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2.

Grundvorlesung Neurobiologie

Prof. Dr. Hans-Joachim Pflüger


Neurobiologie
Königin-Luise-Strasse 28-30
pflueger@neurobiologie.fu-berlin.de
838 54676
Walther Hermann
Nernst (1864-1941)

Nernst-Gleichung 1888: Elektrische


Arbeit

Diffusions-
Gaskonstante arbeit

Temperatur
Ladung
Faraday Konstante
[ion]o oder [ion]i = Außen- oder Innenkonzentration des Ions
Für jedes Ion kann der Spannungswert ermittelt werden, bei dem die Ionenflüße
im Gleichgewicht sind (Fließgleichgewicht, d.h. es fließen beim Spannungswert des
Gleichgewichts, genannt Gleichgewichtspotenzial, genau so viele Ionen in die Zelle
wie aus der Zelle; es besteht also keine Nettobewegung von Ionen bzw. Ladungen)

Berechnung über die von Walter Nernst (1888) aufgestellte Gleichung:


Nernst-Gleichung

Eion = RT / zF x ln [Ion+]a / [Ion+]i

R = allgemeine Gaskonstante, 8,314 JK-1mol-1


T = absolute Temperatur in oK
z = Wertigkeit des Ions (1 bei einwertigen Ionen, 2 bei Metallionen wie Ca2+)
F = Faraday-konstante, 96500 Cmol-1
ln = Logarithmus naturalis
[Ion] = Konzentration des Ions außen (a oder o, (out), oder innen (i)

Bei Zusammenfassung dieser Konstanten und einer Raumtemperatur von 20oC


sowie der Ersetzung des natürlichen durch den dekadischen Logarithmus ergibt sich
folgende Vereinfachung:

Eion = 58 mV x log [Ion+]a / [Ion+]i


Beispiel: K+ - Gleichgewichtspotenzial
Für eine Kaliumionenkonzentration,
[K]i innen von 0,1 M K+, und [K]o außen von 0,01M K+

gilt
EK = 58 mV x log ([K+]a ) / ([K+]i )

= 58 mV x log 0,01 / 0,1

= - 58 mV

Das Kalium-Gleichgewichtspotenzial (EK) zeigt an, bei welchem Spannungswert


die Diffusionsarbeit (Konzentrationsgradient) der dagegen gerichteten elektrischen
Arbeit entspricht (d.h. beide Kräfte gleich groß sind).
pK[K+]a + pNa[Na+]a + pCl[Cl-]i
Em = (R*T) / F * ln -------------------------------------
pK[K+]i + pNa[Na+]i + pCl[Cl-]a

Permeabilitätsverhältnisse für ein Neuron im „Ruhezustand“


K : Na : Cl = 1 : 0,04 : 0,45
 Poren in der Membran
 Transmembranproteine
 offen oder geschlossen
 ionenpermeabel
 ionenselektiv
 nicht nur auf Nervenzellen
Ionenkanäle
Spannungsabhängige Ionenkanäle

* Spannungsabhängige Na-Kanäle
- Mehrere Typen (welche mit Inaktivierung und welche ohne Inaktivierung)

* Spannungsabhängige Ca-Kanäle
- 10 verschiedene Ca-Kanal Gene bis jetzt identifiziert

* Spannungsabhängige K-Kanäle
- derzeit fast 100 verschiedene K-Kanal Gene bekannt

Liganden-abhängige Kanäle
- Neurotransmitter als Ligand (Ionotroper Rezeptor, z.B. nikot. AChR)
- durch Ca, zyklische Nukleotide oder Protonen gesteuert, z.B. KCa, oder
CNG-Kanäle, oder „Acid-sensing ion channels“, ASICs

Hitze- und Streck aktivierte Kanäle


- z.B. TRP-Kanäle
Fluß von STRÖMEN in Neuronen

• In metallischen Leitern (Kupferdrähte) fließen ELEKTRODEN

• In Flüssigkeiten fließen IONEN

- Kathionen (positiv geladen, fließen zur (-) Kathode)


- Anionen (negativ geladen, fließen zur (+) Anode)
Schulstoff, Klasse 9/10

Größe Bezeichnung Einheit SI Def.


Ladung Q Coulomb C
Strom I Ampére A Coulomb/s
Spannung U Volt V Joule/Coulomb
Leitfähigkeit g Siemens S 1/Ohm
Widerstand R Ohm W
Kapazität C Farad F Coulomb/Volt
U=RI = I/g

I=U/R = U*g g = 1/R (Leitfähigkeit)

I +

+ U
U I R - +
-
-
Kondensator (engl.: capacitor)

I = dQ / dt = C * dU / dt
C = Q / U; Q = C * U
C  Fläche

I
{
+
++++++++
U C C  1 / Abstand
- - - - - - - -
-

Biologische Membranen:
Spezifische Kapazität = 1 µF / cm2
Ein elektrisches Äquivalenzschaltbild eines Neurons:
Neurone verhalten sich wie ein RC-Glied

Membranwiderstand

Reiz- Spannung über


Generator dem Kondensator

Membrankapazität

Spannung
V (Volt)

Ausgangssignal
des Reizgenerators

V Reizgenerator

Größere kleinere
Kapazität Kapazität
V Kondensator
(1) (2) (3)

Zeit (t)
Wenn es zu einer Abweichung von den
Gleichgewichtsbedingungen kommt fließen Ionen und
damit Ströme

Damit kann das Ohm´sche Gesetz angewandt werden:

U=R I
(Spannung U (Volt) = Widerstand R (Ohm) x Stromstärke I (Ampère)

nach I aufgelöst:
I=1/R U, und da 1/R = g (Leitfähigkeit) auch I = g U

Beispiel:
INa=gNa(Vm-ENa)
Sollte Vm-ENa nicht null sein, dann fließt ein Na-Strom
Stromelektrode Ableitelektrode

Gleichgewichts-
potenzial

Elektromotorische Kraft (EMK):


EMKIon = (VM - Eion)

aus U = IR, folgt I = U 1/R


Ströme (I):
I ion = gion (VM – Eion)
Zusammenfassung: Ruhepotenzial

Bestimmend für das Ruhepotenzial einer Nervenzelle:

* Unterschiedliche Verteilung der Ionen innen (Cytosol) und außen (Extrazellulärraum)


(Natrium, Kalium, Chlorid, große organische Anionen können nicht aus dem Zellinnern).

* Die Phospholipidmembran bildet für wasserlösliche Molekülen (Ionen) eine Barriere


und deshalb sind Ionenkanäle eingelagert.

* Die Zellmembran ist semipermeabel (für die Ionen bestehen unterschiedliche


Permeabilitäten aufgrund selektiver Ionenkanäle).

* Natrium-Kalium-Pumpe (Na-K-ATPase) schafft dauernd „eingelecktes“ Natrium aus


der Zelle (bei Vergiftung der Pumpe kein Ruhepotential möglich).

* dadurch Aufrechterhaltung eines negativ geladenen Ruhepotenzials.


Messungen der Potentialänderungen

Kurstag 1: Gerätetag 18
Leitfähigkeiten - Kanäle
Alle Neurone, die lange Axone haben, müssen Aktionspotenziale nach dem
„Alles oder Nichts-Prinzip“ erzeugen, um Information ohne Verlust zu übertragen

Bear, Neuroscience: exploring the brain, Lippincott Williams & Wilkins, 2007
Grundbauplan des Regenwurms Lumbricus terrestris im Querschnitt. 1. Hautmuskelschlauch 2. Borsten 3.
Nephridien 4. Gonaden 5. Darm 6. Ringgefäß 7. Rückengefäß 8.Bauchgefäß 9. Bauchmark
Abb. 1: Morphologie des Nervensystems von L. terrestris. A. Übersicht des Bauchmarkquerschnitts. Konnektive des Segments 62, knapp rostral der SN1. B.
Schematische Darstellung der Riesenfasersysteme. MRF, LRF und VRF: Mediane, laterale und ventrale Riesenfasern, RIN: Rieseninterneuron, SLB: sensorische
Längsbündel, HFZ: Hauptfaserzüge, MFB: mediane Faserbündel, eS: elektrische Synapse
Neuronale Informationskodierung

• Aktionspotenzial (AP)

• Aktionspotentiale haben eine festgelegte Dauer

• Aktionspotentiale haben eine festgelegte Amplitude

• Information wird durch die Frequenz der Aktionspotentiale


kodiert

• Information wird durch zeitliches Muster der Aktionspotentiale


kodiert
Messung eines Aktionspotentials
Das Aktionspotential

„Alles oder Nichts Prinzip“


Neuronale Informationskodierung

• Aktionspotential (AP)

• Aktionspotenziale haben eine festgelegte Dauer

• Aktionspotentiale haben eine festgelegte Amplitude

• Information wird durch die Frequenz der Aktionspotentiale


kodiert

• Information wird durch zeitliches Muster der Aktionspotentiale


kodiert
Depolarisation und Aktionspotential

1. Depolarisation durch Stromzufuhr in den Axonhügel 2. Auslösen eines Aktionspotentials


(APs)
Depolarisation und Aktionspotential

1. Depolarisation durch Stromzufuhr in den Axonhügel 2. Auslösen eines Aktionspotentials


(APs)
Stärke der Depolarisation bestimmt die AP-Rate
Neuronale Informationskodierung

• Aktionspotential (AP)

• Aktionspotentiale haben eine festgelegte Dauer

• Aktionspotentiale haben eine festgelegte Amplitude

• Information wird durch die Frequenz der Aktionspotenziale


kodiert

• Information wird durch zeitliches Muster der Aktionspotentiale


kodiert
Fortleitung von Aktionspotentialen:
elektrotonische Fortleitung und spike Erzeugung
Extrazelluläre Ableitung

Differentielle Ableitung:
uo +
+ U o = U1 - U 2
u1
u2 - - Von Vorteil bei einer Störung S

Uo = U1+ S - (U2 + S)
Störung S wird subtrahiert!

- - - -++++- - - - - - - intrazellulär
++++----++++ extrazellulär
Aktionspotentiale entstehen nach dem Alles-oder-nichts Gesetz

Zunächst schneller
Anstieg der Na+
Membranpotential

Leitfähigkeit

-65 mV

Zeit
Aktionspotentiale entstehen nach dem Alles-oder-nichts Gesetz

Zunächst schneller
Anstieg der Na+
Membranpotential

Leitfähigkeit

-65 mV Verzögerter, langsamer


Anstieg der K+
Leitfähigkeit

Zeit
Aktionspotentiale entstehen nach dem Alles-oder-nichts Gestz

Zunächst schneller
Anstieg der Na+
Membranpotential

Leitfähigkeit

Nettoveränderung des
Membranpotentials

-65 mV Verzögerter, langsamer


Anstieg der K+
Leitfähigkeit

Zeit
Ohm’sches Gesetz: U = R*I = I / g; I = U / R = U * g
+55 ENa

[Ion]a
EIon= 58 log
0 [Ion]i

Ruhepotential
EMKK
-75 EK

Zeit

I ion = gion (EMK)


+55 ENa
Membranpotential

0
EMKK

-75 EK

Zeit

I ion = gion (Vm – Eion)


wenn VM dem EIon entspricht besteht keine EMK, dann fließt also kein Stom!
Ableitung von Aktionspotenzialen aus einem Insektenganglion,

oder einem „slice“ eines Rattenhirns.


Burrows and Pf
Aktionspotenziale von einem Neuron in einem Insektenganglion
Das Hodgkin-Huxley Modell der ionalen
Grundlagen von Aktionspotenzialen

Alan Lloyd
Hodgkin

The squid (Tintenfisch,


Kalamar) (Loligo)

Andrew Fielding
Huxley

Nobelpreis 1963
zusammen mit Sir John Eccles

www.tolweb.org
www.mbl.edu

http://www.quarks.de/tintenfisch/
Spannungsklemme

• Stromgenerator mit 2 Elektroden:


• Membranpotenzial wird durch Spannungselektrode gegenüber Erde (Potenzial 0)
gemessen (Membranpotenzial Verstärker, Voltage record, Av)
• Stromelektrode (current injection) schickt Strom in die Zelle
• Experimentator setzt ein Halte- oder Kommandopotenzial (z.B. 9 mv, AFB amplifier)
• Spannungsklemme erzeugt negative Rückkopplung und hält Zelle auf dem
Haltepotenzial geklemmt
• Membranpotenzial und Kommandopotenzial werden im Klemmverstärker
(feedback amplifier, AFB amplifier) gemessen und bei Abweichung von
(Vcommand – Vmembrane) gibt es ein „Errorsignal“ und der Klemmverstärker schickt nun
einen Strom in die Zelle, um das „Errorsignal“ auszugleichen (wird 0).

* Der Klemmverstärker erzeugt einen Strom, der genau die gleiche Größe
wie der von der Zelle erzeugte Ionenstrom besitzt, nur mit entgegen
gesetztem Vorzeichen.
(Haltepotential oder Kommandopotential)

Ruhepotential)

AUSSTROM

EINSTROM
Das Kugelfisch Toxin Tetrodotoxin
Tetrodotoxin (TTX) blockiert
TEA TTX die spannungsabhängigen
Na+ Ströme

Tetraethylammonium (TEA)
blockiert K+-Ströme
Erwin Neher, Fred Sigworth, Alain Marty, Bert Sakmann, Owen Hamill -
Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, 1981.
Erwin Neher und Bert Sakmann: Nobelpreis für Medizin 1991
Die patch-clamp Technik
Die Struktur des spannungs-
abhängigen Na+-Kanal
Konformationsänderung durch Depolarisation der Membran
Depolarisation öffnet und schließt Na+-Kanäle
Zustände des Na+-Kanals

?
In Ruhe

In Ruhe: Die Membran ist vor allem für K+ durchlässig, wenn


auch nur schwach.
Aufstrich

Mempranpotential überschreitet die Schwelle,


spannungsabhängige Na+ Kanäle öffnen.
Spitze

Pk=PNa
- - - - - - -

+ +
+ + +

Das Membranpotential nähert sich dem Gleichgewichtspotential


von Na an. Das innere der Zelle ist nun positiv geladen.
Repolarisation

- - - - - - -

+ + + + + + +

Die positive Ladung auf der Membraninnenseite öffnet


spannungsabhängige K+ Kanäle, K+ fliesst aus.

Na+ Kanäle inaktivieren automatisch (d.h. zeitabhängig) und


schliessen spannungsabhängig.
Hyperpolarisation

Die offenen K+ Kanäle führen zu einer Hyperpolarization, das


Membranpotential nähert sich dem Gleichgewichtspotential für K+. Die
spannungsabhängigen K+ Kanäle schliessen sich und das Ruhepotential
stellt sich ein.
Eigenschaften des Aktionspotentials

1. Depolarisation bis zum Schwellenwert


2. Aufstrich
3. Overshoot: nahe ENa

4. Repolarisation
5. Undershoot: nahe EK = Hyperpolarisation

6. Absolute Refraktärphase
7. Relative Refraktärphase
Einzelkanäle tragen stochastisch zum Aktionspotential bei
Ionenströme während des Aktionspotentials

* Öffnen eines spannungsabhängigen Natriumkanals (beim Schwellenwert hohe


Wahrscheinlichkeit des Öffnens) und dadurch große Leitfähigkeit für Natriumionen

* Umpolarisation des Membranpotenzials bis zum Erreichen des Natriumgleichge-


wichtspotentials (ENa). (Dadurch wird das Natrium-gleichgewichtpotenzial (ENa)
für das Membranpotenzial bestimmend)

* Inaktivierung (Schließen) der spannungsabhängigen Natriumkanäle (dadurch Leit-


fähigkeit für Natriumionen wieder sehr gering) und Anstieg der Kaliumleitfähigkeit
(ein langsamer Prozess). Dadurch wird wieder das Kalium-Gleichgewichts-
potenzial (EK) für die Zelle bestimmend.
Fortleitung von Aktionpotenzialen:
Strömchentheorie der Fortleitung: Jedes AP
„schiebt eine Art von unterschwelliger
Erregungswelle“ vor sich her, die räumlich entfernte
Axonbezirke depolarisiert. Diese Depolarisation
nimmt mit der Entfernung exponentiell ab (und je
höher der Membranwiderstand und je kleiner der
axonale Innenwiderstand ist, desto weiter wirkt sich
diese Depolarisation aus).

Dies liegt an den passiven oder elektrotonischen


Eigenschaften der Membran: λ und 
Leckströme fließen auf die Außenseite der Membran zurück
• begrenzt die maximal mögliche
Aktionspotenzial Frequenz
• hängt von den Eigenschaften der
spannungsabhängigen Natriumkanälen ab
(Inaktivierung)
• hängt von der Dauer des repolarisierenden
Kaliumstroms ab (delayed rectifier,
langsam gleichrichtender Kaliumkanal,
IKDR)
Das Aktionspotenzial

* Aktionspotenziale treten erst auf, wenn das Membranpotenzial einen bestimmten


Schwellenwert (immer positiver als das Ruhepotenzial) überschritten hat.

* Für einen kurzen Moment polarisiert das Membranpotzenzial um, das heisst das
Innere wird positiv.

* Die Spitze des Aktionspotenzials liegt bei Spannungswerten, die in etwa denen
für das Natrium-Gleichgewichtspotenzial entsprechen (ENa).

* Danach repolarisiert das Membranpotenzial sofort und fällt ín etwa auf den Wert des
Ausgangspotenzials (Ruhepotenzials) ab.

* Nach einem Aktionspotenzial kann nicht sofort ein neues ausgelöst werden
(absolute Refraktärperiode).

* Nach Beendigung dieser absoluten Refraktärperiode können zwar wieder Aktions-


potenziale ausgelöst werden, ihre Amplitude ist aber geringer (das heisst die Spitze
des AP liegt bei geringeren Spannungswerten) (relative Refraktärperiode).
Erregungsleitung erfolgt durch
eine Kombination von passiven
und aktiven Komponenten
* Kabeleigenschaften
Elektrisches Ersatzschaltbild für ein Axonsegement
(R-C-Glied)

Eigenschaften der Zellmembran:


• Membranwiderstand (Ionenkanäle)
• Kondensatoreigenschaften (Zellmembran als Isolator)
+ intrazellulärer Widerstand
+ extrazellulärer Widerstand
Elektrisches Ersatzschaltbild für einen längeren Axonabschnitt

Wie beeinflussen diese Schaltelemente (Kondensator und Widerstand)


die Fortleitungsgeschwindigkeit von APs?
Wie weit kann sich eine
Depolarisation im Neuriten
ausbreiten?
Axon

: Wie weit kann sich die Depolarisation


entlang eines Neuriten ausbreiten?
Fortleitung mit Dekrement:
Die Änderung des Membranpotentials nimmt exponentiell mit der Entfernung ab

Grund: Materialwiderstand wächst mit zunehmender Entfernung


Längskonstante 

Für die Spannung U in der Entfernung x (Ux) von der


Reizstelle 0 (U0 = Spannung am Ort 0) gilt:

Ux = U0 (e –x/)

Ux = Spannung am Ort x
U0 = Spannung am Ort 0 (Reizstelle)
 = Längskonstante

Für den Ort x =  gilt:

Ux = U0 (e -1) = U0 1/e = 0,37 U0

Die Längskonstante  gibt diejenige Entfernung an, bei der eine


Spannung auf 37% ihrer Ausgangsamplitude abgefallen ist.
Abhängigkeit der Längskonstante von Widerständen

Die Längskonstante kann berechnet werden aus  = √rm/ri + ra wobei


rm der Membranwiderstand, ra der Aussenwiderdstand und ri der Innenwiderstand
ist. Wegen des geringen Aussenwiderstands vereinfacht sich die Gleichung zu:

 = √rm/ri
Bei hohem Membranwiderstand kann sich die Potenzialdifferenz über eine grössere
Strecke auswirken als bei niedrigem Membranwiderstand (wenig Stromverlust
nach aussen, grosses ).

Umgekehrt verhält es sich bei hohem Innenwiderstand (eingeschränkter Stromfluss,


geringe Leitfähigkeit, kleines ).
Elektrotonischer Potentialabfall bei
unterschiedlicher Axondicke
Wie schnell kann sich eine
Depolarisation im Neuriten
ausbreiten?
Wie schnell kann sich eine Depolarisation im Neuriten ausbreiten?

Veränderung des Membranpotentials aufgrund einer Potentialänderung


Elektrisches Ersatzschaltbild für ein Axonsegement
(R-C-Glied)

Eigenschaften der Zellmembran:


• Membranwiderstand (Ionenkanäle)
• Kondensatoreigenschaften (Zellmembran als Isolator)
+ intrazellulärer Widerstand
+ extrazellulärer Widerstand
Zeitkonstante 
Zeitkonstante 
* wegen der Kondensatoreigenschaften der Membran kommt es zu einem exponentiellen
Zeitverlauf der Spannungsänderung (Exponentialfunktion muss eingeführt werden)

U = I R (1 – e –t/  )

*  = Zeit nach Beginn des Reizstroms; e = Basis des natürlichen Logarithmus (e = 2,718)
 = Zeitkonstante

Für den Zeitpunkt t =  gilt


U = I R (1 – e –1) = I R (1 – 1/e) = 0,63 I R

Zeitkonstante  ist die Zeit, bei der eine


Spannungsänderung 63% ihres (asymptotischen)
Maximalwertes erreicht hat.

Typische Werte für  : 1 bis 20 ms

Auch:  = R C oder rm cm
Zeitkonstante 

 ist vom Durchmesser der Faser unabhängig, typische


Werte sind 1 bis 20 ms.

Je länger die Zeitkonstante, desto länger braucht eine


Potentialänderung, um ihren neuen Plateauwert zu
erreichen, und desto stärker wird die Verzerrung bei der
elektrotonischen Signalausbreitung.
Die Summationseigenschaften von Neuronen (z. B. in den Dendriten, im Soma)
oder von Muskelfasern hängen ganz entscheidend von der Zeitkonstante ab

g Neuron mit großem 


gute Summationseigenschaften)

Neuron mit kleinem 


schlechte Summationseigenschaften)

Reize
Zeit- und Längskonstante bestimmen
wie weit und wie schnell
Spannungsänderung im Neuron
weitergeleitet werden
Erregungsleitung erfolgt durch eine
Kombination von passiven
(Membran) und aktiven (Kanäle)
Komponenten
Die Leitungsgeschwindigkeit ist proportional zum Axondurchmesser
Myelinisierung erlaubt bei Vertebraten Leitungsgeschwindigkeiten wie im
Riesenaxon von Loligo
myelinisiertes Axon

unmyelinisiertes Axon

aktiv passiv

Entfernung am Axon
Ranvier‘scher Schnürring
Ranvier‘scher Schnürring
Saltatorische Erregungsleitung
Aktionspotenziale konnten von einem
myelinisierten Axon beim Frosch nur dann
abgeleitet werden, wenn die beiden Elektroden
einen Ranvier‘schen Schnürring einschlossen.
(Stämpfli et al.)
Die Initiationszone für Aktionspotentiale
In den allermeisten Nervenzellen geschieht die Ausbreitung der
Erregung von den Dendriten zum Axonhügel passiv. Erst am
Axonhügel entstehen Aktionspotenziale, die dann von dort
wegen den Refraktäreigenschaften der Membran nur in eine
Richtung fortgeleitet werden.
* Es gibt im ZNS von Wirbellosen Tieren und Wirbeltieren Neurone, welche keine
Aktionspotenziale bilden, sondern rein passive (elektrotonische) Fortleitung be-
nutzen („Non-spiking Interneurone“).

Bei Wirbeltieren:
Saltatorische Erregungsleitung: Aktionspotenziale entstehen
nur im Ranvier‘schen Schnürring, in den dazwischen liegenden
Abschnitten der Myelinhülle geschieht die Fortleitung passiv
(d.h. sehr schnell!).

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