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Anämie
Von Hanna Rutkowski, Zahnärztin
und Sabine Schrör, Medizinjournalistin
13. November 2018
Artikelübersicht
Anämie
Kurzübersicht
Was ist eine Anämie (Blutarmut)? verminderte Konzentration an Hämoglobin. Das
ist der eisenhaltige Farbstoff in den roten Blutkörperchen, der den zu
transportierenden Sauerstoff bindet.
Ursachen: Störungen der Blutbildung (z.B. bei Eisenmangel, Folsäuremangel,
Mangel an Vitamin B12, Nierenschwäche oder Entzündungen), innere oder äußere
Blutungen (z.B. blutendes Magengeschwür, offene Wunde), gesteigerter Abbau der
roten Blutkörperchen (etwa aufgrund von Gendefekten, Medikamenten, Chemikalien
oder Infektionen), Verteilungsstörung des Blutes (etwa bei stark vergrößerter Milz).
Symptome: Schwindel, Kopfschmerzen, verminderte geistige und körperliche
Leistungsfähigkeit, Atemnot, Ohrensausen, blasse Haut und Schleimhaut, glatte rote
Zunge (Lackzunge). Je nach Art der Anämie ggf. noch weitere Symptome wie
brüchige Nägel und entzündete Mundwinkel bei Eisenmangelanämie;
Zungenbrennen, Gedächtnis- und Verdauungsstörungen bei Vitamin-B12-Anämie,
Gelbsucht bei hämolytischer Anämie.
Wann zum Arzt? Immer bei Verdacht auf Anämie, besonders wenn Blut im Stuhl
oder in Erbrochenem auftaucht.
Diagnose: Blutuntersuchung (z.B. Messung von Hämatokrit, Hämoglobin, Zahl der
Erythrozyten, MCV, Ferritin, Retikulozyten, Entzündungswerten). Bei weiterhin
Bei einer Anämie gibt es zu wenig Hämoglobin, so dass die Körperzellen nicht mehr
ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden können.
Anämie: Arten
Mediziner unterscheiden verschiedene Anämien je nach der Form und dem Aussehen der
roten Blutkörperchen unter dem Mikroskop sowie danach, wieviel Hämoglobin sie
enthalten:
ansonsten unauffällig.
Bei einer Anämie sind weniger rote Blutkörperchen im Blut. Sie können auch unnormal klein oder
groß sein.
Für eine Blutarmut gibt es verschiedene mögliche Ursachen. Sie kann aufgrund bestimmter
Gendefekte bereits angeboren sein und schon im Kleinkindalter zu lebensbedrohlichen
Komplikationen führen. In anderen Fällen wird die Blutarmut erst im Laufe des Lebens
erworben, etwa durch mangelhafte, einseitige Ernährung. Oft ist sie auch ein Nebenbefund
chronischer Erkrankungen. Zudem kann eine Anämie im Alter infolge von verlangsamten
Regenerationsprozessen vermehrt auftreten.
einteilen:
Ein Mangel an Bausteinen, Hormonen oder Vitaminen, aber auch Erkrankungen des
Knochenmarks wie Entzündungen oder Leukämie (Blutkrebs) können die Blutbildung
beeinträchtigen. Dann werden nicht voll funktionsfähige rote Blutkörperchen gebildet, die
den Sauerstofftransport nicht ausreichend sicherstellen können.
Die häufigsten Formen von Anämie gehen auf eine derartige Blutbildungsstörung zurück:
verlieren, dass eine Anämie entsteht. Aber auch kleine Blutungsquellen können zu einem
chronischen Blutverlust führen, aus dem sich mit der Zeit eine Blutarmut entwickelt. Das
kann zum Beispiel bei einem unentdeckten blutenden Magengeschwür oder Hämorrhoiden
der Fall sein.
Hinweis:
Eine Blutarmut infolge einer akuten oder chronischen Blutung wird auch
Blutungsanämie genannt.
Der Grund dafür kann bei den roten Blutkörperchen selbst liegen (korpuskuläre
hämolytische Anämie). Das heißt: Die Erythrozyten weisen einen meist genetisch
bedingten Defekt auf und werden deshalb vorzeitig abgebaut. Das ist etwa bei der
Sichelzellanämie der Fall: Hier sind die roten Blutkörperchen nicht - wie normalerweise -
scheibenförmig und an beiden Seiten leicht eingedellt, sondern sichelförmig. Sie
verklumpen leicht und werden in der Milz vermehrt abgebaut. Ein anderes Beispiel ist die
Kugelzellanämie mit kugelrunden Erythrozyten.
Bei der extrakorpuskulären hämolytischen Anämie liegt die Ursache außerhalb der
Erythrozyten. Beispielsweise können die roten Blutkörperchen mechanisch zerstört werden,
etwa durch künstliche Herzklappen. In anderen Fällen sind Chemikalien, Medikamente,
Immunreaktionen oder Infektionserreger (wie Malaria-Erreger) für den übermäßigen Abbau
der Erythrozyten verantwortlich.
Die Anämie hat nicht nur viele Ursachen, sondern ist auch mit zahlreichen Symptomen
verbunden, die nicht immer eindeutig sind. Typisch für alle Anämien sind jedoch
Beschwerden, die aus der Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff resultieren:
Schwindel
Kopfschmerzen
verminderte geistige und körperliche Leistungsfähigkeit
Atemnot (Dyspnoe) bei Belastung, bei fortgeschrittener Anämie auch in Ruhe
Herzklopfen und Ohrensausen
blasse Haut, Binde- und Schleimhaut
rote, glatte Zunge (sogenannte Lackzunge)
Je nach Art der Anämie können weitere Symptome hinzukommen. Einige Beispiele:
Wenn Sie glauben, an Blutarmut zu leiden, sollten Sie zügig einen Arzt aufzusuchen. Das
gilt besonders, wenn Sie Blut im Stuhl, Urin oder Erbrochenem entdecken. Es liegt dann
vermutlich eine ernste innere Blutung vor. Auch Menschen mit Grunderkrankungen
(Herzleiden, Diabetes etc.) sollten bei Anzeichen von Blutarmut umgehend zum Arzt gehen:
Die Anämie kann den kranken Körper nämlich zusätzlich belasten und schwächen.
Bei Verdacht auf Blutarmut wird der Arzt Ihnen Blut abnehmen, um es im Labor genauer
untersuchen zu lassen. Bei dieser Blutuntersuchung achtet man vor allem auf folgende
Parameter:
Hämatokrit: Der Hämatokritwert gibt das Verhältnis von festen Zellen zum flüssigen
Anteil des Blutes an. Bei gesunden Menschen stellen die Zellen etwa 40 bis 50
Prozent des Blutes. Bei einer Anämie ist dagegen der Hämatokritwert erniedrigt.
Anzahl der Erythrozyten: Ist die Zahl der roten Blutkörperchen verringert, könnte
eine Blutbildungsstörung der Grund sein.
Hämoglobin: Bei Blutarmut ist der Hämoglobinwert (Hb) zu niedrig.
MCV (mittleres korpuskuläres Volumen): Das MCV gibt das durchschnittliche
Volumen eines roten Blutkörperchens an. Bei einer mikrozytären Anämie ist das
MCV erniedrigt, bei einer makrozytären Anämie erhöht und bei einer normozytären
Anämie normal.
MCH (mittleres korpuskuläres Hämoglobin): Es gibt den durchschnittlichen
Hämoglobingehalt eines Erythrozyten an. Ist der Erythrozyt mit zu wenig
Hämoglobin ausgestattet, spricht man von einer hypochromen Anämie. Ist der
Hämoglobingehalt erhöht, deutet das auf eine hyperchrome Anämie hin. Liegt eine
Blutarmut vor, obwohl die MCH-Werte normal sind, spricht man von einer
normochromen Anämie.
Serumferritin: Das ist der wichtigste Laborwert zur Beurteilung der Eisenspeicher.
Ist er erniedrigt, liegt ein Eisenmangel vor.
Retikulozyten: Das sind die jungen Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen. Ist
ihre Anzahl erhöht, kann dies auf eine schon länger bestehende Anämie, eine
Blutarmut infolge gestörter Blutbildung oder einen gesteigerten Erythrozytenabbau
hinweisen.
Entzündungswerte: Dazu zählen etwa die Blutsenkungsgeschwindigkeit, das CRP
(C-reaktive Protein) und die Zahl der weißen Blutkörperchen. Liegt etwa eine
entzündliche Erkrankung als Ursache der Blutarmut vor, spiegelt sich das in
erhöhten Entzündungswerten wider.
Wenn die Ursache der Anämie unklar ist, kann der Arzt zusätzliche Untersuchungen
durchführen:
Okkultblut-Test: Damit wird geprüft, ob sich Spuren von Blut im Stuhl nachweisen
lassen, die mit bloßem Auge nicht erkennbar sind. Solches okkulte Blut deutet auf
Die Behandlung einer Blutarmut richtet sich nach Ursache und Schwere der Anämie.
Einige Beispiele:
Liegt an Mangel an Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure vor, wird das Defizit mit
entsprechenden Medikamenten ausgeglichen, also etwa mit Eisen- oder
Folsäuretabletten. Nehmen Sie solche Präparate aber nur auf Empfehlung eines
Arztes ein (besonders Eisenpräparate).
Spielt Mangelernährung eine Rolle (wie Folsäuremangel, Eisenmangel) bei der
Entstehung einer Anämie, ist es ratsam, die Ernährung anzupassen.
Ist eine Blutung der Grund für die Anämie, muss sie gestoppt werden. So kann etwa
ein blutendes Magengeschwür operativ versorgt werden. Ist der Blutverlust sehr
groß, erhält der Patient Infusionen mit Erythrozytenkonzentrat ("Bluttransfusion").
Nierenkranke Patienten mit renaler Anämie erhalten Erythropoietin, um den Mangel
an blutbildendem Hormon auszugleichen.
In schweren Fällen von hämolytischer Anämie kann es notwendig sein, die Milz zu
entfernen - also jenes Organ, das für den Abbau von roten Blutkörperchen zuständig
ist.
Bei schweren angeborenen Formen von Blutarmut wie der Sichelzell-Anämie kann
eine Stammzelltransplantation helfen.
tun
Eine ausgewogene Ernährung kann Ihnen helfen, bestimmten Formen der Blutarmut
vorzubeugen. Achten Sie zum Beispiel darauf, dass Sie mit der Nahrung ausreichend
Folsäure aufnehmen. Größere Mengen des Vitamins finden sich etwa in Bohnen, Spargel,
Spinat, Kopfsalat, Weißkohl und Leber. Besonders wichtig ist Folsäure in der
Schwangerschaft. Deshalb wird werdenden Müttern die Einnahme von Folsäurepräparaten
empfohlen.
Auch Lebensmittel mit Vitamin B12 sollten regelmäßig auf Ihrem Speiseplan stehen. Dazu
zählen etwa Fisch, Fleisch, Eier und Milchprodukte.
Besonders wichtig für Frauen ist eine ausreichende Zufuhr von Eisen: Durch die
Menstruation geht nämlich regelmäßig ein Teil des wichtigen Spurenelements verloren. Vor
allem Frauen mit starker, lang andauernder Monatsblutung (Menorrhagie) entwickeln oft
eine Eisenmangel-Anämie. Aber auch Sportler sind anfällig für Eisenmangel, da sie mit
dem Schweiß vermehrt Eisen ausscheiden. Eisenreiche Lebensmittel wie Leber, rotes
Fleisch, Petersilie, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Sesam und Nüsse können dabei helfen,
den Eisenbedarf zu decken.
Um die Aufnahme von Eisen im Darm zu unterstützen, sollten Sie eisenhaltige Lebensmittel
mit Vitamin-C-Quellen kombinieren. Geben Sie zum Beispiel einen Schuss Zitronensaft in
das Salatdressing oder trinken Sie ein Glas Orangensaft zum Schweineschnitzel oder
Vollkornreis. So können Sie einer Anämie durch Eisenmangel vorbeugen.