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Zement-Merkblatt Nachbehandlung und Schutz des

Betontechnik
B 8 4.2014 jungen Betons

Druckfestigkeit allein garantiert keine Dauerhaftigkeit. Be- Betons an freiliegender Oberfläche durch scharfes Aus­
ton nach DIN EN 206-1 [1] bzw. DIN 1045-2 [2] muss auch trocknen. Dieser Vorgang wird als „plastisches Schwin­
dicht sein. Denn je geringer die Porosität und die Permea- den“ bezeichnet. Solange der Beton noch verformbar ist,
bilität, also je dichter der Zementstein, desto höher ist auch können auftretende Frühschwindrisse durch Nachverdich­
der Widerstand gegen äußere Einflüsse. Deshalb ist eine ten (z. B. mit einem Oberflächenrüttler) wieder geschlos­
früh einsetzende, ununterbrochene und ausreichend lange sen werden.
Nachbehandlung des Betons unerlässlich, damit er gera-
de in den oberflächennahen Bereichen die aufgrund seiner Beton trocknet um so schneller aus, je geringer die relative
Zusammensetzung gewünschten Eigenschaften auch tat- Luftfeuchte und je größer die Windgeschwindigkeiten
sächlich erreicht. DIN EN 13670/DIN 1045-3 [3] fordert in sind.
Abschnitt 8.5 die Nachbehandlung des Betons während der
ersten Tage der Hydratation, um das Frühschwinden gering Eine bedeutende Rolle spielt auch die Temperatur, insbe­
zu halten, eine ausreichende Festigkeit und Dauerhaftigkeit sondere der Unterschied zwischen der Temperatur des er­
der Betonrandzone sicherzustellen, den Beton vor schäd- härtenden Betons und seiner direkten Umgebung. Ist die
lichen Witterungsbedingungen zu schützen, das Gefrieren Betonoberfläche wärmer als die sie umgebende Luft, wird
zu verhindern und schädliche Erschütterungen, Stoß oder das Austrocknen der Betonoberfläche beschleunigt. Da­rauf
Beschädigung zu vermeiden. In diesem Merkblatt werden ist besonders an nicht geschalten Oberflächen, wie z. B. bei
die erforderlichen Maßnahmen beschrieben. Decken, Betonböden oder Estrichflächen, zu achten.

Eine Vorstellung von der Größenordnung der Wasserver­


 1 Zweck der Nachbehandlung dunstung je m2 Betonoberfläche bei unterschiedlichen Be­
dingungen vermittelt das folgende Diagramm (Bild 1).
Bis zur ausreichenden Erhärtung ist der frisch verarbeitete
und junge Beton zu schützen gegen: Das Diagramm zeigt beispielsweise, dass bei Luft- und
Betontemperaturen von 20 °C, relativer Luftfeuchte von
 vorzeitiges Austrocknen 50 % und einer mittleren Windgeschwindigkeit von
 extreme Temperaturen bzw. Temperaturänderungen 20 km/h aus 1 m2 nicht geschalter Betonoberfläche 0,6 kg
 mechanische Beanspruchungen und schädliche Erschüt­ Wasser je Stunde verdunsten kann. Mit zunehmendem
terungen
 chemische Angriffe.

Zusätzlich muss der noch frische Beton nicht geschalter, relative Luftfeuchte [%]
100
freiliegender Oberflächen gegen Regen geschützt werden. 90 Betontemperatur
Schutz gegen vorzeitiges Austrocknen ist erforderlich, da­ 80 [°C]
70 35
mit u. a. die Festigkeitsentwicklung des Betons nicht infolge 60
Wasserentzugs gestört und seine Dauerhaftigkeit nicht be­ 50
30
40
einträchtigt wird. Die Folgen zu frühen Wasserverlustes 30
25
sind: geringere Festigkeit an der Oberfläche, Neigung zum 20
20
15
Absanden, größeres Wasseraufnahmevermögen, vermin­ 10 10
derte Witterungsbeständigkeit, geringere Widerstands­fähig­
0 5 10 15 20 25 30 40 Windgeschwindigkeit
keit gegen chemische Angriffe, Entstehung von Frühschwind­ Lufttemperatur [°C] [km/h]
rissen, erhöhte Gefahr späterer Schwindriss­bildung. 4,0
Verdunstete Wassermenge [kg/m2 · h]

40
3,5
30
Trocknet Beton aus, so verringert sich sein Volumen, er 3,0
schwindet. Wird diese Verformung behindert, so entstehen 2,5 20
Gefüge- und Eigenspannungen, die zu Rissen führen kön­
2,0
nen. Schwindrisse beginnen an der Oberfläche des Betons 10
1,5
und können sich nach innen fortsetzen. Es muss dafür ge­
1,0
sorgt werden, dass der Beton nur langsam austrocknet.
0,5 0
Das Austrocknen sollte erst dann beginnen, wenn der Be­
ton eine Zugfestigkeit erreicht hat, bei der er die Schwind­ 0

spannungen ohne Rissbildung aufnehmen kann.


Bild 1: Das Austrocknungsverhalten von nicht geschalten Beton-
So genannte Frühschwindrisse entstehen in erster Linie in­ oberflächen in Abhängigkeit von Windgeschwindigkeit, Luftfeuch-
folge einer Volumenverminderung des grünen und jungen tigkeit und Temperatureinfluss [4]

www.beton.org

1
Temperaturunterschied zwischen Beton und Luft erhöht sich ten Bauteilen oder an Verkehrsbauwerken unter rollendem
die Verdunstungs­rate. Dies kann bei sommerlichen Verhältnis­ Verkehr) können ein Betonbauwerk schädigen, wenn hier­
sen der Fall sein (z. B. kühle morgendliche Lufttemperaturen), durch das Betongefüge oder der Verbund zwischen Beton
aber auch im Winter – insbesondere bei Lieferung von Warm­ und Bewehrungsstahl gelockert wird. Der Arbeitsverlauf sollte
beton – von Bedeutung sein. Das Diagramm zeigt auch sehr so geplant werden, dass bis etwa 36 Stunden nach Einbrin­
deutlich, dass die Verdunstung nicht nur durch die Tempera­ gen bzw. Erhärtungsbeginn des Betons keine derartigen Be­
tur, sondern noch stärker durch die Windgeschwindigkeit be­ anspruchungen auftreten. Beschädigungen durch nachfol­
einflusst wird. Da­rauf ist insbesondere bei flächenhaften und gende Arbeiten sind durch möglichst spätes Ausschalen und
exponierten Bauteilen zu achten. nach dem Ausschalen durch Kantenschutz und Schutzabde­
ckungen zu verhindern. Bleibende Schäden am frischen oder
Ein Beispiel verdeutlicht die Bedeutung dieser Zahlen für die jungen Beton durch Regentropfen und abfließendes Regen­
Praxis: Ein Frischbeton mit 180 l Wasser je m3 enthält je m2 in wasser können durch eine vollflächige Folien- oder Mattenab­
einer 1 cm dicken Schicht 1,8 kg Wasser. Die Verdunstungs­ deckung bzw. durch Schutz vor Überströmen und schadlose
rate von 0,6 kg/m2 und Stunde bedeutet rechnerisch, dass Ableitung von der Betonoberfläche verhindert werden.
dem Beton innerhalb von drei Stunden bereits eine Wasser­
menge entzogen wird, die dem Gesamtwassergehalt einer
1 cm dicken Betonschicht entspricht. Die negativen Auswir­  2 Arten der Nachbehandlung
kungen auf Festigkeit, Verschleißwiderstand und Dichtigkeit
der oberflächennahen Bereiche sind dann erheblich. Die im Folgenden genannten Schutzmaßnahmen zur Nachbe­
handlung des Betons dürfen nur bei regnerischem, feuchtem
Extreme Temperatureinflüsse, (z.  B. starke Sonneneinstrah­ Wetter mit mindestens 85 % relativer Luftfeuchte während der
lung), schroffe Temperaturänderung (z. B. Abkühlung durch ersten Tage der Hydratation unterbleiben. Da die Luftfeuchte
Schlagregen) und die durch die Hydratation des Zementes ent­ über den Tag variiert, darf hierfür vereinfacht das Tagesmittel
stehende Wärme führen zu Temperaturunterschieden zwi­ angesetzt werden. Eine Mittelwertbildung über längere Zeit­
schen Oberfläche und Kern eines Bauteils. Die Folge sind spannen ist nicht zulässig [6]. Da das Wetter in unserer Klima­
Spannungen, da sich die unterschiedlichen temperaturbe­ zone relativ unbeständig ist und zuverlässige Vorhersagen
dingten Verformungen im Bauteil gegenseitig behindern. Diese nur bis zu drei Tagen möglich sind, sollte der Gebrauch der
Spannungen führen bei jungem Beton, dessen Zugfestigkeit 85-Prozent-Regelung sorgfältig geprüft werden.
noch gering ist, häufig zu Rissen. Gegen diese äußeren Einwir­
kungen ist deshalb ein Witterungsschutz erforderlich. Die Tem­ Einzelne Regelwerke (WU-Richtlinie des DAfStb oder ZTV-
peraturunterschiede zwischen Beton­oberfläche und Kern infol­ ING) setzen die 85-Prozent-Regelung außer Kraft und fordern
ge der abfließenden Hydratationswärme sind zu begrenzen die Nachbehandlung über die nachfolgend genannten kon­
(i. d. R. <  20 K, bei sehr dicken Bauteilen u. U. < 12 K). ventionellen Schutzmaßnahmen.

Die Temperatur übt auch einen Einfluss auf die Festigkeitsent­ Schutzmaßnahmen gegen vorzeitiges Austrocknen sind:
wicklung des Betons aus. Diese wird bei niedrigen Tempera­
turen verzögert und verläuft bei Temperaturen unter + 5 °C  Abdecken mit Folien
sehr langsam. Um Schäden durch Gefrieren von frischem  Auflegen Wasser speichernder Abdeckungen
oder jungem Beton zu vermeiden, ist der Beton bei solchen  Aufbringen flüssiger Nachbehandlungsmittel
Temperaturen wärmedämmend abzudecken, nötigenfalls ist  kontinuierliches Besprühen mit Wasser,
Wärme zuzuführen. Hat ein gegen Fremdwasser (Regen, Unterwasser­lagerung (Fluten)
Schnee) geschützter Beton eine Druckfestigkeit von 5 N/mm2  Belassen in der Schalung
erreicht oder seine Temperatur vorher wenigstens 3 Tage  eine Kombination dieser Verfahren.
10 °C nicht unterschritten, dann gilt er als „gefrierbeständig“,
d. 
h. widerstandsfähig gegen einmaliges Durchfrieren. Ein Die gebräuchlichste Maßnahme gegen vorzeitiges Austrock­
mehrmaliges Gefrieren und Auftauen übersteht ein junger Be­ nen ist ein sorgfältiges Abdecken mit dampfdichter Kunst-
ton jedoch meist nicht ohne Schäden. stoff-Folie, die aus Gründen der Reißfestigkeit und Wiederbe­
nutzbarkeit mindestens 0,2 mm dick sein sollte. Die Folien
Die Leistungen zum Schutz des jungen Betons gegen kühle müssen auf den noch feuchten Beton überlappend aufgelegt
und warme Witterung sind – wie allgemein die Maßnahmen und an ihren Stößen befestigt werden (z. B. durch Beschweren
zur Nachbehandlung – eine Nebenleistung. Lediglich Vorsor­ mit Brettern oder durch Klebebänder).
ge- und Schutzmaßnahmen für das Betonieren bei Lufttempe­
raturen unter +  5 °C sowie bei über einen Zeitraum von Die Verwendung von Kunststoff-Folien ist besonders für Sicht­
48 Stunden anhaltenden Lufttemperaturen von durchschnitt­ beton zu empfehlen. Auf diese Weise können unerwünschte
lich über 30 °C vor dem Betonieren sind vergütungspflichtige Ausblühungen – verursacht durch nasse Nachbehandlung
„Besondere Leistungen“ im Sinne der VOB Teil C (DIN 18331) oder Niederschlagwasser – vermieden werden. Die Folie darf
[5]. Grundsätzlich kann aber davon abweichend die Nachbe­ in diesem Fall nicht direkt anliegen, damit kein Kondenswas­
handlung auch als eigene Position im Leistungsverzeichnis er­ ser an die Betonoberfläche gelangt, das seinerseits zu Aus­
fasst werden. blühungen führen kann. Zugluft zwischen Betonoberfläche
und Abdeckung ist zu verhindern.
Mechanische Beanspruchungen wie heftige Schwingungen
und starke Erschütterungen während des Erstarrens und in Beim Umschließen von Betonoberflächen mit wasserspei-
der ersten Zeit des Erhärtens (z. B. bei Arbeiten an benachbar­ chernden Materialien, wie Jutegewebe, Strohmatten, Sand­

2
schichten o.  Ä., ist die Abdeckung ständig feucht zu halten sen wird, dass nachteilige Auswirkungen auf nachfolgende
und ggf. zusätzlich durch eine Folie vor schneller Feuchtig­ Arbeiten ausgeschlossen sind. Es stehen auch Kombinations­
keitsabgabe zu schützen. produkte zur Verfügung, die auf der Basis von Acryl-Misch­
polymerisaten, Epoxidharzlösungen mit feuchtigkeits­unemp­
Nachbehandlungsmittel (Curingmittel) können auf die Beton­ findlichen Lösungsmitteln u.  Ä. gleichzeitig die Nach-
ober­flächen mit handelsüblichen Geräten (z. B. Obstbaumsprit­ behandlung und einen Betonschutz bzw. die farbliche Gestal­
zen mit geeigneter Sprühdüse) aufgesprüht werden. Das Auf­ tung bieten. Im öffentlichen Verkehrsbau haben sich Produkte
bringen muss vollflächig und so früh wie möglich erfolgen: bei nach den TL NBM-StB [7] bewährt.
freiliegenden Betonflächen sobald der sichtbare Wasserfilm
verschwindet (Betonoberfläche mattfeucht), bei geschalten Gegen ein vorzeitiges Austrocknen ist auch das Besprühen
Flächen sofort nach dem Entschalen. Wichtig ist, dass stets der Betonoberflächen mit Wasser eine gebräuchliche Maß­
ein geschlossener Sprühfilm entsteht und die in der Arbeitsan­ nahme. Die Betonoberfläche muss ständig feucht bleiben, da
weisung geforderte Menge je Quadratmeter aufgebracht wird. wechselweises Anfeuchten und Austrocknen zu Spannungen
Diesen Mitteln ist meist ein heller Farbstoff beigemischt, so­ und damit zu Rissen im jungen Beton führen können. Ein di­
dass leicht zu erkennen ist, ob und wie gleichmäßig eine Flä­ rektes Bespritzen des Betons mit starkem Wasserstrahl ist zu
che besprüht wurde. Bei hohen Temperaturen, starker Son­ vermeiden, da infolge der schroffen Abkühlung der Betonober­
neneinstrahlung, starker Windeinwirkung oder extrem niedrigen fläche, insbesondere bei massigen Bauteilen, ebenfalls Risse
Temperaturen sind zusätzliche Maß­nahmen erforderlich. entstehen können. Als Hilfsmittel sind perforierte Schläuche
oder Düsen, wie sie zum Rasensprengen benutzt werden, ge­
Wachshaltige Nachbehandlungsmittel vermindern bei An­ eignet. Zur Nachbehandlung können horizontale Flächen auch
strichen, Beschichtungen und Belägen die Haftung auf der unter Wasser gesetzt werden.
Betonfläche. In diesen Fällen sind deshalb Nachbehandlungs­
mittel oder Reste davon zu entfernen, wenn nicht nachgewie­ Bei Frost sollte eine feuchte Nachbehandlung nicht erfolgen.
Da bei niedrigen Außentemperaturen unter 0 °C eine Folie
Tafel 1: Nachbehandlungsverfahren für Beton in Abhängigkeit von zwar den Wasserverlust, nicht aber die Auskühlung an der Be­
der Oberflächen- / Lufttemperatur
tonoberfläche verhindert, ist als zusätzliche Schutzmaßnahme
Art Maßnahmen Oberflächen-/Lufttemperatur [°C]
in der Regel eine Wärmedämmung vorzusehen.
un­ -3 +5 +10 +15 über
Zeile

ter bis bis bis bis 25


Bei Belassen in der Schalung ist saugende Holzschalung
-3 +5 +10 +15 +25
feucht zu halten und Stahlschalung gegen Aufheizung durch
Abdecken oder NB-Mit­
Sonneneinstrahlung bzw. bei niedrigen Temperaturen vor zu
tel auf­sprühen und be­
+ mit Wasser benetzen

netzen schneller und starker Abkühlung zu schützen.


zusätzlich:
 Holzschalung nässen Die vorgenannten Arten der Nachbehandlung sind in Abhän­
1  Stahlschalung vor (X)2) X
gigkeit von der Außentemperatur in der Tafel 1 zusammenge­
Sonne schützen
 freie Betonober­ fasst. Eine darauf basierende baustellengerechte Checkliste
flächen in der Scha­ zur Arbeitsanweisung und Ausführungskontrolle findet sich als
lung abdecken und Tafel 4 auf Seite 5 des Merkblatts. Sie kann ausgefüllt als Do­
Mit wasserdampfdichter Folie abdecken/

­benetzen kumentation dienen und z. B. dem Bautagebuch beigelegt


Nachbehandlungsmittel aufsprühen

Abdecken oder NB-Mit­ werden.


tel aufsprühen
2 X X X
ggf. zusätzliche Maß­
nahmen wie Zeile 1 Vor schädigenden Temperatureinflüssen kann Beton bei
Abdecken oder NB-Mit­ starker Sonneneinstrahlung und hoher Temperatur durch Son­
tel aufsprühen und Wär­ nenschutz bzw. durch feuchte Abdeckungen geschützt wer­
medämmung auflegen1) den.
Verwendung wärme­
3 X
dämmender Scha­
lung (z. B. Holz) sinn­ Wenn junger Beton gegen schädigenden Kontakt mit angrei­
+ Wärmedämmung

voll, Stahlschalung mit fenden Stoffen (z. B. Chloride) geschützt werden muss, ist
Dämmmatten abhängen dies in den bautechnischen Unterlagen anzugeben.
Abdecken und Wärme­
dämmung auflegen1);
Umschließung des ­
Arbeitsplatzes (Zelt),  3 Beginn und Dauer der Nachbehandlung
ggf. Beheizung (z. B.
4 X
Heizstrahler) Nach Abschluss des Verdichtens und der Oberflächenbear­
zusätzlich: beitung des Betons ist die Oberfläche unverzüglich nachzu­
Betontemperatur
mindestens 3 Tage behandeln. Soll die Rissbildung an der freien Oberfläche infol­
≥ +10 °C halten ge Frühschwinden vermieden werden, ist eine zwischen-
mit Was­ ständig sichtbarer Was­ zeitliche Nachbehandlung vor der Oberflächenbearbeitung
ser be­ serfilm auf der Beton­ durchzuführen.
5 (X) X X
netzen/ oberfläche vorhalten
fluten
Die Mindestdauer der Nachbehandlung richtet sich nach der
1)
Nicht benetzen; Tau-/Regenwasser fernhalten.
2)
Bei ungünstigen Bedingungen (z. B starker Wind) und Expositionsklassen Expositionsklasse, der Oberflächentemperatur und der Festig­
XM, XD, XF, XS sinnvoll.

3
Tafel 2: Mindestdauer der Nachbehandlung in Tagen nach Auskühlen des Betons im Anfangsstadium der Erhärtung durch
DIN EN 13670/DIN 1045-3 [3] für alle Expositionsklassen außer entsprechende Schutzmaßnahmen ausgeschlossen wird.
X0, XC1 und XM

Mindestdauer der Nachbehandlung in Tagen Ferner gilt für die Ermittlung der Mindestdauer der Nachbe­
Oberflächen- Festigkeitsentwicklung des Betons handlung:
temperatur r = fcm2/fcm281)
ϑ [°C]2) schnell mittel langsam sehr langsam3)  für Beton mit einer Verarbeitbarkeitszeit > 5 h: angemessene
r ≥ 0,5 r ≥ 0,30 r ≥ 0,15 r < 0,15 Verlängerung (mind. um die Verzögerungszeit)
ϑ ≥ 25 1 2 2 3  bei Temperatur der Betonoberfläche < 5 °C: Verlängerung
25 > ϑ ≥ 15 1 2 4 5 um die Zeitspanne mit Temperaturen unter 5 °C
15 > ϑ ≥ 10 2 4 7 10  für die Expositionsklassen XM: bis zum Erreichen von 70 %
10 > ϑ ≥ 5 3 6 10 15 seiner charakteristischen Festigkeit; ohne speziellen Nach­
1)
Zwischenwerte dürfen eingeschaltet werden. weis sind die Werte nach Tafel 2 zu verdoppeln.
2)
Anstelle der Oberflächentemperatur des Betons darf die morgendliche Luft­  für die Expositionsklassen X0 und XC1: 12 Stunden. Bei
temperatur angesetzt werden.
3)
Betone mit sehr langsamer Festigkeitsentwicklung sind in Deutschland nicht Fertigteilen darf diese Zeit unterschritten werden, wenn der
üblich. Beton eine Reife aufweist, die sich unter Annahme einer kon­
stanten Oberflächentemperatur von 20 °C und einer Nach­
Tafel 3: Mindestdauer der Nachbehandlung in Tagen nach DIN behandlungsdauer von 12 Stunden ergibt.
EN 13670/DIN 1045-3 [3] für die ­Expositionsklassen XC2, XC3,
XC4 und XF1 – Alternativverfahren in Abhängigkeit der Frischbe- Bei Bauteilen mit besonders hoher Oberflächenbeanspru­
tontemperatur
chung kann es ratsam sein, bei Auftragserteilung eine gegen­
Frischbetontemperatur ϑfb Festigkeitsentwicklung des Betons über Tafel 2 angemessen verlängerte Nachbehandlungsdauer
zum Einbauzeitpunkt r = fcm2/fcm281)
zu vereinbaren, ähnlich der Praxis im Verkehrs- oder Wasser­
[°C] schnell mittel langsam
bau z. B. mit verdoppelter Anzahl der Nachbehandlungstage.
r ≥ 0,5 r ≥ 0,30 r ≥ 0,15
ϑ ≥ 15 1 2 4
Wie wesentlich die Nachbehandlung für die Dichtheit des Be­
15 > ϑ ≥ 10 2 4 7
tons bzw. Zementsteins ist, lässt sich aus Bild 2 ablesen. In
10 > ϑ ≥ 5 4 8 14
dem Diagramm ist die Wasserdurchlässigkeit von Zement­
1)
Zwischenwerte dürfen ermittelt werden.
stein in Abhängigkeit vom Anteil der Kapillarporen im Zement­
stein aufgetragen und darunter der Zusammenhang zwischen
keitsentwicklung des Betons. Die Festigkeitsentwicklung r Anteil der Kapillarporen, Wasserzementwert und Hydratati­
wiederum hängt von der Betonzusammensetzung ab. Sie wird onsgrad (der mit dem erreichten „Festigkeitsgrad“ einhergeht)
definiert durch das Verhältnis der Mittelwerte der Druckfestig­ dargestellt. Daraus ist einerseits abzulesen, dass bei vollstän­
keit nach 2  Tagen (fcm2) und 28 Tagen (fcm28), ermittelt an im La­ diger Hydratation Beton mit einem Wasserzementwert von
bor gesondert hergestellten Probekörpern [8] bei der Erstprü­ 0,70 weitaus wasserdurchlässiger (und damit auch diffusions­
fung oder an einem vergleichbaren Beton (gleicher Zement, offener) ist, als mit einem von 0,50. Es geht weiter auch da­
gleicher Wasserzementwert). Die Festigkeitsentwicklung kann raus hervor, dass Betone mit w/z-Werten von 0,40, 0,50 und
für ­Beton nach Eigenschaften und ggf. für Standardbeton dem 0,60 etwa die gleiche Durchlässigkeit aufweisen, wenn der
Lieferschein des Transportbetons entnommen werden. Wird Zement nur zu 60 %, 80 % bzw. 100 % hydratisiert ist. Da die
bei besonderen Anwendungen die Druckfestigkeit zu einem Hydratation bzw. Festigkeitsentwicklung und Zunahme der
späteren Zeitpunkt als nach 28 Tagen bestimmt, ist zur Ermitt­ Dichtheit der Betonoberfläche aber direkt von der Dauer des
lung des Wertes r statt fcm28 die mittlere Druckfestigkeit zum
entsprechend späteren Zeitpunkt anzusetzen (z. B. fcm56). Bild 2: Wasser-
14 durch­lässigkeit von
Zementstein in Ab-
Bei Umweltbedingungen, die den Expositionsklassen außer hängigkeit von der
12
X0, XC1 und XM entsprechen, muss der Beton bis zum Errei­ Kapi­l­lar­porösität
chen von 50 % seiner charakteristischen Festigkeit im ober­ und vom Wasser­
10 zementwert (nach
flächennahen Bereich nachbehandelt werden. Diese Forde­
T.C. Powers) aus [4]
Wasserdurchlässigkeit

rung ist in Tafel 2 in Abhängigkeit von Festigkeitsentwicklung


s · 10 ]

8
-10

und Oberflächentemperatur des Betons in eine Mindestdauer


der Nachbehandlung in Tagen umgesetzt. Wenn die Mindest­ 6
[ mm

dauer der Tafel 2 nicht eingehalten wird, ist ein spezieller


Nachweis der tatsächlichen Festigkeitsentwicklung im Bauteil 4
(z. B. durch eine Berechnung der Reife) erforderlich.
2
Anstelle der Werte nach Tafel 2 kann alternativ für die Expo­
sitionsklassen XC2, XC3, XC4 und XF1 die Ermittlung der 0
Nachbehandlungsdauer über die Messung der Frischbeton- 0,6 0,70
Hydratationsgrad

100 w/z
80
=0
,40 0,5 0
temperatur ϑfb zum Einbauzeitpunkt und über die Festigkeits­ 0,30 0
[%]

entwicklung des Betons r erfolgen. Die hiernach erforderliche 60 0,20


Nachbehandlungsdauer ist in Tafel 3 festgelegt. Bei Verwen­ 40
0 10 20 25 30 40
dung von Stahlschalung oder an ungeschalten Oberflächen Anteil der Kapillarporen [Vol.-%]
darf Tafel 3 nur angewendet werden, wenn ein übermäßiges

4
Tafel 4: Arbeitsanweisung/Ausführungskontrolle zur Nachbehandlung von Beton

Zement-Merkblatt Betontechnik Nachbehandlung von Beton


B 8 4.2014 Arbeitsanweisung/Ausführungskontrolle Blatt Nr. …

Bauwerk
Niederlassung/Werk 1)
Bauteil

Baustelle 1)
Bauleiter

Anweisung 2) Kontrolle 2)

  Nachbehandlungsdauer: …..………... Tage 

Lufttemperatur: …..………...°C, Frischbetontemperatur: …..………...°C beim Betoneinbau

Lufttemperatur °C
über 25° 10° bis 25° 5° bis 10° -3° bis 5° unter -3°
Art der Nachbehandlung

 Benetzen (ohne Unterbrechung feuchthalten)



  Abdecken 
  Nachbehandlungsfilm aufsprühen 
 Abdecken bzw. Nachbehandlungsfilm aufsprühen und 
benetzen
 Abdecken bzw. Nachbehandlungsfilm aufsprühen und 
Wärmedämmung

 Abdecken und Wärmedämmung 


Beheizen 1)/Arbeitsplatz umschließen 1)
Lufttemperatur °C
über 25° unter 5° unter -3°
Zusätzliche Maßnahmen

 Stahlschalung vor Sonneneinstrahlung schützen 1)/ 


Holzschalung nässen 1)

 Beton mindestens sieben Tage lang vor Niederschlä­ 


gen schützen

 Ausschalfristen um Anzahl der Tage unter 5 °C 


verlängern

 Betontemperatur wenigstens drei Tage lang auf 10 °C 


halten

 Schutzmaßnahmen gegen starke Niederschläge am frischen und jungen Beton  …..………..……….………..………... 

………………………………………………………………………..………...………..……….......…………..vorhalten

 Benetzen: Rasensprenger 1)/perforierter Schlauch 1)/…………………………………………………………….......……… 

 Abdeckmaterial: Kunststofffolie 1)/Wärmedämmplatten 1)/Dämmmatten 1) 

……………………………………………………………………………………………………………………………..…..

 Zwischenraum zwischen Folie und abgedeckter Fläche …………………..cm 


Zugluft im Zwischenraum (Windkanal) durch Abdichten vermeiden

 Kontrollieren, ob die Nachbehandlungsmittel den technischen Lieferbedingungen entsprechen (Typenmerkblatt) 


 Aufsprühen auf mattfeuchte Fläche 1)/direkt nach dem Ausschalen 1) 
 Kontrollieren, ob überall ein geschlossener Film entstanden ist 

 Bei zusätzlichen Fragen bitte Rücksprache mit …………………………………………………….......………………….. 

1)
Nichtzutreffendes streichen
2)
Zutreffendes ankreuzen
……………………………………………………………………………………...……………..
(Ort) (Tag) (Unterschrift)

5
ausreichenden Wasserangebots an den Zement abhängt, wird halb sollten Abstand haltende Hilfskonstruktionen entweder
deutlich, wie ausschlaggebend die Nachbehandlung für die aus Kunststoffteilen bestehen oder an den Kontaktpunkten
Qualität und Dauerhaftigkeit von Betonoberflächen ist. mit Sichtbetonflächen auf PE-Folie aufsetzen. Obwohl ein
eingeschränkter Luftaustausch gewünscht ist, sollte Zugluft
möglichst nicht auftreten, da sie die Austrocknung der Beton­
 4 Hinweise zur Nachbehandlung von Sichtbeton randzone fördert [9].

Trotz der zuvor dargestellten eindeutigen Regelungen ist die Einhausungen aus PE-Folie sind empfindlich gegen Einflüsse
Nachbehandlung von Bauteilen mit Sichtbetonflächen im Ein­ des laufenden Baubetriebs und gegen Witterungseinflüsse
zelfall schwierig. Nachbehandlungsmaßnahmen wirken natur­ wie Wind oder Starkniederschläge. Sie sind deshalb regelmä­
gemäß über die Bauteilflächen. Sie sollten so ausgewählt wer­ ßig zu prüfen und instand zu halten.
den, dass sie keine unerwünschten Auswirkungen auf das
Erscheinungsbild haben.
 Literatur
An üblichen Innenbauteilen sind die Probleme meist gering,
da solche Bauteile nur einen halben Tag (zwölf Stunden) [1] DIN EN 206-1: Beton – Teil 1: Festlegung, Eigenschaften,
Nachbehandlung erfordern, was durch Abdecken und Belas­ Herstellung und Konformität
sen in der Schalung erreicht wird. [2] DIN 1045-2: Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und
Spann­beton, Teil 2: Beton – Festlegung, Eigenschaften,
Schwieriger ist die Nachbehandlung von Bauteilen mit Sicht­ Her­stellung und Konformität; Anwendungsregeln zu
betonflächen, die frei bewittert sind. Hier gelten üblicherweise DIN EN 206-1
die Expositionsklassen XC4 und XF1, was eine Mindestdauer [3] DIN EN 13670: Ausführung von Tragwerken aus Beton; in
der Nachbehandlung nach Tafel 2 bzw. Tafel 3 erfordert. Den­ Verbindung mit DIN 1045-3: Tragwerke aus Beton, Stahl­
noch bedarf die Nachbehandlung von Sichtbetonbauteilen beton und Spannbeton, Teil 3: Bauausführung – Anwen­
auch für wenige Tage eine sachgerechte Planung und sorgfäl­ dungsregeln zu DIN EN 13670
tige Durchführung. [4] Zement-Taschenbuch. 51. Ausgabe 2008, Verein Deut­
scher Zementwerke (Hrsg.), Verlag Bau+Technik, Düssel­
Da an jungen Sichtbetonflächen jeglicher Kontakt mit flüs­ dorf
sigem Wasser (auch Niederschlagswasser) unbedingt zu ver­ [5] DIN 18331: VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bau­
meiden ist, kommt nur ein Verdunstungsschutz als Nachbe­ leistungen – Teil C: Allgemeine Technische Vertrags­
handlung in Frage, üblicherweise durch Einpacken oder bedingungen für Bauleistungen (ATV) – Betonarbeiten
Einhausen in PE-Folie. Da herablaufendes Schwitzwasser [6] Erläuterung zu den Normen DIN EN 206-1, DIN 1045-2,
(Kondensat) auf das Flächenbild die gleiche störende Wir­ DIN 1045-3, DIN 1045-4 und DIN EN 12620 – Heft 526,
kung haben kann wie etwa weiches Niederschlagswasser, Deutscher Ausschuss für Stahlbeton (Hrsg.), Beuth Ver­
sollte ein geringer Luftaustausch mit der Umgebung erhalten lag, Berlin
bleiben, um übermäßige Kondensatbildung zu vermeiden. [7] TL NBM-StB: Technische Lieferbedingungen für flüssige
Aus dem gleichen Grund darf die Folie nicht direkt an der Beton-Nachbehandlungsmittel, Forschungsgesellschaft
Sichtbetonfläche anliegen, sondern ist mit einigen Zentime­ für Straßen- und Verkehrswesen FGSV, Köln (Hrsg.)
tern Abstand zur Bauteiloberfläche anzubringen. Um diese [8] DIN EN 12390-3: Prüfung von Festbeton, Teil 3: Druckfes­
Abstände abzusichern, werden oft zunächst Hilfskonstrukti­ tigkeit von Probekörpern
onen aus Resthölzern an das Betonteil gebaut, die aber [9] Peck, Bose, Bosold: Technik des Sichtbetons – Prak­
ihrerseits bei direktem Kontakt mit Sichtbetonflächen Ver­
­ tische Hinweise zur Planung und Ausführung glatter Sicht­
färbungen und Flächenabweichungen erzeugen können. Des­ betonflächen, 2007, Verlag Bau+Technik, Düsseldorf

Beratung und Information zu allen Fragen der Betonanwendung

Herausgeber
InformationsZentrum Beton GmbH, Steinhof 39, 40699 Erkrath www.beton.org

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Büro Berlin, Teltower Damm 155, 14167 Berlin, Tel.: 030 3087778-0, berlin@beton.org
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Büro Beckum, Neustraße 1, 59269 Beckum, Tel.: 02521 8730-0, beckum@beton.org
Büro Ostfildern, Gerhard-Koch-Straße 2+4, 73760 Ostfildern, Tel.: 0711 32732-200, ostfildern@beton.org

Verfasser
Dipl.-Ing. Roland Pickhardt, Dipl.-Ing. Wolfgang Schäfer, InformationsZentrum Beton GmbH

Unsere Beratung erfolgt unentgeltlich. Auskünfte, Ratschläge und Hinweise geben wir nach bestem Wissen. Wir haften hierfür – auch für eine
pflichtwidrige Unterlassung – nur bei grobem Verschulden, es sei denn, eine Beratung wird im Einzelfall vom Empfänger unter Hinweis auf
besondere Bedeutung schriftlich erbeten und erteilt. Nr. B 8   4.14

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