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Mitteilungsblatt der Schützen der Alpenregion
43. Jahrgang • erscheint zweimonatlich • N° 6 | Dezember 2019 • Bozen · Innsbruck · Kronmetz · Kochel am See
1809:
Ein letztesAufbäumenam Küchelberg
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1519:
Max500begeistertin Tirol
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Die endgültige Zerreißungunseres Landes
 von Heinz WieserDer am 10. September 1919 abgeschlossene Friedensvertrag von St. Germain führte zur Zerrei-ßung Tirols. Die offizielle Einverleibung in den italienischen Staatsverband erfolgte erst am 10. Oktober 1920.Der Habsburger Doppelmonarchie und dem Deutschen Kaiserreich wurde die Alleinschuld am Ersten Weltkrieg zugewiesen. Die Siegermächte diktierten die Bedingungen für den Frieden. Von der einstigen Großmacht blieb nur mehr die neue Republik Österreich übrig.Die Möglichkeit einer Angliederung des deutschen Teiles Tirols zwischen Salurn und Brenner an das Königreich Italien schien der betroffenen Bevölkerung im Oktober/November 1918 un- vorstellbar. Allerdings war schon früher vereinzelt die Forderung nach der natürlichen Grenze Italiens an der Hauptwasserscheide der Alpen erhoben worden. Seit Beginn des Jahrhunderts wurde von Ettore Tolomei mit großem Propagandaaufwand und pseudowissenschaftlichen Thesen die ursprüngliche Italianità dieses Gebietes erklärt. Auch wusste man schon vor Kriegs-ende von den Bestimmungen des Londoner Geheimvertrages vom April 1915, der den Italie-nern diese Grenze in Aussicht gestellt hatte. Nur sozialdemokratische Politiker sprachen sich in Italien gegen die Annexion Südtirols aus.
Wie wir die  Autonomie weiter absichern …
darüber macht man sich zur Zeit in Südtirol Gedanken. Unser Landes-hauptmann will sogar die Schutz-machtfunktion Österreichs gestärkt haben. Ich meine, es würde genügen, den Südtirolern eine österreichische Staatsbürgerschaft zu geben. Mehr Schutz geht gar nicht. Die Bande zwischen dem Vaterland und dem  vor 100 Jahre abgetrennten Landes-teil würden um ein Vielfaches enger werden. Südtiroler würden Öster-reich ganz offiziell als ihr Vaterland erleben und sich dafür verwenden. Und umgekehrt würde sich die ös-terreichische Politik viel intensiver mit Südtirol befassen. Viel anderes kommt von allein. Aber jemand muss jetzt den ersten konkreten Schritt setzen ...meint euer LandeskommandantJürgen Wirth-Anderlan
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2019:
Kommandant wechselt im Oberland
 
Aus den
LANDESTEILEN …
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N° 6 | Dezember 2019
Strategische Grenzziehung 
Der von Deutschösterreich beschlossene, dann aber von den Siegermächten verbo-tene Anschluss des neuen Staates an das Deutsche Reich erleichterte die Argumen-tation Italiens, dass man diesem Ansinnen durch natürliche, strategisch vorteilhafte Grenzen begegnen müsse. Bei der Annah-me des Vertrages von Saint Germain durch das Parlament in Wien am 6. September 1919 enthielten sich die Tiroler Abgeordne-ten der Stimme. Feierliche Proklamationen gegen die „unerhörte Vergewaltigung des Landes Tirol“ verhallten ohne Wirkung. Der größere Teil des Kronlandes Tirol mit 14.100 km² und ca. 540.000 Einwohnern fiel an das Königreich Italien.
Zuerst acht Prozent Italiener
Gemäß der Volkszählung von 1921 (!) wohnten im deutschen Teil des südlichen Tirol zwischen Brenner und Salurn acht Prozent Italiener, von denen ein nicht geringer Teil erst nach dem November 1918 in das Land gekommen war. Zugleich lebten hier an die 220.000 Deutsche und 10.000 Ladiner. Weder im Trentino noch im deutschen Südtirol hatte eine Volksabstim-mung über die künftige staatliche Zugehö-rigkeit dieser Gebiete stattgefunden, obwohl diese von den deutschen und ladinischen Südtirolern mit Einschluss der Bewohner des dann zur Provinz Belluno geschlage-nen Cortina d’Ampezzo und Buchenstein  verlangt worden war. In Südtirol wanderten nach 1918 und be-sonders nach 1922 bei Beginn der faschisti-schen Zeit sehr viele Leute aus allen Teilen Italiens zu. Die Italiener aus dem oberita-lienischen Bereich fühlen sich hier schon sehr heimisch. Steiner: „Ich bemerke immer wieder, dass eine unglaubliche Neigung für Tirol vorhanden ist, die sich weiterentwi-ckelt, was eine völlig neue Sache ist. Die Uralt-Irridenta, also die Italianità, und die Abtrennung vom Norden nimmt wirklich sehr stark ab.“
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Die deutschösterreichische Friedensdelegation in Saint Germain, ÖsterreichischeNationalbibliothek
G’sungen und g’spielt – neue App „Tiroler Lieder“
TIROL - Nach dem großartigen Erfolg der drei Auflagen des Liederbuchs bringt der Südtiroler Schützenbund sein Liederbuch digital als Applikation für mobile Geräte heraus. Unter dem Titel „Tiroler Lieder, g’sungen und g’spielt“ werden rund 150 bekannte Lieder aus dem Tiroler- und dem Alpenraum sowie verbreitete deutsche Volkslieder, die zum allgemeinen Kultur-gut unserer Sprachgemeinschaft gehören, gesammelt. Früher gehörte es zur Selbstver-ständlichkeit, dass in der Familie, im Gast-haus, bei Schul- und Vereinsaus-flügen, am Berg, aber auch sonst bei geselligem Beisammensein gesungen wurde – ein Brauch, der in den vergangenen Jahrzehnten fast völlig verschwunden ist. Gerade heute, wo die Kinder und Jugendlichen fast nie mehr im Kindergarten oder in der Schule Volkslieder lernen, ist es be-sonders wichtig, dass diese von Eltern, von Großeltern und in Vereinen vermittelt werden – zu groß ist sonst die Gefahr, dass sie innerhalb einer Generation endgültig aus der lebendigen Volkskultur verschwinden. Eine Auswahl an bekannten ladinischen Liedern rundet die Sammlung ab. Auch in dieser digitalen Auflage sind wieder die in der Faschistenzeit entstandenen Heimatlieder  vorhanden. Da viele von ihnen eher unbe-kannt sind, ist es besonders wichtig, dass sie in dieser Auflage dokumentiert sind.Die Lieder sind alphabetisch angeordnet, zugleich aber in Kategorien nach Themen-gebieten gebündelt. Damit sie relativ leicht gelernt und auch begleitet werden können, sind alle Lieder in Notenschrift und mit den entsprechenden Gitarrenakkorden wieder-gegeben. Eine Volltext-Suche ermöglicht in kürzester Zeit das Auffinden aller ge-wünschten Lieder. Jeder Nutzer hat zudem die Möglichkeit, seine Lieblingslieder und Lieblingskategorien in einer Favoritenlis-te zu sammeln. Die App benötigt keine Internetverbindung. Somit sind alle Lieder  jederzeit und an jedem Ort abrufbar. Der-zeit bietet der Südtiroler Schützenbund die App im Google Playstore an.
App Download
 im Google Playstore: liederapp.schuetzen.com
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Bozen
 von Egon Zemmer
 
Aus den
LANDESTEILEN …
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N° 6 | Dezember 2019
Im
November 1809 –
vor
210 JahrenTiroler Freiheitskampf
(Teil 2)
Bisher weniger bekannte Ereignisse über ein letztes großes Aufbäumen der Tiroler gegen die fremden Besatzer im Jahre 1809 werden nach intensiven Recherchen in einer Chronikaufzeichnung wiedergegeben.
General Rusca hatte den Küchelberg wieder mit einem Bataillon Neapolitanern besetzt. Oberst Boyer stieg mit seiner Kolonne auf die Zenoburg und bemächtigte sich auch für einige Stunden des Schlosses Tirol. Die Franzosen hatten gegen 5.00 Uhr abends noch die ganze Linie vom Schlossgraben über Tirol bis zum Segenbühel stark besetzt. Das Eingreifen eines frischen Grenadier-Regiments zerriss auch noch den Zusam-menhang mit dem rechten Flügel von Peter Thalguter, tagsüber beschäftigt mit General Bertoletti, der die Marlinger Brücke ein-nehmen wollte, um die Verbindung mit den Vinschgauern abzuschneiden. Er fand den Brückenübergang abgetragen und musste  vor dem ununterbrochenen Kugelhagel und wegen großer Verluste vom Vorha-ben absehen. Um diese Zeit kamen die Obervinschgauer vom Gericht Glurns und Mals mit mehreren hundert Mann unter Nutzingers Anführung in Algund an. Der Kommandant der Algunder Schützen Peter Thalguter wollte nun noch einen Versuch wagen, den Feind aus Dorf Tirol und vom Küchelberg zu vertreiben. Gemeinsam mit den Vinschgauer und Algunder Schüt-zen erreichte er um 7.00 Uhr abends den höchsten Punkt im Rücken des Feindes, um von der Höhe herab in das Zentrum des Feindes zu fallen. Dunkelheit, Nässe und Kälte erschwerten das Abfeuern der Gewehre, sodass man den Entschluss fasste, mit umgekehrten Gewehren loszustürmen. Die Masse der Schützen und Bauern kam mit den Passeirern in Haslach in Verbin-dung und stürzte im dichten Haufen über die Franzosen her. Die Feinde wurden getrennt und irrten in kleinen Gruppen im Nebel umher. Eine Menge Franzosen fanden den Tod unter den kräftigen Hieben der Stutzenkolben. Die in Verwirrung geratenen Feinde wurden regelrecht vom Küchelberg herabgeschlagen und fanden erst Sicherheit hinter den Mauern von Me-ran. Auch diese dritte Schlacht der Kämpfe am Küchelberg verlief siegreich. Abends um 7.00 Uhr waren alle Franzosen in Meran zusammengetrieben. Die Passeirer standen  vor dem Passeirertor – die Vinschgauer vor dem Vinschgertor der Stadt. Von unseren
Meran
 von Renato des Dorides
 Aquarell der Schlacht am Küchelberg bei Meran am 16. November 1809 (Schlossmuseum Tirol)

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