Die Verben bilden bei der Konjugation zugleich eine Tempusform (Zeitform). Im Deutschen gibt
es sechs Tempusformen: Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I und Futur II.
Abgesehen von den Verben haben und sein und den Modalverben, bei denen das Präteritum auch
im mündlichen Sprachgebrauch benutzt wird, wird das Präteritum vor allem in schriftlichen
Erzählungen und Berichten verwendet.
Die regelmäßigen Verben mit dem Suffix -ier(en) bilden das Partizip II nur mit dem Suffix (der
Endung) -t, z.B.:
telefonieren → telefoniert, reparieren → repariert
Bei unregelmäßigen Verben ohne Vorsilbe (Präfix) bildet man das Partizip II mit dem
(grammatischen) Präfix ge-, dem Verbstamm (häufig mit verändertem Stammvokal) und dem
(grammatischen) Suffix (der Endung) -en, z. B.:
laufen → gelaufen, fliegen → geflogen
Bei Verben mit trennbarer Vorsilbe (z. B. ab-, an-, aus-, bei-, mit-, vor-) wird das (grammatische)
Präfix ge-zwischen Vorsilbe und Verbstamm eingeschoben, z. B.:
anmelden → angemeldet, mitnehmen → mitgenommen
Bei Verben mit nicht trennbarer Vorsilbe (be-, ent-, ge-, ver-, zer-) entfällt das (grammatische)
Präfix ge-, z. B.:
versuchen → versucht, beginnen → begonnen
(In Wörterbüchern gibt es bei jedem unregelmäßigen Verb einen Hinweis auf die Form des
Partizips II.)
Aktiv Perfekt Indikativ
Das Perfekt wird gebildet aus einer (Präsens-) Form von haben oder sein und dem Partizip II des
betreffenden Verbs.
Die meisten Verben bilden das Perfekt mit dem Hilfsverb haben, z. B.:
schlafen – ich habe geschlafen, sehen – ich habe gesehen
Sowohl mit dem Präteritum als auch mit dem Perfekt kann ein Prozess (eine Tätigkeit usw.) als
vergangen dargestellt werden. In der gesprochenen Sprache (v. a. der Alltagsrede) wird zur
Darstellung von Vergangenheit bei den meisten Verben überwiegend das Perfekt gebraucht,
dagegen bei den Modalverben (besonders in Kombination mit einem anderen Verb) sowie
bei haben und sein vor allem das Präteritum, z.B.:
sehen (meistens) ich habe (ihn) gesehen – (selten) ich sah (ihn)
– (selten) ich habe (ihn)
wollen (meistens) ich wollte (ihn) fragen
fragen wollen
– (selten) ich habe (eine
haben (meistens) ich hatte (eine Frage)
Frage) gehabt
– (selten) ich bin (zu
sein (meistens) ich war (zu Hause)
Hause) gewesen
Aktiv Plusquamperfekt Indikativ
Das Plusquamperfekt wird gebildet mit einer Präteritumform von haben oder sein (analog zum
Perfekt) und dem Partizip II des betreffenden Verbs.
Mit dem Plusquamperfekt kennzeichnet man einen Prozess, der in der Vergangenheit vor einem
anderen Prozess (durch Perfekt oder Präteritum ausgedrückt) abgeschlossen worden ist, z. B.:
Um einen Prozess als zukünftig auszudrücken, benutzt man im Deutschen das Futur I seltener,
stattdessen meistens das Präsens mit einer Zeitangabe, z. B.:
(selten) Ich werde (morgen) ins Kino gehen. – (meistens) Ich gehe morgen ins Kino.
Oft drückt das Futur I eine Vermutung (= modale Bedeutung) aus, auch im Zusammenhang
mit wohl, wahrscheinlich u. a., z. B.:
Er wird jetzt (wohl/wahrscheinlich) zu Hause sein.
Mehrteilige (zusammengesetzte) Verbformen wie das Perfekt, das Plusquamperfekt und das Futur
I bilden als Prädikat im Satz eine Satzklammer, sobald weitere Satzglieder hinzukommen (siehe
auch „Satzgliedfolge”), z. B.:
[ ]
Ich habe ihn gestern gesehen.
schon
Ich hatte ihn vorher getroffen.
einmal
Ich werde ihn bald besuchen.
Neben der Person, dem Numerus und dem Tempus drückt eine konjugierte Verbform auch
den Modus aus. Zum Modus gehören der Indikativ, der Konjunktiv und der Imperativ.
Der Indikativ wird von der Tempusform mit ausgedrückt. Er hat keine besonderen Formen, z. B.:
(sein) (haben)
ich (war →) wär(e) (hatte →) hätte
du (warst →) wär(e)st (hattest →) hättest
er/sie/es (war →) wär(e) (hatte →) hätte
wir (waren →) wären (hatten →) hätten
ihr (wart →) wär(e)t (hattet →) hättet
sie (Sie) (waren →) wären (hatten →) hätten
Oft wird dabei der Stammvokal zu einem Umlaut: a > ä, o > ö, u > ü. Bei einigen
Personalendungen tritt zusätzlich ein -e auf. In der gesprochenen Sprache fällt dieses -
e manchmal weg.
Der Konjunktiv Präteritum wird oft durch die Form würde + Infinitiv ersetzt, z. B.:
Wenn er mich fragte, dann … → Wenn er mich fragen würde, dann …
Wenn du mir hälfest/hülfest, → Wenn du mir helfen würdest, dann …
dann …
Den Konjunktiv Präteritum und die Form würde + Infinitiv verwendet man bei höflichen Fragen,
Aufforderungen (Bitten, Ratschlägen) und Wünschen sowie bei Bedingungen (im Satzgefüge). Er
kennzeichnet einen Prozess als (noch) nicht real, z. B.:
Mit dem Imperativ können unterschiedliche Arten der Aufforderung ausgedrückt werden. Eine
wichtige Rolle spielen dabei weitere Wörter und in der gesprochenen Sprache auch die
Sprechweise, z. B.:
Rat(schlag)/Empfehlung: Versuch(e) das doch mal.
Bitte Helft mir bitte.
Anordnung/Befehl: Kommen Sie sofort in mein Büro!
Neben Person, Numerus, Tempus und Modus drückt eine konjugierte Verbform auch das Genus
verbi aus. Zum Genus verbi gehören das Aktiv und das Passiv.
Das Aktiv wird von den oben dargestellten Tempus-Modus-Formen mit ausgedrückt. Es hat keine
besonderen Formen, z. B.:
ich frage – Präsens + Indikativ + Aktiv
du schriebst – Präteritum + Indikativ + Aktiv
sie ist gekommen – Perfekt + Indikativ + Aktiv
Das Passiv (Vorgangspassiv) hat besondere Formen. Es wird mit einer Form von werden und dem
Partizip II des Verbs gebildet, z. B.:
Mit Aktiv und Passiv (Vorgangspassiv) kann man einen Sachverhalt aus verschiedenen
Blickrichtungen darstellen, z. B.:
durch eine Form von sein + Adjektiv (abgeleitet vom Verb) mit dem Suffix -bar, z. B.:
Das kann gemacht werden. → Das ist machbar.
Rektion
Verben können ein Objekt (eine Ergänzung) im Akkusativ (Akkusativobjekt) fordern, z. B.:
fragen → Ich frage den Lehrer (ihn).
besuchen → Ich besuche meine Schwester (sie).
öffnen → Sie öffnet ein Fenster (es).
beantworten → Wir beantworten eure Fragen (sie).
Verben können ein Objekt (eine Ergänzung) im Dativ (Dativobjekt) fordern, z. B.:
zuhören → Ich höre dem Lehrer (ihm) zu.
glauben → Ich glaube meiner Schwester (ihr).
helfen → Er hilft einem Mädchen (ihm/ihr).
antworten → Wir antworten euren Eltern (ihnen).
Verben können ein Objekt (eine Ergänzung) mit einer festen Präposition (Präpositionalobjekt)
fordern, z. B.:
warten auf → Ich warte auf den Bus.
sich freuen auf → Sie freut sich auf unsern Besuch.
sich freuen über → Freust du dich über das Geschenk?
Bei einigen Verben kann das Akkusativobjekt bzw. das Dativobjekt dieselbe Person bezeichnen
wie das Subjekt, bezieht sich also auf das Subjekt zurück. Dann ist das Verb
reflexiv (rückbezüglich) gebraucht. Das Akkusativobjekt bzw. das Dativobjekt wird dann durch
ein Reflexivpronomen (mich – mir, dich – dir, sich – sich …) ausgedrückt, z. B.:
Ich frage mich, warum das so ist.
Du hilfst dir damit nicht.
Wenn das Verb ein Akkusativobjekt fordert, steht ein fakultatives Reflexivpronomen im Dativ, z. B.:
Das (Akk.) überlege ich (mir) noch.
Willst du (dir) den Film (Akk.) ansehen?
Im Aussagesatz (Verbzweitsatz) steht das Reflexivpronomen immer sofort nach der konjugierten
Verbform.