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Die Anämie ("Blutarmut") ist ein häufiger Befund in der Medizin, aufgrund einer verminderten
SauerstoffversorgungBei einem langsamen chronischen Geschehen führen allerdings
Adaptationsvorgänge dazu
die Diagnose häufig als Zufallsbefund im Rahmen einer Routineblutuntersuchung gestellt wird.
Die Abklärung einer chronischen Anämie stellt keinen Notfall dar, Aussagekräftig sind hingegen
die Vitalparameter die engmaschig zu überwachen sind
Definition
Eine Anämie besteht bei Verminderung des Hämoglobinwertes, der Erythrozytenzahl und/oder
des Hämatokrits
Ätiologie
Verlust
1. Blutung
Verminderte Bildung
Verminderte Hämoglobinsynthese fe häufigste Ursache einer Anämie acd; Pathophysiologie →
Vermittelt durch Zytokine und vor allem Hepcidin geringere intestinale Resorption Verminderte
Speicherung von Eisen im retikuloendothelialen System, geringeres Ansprechen auf Erythropoetin;
Liegen zwar ausreichend Substrate zur Bildung von Hämoglobin und Zellen vor, aber die Synthese wird nicht initiiert
oder durchgeführt
Bei hochakutem Blutverlust sind Hb-, Hämatokrit- und Erythrozytenwerte normal, da die
Konzentration im "verbleibenden" Blut zunächst gleich bleibt - eine Anämie kann
laborchemisch noch nicht festgestellt werden
Symptome
(Belastungs-)Dyspnoe, Müdigkeit
Blässe (gut an den Schleimhäuten zu erkennen)
Evtl. Tachykardie
Begünstigtes Auftreten von Angina pectoris
Diagnostik
Mcv hb
rdw: Maß für die Größenverteilung der Erythrozyten
Weitere diagnostische Schritte
o Auskultation: Funktionelles Systolikum
o Blutausstrich aus venösem Blut mit EDTA-
Zusatz (auffällige Erythrozytenmorphologie, Hämoglobinvarianten)
o Knochenmarkpunktion
Therapie
hängt von der Grunderkrankung ab, Beispiele:
o Substitution bei Eisen-, Folsäure- oder Vitamin B12-Mangel
o Absetzen von schädigenden Medikamenten bei aplastischer Anämie (z.B. Zytostatika)
o Interventionelle oder operative Blutstillung bei akutem Blutverlust
Evtl. Bluttransfusion - Indikation jedoch insbesondere bei chronischer Anämie (Adaptation) restriktiv
zu stellen
Hämolytische Anämie
Alle Anämieformen, bei denen es zu einer Zerstörung oder einem verfrühten Abbau
von Erythrozyten kommt, werden als hämolytische Anämien bezeichnet
Bei den korpuskulären hämolytischen Anämien führen veränderte Hämoglobinmoleküle,
Membran- oder Enzymdefekte zu einem verfrühten Erythrozytenabbau und in hämolytischen
Krisen zu einer Zerstörung der Erythrozyten.
Bei den extrakorpuskulären hämolytischen Anämien bewirken Mikroangiopathien,
mechanische Schädigungen, Infektionen oder gegen Erythrozyten gerichtete Antikörper, die
mit verschiedenen Krankheitsbildern assoziiert sein können, Können mithilfe des Coombs-
Tests nachgewiesen werden. Klinisch finden sich neben einer Anämiesymptomatik häufig
ein Ikterus und eine Splenomegalie. Einige Formen verlaufen krisenhaft.
Korpuskuläre hämolytische Anämien
Alloimmunhämolytische
1 AB0-Inkompatibilität 2 Rhesus-Inkompatibilität
Autoimmunhämolytische Anämie
1 Medikamenten-induzierte Antikörper: Bspw. durch NSAR, Penicillin oder α-Methyldopa
2 Kälteantikörper (Kälteantikörper vom IgM binden bei niedrigen Temperaturen an der
Erythrozytenoberfläche und bewirken eine Hämolyse) die eine sowohl intra- als auch extravaskulär
verlaufende Hämolyse verursachen : 1 Idiopathisch 2 Sekundär:
1 Nach Mykoplasmen- oder EBV-Infektion 2 Im Rahmen eines malignen Geschehens (z.B. No
n-Hodgkin-Lymphome)
Diagnostik
o 1 Direkter Coombs-Test: Positiv 2 Hämolysezeichen 3 BSG bei Raumtemperatur massiv erhöht,
bei Körpertemperatur normal
2 Erythrozytenaggregate, Sphärozyten, Polychromasie
3 Kälte-induzierte Hämoglobinurie
4 Evtl. Nachweis einer Infektion (EBV, Mykoplasmen)
Prognose: Eine Spontanremission innerhalb weniger Wochen ist üblich
Therapie
Bei ausgeprägter Anämie: Erythrozytenkonzentrate
Spezifische Therapie
o Vermeidung von Kälteexposition
o Ggf. Immunsuppressiva oder Chemotherapeutika: 1. Wahl Rituximab,
Wärmeantikörper
Definition: Wärmeantikörper vom IgG- binden bei Körpertemperatur (Temperaturoptimum: 37°C)
an der Erythrozytenoberfläche und bewirken eine Hämolyse Die zu einer extravasalen Hämolyse
durch das retikuloendotheliale System in Milz und Leber führen
Sekundär: Infolge eines malignen Lymphoms, eines systemischen Lupus erythematodes oder einer
Medikamentenreaktion
Diagnostik
o Direkter Coombs-Test: Positiv
o Hämolysezeichen
o BSG erhöht
o Polychromasie
Therapie
Bei ausgeprägter Anämie: Erythrozytenkonzentrate
Spezifische Therapie
o 1. Wahl: Prednisolon
o Immunsuppressiva, z.B. Rituximab,
Ultima Ratio: Splenektomie, Stammzelltransplantation, i.v. Immunglobuline
Evans-Syndrom
Mechanische Schädigung
Herzklappenersatz
Extrakorporale Hämodynamik (z.B. bei Dialyse)
Malaria
Leishmaniose
Gasbrand
Allgemeine Komplikationen chronisch hämolytischer Anämien
Hämolytische Krise AUSGELÖST DURCH VIRALE
Aplastische Krise
Megaloblastäre Krise
Eisenüberladung
Gallensteine
Kugelzellanämie
(Hereditäre Sphärozytose) kann autosomal-dominant, autosomal-rezessiv
sind eine heterogene Gruppe genetisch bedingter Defekt von Proteinen an der Innenseite der
Erythrozytenmembran verminderte Membranstabilität Die verminderte Membranstabilität
führt zu einer verminderten osmotischen Resistenz der Erythrozyten, die diagnostisch relevant
ist! Abnahme der Erythrozytenoberfläche im Verhältnis zum Volumen dadurch Einnahme
einer Kugelform und verminderte Verformbarkeit erhöhter Abbau in der Milz → hämolytische
Anämie und Splenomegalie Erkrankungen, die mit einer Störung des Zellskeletts
der Erythrozyten einhergehen
Symptome/Klinik
Allgemeine Anämiesymptome
Hämolysezeichen
Prähepatischer (hämolytischer) Ikterus
Splenomegalie mit linksseitigen Oberbauchschmerzen
Cholezystolithiasis mit erhöhtem Risiko einer Choledocholithiasis
Diagnostik
Familienanamnese: Erhöhte Bilirubinwerte und die damit
einhergehenden Krankheitsbilder (z.B. Choledocholithiasis) bei Verwandten 1. Grades
Labordiagnostik
o Anämie (Hämoglobin↓, MCH normal, aber MCV oft erniedrigt )
MCHC oftmals erhöht
Retikulozyten↑
Hämolysezeichen
Verminderte osmotische Resistenz der Erythrozyten
EMA-Test:
Blutausstrich
Neugeborenenikterus
Akute hämolytische Anämie: Meist 1–3 Tage nach Konsum
Hämoglobinurie, Ikterus, Schmerzen (Abdomen, Rücken),Anämie
Diagnostik
Hinweisend auf die Diagnose ist die Anamnese, zur Bestätigung wird die
reduzierte Enzymaktivität spektrophotometrisch nachgewiesen.
Akute hämolytische Anämie nach Konsum von auslösenden Lebensmitteln oder Medikamenten
Positive Familienanamnese
Blutuntersuchung
Therapie
Keine kausale Therapie
Meidung auslösender Substanzen
Bei schweren hämolytischen Krisen ggf. intensivmedizinische Behandlung notwendig
o Volumensubstitution
o Bluttransfusion (insb. bei Kindern)
o Hämodialyse
Sichelzellkrankheit
Ätiologie
Autosomal-rezessiver bzw. autosomal-kodominanter Erbgang
Therapie
Symptomatisch
o Medikamentös: Hydroxycarbamid [2]
Milz: Funktionelle Asplenie, Aufgrund der multiplen Infarkte ist die Milz bei der Sichelzellanämie
häufig nicht vergrößert, sondern verkleinert!
Niere: Chronische Glomerulonephritis
Knochen: Aseptische Nekrosen
ZNS: Ischämischer Schlaganfall
Knochenmark: Insuffizienz → Panzytopenie
Adäquate Infektionsprophylaxe
Penicillinprophylaxe
Regelmäßige Impfungen
Sofortige Arztvorstellung bei Fieber
Polycythaemia vera
Die Polycythaemia vera (PV) zählt zu den myeloproliferativen Neoplasien (MPN) und ist insb. durch
eine EPO-unabhängige Erhöhung der Erythrozyten, des Hämoglobins sowie des Hämatokriten
gekennzeichnet. Bei ca. 98% der Patienten kann eine JAK2-Mutation nachgewiesen werden, die
meist nicht nur zur Steigerung der Erythropoese, sondern auch der Granulopoese und
Megakaryopoese Thrombozytopoese führt.
Symptome/Klinik
Polyglobulie
o Plethora
Gerötetes Gesicht
Blau-rote zyanotische Lippen
o Thrombose/Thromboembolie
Tiefe Beinvenenthrombose
Lungenembolie
Herzinfarkt
Ischämischer Schlaganfall
Thrombosen ungewöhnlicher Lokalisationen (z.B. Budd-Chiari-Syndrom)
o Mikrozirkulationsstörungen: Parästhesien, Erythromelalgie
o Hypertonus
o Tinnitus, Ohrgeräusche
o Unspezifische zentralnervöse Symptome durch die
Blutfülle: Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen
o Splenomegalie, Hepatomegalie
Pruritus : Charakteristischerweise tritt der Juckreiz nach Wasserkontakt (aquagener Pruritus)
oder Reibung auf
Blutungen durch Funktionsstörung der Thrombozyten (erworbenes vWS)
o Petechiale Blutungen
o Nasen- und Zahnfleischbluten
Die Polycythaemia vera führt durch Polyglobulie und Thrombozytose meist zur
Gerinnungsneigung, kann aber aufgrund einer Funktionsstörung der Thrombozyten auch zu einer
Blutungsneigung führen!
Polyglobulie↓
Splenomegalie↑
Fibrosierung des Knochenmarks
Übergang in eine Post-Polycythaemia-vera-Myelofibrose möglich
Diagnostik
Anamnese rf noxen hat diabitis
Körperliche Untersuchung Palpation des Abdomens Hautinspektion
Diagnosekriterien
Hauptkriterien
1. Blutbild: Hb und Hämatokrit
♂: Hb >16,5 g/dL oder Hämatokrit >49%
♀: Hb >16,0 g/dL oder Hämatokrit >48%
2. Knochenmark
Steigerung der Erythropoese, Granulopoese und Megakaryopoes(vielgestaltige)
Megakaryopoese
3. Molekulargenetik: Nachweis einer JAK2-Mutation
Nebenkriterium
1. Erythropoetin↓
Therapieziel
Risikoreduktion
Gewichtsnormalisierung
Bewegung
Vermeiden von Exsikkose (Wasserhaushalt)
Vermeiden von langem Sitzen (Kompressionsstrümpfe)
Nikotinkarenz
Erstlinientherapie [1]
Aderlass: Die Polyglobulie und entsprechend die Hyperviskosität kann durch regelmäßige Aderlässe
schnell und einfach reduziert werden
Niedrig-dosierte Acetylsalicylsäure
Zytoreduktive Therapie : Insb. bei Hochrisiko, Progress der Myeloproliferation oder Zunahme
des Thrombose-/Blutungsrisikos
Hydroxyurea (Hydroxycarbamid) DOSIS oder
Interferon-α (Off Label)
Hydroxyurea kann das Risiko eines Übergangs in eine akute Leukämie erhöhen! Daher eher
zurückhaltender Einsatz bei jüngeren Patienten!
Zweitlinientherapie [1]
Die Polycythaemia vera ist aufgrund der zahlreichen Komplikationen eine lebensbedrohliche
Erkrankung!
Differenzialdiagnosen