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Die Differential- bzw. Differenzialrechnung ist ein wesentlicher Bestandteil der Analysis
und damit ein Gebiet der Mathematik. Sie ist eng verwandt mit der Integralrechnung, mit
der sie gemeinsam unter der Bezeichnung Infinitesimalrechnung zusammengefasst wird.
Zentrales Thema der Differentialrechnung ist die Berechnung lokaler Veränderungen von
Funktionen.
Hierzu dienlich und gleichzeitig Grundbegriff der Differentialrechnung ist die Ableitung
einer Funktion (auch Differentialquotient genannt), deren geometrische Entsprechung die
Tangentensteigung ist. Die Ableitung ist (nach der Vorstellung von Leibniz) der
Proportionalitätsfaktor zwischen verschwindend kleinen (infinitesimalen) Änderungen des
Eingabewertes und den daraus resultierenden, ebenfalls infinitesimalen Änderungen des
Funktionswertes. Existiert ein solcher Proportionalitätsfaktor, so nennt man die Funktion
differenzierbar. Äquivalent wird die Ableitung in einem Punkt als diejenige lineare
Abbildung definiert, die unter allen linearen Abbildungen die Änderung der Funktion lokal
am besten approximiert. Entsprechend wird die Ableitung auch die Linearisierung der
Funktion genannt.
In vielen Fällen ist die Differentialrechnung ein unverzichtbares Hilfsmittel zur Bildung von
mathematischen Modellen, welche die Wirklichkeit möglichst genau abbilden sollen, sowie
zu deren nachfolgender Analyse. Die Entsprechung der Ableitung im untersuchten
Sachverhalt ist häufig die momentane Änderungsrate; in den Wirtschaftswissenschaften
spricht man auch häufig von Grenzraten (z. B. Grenzkosten, Grenzproduktivität eines
Produktionsfaktors etc.).
In arithmetischer Sprache gibt die Ableitung einer Funktion für jedes an, wie groß der
lineare Anteil der Änderung von ist (die Änderung 1. Ordnung), wenn sich um
einen beliebig kleinen Betrag ändert. Für die exakte Formulierung dieses Sachverhalts
wird der Begriff Grenzwert (oder Limes) verwendet.
In einer klassischen physikalischen Anwendung liefert die Ableitung der Orts- oder Weg-
Zeit-Funktion nach der Zeit die Momentangeschwindigkeit eines Teilchens. Die Ableitung
der Momentangeschwindigkeit nach der Zeit liefert die momentane Beschleunigung.
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
2 Definition
2.1 Einführung
2.2 Differenzierbarkeit und Ableitung in einem Punkt: Formale Definition
und Notation
2.3 Ableitung als eine Funktion
3 Berechnung von Ableitungen
3.1 Beispiel für die elementare Berechnung einer Ableitungsfunktion
3.2 Beispiel für eine nicht überall differenzierbare Funktion
3.3 Beispiel für eine nicht überall stetig differenzierbare Funktion
3.4 Ableitungsregeln
4 Der Fundamentalsatz der Analysis
5 Mittelwertsatz der Differentialrechnung
6 Mehrfache Ableitungen
7 Taylor-Reihen und Glattheit
8 Anwendungen
8.1 Berechnung von Minima und Maxima
8.1.1 Waagerechte Tangenten
8.1.2 Notwendige und hinreichende Bedingung im Beispiel
8.1.3 Kurvendiskussion
8.2 Differentialgleichungen
8.3 Ein Beispiel für angewandte Differentialrechnung
8.4 Differentialrechnung als Kalkül
9 Komplexe Differenzierbarkeit
10 Ableitungen von mehrdimensionalen Funktionen
10.1 Partielle Ableitungen
10.2 Implizite Differentiation
10.3 Totale Differenzierbarkeit
10.4 Wichtige Sätze
11 Verallgemeinerungen und verwandte Gebiete
12 Literatur
12.1 Schulbücher
12.2 Lehrbücher für Studenten der Mathematik und benachbarter Fächer
12.3 Lehrbücher für Studenten mit Nebenfach/Grundlagenfach Mathematik
13 Weblinks
Geschichte
Die Aufgabenstellung der Differentialrechnung war als Tangentenproblem seit der Antike
bekannt. Ein naheliegender Lösungsansatz bestand darin, die Tangente an eine Kurve durch
ihre Sekante über einem endlichen (endlich heißt hier: größer als null), aber beliebig kleinen
Intervall zu approximieren. Dabei war die technische Schwierigkeit zu überwinden, mit
einer solchen infinitesimal kleinen Intervallbreite zu
rechnen. Die ersten Anfänge der
Differentialrechnung gehen auf Pierre de Fermat
zurück. Er entwickelte um 1628 eine Methode,
Extremstellen von algebraischen Termen zu
bestimmen und Tangenten an Kegelschnitte und
andere Kurven zu berechnen. Seine „Methode“ war
rein algebraisch. Fermat betrachtete keine
Grenzübergänge und schon gar keine Ableitungen.
Gleichwohl lässt sich seine „Methode“ mit modernen
Mitteln der Analysis interpretieren und rechtfertigen
und hat Mathematiker wie Newton und Leibniz
nachweislich inspiriert. Einige Jahre später wählte
René Descartes einen anderen algebraischen Zugang,
indem er an eine Kurve einen Kreis anlegte. Dieser
schneidet die Kurve in zwei nahe Gottfried Wilhelm Leibniz
beieinanderliegenden Punkten; es sei denn, er berührt
die Kurve. Dieser Ansatz ermöglichte es ihm, für
spezielle Kurven die Steigung der Tangente zu
bestimmen.
Erst zum Anfang des 19. Jahrhunderts gelang es Augustin-Louis Cauchy, der
Differentialrechnung die heute übliche logische Strenge zu geben, indem er von den
infinitesimalen Größen abging und die Ableitung als Grenzwert von Sekantensteigungen
(„Differenzenquotienten“) definierte. Die heute benutzte Definition des Grenzwerts wurde
schließlich von Karl Weierstraß Ende des 19. Jahrhunderts formuliert.
Definition
Einführung
Ausgangspunkt für die Definition der Ableitung ist die Näherung der Tangentensteigung
durch eine Sekantensteigung (manchmal auch Sehnensteigung genannt). Gesucht sei die
Steigung einer Funktion in einem Punkt . Man berechnet zunächst die
Steigung der Sekante an über einem endlichen Intervall:
Sekantensteigung = .
Die Sekantensteigung ist also der Quotient zweier Differenzen; sie wird deshalb auch
Differenzenquotient genannt. Mit der Kurznotation für kann
man die Sekantensteigung abgekürzt als schreiben.
Differenzenquotienten sind aus dem täglichen Leben wohlbekannt, zum Beispiel als
Durchschnittsgeschwindigkeit:
„Auf der Fahrt von Augsburg nach Flensburg war ich um 9:43 Uhr ( ) am Kreuz
Biebelried (Tageskilometerstand = 198 km). Um 11:04 Uhr ( ) war
ich am Dreieck Hattenbach (Tageskilometerstand =341 km). In 1
Stunde und 21 Minuten ( ) habe ich somit 143 km ( ) zurückgelegt. Meine
Durchschnittsgeschwindigkeit auf dieser Teilstrecke betrug somit 143 km /
1,35 h = 106 km/h ( ).“
Eine Funktion , die ein offenes Intervall U in die reellen Zahlen abbildet, heißt
differenzierbar an der Stelle , falls der Grenzwert
(mit )
existiert. Dieser Grenzwert heißt Differentialquotient oder Ableitung von nach an der
Stelle und wird als
(gesprochen: „f Strich von x null“, „d f von x nach d x an der Stelle x gleich x null“, „d f
nach d x von x null“ respektive „d nach d x von f von x null“).
Die Terme und werden als Differentiale bezeichnet, haben aber in der modernen
Analysis (zumindest bis zu diesem Punkt der Theorie) lediglich symbolische Bedeutung und
sind bisher nur in dieser Schreibweise des formal notierten Differentialquotienten erlaubt. In
manchen Anwendungen (Kettenregel, Integration mancher Differentialgleichungen,
Integration durch Substitution) rechnet man mit ihnen fast wie mit „normalen“ Variablen.
Die präzise formale Begründung hierfür liefert die Theorie der Differentialformen. Ein
Differential ist auch Teil der üblichen Notation für Integrale.
Die Notation einer Ableitung als Quotient zweier Differentiale wurde von Leibniz
eingeführt. Newton benutzte einen Punkt über der abzuleitenden Größe, was in der Physik
für Zeitableitungen bis heute üblich geblieben ist ( , sprich: „x Punkt“). Die Notation
mit Strich ( ) geht auf Joseph-Louis Lagrange zurück, der sie 1797 in seinem Buch
Théorie des fonctions analytiques einführte.
Im Laufe der Zeit wurde folgende gleichwertige Definition gefunden, die sich im
allgemeineren Kontext komplexer oder mehrdimensionaler Funktionen als leistungsfähiger
erwiesen hat:
Eine Funktion heißt in einem Punkt differenzierbar, falls eine Konstante existiert, so
dass
Der Zuwachs der Funktion , wenn man sich von nur wenig entfernt, etwa um den Wert
, lässt sich also durch sehr gut approximieren, man nennt die lineare Funktion mit
deswegen auch die Linearisierung von an der Stelle .
Eine weitere Definition ist: Es gibt eine an der Stelle stetige Funktion mit
und eine Konstante , so dass für alle gilt
Die Bedingungen und dass an der Stelle stetig ist, bedeuten gerade, dass
das „Restglied“ für gegen gegen null konvergiert.
In beiden Fällen ist die Konstante eindeutig bestimmt und es gilt . Der
Vorteil dieser Formulierung ist, dass Beweise einfacher zu führen sind, da kein Quotient
betrachtet werden muss. Diese Darstellung der besten linearen Approximation wurde schon
von Weierstraß, Henri Cartan und Jean Dieudonné konsequent angewandt.
Bezeichnet man eine Funktion als differenzierbar, ohne sich auf eine bestimmte Stelle zu
beziehen, dann bedeutet dies die Differenzierbarkeit an jeder Stelle des Definitionsbereiches,
also die Existenz einer eindeutigen Tangente für jeden Punkt des Graphen.
Jede differenzierbare Funktion ist stetig, die Umkehrung gilt jedoch nicht. Noch Anfang des
19. Jahrhunderts war man überzeugt, dass eine stetige Funktion höchstens an wenigen
Stellen nicht differenzierbar sein könne (wie die Betragsfunktion). Bernard Bolzano
konstruierte dann als erster Mathematiker tatsächlich eine Funktion, die überall stetig, aber
nirgends differenzierbar ist, was in der Fachwelt allerdings nicht bekannt wurde; Karl
Weierstraß fand dann in den 1860er Jahren ebenfalls eine derartige Funktion (siehe
Weierstraß-Funktion), was diesmal unter Mathematikern Wellen schlug. Ein bekanntes
mehrdimensionales Beispiel für eine stetige, nicht differenzierbare Funktion ist die von
Helge von Koch 1904 vorgestellte Koch-Kurve.
Ableitung als eine Funktion
Die Ableitung der Funktion an der Stelle bezeichnet mit beschreibt lokal das
Verhalten der Funktion in der Umgebung der betrachteten Stelle Nun wird nicht die
einzige Stelle sein, an der differenzierbar ist. Man kann daher versuchen, jeder Zahl aus
dem Definitionsbereich von die Ableitung an dieser Stelle (also ) zuzuordnen. Auf
diese Weise erhält man eine neue Funktion deren Definitionsbereich die Menge aller
Punkte ist, an denen differenzierbar ist. Diese Funktion heißt die Ableitungsfunktion
oder kurz die Ableitung von und man sagt „ ist auf differenzierbar“. Beispielsweise
hat die Quadratfunktion an einer beliebigen Stelle die Ableitung
die Quadratfunktion ist also auf der Menge der reellen Zahlen
differenzierbar. Die zugehörige Ableitungsfunktion ist gegeben durch
Die Ableitungsfunktion ist im Normalfall eine andere als die ursprüngliche, einzige
Ausnahme sind die Vielfachen der Exponentialfunktion.
Ist die Ableitung stetig, dann heißt stetig differenzierbar. In Anlehnung an die
Bezeichnung für die Gesamtheit (den Raum) der stetigen Funktionen mit
Definitionsmenge wird der Raum der stetig differenzierbaren Funktionen mit
abgekürzt.
Da der links- und der rechtsseitige Grenzwert nicht übereinstimmen, existiert der Grenzwert
nicht. Die Funktion ist somit an der betrachteten Stelle nicht differenzierbar. Die
Differenzierbarkeit der Funktion an allen anderen Stellen ist dagegen noch immer gegeben.
.
Betrachtet man den Graphen von , so kommt man zu der Erkenntnis, dass der Begriff der
Differenzierbarkeit anschaulich bedeutet, dass der zugehörige Graph knickfrei verläuft.
Ein typisches Beispiel für nirgends differenzierbare stetige Funktionen, deren Existenz
zunächst schwer vorstellbar erscheint, sind fast alle Pfade der brownschen Bewegung. Diese
wird zum Beispiel zur Modellierung der Charts von Aktienkursen benutzt.
an jeder Stelle, inklusive , differenzierbar. Die Ableitung, die an der Stelle 0 über den
Differenzenquotient bestimmt werden kann,
Beispiel einer nicht stetig differenzierbaren Funktion
Ableitungsregeln
Mit den folgenden Regeln kann man die Ableitung zusammengesetzter Funktionen auf
Ableitungen einfacherer Funktionen zurückführen. Seien , und (im
Definitionsbereich) differenzierbare, reelle Funktionen, und reelle Zahlen, dann gilt:
Konstante Funktion
Faktorregel
Summenregel
Produktregel
Quotientenregel
Reziprokenregel
Potenzregel
Kettenregel
Umkehrregel
Ist eine an der Stelle differenzierbare, bijektive Funktion mit , und
ihre Umkehrfunktion bei differenzierbar, dann gilt:
Spiegelt man einen Punkt des Graphen von an der 1. Winkelhalbierenden und
erhält damit auf , so ist die Steigung von in der Kehrwert der
Steigung von in
Logarithmische Ableitung
Aus der Kettenregel folgt für die Ableitung des natürlichen Logarithmus einer
Funktion :
Leibnizsche Regel
Die Ableitung -ter Ordnung für ein Produkt aus zwei -fach differenzierbaren
Funktionen und ergibt sich aus
Ist ein Intervall, eine stetige Funktion und ein beliebiger Punkt,
so ist die Funktion
Hiermit ist also eine Anleitung zum Integrieren gegeben: Gesucht ist eine Funktion, deren
Ableitung der Integrand ist. Dann gilt:
gilt.
Mehrfache Ableitungen
Ist die Ableitung einer Funktion wiederum differenzierbar, so lässt sich die zweite
Ableitung von als Ableitung der ersten definieren. Auf dieselbe Weise können dann auch
dritte, vierte etc. Ableitungen definiert werden. Eine Funktion kann dementsprechend
einfach differenzierbar, zweifach differenzierbar etc. sein.
Die zweite Ableitung kann geometrisch als die Krümmung eines Graphen interpretiert
werden. Sie hat zahlreiche physikalische Anwendungen. Zum Beispiel ist die erste
Ableitung des Orts nach der Zeit die Momentangeschwindigkeit, die zweite
Ableitung die Beschleunigung. Aus der Physik kommt die Schreibweise , (Sprich:
Punkt), für Ableitungen einer beliebigen Funktion nach der Zeit.
Wenn Politiker sich über den „Rückgang des Anstiegs der Arbeitslosenzahl“ äußern, dann
sprechen sie von der zweiten Ableitung (Änderung des Anstiegs), um die Aussage der
ersten Ableitung (Anstieg der Arbeitslosenzahl) zu relativieren.
Eine beliebig oft differenzierbare Funktion wird glatte Funktion genannt. Da sie alle
Ableitungen besitzt, kann die oben angegebene Taylor-Formel erweitert werden auf die
Taylor-Reihe von mit Entwicklungspunkt
Es stellt sich allerdings heraus, dass die Existenz aller Ableitungen nicht ergibt, dass sich
durch die Taylor-Reihe darstellen lässt. Anders ausgedrückt: Jede analytische Funktion ist
glatt, aber nicht umgekehrt, wie das im Artikel Taylorreihe gegebene Beispiel einer nicht
analytischen glatten Funktion zeigt.
Häufig findet man in mathematischen Betrachtungen den Begriff hinreichend glatt. Hiermit
ist gemeint, dass die Funktion so oft differenzierbar ist, wie nötig um den aktuellen
Gedankengang durchzuführen.
Anwendungen
Berechnung von Minima und Maxima
Eine der wichtigsten Anwendungen der Differentialrechnung ist die Bestimmung von
Extremwerten, meist zur Optimierung von Prozessen. Diese befinden sich unter anderem
bei monotonen Funktionen am Rand des Definitionsbereichs, im Allgemeinen jedoch an
den Stellen, wo die Ableitung Null ist. Eine Funktion kann einen Maximal- oder
Minimalwert haben, ohne dass die Ableitung an dieser Stelle existiert, im folgenden werden
jedoch nur zumindest lokal differenzierbare Funktionen betrachtet. Als Beispiel nehmen wir
die Polynomfunktion mit dem Funktionsterm
Waagerechte Tangenten
Geometrische Deutung dieses Satzes von Fermat ist, dass der Graph der Funktion in lokalen
Extrempunkten eine parallel zur -Achse verlaufende Tangente, auch waagerechte Tangente
genannt, besitzt.
Es ist somit für differenzierbare Funktionen eine notwendige Bedingung für das Vorliegen
einer Extremstelle, dass die Ableitung an der betreffenden Stelle den Wert 0 annimmt:
Umgekehrt kann daraus, dass die Ableitung an einer Stelle den Wert null hat, noch nicht auf
eine Extremstelle geschlossen werden, es könnte auch beispielsweise ein Sattelpunkt
vorliegen. Eine Liste verschiedener hinreichender Kriterien, deren Erfüllung sicher auf eine
Extremstelle schließen lässt, findet sich im Artikel Extremwert. Diese benutzen meist die
zweite oder noch höhere Ableitungen.
Im Beispiel ist
Da die Folge
abwechselnd aus kleinen und großen Werten besteht, muss in diesem Bereich ein Hoch-
und ein Tiefpunkt liegen. Nach dem Satz von Fermat hat die Kurve in diesen Punkten eine
waagerechte Tangente, es kommen also nur die oben ermittelten Punkte in Frage: Also ist
ein Hochpunkt und ein Tiefpunkt.
Kurvendiskussion
→ Hauptartikel: Kurvendiskussion
Mit Hilfe der Ableitungen lassen sich noch weitere Eigenschaften der Funktion analysieren,
wie Wendepunkte, Sattelpunkt, Konvexität oder die oben schon angesprochene Monotonie.
Die Durchführung dieser Untersuchungen ist Gegenstand der Kurvendiskussion.
Differentialgleichungen
→ Hauptartikel: Differentialgleichung
die Beschleunigung eines Körpers mit seiner Masse und der auf ihn einwirkenden
Kraft . Das Grundproblem der Mechanik lautet deshalb, aus einer gegebenen
Beschleunigung auf die Ortsfunktion eines Körpers zurückzuschließen. Diese Aufgabe, eine
Umkehrung der zweifachen Differentiation, hat die mathematische Gestalt einer
Differentialgleichung zweiter Ordnung. Die mathematische Schwierigkeit dieses Problems
rührt daher, dass Ort, Geschwindigkeit und Beschleunigung Vektoren sind, die im
Allgemeinen nicht in die gleiche Richtung zeigen, und dass die Kraft von der Zeit und
vom Ort abhängen kann.
Da viele Modelle mehrdimensional sind, sind bei der Formulierung häufig die weiter unten
erklärten partiellen Ableitungen sehr wichtig, mit denen sich partielle
Differentialgleichungen formulieren lassen. Mathematisch kompakt werden diese mittels
Differentialoperatoren beschrieben und analysiert.
maßgebend. Die erste Ableitung dieser Funktion ergibt unter Anwendung der Kettenregel
Da der Wurzelausdruck der ersten Ableitung nur positiv werden kann, sieht man, dass der
Ertrag bei jedem zusätzlichen Input steigt. Die zweite Ableitung ergibt
.
Sie wird für alle Inputs negativ, also fallen die Zuwachsraten. Man könnte also sagen, dass
bei steigendem Input der Output unterproportional steigt. Die relative Änderung des
Outputs im Verhältnis zu einer relativen Änderung des Inputs ist hier durch die Elastizität
gegeben.
möglichst einfach gewonnen werden. Dies gelingt durch Differentiation mit Hilfe der
Quotientenregel:
Alternativ ergibt sich die Identität auch durch Ausmultiplizieren und anschließendes
dreifaches Teleskopieren, was aber nicht so einfach zu durchschauen ist.
Komplexe Differenzierbarkeit
→ Hauptartikel: Komplexe Differenzierbarkeit
Bisher wurde nur von reellen Funktionen gesprochen. Für Differenzierbarkeit von
Funktionen mit komplexen Argumenten wird einfach die Definition mit der Linearisierung
verwandt. Hier ist die Bedingung viel einschränkender als im reellen: So ist beispielsweise
die Betragsfunktion nirgendwo komplex differenzierbar. Gleichzeitig ist jede in einer
Umgebung einmal komplex differenzierbare Funktion automatisch beliebig oft
differenzierbar, es existieren also alle höheren Ableitungen.
Partielle Ableitungen
→ Hauptartikel: Partielle Ableitung
Wir betrachten zunächst eine Funktion, die von geht. Ein Beispiel ist die
Temperaturfunktion: In Abhängigkeit vom Ort wird die Temperatur im Zimmer gemessen,
um zu beurteilen, wie effektiv die Heizung ist. Wird das Thermometer in eine bestimmte
Richtung bewegt, ist eine Veränderung der Temperatur festzustellen. Dies entspricht der so
genannten Richtungsableitung. Die Richtungsableitungen in spezielle Richtungen, nämlich
die der Koordinatenachsen, nennt man die partiellen Ableitungen.
Insgesamt lassen sich für eine Funktion in Variablen insgesamt partielle Ableitungen
errechnen:
Die einzelnen partiellen Ableitungen einer Funktion lassen sich auch gebündelt als Gradient
oder Nablavektor anschreiben. Partielle Ableitungen können wieder differenzierbar sein und
ihre partiellen Ableitungen lassen sich dann in der so genannten Hesse-Matrix anordnen.
Analog zum eindimensionalen Fall sind die Kandidaten für Extremstellen da, wo die
Ableitung null ist, also der Gradient verschwindet. Ebenfalls analog bestimmt die zweite
Ableitung, also die Hesse-Matrix, in gewissen Fällen den exakt vorliegenden Fall. Im
Gegensatz zum eindimensionalen ist allerdings die Formenvielfalt in diesem Falle größer.
Mittels einer Hauptachsentransformation der durch eine mehrdimensionale Taylor-
Entwicklung im betrachteten Punkt gegebenen quadratischen Form lassen sich die
verschiedenen Fälle klassifizieren.
Implizite Differentiation
→ Hauptartikel: Implizite Differentiation
mit
Totale Differenzierbarkeit
→ Weiterführender Artikel: Totale Differenzierbarkeit
Eine Funktion , wobei eine offene Menge ist, heißt in einem Punkt
total differenzierbar (oder auch nur differenzierbar), falls eine lineare Abbildung
existiert, so dass
gilt.
Für den eindimensionalen Fall stimmt diese Definition mit der oben angegebenen überein.
Die lineare Abbildung ist bei Existenz eindeutig bestimmt, ist also insbesondere
unabhängig von der Wahl äquivalenter Normen. Die Tangente wird also durch die lokale
Linearisierung der Funktion abstrahiert. Die Matrixdarstellung der ersten Ableitung von
nennt man Jacobi-Matrix. Es handelt sich um eine -Matrix. Für erhält man
den oben beschriebenen Gradienten.
Zwischen den partiellen Ableitungen und der totalen Ableitung besteht folgender
Zusammenhang: Existiert in einem Punkt die totale Ableitung, so existieren dort auch alle
partiellen Ableitungen. In diesem Fall stimmen die partiellen Ableitungen mit den
Koeffizienten der Jacobi-Matrix überein. Umgekehrt folgt aus der Existenz der partiellen
Ableitungen in einem Punkt nicht zwingend die totale Differenzierbarkeit, ja nicht
einmal die Stetigkeit. Sind die partiellen Ableitungen jedoch zusätzlich in einer Umgebung
von stetig, dann ist die Funktion in auch total differenzierbar.
Wichtige Sätze
Satz von Schwarz: Die Differentiationsreihenfolge ist bei der Berechnung von
partiellen Ableitungen höherer Ordnung unerheblich, wenn alle partiellen
Ableitungen bis zu dieser Ordnung (einschließlich) stetig sind.
Satz von der impliziten Funktion: Funktionsgleichungen sind lösbar, falls die Jacobi-
Matrix bezüglich bestimmter Variablen lokal invertierbar ist.
Eine Übertragung des Begriffes der Ableitung auf andere Ringe als und (und
Algebren darüber) ist die Derivation.
Die Differenzenrechnung überträgt die Differentialrechnung auf Reihen.
Literatur
Schulbücher
Differentialrechnung ist ein zentraler Unterrichtsgegenstand in der Sekundarstufe II und
wird somit in allen Mathematik-Lehrbüchern dieser Stufe behandelt.
Weblinks
Wiktionary: Differentialrechnung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft,
Synonyme, Übersetzungen
Tool zur Bestimmung von Ableitungen beliebiger Funktionen mit einer oder
mehreren Variablen mit Rechenweg (deutsch; benötigt JavaScript)
(http://www.ableitungsrechner.net/)
Online-Rechner zum Ableiten von Funktionen mit Rechenweg und Erklärungen
(deutsch) (http://matheguru.com/rechner/ableiten/)
Tool zur Bestimmung von Ableitungen und Stammfunktionen von Funktionen mit
einer Variablen (http://wims.unice.fr/wims/wims.cgi?
module=tool/analysis/function.en) (englisch)
Grundidee des Differenzierens – Filmclip (http://www.mathe-
online.at/clips/differenzieren/index.html)
Anschauliche Erklärung von Ableitungen (http://www.matheprisma.uni-
wuppertal.de/Module/Ableitung/index.htm)
Diese Seite wurde zuletzt am 25. Oktober 2013 um 12:13 Uhr geändert.
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