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Überblick zur Finite-Elemente-Methode


Starke Form
Prinzip d. v. V
Schwache Form
Einheitselement
Gebietszerlegung
Transformation
Finite Elemente
Assemblierung
Endlichdimensionaler Raum von
• Ansatzfunktionen und
• virtuellen Verrückungen
Matrixvariante in Integralform
Numerische Integration
Numerische Matrixvariante
Lösungsalgorithmus
Lösungsvektor (Koeffizienten)
Näherungslösung
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260
Spezielle Theorien der Festigkeitslehre

Obwohl die Computer (und die verwendeten Algorithmen) in den


letzten Jahrzehnten um Größenordnungen leistungsfähiger
geworden sind, stoßen voll dreidimensionale Finite-Elemente
Simulationen immer noch schnell an ihre Grenzen.
Eines der wichtigsten Hilfsmittel des Ingenieurs ist daher auch in
der Numerik die Abstraktion und Vereinfachung dreidimensionaler
Fragestellungen in niederdimensionale Theorien,
• 1D: Stab,- Balken, Rahmen, Wellen,
• 2D: Scheiben, Platten, Schalen,
• pseudo 2D: Rotationskörper, etc.
Um für diese Fälle die Parallelen zur allgemeinen Vorgehensweise
zu verdeutlichen, führen wir das sogenannte Tonti-Diagramm ein.
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261 Das Tonti-Diagramm
(zitiert nach Peter Steinke, Finite Elemente Methode, 5.
Auflage, 2015, Springer-Vieweg)
Das Tonti-Diagramm ist eine grafische Darstellungsform der
Zuordnung von Feldgleichungen.
Die Kästchen enthalten Variablen und Größen des
Problems.
Schattierte Kästchen geben Größen wieder, die gegeben
sind.
Die Verbindungslinien verkörpern die Feldgleichungen oder
Randbedingungen.
Auf der kommenden Folie ist der prinzipielle Aufbau eines
solchen Diagrammes dargestellt.

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262
Tonti Diagramm (schematisch)

Quelle: Peter Steinke, Finite Elemente Methode, 5. Auflage, 2015, Springer-Vieweg,


im Weiteren als [Steinke] bezeichnet

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263
Tonti-Diagramm der Elastostatik

Quelle: [Steinke]

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264
Tonti-Diagramm des Stabes

Quelle: [Steinke]

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265

Spezielle Theorien der


Festigkeitslehre und ihre Behandlung
mit Finiten Elementen

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266
Gleichgewicht am Balken

Wir betrachten im weiteren einen Balken,


der durch eine vertikale Streckenlast
belastet wird.
Vertikales Kräftegleichgewicht und
Momentengleichgewicht führen auf die
Differentialgleichungen

dQ
 x    q ( x) Q '  q
dx

dM
 x  Q  x M 'Q Es folgt M ''  q
dx
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267
Kinematik Bernoulli Balken
Schwerachse
Betrachten wir einen Ausschnitt aus
einem Balken, der sich aufgrund der z P
äußeren Belastung durchbiegt. unverformter Balken
y w
1. Annahme: Kleine Auslenkung z w
 Verschiebung des
Schwerachsenverlaufs findet nur P‘
in z-Richtung statt. Diese
verformter Balken
Verschiebung wird mit w(x)
bezeichnet. Verschiebungsfeld

2. Annahme: Querschnitte bleiben u   u x  x, z  


 
eben und geometrisch u
 z  x , z  
unverändert (schlanker Balken
mit konstantem Querschnitt).  z siny ( x)   zy ( x) 
  
 Querschnitte erfahren reine  w ( x )  z  cosy ( x )  1   w( x ) 
Drehung um kleinen Winkel ψ(x) .
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268
Mit

  zy ( x) 
u  
 w( x ) 
ergibt sich der Verzerrungstensor
 u x 1  u z u x    1 

x 2

 x

z
   zy '

 w ' y 
   2

 1  u z u x  u z  1 
       w ' y  0 
 2  x z  z  2 
Damit erhalten wir die folgenden Normal- und Schubspannungen

   xx  E  xx  Ey ' z;    xz  G  xz  G  w 'y 

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269
Erinnerung:    xx  E  xx  Ey ' z;    xz  G  xz  G  w 'y 

Für die Schnittgrößen gilt:

N ( x)    xx dA  Ey '  z dA  0 (Da y-Achse Schwerachse ist.)

M ( x)   z xx dA  Ey '  z 2 dA  EI yyy '  EIy '


Aber:
Gilt so nicht, da nicht
Q ( x)    xz dA   G  w 'y dA  GA  w 'y  konstant über z sein kann.

Insbesondere muss die Schubspannung an den Rändern


verschwinden, da keine tangentiale Belastung wirkt und τxz = τzx.
In schubweichen Theorien (Timoschenko, siehe unten) wird ein
sogenannter Schubkorrekturfaktor (kappa) eingeführt, so dass gilt:
Q ( x)   GA  w 'y 

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270
Wir führen nun zusätzlich die Annahme eines schubstarren Balkens ein.
Dieser erlaubt keine Scherverformung (γ=0) und es muss gelten
Schwerachse
w  y  0
z P x
Dies bedeutet, dass Querschnitte, die
vor der Deformation des Balkens unverformter Balken
w
y
senkrecht auf der Balkenlängsachse z w
stehen, auch nach der Deformation y
senkrecht auf der Balkenachse des P‘
deformierten Balkens stehen verformter Balken
(Normalenhypothese nach Bernoulli).
Die bisher vereinbarten Vereinfachungen nennt man nach J. Bernoulli
(Bernoulli, 1654-1705) auch die Bernoullischen Annahmen. Für lange
schlanke Balken sind diese in guter Näherung erfüllt.

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271
Neben der auch für schubweiche Balken geltenden Gleichung
M
y ' x   x
EI
gilt also zusätzlich für den Bernoullibalken:
w '  x   y  x 
Daraus ergibt sich durch Elimination von y die Differentialgleichung der
Biegelinie:
M
w ''  
EI
Mit Hilfe der Differentialgleichung kann man durch Integration die
Neigung und durch nochmalige Integration die Verschiebung
in -Richtung berechnen.
Die Funktion wird Biegelinie oder elastische Linie genannt.
Das Produkt aus E-Modul und Flächenträgheitsmoment, , wird
Biegesteifigkeit des Balkens genannt.
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272
Unter Verwendung der Differentialgleichungen für die Schnittgrößen
Q '   q, M 'Q
ergeben sich weiterhin folgende Beziehungen:

 EI w '' ''  q bzw. EI w IV  q für EI  const.

 EI w '' '  Q bzw. EI w III  Q für EI  const.

EI w ''   M

Ist das System statisch bestimmt, lässt sich der Momentenverlauf allein
aus den Gleichgewichtsbedingungen berechnen. Die Biegelinie ergibt sich
dann durch zweifache Integration des Momentenverlaufs.

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273
Starke Formulierung des Bernoulli-Balkens

Wir bezeichnen das eindimensionale Gebiet (also ein


Intervall) des Balkens mit .
Im Inneren des Balkens gilt
 EI w ''  x   ''  q  x  x  B

Benötigt werden noch Randbedingungen.


Wir betrachten zunächst elementare Randbedingungen an
einfachen Lagern.
Um die Randbedingungen kompakt zu formulieren, führen
wir anschließend noch einige Bezeichnungen ein.

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274 Randbedingungen an Lagern:

Lager w w‘ Q M

0 ≠0 ≠0 0
gelenkiges Lager

≠0 0 0 ≠0
Parallelführung

0 0 ≠0 ≠0
Einspannung

≠0 ≠0 0 0
freies Ende

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275
Vorbetrachtung zu Randbedingungen

Beim Bernoulli-Balken gibt es jeweils zwei Typen von


• Dirichletrandbedingungen (für Verschiebung und
Drehung) und
• Neumannrandbedingungen (für Querkraft und Moment).
In einem Randpunkt können unterschiedliche Kombinationen
dieser RB vorkommen.
Allerdings können an einem Randpunkt nicht gleichzeitig
Verschiebung und Querkraft oder Drehung und Moment
vorgegeben sein.

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276
Verträgliche virtuelle Verrückungen

Wir bezeichnen den- oder diejenigen Randpunkte, an denen


die Verschiebungen vorgeschrieben sind mit
BD w
und jene, wo die Verdrehung vorgeschrieben sind, mit
BDy
Entsprechend bezeichnen wir die Randpunkte mit
Kraftrandbedingung mit
BN Q
und jene mit Momentenrandbedingung mit
BN M

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277
Starkes Randwertproblem des Bernoulli-
Balkens
Gesucht ist die Verschiebung so dass

 EI w  x    q  x  x  B

mit den Randbedingungen


w  xw  BD w   w0  xw 

w  xy  BDy   y 0  xy 

EI w  xM  BN M    M 0  xM 

 EI w   xM  BN M   Q0  xM 

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278
Das Tonti-Diagramm des Bernoulli-Balkens

w0 w  w0
w x
y0 w '  y 0

dw
k 2
 w
dx
M  EI k Q  F0 F0
k  x M  x
M  M0 M0

Nach [Steinke]

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279
Verträgliche virtuelle Verrückungen

Die virtuellen Verrückungen sind hier vertikale


Auslenkungen (wie ).
Die Verträglichkeit fordert neben deren Verschwinden am
Rand mit vorgeschriebener Verschiebung
v  xw  BD w   0
auch dass die virtuelle Verdrehung dort verschwindet wo sie
für vorgeschrieben ist, also
v  xy  BDy   0

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280
Virtuelle Arbeit im Inneren

Entlang dem Balken ergibt sich die virtuelle Arbeit als


Integral über das Produkt aus Kraftresiduum und virtueller
Verrückung

 WB    EI w  x    q  x  v  x  d x


 B 

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281
Äußere virtuelle Arbeit

Am Rand müssen beim Bernoulli-Balken auch zwei Typen


von Arbeitsanteilen unterschieden werden, jene durch Kräfte
und jene durch Momente.

Die Arbeit der äußeren Kräfte ergibt sich als deren Summe,
also
  Jeweils
 WB N
xQ BN Q 
 


     EI w  xQ   Q  xQ   v  xQ  , wenn xM  b; , wenn xM  a
, wenn xQ  b; , wenn xQ  a

    EI w  xM    M  xM   v( xM )


xM BN M

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282
Schwache Form des Bernoulli-Balkens

Die gesamte virtuelle Arbeit ist demnach


 W   WB   WB N

   EI w ''  x   '' q  x   v  x  d x  


xQ BN Q
 
  EI w ''  xQ  '  Q  xQ   v  xQ 

B

    EI w ''  xM    M  xM   v  xM 
xM BN M

Die Schwache Form fordert, dass die virtuelle Arbeit für alle
verträglichen virtuellen Verrückungen verschwindet,
Wie schon bei der Elastizitätstheorie und beim Stab machen
wir für die endgültige Form wieder Gebrauch von partieller
Integration.

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283
Umformung der virtuellen inneren Arbeit

Mit wiederholter partieller Integration folgt


 WB    EI w ''  x   '' q  x   v  x  d x
B

  EI w ''  x   ' v  x     EI w ''  x   ' v '  x  d x   q  x  v  x  d x


B
B B

  EI w ''  x   ' v  x    EI w ''  x   v '  x     EI w ''  x   v ''  x  d x   q  x  v  x  d x


B B
B B

  EI w ''  x   ' v  x    EI w ''  x   v '  x 


BN MQ BN M

   EI w ''  x   v ''  x  d x   q  x  v  x  d x
B B

    EI w ''  x   ' v '( x M )    EI w ''  x   v  xQ 


xQ BN Q xM BN M
Jeweils
   EI w ''  x   v ''  x  d x   q  x  v  x  d x , wenn xM  b; , wenn xM  a
B B , wenn xQ  b; , wenn xQ  a
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284
Schwache Form nach partieller Integration

Zusammengefasst erhalten wir die schwache Form

0   EI w ''  x  v ''  x  d x   q  x  v  x  d x   Q  xQ  v  xQ     M  xM  v '  x M 


B B xQ BN Q xM BN M

wobei die virtuellen Verrückungen bzw. ihre Ableitungen an


den Dirichleträndern verschwinden.
Jeweils
, wenn xM  b; , wenn xM  a
, wenn xQ  b; , wenn xQ  a

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285
Ansatzfunktionen für den Bernoullibalken

Die Differentialgleichung der Biegelinie ist von 4. Ordnung.


Die Verträglichkeit verlangt, dass nicht nur die Verschiebung
stetig ist (kein Abscheren),

unstetige Verschiebung
sondern auch, dass kein Riss oder eine Durchdringung
auftritt, also dass die
Drehung stetig ist.

unstetige Verdrehung
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286
Ansatzfunktionen für Balkenelement

Die numerische Lösung der bernoullischen Balkentheorie


erfordert daher Ansatzfunktionen, die zu stetig differenzier-
baren Funktionen zusammengesetzt werden können. Es
werden also hermitesche Finite Elemente benötigt.
Erinnerung: kubisches Hermite-Element:
 N  x  N  x 
1
 1  p  x    p  0  N 1  x   1  x  1  2 x 
2
2


 2  p  x    p 1 N 2  x    3  2 x  x 2

 3  p  x    p  0  N 3  x   x 1  x 2 „keine Knicke“

 N 3  x 
 4  p  x    p 1 N 4
 x    x 1  x 
2

N 4  x 

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287
Elementsteifigkeitsmatrix

Die Steifigkeitsmatrix enthält beim Balken Integrale über


zweite Ableitungen. Für das Standardelement ist die
Elementsteifigkeitsmatrix
Ai ; j   EI N i  x  N j  x  d x
0,1
Mit den zweiten Ableitungen
N 1  x   12 x  6 N 2  x   12 x  6 N 3  x   6 x  4 N 4  x   6 x  2
folgt bei konstanter Biegesteifigkeit durch elementare
Integration
 12 12 6 6
 
 12 12  6  6
Ai ; j  EI  
 6 6 4 2
 
 6  6 2 4 
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288
Wesentliche Randbedingungen

Wenn das Element am Rand liegt, so legen die wesentlichen


RB für Verschiebung und Drehung die Koeffizienten
einzelner Ansatzfunktionen fest, die dann nicht mehr für das
Gleichungssystemberücksichtigt werden müssen.
Befindet sich ein Element am linken Rand, so werden
wesentliche RB wie folgt erfüllt N  x  N  x  1 2

w  0   w0
4
 w  x   w0 N  x    wi N i  x 
1

i2
w '  0   0 N 3  x 
4
 w  x   0 N 3
 x    wi N i  x  N 4  x 
i 1
i 3
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289
Assemblierung (2 Elemente)
N 1,2  x  N 2 ,2  x 
Um stetig differenzierbare N 1,1  x  N 2 ,1  x 
Lösungen zu garantieren,
werden folgende global N 1,3  x  N 2 ,3  x 
stetig differenzierbare N 1,4  x  N 2 ,4  x 
Ansatzfunktionen gewählt
Oder mit der Stetigkeitsmatrix
u  x   N
1 1,1
 x  C IJ ,k  N 1,1 
u 2  x   N 1,2  x   N 2 ,1  x   
 u1   1 0 0 0 0 0 0 0   N 1,2 
 2    1,3 
u 3  x   N 1,3  x  u
   0 1 0 0 1 0 0 0 N 
 u 3   0 0 1 0 0 0 0 0   N 1,4 
u 4  x   N 1,4  x   N 2 ,3  x     
 u   0 0 0 1 0 0 1 0   N 2 ,1 
4
u 5  x   N 2 ,2  x   5    2 ,2 
u
   0 0 0 0 0 1 0 0  N 
u 6  x   N 2 ,4  x   u 6   0 0 0 0 0 0 0 1   N 2 ,3 
   
 2 ,4 
N 
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290
Assemblierung der Steifigkeitsmatrix

Es gilt AIJ  C IK ,s C JL,t AK ,s L ,t


Oder symbolisch Aglobal  C  Aelement  C T
und damit
 12 12 6 6 0 0 0 0  1 0 0 0 0 0
1 0 0 0 0 0 0 0   12 12 6 6 0  0 1 
0 0 0 0
 
0 0 0 
0 1 0 0 1 0 0 0  6 6 4 2 0 0 0 0  0 0 1 0 0 0
0    
0 1 0 0 0 0 0  6  6 2 4 0 0 0 0  0 0 0 1 0 0
Aglobal  EI    
0 0 0 1 0 0 1 0  0 0 0 0 12 12 6 6   0 1 0 0 0 0
  0 
0 0 0 0 0 1 0 0  0 0 0  12 12  6  6  0 0 0 0 1 0
0   0 0 0 0 6  6 4 2  
 0 0 0 0 0 0 1 
 0   0 0 0 1 0 0
 0 0 0 6 6 2 4   0 0 
0 0 0 1

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291
Globale Steifigkeitsmatrix (2 Elemente)

Die Steifigkeitsmatrix kann natürlich auch direkt aus der


Definition der Ansatzfunktionen
u1  x   N 1,1  x  u 2  x   N 1,2  x   N 2 ,1  x  u 3  x   N 1,3  x 

u 4  x   N 1,4  x   N 2 ,3  x  u 5  x   N 2 ,2  x  u 6  x   N 2 ,4  x 


2

abgeleitet werden: A   uI  xuJ  xd x


IJ

 12 12 6 6 0 0
Es folgt die globale 
 12 12  12  6  6  6  12 6

 
Steifigkeitsmatrix  6 6 4 2 0 0
A  EI 
IJ

 6  6  6 2 4  4  6 2 
 0 12 0 6 12 6 
 
 0 6 0 2  6 4 
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292
Timoschenko* Balkentheorie

Die Balkentheorie nach Bernoulli ist einerseits


• wegen der Normalenhypothese nur für schlanke Balken
gültig und andererseits
• wegen der höheren Stetigkeitsanforderung numerisch
aufwendig.

Es gibt verschiedene verfeinerte Balkentheorien für „dicke“


oder „schubweiche“ Balken. Wir beschränken uns im
Weiteren auf die Theorie von Timoschenko.
* Stepan Timoschenko, Ukrainscher Mechaniker. Oft über das Englische als
Timoshenko transkribiert.
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293
Jenseits der Normalenhypothese

Wir haben die Normalenhypothese über die Unmöglichkeit


von über die Querschnittshöhe konstanten Schubspan-
nungen  xz  G  w 'y  motiviert.
Tatsächlich hat die Schubspannung einen parabolischen
Verlauf (a)
Quelle: [Steinke]

Den Ansatz von Timoschenko (b) kann man so auffassen,


dass eine konstanten Schubspannung auf einem kleineren
Schubquerschnitt angenommen wird.

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294
Jenseits der Normalenhypothese

Das Verhältnis von Effektivquerschnittsfläche zur


tatsächlichen Fläche wird als Schubkorrekturfaktor
bezeichnet:
AS

A
Damit gilt Q( x)    xz dA  GAS  w ' y    GA  w 'y 
AS

Schubkorrekturfaktoren hängen vom Querschnitt ab.


Für Rechtecke gibt Timoschenko den Wert .
Vielfach benutzt man aber die Werte nach Cowper 1966, von
denen einige auf der folgenden Folie angegeben sind.

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295
Einige Schubkorrekturfaktoren nach
Cowper 1966
Profil Schubkorrekturfaktor
Rechteck 0,85
Kastenträger 0,44
Kreis 0,89
Dünner Kreisring 0,53
I- und T-Profil 0,44
L-Profil 1,0

Weitere Schubkorrekturfaktoren können der Literatur


entnommen werden (Weaver und Gere 1980; Gere und
Timoshenko 1991; Gruttmann und Wagner 2001).

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296
Die starke Form des Timoschenko-Balkens

Erhaltungsgleichungen Q '  q und M '  Q gelten unverändert.


Kinematik
  zy ( x)    zy '
u  
 w( x )     w 'y 
Materialgesetz
  Ey ' z M  EIy '
  G  w 'y  Q   GA  w 'y 

Mit Erhaltungsgleichung folgt Differentialgleichungssystem


 EIy   x     GA  w ' y 
 GA  w ' y     q
+ Randbedingungen!

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297
Das Tonti-Diagramm des Timoschenko-
Balkens
w0 w  w0 w x
y0 y y 0 y  x

  zy ' Q   q
   w 'y 
M  Q

 M  EIy ' Q Q  F0 F0
 Q   GA  w 'y  M M0
M  M0

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298
Prinzip der virtuellen Verrückung

Die virtuellen Arbeitsanteile ergeben sich als Biegearbeit


einer virtuelle Verdrehung


B

 EIy   x     GA  w ' y   d x  0
und die Schubarbeit einer virtuelle Verschiebung

B
 
 GA  w ' y    q v d x  0

Sowie die Randbeiträge


 WB  N    GA  w ' y    Q  xQ  v  xQ 
xQ BN Q

    EI y   x    M  xM   v( xM )
xM BN M

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299
Partielle Integration liefert die schwache
Form
Partielle Integration und Auslöschung der Randterme gibt
   EIy     GA  w 'y    d x  
B xM BN M
 M  xM    xM   0

   GA  w 'y  v  qv  d x   Q  xQ  v  xQ   0
B xQ BN Q

Addition der Gleichungen und Sortieren nach bekannten und


unbekannten Größen liefert
 EIy     GA  w 'y  v     d x  qv d x 
B   B 
xQ BN Q
Qv    M 
xM BN M

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300
Ansatzfunktionen für den Timoschenko-
Balken
Auch für den schubweichen Balken verlangt die Verträglichkeit,
dass die Verschiebung stetig ist (kein Abscheren),

unstetige Verschiebung

und dass die Drehung stetig ist.

unstetige Verdrehung

Für die zwei Lösungsvariablen wird somit getrennt Stetigkeit


verlangt. Für beide kann daher mit Lagrangeschen Elementen
gearbeitet werden.

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301
Lineare Ansatzfunktionen

Im einfachsten Fall wählt man jeweils lineare


Ansatzfunktionen für und , so dass auf einem
Standardelement
w    w1w1  x   w2 w2  x  wi  x   y i  x   N i  x 
y    y 1y 1  x  y 2y 2  x  N1  x  1 x N 2  x  x

Wir arbeiten im Folgenden mit einem Lösungsvektor der


Form  w1 
 
y 1 
 w2 
 
y 2 
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302
Steifigkeitsmatrizen

Meist betrachtet man die Summanden auf der linken Seite


der schwachen Form getrennt.
  EIy     GA  w 'y  v     d x
B

Biegeanteil Schubanteil

Bei der Diskretisierung führen beide Anteile auf Matrizen.


Man beachte, dass im Biegeanteil nur Drehungsanteile
miteinander koppeln:
Ist ein Argument eine Verschiebungsansatzfunktion, so
liefert dies keinen Beitrag zur Biegesteifigkeitsmatrix.

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303
Biegesteifigkeitsmatrix

Mit der oben angeführten Sortierung für den Lösungsvektor


 w1 
 
y 1 
 w2 
 
y 2 
gehören die Spalten und Zeilen der Biegesteifigkeitsmatrix
abwechselnd zu Verschiebungs- oder Drehungsansätzen.
Die Biegesteifigkeitsmatrix hat damit die Form
0 0 0 0
  Die nicht verschwindenden
 0 1 0 1 Einträge folgen aus
Ab  EI
0 0 0 0 Ab y I ,y J   EIN I   x N J   x 

  0,1
 0 1 0 1
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304
Schubsteifigkeitsmatrix

Die Schubsteifigkeitsmatrix ergibt sich aus dem Integral


B
 GA w I
 y J
 w K  y L d x
 1 1
 1  1  
2 2
   6 3 6 3 
 1 1 1 1 
 
 2 3 2 6   GA   3 2 3 1 
As   GA  
 1 1 1  6  6 3 6 3 
1  
 2 2    3 1 3 2 
 1 1 1 1 
 
 2 6 2 3 

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305
Gesamtsteifigkeitsmatrix

Die Gesamtsteifigkeitsmatrix ist die Summe aus Biege- und


Schubsteifigkeitsmatrix.
0 0 0 0  6 3 6 3 
   
 0 1 0 1  GA  3 2 3 1 
A  Ab  As  EI 
0 0 0 0  6  6 3 6 3 
   
 0 1 0 1   3 1 3 2 

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306
Steifigkeitsmatrix für Balkenelement der
Länge
Für die Steifigkeitsmatrix eines Elements , mit
erhalten wir mit dem Transformationssatz

a,b 
 

 EI K ,i K , j   GA w K ,k    K ,i
 
w K ,l    K , j  d x


 EI i j  wk  wl wk  j  wl i 


     GA  2      l d 
i j

l 2
 
0,1   l l 
 EI i j  w k  wl  
k j l i
     GA   w   w     l  d 
i j

l  
0,1   l 

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307
Gesamtsteifigkeitsmatrix

Die Gesamtsteifigkeitsmatrix eines Elements der Länge ist


dann

0 0 0 0  6 3l 6 3l 
   
EI  0 1 0 1  GA  3l 2l 2 3l l 2 
A 
l 0 0 0 0  6l  6 3l 6 3l 
   2 
 0 1 0 1  3l l2 3l 2l 

Wie wir sehen werden, führen lineare Ansatzfunktionen für


die Verschiebung zu einer unrealistisch großen
Schubsteifigkeitsmatrix, sogenanntes „shear locking“; in
etwa „Schubblockade“.
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308
Shear locking

Für Rechteckquerschnitt mit Breite und Höhe sind


und , also
0 0 0 0  6 3l 6 3l 
   
Ebh3  0 1 0 1  Gbh  3l 2l 2 3l l 2 
A 
12l  0 0 0 0  6l  6 3l 6 3l 
   
 0 1 0 1  3l l2 3l 2l 2 
Für schlanke Balken (setze im Weiteren ) sind daher die
Einträge der Schub- viel größer als die der Biegesteifigkeitsmatrix
0 0 0 0   6 3l 6 3l 
   
Eb  0 l
2
0 l 2   Gb  3l 2l 2 3l l 2 
A 
12 103  0 0 0 0  6 10  6 3l 6 3l 
   
 0 l  3l
2
0 l2  l2 3l 2l 2 

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309
Beispiel Kragträger mit einem Element

Wir diskretisieren einen Kragträger ( ) der durch ein Kraft am


Ende belastet wird durch ein Element.

F

Wegen der geometrischen RB gilt und .


Es bleiben nur die zwei Unbekannten und .
Die Gesamtsteifigkeitsmatrix ist entsprechend die Matrix
Eb  0 0   Gb  12 6l 
A    
12 103  0 l 2  12 10  6l 4l 2 
Am rechten Rand gilt und und der externe Kraftvektor ist
F
F ext   
0
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310
Fortsetzung Kragträger

Mit Schubkorrekturfaktor nach Cowper und


Querkontraktionszahl gilt
E E
G    0,85  0,327 E
2 1    2, 6
Eb  0 0  0,327 Eb 12 6l  Eb  392 196l 
A   
 
12 103  0 l 2  12 10  6l 4l 2  12 103 196l 131  1 l 2 
Wir erhalten das Gleichungssystem
Eb  392 196l   w2   F   w2  1  F 
  bzw.  A
12 103  196l 131  1 l 2   2   0   
 2 
 
0

Mit
1 12 103  131  1 l 2 196l  12 103 132 F 12 F
A    folgt w2   9,9
Eb 13328 l 2  196l 392  Eb 13328 Eb
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311
Vergleich mit analytischen Lösungen

Analytische Lösung nach Bernoulli Beachte:


l
Fl 3 12 F h
w Bernoulli
2   333 10
3EI Eb

Analytische Lösung der Timoschenko-Theorie

Fl 3 Fl 12 F
w Timoschenko
2     333,184 
3EI GA Eb

12 F
Lineare Ansatzfunktionen liefern mit w2  9,9 F
Eb
viel zu geringe Verschiebung, verhalten sich also um
Größenordnungen zu steif!
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312
Heuristik zum shear locking.

Für schlanke Balken trifft die Bernoullische


Normalenhypothese recht gut zu, wonach ist.
Bei konstanter Querkraft (z.B. Kragträger) wäre damit aber
bereits ein quadratischer Verschiebungsansatz zu erwarten.
Ein linearer Verschiebungsansatz überschätzt die
auftretenden Schubspannungen und verhält sich daher zu
steif.

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313
Gegenmaßnahmen zum shear locking

Die natürlichen Gegenmaßnahmen sind


• Erhöhung der Elementanzahl, denn der Fehler durch shear
locking wächst quadratisch mit dem Schlankheitsgrad der
Elemente (numerisch sehr teuer)
• Erhöhung der Ansatzordnung für die Verschiebung
(numerisch teuer)

Praktische Gegenmaßnahmen sind


• Keine exakte Integration. Stattdessen reduzierte numerische
Integration. Man ignoriert die Beiträge einiger Gaußpunkte.
(mathematisch undurchsichtig)
• Völliges Ignorieren der Schubsteifigkeit (setzt wiederum hohen
Schlankheitsgrad voraus)
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