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Letzte Aktualisierung: 06.02.2021
FRAGEN
KLINIK
ARZT
GELERNT
Abstract
Die Cholelithiasis beschreibt das Vorhandensein von Steinen
in Gallenblase oder Gallenwegen. Die Prävalenz liegt bei Erwachsenen in Deutschland
bei etwa 15–20%, Frauen sind häufiger betroffen. Ca. 75% aller Betroffenen bleiben
symptomlos und i.d.R. ohne Behandlungsbedarf. Wenn sich Koliken oder rezidivierende
rechtsseitige Oberbauchbeschwerden zeigen, besteht eine (relative) Indikation für
die Cholezystektomie, da einmal symptomatisch gewordene Patienten in der Folgezeit
ein höheres Komplikationsrisiko aufweisen.
DGVS-Leitlinie in AMBOSS
DGVS-Leitlinie in AMBOSS
S3-Leitlinie DGVS – Prävention, Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen
Die Leitlinie der DGVS ist als AMBOSS-Kapitel verfügbar. Sukzessive werden die
Empfehlungen der Leitlinie kontextsensitiv auch in anderen AMBOSS-Kapiteln
angeboten.
NOTIZEN
FEEDBACK
Definition
Cholelithiasis = Gallensteine (unabhängig von der Lokalisation)
o Cholezystolithiasis = Steine in der Gallenblase
o Choledocholithiasis = Steine im Ductus choledochus
Cholezystitis = Entzündung der Gallenblase
Cholangitis = Entzündung der Gallenwege
NOTIZEN
FEEDBACK
Epidemiologie
Cholelithiasis
o Prävalenz: Etwa 15–20% in der erwachsenen Bevölkerung in
Deutschland
o Geschlecht: ♀ > ♂ (2:1)
Cholezystektomie
o Prävalenz: Ca. 200.000 Cholezystektomien pro Jahr in Deutschland
Ein Fünftel der erwachsenen Deutschen hat eine Cholelithiasis – ein Fünftel dieser
Gallensteinträger werden im Laufe des Lebens symptomatisch oder erleiden eine
Komplikation!
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf
Deutschland.
NOTIZEN
FEEDBACK
Ätiologie
Cholelithiasis und Pathogenese von Gallensteinen
Lösungsungleichgewicht der in der Gallenflüssigkeit enthaltenen
Substanzen
o Steinbildend: Cholesterin, Calciumcarbonat, Bilirubin
o Lösend: Gallensäuren, Lecithin
Steinarten und -häufigkeiten
o Cholesterinsteine und gemischte Steine (80%), hoher
Cholesterinanteil, weich
o Bilirubinstein (10%), sehr hart
o Calciumcarbonatstein (10%)
Risikofaktoren
o 6 x F-Regel
Fat (Adipositas)
Female (weiblich)
Fertile (Fruchtbarkeit, Schwangerschaft)
Forty (Alter >40 Jahre)
Fair (hellhäutig)
Family (Familienanamnese, genetische Prädisposition)
o Grunderkrankungen mit vermehrter Gallensteinbildung
Gestörter enterohepatischer Kreislauf
Gallensäureverlust-Syndrom z.B. bei Morbus
Crohn oder nach Resektionen des
terminalen Ileums
Fasten, schnelle Gewichtsabnahme bzw. parenterale
Ernährung
Hämolytische Anämien Durch vermehrten Anfall
von Bilirubin, bspw. bei Sichelzellanämie, Glucose-6-
phosphat-Dehydrogenase-Mangel.
Hyperparathyreoidismus
LPAC-Syndrom („Low phospholipid associated cholelithiasis“)
Caroli-Syndrom
Morbus Meulengracht
Zystische Fibrose
Myotone Dystrophie
Cholezystitis
Bakterielle Entzündung (E. coli, Klebsiella, Enterobacter, Anaerobier)
o Akute kalkulöse Cholezystitis: 90% durch Steinbildung mit Stase,
Obstruktion und/oder Mikrotraumen der Gallenblasenwand
o Akalkulöse Cholezystitis (Stressgallenblase): Bei schwerer Krankheit,
Operationen und Traumata
o Chronische Cholezystitis: Folgezustand von (wiederholten)
akuten Cholezystitiden, die unter konservativer Therapie, bzw.
spontan, narbig verheilen
Extremformen: Schrumpfgallenblase (narbig atrophiert)
und Porzellangallenblase (narbig verkalkt)
Cholangitis
Aszendierende bakterielle Infektion: Durch aufsteigende Bakterien aus
dem Duodenum, begünstigt durch Steine und/oder Strikturen
Risikofaktoren
o Obstruktionen, Strikturen, Stenosen (z.B. tumorbedingt) und/oder
sonstige anatomische Prädispositionen
o Endoskopische Interventionen (ERCP) und/oder Fremdmaterialien
am Gallengang (ERCP mit Stenteinlage)
o Resektionen an den Gallenwegen und Hepatikojejunostomien (häufig
rezidivierende Episoden einer Cholangitis)
NOTIZEN
FEEDBACK
Symptome/Klinik
Symptomatische Cholezystolithiasis
Kein einzelnes Symptom ist alleine spezifisch genug, um die Art des Gallensteinleidens
definitiv zu bestimmen. Geleitet von Wahrscheinlichkeiten und der Zusammenschau mit
bildgebenden und labormedizinischen Befunden sind Symptomatik und Verlauf jedoch
für jede Therapieentscheidung relevant.
Allgemeinsymptome
o Übelkeit, Erbrechen
o Völlegefühl, Blähungen
Oberbauchschmerz: Rechtsseitig und/oder im Epigastrium
Gallenkolik: Starke, kolikartige Schmerzen im rechten Oberbauch, ggf.
Ausstrahlung in Epigastrium und Rücken
o Schmerzprojektion: Rechte Schulterregion (Head-Zonen)
o Triggerfaktoren
Reizmahlzeit: Oft nach fettreichen Mahlzeiten
Nächtliches Auftreten bei erhöhtem Vagotonus
Maximal 25% der Patienten mit einer Cholezystolithiasis entwickeln eine klinische
Symptomatik bzw. Komplikationen!
Die Hälfte aller symptomatischen Patienten entwickelt binnen eines Jahres nach der
ersten Gallenkolik ein Rezidiv oder eine Komplikation!
Mirizzi-Syndrom
Definition: Kompression des Ductus hepaticus communis durch Steine im
Gallenblasenhals oder im Ductus cysticus – durch eine Penetration des Steines
sind Fistelungen zwischen Gallenblase und Hauptgallengang möglich
Klinik: Symptome wie bei Choledocholithiasis
Formen: Klassifikation nach McSherry
unterscheidet einfache Kompressionen von Formen mit Fistelbildung und
Penetration in Nachbarorganen
o Typ I: Stein im Ductus cysticus komprimiert DHC (klassische Form),
eine Penetration ist im Verlauf möglich
o Typ II: Steine sind aus dem Ductus cysticus in den DHC penetriert,
cholecysto-choledochale Fistelbildung
o Typ III: Bei chronischer Cholezystitis und Penetration von Steinen in
benachbarte Strukturen wie DHC, Ductus cysticus, Leber und Darm
Komplikation: Gallensteinileus
Diagnostik
o Abdomensonographie: Konkrement im Ductus cysticus bzw.
Gallenblasenhals, Dilatation der intrahepatischen Gallenwege und
Kalibersprung nach der Kompression
o Endosonographie: Höher auflösende Darstellung von ggf.
vorliegenden Fistelgängen
o ERCP und/oder MRCP: Darstellung der Gallenwege und Nachweis
von Stenosen, ggf. Fisteln und deren Lokalisation
Therapie: Cholezystektomie, laparoskopisches Vorgehen möglich, bei
schwierigen Präparationsverhältnissen Wechsel auf offenes Verfahren häufig
o Ggf. kombiniertes Vorgehen mit Gangsanierung per ERCP bei
Nachweis von residualen Gangsteinen nach der Cholezystektomie,
intraoperativ bei offenem Vorgehen T-Drainage
NOTIZEN
FEEDBACK
Diagnostik
Anamnese
Schmerzen: Erfragen der klinischen Zeichen und Details der Symptomatik
o Lokalisation und Ausstrahlung (ggf. Eingrenzung möglich)
o Schmerz bei Erschütterung (bzw. weitere Anzeichen eines
Peritonismus)
o Charakter (Kolik und/oder Dauerschmerz)
o Verlauf und Dauer (länger andauernde Koliken sprechen für
kompliziertere Erkrankungszustände)
o Zusammenhang mit Nahrungsaufnahme
o Ähnliche Episoden in der Vergangenheit
Auffälligkeiten von Stuhlgang oder Miktion: Insb. heller, acholischer Stuhl
oder dunkler, rostroter Urin
Begleitsymptome: Etwa dyspeptische Beschwerden, Völlegefühl, Fieber,
Übelkeit, Erbrechen
Allgemeine Anamnese
o Vorerkrankungen: Zum Ausschluss/Nachweis seltenerer ätiologischer
Faktoren der Gallensteinbildung
o Voroperationen: Insb. Eingriffe des Gastrointestinaltraktes
o Medikation
Abdomensonographie
Die Abdomensonographie ist das Mittel der 1. Wahl – Untersuchung immer auch
im Hinblick auf andere Ursachen eines akuten Abdomens
Besonderes Augenmerk: Intra- und extrahepatische Gallenwege, Gallenblase und
ggf. darstellbare Konkremente
o Sensitivität bei Cholezystolithiasis: Nahezu 100%
o Sensitivität bei Choledocholithiasis: Ca. 50%
Siehe auch: Sonographische Untersuchung der Leber und Sonographische
Untersuchung der Gallenblase
Labor
Allgemeine Parameter: Blutbild, Kreatinin, Natrium, Kalium, (Calcium, Phosphat)
Leberwerte und Cholestasezeichen: AST, ALT, GGT, AP, Bilirubin, Lipase
Hämolyseparameter: LDH
Entzündungszeichen: CRP, (PCT)
Gerinnungsstatus: Quick, PTT
Differentialdiagnostische Einordnung
Zusammenschau der Befunde aus Klinik, Sonographie und Labor erlaubt fast
immer die richtige Diagnosestellung!
Siehe: Befundkonstellationen bei biliären Erkrankungen
Bei untypischen Konstellationen der Cholelithiasis
: Mögliche Grunderkrankungen mit vermehrter Gallensteinbildung bedenken [1]
Erweiterte Diagnostik
Endosonographie
o Indikationen
Ausschluss einer Mikrolithiasis
der Gallenwege bei Verdacht auf Choledocholithiasis und
uneindeutigen Befunden in Sonographie und Labor
Differentialdiagnostik zum Ausschluss von Raumforderungen
im pankreatikobiliären System
o Therapeutische Konsequenz
Bei Mikrolithiasis: ERCP mit Papillotomie und Gangsanierung
durch Steinextraktion
, Cholezystektomie im Anschluss
Bei Cholezystitis: ERCP, auch nach OP zur Sanierung
residualer Mikrolithen in den Gallenwegen
Die Endosonographie ist bei Cholelithiasis besonders gut zum Nachweis papillennaher
Prozesse geeignet!
MRT bzw. MRCP
o Indikation
Ausschluss einer Mikrolithiasis, insb. Darstellung des
gesamten Gallengangssystems und papillenferner
Pathologien (z.B. auch Mirizzi-Syndrom)
Kombiniert mit MRT-Sequenzen der Oberbauchorgane auch
zur Tumorsuche geeignet
o Therapeutische Konsequenz: Bei Mikrolithiasis im Gangsystem
→ ERCP zur Papillotomie und Gangsanierung
Ob eine Endosonographie oder MRCP bei Verdacht auf eine Mikrolithiasis zum Einsatz
kommt, hängt im Wesentlichen von der lokal verfügbaren Expertise ab!
CT-Abdomen
o Indikation: Insb. präoperativ bei Verdacht auf komplexe Pathologie
der Gallenwege und unklarer Primärdiagnostik, bspw. bei Verdacht
auf Gallensteinileus zur OP-Planung
Röntgen-Abdomen
o Indikation: Am ehesten zur Ausschlussdiagnostik bei Verdacht auf
einen Ileus bzw. eine Hohlorganperforation.
ERCP: Kein Primärdiagnostikum, eher zur therapeutischen Intervention bei
Nachweis einer Gallengangsobstruktion
o Siehe: ERCP
Bei gleichzeitigem Fehlen von klinischen (Ikterus),
laborchemischen und sonographischen (DHC-Erweiterung) Zeichen
einer Choledocholithiasis ist die diagnostische Sicherheit in etwa gleich hoch wie bei
Nachweis der Steinfreiheit per ERCP – bei erheblich geringerem Komplikationsrisiko
durch die Diagnostik!
NOTIZEN
FEEDBACK
Klinik Sonographie
Gallenblase auffällig!
o Wandverdickung >3
mm (postprandial >5 mm)
o Dreischichtung der Wand
Schmerz, Kolik
, ggf. mit umgebender freier
Cholezystitis Fieber
Flüssigkeit im Gallenblasenbett
Murphy-Zeichen
o Konkremente
o Vergrößerung
der Gallenblase (schmerzhafter Galle
nblasenhydrops)
o Hohes Fie
ber
o Ikterus
Differentialdiagnostische Übersicht der Cholelithiasis
Klinik Sonographie
o Rechtssei
tiger
Oberbauc
hschmerz
Zeichen der Sepsis
Differentialdiagnosen
Differentialdiagnosen außerhalb der biliären Organe
o Differentialdiagnostische Erwägungen bei akutem Abdomen
o Weitere Differentialdiagnosen des rechtsseitigen bzw. epigastrischen
Oberbauchschmerzes
Abdominell
Akute Leberkapselschwellung (z.B. bei akuter
Hepatitis, Stauungsleber)
Gastroösophagealer Reflux, Gastritis, GI-
Ulkusleiden
Appendizitis
Akute Pankreatitis
Gallenblasenpolyp
Sphincter-Oddi-Dysfunktion
Extraabdominell
Insb. Nephrolithiasis
Hinterwandinfarkt
Pneumonie
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differentialdiagnosen keinen Anspruch auf
Vollständigkeit.
NOTIZEN
FEEDBACK
Gallenblasenpolyp
Definition
I.d.R. benigne Raumforderungen der Gallenblasenwand mit geringem Potential
der malignen Transformation
Klinik
Meist asymptomatisch
Kolikartige Schmerzen
Übelkeit, Erbrechen, Dyspepsie
Diagnostik
Sonographie
o Wandständige, meist multipel auftretende, echoreiche
Raumforderungen, die leicht mit einem Stein verwechselt werden
o Im Gegensatz zu einem Stein keine Lageänderung bei Bewegung und
kein Schallschatten
Bei Polypen >2 cm: Immer verdächtig auf ein Gallenblasenkarzinom, daher
präoperatives Staging (CT, Endosonographie)
Therapie
Konservativ bei kleineren Polypen (<1 cm): Beobachtung
(Sonographie halbjährlich)
Operativ
o Bei Polypen >1 cm: Cholezystektomie
o Bei Polypen >2 cm: Je nach Ergebnis des Staging ggf. onkologisch
radikale Cholezystektomie (i.d.R. offen)
Ggf. Leberteilresektion und Lymphknotendissektion
NOTIZEN
FEEDBACK
Sphincter-Oddi-Dysfunktion (SOD)
Definition
Pathologische Tonuserhöhung des Musculus sphincter Oddi
mit Auftreten von Gallenkoliken und biliärer Schmerzsymptomatik bei i.d.R. bereits
cholezystektomierten Patienten
Klinik
Rezidivierende abdominelle Schmerzen
o Häufig kolikartig mit biliärem Charakter
o Ggf. Assoziation mit Nahrungsaufnahme
Rezidivierende Pankreatitis (seltener)
Klassifikation
VOLLBILDTABELLEN-QUIZ
Typ III Doppelt negativ: Negativ ohne jegliche Auffälligkeiten Keine Auffälligk
Diagnostik
Labor: Basisdiagnostik wie bei Cholelithiasis, insb. Transaminasen, Cholestase-
Parametern und Lipase
Bildgebung als Stufendiagnostik: Zur Prüfung auf Dilatation
der Gallenwege (insb. DHC) und des Ductus pancreaticus sowie insb. auch zum
Ausschluss einer Choledocholithiasis bzw. Mikrolithiasis
1. Abdomensonographie
Orientierend
Bei guter Darstellbarkeit ausreichend
2. Endosonographie und/oder MRCP
Insb. Ausschluss einer Mikrolithiasis
der Gallenwege und/oder des Pankreasgangsystems
Zusätzlich Ausschluss einer Papillenstenose bzw.
-sklerose oder eines Papillenadenom/-karzinom mit
anatomischer Verengung
3. ERCP
Nach Kontrastmitteldarstellung ggf. gute Visualisierung eines
verzögerten Abflusses (indirektes diagnostisches Zeichen)
Ggf. Manometrie der Gallenwege und des Sphincters
Ggf. Bürstenzytologie bei auffälligen Strukturen im
Gangbereich
1. Ggf. CT-Abdomen zum Ausschluss von
malignen Neoplasien (CCC, Pankreaskarzinom, Papillenkarzinom)
Therapie
ERCP mit Papillotomie
o Typ I: Immer
o Typ II: Großzügige Indikationsstellung zur Papillotomie
Insb. bei rezidivierender Pankreatitis oder eindeutig
Nahrungsaufnahme-assoziierter biliärer Symptomatik mit ≥2
Episoden
Ggf. Manometrie bei ERCP zur Objektivierung
(CAVE: Pankreatitis!!!)
o Typ III: Keine Papillotomie, ggf. Diagnostik bezüglich
funktioneller Bauchschmerzen
NOTIZEN
FEEDBACK
Therapie
Allgemeines Vorgehen bei symptomatischer Cholelithiasis,
Cholezystitis und Choledocholithiasis
Nahrungskarenz
Spasmolytika (Mittel der Wahl ist Butylscopolamin)
Analgetika (z.B. Metamizol)
Siehe auch: Symptomatische Therapie der Gallenkolik
Asymptomatische Cholezystolithiasis (Zufallsbefund) [1]
Symptomatische Cholezystolithiasis
Frühzeitige, elektive Cholezystektomie
[1]
o In der Schwangerschaft: Frühzeitige
elektive Cholezystektomie empfohlen
ERCP-Indikation bei Cholezystolithiasis: Nicht generell indiziert,
Indikationsstellung abhängig von der Wahrscheinlichkeit einer simultanen
Choledocholithiasis bei Cholezystolithiasis
o Bei hoher Wahrscheinlichkeit: ERCP
o Bei mittlerer
Wahrscheinlichkeit: MRCP oder Endosonographie der Gallenwege
o Bei niedriger Wahrscheinlichkeit: Keine Intervention und keine
Bildgebung erforderlich
Medikamentöse Litholyse bzw. Steinprophylaxe: In der Akutsituation und auch
zur generellen Prophylaxe nicht empfohlen, da häufig nutzlos!
[1]
Gallenblasensteine, die den Patienten nicht stören, sollten bei Fehlen von Risikofaktoren
für Malignität (große Polypen, chronische Cholezystitis) auch den behandelnden Arzt
nicht stören!
Cholezystitis und Cholangitis
Bei jeder akuten Cholezystitis oder Cholangitis: Antibiotische Therapie und
Intervention durch Operation (Cholezystitis) bzw. ERCP (Choledocholithiasis)
o Kombinationstherapie: Ceftriaxon + Metronidazol
o Bei Zeichen der Sepsis: Initial breiteres Spektrum abzudecken, Mittel
der Wahl ist Piperacillin/Tazobactam,
alternativ Carbapenem (z.B. Meropenem)
o Siehe auch: Antibiotische Therapie der Cholangitis und Cholezystitis
Bei akuter Cholezystitis [1]
o Frühzeitige Cholezystektomie binnen 24 Stunden
o Nur noch in Ausnahmefällen: Rein konservative Therapie (insb. bei
schwer kranken Patienten mit hohem Operationsrisiko zu erwägen)
Vorgehen: Analgesie und Nahrungskarenz gefolgt von
einer Cholezystektomie im entzündungsfreien Intervall
binnen sechs Wochen
Siehe auch
o Symptomatische Therapie der Gallenkolik
o Antibiotische Therapie bei Cholezystitis
Choledocholithiasis
Antibiotische Therapie bei begleitender Cholangitis: Häufig tritt bei
Obstruktionen der Gallenwege eine bakterielle Cholangitis auf, die Einleitung
einer antibiotischen Therapie ist vor bzw. spätestens bei der endoskopischen
Intervention erforderlich.
o Bei Fehlen einer Cholangitis muss vor einer Intervention auch keine
antibiotische Prophylaxe erfolgen [1]
Endoskopische Papillotomie
Steinextraktion: Häufig mittels aufblasbarem
Ballonkatheter
oder mit speziellen Körbchen-Kathetersystemen
(„Dormiakörbchen“)
Bei großen, nicht extrahierbaren Konkrementen
Immer zumindest Sicherung des
Galleflusses durch Papillotomie und Einlage eines
die Obstruktion überbrückenden Kunststoff-
Stents anzustreben
Steinzertrümmerung (Lithotripsie): I.d.R.
mechanisch durch über die Papille an
das Konkrement geführten Lithotripsie-Katheter
Ultima ratio: Chirurgisches Vorgehen
mit Cholezystektomie und Gallengangsrevision (T-Drainage),
bspw. bei endoskopisch nicht erreichbarer Papille
Komplikationen: Durchschnittliche
Gesamtkomplikationsrate 10%
1% Perforation, insb. nach Papillotomie
3% Blutung, insb. nach Papillotomie
3% Cholangitis durch bakterielle Infektion
5% Post-ERC(P)-Pankreatitis:
Postinterventionelle Schmerzen mit gleichzeitiger
Pankreasenzymerhöhung (Lipase, Amylase), insb.
bei Darstellung des Ductus pancreaticus bzw.
schwieriger Intervention mit intraduktalen
Druckschwankungen
Prophylaxe: Diclofenac
oder Indometacin
[1]
Bei asymptomatischer Choledocholithiasis (Zufallsbefund): Individuelle
Entscheidung zur endoskopischen Intervention
Bei symptomatischer Choledocholithiasis und gleichzeitig
vorliegender Cholezystolithiasis [1]
NOTIZEN
FEEDBACK
Cholezystektomie
Präoperatives Management bei Cholezystektomie
Nahrungskarenz
Parenterale Volumenzufuhr mit Vollelektrolytlösung
und Analgesie (bedarfsabhängig), bspw. Metamizol
Chirurgische Aufklärung: Komplikationen der Cholezystektomie
Thromboseprophylaxe mit niedermolekularem Heparin, siehe auch:
o Basismaßnahmen zur Thromboseprophylaxe
o Medikamentöse Thromboseprophylaxe
Ggf. Bridging bei Patienten mit Antikoagulation beachten
o Siehe auch: Therapeutische Antikoagulation - klinische Anwendung
Ggf. Prä-/perioperative Antibiotikatherapie
o Siehe auch: Antibiotische Therapie bei Cholezystitis und Cholangitis
Für allgemeine Informationen siehe auch: Elektive OP-
Vorbereitung und Unmittelbar präoperatives Management
Laparoskopische Cholezystektomie (Standardverfahren)
Kontraindikationen
o Absolut: Gallenblasenkarzinom
o Relativ: Blutgerinnungsstörung, Mirizzi-Syndrom, intraperitoneale Ver
wachsungen nach Voroperationen
Durchführung: Empfohlen wird eine 4-Trokartechnik
o Rückenlage des Patienten in Allgemeinnarkose (Intubationsnarkose)
o Einbringen von vier Zugängen
[1]
Alternativ: Single-Port-Cholezystektomie
o Anheben der Leber und Darstellung der Gallenblase
o Präparation des Calot-Dreiecks
= Anatomischer Raum gebildet aus Ductus cysticus (mit
Gallenblaseninfundibulum), Ductus hepaticus communis und
Leberunterfläche
o Unterbindung des Ductus cysticus sowie der A. cystica mittels Clips
o Durchtrennung der geclippten Strukturen
o Ablösen der Gallenblase aus dem Gallenblasenbett
o Spülung, Blutstillung, Extraktion der Gallenblase, evtl. (insb. bei
entzündlichem Prozess) mit Einlage einer Drainage
o Rückzug mit schichtweisem Verschluss der Zugänge inklusive
Hautnaht
o Steriler Verband
Siehe auch: Komplikationen der Cholezystektomie
NOTES-Cholezystektomie
NOTES
bezeichnet minimal invasive Operationsverfahren, bei denen neben einem
„traditionellen“ laparoskopischen Zugang
natürliche Körperöffnungen wie Magen, Vagina, Blase oder Rektum als Zugangsweg für
die Instrumente genutzt werden.
Gallenblasenkarzinom Blutgerinnungsstörung
Komplikationsmanagement nach Cholezystektomie
Interdisziplinär chirurgisch und gastroenterologisch!
o Abszesse und Biliome: Können i.d.R. interventionell drainiert werden
(Sonographisch gesteuerte Punktion und Drainage)
o Galleleckagen: I.d.R. durch eine Kombination von
endoskopischer Papillotomie (Druckentlastung!) und zeitweiser
Überbrückung der Ganginsuffizienz mit einem Kunststoffstent
(Schienung!) beherrschbar
Chirurgische Versorgung: Am ehesten bei schweren Verletzungen und
Blutungszuständen bzw. bei irrtümlichem Abbinden von Lebergefäßen
erforderlich
Postcholezystektomiesyndrom
Definition: Anhaltende oder neu aufgetretene Oberbauchbeschwerden
nach Cholezystektomie
Epidemiologie: Bis zu 50%
Ätiologie
o Operationsbedingt: I.d.R. früh auffällig als Komplikationen der
Cholezystektomie
o Residuale Choledocholithiasis nach Cholezystektomie:
Belassene Konkremente in den Gallengängen
o Sphincter-Oddi-Dysfunktion, Papillenstenose
o Extrabiliäre Genese (Pankreatitis, gastroduodenale
Ulkuskrankheit, Reizdarmsyndrom)
o Extraintestinale Ursachen
Klinik: Oberbauchschmerzen, dyspeptische Beschwerden, Kolik, Druckgefühl
Diagnostik: Sonographie, CT, MRCP, ÖGD
Therapie: Befundabhängig, z.B. ERCP mit Papillotomie und Steinextraktion bei
nachgewiesenen Gangsteinen, diätetische Maßnahmen, Behandlung eines
Ulkusleidens
Die beste Prävention eines Postcholezystektomie-Syndroms ist die richtige
Indikationsstellung zur Cholezystektomie – der Eingriff sollte niemals aus Verlegenheit
bei unsicherer Befundlage erfolgen.
NOTIZEN
FEEDBACK
Komplikationen
Entzündlich
o Extremformen der akuten Cholezystitis (hohe Gefahr der
Perforation, dringliche Cholezystektomie-Indikation)
Gallenblasenempyem = Eiteransammlung mit Ausfüllung
der Gallenblase
Gallenblasengangrän
o Nach Jahren mit wiederholten subklinischen
Entzündungszuständen (Chronische Cholezystitis)
Ausbildung einer Porzellangallenblase
Schrumpfgallenblase
o Leberabszess
o Cholangitis und Choledocholithiasis (siehe oben)
Sowohl bei einer Porzellangallenblase als auch bei einer Schrumpfgallenblase ist das
Risiko für ein Gallenblasenkarzinom wesentlich erhöht!
„Mechanisch“
o Gallenblasenperforation
o Gallensteinileus
Mechanischer Ileus bei Obstruktion durch abgegangenen
Gallenstein bzw. durch entzündliche Verwachsung infolge
einer Penetration
Typisches Zeichen: Aerobilie
o Akute Pankreatitis biliärer Genese
o Papilleninsuffizienz (endoskopische Beurteilung)
o Gallenstein-Rezidiv