vi sze ra les Ga ng li o n und werden dort ve rsc halte t.
7.4 Vegetatives Nervensystem 77

Sympath ikus raus und in den Spinalnerv ein, um über einen präganglionä-
ren Ramus communicans albus in das dem jeweiligen Segment
entsprec hende Grenzstrangganglion zu ziehen. Von dort zieht
dann wieder ein postganglionärer Ramu s commun icans griseus
zurück zum Spinalnerv und weiter zum Erfolgsorgan oder di-
rekt über di e Gefäße in die Organe.
Die Umschaltung des Sympathi kus erfo lgt dann entweder
Ggl. ce rvicale su perius X paravertebral im Grenzstrangganglion (Acetylcholin) oder es
ziehen Fasern unverschaltet durch den Gren zstra ng hindurch
und die Verschaltung erfolgt in prävertebralen Ganglien .
:I Lunge
Die Zell kör per des 2. efferenten Neurons des Sympathikus
_____________ _j_j~==H=
er=z~ findet man im Grenzstrang (Truncus sympathicus) und in den
~,-""'_,- - , Gg l. sog. prävertebral en Ganglien, die vo r der Bauchaorta liegen.
coeliacum,-1 Leber
-G----------1~~= M=ag=en== Truncus sympathicus
Der Grenzstrang (Trunc us sympath icus) ist eine Leiste beste-

;=~l:~~~~ ~~= P=a=nk=re=as= = hend aus 22 paarige n Ganglien, die links und rechts neben der
Wirbelsä ule von der Schädelbasis bis zum Steißbein verläu ft.
i- j'-_D_u_·n_n_d_ar_m___J Dort vereinigt sich der Grenzs trang beider Seiten zum unpaaren
Ganglion impar. Die Ganglien sind über Rr. interganglionares
miteinander verbunden.
Zum Halsteil siehe Skript 3.

G-~ ---------+~
1 :~Ion I ~ BrustteiL Die Nervenfasern ziehen zu den Brustganglien des
Grenzstrangs (Ganglia th oracica) und von dort da nn weiter als
• mesentericum :- ase --e~ • N. splanch nicus major (5.-9. Brustga nglion) __, Ggl. coeliaca.
• inf. I
:·-- Genitalorgane --e- I Ggl. aorticorenalia
• N. splanchn icus minor (10.-11 . Brustgangli on)-+ Ggl. aorti-
Schweißdrüsen corenalia.
(aus allen sympa-
thischen Ganglien)
~ BauchteiL Nn. splanc hnici für den Plexus coel iac us (sy n. Ple-

Abb. 7.7 Aufbau des vegetativen Nervensystems. xus solaris), Plex us renali s, Plexus aortic us und Plexus hypo-
gastricus superior. Die Fasern ziehen übe r di e genannten Plexus
Oie in den parasy mpath ischen Nervenverlauf der Hirnner- weiter zu den in allen Rich tun gen im Situs vertei lten Erfolgsor-
ven !II, VII , IX und X eingebauten Ga nglien liegen organnah und ga nen und bilden dann am Orga n das typi sche Organgeflecht
heißen:
• Gangl ion cili are (für denN. ocu lomotorius) ~ BeckenteiL Fasern für den Plexus sacrali s und als Nn .
• Ga nglion pterygopalatinum und Ga nglion submandibulare splanchnici sacra les zum Plexus hyp ogastricus inferior. Zudem
(für denN . intermediofaciali s) findet sich hier das unpaarige letzte Gangl ion. das Ganglion im-
• Gang lion oticum (für den N. glossop haryngeus) par, welches vor clem Os coccygeum liegt. Der Plexus hypogas-
• verschiede ne kleinere Ga ngl ien. di e im Situs liege n (für den tricus inferior li egt seitli ch von Rek tum . Prostata bzw. Cervix
N. vagus). uteri.
Die Gang lien für die Nn. splanchnici pelvici heißen Ganglia pel- ln Tab. 7.1 und Tab. 7.2 sind di e Unterschiede und Wirkunge n
vica. von Sympathikus und Para sy mpathikus noch einmal zusam-
Von den o.g. Ganglien ziel1en dann di e postganglionären mengefasst.
Fasern in die Orga nnervenge nechte ein und bilden zusammen
mit den sympathisc hen Fasern den Organplex us, z. B. am Her-
ze n den Plex us ca rdi ac us. an der Lunge den Plexus pulmonali s
oder den Truncus vagalis für den Mage n. Der N. vagus ist für die
parasympathi sche Innervation der Eingeweide bi s zum Can- Tab. 7.1 Unterschiede zwischen Sympathikus und Parasympathi-
non-Böhm -Punkt (s.S. 28 u. S. 3 1) zustä ndi g. Von dort an zie- kus
hen vom Sa kra lmark ausge hend Fa se rn für die Organe Rektu m.
Parasympathikus Sympathikus
Blase und Ge nitale zuerst in den parasympathi schen Plex us hy-
pogast ricus. Dort ve rnechten sich die parasy mpathi schen mit Rü ckenma rksegmente kran iosakra l th orakolu mbal
symp,Hhischen Fasern, um an das zu verso rgende Organ her- Transmitte r prägan- Acetycholin Acetylc holin
an zutreten. glionär
Transmitter postga n- Acetylcho lin Noradrena lin,
7.4.3 Sympathikus glionär Ad renalin·
-----
Lage Gang lion orga nnah organfe rn
Oi e Ursprungs kerngebiete cles Sympat hik us li egen in clen Sei-
tenhörnern des Thorakal- und lumbalmarks. Von do rt ziehen Funktion .. Rest and Digest" .. Figh t an d Flight"
die Fasern üb er di e Vorei erw ur ze l aus cl em Rückenmark he- 4
Au snahm e: Schwe ißd rü se n__, Transmitter Ace tylcholin
78 7 Bauch- und Beckenorgane: große Leitungsbahnen, vegetatives Nervensystem und Topografie

Tab. 7.2 Wirkung von Sympathikus und Parasympathikus auf verschiedene Organe

Erfolgsorgan Parasympathikus Sympathikus

Herz Herzfrequen z ~ . Überleitungsgeschwindigkeit t. Herzfrequenz T. Überleitungsgeschwindigkeit T,


Verengung des Gefäßlumens Erweiterung des Gefäßlumens
Gefäßsystem Erweiterung (Beckenorgane. Herz. ZNS) Verengung (Zentralisation)
Lunge Kontraktion . d. h. Verengung der Bronchien Relaxation , d. h. Erweiterung der Bronchien
--~----------------------
Gastrointestinaltrakt Peristaltik i , Sekretion T. Relaxation des Sphink· Peristaltik !. Sekretion ~ . Tonus T (Kontinenz)
ters (Defäkation)
Niere Diurese Antidiurese
Harnblase Entleerung (Miktion) Harnverhalt (Kontinenz)
M. spincter urethrae internus Rela xation Kontraktion
M. detrusor vesicae Kontraktion Relaxation
Penis Erektion Ejakulation
Auge
M. ciliaris Kontraktion des Muskels, relaxierte Zonulafa sern. Entspannung des Muskels, Zug der Zo nulafasern,
kugelige Linse (Nahakkommodation) Abflachung der Linse (Fernakkommodation)
----------------------
Iris Miosis (enge Pupille) Mydriasis (weite Pupille)

7.4.4 Enterisches Nervensystem umbilicalis. Der Unterbauch wird ei ngereilt in die Regiones in-
guinales dextra et sinistra sowie die m ediane Regio pubica.
In den Wänden des Magen - Darm-Kanals befinden si ch intra- Die Grundlage der Verknüpfung von Organ und Hautareal
murale Geflechte. die ein weitgehend autonomes Nervensystem liegt in der embryologischen metameren Gliederung der So-
bild en. Es kann jedoch von Sympathikus und Parasympathiku s miren des Rumpfes und der daraus res ultierenden Qu er verbin-
beei nflusst werden. Die Neurone dieses Nervensystems befin- dungen zwischen somatischen Nerven, die bestimmte Hautare -
den sich im Plexus submucosus (Meißner) und Plexus myente- ale (Dermatome, z. B. den Bauchnabel auf Höhe de s Dermatom s
ricus (Auerbach) (vgl. S. 30). ThlO) versorgen, und vege tativen Nerven, die zu bestimmten
Eingeweideabschn itten ziehen . Wenn ein inneres Orga n er-
APROPOS
Hirschsprung-Krankheit (Megacolon congenitum). Bei dieser Erkrankung krankt, dann werden auch die entsprechenden Hautareale ir-
feh len vegetative Ganglienze llen des Plexus myentericus in einem Segment ritiert. Das Gehirn se lb st kann dann keine Differenzierung vor-
der Darmmuskulatur. So kann aufgrun dfehlender Perista ltik der Da rminhalt nehmen (viszerakutaner Reflex).
nich t transportiert werden und staut sich vor dem veränderten Abschni tt. Eine Umkehr des Reflexes, al so ein kutivi szeraler Refl ex, i st
Daraus ergibt sic h ein stark erweiterter Kolonabsc hnitt ebenfa ll s möglich (z. B. Auflegen einer Wärmfla sche auf den
Bauch bei Abdominalschmerze n).
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
APROPOS
.. Bei der Hirschsprung-Krankheit fehlen vegetative Ganglien- Head-Zonen: Mit dem Begrift Head-Zonen (Abb. 7.8) werden diejenigen
zell en des Plexus myentericus. Hautbezirke bezeichnet. auf di e sich bei Erkrankungen innere r Organe
Schm erzen projizieren bzw. in denen es in diesem Fa ll zu einer gesteigerten
Empfindli chkeit (Hyperalgesie) kommt.

7.5 Topografie 7.5.2 Gliederung der Bauchhöhle

Di e Cavitas peritonealis (Bauch höh le) wird in den Ober- und den
Unterbauch unterteilt. Im Oberbauch liegen Leber, Ga llenbl ase,
Hier bieten w ir Ihnen ein en kurzen Überblick über topografis che
Mil z. Pankrea s. Magen und der Anfang des Dünndarm s. Den
Besonderheiten. Die "H ead-Zonen" sind immer mal wieder
Unterbauch füllen die Dünndarmschlingen und der Dickdarm
Bestandteil von Prüfungsfragen . Einzelheiten zur Topografie der
aus. Die Grenze zwi schen be iden Teilen bildet d as M esocolon
Organe finden Sie aber in den einzelne n Kapiteln .
tran sversum . An vielen Stellen bildet da s Peri to neum Ta sc hen
und Spalten aus. die nachfolgen d aufgeführt sind .
7.5.1 Oberflächenanatomie Zwischen Leberoberfläche und Zwerchfell finden sich die
Recessus subphrenici. Weiter e Spa lten befinden sich zw isc hen
Regionen Leberuntersei te und Colon transver sum, die Recessus subhepa-
Die Unterteilung der Bauchwand in Regionen erfolgt anhand tici. die sich in den Recessus hepatorenalis (zw isc hen Leberun -
zweie r senkrecht verlaufender Verbindungslinien zwi sc hen t er seite und Zwerchfe ll und der r echten Nebenni ere und Niere
Sch lü sselbeinmitte und Leisrenbandmittel pun kt. Im Ober- rechts) fortsetzen.
bauch werd en die la te ralen Bereiche als Regiones hypochond- Hinter dem M age n und dem Omenrum minu s befindet sich
riaca dextra et sinistra und die mittig gelegene als Regio epi- ei n spaltförmi ger Nebenraum der Peritonea lh öhl e. die Bursa
gastrica bezeichnet. Der Mittelbauch hat die Regiones laterales omentalis. Sie ist vor dem Pankreas gelegen ; kranial befindet
dextra et sinistra sowie ze ntral um den Bauchnabel die Regio sich die Leber, kauda l da s Co lon tran sversum. Der Ein ga ng in
7.5 Topografie 79

die Bursa omentalis ist das Foramen epiploicum (= Foramen


omentale). welches u. a. vom Li g. hepatoduodenale begrenzt
wird (s. S. 37).
Zwei weitere Recessus befinden sich im Bereich der Flex ura
duodenoj ej unalis: Recessus duodenalis superior et inferior. Sie
entstehen durch ihre eigenen Falten (Piica duodenalis superi -
or et inferior). Hier können Dünndarmschlingen eingeklemmt
werden (Treitz-Hernie). Weitere kleine Bauchfellfalten (Plica
caecalis vascularis, Plica ileocaecalis) und -taschen (Recessus
ileocaecalis superior et inferior) existieren oberhalb und unter-
halb der Einmündung des Ileum ins Kolon. Gelegentlich findet
man rechts hinter dem Caecum einen Recessus retrocaecalis.
Seitlich von Colon ascendens und Colon descendens befinden
sich die Recessus paracolici. Der Recessus intersigmoideus ent-
steht durch den S-förmigen Verlauf des Colon sigmoideum mit
dem Mesocolon sigmoideum.

GESCHAFFT
Herzlichen Glückwunsch! Sie haben alle prüfungsrelevanten Inhalte des
Anatomie-Skripts 2 erfolg reich gelernt. Zum Wiede rholen so llten Sie sich
kurz vor der Prüfung noch einmal auf die gelb markierten Textpassagen und
die FAZIT-Kästen konzen t rieren. Schauen Sie sich auch die häufi g gefragten,
gelb hinterlegten anatomischen Strukturen noch einmal an. Im dritten und
letzten Skript erwarten Sie Kopf, Hals und ZNS. Viel Erfolg beim Physikum!
80 Sachverzeichnis

Sachverzeichnis

A - sacralis mediana 73 - epididymidis 56 H


- sigmoidea 33, 72 - lymphaticus dexter 70
Ampulla recti 34 Hämorrhoide n 75
- splenica 43, 72 - thoracicus 70
Analkanal 34 Harnblase 49
- subclavia 22 - venosus 10
Anastomose 22,75 Harnleiter 48
- suprarenalis media 73 - vitellinus 27
Aneurysma 74 Harnröhre 5 I
- test icularis 55, 73 Dünnda rm 27 ff.
Anorektalkana l 31 Head-Zo ne 39, 78
- umbilicali s 73 Duoden um (Zwölffinger-
Anti-Müller-Hormon 56 Herz 6
- urethralis 73 darm) 27ff.
Antrum pyloricum 26 - Aufbau 11
uterina 67, 73 Duplikatur 23
Anus 34 - Auskultation 1 5
vaginalis 67, 73
Aorta - Entwicklung 6
vesicalis inferior 68. 73
- abdom inalis 22, 71 E Gefäßversorgung 14
vesicalis Superior 73
- ascendens 21 Eierstock (Ovar) 52 f. Herzohren 13
Atemmechanik 6
- Brustsitus 21, 22 Ej akulation 60 Herzskelett 13
Atemnotsyndrom
- descendens 22 Epididymis 56, 57 Innervation 15
AV-Knoten 1 5
- thoracica 22 Epispadie 59 Thorax-Röntgenbild 15
Azinus 3
Aortenbogen 2 1 f.
Azoospermie 60 Erb-Punkt 16 - Topogra~ e 11
Aortenk lappe 12. 16 Erektion 59, 61 Herzachse 11
Azygos-Herniazygos·System 22
Appendix vermiformis 31 Excavatio Herzbeutel (Perikard) 16f.
Arcus aortae (Aortenbogen) 21 f. - recluuterina 34. 63, 66 Herzinfarkt 14
Arteria B - rectovesica lis 34 Herzkranzgefäße 14
- appendicularis 32, 72 Bartholini-Drüsen 68, 69 - vesicouterina 34 . 63 , 66 Hiatus aorticus 22
- bulbi penis 73 Bauchaorta 71 Exspiration 6 Hilum
- bulbi vestibuli 73 Bauchhoden 55 - Lunge 4
- caeca lis anterior 72 Bauchhöhle. Recessus 78 Hirschsprung-Krankheit 78
- carotis communis 22 F His-Bündel 15
Bauchspeicheldrüse 41
- circumflexa ilium profunda 73 Bauhin-Klappe 29 Fallat-Tetralogi e 9 Hoden (Testis) 54 ff.
- colica dextra 32, 72 Bifurcatio t racheae 2 Fimbrien 65 Hymen 67, 68
- colica media 32, 72 Blinddarm (Caec um) 31 Fl exio uteri 66 Hypospadie 59
- colica sinistra 33. 72 Bries (Thymus) 19 Flexura coli dextra 32
- cremasterica 73 Bronchialbaum Foramen
- dorsalis clitoridis 73 Aufbau 2 - epiploicum 25
- dorsalis penis 73 Geläßversorgung 4 - ova le 7 Ileum (Krummdarm) 29f.
- ductus deferentis 73 Innervatio n 4 Fornix vaginae 68 Imp la ntation 66
- epigastrica inferior 73 Topografie 1, 2 Fundu s Inspiration 5
- gastrica dextra 26 Bronchus 3 - gastricus 25 Intestinum
- gastrica si nistra 26, 71 Bulbuspenis 60 - uteri 66 - crassum 30
- gastroduodenalis 71 Bursa omentalis 37,78 Funiculus spermaticus 55 - tenue 27
- gastroomentalis 26 Isthm us
- aorta e 22
- glutaealis inferior 73
- glutaealis su perior 73
c G - uteri 66
- hepatica commun is 39,7 1 Caecum (Blinddarm) 28,31 Gallenblase 40 lto-Zellen 36
- hepatica propria 71 Canalis Gallenwege 40
Ga rtner-Ga ng 67
- ileoco lica 30, 32
- iliaca co mmuni s 73
- ana lis 34
- cervicis 67 Gaster (Magen) 24f.
J
- iliaca externa 73 Geburt jejunum (Leerdarm) 29
Cannon-Böhm-Punkt 28, 33
- iliaca interna 73 Caput medusae 75 f. - Fetalkreislauf 10 Jung fernhäutchen 68
- iliocolica 72 Cavum uteri 67 - Genitalorgane 59
- iliolumbalis 73 Ce rvi xute ri 66 - Hoden 55 K
- jejunalis 72 Cisterna chyli 70 Geschlechtsorgane
- männliche Kardia 25
lienalis 72 Clitoris (Kitzler) 68 f.
- äußere 54 f. Kitzler (Ciitoris) 68 f.
lig. teretis uteri 73 Colon (Grimmdarm) 30ff.
- innere 53 Kli toris 58 f.
- lumbali s 73 Corona rnorti s 73
- Neugeborenes 59 Kloake 3 1
- mesenterica inferior 72 Corpus
- wei bl iche Kohlrausch-Fa lte 34
mesenterica superior 29, 72 cavernosum penis 60
Korona ra rterien 14
- obturatoria 73 - spongiosum penis 60 - äußere 62, 58
Kryptorchismus 55
- ovarica 64, 73 - uteri 66 - innere 62
- pancreaticoduodenalis inferi- Cowper-Drüsen 58 Glandula
or 29,72 - bu lbourethra lis 58 L
pancreaticoduodenalis supe- - praeputialis 58
D Labia majora u. minora 68 r.
rior 29 - urelh ral is 58
Langerhans-In seln 41
perinealis 73 Darmdrehung 28 - vesiculosa 57
La nz-Punkt 3 1
- phrenica inferior 7 3 Defäkation 35 vestibu laris major 68, 69
Lappenbronchus 3
profunda clitoridis 73 Descensus testis 54 - vestibulari s m inor 69
Le ber (Hcpar) 36 ff
- profunda penis 73 Diastole 13 Glans pen is 60
Leberpforte 38
- pudenda 68 Dickdarm 30ff. Gleithoden 55
Leydig-Zelle 54
- pudenda interna 69. 7 3 Douglas-Raum 34, 63, 68 Gonaden 54
Ligam en tum
- rectali s inlerior 35, 73 Ductuli efferentes 56 Grenzstrang 77
cardinalc 66
- rectalis media 35, 73 Ductus coronarium 37
rectalis superior 35, 72 - arte rio sus Botalli 10
falciformc hepalis 36.37
- renalis 73 - deferens 56, 57
Sachverzeichnis 81

-
-
gastrocolicum 25
gastrophrenicum 25
Niere 44 f.
Nodi lymphoidei mesenterici 30
s V
- gastrosplenicum 25 Normaspermie 60 Salpinx 64 Vagina (Scheide) 67 f.
- hepatod uod ena le 25, 35, 37 Samenleiter 55 Valva iliocaecal is 29
- hepatogastri cum 25 Schamlippen 69 Valvu la foraminis ova lis 10
0 Scheide (Vagina) 67 f. Varikozele 74
- hepatorenale 37
- latum uteri 65 Oberflächenanatomie 78 Schwellkörper 50 Vena
ovarii proprium 53, 66 Oligospermie 60 Segelkla ppe 11, 12 - brachiocephal ica 22
phrenicocolicurn 43 Omenrum Septierung - cava inferior 74
sp lenorenale 43 - majus 25 - Ventrikel 8 - cava superior 22
suspensoriom ovarii 63 - minus 25. 36 - Vorhöfe 7 ff. - colica dextra 33 , 7 5
teres uteri 63 Ösophagus 17 ff. Septum - colica media 75
venosum hepati s 37 Ösophagusvarizen 7 5 - primum 7f. - colica sinistra 75
Littre-Drü se 58 Ovar (Eierstock) 52 f. - secund um 7 f. - gastrica 26, 75
Luftröhre (Trachea) 1 ff. - tra nsversum 36 - gastroomentalis dextra 26, 75
Lunge (Pulmo) 2 ff. p - urorecta le 31, 59 - gastroomentalis sinistra 26
Lymphang itis 71 Se rto li-Zell e 54 - hepatica 74
Lymphsystem 70 Pancoast-Tumor 3 Sinus - ileocolica 33, 75
ParKreas divisum 41 - aortae 21 - iliaca communis 74
Pankreas 41 f. - urogen italis 31, 59 - jejunalis 75
M Papilla - venosus 9 - lienalis 75
Magen (Gaster) 24 f. - duodeni major 28 Sinusk noten 15 - lu mbalis 74
Maldesce nsus testis 55 - Vateri 28 Speiseröhre (Ösophagu s) 17 - mesenterica inferior 33, 75
Mastdarm (Rectum) 33ff. Parametrien 55 Sperma 60 - mesenterica supcrior 30, 33,
Mcßurney-Punkt 31 Parasympathikus 76 Sphinkter, Analkanal 34 75
Meckei-Divertikel 27 - Arterien 74 Stützzelle 54 ovarica 64, 74
Med iastin um 20 - Magen 27 Sympathikus 761. - pancreatica 75
Meso 23 - Penis 61 - Arterien 74 - pancreaticoduodenal is 75
Mesoappendix 31 Pendelhoden 55 - Magen 26 - phrenica inferior 74
Mesometrium 63 Penis 59 - Penis 61 - portae 75
Meso rchium 54 Perikard (Herzbeutel) 16 f. Systole 13 - praepylorica 75
Mesosa lpinx 63 Peritonea lverhältn isse 23 - rectalis superior 35, 75
Mesovariurn 63 Peritoneum 23 - rena lis 74
Pfortader 75
T
Miktion 49 - sigmoidea 75
Milz 42f. Pleura 5 f. Taenien 31 - splenica 43
Mitra lklappe 12, 16 Plexus Taschenklappe 12 - testicularis 55, 74
Mons pubis 69 - mese ntericus inferior 33 Testis {Hoden) 54 ff. umbi licalis 10
Musculus - mesentericus superior 33 Thymus 19 Venenwinkel 22
- pubococcygeu s 35 - myentericus (Auerbach) 30. 78 Trachea (Luftröhre) 1 ff. - Lymphe 70
- suspensorius duodeni 28 - ovaricus 64 Treitz-Muskel 28 Versio uteri 66
Mutterband 66 - pampiniformis 55, 57 Triku spidalklappe 12, 16 Ves icula seminalis 57. 58
- sub mu cosus (Meissner) 30, 78 Truncus Vestibul um vaginae 59
- uterovaginalis 67, 68. 59 - brachiocephalicus 1, 22 Vorhofentwicklung 7
N - venosus rectalis 35 - coeliacus 71 Vorhof (Herz) 11
Nabelbruch, physiologischer 27 - venosus vagina lis 68 - Duodenum 29 Vorhofseptumdefekt 8
N<lbPI,chl eife 27 Porta hepatis 38 - Magen 25 Vorniere 44
Nebenniere 52 Prostata 58 f. - sympath icus 77 Vulva 52, 68
Nephron 47 Pulmonalklappe 12, 16 - vagalis 20, 27
Tu ba utcrina 64f.
Nervensystem
- intrinsisches 30, 78
Pulmo (Lunge) 2 ff.
Pu lpa. Milz 43 Tubuli semin iferi 54
w
- vegetatives 76 Pylorus 25 Wu rmfortsatz (Appendix Vermi-
Nervu s(-i)
- dorsa li s penis 61
u formis) 31
R Ureter 48
- phrenicus 2 1
- pudendus Radix Ureterknospe 48
z
- Penisinnervation 60 - mesenterii 29 Urethra 5 1 Zä kum (Bli nddarm) 28, 31
- Uteru sverso rgung 68 - penis 60 Urkeimzelle 54 Zervika lkanal 67
- scrotales 56 Rektum (Mastdarm) 33 ff. Urniere 44 Zwischenzelle 54
- spl<lnchnicus rnajor 77 Respirationstrakt 1 fT. Uterus 65 ff. Zwölffingerdarm (Duode-
- splanchnicu s minor 77 Retroperiloneal raum 23 num) 27 f.
Nidatio n 66 Riolan-Anastomose 33, 72
~ Waagerecht: 2 "Vorname" de r Ausbuch-
.,------
rs- 1---
2
r 1 3
I I J ~
f-----
6
t un g am Ileum. die bei unvo llstä ndigem
Verschlu ss des Ductus vitellinus zurückbleibt
7 Ha uptmuskel für die In spiration 9 Nach-
f-- 8 ba rstrukt urder Facies viscera lis der Leber
t--
-I
f-- f--
7

r 1 12 der Tu nica albuginea anliegende, glatte


Serosaschicht des Hodens 13 Tei l des Dünn-

t-- f-- f-- - I-- f--- darms 17 Struktu r. die den Ösophag us vom
linken Vorhof tren nt 18 von den O-Zellen des
1--- I--
f----- I-- Pank reas gebi ldete Substanz 19 Lage von z. B.
9 10
8 Magen und Ovarien bzgl. 21 waa gerecht 21
11
- I-- f---
Auskleidu ng der Körperhöh le
3
r-- f-- 12 Senkrecht: 1 Produkt der A-Ze llen des
I Pankreas 3 Teil des Dickdarms m it Appe ndix
'--- - 7 4 Magenaus gang 5 Verstärku ngszug des
L-
~ Becke nbindegewebes im Be reich der Cervix
t-- 14
14 uteri 6 durch Umschl agfa lte n der parieta len
113 ~
f-----
- ~ I--
Pleura gebil dete Reserveräume 8 Ausstü lpung
des Herzvorh ofs 10 Struktur, die dorsa l unten
r-- 17
an die Milz grenzt 11 pri m ärer Schrittm acher
I f-- f----- des Herzens 14 zylinderförm iger Ra um zwi-
'--- schen den beiden Pleura höhl en 15 die Eileiter
1---
umfassende Ba uchfe llduplikatu r 16 sch male
18
i9 I I I 1---
1
Längsm uskelstreifen auf der Oberfläche des
Colon 17 Gefäßverbi ndu ng zwischen den
unpaa ren Abdomi nalorga nen und der Leber
20 von Herzm uskelzellen produziertes Peptid
19
I I I I
'----- 1---
L-- f--
f----- Se nde n Sie uns das Lösu ngswo rt über
'20 2 f-----
f-- das Formu lar auf der lnte rn etseite:
1-- f---
~
www.thieme.de/endspurt
21
5 I I I I I L-- Zum 31.1. und zum 31.7. eines Jahres
ver lose n w ir j eweil s 5 Thieme- Bu chg ut-
sche ine im Wert vo n je 50,- Euro unter
Lösungswort: all en korrekten Einsend ungen aus de n
End spu rt-Rätseln.

APROPOS
Ein Situ s inversus, also die spiegelverkeh rte Anla ge aller
Organe im Körper. ist gar nicht so selten. Etwa 1:25 .000
Menschen weise n diese Besonderh eit auf. ln der Klinik ist
das w ichti g zu w issen, es kö nnte ja sein, dass die akute
Append izitis sich ausnahmswe ise einma ll inks äußer t.

RELAX·TIPP !
Shirshasana, der Kopfstand im Yoga , versetzt
Sie in einen kün st lichen Si t us inversu s und för-
dert die zerebra le Durchblutung. Aber Achtung:
Ungeübte sollten nicht länger als 5 Minuten in
""E dieser Po sition verha rren.
~
ci
QJ
"Al o so richtig nehm ich 's ihm ja nicht ab, dass er hier in der Anatomie die
Patienten nicht vermisst."
~Thieme
Endspurt - die Skripten fürs Physikum

Anatomie 3

90 Abbildungen
5 Tabellen

Die Inhalte dieses Werkes basieren überwiegend auf dem


Kurzlehrbuch Anatomie und Embryologie von Ulrike Bommas,
Phitipp Teubner, Rainer Voß. 2. Auflage, Thieme 2006 und auf
dem Kurzlehrbuch Embryologie von Norbert Ulfig. 2. Auflage,
Thieme 2009

Georg Thieme Verlag


Stuttgart · New York
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Wichtiger Hinweis: Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation Entwicklungen unterworfen. Forschung und klinische Erfahrung er-
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliogra- weitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und me-
fische Daten sind im Internet über dikamentöse Therapie anbelangt. Soweit in diesem Werk eine Dosie-
http://dnb.d-nb.de abrufbar. rung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf
vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt da-
rauf verwandt haben, dass diese Angabe dem Wissensstand bei Fer-
tigstellung des Werkes entspricht.
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formen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden .
jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Bei-
packzettel der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Kon-
sultation eines Spezialisten festzustellen. ob die dort gegebene Emp-
fehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen
gegenüber der Angabe in diesem Buch abweicht. Eine solche Prüfung
ist besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten oder sol-
chen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosierung
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und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Unge-
nauigkeiten dem Verlag mitzuteilen.

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ISBN 978-3-13-153391-3 12 3 4 5 6 norar nachträg li ch geza hlt.

Auch erhältlich als E-Book:


eiSBN (PDF) 978-3-13 - 166681-9
111

Vorwort
Wenn Sie die ses Heft in Händen halten, dann hat für Sie wahr- Wochen vorder Prüfung, haben Sie dann noch e inmal einen Tag
sche inlich der Endspurt begonnen - der Endspurt zum Physi- pro Skript Zeit zum Wiederholen .
kum.
Dieses Skript wird Ihnen dabei helfen, sich in möglichst kur-
zer Zeit so effizient wie mögli ch auf den schriftlichen Teil der Wir helfen Ihnen beim Lernen!
1. ÄP vorzubereiten.
Um Ihnen das Lernen so angenehm wie möglich zu gestalten ,
bieten die Endspurt-Skripten Ihnen einige tolle Features an , mit
Modulares lernen- Schritt für Schritt! denen Sie spiele nd durch die Prüfungsinhalte kommen werden:
• Gelbe Hinterlegungen im Text markieren passgenau das
Die Endspurt-Reihe besteht aus 14 Skripten. Zu den "kleinen" Prüfungswissen, das in den letzten Jahren gefragt wurde.
Fächern (Biologie, Chemie. Hi stologie, PsychfSoz, Physik) gibt es • Lerntipps gehen ga nz gezielt darauf ein, wie das IM PP seine
jeweils ein Skript. Die "großen" Fächer (Biochemie, Physiologie Fragen stellt, was für Fallstricke Ihnen möglicherweise ge-
und Anatomie) umfassen jeweils 3 Skripte. Zur besseren Unter- stellt werden und wie Sie sich best immte Prüfungsinhalte
scheidbarkeit hat jedes Fach seine eigene Kennfarbe, damit das besser merken können.
Chaos auf Ihrem Schreibtisch nicht zu groß wird. jedes Skript • "Apropos"-Abschnitte enthalten interessantes Zusatzwis -
ist wiederum unterteilt in 3 bis 4 handliche und gut zu bewäl- sen, das Spaß macht, aber nicht prüfungsrelevant ist - wenn
tigende Lernpakete. Sie in Eile si nd, können Sie diese Texte getrost überspringen.
• Rechenbeispiele zeigen Ihn en Schritt für Schritt, wie man
mathematische Aufgaben in der Prüfung löst und welche
jederzeit einsteigen! Formeln man hierzu benötigt.
• Die FAZIT-Kästen ermöglichen Ihnen das rasche, stich-
Beim Lernen mit der Endspurt-Reihe spielt es keine Rolle, wie punktartige Wiederholen der Prüfungsinhalte.
groß Ihr Vorwissen ist, Sie können zu jeder Zeit mit dem Lernen • Zahlreiche farbige Abbildungen illustrieren den Lernstoff
beginnen: und machen ihn anschaulich.
• Wenn Sie sich das grundlegende Wissen erst erarbeiten
müssen, empfiehlt es sich, die Skripten als Leitfaden zu
verwenden und zusätzlich ausführlichere Lehrbücher her- Noch mehr Nutzen durch examen online!
anzuziehen , um etwas tiefer in die Materie einzusteigen.
• Können Sie bereits auf ein Wissensfundament zurückgreifen , Wenn Sie einen Zugang zu examen online haben, profitieren
reicht es aus, wenn Sie sich die Zusammenhänge rund um Sie gleich doppelt. ln examen online (www.examenonline.de)
das prüfungsrelevante Wissen ausschließlich mit den End- finden Sie zu jedem Lernpaket der Skriptenreihe eine eigens
spurt-Skr ipten erarbeiten. Alle Inhalte. die in den Examina zusammengestellte Prüfungssitzung. mit der Sie alle Fragen,
von Frühjahr 2003 bis Herbst 2010 gefragt wurden, sind gelb passend zum Lernpaket. kreuzen können. Hier ist das Prinzip
markiert. Sie erkennen also auf den ersten Blick was wichtig .. erst lernen dann kreuzen" perfekt verwirklicht! Wer alle Lern -
ist, um das sc hriftliche Physikum zu bestehen. pakete der Endspurt-Reihe kreuzt, kann sicher sein, dass er alle
• Rückt der Prüfungstermin näher und sind Sie scho n gut Examensfragen der letz ten Jahre beantwortet hat.
vorbereitet, sollten Sie sich vor allem auf jene Textpassagen
konzentrieren , die besonders viele gelbe Hervorhebungen Wir hoffen, dass Ihnen unsere Skripten-Reihe gefällt und freuen
enthalten. uns über Ihr Feedback über
• Als Repetitorium zum schnellen Wiederholen bis unmit- www.thieme.de/service/feedback.html
telbar vor der Prüfung si nd die FAZIT-Kästen hervorragend oder per Mai! an
geeignet. ku nden service@thieme.de

Die Inhalte der Lernpakete sind darauf ausgerichtet, dass Sie Nun wünschen wir Ihnen einen effiz ienten Endspurt und viel
etwa 70 Tage vor der Prüfung beginnen können, sich ein Lern- Erfolg im Physikum!
paket pro Tag zu erarbeiten. Im Endspurt, also den letzten zwei
Ihr Endspurt-Team
IV

ENDSPURT- ANATOMIE 3
Der dritte und letzte Band der Anatomie-Skripten die Neurophysiologie, also die von den hier beschriebenen
beschäftigt sich mit all en anatomischen Strukturen , die neuroanatomischen Strukturen bewerkstelligten
sich ab dem Ha ls aufwärts befinden: Kopf, Hals, zentrales Funktionen, gelernt und verstanden haben.
Nervensystem, Auge und Ohr. Die Neuroanatomie gilt Für alle Anatomie-Skripten gilt: Alle prüfungsrelevanten
landläufig als kompliziert und unübersichtlich . Vielleicht Inhalte zur Histologie werden in einem eigenen Skript
wird das ganze Thema für Sie anschaulicher, wenn Sie auch behandelt.

Alle Skripten in der Übersicht

Anatomie 1
Allg. Anatomie. allg. Embryologie. Extremitäten,
Leibeswand
Anatomie 2 Chemie
Brust-, Bauch- und Beckeneingeweide

-
• Anatomie 3
Kopf. Hals, ZNS, Sinnesorgane

Physiologie 1
Biologie
Zell physiologie, Blut, Im munsystem, Herz-Kreislauf-

-
System, Atm ung
Physiologie 2
Verdauung. Energiehaushalt. Niere. Wasse r.
Elektrolyte. Hormone
Physiologie 3
Muskulatur, Nervensystem, Motorik, Sensorik

Histologie

Biochemie 1
Ko hlenhydrate. Lipide, Aminosäuren. Peptide.
Proteine
Biochemie 2
Enzyme, Ernährung, Hormone. Organstoffwechsel
Biochemie 3 PsychSoz
Blut, Immunsystem. Molekularbiologie. Ze ll biologie

Physik
V

Inhaltsverzeichnis

LERNPAKET 9 1.8.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23


1. 8.2 Aufbau der Nasenhöhle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Kopf und Hals ........ ... ... .. ........... . 1.8.3 Gefäßversorgung und Innervation . . . . . . . . . . . . 24
1.1 Schädelknoche n ........................... . 1.9 Nasennebenhöhlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
1.1 .1 Entwicklung ......... . ................. . .. . 1.10 Mundhöhle ........ .. ...... .. ............. 25
1.1.2 Aufbau und Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.10.1 Aufbau ........ .. ......................... 25
1.1.3 Öffnungen in der Schädelbasis . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.10.2 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
1.1.4 Fossae im Bereich des Schädels .... .. .... ..... 5 1.10.3 Innervatio n .. ... ... . . .. .......... . . ... . ... 25
1.2 Schlundbögen, Schlundtaschen 1.1 1 Speicheldrüsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
und Schlundfurchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.11.1 Entwicklung . ..... .................. . ..... 26
1.2 .1 Schlundbögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.11.2 Glandula parotidea .. .. .. .. .. .. .. .. .. 26
1.2.2 Schlundtaschen ............................ 7 1.11 .3 Glandula submandibularis . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.2.3 Schlundfurche n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.11.4 Glandula sublingualis . .. . .. ... . ......... . ... 26
1.3 Muskeln und Fa sz ien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.11 .5 Kleinere Speicheldrüsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.3.1 Entwicklung der Kopf- 1.12 Zunge ........................ . . ........ . 26
und Halsmuskulatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.12.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
1.3.2 Mimische Muskulatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.12.2 Zu ngenmuskulatur ............... . ......... 27
1.3.3 Ka umu sku latur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1.12.3 Zungenpapillen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
1.3.4 Zungenbeinm usku latur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.12.4 In nervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
1.3.5 Weitere Halsmuskeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1.13 Zähne .. .. .. . .. .. .. .. .. .. .. . .. . .. .. .. .. .. . 28
1.3.6 Halsfaszien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1.13.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1.4 Gefäße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.13.2 Zahna nordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1.4.1 A. carotis communis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.13.3 Aufbau der Zähne .. .. .. . .. .. .. . . .. .. .. .. .. . 28
1.4.2 A. subclavia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.13.4 Bestandteile der Zähne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1.4.3 Venöser Blutabfluss . . .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.13.5 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1.4.4 Lymphabfluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.13 .6 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.14 Ga um en . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.14.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
LERNPAKET 10 1.14.2 Harter Gaumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.14.3 Weicher Gaumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.5 Hirnnerven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.14.4 Tonsilla palatina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.5.1 N. olfactorius (Hirnnerv I} . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.14. 5 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.5.2 N. opticus (Hirnnerv II} . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.14.6 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.5.3 N. ocu lomotoriu s (Hirnnerv 111} . • • . • . • . . • . • . . . 15 1.1 5 Pharynx .... ............................. . 30
1.5.4 N. trochlearis (Hirnnerv IV) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 1.15.1 Aufbau .. ................ .......... .. ..... 30
1.5.5 N. trigem inus (Hirnnerv V} . . . . . . . .. .. . . . . ... 16 1.15.2 Pharynxmuskeln ... . . ... ... . ....... . ....... 30
1.5.6 N. abducens (Hirnnerv VI) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 1.15.3 Gefäßversorgung . .. .. ... ... ............... 30
1.5.7 N. facialis (Hirnnerv VII) .. .. .. .. .. .. . .. . . .. .. 17 1.15.4 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
1.5.8 N. vestibulocochlearis (Hirnnerv VIII} . . . . . . . . . . 19 1.15.5 Schluckakt . ......... . . .. . ... . ....... .. .... 31
1.5.9 N. glossopharyngeus (Hirnnerv IX} . . . . . . . . . . . 19 1.16 Larynx (Kehlkopf) .... ... . . ................. 31
1.5.10 N. vagus (Hirnn erv X) .................... .. . 20 1.16.1 Entwicklung .. .. ...................... .... 31
1.5.1 1 N. accessorius (Hirnnerv XI) . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 1.16.2 Kehlkopfskelett und Bänder . . .......... .... . 31
1.5.12 N. hypoglossus (Hirnnerv XII} . . . . . . . . . . . . . . 21 1.16. 3 Kehlkopfmuskeln .. .. ...... . ........... .... 32
1.6 Halsnerven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 1.16.4 Stimmb ildung .. . . .. ............. . ..... . ... 32
1.6.1 Rr. dorsales . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 1.16.5 Gefäßversorgung .... . .......... . .... ...... 32
1.6.2 Rr. ventra les . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 1.16.6 Inn ervation ............ .. ................. 32
1.7 Veg eta tive Innervation von Kopf und Hal s . . . . . 22 1.1 7 Schi ldd rüse .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . 33
1.7.1 Sympath iku s . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 1.17.1 Entwicklung .. .. .. .. .. . .. .. .. .. .. . 33
1.7.2 Parasympathikus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 1.17.2 LageundAufbau .... . . ........... ... . ..... 33
1.8 Na se . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 1.17.3 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
VI

1.17.4 Innervation ... . . . . .. . . . . .................. 33 2.9.4 Segm entale Versorgung der Extremitäten . . . . . 50
1.18 Epithelkörperchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 2.9.5 Rückenmarkbahneil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
1.18.1 Entwicklung ... ... . .. ... .. ... . . . . . ...... .. 34 2.10 Hirnschn itte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
1.18.2 Aufbau und Lage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
1.18.3 Gefäßversorgung und Innervation ... . ........ 34
LERNPAI<ET 12

2.11 Systeme ..... .. . ...... . .... . ....... ... .... 54


LERNPAI<ET 11
2.11 .1 Sehbahn .. .... . . ....... . .. . . .... . ........ 54
2.11.2 Hörbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
2 Zentrales Nervensystem (ZNS) . . . . . . . . . . . . . 35
2.11 .3 Vestibularbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
2.1 Allgemeines zum Nervensystem . . . . . . . . . . . . . 35
2.11.4 Riechbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
2.1.1 Aufbau des Nervensystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
2.11.5 Fa sciculus gracilis und Fasciculus cuneatu s . . . . . 56
2.1.2 Zentrales Nervensystem (ZNS) . . . . . . . . . . . . . . . 35
2.11.6 Pyramidenbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
2.1.3 Pe ripheres Nervensystem (PNS) . . . . . . . . . . . . . . 35
2.11 .7 Papez-Neuronenkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
2.2 Telencephalon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
2.12 Meningen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
2.2 .1 Gliederung des Telencephalon . . . . . . . . . . . . . . . 36
2.13 Liquorsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
2.2.2 Großhirnkortex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
2.13 .1 Liquorzirkulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
2.2.3 Brodmann-Einteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
2.13.2 Liquorpunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
2.2.4 Basalganglien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
2.14 Gefäße des ZNS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
2.2.5 Limbisches System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
2.14.1 Arterielle Blutversorgung ... .. . . . . . . _.. . . ... 61
2.2.6 Faserbahnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
2.14.2 Venöser Abfluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
2.3 Diencephalon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
2.3.1 Lage und Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 3 Auge . .... .... .. . ....... .... ............ 65
2.3.2 Thalamus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 3.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
2.3.3 Epithalamus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3.2 Aufbau des Auges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
2.3.4 Subthalamus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3.2 .1 Bulbus .... .. .. . ......... . .. . . .... . . .... . . 66
2.3.5 Hypothalamus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3.2.2 Schützende Strukturen des Auges ..... . ..... 67
2.3.6 Hypophyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 3.2.3 Augenmu skeln . ... . . ... . . . .. ... . ... . ..... . 67
2.4 Mesencephalon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 3.3 Gefäßversorg ung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
2.5 Pons . .... .. . ........ ... .. ... .. . ..... .. ... 43 3.4 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
2.6 Medulla oblongata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
2.7 Bahnen und Reflexe 4 Ohr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
des Hirnstamms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 4.1 Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
2.8 Cerebellum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 4.2 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
2.8.1 Aufbau . .. . ... ... . . .... .. . . ....... . ....... 47 4.2.1 Außenohr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
2.8.2 Funktionelle Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 4.2.2 Tromm elfell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
2.8.3 Kleinhirnkerne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 4.2. 3 Mittelohr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
2.8.4 Kleinhirnstiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 4.2.4 Innenoh r . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
2.9 Rückenmark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 4.2 .5 Gleichg ewichtsorgan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
2.9.1 Lage und Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 4.3 Gefäßversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
2.9.2 Strukturen des Rückenmarks (im Querschnitt) . . 49 4.4 Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
2.9.3 Rückenmarkreflexe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
1.1 Schädelknochen

1 Kopf und Hals


1.1 Schädelknochen - + - - - -\-- - Fonticulus
anterior
1.1.1 Entwicklung
Der Ges ichtssc häd el ge ht im Wesentlichen aus den ersten bei-
den Schlundbögen hervor. Das Material für den Hirnschädel
sta mmt aus: Sutura sagittalis --1---- -- - --1
• dem Mesektoderm des Kopfes: --+ fl ache Deckknochen der
Schädelkapsel,
• dem prächordalen Mesoderm: --+große r Teil der Schädelba-
sis,
• den okzipitalen Somiten ( para xiales Mesoderm):--+ Teil der
hinteren Schäde lbasis.

• Deckknochen des Schädels. Die Knochen des Schädeldachs


(Ca lvaria, Kalotte) entstehen durch desmale Ossifikation: Ossa Sutu ra - - -+ - - ---1
coronalis
frontalia, Ossa parietali a, Sq uama e temporales und occipitales.
Zwischen zwei benachbarten Knochenanlagen bildet Bindege- Fon ticulus
webe die Knochennähte (Suturen, Abb. 1.1 ). Die Sut ura fronta lis posterior
Fonticulus
verknöchert im 2. Lebensja hr, die übrigen Suturen erst um da s sphenoidalis ,/'-----,'--- - Sutura
40. Lebensja hr (Abb. 1.1 ). lambdoidea
..,L-'-7--""'--- - Fonticulus
mastoideus
• Suturen und Fontanellen. Für den Geburtsvorgang ist es
wichtig, dass der Schädel sich noch verformen kann. Dies wird
in sbeso ndere durch die Schädelnähte, die Suturen , erm ögl icht, Abb. 1.1 Entwicklung des Schädeldachs. Suturen und Fontanellen.
die zu näc hst bindegewebig und dadurch verformbar sind . Fol- a Ans icht von obe n, b von latera l.
gend e Suturen sind beim Blick von oben auf den Schädel zu er-
kennen (Abb. 1.1 ): • 4 Seitenfontanellen (Verschluss in der 6. Lebenswoche):
• Sutura frontalis (zwischen linkem und rechtem Os frontale ) Vordere Seitenfontanellen (I<eilbeinfontanellen, Font iculus
• Sutura coronalis (zwischen Os frontal e und Os parietale) sp henoidalis, Verschluss gegen 3. Monat, vorn-unten am Os
• Sutura sagittalis (zwischen linkem und rec htem Os parieta- parietale) und hintere Seitenfontanellen (Wa rzenfon tanel-
le) len, Fonticulus mastoideus, Versch lu ss gegen Ende des 1.
• Sutura lambdoidea (zw ische n Os parietale und Os sp heno- Lebensjahres. hinten-unten am Os parietale).
id a le).
Zwisc hen den Stellen, an denen die ein zelnen Suturen bzw. FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
Knochen aneinandergren zen. liegen zu nächst bindegewebige Fontanellen:
Zo nen vor. di e Fontanellen : ~ Fonticulus anterior: groß, viereckig, grenzt an Sutu ra fron-
• Fonticulus anterior ("g roße Fontanelle", Stirnfonta nelle): tali s und Sutura sagitta li s, zwischen Ossa parietalia und Ossa
g roß, viereckig, gre nzt an die Sutura sag ittalis und Sutura fronta lia.
frontalis, zwischen Ossa parietalia und Ossa fronta lia. Ver- • Fonticulus posterior: klein, dreieckig, zwi schen Ossa parieta-
schlu ss im 2. Lebensjahr. lia und Os occipilale, gren zt an Lambda- und Sagittal naht.
• Fonticulus posterior (.. kleine Fonta nell e", Hinrerhau ptfo nta-
nell e): klein, dreiecki g, zwi schen Ossa parietalia und Os oc-
cipital e, grenzt an die Lambda - und Sag itta lnaht, Verschlu ss
im 3. Lebensmonat.
2 1 Kopf und Hals

Os frontale
Os parietale ~
S!
:;;:
Os sphenoidale, Ala major ~ '
Os temporale, Os fron tale,
~
<V Pars squamosa Pars orbita lis
:cf-
.; Os ethmoid ale
E Os lacrimale Processus
~
<(
Os nasale Os sphenoidale,
Ala major
fronta lis
-" maxillae
,
u
..c
Os zygomaticum Os zygomati cum
l:
~
c Maxi lla Os lacrimale -;;;

~ Os ethmoidale, ~
~ Lam ina orbitalis -
Os temporale,
-;;;
0: Mandibula
Pars petrosa "
-"
u Os occipitale Ab b. 1.3 Kn ochen der rechten Orbita.
Os temporale,
",
m Pars tympan ica
• Os lac rimal e (Trä nenb ein)
Abb. 1.2 Schädelknochen von lateral. • Concha na sa lis inferior (un tere Nasenmu se hell
• Os ethmoida le (Siebbein)
1.1.2 Aufbau und Funktion • Vomer (Pnugscharbein)
• Os hyoid eum .
Die Schädelknochen bilden die knöcherne Grundstruktur des
APROPOS
Kopfes. Sie werden in ein Neurokranium (Cehirnschäde l) und johann Wo lfgang vo n Goethe war nicht nur einer der bedeutendsten deut-
ein Viszerokranium (Gesichtsschädel) einge teilt. schen Schriftstell er, sondern beschäftig te sich auch mit der Anatomie des
Sowohl da s Neuro kranium a ls au ch das Viszerokranium be- Menschen. Er nahm für sich in Anspruch, beim mensc hl ichen Embryo das Os
sitze n dens elben Schichtaufbau : Außen lieg t als Knochenhaut incisivu m (Zwischenkieferbein) als eige nständ igen Knoch en entdeck t zu ha-
da s Pe ricranium an. Darunter befind et sich di e Lamina exte rna, ben, welches kurz vor der Ge burt mit der Maxilla verwächst. Allerdi ngs hatte
Goethe übe rse hen, das s dieser Knochen bereits zuvor mehrfa ch beschrieben
gefolgt von einer lockeren Diplo e-Schicht. di e za hlrei che Venen wor den wa r.
enthält. Innen befindet sich die Lam ina inte rna. unter der sich
da s Endocranium, da s von der Dura mater gebildet wird , befin- .. Orbita . Die Orbita (Augenhöhle) befindet sich als py ramiden-
det. artige Höhle im Bereich des Viszero kraniums, jedoc h grenzt mit
dem Os frontal e auch ein Tei l de s Neurokraniums an d ie Orbita .
.. Neurokran ium. Das Neurok ran ium umgibt das Gehirn und be- Die Orbita wird von sieben verschi edenen Knoche n ge bi ldet
steht aus den Knochen der Schädelbas is und des Schäd e ldachs. (Abb. 1.3):
Es dient dem Schutz des Gehirns und besitzt dafür zusätzli che • Os ethmoidale (medial e Wand )
.. Stützpfeiler". Hierbei handelt es sich um zwei Knoche nverdi- • Os lacri male (media le Wand )
ckungen, die quer über die gesamte Breite der Schädelbasis ver- • Os zygomaticum (Boden und laterale Wand )
laufen. Der erste ..Querpfeiler" verl äuft zw ischen vorderer und • Os maxilla re (Boden)
m itt lere r Schäde lgrube , der zweite zwi sc hen mitt lerer und hin- • Os palat inum (Boden und Spitze)
terer Schädelgrube. Längs verläuft ebenfalls ein "Stützpfeiler" • Os sphenoidale (Dach, latera le Wand und Spitze)
üb er die gesa mte Länge der Schädelbasis und stabili siert diese. • Os frontale (Dach).
Folge nde Knochen sind an de r Bildu ng des Neurokraniums Neben dem Auge befinden sich innerha lb de r Orbita auch za hl-
be teiligt (Abb. 1. 2): reiche Gefäße. Nerven und die Auge nmu skeln. Anba nd der äu-
• Os frontale (Stirnbein) ßeren Augenmuskeln kann eine Gliederung in d rei Etag e n der
• Os tempora le (Schläfenbein) Augenhöhle vorge nommen werden :
• Os spheno idale (Keilbein ) • Obere Etage:
• Os parietal e (Scheitelbein) - Lage: zw isc hen Orbitada ch un d M. rectus sup erior
• Os occipitale (Hinterhauptsbein). - Stru kturen: N. lacrima lis, N. frontalis, N. supratroc hleari s,
N. rroc hl ea ris
.. Viszerokranium. Das Viszerokranium bildet das knöchern e • Mittlere Etage:
Gerü st des Gesichts und ist aus einer Vielza hl kleinerer Kn o- - Lage: zwischen M. re ctu s su periorund M. rectu s inferi or
chen aufgebaut (Abb. 1.2): - Strukturen: N. oculomotorius, N. opti cus. N. ab du ce ns, A.
• Ma x illa (Oberkiefer): bi ldet '13 des ha rten Gaumens und den op htha lmica, Gan glion ciliare
Boden de r Na senhöhle • Untere Et ag e:
• Mandibu la (Unterkiefer): besitzt außen da s Foram en men- - Lage: zw isc hen M. re ctus infe ri or und Orbi ta boden.
ta le. aus dem der N. mandibularis austritt, und innen da s
Fo ramen mandibulae, aus dem der N. al ve olari s inferior FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
(I nnervati on der Zähn e) aust ri tt .. Die Orbita wi rd von sie ben ve rschiedenen Knochen gebildet:
• Os palatinum (Gaumenb ein): bildet da s hintere Drittel des -Os eth moidale
harten Ga um ens - Os lacrirna le
• Os zygo maticum (Jochbein)
• Os nasale (Nase nbein )
1.1 Schädelknochen 3

- Os zygomaticum I LERNTIPP !
- Os maxillare ln der mittl eren Schädelgrube befinden sic h zah lre iche Durch-
- Os palatinum trittsste ll en, die mit de n dazugehörige n Strukturen scho n fast
- Os sphenoidale all e einma l vom IM PP gefragt wurd en . Um sich die Strukturen
- Os frontal e. besser e inprägen zu kön nen, suchen Sie am besten jede Strukt ur
~ Der N. oculomotorius befindet sich in der mittleren Etage beim Lesen des Textes in der Abb. 1.4 auf. Und damit Sie sie auch
der Orbita. wirk li ch leicht lern e n können, gibt es noch mal ein e Übersicht in
Tab. 1.1 .

1.1.3 Öffnungen in der Schädelbasis


~ Mittlere Schädelgrube. Der Großteil der Durchtrittsstellen
Im Bereich der Schädelbasis ex istiert eine Vi e lza hl von Öffnun - befindet sich in der mittleren Sc hädelgrube (Abb. 1.4).
gen , durch die za hl re iche Nerven und Gefäße hindurchtreten. • Canalis opticus: Er liegt sehr weit med ia l an der Ala minor
Beim Blick von oben auf die Schäde lba sis kann man eine Drei- des Os sphenoidale. Durch ihn zie hen der N. opticus (II ) und
teilung der Sc hädelbas is in ei ne vordere, eine mittlere und ei ne die A. ophthalmica.
hinter.e Schädelgrube erkennen (Abb. 1.4): • Fissura orbitalis superior: Sie befindet sic h vorne latera l des
Ca nali s opticus. Die große. langgezoge ne Fissura orbitalis
~ vordere Schädelgrube. Die vordere Schädelgrube besitzt nur superiori st Durchtrittsstelle für denN. oculomotorius ( II! ),
eine Durchtr ittss te ll e: di e Lamina cribrosa. Hi er treten die Nn . denN. trochlearis (IV ), einige Äste de s N. ophthalmicus (V 1),
olfactorii (I) durch die Schädelbasis. Weitere Strukturen , die denN. abducens (VI) und die V. ophthalmica superior.
durch die Lamina cribrosa hindurch treten . sind die A. na sa li s • Foramen rotundum: Es befindet sich e in kleines Stück
anterior und die A./V./N. et hm oida li s anterior. weiter hinten und führt aus d er Schädelbasis zur Fossa pte-
rygopalatina . Durch das Foramen rotund um ver läuft der N.
maxillaris (V 2 ).
• Foramen ovale: Seitlich hinte r dem Foramen rotund um
befindet s ich das etwas größere Foramen ova le , welches Ver-

Crista galli ---------f:?---------fol~ :tl +----------..:>,~,....------- Bulbus olfactoriu s


Lamina cribrosa - - - - - -++-i-- -- - -- - - - ' i •l>l! l

Fissu ra orbita lis superior ----t.t-1--.j;tfi~~S;~


Cana lis opticus - - - - -...L:c
1-- ----'=\\-'-r\-- - - A. meningea media
Foramen rotundum ---+.'-i---c:~--+--+ -'\1-ii+- - - - - - N. opti cus II
-'r-H--b , . . - - --il- --
Se lla turcica ------+4-+----,l-----~ Ht-L...J----\1.----~"rt---- N. trochlea ri s IV
fl!1f----tr"""--+---~-\----- N. abdu cens VI
~~C.==7-~~"L_----.r';l-- N. oculomotorius 111
Foramen ovale - - - -fi"li
~~--+.:,-+. ___ A. ca rotis inte rna
Foramen spi nosum - -- - •

Foramen lacerum
"'1.J.~~~~~~~;;;~~~O~~~~~~___:N. trigeminus v
N. facia lis VII
(durch Knorpel "Ti- - -- N. vestibu lo-
versch losse n)
coch learis VIII
Canal is caroticus .,.._ __ _ _ N. glosso·
Os petrosum - - - - ' \ pharyngeus IX

Meatu s acusticus N. hypoglossus XII


internu s '--- - -- - N. vagus X
' - - - - - N. accessori us XI
Foramen jugulare _ _ _...../
Sinus tran sversus
Cana lis ne1vi hypogloss i
Foramen mag num _ _ _ _ _./

Abb. 1.4 Schädelbasis. An sicht von innen.


4 1 Kopf und Hals

Tab. 1.1 Durchtrittsstellen im Bereich der Schädelgruben im Überblick

Lage Durchtrittsstelle durchtretende Struktur


vordere Schädelgrube Lamina cribrosa Nn. olfactorii (1). A. nasalis ant., A.. V. und N. ethmo-
idalis ant.
mittlere Schädelgrube Ca na lis opticus N. opticus (II), A. ophthalmica
Fiss ura orbitalis superior N. oculomotorius (111), N. abducens (VI) , Äste des N.
ophthalmicus (V 1), N. trochlearis (IV), N. lacrimalis,
N. frontalis, V. ophthalmica sup.
Foramen rotundum N. ma xillaris (V 2)
Foramen ovale N. ma ndibularis (V 3)
Foramen spinosum A. men ing ea media, V. mening ea media , R. menin-
geus
Foramen lacerum N. petrosus major (Ast von VII), N. petrosus minor
(Ast von IX)
Canalis caroticus A. carotis interna
hintere Schädelgrube Porus acusticus internus N. facialis (VII), N. ves tibul ocochl earis (VIII), A. und V.
labyrinthi
Foramen jugulare V. jugularis interna, N. glossopharyngeus (IX), N.
vagus (X). N. accessorius (XI), A. meningea posterior
Canalis nervi hypoglossi N. hyp oglossus (XII)
Foramen magnum Medulla oblongata , Aa . vertebrales, Aa. spinales . Vv.
spinales , Radix der Nn . cervicales I, Radix spinalis XI
(N . accessorius)

bindung zur Fossainfratemporalis hat. Durch das Foramen QLERNTIPP !


ovale zieht der N. mandibularis (V 3). Da s gesamte Thema der Durchtrittsstellen der Schädelbas is wird
• Foramen spinosum: Es liegt noch etwas weiter lateral und sehr häufig gefragt. Sie sollten dah er zu jed er Öffnung in der
führt ebenfalls in die Fossa infratemporali s. Durch das Fo- Schädelbasis die entsprechend en durch tretenden Strukturen
ramen spinosum ziehen die A. meningea mediaund die V. parat haben.
meningea media. Die folgende Merkhilfe kann Ihnen das Lern en für drei der Öff·
• Foramen lacerum: Das wurmartig geschwungene Foramen nungen etwas erleichtern:
lacerum führt denN. petrosus majorzum Canalis pterygo- • Rund er Max - N. maxillaris durch Foramen rotundum .
ideus und denN. petrosus minor zur Fossa infratemporalis. • Ovale Mandel- N. mand ibularis durch Foramen ovale.
De r Canalis pterygoideus (nicht abgebildet) führt neben • Die Mening en spinnen- A. und V. meni ngea mediadurch
dem N. petrosus majorauch noch denN. petrosus profundus Foram en spinosum.
und die A. canalis pterygoidei.
• Canalis caroticus: Medial des Foramen lacerum tritt hier die
A. carotis Interna in den Schädel ein. • Weitere Öffnungen der Schädelbasis. Zusä tzlich zu den Öff-
nungen, die den einzelnen Schädelgruben zugeordnet werden
• Hintere Schädelgrube. können, exi sti eren noch weitere Offnungen der Schädelbasis:
• Porus acusticus internus: Diese Öffnung ist in der hinteren • Die Fissura orbitalis inferior führt in die Orbita und enthält
Schädelg rube zu finden . Sie hat Verbindung zum Innenohr die V. ophthalmica inferior. A./V. /N. infraorbita li s und denN .
und führt denN. facialis (VII ), denN. vestibulocochlearis zygomaticus.
(VIII ), die A. labyrinthi und die V. labyrinthi. • Wie auch die Fissura orbitalis inferior ist das Foramen sty-
• Foramen jugulare: Direkt hinter dem Porus acusti cus inter- lomastoideum beim Blick von unten an di e Schäde lbasi s zu
nus ist das Foramen jugulare zu finden. Das Foramen jugu- erkennen (Abb. 1.5). Durch das Foramen stylomastoideum
lare ist bei medialer Ansicht der Schädelbasis im Gegensatz zieht der N. facialis (VII) hindurch.
zum Porus acusticus internus nicht zu erkennen . Durch das • Auch der Canali s condylaris ist an der Schädelbasis, im Be-
Foramen jugula re ziehen die namengebende V. jugularis reich der Condyli occipitales. zu erkennen. Durch de n Cana-
interna, der N. glossopharyngeus (IX ), der N. vagus (X), der lis condylaris verläuft eine V. emissaria .
N. accessorius (XI ) und di e A. meningea posterior.
• Canalis nervi hypoglossi: Er liegt medi al des Foramenjugu- • Schädigungen im Bereich der Durchtrittsstellen. Verl etzun -
lare und führt lediglich denN. hypoglossus (XII ). gen im Bereich der jeweilige n Durchtrit tss tellen der Schäd elba-
• Foramen magnum: Dies ist die größte Öffnung der gesamten sis, z. B. durch Einklemmung, führen zu Ausfallerscheinunge n
Schädelbas is und verbindet den Schädel m it dem Spinal ka - des jeweiligen Nervs. Kommt es beispielsweise zu einer Schä-
naL Durch das Foramen magnum treten neben der Medulla digung im Bereich des Foramen jugulare. so ist mit folgenden
oblongata. den Aa. vertebrales und Aa. spinales auch Fa sern Ausfallersc hei nunge n zu rec hnen:
des ersten Zervikalnervsund Fasern des N. accessorius (XI ) • Lähmung des Gaumensegels und Sensibilitätsstörung des
hindurch . Rachens (Sc hädi gung des N. glosso pharyngeus)
1.1 Schädelknochen 5

Foramen incisivum - - -- - - - - -- - - - -
Foramen pillatinum mJjus - - - - - - - - - - - - - . .
Processus palatinus maxi l la e -----~
vorderer
Os pa latinum - - - - - - -- - Abschnitt
Lamina horizontali s der äußeren
Fissura orbitalis inferior - - - - - -.L/c:. Schädelbas is
Fossa pterygopalatina - - - - - -
Arcus zygomaticus - - - - - ----1-
Choanen ----------f~-,~~~~~~~

Processus
Lamina pteryg~o=id=e=u=s=====t=~::=:::::f~!~ ~~~==~
lateralis
Lam ina medial is 3
Vom er
Fora men ova le (V3)
Fossa mand ibularis
Foramen lacerum
Meatus acusticus
externus
Proc. mastoideus

Foramen jugulare hinterer


(IX, X, XI) Abschn itt
Condyl i occipitales der äußeren
Schädel bas is
Foramen magnum
Can alis condylaris
Protuberantia occip italis externa ----~.._..----~""-=L--

Abb. 1.5 Schädelbasis. An sic ht von unten.

,. Eine Schädigung im Be re ich des Foramen jugulare fü hrt zur


• Stimmbandlähmung (Sc häd ig u ng des N. vagus)
Lähmung des Gaumensegels. zu Sensibilitätsstörungen des
• Ausfall des M. trapezius u nd des M. sternocleidomastoide-
Rachens, Stimmbandlähmung , Ausfall des M. trapezius und
us (Sc hädig u ng des N. accessoriu s).
M. sternocleidomastoideus.

FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X


.. Der Canalis opticus befi ndet sich an der Ala minor des Os 1.1.4 Fossae im Bereich des Schädels
sphenoidale.
.. Durch den Canalis opticus verlä uft die A. ophthalmica. Das Wort Fossa bedeutet Grube. Hier m it si nd d ie Räume im Be-
.. Durch die Fissura orbitalis superior verlaufe n N. oculomo- reich des Schädels ge m e int, durch die ei nige wichtige Str u kt u-
torius (111), N. trochlearis (IV), Äste des N. ophthalmicus (V 1) re n hindurchz ie hen.
un d der N. abducens (V I).
,. Das Foramen rotund um führt in die Fossa pterygopalatina . .. Fossa pterygopalatina. Das Dac h sowie d ie hi ntere Wand der
.. Das Foramen ovale hat Verbindung zur Fossa infrate mpo ralis. Fossa pterygopalatina (Fiügelgaumengrube) werden d urch da s
.. Du rch da s Foramen ovale zieht der N. mandibularis (V 3). Os Sphenoidal e geb ildet. Vorne und me dia l grenze n das Os pa -
,. Durch das Foramen spinosum ve rl aufe n A. und V. meningea lat inu m und das Corpus max ill ae an d ie Fossa pterygo pal atin a.
Sie ist mit der Fossai nfrate mpora li s verbu nde n u nd enthä lt das
media .
.. Durch das Foramen lacerum verla ufen der N. petrosus major parasy m patisc he Ganglion pterygopalatinum .
und der N. pet rosus minor. Die Fossa pterygopalatina hat über zahlreiche Öffnu ngen
.. ln der mittleren Schädelgrube befi nden sich: Foramen rotun- Ve rbi nd ungen zu a lle n ih r benachbar te n Regio nen :
dum , Foramen ovale, Foramen spinosum und Foramen • ü ber das Foramen rotund um zur mittleren Schädelgrube
lacerum. • über das Foramen sphenopalatinum zur Nasenhöhle
,. Durch den Porus acusticus inte rnus ve rlaufen : N. facialis • ü ber d ie Fissura pterygomaxillaris zu r Fossa infratempora-
(V II ), N. ve stibulocochlearis (VIII ), A. und V. labyrinthi. lis
.. Das Foramen jugulare ist bei se itliche r Ansicht der Schädelba- • über den Canalis palatinus major zu r Mundhöhle
sis nicht zu erke nnen. • über die Fissura o rbitalis inferior zur Orbita
,. Durch das Foramen stylomastoideum zieht der N. facialis • über den Canalis pterygoideus zum Foramen lacerum.
(V II).
,. Durch den Canalis condylaris ve rl äuft eine V. emissaria . .. Fossa temporalis. Die Fossa tempora lis befindet sic h im Be -
re ich der Schläfen, latera l der Orbita u nd der mittleren Schä-
de lgr ube. Sie e nthä lt den M. temporalis, die A. und V. tempo-
6 1 Kopf und Hals

ralis superficialis, denN. zygomaticofacialis und denN. auricu- 1.2.1 Schlundbögen


lotemporalis.
Zu jedem Sc hlundbogen gehöre n:
• Fossa infratemporalis. Unterh a lb der Fossa temporalis befin- • cha ra kter ist ische Mu ske ln
det s ich di e Fossa infra tempo ra li s. ln ihr münden das Foramen • ein ei ge ner Sc hlundb oge nne rv
ova le. das Fo ram en spinosum und d ie Fi ss ura orbitalis in fe rior. • eine Knorp elspa nge
Inner ha lb der Fossa infratemporalisbe finde n sich di e M. ptery- • eine Sc hlundboge na rte ri e.
goideus medialis und M. pterygoideus lateralis, di e A. maxil- Di e Kn orpelspangen löse n sic h zum Te il a uf oder sie bild en be -
laris, d ie A. meningea media , der N. mandibularis (mit se inen stimmte Kno rp el und Kno che n.
Äs ten) und da s Ganglion oti cum . Die Mu ske lanlage n der ein zeln en Bögen könne n in be nach-
barte Gebi e te au swa nde rn . Die Herkun ft de r ausgew and erte n
• Fossa retromandibularis. Dorsa l der Fossa infra te mpora li s Mu skeln ist je doch anband ihrer Nerve nversorg ung (Ner v des
liegt di e Fossa ret ro mandibul aris. Sie befindet s ich zwi schen M. Ursprungbogens) e rke nnba r (Abb. 1.6).
sternocleido ma stoid e us. äußerem Gehö rgang und dem Ra mu s
m andibula e. Innerhalb de r Fossa retroma ndibula ris befinden • Erster Schlundbogen (Mandibularbogen). Di e Muskeln des
sich der N. Facialis (VII ), de r N. auriculotemporalis, di e A. maxil- e rsten Sc hlundboge ns sind :
laris und die A. carotis externa. • die Kaumuskeln: M. ma sseter. M. temporalis, M. pte rygoid e-
us medi a li s, M. pte rygo ide u s latera lis
; LERNTIPP ,., .., '· . '·' ~, ', .. ,'/ · ;, . ' ·;·,· ":,'· ~. ! • al s ausgewanderte Muskeln: M. mylohyoid eus und Ve nter
Bisher wurde n neben den Ve rbindungen der Fossa pterygopala- a nterior des M. d igast ricus (s upra hyale Mu skeln des Mu nd-
tina nur di e Stru kt ure n der Fossa infratem porali s erfragt. Sie so ll- boden s), M. te nsor veli palatini (Ga um enmu ske l), M. te n sor
t en sich jedoch auch di e Struktu ren der Fossatempo ralis und der ty mpa ni (Mi tte lohrmu skel).
Fossa retroma ndibul ari s genauer anschaue n, man weiß ja nie ... Der z ugeh öri ge Nerv ist de r
• N. mandibularis des N. tri ge minus .

FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X


• Die Fossa pterygopalatina hat Verbindung über:
Kiemenboge narterie
- das Foramen rotund um zur mittleren Schädelgrube
- das Foramen Sphenopalatinum zur Nasenhöhle ve ntra le Ao rta
- di e Fissura pterygomaxillaris zur Fossa infratemporalis
- den Canalis palatinus major zur Mundhöhle
• in der Fossainfratemporalis befi nd en sich: M. pterygoideus
medialis, M. pterygoideus lateralis, A. maxillaris und A.
meningea media.
dorsale Aorta
dorsale Aorta
Kiemenbogenarterie
1.2 Schlundbögen, Schlundtaschen und
ventra le Ao rta
Schlundfurchen

' LERNTIPP !
Hi er lohnt sich das Lern e n, daher wi rd di ese m Th e ma ein ganzes
Ka pitel gewid met: Das IM PP fragt rege lmäßig. aus we lche m
Schlund boge n oder we lch er Schlundtasche bestimmte Struktu·
re n entstehen. Au ch die Inn ervation kann man so gut able ite n.
1. Schlund- _..:::'--:::---:'),1- Schl undbögen
fu rc h e ~~
.".::::::J-= , Sc hlu ndtasche
in d er la teral e n Wand des Ko pfda r m s (pr imiti ver Pharyn x) ent-
ste hen in de r 4. /5. Woc he du rch Prolife ra ti on m esenchy mal er
Ze lle n, die a us der Ne uralleiste und au s pa raxia le m Mesode rm
e ingewa nde r t sin d, die Schlundbögen (Syno nyme : Branchial-
bögen, Pharyngealbögen, Kiemenbögen). Hierbei han delt es
sich u m 5 sc h räg verlaufe nd e (spa nge nförmi ge) Wül ste, ein 6. - 4
ist nu r rudim entä r a ngeleg t. Si e werde n außen (d. h. ektoder- . v- 5
ma l) durch Schlundfurchen (a uch Kiemenfurchen ) und inn en
.v1 latera l
(d. h . entoder ma l) d urch Schlundtaschen vone ina nde r get ren nt.
-T---11------f- - - Schil ddrüse
Die Sc hlu ndfurchen und Schlundtasche n sind durch ein e Dop-
pe lme mbran (J<i em enm e mbran) aus Obe rfl äche ne ktoder m und
Entoderm vo nei na nd e1· ge trennt. Abb. 1. 6 Kopf-Hals-Region des Embryos in der 5. Entwicklungswo-
che. Entwicklung von Sc hl und bögen, Schl undfurchen und Sc hlund ta -
sc hen
1.2 Schlundbögen, Schlundtaschen und Schlundfurchen 7

Die Kn orpel spange ist der Meckel-Knorpel. Er li egt größtenteil s Der zugehörige Ne rv ist der N. vagus (bzw. sei n Ast. der N. la-
in der Anlage d es Unte rkie fers. Au s zwe i kleinen Anteilen am rynge u s recurrens).
obe re n hin teren Ende des Meckelknorpels entstehe n di e Ge- Aus dem knorpeligen Teil entstehen l<ehlkopfknorpel, näm-
hörk nöche lche n Ma lleus ( Hammer) und lncu s (Amboss). Au s li ch die Cartilago thyroidea (unterer Teil). Ca rt ilago cricoid ea
de r Knorpe lspange leitet sich noch das Lig. sphenomandibula - (R ingknor pel ). Cartilago aryta e noidea (Stell knorpe l).
re (u nd da s Lig. mal Iei a nterius) ab. Der übrige größere Teil des
Meckelknorpels (innerhalb der Un te rkiefe ranlage) bildet sich ~ LERNTIPP !
zurü ck. Zusätz li ch e ntstehen aus dem Mesenc hym de s e rsten Die Derivate der Sc hlundbög en (besonders des 1., des 2. und des
Schlundbogens der Oberkieferwulst und der Unterkieferwulst. 3.) we rd en häufig geprüft. Merken Sie sich. dass de r Proc. styloi-
Das Philtrum der Oberlippe e ntsteh t aus d e m medialen Nasen- deus, das Lig. stylohyo id eu m und das Cornu minus oss is hyoidei
wulst (s. Abb. 1.19 S. 29). aus dem 2. Boge n (Hyoidbogen) hervorgehen. Aus dem 3. Bra n-
chia lbogen geht Pharynxmuskulatur hervor.
,. LERNTIPP !
Beachte: Das Philtrum entsteht nicht aus dem e rsten Sch lund -
bogen . Aus dem Mesenchym des Oberk ieferw ulstes entstehe n
1.2.2 Schlundtaschen
noc h benachbarte Strukturen , wie Os incisivum, Os zygo mati -
cum und Pars sq uamo sa des Sc hläfenbeins. Am primi t iven Pharynx sind in der 4. bis 5. Woche latera l jeweils
5 Aussackungen zwische n den Kiemenbögen. die Sch lundta-
~ zweiter Schlundbogen (Hyoidbogen). Die Muskeln des zw ei- schen, zu finden . Aus ihrer entoder male n Auskleidung entste-
ten Sch lund bogens si nd: hen verschiedene Organe der Kopf-. Ha ls- und oberen Brustre-
• die mimischen Muskeln (Gesichtsmusku latur wie M. bucci- gio n.
nator)
• a ls ausgewanderte Muskeln: M. stylohyoideus und Venter .. Erste Schlundtasche. Aus dem tiefen Teil der ersten Schlund-
posterior des M. digastricus (s uprahyale Mu skeln) u nd der tasche entsteht durch Aussackung die Anlage der Paukenhöhle
M. staped ius (Mitte lohrmu skel ). (Cavitas tympani), aus dem obe rfl ächlic hen die Tuba auditiva
Der zugehör ige Nerv ist der N. Facialis. (Ohrtrompete). Dadurch verbindet also später die Ohrtrompete
Die Knorpel spange ist der Reichert-Knorpel, aus dem der Stapes die Pauken höhle mit dem Nasenrachen raum. Das Entoderm der
(Steigbüge l, 3. Ge hörk nöche lchen), der Proc. sty loideus, das Paukenhöhle bildet zude m die Innenfläche des Trommelfells.
kl e in e Horn (Cornu minus) des Zu ngen beins (Os hyoideum) und
der obe re Teil des Zungenbei nkörpers hervorge hen. Ferner ent- ., zweite Schlundtasche. Ein Tei l des Entoderms der zwe iten
ste ht aus der Spa nge da s Lig. stylohyo id eum (vom Proc. sty loi - Schlund tasche proliferiert und w ird zum Oberfläc he n- und
deus zum Cornu minus oss is hyoi d ei verlaufend). Kryptenepithel der Gaumenmandel (Tonsilla palatina). Der Rest
des Ektoderms bildet die Fossa supratonsillaris (Vertiefun g
.. Dritter Schlundbogen. Die Muskeln des dritten Sch lundbo - über der Gaumenmandel).
gens sind :
• die oberen Muskeln des Pharynx: M. constr ic to r pharyngis ... Dritte Schlundtasche. Diese wie auc h die 4. Schlundtasc he
super ior und M. constrictor pharyngi s mediu s (teilweise, besit zen eine ventra le und eine dorsale Ausstü lpu ng (Knospe).
s.u.). M. sa lpingop haryngeus und M. stylopharyngeus Aus der ve ntralen Knospe der dritten Sc hlund tasche geht die
• ein Teil der Gaumenmuskeln (Muske ln des weic hen Gau- epitheliale Thymusanlage hervor, a us der dorsalen d ie An lage
mens. Velum pa latinum ): M. palatoglos sus und M. palato- der unteren Epithelkörperchen {Giandula parathyroidea infe-
pharyngeus. rior). Beieie Organanlagen wandern abwärts und verlieren ihre
Der zuge hörige Nerv d es dr itten Sch lundbogen s ist der N. glos- Verbindung zur Sch lundtasche.
sopharyngeus.
Die Knorpelspange bildet den un tere n Teil des Körpers und .. Vierte Schlundtasche. Das Epithel der dorsalen Ausstülpung
da s große Horn (Corn u maju s) des Os hyoideum. der vierten Sc hlundta sche bildet die oberen Epithelkörper-
chen . Die ventrale Knospe bl e ibt klein und steuert nu r selten
.. Vierter Schlund bogen . Die Muskeln des vierten Schlundbo- Material zurThym usbil du ng bei.
ge n s sind :
• unte re Mu ske ln des Phary nx: M. constrictor pharyngis me- ... Fünfte Schlundtasche. Aus dieser Tasc he entsteht der Ulti-
diu s. M. co nstri ctor pharyngis inferior mobranchialkörper der Schilddrüse. Dieser ist für die Entste-
• der ä uße re Kehlkopfmuskel: M. c ri cothyroideus hung der C-Zellen der Schilddrüse ve rantwort li ch.
• M. pal atop ha rynge us.
Der zugehörige Nerv ist der N. vagus (bzw. sein Ast. der N. la- i LERNTIPP !
ryngeus superior). Kurz zusammengefasst:
Aus se inem knorpeligen Teil entsteht die obere Hälfte des Die Tuba auditiva geht aus der 1., di e Tonsillarbucht aus der 2.
Sch il dk nor pe ls (Carrilago thyroidea) des Kehlkopfes. Schlundtasche hervor.
Aus der 3. und 4. Schlundtasche entstehen d ie Epithelkörper-
.. Fünfter und sechster Schlundbogen. Die Muskeln dieser Bo - chen .
ge n s ind: 3. Schlundtasche: Gland ula parat hyroidea inferior und
• a ll e inneren l<ehlkopfmu ske ln Thymusepithel.
• M. constrictor p haryngis infe ri or.
8 1 Kopf und Hals

1.2.3 Schlundfurchen 1.3.1 Entwicklung der Kopf-


und Halsmuskulatur
Die Schlundfurchen sind die äußeren ektoderma len Einstül-
pungen zwisc hen den Schlundbögen. ln der 5. Woche sind noch ~ Kopfmuskulatur. Das Ausgangsmaterial der Kopfmu skulatur
4 Schlundfurchen s ichtbar; aber nur die erste bildet eine Or- sind die Kiemenbögen , die okzipita len So miten und da s Mesen -
ga na nlage. Sie wird zum äußeren Gehörgang und ihr Epithel chym der Präc hordalpl atte.
bildet den äußeren Anteil des Trommelfells. Aus den Kiemenbögen entstehen die Kaumuskeln. die
Durch starke Proliferation seines Mesenchyms dehnt sich Mundbodenmu skel n, die mimi sc hen Mu skeln und die Rachen-
der 2 . Schlundbogen weit nach unten aus und überlagert di e muskeln.
2.-4. Furchen, die dadurch ihre Verbindung mit der Oberfläche Aus den okzipitalen Somiten geht die Zu ngenmuskulatur
verli eren (Abb. 1.6). Diese Furchen bilden vorübergehend eine he rvor (Innervation : N. hypogloss us).
klein e (von Ektoderm ausgekleidete) Höhle, den Sinus cervica- Das Mesenchym der Prächordalplatte bildet drei paarige
lis, der während der weiteren Entwicklung verschwindet. mesenchymale Verdichtungen, aus denen in folge nd er Weise
die äußeren Augenmuskeln hervorgehe n:
~ laterale Halszysten und -fisteln. Pe rsistiert der Sinus cervi- • aus der oberen Verdic htun g: Muskeln, die vom N. oc ulomo-
calis, entste ht eine laterale Halszyste. Bleibt auch eine Verbin- toriu s innerviert werden (M. rectus in ferior, medialis, supe -
dung zur äußeren Oberfläche, so entsteht eine Halszyste mit ei- rior; M. obliquus inferior; M. Ievator palpebrae super ior is)
nem Fistelgang (Verbindungsröhre), dessen Öffnung vor dem M. • aus der mittleren Verdichtung: M. obliquus super ior. inner-
sternocleidomas toideu s li egt (meist auf Höhe des Kehlkopfes). viert vom N. trochlearis
Eine la tera le Halszyste kann gelegentli ch auch nach innen • aus der unteren Verdichtung : M. rectu s la teralis, innerviert
über eine kleine Fistel (branchiogene Fistel) mit der Fossa su- vom N. ab du cen s.
pratonsillaris verbunden sein (durch Einrei ßen der Membran
zw ischen 2. Schlu nd tasche und Schlundfurche). So kann eine ~ Halsmuskulatur. Die infrahyalen Muskeln des Halses entspre-
branchiogene Halsfistel nac h in nen im Bereich der Tonsilla pa- chen der vorderen Län gs muskelplatte der Rumpfwand. Der M.
latina münden. sternoc le idomastoideus stammt wi e der M. trapeziu s größten-
tei ls aus dem 6. Kiemenbogen (geme insa me Innervation: N.
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN accessorius).
~ Der erste Schlundbogen bringt die Kaumuskeln und de n
Meckei-Knorpel hervor. 1.3.2 Mimische Muskulatur
~ Aus dem Meckei-Knorpel werden Malleus (Hammer) und
lncus (Amboss). Dazu entstehen aus se in em Mesenchym Die Gesichtsmuskeln befinden sich direkt unter der Haut. Im Ge-
Oberkieferwulst und Unterkieferwulst. ge n satz zu anderen Muskeln setzen sie häufi g ni cht a n Knochen
~ Das Philtrum der Oberlip pe entsteht aus dem media len
an , da sie keine Gelenke bewegen. Nach ihrer Lage kann man
Nasenwul st Mu skeln der Lid spalte, der Nase, des Mu nd es und d es äuße ren
~ Derzweite Schlundbogen bringt die mimischen Muskeln
Ohres unterteilen , zudem be find e n sich mimi sc he Muskeln im
he rvor. Bere ich des Schädelda chs (Mm. epicran ii ). All e mimi schen Mu s-
~ Der N. glossopharyngeus ist der zuge hörig e Nerv des dritten
keln werden vom N. facialis inn erviert. Zu de n mimi schen Mu s-
Schlundbogens. keln gehören folgende (Abb. 1.7):
~ Die erste Schlundtasche bildet die Paukenhöhle (Cavitas
• M. orbicularis oculi: ist ringförmig um das Auge angeordnet.
tympani ) und di e Tuba auditiva (Ohrtrompete). Der M. orbicularis oculi dient dem Lidschluss und wird wie
~ Aus der ventralen Knospe der dritten Schlundtasche geht die
alle mimi sc he n Muskeln vom N. facialis innerv iert.
epithelial e Thymusanlage hervor, aus der dorsalen Knospe die • M. nasalis: l<ann die Nasenlöche r nach dorsal ziehen.
Anlage der unteren Epith elkörperchen (Giandu la parathyroidea • M. Ievator labii superioris alaeque nasi: kann d ie Oberlippe
inferior). und die Na se nflügel nach oben ziehen .
~ Aus der zweiten Schlundfurche wird der Sin us cervicalis.
• M. orbicularis oris: umschließt rin gfö rmig de n Mund und
Bildet sich dieser nich t zurück, entsteht ei ne branchiogene dient dem Schluss der Mundöffnung.
HalsfisteL Diese kann innen im Bereich de r Tonsilla palatina • M. buccinator: befindet sich unte rhalb de s M. ma sseter
münden. (Kaumu skel ) und zieht die Mundw in ke l nach außen. Er w ird
L vom Ductu s parotideus. dem Au sführungsga ng der Gla ndul a
parotidea, durchbohrt.
• M. Ievator anguli oris: bewegt die Mundwinke l nach oben.
1.3 Muskeln und Faszien • M. depressor anguli oris: bewegt die Mundwinke l nach
unten .
Die Kopfmuske ln werden in mimi sche Muskulatur. Zungen- • Mm. auriculares: dienen der Bewegun g des Oh res, obwoh l
beinmu skeln und Kaumuskulatur unterteilt. Die Muskeln des n ic ht jeder die se Muskeln s teue rn ka nn .
Halses ha lten und bewegen den Schäde l. Einige der Halsmu s- • M. risorius: wird auc h a ls Lachmu ske l beze ich net. da er die
ke ln unterstützen außerdem den Schluckakt Die Muskelgrup- Mundwink el zur Se ite zieh t. Der M. ri sorius bildet die Naso-
p en im Halsbereich sind tei lwe ise von Fa sz ien umge ben. la bi alfalte .
• M. mentalis: bildet die Ki nn- Lippen- Furche.
• M. epicranius: setzt sich aus d e m M. occ ip itofronta li s und
M. temporopari eta li s zu sammen und befindet sic h auf dem
1.3 Muskeln und Faszien 9

~---- M. orbicularis oculi


_ _ _ _ _ _ _ M. Ievator labi i
superioris ala eque nas i

M. buccinator

M. depressor anguli oris

M. depressor angu li oris


M. depressor labii inferiori s
Platysma ---------~
~------------ M. mentalis

Abb. 1.7 Mimische Muskulatur. Rechte Gesichtshälfte: oberfiäc hl ic he Sc hi cht; linke Ges ichtshälfte: tiefe Schicht.

Schädeldach. Der M. epicra nius ist mi t der Galeaaponeurose leich ten Sch lag mit ei nem Reflexhammer von oben auf den Un-
(Se hn enpl atte) verb unden. terki efer. schließt sich der Mund. Die afferenten Informat ione n
des Masseterreflexes werden über den N. tri geminus zu m Nd.
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X mesencephalicus n. trigemini geleitet.
,.. Der M. orbicularis oculi dient dem Lidschluss und wird vo m
N. facialis inn erviert. "' M. pterygoideus lateralis. Ursprung:
• Caput superiu s: Crista infra temporali s der Ala major (Os
sphenoidale)
1.3.3 Kaumuskulatur • Caput inferi us: Lamina laterali s des Processus pte rygoideus
(Os sphenoid a le).
Es ex istie ren vier Kaumu skeln, die für die Bewegung de s Kie- Ansatz:
fergelenks zuständig sind. Sie alle werden vom N. trigeminus • Caput superiu s: Di sc us articularis und Fovea pterygo idea
innerv iert. • Caput inferiu s: Fovea pterygo idea der Mandibula (medial an
Mandibula).
' LERNTIPP ! Die Hauptfu nktion des M. pterygoideus lateralis ist die Prot-
Das IM PP hat bei allen Muskeln von Kopf und Hals noc h nie nach rusion (Vorschubbewegung), die eine wichtige Rolle zum Ze r-
Ansatz oder Ursprung gefragt. Wi chtig er ist daher jeweils der mahlen der Na hrung spiel t (Abb. 1.8). Darüber hinaus dient er
Fokus auf die Innervation und di e Funktion des jeweiligen Mus- auch als Kieferöffner.
kels.
,.. M. pterygoideus medialis. Ursprung: Lamina medialis der
Fossa pterygoidea (Os sphenoidale).
,.. M. masseter. Ursprung: Arcu s zygo maticu s. An satz: Tuberosiras pterygo idea der Mandibula (medi al an
Ansatz: Tuberosita s massete rica der Mandibula (Außensei- Mandibula).
te). Der M. pterygoideus media lis dient vor allem dem Schluss
Funktionell dien t der M. massete rd em Schli eßen des Mun - der Kiefergelenks (Adduktion ). Zusamme n mit dem M. masseter
des (Adduk tion) und da rüb er hin aus der Ausführun g von Mahl- bildet er eine Muskelsc hlinge um den An gulus mandibulae.
bewegunge n. Wie alle a nderen I<aumuskeln w ird der M. masse-
ter vom N. trigeminus innerviert. Der M. masse terist Teil des ,.. M. temporalis. Urspru ng: Os temporale, Fascia temporalis, Os
Masseterreflexes: Er ist hi et·be i Urspru ng und Endpunkt di eses parie tale.
Renexes. wa s diesen zu einem Eige nrenex macht. Bei einem Ansatz: Process us coronoideu s mandibulae.
10 1 Kopf und Hals

M. pterygoideus latera li s M. masseter

M. mylohyoideus

Raphe mylohyoidea --""'~

M. pterygoideus
medialis

Abb. 1.8 Mm. pterygoidei. Darstellung von dorsal. Abb. 1.9 Zungenbeinmuskulatur von ventral.

Der M. temporalis ist der stärkste Kieferschließe r (Addukti- - Funktion : Der M. geniohyoideus zieht da s Os hyoideum
on) und kann außerdem den Ki efer nach dorsal schieben (Ret- nach vorne.
rusion). • M. mylohyoideus:
- Innervation : Ast des N. mandibularis (V 3)
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN
- Funktion: Spannung des Mundboden s und Anhebung des
"" Der M. masseterwird vom N. trigeminus inn ervie rt. Os hyoid eum .
"" Die afferenten Informatio nen des Masseterreflexes werden • M. stylohyoideus:
über den N. t rigem inu szu m Nd . mesencephalicus n. trige- - Innervation: As t des N. facialis (VII )
mini geleitet. - Funktion: zieht das Os hyoideum beim Schluckakt nach
"" Die Hauptfunktio n des M. pterygoideus lateralis ist die Prot· dorso-kranial.
rusion. Der Begriff Mundbodenmuskulatur umfa ss t diejen igen d er
"" Der M. temporalisdi ent u. a. der Retrusion des Kiefers. oberen Zugenbeinmuskeln, die den Boden des Mund es bede-
cken. Hierzu ge hören der M. digastricus (Venter anterior), der
M. geniohyoideus und der M. mylohyoideus. Auf dem Mund-
1.3.4 Zungenbeinmuskulatur bode n liegt die Zunge.

Das Zungenbein (Os hyoideum) ist ein Knochen , der keinerlei ~>- Untere Zungenbeinmuskeln . Zu den in frahyale n Muske ln
Verbindung zu anderen Kno chen bes itzt. sondern durch seine werden gezä hlt:
Muskeln an sein em Ort ge halten wird . An ihm haben fast alle • M. omohyoideus:
Zungenbeinmuskeln ihren An satz (außer M. sternothyroideu s). - Innervation: Ansa cervicalis des Plex us ce rvica li s (Cl und
Die Zungenbeinmuskeln (Abb. 1.9) können je nachde m, ob C2)
sie vom Os hyoideum nach kranial oder nach kaudal ziehen, in - Funktion: senkt da s Os hyoideum und spa nnt die Ha lsfas-
obere (suprahyale) und untere (infrahyale) Muskeln unterteilt zie (Lamina pre trac he ali s).
werden.
APROPOS
Durch die Spannung der Halsfa szie entsteht ein Zug auf die Wand der V.
·-~ERNTIPP ! jugularis interna . Dadurch so ll d ie Vene offengehalten werden. was all er·
Da in der Prüfung vorwiegend Inn ervation und Funktion dieser dingsumstritten ist.
Muskeln abgefragt we rd e n, verfolgen Sie den Verlauf der Mu s-
kel n einfach anha nd der Abb. 1.9. Zudem ergeben sich Ansatz • M. sternohyoideus:
und Ursprung der Zungenbeinmuskeln meist aus ihre m Namen - Innervation : Ansa cervicalis des Pl ex us cervicali s (C I und
(o der der Name e rgibt sich aus ih re m Verlauf): z. B. M. sty lohyoi- C2 )
deus =zie ht vom Proc. styloideus zum Os hyoideum. - Funktion: senkt das Os hyoideum.
• M. sternothyroideus:
- Inne rvat ion : Ansa cervicalis des Pl exus ce rvica li s (C l und
~>- Obere Zungenbeinmuskeln. Zu de n suprahyalen Mu ske ln C2)
werden gezä hlt: - Funktion : senkt den Schildknorpel
• M. digastricus: • M. thyrohyoideus:
- Inn erva tion : Venter anterior: Ast de s N. mandibularis - Inn e rvatio n: Ansa cervicalis des Plexus ce rvi ca lis (C l und
(V3 ) ; Venter poster ior: Ast des N. facialis (VII ). C2)
Funktion: Während der Venter anterior de r Öffnung des - Funktion: zie ht das Os hyoid e um nach kaudal un d d e n
Kiefers dient, zieh t der Venter posterior das Os hyoid eum Sc h ildknorp el nach kranial.
beim Schlu ckakt nach dorso-kranial.
• M. geniohyoideus:
- Inn ervat ion : Radixsuperior der Ansa cervicalis und N.
hypoglossus (X II ).
1.3 Muskeln und Faszien 11

LERNTIPP ! hindurch. Vor dem M. scalenus anterior verläuft die V. subcla-


Zum Them a Zungenbe inmuskeln so llten Sie sich vor allem die via, die so m it von der A. subclavia getrennt wird .
jeweilige Inn ervation und die Zuo rdn ung ein es jede n Muskels zur • M. rectus capitis anterior und Jateralis:
suprahyalen bzw. infrahyalen Grupp e m erke n. - Innervation: Rr. ventra le s von Cl.
- Ursprung: Atla s.
- An satz: Os occipitale.
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X - Funktion: Inklination (= Vorneigen des Kopfes) und Seit-
.. Der M. mylohyoideus wird von e in e m Ast des N. mandibula- nei gen de s Kopfes .
ris (V 3) inne rviert. • M. longus capitis:
.. Zur unteren Zungenbeinmuskulatur zä hl en: M. omohy- - Innervatio n : Rr. ve ntra les von C1-C4 .
oideus. M. sternohyoideus , M. sternothyroideus und M. - Ursprung: Processi transversi C3-C6.
thyrohyoideus. - An sa tz: Os occpitale.
- Funktion : Inklination und Seitneigung des Kopfes
• M. Jongus colli:
1.3.5 Weitere Halsmuskeln - Innervation: Rr. ventrales von C2-C6.
- Ursprung : unterer Hals und oberen Brustwirbelkörper.
.. Oberflächliche Halsmuskeln. - Ansatz: Atlas und obere Halsw irbell<örper.
• Platysma: - Funktion: Inklination und Seitn eig ung des Kopfes.
- Innervation: N. facialis.
- Lol<a li sation : ist fe st m it der Haut des Ha lses verbunden FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
und zieht von der Mand ibu la zur Haut im Be re ich der 2. .. Der M. sternodeidomastoideus dreht bei einseitige r Kontrak-
Rippe. tion den Kopf zur Gege nse ite und neigt dabei den Kopf zur
- Funktion: span nt die Haut des Halses, zieht die Mundwin - gleichen Seite.
kel und die Mandibul a he rab. .. Der N. dorsalis scapulae durchbohrt den M. scalenus
• M. sternodeidomastoideus: medius.
- Innervation: N. accessorius (XI). .. Die A. subclavia zieht durch die Scalenuslücke.
- Urs prung: Clavicula und Manubrium sterni.
- An satz: Processus mastoideus des Os temporale.
- Funktion: dreht bei einseitiger Kontraktion d en Kopfzur 1.3.6 Halsfaszien
Gegenseite und neigt den Kopf zur gleichen Seite; bei
beidseit iger Kontraktion zieht er den Kopf etwas nach Anhand des Namens der m eisten Faszien lässt sich bereits der
vorne. vo n ihn en um sc hlossene Muskel ableiten:
• M. trapezius:
- Innervation: N. accessorius (XI). .. Fascia buccopharyngea. Die Fascia bucc op haryngea um-
- Urspr un g: Protuberantia occ ipitalis externa, Processi schlie ßt den M. buccinator und den M. constrictor pharyngis
spi nosi. superior.
- Ansatz: Clav icula. Acromion, Spina scapulae.
- Funktion : hebt, se nl<t und zieht di e Scapula nach dorsal ; .. Fascia masseterica. Die Fascia masseterica um sch li eßt den M.
kann de n Kopfzur Gegenseite drehen. die Clavicula nach masseterund e in e n Teil des M. pterygoideus medialis.
dorsa l zie hen und den Arm etwas übe r die Horizontale
hebe n. .. Fascia parotidea. Die Fascia parotid ea umhüllt die Glandula
parotidea und ist im medial en Bereich zum Spatium Jaterop ha-
.. Tiefe Halsmuskeln. Alle drei Muskeln heben die obere Tho- ry nge um re lati v dünn. Dadurch handelt es sic h hi erbe i um eine
raxapertur an und dienen so al s Atemhilfsmuskeln. prädi sponi erte Stelle für mögliche Infektion en.
• M. scalenus anterior:
- Inne rvat io n: Rr. ventrales des Pl ex us cerv ica li s. .. Fascia temporalis. Die Fascia temporalisbedeckt die Außen-
- Ur sprun g: Processi tran sve rsi C3-C6. fläche d es M. temporalis und besteht aus ei ner Lamina super-
- An sa tz: I. Rippe. ficialis und einer Lamina profunda. Seide schließen zusa mmen
• M. scalenus medius: die A. und die V. temporalis media zw isc he n sich ein.
- Inn ervat ion: Rr. ventrales de s Pl ex us ce rvi ca li s und Plexus
bra chial is (vom N. dorsali s scapulae). Der N. dorsalis sca- .. Fascia cervicalis. Die Fascia cervicalis besteht a us drei Binde-
pulae dureilboh rt den M. scalenus medius und innerviert gewebsblättern (Abb. 1.10):
ihn . • Lamina superficialis: Die Lamina superfi cialis der Fascia
- Ursprun g: Cl und Process i tra nsversi C2- C7. cervicalis bildet eine Faszienscheide um den M. sternoclei-
- An sa tz: I. Rippe. domastoideus. Diese Lamina befindet sic h hinter dem Pla-
• M. scalenus posterior: tysma und vor de r Glandula submandibula ris und umhüllt
- Inn ervation: Rr. ventrales des Plexus brac hiali s. die gesa mte Musk ul at ur de s Ha lses von a ußen.
- U1·spr ung: Process i tran sversi C5- C7. • Lamina pretrachealis: Die Lamina pretrachealis umhüllt die
- Ansa tz: 2. Rippe. gesa m te infrahya le Muskul al ur. zu der die M. sternohyoide-
Der M. scalenus anterior und de r M. scalenus medius bild e n us, M. ste rnot hyroi deu s, M. thyrohyoideus und M. omohyo i-
zusa mme n e in e dre iec kige Lücke, die Sca lenus lü cke. Durch die de us ge hören. Bindegewebig ist diese Lamina mi t de r Vag ina
Scalenuslücke tre ten der Plex us brach ia li s und die A. subdavia
12 1 Kopf und Hals

Lam ina superficialis Lamina pretrachea li s ~ Im Spatium lateropharyngeum befinden sich u. a.: M. stylo-
fasciae cervica lis fasc iae cervica li s
infrahyale hyoideus , A. carotis interna. V. jugularis internaund der N.
Musku latur M. sternocleido- vagus.
mastoideus ~ Das Spatium retropharyngeum verläuft zwischen Schädelba-
V. jugularis
interna Schilddrüse
sis und Mediastinum .
A. carotis Wirbelkörper
communis ~~'1-'11---- Lamina
prevertebra lis
Trachea fasciae
cervica lis 1.4 Gefäße
Querfortsatz
, 70" -- M. trapezi us Die Gefäßversorgung von Kopf und Hals erfolgt aus Ästen der
Medulla
spinalis A. carotis communis und der A. subclavia (Abb. 1.11). Über die
V. subclavia, V. jugularis interna und V. jugulari s externa fließt
Abb. 1.10 Fascia cervicalis. das Blut ab.

carotica verbunden, die die A. carotis communis, die V. jugu-


1.4.1 A. carotis communis
laris interna und den N. vagus (X) umgibt.
• Lamina prevertebralis: Die Lamina prevertebralis umgibt Auf der linken Seite entspringt die A. carotis communis direkt
den M.longus capitis. den M. longus colli und alle Mm. sca- dem Aortenbogen . auf der rechten Seite dem Truncus brachio-
leni. Innerhalb dieser Lamina verläuft neben dem Truncus cephalicus. Umhüllt wird die A. ca rotis com munis von der Vagi-
sympathicus, der A. subclavia und dem N. phrenicus auch na carotica, die die V. jugu lari s internasow ie denN . vag usm it
die gesamte autochthone Nackenmuskulatur. um schl ießt . Die A. carotis communis zieht lateral der Trachea
nach kranial. Dabei kann der A.-carotis-Puls eines Patienten a m
Spatium peripharyngeum besten am Vorderrand des M. sternocleidomastoideus gestas -
Das Spatium peripharyngeum ist ein Bindegewebsraum im Be- tet werden.
reich des Halses. Es wird durch d ie Lamina prevertebralis, die Die A. carotis commun is te ilt sich auf Höhe von C4 in die
Fascia cervicalis und den Pharynx begren zt. Durch ei n sagitta- A. carotis externa und die A. carotis interna auf. Oie Aufzwei-
les Septum wird es in zwei Abschnitte unterteilt, das Spatium gung der A. carotis communis befindet sich im Trigonum ca-
lateropharyngeum und da s Spatium retropharyngeum. roticum. das dorsal vom M. sternocleidomastoideus. kranial
vom Venter posterior des M. digastricus und ventral vom M.
~ Spatium lateropharyngeum. Das Spatium lateropharyngeum omohyoideus (Venter superior) begrenzt wird. Nach dieser
(Spatium paraphary ngeum) wird von der Glandula parotidea , Aufzweigung verläuft die A. carotis interna weiter med ia l als
dem Pharynx und der Lamina prevertebralis begre nzt. Das die A. carotis externa.
Spati um lateropharyngeum stellt di e Gefäßnervenscheide des
Halses dar. In ihr verlaufen demzufolge zahlreiche Hirnnerven ~ A. carotis externa. Von der Karotisgabel auf Höhe von C4
und Gefäße. Zu den im Spatium lateropharyngeum verlaufen zieht die A. carotis externa entlang des Venter posterior m. di-
Strukturen zählen folgende: gastr ici und des M. stylohyoideus zur Fossa retromandibularis.
• M. stylohyoideus
• M. styloglossus
• A. carotis interna
A. carotis
• V. jugularis interna in tern a
• N. glossopharyngeus (IX) A. carotis externa
• N. vagus (X) A. carotis - -----._
communis dextra
• N. accessorius (XI)
A. vertebrali s
• N. hypoglossus (XII).
A. thyroidea ima
(Variation 10%)
~ Spatium retropharyngeum. Das Spatium retropha ryngeum
reicht von der Schädelbasis bis zum Mediastinum hinunter. Es A. subcl avia sini stra
befindet sich zwischen der hinteren Pharynxwand und der La- • - - - - Aortenbogen
(Arcus aortae)
mina prevertebralis. Truncus
costocervicalis
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X A. thorac ica interna
(Truncus thyrocervica lis
~ Di e Lamina superficialis de r Fascia cervicalis umhüllt den M. auf Höhe d. A. thoracica
interna)
sternocleidomastoideus.
~ Die Lamina pretrachealis der Fascia ce rvica li s umhüllt de n M.
sternohyoideus.
~ Die Lamina prevertebralis de r Fascia cerv ical is umhüllt den
M. longus capitis . Aorta thorac ica
". Das Spatium lateropharyngeum bildet die Gefäßnerven-
scheide am Hal s.

Abb. 1.11 Große Arterien von Kopf und Hal s.


1.4 Gefäße 13

re LERNTIPP !
A. temporalis media
Die einzelnen Äste der A. carotis externa sollten Sie benennen
A. zygomaticoorbitalis können. Die Anfangsbuchstaben der Abgänge der A. carotis
externa können Sie sich dabei mit folgendem Merksatz besser
A. transversa faciei
einprägen: .Theo Ling fabri zie rt phantastische Ochsensuppe
A. temporalis superficialis aus toten Mäusen."

A. maxillaris
.,. A. carotis interna. Die A. carotisinternawird in ihrem Verlauf
in 4 Abschnitte untergliedert: Pars cervicalis, Pars petrosa, Pars
cavernosus und Pars cerebralis. Im Bereich der Pars petrosa
nimmt die A. carotisInternaeinen s-förmigen Verlauf. der auch
A. pharyngea ascendens als Karotissiphon bezeichnet wird. Wichtige Äste der A. carotis
....,.",._,._~'iiii!T----- A. facialis internasind die A. cerebri anterior, die A. cerebri mediaund die
A. ophthalmica. Die beiden erstgenannten Äste werden im ZNS-
- - - - - - A. Iinguaiis
I<apitel genauer besprochen.
~-~!Fll------ Ramus infrahyoideus • A. ophthalmica: Die A. ophthalmica zieht im Bereich der
---'""Y~Idl A. thyroidea superior Ala minor des Os sphenoidale (durch den Canalis opticus) in
~ A. carotis externa die Orbita. Da sie das einzige arterielle Gefäß im Bereich der
Orbita ist, sta mmen alle Gefäße, die das Auge versorgen, von
A. carotis interna ihr:
- A. centralis retinae
- Aa. ciliares
Abb. 1.12 Äste der A. carotis externa. - A. lacrimalis
- Aa. mu sc ulares
Die A. carotis externa durchbohrt die Glandula parotidea und - Aa. palpebrales mediales.
zweigt sich in ihre Äste auf (Abb. 1.12): Anastomose n der beiden Karotisarterien bestehen insbesonde-
• A. thyroidea superior: gibt u. a. die A. laryn gea superior re im Bereich der Men ingen, der Nasenhöhle und im Bereich der
(Versorgung des oberen Teils des Kehlkopfes) und den R. äuße ren Nase. An der Nase wird die Anastomo se durch die A.
infrahyoideus ab. dorsalis nasi (aus der A. carotis interna ) und der A. angularis
• A. Iingualis: versorgt die Zunge mit Blut. (aus der A. carotis externa) gebildet. Die A. angularis kann im
• A. facialis: verläuft dicht entlang der Glandula submandibu - Rahmen dieser Anastomose ebenfalls einen Teil der Blutversor-
laris. Folgende Äste gibt die A. Facialis ab: A. palatina ascen- g ung des Auges übernehmen.
dens, A. submentalis, A. labialis superior, A. labialis inferior
und die A. angularis. Die A. Facialis dient der Blutversorgung FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
der Nase , des Mundes und anderer Gesichtsbereiche. Darü- .,. Der A.-carotis-Puls e ines Patienten kann am besten am
ber hinaus versorgt sie auch den weichen Gaumen sowie die Vorderrand des M. sternocleidomastoideus ertastet
Tonsillen. werden.
• A. pharyngea ascendens: gibt als Äste die A. meningea .. Das Trigon um caroticum, in dem sic h die A. carotis commu-
posteriorund die A. tympani ca inferior ( Blutversorgung der nis aufzweigt, wird vom M. sternocleidomastoideus, vom
Paukenhöhle) ab. Venter posterior des M. digastricus und vom M. omohyoi-
• A. occipitalis: Die A. occipitalis durchbohrt den M. trapezi- deus (Venter superior) begrenzt.
us und versorg t die Hinterhauptsregion und einen Teil der .. Äste der A. carotis externa sind u. a.: A. thyroidea superior.
Hirnhäute mit Blut. A. Iingualis, A. facialis und A. pharyngea ascendens.
• A. auricularis posterior: Die A. auricularis poster ior versorgt .. Di e A. facialisb es itzt folgende Äste: A. palatina ascendens.
die Ohrspeicheldrüse sowie die Paukenhöhle und die Ohr- A. submentalis, A. labialis superiorund A. labialis inferior.
muschel mit Blut. .. Äste der A. maxillaris sind u. a.: A. meningea media, A. alve-
• A. temporalis superficialis: gibt u.a. die A. temporalis media olaris inferior, A. buccalis und A. palatina descendens.
ab und versorgt einige Gesichtsmukeln und den Bereich der .. Starke Blutungen der mittleren Nasenmuschel können durch
Ohrmuschel mit Blut. den Verschluss der A. sphenopalatina unterbunden we rden .
• A. maxillaris: Die A. maxillari s beste ht aus drei Abschnitten , .. Die A. carotis interna nimmt in der Pars petrosa einen
di e jeweil s einige Äste abgeben: s-förmigen Verlauf (Karotissiphon).
- Pars mandibularis: A. meningea media, A. alveolaris infe- .. Die A. ophthalmica tritt im Bereich der Ala minor des Os
rior. A. Juricu lari s profund a. A. tympanica anterior. sphe noidal e in die Orbita ei n.
- Pars pterygoidea: A. buccalis, A. ma sseterica , Aa. tempo- .. Die A. angularis kan n im Rahmen e in er Anastomose eine n Teil
rJi es profundae. der Blutversorgung des Auges übernehmen.
Pars pterygopalatina: A. palatina d escendens, A. a lveola -
ri s s uperio r posterior, A. infraorbitalis, A. ca na li s pterygo-
idei und A. sp henopa latina. Die A. sphenopalatina versorgt
de n hinteren Bereich der Nase mit Blut. Sta rke Blutungen
der mittleren Nasenmuschel können daher durch Ver-
schluss der A. sphenopalatina unterbund en werden.
14 1 Kopf und Hals

1.4.2 A. subclavia ... vv. ophthalmicae. Das Blut aus dem Bereich der Augenhöhle
und des vorderen Bereichs des Schädelinneren wird über die V.
Während die linke A. subclavia direkt dem Aortenbogen ent- ophthalmica superiorsowie über die V. ophthalmica inferior in
springt, geht die rechte A. subclavia aus dem Truncus brachio- die venösen Sinus innerhalb der Schädelbasis geleitet.
cephalicus hervor (etwa aufHöhe des Sternoclaviculargelenks).
Sie zieht bogenförmig über den höchsten Punkt der Pleu rakup-
1.4.4 lymphabfluss
pel hinweg. Die A. subclavia zieht dann durch die Scalenuslücke
(zwischen M. scalenus anterior und M. scalenus medius). Die Lymphe des Kopf-Hals-Bereichs fließt rechts über den Duc-
Die A. subclavia hat folgende Äste (s. Abb. 1.11): tus lymphaticus dexter, links über den Ductus thoracicus in
• A. vertebralis: Die Vertebralisarterien beider Seiten ziehen den jeweiligen Venenwinket Der Ductus lymphaticus dexter
ventral der Spinalganglien und liegen den Unci corporum entsteht durch Vereinigung des Truncus subclavius dexter und
(Processus uncinatus) der 3.- 7. Halswirbel an. Im Bereich des Truncus jugularis dexter. Der Ductus thoracicus entsteht
des Halses verläuft die A. vertebralis in den Foramina trans- durch Zusammenfluss der Lymphe aus dem Truncus subclavius
versaria nach kranial. An der Hirnbasis vereinigen sicl1 dann sinister und dem Truncus jugularis sinister. Auf dem Weg zu
beide Arterien von rechter und linker Seite zur A. basilaris den Lymphstämmen durchfließt die Lymphe wenigstens einen,
und geben zuvor noch die A. inferior posterior cerebelli für oft mehrere regionäre Lymphknoten (Filterstat ion e n). Die Lym-
die Versorgung des Kleinhirn s ab. Die A. vertebralis ist eben- phe fließt dabei in Richtung VenenwinkeL
falls an der Blutversorgung der Meningen beteiligt.
• A. thoracica interna: gibt die A. musculophrenica und die A. GESCHAFFT
pericardiacophrenica ab. Das erste Lernpaket des 3. Anatomie-Skripts haben Sie erfo lgreic h gemeis-
• Truncus thyreocervicalis: entspringt medial des M. scalenus tert. Im nächsten Lernpaket geht es mit der nervalen Versorgung von Kopf
anterior und hat folgende Äste: die A. thyroidea inferior, A. und Hals weiter, ein recht lern intensives Thema , das Sie so rgfältig bearbeiten
suprascapularis. A. scapularis descendens und die A. cervi- sollten . Es fo lgen die anschaulicheren Kapitel Nase, Nasennebenhöhlen,
Mundhöhle, Speicheldrü se. Zunge, Zä hne, Ga um en , Pharynx, Larynx, Sc hild-
calis ascendens.
drüse und Epithelkörperchen.
• Truncus costocervicalis; entspringt dorsal des M. scalenus
anterior und zweigt sich in die A. cervicalis profunda und
die A. intercostalis suprema auf.

FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X LERNPAKET 10


.. Die A. vertebralis ist e in Ast der A. subclavia .
.. Die A. vertebralis verläuft ventral der Spinalganglien und
liegt den Unci corporum der 3.-7. Halswirbel an . 1.5 Hirnnerven
.. Die A. vertebralis zieht durch die Foramina transversaria.
.. Die A. thyroidea inferior ist ein Ast des Truncus thyreocer· Die Hirnnerven sind die Nerven der Kopf- und Hal sregion, die
vicalis. essenzielle Funktionen ausführen. Ursprun g bzw. Endpunkt
sind bei den meisten Hirnnerven die Hirnnervenkerne. Diese
Hirnnervenkerne haben je nach Funktion eine bestimmte An-
1.4.3 Venöser Blutabfluss ordnung im Hirnstamm. die sich aus der Län gszoneng liede-
rung des Neuralrohres erklärt. Die somatornotorische Region
.. V. jugularis interna. Das gesamte venöse Blut aus dem Schäde- lieg t hier medial. z. B. der Ncl.n. hypoglos si (XII). Lateral dieser
linneren fließt über die V. jugularis interna ab. Diese erhält ihr Region liegen die viszeramotorische Region. zu der z. B. der
Blut aus dem Sinus petrosus superior, dem Sinus petrosus infe- Ne!. dorsalis n. vagi ge hört, sowie di e viszerasensible Region,
rior und dem Sinus sigmoideus. An diesem Punkt, an dem sich zu der z. B. der Ncl. tractus solitarii gehört. Die somatasensible
die Sinus zur V. jugularis vereinigen, befindet sich der Bulbus Region befindet sic h ganz lateral, z. B. der Ne!. spinalis n. trige-
superior v. jugularis. eine Ausweitung des Lumens. in ihrem mini. Nach diesem Schema sind die Hirnnervenkerne im Hirn-
Verlauf münden weitere Kopfvenen in die V. jugularis interna: stamm angeordnet. Diese Unterteilung kann das Lernen der
• V. Facialis Hirnnervenkerne sehr erleichtern, da man von ihrer Lage auf
• V. retromandibularis die Funktion schließen kann_ Austrittsstellen der Hirnnerven s.
• V. Iinguaiis Abb. 1.13.
• V. thyroidea superiorund media.
Die V. jugularistritt in ihrem Verlauf durch das Spatium para- •l LERNTIPP !
pharyngeum und das Trigonum caroticum, um dann zusam- Um sich di e Hirnn erven in ihrer Reihenfolge besser ei npräg e n zu
men mit de r V. subclavia in die V. brachiocephalica zu münd en. könne n, kann folgender Merk satz Abhilfe schaffen_ Sein e Worte
Diese Venenga belung nennt man auch Venenwinkel (Angulus haben die gleichen Anfangsbuchstaben wie die 12 Hirnn erve n, in
veno sus). Aus der V. brachiocephalica mündet das Blut schließ- der entsprechenden Reihenfolge: ,.Orthopäde Ol af Ope ri ert tag·
lich in die V. cava superior. tägli ch , aber Fre itags Ve rb iegt er Gern e vi ele alte Hüftge le nke."

.,. V. jugularis externa. Di e V_ju gulari s externa entsteht aus dem


Zusammenfluss der V. occipitalis und der V. auricularis poste-
rior. Sie verläuft zwischen der Lamina superficiali s der Fascia
cervicalis und dem Platysma und mündet in der Regel in die V.
subclavia, se lten auch in die V. jugularis interna.
1.5 Hirnnerven 15

1.5.1 N. olfactorius (Hirnnerv I) innerv ier t der dritte Hirnn erv das Ggl. ci li a re, den M. cilia ri s (Ak-
kommod ation) und den M. sphi ncter pupillae (Pupillenre nex).
"' Qualität: senso ri sch (E mp fi nde n von Ge rü che n).
~ LERNTIPP !
~~o Verlauf.Der N. olfacto rius beg innt in der Regio olfactoria a uf Ge lege ntlich wird nach veget ative n Ante il en von Hirnne rve n
der obe ren Nasenmu sc hel (1. Ne uron). We iter gela ngen di e In- gefra gt:
fo rmation en üb e r die Fil a olfactoria d u rch di e Lamina cribro- Nebe n dem N. oculomotorius (111) besitzen nur noc h de r N.
sa und von do rt in di e Mit ra izeli e n des Bulbu s olfac torius (2. facialis (N. intermed iofacialis) (VII). der N. glossopharyngeus
Ne uro n). Er geht in de n unmitte lba r unter dem Fron ta llapp en (I X) und de r N. vagus (X ) parasympathische Fasern.
li egend en Tractus o lfac to rius üb er.

"' Aufgaben. Rie che mp fi ndung. "' Ausfallfolgen .


• Fehlstellung des Augapfels (nach latera l un te n): Diese Stö-
"' Ausfallfolgen. Ve rlu st des Riec hvermöge n s (Ano smi e). rung ist durch den Aus fall des M. rectus superior (z ie ht das
Auge nac h me di al ob en), de n Au sfa ll des M. rectus inferior
(z ie ht da s Auge nac h m edia l unten), den Au sfa ll des M. rectus
1.5.2 N. opticus (Hirnnerv II)
medialis (z ieht das Auge nach medial) u nd den M. obliq uus
.. Qualität. Senso ri sch (Sehe mpfind e n) . in fer ior (z ie ht das Auge nach lat era l oben) bedingt. Das Auge
wird du rch d ie Mu skeln des N. oculom otoriu s al so normaler-
~~o Verlauf. Die ersten 3 Ne urone be find e n sich in de r Ret in a. Die- we ise in a ll e Richtunge n gezoge n, au ße r nachl ate ral unten.
se Fase rn d e r Retin a sa mme ln sich a m Disc us nerv i optici u nd • Weitstellung der Pupille (Mydr ias is) durch de n Ausfa ll d es
zie hen a ls N. opt icu s durch di e Orbita bi s zum Ca na li s opt icus . M. sphincte r pup ill ae, de r norm alerwe ise di e Pupill e ve r-
Durch di ese n trete n sie in di e Schäd elbasis e in . Ab de m Chiasma engt.
opticum we rd e n di e Fase rn nicht m ehr a ls N. opt icus , so nd e rn • Akkomodationsstörung und Ptosis (he rabhä ngend es Au-
a ls Tractus opticus beze ichn et, di e zum Corpus geniculatum genlid ): Es wird durch de n Au sfall des M. Ievator palpebrae
laterale (4. Ne u ro n) und von hi e r zu 1· primären Sehrinde (Area ve rursacht. Al s Urs ache für e ine Sc häd ig ung des N. ocul omo-
17) zie he n. torius kommt z.B. ei ne Einklemmung im Tentoriumsschlitz
in frage.
"' Aufgaben. Se hempfi nd ung.

"' Ausfallfolgen. Se hstö run ge n u nd Ges ichtsfeldau sfä ll e.

1.5.3 N. oculomotorius (Hirnnerv 111)


~~o Qualität. Motorisc h un d pa rasym pathis ch (Bew eg ung des Au -
ges und Akkom odat ion der Lin se) .

.. Verlauf. De r N. oculomotorius ve rlä ss t de n Hirn st a mm a n der


Fossa interpeduncularis und zie ht d u rch sie hindu rch. Die Fos-
sa inte rp edun c ul ari s be find et sich zw isch e n d e n Crura ce re br i
d es Mesencephalons au f Hö he des Pa ns. Da de r N. oculomoto -
riu s me dial am Hirn sta mm e nts pri ngt , wird e r de r medialen
Reihe der Hirnn erve n zugeordn e t. Er ge lan gt durch di e Fiss ura
orbita lis su peri or vo n der Schäde lh öhle in die Orbi ta und ga belt
sich hi e r in se in e Äste, di e zu d e n Augenmu ske ln und z um Ggl. fvr.-ri-++Tr!+H-\~-.4;-74-+-- Rad ix
cra nialis
ciliare zie he n. n. accesso ri i
\../J'f!k\tr!~rn-7-::-h'Hfftl'#-r-- Radix spina Iis
n. accessori i
"' Kerngebiete.
• Nd. n. oculomotorii: Der Ncl . n. oc ul omot orii befi nde t sich
im Mesenceph alo n a uf Höhe der Colliculi superiores. Er f Olive Pyramis
e rh ä lt affe re nte Impulse von de n Colliculi superiores, vom N. in termedi us Fossa interpeduncul aris
motor isc hen l<o rtex und von den Nc ll . ves tibul ares. Abb. 1.13 Au strittsstell en der Hirnn erven am Hirn stamm.
N. olfactor is
• Nd. accessorius n. oculomotorii (Ncl. Edi nge r-Westphal): Er
N. opticus
die nt der parasympathische n In nerva tion zwcic r Mu s ke ln N. oc ul omotoriu s
III
d es Bulbu s: des M. sphincter pupillae (P u pill e nvere ng un g) IV N. tro chlea ri s
u nd d es M. ciliaris (Akko modat io n). V N. trigem inus
VI N. abd ucens
~~o Aufgabe n . Der N. oculomotorius dient de r motor ische n Inner- VII N. Facia li s
VIII N. vest ibu locochl earis
vat ion folge nde r Auge nmuske ln: M. rectus infe rior, M. rectus
IX N. g l os sop h ~rynge u s
superior. M. rectus me di alis u nd M. ob li quu s in fer ior. Au ch der X N. vagus
M. Ievator palpebrae, der für das He be n des Augenlides zustä n- XI N. accessorius
d ig ist , w ird vom dr itte n Hirnn e rv innerviert. Pa rasy m pathi sc h XII N. hypog lossus
16 1 Kopf und Hals

FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN 1.5.5 N. trigeminus (Hirnnerv V)


~ Im Hirnsta mm befind et sich die somatornotorische Region
~ Qualität. Motorisc h und se nsibel.
ehe r medial, z. B. der Ncl. n. hypogl ossi (XII).
~ Der N. oculomotorius zieht durch die Fossa interpeduncu-
~Kerngebiete.
laris.
• Der Nd. mesencephalicus n. trigeminii st ein somatasen-
~ Der N. oc ulomoto rius wird se in em Austrittsp un kt nach zur
sibler Kern. Er enthäl t di e Pe ri ka ryen {1. Neuron) für die
medial e n Reihe am Hirnsta m m gezä hlt.
Tiefensensi bili tä t au s den Ka umu skeln (Mu ske lspinde ln).
~ Der N. oc ul omotorius wird im Ggl. ciliare umgeschaltet .
di e proprioze ptive n Affe re nzen (Tiefe n se nsibili tät) von den
~D er N. oc ulo motorius di ent u. a. de r Inn ervation des M. rectus
Zä hn e n. d em Ga um en und de m Ki efergele nk. Beim Au sfa ll
superiorund inferior sowie des M. Ievator palpebrae.
d es Ncl. m esencepha li cus n. tr igemini komm t es dah e r zu
~ Der Nd. n. oculomotorii befin det sich auf Höhe der Colllcu\1
propriozeptiven Ausfällen au f der ipsilateralen Seite. Du rch
superiores.
di ese Schädig ung wä re z. B. auch d ie Fä hi gke it des Spreche ns
~ Parasympathische Fasern enthalten nebe n de m N. oculomo-
u nd Singe ns e ingesc hränkt. da das Ge hirn keine In format io-
torius (111 ) noch fol gend e Hirnn erve n: N. facialis (N. interme-
ne n über d ie Stellung der Muske ln m e hr erha lten wü rd e.
diofacialis) (V II ), N. glossopharyngeus (IX) und N. vagus (X).
• Der Nd. principalis pontis (= Ncl. princi pa li s n. trige mini )
~ Ein e Einklemmung des N. oc ul omotorius im Tentoriums-
ist e in somatasensibler Kern . Er befin det sich inne rh a lb des
schlitz ka nn zu eine r Akkomodationsstörung und ei ne r
Pons , am Bode n der Ra ute ng rub e. Der Ne\. p rincipa \is pontis
Ptosis führe n.
ve rscha ltet di e fe in en Dr uck- und Be rührungs infor ma ti onen
~ Das herabhängende Augenlid (Ptosis) entste ht durch di e
aus d em Ges ichts- und Mundhöhlenbe reich. Er ist so mit e in
feh lend e Inne rvat ion des M. Ievator palpebrae.
Ke rn de r epi kr itisch e n Se n sibil ität.
~Ausfallerscheinungen nach Schädigun g des N. oculomo-
• Der Nd. motorius n. trigemini befind e t sich ebenfa ll s im
torius si nd: Fehlstellung des Augapfels , Weitstellung der
Po ns, am Bode n der Rau tengr ube. Es hand elt sich um einen
Pupille, Akkomodationsstörung und Ptosis.
viszeramotorischen Kern , de r die Ka umu skeln , di e Ga um e n-
mu skeln und den M. te nsor ty mp an i innerv ier t. Affere nte
1.5.4 N. trochlearis (Hirnnerv IV) Impu lse er re iche n di esen Kern über de n Tractu s cort ico nu c-
lea ri s vo m m otori sc he n Korrex (Gyrus praece ntra li s).
~ Qualität . Mo tori sch (Inn e rva tion des M. obliquus sup e ri or). • Der Ncl. spinalis n. trigemini e nt hä lt die Per ikarye n für die
p rothopat hisc he n Empfindunge n (di ffu se Empfindung von
~ Kerngebiet. Der Nd. n. trochlearis ist der som atornotor ische Sc hm erz. Dru ck und Te mp erat u r) des Gesichts. der Zä hn e
Kern des N. trochlea ri s und verso rg t de n M. obliquus superior und der Mundhö hl e. Der Ncl. spi na li s n. t rige m inii st a lso ein
mit motorische n Impulsen. Er befind et sich auf Höhe der Colli- somatasensibler Kern . Er befi nd et sic h in ne rh alb der Medul -
culi inferiores. Afferente Inform at io nen erhält der Ne \. n. troch- la oblonga ta.
learis vom moto ri schen Kor tex über den Tract us corti conuclea-
r is d er Py ram id e nbahn. ~ ve rlauf. Der N. t rige minus entspringt m it sein em di cke n
Sta mm als einziger Nerv dem Pons. Nach se in e m Au strit t a n
~ Verlauf. Der N. trochlea ri s ist de r ein zige Hirnnerv, der dor- de r lateralen Seite des Po n s mi t e iner Ra di x sensoria (Portio
sal aus de m Hirns ta mm austr itt (hin ter der Vie rhüge lplat te). Er major) un d e iner Radi x motoria (Port io m inor) teil t sich de r N.
z ieht u m die Pedunculi cerebr i und d en Sinus cavernosus nach trige minu s im Ggl. trigeminale (= Ganglion Gasse ri ) in sein e
ve ntral. Dort gel angt e r durch di e Fiss u ra orbi ta li s superio r late - d re i Hauptäste au f. Das Gg l. tr ige mi nal e li egt in e in er Durata-
ra l und oberhalb des Anulu s tend ineu s communi s in d ie Orbita . sc he (= Cavi tas t rige min a \i s) latera l des Sinus cave rn os us, in der
Damit zieht er du rch de n nicht anulären Teil de r Fissura orbita- mittleren Sc häde lg rube. in d er Nä he des Foram e n ova le. Da he r
lis superior in d ie Orbita e in. ist da s Ganglion trigeminale für ei ne n in te rventioneile il Ein-
gri ff auch a m e hesten du rc h das Foramen ovale zu e rreic he n
~ Aufgaben . Inn ervati on d es M. obliquus superior (bewegt d as (für z. B. e ine Al ko holinjekt ion zur l<o pfsc hm erzbe kä mpfung).
Auge n ac h late ra l unte n). Der N. rr igem inu s besteht a us drei Hau pt äs ten :
• V1 = N. ophthalmicus (Inn e rva ti on de r Au ge n regio n): Er
~ Ausfallfolgen. Das Auge ze igt na ch ob en med ia l (= Addu kti on te ilt sich noch im Sc häde linnere n in se in e 3 End äste, denN .
nac h obe n). lac rima li s. den N. fro nta \i s und de nN . nasoc il ia ri s auf und
ve rlässt de n Schäde l du rc h die Fissura orbitalis superior.
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN • V2 = N. maxillaris (Inn ervat ion der Oberk ieferreg ion): Er
~ Der Ncl. n. trochlearis ist für die In ne rvat ion des M. obliquus verlässt de n Schäd el durc h das Foramen rotundum u nd te il t
superior ve rantwo rt li ch und befi nd et sich auf Höhe der Colli- sich in de r Fossa pte 1·ygo pa lat ina in de nN . zygo m at ic us, de n
N. in frao rbit a li s, die Rr. J lveolares su pe ri o res poste ri01·es
cu\i inferiores.
~ Der N. trochlearis zieht durch den nicht anulären Teil der und die Rr. ga ngli ona res auf. De r N. infraorbitalis ve rlä uft
Fissura orbitalis superior. weiter im Dach der Kieferhöhle und inn er vie rt d ie Regio
infraorbitalis. Au s den Rr. ga ngl iona resspa ltet sich d er N.
~ Der N. trochlearis innerviert den M. obliquus superior.
nasopalatinus ab, der d ie palatinale Gingiva im Be re ich der
vorde re n Sc hn eid ezä hne inn e rviert.
• V3 = N. mandibularis ( Inn e rvat io n der Un ter kiefer reg ion): Er
ve rlässt den Sc häde l du rc h das Foramen ovale un d te ilt sich
in der Fossai nfratempora lis w eiter in sei ne sens ible n Äs te:
1.5 Hirnnerven 17

N. bucca lis, N. Iin gua li s, N. auriculotemporalis. N. alveolaris • Der N. alveolaris inferior dient der sensibl en Innervation der
inferior und in di e motori sc hen Äste zu den Kaumuskeln Zähne des Unterkiefers.
sowie der N. tensori s tympani zum M. tensor ty mpani . • Eine Lokalanästhetikum für die Unterkieferzähne ka nn am
Der N. Iinguaiis leitet die Sensibilitäten aus der Zungenspit- besten an der Innenseite des Ramus mandibulae einge·
ze. spritzt werden , wo der N. alveolaris inferior eintritt.
Der N. alveolaris inferior dient der sensi blen Innervation der • Eine Lokalanästhesie des N. alveolaris inferior kan n zu Miss-
Zähne des Unterkiefers. Für eine za hn ärztliche Lokalanäs- empfindungen an der Haut der Unterlippe führen.
thesie wird das Lokalanäs thetiku m daher an der Innenseite ~> Die Perikaryen de r Rr. meningei befinden sic h im Ganglion
des Ramus mandibulae eingespritzt, wo der N. alveolaris in- trigeminale.
ferior in den Canali s mandibulae eintritt. Da der N. alveolaris 1> Der Druckpunkt zum Test des N. maxillaris befi nd et sich am
inferior auch die Haut der Unterlippe se n sibel innerviert, Foramen infraorbitale.
kommt es in der Folge der Lokalanästhesie zu physiologi- • Der N. mandibularis innerviert die vorderen ~ der Zunge
sche n Missempfindungen in diesem Bereich. sensibel.
All e d rei Äste d es N. trigeminus bes it ze n kleine Rr. meninge i,
die die Hirnhäute innervieren. Die Perlkaryen dieser Rr. menin-
gei befi nden sich im Ganglion trigeminale.
1.5.6 N. abducens (Hirnnerv VI)
• Aufgaben. Der N. trigeminus ist für die sensible Innervation
der Gesichtsregion (V 1 obe1·es, V2 mittleres. V3 unteres Drit- • Qualität. Moto risch (Innervation des M. rec tu s laterali s bulbi ).
tel des Kopfes) und die motorische Innervation der Kaumus-
keln zuständig. Jeder der Trigeminus-Äste ka nn mithilfe ei nes • Kerngebiet. Der Nd. n. abducentis befindet sic h im Pans, am
Druckpunktes auf eine Störung überprüft werden: Fü hrt der Boden der Rautengrube. Er ist ein somatornotorisc her Kern. der
Finderdruck zu e in em Sc hm erzereigni s. ka n n dies auf ein e di e motorischen Impulse für den M. rectus latera li s ve ra rbeitet.
Sc hädig ung des jewei li gen Nervs hindeuten. Die 3 Hauptäste
innervieren folgende St rukturen: • Verlauf. Der N. abd uce n s hat seinen Ursprung am Unterrand
• N. ophthalmicus: sensible Innervat ion von Regio frontalis. des Pons. oberha lb der Pyramis. Er verläuft lan ge Zeit extradu-
Orbita, Augapfel, Sinus ethmoidales, Nasu s exte rnu s und ral und zieht schließlich in den Sinus cavernosus (latera l der A.
Cavitas na si (ve ntral ), Meningen. Druckpunkt: Foramen carotis inte rna). Der N. abucens verlässt de n Schädel durch die
(Incisu ra) sup raorbiralis. Fissura orbitalis supe ri or.
• N. maxillaris: sensi ble Innervation von Nas us externus
und Cavitas na si (dorsal). To n silla palatina, Palatum, Sinus • Aufgaben. Motorische Inne rvation des M. rect u s latera lis .
ma x ill ar is, Plexus dentali s super ior, Regie zygomatica, Buc-
ca, Labium su pe riu s. Gingiva des Oberkiefers. Meninigen. .. Ausfallfolgen. Die Blickrichtung des Auges we icht na ch me-
Druckpunkt: Foramen infraorbitale. dial ab und kan n ni cht mehr ausreichend nac h la tera l bewegt
• N. mandibularis: sensible Inn ervation von Regio tempora- werden.
li s, äußerem Ohr. Bucca, Zu nge (vordere ~). Plexus dentalis
inferior. Gingiva des Unte rkiefers. Labium inferius, Menin-
1.5.7 N. facialis {Hirnnerv VII)
gen. Motorisch innerviert d e r N. mandibularis: Kaumuskeln,
M. mylohyoideus, M. digastricus (Ve nter anterior). M. ten sor • Qualität. Motorisch, sens ibel, se nsorisc h und parasy mpa-
tympa ni. Druckpunkt: Fo ramen menta le. thisch.

• Ausfallfolgen. Schmerzen. Se nsibilitä tss törunge n, Lähmun - • Kerngebiete. Der Nd. n. Facialis ist ein motorischer Kern (mi-
gen de r Kaumuskulatur, Ausfall des Kornea lreflexes. mische Muskulatur). Er befindet sich im Pans. a m Boden der
Rautengrube.
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X • Der Nd . salivatorius superiorbefi ndet sich in der Medulla
~> Bei der Schädigu ng des Ncl. mesencephalicus n. trigemini ob longata. Er sorgt für die sekretorisc he In nervation (para-
kommt es zu propriozeptiven Ausfällen auf der ipsilateralen sym pathi sc h viszeroefferent) der Gla nd ula lacr imalis. der
Seite . Glandulae palatinae, der Glandulae nasales, der Glandula
• Der Nd. principalis pontis ist ein somatasensibler Kern . submandibularis, der Glandula subling ualis, der Gland u-
~> Der Nd. spinalis n. trigeminiist ebenfa lls ein somatasensib- la e labi a les und der Glandulae linguales (über die Cho rda
ler Kern . tympan i) (d. h. al le großen Drüsen im Kopfbereic h außer
• Das Ganglion trigeminale ist invasiv am e hesten d urch das der Glandula parotidea). Der Ncl. sa livatorius superiorso rgt
Foramen ovale zu erreic hen. also auch für die Nasendrüsensekretion, die bei Schädigung
• Der N. infraorbitalis ve rl äuft im Dach der Kieferhöhle und dieses Nu cleu s ausfallen würde.
inn erviert die Regio infraorbitalis . • Der Nd. tractus solitarii ist ein viszerasensibler Kern . Er
• Der N. nasopalatinus innerviert die palatinale Gingiva im empfängt u.a.lmpulse der Pressorezeptoren im Aortenbo-
Bereich der vorderen Sc hn eidezä hne. gen. Außerdem ist er für die Sensorik des Geschmackssinnes
(vorde r e ~ der Zu nge über die Chorda tympani) zuständig.
• De r N. lingualis, ein Ast des N. mandibula ris, leitet die Sensi-
bilitäten aus der Zungenspitze. Demzufolge kann ein Ausfall des Ncl. tractus so litarii zu
Störungen der Geschmacksempfindung führen.
18 1 Kopf und Hals

N. fa cialis Genicu lum nervi fa cia li s und und verlaufen in der Chorda tympani. Kurz vor dem Durchtritt
Gangl ion geniculi durch das Foramen stylomastoideum zweigt sich auch der N.
0 stapedius (Ast des N. Facialis) ab, der über den M. stapedius für
:;;: N. sta pedius
Rr. temporales die Dämpfung von lauten Geräuschen verantwortlich ist.
~ R. auricularis
:;o posterior Nach dem Austritt durch das Foramen stylomasto ideum
~ R. digastri cus spa ltet s ich der N. auricularis posterior ab. Dieser innerviert
E (a ls Ast des N. Facialis) den M. digastricus (Venter posterior)
~ R. sty lohyoideus ...-
Rr. zygomatici und den M. stylohyoideus. Im weiteren Verlauf des N. Facialis
<
spa ltet sich d er Plexus intraparotideus ab und zie ht zur moto-
rischen Innervation der mimischen Muskulatur zum Gesicht.
Zu diesen so innervierten mimischen Muskeln gehört auch der
M. orbicularis oris (s. S. 8). Der Plexus intraparotideus setzt sic h
zusammen aus den Rr. temporales. Rr. zygomatici, Rr. buccales
Gang lion und R. marginalis mandibulae.
submandibulare
R. marginali s
mandibulari s • Aufgaben. Geschmackswahrne hmung, Scha lldämpfung, In-
nervation der mimi sc hen Muskulatur und parasympathi sche
Abb. 1.14 Schematischer Verlauf des N. facialis.
Innervati on von Speicheldrü sen.

" Verlauf (Abb. 1.14). Nach ihrem Ursprung a n den Fazia lisker- " Ausfallfolgen. Zentrale Fazialisparese: Hierbei !1andelt es sich
nen beschreiben die Fasern de s N. Facia li s noch innerhalb des um eine Schädigung im Bereich des Tractus corticonuclearis
Pons einen Bogen um den Kern des N. abducens (VI ). Dieser (zwischen Hirnrinde und Fazialiskerne n) z. B. bei einem Schlag-
Boge n wird al s inneres Fazialisknie be zeichnet. Der N. Facialis anfall auf einer Seite.
entspring t a n der Medulla oblongata in einem Winkel zwi- Zentrale und periphere Fazialisparese lasse n sic h daran un-
sche n Kleinhirn und Pons. ln di esem Zusam m enhang spricht tersche iden. dass bei der zentralen Fazialisparese die Stirnmus-
man auch vom "Kieinhirnbrückenwinkel". Kommt es im Klein- kulatur weiterhin intakt ist. Ursache ist eine Doppelinnervation
hirnbrückenwinkel zu einer Einklemmung des N. facialis , bei- der be t reffenden Kernbereiche.
spie lsweise durch einen Tumor, so können Lähmungen der mi- Periphere Fazialisparese: Wird der periph e re Nerv gesc hä-
mischen Muskulatur auftreten, z. B. des M. buccinator. digt, so ist die gesamte mimi sch e Mu skul atur d er betroffenen
Die Schädelhöhle verlässt der N. Faciali s durch den Porus Se ite ge lähmt. Schädigunge n im Ve rlauf des N. Facialis umfas-
acusticus internus. In diesem Gang verläuft er in einem spitzen se n abhän g ig von der Höh e der Schädig un g unterschied li che
Winkel, der als äußeres Fazialisknie (= Geni culum) bezeichnet Symptome. Es kommt z u Ausfällen derjeni ge n Äste , die distal
wird. Von hier au s verläuft er unterhalb der Bogengänge und der Schädig ung vom N. Faciali s abzweigen (s. Abb. 1.14):
oberhalb des ovalen Fensters durch die Paukenhöhle (Canalis fa- • Eine Durchtrennung kurz vor dem Erreichen des Foramen
cialis) und lieg t dann in enger topog raphi sche r Beziehung zum stylomastoideum würd e daher bespielsweise zu einem Aus-
Sinu s sigmoideu s. Der N. Facialis verlässt schließlich d en Schä- fall der Gesichtsmuskulatur, der Geschmackswahrnehmung
del durch das Foramen stylomastoideum. auf der vorderen Zu nge und der akustischen Dämpfung
Am äußeren Fa z ialisknie gibt der Nerv den N. petrosus ma- durch den M. stapedius führen.
jor ab , direkt nach dem Ganglion geniculi. Der N. pet rosus ma- • Der Ausfall von Gesichtsmuskeln sowie der Tränensekretion
jor gelangt zum Ganglion pterygopalatinum und innerviert von durch die Glandula lacr im al is (sehr weit proximal) spricht
hi er die Glandula lacrimalis , Glandulae palatinae und Glandu- ebe nfalls für eine Schädigung des N. Facialis, und zwar vor
la e nasales. Außerdem befinden sich im Ganglion genicu li die oder im Bereich des Ganglion geniculi. Eine Durchtrennung
Perikaryen der sensorischen Fasern für den Gaumen (verlaufen des N. Fac ialis im Bereich des Ganglion ge ni culi würde sich
mit dem N. petrosus major) und die vorderen zwei Drittel der darüber hinaus auch durch eine Hyperakusis ä ußern (N.
Zunge. Damit ist das Ganglion ge niculi an der Geschmacks- stapedius liegt di stal des Ganglion).
empfindung beteiligt. Diese Ge schmack sFasern, die als Chorda • Kommt es zu einer Schädigung des N. Faciali s im Bereich des
tympani bezeichnet werden, verla ssen den N. Facialis kurz vor Meatus acusticus internus, so fallen alle Funktione n des N.
dem Durchtritt durch das Foramen stylomastoideum . Auch die Facialis au s, u. a. kann auch das Augenlid nicht mehr richtig
Fasern. die für die Innervation der Glandula submandibu laris geschlossen werden.
und die Glandula Iingualis zuständig sind, zweigen sich hier ab

Tab. 1.2 Funktionsausfälle bei Schädigung des N. facialis (vg l. Abb. 1.14).

Geschmacksempfin·
Schädigungsort Tränensekretion Schalldämpfung Mimische Muskulatur
den

Im Be reich des Ganglion geni culi (bzw. defe kt defekt defekt defekt
direkt nach Mea tu s acu sticus inte rnu s)
Kurz vo r dem Abzweigen des N. stape- intakt defekt defekt defe kt
diu s (zum M. stapediu s)
Im Be reich des Foramen stylomasto i- intakt intakt intakt defek t
de um
1.5 Hirnnerven 19

Um herauszufinden, an welchem Ort die Schädigung aufgetre- 1.5.8 N. vestibulocochlearis (Hirnnerv VIII)
ten ist. können folgende Funktionsprüfungen durchgeführt
werden: ~ Qualität. Sensorisch.
• Funktionsprüfung der Geschmackswahrnehmung (über
Chorda tympani) ~ Kerngebiete. Die Nudei vestibulares bestehen aus vier Ker-
• Funktionsprüfung des M. stapedius (Hyperakusis bei Aus- nen und dienen der Verschal tung von Gleichgewichtsinforma-
fall) tionen. Diese Kerne befinden sich in der Medulla oblongata, am
• Funktionsprüfung des M. orbicularis oculi (Ausfall der ge- Boden der Rautengrube.
samten Gesichtsmuskulatur) • Der Nucleus cochlearis anterior und posterior ist ein senso-
• Funktionsprüfung der Glandula lacrimalis (Tränensekreti- rischer Hirnnervenkern, der sich in der Medulla oblongata
on). amBoden der Rautengrube befindet. Er ist eine Verschal-
tungsstelle der Hörbahn. Efferente Informationen senden
tlERNTIPP ! die Nuclei cochlearesüber den Lemniscus lateralis zum
Schauen Sie sich ganz genau an, welche Funktionen des N. faci- Thalamus.
alisbei einer Schädigung an bestimmten Stellen des Nervs aus-
fallen (Übersi cht in Tab. 1.2). Da zu ist e s sehr hilfreich, we nn Sie ~ Verlauf. Der N. vestibulocochlearis verlässt den Hirnstamm

den zuvor beschriebenen Verlauf und die Funktion des N. facialis gemeinsam mit dem VII. Hirnnerv am Kleinhirnbrückenwin-
verstand en haben . kel und zieht durch den Meatus acusticus internus. Dort teilt
er sich in den N. cochlearis und den N. vestibulari s auf. Beide
besitzen im Innenohr ein Gang lion: der N. vestibularis das Gan-
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X glion vestibulare und der N. cochlearis da s Ganglion cochleare.
~ Ein e Schädigung des Nd. salivatorius superiorwürde zu Das Ganglion cochlearebefindet sich im Modialus der Kochlea.
einem Au sfall de r Nasendrüsensekretion führen.
~ Der Ncl. tractus solitarii ist ein viszerosensibler Kern . ~ Aufgaben. Leitung und Verschaltung von Hörsinn und Gleich-

~ Ein Ausfall des Nd. tractus solitarii kann zur Störungen der gewichtssinn (aufrechte Haltung, Beeinflussung des Mu skelto-
Geschmacksempfindung führen. nus usw.).
~ Der Nd. tractus solitarii e mpfängt u. a. auch Impulse der
Pressorezeptoren im Aortenbogen. ~ Ausfallfolgen. Hypakusis und Schwindel.
~ Eine Einklemmung des N. Facialis im Kleinhirnbrückenwinkel
führt u.a. zur Lähmung des M. buccinator. 1.5.9 N. glossopharyngeus (Hirnnerv IX)
~ Im Ganglion geniculi befinden sich die Perikaryen der senso·
rischen Fas ern des Gaumens und der vorderen zwei Drittel ~ Qualität. Motorisch, sensibel, sensorisch und parasympa-

der Zunge. thisch sekretorisch.


~ Das Ganglion geniculi ist an der Geschmacksempfindung
bete iligt. ~ Kerngebiete. Nd. tractus solitarii (siehe Kerne des N. facialis
~ Die Chorda tympani innerviert die Glandula Iingualis para· -VII).
sympathisch. • Nd. spinalis nervi trigemini (siehe Kerne des N. trigeminus
~ Der N. facialisdi e nt de r Innervation de s M. stapedius. -V).
~ Der N. Facialis innerviert den M. stylohyoideus. • Der Nd. salivatorius inferior ist ein vi szeramotorischer
~ Der N. Facialis innervi e rt den M. orbicularis oris. Kern. der die Glandula parotis parasympathisch versorgt.
~ Der Plexus intraparotideus setzt sich zusamm en aus den Rr. Diese Innervation erfolgt über das Ggl. oticum. Der Ne!. sali-
temporales , Rr. zygomatici, Rr. buccales und R. maginalis vatorius inferior befindet sich in der Medulla oblon gata.
mandibulae. • Der Nd. ambiguus ist nicht nur ein viszeramotorischer Kern
~ Als zentrale Fazialisparese wird eine Schädigung des Tractus des N. glossopharyngeus, sondern auch des N. vagusund
corticonuclearis bezeichnet. des N. accessorius. Für seine Aufgaben besitzt der l<ern spezi-
~ Bei einer zentralen Fazialisparese ist die Stirnmuskulatur ell viszeraefferente Neurone. Funktionell dient der Ne!. am-
weiterhin intakt. biguus über denN . laryngeus superiorauch der motorischen
~ Eine Durchtrennung des N. Facialis kurz vor Erreich en des Innervation des Kehlkopfes und ist so auch am Schluss der
Foramen stylomastoideum würd e u. a. zum Ausfall der Glottis beteiligt. Hierfür besitzt er Motoneurone, die zu den
Gesichtsmuskulatur und de r Geschmackswahrnehmung der verschiedenen Kehlkopfmuskeln ziehen. Kommt es nun zu
vord eren Zung e führe n. einer Schädigung des Ne!. ambiguus, so können daraus eine
~ Der Ausfall von Gesichtsmuskeln sowi e der Tränensekretion Störung der Kehlkopfmuskulatur sowie Schluckstörungen
sprech en für ein e Schädigung des N. facialis. und Lähmung der Stimmbänder resulti eren . Der Ne!. am -
~ Eine Durchtrennung des N. Facialis im Bereich de s Ganglion bi g uu s befindet sich innerhalb der Medulla oblongata und
geniculi würde sich u. a. durch eine Hyperakusis äußern. erhält afferente Impulse vom motorischen Kortex.
~ Bei e in e r Schädigung des N. facialis im Be reich des Meatus
acusticus internus kann u.a. auch das Augenlid nicht mehr
ri chtig geschlosse n we rd e n.
~ Zur Funktionsprüfung des N. facialis können folgende Funk-
tion en unte rsucht we rde n: Geschmackswahrnehmung, M.
stapedius. M. orbicularis oculi. Glandula lacrimalis.
20 1 Kopf und Hals

... Ein Taubheitsgefühl im hinteren Drittel der Zunge deutet


Der Ncl. ambiguus ist ein viszeramotorischer Kern des N. gloss- auf e ine Schädigung des N. glossopharyngeus hin.
opharyngeus, des N. vagusund des N. accessori us. Dass e inem
in einer IM PP-Prüfung ei ne Frage zum Nd. ambiguus üb er den
Weg läuft. ist se hr wahrscheinlich. Damit Sie diese Frage dann 1.5.10 N. vagus (Hirnnerv X)
nicht mit zuckenden Schultern an sich vorbeiwinken müssen,
empfie hlt es sich. di e Informationen zu diesem Hirnnervenkern
... Qualität. Motorisch, sensibel, sensori sch und parasympa-
genau zu lesen.
thisch .

... Verlauf. Der N. glosso pharyngeus tritt dorsal der Olive aus ... Kerngebiete.
dem Hirnstamm aus und zie ht du rch da s Foramen jugulare. • Nd. ambiguus (siehe Kerne des N. glossopharynge us - IX).
Dort liegt sein sen sibles Ganglion superius. etwas weiter kau- • Nd. tractus solitarii (siehe Kerne des N. Facialis- VII ).
dal befi nd et sich das etwas größere ebenfalls sensible Ganglion • Nd. spinalis nervi trigemini (siehe Kerne des N. trigeminus
inferius. Der N. glossopharyngeus verläuft we iter im Spatium -V).
parapharyngeum und erreicht zwischen dem M. stylopharyn- • Der Ncl. dorsalis nervi vagi ist ein parasympathischer Kern,
ge us und dem M. styloglossus die Zungenwurzel. Am Ganglion der für die parasympathische Inne rvation a ller Organe von
inferius zweig t sich der N. tympanicus ab, dem der N. petrosus Kopf, Hals, Brustsitus und im Bauchbereich bis zu r linken
minor entspringt. Der N. petrosus minor enthä lt damit Fasern Kolonflexur (Cannon-Böhm-Punkt) verantwortlich ist. Der
des N. glossopharyngeus. Die Fasern des N. petrosus min or Nucleus befindet sic h in der Medulla oblongata amBoden
werden im Ganglion oticum umgesc haltet, um dann die Glan- der Rautengrube.
dul a parotidea zu innervieren.
~> Verlauf. Der N. vag usverlässt den Schädel durch das Foramen
.,. Aufgaben . Der N. glossopharyngeus dient der sensiblen Ver- jugulare. Er bildet (ebe n so wie der N. g lossop harynge u s) in-
sorgung der Zunge im hintere n Drittel. Weitere Funktionen des nerhalb des Foramen jugulare ein Ganglion superius (sensi bles
Nervs sind die motorisc he Innervation der Pharynxmuskeln. Ganglion) und kurz unterhalb des Fora men ein ebenfa lls sen-
des Geschmackssinns im hinteren Drittel der Zunge, die sensib- sibles Ganglion inferius. Das Ganglio n inferiu s des N. vagus ent-
le Innervation der Paukenhöhle. der Ohrtrompete (Tu ba audi- hält, gena u wie alle sensiblen Ga nglien der Hirnnerven V, VII, XI
tiva), des Pharynx, des Sinus caroticus und des äußeren Ohres und X, pseudounipolare Nervenzellen.
sow ie die sekretorisc he Innervation de r Glandula parotidea . lm Im Halsbereich verläuft der N. vagus in der Karotisfaszie
Pharynx innerviert der N. glossophary ngeus auch die Schleim- zw ischen der A. carotis interna und der V. jugularis interna.
haut der Tonsilla palatina se nsibel. Hier besteht er überwiegend aus viszerasensorischen Fasern.
Im Thoraxbereich geben beide Nn. vag i e inen N. laryngeus
... Ausfallfolgen. Aufgrund seiner se nsiblen Innervation des hin- recurrens ab, der sich links um den Aortenbogen, rechts um
teren Drittels der Zunge deutet ein Taubheitsgefühl in diesem die A. subclavia sch lingt. Der N. laryngeus verläuft dann zur ück
Bereich auf eine Schädigung des N. glossophary ngeus hin. Wei- zur Schildd rüse und in unmittelbarer Nähe der A. thyroidea in-
te re Ausfallerscheinungen sind e in gestörtes Geschmacksemp- ferior.
finden sow ie der Ausfall des Würgeretlexes.
~> Aufgaben. Der N. vagussorgt für die motorische und se nsible
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X Innervation des Kehlkopfes. Für die Kehlkopfinnervation g ibt
... Der Nd. salivatorius inferior innervi ert die Glandula parotis der N. vagus den N. laryngeus superior und inferior ab. Der N.
parasympathisch. laryngeus superior innerviert m otorisch nu r den M. cricothy-
... Der Nd. ambiguus ist u. a. Kern des N. glossopharyngeus roideus und sensibel den Be1·e ich des Kehlkopfes kranial der
und des N. vagus. Stimmbänder. Der N. laryngeus inferior innerviert die rest-
... Der Nd. ambiguus besitzt speziell viszeraefferente lichen Kehlkopfmuskeln motorisch und sensibe l den Bereich
Neurone. kaudal der Stimmbänder.
... Der Nd. ambiguus dient übe r den N. laryngeus superiorder Über den zw ischen Ganglion superius und Ganglion inferius
motorischen Innervation des Kehlkopfes und somit auch abgehenden R. auricularis ist der N. vagu s auch an der sensib-
dem Schluss der Glottis. len Innervation der Ohrmuschel beteiligt. Bei mechanischer
... Der Nd. ambiguus besitzt Motoneurone, die zu den verschie- Reizung (Rein igu ng, Spü lun g) des Gehörgangs kann es daher zu
denen Kehlkopfmuskeln ziehen. Husten und Brechreiz kommen.
... Eine Schädigung des Nd . ambiguus kann eine Störung der Parasympathisch und sensibe l (vi sze roafferent) innerviert
Kehlkopfmuskulatur sowie Schluckstörungen und Lähmung de r N. vagus alle Brust- und die Bauchorgane bis zur linken Ko-
der Stimmbänder hervorrufen . lonflexur (von da an übernehmen Fa se rn au s dem Sakra lmark
.,. Der N. petrosus minor enthält Fasern des N. glossopharyn- die parasympathische Innervation).
geus . Zur Epilepsiebehandlung exi sti e rt e ine Methode der Elekt-
... Der N. glossopharyngeus di ent der sensiblen Inn ervation des rostimulation des N. vagus. Man stimu li ert den linken N. vag us,
hinteren Drittels der Zunge. da eine Stimulation des rechten N. vagus aufg rund der Verbin -
.,. Der N. glossopharnygeus inn ervi ert die Schleimhaut der dung zum Sinusknoten z u Bradykardien fü h ren kann .
Tonsilla palatina sensibel.
~> Ausfallfolgen. Folgend e Sympto me kö nne n be i einer Sc hädi -
g un g des N. va g us a uftreten: Abwe iche n de r Uvul a zur gesun -
1.6 Halsnerven 21

den Seite, Heiserkei t durch Stimmbandlähmung, Dysphagie FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
und der Au sfa ll des Würgereflexe s.
.,.. Eine Operation im Bereich des Trigonum colli laterale kann zu
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN Ausfällen des N. accessorius führen .
.,.. Das Ganglion inferius des N. vagus enthält pseudounipolare .,.. Eine herabhängende Schulter und eine erschwerte Eleva-
Nervenzellen . tion des Armes über 90' deuten auf eine Schädigung des N.
.,.. Der N. vagusverläuft im Halsbe reich zw isc hen der A. carotis accessorius hin .
interna und der V. jugularis interna .
.,.. Der N. vagusbesteht im Halsbere ich überwi ege nd aus visze-
rasensorischen Fasern . 1.5.12 N. hypoglossus (Hirnnerv XII)
.,.. Der N. laryngeus recurrens zieht rechts um die A. subclavia .
.,.. Im Halsbe re ich verläuft der N. laryngeus recurrens in unmi t- .,.. Qualität. Motori sc h (Innervation der Zunge nmu skeln).
telbarer Nähe der A. thyroidea inferior.
.,.. Der N. laryngeus superiorinnervie rt motori sc h nur den M. .,.. Kerngebiet. Der Ncl.n. hypoglossi ist ein somatamotorischer
cricothyroideus. Kern. der für die Innervation der Zungenmuskulatur zustän-
.,.. Der N. laryngeus inferior innervie rt die restlichen Kehlkopf- dig ist. Er befindet sich in der Medulla oblongata a mBoden der
muskeln motorisch. Rautengrube. Seine Afferen zen erhält der Ncl. n. hypoglossi vom
.,.. Bei mechanischer Reizung des Gehörgangs kann es über den motorischen Kortex.
R. auricularis n. vagi zu Husten und Brechreiz kommen .
.,.. Bei der Elektrostimulation wird der linke N. vagus stimuliert, .,.. Verlauf. Der N. hypoglossus entspringt auf Höhe von Hirnnerv
denn ei ne Stimulation des rechten N. vagus ka nn aufgrundder 9 und 10 zwischen Pyramis und Olive der Medulla oblongata. Er
Verbindung w m Sinusknoten zu Bradykardien führen. verlässt den Schädel durch den Canalis hypoglossi. Der N. hypo -
glossus verläuft dann zwi sc hen der V. jugularis interna und der
A. carotis interna nach kaudal , bis er schließlich die A. carotis ex-
1.5.11 N. accessorius (Hirnnerv XI)
terna überkre uzt und auf dem M. hyoglossus in die Zunge zieht.

.,.. Qualität. Motorisch (Innervatio n M. sternocleidoma stoideus .,.. Aufgaben. Innervation de r Zungenmuskeln (M. ge nioglos sus ,
und M. trapezius). M. hyoglossu s, M. chondroglossus, M. styloglossus, Mm. lo ngi-
tudinalis superior/inferior, M. t ransvers us ling uae, M. verticalis
.,.. Kerngebiete. Ncl. ambiguus (sie he Kerne de s N. glossopha- linguae).
ryngeus - IX ).
• Der Ncl. n. accessorii is t ein vis ze ramotori scher Kern. Er .,.. Ausfallfolgen. Bei einer Schädigung des N. hypog lossus weicht
befindet sich im Vorderhorn des Rückenma rks im Bereich die Zunge beim Herauss trecken zur gelähmten Seite ab. Bleibt
Cl-CS. Afferen ze n erhält er vom motorischen Kortex. die Lähmung beste hen, kommt es außerdem zur Atrophie der
betroffene n Zungenhälfte. Bei beidseitige m Ausfall des N. hy-
.,.. Verlauf. Die Radix cranialis des N. accessorius tritt dorsal der poglossus ist di e Zun ge ni cht mehr beweglich.
Olive aus dem Hirnstamm aus. wohingegen die Radix spinalis
erst im Zervikalmark austritt. Beim Durchtritt durch das Fora- FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
men ovale vereinige n sich beid e Wurzeln zum N. accessorius .,.. Der N. hypoglossus ent springt zwischen Pyramis und Olive
und verlasse n den Schädel durch das Foramen jugulare. Unter- aus de r Medulla oblongata . Er verlässt den Sc häde l durch den
halb de s Foramen jugulare teilt sich der N. accessorius dann in Canalis hypoglossi.
einen R. internus, de r sich dem N. vagusfür die Innervation der .,.. Bei einer Schädigung des N. hypoglossus weicht di e Zunge
Kehlkopfmuskulatur anschließt, und in einen R. externus, der beim Herausstrecken zur gelähmten Seite ab.
die Fase rn des Ncl. n. accessorii füh rt und für di e Innerva tion
des M. sternocleidomastoideus und des M. trapezius zuständig
ist.
1.6 Halsnerven
.,.. Aufgaben. Innervation d es M. sternocle idomastoideus und
des M. trapezius . Die Halsnerven treten wie alle Spina lnerve n aus dem Rü cke n-
mark aus . Sie bestehen aus dem Hinterhorn , der d ie sensible
.,.. Ausfallfolgen. Ei ne Operation im Bereich de s Trigonum colli Radix posterior entspringt, und dem Vorderhorn, dem die mo-
laterale (ein von Clavicula, M. sternocleidomastoi deu s und M. torische Radix anterior entspringt. Beide Wurzeln vereinigen
trapezius geb ild eter Raum) kann zu Ausfällen des N. accessori us sic h. um sic h darauf wieder in einen R. anterior (= R. ventralis)
führen. Al s Folge dieser Sc häd ig un g ka nn dann der Kopf nicht und einen R. posterior (= R. dorsalis) au fz uzwe ige n .
gege n Wid e rsta nd zur Seite ge dreh t werden und das Anheben Es ex istieren 8 Zervikalnervenpaare. Der erste Spi naln erv
der Sch ulte rn gegen Widerstand ist ni cht m ehr möglich. Darü- (C l ) tritt bereits zwischen der Schädelbasis und dem ersten
ber hin aus hängt die Schulter auf der bet roffe nen Seite herab Hal sw irbel au s. Es gibt auc h ei nen achte n ze rvik a le n Spinalnerv
und die Elevation de s Arm es üb er 90' ist erschwert. (C8), obwohl es nur sieben Ha lsw irbel g ibt. Der Grund dafür
liegt darin, dass im Hal sbereic h die Spinalnerven kranial des
Wirbelkörpers austreten, im weiteren Verlauf der Wirbel säule
li ege n sie jedoch kaudal des e ntsprec he nd en Wi rbe lkörpers.
22 1 Kopf und Hals

1.6.1 Rr. dorsales 1.7.1 Sympathikus


Aus den Rr. dorsales (= Rr. posteriores) gehen im Bereich der Die Perikaryen der präganglionären Neurone des Sympathikus
Segmente C1-C3 folgende Nerven hervor: befinden sich im Seitenhorn (Columna intermedial des Rü-
• N. suboccipitalis (u.a. motorische Innervation der tiefen ckenm arks. Diese Seiten hörner sind in den thoraka len und den
Nackenmuskulatur) oberen lumbal e n Rückenmarkseg mente n (C8- L2/3 ) zu finden.
• N. occipitalis major (inne rv iert se nsibel die Nacken- und Da sich im zervikal en Rückenmark keine Pe rika rye n sy mpathi-
Hinterkopfhaut, motorisch M. semispin;11is capitis und M. sc her Neurone befinden, ziehen sympathi sc he Fase rn von C8-
longissimus capitis) Th4 im Grenzstrang nach krania l und bi ld e n do rt dre i Gangli e n
• N. occipitalis tertius (sensible Innervation der Nackenhaut). mit pseudounipolaren Nervenzellen . ln diesen erfo lgt dann die
Umschaltung von prä- auf postgang lionäre Fasern.
jedes der hier aufgefü hrten zervikalen sympathischen Ga n-
1.6.2 Rr. ventrales
glien se ndet einen N. cardiacus cervicalis zum Plexus cardiacus
Die Rr. ventrales (= Rr. anteriores) von Cl-C4 bilden den Pie· des Herzens.
xus cervicalis , die Rr. ventrales von CS-Thl bilden den Plexus
brachialis. Die Rr. ventrales des Plexus cervicalis weisen sowohl ~ Ganglion cervicale superius. Es befindet sich auf Höhe C4 un d
motorische als auch sensible Anteile auf: gibt folgend e Äste ab:
• Der Plexus jugularis umgibt die V. jug ulari s interna. Einige
... Sensible Äste des Plexus cervicalis. sympathi sche Fasern ziehen in den Sc hädel zur Epip hyse
• N. auricularis magnus: innerv iert den unteren Teil der Ohr- und innervieren diese vermutlich. (D ie sy mpa t hi sche Inn er-
muschel und den dorsalen Teil der Wange. vat io n der Epiphyse ist noch nicht abschließend geklärt.)
• N. occipitalis minor: innerviert den oberen Teil der Ohrmu- • Der Plexus caroticus internus umgibt die A. carotis interna.
schel und den lateralen Teil des Hinterkopfes. Seine Fase rn ziehen ohne Um schaltung durch da s Ganglion
• Nn. supraclaviculares: innervieren die Haut der oberen ciliare hindurch zum M. dilata tor pupillae und zum M. tar-
Schu lter- und Brustregion. sal is superior. Außerdem ziehen andere Fasern (N. petrosus
• N. transversus colli: innerviert die Haut auf der ve ntralen profundus), ebenfa ll s o hn e Um sc haltung, durch das Gang-
Seite des Halses und bildet hier auch eine Anastomose mit lion pterygopalatinum zu den Glan dulae nasales. Glandula
dem R. colli des N. Facia lis(- An sa cervicalis superficia lis). lacrimalis und Glandul ae pai;Jtin;Je.
Der Erb-Punkt (Punctum nervosum) befindet sich am Hinter- • Der Plexus caroticus externus umg ibt die A. carot is exte rna .
rand des M. sternocleidomastoideus und ist der Punkt, an dem Sein e Fasern ziehen ohne Um sc ha ltung durch das Ganglion
alle sensiblen Äste des Plexus cervicalis gemeinsam austreten. submandibulare und innervieren die Glandu la su bmandibu-
laris, die Glandula subl ingual isund die Glandu lae lin g ual es .
... Motorische Äste des Plexus cervicalis. Weitere Fasern ziehen durch da s Ganglion oticum ohne
• Rr. musculares: innervieren fast alle Muskeln im Halsbe- Umschaltung zur Glandul a parotidea.
reich, darunter auch den M. trapeziu s und den M. sternoclei-
do masto id eus zusammen mit dem N. accessorius. " Ganglion cervicale medium. Es befindet sich auf Höhe C6. Der
• N. phrenicus: Der N. phrenicus stammt aus den Segmenten Haup tteil der Fasern zieht zur Schilddrüse und zu d en Neben-
C3, C4 und CS, wobei der größte Teil aus C4 stammt. Des schilddrüsen und innervieren diese sympat hi sc h.
Weiteren innerviert der N. phrenicus auch die Pleura. das
Perikard und das Peritoneum sensibel. Zu den motorischen ~ Ganglion cervicale inferius. Es befindet sich auf Höhe C7-Thl.
Ante il e n des Plexus cervicalis gehören die Ansa cervicalis, in etwa auf Höhe des ersten Rippenköpfchens. Es ist häufig mit
eine schleife nförmige Verbindung aus Fase rn von Cl und dem 1. Thorakalgangli on des Grenzstrangs verbunden und wird
C2 eine rseits (Radix su per ior) sowie C2 und C3 andererseits dann als Ganglion stellatum beze ichnet. Das Ga ngli o n stellatum
(Radix inferior). Die Ansa cervicalis innerviert die unteren gibt den N. vertebralis ab. der Fase rn zur Lunge führt, sowie die
Zungenbeinmuskeln (M. sternohyoideus, M. ste rnothyroide- Ansa subclavia, d ie zum Arm zieht. Es ist außerdem für die sym-
us. M. omohyoideus. M. thyrohyoideu s), den M. thyrohyoide- pathische Innervation des Auges zuständ ig, so dass eine Schädi-
us und den M. ge ni ohyo id eus. gung im Bereich von Rückenmarksegment CS/Thl zu e in er Stö-
rung der sympatischen Innervation des Auges führen kann .

Folgender Merkspruch kann helfen, die Segmente des N. phre- ... Horner-Syndrom. De r Ausfall des Sympathikus im Halsbe-
nicus nicht zu vergessen: Three. four, fiv e keep the diaph rag ma reich steht un ter dem Begriff Horner-Syndrom. Hierzu kommt
alive (für di e Segmente C3, C4 und CS). es bei einer Schäd ig ung der ze ntral en und periphere n Anre ile
des Sy m path ikus, a lso der Rückenmark seg me nte C8-Th3 oder
Ausfall des Gang li on stellatum bzw. davon abge he nd e r Ner-
ven. Drei Symptome sind charakter isti sc h für den Ausfa ll des
1.7 Vegetative Innervation von Kopf Halssympath ik us im Rahmen d es Horne r-Synd roms (= Horner-
und Hals Trias):
• Miosis: Pupillenverengung durc h Au s fa ll des M. di latator
Während sich die Ganglien des Sympath ikus im Grenzstrang pupi ll ae.
de s Hal ses befinden, liegen die parasym pathi sc hen Neurone im • Ptosis: Lidhebersc hwäch e durc h Au sfall des M. tarsalis su-
Kopfbere ich. perior,
• Enophthalmus: Zu rü cks inke n des Au ges in di e Augenhöh le.
1.8 Nase 23

1.7.2 Parasympathikus FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X


" Das Ganglion stellatum befindet sich in etwa auf Höhe des
Im Bereich des Kopfes befinden sich vier parasympathische
ersten Rippenköpfchens .
Ganglien, in denen die parasympathischen Fasern umgeschal-
" Eine Schädigung der Rückenmarksegmente C8/Th1 kann zu
tet werden. Auch sympat hi sche Fasern z iehen durch diese Gan-
ein er Störung der sympatischen Innervation des Auges
g lien (s. o.) eben so wie se nsible Fasern. Die sympathi sc hen und
führen .
sensiblen Faser n werden hi er jedoch ni cht umgesc haltet.
" Der Ausfall des Halssympathikus kann zu e ine r lidheber-
schwäche (Ptosis) führen .
• Ganglion ciliare. Das Ganglion ciliare befindet sich innerhalb
" Die parasympathischen Fasern gelangen durch den Canalis
der Orbita. Es besteht aus drei Radices:
pterygoideus zum Ganglion pterygopalatinum.
• Radix parasympathica: Innervation des M. sphincter pupil-
" Die Glandula Jacrimalis wird über das Ganglion pterygopala-
lae und de s M. ciliaris.
tinum sek reto risch inn erviert.
• Radix sympathica: Hi er verlaufen sympathische Fase rn d es
"Eine Schädigung des Ramus communicans zwischen N. zygo·
Ganglion cerv icale superius.
maticus und N. Jacrimalis führt zur verringerten autonomen
• Radix sensoria: Hier ver lau fe n se nsible Fasern des N. naso-
Versorgung der Glandula lacrimalis .
cilia ris.
" Das Ganglion submandibulare inn erviert u. a. die Glandula
submandibularis und die Glandula sublingualis.
" Ganglion pterygopalatinum. Das Ganglio n pterygopalatinum
.,. Im Ganglion oticum umgeschaltete Filse rn innerv iere n die
befindet sich in der Fossa pterygopa lat in a. Es beste ht ebenfalls
Glandula parotidea.
aus drei Radi ces:
• Radix parasympathica: Aus dem Ncl. sa li vatorius superior
gelangen parasympathische Fasern durch den Canalis ptery-
1.8 Nase
goideus zum Ganglion .
• Radix sympathica: Der N. pet ros us profundus zieht, ausge- Die Na se dient der Reinigung, dem Anfeuchten und der Erwär-
hend vom Ganglion cervica le super ius. du rc h da s Ga nglio n mung der ei ngeatmeten Luft. Des Weiteren befinden sich in der
pterygo palatinum . Nase auch die Riechzellen für die Geruchswahrnehmung.
• Radix sensoria: Sensible Fasern ziehen als Rr. ga ngli onares
de s N. ma xi ll aris (V2 ) durch da s Gang li on pterygopala tinum
1.8.1 Entwicklung
hindurch. Des Weiteren wird die Glandula lac:rimalis über
das Ganglion pterygopalatinum sekretorisc h innerviert. Sie Die primären Nasenhöhlen entstehen in der 6. Woche. indem
wird üb er denN. zygo maticus und eine Anastomose zu m N. sic h d ie Riechgruben nach h inten erwe itern. Sie si nd durch die
Jacrimalis (V 1) erre icht. Wird diese Anastomose, die auch als Mund - Na se n-Membran (Membrana oronasalis) noch von de r
Ramus communicans beze ic hnet wird, zwischen N. zygo - darunterliegenden Mundanlage getrennt. Durch da s Einreißen
maricus u nd N. lacrimalis gesc hädigt, so wird die autonome die ser Membran entstehen die primären Choanen (primäre in-
Versorgu ng der Gla ndu la lacrimalis verringert. nere Na se nöffnungen ). die die primären Na sen höhl en mit der
Mundhöhl e ve rbinden.
" Ganglion submandibulare. Das Ganglion submandibulare be- Die definitiven Choanen (Verlager un g der primären Choa-
findet sich im Trigon um su bmandibulare. Es beste ht aus folgen - nen nach dorsal) en tstehen durch Bildung des Gaumensegels
den drei Radices: und verbinden die Nasenhöhle mit dem Nasenrachenraum (Na-
• Radix parasympathica: Parasympathi sc he Fasern des Ncl. sopharynx). Gleichzeitig e nt wickelt sich vom Dach der Nasen-
sa livato riu s s upe riorwerden hier umgescha ltet. höh le a usge he nd das m ediane Nasenseptum (Sc he idewand).
• Radix sympathica: Sympathische Fasern aus dem Ganglion
APROPOS
cervica le superius ziehen durch das Ganglion submandibu - Choanalatresie: Hierb ei ha ndelt es sich um ein en kn öchern en oder memb·
Ja re. ranösen Verschlu ss der hinteren Nasenö ftnun g. Bei beidse itigem Verschlu ss
• Radix sensoria: Das Ga ng lion submandibulare innerviert kann ein e leb ensbedrohliche At emn ot des Neu geborenen auftreten.
über die Radix sensoria die vorderen ~ der Zu nge sensibe l
und se nso ri sc h. Darüber hinaus innerviert das Ganglion 1.8.2 Aufbau der Nasenhöhle
submandibulare auch die Glandula submandibularis, die
Glandula sublingualisund die Glandulae linguales. Die Wände der Nasenhöhle werden von folgenden knöchernen
Strukturen geb ild et:
.. Ganglion oticum. Das Gangli on ot icum befindet sich in der • Os ethmoidale
Fossa infrare mpora li s. Seine drei Radices haben fo lgende Funk- • Os maxillare
tion en: • Os Jacr im a le
• Radix parasympathica: Die parasympathi sc hen Fasern des • Os pa latinum .
N. petrosus minor werden im Ganglion oticum umgeschal- Die Nasenhöhl e (Cavitas nasi ) schließt sich an den Nasenvorhof
tet. Diese Fasern dienen der Inne rvation der Glandula paro- (Vestibulum nasi ) an. Die Nase wird durch die Nasensc heide -
tidea . wand (Septum nasi ) in zwei gleich große Hö hlen ge trennt. Das
• Radix sympathica: Sympa thi sc he Fasern aus dem Gang li on Septum nasi setzt sich aus dem Vomer, de r Lamina perpendi-
cerv ica le sup e riu s verlaufen durch da s Gang li on oticum. cularis (Os ethmoida le) und der Cartilago septi nasi (hyaliner
• Radix se nsoria: Sens ibl e Fase rn des N. mandibu lar is (V 3 ) l<norpel ) zusammen (Abb. 1.15).
z iehe n durch das Ganglion hindurch.
24 1 Kopf und Hals

Fossa cran ii Lamina


anterior cribrosa

Crista ga lli

Os ethmoidale, - - - -----.c_- ---,.


Lamina perpendicularis

Cartilago - ---T---
septi nasi

Cartilago
alaris major,
Crus m ed iale Proc. posterior

Crista nasa lis Os palatinum.


Lam ina horizontalis
Canalis incisivus

Maxilla,
Cavum oris Proc. palatinus
Abb. 1.15 Nasenseptum.

Sinus ethmoidalis
Os frontale - - - - - - f f
-'--.,;:--- - - 1 - - Sinus frontalis - - - --++Lf+-
+----rr -......"-+--- - Septu m
interfrontale
- - - !+ -- - Orbita
Os nasale ------,4~'1'
Concha nasa li s:
- Superior ----rr11
- med ius ----/t,r{------:;~::.."__ _:.:
- inferior - ltit--c-----..::
t-=..----+--1- Choanen + Mündung
Tuba auditiva
Nares
Aperturae
piriform is
(knöcherne
du rum
Nasenöffnung)
Meatus na so pharyngeus
• ---- ----- • Verlauf/ Lage der
Sinus maxillaris Meatus nasi sup.fmed.finf.
Abb. 1.16 Lage der Nasenmuscheln und Nasengänge .

... Nasenmuscheln. ln der lateralen Wand der Nase liegen die • Meatus nasi medius (u nterha lb der Concha nasa li s media):
drei Nasenmuscheln (Conchae nasales, Abb. 1.16). Dies sind Mündung der Cellulae et hmoidales anteriores und der Stirn -
von den lateralen Wänden der Nase bogenförmig hereinrage n- und Kieferhöhle.
de. mit Schleimhaut überzogene l<nochenfortsätze : • Meatus nasi inferior (unterhalb der Concha na sa li s inferior):
• Concha nasalis superior (Te il des Os ethmoidale) Mündung des Ductus nasolacrimalis.
• Concha nasalis media (Te il des Os ethmoidale)
• Concha nasalis inferior (eigenstä ndiger Knochen).
1.8.3 Gefäßversorgung und Innervation
... Nasengänge. Die drei Nasen gänge (Abb. 1.16) zweigenaus der Die Nase erhält ihr Blut ventral aus der A. ophthalmica, einem
Nasenhöhle ab und befinden sich unterhalb der jeweiligen Na- Ast der A. Carot is interna, und dorsa l aus der A. maxillaris, ei-
senmu sc hel : nem Ast der A. ca roti s externa.
• Meatus nasi superior (unte rh a lb der Concha nasalis su peri - Der Blutabfluss erfolgt über die V. ophthalmica inferior. die
or): Mündung der Cellulae eth moidales posteriores. V. maxillaris. V. Facialis und den Plex us pterygoideus. Die Venen
bilden im Bereich de s knorpeli ge n Nasenseptums die Plexus ca-
1.11 Speicheldrüsen 25

vernosus concharum. Diese dienen der Anwärmung der Atem- • Sinus frontalis
luft und befinden sich in der Pars respiratoria. • Sinus sphenoidalis
Die Nasenhöhle wird über Äste des N. ophthalmicus (V 1) im • Cellulae ethmoidales.
vorderen Teil und über Äste des N. maxillaris (V 2) im hinteren
Teil sensibel innerviert. Die kleinen innervierenden Äste wer- FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN
den als Rr. nasales bezeichnet. ~D as Vomer ist Teil des Nasenseptums.
Sekretorisch werden die Glandulae nasales über den N. pe- ~D er Sinus maxillaris grenzt an die Wurzel des 1. Molaren .
trosus major (parasympathisch) und den N. petrosus profun- ~ Der Sinus sphenoidalis grenzt mit der lateralen Wand an den
dus (sympathisch) innerviert. Die sensorische Innervation der Sinus cavernosus.
Riechschleimhaut übernehmen die Nn. olfactorii (Hirnnerv 1). ~ Entzündungen der Cellulae ethmoidales führen oft zu
Komplikationen im Bereich der Orbita .
.,.. An die Schädelgruben (vordere und hintere) grenzen folgende
1.9 Nasennebenhöhlen Nasennebenhöhlen: Sinus frontalis , Sinus sphenoidaUs und
Cellulae ethmoidales.
Die Nasennebenhöhlen sind luftgefüllte Hohlräume, die jeweils
von der Nasenhöhle abgehen. Sie vergrößern den Raum um die
Nase und dienen als weiterer Resonanzraum beim Sprechen
und Singen. Es können vier Nasennebenhöhlen unterschieden 1.10 Mundhöhle
werden:
ln der Mundhöhle wird die Nahrung mit den Zähnen zerkaut.
~ Sinus frontalis (Stirnhöhle). Der Sinus frontalis befindet sich von der Zunge verteilt, durch Enzyme aus den Speicheldrüsen
im Os frontale, oberhalb der Orbita. Die beiden Sinus der linken angedaut und schließlich in Richtung des Magens weitertrans-
und rechten Seite sind durch das Septum interfrontale vonei- portiert. Dorsal sch ließt sich an die Mundhöhle der Mesopha-
nander getrennt. Der Sinus frontalis mündet über den Hiatus rynx an.
semilunaris in den Meatus nasi medius.
1.10.1 Aufbau
~ Sinus maxillaris (Kieferhöhle). Der Sinus maxillaris befindet
sich im gesa mten Bereich der Maxilla. Oberhalb des Sinus befin- Die Mundhöhle gliedert sich in den Mundvorhof (Vestibulum
det sic h die Orbita, unterhalb des Sinus liege n die Zahnwurzeln. oris) und die eigentliche Mundhöhle (Cavitas oris propria). Als
Somit grenzt der Sinus maxillaris u. a . auch an die Wurzel des 1. Vestibulum oris wird der Raum zwischen Wange, Lippen und
Molaren. Verbindung hat der Sinus maxillaris über den Hiatus Zähnen bezeichnet. In das Vestibulum oris münden die Glandu-
maxillaris zur Nase nhöhle. Der Sekretabfluss kann hier durch la parotidea (gegenüber des 2. oberen Molaren), die Glandulae
die kraniale Lage des Hiatus maxillaris erschwert sein. buccales und die Glandulae labiales.

~ Sinus sphenoidalis (Keilbeinhöhle). Der Sin us sphenoidalis


1.10.2 Gefäßversorgung
befindet sich im Os sphenoidalehinter der Rückseite der Nasen-
höhle. Der Sinus sphenoidalis grenzt mit der lateralen Wand an Die Wand der Mundhöhle wird von Ästen der A. maxillaris und
den Sulcus caroticus mit der A. carotis interna und dem Sinus der A. Facialis versorgt, die Versorgung der Zunge erfolgt über
cavernosus. Ventral des Sinus befi nd en sich die Cellulae ethmo- die A. Iinguaiis. Die Lippen werden ebenfalls von der A. Facialis
idales und ventro-kranial befinden sic h der Canalis opticus und mit Blut versorgt.
die Orbita. Dorsal des Sinus sphenoidalis schließt sich die Fossa
hypophysialis an, in der sich die Hypophyse befindet und die
1.10.3 Innervation
so ei nen operativen Zuga ng bietet. Die Keilbeinhöhle mündet in
den Meatus nasi superior. Die Wand der Mundhöhle wird sensibel im Bereich der Wangen
und im Bereich des Unterl<iefers von Ästen des N. mandibularis
~ Cellulae ethmoidales (Siebbeinzellen). Die Cellulae ethmoi- (V 3) innerviert, der Oberkiefer von Ästen des N. maxillaris (V 2 )
dales liege n nicht wie die anderen Nasennebenhöhlen als ein und der Gaumen von Ästen des N. glossopharyngeus (IX). Die
g roßer luftgefü llter Raum vor, so nd ern als zah lreic he, unvoll - Oberlippen werden ebenfalls vom N. maxillaris (V 2 ) und die Un-
stä ndi g voneinander getrennte, dünnwandige Höhlen im Os terlippe vom N. mandibularis (V 3 ) innerviert.
et hmoidal e. Die größte Siebbein zell e wird als Bulla ethmoidalis
bezeichnet. Die Siebbeinzellen gre n zen nach kranial an die vor-
dere Schädelgrube, nach kaudal an den Sinus maxillaris, nach 1.11 Speicheldrüsen
dorsal an den Sinus sphenoidalis,nac h latera l an die Orbita und
nach medial an die Nasenhöhle. Sie münden in den Meatus nasi Speicheldrüsen sind exokrine Drüsen. Sie geben ihr Sekret über
superioroder Meatus nasi medius. Entzündungen der Cellulae Ausführungsgänge in die Mundhöhle ab. Pro Tag werden ca.
ethmoidales sind aufgrund der nahen topographischen Lage 0,5-1,51 Speichel produziert, das meiste davon von der Glandu -
und der dünnen Wand dafür prädestiniert, Komplikationen im la parotidea (seröses Sekret) und der Glandula submandibularis
Bereich der Orbita zu verursachen. ( muzinreiches Sekret). Die Funktion der Speicheldrüsen besteht
darin, die Nahrung g leitfähig zu machen (Muzine). die l<ohlen-
~ Topographie in Bezug zu den Schädelgruben. An die Schädel- hydratverdauung zu beginnen (a-Amylase) und aufgenommene
gruben (vordere und hintere) g re n zen fol gende Nasenneben- Bakterien zu bekämpfen (lgA und Lysozym).
höhle n:
26 Kopf und Hals

Die Speicheld rü sen befinden sich an verschi edenen Orten im blingualis. Die Glandul a sublingua li s bes itzt e ine n großen und
Kopf- und Ha lsberei ch. me hre re kleine Ausführungsgä nge. Der g rößte Ausführungs-
gang wird a ls Ductus Sublingua li s major beze ichnet und e ndet
a n der Caruncula sublingualis.
1.11.1 Entwicklung
Die parasympathische Innervation der Glandula subling ua-
Di e Speicheldrüsen entsteh en in der 6. und 7. Woche als solide li s erfolgt genauso wie die der Glandula submandibul ar is übe r
Epithelsprossen der Mundbucht, di e in das angrenzende Mes- da s Ganglion submandibulare (N. Facialis). Ursp rung ist dabei
enchym einwachsen. ebenfalls d e r Ncl. salivatorius superior. Di e sympathische In-
nervation hat ihren Ursprung im Gang lion ce rvicale supe rius.
1.11.2 Glandula parotidea LERNTIPP !
Die Glandula parotidea ist e ine rein seröse Drüse. Sie befindet Vor allem di e parasy mp ath ische Inn erva ti on der drei wichtigsten
sich innerhalb der Paroti sloge, die durch die Fasc ia parotidea Speicheldrü se n sollten Sie beherrschen:
gebildet wird. In der Parotisloge (und du rc h die Glandula pa- ~ Glandula parotidea: ausge he nd vom Ncl. sa livatorius inferior
rotidea) zieht der N. facialis , er bilde t innerhalb der Ohrspei- über den N. glossopharyngeus (I X) zu m Ganglion oticum .
cheldrü se den Plexus intraparotideus und zieht am Ober- und ~ Glandula submandibularis und Glandula sublingualis:
Unterra nd der Drüse z ur mimischen Muskulat ur. Ebenfalls in ausgehe nd vom Ncl. sal ivato rius Superi or üb er denN. Facialis
der Parotisloge verläuft die A. carotis externa, die sic h an der zum Ganglion sub mand ibu lare.
Glandula parotidea in ihre Endäste (A. maxillari s und A. tempo-
ralis superficiali s) aufteilt.
Kranial der Gl andula parotidea befindet sich de r Meatus acu- 1.11.5 Kleinere Speicheldrüsen
sticu s externus, kaudal der M. digastricu s, ve ntra l die Mandi-
bula, ventromedial der M. massete r, dorsa l das Mastoid sow ie Es existieren za hlreiche weitere kleine re Speicheldrüsen, die
der M. sternocleidomastoideus. Ausführungsgang der Glandula seromuköses Sekret absond e rn :
parotidea ist der Ductus parotideus, der s ich aus dem Mund- • Glandula buccales,
höhlenepithel entwickelt. Er zieht zun äch st kaudal des Arcus • Glandula linguales,
zygomaticus über den M. masseter, durchbohrt dann den M. • Glandulae palatinae,
buccinator und mündet schließlich an der Papilla ductus paro- • Glandula labiales.
tidei , die sich im Vestibulum oris in Höhe des 2. oberen Mola-
ren befindet.
Di e parasympathische Innervation der Glandula parotidea
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
erfolgt durch das Ganglion oticum. Diese Fasern sta mmen aus ~ Die A. carotis externa teilt sich an der Glandula parotidea in
dem Ncl. sa livatori u s in ferior des N. glossopharyngeus (IX). ihre Endäste auf_
Die sympathische Innervation erfolgt durch Fasern a us dem ~ Der Ductus parotideus entwicke lt sic h aus de m Mundhöh-
Sympat h iku sge fl ec ht d es Plexus caroticus externus. di e vom lenepitheL
Ganglion cervi cale superiu s stam m en. ~ Der Ductus parotideus ve rl äuft über den M. masseter,
durchbohrt de n M. buccinator und münd et an der Papilla
ductus parotidei, die sich im Vestibulum oris auf Höhe des 2.
1.11.3 Glandula submandibularis oberen Molaren befindet.
Die Glandula submandibulari s ist e ine seromuköse Drüse, di e ~ Die A. facialis zie ht durch die Glandula submandibularis.
sich im Trigon um submandibulare befi ndet. Sie li egt dabei auf ~ Die Innervation der Glandula submandibularis erfolgt aus
dem M. mylohyoideus und zw ischen den beiden Bä uchen des dem Nd. salivatorius superiorüber die Chorda tympani des
M. digastricus. Durch die Glandula su bm a ndibulari s zie ht di e N. facialis.
A. facialis . Ihr Ausführungsgang zieht um den Hinterrand des ~ Die Fasern des N. Facialis, die zum Ganglion submandibulare
M. mylohyoideus na ch kranio-ventral. Nac h ca. 5 cm endet der zieh e n, verlaufen von der Cho rda tympani aus im N. Iingualis.
m edi al der Drüse verlaufende Ductus submandibularis an der ~ Der Ductus submandibularis kann am bes ten an der Carun-
Caruncula sublingualis. Dort, am Ende der Ausführungsgänge, cula sublingualis sond iert werden.
können sie au ch so ndiert werden.
Die Innervation der Glandula submandibulari s erfo lgt aus
dem Nd. salivatorius superior, dessen Fase rn über de n N. fa- 1.12 Zunge
cialis weitergeleitet werden. Diese Fasern zwe ige n sic h vo m N.
Facialis in die Chorda tympani ab und gelangen über d e nN. Iin- Die gro be Unte rte ilun g der Zun ge erfo lg t in Zu nge nspitze (Apex
gualis zum Ganglion submandibulare. Das Ganglion subma ndi- linguae), Zunge nrücken (Dorsum linguae). Zu ngen un te rse ite
bulare versorgt schließ li ch di e Glandula submand ibula ris. (Fades inferior linguae) mit de m Zungenbä nd chen (Frenulum
linguae) und Zun ge ngrund (Radix linguae).
Die Zunge dient der Bearbeitung der Na hrung, dem Spreche n
1.11.4 Glandula sublingualis und der Gesch m acksempfindu ng. Für diese Aufgabe n bes itzt
Die Glandula Sublingua li s ist e ine mukoseröse Drüse, di e sich die Zunge za hlre iche in nere und ä ußere Mu ske ln sow ie Pa pillen
o be rhalb des M. mylohyoideu s in der Reg io sublin g ua li s befin- zur Geschm ac kswa h rne h mun g.
det. Oberhalb der Gland ul a Sublingua li s befinden sich der N.
Ii ng uali s und da s Gangli on s ubmand ibu lare. Die Drü se befind et
sich un te rh alb der Zun ge und bildet dort eine Falte, die Plica su-
1.12 Zunge 27

1.12.1 Entwicklung gewebe innerhalb der Zunge verankert. Die Zunge wird mittig
durch eine Bindegewebsplatte, das Septum linguae, getrennt.
An der Entwicklung der Zunge sind mesenchymale Anteile der Die inneren Zungenmuskeln sind nach ihrem Verlauf innerhalb
ersten vier Branchia lbögen bete iligt: der Zunge benannt:
Die sensible Innervation der Schleimhaut am Zungenkör- • Mm. longitudinales superior et inferior
per erfolgt durch denN. Iin gualis aus dem N. mandibula ris (1. • M. transversus linguae
Kiemenbogennerv). Der Zungengrund wird vom N. glos sopha- • M. verticalis linguae.
ryngeus (3. Kiemenbogennerv) und hinten vom N. laryngeus
superioraus dem N. vagus (4. Kiemenbogennerv) innerviert.
1) 1.12.3 Zungenpapillen
Die Zungenmuskulatur entsteht au s Myoblasten, die aus den
okzipitalen Somiten eingewandert sind. Alle Zungenmuskeln Auf dem Zungenrücken befinden sich vier verschiedene Typen
(Binnenmuskeln und Außenmuskeln) werden entsprechend von Papillen:
ihrer Herkunft (aus okzipitalen Somiten) vom N. hypoglossus • Papillae foliatae: weisen Ebner-Spüldrüsen und zahlreiche
innerviert. Geschmacksrezeptoren auf.
Das Epithel des Zungenkörpers (Corpus linguae) leitet sich • Papillae vallatae: weisen ebenfalls Ebner-Spüldrüsen und
von der Mundbucht ab und ist daher ektodermal. das Epithel zahlreiche Geschmacksrezeptoren auf.
des Zungengrunds (Radix linguae) stammt von unte rhalb der • Papillae fungiformes: besitzen Tast- und Thermorezeptoren.
Bukkopharyngealmembran und ist somit entodermal. Die • Papillae filiformes: besitzen Mechanorezeptoren zum Tasten
Gre nze zwi sch e n beiden ist der Sulcus limitans. der Nahrung.
APROPOS
1.12.2 Zungenmuskulatu r Durch ein e Hypert rophi e der Papill ae fil iformes kommt es zu ein er st arken
Verhornun g des Zungenrückens . Der Zu ngenrüc ken sieht dan n aus, als ob er
Die ges a mte Zungenmuskulatur wird durch den N. hypoglos· von sc hwa rzen Haa ren überzogen wä re. Man spricht in diesem Zusammen·
susmotorisch innerviert. Man unterscheidet die innere Mu sku- hang auc h vo n ein er Schwa r z-Haa r·Zunge. Ei ne funk t ionell e Beeint rächti-
gung entsteht dadurch jedoc h nicht.
latur, die au sschließlich in der Zunge selbst liegt, und die äuße-
re Muskul a tur, die an verschiedenen umgebenden Strukturen
an setzt: 1.12.4 Innervation

~ Äußere Zungenmuskeln (Abb. 1.17). Die Zunge wird sowohl sensibel als auch sensorisch innerviert
• M. genioglossus: (Abb. 1.18), wobei nur die Spitze der Zunge für diese beiden Auf-
- Ursprung: Spina mentalis der Mandibula. gaben von zwei verschiedenen Hirnnerven innerviert wird.
- Ansatz : Aponeurosis linguae.
- Funktion: Bewegung der Zunge nach vorne. ~ Sensible Innervation. Die vorderen :V. der Zunge werden
• M. hypoglossus: durch den N. Iingualis (Ast des N. mandibularis V 3) innerviert.
- Ursprung: Cornu majus und Corpus des Os hyoideum. das hintere Drittel vom N. glossopharyngeus (IX ). Die Innerva-
- Ansatz: Apone urosis ling uae. tion dorsal des Sulcus termin alis erfolgt durch de nN. vagus (X ).
- Funktion : Bewegung der Zunge nach hinten.
• M. styloglossus: ~ Sensorische Innervation (Geschmack). Die vorderen :r3 der
- Ursprung: Processus styloideus. Zunge werden über die Chorda tympani (Ast des N. faciali s) in-
- Ansatz: Apex linguae. nerviert, das hintere Drittel vom N. glossopharyngeus (IX ). Die
- Funktion: Bewegung der Zunge nach kraniodorsal (hin-
ten-oben).
Innervation der Zung e:
~ Innere Zungenmuskeln. Die inneren Zungenmuskeln verlau- sensibel se nsorisc h
fen in allen drei Ebenen des Raumes und sind alle am Binde-

Proces su s
styloideus

n;

'"
~sz M. ge ni ohyo ideus
'i: Mandi bula M . genioglossu s

Abb. 1.17 Äußere Zungenmuskeln . Abb. 1.18 Innervation der Zunge.


28 1 Kopf und Hals

Innervation dorsal des Sulcus terminalis erfo lgt durch den N. (4 x, da sich in Ober- und Unterkiefer jewei ls link s und rechts
vagus (X). die g lei chen Zähne befinden.)
Das bleibende Gebiss besteht au s 32 Zähnen:
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X • 4 x 2 Schneidezähne (De ntes in cisivi)
.. Die gesa mte Zungenmuskulatur wird über den N. hypoglos- • 4 x 1 Eckzahn (Dentes cani ni )
sus inn erviert. • 4 x 2 Backenzähne (De ntes praemolares)
.. Der M. styloglossus bewegt die Zung e nach kraniodorsal • 4 x 3 Mahl zä hn e (Dentes molares).
(hinten-oben).
.. Die vorderen ~ de r Zunge werden sensibel durch denN. Iingu- 1.13.3 Aufbau der Zähne
alis (Ast de s N. mandibularis V3) inn erviert .
Ein Zahn besteht aus einer Za hnkrone (Corona dentis), einem
Zahnhals (Cervix dentis) und e iner Za hnwurzel (Radix dentis).
Im Inneren des Zahnes liegt die Zah nhöhle (Cavitas dentis), die
1.13 Zähne die Zahnpulpa (Pulpa dentis) enthält. Die Pulpahöhle (= Zahn -
höhle) setzt sich in den Wurzelkanal fort . An dessen Spitze tre-
Zum Zeitpunkt der Geburt sind bereits alle Zähne angelegt. Zu- ten Nerven und Gefäße in die Pulpahöhle ein.
erst wachsen die sog. Milch zä hne an die Oberfläche (6.-12. Mo - Die einzelnen Zähne in Ober- und Unterkiefer haben eine un-
nat). Diese Zähne, das sog. Milchgebiss, fallen jedoch ab dem 7. terschiedliche Anzahl an Wurzeln:
Lebensjahr aus und werden durch das bleibende Gebiss ersetzt,
das zwölf Zähne mehr aufweist. .. Oberkiefer:
• Schneide zä hne 1
• Eckzähne 1
1.13.1 Entwicklung
• erster Prämolar 2
• zweiter Prämolar 1
• erster Molar 3
Die Zahnentwicklung und der Aufbau der Zähne werden häufig • zweiter Molar 3.
gefragt!
.. Unterkiefer:
Die Zähne entwickeln sich aus zwei Anteilen. • Schneidezähne 1
• Das epitheliale Schmelzorgan entsteht aus Ektoderm. • Eckzähne 1
• Die Zahnpapille entwicke lt sich aus Mesenchym. • erster Prämolar 1
Die Entwicklung der Milchzähne beginnt im 2. Embryonalmo- • zweiter Prämolar 1
nat und endet im 2.-4. Lebensjahr, die der bleibenden Zähne • erster Molar 2
beginnr in der Embryonalperiode und endet etwa im 12. Jahr. • zwei ter Molar 2.
Ab dem 5./6. Lebensjahr werden die Wurzeln der Milchzähne
durch Osteoklasten abgebaut und die Anlagen der bleibenden
1.13.4 Bestandteile der Zähne
Zähne beginnen zu wachsen.
Im Durchschnitt si nd bis zum 30. Lebensmonat alle Milch- Zä hne sind aus unterschiedlichen Bestandteilen a ufge baut:
zähne durchgebrochen. und zwar von vorn nach hinten: • Adamantoblasten: Adamantoblasten bilden den Zah n-
• Im Milchgebiss bricht in der Regel der untere m ediale schmelz und sind nicht mehr teilungsfähig.
Schneidezahn zue rs t durch, am häufigste n im 6.-12. Lebens- • Dentin: Das Dentin nimmt den Großtei l des Zahnes e in. Den-
monat. tin besteht aus organischem Kollagen und anorga ni sc hen
• Der 2. Milchmolar ist in der Regel der letzte Milchzahn, der Kristallen. Odontoblasten bilden das Dentin in Fo rm e iner
durchbricht. Vorstufe. des Prädentins. welch es dann zu Dentin minerali-
Der erste bleibende Zahn ist norm alerwe ise der erste Backen- siert wird.
zahn (1. Molar). Er bricht in etwa im 5./6. Lebensjahr hin ter der • Periodontium: besteht au s dem Zahnha lteapparat (Ci ngiva.
Milchzahnreihe durch und wird deshalb auch 6-Jahr-Molar Alveole, Wurzelhaut) und dem Zahnze ment.
genannt. Zw ischen dem sechsten und dem achten Le bensjahr • Wurzelhaut: bes teht aus Sharpey-fasern (aus Kollage n). die
verlieren die Kinder die mittlere n Schneidezä hne. dann die den Zahn federn.
seitl ichen. Zwischen dem 9. und dem 11 . Lebensjahr werden die • Zahnschmelz: Er dient dem Schutz de s Dentins und besteht
Eckzähne und die ersten Milchmahlzähne ersetzt, zu letzt etwa a us Apatitkristallen.
bis zum 13. Lebensjahr die zweiten Milchmahl zä hne. Ansch lie-
ßend bricht dann noch der zweite Backenzahn durch. Die sog.
1.13.5 Gefäßversorgung
Weisheitsz ähne bekommt man erst mit 17 Jahren oder noch
später. Die Gefäßversorgung der Zähne erfolgt durch Äste der A. ma-
xillaris (Ast der A. carot is externa). Im Bereic h de s Oberkiefers
erfolgt die Gefäßversorgung durch die Aa. a lveolares s upe rio -
1.13.2 Zahnanordnung
res, im Bereich des Unterkiefers durch die A. alveo lari s inferior.
Das Milchgebiss bes teht aus 20 Zä hn en:
• 4 x 2 Schneidezähne
• 4 x 1 Eckzahn
• 4 x 2 Mahlzähne
1.14 Gaumen 29

1.13.6 Innervation APROPOS


Bei Gaumenspalten ist die Vere inigung der beiden Gaumenfortsä tze ni cht
oder nur te ilweise erfo lgt. Auch die Ausdehnung der G.:wmenspa lte var ii ert;
Äste des N. maxillaris (V 2) innervieren die Zähne (Nn. alveola- es kommen auch nur partielle Spaltbildungen vor, z. B. gespaltenes Zäpfchen
res superiores) des Oberkiefers. Äste des N. mandibularis (V 3 _ oder Ve lumspalten (Spalte des weichen Gaumens).
N. alveolaris inferior) innervieren die Zähne des Unterkiefers. Die Spalten können auch kombiniert als Lippen-Kiefer-Gaumenspalten
Dabei liegt der N. alveolaris inferior innen am Ramus mandi- auft reten. Nur sehr selten treten mediane Oberlippenspalten durch fehlend e
bulae an. Verschmelzung der medialen Nasenwülste auf.

FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X 1.14.2 Harter Gaumen


~ Die Entwicklung der Milch zä hne beginnt im 2. Embryonal-
monat und endet im 2.-4. Lebensjahr. die der bleibenden Der harte Gaumen wird von knöchernen Strukturen gebildet.
Zähne beginnt in der Embryonalperiode und endet ca. im 12. Er wird durch das Os palatinum (Lamina horizo ntalis) und das
Lebensjahr. Os maxillare (Processus palatinus) geformt. Die vier Knochen-
~ Das Milchgebiss beginnt im 6.-12. Lebensmonat mit dem anteile sind durch eine Sutura palatina medianasowie eine Su-
Durchbruch. tura palatina transversa verbunden. Im ventralen Teil weist der
harte Gaumen einige quere Schleimhautfalten auf (Plicae pala-
~ Der 2. Milchmolar ist in der Regel der letzte Milchzahn. der tinae transversae).
durchbricht.
~ Der erste bleibende Zahn ist normalerweise der erste Backen-
1.14.3 Weicher Gaumen
zahn (1. Molar).
~ Der erste Molar des Unterkiefers besitzt 2 Zahnwurzeln. Der weiche Gaumen wird von der Aponeurosis palatina, einer
~ Das Dentin besteht u. a. aus Kollagen. Bindegewebsplatte, geformt. Der weiche Gaumen bildet das
~ Dentin wird von Odentoblasten gebildet. Gaumensegel (Velum palatinum), das im Zäpfchen (Uvula) en-
~ Der die Zähne des Unterkiefers innervierend e N. alveolaris de t. Rechts und links davon liegen die Gaumenbögen. Das Segel
inferior liegt inn en am Ramus mandibulae an. und die Bögen enthalten verschiedene Muskeln :
• M. tensor veli palatini: Er hebt und spannt das Gaumensegel
und kann die Ohrtrompete erweitern. Innervation: Ast des
N. mandibularis (V 3 ).
1.14 Gaumen • M. Ievator veli palatini: Er hebt das Gaumensegel an und
kann die Ohrtrompete erweitern. Innervation: N. glossopha-
Der Gaumen wird in den harten Gaumen (Palatum du rum) und ryngeus (IX) und N. vagus (X).
den weichen Gaumen (Palatum molle) eingeteilt. • M. palatoglossus: Er kann das Gaumensegelnach unten und
den Zungengrund nach oben ziehen (Verschluss des Isthmu s
1.14.1 Entwicklung faucium). Innervation: N. glossopharyngeus (IX).
• M. palatopharyngeus: Er kann ebenfalls da s Gaumensegel
Der Gaumen enrsreht aus drei Anlagen: nach unten und den Zungengrund nach oben zie hen (Ver-
• dem primären Gaumen (s.o.) schluss des Isthmus faucium). Innervation: N. glossopharyn-
• den beiden (lateralen) Gaumenfortsätzen (Gaumenplatten, geus (IX).
Processus palatini laterales). • M. uvulae: Er verkürzt die Uvula und presst dadurch die in
Die Lippen-Kiefer-Gaumenspalten gehören zu den häufigsten der Uvula enthaltenen Drüsen aus. Innervation des Zäpf-
angeborenen Fehlbildungen. chens (Uvula) durch den Plexus pharyngeus des N. vagus.
Laterale Lippen- und Kieferspalten (am Oberkiefer) sind das
Resultat von Verschmelzungsdefel<ten (durch ungenügende
1.14.4 Tonsilla palatina
Mesenchymbildung) zwischen dem medialen Nasenwulst und
dem Oberkieferwulst (Abb. 1.19). Sie kommen ein- oder beid- Im Bereich des weichen Gaumens befindet sich die Tonsilla pa-
seitig vor und ihre Ausdehnung ist variabel. latina. Sie liegt in der Fossa tonsillaris auf dem M. constrictor
pharyngis. Die Tonsilla palatina und die anderen lymphatischen
Strukturen des Rachens (Tonsilla tubaria und der sog. Seiten-
st rang) kann man auch zum lymphatisc hen Rachenring (Wal-
deyer-Rachenring) zusammenfassen.
_...--- Stirnfortsatz
1.14.5 Gefäßversorgung
/ medialer Nasenwulst
De r Gaumen wird von Ästen der A. facialisund von Ästen der A.
maxillaris ( beides Äste der A. carotis externa) mit Blut versorgt.

1.14.6 Innervation
Oberkieferwulst
Riechgrube Innerviert wird der Gaumen zum einen vom Plexus pharyngeus,
der motorische und sens ible Fasern vom N. glossopharyngeus
Unterkieferwu lst (IX) und vom N. vagus (X) sow ie ein paar sympat hisc he Fasern
Abb. 1.19 Entwicklung des Gesichts. 6. Entwicklungswoch e
30 1 Kopf und Hals

Ostium pharyngeum tubae auditivae


Torus tubarius

Tonsilla
pharyngealis - - --\c-"--;,.L-;= = = ==

Os hyoideum _ _ _ _ _ _ _ ____/
Cartilago thyroidea - - - - -- - -- ---1!'-<."-
Trachea - - - - - - - - - - - - - - - - \ - - " ' - ' . , -
Ösophagus -------------~~~~~

Abb. 1.20 Pharynxabschnitte.

aus dem Grenzstrang erhält, zum anderen wird er sensibel von • Hypopharynx: Der Hypopharynx wird auch als Pars laryn-
Ästen des N. maxillaris (V 2 ) innerviert. gea pharyngis bezeichnet. Er reicht vom Oberrand der Epi-
glottis bis zum Ösophagusmund .
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
~ Laterale Lippen- und Kieferspalten (am Oberkiefer) sind das 1.15.2 Pharynxmuskeln
Resultat von Verschmelzungsdefekten zwischen Nasen- und
Oberkieferwulst. Der Pharynx besitzt zwei verschiedene Musl<elgruppen, die
~ Die Innervation des Zäpfchens erfolgt über den N. vagus. Konstriktoren (Schlundschnürer) und die Levatoren (Schlund-
heber):

~ Kontriktoren:
1.15 Pharynx • M. constrictor pharyngis superior
• M. constrictor pharyngis medius
Der Rachen (Pharynx) ist ein Schlauch aus Bindegewebe und • M. constrictor pharyngis inferior.
Muskulatur. Er erstreckt sich bis zum Eingang des Ösophagus Alle Konstriktoren werden vom Plexus pharyngeus innerviert,
und ist Teil des Verdauungstrakts. Der Pharynx steht über die der motorische und sensible Fasern vom N. glossopharyngeus
Choanen mit der Nasenhöhle, über die Tuba auditiva mit der (IX) und vom N. vagus (X) erhält.
Paukenhöhle und über den Isthmus faucium mit der Mundhöh-
le sowie mit der Trachea und dem Ösophagus in Verbindung. ~ Levatoren:
Nach vorne besitzt er 3 Öffnungen. • M. stylopharyngeus
• M. salpingopharyngeus
• M. palatopharyngeus.
1.15.1 Aufbau
Alle Levatoren werden vom N. glossopharyngeus (IX) inner-
Durch seine 3 Öffnungen kann der Pharynx in 3 Abschnitte un- viert.
terteilt werden (Abb. 1.20):
• Epipharynx: Der Epipharynx wird auch als Pars nasalis
1.15.3 Gefäßversorgung
pharyngis bezeichnet. Er befindet sich auf Höhe der Nasen-
muscheln (Choanen) und der Mündung der Ohrtrompete Der Pharynx wird über die A. pharyngea ascendens, die A. Iin-
(Ostium pharyngeum tubae auditivae). Die Ohrtrompete ist gualis und die A. thyroidea superior (a lles Äste de r A. carotis
hier vom Torus rubarius umgeben. Im Epipharynx befinden externa) versorgt. Des Weiteren ist auch die A. thyroidea inferi-
sich die Tonsilla pharyngealis, die Tonsilla tubaria und die or (aus dem Truncus thyrocervicalis aus der A. subclavia) an de r
Tonsilla palatina. Dorsal der Tuba auditiva befindet sich der Blutversorgung des Pharynx beteiligt.
Recessus pharyngeus, der sich unter dem Fornix pharyngis
befindet. 1.15.4 Innervation
• Mesopharynx: Der Mesopharynx wird auch als Pars oralis
pharyngis bezeichnet. Er befindet sich zwischen dem Gau- Die Innervation de s Pharynx erfolgt über d en Plexus pharyn-
men und der Epiglottis. Hier mündet am Isthmu s faucium geus, der motori sc he und se ns ibl e Fase rn vom N. glossopharyn-
die Mundhöhle. geus (IX) und vom N. vagus (X) e rh ä lt.
1.1 6 Larynx (Kehlkopf) 31

1.15.5 Schluckakt Epiglottis - - - - - - ---1- Membrana


Cornu minus ------":::='~('_.--/ ~~~>r--- thyrohyoidea
Der Beginn des Schluckakts ist willkürlich und läuft in dieser
Reihenfolge ab: Lig. hyoepiglotticum -!---"-~~
• Zunächst wird die Mundöffnung mithilfe des M. orbicularis Os hyoideum - -1--
oris verschlossen. Lig. thyrohyoideum
• Durch die Kontraktion des M. mylohyoideus und des M. median um
stylohyoideus wird das Os hyoideum nach ventro-kranial Cartilago thyroidea -b'-f-."-- Cornu superius
gezogen. Cartilagines
Lig . - -- -- -\-:
• Die Zunge drückt die Nahrung gegen den weichen Gau- thyroepiglotticum arytenoideae
men und löst so den weiteren (unwillkürlichen) Ablauf des Lig. vocalis ----\~§i~~(~~/
Schluckakts aus. Conus elasticus - - -I--
• Durch die Kontraktion der Mm. tensorund Ievator veli pa- mit
Lig. cricothyroideum
latini und des M. constrictor pharyngis superiorwird der median um
Epipharynx verschlossen. Cartilago cricoidea
• Die Kontraktion der Mundbodenmuskeln (M. mylohyoideus Lig. cricotracheale -----'l~"
~=_.c.-.-
und M. stylohyoideus) führt zum Verschluss des Kehlkopfes. 1. trach ealer Ringknorpel
• Durch die Zunge gelangt der Nahrungsbrei in den Mesopha-
rynx. ein Zurückfließen in die Mundhöhle wird durch eine Abb. 1.21 Kehlkopfskelett und Bänder. Cartilago thyroidea durch·
Kontraktion der Mm. palatoglossi und des M. transversus sichtig dargestellt.
linguae und den daraus resultierenden Verschluss des Isth-
mus faucium verhindert. Das Mesenchym um die Öffnung zum Vorderdarm proliferiert
• Die Kontraktion der Mm. styloglossi und der Mm. hyoglossi stark und bildet die paarigen Arywülste (Anlage der Stellknor-
zieht die Zunge nach hinten, so dass der Speisebrei am Re- pel, Cartilago arytaenoidea) und kranial den unpaaren (queren)
cessus piriformis entlang durch den Pharynx zum Ösopha- Epiglottiswulst (Anlage des Kehldeckels).
gus gleiten kann. Aus dem 4. Kiemenbogen entsteht der Schildknorpel (Cartila-
Das Schluckzentrum in der Medulla oblongata erhält über den go thyroidea). Der Ringknorpel (Cartilago cricoidea) entstammt
Plexus pharyngeus (N. glossopharyngeus, N. vagus und Sym- dem 6. Schlundbogen. Die Kehlkopfmuskeln entstehen aus dem
pathikus) Afferenzen und sendet am Beginn des Schluckaktes 4. und 6. Schlundbogen und werden vom N. laryngeus superior
Efferenzen über den Plexus cervicalis (C1-C3) zu den unteren und N. laryngeus inferior (aus dem N. vagus) innerviert.
Zungenbeinmuskeln und über den N. glossopharyngeus (IX)
und denN. vagus (X) zu den Pharynxmuskeln.
1.16.2 Kehlkopfskelett und Bänder
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN }( Das Kehlkopfskelett setzt sich aus mehreren Knorpelplatten zu-
~ Im Epipharynx befindet sich die Tonsilla pharyngealis. sammen (Abb. 1.21):
~ Der Recessus pharyngeus befindet sich unter dem Fornix
pharyngis.
~ Beim Schluckakt wird zunächst die Mundöffnung verschlos- Die Bänder im Bereich des Kehlkopfes sind zumeist nach den
sen . Strukturen benannt, die sie verbinden.

• Cartilago epiglottica (Epiglottis, Kehlkopfdeckel): Die Epi-


1.16 Larynx (Kehlkopf) glottis besteht aus elatischem Knorpel und ist über das Lig.
thyroepiglotticum mit dem Cartilago thyroidea verbunden.
Der Kehii<Opf kann die unteren Atemwege gegen den Rachen- Das Lig. hyoepiglotticum verbindet die Epiglottis mit dem
raum verschließen. Darüber hinaus dient er der Stimmbildung. Os hyoideum.
Er besteht aus einem Kehlkopfskelett. das sich aus zwei un- • Cartilago thyroidea (Schildknorpel): Der Schildknorpel be-
paarigen und einer paarigen hyalinen sowie einer elastischen steht aus hyalinem Knorpel. Er besitzt einen Cornu superius
Knorpelplatte zusammensetzt. sowie aus Bändern. Membranen und einen Cornu inferius. Seitlich am Schildknorpel wölbt
und Muskeln. Der Kehlkopf liegt auf Höhe von C3-C7. Er grenzt sich links und rechts eine Linie hervor, die Linea obliqua.
kranial an den Pharynx, kaudal an die Trachea. ventral an die An ihr haben der M. thyrohyoideus, der M. sternothyroideus
Schilddrüse und dorsal an den Beginn des Ösophagus. Am obe- und der M. constrictor pharyngis inferior ihren Ursprung.
ren Rand des Kehlkopfes liegt der Zungengrund. Der Raum. der Am Schildknorpel setzt ebenfalls das lig. vocale (Stimm-
sich hi e r zwischen Zunge und Epiglottis befindet. wird als Val- band) an, welches zum Stellknorpel zieht. Daslig. thyrohy-
lecula epiglottica bezeichnet. Hier befinden sich die Tonsillae oideum medianum et laterale verbindet den Schildknorpel
linguales. mit dem Os hyoideum.
• Cartilago arytenoideae (Stellknorpel): Der Stellknorpel
besteht aus hyalinem Knorpel. Er besitzt ventral den Proces-
1.16.1 Entwicklung
sus vocalis. der als Befestigung für die Stimmbänder dient.
Der Kehlkopf (Larynx) entwickelt sich aus: Am Processus muscularis setzen die Mm. cricoarytenoideus
• dem Entoderm des kranial e n Abschnitts des Laryngotrache- lateralis et posterior sowie der M. thyroarytenoideus an. Der
al schlauches Cartilago corniculata ist die Ansatzstelle für den M. aryte-
• dem Mesenchym des 4. und 6. Kiemenbogens. noideus obliquus.
32 1 Kopf und Hals

• Cartilago cricoidea (Ringk norpe l): Der Ring kn o rpel bes teht - An satz: Processus voca lis de r Ary knorpe l.
au s hyalinem Knorpel. Der ventrale Teil wird als Arcus car- - Innervati o n: N.laryngeus inferior (Ast des N. vag us [X ]).
tilaginis cricoideae, d er d orsa le Teil a ls Lamina cartilaginis - Funkti o n: Schluss der Stimmritze.
cricoideae bezeichnet. Am Arcus cartilag ini s cricoideae • M. thyroarytenoideus:
setz t da s Lig. cricothyroideum medianum an, w elches vom - Ursprung: d orsal am Schild kno rpe l.
Unter rand de s Schildknorp e ls kommt. Die Fades articularis - Ansatz: la te ral e Fläc he des Arykn o rp e ls.
arytenoidea bildet eine Gelenkfläche mit de m Stellknorp el. - Innervation: N. laryngeus inferior (Ast des N. vag us [X]).
Üb er das Lig. cricotracheale ist der Cartil ago cricoidea mit - Funktio n: Schluss der Stimmritze und Spa nnung de r Pli ca
de m ersten Ring knorpel der Trachea verbunden. vocalis.
• M. arytenoideus transversus:
APROPOS
Be i einem Verschl uss der Stimm ritze droht das Erstick en. in di ese m Fall muss
- Ursprung/Ansa tz: Verbindung der dorsa le n Fläc hen be ide r
ei n Notfa ll eingriff durchge fü hrt werden : d ie Kon ioto mie. Dabei wird ein Aryknorpel.
Schnitt im Bereich des Lig. cri cot hyro ideu m m edianu m durchgefüh rt, d urch - Innervati o n : N. laryngeus inferior (Ast des N. vag us [X]).
de n eine Verbind un g zu r Auße nlu ft geschaffe n wird . - Funktio n: Schluss des dorsa len Tei ls der Stimmritze.
• M. arytenoideus obliquus:
1.16.3 Kehlkopfmuskeln - Ursprung: dorsa le Fläche des Process us mu sc ul ari s de s
Aryknorpels.
Die Kehlkopfmu skeln werd en nach ihrer Lage in inne re und äu- - An satz: Spitze des kontralate ra len Aryknorpe ls.
ß ere Kehlkopfmu skeln unterteilt (Abb. 1.22): - Innervation : N. laryngeus inferior (Ast des N. vag us [X]).
- Funktion : Verengung des Kehlkopfeingangs .
.. Äußere Kehlkopfmuskeln: Der M. cri co thy ro ide us is t de r ein-
zige äußere Kehlkopfmu skeL
1.16.4 Stimmbildung
• M. cricothyroideus:
- Ursprung: ventrale Seite der Ring knorpelspange. Zum stimmbild e nde n Teil des Kehlkopfes ge höre n die St imm fa l-
- An satz: Unterra nd de s Schildknor pels (Cornu in ferius). ten (Piicae voca les) mit den in ihnen li ege nd en Stimmb änd ern
- Innervation : N. laryngeus superior. (Li gg. vocalia), di e Mm . voca les und di e Ary knorp el mit dem
- Funktio n: Ann äherung von Schild- und Ringknorpe l und Process us vo ca li s. Zwi schen d e n Stimmfalte n lieg t die Stimm -
Spannung des Stimmbandes. rit ze (Rima glottidis). Sie wird in e ine n vorde ren Bere ich, di e
Ein Ausfall des N. laryngeus superior würde da her zu einer sog. Pars intermembranacea, und in e inen hintere n Abschni t t,
Spannungsminderung des Stimmbandes füh re n, Abdu ktion di e Pars intercartilaginea , unte rteilt. Bei Flüstersprache sowi e
und Addu kt ion de r Stimmlippen w äre n jedoch weiterhin mög- be i der Ruheatmung is t nur di e Pars intercartilaginea geöffnet,
lich. mit zunehmender Atemtiefe öffne t sich auch di e Pars inter-
membranacea in zun e hm end e m Ma ße .
.. Innere Kehlkopfmuskeln:
• M. cricoarytenoideus posterior (Postiku s) :
1.16.5 Gefäßversorgung
- Urspr ung: dorsal a n de r Lamina cartilagini s cricoideae des
Ringknorp els. Die a rterie lle Ve rso rgu ng des Kehl kop fes erfolg t zum einen au s
- An satz: lateral am Process us mu sculari s des Arykn orp els. de r A. laryngea superior, e ine m Ast der A. thyroidea s up e ri o r
- Innervati on: N. laryngeus inferior (Ast des N. vag us [X]). (a u s der A. caro t is externa) , zum ande ren aus der A. laryngea
- Funktion: Öffnung der Stimmritze. inferior, einem Ast de r A. rhyroidea inferi or (a u s d em Tr un cu s
• M. cricoarytenoideus lateralis: thy rocervi ca lis a us der A. subcl avia ). Der venöse Abflu ss erfolgt
- Ursprung : ventral am Arcus cartilagini s cricoideae des übe r gle ichnamige Venen, di e in di e V. jugularis interna mün -
Ringkno rpels. de n.
- An sa t z: medial am Process u s muscularis des Aryknorpels.
- Inn erva tion : N. laryngeus inferior (Ast des N. vag u s [X ]).
1.16.6 Innervation
- Funktio n: Schluss der Pars membranacea der Stimmritze.
• M. vocalis: Der M. cricothyroideus is t der e in zige Kehlkopfmu skel, der vom
- Ursprung: dorsal am Schild kno rp e l. N. laryngeus superior (Ast des N. vag us) inne rvi ert wird.
All e a nde re n Ke hlkop fm uskeln . näm li ch der M. thyroaryte-
Ca rtilago noideus, de r M. a rytenoideus t ra nsve rsus, der M. aryte noideu s
cri coidea
obliquus, de r M. cri coaryte noide us posteri or, der M. cricoaryte-
no ideus latera lis un d der M. voca li s, we rde n übe r den N. laryn-
Ca rtil ago
t hy ro idea geus inferior (Ast des N. va g us) innerviert.
Komm t es zu e iner Durc ht re nnun g bzw. Sc hädig ung des
N. la ry nge us recurre ns, so kö nn en d ie Ke hlko pfm uske ln ni cht
Cartilago -!--+----:-+ M. thyroarytaenoideus me h r adäqu at aktivier t we rd en. Bei einseit ige r Durcht re nnung
arytaenoidea des N. laryngeus re currens kan n es z u Heiserke it, be i e iner
beid seiti ge n Dure il trennung zu e ine r sc hwe ren Atemn ot ko m -
me n. Der N. la ry ngeus recu rre ns ist durch seinen Ve rl a uf vo r
alle m bei e iner Sc hilddrü senres ektion ge fä hrde t.
Die se nsib le Innervat io n der Ke hlko pfes e rfolgt e ben fa ll s
Abb. 1.22 Kehlkopfmuskeln. durch de n N. lar yn geus supe ri o run d de nN . lary nge us in fe ri or.
1 .17 Schilddrüse 33

FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN mus der Schilddrüse befindet sich also ventral der Trachea . Die
Schilddrüse befindet sich auf Höhe C6/C7, direkt unterhalb des
~ Der Raum, der sich zwischen Zunge und Epiglottis befindet,
Schildknorpels. Dorsal der Schild drüse liegen der kaudale An -
wird als Vallecula epiglottica bezeichnet.
teil des Kehlkopfes und der Beginn der Trachea. Die Schilddrüse
~ Der M. cricothyroideus wird als einziger Kehlkopfmuskel vo m
gre nzt hier an den 2.-4.Ringknorpel der Trachea. Nach ventral
N.laryngeus superior innerviert.
wird die Schilddrüse vom M. sternothyroideus begrenzt. Die
~ Der M. cricothyroideus dient der Spannung der Stimmbän-
beiden Schilddrüsenlappen zie hen so weit nach dorsal, dass sie
der.
auch an den Pharynx und den Ösophagus grenzen.
~ Ein Ausfall des N. laryngeus superiorführt zur Spannungs-
in der Rinne zwische n Schi lddrü se, Trachea und Ösophagus
minderung des Stimmbandes , hingeg e n sind Abduktion und
verläuft der N. laryngeus recurrens. Er verlä uft also dorsal der
Adduktion der Stimm li ppen weiterhin mög lich.
Schilddrüse. Dorsolateral der Schilddrüse verläuft ein Gefäß-
~ Der M. cricoarytenoideus lateralis dient dem Schluss der
Nerven -Strang, in dem sic h die A. carotis communis befindet.
Pars membranacea der Stimmritze.
Des Weiteren verlaufen in diesem Gefäß-Nerven-Strang die V.
~ Der M. thyroarytenoideus wird vom N. laryngeus inferior
jugularis interna und der N_ vagus (X). Ventrolateral wi rd die
inn erviert.
Schilddr üse sowohl vom M. ste rnohyoideus als auch vom M.
~ Eine einseitige Durchtrennung des N. laryngeus recurrens
sternothyroideus bedeckt, ganz lateral ve rläuft der M. s terno-
führt zu Heiserkeit.
cleidomastoideus. Ventral zieht die Lamina pretrachealis der
Fascia cervica lis über di e Schilddrüse.

APROPOS
1.17 Schilddrüse Strumaoperation . Eine Stru ma entste ht vor all em durch jodmange l, der
zu ein er zu geringen Produktion an Schilddrüse nhormonen führt. Als Folge
Die Schilddrüse (Giandula thyroidea) ist eine endok rine Drüse, wi rd in der Adenohypophyse vermehrt TSH gebildet und di e Zellen der
die die Hormone Thyroxin (T4 ), Trijodthyronin (T 3 ) und Kalzi- Schilddrüse hype rtroph ieren. Nimmt die Sch ilddrüsengröße zu stark zu ode r
entstehen knotige Verä nderungen in der Schilddrüse, muss sie ggf. entfernt
tonin produ ziert. Diese Hormone werden in den Schilddrüsen-
werden. Aufgrund ihrer topographischen Nähe sind bei ein er Operation
follikeln an Thyreoglobu lin gebunden und als Kolloid gespei- in sbesondere der N. laryngeus recurrens und di e Nebenschilddrüsen sowie
chert. Die Sch ilddrüsenhormone sp ielen eine wichtige Rolle für die A. carotis communis gefährdet .
die körperliche und geistige Entwicl<lung. Sie beeinflussen den
Stoffwec hsel und damit auch den Energieumsatz und die Leis- 1.17.3 Gefäßversorgung
tungsfähigkeit. Kalzitonin dient der Regulation des Calcium-
Haus halts. Die arterie ll e Versorgung der Schi lddrü se erfolgt normalerwei-
Die Schi lddrüse befindet sich unmittelbar vor der Trachea se über die A. thyroidea superior (Ast der A. carotis externa)
und besteht aus zwe i Lappen (LobLts dexter und Lobus sinister), und di e A. thyroidea inferior (aus dem Truncus thyrocervicalis,
die ventra l des Keh lkopfes durch den Isthmus glandu lae thyroi- einem Ast der A. subclav ia). Gelegentli ch zieht auch aus dem
deae miteinander verbu nden si nd . Aortenbogen oder aus dem Truncu s brachiocephalicus ei ne Ar-
ter ie nach krania l, sie wird (we nn vorhanden) A. thyroidea ima
gena nnt.
1.17.1 Entwicklung
Der venö se Abfluss erfolgt über die V. thyroidea superior in
Die Sch ilddrüsenan lage ensteht um den 24. Tag. Der Anlage- die V. jugularis interna , über d ie Vv_ thyroideae mediae eben-
ort entsp ri cht dem späteren Foramen caecum (am Su lcus ter- falls in die V. jugularis internaund über den Plexus thyroideus
minalis, s.o.). Von der Epithelkn ospe wächst ein Ep ithelstra ng impar und die V. thyreoidea inferior in die V. brachiocephalica
nach unten in das Mesenchym und bildet e in e n Sch lauch , den sini st ra.
Ductus thyroglossus. Das solid e Ende des Ductus wäc h st wei-
ter kauda lwärts und bildet zwe i seitliche Lappen, die über e in
1.17.4 Innervation
sc hm ales Querstück (Isthmus) verbunden bleiben . Die Glandula
thyroidea entsteht al so durch Epitheleinsprossung in die Tiefe Die se nsi ble und die parasympathische Innervation der Schild-
am Foramen caecum. drü se erfo lge n durch den N. laryngeus superior et inferior
Der Duct us thyrogloss us bildet sich normalerweise zur ück. (Äste des N. vagus). Die sympathische Inn ervation erfo lg t über
Der unte re Anteil des Ductus kann als Lobus pyramida li s erhal- Fa se rn aus dem Ganglion cervicale medium .
ten bl eiben . Er kann vom Ist hmu s bis zum Zu ngenbe in reichen.
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN
APROPOS
Mediane Halszysten und Halsfiste ln . Mediane Halszyste n si nd Überr este ~ Die Glandula thyroidea entsteht durch Epitheleinsprossung
des Ductu s thyrog lossus. Sie liege n in der Mittellin ie zw ischen Zungenb ein in d ie Ti efe am Foramen caecum .
und Keh lkopf. Ein Fis telga ng (zur Mundhöhl e) kann zum Foramen caec um
~ Der Isthmus der Sch ildd rüse befindet sich ventral der Trachea
ziehen.
Symptome sind eine prallelas ti sche Vorwö lbung, beim Vorliegen einer Fistel
auf Höhe des 2.-4.Ringknorpels.
ist ein e Entz ündun g m ögl ich. ~ Die Schilddrüse befindet sich unterhalb des Schildknorpels.
~ Ventral wird di e Schilddrüse vom M. sternothyroideus
begrenzt.
1.17.2 Lage und Aufbau ~ Der N. laryngeus recurrens ver lä uft dorsal der Schilddrü se.
~ Die A_ carotis communis verläuft dorsolateral der Sc hild -
Die Sc hilddrü se besteht aus zwe i Lappen ( Lobus dexter und drüs e.
Lobu s s ini ster), di e vent ral des Kehlkopfe s durch den Isthmus
glandulae thyroideae mite ina nder verbunden sind . Der lsth-
34 1 Kopf und Hals

.. Bei einer Schilddrüsen-OP sind vor allem der N. laryngeus zwi sc hen der Capsula inte rna und der Capsula externa der
recurrens, die Nebenschilddrüsen sowie die A. carotis Schilddrüse. Makroskopisch sehen die Nebenschilddrüsen rot-
communis gefährdet. braun aus und ähneln in ihrem Aussehen dem braunen Fettge-
we be.

1.18.3 Gefäßversorgung und Innervation


1.18 Epithelkörperchen
Die Gefäßversorgung entspricht der der Schilddrüse. Der venö-
Die Epithelkörperchen werden aufgrund ihrer Lage auch als se Abfluss der Epithelkörperchen erfolgt über die Vv. thyroidea.
Nebenschilddrüse bzw. Glandulae parathyroideae bezeichnet. Die sympathischen Fasern der Epithelkörperchen stammen
Sie bestehen aus 4 kleinen Organen, die sich auf der dorsalen aus dem Ganglion cervicale medium, die para sympath ischen
Seite der Schilddrüse befinden. Die Nebenschilddrüsen produ- Fasern vom N. vagu s.
zieren das Parathormon, welches die Freisetzung von Calcium
aus den Knochen sowie die Resorption des Calciums aus dem FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
Verdauun gstrakt und in der Niere fördert. Auf diese Weise wird .. Die Konzentration an ionisiertem Calcium reguli ert die
der Serumspiegel an Calcium erhöht. Die Konzentration an io-
Ausschüttung des Parathormons.
nisiertem Calcium reguliert dabei die Ausschüttung des Para-
.. Die unteren Epithelkörperchen leiten sich von der 3., die
thormons.
oberen von der 4. Schlundtasche ab.
APROPOS
Ko mmt es zu ei ner Überfunktion des Epithelkörp erchens. so spricht m an von
ein em Hyperparathyreoidismus. ln der Folge erhöhen sich der Calcium- GESCHAFFT
Spiege l und der Parath orm on-Spiege l im Blut. Ein chronischer Hyperparathy- Halbzeit im letzten Anatom ie-Skript / Nachd em Sie Kopf und Hals geschul tert
reoidism us kan n zu einer Osteoporose fü hren. haben, steht Ihn en der zweite große Teil di eses Skripts mit den prüfu ngsrele-
vanten Inhalten zum zentral en Nervensys tem bevor. ln Lern paket 11 ge ht es
um den Aufbau von Gehirn und Rückenmark . Es ha ndelt sich sicherl ich nicht
1.18.1 Entwicklung um das wichtig ste Lernpa ket der An atomie, aber zu allen Themen bereichen
w urden bereits Fragen gestellt. Sie soll ten d ie fo lgenden Kapitel also nicht
Die unteren Epi thelkörperchen leiten sich von der 3., die obe- ve rn achlässigen.
ren von der 4. Schlundtasche ab.

1.18.2 Aufbau und Lage


Die Nebenschilddrüsen sind recht variabel in ihrer genauen
Lage dorsal der Schilddrü se. Sie befinden sich jedoch immer
2.1 Allgemeines zum Nervensystem 35

2 Zentrales Nervensystem • Der Hirnstamm (Truncu s encephali ) um fasst Mesencepha-


lon. Pons und Medulla oblongata.
(ZNS) • Zum Stammhirn wird zusätzlich zu den Stru kturen des
Hirn stammes auch noch das Diencephalon gezä hl t. Da s
Das zentrale Nervensystem um fa sst den Bereich des Nerven- Stam mhirn um fasst demwfo lge also Diencephalon, Me-
systems, der innerhalb von Schädel und Wirbelkanal liegt. sencephalon, Pa ns und Medulla oblonga ta.
APROPOS
• Der Begriff Vorderhirn (Prosenzephalon) fasst das Dience-
Übri gens wog das Gehirn des ge nialen Physiker s Alber t Ei nst ein gerade pha lon und das Telencepha lon zusam men.
einm a11 .23 kg . Di e Masse des Ge hi rn s ist ke ine sfa ll s ausschlaggebend fü r die Das Gehirn besteht aus einer äußeren grauen Schicht, der Ri n-
Intellig enz . de (Kortex), und einer innen gelegenen weißen Schicht, dem
Mark (Medulla). Au ßerd em gi bt es noch innen gelegene graue
2.1 Allgemeines zum Nervensystem Anteile, die viele Nervenze llkörper (Perikarye n) enthalten. Man
bezeichnet diese als Ganglien oder Nuclei (Kerne).
2.1.1 Aufbau des Nervensystems
I LERNTIPP !
Das Nervensystem kann topographi sch und funktionell einge- Für das Ge hi rn kö nnen Sie sich merken: .. Auße n grau. in nen
teilt werden: schl au! " Die graue Su bstanz bzw. graue Schi cht befind et sich
a lso auße n. Be im Rücke nm ark ist es um geke hrt .
.. Topographische Einteilung. Topographisch kann das Ner-
ve nsyste m in das zentrale Nervensystem und das periphere
Nervensyste m unterteilt we rden. Zum Zentralnervensystem .. Achsen des ZNS. Am Gehirn können zwei Achsen unterschie-
werde n Ge hirn und Rückenmark gezä hlt, wohingegen das pe- den werden:
riphere Nervensystem aus allen durch de n Körper ziehenden • Forel-Achse: Ac hse des Telencepha lon und des Diencepha-
Nerven besteht. lon .
• Meynert-Achse: Längsach se des Hirn sramm s.
.. Funktionelle Einteilung. Das Nerve nsystem kann funktion ell
in ein somati sches und ein vegeta ti ves Nerve nsystem untertei lt
2.1.3 Peripheres Nervensystem (PNS)
werden. Das somatische (animal ische) Nervensystem stellt
eine Ve rbindun g zwi schen Körper und Umwelt da r. Das vege· Das periphere Nervensystem (PNS) besteht au s allen durch den
tative (autonome) Nervensystem ist für di e Innerva tion der Körper ziehenden Nerven . Hierzu zählen 12 Hirnnervenpaare
inneren Orga ne verantwortlich. Sowohl bei m somatischen a ls (sie haben örtlich gesehen ihren Urs prun g im Ge hirn. ziehen
auch be im vegetati ve n Nervensystem kan n man sensible (z.B. aber in die Peri pherie) und 31 - 33 Spinalnervenpaare (sie haben
das Empfinden eines Schmerzreizes) und motorische Qualitä· ih re n Ursprung im Rücke nmark).
ten (z.B. d ie Bewegung des Arms) unterscheiden. Die 31-33 Spinalnervenpaare unte rteilen sich wie fo lgt:
• 8 Zervikalnervenpaare
• 12 Thora kalnervenpaa re
2.1.2 Zentrales Nervensystem (ZNS)
• 5 Lum baInerve npaare
Da s ZNS ka nn in Ge hi rn und Rückenma rk un tertei lt werden. • 5 Sa l<ra lnervenpaare
Das Gehim befin det sich in nerha lb des Schädels (Cra nium). • 1-3 Kokzygealnervenpaa re.
Es beste ht aus Gro ßhirn (Telencephalon), Kleinhirn (Cerebel- jeder einzelne Spi nalnerv wieder um entsteht durch Ve rein i-
lum), Zwi schenhirn (Diencephalon). Mittelhirn (Mesencepha- gung zweier Wurzeln (Radices), die da nn durch das Foramen
lon). Brücke (Po ns) und ve rlä ngertem Mark (Medulla oblongata). intervertebrale den Wirbell<a nal ve rlassen:
Das Rückenmark (Medull a spina li s) schließt sich a n die Me- • Radix anterior (Vorderw urzel): motori sche Fase rn, die in
dulla oblongata an und liegt innerha lb des Wirbelka nal s. Richtung Peri pherie zie hen (= efferent).
Es ex isti eren einige weitere Bezeichnungen, die Stru kturen • Radix posterior (Hinte rwurzel): sensible Fasern, di e aus der
des zentralen Nervensyste ms beschreibe n: Peri pherie kommen (= affe rent).
Die Spinalganglien befind en sich a n den Hi nterwurzeln.
36 2 Zentrales Nervensystem (ZNS)

2.2 Telencephalon - Sulcus calcarinus: media le Einsenkung am Okzipitallap-


pen. Der Sulcus calcarinus besitzt in d erTiefe eine n Wulst,
2.2.1 Gliederung des Telencephalon den Calcar av is (Vogelsporn). Der Calcar avis liegt medial
an den Wänden des Hinterhorns der beiden Seitenven-
Blickt man von außen auf ein Gehirn. so sieht man auf eine trikel. Die Bezeichnung Vogelsporn resu lt iert dabei aus
Struktur, die aus zahl reichen Furchen und Windungen besteht. sei ner geschwungene n Form.
Hierbei handelt es sich um das Großhirn (Telencephalon). Das • Sekundärfurchen zweigen von den Primärfurchen ab und un-
Großhirn beste ht aus zwei Hälften, den sogenannten Hemi- terteilen die ei nzeln en Großhirnlappen. Zu ihnen ge hören u. a.:
sphären. Diese beiden Hälften sind durch eine Spalte vonein- - Su lcus frontalis s up erior et medius : unterteile n den Fro n-
ander getrennt , die Interhemisphärenspalte (Fissura longitu- ta ll appen.
dinalis cerebri ). Beide Hemisphären werden durch den Balken - Sulcus temporalis superior et medius et inferior: untertei-
(Corpus callosum) miteinander verbunden. Der Balken befindet len den Temporallappen.
sich in der Tiefe der Fissura long itudinalis cerebri. • Tertiärfurchen zweigen von den Sek und ärfurchen ab.
Das Telencephalon lässt sich in verschiedene Großhirnlap-
pen einteilen (Abb. 2.1): .. Gyri. Auf der Großhirnrinde befinde n sich neben den Sulci
• Frontallappen (Lobu s frontalis) auch Hirnwindungen (Gyri). Diese Gyri werden durch die Sul -
• Okzipitallappen (Lobu s occipitalis) ci vone in ander abgegrenzt. Die Lage folgender Gyri sollte man
• Temporallappen (Lobus temporalis) kennen (Abb. 2.2):
• Parietallappen (Lobus parietali s) • Gyrus frontalis superior et medius et inferior
• lnsula (Lobus insularis)- befindet sich in der Tiefe des Su lcus • Gyrus praecentralis
latera li s. • Gyrus postcentralis
• Gyrus angularis
• Gyrus cinguli
2.2.2 Großhirnkortex
• lobus parietalis superior et inferior.
Der Groß hirnkortex (Großhirnrinde) besteht aus Hirnwindun-
gen (Gyri) und Furchen (Su lc i), die die Oberfläche vergrößern. FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN
.. Der Calcar avis befindet sich an der medialen Wand de s
.. sulci. Man kann drei verschiedene Arten von Sulci (Furchen)
unterscheiden:
• Primärfurchen si nd bei allen Menschen g leich und trennen
Hinterhorns des Seitenventrikels.
J
die Großhirnlappen voneinander. Zu ihnen gehöre n (Abb. 2.2.3 Brodmann-Einteilung
2.1):
- Sulcus ce ntra li s: trennt den Frontal- vom Parietallappen. Der deutsche Neuroanatom und Psyc hologe Korbinian Brod-
- Sulcus latera lis: trennt den Temporallappen von Frontal- mann untersuchte die gesamte Hirnrinde histo logisc h und wies
und Pa ri eta llappen. ihren Gebieten Nummern zu. Diese Unterteilungen der Hirnrin -
- Su lcus parietooccipitalis: trennt Parietal- vom Okzipital- de werden daher a ls Brodmann-Areale bezeichnet. Vielen dieser
lappen. histologischen Areale kann man Fu nktionen wwe ise n (Abb. 2.3).

Sulcus centralis .. Primär motorischer Kortex. Brodmann-Areal: 4


Frontallappen
lage: Frontallappen , Gyrus praecentralis.
Funktion: Auslösung von Beweg ungs programmen. An d er
Erste llung diese r Bewegungsprogramme ist e in e Kette von Ge-
hirn strukturen beteil ig t.
Besonderheiten: somatotope Gli e deru ng. jede r Bereich des
I<örpers, der motorisch angesprochen wird, kann e in em be-
st immten Bereich auf der Hirnrind e zugeordnet werde n. Dabei
beanspruchen die Regionen des Körpers. die motorisch beso n-
a ders fein geste uert werden müssen , w ie z. B. die Hand, e in e n be-
sonders große n Bereich die ser Rind enregio n. Darges tellt wer-
Frontallappen Parietallappen den kann die so matotope Gli ederung mithilfe de s .. motori sc hen
Hom un ku lu s" (Abb. 2.4a):
Im Be reich cler Mante lkante, die an die ra lx ce reb ri gre nzt,
ist der motorische Bereich für die Bei ne und Füße reprä sentie rt .
Occipital- Bei der Falx cerebri hand elt es s ich um e ine aus harter Hirn -
'-~- Iappen haut (D ura mater) ge bildete Platte. die beide Hirnhä lften mitti g
te il t. Weiter lateral der Be inreg ion sc hli eßt s ich di e Reg ion an.
Sulcus
die d en Rumpf rep rä sentie rt . dann folgen di e Armreg ion. e in e
calcarinus
g roße Handreg ion und die Ges ichts- und Kopfreg ion. Fü r die
Gyrus cinguli _/ Sprache, da s Kauen und clie Speich e lprodul<t ion sind ebenfall s
b Bereiche auf de m motori sc he n Homunkulus vorgese he n. Die-
Abb. 2.1 Großhirnlappen der linken Hemisphäre. a Sei tenansic ht, se li ege n im Bereich de r Gesichts- und l<opfreg ion d es motori -
b Medianansicht sc hen Homunkulus.
2.2 Telencephalon 37

/--"~,..------------ Su l cus ce ntralis


Sulcus postcentralis

Sulcus
',
\ Sulcus
frontalis superior- -+----r ~ parietooccipita li s

Sulcus frontali s --t-~---1


medius
)\
Sulcus
~-~-------..lv-.L--+--\,..---- tempo ra l is
superio r
- - - --=------'--1'-----j-- - - - - Sulcus
temporal is inferior

Corpus -----t--r---4--~
ca llosum - - Sulcus
parietooccip ita lis

- - - -=:: - - - - - - -,1--- - - - - -Sulcus


occipitotemporalis

b
Abb. 2.2 Gyri und Sulci des Te/encephalon. a Ansicht von lateral, b von media l.

primä r somatasensibler Cortex Su lcus centra lis sekundär


(Area 1 · 3) so matase nsibl er ... Primärer somatasensibler Kortex. Brodmann-Areal: 1-3
primär motorischer Cortex ~ Cortex Lage: Parietal Ia ppen. Gyrus postcentralis.
(Area 4) ------::?""'=:::::::==:2 / ,.. rea 5+ 7) Funktion: Empfang von Impul sen se nsibler Nervenfasern.
Diese stammen aus der Haut (Sc hm erz , Temperatur, Druck, Be-
rüh rung), von Mu skelspindeln, aus dem Gleichgewichtsorgan
und von Gelenk- und Sehnenrezeptoren. Die se nsiblen Informa-
tionen ko mm en jeweils aus der kontralateralen Körperhälfte,
da sich di e Fasern übe rkreuze n, bevor sie an die Hirnrinde und
primäre so mit zum somatose nsi blenl<ortex gelan gen . Ähnlich wie beim
Sehrinde
(Area 17) primär motorischen Kortex existi ert hier ebenfa lls eine so ma -
'--- seku ndäre Hörri nde totope Gliederung, die in Form des "sensorischen Homu nkulu s"
primilrc Hörrinde (Area 42 + 22) d<~rgestellt werden kilnn (Abb. 2.4b).
(Area 41) _ _ _ _ _ _ _J
und Wernicke - Sprachzentrum
Abb. 2.3 Funktionelle Rindenzentren. ... Motorisches Sprachzentrum (Broca-Sprachzentrum). Brod-
mann-Areal: 44 und 45
·; LERNTIPP ! Lage: Frontall appen, direkt un terha lb des primären motori-
Bei motorische n Ausfa ll erscheinungen sollten Sie darauf achten, schen Kortex.
dass die Fasern, die vom motorisc hen Kortex kommen, im Bereich Funktion: Koordination der Sprac hmu sku latur. Um Worte
der Medu lla oblongata zur Gege nseite kreuzen. Demzufolge we ist und Sätze auszusprec hen , werden also vom Broca-Sprachzen-
eine Ausfa ll erscheinung der rechten Extremität auf einen Ausfa ll tr um aus die einze ln en "Sp rachmu skeln" akt iviert und somit
des lin ken (kontra lateralen) motorischen Kortex hin. Sp rache erzeugt.
Besonderheiten: nur auf einer Groß hirnh ä lfte ausgebildet.
38 2 Zentrales Nervensystem (ZNS)

Abb. 2.4 Motorischer (a) und sensorischer (b) Homunkulus.

Be i der Suche nach eine r Ursache für eine Sprachartikulati- Funktion: Ste ue rung w illkü rli che r Au ge nbe w egu nge n und
onsstörung kö nnen fo lgende Gehirnregione n in Betrac ht ge zo- Konjugati on de r Bewegung be id e r Bulbi . Das bedeute t also, dass
ge n w erden: Gyru s praecentra li s, l<l ei nhirnhemis phäre n, Ncl. n . beid e Au gä pfel g leich ze it ig in dieselbe Ri c ht un g a usge le n kt
hyp oglossi, prä m oto ri sche r Ko rtex . werde n u nd so verhind e rn, dass Doppelbild e r e ntste he n .

.. Sensorisches Sprachzentrum (Wernicke-Sprachzentrum). .,. Frontaler Assoziationskortex. Brodmann-Areal: 9-11


Brodmann-Areal: 22 Lage: Fro n tallappen, Gyru s fro nt ali s s uperior.
Lage: Te mporalla ppen, Gy r us te mpora lis tra nsversi, direkt Funktion: St e uer ung de r Persönli ch ke itss tr u kt ur, psyc h i-
a n di e Hö rr ind e g ren zend. sche r und psyc hosozialer Fä h igkeite n.
Funktion: Sprachve rst ä ndni s u nd Wo rtfin d ung.
APROPOS
Besonderheiten : au f beid e n Groß hirnh ä lfte n au sgebildet. Ein e Schädig ung des front alen Assozia ti onskortex kan n zu schwe ren Persö n·
Beid e Sprac hze nt re n, al so das Broca-S prachze ntrum u nd das Iiehkeilsveränd erung en und Konzentra tionss törun ge n fü hren. Wenn Sie sich
W erni cke-Sp rac hze nt r um , ste he n mi tein a nde r übe r de n Fasci- beim Lern en gerade ni cht so gut ko nze ntrieren könne n. mu ss das aber nicht
c ulu s long itud inalis s up e ri or (Fasciculu s a rcuat us) in Ver bin - heißen. dass Ihr fro nta ler Assozi ati ons ko rtex de fek t ist. Viell eicht is t auch
einfach nur di e let zt e Kaffee pause schon zu lange her.
d un g.

.. Hörrinde. Brodmann-Areal: 4 1 und 4 2 FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN


Lage: Tempo rall appen , Gyrus te mpora lis tra nsve rsi, im Be- ~ Diese Fakten zu de n wichtigsten Brodmann-Arealen sol lt e n
reich der Heschl - Querwindungen. Sie ke nne n:
Funktion: Akusti sche Informat io ne n werd e n wa hrge no m- - Primär motorischer Cortex: Area 4, Fronta lla ppen, Gyru s
men. Diese Impulse w erde n a n d ie sek und äre Hö rr ind e (Are a pra ece nt rali s
42 ) weiterge leite t und do rt inte rpre t iert. - Somatasensibler Cortex: Area 1- 3, Parie t allappen, Gy rus
Besonderheiten: tono tope Gli eder un g. Höhe re Frequ e nze n pos tce nt rali s
werde n be is piels w eise in de n ka ud a len Bereichen und t iefe Fre- - Motorisches Sprachzentrum: Area 44 - 45, Fro nta ll ap pe n
qu en zen e he r in de n ve ntral e n Be re ic he n wa hrge no mm en . - Sensorisches Sprachzentrum: Area 22, Te mporall app e n,
Gy ru s t e mp o rali s sup erior
.. Sehrinde. Brodmann-Areal: 17- 19 - Hörrinde: Area 41- 42. Te mpo rall a ppe n. Gyrus t empora lis
Lage: Ok zipita ll a ppe n , um den Sulc us ca lc ar inus. sup e ri or
Funktion : Opti sc he Info rm a ti o nen w e rd e n w a h rge no m me n. - Sehrinde: Area 17-19, Ok zipita ll a ppe n.
Hier enden di e Fase rn der Se hba hn. ~ Fo lg e nde Hirnregio ne n könn en Ursac he fü r Sprachartikulati-
Besonderheiten: Beim ge nau e n Betrachte n s ieht ma n eine n onsstörungen sein: Gy rus praece nt rali s. Kle in hirnh em isphä-
in de r grauen Substanz li ege nd e n weißen Streifen (Gen na ri- re n, Ncl. n. hypoglossi, prämotori sc her Ko rtex.
o d er Vicq- d 'Az u r-St reife n), der para ll el zum Ko rtex verlä uft. ~ Im Be reic h de r Falx cerebri des primär moto ri sche n Co rtex ist
Der St re ife n hat d iese r Reg io n (Brodma n n-Area l 17) a uch den di e Be inregion repräse nti ert.
Na me n Area striata ei ngebrac ht. ~ Das Broca-Sprachzentrum befi ndet sich au f de m Frontallap-
pen .
.. Frontales Augenfeld. Brodmann-Areal: 8 • Das Wernicke-Sprachzent rum befind e t sich in unm ittelba re r
Lage: Fro nta ll appe n , direkt ka ud a l des primä rmoto ri sc he n Nä he der Hörrinde.
Kortex.
2.2 Telencephalon 39

~ Die Hörrinde befindet sich auf den Gyri temporales trans-


versi.
j spielt vor allem der Transmitter Dopamin aus d er Pars com-
pacta eine Rolle. der auf das Striatum modulierend wirkt.
~ Die Area striata befindet sich auf Brodmann-Areal17 de-r -
Ein weiterer wichtiger Kern im basalen Telencephalon ist der
primären Sehrinde. Nd. basalis (Meynert), der umfang reiche cholinerge Projektio-
----- nen in da s limbi se he System und den gesa mten Kortex schickt.
Bei Morbus Alzheimer kommt es u.a. zu einer Degeneration
2.2.4 Basalganglien dieser Zellgruppe und somit zu einem Man ge l an Acetylcholin.

Die Basalganglien werden auch als Basalkerne oder Stamm- FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
ganglien bezeichnet. Hierbei handelt es sich um Kerne aus ~ Der Nd. accumbens ist Teil des Striatums .
grauer Substanz, die innerhalb der weißen Substanz des Groß- ~ Der Nd. accumbens ist Teil des basalen Vorderhirns .
hirnmarks liegen. Sie sind vor allem an motorischen Vorgängen ~ Der Nd. subthalamicus gehört zum Diencephalon .
beteiligt. Folgende Strukturen w erde n zu den Basalkernen ge- ~ Bei Morbus Alzheimer kommt es u.a. zur Dege nerati on des
zählt (Abb. 2.5): Nd. basalis Meynert. deren Transmitte r Acetylcholin ist .
• Striatum: Das Striatum setzt sich aus dem Nd. caudatus und
dem Putamen zusammen. ßeide Strukturen sind über graue
Fasern miteinander verbunden. Der Ncl. ca udatus wird me- 2.2.5 Limbisches System
dial vom Seitenventrikel und lateral von der Capsula interna
begrenzt (Abb. 2.5). Das Putamen wird medial von der Cap- Das limbisehe System dient primär der emotionalen Verarbei-
sula internaund lateral von der Capsula externa begrenzt. tung, ist aber auch an der Gedächtnisbildung beteiligt und hat
Ebenfalls Teil des Striatums ist der Nd. accumbens. Durch unmittelbaren Einfluss auf das Verhal te n. Es besteht aus Struk-
seine Lage bedingt ist er Teil des basalen Vorderhirns. Der turen des Telencephalons und des Diencephalons. Integriert in
Ncl. accumbens wird von den Ncll . tegmentales dopaminerg das limbisehe System ist der Papez-Neuronenkreis, ein Geflecht
innerviert. Durch diese Verschaltung spielt der Ncl. accum- von sich gegenseitig beeinflussenden Strukturen de s limbi-
bens eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Sucht- sehen Systems. Folgende Strukturen ge hören zum limbi se hen
verhalten. Ebenfalls dopaminerge Afferen zen erhält das System: Hippocampus, Corpus amygdaloideum, Fornix, Gyrus
Striatum aus der Pars compacta der Substantia nigra. Der cinguli, Gyrus parahippocampali s, Hypothalamu s, Epithalamus
efferente Transmitter des Striatum s ist vor allem GABA. und Teile des Thalamus.
• Pallidum: Das Pallidum wird auch als Globus pallidus be-
zeichnet und besteht aus einem inneren und einem äußeren
2.2.6 Faserbahnen
Anteil. Es wird medial von der Capsula internaund lateral
vom Puramen begrenzt. Das Pallidum ist der Gegenspieler Das Telencephalon enthält myelinisierte Faserbahnen, die von
des Striatums und unterdrückt dab ei die motorische Hem- der Großhirnrinde ausgehend du rch da s Großhirnma rk zu an-
mung. Es steht mit den anderen Basalkernen über Trans- deren Regionen des Telencephalons gelangen. Diese Fasern
mitter funktionell in Verbindung. Dabei ist sein efferenter stellen Verbindungen mit subkortikalen Bereichen oder mit an-
Transmitter vor allem da s inhibitori sc he (hemmende) GABA. deren Rindenabschnitten her. Es können drei Typen von Faser-
Pallidum und Puramen werden aufgrundihrer Form zusam - bahnen im Großhirn untersc hi eden werden:
men als Lin se nkern (Nd. lentiformis) beze ichnet.
• Claustrum: Das Claustrum wird medial von der Capsula • Projektionsbahnen. Projektionsbahnen verbinden den Kortex
externa und lateral von der Capsula extrema begrenzt. Seine mit subkortikal gelegenen Hirnabschnitten. wie z. B. dem Rü-
Funktion ist noch nicht abschließend ge klärt. ckenmark oder den Basal kernen :
• Nd. subthalamicus: Der zum Diencep halon ge hörende Ncl. • Capsula interna: Sie enthält den größten Teil der Projektions-
subthalami cus (s. S. 41 ) dient vor allem der Hemmung von bahnen . Die Capsula internakann in einen vorderen Teil, das
Bewegungsimpulsen und nutzt dafür vor allem den Trans- Crus anterior, in einen mittleren Teil. da s Genu, und in einen
mitter Glutamat. hinteren Teil, das Crus posterior, unterteilt werden. Die ge-
• Substantia nigra: Die Substantia nigra ist eigentlich Teil des sa mte Capsula internawird lateral vom Nd. lentiformis be-
Mittelhirn s, wirkt aber ebenfalls auf die Basalgang Iien. Hier g ren zt. W ährend das Crus anterior medial vom Caput nuclei
caudati begrenzt wird, wird das Crus posterior medial vom
Thalamus begrenzt (Abb. 2.6). Folgende Faserbahnen verlau-
graue Substanz ----- Fissura longitudi nalis fe n durch die entsprechenden Abschnitte der Capsula interna:
der Hirnrinde cerebri - Crus anterior: Tractus frontopontinu s und Radiatio ante-
weiße Substa nz - -0""'"" rior thalami.
des Marklage rs
- Genu: Tractus corticonudearis (Pyramidenbahn ).
Ncl . caudatus
- - - Seiten- - Crus posterior: Tractus corticospinalis, Tractus cortico-
ve ntrikel pontini und Radiatio posterior thalami.
Caosula ~ S ulcu s • Capsula externa: Lage zwi sc he n Puramen und Clau strum.
in terna laterali s
• Capsula extrema: Lage latera l des Claustrums.
Se ptum ~"----fc---- lnsula
pellu cidum - - Capsul a
Pu ta men extre ma
Pallidum Ca psula externa
Claustrum
Abb. 2.5 Basalganglien im Frontalschnitt
JO 2 Zentrales Nervensystem (ZNS)

frontopontin e • Commissura anterior: Verbindung beider Temporallappen


Bahn und des olfaktorischen Systems.
Caput nuclei caudati • Commissura fornicis: Verbindung beider Hippocampi.

Nucleus { Putamen
lentiformis Pallidum FA ZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
,. Die Capsula internawird lateral vom Ncl. lentiformis
begrenzt.
,. Das Crus anterior wird medial vom Caput nuclei caudati
begrenzt.
,. Der Tractus corticospinalis verläuft im Crus posterior der
Capsula interna .
,. in der Capsula interna verlaufen u. a.: Tractus corticonuclea-
ris , Tractus corticospinalis , Tractus corticopontini und die
Radiationes thalami.

2.3 Diencephalon
2.3.1 Lage und Aufbau
Das Diencephalon (Zwischenhirn) liegt, wie der Name schon
sagt, zwischen dem Telence pha lon und dem Mesencephalon. Es
um gibt den dritten Ventrikel. Im Zwischenhirn werden Wahr-
Thalamus
nehmungsprozesse modifiziert (Thalamus), Kreislauf, Tempe-
ratur, Atmung und Stoffwechsel werden reguliert (Hypotha la -
hinterer Thalamusstiel
mus) und auch Teile der sog . .,Inneren Uhr" sind im Zwischen-
temporopontine Bahnen hirn loka li siert (E pitha lamu s). Das Diencephalon g lie dert sich in
Abb. 2.6 Horizontalschnitt der Capsula interna. fünf größere Einheiten:
• Thalamus
LERNTIPP ! • Epithalamus
• Subthalamus
Sowoh l die angrenzenden Strukturen der Capsula interna
• Hypothalamus
sol lten Sie benennen können als auch die Bahnen, die innerhalb
• Hypophyse.
der Capsula interna verlaufen. Zusätzlich ist es auch sinnvoll,
sich einzuprägen, we lche Kö rperregion auf welchen Bereich der
Capsula internaprojiziert (Abb. 2.6). 2.3.2 Thalamus
Der ova le Thalamus kommt in beiden Hem isphäre n vor. Diese
,. Assoziationsbahnen. Assoziations bahnen verbi nden einzelne Thalami der beide n Hirnhälften gre nze n an der Adhesio in-
Rindenfelder innerhalb der gleichen He misphäre miteinander. terthalamica aneinander und sc hli eßen de n dritten Ventrikel
Dicht beieinanderliegende Gyri werden über die Fibrae arcu- zwisc hen sic h ei n . Lateral wird der Tha lam us durch die Capsu-
atae breves miteinander verbunden, während weiter ausein- la in terna begrenzt. Die vielen Faserbahnen. die sic h zw ischen
anderliegende Rindenbezirke über die Fibrae arcuatae longae Kortex und Tha lamus erstrecken, werden a ls Radiatio thalami
verbunden werden . Wichtige Assoziationsbahnen sind: bezeichnet, s ie verlaufen durch die Capsula interna. Die Thala -
• Fasciculus longitudinalis superior (Fascicu lus arcuatus): mus fa serbünde l ( Radiatio thalami ) kann man nach ihrer Lage
Verbindung des Frontallappens mit den anderen Großhirn- unterteilen in einen vorderen, einen oberen , einen hinteren und
lappen. e inen unteren Thalamusstiel (s. Abb. 2.6 ).
• Fasciculus uncinatus: Verdindun g des Fronta llappe ns mit
dem Sch läfen Ia ppen . ,. Funktion. Alle wahrgenommenen In formatione n (z. B.
• Fasciculus longitudinalis inferior: Ver bindung des Te mporal - Schmerz. Te mp e ratur, Geschmack etc.) mü s sen e in e n Teil des
lappens mit dem Okzipitallappen. Thala mu s, den Palliothalamus, passieren . Daher wird der Tha -
• Cingulum (verläuft im Gyrus cing uli ): Verbindung des Fron- lamus auc h a ls .. das Tor zum Bewusstsein" bezeichnet. Die In-
ta ll appens mit dem Temporal Iappe n. formationen werden im Tha lamu s verscha ltet und an da s zu-
gehörige Kortexareal weitergeleite t . Dabei hat der Thalamu s
,. Kommissurenbahnen. Kommissurenbahnen verbinden die eine Art Filterfunktion, um eine Foku ss ierung auf bestimmte
Rindenfelder der rechten und der linken Hemisphäre miteinan - .. wi c hti ge " Rei ze zu ermög lichen und so ein e Rei züb erflutung
der. Wichtige Kommi ss urenbahnen sind : z u ve rhindern. Im Palliotha lamu s werd e n Sinnes informationen
• Corpus callosum (Ba lken): faserreichste Kommi ssurenbahn, vor Erreichen de s Kortex auf da s let zte Ne uron um ges chaltet.
die in der Tiefe der Fissura long itudinali s liegt und das Dach
der Seite nventrikel bildet. Forceps major: Ve rbi nd ung beider .. Thalamuskerne. Es können grundlegend zwei Arten von Tha -
Okzipital Iappen. Forceps min or: Verbindung be ide r Frontal - lam uskernen unterschieden werden, die s pe zifi sch en (Pa lli -
lappe n. ot ha lamu s) und die un spezifl sche n Tha lamu skern e . Die spezi-
fischen Thalamuskerne proji zie re n m it ihren Fa se rn direkt in
2.3 Diencephalon 41

definierte Kortexbereiche. Von dort empfangen sie gegenläufi- 2.3.4 Subthalamus


ge Faserbahnen. So istjedem spezifischen Kern ein bestimmter
Kortexbereich zugeordnet. Die unspezifischen Thalamuskerne Zwischen dem Thalamus und dem Hypothalamus befindet sich
(Truncothalamus) sind rindenunabhängig und tauschen Infor- der Subthalamus. Sein wichtigster Kern ist der Nd. subthalami-
mationen mit dem Hirnstamm, Zwischenhirnkernen und dem cus, der zu den Basalkernen gezählt wird . Er besitzt eine Regu-
Striatum aus. lationsfunktion für die Motorik und wirkt dabei überwiegend
Zu den spezifischen Thalamuskernen zählen: motorisch hemmend.
• Nd. medialis: Faserverbindung mit Frontallappen
• Nd. anterior: Faserverbindung mit Gyrus cinguli
2.3.5 Hypothalamus
• ventrale Kerngruppe: Faserverbindungen des Nd. ventralis
anterior et lateralis zum motorischen Kortex. Faserverbin- Der Hypothalamus dient der Steuerung von vegetativen Funk-
dungen des Nd. dorsalis zum sensiblen Kortex tionen und der neuroendokrinen Regulation . Er bildet den Bo-
• Pulvinar: Faserverbindungen zum Temporal- und Parietal- den des Zwischenhirns und ist über das lnfundibulum mit der
lappen Hypophyse verbunden. Der Hypothalamus umfasst eine Viel-
• Corpus geniculatum laterale: ist Teil der Sehbahn zahl von Kerngebieten, die zu einem großen Teil mit der Hypo-
• Corpus geniculatum mediale: ist Teil der Hör bahn. physe in Verbindung stehen. Unterteilen kann man die Hypo-
Der größte unspezifische Thalamuskern ist der thalamuskerne einerseits nach ihrem Markgehalt in markarm
• Nd. centromedianus: Faserverbindungen zum ARAS-System und markreich, andererseits nach ihrer topographischen Lage
der Formatio reticularis. (Abb. 2.8).
Folgende Kerne gehören zum Hypothalamus (topographi-
sche Einteilung):
2.3.3 Epithalamus
• vordere I<erngruppe: Ncl. supraopticus, Ncl. paraventricula-
Der Epithalamus liegt darso-kranial des Thalamus und besteht ris. Ncl. preopticus, Ncl . suprachiasmaticus.
aus folgenden Strukturen : • mittlere Kerngruppe: Ncll. tuberales,
• Epiphyse: Die Epiphyse hat viele Synonyme (Corpus pineale, • hintere Kerngruppe: Ncll. mammillares.
Glandula pinealis, Zirbeldrüse). Sie befindet sich am Hinter-
rand des 3. Ventrikels und direkt oberhalb der Vierhügelplat- ~ Vordere Kerngruppe.
te (Tectum). In unmittelbarer Nähe der Epiphyse befindet • Nd. supraopticus: Dieser Kern befindet sich oberhalb des N.
sich die V. magna cerebri, die durch eine Raumforderung opticus. Er produziert Vasopressin (ADH) und ist damit ein
(z. B. Epiphysentumor) komprimiert werden kann. Als Fol- neurosekretorischer Kern. Das hier produzierte Vasopressin
ge kann es zu einer Stauung der venösen Blutes im Gehirn sorgt für die Wasserrückresorption im Sammelrohr der Nie-
kommen. Die Funktion der Epiphyse ist die Melatoninpro- re. Es gelangt über axonalen Transport zur Neurohypophyse
duktion. Die Ausschüttung dieses Hormons unterliegt einer und wird dort freigesetzt.
zirkadiären Rhythmik, nachts wird vermehrt Melatonin aus- • Nd. paraventricularis: Dieser Kern befindet sich seitlich des
geschüttet. Für die Steuerung der Melatoninausschüttung dritten Ventrikels (paraventrikulär). Der Ncl. paraventricula-
steht die Epiphyse in enger Beziehung zum Nd. suprachias- ris produziert Oxytocin. Es gelangt ebenfalls über axonalen
maticus. der über den Lichteinfall in die Augen Informatio- Transport zur Neurohypophyse und wird dort freigeset z t.
nen darüber liefert, ob Tag oder Nacht ist. Oxytocin fördert die Uteruskontraktion und das Bindungs-
• Habenulae: Die Habenulae befinden sich an der Stelle, an der verhalten.
sich die Striae medullaresdes Thalamus zügelartig vereinen. • Nd. preopticus: Dieser Kern reguliert die Körpertemperatur,
Sie beinhalten die Nuclei habenulares (Zügelkerne). die an das Sexualverhalten und die Ausschüttung gonadotroper
der Vermittlung von Geruchsempfindungen aus dem Riech- Hormone in der Hypophyse.
hirn (über Ncll. septalesund die Regio preoptica) beteiligt • Nd. suprachiasmaticus: Dieser Kern befindet sich oberhalb
sind. des Chiasma opticum. Er spielt eine wichtige Rolle bei der
Regulation des zirkadianen Rhythmus (Schlaf-wach-Rhyth-

Cornmissura
anterior

''

Sinus sag itta lis


inferior Ncl. paraventriculari s -........__,
1
, V. cerebri interna Ncl. preopticus :::J -
~-~firl--- V. ce rebri ' \·~ -1----- Epiphyse
Ncl. supraopticus '~-~~
Chiasma opticum ~ 1[.. -" , ~ -------\
\ ~-\:::--,
_}_I-
Lamina
tec ti
1

Ncl. infundibularis --:--JJ:/ . \'...


Adenohypophy~ ) 1 /"' \
- Co nfluens
sinuurn
Ncll. tuberales
Neurohypophyse
=/ I
\\ p01 5
\ \',
\

Sinus occipitalis Corpus rnarnillare - - - \\ ,


(Ncl. marnillaris) \ \

Abb. 2.7 Lage der V. cerebri magna. Abb. 2.8 Hypothalamuskerne.


" \
42 2 Zentrales Nervensystem (ZNS)

mus). Um diese Funktion zu erfüllen, erhält er optische Affe- Hormone auf, die nun ihre regulatorisc he Wirkung an der Hy-
renzen von der Retina. Außerdem ist er eng mit der Epiphyse pophyse entfalten können.
verknüpft, die ebenfalls eine bedeutende Rolle bei der Regu-
lation der zirl<adiären Rhythmik spielt. ~ Neurohypophyse. Die Neurohypophyse befindet sich dorsal
der Adenohypophyse. ln ihr enden die Axone des Ncl . supra-
:f!.ERNTIPP ! opticus und des Ne!. paraventricularis. Die von diesen Kernen
Leicht verwechselt man die Funktionen der beiden folgenden gebildeten Hormone (Vasopressin und Oxytocin) gelangen über
Kerne, daher sei hier noch einmal erwähnt: axonalen Transport aus dem Hypothalamus in die Neurohypo-
~ Der Nd. supraopticus produziert überw iege nd Vasopressin physe. Hier werden sie bei Bedarf ins Blut abgegeben .
(ADH).
APROPOS
~ Der Nd. paraventricularis produziert überwiegend Oxytocin.
Vasopressin (ADH} wird vor all em nachts ausgeschüttet und sorgt so mit
seiner Wasserrückresorption u.a. dafür. dass gesunde Erwachse ne ohne
~ Mittlere Kerngruppe. Bettn ässen durchschlafen können .
• Ncll. tuberales: Diese Kerne befinden sich im Tuber cinere-
um und produzieren Releasinghormone. FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN
~ Die V. magna cerebri befindet sich in unmittelbarer Nähe der
~ Hintere Kerngruppe. Epiphyse.
• Ncll. mammillares: Diese Kerne befinden sich in den Corpo- ~ Die Striae medullares thalamiverbinden die Ncll. septales
ra mammillaria. Sie erhalten Afferenzen vom Hippocampus mit den Ncll. habenulares.
und sind über den Fasciculus mammillothalamicus (Vicq ~ Zu den Hypothalamuskernen zähl e n u. a.: Nd. supraopticus ,
d'Azyr) mit den anterioren Thalamuskernen verknüpft. Nd. paraventricularis. Nd. preopticus, Ncll. mammillares.
• Stria terminalis: Die Stria terminalis sind Bahnen, die vom .,. Der Nd. supraopticus produziert Vasopressin (ADH}.
Corpus amygdaloideum zum Hypothalamus ziehen und ~ Der Nd. suprachiasmaticus reguliert die zirkadiane Rhyth-
beide Strukturen funktionell miteinander verknüpfen. Diese mik.
Bahn ist an Stress- und Angstreaktionen beteiligt und ver- ~ Oie Stria terminalis verbinden das Corpus amygdaloideum
läuft bogenförmig um den seitlichen Rand des Thalamus. mit dem Hypothalamus.
• Fasciculus longitudinalis posterior: Diese Bahn, die auch als ~ An die Fossa hypophysialis gre nzen: Sinus sphenoidalis,
Schütz-Bündel bezeichnet wird. verbindet vegetative Zent- Sinus cavernosus, N. oculomotorius und Chiasma opticum .
ren von Hypothalamus und Hirnstamm miteinander.

2.3.6 Hypophyse 2.4 Mesencephalon


Die Hypophyse wird auch als Hirnanhangsdrüse bezeichnet. Sie Das Mittelhirn (Mesencepha lon ) befindet sich zwischen dem
wird in die Adenohypophyse (Hypophysenvo rderlappen) und Diencephalon und der Brücke (Pans). Es ist Teil des Hirnstamms.
die etwas kleinere Neurohypophyse (Hypophysenhinterlap- Das Mesencephalon setzt sich aus folgenden Strukturen zu-
pen) unterteilt. Die Hypophyse ist über das lnfundibulum mit sammen (Abb. 2.9):
dem Hypothalamus verbunden. Am lnfundibulum ist die Hy- • Tectum: enthält jeweils zwei Colliculi superiores und Colli-
pophyse aufgehängt und befindet sich dabei in der Fossa hypo- cu li inferiores.
physiali s der Sella turcica. An die Fossa hypophysialis grenzen • Tegmentum: Hier befinden sich Substantia nigra. Nd. ruber
folgende Strukturen : und Aquaeductus cerebri (Aquaeductus mesencephali).
• Sinus sphenoidalis (seitlich der Hypophyse), • Crura cerebri: große Faserbündelmit zah lreichen Bahnen
• Sinus cavernosus (kaudal der Hypophyse), (u.a. Pyramidenbahn).
• N. oculomotorius (seitlich der Fossa),
• Chiasma opticum (vorne oberhalb der Hypophyse). ~ Tectum. Tectum heißt übersetzt Dach. Es handelt sich also um
da s Dach des Mittelhirns, welches sich jedoch keinesfalls oben
... Adenohypophyse. Die Adenohypophyse entsteht embryolo- befindet, wie es von einem Dach z u erwarten wäre, sonde rn
g isch aus der Rathke-Tasche. Sie bildet glandotrope Hormone dorsal. Das Tectum besteht aus der Vierhügelplatte (Lamina
und Effektorhormone. Glandotrope Hormone stimu lieren in quadrigemina), die durch die vier Hügel der Colliculi gebildet
peripheren Hormondrüsen die Au sschüttung effektarischer wird . Dabei werden die zwei oberen Collicu li a ls Colliculi su-
Hormone. Zu den glandotropen Hormonen gehört z. B. das TSH , periores und die zwei unteren Colliculi a ls Collicu li inferiores
welches in der Schilddrüse die Ausschüttung von T3 und T4 be- beze ichnet. Oie Colliculi superiores gehören also ebenso zum
wirkt. Effektorhormone wirken hingege n direkt auf periphe- Teeturn wie die Colliculi infe riores.
re Orga ne. Ein Effektorhormon ist da s Prolaktin, welches die • Die Colliculi superiores sind ein optisc hes Refl exze ntrum.
Milchbildung in der Mamma bewirkt. Sie diene n der schnellen Foku ss ierun g d er Au ge n auf ein
Die Aussc hüttung von Hypophysenhormonen untersteht der Objekt, sind Teil des Lid sc hlussreflexes und dienen der Ori-
Regulation von Releasing- und lnhibiting-Hormonen des Hy- e ntierun gs bewegung von Auge n und l<opf. Die Colliculi su-
pothalamus. Hierfür werden die Hypothalamushormone in da s pe riores ha be n Verbindungen zu den Hirnnerve nker ne n de r
sog. hypothalamo-hypophysäre Pfortadersystem abgege ben. Au ge nmotorik, zur Sehrinde, z ur Hörrind e und zum Co rpu s
Di e Rel eas inghormone gelangen nun vom 1. Kapillargebi et über ge nic ul atum laterale.
di e Portalgefäße in da s 2. Kapillarge biet, w e lches sich inne rhalb • Die Colliculi inferiores sincl ein ak ust isc hes Re fl exze ntrum .
der Ade nohypophyse befindet. Dieses eigene Pfortade rsystem Sie di e ne n a ls Um scha ltstation cle r Hö rbahn und ha ben
der Ad enohypophyse (tuberoinfundibu lä res System) nimmt die
2.5 Pons 43

Verbindungen z ur Hörrind e und z um Corpus ge niculatum Formatio reticu laris


medial e. Tractus Ncl. n. ocu lomotorii
occipito-
temporopontinus Aq ueductu s mesencephali

f
Collicu li Superiores
Welche Co ll icu li erfüll en visuelle und we lch e ak ustische Funktio-
\ ~::~ }Jectum
~' }~~~~entum
ne n? Sie könne n es sich e infa ch so me rken : Die Augen befi nde n
sich etwas höher als d ie Ohren. Demz ufolge hab e n also die Col-
li culi superiores (die .. hö here n" Colliculi) eine visuelle Funkt ion
und di e Co lli culi inferiores ein e ak ustische Funktion.

~ Tegmentum. Das Tegmentum befindet sich direkt ventral des Crus


Tectums. Es beste ht aus fol ge nde n Strukturen:
• Nd. ruber: Dieser Kern hat seinen Namenaufgrund seiner
Tractus
rötlichen Farbe, die durch einen hohen Eisengehalt verur- corticospinali s
sacht wird. Der Ncl. ruber ist innerhalb der lncisura tentorii
gelegen, di e durch den Okzipitallappen und die beiden Tractus / / Ncl. ruber
corticonuclearis T t
Kleinhirnh älfte n entsteht. Funktionell ist er Bestandteil des rac us
frontopo ntinu s
extrapyramidalen Systems und besitzt u. a. Ve rbindunge n
zum motorische n Cortex, z u den Kleinhirnkernen und zu Substantia
nigra
de n Collicu li s upe riores . Substantia grisea
• Substantia nigra: Aufg rund des hohen Melaningehalts centralis
besitzt sie ei ne dunkle Färbung, die ihr ihren Namen einge- Abb. 2.9 Querschnitt durch das Mesencephalon in Höhe der Colli-
bracht hat. Unte rtei le n lässt sich die Substantia nig ra in eine culi sup eriores.
Pars compacta und eine Pars reticularis. Die Pars compacta
besitzt dopaminerge Neurone, die u. a. mit dem Striatum FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
in Verb indung s te hen. Diese Verb indung zwi sc hen Pars ~ Strukturen des Mesencephalon sind: Colliculi superiores
compacta und de m Striatum wird über d ie dopaminergen und infe riores, Substantia nigra, Nd. ruber. Aquaeductus
Faserrn des Tractus nigrostriatalis herges tell t. Im Striatum mesencephali, Faserbündel mit za hlreich en Bahnen.
wirkt da s Dopa min vorwiegend motoris ch hem me nd. Genau ~ Die Colliculi superiores gehören zum Tectum .
wie de r Ncl. rube r ist auch die Substantia nigra Teil des ext- ~ Der Nd. ruber befin det sich in de r lncisura tentorii.
rapyra midalen Systems. ~ Die Pars compacta besi t zt dopaminerge Neurone, die
• Aquaeductus cerebri: Er verbindet den dritten mit dem vier- Verbindung zum Striatum haben.
ten Ventrikel und enthält Liquor. Um den Aquaeductus cere- ~ Dopaminerge Fasern führen durch de n Tractus nigrostriata-
bri herum ist die Substantia gr ise um centrale a ngeordnet. lis von der Pars compacta zum Striatum.
• Substantia griseum centrale (ze ntrales Höhl e ngrau ): Sie ~ Die Ncll. tegmentalesdienen de r dopaminergen Inn e rvation
enthält Bahnen, die Schmerze n hemmen können , und ist des Nd. accumbens und des anterioren frontalen Cortex.
Um sc haltstatio n der Rapheke rn e und des Ncl. cae ruleu s. ~ Die Pyramidenbahn verläuft du rch da s Crus cerebri und
• Ncll. tegmentales: Diese Nervenkerne befinde n sich inner- beste ht aus Tractus corticospinalis und Tractus corticon ucl ea-
halb de s Tegm e ntum und dienen der dopaminergen Inner- ris .
vation des Nd. accumbens und des anterioren frontalen
Cortex.

LERNTIPP - - ! 2.5 Pons


Dass der Tractus nig rostriatalis dopa min erge Fasern enthä lt, Der Pans (Brücke) verdankt seinen Namen sei ner brückenar-
können Sie sich le icht aus sein e m Namen ableiten. Der Worttei l tigen Vorwölbung. Er wird kranial vom Mesencephalon u nd
"nigro" kommt von Substa nt ia nigra und diese produziert, wie kaudal von der Medulla oblongata begrenzt. Der Pans lässt sich
wir wisse n, Dopamin. Auch der Verlauf lässt sich nun leic ht her- in die Brückenhaube (Tegme ntum pontis) und den Brückenfuß
leite n, denn .. stria tali s" ste ht für das Striatum , also verbindet (Pars basil aris o de r Pars anterior pontis) unterteil e n . Die Brücke
dieser Tractus die Substantia nigra mit dem Striatum . ze ig t eine ausgeprägte Querstreifung durch qu erlaufende Fa-
sern (Fibrae pontis transversae. Des Weite ren lasse n sic h vie le
kleine, diffu s im Tegmentum verteilte weißliche Ke rne (Nuclei
~ Crura cerebri. Die beide n g roße n myelinisierten Faserstränge, pontis) und da s Corpus trapezoideum erkennen (Abb. 2.10). Das
die sic h ventral a m Mittelhirn befinden, werden als Cru ra cere- Corpus trapezoideum entsteht d urch das Überkreuzen der Hör-
bri (Hirn sche nke l) beze ic hn et. Zwisc he n ihn en liegt di e Fossa bahn.
inre rp edu nc ul ar is, die a n ihre m Boden charakte ri s t isc he Perfo- Im Pons befinden sic h folgende vi e r Hirnn e rve nker ne (Fu nk-
ratio nen au fw eist: die Substantia perforata posterior. tion in Klammern):
Durch die Crura cerebri (Abb. 2.9} verlau fe njewe il s folgende • Nd. motorius n. trigemini (I<a umu skula tur)
Ba hn en : • Nd. principalis n. trigemini (Ber ührun gsempfi ndungen im
• Tractus frontopontinus (ga nz m edial ) Gesicht)
• Pyramidenbahn (m ittig): beste ht au s Tract us corricos pinali s • Nd. n . abducentis (A ugenb eweg ung)
und Tractu s corticonuclea ri s • Nd. n. facialis (Gesic hts mu sk ul atu r).
• Tractus occipitotemporopontinus (ga nz lateral).
44 2 Zentrales Nervensystem (ZNS)

Durch die Lage dieser Hirnnervenkerne und einiger weiterer FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
Bah nen, die durch die Pans verlaufen, kann es bei ei ner Schä-
,. Bei Schädigung des kaudalen Pons kann es zu m Ausfal l von
digung auf Höhe des Pans zu Ausfä llen im Bereich der entspre-
Gesichtsmuskulatur und Augenbewegung auf de r ipsilatera-
chenden Hirnnerven komme n. So verlaufe n im Pans u.a. auch
len und der Motorik auf der kontra latera len Seite kommen.
der N. facialis . der N. abducens und die Pyramidenbahnen. Eine
" Die Fibrae pontis transversae verbinden die Nuclei pontis
Schädigung der Pansbahnen kann daher entsprechend den ge-
funktionell mit dem Kleinhirn.
na nnten Nerven den Ausfall der Gesichtsmuskulatur. der Au-
genbewegung und der Körpermotorik zur Folge haben. Wird "' Im Pons befindet sich das übergeordnete Miktionszentrum .
z. B. der kaudale Pons auf der rechten Seite geschädigt, so re-
su ltieren eine Abducens- und eine Fazialisparese rechts sowie
ei ne Hemiparese links. Dies kommt dann vor. wenn die Schä- 2.6 Medulla oblongata
digung oberhalb der Pyramidenbahnkreuzung liegt, die je-
weiligen Hirnnervenkerne der ipsilateralen Seite jedoch schon Medulla oblongata heißt übersetzt .. verlängertes Mark". Damit
betroffen si nd. wi rd der Tatsache Rechnung getragen, dass sie direkt ans Rü -
Weitere wichtige Strukturen des Pans sind (Abb. 2.10): ckenma rk ansc hließt. Die Medulla oblongata ist jedoch mehr
• Nd. caeruleus: Dieser Kern ist Te il des Tegmentum pontis als nu r ein verlängertes Rücken mark, denn hier befindet sich
und li egta mBoden der Rautengrube. Aufgrund eines hohen eine Vi elza hl von neumnalen Um schaltstat ionen und Nerven-
Gehalts von Pigmenten schimmert der Ncl. caeruleu s etwas kernen. Unterha lb der Medull a oblongata schließt sich das Rü-
bläulich. Sein wichtigster Transmitter ist das Noradrenalin. ckenmark an, oberhalb befindet sich der Pons und dorsa l befin-
• Colliculus facialis: Hierbei handelt es sich um ei ne kleine det sich das Cerebellum. Zw ischen Pans und Cerebellum befin-
paramedian liegende Erhöhung. An dieser Stelle zie hen Fa- det sich ein Tei l des vierten Ventrikels und der Rautengrube.
sern des Ncl. n. Faciali s bogenförmig um den Ncl. n. abducen- Die Medulla oblongata lässt sich in drei große Strukturen
ti s. Der bogenförmige Verlaufwird a ls inneres Fazialisknie gliedern (Abb. 2.11 ):
(Gen u internum n. Faciali s) bezeichnet. Das äußere Fazialis-
knie (Gen u extern um n. Facialis) befindet sich im Os tempo- ,. Tegmentum. Das Tegment um befindet sich dorsal an der Me-
rale und beinhaltet das Ganglion ge ni cu li (s. S. 18). dulla oblongata. Es enthält die Rap he-Kerne sowie den Ncl. gra-
• Fibrae pontis transversae: Diese liegen innerhalb des Brü- ci li s und den Ncl. cuneatu s:
ckenfußes und sind quer verlaufende Fasern. Die Fibrae • Raphe-Kerne: Die Raphe-( .. Naht")Kerne befi nden sich un-
pontis transversae kreuzen in der Brücke zur Gegenseite mittelbar seitlich der mittleren Naht, di e beide Hirnhälften
und verbinden die Nuclei pontis funktionell mit dem Klein- teilt. Der wichtigste Transmitter der Raphe -Kerne ist da s
hirn . Dabei verlaufen sie innerhalb des Pedunculu s cerebel- Serotonin. Mit diese m Transmitter spielen die Raphe-I<erne
lar is medius und spielen vor allem bei der Verarbeitung von ei ne wichtige Rolle bei der Sc hmerzhemmung und stehen
Bewegungsentwü rfen eine wesentliche Rolle. dabei mit dem Hypothalamu s und dem limbisehen Sys tem
• Pyramidenbahn: Sie verläuft innerhalb des Brückenfußes in Verbindung.
und enthält motorische Fasern. • Nd. gracilis et cuneatus: Beide Nuclei sind durch klei ne
Neben der Leitung und Umschaltung zah lre icher Bahnen im Erhebu ngen an der Rückseite der Medulla oblongata zu er-
Pans befindet sich hier auch das übergeordnete Miktionszent- kennen. Sowoh l der Ncl. gracilis als auc h der Ncl. cuneatus
rum. Es wird durch Dehnungsreize der Harnblase aktiviert und erhalten ungekreuzte Afferenzen aus den Hinterstrang-
ka nn in der Folge die Miktion auslösen. bahnen , die aus Fasciculus gracili s und Fasciculus cu neatus
bestehen. Beide Nuclei sind also eine Art Schaltstation der
Hinterstrangbahnen. Die sens iblen In for mationen werden
hier vom 1. Neuro n auf das 2. Neuron umgescha ltet und

Ncl. salvatorius superior Abb. 2.10 Querschnitt durch den Pons.


Nc l. vestibularis Links sind Kern gebiete dargestellt, rechts
I Nd. n. abd ucentis Leitun gsbahnen.
Nd. n. facial is

;;;;;;;;;;~---'<---- Genu internum n. facialis


- -+-- - Fasern des N. facia lis
Tegrnentum pontis .:;;--+ - - Trac tus spinalis n. trigemini
- - - + - --'-.- - Lemniscus rn edialis
2.7 Bahnen und Reflexe des Hirnstamms 45

Ncl. tractus solitarii Abb. 2.11 Querschnitt durch die


Ncll. vestibulares Ncl. dorsalis n. vag i Medulla oblongata. Links si nd Kernge-
biete dargestellt, rechts Leitungsbahnen .
Ncl. cuneatus \ Ncl. n. hypoglossi

Ncl. spinans \ IV. Ventrikel


n. tng em1n1

. ~~~.
'\ /\/
I _,,..,,_ ' \'_....+,
..._, \.
Fasciculus longitudi-
nalis medialis - - - - 1 -- -F-- 'i---- - - Tractus spinalis n. trigem ini
Raphel<erne -----'c:----=='-7~---tl
Ncl. ambiguus ------\,---~
Tractus spinocerebell aris
posterior
Olivaris medialis ----+- --:,. . .::::::.._-=-=
Olive - - - - - - - - 1 --

gelangen über den Thalamus zum Cortex. Diese Elferenzen FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN .)C
aus Nd. cuneatus und Ncl. grac ilis werden dabei über den
.,. Der Transmitter der Raphe-Kerne ist Seroton in .
Lemniscus medialis geleitet. Der Ncl. grac ili s erhält sensible
.,. Der Nd. cuneatus:
Informationen des Lumbal- und Sakralbereichs. der Ncl.
- befindet sich in der Medulla oblongata
cuneatus hingegen aus dem Thoraka l- und Zervikalbereich.
- erhält ungekreuzte Afferenzen aus dem Hinterstrang
- ist die Schaltstation der Hinterstrangbahn und
... Olive. Der Kernkomplex der Olive besteht aus dem Ncl. oliva-
- sendet Elferenzen über den Lemniscus medialis .
ris. Er ist so groß, dass er zu einer Vorwölbung an der Medulla
.,. Der Olivenkomplex dient u. a. dem Richtungshören .
oblongata führt, die aufgrund ihrer Form als Olive bezeichnet
wird. Funktionell dient die Olive vor allem der Koordination
und Feinabst immung von Bewegungsabläufen. Dafür ist die
Olive eng mit dem Kleinhirn verknüpft. Beispielsweise werden 2.7 Bahnen und Reflexe
Bewegungsinformationen. die das Kleinhirn verlassen, über des Hirnstamms
die Olive zurück zum Kleinhirn gesc hi cl<t. damit das Kleinhirn
seine zuvor gesendeten Informationen selbst überprüfen kann Alle Informationen, die aus der Peripherie kommen und zum
(eine Art feedbacksystem). Auch Informationen über den Bewe- Großhirn geleitet werden, müssen den Hirnstamm durchque-
g ungszustand des Körpers werden über die Olive an das Klein- ren. Hier befindet sic h daher eine Vielzahl von wichtigen Bah-
hirn vermittelt. Neben diesen Aufgaben ist der Olivenkomplex nen. zu denen folgende zählen (s. auch Tab. 2.1) :
auch Teil der Hörbuhn und ist dabei vor a llem am Richtungshö-
ren beteiligt. • Formatio reticularis. Die Formatio reticularis erstreckt sich
vom Zw ischenhirn bis hinunter zum Rückenmark. Sie befin-
det sich dabei im Tegmentum des Hirnstamms und besteht
Stellen Sie sich vor, wie Sie mit verbundenen Augen e in e Olive aus gra uer Substanz. Die Formatio reticularis beschreibt keine
in e in Glas Martini fallen hören und dabei zielsicher die Richtung abgrenzbare Struktur, sondern ein funktionelles System mit
benennen können, aus der das Geräusc h kam. Für dieses Rich- diffuser Gestalt. Teil dieses Systems sind auch die Raphe-Kerne
tungshören ist di e Ol ive (Nd. olivaris) in de r Medulla ob longata mit dem Transmitter Serotonin und der Ncl . caeruleus mit dem
verantwortli ch (nicht die im Martini-Glas), was Sie sich jetzt Transmitter Noradre nalin. funktionell dient die Formatio reti-
sicher gut merken können. culari s der polysynaptischen Verschaltung der Hirnnervenker-
ne und enthält za hlreiche Zentren:
.,. Pyramis. Ba sa l in der Medulla oblongata verlä uft die Pyrami- • Brechzentrum: Lage in der Area postrema am unteren Ende
denbahn . Sie ve rursacht ebenfalls eine Vorwölbung, die sich der Rautengrube. Es erhä lt Afferen ze n aus dem Magen-
medial der Oli ve befindet. Diese Vorwölbung wird als Pyramis Darm-Trakt und von den Vestibulariskernen, kann aber
bezeichnet. auch durch erhöhten Hirndruck, Noxen im Blut und Druck-
schwankungen im vierten Ventrikel akt iviert werden .
• Atemzentrum: Lage in der Medulla ob longata.
• Kreislaufzentrum: Lage in der Medulla oblonga ta .
• Weckzentrum (ARAS ): Lage in der gesamten Formatio reti-
culari s. Es dient der Steuerung der Aktivität und Wahrneh-
mungsfähigkeit des ZNS. Zu den aktivierenden Reizen gehö-
46 2 Zentrales Nervensystem (ZNS)

Tab. 2.1 Zusammenfassung: Bahnen des Hirnstamms


Name der Bahn Verlauf Funktion

Formatio reticularis im Tegmentum des Hirnstamms (von Zwi- Brechzentrum (Area postrema), Atemzent-
schenhirn bis Rückenmark) rum , Kreislaufzentrum, Weckze ntrum (ARAS)
Fasciculus longitudinalis medialis zwischen Mesencephalon und Medulla oblon- Vestibulo-okuläre Reflexe (Verbindung Vesti-
gata bularorgan- Augenmuskelkerne). Verbindung
der Augenmuskelkerne
Fasciculus longitudinalis dorsalis (Schütz- zwischen Hypothalamus und Hirnstamm Verknüpfung des Hypothalamus mit dem
Bündel) Körper
lemniscus lateralis zwischen Ncll. cochlearesund Colliculi inferi- Teil der Hörbahn
ores (Mesencephalon)
lemniscus medialis vom Mesencephalon (lateral des Nd. ruber) Verbindung von Ncl. gracilis et cuneatus mit
zum Thalamus dem Thalamus; enthält die Trigeminusbahn
und den Tractus spinothalamicus
Tractus tegmentalis centralis (zentrale Teil des extrapyramidal-motorischen Sys-
Haubenbahn) tems; Verbindung zu den Basalganglien
--------~-----------------------------------------------------------------------

renvor allem Akustik- und Schmerzwahrnehmungen. Die "'" Hirnstammreflexe. Eine wichtige Funktion. die der Hirn-
Aktivierung des ARAS bewirkt über efferente Projektionen stamm erfüllt, ist der Schutz des Auges über sog. Hirnstammre-
zum Thalamus die Aktivierung des gesa mten Kortex: Der flexe. die über die Hirnnerven geleitet und verschaltet werden:
Körper wird in einen aufmerksa men Zustand versetzt. • Kornealreflex: Im Rahmen des I<ornealreflexes gelangt die
sensible Information (z. B. Fremdkörper am Auge) afferent
"'" Fasciculus longitudinalis medialis. Der Fasciculus longitu- über denN. nasociliaris des N. ophthalmicus zum Trigemi-
dinali s medialis erstreckt sich zwischen Mesencephalon und nuskern im Hirnstamm. Hier wird der Impuls verschaltet
Medulla oblongata. Seine Aufgabe ist die Verknüpfung der und erreicht den motorischen Faziali skern. Der N. facialis
verschiedenen Hirnnervenkerne. So verknüpft der Fasciculus leitet nun das motorische Signal zur mimischen Muskulatur
longitudinalis medialis das Vestibularorgan mit den Augen- im Augenbereich. so dass der schützende Lidschluss erfolgt.
muskelkernen und ermöglicht so vestibulo-okuläre Reflexe. Die Tränendrüse wird ebenfalls vom N. facialis innervien. so
Des Weiteren verknüpft er die einzelnen Augenmuskelkerne da ss gleich zeitig die Tränensekretion stimuliert wird.
untereinander und ermöglicht so eine sinnvolle Koordination
der Bulbusbewegungen. LERNTIPP . I . . ., • !
Weg des Kornealreflexes: Kornea-+ N. nasociliaris-> N. ophthal-
"'" Fasciculuslongitudinalis dorsalis. Der Fasciculus longit udina- micus -> N. trigeminus-> Trigeminuskern -> Faszialiskern -+ N.
lis dorsa lis wird auch als Schütz-Bündel bezeichnet. Er verbin- fa cial is-> M. orbicularis oculi (Lidschluss).
det Bahnen zwischen dem Hypothalamus und dem Hirnstamm .
Dadurch wird eine Art Rückkopplungssystem erzeugt, in dem • Pupillenreflex (Abb. 2.12): Optische Signale des N. opticus
der Hypothalamus auf die inneren Signale des Körpers mit einer zweigenvon der Sehbahn frühzeitig ab und gelangen über
Aktion (z. B. Atemfrequenzsteigerung) reagieren kann . eine direkte Bahn zur Prärektalregion (afferenter Schenkel).

.. lemniscus lateralis. Der Lemni scus laterali s ist ein Teil der
Hörbahn und erstreck t sich von den Ncll. cochlearesder Medul-
la oblongata bis zu den Colliculi inferiores des Mesencephalons .

~~> lemniscus medialis. Der Lemniscus medialis liegt im Me-


sencephalon lateral des Ne!. ruber. Es handelt sich um eine
Faserbahn sensibler Informationen . Der lemniscus medialis
enthält Axone vom Ncl. gracilis und vom Ncl. cuneatus. Diese
beiden Kerne verbindet er mit dem Thalamus. Weitere Bahnen
des Lemniscus medialis sind der Tractus sp inothalamicus ante-
rior et lateralis und die sensible Trigeminusbahn.

"'" Tractus tegmentalis centralis. Der Tractus tegmentali s cen-


tralis wird auch als zentrale Haubenbahn bezeichnet. Er ist die
wichtigste absteigende Bahn des extrapyramidal-motori schen
Systems und verläuft zw ischen Mesencephalon und unte re r
Olive. Funktionell steht er in engem Kontakt zu den Basalker- Nuclei accessorii
n. oculomotorii
ne n (u.a. zum Striatum und Pallidum). Corpus Area pretectalis
geniculatum
mediale
Abb. 2.12 Pupillenreflex.
2.8 Cerebellum 47

Nach Um schaltung in der Prärektalregion erreicht das Sig- APROPOS


na l den Ncl. accessorii n. oculomotoriu s. Von dort gelangen Katzen besitzen ein verhältni smäßig großes Kle inhirn . Die ses ermöglicht
ihnen. ihre Bewegungen sehr gut zu koo rdinieren, wesha lb Katzen bei ei nern
parasympathisc he Fasern über das Ganglion ci liare zum
Spru ng auch au s größerer Höhe fa st imrner sich er auf ihren Pfoten land en.
M. sphincter pupillae (effe renter Schenkel), woraufhin sich
die Pupille verengt. Dabei erfolgt die Ve rengun g der Pupille Das Kl einhirn lässt sich in ei nen Rindenbereich (Cortex cerbel-
ko nsensue ll. Un ter dem .. kon se nsuellen Pupillenreflex" ver- li ) und ei nen Markbereich (Corpus medullaris) unterteilen . Im
steht man die gleichze itige Verengung beider Pupillen bei Mark befinden sich u. a. auch die Kleinhirnkerne.
Beleuchtung von nur einem Auge. Reag ieren die Pupillen bei
einem Lic htreiz nicht konsensuell, so ist dies ein Hinweis .. Fissuren und Lobulierung. Das Cerebellum besteht aus folgen-
auf eine Parese des ipsilateralen N. oculomotorius. Kann den drei Kleinhirnlappen:
die konsensuelle Reaktion allerdings durch Beleuchtung • Lobus anterior cerebelli
des kontralateralen Auges ausgelöst werden (Efferenz so- • lobus posterior cerebelli
mit intakt), deutet dies auf eine Schädi gu ng des affere nten • Lobus flocculonodularis .
Schenkels (ipsilateraler N. opticus) hin. Der Lobus anterior cerebelli wird vom Lobus posterior cerebelli
durch die Fissura prima abgeteilt. Durch die Fissura posterola-
LERNTIPP ! teralis wird der Lobus flocculonodularis abgeg renzt.
Weg des Pupillenreflexes: Lichtreiz auf Retina --+ N. opticus--+
Prärektalregion __, Ncl l. accessorii n. ocu lomotori us __, N. oculo- 2.8.2 Funktionelle Gliederung
motorius--+ Ga nglion ci liare--+ M. sphi ncter pupillae (P up ill enver-
engung). Das Kleinhirn lässt sich funktionell in drei Teile einteilen:
• Das Spinocerebellum besteht vor allem aus dem Lobus an-
terior cerebelli . Es erhält Impu lse aus dem Rückenmark, die
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X überwiegend Informationen zur Stellung der Extremitäten,
.. Das Brechzentrum befindet sich in der Area postrema . des Rumpfes und über die Muskelspannung umfassen .
.. Der Fasciculus longitudinalis medialis verk nüpft das Vestibu- • Das Pontocerebellum besteht vor allem aus dem Lobus
larorgan mit den Augenmuskel kernen. posterior ce rebelli . Es erhält über den Pa ns motorische In-
.. Der lemniscus medialis enthält Axone des Nd. gracilis und for ma tionen aus dem Großhirnkortex und gewä hrleistet die
Nd. cuneatus. motorische Koordination und Feinabstimmu ng.
.. Afferenzen des Kornealreflexes werden über den N. nasocili- • Das Vestibulocerebellum besteht vorwiegend aus dem La-
aris geleitet. bus flocculonodularis . Es ist eng mit dem Vestibularapparat
.. Reagieren die Pupi llen bei einem Lichtreiz nicht konsensuell , verknüpft und dient der Sicherstellung motorisch sinnvoller
so ist dies ein Hinweis auf eine Parese des ipsilateralen N. Abläufe.
oculomotorius . Bei einer selektiven Schädigung des Pontocerebellums kön nen
.. Ist die ko nsensuell e Reaktion durch Lichtreiz am ipsilatera len als mögliche Symptome eine Adiadochokinese. Sc hwie rigkei-
Auges nicht aus lösbar, am kontralateralen Auge aber aus lös- ten beim Neuerlernen motorischer Tätigkeiten, gestörte Be-
bar, liegt die Läsion vermutli ch im ipsilateralen N. opticus . wegungsabläufe und Sprechstörungen auftreten. Die Haltung
des Rumpfes bleibt dabei meist inta kt, da diese über das Spina-
cerebellum koordiniert wird.
2.8 Cerebellum
2.8.3 Kleinhirnkerne
Das Kleinhirn bzw. Cerebellum befindet sich in der hinteren
Schädelgrube. Pons und Medulla oblongata liegen unmittelbar Im Ma rk des Kleinhirns lassen sich vier Kerne unterscheiden,
vor dem Kleinhirn. Überdacht wird es vom Tentorium cerebelli, die jeweils paarig vorkommen. Von latera l nach medial sind die
einem Anteil der Duramater (Duraduplikatur), das es vom Ok- Kleinhirnkerne wie folgt angeordnet (Abb. 2.13):
zipita llappen des Großhirns trennt. An der Unterseite des Klein- • Nd. dentatus (Zahnkern )
hirns befindet sich der vierte Ventrikel, der durch die Kleinhirn - • Nd. emboliformis (Pfropfenkern)
segel (Velum medullare) abgegrenzt w ird . • Nd. globosus (Kugelkern)
• Nd. fastigii (Dach kern).

2.8.1 Aufbau ~ LERNTIPP !


Das Cerebellum beste ht, ge nau wie das Großh irn, aus zwei He- Prägen Sie sich mithilfe der Abbi ldung die Anord nun g bzw. Lag e
misphären . Diese beiden Kle inh ir nhälften werden durch den de r einzelnen Kleinhirnkerne gut ein. Die Namen der Kerne
Kleinhirnwurm (Vermi s ce rebelli) miteinander verbunden. haben ja glücklicherweise sehr anschauliche Namen.
Über die Kl einhirnstie le (Pedunculi cerebel li ) ist das Kleinhirn
mit dem Hir nstam m verbunden. Die Kleinhirnst iele entha lten
Ba hnen. die für de n efferenten und affe renten Informationsaus- 2.8.4 Kleinhirnstiele
ta usch m it dem Kl einh irn so rge n. Das Cerebellum enthält mehr
a ls die Hälfte all er Ne urone des ZNS und ist ein wichtiges mo- Alle efferenten und affere nten Informationen des Klein hirn s
torisches lntegrationsorgan . Das bedeutet. dass im Cerebellum müssen gru ndsätzlich durch die Kleinhirn stiele (Pedunculi ce-
ke ine eigenständigen Beweg unge n ge neriert werden, so ndern rebellares) verlaufen. Diese verbinden das Kleinhirn mit dem
vielmehr motori sche Informationen verrechnet und koordi- Hirnstamm fu nktionell. Man unterscheidet auf beiden Seiten
niert werden. des Hirn sta mm s drei Pedunculi. Während der Pedunculus ce-
48 2 Zentrales Nervensystem (ZNS)

Peduncu lus cerebri Tab. 2.2 Bahnen der Kleinhirnstiele


Corpus medu llare Nucl eus globosus Pedunculus cere- Pedunculus cere- Pedunculus cere-
Nucleus Nucleus dentatus bellaris superior bellaris medius bellaris inferior
fastigii
Cortex cerebellaris Tractus spinocerebella· Tractus ponto cerebel· Tractu s spinocere bell a-
ri s anterior laris ris poste rior
Nucleus
emboliformis Tractus cerebellothala- Tra ctus vestibulocere-
micu s bellaris
Tractus cerebellorubralis

Hier ist es wichtig zu wissen, dass das Spinacerebellum Impulse


aus dem Rückenmark erhält und d iese über den cerebellaren
Kortex , Kleinhirnkerne, zum Thalamus und dann an den motori-
schen Ko rtex weiterleitet.

~Pedunculus cerebellaris medius.


Abb. 2.13 Kleinhirnkerne (H orizontalschnitt). • Tractus pontocerebellaris: Hierbei handelt es sich um eine
afferente Bahn. die eine direkte Verbindung zwischen Ce-
rebellum und Pons herstellt. Diese Bahn leitet Impulse des
motorischen Kortex .

~Pedunculus cerebellaris inferior.


• Tractus spinocerebellaris posterior: Es handelt sich um
eine afferente Bahn, die zum Spinacerebellum zie ht und der
Vermittlung propriozeptiver Signale dient. Der Urs prung des
Tractus spinocerebellaris posterior lieg t im Nucleus thoraci-
cus (Stilling-Ciarke).
• Tractus vestibulocerebellaris: Diese Faserbahn ist ebenfalls
afferent und verbindet die Ve s tibulari s kerne mit dem Vesti-
bulocerebellum.
Pedunculus
:-1--1'-"'liiF--- - -inferior

Das IM PP fragt hier primär danach, welch er Tractus in welchem


Pe dunculus verläuft. Sie sollten also je d em Tractus d en e ntsp re-
chenden Pedunculus zuordn e n kö nn e n. Zur Übersicht sie he Tab.
Abb. 2.14 Kleinhirnstiele. 2.2.

rebellaris medius und der Pedunculus cerebellaris inferior nur FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
über afferente Bahnen verfügen, enthält der Pedunculus cere- .. Das Spinecerebellum e rhält Impulse aus dem Rücke nma rk.
bellaris superior überwiegend efferente Fasern. Im Folgenden .. Bei einer se le ktiven Sc häd igung des Pontocerebellums bl e ibt
werden die einzelnen Kleinhirnstiele mit ihren Bahnen darge - di e Rumpfhaltung me ist intakt, da diese über das Spin ace re-
stellt (Abb. 2.14): be llum koordiniert wird .
.. Der Nd. dentatus ist d er a m weitesten latera l gelegene Klein-
~Pedunculus cerebellaris superior. hirnkern.
• Tractus spinocerebellaris anterior: Bei diesem Tractus han - .. Der Tractus spinocerebellaris anterior verläuft im Peduncu-
delt es sic h um eine afferente Bahn. die Informationen der lus cerebellaris superior.
Tiefensensibilität (z. B. von Mu skelspindeln) ans Kleinhirn • Der Tractus pontocerebellaris verläuft im Pedunculus cere-
übermittelt. Da diese Informationen vom Rückenmark zum bellaris medius .
Kleinhirn geleitet werden. wird er als Tractus spinocerebel- .. Der Tractus spinocerebellaris posterior entsprin gt im_ j
laris bezeic hnet. Nucleus thoracicus (Stilling-Ciarke) .
• Tractus cerebellothalamicus: Di ese rTract us wird auch als
Tractus dentatothalamicus bezei chnet, da se in e Fasern vom
Ncl . dentatus ausgehen. Seine efferenten Fasern kreuzen in
ihrem Verlauf zur Gege nseite und ge la nge n sc hließli c h zum 2.9 Rückenmark
Thalamu s.
• Tractus cerebellorubralis: Es handelt s ic h um ei ne efferente 2.9.1 Lage und Aufbau
Bahn. di e ihren Urs prung in den einzelnen Kl e inhirnke rn e n
hat und zum Ncl . rub e r zieht. Vor Erreichen d es Ne!. ruber Das Rücke nm a rk (Medulla spinalis) li egt innerhalb des Wirbe l-
kre u zen die Fase rn zu r Gege nseite. kan a ls (Ca na li s vertebt·alis) und wird von de n Hirnh ä ute n um -
2.9 Rückenmark 49

• 12 Thorakalnerven
• 5 Lumbalnerven
• 5 Sakralnerven
Zervikalmark • 1 bis 2 Kokzygealnerven.
Diese Spinalnervenpaare verlassen den Rückenmarkkanal über
die Foramina intervertebralia. Während es 8 Zervikalnerven-
lntumesce ntia cervica lis
paare gibt, existieren nur 7 Zervikalwirbel (Abb. 2.15). Demzu-
folge treten die Zervikalnervenjeweils über ihrem entsprechen-
den Wirbelkörper aus (z. B. Zervikalnerv 2 über Zervikalwirbel
2). Die Thorakal-, Lumbal -, Sakral- und Kokzygealnervenpaare
treten hingegen jeweil s unterhalb ihres entsprechenden Wir-
Thorakalmark belkörpersau s (z. B. Thorakalnerv 4 unter Thorakalwirbel4).

.,.. Form des Rückenmarks. Der Rückenmarkstrang ist keinesfalls


gerade wie ein Rohr, sondern besit zt im zervikalen und lum-
balen Bereich Verdickunge n. Diese werden als lntumescentia
cervicalis und lntumescentia lumbalis beze ichnet. Ursac he für
diese Verdickungen ist die Ansammlung von beso nders vielen
a-Motoneuronen, denn in diesen Bereichen verlassen die Fa-
se rn, die für die motori sche Ste ue run g der Extremitäten zu-
ständig sind, da s Rückenmark.

2.9.2 Strukturen des Rückenmarks


(im Querschnitt)

l'-\+W\-\-\-1i1::--\----,::-'-- - - - Conus medullaris .,.. Graue Substanz. Führt man einen Schnitt quer durch da s Rü-
\'\'~=:----- Cauda equina ckenmark durch, so kommt eine sc hmetterlings artige Form
zum Vorschein, die von hellerer Substanz umgeben ist (Abb.
2.16). Diese Schmetterlingsform wird von der grauen Substa nz
(Substantia grisea) gebildet, die eine Vielzahl vo n Nervenzell-
körpern enthält. Sie wird in ein Vorderhorn (Co rnu anterius)
und ein Hinterhorn (Cornu posteriu s) untergliedert. Zusätzlich
existiert im Bereich des Thorakalmarks eine kleine seitliche
Au sbuchtung zw ischenVorder-und Hinterhorn . Diese Struktur
wird als Seitenhorn bezeichnet und enthält vegetative Neuro-
ne , die Teil des Sympathikus sind. Mittig in der gra uen Substanz
is t ein dünner Kanal zu erkennen, der Canalis centralis. Er hat
Anbindung an da s innere Ventrikelsystem, ist jedoch oft auch
verödet.

Abb. 2.15 Wirbelsäule mit Rückenmark und Spinalnerven.

hüllt. Die Medulla s pinali s schließt nac h kranial unmittelbar Fascicu lus gracilis
an die Medulla oblongata an. Al s Grenze zw isc hen den beiden Fasciculus cuneatus Cornu posterius
Strukturen ge lte n die Au st rittsfase rn des 1. zervikalen Spinal - Tractus
ne rv s. Das Ende des Rücke nm a rk s wird als Conus medullaris spi noce rebe llaris
posterior
bezeic hnet (Abb. 2.15 ). W ä hrend sich der Conus m edullaris bei
l__-----
Neu gebore ne n auf Höhe von L3 befindet, befinde t er sic h be i
Erwachse nen auf Hö he von L1 bzw. L2. Diese Lageveränderung
wird durch da s stä rkere Wa chs t um de s knöchernen Skeletts
verursacht. Die Spinal nerven, die kaudalwärts a us dem Verteb-
ra lkan a l austreten. mü sse n demzufolge im Vertebralkanal eini -
ge Ze ntimete r na ch kaudal ver laufen, bi s sie durc h die jeweili-
ge n Foramina vertebralia nach außen dringen können. Das sich
dabei ergebe nde dichte Bündel di eser Spinalnervenwurzeln
wird aufgrund seines Au sse he ns auch als Cauda equina (P fe r-
desc hwe if) bezeichnet.
Am Rückenmark trete n in sgesa mt 31 bis 32 Spinalnerven-
paare a us: aufsteige nd e Ba hnen abste igende Bahnen
• 8 Zervikalnerven Abb. 2.16 Rückenmark im Querschnitt.
50 2 Zentrales Nervensystem (ZNS)

~ weiße Substanz. Die weiße Substanz (Substantia alba) wird 2.9.3 Rückenmarkreflexe
von den myelinisierten (markhaltigen) Faserbahnen gebildet.
Ventral in der weißen Substanz findet man einen Spalt, der als Bei den Rückenmarkreflexen können Eigen- von Fremdrefle-
Fissura mediana anterior bezeichnet wird. Man kann die Sub- xen unterschieden werden . Beim Eigenreflex sind der Reflex-
stantia alba des Rückenmarks in drei Stränge unterteilen. die sensor und der Ort der Reflexreaktion ein und dieselbe Einheit.
jeweils verschiedene Nervenbahnen umfassen: Bei einem Fremdreflex hingegen sind Reflexsensor und Ort der
• Vorderstrang: Tractus corticospinalis anterior, Tractus spi- Reflexreaktion unterschiedliche Strukturen. So handelt es sich
nothalamicus anterior. beim Patellarsehnenreflex beispielsweise um einen Eigenre-
• Seitenstrang: Tractus corticospinalis lateralis, Tractus spi- flex . Hier wird ein Schlag auf den M. quadriceps femoris von
nocerebellaris anterior et posterior, Tractus spinothalamicus den Muskelspindeln registriert. an das Rückenmark geleitet,
lateralis. dort verschaltet und über die zugehörigen a-Motoneurone eine
• Hinterstrang: Fasciculus cuneatus, Fasciculus gracilis. Kontraktion im selben Muskel ausgelöst. Das Berühren einer
Zwischen beiden Vordersträngen verläuft die Commissura alba heißen Herdplatte dagegen löst einen Fremdreflex aus, da der
anterior. in der die Fasern des Tractus spinothalamicus anteri- Reflexsensor die Schmerzrezeptoren der Haut sind, der Ort der
or sowie des Tractus spinothalamicus lateralis zur Gegenseite Reflexreaktion aber die Muskeln der Hand. die diese wegziehen.
kreuzen (s.S. 51). In der Commissura alba anterior kreuzen zu- Eigenreflexe werden monosynaptisch, Fremdreflexe polysyn-
sätz lich zu den Fasern der Schmerz- und Temperaturwahrneh- aptisch verschaltet.
mung auch Teile der Riechbahn.
2.9.4 Segmentale Versorgung
der Extremitäten
Kleinvieh macht auch Mist: Die Commissura alba anterior ist
eigentlich nur eine kleine Rückenmarkstruktur, in der die spi- Die Kenntnis der segmentalen Versorgung der Extremitäten ist
nathalamisehen Bahnen zur Gegenseite kreuzen. Dennoch ist klinisch wichtig für die Diagnostik z. B. von Wurzelläsionen und
es bewundernswert, wie dem IM PP immer wieder Fragen hierzu Bandscheibenvorfällen. Die den Segmenten zugehörigen Der-
einfallen. matome sind in Abb. 2.17 gezeigt, die Kennmuskeln in Tab. 2.3
(s. auch Skript 1).
Bei Schädigung von Nervenwurzeln kommt e s zu Schmer-
~ Radices. An jedem Rückenmarksegment treten links und zen und Sensibilitätsausfällen im betroffenen Dermatom, die
rechts jeweils zwei dicke Stränge aus. Hierbei handelt es sich üblicherweise beim Husten/Pressen verstärkt werden, sowie zu
um die Radices (Wurzeln). Dabei befindet sich ventral die Vor- Ausfällen der Kennmuskeln und Reflexstörungen .
de rwurzel (Radix ventralis) und dorsal die Hinterwurzel (Radix
dorsalis). Beide Radices verbinden sich jeweils im Foramen in- ffi LERNTIPP !
tervertebrale zum Spinalnerv, der hier aus dem knöchernen Ka- Die Dermatome und Kennmuskeln sollten Sie gut beherrschen.
nal der Wirbelsäule austritt. Fragen zu den Ausfallsymptom en bei Wurzelläsionen sind beim
• Radix ventralis: Die Vorderwurzel leitet ausschließlich effe- IM PP sehr beliebt!
rente Informationen motorischer Qualität. Diese stammen
aus dem Vorderhorn des Rückenmarks. Die Neurone ziehen Von Th3 bis L2 verlaufen auch die präganglionären sympa-
also vom Vorderhorn über die Radix anterior nach lateral, thischen Fasern zu den Schweißdrüsen gemeinsam mit den
vereinigen sich mit der Radix posterior zum Spinalnerv, Spinalwurzeln. Die Wurzeln C4--C8 führen keine präganglio-
verlassen den Wirbelkanal und erreichen peripher den von nären sympathischen Fasern. Die diesen Segmenten zugehöri-
ihnen innervierten Muskel. gen Sympathikusfasern verlaufen erst vom Plexus an gemein-
• Radix dorsalis: Die Hinterwurzelleitet ausschließlich Infor- sam mit den peripheren Nerven. ln diesem Bereich ist al so die
mationen sensibler Qualität, z. B. über Temperatur, Schmerz Schweißsekretion im Dermatom ein nützliches Unterschei-
oder Berührung. aus peripheren Nerven. Im Verlauf einer je- dungsmerkmal zwischen einer peripheren Nervenläsion und
den Radix dorsalis befindet sich außerdem eine weizenkam - einer Schädigung der SpinalwurzeL
große rundliche Struktur. das Spinalganglion . Dieses enthält
eine Vielzahl von Perikaryen sensibler Neurone. So befinden FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
sich im Spinalganglion beispielsweise auch die Perikaryen Eine Schädigung auf Höhe CS führt zu Gefühl ss törungen im
des Funiculus dorsalis (Hinterstrang). Bere ich der Schulter und an der Vord eraußens eite des proxi-
malen Oberarmes. Zud e m ist der Biceps-brachii-Reflex abg e-
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN sc hwä cht.
~ Die Cauda equina wird aus einem Bündel von Spinalnerven- Be i Schädigung de r Ze rvikalwu rzel auf Höhe C6 ist mit Sensibili-
wurzeln gebildet. tätsstörungen am radialseitigen Unterarm zu rec hn en.
~ ln der Commissura alba anterior kreuze n Fase rn de s Tractus De r Daumen liegt im Dermatom C6.
spinothalamicus anterior. Ein e Schädigung von LS führt zu Ausfäll en im Bereich der Unter-
~ Die motori sc he n Fase rn der Radix ventralis stamm e n au s de m schenkelaußenseite und des Schienbeins bis hin zur Großzehe.
Vorderhorn. Im Bereich de r Derm atom e C4 -C8 ist di e Schweißsekretion im
~ Im Spinalganglion be find en sich u. a. di e Perikaryen des Dermatom e in nützli ches Unte rsc heidungsme rkm al zwisc he n
Funiculus dorsalis. e iner periph eren Nervenläsion und ei ne r Schädigung der- Spinal-
wurze l.
2.9 Rückenmark 51

2.9.5 Rückenmarkbahnen
Die Rückenmarkbahnen können in zwe i Gruppen eingeteilt
C2 w erden : die aufsteigenden Bahnen, die sensible Informationen
leiten, und die absteigenden Bahnen, die motorische Informa-
tionen zu den Muskeln leiten (s . Abb. 2.16 S. 49):

.". Aufsteigende Rückenmarkbahnen.


• Fasciculus gracilis und cuneatus (s.S. 49): Beide Fasciculi lei -
ten (kontralaterale) Informationen der epikritischen Sensibi-
lität vom Rückenmark zum Thalamus bzw. weiter zum sen-
siblen Kortex. Beide Bahnen kreuzen auf Höhe der Medulla
oblongata auf die Gegenseite. Der Fasciculus gracili s leitet
die epikriti sc hen Sensibilitäten der unteren Ex tremitäten,
der Fasciculu s cuneatu s hin gege n die epikriti sc hen Sensibili -
täten der obe ren Extremitäten und des Rumpfes. Bes timmte
Regionen im Kortex reprä sentieren dabei ein Innervatians-
gebiet (somatotope Anordnung ).
• Tractus spinothalamicus anterior und lateralis: Diese bei-
den Tractus vermitteln (kontra laterale) Sensibilitäten vom
Rückenmark zum Thalamus. Funktionell unterscheidet sich
der Tractus spinothalamicus lateralis dadurch, das s er vor
allem Schmerz- und Temperaturinformationen vermittelt.
Der Tractus spinothalamicus anterior hingegen vermittelt
vor allem grobe Druck- und Berührungsinformationen (pro-
topathische Sensibilität). Beide Tractu s kreuzen etwa auf
Höhe ihres Eintritts ins Rückenmark und einige Segmente
aufwärts in der Commissura alba auf die Gegenseite. Bei
Durchtrennung der Commissura alba anterior würd e es da-
her zur gestörten Schmerz- und Temperaturwahrnehmung
auf beiden Seiten komm en. Die Ausfälle treten dabei im
lnnervationsbereich des jeweils geschädigten Segments au f.
• Tractus spinocerebellaris anterior und posterior: Diese
beiden Tractus senden Informationen über den Körperstatus
an das Cerebe llum. Vor allem di e Lage der Mu skel- und Ge-
lenksrezeptoren we rden hierfür übe rmittelt. Diese Art der
Sensibilität wird als propriozeptive bzw. Tiefensensibilität
bezeichnet. Der Tractu s spinocerebella ris anterior steig t
sowohl ipsilateral als auch kontralateral auf, der Tractu s
s pinoce rebellaris posterior nur ipsilateral.

.". Absteigende Rückenmarksbahnen.


• Tractus corticospinalis anterior und lateralis: Beide Tractus
corticospinales ziehen vom Kortex ins Rückenmark und
durchlaufe n hierbei die Pedunculi cerebri. Sie sind Teil der
Pyramidenbahn (s. S. 57) und dienen somit der Vermittlung
motori sc her Befehle. Dabei enthä lt der Tractu s corticospina -
Abb. 2.17 Dermatome. li s lateralis (80%) deutlich mehr Fa sern a ls der Tractu s corti-
cospinali s anterior (20 %). Der Tractus corticospinali s latera-

Tab. 2.3 Segmentale Versorgung der Extremitäten

Segment Dermatom Kennmuskel (und mitbetroffener Reflexausfall bei Schädigung


Muskel)
(4 Schulter Zwe rchfe ll
es Außen-/R ückseite Schulte r und prox. M. d eltoide us Bize psreflex
Obera rm (M . biceps brachii)
(6 do rso radi ale r Obe ra rm, radi ale r M. bice ps bra chii Bize psrefle x
Unte r·arm , Da um e n (Brachioradi a lisrefl ex)
----------------
C7 Rückseite Obe rarm , Streckseite M. trice ps brac hii Tri ze psrefl ex
Unterarm. 2.- 4. Finge r
52 2 Zentrales Nervensystem (ZNS)

Tab. 2.3 Fortsetzung

Segment Dermatom Kennmuskel (und mitbetroffener Reflexausfall bei Schädigung


Muskel)

C8 ulnare Handseite, 4.-5. Finger Kleinfingerballenmuskeln, untere lange Trizepsreflex


Fingerbeuger
Ll-2 Leistenregion
L3 Vorderseite Oberschenkel M. quadriceps femoris Quadrizepsreflex (- Patellarsehnenreflex)
L4 lateraler Oberschenkel, Knie, media- M. quadriceps femoris, M. vastus medi- Quadrizepsreflex
ler Unterschenkel alis
LS große Zehen dorsal, lateraler Unter- M. extensor hallucis longus, M. tibialis Tibialis-posterior-Reflex
schenke!, Schienbeinvorderkante anterior
51 Rückseite Unterschenkel, Ferse, M. triceps surae, Mm. peronei, M. glu- Triceps-surae-Reflex (= Achillessehnenre-
Fußsohle lateral teus maximus flex)
52 Rückseite Oberschenkel. Kniekehle.
Rückseite Unterschenkel
53 Innenseite Oberschenkel
54 Gesäßbacke
55 Gesäßfalte

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lis kreuzt auf Höhe der Medulla oblongata zur Gegenseite. ,, <.. : , •
Der Tractus corticospinalis anterior kreuzt zwar nicht inner- Bei den Rückenmarkverletzungen sollten Sie sich nochmals ver-
halb des Rückenmarks zur Gegenseite, funktionell hat dies deutlichen, welche Folgen eine Durchtrennung von Fasern über
jedoch keine Bedeutung, da die gekreuzten Fasern des Trac- bzw. unter ihrer Überkreuzung zur Gegenseite hat.
tus corticospinalis lateralis überwiegen. Demzufolge kommt • Erfolgt die Durchtrennung oberhalb der Überkreuzung, hat
es bei Durchtrennung des Tractus corticospinalis im Bereich dies Ausfälle auf der kontralateralen Seite zur Folge.
des Gehirns zu motorischen Ausfallerscheinungen auf der • Liegt der Ort der Schädigung unterhalb der Kreuzung, ist der
kontralateralen Seite. Das liegt daran, dass die Fasern auf
Ausfall ipsilateral.
Höhe der Medulla oblongata zur Gegenseite kreuzen. Erfolgt Da di e verschiedenen sensorischen und motorischen Bahnen auf
also eine Schädigung in der rechten Hirnhälfte, so fallen z. B. unterschiedlicher Höhe kreuzen, kann das Schädigungsbild je
Arm- und Beinmotorik auf der linken Seite aus. nach Höhe der Läsion sehr variabel sein.

"' Rückenmarkverletzungen. Mehr als die Hälfte aller Röcken-


markverletzungen sind auf Verkehrsunfälle zurückzuführen. FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN .)(
Bei einer kompletten Durchtrennung der Medulla spinalis
• Die Durchtrennung der Commissura alba anterior führt zum
spricht man von einer Querschnittslähmung. Es kommt zum
beidseitigen Ausfall des Schmerz- und Temperaturempfin-
Ausfall aller Funktionen unterhalb des betroffenen Rücken-
dens im jeweils geschädigten Seg men t.
marksegments.
• Die Tractus corticospinales ziehen durch die Pedunculi cere-
Erfolgt die Durchtrennung des Rückenmarks nur halbseitig,
bri.
resultiert ein Brown-Sequard-Syndrom. Das Brown-Sequard- • Eine Schädigung des Tractus corticospinalis im Gehirn (ober-
Syndrom ist (bei Durchtrennung des Thorakalmarks) durch fol-
halb der Medulla oblongata) führt zu moto rischen Ausfällen
gende Ausfälle charakterisiert: der kontralateralen Seite.
• kontralateraler Verlust der protopathischen Sensibilität • Das Brown-Sequard-Syndrom ist u. a. durch den kontralate-
(Tractus spinothalamicus kreuzt unterhalb der Läsion zur ralen Ausfall der protopathischen Sensibilität sowie den
Gegenseite). ipsilateralen Ausfall der epikritischen Sensibilität charakte-
• ipsilaterale Lähmung der unteren Extremitäten (Pyramiden- risiert.
bahn kreuzt mit Mehrzahl der Fasern bereits auf Höhe der • Bei halbseitiger Durchtrennung des Rückenmarks kommt es
Medulla oblongata zur Gegenseite). zu kontralateralen Ausfällen von Schmerz- und Temperatur-
• ipsilateraler Verlust der epikritischen Sensibilität (Fasciculus empfindung .
gracilis und cuneatus kreuzen erst auf Höhe der Medulla
oblongata auf die Gegenseite).
Bei halbseitiger Durchtrennung des Rückenmarks im Bereich
des Thorakalmarks kommt es also zu kontralateralen Ausfällen
von Schmerz- und Temperaturempfinden und zu ipsilateralen
Ausfällen von Motorik und epikritischer Sensibilität. Der hier
beschriebene Ausfall von epikritischer und protopath isc her
Sensibilität auf unterschiedlichen Seiten wird auch als dissozi-
ierte Empfindungsstörung bezeichnet.
2.10 Hirnschnitte 53

2.10 Hirnschnitte
14
Anhand der folgenden Schnitte durch das Gehirn lernen Sie,
einige wichtige Strukturen zu e rkennen . 16

~> Frontalschnitt 1 (Abb. 2.18). Diese r Frontalschnitt durch das


Gehirn ist der am weitesten oral (vorn) gelegene der drei hier
gezeigten Frontalschnitte. Die genaue Schnittlage ist im Bild
unten links zu erkennen. Wichtige Strukturen sind folgende :
• Basa lkerne (Ncl. caudatus [13]. Puramen [14]. Pallidum [21].
._---=~-----+~ 14
Claustrum [17]) -+--~-=~~-- 10
• Balken (Corpus callosum) [2]. Chiasmaoptimum [22]
• Capsula interna [12]
• Capsula externa [18]. Capsula extrema [19]
• Seitenventrikel [15 ].

... Frontalschnitt 2 (Abb. 2.19). Dieser Frontalschnitt ist etwas


weiter dorsa l angesetzt. Die wichti gs ten der hier darges tellten
Strukturen sind folgende: Abb. 2.19 Frontalschnitt 2. 1 ~ Claustrum, 2 ~T halamu s. 3 ~ Palli-
• Thalamu skerne [2] clum, 4 = Putam en , 5 ~ Ncl . caudatus, 6 ~ Balken, 7 = Fornix, 8 = Sulcus
• Balken (Co rpu s callosum) [6] , Fornix [7] latera /is, 9 = Fossa latera lis, 10 = Hippocampus, 11 = Ncl. subthalam icus,
12 =Corpora mammillaria, 13 = Sub sta ntia nigra , 14 = Seitenventrikel,
• Hippocampus [10] 15 = Fiss ura longitudi na lis cerebri, 16 = 111. Ventri kel. 17 = Gyrus cing uli.
• Corpora mammilla ria [12] 18 = lnsul a.
• Ba sa lkerne [1 . 3, 4, 5].

~> Frontalschnitt 3 (Abb. 2.20). Dieser dritte Frontalschnitt ist


noch etwas weiter dorsal angesetzt. Die wichtigsten der hier
darges tellten Struktu 1·en sind fol ge nde:
• Balken (Corpus callosum) [10], Fornix [11]
• Hippocampus [9] 4

• Thalamus [1 2]
• Pons [17] .

3
~--~~--~~r- 14
163~~3:.::=:=i-""".... - - -----:-- 9
15

- - - - - -- - --\i - - 3

~'" '"' '


~~------~ 15
12 ~~~----------
16 -tiL-----. r- -- ------

Abb. 2.20 Frontalschnitt 3. 1 = Fossa latera lis, 2 = Sul cus latera lis. 3 =
Gyri temporales transversi, 4 = Claustrum , 5 = Putamen, 6 = Ne/ . caud a·
tus, 7 = Seitenvent ri kel, 8 = Gyrus parahippocampalis. 9 = Hippocam-
pu s, 10 = Balken, 11 = Fornix, 12 =Thalamus, 13 ~Co rpu s gen icul atum
latera le. 14 = Aque ductu s mesencephali, 15 = Substantia nigra. 16 =
Pedunculi cereb ri, 17 ~ Pons, 18 = 1/1. Ventrikel .

... Horizontalschnitt (Abb. 2.21). Wichtige Strukturen sind fol -


ge nde:
• Basalkerne (Ncl. caudatus [5 + 6]. Puramen [3]. Pallidum [8].
Abb. 2.18 Frontalschnitt 1. 1 ~ Fissura long itudinalis cerebri , 2 ~ Ba l- Claustrum [2])
ken. 3 = Gyrus cinguli. 4 ~ Sulcus late ra lis, 5 = Gyru s frontali s superior, • Thalamu s [7]
6 = Gyrus frontal is medius, 7 ~ Gyrus frontalis inferior. 8 ~ Gyrus tem- • Balken (Cor pus callosum) [4]
poralis superior, 9 ~ Gyrus temporalis mediu s, 10 ~ Gyr·us temp oralis
inferi or, 11 ~ Fo ss a lateralis. 12 ~ Ca psul a in terna , 13 = Ncl. caudatus, 14 • Capsula interna [9 + 10]
~ Putamen, 15 ~ Vord erhorn Se itenventrik el. 16 =Se ptum pellucidum . • Caps ula ex terna [22]. Capsula ex trema [2 3]
17 ~ Claustrum , 18 ~ Ca psul a externa, 19 ~ Capsul a extrema, 20 ~ Com- • Septum pellucid um [1 3]. Forni x [14].
missura anteri or, 21 • Pallidum . 22 ~ Chiasma opticum.
54 2 Zentrales Nervensystem (ZNS)

18
.,. Sagittalschnitt (Abb. 2.22). Wichtige Strukture n:
• Balken (Corpus callosum) [3 ]
• Thalamus (mi t Adhesio in te rthalamica) [6]
• Fornix [7]
• Vierter Ventrikel [1 4]
• Vierhügelplatte (La mina quadri ge nua) im Teeturn [1 6]
• Gy rus cinguli [20]
• Hypophyse [10]
------'11,;:---~-- 9
13 ----~~~----------~ • Epi physe [1 2]
-:ll.---Pr- - 20
22 ---1-+---"~f-- ~~----~~~~-- 1 4 • Sept um pelluci dum [4] .
23 ----H=-~
2 ------,1;!--:t::=-- FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
.,. Prägen Sie sich die Lage vo n Hippocampus un d Fornix in Abb.
21 2.18 ein!
.,. Seien Sie sicher, dass Sie das Corpus callosum , den Thalamus,
w--+-~:---1.--f,l--- 1 2 die Fornix, de n vierten Ventrikel und di e Vierhügelplatte
(Tectum) in Abb. 2.22 erkenne n!

GESCHAFFT
Sie haben es fast geschafft, das Ende der Anatomie ist nah . Nach Abschluss
der restl ichen ZNS·Themen wird es noch einmal sinnlich mit Auge und Ohr.
Da nn haben Sie von der Anatomie vore rst genug gehört un d gesehe n - bis
zur Wiederholung der lnhalte ...
18

Abb. 2.21 Horizontalschnitt. 1 = Fossa late ralis, 2 = Claustrum , 3 LERNPAKET 12


= Putamen, 4 = Ba lken, 5 = Ncl. caudatus (rostral), 6 = Ncl. ca udatus
(ka uda l), 7 = Thalam us, 8 = Pa llidum , 9 = Capsu la inte rn a Crus anterius,
10 = Capsula interna Crus posterius, 11 = Seitenven trikel Vorderhorn,
12 = Seitenventri ke l Hinterhorn , 13 = Septum pell ucid um, 14 = Fornix, 2.11 Systeme
15 = Frontallappen, 16 = Parieta llappe n, 17 = Okzipita llappen , 18 =
Fissura longitudi na lis cerebri, 19 = Area stria ta, 20 = lnsula, 21 = Adhesio
in tert halam ica , 22 = Ca psula externa, 23 = Capsula extrema.
2.11.1 Sehbahn
Die Sehbahn beginn t in der Retina und verl äuft bi s zur Se hrin -
de im Okzipitallappe n des Groß hirns. Dabei bes itzen di e Fase rn
eine retinotope Gliederung , w as bedeutet, dass z.B. di e Fa sern
20 7 19 21
aus der oberen Reti na hälfte oben liegen und somi t auch au f der
Seilrinde ihre eige ne Region bes itze n. Innerh alb de r Seilrind e
befind en sich hierfür kortikale Säulen , di e man jeweil s be-
stimmten Bezirken au f der Re tina zuo rdn en kann.
12
16 ... Verlauf der Sehbahn.
• 1. Neuron: Oie vi suell en Reize gela nge n durch di e Corn ea
in das Auge und treffen dort auf di e Retina. Hi e r befind et
sich das e rste Neuron de r Sehba hn in Form von Zapfen und
Stäbchen.
• 2. Neuron: Ebenfa ll s in der Retina befi nden sic h di e bipo-
laren Nervenzellen . Hierbei handelt es sich um das zwe ite
13
8 Neuron der Sehbah n.
9 ----_/ • 3. Neuron: Weite r gelange n die vi sue llen Reize in di e multi-
10 - - - . / 14 polaren Nervenzellen, die e benfa ll s innerh a lb der Re tina lie-
Abb. 2.22 Sagittalschnitt. 1 = Lobus fronta lis, 2 = Lobu s parietalis, ge n. Mi t ih re n la ngen Axo ne n verlasse n diese m ul t ipo la ren
3 = Corpus ca llosum, 4 =Septum pellucidu m, 5 = dritter Ventrikel, Nerve nzel len d ie Retina un d ve rl aufe n als N. opticus zum
6 = Adhesio intertha lam ica, 7 = Fornix, 8 = Comm issura anterior, 9 = Chias ma opticu m. Der N. opticus ist hier auch der Pun kt, an
Chiasma opticum, 10 = Hypophyse, 11 = Corpora mam millaria, 12 = dem sich di e ersten myelinisierten Neurone befi nden. Die
Epiphyse, 13 = Aquaeductus mesence phali , 14 = vierter Ventrikel, 15
Fasern des erste n und zwe ite n Neuro ns sind demzufo lge a lso
= Kleinhirn (da rgestellt als "Arbor vitae"), 16 = Lamina quadrigenuna ,
17 = Pans, 18 = Med ulla oblongata , 19 = Plexus choroideus, 20 = Gyrus nic ht myelini siert. Die Fasern des N. opt icus sind nun a lso
cinguli, 21 = Commissura epithalam ica (posterior). zum Chiasma opticum gela ngt, an de m di e medialen Fasern
zur Gegenseite kre uze n. di e lateralen Fasern hingege n ve r-
laufe n auf der gleichen Seite weite r. Da mit ve rl aufen nu n
a lso di e vi suell en Im pul se d er linken Retina hä lfte n auf d er
li nke n Se ite und die Im pul se der rechten Retina hä lfte a uf
2.11 Systeme 55

der rechte n Seite (Abb. 2.23). Die Fasern (h ie r ha nde lt es s ich


imm er noch um die Axone der multi po laren Nerven ze ll en)
ge langen vom Chi asma optic um aus über den Tract u s opti-
cu s z um Co rpu s ge nicul at um laterale. Zw isc hen Retina u nd
Chiasma opticum we rd en di ese Fase rn a lso als N. opticus
beze ichnet. zwi sc he n Chiasma opticum und Corpus genicu-
latum late ra le hingegen a ls Tractus opticus. Amaurosis rechts
• 4. Neuron: Das Corpus geniculatum laterale ist das vierte
Ne uron de r Sehba hn . In ihm werden die Fasern ein letztes
Mal umge sc haltet. Von hi e r au s ge langen die vi suellen Im-
Chi asma opticum
~~~~----• bitemporale
C' ~, a
pulse sc hließlich über d ie Sehstrahlung (Radiatio optica)
Tractus opticus - --R' Hem ianopsie
zum primäre n Seil ze ntrum (Brod mann -Area l 17 ) im Okz ipi-
ta lla ppen des Großh irn s, genau er gesagt in der Area striata.
Radiatio optica
Da bei befind e n sich die Perlkaryen der Radiatio optica in-
ne rhalb d es Corpus geniculatum laterale. Die weitere Verar- • homo nyme
beitung der vi s uell e n Informationen findet sch ließlich in der • Hemianopsie
seku nd ären Se ilrinde statt (Brodmann -Areal 18).

.. Ausfälle der Sehbahn. je nach Ort der Schädigung der Seh-


bahn kann es zu untersc hi e dlichen Gesichtsfeldausfällen kom -
m e n (Abb. 2.23).

LERNTIPP !
Un tersc heid en Sie dabe i immer zw ischen Gesichtsfeld und Reti -
Area striata (primäre Se hrind e)
na hälfte, denn da s Li cht fä ll t so d urch die Cornea hindurch, da ss
Objekte im rechten Gesichtsfeld auf de r linken Retinahälfte Abb. 2.23 Verlauf der Sehbahn und di e Ausfälle (sc hwarze Fläc he=
Ausfa ll ).
abgeb ild et werden und umgekehrt.

• Amaurosis: Hi erbei ha nde lt es sich um den Ausfall der vi-


FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
suellen Impul se aus e ine m kompl ette n Auge. Dieses wird .. Die ersten myelinisierten Neurone de r Seilbahn befinden
durch die Durchtrennung ei nes Nervus opticus verursac ht. sic h im N. opticus.
• Bitemporale Hemianopsie: Hi erbei handelt es sich um den .. Vor dem Chiasma opticum werd en die Fasern der Sehbahn als
Ausfall des temporalen (= lateralen oder peripheren) Ge- N. opticus, hinte r dem Chiasma o pticum a ls Tractus opticus
sichtsfeldes. Die bite mporale Hemianopsie wird daher auch be zeichn et.
a ls Sc heuklappe nph änomen oder Tunne lblick bezeichnet. .. Im primären Sehzentrum (= Area striata) end e n vor all em
Die medialen Fasern werden innerhalb des Chiasma opticum Fase rn aus de m Corpus geniculatum laterale. in dem sich die
durch einen Tumor der Hypophyse (Druckbe lastung) oder Perlkaryen der Radiatio optica befinden .
durch eine sagittale Durchtrennung des Chiasma opticum .. Eine sagittale Durchtrennung des Chiasma opticum führt zu
gesc häd igt. Diese m ed ia len Fasern dienen der Leitung von ei nem temporalen Gesichtsfeldausfal L
Imp u lsen de s latera len Gesichtsfe ldes (e ntspricht m ed ialer .,. Be i Schädigung des ze ntrale n Te ils de s Chiasma opticum
Retina hälfte). a lso kommt es nun z um Au sfa ll des lateralen kommt es zu lateralen Gesichtsfeldausfällen .
Ges ichtsfe ld es. .. Hypophysentumoren können durc h Raumford e rung zu late-
• Homonyme Hemianopsie: Hier be i handelt es sich um den ralen Gesichtsfeldausfällen führen .
Gesichtsfeldausfa ll auf ei ne r Sei te (entweder rechts oder .. Ei ne homonyme Hemianopsie entsteht bei einseitig er Durch-
links). Die homo nym e Hemianops ie en tsteht bei einer Schä - tre nnung des Tractus opticus auf der kontralateralen Seite.
di g ung des Tractus opticus. des Corpus ge n iculatum laterale.
der Radiatio o ptica oder der Sehrinde. Hierbe i t ri tt der Au s-
fall immer auf der kontralateralen Seite au f, da bei spie ls- 2.11.2 Hörbahn
weise di e Fase rn des linken Ges icht sfe ld es (e ntspric ht de r
rec hte n Retina h ä lfte) im rec hten Tractus opticus verlaufen. Di e Hörbahn beg innt an d e n Haars inneszelle n der Kochl ea und
- e nd et im primären akustischen Kortex im Tem porallappe n des
~ LERNTIPP ! Großhirns. So wie es in d e r Sehbahn e ine retinotope Gliederung
Die Au sfa llersc he inungen der Se hbahn sind ein äuß erst be li e btes g ib t, ex istie rt in der gesa mten Hörbahn e ine tonotope Gliede-
Thema des IMP P und da rüber hin aus a uch noch klini sc h se hr rung . j ede wahrzu ne hm e nd e Frequen z besitzt sowo hl in d e r
releva nt. Hi er ist es vo r all e m wichtig. für jede n Bereich der Seil- Ko chlea als auc h im primären ak u stisc hen Kortex ihre eige ne
bahn di e Folgen e in er Schädigung in Bezug auf da s Gesichtsfeld Reg ion .
zu ke nn en.
.. Verlauf der Hörbahn (Abb. 2.24).
• 1. Neuron: Das erste Neuron de r Hörbahn befi ndet sich im
Ganglionspiralecochleae inner ha lb des Modiolus. Von hier
ziehe n di e Fasern im N. cochlearis weite r und vere ini ge n
56 2 Zentrales Nervensystem (ZNS)

Kerne der Augenmuskeln

Kleinhirn (Vestibulocerebellum)

I Ncll. vestibulares

N. vestibularis des
N. vestibulocochlearis

~---';~~~~~- Lemniscus lateralis Gleichgewichtsorgan


7~~~~~- Ncll . cochleares

1- - - - - N. coch learis des


N. vestibulocochlearis Rückenmark
Abb. 2.25 Gleichgewichtsbahn.

den Ncll. vestibularesausgehend gelangen die Vestibularen


l----- Ganglion spirale
cochleae Informationen über sekundäre Vestibularbahnen zu folgen-
den Strukturen: Cerebellum. Augenmuskel kernen. Rücken-
Abb. 2.24 Hörbahn.
mark und Thalamus.

sich mit dem N. vestibularis zum N. vestibulocochlearis, in


2.11.4 Riechbahn
dem sie weiter zu den Ncll. cochleares gelangen.
• 2. Neuron: In den Ncll. cochleareserfolgt die Umschaltung Die Riechbahn beginnt an den Filae olfactoriae. Diese befinden
auf das zweite Neuron. Die Fasern des zweiten Neurons sich in einem Raum oberhalb der oberen Nasenmuschel, der als
verlaufen im lemniscus lateralis, wobei die Mehrzahl von Regio olfactoria bezeichnet wird (Abb. 2.26). Diese Riechzellen
ihnen zur Gegenseite kreuzt. Einige dieser Fasern verläuft treten durch die Lamina cribrosa hindurch zu m Bulbus olfac-
a llerdings auch ungekreuzt auf der ipsilateralen Seite weiter. torius. Von hier gelangen die Geruchsinformationen als 1. Neu-
• 3. Neuron: Der Lemni sc us lateralis gelangt zu den Colliculi ron durch den Tractus olfactorius zu folgenden Strukturen, in
inferiores. in denen die Umschaltung auf der dritte Neuron denen sie sekundär verarbeitet werden: Trigonum olfactorium
stattfindet. Dieses zieht weiter in Richtung Thalamus und (Substantia perforata anterior), Corpus amygda loideum, Regio
erreicht das Corpus ge niculatum mediale. entorhinalis, Hippocampus.
• 4. Neuron: Vom Corpus geniculatum mediale aus ziehen die Ein Teil der Geruchsinformationen nimmt einen anderen
Fasern des vierten Neurons weiter zur primären Hörrinde. al s den oben beschriebenen Weg. Freie Nervenendigungen
die sich im Bereich der Gyri temporales transversi befindet. des N. trigeminusnehmen ebenfalls Gerüche wahr (z . B. Essig-
In ihrem Verlauf gibt die Hörbahn za hlreiche Kollateralen an geruch) und senden diese Informationen an das Gehirn.
verschiedene Zentren des ZNS ab, so ge langen Fasern beispiels- Das olfaktorische System ist mit dem limbisehen System
wei se zu den Augenmuskel kernen. verknüpft. wodurch Gerüche beispielsweise mit emotionalen
Assoziationen verknüpft werden.
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN
APROPOS
.,. Die Fasern des 4. Neurons der Hörbahn gelangen vom Corpus Auc h bei der Partnerwa hl spielt der Geruchssinn unbew usst eine Rolle. Dabei
geniculatum mediale zu den Gyri temporales transversi. findet man den Geruch von Personen um so anzie hender. je ve rsc hiedener
die MHC-Molekühle dieser Person im Vergleich zu den eige nen sind. Der
genaue Prozess da hinter ist jedoch noch nicht geklärt.
2.11.3 Vestibularbahn
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISS EN
Die Vestibularbahn leitet die Informationen des Gleichge- .,. Die Regio olfactoria befind et sich oberha lb der oberen
wichtsorgans wm Hirnstamm und von dort aus in weitere Be- NasenmuscheL
reiche des ZNS. .,. Auch freie Nervenendigungen des N. trigeminusnehmen
Gerüche wahr .
.,. Verlauf der Vestibularbahn (Abb. 2.25).
• 1. Neuron: Das erste Neuron derVestibularbahn befindet
sich im Ganglion vestibulare. Die Fasern ziehen innerhalb 2.11.5 Fasciculus gracilis und Fasciculus
des N. vestibularis und verbinden sich mit dem N. cochleari s cuneatus
zum N. vestibulocochlearis. Im Bereich des Kleinhirnbrü-
ckenwinke ls treten sie in den Hirnstamm ein und gelangen Der Fascicu lu s gracilis und der Fa sc icu lus cunea tus leite n di e
zu den Ncll . vestibulares (Vestibulari skerne). epikritische Sensibilität. Diese setzt sich aus exterozeptiven
• 2. Neuron: In den Ncll. vestibulares erfolgt die Umschaltung Sensibilitäten (Ta stempfindunge n) und propriozeptiven Sen·
auf das zweite Neuron . Diese Kerne sind jeweils mit denen sibilitäten (Musl<elspa nnung und Stellung der Ext remitäten)
der Gegenseite über Kommissurenfasern verbunden. Von zusa mm en. Sowohl der Fascicu lu s gracili s a ls auc h der Fasc i-
2.11 Systeme 57

steigen sie ungekreu zt als Fascicu lus gracilis und cuneatus


0 bis zum Hirnstamm auf.
~ • 2. Neuron: Im Nd. gracilis und Nd. cuneatus werden die
2. Neuron
"'E
"'
:c
>-
~ Uncus,
Fasern auf das zweite Neuron umgescha ltet. Damit befindet
.; Bul bus darunter sic h im Ncl. cu neatu s und im Ncl. graci lis die erste Synapse
E olfactorius Corpus der neuronalen Verschaltung. z.B. für das Tasten ei nes Ge-
fJc: amygda loideum ge nstandes. Nach dieser Um schal tu ng auf das zweite Neuron
<( 1. Neuron
-5::> ~ verlaufen di e Fasern innerhalb des Lemniscus medialis. Der
~ Fi la olfactoria _ _-.;----"--, Lemniscus medialis kreuzt nun im Bereich der Decu ssatio
~"' lemniscorum zur Gegenseite und ge langt z um Thalamu s.
Riech-
~ schleimhaut • 3. Neuron: In den ventralen Thalamuskernen erfolgt die
~
Umschaltung auf da s dritte Neuron. Von hier aus gelange n
die Fa sern schließli ch zum Gyrus postcentralis.

Tractus olfactorius
Abb. 2.26 Riechbahn im Medianschnitt von links. Für jede sensible Bahn gilt: Das erste Neuron hat sein Perika-
ryon immer im Spinalganglion .

cu lus cu neat us bestehen dabei aus Nervenfa sern von Spinal-


ganglienneuronen . Das bedeutet, dass die Nervenzell körper FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
(Pe ri ka rye n) der Neurone inn erha lb der Spinal ga ng li e n liegen. ~ Fasciculus gracilis und cuneatus bestehen aus Ne rve nfasern
Der Fasciculus gracilis erhä lt seine sensiblen Inform at ionen aus vo n Spinalganglienneuronen .
dem Lumbal- und Sakralmark Der Fasciculus cuneatus hinge- ~ Der Fasciculus cuneatus erhä lt seine Fasern aus Zervikal- und
gen erhält seine sensiblen Informationen aus dem Zervikal- und Thorakalmark.
Thorakalmark und ist daher unterhalb dessen nicht ausgebi l- ~ Im Ncl . cuneatus befindet sich die erste Synapse der neurona-
det. le n Verschaltung der epikritischen Sensibilität .
.,. Die Fasern des zweiten Neurons der epik ritischen Bahn verlau-
["LERNTIPP !
fe n im Lemniscus medialis.
Fasciculus gracilis oder Fasciculus cun eatus? Der Fasciculus
cu neatu s beinhal tet in sei nem Namen die Buchstaben "c" für
Cervikalma rk un d "t" für das Thorakalmark. Som it können Sie
sich leichter me rken. dass der Fasciculus cun eat us di e Fasern des
2.11.6 Pyramidenbahn
Cervikal- und Thoraka lm arks leitet. Die Pyramidenbahn leitet die motorischen Befehle vom moto-
rischen Cortex des Großhirns zu den Muskeln im Körper.
~ Verlaufdes Fasciculus gracilis und cuneatus (Abb. 2.27).
• 1. Neuron: Das erste se nsibl e Ne uron dieser Ba hn befindet • Verlauf der Pyramiden bahn. Der motorische Cortex befindet
sich mit sei nem Pel"ikaryon im Spinalganglion . Die Fasern sic h im Gyrus praecentralis, in dem die Pyramidenbahn be-
des Neurons ziehen zur Hinterwurzel des Rü cke nmark s. Hier g innt. Sie zieht durch die Capsula internaund die Crura cerebri
hindurch zum Hirnstamm . lm Hirnstamm teilt sich die Pyrami-
,AF=<~:;:------- Gyrus
denbahn auf und geht unterschiedliche Wege:
postce ntralis • Tractus corticonudearis: Die Fasern d es Tractus corticonu-
clearis entspri ngen im Gyrus praecentralis, zie hen zunächst
durch di e Capsula interna, dann durch die Crura cerebri , um
dann im Hirnstamm teilweise zur Gegenseite zu kreuzen .
Einige Fasern des Tractus corticonuclearis verlaufen jedoch
auch ungekreuzt. Im Hirnstamm angekommen gelangen die
motorischen Impulse nun o hne Umschaltung auf die Hirn-
- - - - - - - - Tha lamus
(Ncl. ven trali s posterior) nervenkerne. Von den Hirnnervenkernen au s ge langen die
Fasern sch ließ lich über die Hirnnerven zu den Muskeln der
Kopf- und Ha lsregion . Hie r verursachen sie über die motori-
- - - - - Lemniscus medialis sc hen Endp latten die Kontrak ti on der Muskulatur.
• Tractus corticospinalis: Die Fasern des Tract us corticospi-
- - Decussolio lemniscorum
nalis entspringen ebe nfa lls im Gyrus praecentralis, z ie hen
med ialum
Ncl . gracilisfcuneatus ebenfa ll s durch die Capsula internau nd dann durch die Cru-
ra ce rebri. Im Hirnstamm verläuft der Tractus corticospi nal is
Fasciculus ungekreuzt und erst knapp unterhalb der Medulla oblonga-
gracilis Spinalganglion ta kreuzt ein Großtei l der Fasern zur Gegen seite. Die Reg ion ,
Fasciculus in der die Überkreuzung stattfindet, wird dabei a ls Decussa-
cu neatus tio pyramidalis bezeichnet. Während die überkreuzten Fa-
Commissura se rn im Tractus corticspinalis lateralis verlaufen, verlaufen
alba pe ripherer Nerv
die ungekre uzten Fase rn im Tractus corticospinalis anterior.
Abb. 2.27 Fasciculus gracilis und Fasciculus cuneatus. Der Tractus co rti cospina lis anterior holt die Überkreuzu ng
;g 2 Zentrales Nervensystem (ZNS)

jedoch später auf Höhe des Zielsegments nach. Beide Bahnen mammillaria. Hier erfolgt eine Umschaltung auf den Tractus
erreichen so schließlich die motorischen Endplatten ihrer mammillothalamicus, von dem aus die anterioren Thalamus-
Zielmuskeln auf der kontralateralen Seite. Da der Großteil kerne erreicht werden. Im Thalamus erfolgt ein e erneute Um-
der Fasern im Bereich der Decussatio pyramidalis zur Ge- schaltung, woraufhin die Fasern über den Gyrus cinguli zurück
genseite überkreuzt, resultieren Ausfallerscheinungen so, zum Ausgangspunkt, dem Hippocampus, ziehen .
als wären alle Fasern zur Gegenseite gekreuzt. Versucht man
von einer Schädigung des Tractus corticospinalis auf die
klinischen Symptome zu schließen, muss man daher immer Die Abfolge der Strukturen im Papez-Neuronenkreis sollten Sie
vom Verlauf des Tractus corticospinalis lateralis ausgehen. kennen: Hippocampus .... Fornix .... Corpora mammillaria .... Trac-
Den Tractus corticospinalis anterior kann man in seinem tus mammillothalamicus...., anteriore Thalamuskerne ..... Gyrus
Verlauf dabei unbeachtet lassen. cinguli ..... Hippocampus.

Neben der hier beschriebenen Abfolge der Verschaltung gelan-


Die Pyramide nbahn ist eine der wichtigsten Bahnen in unse- genjedoch auch einzelne Fasern in entgegengesetzter Richtung
rem Körper, denn ohne sie könnten wir uns nicht bewegen. Sie zum Hippocampus. Diese afferenten Fasern führen von der
sollten sich den jeweiligen Verlauf der beiden Anteile daher gut Septumregion über den Fornix bis hin zum Hippocampus.
einprägen:
.- Tractus corticonuclearis: Gyrus praecentralis ..... Capsula APROPOS
Das Modell des Papez-Neuronenkreises wurde 1937 von james W. Papez,
interna ..... Crus cerebri...., Hirnstamm mit teilweiser Überkreu- einem Neuroanatomen aus den USA , entwickelt. Es sollte die Entstehung
zung ..... Hirnnerven(kerne)...., Muskeln von Kopf und Hals. von Emotionen erklären. Heute geht man allerdings davon aus, dass die Ent-
., Tractus corticospinalis: Gyrus praecentralis...., Capsula interna stehung von Emotionen weit komplexer abläuft und der Papez-Kreis haupt-
-+ Crus cerebri...., Hirnstamm...., Medulla oblongata .... Decussa- sächlich für die Gedächtnisbildung zuständig ist. Diese Erkenntnis hat man
tio pyramidalis (Überkreuzung des lateralen Tractus) .... Zielseg- vo r allem daraus gewonnen, dass es bei Läsionen des Papez- Neuronenkreises
zu einer anterograden Amnesie kommt: Der Erwerb von neuen Gedäc htnis-
ment im Rückenmark (Überkreuzung des anterioren Tractus) inhalten ist dabei gestört .
.... ZielmuskeL
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN .- Die Fasern des Papez-Neuronenkreises ziehen vom Hippo-

-
., Der Tractus corticonuclearis:
- entspringt im Gyrus praecentralis
campus zum Fornix und weiter zu den Corpora mammillaria .
.- Afferente Fasern ziehen aus der Septumregion über den
_j
l
zieht durch die Capsula interna Fornix zum Hippocampus.
- zieht durch die Crura cerebri
- verläuft teilweise ungekreuzt.

2.12 Meningen
2.11.7 Papez-Neuronenkreis
Der Begriff Meningen bezeichnet die Hirn- und Rückenmarks-
Der Papez-Neuronenkreis verläuft innerhalb des limbisehen häute. Diese bestehen au s Bindegewebe. Man kann drei Schich-
Systems. Vor allem ist der Papez-Neuronenkreis an der Ge- ten von Hirnhaut unterscheiden : Dura mater, Arachnoidea und
dächtnisbildung beteiligt und dient dabei der Aufnahme neuer Pia mater. Dabei werden Arachnoidea und Pia materal s weiche
Informationen in das Gedächtnis. Hirnhaut zu sammengefasst. Die Duramater ist die harte Hirn-
haut (Abb. 2.29).
.- Verlauf des Papez-Neuronenkreises (Abb. 2.28). Die zentrale • Dura mater: Die Duramater liegt direkt dem Schädelkno-
Struktur des Papez-Neuronenkreises ist der Hippocampus. Eine chen an und wird nochmal s in ein äußeres und ein inneres
Vielzahl von Fasern zieht vom Hippecampus aus zum Fornix. Durablatt unterteilt. Diese beide n Durablätter teilen sich an
Im weiteren Verlauf ziehen Fasern vom Fornix zu den Corpora einigen Stellen (z. B. am Sinu s sagittali s superior) und bilden
so Hohlräume. Dabei li egt das äußere Durablatt weiter der

Gyrus cinguli äußeres Durablatt


inneres Durablatt Granulationes arachnoideae
Sinus sagittali s Dura mater
superio r
Arachnoidea
Epidu ralraum
(pathol. )

Subduralraum
(pathol.)
Subarac hnoidal-
Vicq d'Azyr raum (physiol. )
Corpus Bündel enthj lt Liquor
mamillare -------:J---~
Pia mater
Cortex cerebri
Falx cerebri

Abb. 2.28 Papez-Neuronenkreis. Abb. 2.29 Meningen.


2.12 Meningen 59

Knochenhaut (Pe riost) an . An den Stellen, an denen sich die • Epiduralblutung: Das Epiduralhämatom befi ndet sich zwi-
inneren Durablätter treffen, bilden sie sog. Duraplatten. Zu schen Schädelknochen und Dura materund tritt vor allem
diese n ge hört die Falx cerebri, die im Interhemisphärenspalt nach traumatischen Rupturen der Meningealgefäße (vor
verläuft und beide Großhirnhälften voneinander trennt. allem A. meningea media) auf. Klinisch kann sich da s Epidu-
Beim Tentorium cerebelli hande lt es sich ebenfalls um eine ralhämatom z. B. durch zentrale Paresen und ei ne Mydriasis
Duraplatte zw isc hen dem Kleinhirn und dem Okzipitallap- manifestieren (Schädigung von viszeralen Efferenzen des N.
pen des Großhirns. Auch die lncisura tentorii wird von der oculomotorius). Problematisch sind bei der Blutung in den
Duramater ge bildet. Durch sie tritt der Hirnsta mm hin- Epiduralraum vor allem die Raumforderung und der darau s
durch. ln der lncisura tentorii kann es zu Einklemmungen resultierende erhöhte Hirndrucl<. Als Behandlung kommt
des Temporallappens z. B. in fo lge von Hirndruckerhöhungen hier eine Entlastungsbohrung durch die Schädeldecke infra-
kommen. ge.
• Arachnoidea: Die Arachnoidea liegt unterhalb der Dura ma- • Subduralblutung: Da s Subduralhämatom befi ndet sich zwi-
ter und liegt dieser direkt an . Spinnengewebshaut ist eine schen Duramater und Arachnoidea. In diesem Bereich tre-
weitere Bezeichnung für die Arachnoidea und hat ihren Ur- ten Hämatome vor allem durch Ruptur von Brückenvenen
sprung darin , dass sich zwischen Arachnoidea und Pia mater auf. Symptomatisch äußert sich das Subduralhämatom oft
za hlreiche spi nnengewebsa rtige Fasern befinden . Innerhalb mit Kopfschmerzen , Müdigkeit und Konzentrationsstörun-
der Arac hnoid ea befi nden sich die Granulationes arachno- gen mit langsa mem Verlaufund evtl. einer zeitlichen Late nz.
ideae. Dabei handelt es sich um kleine Ausstülpungen, die • Subarachnoidalblutung: Das Subarachnoidalhämatom
den Liquor au s dem äußeren Liquorraum ableiten. befindet sich zwi schen Arachnoidea und Pia mater. Diese
• Pia mater: Die Pia materliegt unterhalb der Arachnoidea Blutung tritt vor allem in folge von Rupturen im Bereich des
und folgt in ihrem Verlauf den Gyri und Sulci des Gehirns. Circulus arteriosus auf. ln den meisten Fällen treten diese
Sie liegt dem Gehirn immer direkt an. Rupturen in Folge eines Aneurysmas auf, wobei vor allem
der Bereich des Ramus communicans anterior dafür prädes-
,.. Blutversorgung. Die arterielle Blutversorgung der Meningen tiniert ist. Typische Symptome einer Subarachnoidalblutung
erfolgt über drei Arterien: sind Kopfschmerz, Bewusstlosigkeit, Übelkeit, Schwindel
• A. meningea anterior: entspringt der A. ethmoidalis anteri- und Erbrechen.
or (aus A. caroti s interna )
• A. meningea media: entspringt der A. maxillaris (aus A. Ca-
~ LERNTIPP !
rotis externa) Die Ursachen und die Hauptsymptome der verschiedenen Blu-
• A. meningea posterior: entspringt der A. pharyngea ascen- t ung en im Bereich der Meningen kennen Sie nun . Damit können
dens (aus A. carotis externa). Sie die Fragen zu diesem Thema sicher beantworten.

,. Innervation. Der N. trigeminusinn erviert die Meningen. Die- ,.. Meningen des Wirbelkanals. Das Rückenmark ist ebenfalls
ser gibt die Rr. meningei ab, di e in der Dura mater verlaufen. von den drei Hirnhau tsc hichten Dura mater, Arachnoidea und
Pia materumgeben (Abb. 2.30). Im Gegensatz zum Gehirn liegt
APROPOS
Durch ihre starke Schmerzempfindlichkeit spielen die Meningen auch ein e die Dura materdem Knochen hier nicht direkt auf. Zwischen
trage nde Ro lle bei der Entstehung von Kopfschmerze n. wo bei das Gehirn Dura mater und J<nochen ist ein Zwischenraum, der Epidural-
selbst nicht sensibel innerviert ist. Empfindet man also Schmerzen im Kopf. raum, vorhanden, der mit Fettgewebe und venösen Gefäßen
so sind es Impulse der Meningen. die diese vermi tteln . ausgefüllt ist. Die Arachnoidea liegt als weiter innen gelegene
Schicht der Dura materdirekt an. Innerhalb bzw. unterhalb der
,.. Hohlräume. Normalerweise existiert am Gehirn nur ein Raum Arac hnoidea befindet sich der Subarachnoidalraum. Gan z in-
im Bereich der Meningen. Dieses ist der Subarachnoidalraum, nen und somit dem Rückenmark direkt anliegend befindet sich
der sich zw ischen Arachnoidea und Pia mater befi ndet. ln die- die Pia mater, die über den Subarachnoidalraum von der Ara ch-
sem Raum befindet sich der Liquor cerebrospinalis, weshalb noidea abgeg ren zt ist.
man den Subarac hnoidalraum auch al s äußeren Liquorraum
beze ichnet. Durch Schädelverletzungen und Blutungen können
weitere Räume im Bereich der Meningen entstehen (Tab. 2.4):

Tab. 2.4 Epidural-, Subdural-, Subarachnoidalblutung Dura ma ter spinalis


Arachnoidea spinalis
Blutungsart Lokalisation häufige Symptome Subarachnoidalraum
Ursache "...
Pia mater spinalis
Epiduralblutung zwischen Kno- Ruptur de r Mydriasis (Schä-
chen und Dura A. mening ea digung des N.
mater media oculomotorius)
Subduralbl u- zwischen Dura Ruptur von Kopfschm erz,
tung materu nd Brückenvenen Müdigkeit
Arac hnoid ea
Subarachnoidal- zwischen Arach- Aneurysma des Kopfs chmerz,
blutung noidea und Pia Ramus commu- Bewusstlosig-
mater ni eans anterio r keit, Übelkeit Abb. 2.30 Meningen des Wirbelkanals.
60 2 Zentrales Nervensystem (ZNS)

digen. Eine weitere Zisterne ist die Cisterna cerebellomedulla-


FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
ris, die oft als Cisterna magna bezeichnet wird und sich zwi-
... ln der lncisura tentorii kann es zu Einklemmungen des
schen der Unterseite des Kleinhirns und der Medulla oblongata
Temporallappens kommen .
befindet. Im Bereich der Hypophyse befindet sich die Cisterna
... Epiduralhämatome:
basalis, die aus der Cisterna chiasmatica und der Cisterna inter-
- entstehen zwischen Schädelknochen und Dura mater
peduncularis gebi ldet wird .
- treten vor allem durch Ruptur von Meningealgefäßen auf
- Mydriasis ist ein typisches Symptom, das durch Schädigung
... Inneres Liquorsystem. Das innere Liquorsystem besteht aus
viszeraler Efferenzen des N. oculomotorius verursacht
Ventrikeln. Hierbei handelt es sich um mit Liquor cerebrospina-
wird.
lis gefüllte Hohlräume des Gehirns. Es existieren vier Ventrikel:
... Subduralhämatome treten vor allem durch Ruptur von
• Seitenventrikel: Die Seitenventrikel sind beidseitig ausgebil-
Brückenvenen auf, die Symptome steigern sic h durch den
det und befinden sich im Telencephalon. Der vordere Anteil
langsamen Blutstrom eher langsam und ggf. verzögert.
der Seitenventrikel wird als Cornu frontale (Vorderhorn)
.,. Subarachnoidalhämatome
bezeichnet und befindet sich im Frontallappen. Das Cornu
- entstehen vor allem durch Rupturen im Bereich des Circulus
frontale wird dabei lateral und ventral vom Nd. caudatus
arteriosus.
und medial durch das Septum pellucidum begrenzt. Das
- Rupturen treten vor allem infolge von Aneurysmen des
Dach des Seitenventrikels wird vom Corpus callosum (Trun-
Ramus communicans anterior auf
cus corporis callosi und Rostrum corporis callosi) gebildet.
- hab en als typisches Symptom Kopfschmerz und Bewusstlo-
Der zentrale Teil der Seitenventrikel befindet sich im Pari-
sigkeit.
etallappen und wird medial durch den Thalamus und den
FOI·nix, lateral ebenfalls durch den Ncl. caudatus begrenzt.
Das Hinterhorn befindet sich im Okzipitallappen und wird
2.13 Liquorsystem medial und basal vom Hippocampus begrenzt. Über das
Foramen interventriculare stehen die Seitenventrikel in
Das Liquorsystem dient vor allem dem Schutz des ZNS vor Er- Verbindung mit dem dritten Ventrikel. Wird dieses Foramen
schütterungen. Dabei handelt es sich um flüssigkeitsgefüllte interventriculare z. B. durch einen Tumor verlegt, so kommt
Räume, die das ZNS umgeben (Abb. 2.31 ). Die Flüssigkeit wird es zur Erweiterung der Seitenventrikel durch Stauung des
als Liquor cerebrospinalis bezeichnet. Im gesamten Liquorsys- Liquors. Diese Liquorstauung wird dadurch verursacht, dass
tem befinden sich ca lSOml Liquor. Dieser hat zusätzlic h die der Liquor nicht mehr über den dritten Ventrikel ablaufen
Aufgabe, den Stoffwechsel des ZNS zu unterstützen. Gebildet kann.
wird der Liquor im Plexus choroideus, der in allen vier Ventri- • Dritter Ventrikel: Der dritte Ventrikel befindet sich in der
keln zu finden ist und täglich ca. 500 ml Liquor bildet. Tiefe des Diencephalon. Seitlich wird der dritte Ventrikel
Das Liquorsystem umgibt nicht nur das ZNS (ä ußeres li- vom Hypothalamus und vom Thalamus begrenzt. Vorne
quorsystem ), sondern befindet sich auch innerhalb des Gehirns grenzt er an die Commissura anterior und die Lamina ter-
in Form von Ventrikeln (inneres liquorsystem). minalis. Der hintere Abschnitt des dritten Ventrikels liegt
der Commissura posterior, der Commissura habenularum
... Äußeres Liquorsystem. Das äußere Liquorsystem befindet und dem Epithalamus an. Die Tela choroidea mit dem Plexus
sich im Subarachnoidalraum . Diese zwischen Arachnoidea und choroideus bildet das Dach dieses Ventrikels. Verbunden ist
Pia matergelegenen Räume besitzen an einigen Stellen Aufwei- der dritte Ventrikel über den Aquaeductus mesencephali
tungen. sog. Zisternen (Abb. 2.31 ). Eine dieser Zisternen ist die mit dem vierten Ventrikel. Kommt es zu einem Verschluss
Cisterna interpeduncularis. Diese befindet sich zw ischen den des Aquaeductus mesencephali, so resultiert eine Erweite-
Großhirnstielen und kann bei Verlegung den in räumlicher rung der Seitenventrikel und des dritten Ventrikels.
Nähe befindlichen N. oculomotorius und denN. abducens sc hä - • Vierter Ventrikel: Der vierte Ventrikel befindet sich im
Rhombencephalon. Während das Dach des vierten Vent-
rikels durch das Cerebellum gebildet wird. bildet die Rau-
Sinus sagittalis superior ___,---- Granulationes
arachnoideae tengrube den Boden dieses Ventrikels. Über die Apertura
Plexus choroideus
ventriculi lat. lateralis und die Apertura medianabestehen Verbindungen
Seitenventrikel zwischen dem vierten Ventrikel und dem äußeren Liquor-
system.

~ LERNTIPP !
Ne in , auf den vorste henden Absatz wurde nicht etwa ein Eimer
Foramen ~"__-~~ mit Farbe verschüttet. Es verdeutli cht vielmehr. wie gern das
interventriculare ~:;;:z;;~~~
(Mon roi) IM PP nach der Topographie und so mit vor all em na ch de n
3. Ventrikel Cisterna angrenzenden Strukturen der ei nze ln e n Ve ntrikel fragt .
ambiens
i sterna

~
Cisterna hiasmatica
basa lis iste rna Plexus choroideus 2.13.1 Liquorzirkulation
nterped un cu laris ventricu li quarti
Aquaeductus mesencephali Der Liquor fließt aus den beiden Seitenventrikeln über da s Fora-
Cisterna
Cisterna pontis - - - - cerebellomedullaris men in terventricu la re ab. Von hi er au s ge langt er in de n dritten
Abb. 2.31 Liquorsystem und liquorzirkulation. Ventrikel. Au s de m dritten Ventrik e l ge lan g t de r Liquor übe r
2.14 Gefäße des ZNS 61

den Aquaeductus mesencephali in den vierten Ventrikel und 2.14.1 Arterielle Blutversorgung
von hier aus über die Apertura lateralis und die Apertura medi-
ana in das äußere Liquorsystem. Hier erfolgt auch die Liquor- Die beiden Hauptgefäße der arteriellen Versorgung des Ge-
resorption. Die Resorption des Liquor cerebrospinalis erfolgt in hirns, nämlich die A. carotis interna und die A. vertebralis,
den Granulationes arachnoideae. Hierbei handelt es sich um werden hier mit ihren Ästen genauer dargestellt:
blumenkohlartige Einstülpungen der Arachnoidea . Diese lassen
den resorbierten Liquor über die venösen Sinus abfließen. ~ A. carotis interna. Die A. carotisinternaerhält ihr Blut aus der
A. carotis communis (Abb. 2.32). Sie zieht in die Schädelbasis.
wobei sie einen s-förmigen Verlauf nimmt. der als Karotissi-
2.13.2 Liquorpunktion
phon bezeichnet wird . Die A. carotis internagibt innerhalb der
Die Liquorpunktion ist ein klinisch bedeutsames Verfahren, das Schädelbasis folgende für die Versorgung des Gehirns zustän -
für die Diagnostik von Entzündungen und malignen Prozessen dige Arterien ab:
im ZNS verwendet wird. Dabei ist es wichtig, die Liquorpunkti- • A. cerebri anterior: Die A. cerebri anterior verläuft nach dem
on auf der richtigen Höhe durchzuführen, um das Rückenmark Abzweigen aus der A. carotis interna zwischen den beiden
nicht zu schädigen. Der Rückenmarkstrang des Erwachsenen Großhirnhemisphären nach oral (vorne). Sie versorgt den
endet mit de m Conus medullaris auf Höhe von l1 bzw. L2. Eine medialen Teil des Cortex im Bereich des Frontal- und Parie-
Liquorpunktion würde also auf Höhe von L3 oder L4 erfolgen, tallappens (Abb. 2.33). Diese Versorgung reicht ungefähr bis
um das Rückenmark zu schonen. Um die richtige Punktionshö- zum Sulcus occipitoparietalis. dem Übergang vom Parietal-
he zu finden . gibt es eine im Menschen eingebaute anatomische zum Okzipitallappen. Demzufolge deuten Nekrosen im Be-
Hilfestellung: Denkt man sich eine Linie zwischen dem Ober- reich des medialen Kortex des Frontal- oder Parietallappens
rand der beiden Darmbeinkämme, so verläuft diese auf Höhe aufgrund ihres Versorgungsgebietes auf einen Verschluss
des Dornfortsatzes L4 über den Rücken. Der mit Liquor gefüllte der A. cerebri anterior hin. Des Weiteren wird auch der Teil
Duralsack, in dem sich das Rückenmark befindet, zieht hinunter des motorischen Kortex über diese Arterie versorgt, der sich
bis zum Wirbelkörper 52. am medialen Kortexrand befindet. Dieser Teil des Gyrus
precentralis, auf dem der motorische Kortex liegt, ist für die
APROPOS
Eine typische Nebenwirkung von Liquorpunktionen ist da s Auftreten von Innervation der Beinmuskulatur verantworlich. Demzufolge
Kopfschmerzen in den Tagen nac h de r Punktio n. Diese Kopfschmerzen versorgt die A. cerebri anterior also das Beinareal des Gyrus
bessern sich inliegender Position. Es wurde beo bachtet. dass atraumati· praecentralis. Im Horizontalschnitt (Abb. 2.33c) erkennt
sehe Kanü le n das Auftreten verringe rn. Auch besteht ein Zusa mmenhang man, dass in der Tiefe des Gehirns vor allem der vordere
zwischen der Menge des en tnommenen Liq uors und dem Auftreten der Anteil der weißen Substanz von der A. cerebri anterior ver-
Kopfschmerze n.
sorgt wird.
• A. cerebri media: Die A. cerebri media zweigt sich ebenfalls
FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X aus der A. carotis interna ab. Sie versorgt vor allem die late-
~ Sie sollten die Cisterna basalis und der Cisterna cerebellome- ralen Kortexareale des Frontal- und Parietallappens. Darü-
dullaris in Abb. 2.31 erkennen . ber hinaus versorgt die A. cerebri mediaaber auch den obe-
~ Das Cornu frontale wird vom Nd. caudatus, vom Septum ren Abschnitt des Temporallappens. die Basalkerne und die
pellucidum, vom Truncus corporis callosi und vom Rostrum lnselrinde. Im Horizontalschnitt (Abb. 2.33b) erkennt man ,
corporis callosi begrenzt. dass die A. cerebri mediagroße Bereiche in der Tiefe des Ge-
~ Eine Verl egung des Foramen interventriculare führt zur hirns versorgt. Diese liegen vor allem im Bereich zwischen
Erweiterung der SeitenventrikeL Vorder-und Hinterhorn der SeitenventrikeL Ein Verschlu ss
~ An den dritten Ventrikel grenzen folgend e Strukturen: Hypo- dieser Arterie führt u.a. zu einer Aphasie (Sprachstörung)
thalamus, Thalamus, Commissura anterior. Lamina termi- und sensemotorischen Hemiparesen im Bereich von Hals
nalis, Commissura posterior, Commissura habenularum, und Kopf, die dann kontralateral auftreten.
Tela choroidea und Plexus choroideus.
~ Ein Verschluss des Aquaeductus mesencephali führt zur
Erweiterung der Seitenventrikel und des dritten Ventrikels. A. communicans posterior
~ Die Resorption des Liquor cerebrospinalis erfolgt in den

~~§~~~~~~~~~~~~A~.
Granulationes arachnoideae .
ophthalmica
A. bas ilaris
~ Der Conus medullaris endet auf Höhe von L1 bzw. L2 .
Canalis caroticus
~ Eine gedac hte Linie zwischen den Oberrändern der beiden
1--c- - 1 - -- . . . . . J h - - - - A. carotis interna
Darmbeinkämme verläuft auf Höhe des Dornfortsatzes L4.
~ Der Duralsack zieht hinunter bis auf Höhe von Wirbelkörper 1\-------"=--~=f-'--- A. carotis externa
52 . ~..,.._-===---'--- A. thyreoidea superior
1--f>-1-'----- A. ca rotis communis dextra
IIT'rll-'rh4 - - - - - - - A. vertebralis dextra
2.14 Gefäße des ZNS
_.------ A. subclavia dextra
Da s Gehirn e rhä lt arteri elles Blut aus den be iden Aa. carotides
internae und den beide n Aa. vertebrales. Der venöse Abfluss
II .--....:.,...- - - - - A. subclavia sinistra
~-- Truncus brachiocephalicus
des Blutes erfolgt über die Sinu s des Gehirns sowie über obe r- \ ' " - - - - - - Aortenbogen
flä chli che Ve nen.
Abb. 2.32 Arterielle Gefäße.
62 2 Zentrales Nervensystem (ZNS)

r==J Arteria cerebri anterior Arteria cerebri media Arteria cerebri poste rior

Abb. 2.33 Arterielle Versorgung des Gehirns. a vo n lateral. b von med ial, c im Horizonta lschnitt

A. communica ns anterior

A. ce reb ri anterior

A. carotis interna~---V''jk::~.L.,Z;:=:~~b. A. ce rebri media


A. communicans
posterior - - - -- ----,'-+-f"-f--"F':........C'----::::o,._-\ l--'r--'n---:--rf-- -lW...,r --'i - - - - - A. choroidea ante ri or
A. cerebri posterior --flhr---"L--f-T.-r--±~III.A~III~

\l---"l<\---.-1i&;;;;~-.:lr----- A. superior cerebelli


A.inferior -----~.--+.-.-----:J4...j':L-;#Ia;;:::r:;nJ--\h-.-\--l\-~..-1--------A. basilaris
anterior cerebel li

A. inferior
posterio r cerebelli - - - -+ -T'ml""""t\\W.«h\\1
A. vertebrali s----------'"'<X~~~m~~ffil1",

Abb. 2.34 Arterien der Hirnbasis .

.. A. vertebralis. Die A. vertebralis erhält ihr Blut aus der A. sub- • Circulus arteriosus Willisii. Der Circulu s arteriosus Willi sii is t
davia (Abb. 2.32).1hren Namen trägt di e A. vertebrali s aufgrund ein e Art Arterienkreislauf im Ge hirn . Durch ihn sind alle zu-
ihres Verlaufs durch d ie Querfortsätze de r Halswirbel (vertebra führenden Arterien des Geh irns (beide Aa. caroti s internae und
= Wirbel ). Sie tritt durch das Foramen magnum hindurch in di e beide Aa. vertebrales) miteinander verbunde n. Um de n Arte ri -
Schäde lba sis. Am Unterrand des Pons vereinigen sich die beiden e nkreis zu sc hli eßen. ex is tiere n die A. communicans anterior.
Vertebralisa rter ien der linken und rechten Seite z ur A. basilaris. die die A. ce rebri ante ri o r der rechten und linken Seite mitei -
Diese verlä uft ein kurze s Stück entlang des Pans, um sich dann nander verbindet. und die A. communicans posterior, die auf
in di e beiden Aa. cerebri posteriores aufzuteilen: jeder Seite jeweils die A. cerebri mediamit der A. cerebri pos -
• A. cerebri posterior: Die beiden Aa. cerebr i posteri01·es te rior ve rbindet (Abb. 2.34 ). Ein mange lnd er Zufluss z. B. durch
e ntsp rin ge n aus der A. ba silaris (Abb. 2.34). Sie verlaufe n in Ve reng un g ein es Gefäßes kann mithilfe dieses Krei slaufs tei l-
Richtun g Okzipitallappen. Die A. ce rebri posterior dient der wei se kompe nsiert we rd e n.
Versorgung de s unte ren Anteils des Temporallappens sow ie
des gesa mten Okzipitallappens. Somit dient die A. cerebri ~ Arterielle Versorgung des Kl einhirns. Da s l<leinllirn wird aus
posteriorauch der Blutversorgung der im Okzipitallape n drei Gefäße n mit Blut ve rsorgt:
gelege nen primären und se kundären Sehrinde. l<ommt es zu • A. superior cerebelli: Ast de r A. ba sila ri s.ve rsorg t de n obe-
einem Ve rsc hluss di ese r Arterie. so kö nn en Sehstörungen bi s re n Teil de s Kleinhirn s.
hin zur total e n Erblindung res ulti e re n. Im Hori zo ntal sc hnitt • A. inferior anterior cerebelli: Ast der A. ba sil aris. ve rso rgt
ist zu e rkennen. wie di e A. ce rebri pos tet·ior de n hinter den den mit t le re n Abschnitt des Kl einhirn s. Der A. infer ior an -
Seite nve ntrike ln ge legenen Bereic h mit Blut ve rso rgt (Abb. terior cerebelli e nt sp ring t di e A. Iabyrinth!. di e damit zu m
2.33). Verso rgu ngsge bie t de r A. basilaris ge hö rt' .
2.14 Gefäße des ZNS 63 ,,

• A. inferior posterior cerebelli : Ast der A. vertebral is, ver- 2.14.2 Venöser Abfluss
sorgt den unteren Abs chnitt des Kleinhirn s.
Die klappen losen Venen des Gehirns münden in d ie venösen
~ Arterielle Versorgung des Rückenmarks. Das Rückenmark Blutleiter. die Sinus. Diese einzelnen Sinus si nd miteina nd er
w ird über die A. spinalis anterlor und die beiden Aa. spinales verbunden und fü hren das l:llut üb er die V.jugu laris interna zu -
posteriores mit Blut versorgt. Beid e Arterien erhalten ihr Blut rück in Richtung Herz. Man kann im Gehirn d ie oberfläc hlichen
aus der A. vertebralis. Im unteren Bereich erha lte n sie Zu flü sse (Vv. cerebri superficiales) von d e n tiefen Hirnvenen (Vv. cereb-
a us Rr. spinales der Aa. intercostales posteri01·es und der Aa.lum- ri profundae) unterscheiden :
bales. Diese Rr. spi na les ve rso rge n die Wirbel und geben je e ine
A. radiculari s posteriorund anterior ab. die mit den Spina ln er- • Vv. cerebri superficiales.
venwurzeln zum Rückenmark ziehe n. Die A. radicularis magna • Vv. cerebri superiores,
ist das kräfti gste dieser Gefäße und liegt in der oberen Lendenre- • Vv. cerebri inferiores,
gion. Ein gestörter Blutfluss in diesem Gefäß kann zu Lähmungen • V. cerebri media.
und Sensibi li tätsstörungen der unteren Extremitäten führen. Die Vv. cerebri superficialis verlaufen im Subarachnoidalraum
und leiten ihr Blut in d e n Sinus sag ittalis sup eriorund die ba-
• Blut-Hirn-Schranke. Die Blut- Hirn-Schranke ist ein spezielles sa len Sinus.
End othel mit za hlreichen Tight junctions, mit dem d ie Gefäße
im Geh irn ausgestattet sind . Durch die se lektiv wirkende Blu t- ~ Vv.cerebri profundae.
Hirn-Sc hran ke kann der Übertrittvon toxisc hen Substa n zen ins • V. cerebri magna,
Ge h irn tei lweise unterbunden werden. j edoch ist nicht das ge- • V. basalis.
samte Gehirn mit einer Blut-Hirn-Sc hranke ausgestattet. So be- Die Vv. cerebri profu ndae nehmen das Blu t des Diencephalons
sitze n beisp iel sweise die zirkumventriku lären Organe, die sich und des Marks aufund münden in die V. cerebri magna .
im Bereich der Ventrikel befinden. keine Blut-Hirn-Sch ran l<e. Zu
den zirkumventrikulären Organen gel1öre n : • Sinus (Abb. 2.35). Das Blut ge langt über die Hirnvenen in di e
• Eminenria mediana Sinus. Hierbei handelt es sich um venöse Blutleiter, die von dem
• Area post rema inneren Blatt der Duramater gebildet werden:
• Subfornika lorgan • De r Sinus sagittalis superiorverläuft an der Basis der Fa lx
• Organum vasculorum laminae terminal is. cerebr i und leitet sein Blu t in den Confluens sinuum. Hierbei
handelt es sic h um eine Art .,Venensee" im Okzipitalbereich.
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN Dieser ..Venen see" wird neben dem Sinu s sagittalis supcr ior
~ Nekrosen im Bereich des medialen Kortex de uten auf e in en auch vom Sinu s rectus gespeist.
Verschluss de r A. cerebri anterior hin. • Der Sinus rectus erhä lt sein Blut aus dem Sinus sagittalis
~ Di e A. cerebri anterior versorg t das Beinareal des Gyrus
inferior und der V. magna cerebri.
praecentralis mit Blut. • Aus dem Confluen s si nuum gelangt das Blut nun weiter über
• Di e A. cerebri media versorgt u.a. Teile des Temporallap- den beidseits ange legten Sinus transversus.
pens , di e Basalkerne und die Inselrinde mit Blu t. • Aus dem Sinu s t ra n sve rsus ge langt das Blut sc hli eßlich in
~Di e A. cerebri posterior di ent u.a . der Blutversorgung der
den Sinus sigmoideus, der in topographischer Näh e zu den
Sehrinde im Okzipitallappen. Cellulae mastoideae (Mastoid) verläu ft.
~ Die A. labyrinthi gehört zum Stromgebiet der A. basilaris.
• Vom Sinus sig moideus aus fließt das Blut über die V. jugula-
~ Ein gestörter Blutfluss in der A. radicularis magna kann zu
ris Interna aus dem Schädel.
Lähmun gen und Se nsib ilitätsstörungen der unteren Extre mitä- Der hie r beschriebene Venenabfluss erfolgt über di e Si nu s im
ten führen. hinteren Bereich des Gehirns.
Das Blut de s vorderen Be reichs des Ge hi rns fließt aus k leine-
ren Venen , wie z. B. der V. angularis im Na sen bereich , in die V.

Sinus sagitta li s -------~~ Abb. 2.35 Venöser Blutabfluss


superior -:=::::::==(h;:=:::::::::--.___ des Gehirns.
0

~ Sin us sagittalis ---~


~ inferior
...
:c
";
E
0

~ V. magna cerebri
<(

-5:J
~ Sinus rectus
~ Si nu s sphenoparietalis
Con flu ens sinuum
~
;3 - - - - - - Sinus cavernosus
: Sinus tran sversus ' - - - - - - Sinu s petrosus superior
'"
.c
u -.___ _ _ _ _ Sinus petrosus inferior
;;;;
.c
~ Si nus occi pitalis Sinus marginali s ' - - - - - - - - - - Sinus sigmoideus
64 2 Zentrales Nervensystem (ZNS)

ophthalmica. Aus der V. ophthalmica und dem Sinus spheno- Im Bereich des Sinus cavernosus verlaufen fol ge nde Struk-
parietalis fließt das Blut in den Sinus cavernosus. Er leitet das turen (Abb. 2.35):
Blut über den Sinus petrosus superiorund den Sinus petrosus • A. carotis interna
inferior we iter in den Sinu s sigmoideus. Vom Sinus sigmoideus • N. abducens (VI )
aus nimmt das Blut denselben Weg wie das Blut aus dem hinte- • N. oculomotorius (111)
ren Bereich des Gehirns und fließt über die V. jugularis interna • N. trochlearis (IV )
aus dem Schädel. Ein kleiner Teil des Blutes fließt nicht über die • N. ophthalmicus (V1)
hier beschriebenen Wege ab, so ndern tritt über die Vv. emis- • N. maxillaris (V 2 ) .
saria durch den Schädelknochen, um dann über die äußeren
Kopfvenen abz ufließen. Eine der Vv. emissaria verläuft durch FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISS EN .)C
das Foramen mastoideum im Bereich des Felsenbeins. 1> Zu den Vv. cerebri superficiales zä hl en u. a . auch die Vv.
cerebri inferiores.
1> De r Sinus sigmoideus verläuft ent lang der Cellulae mastoi-

Verdeutlichen Sie sich den Verlauf des Blutabflusses anhand deae.


der Abb. 2.35. Dabei ist es besonders wichtig , dass Sie wissen , 1> Der Sinus cavernosus erhält sein Blut aus der V. ophthalmica

welchen Weg das venöse Blut innerhalb der Si nu s nimmt. Sobald und dem Sinus sphenoparietalis und leitet dieses in den
Sie den Blutabfluss bis zur Mündung in die V. jugularis interna Sinus petrosus superiorund den Sinus petrosus inferior.
aufzählen können, sind die IM PP-Fragen zu di ese m Th ema für Sie 1> Durch das Foramen mastoideum verläuft e in e V. emissaria .

kein Problem mehr. 1> Das venöse Blut fließt aus der V. cerebri magna in den Sinus

rectus .
.,. Das venöse Blut fließt vom Sinus rectus in den Confluens
Die folgende Übersicht stellt noch einmal die einzelnen Sinus sinuum .
mit ihrem Blutabfluss dar (die Pfeile[--+] bedeuten .. fließt hinein 1> Das venöse Blut fließt vom Sinus transversus in den Sinus
in den"): sigmoideus.
• Sinus sagitta li s superior--+ Confluens sin uum 1> Das venöse Blut der Nasenflügel fließt über die V. angularis in
• Sinus sagittalis inferior--+ Sinus rectus die V. ophthalmica.
• V. cerebri magna --+ Sinus rect us 1> Das venöse Blu t fließt aus der V. ophthalmica in den Sinus
• Sinus rectus --+ Confluens sinuum cavernosus.
• Confluens s inuum--+ Sinus transversus 1> Das venöse Blut fließt vom Sinus cavernosus in den Sinus
• Sinus transversus--+ Si nu s sigmoideus petrosus.
• Sinus sigmoideus--+ V. jugularis interna 1> Aus dem Sinus rectus fließt das Blut folgendermaßen ab:
• V. ophthalmica--+ Sinus cavernosus Sinus rectus --> Confluens slnuum --+ Sinus transversus-+
• Sinus sphenoparietalis--+ Sinus cavernosus Sinus sigmoideus.
• Sinus cavernosus--+ Sinus petrosus .. Durch den Sinus cavernosus veri<Jufen: N. abducens , N.
• Sinus petrosus--+ Sinus sigmo ideus oculomotorius. N. trochlearis. N. ophthalmicus.
Greift m an sich nun einen der beschriebenen Sinus heraus, kann
man seinen Blutabfluss durch die einzelnen Sinus verfolgen.
So fließt das Blut ausgehend vom Sinus rectus durch folgende
Strukturen: Sinus rectus--+ Confluens sinuum--+ Sinus transver-
sus --+ Sinus sigmoideus --+ V. jugularis inrerna.
3.1 Entwicklung 65

3 Auge APROPOS
Beim Kolobom sch ließt sich die Aug enb echerspa lt e fehl erha ft. [s liegt dann
eine partielle oder kom plette Spaltbildung (nach nasal un ten) der Iris. der
3.1 Entwicklung Linse. d er Aderhaut und des Se hnervs vor. Kolobom e t re te n sporadisch auf
ode r si nd au tosoma ! dominant ve rerbt.
,. Überblick. Das Mate ria l der Au ge nanl age entspringt
• de m Oberfläche nektoderm (- Lin se. äußere Sc hicht de r ,. Netzhautentwicklung. Di e inne re Augen haut (Tunica interna
Cornea). bulbi , Netz haut, Reti na) entste ht aus de r in nere n und ä uße re n
• de m Mesoderm des Ko pfes(---> Aderha ut. inn e re Sc hi ch t der Wand (Blatt) des Auge nb ec hers, de r ursprüng li ch aus Neuro -
Cornea) und e ktode rm ents ta nd e n is t. Sie is t damit ein nach auße n ve rla-
• de m Neu roektoder m des Vord erhirn s(- Retina). gerte r HirnanteiL Das Neuroepithel (Ga ngli en ze ll sch icht) der
Bevor sic h der Neuropor u s ante ri or in der4. Woc he ver schließt. Re tina entsteht aus dem inn ere n Blatt des Augenb ec hers. das
stülp en sich a m se itlichen Ra nd des Vorderbim s (Prosence- Pigmentepithel aus dem äußere n. Di e Sc hic hte n sind ni cht fest
phalon) zw e i Augenfurchen (Sulci op t ici) au s. Spä ter wird di e- m itei na nder verwac h se n - das e rklä rt, wes ha lb es so leicht zu
ser u nte re Teil des Vorderhirn s w m Diencephalon. Mi t dem Ne tzhau ta bl ösu ngen ko mm t. De n Wänden des Augenbechers
Sc hlu ss des Neuropo ru s a nterio r we rd en au s de n zw ei Augen - e nts p reche n beim Erwachse nen a lso da s Pigmentepithel und
fu rche n die be ide n Augenbläschen. di e Sinneszellschicht de r Ret ina.
Etwa zum Zeit pun kt der Linsenplakodenbildung begi n nt
d as Augenbläschen. sich zum do pp elwa ndige n Augenbecher ,. Augenlidentwicklung. Die Au ge nlider entw icke ln sich als
um zufor me n. Die inne re und äu ßere Wand des Augen bec he rs Hautfa lte n üb er der Auge na nl age am End e des 2. Monats. Ihre
si nd zu näc hst d urch e in Lum e n (Sehventrikel ) vone inand er Rän der verwach se n u nterein ander, d . h., das Auge is t da n n ga nz
get ren nt. De r Seilve ntr ikel verschwindet spä te r. so dass da n n gesc hlosse n. Im 6. od er 7. Monat lösen sich diese epit heli a len
be ide Wä nde aufeina nd e rl iege n (s. u.). Verwac h sungen wieder au f.

,. Linsenentwicklung. Die Auge nbläschen nä hern sic h de m ,. Entwicklung weiterer Strukturen des Auges. Glaskörper u nd
Oberfläc hene ktoderm an. Dad urch ind uziere n sie im Obe rfl ä- Linse ents te hen dad urch. das s Mesenc hy mzell en einwand ern
che nektode r m die linsenplakoden (A nl age de r Linse). Du rch und fei ne Fasern und ein e tra nsparente, ga ll ertart ige Interzel-
Ze ll pro li ferat ion stü lpe n sich di e Lin sen pl a kode n ein und bilde n lul arsubst anz bild en.
die Linsenbläschen. Der Augenbeche r n imm t s pä te r das Lin se n- Choroidea (Ad er haut) und Sklera sind m esenchy ma len Ur-
b läsche n in se ine Eind e llun g auf, dabei w ird d ie Li nse ga n z in sprun gs , di e reife Kornea beste ht aus d rei Sc h ic h te n (vo n inn en
den Augenbec he r h inei n ve rlagert. Die Öffn un g des Au genbe- nac h a uße n):
che rs run det sich nun zur Pupill e ab. • hinteres Horn ha ute ndo the l (a u s Mese nchym, gre n zt a n vo r-
dere Auge n kamme r)
,. Gefäß- und Nervenentwicklung. Aus de m Augen bec herstiel • Substa nt ia pro p ria (a us Mese nchym , ge ht in di e Sk lera über)
entwi cke lt sich später de r N. opticus. An der Unterfläche des • vorde res Hornhau te pi t hel, entste ht aus Oberfl äc he nek to-
Auge nbec he rst ie ls und des Auge nbec he rs stül pt sich in der de rm .
Mit te eine Rin ne ein, d ie Augenbecherspalte. in ihr ver laufe n Di e Mm. sphincter pupillae und dilatator pupillae (glat te Mus-
d ie A. und V. hyaloidea (G iasl<örpera rterie). d ie in de r frühen ke lze ll en) sta m me n a us de m äußere n Blatt de s Auge nb ec he rs.
Entwick lun g Linse und Glaskörpe r ve rso rg t. Die Ränder der Au-
ge n bechers pa lte ve rschm elzen in der 7. Woc he mite in a nde r, so FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN
dass die Hyalo ideagef;iße da nn inne rh a lb des N. opticus ver lau- ._ Zurn Zei tpunkt der linsenplakodenbildung (4 .- 5. Woche)
fe n. Nac h dem 7. Mo nat zie he n sich d ie Hya loid eagefäße zur ück. beginnt das Augenbläschen . sich zum dopp elwandigen
Nur d ie prox ima len Absc hni ne bleiben erha lte n und ve rso rge n Auge nbecher umzu form en.
da nn a ls A. ce nrra li s rer in ae die Retin a un d denN . o pticus. ,. Da s Neuroepithel (Gang lienzell sc hicht) der Reti na entste ht
aus dem inneren Blatt des Augenbechers
66 3 Auge

elastischen Systems ist die Bruch-Membran der Aderha ut,


,. Den Wänden des Augenbechers entsprechen beim Erwach-
die am Ziliarmuskel ansetzt.
senen das Pigmentepithel und die Sinneszellschicht der
• Ebenfalls Teil der Tunica vasculosa bulbi ist die Choroidea
Retina.
(=Aderhaut). Sie ist gefäßreich und geht in den Ziliarkörper
über. Durch die Bruch-Membran wird die Choroidea von der
3.2 Aufbau des Auges Retina getrennt.

Zum Auge gehören der Augapfel (Bulbus oculi) einschließlich ,. Tunica interna bulbi. Die Retina(= Netzhaut) ist die innerste
Sehnerv. die Augenlider, der Tränenapparat und die äußeren der drei Schichten des Bulbus und wird als Tunica interna bulbi
Augenmuskeln. In der Retina (Netz haut) wandeln die Photo- bezeichnet. Man kann die Retina in zwei Anteile unterglied ern :
sensoren die Lichteind rücke in elektrische Signale um. Von dort • Die Pars optica befindet sich dorsal und enthält die Stäbchen
aus erreichen sie über den Sehnerv den Okzipitallappen des und Zapfen .
Großhirns. • Die Pars caeca befindet sich ventral um die Linse herum , so
dass auf diesen Abschnitt der Retina kein Licht fallen kann-
daher auch ihr Name: caeca =blind.
3.2.1 Bulbus
Die Ora serrata ist eine gezac kte Linie. welche die Grenze zw i-
schen Pars optica und Pars caeca bildet.
; LERNTIPP ! Auf der Retina befinden sich die Sinneszellen. Hier unte r-
Beim Lernen di eses Kapitel ist es hilfreich, wenn Sie gleich einmal scheidet man ca. 6 Millionen Zapfen, die dem Farbsehen di e-
in das Skript Hi stologie schauen. Dort finde n Sie Einzelheiten nen. und ca. 120 Millionen Stäbchen. di e da s Hell-dunkel-Sehen
zum Feinbau des Auges und gleichzeitig alle prüfungsrelevanten ermöglichen.
Infos .
[ LERNTIPP !
,. Tunica fibrosa bulbi. Sklera und Kornea bilden den äußeren Welche der beiden Sinneszellen sind nun für das Farbsehen
Teil d es Augapfels und werden zusammen al s Tunica fibrosa zustä ndig und we lche fü r das Hell -d un ke l-Se hen? Das können Sie
bulbi beze ichnet. In der äußeren Schicht des Augapfels befin- sich gan z einfach merken , denn im Wort Za pfen kommt ein ..f"
det sich im ventralen Teil die Kornea (Hornhaut). DieBrechkra ft wie .. Farbse hen" vor.
wird durch den Übergang von einem Medium mit geringer
Dichte (Luft) in ein Medium mit hoher Dichte (Kornea ) erreicht. Die Fovea centralis (= Mac ul a lutea oder ge lber Fleck) ist eine
Dieser Übergang findet an der Vorderseite der Kornea starr. wo- Einbuchtung auf der Retina , auf der sich ausschließlich Zapfen
durch die Vorderseite der Kornea am stärksten zur Brechkraft befinden. Die Fovea centralis entsteht durch eine Seitwärts-
beiträgt. Die Kornea ist ni cht vaskularisiert, weshalb sie durch verlagerung von Nervenzellkörpern. Darübe r hinaus befind e n
das Kamm e rwa sse r ernährt werden mu ss. sich hier kein erlei größere Gefäße. Diese Eigenschaften trage n
Der dors a le Te il de s Augapfels wird von d er Sklera (Led e r- dazu bei. da ss es sich bei der Fovea centra lis um d e n Punkt des
haut) umgeben. Sie beste ht aus straffem kollagenem Bindege- schärfsten Sehens handel t.
webe und hält so den Augapfel in seiner Form.
.. linse. Die Lin se(= Lens cristallina) bildet die Grenze zw ischen
.. Tunica vasculosa bulbi. Die Schicht unter der Tunica fibro sa vorderer und hinterer Au genkamm e r. Ihre Form ist bikonvex
bulbiwird als Tunica vasculosa bulbi be ze ichnet. Sie bes teht im und sie steue rt ei nen Teil zur Brechl<raft bei. Die Lin se besteht
vorderen Teil aus der Iris und dem Ziliarkörper und im hinteren a us sog. Linse nfa se rn , sie ist gefäß- und nervenfrei und mus s
Teil aus der Choroidea (Aderhaut): dahe r über Diffusion au s dem Kamm e rwa sse r ernährt werden.
• Die Iris (Rege nbogenhaut) bildet den Rand der Pupille. Auf- Die linsenfasern gehen aus dem Linsenepithel hervor.
gr und ihrer Pigmentierung is t die Iris nicht lichtdurchlässig.
Die unterschiedlic he Pigmentierung best immt di e Augen- ,. Augenkammern. Man unterscheidet die vorde1·e von d e r
farbe. Eine hohe Mela ninkonzentrati o n ergibt e ine braune hinteren Au genkammer. Die vordere Augenkammer wird
Auge nfa rbe. während ein geringerer Pigmentanteil die Iri s durch die Kornea . den ringfö rmi g in der Sklera ve rl aufend e n
g rün. blau oder gra u erscheinen lä sst. Schlemm-Kanal. das vordere Irise pithe l und durch die Linse
• Der Ziliarkörper (Corpus ciliare) beste ht aus de m Ziliarmus- (Abb. 3.1) beg ren zt. An di e hintere Augenkammer grenzen die
kel (M. ciliaris). den Zonulafasern sowie au s e in e m Anteil, Linse, das hintere lrise pithe l, die Zon ul afasern und der Zil iar-
der das Kammerwasser produziert. Der Ziliarkörper spielt körper.
e ine wesentliche Aufga be bei der Akkomodation, also dem Inne rhalb der beiden Auge nkamm e rn befindet sich das Kam-
Anpassen des Au ges auf das Sehen von na hen bzw. fernen merwasser. welches e in Ultrafi lt rat d es Blutes dars te llt. Es wird
Gegenständen: vom Zili a rkörper produ ziert und fii eß t von de r hinteren Au -
- Nahakkomodation : Kontrahiert sich der ringförmige ge nkamm er in die vordere. Hier wird es vom Sc hl emm- Kana l
Zi liarmu skel. so wird sei n Durchm esse r kleiner. die Zonul- aufgenommen. Der Schlemm-Kanal leitet da s Kamme rwasse r
afasern locke r und die Linse konvexe r. Als Folge nimmt die vorwiegend in intra- und eplsklerale Venen weiter. Über den
Brec hkraft zu. d. h., man sie ht in der Nähe sc harf. Plexus venosu s sclerae ge la ng t das Kammerwa sse r sc hli eß li ch
- Fernakkomodation: Beim ln -die - Fe rne-Sehe n e nts pannt zurü ck in de n Blutkre islauf.
sich de r Ziliarmuskel, dadurch wird der Durchmesser grö-
ße r, die Zo nulafa sern ges pannt und die Linse fi ac he r. Die
elastischen Rückstellkräfte der Aderhaut sind ebenfal ls
wichtig, um in die Ferne blicken zu können . Teil dieses
3.2 Aufbau des Auges 67

Glandu la
lacrimalis .~--- Canali culi
lacrimales

Fornix -:J!-- - - Saccus


conj unctivae lacrimalis

Puncta lac rim alia _ _ _ _ _ _ _J


r1-- - - Ductus
Corpus vitreum nasolacrimal is

Mündung de s - - -- - Meatus
Ductus nasolacrimalis

Abb. 3.2 Tränenwege.

Der Trän enapparat ist eines der Lieblingsthemen des IM PP. Ob


Abb. 3.1 Aufbau des Auges und Unterteilung des Augeninnen- es wo hl daran liegt, da ss das Lernen für das Physikum so viel
raums. Hori zon talsc hnitt. Schweiß un d Tränen kostet?

APROPOS
Eine Überprod uktion von Kammerwasser bzw. eine Behinderung des Ka m- FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN .)C
merwasserabßusses kan n zu einem erhöhten Augeninn endru ck führen. Die-
ses Krankh eitsbild wi rd als Glaukom bezeichn et. bei dem es zur Schädigung .. Die Vorderseite der Kornea ist di e Stru ktur am Aug e mit der
der Retina und des Se hnervs komm en kann. höc hsten Brechkraft.
~ Die elastischen Rückstellkräfte der Aderhaut spielen ei ne
3.2.2 Schützende Strukturen des Auges wichtige Rolle bei der Fernakkomodation .
.. Der M. ciliaris ist Teil der Tunica vasculosa des Auges.
~Di e Bruch-Membran hat ihren Ansatz am Zi liarmuske l und
~ udapparat . Der Lidapparat beste ht aus Ober- und Unterlid
dient der Fernakkomodation .
(Pa lpebra superior et inferior). Verstärkt we rd en sie durch Fa-
~Auf der Ret ina befinden sich ca. 6 Millionen Zapfen .
se rplatte n. dem Tarsussuperior et inferior.
~ Die Fovea centralis entste ht durch eine Seitwärtsverlage-
• Der Lidschluss erfolgt durch den M. orbicularis oculi, der
rung von Nervenzellkörpern.
durch denN. Facialis innervier t wird. Wie sei n Name sc hon
~ Die linsenfasern gehen aus dem Linsenepithel hervor.
sagt, ist der M. orbicularis oc ul i ringförmig um das Auge
~ Das Kammerwasser wird aus dem Schlemm-Kanal in intra-
angeordnet.
und episklerale Venen geleitet.
• Die Lidöffnung erfo lgt du rch den M. Ievator palpebrae supe-
~ Der M. Ievator palpebrae superior wird durch den N. oculo-
rior, der durch denN. oculomotorius innerviert wird. Eine
motorius innerviert. Fäll t di eser Nerv aus, lässt sich das Augen-
gena ue Regul at ion der Lidspaltenöffnung w ird durch di e
lid nicht mehr hebe n.
Mm . tarsales superior et inferior er reic ht.
.. Die Glandula lacrimalisliegt dem Os frontale an .
~D er Tränenweg ver läuft wie folgt: Glandu la lacrimalis .....

Wichtig ist es, sich die Ausfa llursachen des Lidapparates zu mer- Ductuli excretorii -+ Fornix conjunctivae supe rior (oberer
ken: Bindehautsack)-+ Lac us lacrimalis ..... Canaliculi lacr imales-+
~ A u sfa ll des N. ocu lomoto rius ..... keine Lidöffnung möglich.
Sacc us lacrima lis-+ Ductus naso lacri malis ..... Meatus nasi infe-
.. Ausfa ll de s N. Facialis ..... kein Lidsc hluss möglich. ri or.
~ Der Tränensack wird vom lig. papebrale mediale umschlos-
sen.
~ Tränenappa rat. Die Glandula lacrimalis (Tränendrüse) al s Be-
sta ndteil des Tränenapparares wird parasympathisch übe r da s
Ga nglion pter·ygopa lat inum innervi ert. Sie behndet sich late ral
am oberen Rand der Orbi ta. wo sie de m Os fro ntale anli egt. Die 3.2.3 Augenmuskeln
Gla ndul a lacr ima lis gib t ihr Sek ret aussc hli eßlich in den obe-
ren Bindehautsack (Fornix conjunctivae superior) ab (Abb. 3.2). Für die Augenbewegungen sind je sechs ve rschi ede ne Muskeln
Dabei münden die Ductuli excretorii der Tränendrü se direkt in zu ständig (Abb. 3.3).
den Fornix conjunctivae superior. Durch den Lid schlag wird • Die vier geraden Augenmuskeln (Mm. rectus superior, in-
diese Flüss igkeit gle ichm äß ig über das Auge verteilt. Die Trä- ferior, medialis et lateralis) entspringe n vo m Anulus tendi-
nenflüssigkeit gelangt nun vom Auge nac h medial in denlacus nosus, ei nem bindegewebigen Ring um den Ca na li s opticus,
lacrimalis (Trä nensee). Sie läuft dann über kl eine punktförmige und setzen kreu zförm ig am Bulbus an.
Öffnu nge n (Puncta lacrimalia) am Ober- und Unterlid ab. Von • Die beide n schrägen Augenmuskeln (M . obliq uu s Superior
den Puncta lacr ima li a führt je e in kleiner Kanal (Canaliculi lac- und infe ri or) se tzen dorsal am Bulbus an. der M. obliquu s
rimales) zum Tränensack (Saccuslacrimalis). Diese r Tränensack supe rior eher obe rh alb, der M. ob liquu s inferior e her unter-
ist e inge bettet in da s lig. papebrale mediale. Die Tränenflüs- halb der Bul bus mitte:
sigkeit ge langt weiter üb er de n Ductus nasolacrimalis in de n - Der M. obliquus inferior ents pringt am Ma rgo infrao rbita-
Meatus nasi inferior. li s der Orb ita.
68 3 Auge

Abb. 3.3 Äußere Augenmus-


0
keln.
M. obliquus superior
~

1
/--
M. Ievator palpebrae superioris
·~ Anulus tendineus communis
~
<(
-"'
u
"
.0
-"'
<U
c
~~

- Der M. obliquus superiorentspringt am Os sphenoidale Auswirkung von Nervenschädigungen auf die Bewegung des
und am Anulus tendinosus. Er hat als einziger Augenmus- Bulbus:
kel in seinem Verlauf eine Besonderheit: Er zieht durch • Eine Schädigung des N. oculomotorius führt zum Ausfall des
eine bindegewebige Umlenkrolle (= Hypomochlion) am M. rectus medialis. des M. rectus superior. des M. rectus
oberen medialen Orbitarand. Diese Umlenkrolle wird inferior und des M. obliquus inferior. Diese Muskeln zie hen
Trochlea genannt. Hier ändert der Muskel seine Verlaufs- den Bu lbus norm ale rweise nach medial oben. Durch den
richtung. Ausfall des Nervs wird das Auge nunjedoch in die entgegen-
Das Auge wird durch die einzelnen Augenmuskeln in folgende gesetzte Richtung ausge lenkt, also nach lateral unten .
Bewegungsrichtungen gelenkt: • Eine Schädigung des N. trochlearis führt zum Ausfall des M.
• M. rectus medialis..., Adduktion obliquus superior. Dieser Muskel zieht den Bulbus normaler-
• M. rectus lateral is ..., Abduktion weise nach lateral unten. Durch den Ausfall wi rd das Auge
• M. rectus superior..., Adduktion und Blickhebung nun jedoch in die entgegengesetzte Richtung ausge lenkt,
• M. rectus inferior..., Adduktion und Blicksenkung also nach medial oben.
• M. obliquus superior -+Abduktion; bei Adduktionsstellung • Eine Schädigung des N. abducens bewirkt einen Ausfall des
des Auges zusätzlich Blicksenkung M . rectus lateralis. Dieser Muskel bewegt den Bu lbu s nor-
• M. obliquus inferior ..., Abduktion und Blickhebung. malerweise nach lateral. Ein Ausfall des M. rectus lateralis
bedeutet daher. dass sich das Auge nach medial dreht. Um
t!:ERNTIPP ! die Bildung von Doppelbildern auszugleichen. dreht der
Lassen Sie sich durch den M. obliquus superiornicht verwirren. Betroffene den Kopf zu der Seite, auf der die Schädigung
Der M. obliquus superiorkann ei ne Abduktion und eine Blick- vorliegt.
senkung durchführen. Steht der Bulbus jedoch in Adduktions-
stellung, kann der M. obliquus superior aufg rund seines Verlaufs FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
aber nur ei ne Blickse nku ng durchführen (keine Abduktion).
• ln Adduktionsstellung führt der M. obliquus superior eine
Bl ickse nkung durch.
Die an der Innervation der Augenmuskeln beteiligten Nerven .. Der M. obliquus inferior wird vom N. oculomotorius inn er-
sind folgende : viert.
• N. oculomotorius: • Bei einem Ausfall des N. abducens dreht der Betroffene den
- M. rectus medialis Kopf zu der Seite, auf der die Läsion besteht. um das Auftre-
- M. rectus superior ten vo n Doppelbildern zu verh indern.
- M. rectus inferior
- M. obliquus inferior.
• N. trochlearis:
- M. obliquus superior. 3.3 Gefäßversorgung
• N. abducens:
- M. recrus latera lis. • Arterielle Versorgung. Die Blutversorgung des Auges muss
Die äußeren Augenmuskeln werden also vom N. oculomotorius. vollständig über die A. ophthalmica erfolgen. da diese die einz i-
vom N. trochlearis und vom N. abducens gesteuert. ge Arterie ist. die in die Au genhö hl e zieht. Sie entspringt der A.
carotis internaund zieht durch den Canalis opticus in die Orbi-
LERNTIPP ! ta. Dort vel'läuft sie zunächst lateral des N. opticus und sch ließ-
Prägen Sie sich sowohl die Bewegungsrichtung der einzelnen lich zum medialen Orbitarand.
Augenmuskeln als auch deren jeweilige Innervation gut ein. Die A. ophthalmica zweigt sich in fo lgende Äste auf:
Dieses Wissen ist notwend ig. um Fragen beantworten zu kön- • A. centralis retinae: Ihre Aufgabe ist die Versorgung der
nen. die darauf abzielen. in welche Richtung das Auge bei Ausfa ll Sehzellen.
bestimmter Hirnnerven abweicht! • Aa. ciliares posteriores breves: Sie bilden das Gefäßnetz der
Choroidea und versorgen die Se ilZell en von außen.
3.4 Innervation 69

• Aa. ciliares posteriores longae: Die beiden Arterien versor- sprechend auch die Vorderfläche der Kornea über kleine Äste
gen den Ziliarkörper und die Iris. des N. ophthalmicus sensibel innerviert. Der N. ophtha lmicus
• Aa. ciliares anteriores: Sie versorgen das episklerale Gewebe teilt sich in folgende drei Endäste auf:
und die Konjunktiva. • N. frontalis: innerviert die Haut der Stirn. des Oberlids und
des medialen Augenwinkels.
~ Venöser Abfluss. Über die V. centralis retinae erfolgt der ve- • N. lacrimalis: innerviert Haut und Bindehaut am seitlichen
nöse Abfluss des Blutes aus der Retina. Sie verläuft parallel zur Augenwinkel.
A. centralis retinae. Das venöse Blut aus den übrigen Anteilen • N. nasociliaris: innerviert die Kornea (über die Nn. ciliares
des Auges fließt über die Vv. ciliares, die Vv. sclera les und die Vv. longi ), den medialen Teil des Unterlids und den Nasenrü-
vorticosae ab und fließt dann über die V. ophthalmica superior cken.
sow ie über die V. ophthalmica inferior in die Sinus durae matris
des Gehirns. ~ sympathische und parasympathische Innervation. Die Pu-
pillenweite wird über das vegetative Nervensystem gesteuert.
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X Die Weitstellung der Pupille erfolgt dabei über den M. dilatator
~ Die A. ophthalmica zieht durch den Canalis opticus in die pupillae, der sympathisch über das Ganglion cervicale superius
Orbita. innerviert wird.
~ Die A. centralis retinaei st ein direkter Ast der A. ophthal- Die Engstellung der Pupille erfolgt über den M. sphincter pu-
mica . pillae und den M. ciliaris. die parasympathisch über das Gangli-
~ Die Aa. ciliares posteriores breves sind an der Versorgung on ciliare innerv iert werden. Die para sympatische Innervation
de r Choroidea beteiligt. der Tränendrüse erfolgt über das Ganglion pterygopalatinum.

FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X


3.4 Innervation ~ Der N. ophthalmicus innerviert üb er se in e Äste die Vorderflä-
che de r Kornea sensibe l.
Die in der Retina aufgenommenen Sehempfindungen werden ~ Der N. nasociliaris innerviert als direkter Ast des N. ophtha l-
über den N. opticus weitergeleitet. micus die Kornea über die Nn. ciliares longi.

~ Sensible Innervation. Die gesamte sensi ble Innervation am


Auge erfolgt durch denN. ophthalmicus (V 1). So wird dement-
70 4 Ohr

bogen). der Steigbügel (Stapes) aus dem Reichert-Knorpel (2.


4 Ohr Kiemenbogen). Die Knöchelchen si nd zunäc hst von Mesenchym
umgeben. Später löst sich das Mesenchym auf und das Ento-
4.1 Entwicklung derm der Paukenhöhle überzieht auch die Knöchelchen.
Der Muskel des Malleus (aus dem 1. Schlundbogen). M .
• Außenohr. Der äußere Gehörgang entwickelt sich aus der 1. tensor tympani, wird entsprechend vom N. mandibularis in -
Schlundfurche und ist ektodermal ausgekleidet. nerviert. Der M. stapedius (am Stapes befestigt, aus dem 2.
Um den äußeren Rand der 1. Schlundtasche liegen (im 2. Schlundbogen) wird vom N. Facialis versorgt. Der Stapediusre-
Monat) die Ohrmuschelhöcker, die durch Mesenchymverdich- flex ist also dem 2. Kiemenbogen zuzurechnen.
tungen entstehen. Diese 6 Höcker verschmelzen dann zur Ohr- Die Cellulae mastoidei e ntwi ckeln sich erst postnatal.
muschel. Die Anlagen der Ohrmuscheln liegen zunäc hst in der
Halsregion und verlagern sich dann auf die Höhe der Augen. • Jnnenohr. Das Inne noh r (einschl ießlich Ductus cochlearis)
entwickelt sich als ei n Abkömmling der Ohrplakode. Unter ei-
,.. Trommelfell. Das Trommelfell entsteht aus drei Schichten ner Plakode versteht man ganz allgemein eine Verdichtung des
(von außen nach innen): Oberflächenektoderms. di e sic h in die Tiefe verlagert. Die Ohr-
• Ektoderm des Gehörganges, plakoden sind Verdickungen des Oberflächenektoderms. die in
• mesodermale Zwischensch icht, der 4. Woche seitlich des Rautenhirns sichtbar si nd . Sie stülpen
• Entoderm des Recessus tubotympa nicu s. sich zum Ohrbläschen (La byrinthbläschen) ein. Durch eine Ein-
schnürung. den Ductus utriculosaccularis, wird das Ohrbläs-
,.. Mittelohr. Das Cavum tympani und die Tuba auditiva entste- chen in einen ventralen und dorsa len Anteil un tergliedert:
hen aus der 1. Sch lundtasche. An der Berührungsfläche zur 1. • Aus dem ventralen Anteil gehen Sacculus und Ductus coch-
Schlundfurche entsteht später das Trommelfell. learis hervor.
Die Gehörknöchelchen entstehen aus den Knorpelspangen • Aus dem dorsalen Anteil entw ickeln sich Utriculus. Bogen-
der ersten beiden Ki emenbögen. Hammer (Malleus) und Am- gänge und Ductus (und Saccus) endolymphaticus.
boss (lncus) stammen aus dem Meckei-Knorpel (1. Kiemen-

Malleus lncus
I Stapes im
ovalen Fenster Ductus semicircularis

'•• •_ _.~,-- Ductus endolymphaticus


Li.- - - - - - Utriculus
- - - - Sacculus
Scala tympani
Cavum tympani
externus
Ductus cochleari s
A. ca rotis interna
Membra na tympani

Tuba auditiva

',

äu ßerer Gehörgang Mittelohr Innenohr


Abb. 4.1 Übersicht über Außen-, Mittel- und lnnenohr.
4.2 Aufbau 71

Zusammen bild en diese (epithelialen) Strukturen das häutige Promin entia mallearis
Labyrinth .
Striaposterior

FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN Pars flaccida


X
.. Der Ductus cochlearis geht aus der Ohrplakode hervor. lneus
.J

4.2 Aufbau Umbo

Das Ohr beste ht aus e iner Ohrmuschel, die in den äußeren Ge-
hörgang übergeht. Am Ende des äußeren Gehörgangs schließt
sic h das Trommelfell an. Dieses wiederum ist mit den Gehör-
knöchelchen verbunden, die s ich in einem Raum befinden, der
als Mittelohr bezeichnet wird. Die Gehörknöchelchen leiten
den Schall weiter an das ovale Fenster des lnnenohres. Im ln-
Abb. 4.2 Rechtes Trommelfell.
nenohr befindet sich neben der Hörschnecke (l<ochlea) auch
das Gleichgewichtsorgan mit drei Bogengängen und zwe i Ma-
kulaorganen . innen eingezogenen Punkt am Trommelfell. Am anderen End e
des Hamm e rg riffabdruck s befi ndet sich die Prominentia mal-
lei. Oberhalb der Prominentia malleibefindet sic h die Pars flac-
4.2.1 Außenohr
cida als loc kerer, rötlich durch seileinender Teil d es Trommel-
Zum Außenohr (Auris externa) ge hören die Ohrmuschel und fells. Den größeren restlichen Teil de s Trommelfe ll s bildet die
der äußere Gehörgang: eher gräuliche und mit fe stem Bindegewebe ausgestattete Pars
• Die Ohrmuschel (Auricula) besteht aus elastisc hem Knorpel. tensa.
Das Ohrläppchen hingege n ist frei von Knorpel. Die Ohr- Bei der Otoskopie handelt es sich um eine klini sche Untersu-
muschel besitzt einige prominente Kanten und Vorsprünge, chung des äußeren Gehörgangs und des Trommelfells mithilfe
die aus Knorpel bestehen und der Ohrmuschel ih r ty pisches einer Lichtquelle. Diese sollte eine Lichtreflexion im vorderen
Aussehen verleihen. Eine di ese r Strukturen ist der Antitra- unteren Quadranten (Quadrant II ) verursachen (Abb. 4.2). Die-
gus, der sich oberhalb etwas dorsa l an das Ohrläppchen ser Lichtreflex wird bei einem gesun den Trommelfell durch sei-
anschließtihm gege nüber befindet sich der Tragus, der sich ne Form ve rursac ht, so dass ein fehlender Lichtreflex auf eine
ventra l vom Eingang des äußeren Gehörgangs befindet. Et- Schädigung des Trommelfells hindeuten kann. Bei der Otosko-
was oberhalb des Tragus befindet sich die Crus helicis. Hier pie kann man a u ße rdem im hinteren oberen Quadranten (Qua -
wird die Helix von einem Ausläufer des Tragus berührt. Die drant IV ) den Stapes (Ste igbü ge l) durchschimmern sehen. der
Helix bildet den äußeren Ring um die Ohrmuschel. Der inne- am Fenestra vestibuli ansetzt.
re Ring wird a ls Antihelix beze ich net. Im ventralen Bereich,
zwischen He lix und Antihelix befindet s ich e ine dreieckige FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X
Einbuchtung. Diese wird ihrer Form nach al s Fossa triangu- .. Erkennen Sie am äußere n Ohr die Lage des Tragus.
Iaris be zeichnet. .. Die Haut des äußeren Gehörganges ist fest mit dem Periost
APROPOS verwachsen .
Ein weitverbreiteter Irrg laube ist, dass die Ohren bis ins hoh e Alter wachsen .. Die Geraden, die dasTrommelfeil in Quadra nten te ilen , haben
würden. Die Ursache, dass ältere Menschen oft se hr große Ohrmuscheln ih ren Schnittpunkt an de r Spitze des Hammergriffs (Umbo).
besitzen. li egt aber vie lm ehr darin. dass das Fettgewebe des Ohres im Alter
• Ein Lichtreflex ist bei der Otoskopie im vorderen unteren
der Sc hwerkraf t nachgibt und so das Ohr, vor allem um das Ohrläppchen
Quadranten des Trommelfells zu sehen.
herum. ve rgrößert erscheint.
• Der Stapes. der am Fenestra vestibuli ansetzt. sch imm ert
• Der äußere Gehörgang (Meatus acusticus exte rnu s) verläuft durch den hinteren oberen Quadranten hindurch.
in ei nem nach dorsal geschw un gene n Bogen z um Trom-
melfe ll. Er besteht im latera len Drittel aus knorpeligemund
in d e n m edi a len zwe i Dritteln a us knöchernem Anteil. Die 4.2.3 Mittelohr
Haut des äußeren Gehörgangs ist dabei fest mit dem Periost
verwachsen . Sei ne Gesamtlänge beträgt etwa 3,5cm. Das Mittelohr besteht aus e in er Art Höhlenstruktur, die als Pau-
kenhöhle bezeichnet wird. innerhalb der Pau ken höhl e befinden
sich die Gehörknöchelchen.
4.2.2 Trommelfell
Das Trommelfell kann in vier Quad ranten unterteilt werden. .. Paukenhöhle. Die Paukenhöhle (Cav itas tympani ) ist ein an-
Für die Einteilung denkt m a n sich zwei Linien. Die erste Linie nähernd quad e rför miger Raum, der den äußeren Gehörgang
verläuft entlang des Abdruck s vom Hammerg ri ff, während die mit dem In nenoh r verbindet (Abb. 4.3). jede der sechs Seiten
zweite se nkrecht dazu steilt (Abb. 4.2 ). Blickt man von außen dieser quaderförmigen Paukenhöhle grenzt an wichtige Struk-
auf das Trommelfell. so er folg t die Einteilung der vier Quad - turen:
ranten im Uhrze ige rsin n. beg inn en d am Abdruck des Ham- • Paries tegmentalis (Dach): gre nzt an die Felsenbeinpyrami-
mergriffs. Der Schnittpunkt der beiden Ge raden . d ie die Quad - de und die mittlere Sc häde lg rube.
ranten e in te il e n, befindet sich a n der Spitze des Hammergriffs. • Paries jugularis (Bo den): g re nzt a n die V. jugularis interna.
Diese r Hammergriff se t zt am Umbo an, dem a m stär l<sten nach
72 4 Ohr

N. petrosus minor
/ N. facia lis

M. tenor tympani
.t:
~ Ansatzsehe des M. staped ius
~ Membrana tym panica
]
~

"'

Abb. 4.3 Paukenhöhle.

• Paries caroticus (ventrale Wa nd ): gre nzt an die A. carotis läuft dabei inn e rhalb de r Paukenhöhle zwischen Hammergriff
internaund Tuba auditiva. und langem Amboss-Schenkel.
• Paries mastoideus (dorsa le Wand ): grenzt an den N. facialis
und den Sinus sigmoideus. FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN
• Paries membranacea (laterale Wand): grenzt an das Trom- .. ln unmittelbarer Nähe der Paukenhöhle ve rl aufen: V. jugula-
melfell.
ris interna, A. carotis interna , N. facialis und Canalis semi-
• Paries labyrinthicus (mediale Wa nd): grenzt an den Canalis circularis lateralis.
semicircularis lateralis, da s Promontorium, die Fenestra .. Der Sinus sigmoideus befindet sich im Bereich der Pari es
vestibuli und ovale.
mastoideus .
.. Das Trommelfell befind et sic h im Bereich der Paries memb-
' LERNTIPP !
ranacea.
Die hier aufgeführten angrenzenden Strukturen der Pauken- 1- Das Promontorium und da s Fenestra vestibuli befindet sic h
höhle sollten Sie sich intensiv anschauen . Es wu rd e schon häufig im Bereich de r Pari es labyrinthicus.
dana ch gefragt. Klinische Bede utung hat dieses Wissen z. B. .. Über die Paries tegmentalis können sich bei einer Mittelohr-
im Zusammenhang mit Mittelohrentzündungen. Wenn Sie die entzündung Ke ime in die mi ttlere Sc hädelgrube und zu den
Nam en der ,. Paries" beherrschen. können Sie sic h meist di e an lie- Hirnhäuten ausbreiten.
ge nde n Strukturen leicht herlei ten . .. Der M. stapedius wi rd vo m N. facialis inn erviert.
.. Der M. tensor tympani wird vom N. mandibularis innerviert.
Über die dünne Knochenlamelle der Paries tegmenta lis können .. Die Chorda tympani verläuft zwischen Hammergriff und
sich bei einer Mittelohrentzündung Ke ime in die mittlere Schä- langem Amboss-Schenkel.
delgrube und zu den Hirnhäuten ausbreiten.
Im Mittelohr befind en sich zw e i quergestreifte Mu ske ln :
• Der M. stapedius wi rd vom N. facialis inn erviert. Er setzt 4.2.4 Innenohr
am Köpfchen des Steigbügels an und kann diese n bei laute n
Geräuschen e twa s kippen. Dadurch wird di e Sc ha lll eitung Das Innenohr beste ht aus der Kochlea, die der Hörempfindung
am ovale n Fenster abgeschwächt und d as Geräu sch demzu- dient, und dem Gleichgewichtsorgan.
folge leiser empfunden.
• Der M. tensor tympani reguliert die Trommelfellspannung .. Kochlea. Di e l<ochlea (Hörsc hnecke) besteht aus drei Gä ngen ,
und wird von einem Ast des N. mandibularis (V 3) innerviert. die innerhalb des Canalis spiralis cochleae li ege n. Diese drei
Gänge führen 2V-l Windunge n a us und verlaufen dabe i ent lang
.. Gehörknöchelchen. Die drei Gehö rknöchel che n sind Hammer der knöchernen Achse (Modiolus) der Koc hl ea. In nerha lb de s
(Malleus), Amboss (lncus) und Steigbügel (Stapes): Modialus befi ndet sich auch der Zellkörper des ersten Neurons
• Der Hammer ist fest mit dem Tromme lfe ll verbunden und der Hörba hn. Die Gesamtheit der Zellkörper wi rd auch a ls Gan-
gibt die Schall schwingunge n an den ln cu s weiter. Beide Ge- glionspiralecochleae beze ichn et.
hörk nöche lchen sind dabei ge lenk ig miteinander verbunden Die drei Gänge der l<ochlea verlaufen fo lgender m aße n:
(Sattelgelenk). • Scala vestibuli: vom Fenestra ovale (ova le s Fen ster) zum
• Der Amboss besitzt e inen Processus lenticularis. Dieser Fort- Helicotrema in der Spitze der l<oc hlea.
sat z bildet di e Gelenkfl äche zum Steigbüge lköpfchen. • Scala tympani: vom Helicotrema zum Fenestra rotundum
• Der Steigbügel dient der Sc ha lll e itung vom ln cus zu m ova- (r undes Fe nster).
le n Fe nster (Fenest ra oval e) der l<och lea. • Ductus cochlearis: li egt zw ische n Scala vestibuli und Sca la
Zwisc he n den Gehörknöchelchen hindurch verläuft die Chorda tympani .
tympa ni , ein Ast des N. facia li s (VII ). Die Chorda tympani ver-
4.2 Aufbau 73

Abb. 4.4 Querschnitt des


,,,- ~Y::...-;_-~ Ductus cochlearis. Corti-Organ.
,../ '/
.....
~

Membrana vestibularis
(Reiss ner Membran)
Lig. spirale
0 innere Haarzelle
~
~
E
>-
.;
E
~c
"'
~
..Q

~ Basilarmembran
]
~ Gangli on spirale

·~·- ... __. .·.~ ·· ··

Die Wa nd , d ie s ich zwi schen der Scala vestibuli und dem Duc- die Tektorialmembran und d ie Basil arm embra n mit dem Corti-
tus cochlearis befinde t , wird a ls Reissner-Membran be zeich - Organ gegeneinander bewegen. Die Bewegung der Basilarmem-
net. Die Wand zwischen d er Scala tympani und dem Ductus bran führt daw . dass die Lä nge der äußeren Haarzellen aktiv
cochlearis heißt Lamina basilaris (Abb. 4.4). verändert wird . Das wiederum b ewirkt eine verstärkte Auslen-
Inne rha lb de r drei Gänge der I<ochle a befi ndet sich Lymphe. kung der Ba silarmembran. Durch die zu sä t zliche Au slenkung
Scala ves tibuli und Scala tympani sind dabei mit Perllymphe werd en weitere Haarzellen zur Schwin gung angeregt und der
gefüll t. Sie enthält viel Natrium . Im Gegen sa tz dazu ist de r Impul s so verstärkt.
Ductus cochleari s mit Endolymphe gefüllt. Diese kaliumreiche Bei der Bewegung der Haarzellen streicht die Tektorialmem-
Endolymphe wird von den Zell e n d er Stria vascularis gebildet, bran über die Stereozilien der Haarzellen. Durch fadenförmige
die sich innerhalb des Ductu s cochlea ri s befinden. Durch die Tip-links sind die Stereozilien untereinander verbunden, wo-
unterschiedliche Ionenkonzentration zwi schen Perilymphe durch auch benachba rter Stereozilien au sgelenl<t werden. Die Zi-
und Endolymphe kommt e s zu einer Potenzialdifferenz, die di e lienabscherung führt an den sekund ären Sinnesz ell en zu einem
Erreg ungsleitung in der I<ochlea beg ün stig t. Dabei hat die En- K··Einstrom und zur Ausbildung eines Aktionspotenzials, da s
dolymphe des Ductus cochlearis gegenüber de r Perilymphe ein über denN. cochlearis in das Hörzentr um w eitergeleite t wird.
stark positives Potenzial. Die äußeren Haarzellen erzeugen bei ihrer Beweg ung oto-
akustische Emissionen. Dabei handel t es sich um schwache
Scha llimpul se, die in retrograder Ri chtung über Gehörknöchel -
Merken Sie sich, da ss di e Perilymph e viel Natrium und di e Endo- che n und Tromme lfell an d as Außenohr geleitet werden und
lymphe im Gegensatz dazu vi e l K<l lium e nthält. dort m essbar sind.

FAZIT - DAS MÜSSEN SIE WISSEN X


.. Corti-Organ. Das Corti - Organ befindet sich innerhalb de s ~ Der Zellkörper des ersten Neurons der Hörbahn befind et sich
Ductus cochlearis und sitzt der Basilarmembran auf. Es besteht inn e rhalb des Modialus (im Gang lion spi ral e co chl eae).
au s Sinnes- und Stützzellen. Am Corti-Organ sind drei Hohlräu- .,. Zwischen Scala vestibuli und Ductus cochlearis befin det sich
me zu finden: die Reissner-Membran.
• äuße rer Tunnel ~ Zwisch en Scala tympani und Ductus cochlearis befind et sich
• inne rer Tunne l und die Lamina basilaris.
• Nue i-Raum . .. Di e kaliumreiche Endolymphe wi rd von Ze lle n der Stria
Die Deiters-Zellen (Pha langen ze ll en) tragen die drei- bi s vascularis ge bildet.
fünfre ihig ange ordn e te n äußeren Haarzellen und gre nzen la - ~ Di e Endolymphe de s Ductus cochlearis hat gegenüb er der
teral a n de n äu ße re n Tunnel. Di e e inreihig a nge ordne te n inne- Perilymphe ein sta rk positives Potenzial .
ren Haarzellen li egen etwa s w e iter me dial. An ihre r Oberfläche .. Di e Bewegung de r Basilarmembran führ t zur aktiven Länge-
we ise n di e Haarze llen j ewe il s ein e Sc hicht von Stereozilien nänd e rungd e r äußeren Haarzellen .
(S innes härche n) auf. " Di e aktive Verkürzung der äußeren Haarzellen bewirkt ein e
verstärkte Auslenkung der Bas il arm embran .
.. Schallverarbeitung. Die Sc hallwell e n treffe n a m Au ßenohr .. Di e fa denförmige n Tip-links ver bind en Stereozilien mitein-
e in, w erde n hi er ge bünde lt und üb er das Trommelfell auf die and e r.
Gehörknöchelchen üb e rt rage n. Das dritte Ge hörknöche lchen, " Die äußeren Haarzellen e rze ug en otoakustische Emissio-
de r Ste igbüge l, se tzt a m oval e n Fe nste r an und übe rträg t die nen .
Sc hwing un g a uf Scala vestibuli , Sca la ty mpani , Re iss ner- und
Bas ilarm e mbran. Di es e Sc hwingun ge n führe n daz u, da ss s ich
74 4 Ohr

Crista ampull aris mit Abb. 4.5 Gleichgewichtsorgan.


0
N. ampullaris anterior
~
~
~ Ductus semicircularis ant. --~r__.,l/'

E
Crista ampullari s mit
~
<(
N. amp ul la ris lateralis
~

i
~ Ductu s sem icircularis lat.

~ Ductus se micirculari s post. ~ Sacculus


"
~
'<' Du ctus endolymphaticu s Crista ampullaris mit
N. ampullaris posterio r

4.2.5 Gleichgewichtsorgan FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X


.. Der Utrikulus ent hält ei ne Macula statica .
Da s Gleichgewichtsorgan (Ve stibula rorgan) besteht aus Saccu-
lus, Utrikulus und drei Bogengängen (Abb. 4.5).

~ sac::c::ulus und Utrikulus. Sacculus und Utrikulus sind zwe i


4.3 Gefäßversorgung
miteinander verbundene Räume, die mit Endo lymphe gefüllt
s ind. Ihre Funktion liegt in der Wahrnehmung von Linearbe- ~>- Arterielle Versorgung.
schleunigungen. Sowohl der Sacculus als auch der Utrikulu s. • Die Blutversorgung vom Außen- und Mittelohr erfolgt aus
der mit häutigem Labyrinth ausgekleidet ist, entha lten ein Ma- Ästen der A. c::arotis externa:
kulaorgan, welch es auch als Macula statica bezeichnet wird. - A. maxillaris
Während die Macula utriculi horizontal liegt, ist die Mac::ula - A. auricularis posteriorund
sacculi vertikal ausgerichtet. Über den Ductus reuniens, der in - A. pharyngea ascendens.
d en Sacculus mündet, besteht eine Verbindung zwischen der • Das Innenohr wird aus Ästen der A. basilaris versorgt . Ein er
l<ochlea und de m Vesti bula rlabyrinth. diese r Äste ist die A. labyrinthi.

~>- Ductus semicirculares. Vom Ut rik ulu s gehen drei kreisförmi - ~>- Venöser Abfluss.
ge Bogengänge ab, die alle miteinander verbunden sind. Diese • Der venö se Abfluss des Außenohres erfolgt über die V. jugu-
stehen jeweils senkrecht zuei nander und haben die Aufga be. laris externa, der Abflu ss des Mittelohres über di e V. jugula-
Drehbeschleunigungen wahrzunehmen. Man untersc heid e t ris interna.
folgende drei Bogengänge: • Der venöse Abfluss des Innenohres e rfolgt über di e Sinus des
• Ductus semicircularis anterior Gehirns. die le tzt lich in die V. jugularis interna münd en.
• Ductus semicircularis posterior
• Ductus semicircularis lateralis.
ln den Bogengängen existiert ein m it Perilymphe gefülltes äu- 4.4 Innervation
ßeres knöchernes Labyrinth. inn erha lb dessen sich das mit En-
dolymphe gefü llte häuti ge Labyrinth befindet. Inn erhalb e ines Die Inne rvati on des Ohres erfo lgt über verschiedene Hirnner-
jeden Bogengangs befi nd e t sich eine Crista ampullaris (Ampul- ven.
le), die jeweils quer zum Lumen der Bogengänge steht. Sie wird • Ohrmuschel und Meatus acusticus externus werden mo -
von einer gallerri ge n Cupula bedeckt. die in der Endolymphe to ri sch durch den N. facialis (VII) und sensibe l über denN.
schw imm t und bei einer Bewegung zur Au slenku ng der mit ihr vagus (X) und denN. mandibularis (V 3 ) innerviert. Da der N.
verbundenen Zilien beiträgt. vagusauch vegetative Anteile besitzt, kann es z.B. bei ei ner
Es ha ndelt sich bei den Sinneszell en der Bogengä nge um to- Ohrs pülung zu refl ektorischem Erbrechen und Hustenreiz
nische Sinneszellen , d . h .. sie we is en bereits in Ruhe ein e be- kommen .
stimmte Aktionspoten zialfreque nz auf. Durch Bewegungen der • Das Trommelfell wird se nsibel von Äste n des N. mandibula-
Ampulle ka nn die Frequ enz d es Aktionspotenzial s moduliert ris (V 3 ). de s N. vagus (X) und des N. glossopharyngeus (IX)
werden. Die Modulation e rl aubt dem Gehirn zu unterscheid e n, innerviert.
in welche Richtun g die Bewegung ausge führt wurde. • Das Mittelohr wird se nsibel üb er einen Ast des N. glosso-
pharyngeus (IX ) inn erviert. Diese r As t wird a ls N. tympani-
APROPOS
Im Übri gen entsteht eine Gleichgewichtsstörung bei übermäßigem Alkohol·
cus beze ichnet.
konsum nicht etwo du rc h eine Stö run g des Gleichgewichtso rgon s. Vielmehr • Die Kochlea wird über de nN . coc::hlearis inn e rviert. de r da s
liegt di e Ursache darin, dass das Gehirn die ankommenden Impulse des Gang li onsp iral e bildet.
Vestibulararg ans nicht mehr seimeil genug verarb eiten ka nn. • Da s Vestibularorgan wird üb er de nN. vestibularis inne r-
vi e rt. Di ese r Ne rv bild et das Ganglion vestibulare. we lches
s ichamB ode n d es inneren Gehörgangs befi nd et. In nerha lb
4.4 Innervation 75

des Ganglion s befinden sich die Perikaryen der Neurone, die


GESCHAFFT
von den Cristae ampullares ausgehen.
Herzlichen Glückwunsch! Sie haben all e prüfungsreleva nten In ha lte des
Anatomie-Skript s 3 erfolgreich gele1nL Ddmi l haben Sie die komplette
FAZIT- DAS MÜSSEN SIE WISSEN X Anatom ie bewältigt! Zum Wiederholen sollten Sie 'ich kur> vor der Prüfung
noc h einmal au f die gelb markiert en Tex tpassage n und die FAZIT-Kästen
~>- Die Ohrmuschel und der Meatus acusticus externus werde n
konzentri eren. Schauen Sie sich auch die häufig gefragte n, gelb hinterlegten
vom N. vagus (X) inn erviert .
anatom ischen St ruktu ren noch einmal an. Viel Erfolg beim Physikum!
~>- Reizu ng des äußeren Gehörgangs kan n zu Erbrechen und
Hustenreiz rühren.
~>- Das Mittelohr wird üb er den N. glossopharyngeus (IX) se nsi-
bel innerviert.
~>- Das Ganglion vestibulare befi nd et sich am Boden des inneren
Gehörgangs.
~>- Die Perikaryen der Neurone, di e von den Cristae ampullares
ausgehe n. befinden sich im Ganglion vestibulare.
76 Sachverzeichnis

Sachverzeichnis

Foramen Hyoidbogen 7
A - corn icu lata 3 1
- cricoidea 32 - infraorbit ale 17 Hypakusis 19
Adenohypophyse 42 - thyroidea 31 - jugulare 4 Hypopharynx 30
Amauros is 55 Cannan-Böhm-Punkt 20 - laceru m 4 Hypophyse 42
Amboss (lncus) 70, 72 Capsula exte rn a 39 - mentale 17 Hypothalamus 41
Ansa cervica lis 22 Capsula interna 39 - ovale 3
Arach noidea 59 Cartilage(-ines) - rotundu m 3
ARAS 45 - artyenoideae 31 - spinosum 4
Area postrema 45 - circoidea 32 - stylomastoideum 4 ln cus (Amboss) 70, 72
Area striata 38 - co rniculata 31 - supraorbita Us 17 Innenohr 70, 72
Arteria(-ae) - thyroidea 3 1 Format io reticularis 45 Iri s 66
- basilaris 62 Fossa
Ca uda eq uina 49
- carotis comm uni s 12, 33 Cel lu lae ethmoidal es 25 - infratemporalis 6 K
- carotis externa 12 Cerebell um (Kleinhirn) 47 - pte rygopalatina 5
- carotis interna 4, 13, 61 Karotissiphon 13
- Gefäßversorgung 62 - ret roman dibulari s 6
- cerebri anterior 61 Ka umusku latur 9
Chiasma opt icum 15, 54 - tempora lis 5
- cerebri media 6 1 - Innerva tion 17
Choanalatresie 23 Fovea centralis 66
- cerebri posterior 62 Keh lkopf 31 f.
Choanen 23 Fremdreflex 50
- dorsalis nasi 13 Keilbeinfontanelle
Chorda tympan i 18, 27, 72
- ethmoida li s anterior 4 Kleinhirn (Cerebellum) 47
Choroidea 66
- facialis 13, 25 G - Gefäßve rsorgung 62
Circulus arteri osus Willisii 62
- la ryngea inferior 32 Ganglion Kleinhirnbrückenwinkel 18
Cisterna basalis 60
- laryngea su perior 32 cervicale inferiu s 22 Kleinhirnkern e 47
Cisterna magna 60
- Iin guaiis 13 cervicale m edium 22 Klei nhirnstiele 47
Claustrum 39
- maxillaris 13, 25 cervicale superius 22 Kochlea 7.2
Colliculi infe riores 42
- meningea media 4 ci liare 22f. Kolobom 65
Colliculi superiores 42
- nasalis anterior 4 geniculi 18 Komm issu ren bahnen 40
Colliculus Facia lis 44
- ophthalmica 13, 68 oticu m 22f. Koniotomie 32
Corpus
- pharyngea ascendens 13, 30 pterygopalati nu m 22 f. Kornea 66
ciliare 66
- sphenopalatina 13 stell atum 22, 23 Kornealreflex 46
- ca ll osum 36, 40
- spinalis anterior 4 submandibulare 22 f. Kortex 35 ff.
- pineale 41
- spinalis posterior 4 trigemi na le 16
Cortex ce rebri 36
- subclavia 11 , 14 Corti-O rg an 73 Ga umen 29 L
- t hyroidea inferi or 33 Cru s ce rebri 43 Gaumenmandel 7
- t hyroidea su peri or 13, 33 La mina bas ilaris 73
Gaumenspalte 29
- vertebrali s 4, 14, 62 Lam ina cribrosa 3, 15
Gefäßhaut 66
Assoziationsbahn en 40 D Gehirn , Besta ndte ile 35
La ryn x 31
Assoziationscortex 38 Lemniscus latera lis 46
Dentin 28 Gehörgang 8
Auge 6Sff. Lemniscus media li s 46
Diencephalon 40 Gehörknöchelchen 70, 72
Augenfeld, frontales 38 Ligament a voca lia 32
Ductus Glandu la
Augenkammer 66 Limbisches System 39
- cochlea ris 72 - lacrimali s 67
Augenlid 67 Lippen-Kiefer-Gaum enspalte 29
- nasolacrimalis 67 - pa rathyroidea 34
Augen linse 66 Liq uor cerebrospinalis 60
- parotideus 26 - parotidea 20, 26
Augenmuskeln 67 Liquorpun ktion 61
- thoracicus 14 - subl ingualis 26
- thyroglossus 33 - subrna ndibularis 26
8 Dura mate r 58 - th yroidea 33 M
Dysphagi e 21 Gleichgewichtsorga n 74
Basalganglien 39 Macula statica 74
Gra nulationes arachnoideae 61
Blut-Hirn-Schranke 63 Mall eu s (Hamm er) 70, 72
Großhirnrinde 36
Bogenga ng 74 E Mandibu la rboge n 6
Broca-Sprachzentru m 3 7 Masseterrefl ex 9
Eige nrefl ex 50
Brodmann-Area l 36 Emi ssionen, otoak ustische 73
H Meckei-Knorpel 7, 70
Brown-Sequard-Syndrom 52 Medulla oblongala 44
Endolymphe 73 Haa rzellen 73
Bruch-Membran 66 Melatonin 41
Epid uralh ämatom 59 Hals
Bulbu s ocu li 66 Meningen 58
Epig lottis 31 - Faszien 11
Bul la ethmoida li s 25 Mesekt oderm
Epipha rynx 30 - Musku latu r 8
Mesencepha lon 42
Epip hyse 41 - Ne rven 2 1
Mesoderm. prächorda les
c Epith alam us 4 1
Epithelkörperchen 7, 34
Halszyste
- laterale 8
Mesopha ryn x 30
Cana licu li lacrimales 67 Mi lchgebiss 28
- m edia ne 33
Cana lis Mittelohr 70, 71
Hammer (Malleus) 70, 72
- ca roticus 4 F Heiserkeit 2 1
Mund höhle 25
- co ndylaris 4 Mund-Nasen-Membran 23
Fascia cervica li s 11 Hemianopsie 55
- opticus 3 Fasciculus cuneatus 51. 56 Muscu lus(-i)
Hin terh <l uprfontanell e
facial is 18 - constricto r pharyngis 30
Fasciculus grac il is 51, 56 Hirn häute 58
hypog lossi 21 cricoarytenoide us 32 f.
Fa zialiskn ie 18 Hirnn erven 14
Ca nnan-Böhm-Punkt 20 cricothyroideus 32
Fazialisparese 18. 19 Hirnnervenkerne 14
Capsula externa 39 Ievator pa lpebrae superioris 67
Fibrae pontis t ransversae 44 Homunkulus 36 f.
Ca psula intern a 39 obliquus inferi or 67
Fissura orbita li s superior 3 Hörbahn 55 f.
Ca rtilago(-ines) ob liquus superior 67
Fontanelle 1 Horner-Syndrom 22
stapedius 70 . 72
- aryteno ideae 31 Fonticulus an teri or u. posterior 1 Hörrinde 38
Sachverzeichnis 77

- stylop haryngeus 30 grac ilis 44 R Subthalamus 4 1


- t ensor tympa ni 72 paraventricularis 41 Suturen (Schädelnähte)
- vocalis 32 - preopticus 41 Radiatio optica 55 Sympath ikus
Muskulatur - ruber 43 Raphe-Kerne 44 Auge 69
- Hals 8, 11 subthalamicus 39 Regenbogenhaut (Iris) 66 - Kopf 22
- Kopf 8 - suprach iasmaticus 41 Reichert-Knorpel 7, 70
- M irnische 8 supraopticus 41 Reissner-M ernbran 73
- Pharynx 30 Riechbahn 56 T
- Schlun dbogen 6, 7 Ringknorpel 32 Telencephalon 36
- Zunge 27
0 Rückenmark 48 Thalamus 40
Mydriasis 15 Oberkieferwulst - Commissura alba anterior 51 Thalamuskerne 40
Ohr 70. 74 - Gefäßversorgung 63 Tonsilla palatina 7, 20, 29
Ohrmu schel 71 - Hinterhorn 49 Tractus corti conuclearis 57
N Ohrplakode 70 - Verletzungen 52 Tractus corticospinalis 57
Nase 231. Ohrtrompete 7, 8 - Vorderhorn 49 Tra gus 7 1
Nasenblu ten 13 - Innervation 20 Rückenmarksbahnen 51 Trigonum colli laterale 21
Nasenneben höhle n 25 - M. tensorveli palatini 29 Tro mmelfell 8, 70. 7 1. 74
Nasenseptum 23
Nebenschildd rü sen 34
Olive 45
Orbita 2
s Truncus brachiocephalicus 14
Tu ba auditiva 7, 8, 20, 29
Nervensystem Os Saccu lu s 74
Scala tympani 72
- somatisches 35
- vegetatives 35
- maxillare 29
- palatinum 29 Sca la vestibuli 72 u
Nervu s( i) Otoskopie 71 Sca lenu slücke 11 Unterkieferwulst 7
- abducens 4, 17 Schädelbasis, Öffnungen 3 Utriculus 74
- accessoriu s 4 . 12. 21 p Schädelknochen 1 Uvu la 29
- auricula ris rnagnus 22 Scha llverarbe itung 73
- cochlea ris 74 Pallidum 39 Sch ildknorpel 31
Papez-Neuron enkreis 58 Schlemm-Kanal 66
V
- ethmoidalis anterior 4
- faciali s 4, 17 Papilla(-ae) Schlu ckakt 31 Vallecula epiglottica 31
- glossopharyngeus 19 - ductus parotidei 26 Schlundbogen 6 f_ Vasopressin 41
- Mundversorgung 25 - filiform es (Haarzunge) 27 Schlundfu rche 6 ff. Velum palatin um 29
- Parotisversorgung 26 Parasympathikus Schlundtasche 6 f. Vena(-ae)
- To pographie 4, 12 - Auge 69 Schütz-Bündel 46 - auricularis posterior 14
- hypogloss us 4, 21 - Kopf 23 Sehbahn 54 - centralis re tina e 69
- laryngeus inferior 20, 21, 32 f. Parathormon 34 Sehrinde 38 - jugularis interna 14. 33
- larynge us recurrens 20, 21, 33 Paroti sloge 26 Seitenlontanelle - cerebri profundae 63
- laryngeu s superior 20, 21, 32 f. Paukenhö hl e 7, 8, 71 Septum nasi 23 - cerebri Superfi ciales 63
- rnandibul ari s 4, 16, 25 Perilymph e 73 Sinus - jugularis externa 14
- rnaxillaris 4. 16, 25 Pharynx 30 - cavernosus 64 - magna cerebri 41
- occipitalis major 22 - lnnnervation 20 - frontali s 25 - occipitalis 14
- occi pitali s minor 22 Pia mater 59 - m axilla ris 25 - thyreoidea inferior 33
occipita li s tertius 22 Platys ma 11 - rectu s 63 - thyroidea media 33
- oculomotoriu s 2, 4, 15 Pl exus - sagitta lis superi or 63 - thyroidea superior 33
- olfactorius 4. 15 - brach ialis 11 . 22 - sigmoideus 63 Venenwinkel 14
- ophthalrni cus 16, 69 - caroticus exte rnus 22 - sphenoidalis 25 Ventrikel 60
- opticus 4, 15 , 69 - ce rvi ca lis 22 - tran sve rsu s 63 Vestibularba hn 56
- petro sus major 4, 18 - intraparotideus 26 Skle ra 66 Vestibu larorgan 74
- petrosus rninor 4 - jugul aris 22 Spatiu m Vestibu lacerebe llum 47
- phren icu s 22 Pan s (Brücke) 43 - lateropha ryngeum 12 Vicq-d'Azur-Streifen 38
- suboccip itali s 22 Pontocerebellum 47 - peripharyng eum 12 Viszerokranium 2
- supraclavicu la ris 22 Porus acusticu s internus 4 - retropharyngeum 12 Vomer 23
- transversus colli 22 Postiku s 32 Speicheldrüsen 25
- trigern inus 16
- t rochlearis 4, 16
Projekti onsbahn 39
Ptosis 15
Spinalne rv 35, 49
Spinacerebellum 47
w
- vag us 4. 12,20,33 Pupillenrenex 46 Stapes (Steigbüg el) 7, 70,72 Waldeyer-Rachenring 29
- vestibularis 74 Puramen 39 Stellknorpel 3 1 Weckze ntrum 4 5
- vestibulococh leari s 4. 19 Pyramidenbahn 44, 57 Stimmbildung 32 Wernicke-Spra chzentrum 38
- zygomati cus 16 Pyrarnis 45 Stirnfonta nell e 1
Neurohypophyse 42 Stria t um 39 z
Neurokran iurn 2 Struma 33
Subarachnoidalb lu t ung 59 Zähne 28
Nucleus
Subduralhä ma tom 59 - Entwick lung 28
- cae rul eus 44
Substantia nigra 39, 43 Zu nge 20, 26 f.
- r~ ud ilt u s 39
Zungenbeinmu skulatur 10
- cuneatus 44
~ 2 3 Waagerecht: 2 für die motorische Koor-
I 8 dination verantwortlicher Hirntei l4 großer
-
Kernkomp lex in der Medulla oblongata , der
4 5 6
zur Fe inabstimmung von Bewegungsab läufen
1 I und dem Richtungshören dient 6 oberfläch-
licher Halsmuskel 8 Bezeichnung für den Zu-
sammenfluss von V. subclavia und V. jugularis
- 1--- - ry-- 10 "Nachname" des auch im Lumba lmark aus-
gebildete n Fascicu lus im Hinte1·strang 13 neu-
- 8 9 -
2 roendokrine Schaltstelle am Stiel 15 Zentrale
- I - der vegetativen/neuroendokrinen Regu lation
im Zwischenhirnboden 16 gelenkig mit dem
'------
10 - Hammer verbundenes Knöchelchen 18 Raum

11
7 I -
mit Makulaorgan zur Wahrnehmung von Line-
arbeschleunigungen 20 Projek t ionsbahn des
4 limbisehen Systems und Teil des Pa pez-Kreises
-
~ 13 14
21 verdickte Schilddrü se 22 Zahnsubstanz
- - I aus Kollagen und anorganischen Kri sta ll en
23 klopft ans ovale Fenster
-
15
31 -
Senkrecht: 1 typisches Schädigungsbild
bei Ausfa ll des M . Ievator pa lpebrae 3 die

16 17 - 1--- - - Vene dieses Namens nimmt bei 8 waagerecht


das Blut aus V. subclavia und V. jugularis auf
18 19 5 knöcherner Bestandteil des Septum nasi
I 9 7 Verbindung der Nasenhöhle mit dem Nasen-
- - ~
rachen raum 9 auch Zirbeldrüse oder Pinea lor-
5 gan genannt 11 lat. Begriff für Gang 12 funkti-
- -
10 I onelle Bezeichnung für Brodmann-Areal 17-19
- 13 1at. Begriff für Spalt/Schlitz/Öffnung 14
21
Furche der Hirnrinde 17 Überkreuzungsstelle
19 Organ der Stimmbildung
22 I
23
6
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APROPOS
Da s bino kulare Sehkonzcpt des Mensc hen ist j a schon
ga nz sc hö n kom pli ziert. aber Lib ell en L. B. haben in
jedem ih rer Facett enaugen jeweils 28.000 Einzelaugen
(D mma t idien). Die r:iuml iche Aunösung dieser Augen
ist recht schlecht. aber zei tl ich vo llbri ngen die se Augen
Höchstl eistun gen, m it bis zu 300 Bildern pro Sek unde -
im Gege nsatz zu nur 60 beim Menschen.

I
RELAX·TIPP !
Gönnen Sie Ihren Sinnen eine Au szeit. Gehen
Sie ins Kino. besuchen Sie eine Kunstauss tellung
od er ein Konzer l. Ang enehm e und andersartige
Reize zwischendurch entlasten Ihr Nerve nsys-
tem wä hrend anstrengender und monoton er
"Zum letzten Mal! Nein, Sie dürfen niem anden anrufen und Sie haben keinen Lernph asen.
Telefonjoker! Sie sagen mirjetzt. wie der Nerv hier heißt. oder ... "

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