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Technische Thermodynamik I Sommersemester 2019 Musterlösung Hörsaalübung 5

Lösung zu Aufgabe CI.16


Konzepte:
• 1. Hauptsatz der Thermodynamik, offenes System

• Kalorische Zustandsgleichung und Zustandsänderungen

a) Gegeben:

• adiabate Verdichtung in einem Kompressor von p1 = 1 bar, T1 = 300 K auf p2 =


10 bar (s. Grafik)
• ideales Gas mit spez. Wärmekapazität cv = 830 J/(kg K) und Gaskonstante R =
300 J/(kg K)
• reversible Zustandsänderungen

1 2

dq = 0 wt12

Der Isentropenexponent berechnet sich wie folgt:


cp
κ= = 1,36
cv
mit

cp = R + cv = 1130 J/(kg K).

b) Die spezifische Arbeit wt12 , die dem Gas zur Verdichtung zugeführt werden muss, berechnet
sich aus dem ersten Hauptsatz für unbewegte offene Systeme mit auf die Masse bezogene
Größen. Die Zustandsänderung ist adiabat (q12 = 0), sodass aus dem 1. HS folgt:

q12 + wt12 = h2 − h1
perf. G.
⇒ wt12 = cp (T2 − T1 ) = 284,60 kJ/kg

mit
  κ−1
p2 κ
T2 = T1 = 551,86 K
p1

für eine adiabate Zustandsänderung.

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c) Alternativ wird eine zweistufige Kompression mit Zwischenkühlung betrachtet (s. Abb.).
Gegeben:
• adiabate Verdichtung im ersten Kompressor von p1 = 1 bar, T1 = 300 K auf p20 =
3 bar
• isobare Wärmeabfuhr auf T3 = 300 K
• adiabate Verdichtung im zweiten Kompressor von p3 = p20 = 3 bar auf p4 = 10 bar

1 2’ 3 4

wt120 q20 3 wt34

Die einzelnen Anteile lassen sich jeweils mit dem 1. Hauptsatz zwischen Eingang und Aus-
gang der Komponente (Verdichter bzw. Wärmeübertrager) bestimmen. Änderungen der po-
tenziellen und kinetischen Energien werden vernachlässigt.
• 1. Verdichter: Die übertragene Wärme ist null, da der Verdichter adiabat ist.

wt120 + q120 = h20 − h1


perf. G.
⇒ wt120 = cp (T20 − T1 ) = 114,41 kJ/kg

Die Temperatur T20 wird mit der Gleichung für eine adiabate Zustandänderung berech-
net:
  κ−1
p20 κ
T20 = T1 = 401,25 K.
p1
• Wärmeübertrager: Die technische Arbeit während der Zwischenkühlung ist Null, im
Wärmeübertrager kein Verdichter, Turbine oder ähnliches vorhanden ist.

wt20 3 + q20 3 = h3 − h20


perf. G.
⇒ q20 3 = cp (T3 − T20 ) = −114,41 kJ/kg

• 2. Verdichter: Auch hier ist die übertragene Wärme null, weil der Verdichter adiabat
sein soll.

wt34 + q34 = h4 − h3
perf. G.
⇒ wt34 = cp (T4 − T3 ) = 127,24 kJ/kg

Die Temperatur T4 wird dafür mit der Gleichung für eine adiabate Zustandänderung
berechnet:
  κ−1
p4 κ
T4 = T3 = 412,60 K
p3

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Die spezifische technische Arbeit ergibt sich aus der Summe der einzelnen Zustandsände-
rungen:

wt14 = wt120 + wt20 3 + wt34


= wt120 + wt34
= 241,65 kJ/kg.

Sowohl die einzelnen Anteile als auch das Gesamtergebnis müssen positiv sein, da techni-
sche Arbeit von den Verdichtern an das Fluid gegeben wird.
Die während des gesamten Prozesses übertragene spezifische Wärme wird ebenso aus der
Summe der einzelnen übertragenen spezifischen Wärmen berechnet:

q14 = q120 + q20 3 + q34


= q20 3
= −114,41 kJ/kg.

Das Ergebnis ist negativ, da Wärme aus dem System abgeführt wird.
Für eine zweistufige Kompression muss also ca. 15 % weniger technische Arbeit aufge-
wendet werden als für eine einstufige ohne Zwischenkühlung. Dies wird in Aufgabenteil
d) in dem p, V -Diagramm verdeutlicht.

d) Im folgenden p, v-Diagramm sind die Zustandsänderungen der einstufigen und der zweistu-
figen Verdichtung mit Zwischenkühlung dargestellt.

p
4 2
p2 = p4

wt12
ise

ise
ntr

ntr
op

op

3 2’
p20 = p3
wt120 + wt34

ise
ntr
op
1
p1
wV20 3
v

R
Die Flächen der Integrale v dp veranschaulichen die spezifische technischen Arbeiten, die
während der Prozesse übertragen werden müssen. EsR 2 wird deutlich,
R4 dass die Fläche bei der
zweistufigen Verdichtung geringer ist (nämlich um 20 v dp − 3 v dp) als bei der einstufigen

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Verdichtung. Damit kann der gleiche Enddruck durch weniger Arbeitsaufwand erreicht wer-
den.
Durch die isobare Zwischenkühlung (2’-3) wird das Volumen ohne Zufuhr von Arbeit ver-
ringert, sodass anschließend weniger technische Arbeit für die weitere Kompression not-
wendig ist. Der geringe Arbeitsaufwand muss allerdings mit dem erhöhten technischen Auf-
wand (zusätzlicher Kompressor und Wärmeübetrager) abgewogen werden (siehe Abb. aus
den Aufgabenteilen a) und c)).
R
Die Fläche − p dv ist die spezifische Volumenänderungsarbeit. Während der Zustandsän-
derung von 2’ nach 3 wird keine spezifische technische Arbeit, jedoch spezifische Volumen-
änderungsarbeit zur Verringerung des Volumens geleistet:
Z 3
p=const.
wV20 3 = − p dv = p20 (v3 − v20 ) = 30,375 kJ/kg.
20

Die spezifischen Volumen berechnen sich aus der thermischen Zustandsgleichung des idea-
len Gases.
Nach dem 1. HS gilt:

q20 3 + wt20 3 = h20 3


⇒ q20 3 = h20 3
⇒ q20 3 + wV20 3 = u20 3 ,

denn dh = du + p dv + v dp und dwV = −p dv sowie v dp = 0.


Die spezifische innere Energie wird mithilfe der kalorischen Zustandsgleichung für ein per-
fektes Gas berechnet.

u20 3 = cv (T3 − T20 ) = −84,0375 kJ/kg

Damit ergibt sich für die übertragene spezifische Wärme:

q20 3 = u20 3 − wV20 3 = −114,41 kJ/kg (vgl. oben).

Dies ist eine andere Möglichkeit zur Berechnung der Wärme.

e) Die spezifische Wärmekapazität ist in der Realität von der Temperatur abhängig. Sie wird
nur näherungsweise als konstant angenommen (perfektes Gas). Hier soll eine von der Tem-
peratur lineare Abhängigkeit angenommen werden und die technische Arbeit für die einstu-
fige Verdichtung berechnet werden:

c∗v = A + B T.

Der Enddruck ist dabei gleich p2∗ = p2 , jedoch die Temperatur ändert sich.
Da durch die Temperaturabhängigkeit von c∗v der Isentropenexponent κ∗ auch temperaturab-
hängig ist, kann die Gleichung
  κ∗κ−1

T2∗ p2
=
T1 p1

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nicht verwendet werden. Der Herleitung im Skript dieser Gleichung folgt man bis zur Glei-
chung

c∗v dT = −p dv

Nun folgen die Schritte


RT
⇔ (A + BT ) dT = − dv
v
A + BT R
⇔ dT = − dv
T v
Z T 2∗ Z v 2∗
A + BT R
⇔ dT = − dv
T1 T v1 v
Z T 2∗ Z v 2∗
A R
⇔ + B dT = − dv
T1 T v1 v

Die Integration liefert


   ∗
T2∗ v
A ln + B(T2∗ − T1 ) + R ln 2 = 0.
T1 v1
Mit dem idealen Gasgesetz
v2∗ p1 T2∗
=
v1 p2 T1
folgt
   
T2∗ p1
(A + R) ln + B(T2∗ − T1 ) + R ln = 0. (1)
T1 p2
Daraufhin wird eine Iteration durchgeführt, indem ein Startwert gewählt wird (hier der Wert
für konstante Wärmekapazität T2∗ = 551,86 K) und dieser Wert in Gleichung (1) eingesetzt
wird. Da versucht wird, einen Wert zu finden, der diese Gleichung zu null werden lässt, wird
T2∗ bei positivem Fehler verringert und bei negativem vergrößert. Diesen Vorgang führt man
so lange durch, bis eine selbst gesetzte Genauigkeit erreicht wird. So erhält man folgende
Tabelle:
T2∗ in K Fehler in J/(kg K)
551,86 4,874
550,00 0,9739
549,00 -1,128
549,50 -0,07660
549,53 -0,01355
549,54 0,007471
Auf zwei Nachkommastellen genau beträgt die Temperatur somit T2∗ = 549,54 K.
Mit der Temperatur kann nun die spezifische technische Arbeit berechnet werden. Zunächst
wird wieder der erste Hauptsatz herangezogen:

q12∗ + wt12∗ = h2∗ − h1

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Der Prozess ist adiabat und das Gas ist kein perfektes Gas, da die spezifische Wärmekapazität
von der Temperatur abhängt. So folgt
Z 2∗
wt12∗ = c∗p dT
1
Z 2∗
= (R + A + B T ) dT
1
1
= (R + A) (T2∗ − T1 ) + B (T22∗ − T12 )
2
= 285,09 kJ/(kg K).

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