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Thermodynamik I/II (SS 2022)

Diese Übung wird ab dem 20. Juni 2022 besprochen. (Ver. 1.0)

Übung 9
Kreisprozesse
Aufgabe 1
Das Schaltschema zeigt ein Heizkraftwerk (HKW). Um einen Frischdampfmassenstrom von ṁ =
51 kgs mit einer Temperatur t1 = 500 ◦C bei p1 = 50 bar zu erzeugen, wird dem Kessel der Wärme-
strom Q̇K zugeführt. In der nachgeschalteten zweistufigen Turbine wird ein Anzapfstrom ṁA = 40 kgs
bei p6 = 5 bar nach der Hochdruckstufe entnommen. Der restliche Dampf wird auf p2 = 0,05 bar
weiter entspannt. Die isentropen Turbinenwirkungsgrade betragen in der Hoch- und Niederdruckstu-
fe ηST,HD = 0,9038 und ηST,ND = 0,8695. Der Anzapfmassenstrom dient der Fernwärmeerzeugung
und der Vorwärmung des Speisewassers. Nach Verlassen des isobaren und nach außen adiabaten Vor-
wärmers ist der Anzapfdampf gerade vollständig kondensiert. Er wird auf den Druck p9 = 0,05 bar
weiter entspannt und dem Strom vom Zustand 2 zugemischt. Im Kondensator erfolgt eine gerade
vollständige Kondensation des gesamten Massenstromes. Das Speisewasser wird in der adiabat und
reibungsfrei arbeitenden Pumpe auf p4 = 50 bar komprimiert und im Vorwärmer auf t5 = 38 ◦C
erwärmt.

m
1

Kessel m
6
mA
Fernwärme
5

mA 2

7 Mischer

Kondensator

Vorwärmer

Pumpe
8
4 3
mA

Abbildung 1: Schaltbild des Heizkraftwerks


Thermodynamik I/II SS 2022 Übung 9 (Ver. 1.0) 2

a) Berechnen Sie den exergetischen Wirkungsgrad ζ des Heizkraftprozesses (tu = 15 ◦C)

b)∗ Berechnen Sie den exergetischen Wirkungsgrad ζe dieses Prozesses ohne Fernwärmeerzeugung,
wenn bis auf den Zustandspunkt 7 alle Zustandspunkte sowie der Gesamtmassenstrom ṁ er-
halten bleiben.

Annahmen:

• Zur Bestimmung der Pumpleistungen soll flüssiges Wasser als ideale Flüssigkeit mit v if =
3
0,001 mkg angenommen werden!

• Turbine, Pumpe und die Drossel sind als adiabat zu betrachten.

• Alle Anlagenteile bis auf Pumpe, Turbine und Drossel arbeiten isobar.

• Die Pumpe wird mit in der Dampfturbine erzeugtem elektrischen Strom betrieben.

Hinweis: Normalerweise wird bei der Berechnung des exergetischen Wirkungsgrades eines Kraft-
werks die Exergie des Brennstoffs und nicht die Exergie des Wärmestroms, die im Kreisprozess bei
der Temperatur Tm aufgenommen wird, herangezogen. In dieser Aufgabe wird davon abgewichen,
weil das Thema Verbrennung in der Vorlesung noch nicht behandelt wurde. Diese Abweichung führt
zu einem unrealistisch hohen exergetischen Wirkungsgrad!
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Aufgabe 2
In einem geschlossenen Gasturbinenprozess eines Kernkraftwerkes wird Helium als Arbeitsfluid be-
nutzt. Das Helium ändert dabei in einer Folge von stationären Fließprozessen seinen Zustand:

1→2 polytrope adiabate Kompression im 1. Verdichter von p1 = 24 bar, T1 =


300 K auf p2 = 41 bar, T2 = 385 K,
2→3 isobare Wärmeabfuhr im Zwischenkühler auf T3 = 300 K,

3→4 polytrope adiabate Kompression im 2. Verdichter auf p4 = 70 bar, T4 =


385 K,
4→5 isobare Wärmezufuhr im Reaktor auf T5 = 1130 K,

5→6 polytrope adiabate Expansion in der Turbine auf p6 = p1 = 24 bar, T6 =


770 K,
6→1 isobare Wärmeabfuhr im Kühler auf T1 = 300 K.

a) Stellen Sie den Prozess im p,v- und T ,s-Diagramm dar.

b) Bestimmen Sie die Polytropenexponenten nV1 , nV2 und nT für die Kompressions- und Expan-
sionsvorgänge.

c) Berechnen Sie wie groß die in den Teilprozessen übertragenen spez. Wärmemengen q12 , q23 ,
q34 , q45 , q56 , q61 sind.

d) Bestimmen Sie die spez. Arbeit (wV )t , welche der aus den zwei Verdichtern bestehende Kom-
pressor benötigt.

e) Berechnen Sie die spez. Arbeit (w56 )t , welche die Turbine abgibt, und welche spez. Arbeit
(wNutz )t die Gesamtanlage abgibt.

f) Bestimmen Sie den thermischen Wirkungsgrad des Kreisprozesses ηth und vergleichen Sie ihn
mit dem Carnot-Wirkungsgrad (unter Vernachlässigung der Wärmeabgabe im Zwischenküh-
ler).

g) Berechnen Sie die polytropen und die isentropen Verdichter- und Turbinenwirkungsgrade ηPV12 ,
ηPV34 , ηPT56 , ηSV12 , ηSV34 und ηST56 .

h) Berechnen Sie für alle Strömungsmaschinen die reversible Arbeit (w12 )rev rev rev
t , (w34 )t , (w56 )t
und die Dissipation ϕV12 , ϕV34 und ϕV56 des polytropen Vergleichsprozesses.

Annahmen:

• Änderungen der kinetischen und potenziellen Energien sind zu vernachlässigen.

• Helium ist in dem betrachteten Zustandsbereich als ideales Gas mit konstanter Wärmekapazität
zu behandeln (cig kJ kg
p,He = 5,18 kg K ,MHe = 4 kmol ).
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Aufgabe 3
Es ist geplant, ein Einfamilienhaus mit einer Wärmepumpe zu beheizen. Eine Wärmebedarfsrech-
nung liefert eine erforderliche Heizleistung von Q̇23 = 12 kW. Als Arbeitsmedium wird das ozon-
unschädliche Kältemittel R134a (CF3 CH2 F) gewählt. Die Außenluft dient als Wärmequelle. Es soll
der nachstehend beschriebene reversible Vergleichsprozess für den Betriebspunkt des kältesten Tages
betrachtet werden:
1 → 2 reversibel-adiabate Kompression auf p2 = 11,5 bar
2 → 3 isobare Wärmeabgabe bis zur siedenden Flüssigkeit
3 → 4 reversible Entspannung in einer adiabaten Turbine auf
p4 = p1 = 1,65 bar
4 → 1 isobare Wärmezufuhr bis zum gerade gesättigten Dampf
Der Verdichter wird dabei direkt, aber nicht ausschließlich, von der Turbine angetrieben.

a) Skizzieren Sie das Anlagenschema der Wärmepumpe und kennzeichnen Sie darin die jeweili-
gen Zustandspunkte. Tragen Sie den Kreisprozess in ein h,s-Diagramm ein.
b) Bestimmen Sie den benötigten Massenstrom ṁ des Kältemittels, wenn die angegebene Heiz-
leistung erreicht werden soll.
c) Berechnen Sie wie groß die erforderliche Antriebsleistung Pt,V des Verdichter ist und bestim-
men Sie den aus der Umgebung aufzunehmenden Wärmestrom Q̇zu .
d) Ermitteln Sie die Leistungszahl εrev der Wärmepumpe für den reversiblen Vergleichsprozess.

Bei der realen Wärmepumpe wird zur Absenkung des Druckniveaus keine Turbine, sondern eine
adiabate Drossel eingesetzt. Ferner arbeitet der Verdichter in einer realen Anlage nicht reversibel.
Sein isentroper Wirkungsgrad wird mit ηSV = 0,8 angegeben.

e)∗ Tragen Sie den realen Kreisprozess in das h,s-Diagramm ein. Die Zustandspunkte 1 und 3
sowie die Druckniveaus bleiben unverändert.
f)∗ Bestimmen Sie die erforderliche Antriebsleistung des Verdichters Pt,V
real
und den aus der Um-
gebung aufzunehmenden Wärmestrom.
g)∗ Berechnen Sie die Leistungszahl der realen Wärmepumpe im betrachteten Betriebspunkt.

Stoffdaten für R134a – Siede- und Taulinie


0 00 0 00
t [◦C] p [MPa] h [ kg kJ
] h [ kgkJ
] s [ kgkJK ] s [ kgkJK ]
-14,84 0,165 180,34 389,72 0,9264 1,7370
44,67 1,150 263,43 421,39 1,2124 1,7094

Stoffdaten für R134a – Überhitzter Dampf bei p = 1,15 MPa


t [◦C] kJ
h [ kg ] s [ kgkJK ]
45 421,78 1,7106
50 427,59 1,7287
55 433,23 1,7460
60 438,75 1,7627
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Kurzlösung Übung 9

Aufgabe 1
a) Leistung der Hochdruckstufe: Pt,HD = 28,4 MW
Leistung der Niederdruckstufe: Pt,ND = 6,798 MW
Leistung der Speisewasserpumpe: Pt,SP = 254,7 kW
Exergie des Fernwärmestroms: ĖQFW = 28,71 MW
Exergie der dem Kessel zugeführten Wärme: ĖQK = 72,24 MW

⇒ ζ = 88,11 %

b) ohne Fernwärmeerzeugung:

ζe = 82,18 %

Aufgabe 2
a) p,v-Diagramm und T ,s-Diagramm sind in der Musterlösung zu finden.

b) nV1 = 1,872, nV2 = 1,874, nT = 1,558


kJ kJ kJ
c) q12 = q34 = q56 = 0, q23 = 440,3 kg , q45 = 3859 kg , q61 = 2435 kg
kJ
d) (wV )t = 880,6 kg
kJ kJ
e) (w56 )t = 1865 kg , (wNutz )t = 984,2 kg

f) ηth = 0,2551
ηC = 0,2794

g) ηPV12 = 0,8613, ηPV34 = 0,8606, ηPT56 = 0,893,


ηSV12 = 0,8458, ηSV34 = 0,8447, ηST56 = 0,9125

h) (w12 )rev
t
kJ
= 379,2 kg , (w34 )rev
t = 378,9 kgkJ
, (w56 )rev
t
kJ
= 2088 kg
kJ kJ kJ
ϕV12 = 61,1 kg , ϕV34 = 61,4 kg , ϕT56 = 223 kg

Aufgabe 3
a) Skizze und h,s-Diagramm sind in der Musterlösung zu finden!

b) ṁ = 0,07191 kgs

c) PtV = 2,918 kW Q̇zu = 9,745 kW

d) εrev = 5,317

e) Skizze und h,s-Diagramm sind in der Musterlösung zu finden!


Thermodynamik I/II SS 2022 Übung 9 (Ver. 1.0) 6

real
f) PtV = 3,437 kW Q̇real
zu = 8,564 kW

g) εreal = 3,491

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