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XVI.

Legislaturperiode XVI legislatura

AKTUELLE FRAGESTUNDE INTERROGAZIONI SU TEMI DI


ATTUALITA’

Sitzung Nr. 36 seduta n. 36

vom 26.11.2019 del 26/11/2019

Antwort von Landesrätin Hochgruber Risposta dell'assessore Hochgruber


Kuenzer auf die Anfrage Nr. 27/11bis/2019, Kuenzer all’interrogazione n.
eingebracht von den Abgeordneten Knoll 27/11bis/2019, presentata dai consiglieri
und Atz Tammerle Knoll e Atz Tammerle

HOCHGRUBER KUENZER (Landesrätin für Raumordnung und Landschaftsschutz, Denkmal-


schutz - SVP): Werte Kolleginnen und Kollegen. Es ist in der Tat so, dass Ihre Anfrage in erster Linie an die
Gemeinde zu richten ist. Es hat eine Verlegung des Denkmales auf Antrag der Gemeinde gegeben. Ich
möchte aber trotzdem in Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalpflege versuchen, Ihnen eine Antwort
auf Ihre Fragen zu geben.
Giovanni Ruaz hat die italienische Form "Ruazzi" angenommen, ist 1914 geboren, Sohn eines gleich-
namigen Volkschullehrers in Abtei. Er ist also ein gebürtiger Abteier, hat an der Universität Padua studiert
und war wahrscheinlich Mitglied des "universitario fascista". Nachforschungen haben ergeben, dass er 1935
beim Eroberungsfeldzug gegen Abessinien als Freiwilliger teilnahm. In wie weit Ruazzi dort persönlich an
Kriegsverbrechen beteiligt war müsste allenfalls historisch belegt sein und es müsste eine Recherche ge-
macht werden. Das zur Person.
Punkt 2. Die Bronzebüste ist ein Werk des Grödner Bildhauers Leo Crepaz und wurde am 10. August
1941 eingeweiht bzw. auf dem Platz aufgestellt. Das Denkmal steht heute auf Privatgrund vor dem Gebäu-
de, das am Kirchplatz in einer Ecke mit einem kleinen Zufahrtsweg steht. Das Denkmal ist laut Aussage der
Gemeinde vor ca. 20 Jahren mit Einverständnis der Gemeinde, des Militärs und des privaten Hauseigentü-
mers an den heutigen Standort versetzt worden. Man wolle es nicht entfernen und hat einen öffentlich ein-
sichtigen Platz am Rand des Platzes gesucht. Das Denkmal stand anscheinend jahrelang am Friedhof der
Pfarrkirche.
Zu Punkt 3: Es handelt sich zweifellos um ein sehr schwieriges Denkmal. Der korrekte Umgang wäre
damit, eine Plakette am Denkmal anzubringen, die den historischen Kontext beschreibt so wie es beim Sie-
gesdenkmal und beim Piffrader-Relief beim Finanzgebäude in Bozen gemacht wurde. Die Entfernung und
damit die Löschung ist keine vertretbare Vorgangsweise. Museen sind keine Verbannungsorte für solche
Zeitzeugen. Ich möchte kurz noch hinzufügen, den Vorschlag das Denkmal in ein Museum zu verbannen,
gibt dem Museum einen Anstrich, dann man es nicht besuchen sollte.
Zu Punkt 4: Das Land hat die Gemeinde kontaktiert, die sich gesprächsoffen gezeigt hat, hier eine Lö-
sung evtl. in Form einer Plakette zu finden.
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Punkt 5: Eine Gedenktafel für Merch Dapunt könnte im Einvernehmen mit der Gemeinde und der Er-
mächtigung von Seiten der Landesabteilung angebracht werden, den Textvorschlag hierfür kann das Lan-
desarchiv erarbeiten.
XVI. Legislaturperiode XVI legislatura

AKTUELLE FRAGESTUNDE INTERROGAZIONI SU TEMI DI


ATTUALITÁ

Sitzung Nr. 36 seduta n. 36

vom 26.11.2019 del 26/11/2019

Replik des Abgeordneten Knoll Replica del consigliere Knoll


auf die Antwort von Landesrätin alla risposta dell’assessora Hochgruber
Hochgruber Kuenzer auf die Anfrage Nr. Kuenzer all’interrogazione n.
27/11bis/2019 27/11bis/2019

KNOLL (SÜD-TIROLER FREIHEIT): Frau Landesrätin, das ist wieder ein gutes Beispiel, wie in
Südtirol mit der Geschichte nicht gleich umgegangen wird. Erinnern Sie sich daran, wir hatten in Bozen vor
10 Jahren eine sehr große Diskussion über eine Schule, die den Namen einer deutschsprachigen Südtiroler
Person trug, die in der Zeit des Nationalsozialismus der deutschen Besatzung (ich sage das bewusst) in
Südtirol mitgearbeitet hat, sie ist bestimmt nicht als Kriegsverbrecher bekannt gewesen, aber sie hatte
mitgewirkt. Da gab es keine Diskussion, ob man eine Plakette anbringen soll oder ob man das irgendwie
erklären soll. Da stand man quer durch alle Parteien auf dem Stand, dass das nicht akzeptabel für unsere
Gesellschaft ist. Wir dürfen nicht eine Schule haben, die nach einer Person benannt ist, die sich (in welcher
Form auch immer) am Naziregime beteiligt hat. Wenn es um den Faschismus geht, dann vertritt man genau
die gegenteilige Position. Durchwegs immer, es heißt dann immer, man muss die Geschichte sichtbar
machen, man darf die Geschichte nicht auslöschen. Das ist das Problem. Es geht nicht um das Auslöschen.
Es geht um die Ungleichbehandlung. Es geht nicht, dass man sagt: böser Nationalsozialismus, guter
Faschismus. Das sind beides dieselben Regime auf dem gleich verbrecherischen Regime gewesen. Stellen
wir uns vor, es würde in Südtirol, irgendwo in Pustertal ein Denkmal stehen, von einem Pusterer, der sich
freiwillig an einem Nazifeldzug beteiligt hätte. Würde man dann sagen, wir wollen die Geschichte sichtbar
lassen? Das würde nicht akzeptieren werden und das würde zu Recht beanstandet werden. Deswegen
sagen wir, es geht uns nicht darum, diese Denkmäler zu zerstören, denn Geschichte kann man nicht
zerstören, die ist da, aber sie gehört nicht unreflektiert in die Öffentlichkeit gestellt. Deswegen sind wir der
Meinung, diese Denkmäler gehören in ein Museum. Es ist keine Abwertung für ein Museum, wenn so ein
Denkmal dort steht. Es gehört in ein Museum für Zeitgeschichte und das fehlt uns in Südtirol. Wir haben kein
Museum der Zeitgeschichte, wo dieses Kapitel der Südtiroler Geschichte aufgearbeitet wird, wo genau diese
Aspekte beleuchtet werden können, wo ein solches Denkmal hineingestellt werden könnte, wo man es
erklären könnte, wo man auch ein Mussolini-Relief hineinstellen könnte. Das fehlt einfach. Diese Denkmäler
stehen heute da. Die Plaketten, die angebracht werden, nenne ich politisches Feigenblatt, um zu sagen: wie
bringen eh was an. Letzten Endes aber kann jeder darin sehen was er will. Wer dieses Denkmal des
Faschisten weiterhin verherrlichen will, der ignoriert die Plakette einfach und freut sich, dass das Denkmal
dort weiterhin steht. Genau das sollte nicht sein. Ein Mahnmal und als solches sollte es ja umfunktioniert
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werden, kann nur diejenigen mahnen, die diese Ideologie ansonsten verherrlichen würden und nicht
diejenigen, die sie ohnehin ablehnen. Wenn diese Denkmäler aber in der Öffentlichkeit stehenbleiben, dann
findet diese Funktion als Mahnmal nicht statt. Wir sind deswegen der Meinung, dass diese Denkmäler nicht
zerstört werden sollten, aber sie sollte in einem entsprechenden Kontext in ein Museum gestellt werden.
Dort gehören sie hin und dort können sie entsprechend aufgearbeitet werden. Mit einer einfachen Plakette,
das sieht man auch in Bozen an diversen verschiedenen Relikten, ist es einfach nicht getan.

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