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28.Öst.

Physikolympiade 2009
Bundeswettbewerb II, Wels
Experiment aus Wärmelehre
„HEATPIPES“
In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts stellte sich für die Weltraumfahrt
ein thermisches Problem. Raumfahrzeuge wurden auf der Sonnenseite zu heiß,
auf der Schattenseite zu kalt. Durch die Konstruktion von Heatpipes (HP) oder
Wärmerohren konnte dieses Problem im Wesentlichen gelöst werden.
Heute werden HP in extrem flachen Notebooks zur Wärmeabfuhr verwendet.
Die Stützsäulen der chinesischen Tibet-Bahn sind ebenfalls HP, die die
Bodenwärme an die Luft abführen, aus Stabilitätsgründen.

Zum vorliegenden Experiment:

In der HP befindet sich Wasser unter einem geringen Druck. Bei Erwärmung
verdampft das Wasser und transportiert die Wärme an das kühle Ende der HP.
Hier kondensiert der Wasserdampf. Das kondensierte Wasser fließt über ein
Kapillarsystem im Rohr wieder zurück. Dampf und flüssige Phase können als
vollständig getrennt betrachtet werden.

Die vorliegende HP steckt in 2 identischen Aluminiumkörpern. Auf der


einen Seite wird mit Wasserdampf aufgeheizt. Die Temperatur der
Alukörper kann mit Thermometern gemessen werden.

ACHTUNG: Verbrühungsgefahr !!!

Aufgaben:
1) Aufnahme der Aufheizkurven der beiden Alukörper ( als Funktion der
Zeit)
2) Bestimmung der minimalen Arbeitstemperatur der HP
3) Bestimmung des „Wirkungsgrades“ der HP
4) Berechnung des möglichen Energietransportes bei der minimalen
Arbeitstemperatur

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Hinweise und Tabellen:
a) Maße des „Dampfstromquerschnitts“: 1mm x 4 mm
b) Abschätzung der Dampfgeschwindigkeit: pV=1/3mv²
c) da in unserer einfachen Betrachtung keinerlei Reibungseffekte
berücksichtigt werden, empfiehlt es sich, die transportierte Leistung um
einen Faktor 10 zu erniedrigen.
d) die Temperatur im aufheizenden Alukörper sollte 90° möglichst nicht
überschreiten. Heizhaube auf Stufe I reduzieren !
e) Siedepunktkurve von Wasser

f) Verdampfungsenthalpie für Wasser

T in Grad Celsius V-Enthalpie in kJ/Mol

0 45,054
25 43,990
40 43,350
60 42,482
80 41,585

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Lösungsvorschlag
1) Die Aufheizung beginnt, wenn das Thermometer auf der heißen Seite eine
Veränderung zeigt. Mit leichter Zeitverschiebung entstehen zwei, fast identische
Kurven.

T-Kurve Heatpipe

100,0

90,0

80,0

70,0

60,0
T in °C

T_in
50,0
T_aus
40,0

30,0
2)20,0Das Wärmerohr beginnt bei ca. 30°C zu arbeiten ( laut Datenblatt) gemessen
wurden hier ca. 32°C, wobei die Thermometergenauigkeit in der Größenordnung
von
10,0 0,5°C liegt.
Aus0,0 der Siedekurve kann man einen zugehörigen Druck von ca. 40 mbar
ablesen.
0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0
3) Der Wirkungsgrad soll hier nur grob abgeschätzt
Zeit in Minuten
werden.
Die Alukörper sind identisch.

∆Q = cm∆T
Die Aufheizzeiten bis in den Temperatursättigungsbereich sind ungefähr gleich.
Die thermischen Verluste können ebenfalls als gleich angenommen werden.
cm∆Taus ∆Taus 66,3
Definition: η = = = = 0,947
cm∆Tein ∆Tein 70
Es ergibt sich ein Wirkungsgrad von mehr als 90%

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4) Der Wärmestrom j ( W/m²) durch die HP ergibt sich zu: j = nv q
n……Teilchendichte im Rohr
v ….. mittlere Teilchengeschwindigkeit
q…… spezifische Verdampfungsenthalpie pro Teilchen

Die Querschnittsfläche des „Dampfbereiches“ beträgt 1x4 mm= 4.10-6 m²


Î transportierte Leistung P=j.4.10-6 W

Berechnung der Teilchendichte im Rohr:


pV=nmolRT
40.10-3.105.V=nmol.8,31.303
nmol Mol Teilchen
n= = 1,5886 3 = 6,022.10 23.1,5886 = 9,56.10 23 ≈ 10 24
V m m3
Berechnung einer mittleren Molekülgeschwindigkeit:
1 2
pV = mv
3
1 2
p= ρv
3
N kg
ρ = M molekül = M molekül n = 18 ⋅ 1,67 ⋅ 10 − 27 ⋅ 10 24 = 3 ⋅ 10 − 2 3
V m
Der Druck ist mit 40 mbar bereits bekannt. Daraus ergibt sich eine mittlere
Molekülgeschwindigkeit von ca. 630 m/s

Berechnung der spezifischen Verdampfungsenthalpie:


Die Verdampfungsenthalpie ergibt sich aus der Tabelle zu 43,7 kJ/Mol
43,7 ⋅ 10 3
q= = 7,26 ⋅ 10 − 20 J / Molekül
6,022 ⋅ 10 23

W W
Wärmestrom: j = 10 24 ⋅ 630 ⋅ 7,26 ⋅ 10 − 20 2
= 4,57 ⋅ 10 7 2
m m
P = j ⋅ A = 182,8 Watt
Korrektur um einen Faktor 10 :Î P ca. 18 Watt
(laut Datenblatt werden 15 Watt garantiert)

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