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2019.09.06.

Membranruhepotenzial, Aktionspotenzial und


elektrotonische Potenziale

- Ionale Grundlagen -

Péter Sántha
Lernziele: 4-6. 10.09.2019.

Das Membranpotenzial

Membranruhepotenzial:
Transmembran Potenzialdifferenz unter Ruhebedingungen (keine Reizung, Erregung)
Zellspezifisch: -100 - -40 mV
Messung: Intrazelluläre Mikroelektrode

Bedeutung:
•Signalübertragung und Fortleitung
•Transportprozesse
•Regelung des Zellvolumens

Erhaltung: Aktiver Prozess


(bis zu 70% des ATP Verbrauchs!!)

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Asymmetrische Ionenverteilung in den Extra- und Intrazelluläre Flüssigkeiten:

EZF (mmol/L) IZF (mmol/L)

Plasmamembran

Entstehung des Nernst Potenzials (Diffusionsgleichgewicht):


Gleichgewicht zwischen der Konzentrationsdifferenz und Elektrische
Potenzialdifferenz getriebene Ionenströme (Nettostrom=0)
gemessene Potenzialdifferenz ist Proportional mit der Konzentrationsdifferenz
Anfang Diffusionsgleichgewicht

- +

Neg. Pos.
K+ permeable Membran Ladungsabtrennung - Elektrisches Feld

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Die Nernst Gleichung:


Ergibt das Gleichgewichtpotenzial beim angegebenen EZ und IZ Ionenkonzentrationen

Z = Valenz des Ions


R = Gaskonstante
F = Faradaykonstante
T = Temperatur

T=37 ºC

Kalkulierte Gleichgewichtspotenziale der Ionen (in den Zellen):

Problem:

•Jede Ionen haben eigene Gleichgewichtspotenziale


•Diese Werte unterscheiden sich vom gemessenen Ruhepotenzial

Zur konstruieren einem ausreichenden Modell wir müssen beabsichtigen:


+ die Diffusion der wichtigsten Ionen (Na+; K+; Cl-)
+ Aktive Transportprozesse (Elektrogene Ionenpumpen!)
+ (Donnan Gleichgewicht)

Voraussetzung eines stabilen Membranruhepotenzials: dynamisches Gleich-


gewicht der aus- und einwärts flieβende Ionenströme
(Der resultierende Ionenstrom soll null sein!)

Ohmsches Gesetz: R = U / I → I = U / R und I = U x g (g=Leitwert)

Elektrischer Triebkraft (U) =?? →U =Ei= ENernst – Em Z.b.: IK+=(EK+- Em) x gK+

Inet = 0 = IK++ INa++ ICl- = gK+ x EiK+ + gNa+ x EiNa+ + gCl- x EiCl-

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Goldmann-Hodgkin-Katz Gleichung

Ergibt den Wert des Diffusionsgleichgewicht bediengte Membranpotenzials


bei angegebener Ionenkonzentrationen und Permeabilität (Leitwert) Verhältnissen

Unter Ruhebedingungen: PK : PNa : PCl = 1 : 0,04 : 0,45


Hohe K+ Permeabilität : Ruhepotenzial liegt nah zum K+ Gleichgewichtspotenzial!

Veränderung der Parametern → Veränderung des Membranpotenzials

Em wird mehr negativ: Hyperpolarisation


Em wird mehr positiv: Depolarisation

Veränderung der Ionenkonzentrationen:


[K+] in EZF ist erhöht (Hyperkalemia): Depolarisation – (Arrhytmien, Herzstillstand)
[K+] in EZF ist erniedrigt (Hypokalaemia): Hyperpolarization – (Arrhythmien, PNS Störungen)
Diese Störungen können Notfallsituation auslösen!!!

Veränderung der Leitfähigkeit (Ionenkanäle): Akzionspotenzial, Postsynaptisches Potenz.

Problem: wegen der Diffusion langfristig würden die Konzentrationsgradienten


abgebaut werden und Em würde bis zu 0 mV senken (A)

Aufrechterhaltung der konstanten Ionenkonzentrationen → Na+ -K+ ATPase

Elektrogener Transport (3 Na+ pro 2 K+ ) verschiebt das Em mit


za. -5 mV in negative Richtung (hyperpolarisierndes Pumpenpotenzial)

Konsekvenzen:
Hemmung des ATPases depolarisiert die Membran
Abbau des Em verursacht Cl- (und Na+) Einstrom und Schwellung der Zelle
(z.B.: Gehirnoedem) → Na+ -K+ ATPase reguliert des Zellvolumens

A) B)
Em=-65mV Na+ Em=-70mV Na+
K+ K+

Na+
K+
IZ EZ IZ EZ

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Bedeutung der Membrankapazität


Die elektrischen Ladungen (Ionen), die aufrechterhalten das
Membranpotenzial sind an der IZ und EZ Oberflächen der Plasmamembran
verteilt

Plasmamembran wirkt als einer Kondensator (mittlerer Schicht – Isolierung!)


Unter Ruhebedingungen die Größe der Membrankapazität determiniert der
Zahl der Ionen die das Ruhepotenzial aufrechterhalten

C=Q/U → Q=Cm x Um (Um=Em)

Cm hängt von Zelloberflache, Dicke der Membran, Dielektrische Konstante ab

Beispiel:

Eine Zelle mit 50 µm Durchmesser bei Em=- 60 mV (Cm= 1 µF/cm2):


Kalkulierte Ionenmenge die sind geladet in dem Membran Kondensator:

29 x 106 Ionen (1/200 000 der Gesamtmenge IZ!!)

Untersuchung des passiven Verhaltens des Membranpotenzials:


Elektrische Reizung

Intrazelluläre Reizelektrode (selten)

Strom wird in die Zelle Eingespeist

Ladungsverteilung an der Membranoberfläche:

Kondensator (Kapazität)
+parallel geschaltete Widerstand (Ionkanäle)

positiver Strom – Depolarisation


negativer Strom – Hyperpolarisation

Den Stromstoß ausgelöste Potenzialverlauf


+ -
ist als Elektrotonisches Potenzial
(Elektrotonus) genannt
∆Em ist proprtional mit der Reizstromgröße und dem Membranwiderstand

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Extrazelluläre Reizelektrode:

Kathode
– Membran Depolarisation
Anode
– Membran Hyperpolarisation

Beispiele:
Ventrikuläre Tachycardien (Lebensgefahr!)
– Elektrokardioversion und Defibrillation
Schrittmacher Therapie (Herz, Zwerchfell)
Elektrokonvulzive Therapie (Psychose)
TENS: Trans Dermal Nerve Stimulation (Schmerz
Therapie)
Diagnostische Verfahren (EMG, ENG usw.)

„Intrinsische” elektrotonische (gradierte, lokale) Potenziale

Postsynaptisches Potenzial (PSP)

Ligandgesteuerte Ionkanäle – ionotrope Rezeptoren


Intrazelluläre signal gesteuerte Ionenkanäle - metabotrope Rezeptoren)

Rezeptorpotenzial

Sinneszellen, speziphische Sinnesorganen (Mechano-, Thermo- und


Chemorezeptoren)
senzorischer Transduktionsprozess

Fortleitung des Aktionspotenzials

Schrittmacherpotenzial

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Eigenschaften der elektrotonischen Potenziale

Reizintensität Keine Schwelle (Obligat)


Richtung der De- oder hyperpolarisierend
Potenzialveränderung (Reizabhängig)
Amplitude Reizabhängig („gradiert”)

Fortleitung Mit Dekrement


Refrakterität Keine Refraktärphase

Summation Zeitliche und örtliche


Mechanismus Verschiedene passive
Iontransporte
Bedeutung Erregungsfortleitung
Postsynaptische Potenziale
Rezeptorpotenziale

Passive und aktive Potenzialveränderungen der erregbaren Membrane

Neuroscience Purves, Dale; Augustine, George J.; Fitzpatrick

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Aktionspotenzial
Phänomenologie:

Rasche Veränderung des Membranpotenzials


Es wird Ausgelöst durch überschwellige Depolarizierung
(IZ/EZ Reizungen; Schrittmacherzellen)
Stereotyp: Verlauf, Zeitdauer und Amplitude sind konstante
„Alles-oder-nichts-Gesetz”

Phasen des Aktionspotenzials

2.

1. Aufstrich: schnelle Depolarisation


2. Gipfel (peak): Überschuss
3. Repolarosation
1. 3.
Nachpotenziale:
4a. Hyperpolarisiernde
4b. Depolarisierende 4b.

4a.

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Ionaler Mechanismus des Aktionspotenzials

• Depolarisation zur Schwelle: ~-50 mV (manche spannungsabhängige


Na+ Kanäle öffnen sich - „lokaler Antwort”)

• Aufstrichphase: bei der Erregungsschwelle (Em ~ -40 mV) die Öffnung


von weiteren Na+ - Kanäle resultiert weitere Depolarisierung (gNa+ ↑↑ →
Em wird positiver); es fördert die Aktivierung noch mehrere Na+ - Kanäle
(positive Rückkopplung!!)
Höchste gNa+ – kurz bevor der Spitze

• Na+-Kanäle werden schnell inaktiviert (Inaktivierungs Tor)

• Spannungsabhängige K+-Kanäle öffnen sich verzögert (0,2-0,3 ms) mit


langsamer Kinetik
gKmax während der Repolarisationsphase

• Nachpotenziale: unterschiedliche K+ Kanäle werden aktiviert

Während des Aktionspotenzial erhöht sich die IZ Na+ Konzentration nur mit
~0.013% →es resultiert keine Veränderung in der Ionenverteilung

Veränderung der Leitfähigkeit der Membran während des


Aktionspotenzials
Wenn das aktuelles Membranpotenzial (Em)
und Ionenströme (INa+ und Ik+) bekannt
sind, es ist möglich die aktuellen Leitwerte
der Ionen bestimmen: R=U/I → g=I/U
(Ohm Gesetz) ENa+

Membranpotenzial ist Determiniert durch


-Ionenkonzentrationen: Keine messbare
Abweichung
-Leitfähigkeit der Ionen:
gNa+ - schnelle Erhöhung dann Rückkehr
gK+ - verzögerte Erhöhung – langsamer
Rückkehr
EK+
Konzequenz:
Aufstrichphase – Em nähert sich zum Na+ -
Gleichgewichtspotenzial (ENa+ ~+60 mV)
Repolarisationsphase – Em nähert sich zum
K+ -Gleichgewichtpotenzial (EK+~ -70mV)

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Funktionelles Modell des Na+-Kanals

Während des Aktionspotenzials die aktivierten Na+-Kanäle werden inaktiviert


(nicht Aktivierbar), solange das Membran depolarisiert ist

Konzequenz: Refrakterität!!

Messung der elementaren Ionenströme ermöglicht die

Karakterisierung das Verhalten der Ionenkanäle

Measurement of single channel activity using the patch-clamp method during


depolarization of the membrane

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Erhöhung der Aktivationsschwelle während des


APs: Refraktärphasen

Absolute Refraktärzeit: die Membran ist gar nicht aktivierbar


Relative Refraktärzeit: die Membran kann nur mit überschwelliger Reizung aktiviert werden
-- Frequenz der repetative Entladung der Zellen ist beschränkt (500-1000 Hz)

Erregbarkeit der Membranen (Axonen)


Reizintensität
Reizintensität

Reizdauer

E
0

2xRheobase
Rheobase

Chronaxie Reizdauer

Dicke markhaltige Fasern sind mehr erregbar als dünne marklose Fasern
(Rheobase und Chronaxie Werte sind kleiner)

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Abhängigkeit der Aktivationsschwelle der Na+-Kanäle von


der Extrazelluläre Ca2+ Konzentration

Hypokalzämie:
Teatanie – Muskelkrämpfe
(Stimmritzekrampf)

Hyperkalzämie:

Muskelschwache,
Lähmungen

Physiologischer Bereich: ~ 2 mmol/l

Räumliche Verhältnisse des Elektrotonisches Potenzials - Längskonstant

Elektrotonische Potentiale an
langgestreckte Fasern

Inhomogene Stromverteilung
Einfluss des Längswiderstandes

Zeitverlauf und Amplitude hängt


von dem Ort der Stromapplikation
ab

Verzögerung der Entwicklung

-Emax nimmt ab: Dekrement

Membranlängskonstant
37%
(Längswiderstan –reziprokal
Emax
Membranwiderstand -direkt Prop.)

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Stromdichte entlang der Faser

Ra= Längswiderstand

Die Fortleitung des Aktionspotenzials in den


Axonen

Aktionspotential löst Ionenströme aus:


Der Inwärts Strom (Aufstrichsphase) depolarisiert
der nebenliegende Axonsegmente
(lokale Stromquelle)

Depolarisation ist elektrotonisch fortgeleitet


in die nebenliegende Axonsegmente

Wenn hier die Depolarisation überschwellig ist dann


neue Na+-Kanäle werden aktiviert – AP Aufstrich

Erregung wird vorwärts fortgeleitet


Vorwärts Membran hat hohe Widerstand – Strom 20 m/s
resultiert hohe Potentialveränderung

Rückwärts Fortleitung ist gehemmt: Membranwiderstand


niedrig ist (geöffnete K+ Kanäle) – Kurzschluss

+Funktionszustand (refrakterität) der Na+-Kanäle

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ESchwelle Potenzialverlauf
entlang der Faser
E0
Na+ einwärts Flux
Passive auswärts
Flux (K+) Stromdichte entlang der
Faser

Ra= Längswiderstand

Fortleitung des Aktionspotenzials in den Axonen

Fortleitungsgeschwindigkeit hängt ab von:


• größe des depolarisierendes Ionenstroms (Aktivität der Na+ Kanäle)
• physikalischen Parametern des Axons und der
Fortleitungsgeschwindigkeit:

Direkt Proportional:
Membranwiderstand

Inverz Proportional:
Längswiderstand – Axon Durchmesser (Tintenfisch „Riesenaxon” ~ 1mm!!)
Membrankapazität (Membrandicke)

Wirbeltieren: Myelinscheide – erniedrigt der Kapazität und erhöht


den Membranwiderstand

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marklose und markhaltige Fasern und die


Schwannzelle

Na+ Kanal: Schnürring (grün)


K+ Kanal: Paranodium (rot)

Saltatorische Erregungsleitung:
Schnürring (2µm): Entstehung des APs (potenzialabhängige Na+ Kanäle)
Internodium (2-3000 µm): keines AP – elektrotonische Fortleitung der Depolarisation!!
Leitungsgeschwindigkeit der Erregung in der Schnürringe wesentlich langsamer als in
der Internodien

weiterer Vorteil: weniger Na+-K+ ATPase sind nötig (Ionflüsse nur in der Schnürringen)
Schädigung der Myelinscheide – Verzögerung oder Block der Fortleitung (Sclerosis
Multiplex - Demyelinisation)

AP EP EP EP AP

Em

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Demyelinisierung:
Verzögerte oder blockierte
AP Fortleitung

e.g.: sclerosis multiplex

Registrierung des Aktionspotenzials mit Extrazellulären Elektroden

ENG: Electroneurographie a.
b.
EMG: Electromyographie
ECG: Electrocardiographie
EEG: Electroencephalographie
ERG: Electroretinography
Reizort
The Potenzialen können auch als
Folge der EP entstehens!

a: zweite Elektrode
„Indifferent”, Referenz
- Unipolare Ableitung

b: zweite Elektrode
„Aktiv”
- Bipolare Ableitung

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Proximal Summenaktionspotential der gemischten Nerven


(zentral)

Distale Reizung-Proximal Registrierung:


Zeit
Efferenzen: Antidromische Erregungsfortleitung
Reizort distal Afferenzen Fasern: Ortodromische Erregungsfortleitung

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Eingang der Neuronen: Dendriten und Zellkörper


Em ist bestimmt durch die Summe der erregende
und hemmende Einflüsse
Elektrotonische Fortleitung, Summationen
(Analoge Informationsverarbeitung)

Initiales Segment: Entstehung des


Aktionspotentials
Integrierung der fortgeleitete Potential-
veränderungen, Summationen
Entscheidungstreffen, Kodierung (EP Amplitude –
AP Frequenz)
Analog – Digitale Umwandlung

Axon: Fortleitung der Aktionspotentialen (Digital)


Keiner Informationsverlust - keines Dekrement
(„High Fidelity”)

Ausgang: Axonterminal (Presynaptischer


Apparat) –Freisetzung der Neurotransmitter
Molekülen
Digital – Analog Umwandlung

Beispiele der Summationsprozesse von elektrotonische


(postsynaptische) Potenziale in der neuronen
Örtliche (spatial) und zeitliche (temporal) Summation – siehe später bei der
synaptische Funktionen!

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Aktionspotenzial Elektrotonisches Potenzial

Reizintensität Erregungsschwelle keine Schwelle (obligat)


definiert
Richtung der immer depolarisierend de- oder hyperpolarisierend
Potenzialveränderung (Reizabhängig)
Amplitude konstant: „alles oder nichts Reizabhängig
Gesetz”
Fortleitung ohne Dekrement mit Dekrement
Refrakterität absolute und relative keine Refraktärphase
Refraktärphasen
Summation keine zeitliche und örtliche
Mechanismus spannungsabhängige verschiedene passive
Ionenkanäle (Na+, K+, Iontransporte
Ca2+)
Bedeutung Erregungsfortleitung Erregungsfortleitung
Postsynaptische Potenziale
Rezeptorpotenziale

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