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Landtagsklub.

Tirol, den 15. November 2022.

Schriftliche Anfrage:

Süd-Tiroler Schutzhütten, die unter dem Faschismus


nach Persönlichkeiten umbenannt wurden.

Die große Mehrheit der Schutzhütten in Tirol wurden gegen Ende des 19.
Jahrhunderts vom Deutschen und Österreichischen Alpenverein (DÖAV) errichtet
und vielfach nach den örtlichen Sektionen benannt. Mit der Annexion Süd-Tirols
durch Italien und dem Aufkommen der faschistischen Diktatur wurden die nunmehr
auf italienischem Staatsgebiet befindlichen Schutzhütten enteignet und diversen
Sektionen des Club Alpino Italiano (CAI) zugewiesen. Einher mit der Enteignung ging
die Umbenennung der einzelnen Hütten. Dabei ging es stets darum, jeden Bezug
zum ursprünglichen Namen zu beseitigen. Unter anderem griff man dabei auf
italienische Persönlichkeiten zurück, die jedoch zur jeweiligen Schutzhütte und auch
zu (Süd-)Tirol im Allgemeinen überhaupt keinen Bezug hatten. Der Grund, warum
nach der einen oder anderen italienischen Persönlichkeit eine Schutzhütte gerade
umbenannt wurde, ist aus heutiger Sicht nicht ohne Weiteres nachvollziehbar. Sicher
ist, dass die Persönlichkeiten in irgendeiner Weise ins Konzept der faschistischen
Ideologie passen mussten, ohne jedoch dabei zwangsläufig einen faschistischen
Hintergrund zu haben.

Eine faschistische Biographie ist jedoch in einem Fall ganz klar ersichtlich: Die
Dreizinnenhitte, auch: Sepp-Innerkofler-Hütte, wurde unter dem Faschismus in
„Rifugio Antonio Locatelli“ umbenannt. Veranlasst wurde die Umbenennung im Jahr
1936 durch den Vorsitzenden des CAI, Angelo Manaresi. Im selben Jahr beschloss
die Toponomastikkommission der Stadt Bergamo, den Namen Locatelli in die Liste
der „Namen und glorreichen Daten des Faschismus und des siegreichen
Kolonialeinsatzes in Ostafrika“ aufzunehmen („nomi e date gloriose del Fascismo e
della vittoriosa impresa coloniale in Africa Orientale“) und „seinem glorreichen
Namen eine Hauptstraße der Stadt“ zu widmen. Nun stellt sich die Frage: War
Antonio Locatelli ein Faschist? Diese Frage kann klar mit Ja beantwortet werden.
Antonio Locatelli, 1895 in Bergamo geboren, 1936 während einer faschistischen
Luftwaffenexpedition in Lechemti von äthiopischen Truppen erschossen, war Pilot
und Parlamentarier der faschistischen Partei. Für seine militärischen Verdienste,
darunter auch jenes als Luftwaffenpilot in Äthiopien, bekam er insgesamt sechs
Tapferkeitsmedaillen verliehen („medaglie al valore militare“: drei Goldmedaillen,
drei Silbermedaillen).

Süd-Tiroler Freiheit – Freies Bündnis für Tirol


Landtagsklub | Süd-Tiroler Straße Nr. 13 | 39100 Bozen
Telephon +39 0471 981064 | landtag@suedtiroler-freiheit.com
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Vor dem Hintergrund des Dargelegten ergibt sich für die Süd-Tiroler Freiheit folgende
weitere Frage an die Landesregierung:

Auf Grund welcher Verdienste bzw. aus welchen anderen Gründen kommen
folgende italienische Persönlichkeiten in Süd-Tiroler Schutzhütten zu Ehren:

• Alfredo Serristori → „Rifugio Alfredo Serristori“ für die Düsseldorfer Hütte.


• Emilio Comici → „Rifugio Emilio Comici“, dann „Rifugio Zsigmondy-Comici“ für die
Zsigmondyhütte.
• Gino Biasi → „Rifugio Gino Biasi al Bicchiere“ für das Becherhaus.
• Giovanni Porro → „Rifugio Giovanni Porro“ für die Chemnitzer Hütte.
• Nino Corsi → „Rifugio Nino Corsi“ für die Zufallhütte.
• Pio XI → „Rifugio Pio XI alla Palla Bianca“ für die Weißkugelhütte.
• Umberto Canziani → „Rifugio Umberto Canziani“ für die Höchster Hütte.

L.-Abg. Sven Knoll. L.-Abg. Myriam Atz-Tammerle.

Wir bitten um Übermittlung der Antwort an die Adresse: anfragen@suedtiroler-freiheit.com.

Süd-Tiroler Freiheit – Freies Bündnis für Tirol


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