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Inhalt der Präsentation

Teil 1 Rostfreier Edelstahl

Teil 2 Werkstoffprüfung

Teil 3 Produktionsmöglichkeiten

Teil 4 Anwendungsbeispiele

2
Teil 1

Rostfreier Edelstahl

Grundlagen

Was bedeutet „rostfrei“?

Rostfreie Stahlsorten

Korrosionsbeständigkeit

3
1. Rostfreier Edelstahl: Die Kristallgitter in Abhängigkeit von der Temperatur

Flüssige Phase: Die


Atome sind unge-
ordnet.

Ferrit: kubisch -
raumzentriertes
Gitter

Ferrit: kubisch -
flächenzentriertes
Gitter

Ferrit: kubisch -
raumzentriertes
Gitter

4
1. Rostfreier Edelstahl: Metallgitter

krz – Gitter
Packungsdichte: 68 %
Anzahl der Gleitsysteme: 8
Metalle z.B.: α – Fe, β –Ti, Cr,
Mo, W, V

kfz – Gitter
Packungsdichte: 74 %
Anzahl der Gleitsysteme: 12
Metalle z.B.: γ – Fe, Al, Cu, Ni,
Au, Ag, Pt, Pb

hdp – Gitter
Packungsdichte: 74 %
Anzahl der Gleitsysteme: 3
Metalle z.B.: α – Ti, Zn, Mg, Be

5
1. Rostfreier Edelstahl: Mischkristallbildung

6
1. Rostfreier Edelstahl: Mischkristallbildung

In beiden Fällen kommt es zu einer Störung des regelmäßig aufgebauten Kristallgitters.

Durch die Störungen wird unter anderem das Umwandlungsverhalten der Legierungen bestimmt
(u.a. Diffusionsbehinderung).

Da die Verzerrung des Gitters mit steigender Konzentration zunimmt, ist die Zahl der Fremdatome, die in
Form eines homogenen Mischkristalls ins Gitter eingebaut werden können, begrenzt.

7
1. Rostfreier Edelstahl: Aufbau eines Gefüges

8
1. Rostfreier Edelstahl: Abkühlkurven
Reines Metall Metalllegierung

9
1. Rostfreier Edelstahl: Seigerungen - Ungleichgewicht

Bei der technischen Abkühlung kommt es aufgrund von


Diffusionsbehinderung zu Konzentrationsunterschieden
innerhalb eines wachsenden Kristalls (Kristallseigerung).

Diese ist umso ausgeprägter:

- je höher die Abkühlgeschwindigkeit,

- je kleiner die Diffusionsgeschwindigkeit der beteiligten


Elemente,
- je ausgedehnter das Erstarrungsintervall.

Kristallseigerungen lassen sich teilweise durch


Diffusionsglühen ausgleichen.

10
1. Rostfreier Edelstahl: Abkühlung

11
1. Rostfreier Edelstahl: Kohlenstoff im -MK gelöst

12
1. Rostfreier Edelstahl: C als Fe3C abgebunden

13
1. Rostfreier Edelstahl: Grundlagen: Eisenkohlenstoff-Diagramm (metastabil)

Ferrit

0,02 %

14
Teil 1

Rostfreier Edelstahl

Grundlagen

Was bedeutet „rostfrei“?

Rostfreie Stahlsorten

Korrosionsbeständigkeit

23
1. Rostfreier Edelstahl: Was bedeutet „rostfrei“?

Chrom
Ein Stahl wird als „rostfrei“ bezeichnet, wenn:

 Chrom : > 10,5%


 Kohlenstoff : < 1,2%
 Eisen : übriger Anteil

Zur Einstellung der technologischen Eigenschaften


werden weitere Elemente hinzugefügt, wie beispielsweise:

 Nickel
 Molybdän
 Titan
 Niob
 Kupfer
 Stickstoff Kohlenstoff
 etc. Eisen

24
1. Rostfreier Edelstahl: Wissenswertes über Legierungselemente im Stahl

Bei den Legierungselementen ist grundsätzlich zu unterscheiden, ob sie Karbid-, Austenit-, oder Ferritbildner
sind bzw. zu welchem Zweck sie dem Stahl zulegiert werden.

Jedes einzelne Element verleiht dem Stahl je nach Anteil bestimmte spezifische Eigenschaften. Bei Anwesenheit
mehrerer Elemente kann die Wirkung gesteigert werden. Es gibt auch Legierungsvarianten, bei denen die
Einzelelemente bezüglich eines bestimmten Verhaltens ihren Einfluss nicht in gleicher Richtung ausüben,
sondern entgegenwirken können.

Das Vorhandensein der Legierungselemente im Stahl bringt nur die Voraussetzung für die gewünschten
Eigenschaften; erst die Verarbeitung und Wärmebehandlung lässt diese erzielen.

25
Teil 1

Rostfreier Edelstahl

Grundlagen

Was bedeutet „rostfrei“?

Rostfreie Stahlsorten

Korrosionsbeständigkeit

26
1. Rostfreier Edelstahl: Rostfreie Stahlsorten

Einteilung der nichtrostenden Stähle

Grundsätzlich unterscheidet man folgende Gefügearten:

 ferritisches Gefüge: -> Ferritbildner: Cr, Si, Mo, V, Ti

 austenitisches Gefüge: -> Austenitbildner: Ni, Mn, C, N

 martensitisches Gefüge: -> Zugabe von Kohlenstoff und entsprechende Wärmebehandlung

 Duplex-Gefüge: -> zweiphasiges Gefüge (Austenit + Ferrit)

27
1. Rostfreier Edelstahl: Rostfreie Stahlsorten

Familien-Stammbaum
Sonder
Eigenschaften Optimierte
Duplex Eigenschaften
1.4362
1.4462
Ferrit (C) 1.4016 1.4305 Austenit (V2A)
1.4460
1.4512
Ni-arme 1.4541
Werkstoffe 1.4511 1.4307 Ersatz für
1.4006 1.4301 Ni Basis
1.4401 1.4571
1.4057
Martensit Austenit (V4A)
(C) 1.4021 B 1.4435
1.4418 a 1.4404
EN DIN 10088
u
m
Cu, Ti, Nb, Mo
S, N, .....
Ni
Cr
28
1. Rostfreier Edelstahl: Rostfreie Stahlsorten

Verbrauchszahlen der rostfreien Stahlsorten (2007):

Tendenz
Austenit: 10,94 Mio. t = 45% fallend

Ferrit: 9,23 = 38% steigend

Duplex: 1,94 = 8% steigend

Martensit: 2,19 = 9% steigend


-------------------------------------------------------------------------------------------------
Gesamt: 14,3 Mio. t = 100%

Quelle: Stainless Steel World

29
1. Rostfreier Edelstahl: Rostfreie Stahlsorten

Die ferritischen Stähle besitzen folgende Eigenschaften:


+ gute Warm- und Kaltumformbarkeit
+ preiswert
+ hohe Beständigkeit gegen chloridinduzierte Spannungsrisskorrosion.
+ je nach Analyse gute Korrosionsbeständigkeit
- bedingt schweißbar
- geringe Festigkeit
1.4511
- nicht härt- und vergütbar mit ferritischem Gefüge
- Grobkorngefahr (Cr)
- bedingt zerspanbar
Beispiele:
magnetisch 1.4016, 1.4509
1.4512, 1.4105

30
1. Rostfreier Edelstahl: Rostfreie Stahlsorten

Die austenitischen Stähle besitzen folgende Eigenschaften:


+ sehr gute Korrosionsbeständigkeit mit steigendem Legierungsgehalt,
insbesondere Cr, Mo
+ sehr gute Warm- und Kaltumformbarkeit bedingt durch das hohe
Verformungsvermögen (Duktilität, Dehnung)
+ sehr gute Schweißbarkeit
+ niedrige Wärmeleitfähigkeit
+ hohe Kerbschlagarbeitswerte auch bei tiefen Temperaturen 1.4301
- jedoch anfällig für Spannungsrisskorrosion mit austenitischem Gefüge
- nicht härtbar, jedoch Steigerung der Festigkeitswerte durch (Cr, Ni)
Kaltverfestigung
Beispiele:
- hoher Wärmeausdehnungskoeffizient 1.4307, 1.4404
- Preis 1.4529, 1.4539
nicht magnetisierbar

31
1. Rostfreier Edelstahl: Rostfreie Stahlsorten

32
1. Rostfreier Edelstahl: Rostfreie Stahlsorten

Die martensitischen Stähle besitzen folgende Eigenschaften:


+ hohe Verschleißfestigkeit und Schneidhaltigkeit
+ gute Umformbarkeit
+ hohe Festigkeit
+ härtbar bzw. vergütbar
+ verbesserte Duktilität
+ international genormte Standardmartensite
+ verbesserte Tieftemperatureigenschaften bei – 40 °C bei
entsprechender Behandlung 1.4313
mit martensitischem Gefüge
+ hohe Verfügbarkeit am Markt
(Cr, C, Ni)
+ verbesserte Zerspanbarkeit (gegenüber früheren Erzeugnissen)
Beispiele:
+ ansprechende, optimierte Korrosionsbeständigkeit
1.4057, 1.4021
+ geringere Legierungszuschläge als Austenite  Preis 1.4313, 1.4418
- Wärmebehandlungsaufwand, speziell nach dem Schweißen

33
1. Rostfreier Edelstahl: Rostfreie Stahlsorten

34
1. Rostfreier Edelstahl: Rostfreie Stahlsorten

Ausscheidungshärtender Martensit: 1.4542

Der 1.4542 ist als ausscheidungshärtender Martensit Kombinationsmöglichkeiten


Auslagerungs-
Rm [MPa]
gesondert zu betrachten: Schon im lösungsgeglühten temperatur
Zustand weist er eine hohe Festigkeit auf, die sich AT/A - ≤ 1200
durch das Auslagern bei niedrigen Temperaturen noch
steigern lässt. Mit steigender Auslagerungstemperatur 760°C 2h +
P800/H1150M/NACE MR 0175 800 - 950
überwiegt jedoch der Anlasseffekt, so dass die 620°C 4h
Festigkeit des Stahls abnimmt, die 620°C 4h +
Zähigkeitseigenschaften aber verbessert werden. P930/H1150D/NACE MR 0175 930 - 1100
620°C 4h
P930/H1150 620°C 4h 930 – 1100
+ zerspanungsoptimierte Variante P960/H1100 595°C 4h 965 - 1160

+ hohe Streckgrenze P1070/H1025 550°C 4h 1070 – 1270


+ hoher Verschleißwiderstand
EN 10088-3
+ gute Korrosionsbeständigkeit ASTM A 564
NACE MR 0175

35
1. Rostfreier Edelstahl: Rostfreie Stahlsorten

Die Duplexstähle besitzen folgende Eigenschaften:


+ die 0,2% Dehngrenze liegt deutlich oberhalb der der austenitischen
Stähle, bei guten Zähigkeitskennwerten
+ günstige Dauerschwingfestigkeit auch in korrosiven Medien
+ bessere Beständigkeit gegen chlorinduzierte Spannungsrisskorrosion
gegenüber austenitischen Stählen
+ gute Umformbarkeit
+ gute Schweißbarkeit
1.4462
- bedingt zerspanbar austenitisch-ferritisches Gefüge
- Preis (Cr, Ni, Mo)
magnetisierbar
Beispiele:
1.4362, 1.4462
1.4501

36
1. Rostfreier Edelstahl: Rostfreie Stahlsorten

Kerbschlagarbeit - Temperaturkurven

200
4301, 4307, 4401, 4404, 4529
Kerbschlagarbeit (ISO-V-Proben) in J

150
austenitische Stähle
4016 nickelmartensitische Stähle
ferritische 17%ige Cr-Stähle
100
4313* martensitische 13%ige Cr-Stähle

4418* 4021
50

* erhöhte Duktilität über Kühlstrecke

-300 -200 -100 0 100 200


Prüftemperatur in C (Hinweis: Werkstoff-Nr. 1.xxxx)
37
1. Rostfreier Edelstahl: Rostfreie Stahlsorten

Verarbeitung und Zerspanbarkeit

Einfluss des Schwefelgehaltes auf die Verarbeitbarkeit Schwefel bildet in Verbindung mit Mangan
Mangansulfid, dessen positive Wirkung auf
die Spanbarkeit in kurzbrüchigen Spänen
und geringerem Werkzeugverschleiß
begründet ist.

Bohrtiefe [mm]
Bohrtiefe [in.]

Schwefel führt zur verbesserten Zerspanbarkeit,

verschlechtert aber:

 Korrosionsbeständigkeit
 Schweißbarkeit
 Oberflächen
 Kerbschlagarbeit
 Warmumformbarkeit

1.4005
Nirocut 1.4104
1.4305
38
1. Rostfreier Edelstahl: Rostfreie Stahlsorten

Spannungs-Dehnungs-Kurven unterschiedlicher Werkstoffe

1000
Martensitisch
900
Die mechanischen Eigenschaften hängen von der Stahlsorte,
ihrer chemischen Zusammensetzung, ihrer Umformung und
800
ihrer Wärmebehandlung ab.
Spannung (MPa)

700
Ferritisch Austenitisch
600
Martensite sind Stähle, die durch eine Gefügeumwandlung
500
ihre mechanischen Eigenschaften ändern können.
400
300
Ferrite und Austenite sind i.a. umwandlungsfrei, ihre
200
mechanischen Eigenschaften können durch Kaltumformung
100 geändert werden.
0
0 10 20 30 40 50 60
Dehnung (%)

39
Teil 1

Rostfreier Edelstahl

Grundlagen

Was bedeutet „rostfrei“?

Rostfreie Stahlsorten

Korrosionsbeständigkeit

40
1. Rostfreier Edelstahl: Definition von Korrosion

Korrosion ist in der DIN EN ISO 8044 folgendermaßen definiert:


Eine physikalisch-chemische Reaktion eines Metalls und seiner Umgebung. Diese Reaktion bewirkt eine
Veränderung des Metalls und seiner Eigenschaften.
Die Norm beschreibt 37 verschiedene Korrosionstypen, die aufgrund von unzählbaren, verschiedenen
Umweltbedingungen ausgelöst werden können.

Korrosion und Korrosionsbeständigkeit von rostfreien Stahl ist ein


sehr komplexer Prozess. Für Anwendung des „richtigen Stahles“
ist es sinnvoll Versuche zu machen.

41
1. Rostfreier Edelstahl: Korrosionsbeständigkeit

Passivierung als Schutz gegen Korrosion


Korrosion:
Reaktion eines metallischen Werkstoffs mit seiner Umgebung, die eine messbare Veränderung des Werkstoffs
bewirkt und die Funktion eines metallischen Bauteils bzw. eines Systems beeinträchtigen kann.

H2 O
herkömmlichen Stahl:
Rost
Kontakt mit Luft und/oder Feuchtigkeit > Risenoxid = Rost
Fe + C

O2
nichtrostenden Stahl:
Chromoxid Bildung einer Chromoxidschicht (Passivschicht)
(Dicke: 1 nm)
Fe + Cr (10,5%)

Rostfrei = Cr > 10,5 Gew.-% Die Zugabe von Elementen wie Ni oder Mo erhöht die
+ C so gering wie möglich Schutzwirkung dieser Passivierungsschicht.

42
1. Rostfreier Edelstahl: Korrosionsbeständigkeit

Korrosionstyp: Kontaktkorrosion

Prinzip der Kontaktkorrosion

“unedel” “edler”

ohne elektronenleitende Verbindung ohne Isolator

43
1. Rostfreier Edelstahl: Korrosionsbeständigkeit

Korrosionstyp: Kontaktkorrosion

Günstiges Flächenverhältnis:
kleine Kathode (Metall 2), große Anode (Metall 1) => keine Schäden

44
1. Rostfreier Edelstahl: Korrosionsbeständigkeit

Korrosionstyp: Kontaktkorrosion

Ungünstiges Flächenverhältnis:
kleine Anode (Metall 1), große Kathode (Metall 2) => Korrosionsschäden

45
1. Rostfreier Edelstahl: Korrosionsbeständigkeit

Korrosionstyp: Lochfraßkorrosion

 örtliche, nadelstichartige Korrosionsform


 schlecht zu erkennen und deshalb gefährlich

Zur Vermeidung dieses Problems:

 Rauhigkeit und Ungleichmäßigkeiten beim Entwurf der Strukturen minimieren

 Ablagerungen von Feststoffen und Fetten entfernen

Durch Zulegieren von Chrom, Molybdän und z.T. Stickstoff


wird die Beständigkeit der nichtrostenden Edelstähle
gegenüber Lochkorrosion erhöht.

46
1. Rostfreier Edelstahl: Korrosionsbeständigkeit

Lochfraßbeständigkeit

Einfluss von Chrom und Molybdän auf die


Lochfraßbeständigkeit

47
1. Rostfreier Edelstahl: Korrosionsbeständigkeit

Korrosionstyp: interkristalline Korrosion

 C-Gehalt > 0,030 % und keine stabilisierenden Elemente (Nb, Ti)


-> M23C6 (z. B. Chromkarbide) auf den Korngrenzen
 Destabilisierung des Stahls durch längeres Halten auf einer Temperatur (500 - 800°C)
 Korrosionsmedium ist eine Säure mit oxidierenden Eigenschaften (z.B. HNO3)

Zur Vermeidung von interkristalliner Korrosion:

 Werkstoffe mit niedrigem Kohlenstoffgehalt


 stabilisierte Werkstoffe
 nach Schweißvorgängen ist eine erneute Wärmebehandlung notwendig

48
1. Rostfreier Edelstahl: Korrosionsbeständigkeit

Korrosionstyp: Spannungsrisskorrosion

Spannungsrisskorrosion tritt auf, wenn:


1. Zugspannungen im Bauteil herrschen
2. ein Anriss entsteht
3. aggressives Medium

Zur Vermeidung von Sprk verwendet man:

Duplexstähle (1.4460, 1.4462, 1.4571)


Superaustenitische Sorten (1.4529, 1.4539, 1.4562)

Spannungsrisskorrosion an einen
Spannelement
49
1. Rostfreier Edelstahl: Korrosionsbeständigkeit

Einfluss des Legierungselementes Chrom auf die Korrosionsbeständigkeit

höchstlegierte Chromstähle

1.4529
40
Chromgehalt [m %]

1.4016, 1.4307, 1.4404, 1.4435 ....

17 1.4021, 1.4034 ...

1.4003
1.4005

12

Korrosionsanfälligkeit 50
1. Rostfreier Edelstahl: Korrosionsbeständigkeit

PREN - Äquivalent
 PREN Werte oder Wirksumme (auch PRE – Wert)

PREN = 1*Cr% + 3,3*Mo% + 16*N%

 PREN = „pitting resistance equivalent number“ (deutsch: „Lochfraßbeständigkeitsäquivalent“)


 Empirisch aus experimentellen Daten abgeleitet
 Verschiedene Formeln im Gebrauch mit Einfluss von Stickstoff (N) zwischen 10 und 30

Nachteile:
 Effekt anderer Legierungselemente ist nicht berücksichtigt
 Effekt der Wärmebehandlung ist nicht berücksichtigt
 Einfluss nichtmetallischer Einschlüsse und Oberflächenausführung ist nicht berücksichtigt

Diese Formel ist trotzdem sehr nützlich, um rostfreie Stähle zu vergleichen.

51
1. Rostfreier Edelstahl: Korrosionsbeständigkeit

PREN – Äquivalent von ferritischen Stählen

1.4000
1.4002

Meerwasserbeständigkeit
1.4016

1.4105

1.4113

1.4509

1.4511
1.4512

1.4592

1.4301
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45
PREN (%Cr + 3,3%Mo + 16%N)

52
1. Rostfreier Edelstahl: Korrosionsbeständigkeit

PREN – Äquivalent von austenitischen Stählen

1.4305
1.4307

Meerwasserbeständigkeit
1.4310

1.4401

1.4435

1.4537

1.4541
1.4563

1.4571

1.4301
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45
PREN (%Cr + 3,3%Mo + 16%N)

53
1. Rostfreier Edelstahl: Korrosionsbeständigkeit

PREN – Äquivalent von martensitischen Stählen

1.4005
1.4006

Meerwasserbeständigkeit
1.4021

1.4028

1.4031

1.4034

1.4057
1.4104

1.4125

1.4301
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45
PREN (%Cr + 3,3%Mo + 16%N)

54
1. Rostfreier Edelstahl: Korrosionsbeständigkeit

PREN – Äquivalent von Duplex-Stählen

1.4362
1.4410

Meerwasserbeständigkeit
1.4460

1.4462

1.4501

1.4507

1.4301
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45
PREN (%Cr + 3,3%Mo + 16%N)

55
Inhalt der Präsentation

Teil 1 Rostfreier Edelstahl

Teil 2 Werkstoffprüfung

Teil 3 Produktionsmöglichkeiten

Teil 4 Anwendungsbeispiele

56
Teil 2

Werkstoffprüfung
Einteilung der Prüfungen

Zugversuch

Kerbschlagbiegeversuch

Härteprüfung

Metallographie

Ultraschallprüfung

Phased Array

Verwechslungsprüfung

Oberflächenfehlerprüfung
57
2. Werkstoffprüfung: Warum wird geprüft?

Um eine Bewertung der Eigenschaften zu erhalten für:

 die Produkte einer spezifischen Lieferung


(bescheinigt durch ein Zeugnis)

 Qualitätsverbesserung / Forschung und Entwicklung


(innere Untersuchungen)

58
2. Werkstoffprüfung: Einteilung der Prüfmethoden

zerstörend zerstörend / zerstörungsfrei zerstörungsfrei


 Zugversuch  Mikrohärteprüfung  Ultraschallprüfung
 Kerbschlagbiegeversuch  Röntgendiffraktometer  Durchstrahlungsprüfung
 Härteprüfung (HB, HRC, HV)  Wirbelstromprüfung
 Metallographie (Gefüge,  Magnetpulverprüfung
Reinheitsgrad, Korngröße)  Flüssigkeits-
 spezielle Prüfungen eindringprüfung
(z.B. Dilatometer-Prüfung,
Zeitstandversuch,
Dauerfestigkeitsprüfung,
Eigenspannungsversuch)

59
Teil 2

Werkstoffprüfung
Einteilung der Prüfungen

Zugversuch

Kerbschlagbiegeversuch

Härteprüfung

Metallographie

Ultraschallprüfung

Phased Array

Verwechslungsprüfung

Oberflächenfehlerprüfung
60
2. Werkstoffprüfung: Zugversuch

gemäß EN - ISO 6892-1 (ehemals DIN EN 10002):


Ermittlung der
 Zugfestigkeit (Rm)
 Streckgrenze (Rp0,2%; Rp1,0%)
 Bruchdehnung (A)
 Einschnürung (Z)

Probe wird bis zum Bruch gezogen:


Die Kraft und die Dehnung werden aufgenommen und in
einem Diagramm dargestellt. Zugprüfmaschine

61
2. Werkstoffprüfung: Zugversuch

5.

1. 2. 3. 4.

Endquerschnitt

Ausgangsprobe elastische plastische Bruch


Verformung Verformung 62
2. Werkstoffprüfung: Zugversuch

Rp 1,0
Rp 0,2

63
Teil 2

Werkstoffprüfung
Einteilung der Prüfungen

Zugversuch

Kerbschlagbiegeversuch

Härteprüfung

Metallographie

Ultraschallprüfung

Phased Array

Verwechslungsprüfung

Oberflächenfehlerprüfung
64
2. Werkstoffprüfung: Kerbschlagbiegeversuch

gemäß EN ISO 148 (ehemals DIN EN 10045):


Menge der verbrauchten Energie dient als Indikator für die Zähigkeit
bei einer bestimmten Temperatur.
Probe V-Kerbe -> KV (typisch)
(Charpy-V)

45°

Probe U-Kerbe -> KU


(Charpy-U)

Probe

65
Teil 2

Werkstoffprüfung
Einteilung der Prüfungen

Zugversuch

Kerbschlagbiegeversuch

Härteprüfung

Metallographie

Ultraschallprüfung

Phased Array

Verwechslungsprüfung

Oberflächenfehlerprüfung
66
2. Werkstoffprüfung: Härteprüfung

„Die Härte ist der Widerstand eines Materials gegen das Eindringen
eines anderen (härteren) Materials.“

verschiedene Härteprüfungsmethoden:
 Vickers (HV0,1 - HV10)
Prüfkörper: Diamantpyramide
 Brinell (HBW)
Prüfkörper: Hartmetallkugel
 Rockwell (HRC)
Prüfkörper: Diamantkegel
typische Methode für rostfreien Stahl:
 Brinell (HBW)

HV Ein Vergleich der verschiedenen Härtewerte ist näherungsweise


gemäß EN ISO 18265 möglich.

67
Teil 2

Werkstoffprüfung
Einteilung der Prüfungen

Zugversuch

Kerbschlagbiegeversuch

Härteprüfung

Metallographie

Ultraschallprüfung

Phased Array

Verwechslungsprüfung

Oberflächenfehlerprüfung
68
2. Werkstoffprüfung: Metallographie

Makroskopisch
 Makroätzung
 Blaubruchprüfung
 Beizscheibe

Mikroskopisch
 Reinheitsgrad
 Korngröße
 Gefüge
Schliffbild Ätzung nach Adler
Austenit, 500:1

Beispielvorbereitungen für die Proben:


 schleifen + polieren für Makroätzung, Reinheitsgrad
 zusätzliches Ätzen für Gefüge, Korngröße

69
2. Werkstoffprüfung: Metallographie

Makroskopischer Reinheitsgrad

Makroskopische Prüfung
einer Beizscheibe

70
2. Werkstoffprüfung: Metallographie

Makroskopischer Reinheitsgrad mittels Surfbrett - Methode

 Verwendungszweck:
Statistische Reinheitsgradbestimmung einer Fertigungseinheit

 Surfbrettmethode:
- Aufschwemmen der nichtmetallischen Einschlüsse in die
obere Stranghälfte (Worst-Case-Betrachtung)
- Durch das Auswalzen Streckung der Einschlüsse und
dadurch Vergrößerung der Oberfläche

 Prüfparameter
Testvolumen: 5 dm³ (5 Liter)
Fehlergröße: KSR min. 0,3 mm

71
2. Werkstoffprüfung: Metallographie
Makroskopischer Reinheitsgrad mittels Surfbrett – Methode
Entnahme einer Probe 265 x 130 x 130 mm von der oberen Knüppelseite
1 2

3 4

5 6

Walzen des Surfbretts 310 x 120 x 30 mm


72
2. Werkstoffprüfung: Metallographie

Makroskopischer Reinheitsgrad mittels Surfbrett - Methode

Grobschliff

Feinschliff
Rz < 4 µ

US-Tauchprüfung

73
2. Werkstoffprüfung: Metallographie

Reinheitsgrad

Menge und Verteilung der nichtmetallischen Einschlüsse


gemäß: z.B. ASTM E 45, DIN 50602

4 verschiedene Arten von Einschlüssen:


 Type A / SS: Sulfid
 Type B / OA: Aluminiumoxid
 Type C / OS: Silikat Schliffbild ungeätzt
 Type D / OG: kugelige Oxide Austenit, 500:1

Die Einschlüsse werden auf einer bestimmten Fläche gezählt und entsprechend eingeteilt.

74
2. Werkstoffprüfung: Metallographie

Korngrößenermittlung

allgemein: Korngröße ist definiert als die Größe der Kristalle


gemäß: z.B. ASTM E 112, DIN 50601, DIN EN ISO 643

Wichtig um auf mechanische Eigenschaften zu schließen (Fein- und Grobkorn)

Auswertung:
 manuelles Zählen der Kristalle in einem bestimmten Bereich
(Kreisverfahren)
 oder Anzahl der Kristalle, die von einer definierten Linie geschnitten
werden (Linienschnittverfahren)

75
2. Werkstoffprüfung: Metallographie

Korngrößenermittlung

I II III IV

V VI VII VIII

76
Teil 2

Werkstoffprüfung
Einteilung der Prüfungen

Zugversuch

Kerbschlagbiegeversuch

Härteprüfung

Metallographie

Ultraschallprüfung

Phased Array

Verwechslungsprüfung

Oberflächenfehlerprüfung
77
2. Werkstoffprüfung: Ultraschallprüfung

 Ultraschall wird mit einem Sender in das Werkstück induziert


 der Ultraschall wird von Ungänzen reflektiert Echo auf dem Bildschirm
 die Distanz und die Ausdehnung der Ungänze resultiert aus der Echo-Verschiebung und -Intensität

 Je höher die Frequenz ist, desto kleiner ist der auffindbare Fehler
 Prüfgenauigkeit ist abhängig von der Korngröße

Wiederholung der Echos


78
2. Werkstoffprüfung: Ultraschallprüfung

SI

Blende EE
Eintrittsecho

Blende
Fehler- 40 °
bereich

22 °

Blende
Rückwandecho
1. RWE

EE 1.RWE

SI  Sendeimpuls
EE  Eintrittsecho Wassermantel
RWE  Rückwandecho

Quelle: GE Inspection Technologies 79


2. Werkstoffprüfung: Ultraschallprüfung

SI

Blende
Eintrittsecho EE

Blende
Oberflächen- 40 °
nah
Blende 22 °
Oberfläche 0°

SI EE

Quelle: GE Inspection Technologies 80


2. Werkstoffprüfung: Ultraschallprüfung

Senkrecht Schalenförmig
einlaufender einlaufender
Oberflächenriss Oberflächenriss

Gutes Reflektionsverhalten Schlechtes Reflektionsverhalten


durch Winkelspiegelung Schall wird kaum zum Prüfkopf reflektiert

Quelle: GE Inspection Technologies 81


Teil 2

Werkstoffprüfung
Einteilung der Prüfungen

Zugversuch

Kerbschlagbiegeversuch

Härteprüfung

Metallographie

Ultraschallprüfung

Phased Array

Verwechslungsprüfung

Oberflächenfehlerprüfung
82
2. Werkstoffprüfung: Phased Array

Eine zeitgemäße Prüfaufgabe

Moderne, rechnergesteuerte Elektroniken ermöglichen heute den


Einsatz von Arrays in der industriellen Anwendung.

Zu wirtschaftlich vertretbaren Kosten werden schwierige Prüfaufgaben erfüllt,


die bisher nicht oder nur mit relativ großem Mechanikaufwand realisierbar waren.

Quelle: GE Inspection Technologies 83


2. Werkstoffprüfung: Phased Array

 4 Prüfköpfe mit je 128 Elementen

DIE PRÜFKOPF-ANORDNUNG:  Tauchtechnik (Online unter Produktionsbedingungen)

 Prüfung am gesamten Stabumfang

 Winkel und Fokus elektronisch justierbar

Vergleich phased Array gegenüber herkömmlicher US-Prüftechnik:

 Bei konventionellen Prüfköpfen kann der Winkel nur durch


Auswechseln des Keils oder des Prüfkopfes geändert werden.
 Für jeden Fokusabstand ist eine Linse oder ein spezieller Prüfkopf
erforderlich (konventionell).
 Bei herkömmlicher US-Prüfung erfordert jeder Scan eine
mechanische Bewegung des Prüfkopfes.

Überlappung
der Arrays „cw“  schräger Schall im Uhrzeigersinn
„ccw“  Schräger Schall gegen Uhrzeigersinn
Quelle: GE Inspection Technologies 84
2. Werkstoffprüfung: Phased Array

Fehlerecho

Stabstahl

Ø 23,5 mm

Außermittiger Innenfehler Eintrittsecho Rückwandecho

Quelle: GE Inspection Technologies 85


2. Werkstoffprüfung: Phased Array
128 112

1 16
3 18

5 20

Schrittweite Virtuelle Rotation

Quelle: GE Inspection Technologies 86


Teil 2

Werkstoffprüfung
Einteilung der Prüfungen

Zugversuch

Kerbschlagbiegeversuch

Härteprüfung

Metallographie

Ultraschallprüfung

Phased Array

Verwechslungsprüfung

Oberflächenfehlerprüfung
87
2. Werkstoffprüfung: Verwechslungsprüfung

Verwendungszweck:
Dient dazu Materialverwechslungen zu vermeiden.

Eingesetztes Verfahren:
Spektralanalytische Verfahren.

Funktionsweise:
Im Funkenstand wird durch eine Bogen- oder Funkenentladung Probenmaterial verdampft und die
freigesetzten Atome und Ionen zur Emission von Strahlung angeregt. Die zahlreichen Wellenlängen, die
jedes in der Probe enthaltene Element typischerweise an Strahlung emittiert, werden von einer
entsprechende Optik ausgewertet.

Die Strahlungsintensität, die sich proportional zur Konzentration des Elements in der Probe verhält, wird mit
den im Gerät gespeicherten Kalibrationsdaten verglichen.

Einsatzbereich:
alle Produkte, alle Abmessungen

88
Teil 2

Werkstoffprüfung
Einteilung der Prüfungen

Zugversuch

Kerbschlagbiegeversuch

Härteprüfung

Metallographie

Ultraschallprüfung

Phased Array

Verwechslungsprüfung

Oberflächenfehlerprüfung
89
2. Werkstoffprüfung: Oberflächenfehlerprüfung

Circograph - Wirbelstromprüfung mit rotierenden Sonden:

Spulen induzieren Wirbelströme in die Oberfläche. Bei Rissen mit Öffnung zur Oberfläche wird der Wirbelstrom
reduziert. Dieser Wirbelstromverlust wird gemessen und ausgewertet.

Einsatz: Ferritische, martensitische und austenitische Stähle

Quelle: Fa. Förster 90


2. Werkstoffprüfung: Oberflächenfehlerprüfung

Circoflux - Streuflussverfahren mit rotierenden Sonden

Ein Wechselfeldjoch erzeugt ein Magnetfeld im Randbereich.


Durch eine Materialtrennung treten die Feldlinien an der Oberfläche aus.
Dieses Austreten wird durch eine Sonde erfasst.

Einsatz: Nur ferritische Stähle

Quelle: Fa. Förster 91


2. Werkstoffprüfung: Oberflächenfehlerprüfung

Thermografie:

 Befeuchten des Stabmaterials mit Wasser

 Induktive Erwärmung des Stabmaterials

 Ungänzen an der Oberfläche beeinflussen den Wärmefluss

 Dieser unterschiedliche Wärmefluss wird durch eine


Thermografiekamera gemessen

Einsatz:
 magnetisierbare Stähle
 Abmessungsbereich: 50,0 – 240,0 mm
50,0 – 240,0 mm

92
Inhalt der Präsentation

Teil 1 Rostfreier Edelstahl

Teil 2 Werkstoffprüfung

Teil 3 Produktionsmöglichkeiten

Teil 4 Anwendungsbeispiele

93
3. Produktionsmöglichkeiten: Auf einen Blick
Witten / Krefeld TKS Block - Brammenstraße
5-mtr-Quarto Straße (MRW)
Breit-Flach-
Walzung
Schrott
Einsatz Block-/ Schutzgas- Lichtbogen-
Elektro-Schlacke-Umschmelzen Vakuum-Ofen (LBV) Mechanische
Bearbeitung
33-MN-Presse RF 70 Wärme-
behandlungs-

Erzeugnisse
Blockguß anlagen
Adjustagen
Schmieden
LSX 25 Schäl-
130t-UHP- Abschlack- Pfannen- Inertgas- Pfannen- maschinen
Stand Ofen Spülstand standentgasung
Elektro- (VD / VOD) Vorblock-
Lichtbogenofen Adjustagen
Senkrecht-
Stranggieß- Walzwerke
anlage Walzwerk Block-
und Grobstraße
Siegen / Hagen
Block / Brammen- Schutzgas- Elektro-
Schlacke-Umschmelzen (ESU)

Wärme- Blank-
Behandlung Stahlbetrieb
Schrott
Einsatz
Walzwerk Adjustagen

Erzeugnisse
Grob- und Einzelstab-
Feinstraße Vergütungs-
Schlacken Pfannen Inertgas RH Abschluss
Anlage (EVA)
freier Ofen 1 Lanze Vakuum Behandlung Blockguß
Abstich Anlage

120/140 t
Elektro- Wärme-
Drahtzug
Lichtbogenofen Behandlung

Abschlack Pfannen Doppel – VOD Inertgas Abschluss Kreisbogen- Walzwerk Adjustage Linie
Maschine Ofen 2 Anlage Lanze Behandlung Stranggießanlage Schleifen Polieren
Drahtstraße 94
Teil 3

Produktionsmöglichkeiten

Stahlerzeugung

Vergießen von Stahl

Umschmelzverfahren

Walzen

Schmieden

Wärmebehandlung

Endbearbeitung

95
3. Produktionsmöglichkeiten

Produktionseinrichtungen an unseren Standorten

Witten Krefeld Siegen Hagen

Elektro-Schlacke- 120/140 t Elektro-


130t Elektro- Umschmelzen (ESU) Lichtbogenofen Walzwerk Drahtstraße
Lichtbogenofen Lichtbogen-Vakuum-
Umschmelzen (LBV) Kreisbogen-
Stranggießanlage
Senkrecht-Stranggieß- Drahtzug
anlage / Blockguss
33-MN-Schmiedepresse
Elektro-Schlacke- Drehen, Schleifen,
Umschmelzen (ESU) Polieren
Schmiedemaschine RF
Schmiedemaschine LSX 70
Blockguss
25 Beize

Wärmebehandlung Walzwerk Grob- und


Walzwerk Block-/ Feinstraße
Grobstraße
Wärmebehandlung
Einzelstab-Ver-gütungs-
Mechanische
Anlage (EVA)
Wärmebehandlung Bearbeitung
Wärmebehandlung
Mechanische
Bearbeitung Blankstahlbetrieb

96
3. Produktionsmöglichkeiten: Stahlerzeugung

Witten

Schrott
Einsatz Blockguß

Abschlack- Pfannen Inertgas 2 Pfannen-


stand Ofen Spülstand standentgasung
(VD / VOD)

130t Elektro-
Lichtbogenofen Vorblock-
Senkrecht-
Stranggießanlage 97
3. Produktionsmöglichkeiten: Stahlerzeugung

Siegen

Schrott
Einsatz

Blockguß

Abschlack- Pfannen Doppel - VOD Inertgas Abschluss


Maschine Ofen 2 Anlage Lanze Behandlung

120/140 t
Elektro-
Lichtbogenofen

6-strängige
Kreisbogenanlage
98
3. Produktionsmöglichkeiten: Stahlerzeugung

Elektrolichtbogenofen

Hauptfunktion:
Einschmelzen des Schrotts
-> Primärmetallurgie

Input:
 Schrott: 2-3 Schrottkörbe pro Charge (je nach Stückelung)
 Kohlenstoff + Sauerstoff werden über Manipulatoren
eingeblasen
-> zusätzliche Energiequelle, Oxidation von bestimmten
Elementen, Erzeugung von Schaumschlacke
 Legierungselemente

99
3. Produktionsmöglichkeiten: Stahlerzeugung

Elektrolichtbogenofen (Witten)

Technische Daten

Typ AC-Elektrolichtbogenofen
Hersteller Mannesmann – Demag
Baujahr 1981
Nenngröße 130 t
Gefäßdurchmesser 6800 mm
Abstichart Bodenabstich zentrisch
Abstichtemperatur 1670°C – 1770°C
Elektrodendurchmesser 610 mm
Teilkreisdurchmesser 1350 mm
Elektrodenstrom 80000 A
Trafoleistung 75 MVA
Entstaubungskapazität 670000 m³/h Direkt- und
Hallenabsaugung
Schmelzfolgezeit 90 -110 min
Spüleinrichtung ein Bodenstein Ar/N2
Stundenleistung 65 t /h
Energieverbrauch ca. 390 – 400 kWh pro t

100
3. Produktionsmöglichkeiten: Stahlerzeugung

Elektrolichtbogenofen (Siegen)

Technische Daten

Typ AC-Lektrolichtbogenofen
Hersteller Krupp
Baujahr 1978
Umbau Ofengefäß VAI-Fuchs, 2002
Nenngröße 140t
Gefäßdurchmesser 6900 mm
Abstichart
Abstichtemperatur 1670°C – 1770°C
Abstichgewicht 140t für legierte Stähle
120t für RSH-Edelstahl
Elektrodendurchmesser 610 mm
Schmelzfolgezeit 68 min / 100 min
Trafoscheinleistung 105 MVA / 600 – 1200 V

101
3. Produktionsmöglichkeiten: Stahlerzeugung

Pfannenofen

Funktionen:

 Wiedererwärmen der Schmelze nach dem Abstich

(Aufheizgeschwindigkeit 3-4°C/min)

 Zuführen von Legierungselementen

 Homogenisierung der Temperatur und des Pfannenofens durch


2
Schutzgasspülung 4
1
 Desoxidation: -> Entfernung des Sauerstoffs mit einer Kombination

verschiedener Desoxidationsmittel

 Entschwefelung
1 Pfannendeckel 3
2 Graphitelektroden
3 Schutzgasspülung
4 Legierungssystem

102
3. Produktionsmöglichkeiten: Stahlerzeugung

VOD-Prozess
(Vacuum Oxygen Decarburization)

Prinzip:

 Pfanne wird in einen Behälter gehoben und ein Vakuum wird erzeugt
 Sauerstoff wird über eine Lanze von oben eingeblasen

Funktionen: 4
2
 Entkohlung
 Entgasung
1 3
 Zugabe von Legierungselementen

1 Behälter mit Vakuum: Druck < 2 mbar


2 Sauerstoff-Lanze (wassergekühlt)
3 Schutzgasspülung (Ar oder N2)
4 Legierungssystem
103
Teil 3

Produktionsmöglichkeiten

Stahlerzeugung

Vergießen von Stahl

Umschmelzverfahren

Walzen

Schmieden

Wärmebehandlung

Endbearbeitung

104
3. Produktionsmöglichkeiten: Vergießen von Stahl

Witten Siegen

Kapazität 550.000 t / a 600.000 t / a

Produktion (2008) 480.000 t 510.000 t

Anteil des
ca. 60 % ca. 87,5 %
Strangiessens

51 % Edelbaustahl 71 % Edelbaustahl
Gütegruppen 16 % RSH-Stahl 19 % RSH-Stahl
33 % Werkzeugstahl 10 % Werkzeugstahl

105
3. Produktionsmöglichkeiten: Vergießen von Stahl

Stranggießen
Stahl erstarrt in wassergekühlten Kupferkokillen

Vorteile
 „Endlosstrang“
 hohe Gießleistung
 gute Erstarrungscharakteristik

Weiterverarbeitung der Knüppel durch:


 Walzen
 Elektro-Schlacke-Umschmelzen (ESU)
 Vakuum-Umschmelzen (VU)

6-strängige Kreisbogen-Stranggießanlage, Siegen

106
3. Produktionsmöglichkeiten: Vergießen von Stahl

6-strängige Kreisbogen-Stranggießanlage (Siegen)

1) Pfannendrehturm
2) Pfanne mit Pfannendeckel 2
3) Schattenrohr 1
4) Gießwanne (Kapazität: 15 t)
5) Tauchrohr
3
6) Wassergekühlte Kupferkokille mit 4
elektromagnetischer Rührvorrichtung 5
7) Sekundärkühlung (Luft + Wasser) 6
8
8) Richteinheit 9
9) Brennschneideanlage 7

Formate: 138, 150, 265


Knüppellänge: 3 - 10 m
Gießgeschwindigkeit: 0,5 - 2,5 m / min
Gießleistung: ca. 90 t pro Stunde
107
3. Produktionsmöglichkeiten: Vergießen von Stahl

2-strängige Senkrecht-Stranggießanlage (Witten)

Ofenbühne analog zu Siegen

Vorteile der Senkrecht-Stranggießanlage:

 große Abmessungen
 höhere Werkstoffvielfalt

108
3. Produktionsmöglichkeiten: Vergießen von Stahl

2-strängige Senkrecht-Stranggießanlage (Witten)

Format: 2 Stränge à 475 x 340 mm


Knüppellänge: 4-6m
Gießgeschwindigkeit: 0,3 - 0,6 m / min
Gießleistung: ca. 80 t pro Stunde
Rühreinrichtung: 2 elektromagnetisch
Sekundärkühlung: Pressluft / Wasser

109
3. Produktionsmöglichkeiten: Vergießen von Stahl

Blockguss

Blockgewicht: 2t bis 50t

Vorteile:
 Gießen von großen Formaten,
z.B. für Schmiedeprozesse
 Qualitäten, die nicht mit Stranggießen
hergestellt werden können

Nachteile:
 geringerer Durchsatz als beim Strangguss
 teuer 1
 zeitintensiv
1 Pfanne mit flüssigen Stahl
 geringere Ausbringung 2 Abstichloch
2
3 Gießtrichter
4 Gießplatte 5 3
5 Kokille 6
6 Gießpulver 4
110
Teil 3

Produktionsmöglichkeiten

Stahlerzeugung

Vergießen von Stahl

Umschmelzverfahren

Walzen

Schmieden

Wärmebehandlung

Endbearbeitung

111
3. Produktionsmöglichkeiten: Umschmelzverfahren

Elektro-Schlacke-Umschmelzen (ESU) Lichtbogen-Vakuum-Umschmelzen (LBV)


(engl. ESR) (auch VU, engl. VAR)

Strom-
Halte- versorgung
vorrichtung

Spindel
Elektrode
Vakuumdichtung

Stutzen
Wasserkühlung Elektrode
~
Schlacke
Schmelze Vakuum-
Wasser- system
wassergekühlte kühlung
Kokille Gußblock
erstarrter Block
Grundplatte Tiegel
Basis
Wasserkühlung
112
3. Produktionsmöglichkeiten: Umschmelzverfahren

Umschmelzwer Siegen – ESU-Ofen

113
3. Produktionsmöglichkeiten: Umschmelverfahren

Umschmelzwerk Krefeld – VU-Ofen

Einblick in den Ofen Die Kontrollstation

114
3. Produktionsmöglichkeiten: Umschmelzverfahren

verbesserte Eigenschaften durch Umschmelzen

offen erzeugt (Schulungsbeispiel, gering verformt) ESU umgeschmolzen

Vergleich der Makrostruktur rostfreier Stahlstäbe


Werkstoff 1.4307, Ø 250 mm
115
3. Produktionsmöglichkeiten: Umschmelzverfahren

verbesserte Eigenschaften durch Umschmelzen

Die Umschmelzprozesse im Überblick: Eigenschaften ESU1) ESU2) LBV3)

Oxid
+ ++ +++
Reinheitsgrad

Entschwefelung ja ja nein

Aufnahme von
ja nein -- 4)
Wasserstoff
Abbrand von
ja nein nein
Aluminium
Abbrand von
1) ESU = Elektro-Schlacke-Umschmelzen nein nein ja
Mangan
2) ESU = Elektro-Schlacke-Umschmelzen, Schutzgas
3) LBV = Lichtbogen-Vakuum-Umschmelzen Schmelz-
+ + -
4) Verminderung von Wasserstoff geschwindigkeit

Prozesskosten + + -

116
3. Produktionsmöglichkeiten: Umschmelzverfahren

verbesserte Eigenschaften durch Umschmelzen

117
3. Produktionsmöglichkeiten: Umschmelzverfahren

ESU-Möglichkeiten in Siegen und Krefeld

Siegen Krefeld
400 – 1000 mm 406 – 1280 mm
Tiegelabmessung
370 – 460 mm 570 x 480 mm

Blockgewicht 3,6 – 25 t 4 – 30 t

Kapazität
1000 2000
(t/Monat)

VU-Möglichkeiten in Krefeld

Krefeld
Tiegelabmessung 305 – 900 mm

Blockgewicht max. 18 t

Kapazität
600
(t/Monat)
118
Teil 3

Produktionsmöglichkeiten

Stahlerzeugung

Vergießen von Stahl

Umschmelzverfahren

Walzen

Schmieden

Wärmebehandlung

Endbearbeitung

119
3. Produktionsmöglichkeiten: Walzen

Notwendigkeit des Walzens

Walzen ist ein Umformverfahren, bei dem der Werkstoff zwischen zwei oder mehreren rotierenden
Werkzeugen, den so genannten Walzen, umgeformt wird.

Verformung

Denn nach dem Gießen hat der Stahl oft nicht die passende Form und die technologischen Eigenschaften, die
der Kunde benötigt.

120
3. Produktionsmöglichkeiten: Walzen

Vorgänge beim Walzen

 hohe Temperaturen während des Umformens führen zu:

 Rekristallisation (Gefügeneubildung) während des


Walzens

 keine Kaltverfestigung, d.h. hohe Umformgrade sind


möglich

Warmwalzwerk Witten

121
3. Produktionsmöglichkeiten: Walzen

Abschrecken aus der Walzhitze

Gestrecktes Korn mit hoher


Versetzungsdichte
Gleichmäßig Gestrecktes Korn mit niedriger
eingeformtes Grobkorn Versetzungsdichte
Feinkörnige
Mikrostruktur

Rekristallisation

dynamisch statisch
Verformung
122
3. Produktionsmöglichkeiten: Walzen

Standorte der DEW-Walzwerke

HAGEN SIEGEN WITTEN


Drahtwalzwerk Knüppel-/ Stabwalzwerk Knüppel-/ Stabwalzwerk

123
3. Produktionsmöglichkeiten: Walzen

Drahtwalzwerk Hagen

Mögliche Abmessungen:
5,5 – 27 mm
sechskant/spezielle Formen: auf Nachfrage

124
3. Produktionsmöglichkeiten: Walzen

Walzwerk Hagen

125
3. Produktionsmöglichkeiten: Walzen

Knüppel-/ Stabwalzwerk Siegen

 Hubbalkenofen

 Maßwalzstraße mit integrierter Kühlstrecke


Geschwindigkeit max. 12 m/sek.

 6 Wärmebehandlungsöfen

 2 Adjustagelinien

126
3. Produktionsmöglichkeiten: Walzen

Knüppel-/ Stabwalzwerk Siegen

Mögliche Abmessungen:

20 – 82 mm

80 – 210 mm

127
3. Produktionsmöglichkeiten: Walzen

Walzwerk - Siegen

128
3. Produktionsmöglichkeiten: Walzen

Knüppel- / Stabstahlwerk Witten

Mögliche Abmessungen:
55 – 250 mm
50 – 320 mm (Knüppel mit
Kantenradien)
flach: auf Nachfrage

129
3. Produktionsmöglichkeiten: Walzen

Walzwerk Witten

130
3. Produktionsmöglichkeiten: Walzen

Drehherdofen – in Witten

131
3. Produktionsmöglichkeiten: Walzen

Temperaturgeregeltes Walzen
Schematische Darstellung des Temperatur-
Walztemperatur Zeit-Verlaufs während der Umformung
1200 Walzvorgang

Walzendtemperatur
Luftabkühlung

850

Chromkarbid-
Ausscheidungsbereich
Temperatur °C

Kontrollierte beschleunigte
Abkühlung

500
Zeit
132
Teil 3

Produktionsmöglichkeiten

Stahlerzeugung

Vergießen von Stahl

Umschmelzverfahren

Walzen

Schmieden

Wärmebehandlung

Endbearbeitung

133
3. Produktionsmöglichkeiten: Schmieden

Schmiedemaschinen

RF 70 SX 25
Typ Schmiedemaschine Schmiedemaschine
Schmiedekraft (MN) 16 3,4
Antriebsleistung (kW) 2 x 1.250 2 x 160
max. Stückgewicht (t) 8 1,5
26,5 10,5
max. Länge (m)
(>15m nur bei d ≤270mm) (manuell 12)
370 (560 mit vorschmieden) 250
max. Schmiede- 320 200
abmessung (mm) 400 275
160

134
3. Produktionsmöglichkeiten: Schmieden

Freiformschmiedepresse P33 in Krefeld

135
3. Produktionsmöglichkeiten: Schmieden

P 33
Typ Freiformschmiedepresse
Schmiedekraft (MN) 33
Antriebsleistung (kW) 3.550
max. Stückgewicht (t) 27,5

max. Länge (m) 10

max. Schmiede- 900


abmessung (mm) 750
1600

136
Teil 3

Produktionsmöglichkeiten

Stahlerzeugung

Vergießen von Stahl

Umschmelzverfahren

Walzen

Schmieden

Wärmebehandlung

Endbearbeitung

137
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

Vorwärmofen Krefeld Durchlaufofen Siegen

Herdwagenofen Witten Durchlaufofen Witten


138
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

Definition nach DIN EN 10052:


Verfahren oder Verbindung mehrerer Verfahren, bei denen ein Werkstück im festen Zustand
Temperaturänderungen unterworfen wird, um bestimmte Werkstoffeigenschaften zu
erzielen.

Dabei können umgebende Mittel Änderungen der chemischen Zusammensetzung


des Werkstücks (z.B. des C- oder N-Gehaltes) herbeiführen. Eine Warmformgebung
oder mit Erwärmung verbundene Verfahren des Oberflächenschutzes fallen nicht unter
"Wärmebehandlung".

Der Begriff der „Wärmebehandlung“ gilt im Prinzip für alle metallischen Werkstoffe.

139
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

Als Wärmebehandlung bezeichnet man eine durch Wärmeeinwirkung hervorgerufene, bleibende Gefüge- und
Eigenschaftsänderung.

Bei der DEW unterscheidet man unter Anderem folgende Wärmebehandlungsverfahren:

Lösungs- Spannungs-
Härten Anlassen Weichglühen
glühen armglühen
Vergüten

140
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

Lösungsglühen

Vorgehensweise:
 Glühen bei 1000 – 1100°C

 Haltezeit ca. 1 Stunde

 anschließend abschrecken

Ergebnis:
 homogenes Gefüge

 Gefahr von Grobkorn

Warmumformprozess notwendig -> Kornrückfeinung

Typische Behandlung für Austenite und Duplexe


141
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

Lösungsglühen

 Sinn und Zweck des Lösungsglühens

Auflösen von Korngrenzencarbiden.

Diese würden sonst eine Chromverarmung an den Korngrenzen hervorrufen, die dann zu
interkristalliner Korrosion führen kann.

Eventuell im Austenit vorhandene Karbidausscheidungen, Delta-Ferrit oder Sigma - Phase


werden so in Lösung gebracht und das Abschrecken verhindert erneute Ausscheidungen.

142
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

Lösungsglühen

143
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

Härten

Vorgehensweise:
 auf Härtemperatur erwärmen

 Haltezeit ca. 30 Minuten

 anschließend abschrecken

Ergebnis:

 hohe Härte

 hohe Sprödigkeit und Bruchempfindlichkeit

Typische Behandlung für Martensite

144
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

Härten

 Sinn und Zweck des Härtens

hohe Härte

Nach dem Austenitisieren wird das Material abgeschreckt. Als Abschreckmedium kommen je
nach Werkstoff entweder Wasser, Öl, Polymer oder Luft in Betracht. Hierbei wird in der Regel ein
martensitisches Gefüge, bei manchen Werkstoffen auch Zwischenstufe oder ein Gemisch aus
Martensit und Zwischenstufe, erzeugt. Diese Gefüge haben eine höchstmögliche Härte.

145
3. Produktionsmöglichkeiten: Das Abschrecken

Sehr starke Unterkühlung von Austenit nennt man


Abschrecken. Wie man im Bild rechts sieht, besteht
der Abschreckvorgang in flüssigen Mitteln aus drei
Phasen. Die erste Phase ist die Dampfhautphase.
Durch zu schnelles Eintauchen der heißen Probe in
das Mittel verdampft die Flüssigkeit sofort und bildet
eine Haut. Daher ist es ratsam die Probe immer in
Bewegung zu behalten. Die zweite Phase ist die
Kochphase. Da die Temperatur des Abschreckmittels
sich erhöht hat, gibt es keine Dampfhaut mehr,
sondern es bilden sich kleine Dampfblasen. Die
Abkühlgeschwindigkeit sinkt. Die letzte Phase ist die
Konvektionsphase. Das erwärmte Mittel steigt nach
oben, während das Kühle von unten die Probe
erschließt und dadurch diese weiter abkühlt.

146
3. Produktionsmöglichkeiten: Martensitbildung

147
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

Härten

148
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

Anlassen

Vorgehensweise:
 Anlasstemperatur 500 – 700°C

 anschließend langsam abkühlen

 bei Restaustenit: doppelt anlassen

Ergebnis:

 erhöhte Zähigkeit

 verminderte Härte und Sprödigkeit

Typische Behandlung für Martensite

-> Härten + Anlassen = Vergüten


149
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

Anlassen

 Sinn und Zweck des Anlassens

verbesserte Zähigkeitseigenschaften

Nach dem Härten weist der Stahl eine hohe Sprödigkeit auf, sodass ein betrieblicher Einsatz in
der Regel nicht möglich ist. Durch ein Anlassen kommt es zu einer Entspannung des tetragonal
verzerrten Martensits und hierdurch zu einer deutlichen Zähigkeitssteigerung bei relativ
geringem Festigkeitsverlust.

Je nach Legierungsgehalt ist ein doppeltes Anlassen notwendig um Restaustenit vollständig


beseitigen zu können. Die Wahl der Anlasstemperatur erfolgt nach der angestrebten Härte. Die
Anlassdauer ist in gewissen Grenzen von untergeordneter Rolle.

150
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

Anlassen

151
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

Spannungsarmglühen

Vorgehensweise:
 Glühen 500 – 600°C

Haltezeit 1 – 2 Stunden

 anschließend langsam abkühlen

Ergebnis:

 Entspannung des Materials

 Spannungsrisse werden vermieden

152
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

Spannungsarmglühen

 Sinn und Zweck des Spannungsarmglühens

Entspannung

Nach dem Walzen wandeln einige legierte Stähle teilweise oder vollständig martensitisch um.
Um hier eine Spannungsrissbildung zu vermeiden werden diese Stähle vorgeglüht (entspannt).

Aufgrund des Richtprozesses wurde der Stahl kalt verformt und Eigenspannungen wurden
eingebracht. Diese Eigenspannungen führen bei der Weiterverarbeitung zum Verzug oder
können bei der Kerbschlagzähigkeit zur Verminderung führen.

Hier muss die Temperatur deutlich unterhalb der Anlasstemperatur liegen um einen weiteren
Anlasseffekt und den damit verbundenen Abfall der Festigkeit zu vermeiden.

153
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

Spannungsarmglühen

154
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

Weichglühen

Vorgehensweise:
 Glühen 680 – 750°C

 Haltezeit mehrere Stunden

 anschließend langsam abkühlen

Ergebnis:

 Werkstoff ist leicht umformbar u. spanbar

155
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

Weichglühen

Glühen auf kugelige Carbide (GKZ)

GLÜHEN mit dem Ziel einer Einformung der Carbide. Es umfasst im allgemeinen ein längeres HALTEN auf einer
Temperatur bei Ac1, gegebenenfalls ein Pendeln um diese Temperatur.

Anmerkung: Es ist zweckmäßig, den Ausgangszustand vor diesem GLÜHEN anzugeben.

WÄRMEBEHANDLUNG zum Vermindern der Härte eines Werkstoffes auf einen


vorgegebenen Wert.

156
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

157
3. Produktionsmöglichkeiten: Wärmebehandlung

induktive Wärmebehandlung in Siegen

WB erfolgt in der Einzelstab – Vergütungsanlage (kurz EVA)


zum gezielten Vergüten von einzelnen Stäben.

Vorteile:
 Sehr schnelles Erwärmen auf die erforderliche Temperatur
 kein Verzug – nur eine schwache Anlauffarbe
 kaum Kornwachstum
 Vermeidung von ungewollten Ausscheidungen/Phasen
Stäbe drehen sich gleichmäßig während der Wärmebehandlung
 gleiche Eigenschaften über die gesamte Stablänge von Stab zu
Stab und von Los zu Los

Warmrichten erzeugt gerade Stäbe und verhindert Verfestigungseffekte


158
Teil 3

Produktionsmöglichkeiten

Stahlerzeugung

Vergießen von Stahl

Umschmelzverfahren

Walzen

Schmieden

Wärmebehandlung

Endbearbeitung

159
3. Produktionsmöglichkeiten: Endbearbeitung

 Hagen:
Beizen
Schälen
Schleifen
(Druck-) Polieren Die jeweiligen Möglichkeiten der Endbearbeitung
und ihre Kombinationen sind in erster Linie von
 Siegen: der gewünschten Abmessung abhängig.
Schälen
Es ist zum Beispiel möglich, Material im
Schleifen Abmessungsbereich 80 – 100 mm rund in
(Druck-) Polieren Witten zu Walzen, aber in Siegen zu Schleifen.
 Witten:
Schälen
(Druck-) Polieren
 Krefeld:
Schälen (bis 400 mm)
Drehen (ab 400 mm)
Polieren (130 – 325 mm)
160
3. Produktionsmöglichkeiten: Abmessungsüberblick

Blöcke Strangguss Halbzeug Platine warmgewalzte Stäbe

1-53 t 138, 150, 265 mm 50 - 320 mm 10 - 250 mm


Breite ≤ 2000 mm
475 x 340 mm Dicke: 25 – 205 mm 50 - 160 mm

Draht Blankstahl Schmiede-Produkte bearbeitete Produkte

5,5 - 27 mm 0,8 – 130 mm 65 – 900 mm z.B.


2 – 16 mm kalt gewalzte,
2 – 18 mm 45 – 900 mm gebohrte Teile,
2 – 22 mm Dornstangen
Stäbe: Stückgewicht bis 50 t
2 – 130 mm
gezogener Draht:
0,8 – 22 mm

Die maximale Abmessung ist abhängig von der Stahlgüte, der Anforderung der Dichtigkeit und dem
Fertigprodukt. Der Einzelfall muss geprüft werden. 161
Inhalt der Präsentation

Teil 1 Rostfreier Edelstahl

Teil 2 Werkstoffprüfung

Teil 3 Produktionsmöglichkeiten

Teil 4 Anwendungsbeispiele

162
Teil 4

Anwendungsbeispiele

Korrosionsbeständigkeit

Anwendungsbeispiele

wichtige Normen und Zulassungen

Werkstoffauswahl

163
4. Anwendungsbeispiele: Korrosionsbeständigkeit

Anwendungsbeispiele

Sorten Anwendungsbereiche
 natürliche Umgebung : Wasser, Stadtluft
Austenitische Stähle
 Lebensmittelindustrie
(18 – 8)
 Salpetersäure und organische Säuren (kalte Anwendung)

Austenitische Stähle  bei schwachen Chlorid- und Säurekonzentrationen


(18 - 10 + Mo)  chemische Industrie (Säuren) : Schwefel-, Phosphor-, organische Säuren

 bei mehr Chloriden und/oder hohen Temperaturen


Hitzebeständige Stähle
 chemische Industrie mit hoher Schwefel- und Phosphorsäurekonzentration
(Cr > 21%, Ni > 14%, + Si)
 chemische Beständigkeit bei hohen Temperaturen

164
Teil 4

Anwendungsbeispiele

Korrosionsbeständigkeit

Anwendungsbeispiele

wichtige Normen und Zulassungen

Werkstoffauswahl

165
4. Anwendungsbeispiele

Architektur- und
Medizin – Bauindustrie
Automotive
&
&
Pharmazietechnologie
Transportindustrie

Lebensmittel- Anlagenbau in der


produktion rostfreier Chemieindustrie
Stahl
Haushaltswaren Offshore - Technik
& &
Konsumgüter Schiffsbau
Klimatechnik &
Wassermanagement

166
4. Anwendungsbeispiele: Propellerwellen

EN AISI
1.4542 Type 630
1.4404 Type 316L
1.4462 Type F51
1.3964

Format: Spezielle Anforderungen:

Geradheit, Toleranz, exakte Länge,


Stab keine mechanischen Beschädigungen
an den Oberflächen erlaubt!

Wichtige Kunden

Wärtsila (FIN), Sin Ghee Huat, Engtek (SIN)

167
4. Anwendungsbeispiele: Flansche

EN AISI
1.4301 / 1.4307 Type 304 / 304L
1.4404 Type 316L
1.4462 Type F51
1.4571 Type 316Ti
1.4541 Type 321

Format: Spezielle Anforderungen:

Knüppel
Warmschmiedefähigkeit
Block

Wichtige Kunden

Waffenschmidt (GER), Bourgouignon Barre (FRA),


Alcorta (ESP)

168
4. Anwendungsbeispiele: Drosselventile und Kugelventile

EN AISI
1.4301 Type 304
1.4401 Type 316
1.4462 Type F51
1.4021/ 1.4028 Type 420
1.4542 Type 630

Format: Spezielle Anforderungen:

Stab
Zerspanbarkeit
Knüppel

Wichtige Kunden

KSB/AMVI, FlowServe, SEW Eurodrive (EUR)

169
4. Anwendungsbeispiele: (Zentrifugal-) Pumpen

EN AISI
1.4021 / 1.4028 Type 420 / 420
1.4057 / 1.4418 Type 431 / -
1.4122 / 1.4542 Type - / 630
1.4301 / 1.4305 Type 304 / 303
1.4404 / 1.4462 Type 316 / F51

Format: Spezielle Anforderungen:

Zerspanbarkeit
Stab
Schweißbarkeit

Wichtige Kunden

Grundfos (DEN/ GER), Wilo (GER), KSB (GER)

170
4. Anwendungsbeispiele: Verbindungselemente

EN AISI
1.4306 Type 304L
1.4401 Type 316
1.4567 Type 304Cu
1.4539 Type 904L
1.4980 Type 660

Format: Spezielle Anforderungen:

Stab geeignet für Kalt- / Warmschmieden


Draht Zerspanbarkeit

Wichtige Kunden

Hilti (FL), Fischer Werke (GER), Bulten (SWE),


Würth - Group (INT)

171
4. Anwendungsbeispiele: nahtlose Rohre

EN AISI
1.4903 / 1.4901 Type P91 / P92
1.4306 / 1.4404 Type 304L / 316L
1.4541 / 1.4550 Type 321 / 347
1.4301 Type 304H

Format: Spezielle Anforderungen:

Ferritgehalt,
Stab
Oberflächenrauhigkeit

Wichtige Kunden

Vallourec Mannesmann, SMST (GER/FRA),


Schoeller Bleckmann (AUT), Benteler (GER)

172
4. Anwendungsbeispiele: Lebensmittelindustrie

EN AISI
1.4057 Type 431
1.4542 Type 630
1.4301 / 1.4307 Type 304/304L
1.4404 Type 316L
1.4462 Type F51

Format: Spezielle Anforderungen:

Stab Umformbarkeit,
Draht Schweißbarkeit

Wichtige Kunden

Nordischer Maschinenbau, Zwilling, WMF (GER)

173
4. Anwendungsbeispiele: Ketten

EN AISI

1.4301 Type 304


1.4401 Type 316
1.4724

Format: Spezielle Anforderungen:

Draht Umformbarkeit, mechanische


Knüppel Eigenschaften, chemische Analyse

Wichtige Kunden

HEKO, Ketten Wälder (GER), Devaine (FRA)

174
4. Anwendungsbeispiele: Turbinenschaufeln

EN AISI

1.4021
Type 420
1.4923
1.4935

Format: Spezielle Anforderungen:

Reinheitsgrad,
Stab
mechanische Eigenschaften,
Knüppel
ggf. umgeschmolzen

Wichtige Kunden

MAN, Siemens, Leistritz, ABB (EUR), Wuxi Turbine


Blade (CHN)

175
Teil 4

Anwendungsbeispiele

Korrosionsbeständigkeit

Anwendungsbeispiele

wichtige Normen und Zulassungen

Werkstoffauswahl

176
4. Anwendungsbeispiele: wichtige Normen und Zulassungen

Unterteilung der Normen

Standard Druckbehälter Öl und Gas Bauindustrie


EN 10088 EN 10222 NACE Z – 30.3-6
ASTM A 276 EN 10250 API EN 10088
EN 10272 NORSOK
EN 10269 in Kombination mit ASTM
97/23EC
AD 2000
ASTM A 182
ASTM A 479
ASME Code

177
4. Anwendungsbeispiele: Wichtige Normen und Zulassungen

Zertifikate und Zulassungen

AD 2000 WO
DIN EN ISO DIN EN ISO/IEC
DIN EN ISO 9001 ISO/TS 16 949 (Richtlinie 97/23 KTA 1401
13485 17025
EG)

TÜV Nord/ TÜV Nord/ TÜV Nord TÜV Nord Areva NP/ GAZ
Lloyds Lloyds EnBW Kernkraft
GmbH

Werkszulas- AC 7102
sungen der Nadcap audit
KTA 3201.1 DIN EN 9100 Ü-Zeichen
Abnahme- criteria for heat
gesellschaften treating
TÜV Nord LRoS TÜV Nord BV, DNV, LRoS, Nadcap*
GL,
TÜV Nord, BWB,
DB,
SNCF, EADS,...

*National Aerospace and Defense Contractors Accreditation Program 178


Teil 4

Anwendungsbeispiele

Korrosionsbeständigkeit

Anwendungsbeispiele

wichtige Normen und Zulassungen

Werkstoffauswahl

179
4. Anwendungsbeispiele: Werkstoffauswahl

Gibt es eine Kundenvorschrift / Spezifikation ?

Wird am Bauteil geschweißt ?

Wird das Bauteil im Lebensmittelbereich eingesetzt ?

Ist das Bauteil gebogen, kalt verformt?

Unterliegt das Bauteil nach Einbau der Druckbehälterverordnung (TRD, AD...) ?

Ist das Bauteil über 40mm Ø oder dicker als 10 mm und wird verschweißt ?

Ist das Bauteil ein dekoratives Bauteil ?

Wird das Bauteil im Innenbereich oder im Außenbereich eingesetzt ?

Wie hoch ist die korrosive Belastung hochchlorhaltiger Wässer?

 Erst danach ist eine Werkstoffempfehlung möglich!

180
4. Anwendungsbeispiele: Mindestangaben in einer Bestellung

Stahlbezeichnung und / oder Werkstoffnummer

chemische Zusammensetzung

Menge

Abmessung

Festigkeiten – mechanische Werte

Oberflächenausführung

Bunde oder Stangen

Toleranzen

Bundgewichte

Zulassungen und / oder original technische Spezifikation

181
4. Anwendungsbeispiele: Anfragenbearbeitung

Produktanforderung

bisheriger Werkstoff neuer Vorgang

Anforderung im Einsatz:
 Abmessung *
Bearbeitungsproblem Schadensfall  mech. Werte *
 Korrosion *
 Temperatur *
 Norm *
 Preis
 Lebensdauer

* K.O. Kriterium
Bearbeitung vor Einsatz

182
4. Anwendungsbeispiele: Anfragenbearbeitung

Bearbeitung vor Einsatz

wichtig unwichtig

Kaltbearbeiten
warmformen schweißen*
(bohren, zerspanen, biegen)

Menge*
* K.O. Kriterium

Lager Strecke

Ausführung

Werkstoff- Empfehlung
183
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!

184

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