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Elektrische Anlagen

Alternative mit Mehrwert zum Erdungsmessgerät

Erdungsmessung im Zangengriff
Erdungsmessungen in elektrischen Anlagen gehören – je nach Beschaffenheit der Anlage und den äußeren
Umständen – nicht zwingend zu den beliebtesten Tätigkeiten der Elektrofachkraft. Wesentlich einfacher
und schneller lassen sich Erdungsmessungen mittels Erdungsmesszange durchführen.

S
chon allein das übersichtliche Erschei- Setzen sogenannter Hilfserder in gewissen
nungsbild des Messkoffers einer Abständen zueinander notwendig. Das kann
TRMS-Erdungsmesszange lässt die dann problematisch werden, wenn sich in
Vereinfachung der Messmethode mittels der Umgebung des Messobjekts lediglich
Stomzange erahnen (Bild 1). Dennoch bietet versiegelte oder felsige Oberflächen befinden,
eine solche Erdungsmesszange etliche nützli- welche ein Einschlagen der erforderlichen
che Zusatzfunktionen. Die Zange im Bild 1 Erdspieße nicht zulassen.
erlaubt z. B. auch Ableitstrommessungen mit Ersatzweise kann in manchen Fällen dann
Quelle: Benning (alle Bilder)

einer Auflösung von 0,001 mA sowie Strom- nur noch auf die sogenannte Zweileitermes-
messungen, analog zu einer normalen sung, salopp auch »Citymessung« genannt,
Strommesszange, bis zu 35 A. zurückgegriffen werden. Diese erfordert al-
lerdings einen bereits bestehenden und zu-
Erdungsmesszange versus gänglichen Erdungsanschluss mit bekann-
Erdungsmessgerät tem Erdwiderstand. Eine ausreichend lange
Worin bestehen denn aber nun die konkreten elektrische Verbindung zum Messgerät muss
Bild 1: Die Strommesszange »CM E1« von Vorteile einer Erdungsmesszange gegenüber hergestellt und deren elektrischer Widerstand
Benning kommt in einem robusten Transport-
einem herkömmlichen Erdungsmessgerät? kompensiert werden. Steht kein zugänglicher
koffer mit Schultergurt und enthält u. a. Referenz-
widerstandsschleife, Batterie, Bedienungsan- Etablierten Messprinzipien geschuldet, wird oder zuverlässiger Erdanschluss zur Verfü-
leitung und Prüfzertifikat bei Erdungsmessgeräten nämlich meist das gung, so ist eine derartige Messung über-
haupt nicht möglich (Bild 2).
Erdungsmessungen mittels konventioneller
2
Verfahren verursachen oft einen erheblichen
Arbeits- und Zeitaufwand. Wesentlich einfa-
cher und schneller laufen Erdungsmessun-
schwarz

blau
grün

gen mit einer Strommesszange ab (Bild 3).


Deren Messprinzip erfordert nämlich weder
E/ES
ein Auftrennen des zu messenden Erders,
H
noch sind Hilfssonden in Form von Erdspie-
S
PAS
PAS ßen samt einer aufwändigen Leitungsfüh-
rung zum Messgerät nötig.
Rc Rp RE
Betrachtung der Funktionsweise von
Erdschleifenmessungen
Die Funktionsweise der Erdschleifen-
Bild 2: Schema einer herkömmlichen Erdungsmessung unter Verwendung
messung bedingt messgeräteseitig einen rela-
von Hilfserdern
tiv großen technischen Aufwand. Bauform
und vor allem der eigentliche Kopf der
Strommesszange fallen deshalb etwas massi-
ver aus, als man es von gewöhnlichen Strom-
messzangen kennt. Dies liegt daran, dass sich
im Zangenkopf zwei Spulen anstatt nur einer
befinden. Die aktive Spule induziert über ein
magnetisches Wechselfeld eine definierte
Spannung in den Leiter, welche einen
widerstandsabhängigen Strom zur Folge hat.
Die eigentliche Messspule erfasst dann den
Bild 3: Prüfung einer Blitzschutzanlage mit der Bild 4: Messkopf der »CM E1« mit zwei getrenn- Stromfluss, woraus der exakte Erdschleifen-
»CM E«: Erdleiter mit Zange umfassen, Messwert ten Messspulen und einer großen Zangenöffnung widerstand berechnet und als Messwert im
ablesen, fertig von 38 mm Display angezeigt wird (Bild 4 und 5).

24 de 20.2020
Elektrische Anlagen

5 Konstante
Strom
induzierte Wechsel-
Spule spannung
Direkte Messung des
induzierten Stroms, der
indirekt proportional zum
Schleifenwiderstand ist.

Spule zur Messung


des induzierten
Wasserleitung Erde

Stroms
System zur Erde

zu prüfender
Erder 3

Erder 2

Erder 1
22 Ω

18 Ω
15 Ω

10 Ω

15 Ω

15 Ω

Erder
Bild 6: Turnusgemäße Überprüfung der Mess-
Bild 5: Ersatzschaltbild einer Erdschleifenmessung mittels Erdungsmesszange genauigkeit mittels der mitgelieferten Referenz-
widerstandschleife

Genaue Messergebnisse
Hiermit werden ebenso genaue Messergeb-
nisse erzielt wie es bei den bisherigen Mess-
verfahren der Fall ist. Voraussetzung ist le-
diglich, dass mindestens zwei Erdverbindun-
gen vorliegen, weshalb man dieses Messver-
fahren auch Erdschleifenmessung nennt.
Nach oben hingegen ist die Anzahl der exis-
tenten Erdverbindungen prinzipiell nicht be-
grenzt. Das Messergebnis fällt sogar noch präzi-
ser aus, wenn nicht nur eine einzelne Mess-
schleife vorhanden ist. In der Praxis stellt das
sowieso die Regel dar. Sollte in seltenen Fällen Bild 7: Messung des Gesamt-Ableitstroms Bild 8: Integrierter Messwertspeicher und
einmal nur eine einzige Erdverbindung be- in einer Unterverteilung Datenlogger für bis zu 116 Messergebnisse
stehen, so kann man eine direkte Verbindung
zu einem vorhandenen Erder herstellen – Messungen mit Komfort, Vielseitigkeit nicht aufgetrennt werden müssen und daher
z. B. am Hausanschlusskasten. Alternativ und hoher Messsicherheit die elektrische Sicherheit und Funktion der
setzt man hier lediglich einen einzelnen Fehlmessungen sind mit einer Strommess- Anlage stets gewährleistet bleibt.
Hilfserder – einen sogenannten Erdspieß – zange wie der »CM E1« kaum möglich. Das Bei räumlich ausgedehnten Systemen –
und stellt auf diesem Weg ebenso die not- liegt einerseits am Messprinzip und zum an- beispielsweise in PV-Anlagen – müssen zu-
wendige Ersatz-Messschleife her. deren an der vollautomatischen Selbstkali- dem nicht umständlich mehrfach die einzel-
brierung, welche die Messzange nach jedem nen Hilfserder umgesetzt werden, was die
Mehrfach geerdetes Erdungssystem Einschalten durchführt. Zudem erkennt die Messungen insgesamt sehr beschleunigt. Der
Ob ein mehrfach geerdetes Erdungssystem vor- CM E1 nicht korrekt geschlossene Kontakt- Zeit- und Arbeitsaufwand reduziert sich bei
liegt oder nicht, ist übrigens leicht erkennbar: flächen der Messzange. Evtl. vorhandene ex- Verwendung einer Erdungsmesszange er-
Zeigt die Erdungsmesszange ein »OL« statt eines terne Störsignale, welche die Messung beein- heblich. Aufgrund der hohen Auflösung und
Messwerts im Display an, so liegt der Messwert trächtigen könnten, erkennt die Stommess- Genauigkeit der Strommesszange »CM E1«
oberhalb von 1 500 Ω. Hier hat man es dann ent- zange und gibt eine Warnmeldung aus. Die könnte die relativ kostenintensive Anschaf-
weder mit nur einem einzigen Erder zu tun, oder korrekte Funktion und Messgenauigkeit fung einer separaten Leckstromzange in vie-
aber der zu prüfende Erdungsanschluss ist de- kann der Anwender selbst mittels Referenz- len Fällen unnötig werden. Die Lastrom-
fekt. Letzteres liegt nahe, wenn der Messwert auf- widerstandsschleife überprüfen (Bild 6). Messfunktion, mit welcher AC-Lastströme bis
fällig hoch ausfällt und signifikant von den je- Zur Messung von Ableit- und Lastströmen 35 A gemessen werden können, kann wo-
weils zulässigen Werten abweicht. stehen insgesamt sechs Messbereiche von möglich auch eine separate AC-Strommess-
0,3 mA bis 35 A mit automatischer Bereichs- zange ersetzen. Da durchgängig das True-
Defekte Erder aufspüren wahl zur Verfügung. Die Auflösung reicht RMS-Messverfahren Anwendung findet,
Die Fehlersuche nach defekten Erdern wird dabei von 0,001 mA bis 10 mA, was bereits an können auch nicht sinusförmige Ströme ex-
durch die Erdschleifenmessung erheblich das Niveau jeweils spezialisierter Stromzan- akt erfasst werden.
vereinfacht. Parallel liegende Erdanschlüsse gen heranreicht (Bild 7 und 8).
können hier nämlich keine scheinbar intakte
Erdung vortäuschen. Ein defekter oder die Fazit Autor:
Grenzwerte überschreitender Erder wird so- Erdungsmessungen laufen gefahrlos für Prü- Robert Braun
fort als »schlecht« erkannt. fer und Anlage ab, da die zu prüfenden Erder Technikjournalist, Zolling

www.elektro.net
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