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W.

Thirring
Lehrbuch der
Mathematischen
Physik
2
Klassische
Feldtheorie

Springer-Verlag Wien GmbH


o. Univ.-Prof. Dr. Walter Thirring
Institut für Theoretische Physik
Universität Wien, Österreich

ISBN 978-3-211-81475-8 ISBN 978-3-7091-3408-5 (eBook)


DOI 10.1007/978-3-7091-3408-5
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bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten.
© 1978 by Springer-Verlag Wien
Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag Wien-New York 1978
Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1978

Mit 70 Abbildungen

Library of Congress Cataloging in Publication Data

Thirring, Walter E 1927-


Lehrbuch der mathematischen Physik.

Bibliography: p.
Includes index.
CONTENTS: 1. Klassiche dynamische Systeme.--
2. Klassiche Feldtheorie.
1. Mathematical physics. 2. Quantum theory.
I. Title.
QC20.C53 530.1'5 77-1572
VORWORT

Der vorliegende Band stellt die klassische Feldtheorie mit den Methoden
der modernen Differentialgeometrie dar. Da es sich um die Lösung der Maxwell-
sehen und Einsteinsehen Gleichungen handelt, bringt dies nicht nur begriffliche,
sondern auch rechentechnische Vorteile: Das Indexgestrüpp wird durch den
Cartanschen Formalismus gelichtet, und die geometrische Bedeutung der Größen
tritt hervor.
Die Notwendigkeit, den Stoff in der Vorlesung eines Semesters unterzu-
bringen, und die gewünschte Knappheit der Darstellung erforderten eine drasti-
sche Stoffauswahl, und mancher Experte mit diesem oder jenem Steckenpferd
wird mir einige Unterlassungssünden nur schwer vergeben. Ich habe versucht, die
Tendenz des ersten Bandes fortzuführen und nur das zu bringen, was sich wirk-
lich aus den Grundprinzipien deduzieren läßt; die Teile der Theorie, die W. Pauli
gerne als "wishful mathematics" bezeichnet hat, fehlen hier. Damit das Material
jedoch nicht zu steril wird, werden die intuitiven Argumente entwickelt, mit
deren Hilfe man bei komplizierteren Problemen viele mathematische Lücken
überspringt.
In der klassischen Feldtheorie kommt man so dem Ideal einer deduktiven
Theorie nahe, erreicht es aber nicht ganz. Sowohl in der Elektrodynamik als
auch in der Gravitationstheorie treten gelegentlich die von der Singularität des
1/r-Potentials herrührenden Schwierigkeiten wieder auf. Es ist dies wohl charak-
teristisch für jede physikalische Theorie, daß sie bestenfalls weite Bereiche
unseres Wissens erfassen kann, aber stets einen unvollendeten Kern hat.
Die mathematischen Methoden werden hier kurz rekapituliert, für Details
und eine Zusammenstellung der Terminologie muß auf Band 1 (mit I bezeich-
net) verwiesen werden. Am Ende finden sich Literaturzitate aus dem Text (mit
[ ] bezeichnet) und einigeneuere Lehrbücher über den Gegenstand. Wieder wäre
eine erschöpfendere Bibliographie weit über den Umfang des Buches hinausge-
gangen, der Leser mag dafür [9] konsultieren. Für wertvolle Hinweise danke ich
den Herren P. Aichelburg, G. Ecker, H. Urbantke und R. Wallner.

Wien, im Februar 1978 Walter Thirring


INHALTSVERZEICHNIS

IM TEXT ERKLÄRTE SYMBOLE IX

1. EINLEITUNG
1.1 Physikalische Erscheinungen der Felddynamik
1.2 Der mathematische Formalismus 11
1.3 Die Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen 31

2. ELEKTROMAGNETISCHES FELD GEGEBENER


LADUNGSVERTEILUNGEN
2.1 Wirkungsprinzip und Erhaltungssätze 47
2.2 Die allgemeine Lösung 58
2.3 Das Feld einer Punktladung 71
2.4 Die Str~hlungsrückwirkung 90

3. FELD BEI ANWESENHEIT VON LEITERN


3.1 Der Supraleiter 103
3.2 Halbraum, Hohlleiter und Resonator 113
3.3 Beugung am Keil 127
3.4 Beugung am Zylinder 140

4. GRAVITATION
4.1 Kovariante Ableitung und Raumkrümmung 158
4.2 Variationsprinzip und Erhaltungssätze 174
4.3 Maximal symmetrische Räume 187
4.4 Räume mit maximal symmetrischen Untermannigfaltigkeiten 201
4.5 Leben und Sterben der Sterne 220
4.6 Existenz von Singularitäten 234

LITERATUR 252
SACHVERZEICHNIS 256
IM TEXT ERKLÄRTE SYMBOLE

ei' i2 ••• ip Basis der p-Formen ( 1.2,3)


Ep(M) Linearer Raum der p-Formen (1.2,5;2)
d Äußere Ableitung (1.2,6)
w!N Einschränkung einer Form (1.2,7;3)
E~(U) Raum der rn-Formen mit kompaktem Träger (1.2,9)
(ei(x)lek(x)> Skalarprodukt (1.2,14)
iy Inneres Produkt (1.2,15)
* Isomorphismus zwischen EP und Ern -p (1.2,16)
5 Koableitung (1.2,19)
/::;. Laplace-Beltrami-Operator (1.2,20)
Ly Lie-Ableitung ( 1.2,23)
wik übertragungsform (1.2,25)
wik übertragungsform (1.2,25)
El(x) Stufenfunktion (1.2,31)
5(x) Diracsche 5-Funktion (1.2,31)
5il. Diracsche 5-Form (1.2,33)
Gx Green-Funktion (1.2,35)
E,B, F Elektrisches und magnetisches Feld (1.3,1)
A Vektorpotential (1.3,7)
A Eichfunktion (1.3,10;1)
J Strom (1.3,12)
Q Gesamtladung (1.3,18;2)
T"' Energie-Impuls-Form des Feldes (1.3,22)
P"' Gesamt-Energie-Impuls (1.3,21)
T"'ß Energie-Impuls-Tensor (1.3,20)
z(s) Weltlinie (1.3,25;2)
t"' Energie-Impuls-Form der Materie (1.3,25;2)
f, Lagrangefunktion (2.1,1)
w Wirkung (2.2,1)
-+
s Poyntingscher Vektor (2.1,13)
Dx Green-Funktion (2.2,5)
oret(x) Retardierte Green-Funktion (2.2,7)
G~et
X
Retardierte Green-Funktion (Form) (2.2,7)
pret Retardierte Feldstärke (2.2,9)
pein Einlaufende Feldstärke (2.2,15)
paus Auslaufende Feldstärke (2.2,15)
prad Strahlungsfeld (2.2,21)
X Im Text erklärte Symbole

D(x) D-Funktion (2.2,22)


ISE Energieverlust pro Umlauf (2.4,4;2)
j vorgegebener Strom (3.1 ,7)
G Feld, das j entspricht (3.1,19;3)
s Superpotential (3.1,20)
F(z) Fresnelsches Integral (3.3,10)
V Verjüngung (4.1,1)
Dx Kovariante Ableitung (4.1,2)
rijk Christoffei-Symbol (4.1,13)
~k Krümmungsform (4.1,19)
~jkm Riemann-Christoffel-Tensor (4.1,24;2)
cjk Weyl-Forrnen (4.1,24;3)
ro Schwarzschild-Radius (4.4,41)
K Krümmungsparameter (4.4,42)
c Konvergenz (4.6,8)
Y(x) Zukunft (4.6,18;i)
J-(x) Vergangenheit (4.6,18,i)
C(x,S) Menge der kausalen Kurven (4.6,18;ii)
C1 (x,S) Menge der differenzierbaren kausalen Kurven (4.6,18,ii)
d(A) Länge von A (4.6,18,iii)
1. EINLEITUNG

1.1 Physikalische Erscheinungen der Felddynamik

Elektrisches und magnetisches Feld sind dynamisch so miteinan-


der verwoben, daß sich ihre Erregungen im leeren Raum mit
einer universellen Geschwindigkeit fortpflanzen. Dieses Phäno-
men läßt die Abstrahlung des Feldes qualitativ verstehen und
analoges Geschehen für das Schwerefeld erwarten.
Die Vereinigung der Theorien elektrischer und magnetischer Erscheinun-
gen war eines der großen wissenschaftlichen Ereignisse des vorigen Jahrhunderts.
Während das elektrische Feld E im stationären Fall Quellen an den Orten der
Ladungen besitzt, aber wirbelfrei ist, so rufen zeitliche Veränderungen des
Magnetfeldes Wirhelspannungen hervor. Das Magnetfeld B ist hingegen stets
quellenfrei, hat von Strömen erzeugte Wirbel, und solche, die ein zeitabhängi-
ges elektrisches Feld hervorruft. Dieses dynamische Ineinandergreifen der Fel-
der wird durch die Maxwellsehen Gleichungen beschrieben. Etwa im leeren
Raum (weder Quellen noch Ströme) besagen siell für Integrale über beliebige
Flächen N mit Rand aN

1 ds "E == - I do ß , 1 ds ß == I do "E , (1.1,1)


aN N aN N

und für geschlossene Flächen

( 1.1 ,2)

Später werden wir diese scheinbar voneinander unabhängigen Relationen als


verschiedene Aspekte einer Aussage erkennen, daß die Feldstärkenform und
ihre Dualform geschlossen sind. Bevor wir diesen geometrischen Inhalt aus-
schöpfen, wollen wir die dadurch hervortretenden physikalischen Phänomene
intuitiv zu begreifen versuchen.
Elektromagnetische Wellen ( 1.1 ,3)
Ein Feld

E y == Bz == cos w(x - t), die anderen Komponenten 0, (1.1,4)

ll Wir verwenden Einheiten mit c = 1.


2 1. Einleitung

sieht zu fester Zeit wie folgt aus:

r B

/'
tv----v------.... . . ,/
0

/ '\' B E : E

~
~/
~--~~~,----/J~.--/1~.-x
---.... : :
"' /'t:
/ I E ,/
-...:t
:---
:
-!-
E
8 B ~ / !

Fig. I Die Felder einer ebenen Welle

Es ist offensichtlich quellenfrei und genügt auch den Relationen (1.1,1). Dies
ist etwa flir die in Fig. 2 gewählten Flächen leicht zu sehen:

aN

! /
N

0 / /,/ /{
L'/ / r
...
B
,/ /
~ / )
/ /~
rr/w

Fig. 2 Illustration der Maxwell-Gleichungen in Integralform

Da sich die Welle von Fig. 1 nach rechts bewegt, haben E, Bin dem Gebiet
das Vorzeichen von E, B, und es gibt
7r{W •
1 E ds =- 2L =-Lw f dx sin wx = -1 B df.
0
1.1 Physikalische Erscheinungen der Felddynamik 3

Im Gegensatz zum stationären Fall, in welchem das elektrische Feld einer


Punktquelle wie l/r 2 abfällt, kann es also im dynamischen Fall ohne Abnahme
den Raum mit der zu l normierten Lichtgeschwindigkeit durchlaufen, ohne
daß der Puls an Intensität verliert.
Weniger direkt ersieht man aus den Relationen (l.l,l) und (l.l,2), daß
sich jegliche Veränderung der Felder mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet. Wir
werden später studieren, wie dies aus der Struktur der Charakteristiken der
äquivalenten Differentialgleichung folgt. Jetzt wollen wir diesen Umstand als
gegeben ansehen und damit untersuchen, wie eine beschleunigte Ladung ihr
Coulombfeld abschüttelt:
Erzeugung elektromagnetischer Strahlung ( 1.1 ,5)
Eine Ladung e, die mit konstanter Geschwindigkeit v in x-Richtung bewegt
wird, strahlt nicht (Lorentzinvarianz). Wird sie aber während der Zeit
- T < t < 0 im Ursprung zum Stehen gebracht, so sieht ihr Coulombfeld zu
einer Zeit t > 0 folgendermaßen aus: Für Abstände r > t + T vom Ursprung
gleicht es dem Feld der bewegten Ladung, denn zu diesen Teilen des Raumes
hat sich noch nicht herumgesprochen, daß die Ladung gebremst wurde. Dort
zeigen die Kraftlinien zum Punkt x ~ vt und nicht zu x = 0, wo die Ladung
v
für t > 0 ruht, sie sind also um vt - T t verschoben. Für r < t hat man das
Feld einer bei x = 0 ruhenden Ladung, hier hat das Feld schon vergessen, daß
sich die Ladung einmal bewegt hat. Dazwischen, in der Kugelschale t < r <
< t + T, müssen die Kraftlinien stetig und quellenfrei verlaufen. Daher werden
sie verbogen und müssen, wie aus Fig. 3 ersichtlich, enger zusammenrücken,
und zwar mit r wachsend und am meisten in den unter 90° zu v gelegenen
Teilen der Kugelschale (Fig. 3). Dies bewirkt eine Vergrößerung der Feldstärke
um einen Faktor: Verdichtung der Feldlinien - (Verschiebung der Feldlinien)/
/(Dicke der Kugelschale)- vrt/T- rv, denn für r = t ~ T sieht man das Feld
einer Ladung bei x = t v - t T v, die Kraftlinien sind um dieses Stück verscho-
ben. Somit ist in der Kugelschale das Feld nicht lEI = e/r 2 , sondern
~

IE I - e -t. für t < r < t + T, {) = 2S,. (x,v) - rr/2. (1.1,6)

Bemerkungen ( 1.1, 7)
1. Der Verdichtungsfaktor ist nur für {) - rr/2 wesentlich, für {) = 0 oder rr
werden die Kraftlinien in der Kugelschale nicht verbogen. Die genauere
Rechnung ergibt einen Faktor sin {).
2. Das Vorzeichen des zusätzlichen Feldes ist offenbar so, daß es in Richtung
der negativen Beschleunigung weist.
Ein elektrisches Feld - 1/r und nicht- l/r 2 wie das statische Coulomb-
feld führt direkt zu Ausstrahlung von Energie: Die in der Kugelschale steckende
4 1. Einleitung

Eflirt>O
Eflirt<O

I
/
/ -
/I
I I

Fig. 3 Das Feld der Bremsstrahlung

Feldenergie
-+ -+
J d3 x IEI 2 ~ IEI 2 r 2 7 ~ e2 lvl 2 r
t<r<t+r

bleibt während ihrer Expansion erhalten, so daß sie auch für große r, wo die
Coulombsehe Feldenergie gegen 0 geht, noch denselben Energieinhalt aufweist.
Dieser wurde offenbar beim Bremsen während der Zeit 7 an das Feld abgegeben
und wandert in der sich mit Lichtgeschwindigkeit ausdehnenden Kugelschale
ins Unendliche. So ergibt sich die für die Ausstrahlung grundlegende
Larmorsche Formel ( 1.1 ,8)

Energieverlust/Zeiteinheit = ~ 4: v 2 .

Bemerkungen ( 1.1 ,9)


1. Um die Größenordnung des Energieverlustes zu erfassen, benützt man am
besten die charakteristische Länge der Elektrodynamik: r c = klassischer
1.1 Physikalische Erscheinungen der Felddynamik 5

Elektronenradius = Radius, bei dem das Coulombpotential der Ruhenergie


des Elektrons gleicht = e 2 /47Tmc 2 - 10- 13 cm (entspricht etwa 10- 23 Se-
kunden, falls c = 1). Wird ein Elektron mit fast Lichtgeschwindigkeit inner-
halb T - r c - w- 23 sec gestoppt, ist V- v/r - 1/T - 1Ire ' so daß während
der Bremsung eine Energie - r e 2 v2 - e 2 /r c, also etwa die Ruhenergie des
Elektrons(- 1/2 MeV) abgestrahlt wird. Derartig rasante Ereignisse sind bei
den gegenwärtigen Beschleunigern durchaus an der Tagesordnung.
2. Elektronen bremst man am besten mit einem elektrischen Feld E, und man
kann fragen, wie der Energieverlust mit der Energie des Feldes E zusammen-
hängt. Wegen mv = e E strahlt ein Elektron E 2(e 2 /m) 2 r, also jenen Teil der
Energie des Feldes E, welcher in einem Volumen T X (klassischer Elektronen-
radius)2 enthalten ist. Wird es nicht nur einmal gebremst, sondern periodisch
bewegt wie in einer Lichtwelle, kann man nach dem Streuquerschnitt: =
= Pro Zeiteinheit gestreute Energie/(Pro Zeit und Flächeneinheit einfallende
Energie) fragen. Da E 2 die Energiedichte der Welle darstellt, pro T und
Flächeneinheit also E 2 T einfällt, ist der Streuquerschnitt - r~. Das Elektron
ist also in dem Sinne 1o- 13 cm groß, daß es aus einem Lichtstrahl eine
Fläche r~ - 10- 26 cm 2 ausblendet. Allerdings wirkt das Elektron aufgrund
von Quanteneffekten vielfach so, als hätte es eine Größe 10- 11 cm. Man
muß sich eher vorstellen, daß das Elektron w-
11 cm groß, aber ziemlich

durchsichtig ist, so daß es Licht nur wenig streut. Wieso Materie dann viel-
fach Licht nicht durchläßt, obgleich sie das Feld hauptsächlich durch Elek-
tronen beeinflußt, wird noch zu diskutieren sein.
3. Der genaue, in ( 1.1 ,8) gegebene Zahlfaktor kommt so zustande
a) Wir verwenden Einheiten, in denen das Coulombfeld e 2 /47Tr 2 ist, also zu-
sätzlich ( 47T )- 2 .
b) Nach ( 1.1 ,7 ;1) hat die Energiedichte eine Winkelverteilung - sin 2 t'}. Über
die Kugeloberfläche integriert, liefert dies ~ · 47T.
!
c) Die Energiedichte ist zwar genauer f (E 2 + B2 ), doch B gibt einen
gleich großen Beitrag.
Die üblichen Lichtquellen beziehen ihr Licht von Atomen, in denen nega-
tive Ladungen um positive kreisen, die Gesamtladung aber verschwindet.
Schwingt eine Ladung allein, so wiederholt sich das Feldlinienbild von der ein-
maligen Bremsung (Fig. 4, links). Für zwei entgegengesetzte Ladungen, die
gegeneinander schwingen, ist diesem Feldlinienbild ein phasenverschobenes mit
umgekehrter Richtung der Kraftlinien zu überlagern (Fig. 4). Wie man sieht,
lösen sich von einem schwingenden Dipol elektrische Wirbel ab, wobei lEI wie-
der durch ( 1.1 ,6) gegeben sein wird. Für v ist dabei w 2 L einzusetzen, wenn w
die Frequenz und L die Schwingungsamplitude ist. Dies ergibt die Formel für
Dipolstrahlung ( 1.1, 10)

Energieverlust/Schwingung - e 2 U w 3 .
6 l. Einleitung

(+-)

Fig. 4 Elektrisches Feld des schwingenden Dipols

Anwendung für Atome ( 1.1, 11)


Bei Atomen wird man für L deren Größe, den Bohrsehen Radius rb: = h2 /me 2 =
= (hc/e 2 ) 2 rc = (137) 2 rc ~ 10- 8 cm einsetzen. Die Elektronengeschwindigkeit wL
ist ~ (137)- 1 , also die Umlaufsdauer ~ (137)rb ~ (137) 3 rc ~ 10- 15 sec. Dann
liefert ( 1.1, 10) Energieverlust/Schwingungsdauer ~ (137r 3 e2 /rb. Ein Elektron
muß daher (137) 3 Umläufe ausführen, um eine Energie e2 /rb abzustrahlen.
Die zur Verfügung stehenden Anregungsenergien sind gerade von der Ordnung
e 2 /rb ~ 10 eV, so daß man die Lebensdauer angeregter Zustände zu (137) 3 •
• 10- 15 sec~ 10- 8 sec abschätzen wird. Natürlich verlangt die genauere Ana-
lyse dieses Vorgangs nach der Quantentheorie, doch für eine erste Orientierung
braucht man von ihr nur rb, den Rest liefert die Larmorsche Formel. Der ge-
wöhnlichste Erzeugungsprozeß von Licht sieht daher so aus: Ein Atom strahlt
während 10- 8 sec (137) 3 Wellen aus. Da die WeHenlänge ~ 1/w ~ 137rb, gibt
dies ein (137) 4 rb ~ I 0 cm großes Wellenpaket (Fig. 5). Diese Verhältnisse
spiegeln sich in der Breite der ausgesandten Spektrallinien und in der Kohärenz-
1.1 Physikalische Erscheinungen der Felddynamik 7

länge der Strahlung wider.

0
e

(137) 3 Wellen • /'""""\ _ ._ •


············· ..........", '\../"'" ~

'---v---'
10- 8 cm
10 cm

137-fache Vergrößerung

Fig. 5 Größenverhältnisse bei der Lichtemission durch ein Atom

In der ursprünglichen Abschätzung der Bremsstrahlung ( 1.1 ,8) wurde nur


die Form der elektrischen Feldstärke ~ x/r 3 verwendet. Dies verleitet dazu,
dieselbe Überlegung auch auf die Schwerkraft zu übertragen, indem man für
e2 die formal entsprechende Größe Km~ einsetzt. Bevor man den Details die-
ser Analogie nähertritt, wird man zunächst durch die Numerik entmutigt. Wie
in (1.1.1, 1) diskutiert, unterscheiden sich diese Kopplungskonstanten um 1036 .
Während also ein Atom 1o- 8 sec braucht, um ein Photon zu legen, würden
10 36 • 1o- 8 sec ~ 10 28 sec bis zur Entstehung eines Gravitons verstreichen. Das
entspricht dem 10 10 -fachen Alter des Universums, und jede weitere Beschäfti-
gung mit solchen Fragen scheint müßig. Massen haben jedoch im Gegensatz zu
Ladungen stets dasselbe Vorzeichen und es entstehen bei großen Körpern un-
geheure Kohärenzeffekte. Wir werden gleich sehen, daß beim Zusammenbruch
eines Sternes riesige Energien durch das Schwerefeld ausgestrahlt werden sollten.
8 I. Einleitung

Erzeugung von Gravitationsstrahlung ( 1.1, 12)


Die Überlegungen von ( 1.1 ,5) sind in folgenden Punkten neu zu überdenken:
a) Die eine Eingabe war E = e x/r 3 . Der potentiellen Energie e2 /r zweier Ladun-
gen e entspricht die Gravitationsenergie K M2 /r zweier Massen M. Das Ana-
logon zum Coulombfeld ist also y"K M x/r 2 , dessen Quadrat die Energiedichte
angibt.
b) Zweitens wurde benützt, daß sich das elektromagnetische Feld mit Lichtge-
schwindigkeit ausbreitet. Daß dies auch für das Gravitationsfeld gilt, werden
wir später als Folge der Einsteinsehen Gleichungen erkennen. Allerdings be-
einflußt das Gravitationsfeld die Lichtgeschwindigkeit, was die Details des
Ausstrahlungsproblems verkompliziert, aber die Größenordnungen nicht
ändern sollte.
c) In der elektromagnetischen Situation wurde der Ladungsschwerpunkt be-
schleunigt, und hier hört die Analogie auf. Da das Schwerefeld an alle Mas-
sen gekoppelt ist, und sich der Gesamtschwerpunkt gleichförmig bewegt,
kommt diese Art der Strahlung nicht vor. Man sieht dies etwa bei zwei
gegeneinander schwingenden Massen, bei denen zwei phasenverschobene Fel-
der aber mit gleichem Vorzeichen zu überlagern sind. Dadurch hebt sich
normal zur Schwingungsrichtung gerade die große Komponente in Richtung
v
von weg (Fig. 6) und es verbleibt ein Feld ~ 1/r 2 .

+ +

(++)

Fig. 6 Gravitationsfeld zweier schwingender Massen


1.1 Physikalische Erscheinungen der Felddynamik 9

d) Auch mit ruhendem Ladungsschwerpunkt kann es elektromagnetische


Quadrupolstrahlung geben. Etwa in der Situation von c) ist unter 45° die
Kompensation der asymptotischen Felder nicht exakt. Bei genauerer Be-
rechnung werden sie nur um v "' wL reduziert. Dasselbe gilt dann auch für
die Gravitationswellen und führt auf die
Gravitationsstrahlung rotierender Massen ( 1.1, 13)

oder
Energieverlust/Umlauf "' v 5 • Gravitationsenergie des Systems.

Bemerkungen ( 1.1 , 14)


1. Wir werden später einen scheinbar anderen Grund für den zusätzlichen Fak-
tor v2 = w 2 L2 finden: Während das elektromagnetische Feld an den Strom
gekoppelt ist, hat das Schwerefeld mit dem Energie-Impulstensor Wechsel-
wirkung. Letzterer ist quadratisch in der Geschwindigkeit und ein weiteres
v in der Kopplung gibt v2 im Energieverlust
2. Indem wir KM 2 /L als Gravitationsenergie des Systems interpretieren, erhal-
ten wir eine Relation, in welcher die winzige Kopplungskonstante nicht mehr
aufscheint, besser gesagt, in der Gravitationsenergie verborgen ist.
3. In (1.1,13) haben wir uns nicht bemüht, den genauen 'Zahlfaktor zu eruieren.
Dies gelingt auch nur im Rahmen der linearen Näherung zur Einsteinsehen
Theorie. Exakte Lösungen, die zeigen, wie Gravitationswellen entstehen,
wurden noch nicht gefunden.
In (1.1.1, 1) haben wir qualitative Züge des kosmischen Geschehens disku-
tiert und wir berechnen nun mit diesen Zahlen die

Größenordnung der Gravitationsstrahlung ( 1.1, 15)


a) Planeten: Etwa für die Erde ist v"' 10- 4 und wir bekommen in (1.1,13)
einen Faktor 1o- 20 • Das bedeutet, die Erde hat im Laufe ihrer 10 10 Jahre
nur den 1o- 10 -ten Teil ihrer potentiellen Energie abgestrahlt, ist also dadurch
der Sonne um 10- 10 X Abstand zur Sonne "' 1o- 10 • 108 km - 10 m näher-
gerückt.
b) Doppelsterne: Für sie ist v "' 10- 3 und die Umlaufsdauer manchmal nur
10- 3 Jahre. Sie strahlen jährlich 10- 12 ihrer Gravitationsenergie ab, noch
immer kein meßbarer Effekt.
c) Schwarze Löcher: Bricht ein Stern unter seiner Last zusammen, verdichtet
sich seine Materie zu Kernmaterie und es entsteht ein etwa 10 km großer
Neutronenstern. Diese zusammengeballte Masse erzeugt so ein starkes
Schwerefeld, daß die Gravitationsenergie mit der Ruhenergie vergleichbar
10 1. Einleitung

wird und relativistische Effekte auftreten. Das gravitative Analogon zum


klassischen Elektronenradius ist der Schwarzschild-Radius KM, welcher für
Sterne - km ist. Keplerbahnen in diesem Abstand werden relativistisch,
dort kommt die potentielle Energie an die Ruhenergie heran. Eine Implosion
eines Neutronensternes kann zu Situationen führen, in welchen v - 1,
KM 2 /L - M, also nach ( 1.1, 13) erreicht dann die ausgestrahlte Energie die
Ruhenergie eines Sternes. Auch wenn die genauere Rechnung ergibt, daß es
nur einige Prozente sind, so handelt es sich dabei doch um ungeheure Ener-
gien.
Leider steht ein experimenteller Nachweis der Gravitationsstrahlung aus.
Sie wird aber von jeder vernünftigen Theorie vorhergesagt, haben wir in
unseren Betrachtungen doch nur eine endliche Ausbreitungsgeschwindigkeit
des Schwerefeldes vorausgesetzt.
Bei unseren bisherigen Überlegungen hatten wir die Bewegung der Quellen
der Felder als gegeben angenommen. Tatsächlich wirken die Felder aber auf die
Quellen zurück, und man sollte die Gleichungen für das gekoppelte System
lösen. Einem einfachen Beispiel für so ein Problem sind wir bei der Lichtstreu-
ung begegnet, wo wir gesehen haben, wie ein Elektron durch das Feld einer
Lichtwelle beschleunigt wird und so das auf eine Fläche - r; auftreffende
Licht streut. Allerdings war unsere Ableitung für ein freies Elektron gedacht
und kann für Elektronen in Materie sicher nicht gelten. Bei so einem kleinen
Querschnitt müßte ja normale Materie, in welcher der Abstand zwischen den
Elektronen- (137) 2 rc ist, weitgehend durchsichtig sein. Daß dem nicht so ist,
rührt von Resonanzerscheinungen bei gebundenen Elektronen her, durch die v
gegenüber (1.1 ,9;2) verstärkt wird:

Streuung von Licht durch gebundene Elektronen ( 1.1, 16)


Die Elektronen unterliegen dann nicht nur dem elektrischen Feld E der Licht-
welle, sondern auch der Bindungskraft Idealisiert man letztere durch eine
harmonische Kraft mit einer Stärke mw5, welche die Schwingungsfrequenz w 0
der Elektronen in Atomen ergibt, wird man als Bewegungsgleichung für die
Elektronen m(x + w5 x) = e E erwarten. Dann erzeugt ein periodisches E ein

und der Streuquerschnitt wird um ( 1 - w5 I w 2 r 2 vergrößert. Da für sicht-


bares Licht, welches ja wieder von Atomen kommt, w in der Nähe von w 0
liegt, kann der Resonanznenner sehr klein werden, und Licht dringt dann nicht
weit ein. Wirkliche Materie hat natürlich die verschiedensten Resonanzfrequen-
zen, diese verleihen ihr die Farbenpracht.
Die eben geschilderte Situation verleitet dazu, dann das gekoppelte System
von Materie und elektromagnetischem Feld so zu vereinfachen, daß man die
1.2 Der mathematische Formalismus 11

Materie durch die Randbedingung ersetzt, daß das Feld in sie nicht eindringt.
Dieser Standpunkt wird vielfach bei optischen Problemen wie Beugung einge-
nommen. Wir werden finden, daß man trotz dieser Erleichterung nur mit et-
lichem Aufwand solche Probleme lösen kann, sofern man einigermaßen Wert
auf Präzision legt.
Will man ernsthaft das gekoppelte System Materie + Feld analysieren,
muß man sich im klaren sein, daß ihm im elektrischen und gravitativen Fall
Gefahren aus umgekehrten Richtungen drohen. Da sich gleichnamige Ladungen
abstoßen und gleiche Massen anziehen, hat das System die Tendenz durch die
Coulombkraft zu explodieren und will gravitativ zusammenbrechen. Dieser von
den statischen Kräften vorgezeichnete Drang wird durch die relativistische Er-
weiterung der Gleichungen nicht aufgehoben und kann auch durch mathemati-
sches Raffinement nicht aus der Welt geschafft werden. So werden wir die
Frage, was die Ladung des Elektrons zusammenhält, nicht beantworten kön-
nen, und die klassische Elektrodynamik bleibt irgendwo eine unvollendete
Theorie. Natürlich wird sie bei kleinen Distanzen von der Quantenelektrodyna-
mik abgelöst, doch auch sie kann nicht erklären, wodurch die elektrische Ener-
gie eines Punktteilchens endlich wird. Umgekehrt bestätigt die feinsinnigste
Mathematik nur die naive Erwartung, daß durch die Schwerkraft ein genügend
großes System unter seiner Last zusammenbricht. Es scheint äußerst schwierig,
diese Singularitätentheoreme zu entkräften, zumal ihre düstere Prognose stim-
men dürfte.

1.2 Der mathematische Formalismus

In der klassischen Feldtheorie sind die Algebra {EP} der Formen


und ihre äußeren Ableitungen die zentralen Begriffe. Durch sie
und die durch die Metrik definierten *-Abbildungen EP -+Ern -p
lassen sich die Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen auf
entsprechende Weise formulieren.

Der von E. Cartan geschaffene Kalkül ist in der klassischen Feldtheorie be-
sonders nützlich, da er die in den Feldgleichungen vorkommenden Konstruktio-
nen formalisiert. Wir wollen zunächst kurz die wichtigsten Rechenregeln wieder-
holen und verweisen bezüglich der genaueren Definition der Begriffe auf (1,
Kap. 2) oder die im Literaturverzeichnis angeführten Mathematikbücher.
Der Raum der Tensorfelder über einer MannigfaltigkeitJ:t M hat eine line-
are StrukturJ:tJ:t, jedes Element kann als Linearkombination von gewissen Basis-
J:t Wie in I wollen wir eine genügend oft differenzierbare berandete Mannigfaltigkeit einfach
als Mannigfaltigkeit bezeichnen und auch bei Tensorfeldern Differenzierbarkeit voraus-
setzen.
llll Genauer eine Modulstruktur, die Koeffizienten sind Funktionen über M und nicht nur
reelle Zahlen.
12 1. Einleitung

elementen, mit den Tensorkomponenten als Koeffizienten, geschrieben werden.


Etwa für die kovarianten Vektorfelder können wir irgendwelche m {= Dimen-
sion von M) linear unabhängige Vektorfelder ei(x), i = 1 ... m, x E M, verwen-
den; jedes Vektorfeld V läßt sich als
m .
V = 1: V.(x) e1(x)
i= I 1

schreiben.

Bemerkungen ( 1. 2, 1)
1. Unabhängig soll heißen, daß V- x die ei(x) unabhängige Vektoren sind.
2. Eine Basis wird gelegentlich m-Bein genannt. V- i sind die ei Vektoren und
nicht etwa Komponenten eines Vektors.
3. Im allgemeinen gibt es keine globale Basis, die ei werden sich nicht stetig
auf ganz M ausdehnen lassen. (Nach (I,2.6,17;6) gibt es auf der Kugelober-
fläche nicht einmal ein stetiges nirgends verschwindendes Vektorfeld.) Im
Bereich U einer Karte gibt es aber immer die gleich zu besprechende natür-
liche Basis. Für lokale Prozesse wie Ableitungen können wir also beruhigt
die Existenz einer Basis voraussetzen.
4. Aus einer Basis läßt sich durch ei(x) --+ e\x) = Ai/x) ei(x), Det Ai/x) -=/= 0
V- x E U, eine andere bilden und in Abwesenheit einer weiteren Struktur
ist keine Basis vor einer anderen ausgezeichnet.
Die ei liefern durch Bildung des Tensorproduktes ® auch eine Basis für
die p-fach kovarianten Tensorfelder, ein solches schreibt sich auf U

( 1.2,2)

Von besonderer Bedeutung sind die total antisymmetrischen kovarianten


Tensorfelder {=: p-Formen), da sie p-dimensionale Volumselemente definieren.
Für sie wird ein antisymmetrisches Tensorprodukt 1\ (= Keil- oder äußeres
Produkt) eingeführt. Wie das (endliche) Tensorprodukt ist es assoziativ und
distributiv, aber ei 1\ ei =- ei 1\ ei := ei ® ei - ei ® ei. Da wir die entspre-
chenden Basen oft brauchen werden, führen wir die Abkürzung

( 1.2,3)

ein, mit ihr schreibt sich jede p-Form als

ip/ I
w-_ ~
~ w. . ei 1 oo•
p .. (1.2,4)
ik 11 oo• lp
1.2 Der mathematische Formalismus 13

Bemerkungen ( 1. 2, 5)
1. Wegen der Antisymmetrie besitzt die Basis ei' ··· ip nur (~) unabhängige
Elemente. Für p = 0 sind p-Formen gewöhnliche Funktionen, für p > m
setzt man sie Null, da dann die Antisymmetrie unmöglich.
2. Die p-Formen über einer Mannigfaltigkeit bilden einen linearen Raum (sogar
einen Modul), der mit EP (M) bezeichnet wird.
3. Das Keilprodukt

ei' ... ip 1\ eip+l ... ip+q = ei' ... ip+q = (-)Pq eip+l··· ip+q 1\ ei, ... ip

gibt eine offenbar assoziative Abbildung EP x Eq 4 Ep+q und verleiht den


Formen die Struktur einer (graduierten) Algebra.

Äußere Ableitung ( 1. 2,6)


Die elementaren Differentialprozesse grad, div, rot verallgemeinern sich zu
einer linearen Abbildung d: EP(M)-+ Ep+l(M) mit den Rechenregeln (p,q =
= 0,1 ... m)
{i) d(w 1 + w 2 ) = dw 1 + dw 2 , wiE EP
(ii) d(w 1 1\ w 2 ) = (dwd 1\ w 2 + {-)P w 1 1\ dw 2 , w 1 E EP, w 2 E Eq
(iii) d(dw) = 0, w E EP.
Bemerkungen (1.2,7)
1. (i) und (ii) beschreiben das Verhalten von d bei den algebraischen Operatio-
nen, wobei der Antisymmetrie entsprechend die Leibnizsche Regel zusätz-
lich (-)P erhält.
2. Die Koordinaten xi, i = 1 ... m, eines Punktes von M kann man als Abbil-
dung U-+ R, M :::> U = Bereich der Karte, also als Element von E 0 (U) auf-
fassen. Die dxi sind also m Vektoren und werden die natürliche Basis von
E 1 (U) genannt. Für p = 0 sind (i) und (ii) die üblichen Rechenregeln der
Ableitung, so daß für eine Funktion U -+ R: x -+ f(x) die äußere Ableitung
df = dxi af/3xi wird. d entspricht für p = 0 dem Gradienten, 3f/3xi =: fi sind
seine Komponenten in der natürlichen Basis. In ihr ist wegen (iii)

und die äußere Ableitung einer p-Form (mit Summenkonvention)

w = w. . eL ··· ip /p!
L ... Jp
wird

dw = (dw. . ) 1\ eL ··· ip/p! = w. . eki, ··· ip fp!.


J, ... Jp J, ... Jp,k
14 1. Einleitung

3. Zu einer n-dimensionalen Untermannigfaltigkeit N lassen sich lokal Koordi-


naten xi so einführen, daß auf N dann xn+l = xn+ 2 = ... = xm = 0 wird. Die
Einschränkung wiN einer Form wird dadurch gegeben, indem man dxn+liN =
= dxn+ 2 1N = ... = dxmiN = 0 setzt und die Einschränkung mit+ und A kom-
mutiert. Man sieht leicht, daß dann auch dwiN = d(wiN) gilt.
4. Formen, deren äußere Ableitungen verschwinden, nennt man geschlossen,
solche, welche selbst äußere Ableitungen sind, heißen exakt. (iii) besagt
exakt '* geschlossen. Die Umkehrung gilt nicht allgemein, aber etwa auf
sternförmigen Mannigfaltigkeiten. Lokal gilt sie immer.

Integral (1.2,8)
Bei einer Koordinatentransformation

X--* X(X),

transformiert sich die natürliche Basis von Em(U) wie ein rn-dimensionales
Volumselement:

el ... m = Det (axi) el ... m


ax.J
und man kann durch

f w := J dx 1 ... dxm wl... m(x),


u ( 1.2,9)
w E Em
0 (U) := rn-Formen mit kompaktem Träger,

koordinatenunabhängig ein Integral über w definieren. w E E~(M) läßt sich als


endliche Summe :r w. von rn-Formen mit Träger im Bereich von Karten schrei-
i I

ben und das Integral ist durch ( 1.2,9) und f :ri w.


l
= :ri f w.
l
definiert. Allgemei-
ner ist das Integral von w E E~ (M) über eine n-dimensionale Untermannigfaltig-
keit N durch das Integral der Einschränkung von w auf N erklärt:

f w := f WIN. (1.2,10)
N N

Integrieren ist insofern die Umkehrung von d, als sich die Sätze von Gauß und
Stokes zu

f dw
N
= aNf w, aN Rand von N, (1.2,11)

verallgemeinern.
1.2 Der mathematische Formalismus 15

Riemannsche Strukturen ( 1. 2, 1 2)
Ein symmetrisches kovariantes Tensorfeld zweiter Stufe

(1.2,13)

führt zu einem Isomorphismus zwischen ko- und kontravarianten Vektorfeldern


und gestattet,deren Räume zu identifizieren. Man definiert durch

gij gjk = ud k'


(1.2,14)

ein Skalarprodukt: Ist die Matrix gik positiv, heißt der Raum Riemannsch,
sonst pseudo-Riemannsch. Die ei := gik ek bilden eine duale Basis, <eilei) = ö\
und die vk := gki vi heißen kontravariante Komponenten: v = vi ei = vi ei.
Dieses Skalarprodukt läßt sich zum sogenannten inneren Produkt, einer biline-
aren Abbildung E 1 x EP -'; Ep-l: (v,w) -'; iv w verallgemeinern. Für die Basen
ist sie

i ei' ··· ip = ~ (-y+t 0ir ~· ... ir-1 ir+1 ···ip (1.2,15)


ek r= 1 k
und wird dann durch Linearität auf ganz E 1 x EP ausgedehnt (oder iv w(. .. ) =
= w(v, ... )in der Notation (1,2.4,28)). Für p = 0: ivw = 0, p = 1: ivw = (wJv).
Die Räume EP und Em-p haben die Dimension m!/p!(m- p)!, und durch
g und den total antisymmetrischen Tensor e läßt sich ein basisunabhängiger
Isomorphismus* definieren: (Jgl := IDet gikl, e 12 ... m = +1)

* i, ... ip _ i,j, ipip ip+l···im y'fgj (1.2,16)


e -g ... g e ej, ... im(m-p)l'

(ebenfalls durch Linearität auf ganz EP auszudehnen).

Bemerkungen ( 1.2, 17)


1. Der Faktor y'jgl ist so gewählt, daß sich bei Basiswechsel ei = A ii ei, gik =
= gQ m AQi Amk, JgJ = Jgl (Det A) 2 , die * e wie die e transformieren:

~
Da sich die Komponenten w.,, . einer p-Form mit A- 1
... 'P
... A- 1 transfor-
mieren, ist die *-Bijektion von der Basis unabhängig definiert.
2. Durch (m- p)! im Nenner erzielt man die Normierung* o * = (-)P<m-p)+s 1,
(-)S:= g/JgJ.
3. (1. 2, 16) definiert * lokal; ist M orientierbar, läßt sich dies eindeutig auf ganz
M ausdehnen. Die *-Abbildung ist aber orientierungsabhängig, sie ordnet einer
rn-Form einen Pseudoskalar zu.
16 1. Einleitung

Für die Verträglichkeit von * mit äußerem und innerem Produkt gelten
(Aufgabe 5) die

Rechenregeln ( 1. 2, 18)
(i) W 1\ *V= V 1\ * W,
(ü) e. 1\ * ej, ... jp = ~ (-y+p oir. * ei.···ir-lir+J···ip
l r=l l

. * j, ... ip - * j, ... ip j
(üi) 1i e - e .
e

Die Koableitung

0 := *d* (-)m(p+l)+s, d = *o* (-)pm+l+s, (1.2,19)

verallgemeinert die Divergenz. Sie ist eine lineare Abbildung EP ~ Ep-l und
gibt mit d die Ausdehnung b, des Laplace-Operators für EP ~ EP:

b, = od + do. (Laplace-Beltrami-Operator) ( 1.2,20)

In einer natürlichen Basis ei' ··· ip von Rm mit g = dxi ® dxk 1/ik' 1/ik =
= ± 1 für i = k, sonst 0, gilt (Aufgabe 6)

(1.2,21)
b,(f ei, ... ip) = f,kk ei' ... ip, fk f
' 1/ki := 'i'

Ist insbesondere p = 1 und sind fk die Komponenten des Vektorfeldes, so gibt


0 die übliche Divergenz rk,k und b, den Operator (r( I )ki a 2 ;axiaxk auf die
einzelnen Komponenten angewandt. (m = 3, p = I: b, = -rot rot + grad div).
Allgemein gelten(Aufgabe 7) die

Rechenregeln ( 1.2,22)
Cü ctd = oo = o, ctb, = b,d, ob,= M,
Ciü o* = (-)P * d, *o = (-)P+ 1 d*,
(iii) da*= *od, *do = od*, *b, = b,*.
Ist ein Vektorfeld v vorgegeben, so haben wir in I noch als Änderung der
Formen unter dem von den kontravarianten Komponenten von v erzeugten Fluß die

Lie-Ableitung (1.2,23)

LV =iV 'd+d'iV :Ep ~E:


p
1.2 Der mathematische Formalismus 17

kennenge lernt. (Für V = vidxi' f E Eo (R 0 ) ist LV f = vi af;axi .)


Bei der Berechnung der Ableitung in verschiedenen Koordinaten (Aufga-
ben 1, 2) ist es günstig, eine sogenannte orthogonale Basis zu verwenden: Als
symmetrische Matrix läßt sich gik durch Basiswechsel auf eine Diagonalmatrix
'11ik• die nur ± 1 als Eigenwerte hat, transformieren. Die ei sind dadurch bis auf
eine lokale Lorentztransformation

(1.2,24)

festgelegt.
Eine orthogonale Basis muß nicht natürlich sein und die äußeren Ablei-
tungen der orthogonalen ei werden nicht verschwinden. Allgemein definieren
wir die

übertragungs-Formen w\ E E 1 (M) (1.2,25)

Bemerkungen (1.2,26)
1. In § 4.1 werden wir zeigen, daß diese Relationen die wik bestimmen.
2. Für die Ableitung der Basen in EP folgt daraus (Aufgabe 8)

dei, ··· ip = _ wi
i, A eii2 ··· ip _ wi
i2 A ei, j ... ip _ ...

... _ w ipi A ei, ··· ip-li

und ebenfalls (Aufgabe 8)

d*ei' ··· ip = - wi'. A *eii 2··· ip - wi 2. A *ei' j ... ip - ...


J J

ip * j, ... ip-li
... -wiA e .

3. Die w's verallgemeinern die r's aus (1,1.1,7) und spielen daher in der Gravi-
18 1. Einleitung

tationstheorie die Rolle der Feldstärke. Bei Basiswechsel transformieren sie


sich inhomogen: (Aufgabe 9)

Insbesondere kann man stets eine Basis finden, so daß alle wk r in einem
Punkt verschwinden (siehe I, 5.6,11).
Partielle Differentialgleichungen ( 1.2,27)
Die uns interessierenden Gleichungen sind immer allgemein kovariant (= kar-
tenunabhängig) formuliert und enthalten daher an Differentialprozessen nur
äußere Ableitungen. Orientierbarkeit und pseudo-Riemannsche Struktur der
Welt gehen allein durch die *-Abbildung ein. Der Prototyp einer solchen Glei-
chung ist, daß Divergenz und Rotation des gesuchten Vektorfeldes, oder allge-
mein oF und dF, F E EP vorgegeben sind.
Partielle Differentialgleichungen legen Ableitungen in manchen Richtun-
gen fest, in anderen können die Felder frei variieren, sogar Unstetigkeiten auf-
weisen. Der Schlüssel zum Verständnis dafür, was die Gleichungen fordern,
findet sich in diesen Richtungen (Charakteristiken). Um dies im embryonalen
Zustand zu sehen, untersuchen wir das einfachste nichttriviale
Beispiel (1.2,28)
M = R 2 mit den Metriken g±:= dx 2 ± dt2. Nach (1.2,17;2) ist für p = 1 dann
* • * = + 1, * ist also eine lineare Transformation von Vektoren mit Eigenwer-
ten ± i für g+ und ± I für g_. Ist expliziter F = E dt + B dx, dann wird *F =
=-B dt ± E dx, * ist für g+ eine Drehung um 90°, für g_ eine Spiegelung um
die Achse x = - t:

*F
g_

Fig. 7 Wirkung von "' im R2


1.2 Der mathematische Formalismus 19

Das Gleichungssystem sei also

dF = M, oF = J : M, J = gegeben, F = gesucht.

Für g_ kann man durch Diagonalisieren von * die Gleichungen entkoppeln:

F ± := ( 1 + *)F : dF ± = M ± * J .

Hier sind F ± = (E ± B)(dt ± dx) voneinander unabhängig, und wir brauchen


nur eine Gleichung zu bearbeiten. Dieselbe Methode führt bei g+ auf F ± =
= (1 + i*)F = (E ± iB)(dt + idx), in diesem Fall sind F ± zueinander komplex
konjugiert.
Sind n± = dx ± dt und N± Gerade parallel zu x == + t, also n±IN± = 0, so
haben wir bei g_
(i) n± A F ± = 0
(ü) F ±IN± = 0

(iü) i

F± = 0.

Fig. 8 Die Hyperfläche N+ mit Normalen n+

Folgerungen (1. 2, 29)


(i) Hängt E ± B nur von t ± x ab, so wird dF ± = (E ± B)'n± A n± = 0. Dem-
entsprechend läßt das Gleichungssystem die Veränderungen von F ± in
diesen Richtungen offen, E + B kann in Richtung von n+ sogar springen.
Andere n E E 1 mit n A F + == 0 oder n A F _ = 0 gibt es nicht, die Glei-
chungen diktieren die Variation der F ± in den übrigen Richtungen. Für
20 1. Einleitung

g+ tritt dieses Phänomen nicht auf, dort gibt es keine relle Richtung mit
n A F + = 0 oder n A F _ = 0.
(ii) Das Anfangswertproblem wird man so formulieren, daß man die Ein-
schränkungen von F ± auf eine m - I-dimensionale Untermannigfaltigkeit
N vorgibt (Anfangsdaten) und hofft, sie mögen F bestimmen. Ist auf N
irgend wo n± IN = 0, so ist dort F ±IN = 0 und die Anfangsdaten sind nicht
beliebig wählbar. Auch können sie dann F unbestimmt lassen, nach (ii)
gibt es F + ::/= 0 mit etwa F +IN+ = 0 und dF + = 0. Für n± IN ::/= 0 unterliegen
die Anfangsdaten nur d(F+IN) = dF+IN = (M- *J)IN• was hier automatisch
verschwindet (auf N gibt es keine 2-Form).
(iii) Gemäß (1.2,23) ist die Lie-Ableitung Lek in Richtung xk durch iek o d +
+ d o iek mit ek = gkj dxi gegeben. Le± mit e± := gn± = n+ gibt also die
Lie-Ableitungen in Richtung n± : x = ± t und wegen Le_ F + = ie_ dF + +
+die_ F+ = ie_ dF+ = ie_(M- *J) ist die Veränderung von F+ in der von
n+ unabhängigen Richtung n_ durch die Gleichungen festgelegt. Wie wir
durch die spätere explizite Lösung sehen werden, bestimmen auf N will-
kürlich wählbare Anfangsdaten F unter folgenden Umständen:
(i) n± IN ::/= 0 überall auf N,
(ii) jede Gerade t ± x = konst schneidet N genau in einem Punkt.
Eine m - I-dimensionale Hyperfläche N (im 2-Dimensionalen also eine
Kurve), die (i) und (ii) erfüllt, heißt Cauchy-Fläche, sie darf also nirgends zu
den Charakteristiken n± tangential sein und muß genügend weit reichen, um
E ± B überall zu bestimmen.

In Richtung von n+ kann


F+ beliebig variieren.

In Richtung von n_
ist die Veränderung
von F+ bestimmt.
N------

Fig. 9 Bestimmung von F+ durch seine Einschränkung auf die Cauchy-Fläche N


1.2 Der mathematische Formalismus 21

u V

.. h e, Vu ·-
Cauchy- Fl ac t ± X
.- ---;;2

u V

u V

Fig. 10
22 1. Einleitung

Bemerkungen ( 1.2,30)
1. Nicht jede überall raumartige, ins Unendliche reichende Fläche ist Cauchy-
Fläche (Fig. 10).
2. Allgemein kann man durch Betrachtungen der bisherigen Art nur lokale
Fragen klären, globale sind schwerer zu überschauen. Scheinbar harmlose
und in der Kosmologie beliebte Mannigfaltigkeiten haben überhaupt keine
Cauchy-Flächen.
3. Da E + B eine beliebige Funktion von t + x sein kann, wird man sich sogar
an unstetige Funktionen wagen, die Charakteristiken sind dann Sprungflä-
chen. Läßt man diese zu, so erzeugt der klassische Ableitungsbegriff unnö-
tige Schwierigkeiten. Etwa hat die Gleichung gu t
<I> = 0 die Lösung <I> =
= .p(u) + 1/J(v), <P = beliebig, 1/1 = differenzierbar, genügt also nicht g g <I> =
= 0. V U

Zur Glättung dieser Mißstände empfiehlt sich die Verwendung von Distri-
butionen .p, die man durch ihr Integral mit geeigneten Testfunktionen f defi-
niert. Ableitung läßt man immer zu und erklärt sie durch partielle Integration:
Jf <P(n) := (-)n J f(n) <P·
Die strenge Formulierung erfordert die Theorie der lokal konvexen topo-
logischen Vektorräume. Da wir deren tiefere Sätze nicht benötigen, begnügen
wir uns mit der

Definition (1.2,31)

I fürx>O
8(x) = (Stufenfunktion)
0 sonst

o(x) = Q_ 8(x) (Diracsche ö-Funktion)


ax
und der
Warnung (1.2,32)
Distributionen bilden einen Vektorraum aber keine Algebra, man kann sie
addieren, aber nicht immer multiplizieren [22,37].
Bei der Lösung der von uns betrachteten Gleichungen hat eine besondere
Distribution, die sogenannte Green-Funktion, die Schlüsselstellung. Dabei ver-
wendet man die lineare Struktur der Gleichungen, derzufolge die Summe·der
Lösungen für verschiedene Quellen eine Lösung der Gleichung mit der Summe
der Quellen ist. Hat man eine Lösung für eine Punktquelle, so kann man dar-
aus die Lösung für eine beliebige Inhomogenität zusammensetzen. Die Durch-
führung dieses Gedankens und seine Anwendung auf EP erfordert neben etwas
Algebra das Ersetzen der Summen durch Integrale.
1.2 Der mathematische Formalismus 23

Zunächst müssen wir die ö-Funktion so verallgemeinern, daß sie mit einer
p-Form multipliziert und integriert den Wert der p-Form an einem Punkt x E
E M reproduziert (diese seien mit EP 1x: bezeichnet). Da wir nur rn-Formen inte-
grieren können und das Ergebnis in EP 1x liegen soll, brauchen wir ein° Öx: E
E EPix: Q9 Em-p(M), so daß

f Öx: A F = F(x). (1.2,33)

Öx: verschwindet also außerhalb x und hat in einer natürlichen Basis ei' ··· ip in
einer Umgebung von x die Gestalt (Aufgabe 10)

(1.2,34)

wobei e die Basis in EPix ist und die xi die Integrationsvariablen darstellen.
Die Green-Funktion Gx: E EP 1x: Q9 Em-p(M) genügt nun der Gleichung

( 1.2,35)

wobei D,. = dö + öd auf die xi wirkt. Existenz einer Green-Funktion werden


wir in den uns interessierenden Fällen durch explizite Konstruktion nachwei-
sen, eindeutig ist sie durch ( 1.2,35) nicht festgelegt. Mit Gx: verallgemeinert
man die Greensehe Formel zu

F(x) = (-)p+m f [dG- A cSF- cSG- dF]-


N X X

- f [ÖG-
aN X
A F + (-)m+p+s * dG-X A * F], (1.2,36)

wodurch F E EP(M) an der Stelle x durch dF und öF auf einer rn-dimensiona-


len Untermannigfaltigkeit N 3 x und den Werten der Einschränkungen von F
und * F auf aN ausgedrückt wird. (Die Herleitung davon ist Aufgabe 11.)

Beispiel ( l. 2,3 7)
Wir kehren zu (1.2,28): M = R 2 , p = 1, g = g_, (-)s =- 1 zurück und verwen-
den die * diagonalisierenden "Lichtkoordinaten"

ll In der de Rhamschen Terminologie müßte man öx: einen p-formwertigen Strom nennen.
In der älteren Literatur findet man flir den 3-dimensionalen Fall manchmal die Bezeich-
nung Greensehe Dyade. Wir schreiben jetzt Ep(M), auch wenn die Komponenten nicht
differenzierbare Funktionen, sondern Distributionen sind.
24 l. Einleitung

v = t ±_x : für sie ist g = 0


u y'2 - -1
I I
-10 ' (-)S =- 1'

*du= du * dv =- dv, *(du A dv) =- 1

und

öx = (dxdt - dtdx) ö(x - x) ö(t - t) =

= (dvdu- diidv) Ö(u - ii) ö(v- v) 0

Die Green-Funktion drückt sich durch die Stufenfunktion (1.2,31) aus:

Gx. = (dvdu - diidv) ! E>(ii - u) E>(v- v),


denn

dGx. = ! [ö(v - v) E>(u - u)dv + E>(v - v) ö(ii- u)dii]du A dv

oGx. =! [ö(v- v) E>(u- u)dv- E>(v- v) o(u- u)du],

womit man

D.Gx. = (diidv- dvdu) ö(u- u) ö(v- v) =- öx

verifiziert.
Die Feldgleichungen dF = M, öF = J, lauten mit F = <.p du + t/1 dv explizit

dF =du A dv(t/1 ,u - <.p ,v ) = M =: du A dv m(u,v)

öF = - t/1 ,u - <.p ,v = J(u,v).

Nun trägt f aus ( 1.2,36)


N

- f dG J + J oG M =

= - ! f du A dv(ö(v-v)E>(ii-u)dv + E>(v-v)ö(u-u)dii)J(u,v) +

+ ! f du A dv(ö(v-V)E>(ii-u)dv- E>(v-v)ö(ii-u)dii)m(u,v) =

= J du -21 (m(u,V)-.J(u,V))dv- J dv -21 (m(u,v)+J(ii,v))dii


u(V) v(ü)
1.2 Der mathematische Formalismus 25

bei, wenn u(v) oder v(u) die Gleichung von oN ist:

(ü,V)

aN

Fig. 11 Argumente der Felder am Rand

Dieser Teil genügt offensichtlich 21/l,u = m- J, 2'-P,v =- m- J, und geht gegen


Null, wenn (ü,V) gegen oN strebt. Für die Randintegrale ist zu beachten, daß
oN eine Orientierung wie -dx hat (siehe I, 2.6,8;1):
I liG 1\ F = d2v I (o.pdu + l/ldv) li(v - v) 8(ü - u) -
aN aN

- d2ü I (o.pdu + l/ldv) li(u - ü) 8(v - v)


aN

I *dG 1\ *F = d2v I(- o.pdu + l/Jdv) li(v- V) 8(ü- u) +


aN aN

+ d2ü I(- o.pdu + l/Jdv) li(u- ü) 8(v- v)


aN

ergeben für l/Jim dv l/J(u(v),v) 8(ü - u(v)) + dü o.p(ü,v(ü)) 8(v- v(ü)). Dies
ist (solange :X E N, so daß 8(ü - u(v)) 8(v- v(ü)) = 1) eine Lösung der homo-
genen Gleichung, denn l/J hängt nicht von ü und o.p nicht von v ab. Sie sorgt
offensichtlich für die Erfüllung der Randbedingungen.
Bemerkungen ( 1.2,38)
1. In ( 1.2,36) hatten wir scheinbar nicht vorausgesetzt, daß aN eine Cauchy-
Fläche ist. Aus dem Beispiel sehen wir aber, daß dGx: auf oN keine brauch-
bare Distribution ist, wenn oN Stücke des Lichtkegels von x enthält, dies
gäbe li(O).
2. Die Herleitung verwendet den Stokessehen Satz, welcher zunächst nur für
Formen mit kompaktem Träger gilt. Da der Träger von Gx: auf einem Licht-
26 1. Einleitung

kegel von x bleibt, ist diese Bedingung auch für nicht kompakte N erfüllt.
3. (1.2,36) gibt keinen Aufschluß darüber, wieweit die Anfangsdaten willkür-
lich gewählt werden können. In unserem Beispiel wird die Lösung, falls aN
eine Cauchy-Fläche ist, bei auf aN beliebigen 1/J(u(v),v) und IP(u,v(u)) allen
Anforderungen gerecht. Die Anfangswerte können unabhängig vorgegeben
werden, da aN nicht zwei Punkte eines Lichtkegels enthält und sich die In-
formation über den Anfangszustand nur längs dieser Charakteristiken fort-
pflanzt. Hätte man die Metrik g+, wäre die Situation ganz anders. Dann
wären die Lösungen analytische Funktionen von x + it, welche überall durch
ihre Werte auf einem beliebig kleinen Kurvenstück festgelegt werden.
Formel (1. 2,36) löst insbesondere die Maxwellsehen Gleichungen, und ein
Großteil der Elektrodynamik ist Ausarbeitung von Spezialfällen. Der Umweg
über die Einführung von Potentialen ist unnötig und auch ungünstig, denn man
will ja F durch die Randwerte von F und * F und nicht durch die der Poten-
tiale ausdrücken. Für die kanonische Formulierung der Bewegungsgleichungen
und daher auch in der Quantenmechanik benützt man leider die Potentiale,
aber auch sie bekommt man durch ( 1.2,36). Bei den Einsteinsehen Gleichun-
gen werden allerdings die J und M entsprechenden Größen nicht linear von den
Feldern abhängen, so daß ( 1.2,36) dann nur für die lineare Näherung nützlich
ist.

Aufgaben ( 1.2,39)
1. In Zylinderkoordinaten von R3 \ {0 x R} ist g = dp 2 + p2 d.p2 + dz 2 • Berechne die wik
ftir die orthogonale Basis e 1 = dz, e2 = dp, e 3 = pd.p. Wie sieht rot A und div A in den
Komponenten bezüglich dieser und der natürlichen Basis aus? Wie hängen die Ergebnisse
zusammen?
2. Dasselbe ftir Kugelkoordinaten von R 3 \ {0 x R}, g = dr2 + r2 d~ 2 + r2 sin2 ~ d.p 2 •
3. Berechne /:>,. aus ( 1.2,20) ftir p = 0 in der natürlichen Basis und spezialisiere auf Zylinder·
und Kugelkoordinaten im R3 \ {0 x R}.
4. Beweise die Normierung*·*= (-)P<m-p)+s 1.
5. Leite die Rechenregeln (1.2,18) ab

w I\ * v = v I\ * w mit v, w E Ep

e. 11. * eL···ip = ~ (-?+p 0ir * eL···ir-1 ir+l···ip


J r J
i * ei, ··· ip = *eL ··· ip i.
ej

6. Verifiziere ( 1.2,21).
7. Verifiziere ( 1.2,22).
8. überprüfe (1.2,26;2).
9. Leite das Transformationsgesetz ( 1.2,26;3) der w's ab.
10. Zeige, daß <'>x aus ( 1.2,34) die Eigenschaft ( 1.2,33) hat.
11. Beweise ( 1.2,36).
12. Finde eine MannigfaltigkeitMund JE Ep(M), so daß dF = J keine (globale) Lösung hat,
obgleich dJ = 0.
1.2 Der mathematische Formalismus 27

Lösungen (1.2,40)
1. Orthogonale Basis: 11ik = öik• 0 = de 1 = de 2, de 3 = e23 /p. Daher ist nur w 3 2 =- W23 =
= e 3 / p =I= 0 und de 1 2 = de 32 = 0, de 3 1 = - w 32 1\ e2 1 . Sei A = ai ei, dann ist
dA= (a1,2- a2,de 21 + (a2,3/P- a3,2- a3/p)e 32 + (a3,1 - al,3/p)e 13 ,
*dA= (a3,2 + a3/P - a2,3)e 1 + (a,,3/P- a3,t)e2 + (a2,1 - a,,2)e 3 ,
*A = a1e23 + a2e 31 + a3e 12 , *d*A = a,,, + a2,2 + a3,3/P + a2/p.
Natürliche Basis: Vigl = p. Sei A = Azdz + Apdp + A<Pd.p:
*A = p[Azdp 1\ d.p + Apd<P 1\ dz + p- 2 A<Pdz 1\ dp],
*d*A = P- 1 [(PAz),z + (PAp),p + (p- 1 A<P),<P],
*dA= P- 1 [(Ap,p - Ap,<P)dz + (Az,<P- Ap,z)dp + P2 (Ap,z- Az,p)d.p).
Zusanunenhang: (Az,Ap,Ap) = (a, ,a2 ,pa3).
2. Orthogonale Basis: e 1 = dr, e2 = rdß, e3 = rsinßd.p, de 1 = 0, de 2 = dr 1\ dß, de 3 =
= rcosßdß 1\ d.p + sinßdr 1\ d.p ~ w 21 = e2 /r, w 31 = sinßd.p, w 32 = cosßd.p ~
~ de 12 = 0, de 13 =- e 23 /rtgß, de 23 = 2 e 23 /r. Sei A = ai ei:
*d*A = a1 1 + -2 a1 + -1 a2 2 + -a2- + -
a3,3
-
, r r ' rtgt} rsint}'
*dA = [a3,2
- + -a3- - -
a2,3
.- ]e 1 + [-al,3
.- - -a3 - a3 1 ] e2 + ( a2 1 + -a2 - -a1,2) e3 .
r r tgß r smß r smß r ' ' r r
Natürliche Basis: ..jlgf = r2 sinß. Sei A = Ardr + A~dß + Apd.p, dann ist
* A = r2 sinß[Ardß 1\ d.p + r- 2 A~d.p 1\ dr + r- 2 sin- 2 ßApdr 1\ dß)

*dA= -2 ~r ( A. .~ - A~ '"'") + smu


_d~ (Ar'" - A. r) + d.psinß(A~ r -Ar~),
r smß '"P '" '"fl, ' '
A
*d*A = -2- 1-[(r2 sinßAr) r + (sinßAß) ß + ( ~) <P].
r sinß ' ' smu '
Zusammenhang: (Ar,Aß,Ap) = (a 1 ,ra2 ,rsinß a3).

3. M= - 1
yg Lcr,
ax<> {3
g"'ß y'g)

Zylinderkoordinaten: t::,. = l[p ~ + Q___ p Q___ + 1 ~]


p az2 ap ap p a.p2

Kugelkoordinaten: t::,. = - 1- [Q__ r2 sinß Q__ + Q___ sinß Q___ + Q___


r2 sinß ar ar aß
Q___ ).
aß a.p smt} a.p
-.1-
4 . ** ei, ... ip_
- g
i,j,
... g
ipip
€. .
..jlgf
(-)
* ip+l···im_
e -
J, ···lm m-p 1.
_ I,), Imim lgl(-)p(m-p) k, ... kp _
- g ··· g EJ , ... Jm
· Ek , ... kp'p+l···'mp!m-p)!
· · ( e -

= E. . Det gik
It···lm

= (-)p(m-p)+s ei' ··· ip' denn Det gik = 1/g und

· · . = l: öi' öi, öiP (-)P


€I 1 ••• Im Ek, ... kplp+l···im p kp kp ... kp '
I l p
wobei (P 1 ... Pp) eine Permutation von (1 ... p) ist.
28 1. Einleitung

5. (i):

wl\*v=w . . vtl ... tp€ v'fgf ei~···iprp+1···rm=


J1... Jp t 1... tp rp+1 ... rm (m-p)!

= w.J~···lp. vtl""" tp €
v'fgfgJ
- - €. . e12 ··· m = v 1\ * w ·
t1 ... tprp+1···rm(m-p)! J1... Jprp+1···rm
(ii):
* i. ... ip _ j1k1 ipkp k kp+ 1 ... km v'fgf _
ej 1\ e - !l_ik g ··· g €k 1... km e (m-p)!-

= ~ (-)r+p gi1 k1 ... rJr-1 kr-1 rJr+1 kr+1 ... gjPkP €k k kk k /)ir_ •
r= 1 1··· r-1 r+ 1 ··· m J
• / kp+1··· km v'fgf = ~ (-)r+p 8ir * ei1···ir-1 ir+1 ···ip_
(m-p+l)! r=l J
(iii):

. j 1i1 ip ip ip+1··· im v'fgf _


Iei g ... g Eil ... im e (m-p)! -

_ j 1i1 ipip jk ~ip+1 ( ) ip+2···im v'fgf _


- g ... g o u k m- p €-
I1 •••
.
Im e (m-p.
- )1 - * ei.···Jpi
6. ll(f ei~··· iP) = *[(-)m(p+l)+s f,k ek 1\ *eil ... iP] =

= *[(-)(m+1)(p+1)+s ~ f'ii * eil ... ij-1 ij+1···ip(_y+1] = ~ f'ii ei1 ... ij-1ij+l···ip(_y+1,
j= 1 j= 1
dll(feil ... iP) = ! f,ii. eioi1 ... ij-1 ij+1···ip (-Y-1
j=O lo
lld(f ei~··· iP) = t f,ii_ eioil ... ij-1 ij+1··· ip (-Y
j= 1 lo

"* ~f ei~··· iP) = ~ f,k k ei~··· iP.


k=l
7. (i) dt. = dlld = M, M = lldll = t.ll,
(ii) ll* = *d**(-)m(m-p+l)+s = (-)P*d
d* = *ll**(-)m(m-p)+l+s = (-)P+1*1)
(iii) dll* = (-)Pd*d = *lld, lld* = (-)p+lll*ll = *dll.
8. Man gehe von der Identität ( wk i : = 17ij wkj)

wk i €.k k + wk i €k . k + ... + wk i €k k .=0


1 I 2··· m 2 1I ... m m 1··· m-11
V k 1 = 1 ... m, ... km = 1 ... m aus. Um sie zu verifizieren, unterscheide man drei Fälle:
(i) alle ki verschieden: i muß dann dem im € fehlenden k gleichen und Wkj = - Wjb
da 11 diagonal, ist wk i = 0 flir i = k,
(ii) zwei ki sind gleich, etwa k 1 = k 2 • Es verbleibt wk i Eik ... + Wk i Ek i ... = 0,
(iii) drei ki sind gleich. Jetzt verschwinden alle €'s. 1 1 1 1

Multipliziert man die Identität mit ekp+l ···km und benennt Indizes um:
1.2 Der mathematische Formalismus 29

w. i € kp+1 ... km - kp+1 i kp+2 ... km


-Kp+1 k 1... kpikp+2···me --w iek 1... kme •
erhält man in der orthogonalen Basis, und wegen (1.2,17;1) allgemein

d* i 1···ip = j 1k1 ipkp d kp+l···km =


e 17 ···11 ekl ... km e
j 1k1 ipkp { kp+ 1 ikp+ 2 ... km km kp+ 1 ... km-1i}_
=- 17 ••• 11 €k 1 ••• km w i e + ... + w i e -
_ j 1k 1 ip kp kp+1 kp+2 ... km i
- 17 ••• 17 e {wk p+1 ek I k p I· k p+1 ••• km +
•••

+ wk p+2 i ek , ... k p+11· k


p+3 ··· km + ··· + wk mi ek 1··· km-11.} =
- ilkl ipkp kp+1···km { i i }=
- - 17 ••• 17 e wk 1 e.k
t, ... k m + ··· + wkp ek ~···p-11p+1···m
k ·k k
-
--w e
il * ii,···ip
i - ... -wip teiliz···ip-1 . j

9· Sei ei =Ai kek. dei = d.Ai (A- 1)r ek- Ai wk (A- 1)r es=- wi ek ~
" r k k r s k
~ wik = Ais ws r(A-I)\ - (A- 1)\ d.Ai s, denn dies erflillt auch die zweite Definitions-

gleichung:

g = Kt t g A-t ~ dg =A-t t(dg)A-t -A-t t g A-t(dA)A-t -

-A-t t(dAt)A-t t g A-t = g w+ (g wi =


=A-t tgwA-t -A-t tgA-t(dA)A-t +A-t t(gw)tA-t -A-t t(gA-t dA)tA-t.

10. Nac h (1 ., . I
2 18) 1st- * il ... ip il ···ip - il ... ip *1 al
eJ.
p.1 I""" p
J. 1\ e w -w , so
. . . . ( )p(m-p) . .
e. . ®*e 11 ... lp 1\ e. . WJ 1... Jp ~ = e11 ... lp w. . *1
ll ... lp Jl···lp p. ll ... lp
und f dxt ... dxm gibt

., 1\ eil ... ip w. . -- e_il ... ip w. . (-)


J u-X t 1 ••• 1p J 1 ••• 1p
x.

11. öGx 1\ dF = (-)p+m+ 1 [d(öGx 1\ F)- (döGx) 1\ F],


dGx 1\ öF = (-)mp+m+s d*F 1\ *dGx = (-)mp+m+s[d(*F 1\ *dGx- (-)m-p*F 1\ d*dGx] =

= (-)mp+m+s d(*F 1\ *dG-) + (-)mp+p+s+1 *d*G-1\ F =


X X

= (-)mp+m+s d(*F 1\ *dGx) + (-)m+1+p ödGx 1\ F ~

~ (-)p+m[dG- 1\ öF- öG- 1\ dF] =-(öd+ dö)G- 1\ F + d(öG- 1\ F + (-)mp+p+s*F 1\ *dG-)


X X ~ X X

=Ö-
x
gibt überN integriert (1.2,36).
12. M = T 1, J = d~P E E1(Tt), wobei 4P der Winkel am Torus ist. FE E0 (Tt) wäre 4P + konst,
dies ist aber nicht auf ganz T 1 stetig definierbar ( d~P existiert auf ganz T 1 ).
30 I. Einleitung

TAFEL 1

Die Maxwellsehen Gleichungen im Wandel der Zeit

Die Konstanten c, J.lo, Eo sind gleich 1 gesetzt und es wird die heutige Bezeichnung
flir die Komponenten verwendet.

Homogene Gleichung Inhomogene Gleichung

Anfangliehe Form

aBx aBy aBz _


-+-+--0
ax ay az

aEz _ aEy = _ ß
ay az X

aE aE . aB aB
~--z=-B _x _ _z=j +E•
az ax y az ax y y

Ende letzten Jahrhunderts

div B = 0 div E = p

rotE=- B rot B = j + E

Anfang dieses Jahrhunderts

Mitte dieses Jahrhunderts

dF = 0 oF = 1
1.3 Die Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen 31

1.3 Die Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen

Die Feldstärken werden durch 2-Formen beschrieben, deren


äußere Ableitungen im elektrischen bzw. gravitativen Fall die
3-Formen von Ladung bzw. Energie und Impuls sind. Daß diese
als Quellen fungierenden 3-Formen exakt sind, zieht differen-
tielle und integrale Erhaltungssätze nach sich.

Maxwell hat die Erkenntnisse Faradays in Formeln gefaßt, und die nach
ihm benannten Gleichungen (Tafel 1) beschreiben die elektromagnetischen
Erscheinungen. In ihnen sind Raum und Zeit, elektrisches und magnetisches
Feld so wunderbar miteinander verwoben, daß Boltzmann zum Goethe-Zitatll
"War es ein Gott, der diese Zeichen schrieb" hingerissen wurde. Leider gab es
damals den Cartanschen Kalkül noch nicht, in ihm sind die Zeichen entwickelt,
durch die sich alle Aussagen besonders prägnant formulieren lassen.

Wie in (l,S.l) erörtert, werden elektrisches und magnetisches Feld, E und


"""*
B, in einer 2-Form F zusammengefaßt, welche sich in der natürlichen Basis von
R4 mit Koordinaten (x 0 = t, (x 1 ,x 2 ,x 3 ) = x) und in Vektornotation als

F = 12 F <>il dx" A dxil = dt A (dx·E)- dx 1 A dx 2 B3 -

(1.3,1)

Die homogenen Maxwellsehen Gleichungen (1.3,2)


Sie sind die basisfreie Aussage, daß F geschlossen ist:

dF = 0. ( 1.3,3)

Nach (1. 2, 11) ist dies

0 = f F, falls FIN, E Eg(N 3 ), N 3 = 3-dimensional,(l.3,4)


aN,
äquivalent. Zur Illustration dieser konzentrierten Schreibweise betrachten wir
die

Spezialfälle ( 1.3,5)
l. N 3 = {(t,x) E R 4 : t = t 0 E R, lxl <;;;; R} = Kugel,

ll Faust, Teil I, Anfangsmonolog des Dr. Faust.


llll Griechische Indizes sollen die Werte 0, 1, 2, 3 annehmen.
32 1. Einleitung

aN 3 = {(t,x) E R 4 : t = t 0 ,_lxl = R} = Kugeloberfläche.


( 1.3,4) wird das Verbot magnetischer Ladungen:

1x1=R
J do ß = o.

Fig. 12 N3 aus (1.3,5;1)

Die differentielle Version div B = 0 entspricht d(FIN) = 0, was aus (1.3,3)


wegen Kommutativität von d mit Einschränkung folgt.
2. N 3 = {(t,x) E R 4 : t 0 ~ t ~ t 1 , x 3 = 0, lxl ~ R} = Zylinder,
aN 3 = {(t,x) E R 4 : t 0 ~ t ~ t 1 , x 3 = 0, lxl = R} U {(t,x) E R 4 : t = t 0 ,
x 3 = 0, lxl ~ R} u {(t,x): t = t 1 , x 3 = 0, lxl ~ R} = Mantelfläche u Boden
U DeckeL (1.3,4) ist die Integralform des lnduktionsgesetzes:
t, ::t
f
-;::t ~ ~ ~
J dt ds b = J dO B - J du B _
t0 ~ =0 t~t 0 ,x 3 =0 t~t .. x'=O
lxi=R lxi<;;R lxi<;;R

Das Verschwinden der Ableitung von FIN, bedeutet

0 = d(FIN,) ~ B3 +(rot Eh =0 _
1. 3 Die Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen 33

Fig. 13 N3 aus (1.3,5;2)

Wie erwähnt, ist für sternförmige Mannigfaltigkeiten, insbesondere im R4 ,


geschlossen zu exakt äquivalent. Das heißt, es gibt ein

Vektorpotential A E E 1 (R 4 ) ( 1.3,6)

F =dA (1.3,7)

oder in Integralform gilt

f F = f A, (1.3,8)
N2 aN 2

Spezialfälle (1.3,9)
1. N 2 = {(t,x) E R4 : t = x 3 = 0, lxl.;;;;; R} = Kreisscheibe
aN 2 = {(t,x) E R4 : t = x 3 = 0, lxl = R} = Kreisumfang.
( 1.3,8) drückt den magnetischen Fluß durch ein Randintegral über den räum-
~
liehen Teil des Vektorpotentials aus (A = A0 dt- A dx)

x 3 =t=O x 3 =t=O
34 1. Einleitung

2. N2 = {(t,x) E R4 : t 0 t .,;;; t 1 , x 1 = x 2 = 0},


.,;;;

aN 2 = {(t,x) E R 4 : t = t 0 , x 1 = x2 = 0} U {(t,x) E R 4 : t = t1 , x1 = x 2 = 0}.


Bisher hatten wir nur kompakte Untermannigfaltigkeiten betrachtet, so
daß die Forderung nach kompaktem Träger trivial erfüllt war. Verschwindet F
außerhalb eines kompakten Gebietes, oder geht im Unendlichen zumindest
genügend schnell gegen Null, gilt ( 1.3 ,8) noch immer und besagt

Bemerkungen ( 1.3, I 0)
1. (1.3,7) legt A nur bis auf die Eichtransformation A-+ A +dA, A E E0 (R 4 )
fest. Wegen a(aN 2 ) = l/J, trägt A nichts zum Integral (1.3,8) bei.
2. Im allgemeinen ist (1.3,8) stärker als (1.3,4), es gibt randlose N2 , die nicht
Rand einer kompakten Untermannigfaltigkeit N3 sind. Etwa erfüllt das Feld
eines magnetischen Monopols:

"E = o, ~ e' X
B = 41T lxl3,

auf M = {(t,x) E R 4 : x *
0} wohl ( 1.3,3), aber es gibt kein Vektorpoten-
tial: (1.3,8) mit N2 = {(t,x) E R 4 : t = 0, lxl = R} = kompakt und randlos
würde zum Widerspruch

0 =f F = - f dO B= - e'
N, lxi=R

führen. N2 ist zwar Rand von N3 = {(t,x): t = 0, 0 < lxl .,;;; R}, aber da dies
nicht kompakt ist, läßt sich (1.3,4) nicht anwenden: F sollte auf N 3 ja kom-
pakten Träger haben. Physikalisch heißt dies, daß die magnetischen Quellen
aus M heraus genommen wurden. Es gibt Theorien, nach welchen es auch
gar keine elektrischen Ladungen gibt, sondern nur durch kompliziertere
Struktur von M elektrische Quellen vorgetäuscht werden.
3. M = R4 \ {(t,x) E R4 : x 1 , x 2 = 0, x 3 .,;;; 0} ist bezüglich jedes Punktes auf
der positiven z-Achse sternförmig und in dem M von 2) enthalten. Auf M
erfüllt daher das Feld des magnetischen Monopols dF = 0 und es sollte ein
Vektorpotential geben. Tatsächlich reproduziert

A = ~ (1 _ z ) xdy - ydx
41T yx2+y2+z2 x2 + y2

das Feld von 2) und ist auf M differenzierbar (Aufgabe 6). ( 1.3,8) führt mit
N2 = {(t,x) E R4 : t = 0, lxl = R} n M nicht zum Widerspruch, da N2 jetzt
nicht kompakt ist. Physikalisch entspricht A dem Potential einer unendlich
dünnen Stromspule längs der negativen z-Achse, welche in M fehlt. Wie wir
1.3 Die Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen 35

sehen, ist die empirische Abwesenheit magnetischer Monopole ein Zeichen


dafür, daß das M, in dem wir leben, im Kleinen nicht die hier besprochenen
Pathologien aufweist.
Die inhomogene Gleichung beschreibt, wie F von den Quellen erzeugt
wird. Als diese fungieren die Ladungen oder besser, die entsprechenden Dich-
ten. Da sie über eine 3-dimensionale raumartige Untermannigfaltigkeit integriert
die darauf befindliche Ladung geben sollen, benötigen wir zu ihrer Beschrei-
bung eine 3-Form *J. Die korrespondierende I-Form J setzt sich aus einem
zeitlichen Teil, der Ladungsdichtef, und einem räumlichen Teil, der Strom-
dichte 1 zusammen, J = - p dt + dx. Damit schreiben sich die
Inhomogenen Maxwellsehen Gleichungen ( 1.3, 11)

aF = J oder d*F =- * J (1.3,12)

und in Integralform

- J *F = J * J' (1.3,13)
aN, N,

Bemerkungen ( l. 3, 14)
1. Für die Formulierung dieser Gleichungen benötigen wir auf der Mannigfaltig-
keit M eine zusätzliche Struktur, welche die *-Abbildung definiert. Den spä-
ter zu besprechenden Begriff der kovarianten Ableitung brauchen wir nicht.
2. Da alle Gleichungen kartenfrei formuliert sind, bindet uns nichts an kartesi-
sche Koordinaten, ja wir werden diese Form der Maxwellsehen Gleichungen
für allgemeinere Riemannsche Mannigfaltigkeiten als R 4 postulieren. So wird
die Wechselwirkung mit dem Gravitationsfeld entstehen, und die Gleichun-
gen beinhalten etwa die Lichtablenkung an der Sonne.
3. Die Poincare-Transformationen von R4 sind diejenigen, welche die Metrik
'Tiik und damit * und die Maxwell-Gleichungen forminvariant lassen.

Für beliebige I-Formen J hat (1.3,11) keine Lösung, vielmehr haben wir
wegen ( l. 2,6,iii) als erste Konsequenz die
Ladungserhaltung ( 1.3, 15)

aJ = o oder d*J = 0, (1.3,16)

integral geschrieben

J *J = 0, (1.3,17)
aN.
36 1. Einleitung

Spezialfälle ( 1.3, 18)


1. N4 = {t,x: to ..;;;; t ..;;;; t1, lxl ..;;;; R}.
( 1.3, 17) besagt, daß die durch die Oberfläche geströmte Ladung die Diffe-
renz der Ladungen in der Kugel zu den Zeiten t = t 0 und t = t 1 ausmacht:

f d 3 xp- J d 3 xp=fdt fd01.


lxi<R lxi<R t0 lxi=R
t=t. t=t,

2. Sei aN 4 = {t,x: t = 0} U {t,x: t = (t-vx 1)/yl-v2 = 0} =AU B.


Dies ist zwar nicht Rand einer Untermannigfaltigkeit, weil Spitzen vorkom-
men (Fig. 14), doch kann man diese etwas abrunden, ohne den Wert der
Integrale viel zu verändern. Auch ist aN 4 nicht kompakt und wir müssen
annehmen, daß J räumlich kompakten Träger hat. Dann gilt 0

J *J = J *J =: Q.
A B

Fig. 14 Lorentzinvarianz der Gesamtladung

o Man bedenke *dx0 = - dx 1 1\ dx 2 1\ dx 3 , also f *J = f d 3 x J0 = f d 3 x p.


t=konst
1. 3 Die Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen 37

Berechnen wir f in lorentztransformierten Koordinaten:


B

x 1=
-vt, -x3 -- x3 , - _ t-vx 1
-1 _
X - - -2 2
X =X, t--=,
yl-v2 yl-v 2
besagt die Relation

Q := f d3x JO = _J d3x Jo,


t=O t=O

da sich (J 0 ,J 1 ) als Komponenten von J wie die x transformieren. Die Gesamt-


ladung Q ist also lorentzinvariant, die Verstärkung der Ladungsdichte um
l/yl-v2 wird durch die Lorentzkontraktion des Volumelements aufgewogen.
Es ist aber zu bedenken, daß Begriffe wie Skalar, Vektor, etc. für integrierte
Größen nicht definiert sind, da die Transformationskoeffizienten im allge-
meinen vom Ort abhängen.

Bemerkungen ( 1.3, 19)


l. Wieder besagt (1.3,11) mehr als (1.3,16), nur etwa für sternförmige Mannig-
faltigkeiten können wir von der Ladungserhaltung auf die Existenz einer
2-Form *F mit *J =- d*F schließen (vgl. 1.2,39;12). Isttauf M global de-
finiert und t = 0 eine kompakte randlose Untermannigfaltigkeit N 3 , folgt
aus (1.3,11)

Q = f*J = J *F = 0,
N3 aN 3

In einer geschlossenen Welt muß also die Gesamtladung stets verschwinden,


eine über die Ladungserhaltung hinausreichende Forderung. Sie rührt daher,
daß die von einer Ladung ausgehenden Kraftlinien ja jetzt nicht ins Unend-
liche gehen können, sondern sie müssen bei einer entgegengesetzten Ladung
münden. Tatsächlich scheint Materie zu einem erstaunlichen Maße neutral
zu sein. Eine Vergrößerung der Protonenladung würde für diese die effektive
l/r 2 Gravitationskraft vermindern und für Elektronen verstärken. Da man
aber empirisch weiß, daß die Kräfte etwa gleich sind, und zwar 1o- 36 mal
schwächer als die Coulombkräfte, ist Materie zumindest zu dieser Genauig-
keit neutral.
Der Feldstärkentensor F manifestiert sich physikalisch durch die elektro-
magnetische Kraft, also durch den Austausch von Energie und Impuls zwischen
Feld und Ladungsträgern. Auch diese Größen sind in der Feldtheorie zunächst
lokal definiert und werden durch Vektorfelder T"' beschrieben. (T 0 ist der
Energiestrom, Ji mit j = I ,2,3 sind die Impulsströme.) Die Komponenten be-
züglich einer Basis definieren den Energie-Impuls-Tensor T"' ß:

T"' = T"' ß eß . ( 1.3,20)


38 1. Einleitung

Integriert man die entsprechenden 3-Formen über eine dreidimensionale raum-


artige0 Untermannigfaltigkeit N 3 , erhält man die darin enthaltene Energie P0
und den Impuls pi:

P" = f * T"'. (1.3,21)


N3

Wie in der klassischen Mechanik gestattet eine Lagrangesche Formulierung


der Feldgleichungen die Feldenergie zu konstruieren. Für das elektromagneti-
sche Feld werden wir im nächsten Kapitel

T" = + l *((i" F) 1\ *F - (i" *F) 1\ F) =


2

= - (F" T p ß
+l
4
o" ß F pa
fPU)dxß (1.3,22)

finden. (i" steht für das innere Produkt (1.2,15) mit dx": i"F = F"ßdxß.)
Wie bei der Ladungserhaltung wird die Energie-Impuls-Bilanz durch die
Koableitung der Ströme oT" bestimmt: Die zeitliche Änderung der P" gleicht
einem vierdimensionalen Integral über d*T" und einem Oberflächenintegral
über die räumlichen Teile der Energie-Impuls-Ströme. Etwa für N3 = {(x,t):
lxl .;;;;; R, t = ± T} haben wir

P"(T)- P"(-T) = f d*T" - f *T". (1.3,23)


-T•;;;t<T -T<t<T
txt<R txt=R

Ist F an einen Strom gekoppelt, so wird Energie und Impuls zwischen


Feld und Strom in dem Maß ausgetauscht, wie es die Koableitung der Energie-
Impuls-Ströme des Feldes (1.3,22) angibt. Sie ist die

Lorentzkraft (1.3,24)

oT" = + i 1 i" F,
in Komponenten

Herleitung der Gleichung (1.3,24)


In der natürlichen Basis von Rn gilt

L w .·= c·k
1 0 d + d 0
1·k) w. . ej, ... ip = w. . ,k eL ... ip ,
ck L ... Jp J, ... Jp

ll Allgemein heißt eine Untermannigfaltigkeit raumartig (zeitartig, lichtartig), wenn g darauf


eingeschränkt positiv (negativ, Null) ist.
1.3 Die Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen 39

daher L k *w = *Lkw. Mit L" := L" sagt dies


e e e

L"(F A *F) = (L"F) A *F +FA L"*F =

= (L"F) A *F + F A *L"F = 2(L"F) A *F

(vgl. 1.2,18(i) und 23), also wird unter Verwendung von (1.2,6) und (1.3,22)

d*T" = - d[ l i"(F A *F) - (i"F) A *F] =


2
=-lL"(F A *F)+(L"F) A *F-i"F A d*F=+i"F A *J.
2

Nach (1.2,18;(ii) und (iii)) ist v A *w = *iv w(-)P+l, v E E 1 , w E EP und


daher

Bemerkungen (1.3,25)
1. Es ist wesentlich, daß i"' in ( 1.3 ,22) inneres Produkt mit einer natürlichen
Basis e" ist. In einer beliebigen Basis kommutiert * mit L" nicht und unser
Beweis versagt. ( 1.3,24) kann auch nicht in jeder Basis gelten, denn bei
e" -+ A'\1(x) eß würde sich die rechte Seite linear mit A transformieren,
während die linke Seite zusätzlich einen Term mit dA bekäme. Physikalisch
bedeutet dies, daß etwa in einem beschleunigten Bezugssystem Scheinkräfte
zur Lorentzkraft hinzukommen.
2. Beschreibt z(s) die Weltlinie eines Punktteilchens (siehe I,4.1 ), ist sein Strom
(vgl. Aufgabe 7)

J/X) = e l, ds o4 (x - z(s)) i:/s)


(o 4 (x) := o(x 0 )o(x 1 )o(x 2 )o(x 3 )). Die Lorentzkraft mit diesem J:

e j ds o(x - z(s)) po:ß (z(s)) i:ß(s)


-~

ist gerade - ot", wenn wir die Energie-Impuls-Ströme eines Teilchens so an-
setzen, daß die Energie = J *t 0 = m i: 0 > 0 wird:
40 1. Einleitung

=- m J ds z"
-~
Q_li 4 (x- z(s)) = m
ds
j
-~
ds z" 8 4 (x- z(s)) =

Gesamtenergie und Gesamtimpuls sind also formal erhalten. Da aber das


Feld eines Punktteilchens auf z(s) singulär wird, ergeben sich Inkonsistenzen
(vgl. 2.4), die erst für kontinuierliche Materie (3.1) behoben werden. Man
beachte, daß die Lorentzkraft auf der Weltlinie des Teilchens konzentriert
ist und 8( T" + t") = 0 für ein ausgedehntes Teilchen, für welches 84 (x - z(s))
durch p(x - z(s)), p eine stetige Funktion, ersetzt ist, nicht gelten würde.
Definiert man T" nach ( 1.3,22) in einer beliebigen Basis, so werden sie
sich bei Basiswechsel wie die e" transformieren,

e" --+ e"' = A"


ß

'
T" = A" ß yß. ( 1.3,26)

Energie und Impuls sind in einer vektorwertigen 1-Form zusammengefaßt.


Etwa bei einer Lorentztransformation transformieren sich die P"', falls 8 T" = 0,
wie ein Vektor (Aufgabe 5). Sind die A"ß allerdings x-abhängig, scrwird letz-
tere Aussage sinnlos und auch der Erhaltungssatz &(T" + t") = 0 gilt nicht
mehr. Vielmehr ist dann

Wählen wir für die e" die kartesischen dx" aus R4 , also die w" ß aus ( 1.2,25)
gleich 0, so ist nach (1.2,26;3)

w" ~ =-(dA" )(K 1 )ß


ß ~
(1.3,27)

und wir bekommen

(1.3,28)

Bemerkungen ( 1.3,29)
l. Daß es in einer allgemeinen Basis nur Nichterhaltungssätze für Energie und
Impuls gibt, ist zunächst ungewohnt, bildet aber keine echte Schwierigkeit.
Vielmehr ist dies aus physikalischen Gründen zu erwarten und gibt einen
Hinweis zum Verständnis der Struktur der Einsteinsehen Gleichungen.
2. Vergleicht man ( 1.3,28) mit ( 1.3,24), so sieht man, daß w diejenige Rolle
für die Scheinkräfte spielt, welche F in der Lorentzkraft innehat. So wie F
auf J wirkt w auf T + t.
1.3 Die Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen 41

Beispiel ( 1.3,30)
Rotierende Basis. Sei

e0 = dt
e1 = dx cos vt + dy sin vt
e2 =- dx sinvt + dy cosvt
e3 = dz.
Diese Basis ist orthogonal, aber nicht natürlich,

In ihr gilt

d(*T I + *tl) = V dt {\ (*T 2 + *t2)


d(*T2 + *t2) =-V dt {\(*Tl + *tl)

oder mit

P (t) = f (*T + *t )
n xo=t n n

folgt aus dem Stokessehen Satz

Dies sind genau die Gleichungen P 1 = v P2 , P 2 =- v P 1 der Punktmechanik


(vgl. 1,3.2,15;2).
Über das Äquivalenzprinzip setzt bei ( 1.3,28) die Einsteinsehe Theorie
der Schwerkraft ein. In ihr repräsentiert die Metrik g die Gravitationspotentiale
oder, wenn wir für den Rest des Kapitels orthogonale Baserfverwenden, g =
= e" ®eil 'r/<>il' sind die I-Formen e" das Analogon zu A aus (1.3,7). Der Aus-
druck (1.3,28) übernimmt die Rolle der Lorentzkraft (1.3,24) und soll dann
nicht nur im Minkowski-Raum, sondern auch in dem durch g bestimmten
pseudo-Riemannschen Raum gelten.

ll Indizes werden dann mit 11 hinauf- und hinuntergezogen, Waß = 'Tla-y w'Y ß• etc., was
höchstens eine Vorzeichenänderung bewirkt.
42 I. Einleitung

Bemerkungen ( 1.3 ,31)


1. Entsprechend den vier Schwerepotentialen e" wirkt in der Kraft nicht nur
ein Strom, sondern deren vier.
2. Die w's stehen für die Feldstärke, doch transformieren sie sich bei Basis-
wechsel nicht wie F linear, sondern gemäß (1.2,26;3) inhomogen. Insbeson-
dere kann man sie in einem Punkt stets zum Verschwinden bringen. Physi-
kalisch läßt sich ein solches System durch einen frei fallenden Aufzug reali-
sieren, in ihm gibt es keine Schwerkraft.
3. Neuerdings wurden Theorien vorgeschlagen [16], in welchen die w's das
Analogon zu A darstellen, es würde aber zu weit führen, diese Zusammen-
hänge darzulegen.
Spielt w die Rolle von F, so ist

de" =- w" 1\
ß

'
(1.3,32)

als das Gegenstück zu den homogenen Maxwellsehen Gleichungen ( 1.3, 7) an-


zusehen. Für die inhomogenen Gleichungen wird man trachten, Koableitungen
von 2-Formen, die w linear enthalten, den Strömen von Energie und Impuls
gleichzusetzen. Für elektromagnetisches Feld + Teilchen allein sind diese
Ströme jedoch laut ( 1.3,28) nicht erhalten und daher allein nicht zu gebrau-
chen. Es ist jedoch zu hoffen, daß Energie und Impuls erhalten sind, wenn
man noch einen Beitrag vom Schwerefeld hinzufügt. Dies erfordert die Kon-
struktion erhaltener Ströme der Form T" + t" + (in w quadratische 1-Formen),
was mit Hilfe eines Wirkungsprinzips auch gelingt. Wir werden diese Rechnun-
gen erst in § 4.1 durchführen, hier aber das Ergebnis vorwegnehmen.
Als Energie-Impuls-Ströme der Gravitation werden sich die i-Formen

K = Gravitationskonstante,

ergeben. So wie die inhomogenen Maxwellsehen Gleichungen besagen, daß die


3-Form *J exakt ist, ist derselbe Tatbestand für *(P + fY + _fY) der Inhalt der
Einsteinsehen Gleichungen ( 1.3,33)

Bemerkungen ( 1.3,34)
l. Die Analogie zu (1.3, 12) ist insofern nicht perfekt, als hier nicht die Koab-
leitung von de"'=-*i " * eß steht, sondern die 3-Form * eß ist durch e"ß-r
ersetzt. t::.e-r ist dies ~u~ für besondere Basen.
2. In § 4.2 werden wir verschiedene Schreibweisen von (1.3,33) mit der von
Einstein gewählten vergleichen.
1. 3 Die Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen 43

3. (1.3,28) ist eine Folge von (1.3,33), so wie die Lorentzkraft durch die Max-
wellsehen Gleichungen bestimmt wird.
4. Da ;t-r die w enthält, transformiert es sich bei Basiswechsel nicht nach dem
linearen Gesetz (1.3,26). Dies wäre ja mit der (1.3,33) entspringenden Kon-
tinuitätsgleichung

o( r" + t" + :t") = o


nicht verträglich. Insbesondere ist in der Basis, in welcher alle w's an einem
Punkt verschwinden, an diesem auch :t" = 0. Physikalisch ist dies eine Folge
des Äquivalenzprinzips: Da man in einem Punkt die Gravitation wegtrans-
formieren kann, hat sie dort weder Energie noch Impuls. Andererseits kann
auch ohne Gravitation (flacher Raum) in einer nicht natürlichen Basis P =I=
=I= 0 sein. Scheinkräfte verlangen also nach Scheinenergien und Scheinimpul-
sen.
5. Die Gleichungen ( 1.3,33) transformieren sich bei Basiswechsel insofern linear,
als die inhomogenen Beiträge zu ;t-r durch entsprechende der linken Seite
aufgewogen werden.
6. Ein ;t-r, welches die Kontinuitätsgleichung ( 1.3,28) gewährleistet, ist natür-
lich nicht eindeutig definiert, man kann ja noch immer geschlossene Formen
hinzufügen. In der orthogonalen Basis stimmt unser ;t"Y mit dem von Landau
und Lifschitz angegebenen Pseudotensor überein. Unsere Definition als Quel-
le von i e"ß"Y scheint zunächst nicht überzeugend, aber wir werden später
Waß
sehen, wie es in vertrauten Fällen in einer möglichst kartesischen Basis die
Gravitationsenergie der elementaren Theorie reproduziert.
Die Nichtlinearität erschwert wohl das Lösen der Gleichungen, allgemeine
Schlüsse aus dem Satz von Stokes und durch Einschränkung auf Untermannig-
faltigkeiten lassen sich aber ungehindert ziehen. So kommen wir wie bei den
inhomogenen Maxwellsehen Gleichungen zu den

Folgerungen (1.3,35)
l.
f (*P + *P + * ;t"Y) = 0.
aN.

Ist auf M global eine zeitartige Koordinate t gegeben, und nehmen auf den
Untermannigfaltigkeiten t = konst Energie und Impuls im Unendlichen ge-
nügend stark ab, so folgern wir die Erhaltung von Energie und Impuls:

p-r(td = f (*P + *t"Y + *;t"Y).


t=t,
44 1. Einleitung

2. Aus ( 1.3,33) gewinnen wir SQgar die stärkere Aussage

f (*P + *fY + *{!') =- _l_ f W /1. * e"ß'Y


N, 167l"K aN, <>ß

Gibt es insbesondere eine kompakte, randlose, raumartige Untermannigfaltig-


keit t = t 0 , dann gilt

Wie in ( 1.3, 19) schließen wir somit, daß Gesamtenergie und Gesamtimpuls
des geschlossenen Universums verschwinden.

Bemerkungen ( 1.3,36)
1. Eine rohe Abschätzung der Größenordnungen ergibt tatsächlich, daß die
negative Gravitationsenergie die Ruhenergie der Materie im Weltall aufwie-
gen könnte. Im Universum hat man Galaxien mit einem mittleren Abstand
von rund 6.10 6 Lichtjahren. Da das Universum etwa 10 10 Jahre alt und
etwa ebenso viele Lichtjahre groß ist, gibt es ~ 10 11 Galaxien auf der Welt.
Jede hat selbst rund 10 11 Sterne a 10 33 gr, so daß das Universum vielleicht
10 55 gr wiegt. Die Gravitationsenergie ist daher (in cgs-Einheiten) von der
Ordnung

- M ~K ~- M. 1055 • 10-7 • 10-28 ~- M . 102o

mit R = Weltradius ~ 10 10 Lichtjahre ~ 10 28 cm. Es fehlt etwa ein Faktor


10 auf die Ruhenergie Mc 2 ~ M.l 0 21 , doch ist diese Überlegung natürlich
mit großen Unsicherheiten behaftet, da man nicht weiß, wieviel der Energie
des Universums sichtbar ist. Wir werden uns später noch überzeugen müssen,
daß t'Y wirklich eine Gravitationsenergie ~ - M2 K/R beiträgt.
2. Wegen ihrer komplizierten Basisabhängigkeit sind die t'Y keine intuitiv an-
sprechenden Größen. Gesamtenergie und -impuls P'Y sind insofern weniger
sensitiv gegenüber Basiswechsel, als sie sich nach ( 1.3,35 ;2) durch ein Inte-
gral über aN 3 ausdrücken lassen. Die mit anderen Koordinaten verbundenen
Basisänderungen lassen sie invariant, falls am Rand nichts verändert wird.
Ist der Raum etwa asymptotisch ein Minkowski-Raum, so transformieren
sich diese Größen unter allen Transformationen, die asymptotisch Lorentz-
transformationen werden, wie ein Vektor.
Soviel zur Struktur der Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen.
Nach dieser Vorschau werden wir sie im Rest des Buches im Detail untersuchen
und trachten, nicht nur spezielle Lösungen, sondern auch allgemeine Aussagen
zu gewinnen.
1.3 Die Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen 45

Aufgaben (1.3,37)
1. Was besagt (1.3,13) ftir N3 = {t,x: t = 0, lxl..;; R}, bzw. (1.3,12) auf N3 eingeschränkt.
2. Dasselbe ftir N3 = {t,x: to .,.;; t.,.;; t1, x3 = o, lxl.,.;; R}.
3. Nach (1.3,18;2) gibt es im lorentztransformierten System eine Ladungsdichte J0 =I= 0,
wenn J 0 = 0, aber J 1 =I= 0. Wie kann man physikalisch verstehen, daß ein neutrales
System mit Strom von einem bewegten System aus geladen erscheint.
4. Zeige, daß im Rn die Lie-Ableitung nach der natürlichen Basis ~ = id • d + d • idx
· · xk k
in dieser Basis ftir die eJ' ··· Jp einfach

it···ip- j, ... jp
~ W.
lt••·lp
.
e . k e
- w.J, ... Jp,

ergibt.
5. Diskutiere die Transformationseigenschaft von Pk := ~ *Tk bei Lorentztransformationen.
3

6. Berechne F mit dem in (1.3,10;3) gegebenen Potential.


7. Prüfe öJ = 0 für den Strom der Form

= L ds z"'(s)
=
J"'(x) p(x- z(s)),

Lösungen (1.3,38)
1.

:: _::] : (1.3,13) besagt J dO E= J d 3 x p(x),


E1 lxi=R, t=o lxi<;R, t=o

d(*FIN) =- *JIN, heißt div E = p.

tl ,.. ---+- ~ ~ ~ t ~ -+
2. J dt J ds B = J dO E - J dO E + j' dt J dO j
t0 x 3 =0 t=t"x 3 =0 t=t 0 ,x 3 =0 t0 x 3 =0
1x1=R 1x1"R 1x1.;R lxi"R

oder rot B = j + E
. ~

3. Bei einem neutralen Strom strömen entgegengesetzte Ladungen gegeneinander. Von einem
bewegten System aus erscheint dies wegen der verschiedenen Definitionen von Gleichzei-
tigkeit geladen. (Siehe Fig. 15).

4. ik dw =w ·k JJ, ... Jp- k j, ... jp k jj, ... jp


J, ... Jp,il e -wL···ip. e -pw j, ... jp,ie
·k - d( k
d1w-pw j, ... jP)- k jj, ... jp
. . e -pw . .. e .
lz···lp J, ... Jp,J
5. Da sich die natürliche Basis gemäß dX"' = L"' ß dxß transformiert, gilt auch T"' = L"' ß Tß.
Jetzt ist zu beachten, daß N3 in den neuen Koordinaten anders aussieht. Ist etwa N3
die Hyperebene t = 0, so ist sie im neuen System nicht etwa t = 0, sondern i = v X:. Nur
wenn ö T"' = 0 und T"' im Unendlichen hinreichend verschwindet, ist

J *T"' = _J *T"'
t=O t=O
(vgl. 1.3,18;2).
46 1. Einleitung

+\ + + \ + \ ... - .-
+\ .I\\
\ .
\\
\ \ \
\ \ V \:
\ :\ .\
\ \
...,
,. .' \ \
\
\
\
\ \
\.:
:\

\ .,
,
\ \ . \
\
\ \ ... \
\: \ .. \:
\
\ :\ ... ... \X :\
,.. '·....
\ \ .· \ \
\
\ \: \"
\ /\ .:\ \
\ \ \ \
\
\
\:' ,.., \.·
... \
\

: \
\
.x·
\
\ \ \ \:
\,.·
... \ \
\ \
V \: \

x sieht zu jedem Zeitpunkt t = konst 7- auf 7+


X: sieht zu jedem Zeitpunkt t = konst 5- auf 7+
Fig. 15

6. r2 := x2 + y2 + z2:

B -
1 z2 )--e-
- - -e - X- - 1( 1 - -
- -aAy- 1 X
-
x az 41T r x2 +y2 r2 41T r3
aA I
B =-X=~ y_
y az 41T r3
- aAy aAx - el z(x2+y2) 1 2x2 1 2y2 - el z
B - - - -- - { + - - - - - + --- --}- - -
z ax ay 41T r3(x2+y2) x2+y2 x2+y2 x2+y2 x2+i 41T r3.

7. L j ds p(x - z(s)) zß(s) = - j ds zß(s), L p(x - z(s)) = - j ds iL p(x - z(s)) = o.


axß -~ -~ azß -~ as
Bei der partiellen Integration treten für eine unendliche Weltlinie und p E E8 keine
Randterme auf. Die Normierung <Z I z} = - 1 geht nicht ein, oJ = 0 gilt auch, wenn sich
das Teilchen mit Überlichtgeschwindigkeit bewegt.
2. ELEKTROMAGNETISCHES FELD GEGEBENER
LADUNGSVERTEILUNGEN

2.1 Wirkungsprinzip und Erhaltungssätze

Stammen Feldgleichungen von einem Wirkungsprinzip, läßt sich


für jeden Parameter einer Invarianzgruppe ein erhaltener Strom
konstruieren.

Die Feldtheorie kann man insofern als Verallgemeinerung der Punktmecha-


nik ansehen, als den dynamischen Variablen qi(t) hier Feldgrößen <l>(x,t) (etwa
E(x,t), B(x,t)) entsprechen. Der diskrete Index i wird jetzt die kontinuierliche
Variable x, dementsprechenci ist ~ durch f d 3 x ersetzt. Somit führt die direkte
i
Übertragung des Formalismus von I, § 3 auf oo....dimensionale Mannigfaltigkeiten,
denen wir lieber aus dem Wege gehen wollen. Wir werden nur das Wirkungs-
prinzip (1,2.3,20) verallgemeinern, um das Analogon der von Invarianzeigen-
schaften stammenden Konstanten zu finden. Die Wirkung f dt L(q,q) verlangt
in der Feldtheorie offenbar nach einem Integral über eine 4-dimensionale Unter-
mannigfaltigkeit N4 und somit nach einer 4-Form, die ein kartenunabhängiges
Integral gestattet.

Lagrangesche Formulierung der Feldtheorie (2.1, l)

w= f f(<l>,d<l>), ( "Lagrangefunktion ").


N.
Die Forderung 0 öW = 0 V ö<l> mit ö<l>laN. = 0 gibt die Feldgleichungen.
Nimmt man die homogenen Maxwellsehen Gleichungen in ihrer verschärf-
ten Form F = dA an, so eignet sich im pseudo-Riemannschen Raum die

Elektromagnetische Lagrangefunktion (2.1 ,2)

f =--!dA 1\ *dA - A 1\ *J.

Beweis
Bei der Variation A-+ A + öA findet man mit (1.2,18;(i))

0 In § 2.1 verwenden wir ö zunächst ftir Variation, nicht ftir Koableitung.


48 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

- oW = f oA !\ [*1 + d*dA] + f oA !\ *dA,


N4 aN 4
was verschwindet, falls oAiaN. = 0 und d*F =- *1.

Bemerkungen (2.1 ,3)


l. Die Variationsformulierung bietet keine Gewähr für Existenz und Eindeutig-
keit von Lösungen der Feldgleichungen: Wir mußten ja nirgends d *1 = 0
verwenden und ohne diese Bedingung ist oW = 0 V oA mit oAiaN. = 0 nicht
zu erzielen. Der Grund dafür ist leicht zu finden. Bei der Eichtransformation
A--)- A +dA mit AlaN = 0 ändert sich W um f Ad*1 und ist nicht nur für
• N4
infinitesimale A linear in A. Als lineares Funktional hat W entweder nirgends
einen stationären Punkt oder , falls d *1 = 0, ein Plateau. Dementsprechend
gibt es entweder überhaupt keine Lösungen (d*1 1= 0) oder die Lösung kann
durch keinerlei Randbedingung eindeutig gema~ht werden, da immer die
Möglichkeit einer Eichtransformation besteht.
2. Nach (1,5.2,8) ist

Wir haben das Vorzeichen in t so gewählt, daß die Wechselwirkung

- A (\ *1 ::: - * iJ A ::: - 1"' AOI * 1

für ein Punktteilchen, das sich auf der Weltlinie z(s) bewegt (vgl. 1.3,25 ;2),
das Vorzeichen

- e z ds Z01 (S) Aa(z(s)) o4 (x- z(s))*l

wie in (1,5.1,8) bekommt. Würde man noch !f f ds z"'(s) zOI(s) hinzufügen,


könnte man aus demselben Wirkungsprinzip Feld- und Bewegungsgleichun-
gen durch Variation von A(x) und z(s) ableiten. Allerdings wird dieses ge-
koppelte Gleichungssystem durch die in § 2.4 näher zu besprechenden
Schwierigkeiten bei der Rückwirkung eines Teilchens auf sich selbst entwer-
tet.
Der Vorzug der Lagrangeschen Formulierung besteht darin, daß jede ein-
parametrige Invarianzgruppe von t einen Erhaltungssatz liefert. In der Feld-
theorie geht dies so: Hängt die 4-Form ! von den p-Formen <l>i ab, gibt ihre
Variation cax;a<I>j ist so ZU verstehen, daß man o<l> nach links kommutiert)

ot = L1_ o<I>i A [gt. - c-)P d gfd<l>.)l + d(L1. o<I>i A gfd<I>} (2.1,4)


J J J
2.1 Wirkungsprinzip und Erhaltungssätze 49

o
und die Feldgleichungen fordern [ ] = 0. Stammt die Variation von einer Lie-
Ableitung Lv, v E E 1 , ist nach (1.2,23) o.C = Lv.C = diy.C, denn die äußere Ab-
leitung einer 4-Form verschwindet im Vierdimensionalen. Daher zeigt uns
(2.1 ,4) eine geschlossene 3-Form oder durch die *-Abbildung einen erhaltenen
Strom.
Noethersches Theorem (2.1 ,5)
V v E E 1 mit o.t (otl> = Lv tl>) = Lv.C gilt

d[r Lv tt>i A gfdtt>i)- iv.t1 = L :=- d*Tv = o.


Bemerkungen (2.1 ,6)
l. Für die Gültigkeit von (2.1 ,5) ist wesentlich, daß die Variation o alles erfas-
sen muß, was durch Lv verändert wird. Etwa geht in .t von (2.1 ,2) auch für
J = 0 neben dA noch die Metrik g durch die *-Abbildung ein, wurde aber
nicht variiert. Da wir o*F = *oF verwendet haben, ist (2.1 ,5) auf (2.1 ,2)
zunächst nur anwendbar, falls J = 0 und Lv * = *Lv.
2. Ist Lv eine Translation, definiert (2.1 ,5) den sogenannten kanonischen
Energie-Impuls-Tensor.
3. Die Feldgleichungen bleiben unverändert, wenn man zu .t eine exakte 4-Form
hinzuaddiert, .t ~ .t + dG, G E E 3 , da dies zu oW nur ein Randintegral bei-
trägt. Die in (2.1 ,5) stehende 3-Form [ ] erhält aber dabei einen Beitrag, etwa
d iv G, falls G nur von den Feldern tl> und nicht von deren_Ableitungen ab-
hängt (Aufgabe 1). Als exakte 3-Form trägt dies zwar nicht zu Integralen
über randlose Untermannigfaltigkeiten bei, aber lokal kann es die Erhaltungs-
größe verändern. Diese Schwierigkeit trat in der klassischen Mechanik nicht
auf: sie entspricht formal einer eindimensionalen Feldtheorie, dort wäre
G E E 0 und daher iv G = 0. Tatsächlich ändert ein Zusatz

Q_ G(q) = q. aG
dt I aqi

nichts an der Hamiltonfunktion

Anwendung auf das elektromagnetische Feld ( 2.1 , 7)


Falls J =0 und Lv * = *Lv, gilt

d[-(LV A) A *dA+ -21 iV (dA A *dA)] =

= d[- 12 (i V F) A *F + 12 F A i *F- (d i A) A *F]


V V
= 0.
50 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

Bemerkungen ( 2.1 ,8)


1. Wie wir sehen, tritt für v = e"' neben den in (1.3,22) gegebenen elektroma-
gnetischen Energie-Impuls-Formen *T"' noch ein Term (d iy A) 1\ *F auf.
Diese 3-Form ist im Falle J = 0 exakt, (div A) 1\ *F = d(iv A 1\ *F) +
+ iv A 1\ *J, so daß die Behauptung (2.1,7) ein Spezialfall von (1.3,24) ist.
Nur enthält dieser Term nicht allein F, sondern leider auch A und ist daher
eichvariant Dies steht nicht im Widerspruch zur Eichinvarianz von ! (falls
J = 0): Schon in der Punktmechanik eines freien Teilchens ist der Drehim-
puls m[x · ~] nicht translationsinvariant, ! = m~ 2 /2 aber schon.
2. Die in (2.1 ,6;3) erwähnte Mehrdeutigkeit besteht in einem Zusatz d(F 1\ A) =
= F 1\ F zu !. Das entsprechende G hängt nicht nur von A, sondern auch
von dA ab, so daß der Zusatz zur Erhaltungsgröße auf 2d((iv A) 1\ F) abge-
ändert wird (Aufgabe 5). Dies ist erhalten, unabhängig davon, ob *Lv = Lv *
oder nicht, denn F 1\ F nimmt ja auf die metrische Struktur von Raum-Zeit
nicht Bezug. d((iv A) 1\ F) ist aber nicht nur eichvariant, sondern hat_;uch
das falsche Reflexionsverhalten: Etwa zur Energiedichte käme - div B ·V =
-+ -+ -+ -+ -+ -+-+ -+-+
= B·grad V hinzu, was bei (t,x)-+ (t,-x), (V,A)-+ (V,-A), (E,B)-+ (-E,B),
das Vorzeichen ändert.
3. Die lokale Energie ist durch die Kopplung an die Gravitation zu definieren,
und wir werden sie durch Variation der Metrik in ! gewinnen. Dazu trägt
F 1\ F nichts bei und F 1\ *F liefert nur das T"' aus (1.3,22), keine eich-
varianten Terme (siehe 4.2,8).
4. Ist J =I= 0, so kommt man zur Lorentzkraft (1.3,24), indem man Lv *J zu
den Variationen in (2.1,2) hinzufügt: Gilt d*F =- *J, haben wir nach (2.1,2)

=- d[(ivF) 1\ *F]- (d iv A) 1\ *J-A 1\ Lv *J,

andererseits ist aufgrund der allgemeinen Regeln für Lv

LV ! =- l2 d iV (F 1\ *F)- LV (A 1\ *J).

Zusammen ergibt dies für jedes Vektorfeld mit *Lv = Lv * die Relation

- d*T V := l2 d[F 1\ iV *F- (i V F) 1\ *F] =- (i V F) 1\ *J.

5. Falls d*J = 0, ist f! mit! aus (2.1,2) unter A-+ A +dA, AlaN = 0, inva-
~ 4

riant. Nun ist die Eichgruppe eine riesige (abelsche) Invarianzgruppe, sie ist
nicht einmal lokal kompakt, da sie beliebige Funktionen enthält. Dies er-
weckt das Gefühl, daß sie zu unzähligen Erhaltungssätzen Anlaß geben müß-
te. Diese Unzahl artet aber in Trivialitäten aus, genauer in Identitäten, welche
2.1 Wirkungsprinzip und Erhaltungssätze 51

unabhängig von der Gültigkeit der Feldgleichungen erfüllt sind. Diese Er-
scheinung ist übrigens nicht für die Feldtheorie typisch, sondern tritt auch
in der Punktmechanik auf (Aufgabe 3). In (2.1 ,2) gibt die Variation oA =
= dA (und d*J = 0)

0 = oW =- f d(d*F) + f A*J.
N4 oN 4

Wegen AlaN. = 0 führt dies auf d(d*F) = 0, was unabhängig von d*F =- *J
erfüllt ist.
Wie wir gesehen haben, erhalten wir für jedes v, dessen Lie-Ableitung die
durch die Metrik bestimmte Struktur von .f nicht zerstört, einen Erhaltungs-
satz. Die Bedeutung dieser Vektorfelder würdigt man durch die

Definition (2.1 ,9)


Ein Vektorfeld v auf einer pseudo-Riemannschen Mannigfaltigkeit mit Metrik
g, welches Lvg = 0 erfüllt, heißt Killing-Vektorfeld.
Bemerkungen (2.1, 10)
1. Wegen LxLy - LyLx = L[x,y)' [ , 1= Lie-Klammer von Vektorfeldern (siehe
1,2.5,9;6), bilden die Killing-Vektorfelder mit [ , 1eine Lie-Algebra. (Aber
keinen Modul: fv, f E E0 , ist nicht mit v Killing-Vektorfeld.)
2. Zerlegt man in einer orthogonalen Basis ei (g = ei ® ei 7Jij) die Lie-Ableitung
der ei, Lvei = Aii ei, Aii E E 0 , so ist v genau dann ein Killing-Vektorfeld,
falls Aii =- Aii' Aii := 71ik A\
3. Man überzeugt sich (Aufgabe 2), daß für Killing-Vektorfelder *Lv = Lv * gilt.
4. Unter Umständen kann (für bestimmte p) *Lvw = Lv *w, w E EP' gelten,
ohne daß v ein Killing-Vektorfeld ist. Etwa Lvei = f ei, f E E0 bewirkt
Lv ei ip = p f ei
1 ••• ip , Lv * ei
1 ••• ip = ( m - p )f* eit ·· · ip , so daß * Lv w =
1 •••

= Lv *w V- w E Em; 2 gilt. Lv erzeugt aber die konforme Transformation


Lvg = 2fg und v ist kein Killing-Vektorfeld.
Beispiele (2.1,11)
M ist hier R 4 mit e"' = dx"', g = e"' ® eil 71aß·
1. Die starre Verschiebung v = e"' läßt g invariant:

Tv aus (2.1,8;4) wird gerade T"' aus (1.3,22) und (2.1,8;4) gibt die Lorentz-
kraft ( 1.3,24).
2. v = xile" - x"eil erzeugt eine Lorentztransformation
52 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

A aus (2.1, 10;2) wird hier A-ya = 77"'Y 71ßa - 71ß'Y 77" 0 und erfüllt die Antisym-
metriebedingung, welche Killing-Vektorfelder charakterisiert. Das Tv aus
(2.1 ,8;4) ist wegen der Linearität des inneren Produktes einfach xß * P- x" *Tß.
(2.1 ,8;4) sagt

d(xß*T"- x"'*Tß) = xß(i "'F) I\ *J- x"(i ßF) I\ *J,


e e

was zusammen mit (1.3,24) auf dxß I\ *T"'- dx"' I\ *Tß = 0 schließen läßt.
Wegen dxß I\ *dx'Y = lPß*l fordert dies die Symmetrie des Energie-Impuls-
Tensors: T <>ß = Tß<>" ( 1.3,22) erfüllt dies, für den kanonischen Energie-Impuls-
Tensor (2.1, 7) ist dies nicht der Fall. Dieser ist zwar mit v = xße"' - x"' eß
ebenfalls erhalten, aber hier können wir aus dem eichvarianten Term d iv A
nicht einfach x"' herausziehen, und die Erhaltungsgröße ist nicht x" yß - xßT".
3. v = x"'e"' erzeugt eine Dilatation, Lve'Y = e'Y, und nach (2.1,10;4) gilt für
FE E 2 (R 4 ), daß Lv *F = *LvF. Verwendung von T"' liefert den weiteren
Erhaltungssatz

d(x"' *T"') = X i F I\ *J.


"' e"

Zusammen mit (1.3,24) folgern wir dx"' I\ *T" = T,."*l = 0. Wieder sehen
wir, daß ( 1.3 ,22) dies erfüllt, während es für den kanonischen Energie-Impuls-
Tensor (2.1,7) nicht zutrifft.
4. Die konforme Transformation Lvg = 2xß g wird durch v = xß x" e"' - ~ x 2 eß
erzeugt:

und die beiden letzten Terme heben sich in Lvg auf. Nach (2.1, 10;4) gilt
wieder Lv *F = *LvF V FE E 2 (R 4 ) und d*Tv ist

Die resultierende Gleichung

0 = x dxß I\ *T" - x dx" I\ *Tß + xßdx I\ *T"'


"' "' "'
enthält keine neue Information, denn der letzte Term verschwindet nach 3)
und wegen 2) heben sich die beiden ersten weg.

Bemerkungen (2.1, 12)


1. Die konforme Transformationen erzeugenden Vektorfelder (2.1, 11 ;4) sind
nicht vollständig (Aufgabe 6), diese Transformationen sind keine Diffeomor-
2.1 Wirkungsprinzip und Erhaltungssätze 53

phismen von R 4 , sondern erzeugen Singularitäten. Für unsere Anwendung


stört dies nicht, wir brauchen nur die infinitesimalen Veränderungen. Will
mim eine Diffeomorphismengruppe, muß man R 4 durch Hinzunahme unend-
lich ferner Punkte kompaktifizieren [ 17].
2. Die Lagrangefunktion d<l> /1. *d<l> für ein Skalarfeld <I> E E 0 zeichnet keine
Länge aus, ist aber dennoch nicht unter der Dilatation (2.1, 11 ;3) invariant.
Dementsprechend ist für den Energie-Impuls-Tensor des skalaren Feldes
T"" =F 0 (Aufgabe 4).
Eigenschaften des Energie-Impuls-Tensors (2.1 ,13)
Sei e" eine orthogonale Basis in einem pseudo-Riemannschen Raum
(g = - e0 (8) e0 + ~ ei
j= 1
(8) ei) und * T" = l
2
(i
e"
F /1. *F - F /1. i *F) = T" *eß
e" ß .
Wegen der Komponentendarstellung

Ti 0 :=Si, j = 1,2,3 :
-+ ;:t -+
S = [b /1. B] = Poyntingscher Vektor

gilt V x:
(i) T 00 (x) ;;;;.. 0, = 0 nur, falls F(x) = 0.
(ii) IIS(x)ll ".;;; T0 0 (x).

Bemerkungen (2.1 ,14)


1. (ii) ist zu erwarten, wenn (i) in jedem Lorentzsystem gelten soll. Bei einer
Lorentztransformation verhält sich P" = f *T" wie ein Vektor ( 1.3,38 ;5) und
-+ --- -+
P0 ;;;;.. 0 würde durch P0 -+ (P 0 - v·P)/yl-v 2 zerstört, wäre nicht IIP II ".;;; P0 .
2. si = Ti 0 = T 0 i spielt in der orthogonalen Basis die Doppelrolle einer Impuls-
dichte und einer Energieströmung: Die Energiebilanz kann man ja

8T =iLTo+LTi
0 at 0 axi 0
schreiben. (ii) ist physikalisch so zu deuten, daß elektromagnetische Energie
nicht mit Überlichtgeschwindigkeit strömen kann.
3. Mathematisch läßt sich die Positivität der Energie so ausdrücken: Sei N 3 eine
raumartige Untermannigfaltigkeit und * darauf mit der Einschränkung von g
definiert. * führt eine 3-Form in eine numerische Funktion über, und es ist
*(To IN,) ;;;" 0.
4. Die Vorzeichen (2.1,13) stammen von der Signatur der Metrik, daher der
Bezug auf die Standardbasis. Die aus (2.1, 11 ;2 und 3) folgenden Relationen
T"ß = Tß" und T"" = 0 gelten übrigens wegen des Transformationsgesetzes
(1.3,26) in jeder Basis.
54 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

Da die Existenz einer Grenzgeschwindigkeit für Energietransport allein aus


der Struktur des Energie-Impuls-Tensors folgt, kann man ohne weitere Analyse
der Feldgleichungen die Eindeutigkeit des Cauchy-Problems beweisen. Ihre Ver-
letzung würde ja der kausalen Fortpflanzung des Feldes mit Lichtgeschwindig-
keit widersprechen. Um diese Gefühle mathematisch zu präzisieren, brauchen
wir zuerst die ohne weiteres einleuchtende

Definition (2.1,15)
(i) Eine stetige Abbildung eines Intervalls I ---* M heißt kausale Kurve, falls sich
keine zwei ihrer Punkte durch eine raumartige Kurve verbinden lassen. Sie
heißt nicht ausdehnbar, wenn sie nicht echter Teil einer kausalen Kurve ist.
(ii) Sei M zeitorientierbar, so daß zwischen positiven und negativen Zeitrichtun-
gen unterschieden werden kann. Der zukünftige (bzw. vergangene) Einfluß-
bereich D+(N) (bzw. D-(N)) einer raumartigen Hyperfläche N sind die Punk-
te aus M, von denen alle vergangenheitsgerichteten (bzw. zukunftsgerichteten)
nicht ausdehnbaren kausalen Kurven N schneiden. D+(N) U D-(N) = D(N)
heißt Einflußbereich von N, falls D(N) = M, nennt man N eine Cauchy-
Fläche.

Fig. 16 Einflußbereich einer Hyperfläche N C M


2.1 Wirkungsprinzip und Erhaltungssätze 55

Die Eindeutigkeit des Cauchy-Problems sagt nun, daß F auf D± (N 3 ) durch


FIN,, *FIN, und J eindeutig bestimmt ist. Wäre nämlich FiD±(N,) *
0, aber
J = FIN, = *FIN, = 0, müßte sich F irgendwovon außen nach D±(N 3 ) fort-
pflanzen, was nur mit Oberlichtgeschwindigkeit möglich ist. Allerdings ist auf
komplizierten Mannigfaltigkeiten M die Gestalt von D± unübersichtlich, wir
begnügen uns hier mit der

Eindeutigkeit des Cauchy-Problems im Minkowski-Raum (2.1,16)


Sei N eine 3-dimensionale kompakte, raumartige Untermannigfaltigkeit von
(R\71) und F 1 und F 2 zwei (stetige) Lösungen der Maxwellsehen Gleichungen
dF 1 = dF 2 = 0, cSF 1 = cSF 2 = J. Gilt F 1 1N = F 2 1N, *F 1 1N = *F21N' dann stim-
men F 1 und F 2 auch im Innern von D± (N) überein: F 1 IInt D±(N) = F21Int D±(N)'
Beweis
Sei x EInt D+(N), dann existieren E > 0 und :XE D+(N), so daß x E N' :=
:::: {yER4: (~-y)2-(xo -yo-E)2 =-E2,yO ~xo}C {yER4: (~-y)2~
.;;;(:X0 - y 0 ) 2}. Daher ist (N' n D+(N)) u {y E N: (x- y) 2 - (x 0 - y 0 - E) 2 .;;;;;
~- E2 } = aN 4 , N4 = 4-dimensional und kompakt (Fig. 17).

Fig. 17 Integrationsgebiet flir Nachweis der Eindeutigkeit des Cauchy-Problems


56 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

Ist nun F = F 1 - F 2 , gilt dF = öF = 0 und FIN = *FIN = 0. Das aus F gebilde-


te Ta genügt also 8Ta = 0 und ra 1 = 0, so daß 0 = f d*T 0 = f *T 0 .
N N4 N'nD+(N)
DaN' raumartig ist, ist T 0 auf N' ein nicht negatives Maß und das Verschwin-
den des Integrals zeigt, daß T 0 IN'no+(Nl fast überall Null sein muß. Als stetige
Funktion ist dann T 0 IN'nD+(N) = 0 und wegen (2.1 '13 ;(ii)) FIN'nD+(N) = 0, ins-
besondere F lx = 0. Der Beweis für D-(N) verläuft analog.

Bemerkungen (2.1, 17)


I. Unsere Formel ( 1.2,36) gibt zwar Eindeutigkeit durch explizite Konstruk-
tion, setzt aber Existenz der Distributionen Gx:, dGxiN, *dGxiN voraus. Der
hier gegebene Beweis hat den Vorteil, daß er sich auf allgemeinere Mannig-
faltigkeiten übertragen läßt, ohne daß man die schwierigere Frage der
Existenz der Green-Funktion beantworten muß.
2. Positivität der Energie ist hinreichend, aber nicht notwendig für die Eindeu-
tigkeit des Cauchy-Problems. Letztere gilt auch (vgl. § 3.2) für etwa das
skalare Feld von Aufgabe 4, aber mit m 2 --* - m 2 , obgleich dann T 0 0 1> 0.
3. Der elektromagnetische Strom J hat keine Positivitätseigenschaften und für
ihn gilt keine Aussage vom Typ (2.1, 16), da sich Ladungen neutralisieren
können. Insbesondere verbietet auch nichts in den Maxwell-Gleichungen,
daß sich Ladungen mit Überlichtgeschwindigkeit bewegen.

Aufgaben (2.1,18)
1. Zeige (Ly <Pi) A ~~<I>- = d iv G, falls E = dG(<P).
- iy .f
J
2. Zeige, daß ftir Killing-Vektoren Lv * = *Lv gilt (verwende 1.2,26;2).
3. Die Wirkung W = J ds(-zO!(s) zO!(s)] 111 ist nicht nur unters-+ s + konst, sondern sogar
unter s-+ f(s), 0 < afjas < oo invariant. Welche Erhaltungsgröße resultiert?
4. Berechne Ta ftir .f = -1 [
d<P A *d<P + m 2 <P*<P ], <I> E E0 , und untersuche, welche der
Eigenschaften (2.1, 11 und 13) dieses TO! besitzt.
5. Berechne die Erhaltungsgröße (2.1 ,5) ftir L = dA A dA, A E E 1 .
6. Integriere die Gleichungen ~ x( t) = - a <x( t)lx( t)> + 2x( t) (alx( t)}, welche den (lokalen)
Fluß einer konformen Transformation erzeugen.
7. Sei o(Ta + tO!) = 0 und TO! + ta in einem System zeitunabhängig und falle räumlich ge-
nügend ab. Zeige, daß in diesem System f dxi A *(TO! + tO!) =0 ftir j = 1,2,3,
O<t<T
= 0,1,2,3. (Insbesondere Verschwinden der "Selbstspannungen" f d 3 x Tii). Schließe
C\'

daraus, daß o(TO! + tO!) = 0 ftir die Punktladung (1.3,25;2) nicht erfüllt sein kann.

Lösungen (2.1,19)

1. .L = d<Pi A ~g_, (Lv<Pj)


J
A ~g
J
- ivdG = LvG- ivdG = diyG.

2. Zunächst ist Lv e
kI ... kp
=k kj
A k e
kI •.. kj 1 k kj+ 1 ... kp ( ,j+ I
- -T . Die Identität 1.2,
( 40 ;8)
J
gilt auch, wenn man Aki anstelle von w\ setzt, da sie dieselbe Antisymmetrie haben.
2.1 Wirkungsprinzip und Erhaltungssätze 57

Daher gilt auch


* k 1 ••• kp _ Aki * k 1 ••• kikkj+l···kp ( ,j+l
Lv e - ~ k e -,.
J
und somit

*L(w kl ... kP)-(


- LV wk 1 ••• k p )* ek ••• kp + ...
1
V k 1 ••• k p e

k 1 ••• kp k 1 ••• kP)


+ w k 1 ••• kp * L V e = LV(w k 1 ••• kp * e .

3. Mit s = s + f(S) ist ftir f -+ 0

w = J dS( 1+f) v'-z"(S) i <> (s) - 2f z"(s) z<> (s) =

• z"(s) :z (s)
= w + J ds(f y'-z"(s) i (s) - f " ) + O(f).
" v'-z"(s)z"(s)
Partielle Integration ftihrt auf die Identität

d . 1 ."() • ( ) _ -z"(s) (s)


- v -z s z s - -===~===­
z
ds " v. 1-z"(s)
• •
z"(s) '

welche auch ftir zi= 0 gilt.


4. T" = (i., d<l>) A *d<l>- ! i.,[d<l> A *d<l> + m <1>*<1>]. Es gilt T"ß
2 = Tß<> (Lorentzinvarianz),
aber nicht T"" = 0 (nicht einmal ftir m = 0 Dilatationsinvarianz).
Too;;;. l<i> V<I> I, (T 0j = <i> vj <1>), falls m2 ;;;. 0.

5. (Lv A) A ~~A - \, .C = 2(Lv A) A F - \,(F A F) = 2( d \, A) AF = 2d(\, A A F).


6. Mit x := x(O) ist x(t) = x- at <xlx} 2 , denn
1 - 2t <xla> + <xlx} (ala> t
ax _ - a <xlx} + 2 (x - at <xlx>)(<xla> - <xlx> <ala> t) =
at 1 - 2t (xla} + (xlx} <ala} t 2 (1 - 2t (xla} + (xlx} (ala} t2) 2
=- a <x(t)lx(t)} + 2x(t) (alx(t)}. V t > 0 gibt es x E R4 , nämlich die mit 1 - 2t (alx> +
+ t2 (ala> <xlx>, welche nach Unendlich befördert werden.
7. Integriere xi d*(T" + t") = dxi A *(T" + t") + d(xi*(T" + t")) über N4 = {(t,x):
0 < t < T}. Im Ruhsystem der Ladung ist alles zeitunabhängig, und nur t0 i= 0. Wegen
dx., A *T" = 0 (2.1,11;3) kommen wir zum Widerspruch
3 . .
0 = j=~I f dxl A *Tl = Q.;t.;T
f dx0 A *T0 > 0.
O.; t<;T
58 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

2.2 Die allgemeine Lösung

Die Charakteristiken der Maxwell-Gleichungen sind Hyperflä-


chen mit lichtartigen Normalen. Im Minkowski-Raum (R 4 , 7])
läßt sich die Greenfunktion leicht konstruieren und damit das
Anfangswertproblem explizit lösen.

Überträgt man die Überlegungen von ( 1.2,28) auf den physikalisch inter-
essanten Fall m = 4, p = 2, so findet man, daß die Minkowski-Metrik

-I
7]=

sowohl das dortige g+ für den räumlichen Teil als auch das g_ für einen raum-
zeitlichen Teil enthält. Da jetzt * • * = (-)m(p+l)+s = - I, sind die *-diagonali-
sierenden Kombinationen F ± i*F, welches ausgeschrieben sowohl reelle als
auch komplexe Richtungen aufweist und so beide Fälle von ( 1.2,28) kombi-
niert (Aufgabe 1). Allgemein hatten wir die Charakteristiken als mögliche Un-
stetigkeitsflächen erkannt. Sei eine solche Hyperfläche durch u(x) = 0, u E
E E 0 (V), V C M, bestimmt, dann sollen also Lösungen existieren, die sich
lokal wie 8(u) verhalten. Die äußere Ableitung d8(u) = o(u) du ist für u = 0
singulär, und ist J eine reguläre Funktion, so müssen sich die singulären Bei-
träge zu den linken Seiten von dF = 0, oF = J kompensieren. Sie sind ~ du,
so daß wir nach Lösungen mit J = 0, die nur von u abhängen, zu suchen haben.
Für sie sagen die Gleichungen, daß äußeres und inneres Produkt von F' :=
= aF;au mit du verschwinden müssen, denn V 1\ *w = (-)p+l *iv w für V E EI'
w E EP, also du 1\ *F = 0 => idu F = 0. Dies führt direkt zur
Bedingung für Charakteristiken (2.2,1)
Sei F längs u = 0 unstetig, J dort stetig. Dann verlangen die Gleichungen dF =
= 0, oF = J, daß

du 1\ F' = 0, idu F' = 0,

was nur für (duldu> = 0 oder F' = 0 erfüllt ist.

Beweis
du 1\ F' = 0 fordert, daß F' in einer lokalen Basis mit du ebenfalls einen Fak-
tor du enthält, also F' = du 1\ f gilt, wobei f E E 1 von du unabhängig ist. Die
zweite Gleichung verlangt dann idu du 1\ f = (duldu> f- (dulD du = 0. Wegen
der Unabhängigkeit von f und du schließen wir auf (duldu> = (dulD = 0.
2.2 Die allgemeine Lösung 59

Bemerkungen (2.2,2)
l. Es ist daher entweder die Flächennormale du lichtartig oder es existiert
keine Unstetigkeit in F.
2. Die Betrachtung ist nur lokal, ob sich u als globale Koordinate definieren
läßt, bleibt offen.
3. Als Nebenprodukt entstand die Aussage, daß Felder mit Diskontinuitäten
eine spezielle Struktur haben: Sie sind das äußere Produkt zweier I-Formen,
von denen eine (du) ein Nullfeld ist, und die andere (f) dazu (ebenfalls im
Sinne der Metrik 71) orthogonal ist. Für solche Felder verschwinden beide
Invarianten: *(F 1\ F) = *(du 1\ f 1\ du 1\ f) = 0 und *(F 1\ *F) = idu if F =
= (duiD 2 - (duldu) (fjf) = 0. Zerlegt man nach Raum und Zeit: du = dt +
+ ii dx, f = dt + f dx, so wird n2 = l = (n f) verlangt. Für die entsprechen-
den Feldstärken E = ii- f, B = [n 1\ h
bedeutet dies (n E) = (n B) = (EB)=O.
Das Feld ( 1.1 ,4) war mit u = x - t von der Gestalt.
4. Wieder sehen wir, daß für das Cauchy-Problem die Vorgabe von F und *F
auf u = 0 nicht ausreicht, falls (duldu) = 0: Wir können ja F $ 0 so wählen,
daß f(O) = 0.
5. Während ein Feld mit du 1\ F = idu F = 0 in Richtung von du beliebig vari-
ieren kann, ist die Lie-Ableitung Lctu in der dazu kontravarianten Richtung
g du durch die Maxwellsehen Gleichungen bestimmt:

Daraus lassen sich auch die höheren Lie-Ableitungen gewinnen und F ist
überall festgelegt, wenn man F und *F auf einer Fläche vorgibt, die bei Ver-
schiebung mit eLctu ganz M überstreicht.
Nach diesen lokalen Stuaien wollen wir ( 1.2,36) für das F der Maxwell-
sehen Gleichungen auswerten. Dazu brauchen wir die explizite Form der Green-
funktion, die sich allerdings nur für die einfachsten Mannigfaltigkeiteil finden
läßt:

Konstruktion von Gx im Minkowski-Raum (R 4 ,71) (2.2,3)


Ist e"' die natürliche und orthogonale Basis, hat Gx für p = 2 gemäß ( 1.2,34)
die Form

G-X = 12 e<>ß <8l * e"'il D-(x)


X '

wobei Dx E E 0 (R 4 ) der Gleichung

- D-X,<> "' = ö4 (x - x)
60 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

genügt. Wegen der Translationsinvarianz des Minkowski-Raumes können wir


die Differentialgleichung auf eine gewöhnliche reduzieren, indem wir nach den
Eigenfunktionen des Verschiebungsoperators entwickeln, also eine Fourierdar-
stellung verwenden. Für die o-Funktion ist sie

(2.2,4)

wobei wir jetzt ki und xi als Komponenten eines Vektors betrachten können
und (>das Lorentzskalarprodukt (1.2,14) mit g = 11 bezeichnet. Im Fourier-
raum gibt ·"'"' einen Faktor ik"' ik"' = - <klk> =: - k 2 , so daß wir zunächst for-
mal für Dx die Fourierdarstellung

Dx(x) = (2nT 4 f~ d4 k ei<klx-x>/k2 (2.2,5)

bekommen.

Bemerkungen (2.2,6)
1. Die k-Integrale konvergieren nicht im klassischen Sinn, aber, wie uns der
Fouriersehe Integralsatz lehrt, als Distributionen. Auch haben wir k-Integral
und x-Ableitung skrupellos vertauscht, jedoch sind Distributionen so gut-
mütig, daß sie sich in der klassischen Analysis als kriminell bezeichnete
Manipulationen gefallen lassen.
2. Durch die Translationsinvarianz wird Dx(x) im Minkowski-Raum nur von
x
x - abhängig.
3. Wegen k 2 = ( lkl - k 0 )(lkl + k 0 ) hat der Integrand von (2.2,5) Pole und wir
müssen beschließen, was zu tun ist, wenn man bei der Integration auf sie
stößt. Zunächst sind wir nicht verpflichtet, genau längs der reellen Achse zu
integrieren, und man kann in (2.2,4) wegen der Analytizität des Integranden
auch gelegentlich ins Komplexe ausweichen. \Yir verwenden einen mit

f d4 k
...n..n...
bezeichneten Integrationsweg, der in der komplexen k 0 -Ebene über den
Polen ausweicht.

k 0 ·Ebene

Fig. 18 Integrationsweg flir oret


2. 2 Die allgemeine Lösung 61

Andere Integrationswege liefern Resultate, die sich um Beiträge von den


Residuen unterscheiden. Diese Mehrdeutigkeit ist nicht verwunderlich, denn
die Gleichung in (2.2,3) legt ja Dx nur bis auf eine Lösung der homogenen
Gleichung fest, und

'r/OI.ß a2 e i(kx-k 0 t) = 0,
axa axß
falls k 0 = ±ikl.
Der zuletzt beschriebene Integrationsweg wird aus physikalischen Gründen
gewählt, denn die so entstehende Greenfunktion entspricht realisierbaren An-
fangsbedingungen. Sie wird mit Dretcx:- x) bezeichnet und das elementare
Integral ergibt (Aufgabe 2) die

Retardierte Greenfunktion (2.2,7)

Dret(x) = o(r - t) = o(x2 ) E>(t)


47T lrl 27T '
G!:et =
x
_L
47T
eaß ® * eaß ö((x - x) 2 ) e(t - t)
'

r := lxl, x 2 := (xix>.

Bemerkungen (2.2,8)
1. Bei der zweiten Schreibweise für Dret haben wir von der Rechenregel

o(f(x) = k _l_ o(x - x.), f(x) = 0,


i lf(xi)l 1

Gebrauch gemacht:

o(x 2 ) E>(t) = o((r+t)(r-t)) E>(t) = ~?) (o(r+t) + o(r-t)) =

= o~;t) E>(t).
2. Das Integral (2.2,5) zeichnet kein Lorentzsystem aus, so daß Dret nur von
(x - x) 2 und E>(t - t) abhängt. Die Bevorzugung einer Zeitrichtung kommt
durch die Wahl des Integrationsweges herein,VlT würde Dav(x- x) :=
= Dret(x - x) ergeben.
3. Daß G~et seinen Träger nur auf dem negativen Lichtkegel von x hat (Fig. 19),
wird sorgloses Integrieren über unendliche Raum-Zeit-Gebiete rechtfertigen.
Nun sind die Mittel bereit, um aus ( 1.2,36) die Feldstärkenform zu be-
rechnen. Sie ist Summe von f und f , welche wir mit pet und pand bezeich-
N aN
nen wollen. Ersteres hängt nur von J und letzteres nur von den Randwerten
ab.
62 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

Träger von G:_et


X

Fig. 19 Trägereigenschaft der retardierten Greenfunktion

Wir wenden uns pet zu und benötigen zur Auswertung ( vgl. (1. 2, 18 ;(ii))

und elementare Rechenregeln: (* 1 ~ d 4 x iL Drct = - ii_ Dret)


'ax ax
pet(x) = f dG A J =
N
J
2
ecxß f Q___ Dret(x- x)
N ax"Y
• e"'~ A *e"'ß A ea Ja (x) =

= e"'ß f d 4 X J (x) ~ Dret(x - x) = dNetoo (2.2,9)


N "' axß
A'et(x) := - e"' f d 4 X Dret(x- x) J (x).
N "'
Bemerkungen (2.2, 10)
1. pet ist also exakt äußere Ableitung eines Vektorpotentials A'et. Vielfach
setzt man zur Lösung zunächst F = dA .und verwendet oF = J zur Bestim-
mung von A. ( 1.2,36) mit p = I (A anstelle von F) lehrt uns, daß Alx nicht
nur von AlaN' dAiaN und JIN abhängt, sondern auch oAIN auftritt: Verwan-
deln wir nämlich f oG_ A dA in f G- A odA + f ... = f G- A J + f ... , so
N x N X aN N x aN
bekommen wir drei Beiträge zu A(x),J G- A J wie in (2.2,9), f dGx A oA
N x N
2.2 Die allgemeine Lösung 63

und I. Wegen Eichinvarianz kannAauch gar nicht nur durch J und die
aN
Randwerte von A und dA bestimmt sein, die Gleichungen lassen ja einen
Beitrag dA zu A frei. Fordert man noch {jA= 0 ("Lorentzeichung"), wird
das Randwertproblem eindeutig.
2. Unser Aret aus (2.2,9) erfüllt

{jAfet(X) = -f oretcx:- x) *J(x) =: j(X), j E E0 (N),


aN

(Aufgabe 4), so daß pret den Gleichungen

dFret = 0,

fjpret = {jdAret = Mret _ d{jAret =_I b.Gret A J _ dj = J _ dj

genügt.
3. Da Gx: seinen Träger am negativen Lichtkegel von X: hat, sind wir nicht ver-
pflichtet, für N ein Kompakturn zu wählen. Ist N etwa {(t,x): t 0 ~ t ~ t 1 },
so wird mit (2.2,7) das Integral für Net expliziter

Areton =- • J_ d~x=- J (x,t- lx- ~1).


"' lx-xl<t-t. 47Tix-xl "'
Für beschränkte J"' konvergiert das Integral auf jeden Fall, auch wenn J bis
ins Unendliche reicht (Fig. 20).

3N----------------------------------------- ------t=t

Träger von G~et


X

aN~--------------------------------~-----------------t=t 0

Fig. 20 Integrationsbereich fiir Fret(X)


64 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

4. Benützt man eine andere Greenfunktion, etwa oav, so ändert sich F(x)
natürlich nicht, f und f aber schon. Zum Beispiel für N aus 3) hat prand
N aN
nur Beiträge von t = t 0 , für oav kämen nur die Randwerte für t = t 1 ins
Spiel. Fragen wir nach F im Halbraum über t = t 0 , so ist oret vor oav da-
durch ausgezeichnet, daß wir bei Verwendung von nret den oberen Teil von
aN gegen Unendlich schieben können. Für Dav würde im allgemeinen der
Limes t 1 ~ oo nicht existieren: Bestünden wir etwa auf Flto = 0, verbliebe
für F ohne oberen Randterm nur f dGav A J, was bei t = t 0 nicht ver-
t>t0
schwinden wird und nach dem Beitrag von t = t 1 zu f verlangt. Da die
aN
Gleichungen invariant gegenüber t ~- t sind, bevorzugt die zeitgespiegelte
Fragestellung natürlich nav.
Zum Studium von prand schreiben wir unter Verwendung von (2.2,7) zu-
nächst expliziter (Aufgabe 5)

prand(3() = - J (oG_ A F- *dG- A *F) =


aN X X

= e<>ß J [~ nretcx-x) F (x)*e"Y - ~ nret(x-x) F (x)*e +


aN ax<> "Yß ax"~ <>"1 ß

+ 1L nret(x-x) F (x)*e"~ ]. (2.2,11)


2 ax"f aß

Bemerkungen (2.2,12)
l. Wie in (1.2,38;1) sehen wir, daß der Rand aN nicht beliebig sein kann.
Würde er ein Stück des Lichtkegels eines Punktes x E N enthalten, also dort
durch die Gleichung t(x) = t - lx - ~I beschrieben werden, wäre f unend-
~ ~

f nret(X- X)*e 0 :::: f _g_:.~ o(t(X)- t - jx-~j) ~ f 0(0).


aN lx-xl
2. Ist N von zwei Cauchy-Flächen ( 1.2,29;(iii)) berandet, so nimmt prand auf
der zeitlich vorangehenden die Randwerte von F an, pet strebt dort gegen
0. Die erste Behauptung beweist man wie folgt: Ist N in kartesischen Koor-
dinaten durch t ;;;;. t(x) gegeben, wird 0

Wählen wir das Lorentzsystem so, daß x gegen den Nullpunkt strebt und
dort atjaxi = 0 gilt. Wegen (siehe Aufgabe 6)

lim
iW
J d 3 X f(x) L
axß
o(t-t-r)
47Tr
It=O = 8° ß
f(O)

0 *e 0 = - e12 3 , aber 3N hat als Unterseite von N negative Orientierung.


2.2 Die allgemeine Lösung 65

ist dann

lim f *e" ~ nret(x- x) f(x) = o" 0 0° f(O).


x.~oaN 3xß ß

In (2.2, ll) eingesetzt zeigt dies, daß sich für x +0 die beiden ersten Terme
kürzen und F(O) verbleibt.

lim pet(x) = 0,
x:~o

weil der Integrationsbereich gegen Null geht (siehe (2.2,11 ;3)), so daß für
beschränktes J nichts übrig bleibt.
3. Man überzeugt sich (Aufgabe 7) durch die explizite Form (2.2,11), daß
wegen d(FiaN) = 0, d(*FiaN) =- *JiaN tatsächlich dPand = 0, oFrand = dj,
erfüllt ist (vgl. 2.2,10;2).
4. Während sich die Randwerte durch nret zunächst längs des Lichtkegels aus-
breiten, können besondere FlaN' *FlaN zur approximativen Fortpflanzung
längs eines Lichtstrahls führen. In dieser etwas vagen Näherung ist das Pro-
blem der Lichtausbreitung auf das einfachere der Bewegung eines masse-
losen Teilchens zurückgeführt, eine Erleichterung, derer wir uns in unserer
Berechnung der Lichtablenkung im Schwerefeld (I,5. 7, 15) bedient haben.
5. Bei Verwendung von nret kann man für N gleich den ganzen Halbraum über
einer Cauchy-Fläche nehmen, es ändert nichts an pet und pand, wenn man
den oberen Rand nach t ~ + oo verschiebt (Fig. 21 ).

N Träger von G~et


/ X

Fig. 21 Verschiebung des oberen Randes von N


66 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

Bei unserer Überprüfung von d(pret + pand) = 0, o(*pet + *prand) =- *J,

!im pret(x) = lim *pet(x) = 0, !im pand(x) = F(x),


xtx xtx xtx

lim *prand(x) = *F(x) V x E aN


xtx

mußten wir nur d(FiaN) = 0, d(*FiaN) =- *JiaN verwenden. Während wir also
zunächst bei Anwendung von (1.2,36) die Existenz einer Lösung F voraus-
setzen müssen, bringt uns die explizite Konstruktion die

Existenz der Lösung von dF = 0, oF = J bei gegebenen Anfangswerten (2.2,13)


Sei N der Halbraum über einer Cauchy-Fläche aN in (R 4 ,77) und genügen
H, K E E 2 (aN) den Gleichungen

dH = 0, dK =- *JiaN'

so definiert

F(x) = f dG- A J- J [oG- A H- *dG- A K]


N X aN x X

auf N eine Lösung von dF = 0, oF = J, wobei F gegen Hund *F gegen K kon-


vergiert, wenn X: gegen aN strebt.

Bemerkungen (2.2,14)
l. Auf einer Cauchy-Fläche aN sind FlaN und *FI aN linear unabhängig, so daß
die Randwerte H und K nicht voneinander abhängen. Hätte aN charakteri-
stische Richtungen, so würde obige Konstruktion nicht funktionieren, da
oGX, *dGX auf lichtartigen Flächen keine Distributionen sind.
2. H und K erfüllen die Einschränkung der Maxwellsehen Gleichungen auf eine
-+ -+
raumartige HU?erfläche: div H = 0, div K = p. Wir können also H = rot v 1 ,
K = rot v2 - V f p(x)/lx-xl mit beliebigen v1 ,2 setzen.

Vielfach ist J soweit konzentriert, daß sogar f dG- A J konvergiert. Dann


R· X
läßt sich in (1. 2,36) der verbleibende Rand nach t 0 = - oo verschieben. Da da-
bei pret konvergieren soll, muß prand dies auch tun, und zwar muß es gegen
eine Lösung der freien Gleichung (J = 0) streben, denn pret löst dann die Max-
wellsehen Gleichungen. Dieses einlaufende Feld wird mit pein bezeichnet, in
der zeitlich gespiegelten Situation (mit Dav aus (2.2,8;2)) nennt man es paus:

Definition der asymptotischen Felder (2.2, 15)

F = pein + pret =paus + pav,


2.2 Die allgemeine Lösung 67

falls

pet(x) = I dG~t 1\ J'


R· X

existiert:

Bemerkungen (2.2,16)
I. Die Existenz von pet ist gewährleistet, wenn J genügend räumlich konzen-
triert bleibt und nicht zu sehr einem Lichtkegel nachläuft. In § 2.3 wird
uns die hyperbolische Bewegung zeigen, daß das Integral für pet zwar punkt-
weise konvergieren kann, aber spet = J nicht gilt, weil die Konvergenz für t 0 -+
-+ - oo zerstört wird.
2. Existiert T, so daß J = 0 V t < T, was natürlich nur bei Gesamtladung Q =
= 0 möglich ist, dann ist F = Fein V t < T. Grob gesprochen ist also pin
das Feld, welches vorhanden war, bevor J eingeschaltet wurde, und paus das,
was überbleibt, nachdem man J ausgeschaltet hat.
Falls N = R 4 , ist pet die Ableitung der
Lienard-Wiechertschen Potentiale (2.2,17)

Fret = dAret

Statischer Fall (2. 2, 18)


Ist J von t unabhängig, erhält man

Net(~) =-I d3 X J<>(x)


a 47TI~- XI '
insbesondere das Coulombpotential

V(~) = A~et(~) = I d3 x.. p(x;, p(x) := J0 (x) =- J0 (x).


41ri:X:- xl
Für seine Existenz ist nötig, daß p stärker als l/r 2 abfällt.
Zum Schluß dieses Abschnitts wollen wir noch (2.2, 15) verwenden, um
den Ausdruck ( 1.3,23) für die geleistete Arbeit umzuformen. Dabei nehmen
wir an, daß J räumlich hinreichend konzentriert ist, so daß wir R = oo setzen
können:
68 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

P"(T)- P"(-T) = f (i., pein + i., pet) A *J. (2.2,19)


-T.;;t.;;T

Energie und Impuls werden also teils durch das einlaufende, teils durch das
von J selbst erzeugte Feld verändert. Letzterer Beitrag ist expliziter

• (J.,(x) ~xß Dretcx:- x)- Jil(x) ~x Dret(x- x)). (2.2,20)


<>

Hat J kompakten Träger (Q = 0), kann man zum Limes T--* 00 gehen. Dann
gibt der erste Summand rechts bei partieller Integration wegen öJ = 0 keinen
Beitrag. Im zweiten verwandelt sich bei Symmetrisieren x ~ x der Term

in

~ (Dret(x - x) - Dav(x - x))l =: l ~ D(x - x).


a~ 2 2a~

Führt man das Strahlungsfeld

prad = pret _ pav = paus _ pein

ein, kann man

P~(oo) _ P~(- oo) =


~ ~
J (i<>
R4
pein + i
<>
l2 pad) A *J,
(2.2,21)

schreiben. Durch die Fouriertransformation

Jß(k) = f d 4 x ei<klx> J (x) =


ß
J *(-k)
wird die Faltung in (2.2,21) ein Produkt. Da D die Fourier-Darstellung (Auf-
gabe 8)

(2.2,22)

hat, bekommen wir schließlich den

Energie-Impuls-Verlust durch Feldrückwirkung (2.2,23)


Fallspein = 0, J E E?(R4 ), gilt
2.2 Die allgemeine Lösung 69

-+
p<'(oo)- P"'(- oo) = (27Tr 3 f d4 k 0(k0 ) O(k2 )(JJ(k)J 2 - JJ 0 (k)J 2 )k"'.

Bemerkungen (2.2,24)
1. Wegen F~ßt(k) = (i k"' J 11 (k) - i k11 J"'(k))/k 2 spiegelt das Feld die Frequenz-
verteilung der Quelle wider. Man kann also den Integrand als den Energie-
und Impulsverlust in das Feld mit Wellenvektor k interpretieren. Insbeson-
dere geht für unendliche Zeiten aufgrund des Faktors o(k 2 ) nur etwas in das
freie Feld, welches ja durch k2 = k 0 2 charakterisiert ist.
2. Für streng periodische Quellen ist unsere Voraussetzung J E EY nicht erfüllt.
Dies rächt sich dadurch, daß J eine o-Funktion enthält und in (2.2,23) o 2
auftritt. Physikalisch gesprochen strahlt ein periodischer Vorgang in unend-
lichen Zeiten unendlich viel aus (vgl. 2.3,29;7).
3. cSJ = 0 sagt im Fourier-Raum

-+
für lkl = lk 0 I muß IJI ;;;;. IJ 0 l gelten. Da für cx = 0 der Rest des Integranden
;;;;. 0 ist, gilt P0 (oo);;;;. P0 (- oo). Dies entspricht der Positivität (2.1,13;(i)) der
Energie: Fürpein = 0 ist ja P0 (- oo) = 0, es kann also nur irreversibel Ener-
gie vom Strom an das Feld abgegeben werden.

Aufgaben (2.2,25)
1. Schreibe F ± i*F explizit aus und zeige, daß etwa E 1 = - B2 = eine beliebige Funktion
von t- z, E2 = B1 = E 3 = B3 = 0, die Gleichungen dF = <'JF = 0 löst. Zeige, daß sich
das Feld als du f\ f mit (duldu) = (dulf) = 0 schreiben läßt.
2. Berechne das Integral (2.2,5) für oret mit dem Integrationsweg {2.2,6;3).
3. Gewinne aus oret die Greenfunktion für die 3-dimensionale Laplace-Gleichung.
4. Berechne <'JA für A aus (2.2,9).
5. Berechne <'JGx f\ F- *dGx f\ *F mit Gx aus (2.2,7) und F = 1 e"'il Faß·
6. Zeige lim f d3 x f(x) L <'J(t-r) = <'Jo f(O).
t-0 ax"' 47Tr a
7. Schreibe (2.2,11) für 3N = (O,x) explizit in den
Komponenten E, Bvon prand und be-
rechne Ek k und Bk k·
8. Finde die Fourier-Z~rlegung von D aus (2.2,22).

Lösungen (2.2,26)

1. F + i*F = 1(E 1 +B 2 )(dt-dx 3 )(dx 1 +idx2 ) + 1(E 1 -B 2 )(dt+dx 3 )(dx 1 -idx 2 ) +

+ 1 (E 2+B 3 )(dt-dx!)(dx 2+idx 3 ) + 1 (ErB 3 Xdt+dx!)(dx 2-idx 3 ) +

+ 1(E 3 +B!)(dt-dx2)(dx 3 +idx,) + 1(ErB 1 Xdt+dx 2)(dxridx!)

Die einzelnen Summanden sind von der gewünschten Form.


70 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

2. In der komplexen k0 -Ebene kann man für t ",;,;; 0 (bzw. t # O) den Integrationsweg in der
oberen (bzw. unteren) Halbebene schließen und erhält
1 e-ik"t e(t)
-- J dk 0 =--sinkt.
21T ...n...n.. (k0 -k)(k0 +k) k
Verbleibt
··k· r.v t) E>( t) ~ ö(r-t)
(21rr 3 J d 3 k e 1 x '""'~sinkt=-·- J dk sinkr sinkt=--.
k 27T2 r o 4m

Wegen(~
ae - L:l)Dret(x) = ö (x) genügt -~j dt Dre\x) = 47Tr
3. 4 - - der Gleichung- 6 - - 1 1 =
47Tr
= ö 3 (x).
4.-öAret(X:) = J d4x J (x) L
N "' ax"'
oret(x-x) =J d(*J DE.et) = J *J DE.et.
N X aN X

5. Mit der Abkürzung D"' = L oret(x-x) =- L Dret(x-x) haben wir nach (1.2,18;(ii)):
· ax"' ax:a
dG X.-- 21 eaß
- e-r 1\ *e"'ß D ,-y =- e<>ß D ,a *eß

*dG-X 1\ *F = - e"'ß D,a eß 1\ *e 07 F OT l2 = e<>ß D ,a F{Ja *e 0

öG- =
X
l2 e"'il*(dD 1\ e ) = _! f"'ll D•-r *e
<>fl 2 -y<>ß

zusammengefügt:

- öG- 1\ F + *dG- 1\ *F = e"'fl[L D(x-x) F (x)*e -r -


X X ax:"' -yß

- L D(x-x) F (x)*e + l L D(X:-x) F (x)*e'Y].


ax:-y "''Y ß 2 ax. -y c.ß

6. a- . _ 1,2,3.. J~ dr dn
_ J- « ~ 2 + f k( 0) r2 xk + ...) -3
..(,\O,r - ö( - -t-r) -_
o • 3 xj 47Tr
· ö(t-r)
~
= J dr dD(f(O) 2x. + f k(0)(2x. xk +
0 J , J
r ö\) + ... ) - 4-
7Tr
-+ 0 für t-+ 0.

a = 0: j
o
dr dD(f(O)r2 + fk(O)r2 xk + ... )
• 4~ - 3 ö(t-r) = f(O) + O(t)-+ f(O) für t-+ 0.
1rr 3 r

7. Ek(X) = J d 3 x[Dret(x-x) Ek(x) + € kQm Dret(x-x)


,Q Bm(x)]

Bk(X) = f d 3 x[ifet(x-x) Bk(x)- €kQm Dr~i(x-x) Em(x)]

E (X) = J d 3 x I)ret(x-x) E (x) = Q_ J d 3 x Dret(x-x) J 0 (x)


k,k k,k 31
Bk,k (X) = f d 3 x I)ret(x-x) Bk,k (x) = 0 ,

da E und B den Einschränkungen der Maxwellgleichungen auf 3N genügen müssen.


2.3 Das Feld einer Punktladung 71

8. D(x) = (Dre\x)- oav(x)) = (21Tr4 f d4k ei<klx> 1im L 1 - .. 1 ]=


El-0 k2 _ (ko+i€)2 k2 _ (ko -i€)2
= (21Tr3 i f d4k ei<klx> .S(k2)[8(ko)- 8(-ko)].

2.3 Das Feld einer Punktladung

Für das Feld einer beliebig bewegten Punktladung läßt sich ein
geschlossener Ausdruck angeben. Er enthält alle Information
über die elektromagnetische Strahlung, welche die Ladung bei
Beschleunigung erzeugt.

Als erste Anwendung der im letzten Kapitel entwickelten Formeln wollen


wir Aret und pret für den Strom (1.3,26;1) berechnen. J und oret liefern jeweils
eine vierdimensionale und eine eindimensionale o-Funktion, durch die sich die
Integrale d 4 x und ds ausführen lassen. Mit der Regel o(f(x)) = ~. o(x-x.)lf(x.)l
I I
erhalten wir 1

Netc;o
Q
=-J d4 X oret(x-x) J (x)
a:
=- e j
-00
ds z (s) oret(x-z(s))
Q:
=

= -e
2-rr
z0 (s)<x0
J

ds z (s) o((x-z(s)) 2 ) =
"
4:" <Z(so---'z)lx-z(so
""-----)) '
(s 0 )

(x - z(s 0 )) 2 = 0, (2.3, 1)

Bemerkungen (2.3,2)
l. Das negative Vorzeichen ist wegen <Z(s 0 )lx- z(s 0 )) < 0 berücksichtigt.
2. s0 ist eine Funktion von x (Fig. 22).
3. Fassen wir x", z"(s 0 (x)) und z"(s 0 (x)) als Komponenten von Vektorfeldern
x, z, z auf, können wir für (2.3,1) die indexsparende Schreibweise

A=~_z_
4-rr <Zix-z)
verwenden. Nachdem wir die X-Integration ausgeführt haben, nennen wir den
Aufpunkt x statt x.
Um pret aus Aret zu gewinnen, müssen wir erst die X-Abhängigkeit von s0
ermitteln. Sie ergibt sich daraus, daß x - z E E 1 (R 4 ) ein Nullfeld ist:

0 = -21 Lax13 (x" - z"(so(x)))(x - z (so(x)))


<> <>
= X/3 - z - z" aso (x - z )
/3 ax/3 <> <>

=> ds 0 = (x - z) <Zix - z)- 1 . (2.3,3)


72 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

z(s)

Fig. 22 Bestimmung von z(s 0 ) auf der Weltlinie der Ladung

Daraus gewinnt man die äußeren Ableitungen

dz = ds 0 /\ z= (x - z) /\ z <Zix - z)- 1,

L z"(x -z ) = z" aso (x -z ) + :l - z" :l aso =>


axß " " axß " " ß " axß

=> d <Zix - z) = z + (x - z) (z I~ - z) + 1 . (2.3,4)


<Zix - z)
Dazu haben wir die Normierung z" z z2 = =
<Ziz) = - 1 verwendet und
z)s 0 (x)) ebenfalls zu Komponenten "des Vektorfeldes z ernannt. Zusammen
gibt dies das

Retardierte Feld einer Punktladung (2.3,5)

pet = 41T
..JC..(<Zix-z)- 1 dz + <Zix-z)- 2 z /\ d <Zix-z)) =

= - e <Zix-z}
• - 2
(z• <Zix-z)
• + 1 - z)
·· /\ (x-z).
41T <Zix-z)

Bemerkungen (2.3,6)
1. Von der Weltlinie der Ladung z(s) setzen wir durch Normierung z 2 = - 1
Unterlichtgeschwindigkeit voraus.
2. Die Zweiform pret ist von der speziellen Gestalt des äußeren Produktes
2.3 Das Feld einer Punktladung 73

eines Nullfeldes X - z und eines anderen Vektorfeldes z<Zix-z}- 1((zlx-z>+ l) -


- z. Im Gegensatz zum Feld (2.2,2;2) mit Diskontinuitäten ist das innere
Produkt dieser Felder nicht 0, sondern l.
3. pret ist Summe zweier Felder: eines, F<z>, enthält die Terme proportional zu
z.
z und das andere, F(Z), enthält nur Wie schon aus Dimensionsgründen zu
erwarten und wie bei den späteren Beispielen deutlicher wird, haben sie ver-
schiedenes asymptotisches Verhalten: F(:z) geht wie das Coulombfeld- l/r2
(Feld der Nahzone), während F(z) nur wie 1/r abfällt (Feld der Fernzone).
Aus seiner speziellen Struktur ersehen wir die

Eigenschaften von pret einer Punktladung (2.3,7)


(i) pret 1\ pret = 0 = F<z> 1\ F(z) = F<z> 1\ F(z)

(ii) pret 1\ (x-z) = 0 = F(Z) 1\ (x-z) = F(z) 1\ (x-z)

(iii) ix-z F(z) = *((x-z) 1\ *F<z>) = 0


(iv) F(z) 1\ *F(z) = 0 = F(z) 1\ *F(z) = pret 1\ *F(zl.

Beweis
(i) Gilt für alle E2 , die das äußere Produkt zweier Vektoren sind.
(ii) pret enthält x-z als Faktor.
(iii) Das innere Produkt der beiden Faktoren von F(i:) verschwindet und x-z
ist Nullfeld.
(iv) folgt aus (iii) wegen des Faktors x-z.

Bemerkungen (2.3,8)
~~
l. Da F 1\ F - E B, besagt (i), daß elektrisches und magnetisches Feld stets
zueinander senkrecht stehen, und dies gilt auch für die Beiträge F(Z) und F(z)
einzeln. Um ein magnetisches Feld parallel zu einem elektrischen zu erzeu-
gen, braucht man also mehrere Ladungen.
2. Wegen *((x-z) 1\ F) = ix-z *!, bedingt (ii), daß (x-z)ll(*Pet)<>ll = 0. Etwa
für cx = 0 erfahren wir, daß B auch auf den räumlichen Abstand zu dem
(zur retardierten Zeit s0 ) genommenen Ort der Ladung senkrecht ist.
3. Nimmt man nur F(z), dann gilt 2) nach (iii), auch wenn man F und *F, also
B mit E vertauscht. In der Fernzone ist also auch das elektrische Feld senk-
recht zum Abstand.
4. Gemäß (iv) ist wegen F 1\ *F - E2 - B2 in der Fernzone IE(z)l = 1ß<zll,
dort gilt

E"<zl == [ß<zl 1\ ~ ],

falls z(s 0 ) = 0. Der Wert der Lagrangefunktion pret 1\ *pret == F(Z) 1\ *Fm
74 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

hat nur Beiträge von der Nahzone.

Feld im Ruhsystem des Teilchens (2.3,9)


Wählen wir ein Lorentzsystem, so daß z(s 0 ) = 0, z(s 0 ) = (l ,0,0,0), z(s 0 ) = (0,1).
dann gewinnt das Feld für die x am positiven Lichtkegel von z(s 0 ) (2.3,5) in
Komponenten die Gestalt

I!= 47Tr .& o + (x · lm


~ {-l + r2
~ .. ~

B= _L [z A K ].
47Tr r

Die magnetischen Kraftlinien umlaufen die Ladung kreisförmig, die elektrischen


verlassen die Ladung zunächst radial, um in der Fernzone 1 zu B und x abzu-
~

biegen (Fig. 23).

.. E
E(Z)

Fig. 23 Das Feld in Nah- und Fernzone


2.3 Das Feld einer Punktladung 75

Warnung (2.3,10)
(2.3,9) gibt kein instantanes Bild des Feldes, sondern das Feld jeweils zur Zeit
t = r. Das Feld auf einem Schnitt t = konst hängt nicht nur von und von z z
einem s ab, sondern von einem ganzen Stück der Bahn. Wir werden es nur für
spezielle Bahnformen explizit hinschreiben können.

Beispiele ( 2.3, 11)


1. Gleichförmige Bewegung. Sei

z(s) = s ( 1,v,O,O) = zs,


y1-v 2
dann wird

also

So = - <Zix)- y<Zix) 2 + X2 =- <Ziz).

Damit bekommen wir

Net = -e z = -e (-l,v,O,O)[(xt-vt )z+x~+x~rvz,


41T y<Zix)2 + x2 41T yl-v2 yl-v2

F ret =~ X (\ Z, =
41T (<Zix)2 + x2 )312

0 Xt-Vt x2 x3
-x 1 +vt 0 -vx 2 -vx 3
=__J<_ 1 - v2
41T -x2 VXz 0 0 [(xl -vt)2 +(l-v2 )(x~ +x~) r312 .
-x3 vx 3 0 0

Man bemerke
(i) Für v = 0 sind die Ausdrücke das übliche Coulombfeld A 0 = e/41Tr, A = 0,
~

E= eX./41Tr3 , B = 0. Für v =F 0 wird das Coulombfeld einfach gemäß dem


Transformationsgesetz von E 2 (R 4 ) (vgl. 1,5.2,7) transformiert, was durch
die kovariante Schreibweise automatisch geschieht.
(ii) Das elektrische Feld zeigt zur instantanen und nicht zur retardierten
Position der Ladung. Diese Tatsache haben wir in ( 1.1 ,5) verwendet.
(iii) Im Nenner erscheint der räumliche Abstand zu z(s 0 ) im Ruhsystem der
Ladung, nämlich
76 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

<ilx-z) = (Qix)2 + X2 )112 = ((XI -vt)2 + X~ + xnl/2.


l-v 2
Dies gleicht weder dem Abstand ((xl -vt) 2 + X~ + xn 112 zur instantanen
Position, noch dem räumlichen Abstand zu z(s 0 ), der wäre (dtlx-z). Für den
Schnitt t = 0 ist <ilx-z) gleich r = lxl für die Punkte 1 zur Bewegungsrich-
tung (x 1 = 0), sonst > r. Diese Verstärkung des Zählers wird durch Fakto-
ren 1/y'l-v 2 von der Lorentztransformation wieder aufgewogen, so daß sich
insgesamt gegenüber dem statischen Coulombfeld folgendes ändert: A0 ist 1
zur Bewegung verstärkt, in x 1 -Richtung unverändert:

Äquipotentiallinie der ruhenden Ladung

Fig. 24 Lorentzkontraktion des Coulombpotentials

Das breitgequetschte Potential erzeugt ein elektrisches Feld, welches gegen-


über x/47Tr 3 verstärkt ist, falls X 1 V und vermindert für X II V. Dieser Anstieg
der Reichweite des Coulombfeldes hat etwa zur Folge, daß die Ionisation
eines Teilchens wieder ansteigt, wenn sich v der Lichtgeschwindigkeit nähert.
(iv) Die Verminderung des Feldes in Vorwärtsrichtung schlägt natürlich
später, wenn die Ladung näher herangekommen ist, in das Gegenteil um. So
wird <ilx-z) zur Zeit t = r sogar

(x 1 -vr) 2 + 2 + 2 _ (r-x 1 v) 2
1-V 2 x2 x3 - 1-V2 ,

ist also für x 2 = x3 = 0 gegenüber r 2 um (1-v)/(1 +v) vermindert:


2.3 Das Feld einer Punktladung 77

.
X

Fig. 25 Die im Feld der Punktladung auftretenden Längen

Dieser Faktor wird übrigens eine starke Bündelung der Strahlung nach vorne
hervorrufen (Aufgabe 3). Es kommt ja auf <Zix-z) zur retardierten Zeit an,
und die einmal ausgesandte Strahlung wird nicht mehr dadurch verändert,
daß das Teilchen dann woanders hinfliegt und gar nicht nahe zum Aufpunkt
kommt.
2. Gleichförmige Beschleunigung. Die Hyperbelbewegung, wie sie ein geladenes
Teilchen in einem konstanten elektrischen Feld beschreibt (vgl. 1,4.2), ist
durch z(s) 2 = konst charakterisiert. Wir setzen

z(s) = (Sh s, Ch s,O,O) = z, z = (Ch s, Sh s,O,O) = z:.


s0 berechnet sich aus (x - z(s 0 )) 2 = x 2 + 1 - 2 (xiz) = 0. Dies ist eine trans-
zendente Gleichung für s0 , aber eine leichte Rechnung liefert

z(s) = (t~- XJ(l+x2) XI~- t(l+x2) 0 0)


0 2(t 2 -xi) ' 2(t 2 -xi) ' '
(2.3,12)
~ :=- 2 <Zix-z) = [(l+x 2 ) 2 + 4(t 2-xy)]' 12 •

Dann wird

Aret = -e __1_ [t~-xl (l+x 2 ) X1 ~-t(l+x 2 ) 0 O]


41r ~(t 2 -xi) 2(t2-xi) ' 2(t 2 -xi) ' '

für t > - x 1 , sonst 0. Die speziellen Eigenschaften z = z, <Ziz) = 0, (xiz> =


78 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

= (x 2 +1)/2, der Bewegung vereinfachen den allgemeinen Ausdruck (2.3,5) zu

pret = ~ <Zix)-2(z x2+1 - z) 1\ (x- z).


47T 2<Zix>
Setzt man (2.3, 12) ein, so findet man (Aufgabe 1), daß nur folgende Kom-
ponenten (in Zylinderkoordinaten um die x 1 -Achse, p 2 = xi + x~) nicht
verschwinden

für t >- x 1 , sonst 0.


Man bemerke:
(i) Der Raum t + x 1 ~ 0 bleibt feldfrei, weil dieses Gebiet nicht durch
Lichtkegel mit der Weltlinie zu verbinden ist:

z(s)

t + x, >0

Fig. 26 Die hyperbolische Bewegung

(ii) Streng hyperbolische Bewegungen sind praktisch nicht zu realisieren.


Verbindet man sie mit gleichförmigen Bewegungen mit einer Geschwindig-
keit- v (bzw. v) an den Punkten (-v,l,O,O)/yl-v 2 (bzw. (v,l,O,O)/yl-v 2 ),
muß man nur die Resultate von 1) und 2) für die entsprechenden Gebiete
zusammenfügen: Fig. 27.
2.3 Das Feld einer Punktladung 79

(E 1 ,Ep,Bop) =
_ e (x, -d-vt,p,pv)
- 47T . 1- 2 (x,-d-vt) 2 2 312 z(s)
v 1-v [--~~+p ]
l-v 2

Fig. 27 Hyperbolische Bewegung, die in gleichförmige mündet


80 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

Interessanterweise konvergiert dieses Feld für v ~ 1 nicht gegen (2.3, 13),


sondern es verbleibt ein Beiträg von der anfänglichen gleichförmigen Bewe-
gung:

(siehe Aufgabe 5). Dieses längs der Fläche x 1 = - t aufgestaute Feld ist zu
(2.3,13) hinzuzufügen unG tritt auch bei anderen physikalisch sinnvollen
Grenzprozessen auf, wie etwa wenn die Hyperbelbewegung der eine Ast
einer Paarerzeugung ist [38].
(iii) Mathematisch ist (2.3, 13) nicht akzeptabel, da

{j pret- J = !!. o(xl +t) (1 1 0 0)


1f (l+p2)2 ' ' ' .

Diese scheinbare Flächenladung verschwindet, wenn man zu pret das Feld


aus (ii) hinzufügt. pret allein ist weder der Limes v ~ 1 des F aus (ii) noch
der Limes T ~ oo eines F~et, das man erhält, wenn man für N in (2.2,9) den
Halbraum t ;;;. - T verwendet. Nach (2.2, 10;2) gilt ja oF~et - J IN = dj, abe[
die rechte Seite strebt mit T ~ oo nach Null (Aufgabe 6), während [jpret- J ~
~ o(x,t). Nun ist für Distributionen die Ableitung als stetige Operation mit
Limesbildung vertauschbar, so daß ()pret = J gelten müßte, würde F~1 im
Distributionssinn konvergieren.
(iv) Schreiben wir das Feld der gleichförmigen Bewegung in der Notation
von (2.3, 13)

(EI,Ep,B.p)=...!!..[(xl-v2t)2+p2r312(xl-vt, P ' vp ),
47r 1-v yl-v2 yl-v2 yl-v 2

so sehen wir, daß (x 1 -vt)/yl-v2 im Nenner durch (x 2 -l)/2 ersetzt ist. E 1


r
erhält einen Zusatzterm ~ - p 2 [ 312 , wie es unsere Überlegungen aus § 1.1
angedeutet haben.
( v) Zu einer Zeit, so daß x2 = I, wird

Der Maximalwert der Feldstärken über die Zeit nimmt somit mit dem Ab-
stand p zur Fluglinie der Ladung nur wie I Ip ab.
(vi) E 1 und B<P sind, von der Bedingung t + x 1 > 0 abgesehen, in x 1 gerade,
EP ist ungerade. Die Felder werden für x 1 < 0, wo die Ladung nie hin-
kommt, genauso groß wie für x 1 > 0. Das über t =- x 1 angesammelte
Strahlungsfeld wird also genau so groß wie das Coulombfeld über der Linie
t = x 1 , der sich die Weltlinie ja asymptotisch nähert.
(vii) Wieder abgesehen von dem Zusatz t + x 1 > 0 ist E in t gerade und B
2.3 Das Feld einer Punktladung 81

ungerade. Insbesondere verschwindet das Magnetfeld zur Umkehrzeit t = 0


im gesamten Raum.
3. Rotierende Ladungen. Für

z(s)-_ (~,
s R cos
vs/R
~,
.
R sm
vs/R
~, 0) (2.3,14)
y'l-v 2 y'l-v 2 y'l-v 2
ist die Bestimmung von s0 (x) mühsamer als in Beispiel 2). Man betrachtet
daher vielfach den Limes v ~ 0, R ~ 0, e ~ oo, so daß v/R ~ w, e = l/Rw 2 •
Um sich des dann unendlichen Coulombfeldes zu entledigen, nimmt man
zwei umgekehrt geladene Teilchen mit um den Nullpunkt gespiegelten Bah-
nen (Hertzscher Dipol). In diesem Limes werden s0 = r - t, z - x = (r,x),
z z
= ( 1,0,0,0), e = (0, cos w(r - t), sin w(r - t),O) und die Felder

ß = e[z 1\ xJ E = [B 1\ xJ/r,
41Tr 2 '
(2.3,15)
z
e = ( cos w(r - t), sin w(r - t), 0).

Die Beispiele illustrieren F für drei charakteristische Fälle, der freien Be-
wegung und der linearen und zirkularen Beschleunigung. Dabei sind vielfach
die von der Ladung erzeugten Energie- und Impulsformen von praktisch größe-
rem Interesse als die Feldstärken. Jene sind die Summe (1.3,22) von zwei in F
quadratischen Termen. Da die Komponenten von F selbst Summe von sechs
Brüchen sind, erhält man, wenn man blindlings einsetzt, zunächst 72 Brüche.
In unserem Kalkül läßt sich jedoch die spezielle Struktur des F einer Punkt-
ladung gleich benützen, um den algebraischen Aufwand zu reduzieren.
Energie-Impuls-Formen des Feldes einer Punktladung (2.3,16)
Aus den Regeln ( 1. 2, 18) gewinnen wir die Umformung

T = *((i F) 1\ *F - 1 i (F 1\ *F)) = e2cx *(F 1\ *F) - i. F .


<> <> 2 <> tcxF

Unser F ist von der Gestalt

F = ~ <Zix-z>- 2 v 1\ n _ · 1+<Zix-z) ·· n = (x- z),


41T ' v - z <Zix-z> - z,

und die Invarianten werden (verwende z =-


2 1, <Ziz> = 0)

n 2 = 0, (nlv> = 1,

Für Tex brauchen wir *(v 1\ n 1\ *(v 1\ n))= iv in v 1\ n = 1, i" v 1\ n = v"n- n"v,
82 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

Setzt man für die Skalarprodukte ein, erhält man

T = ( 4-e) 2<Zix-z)-
• 4
{(x-z)(x-z) (z··2 - ( l +<Zix-z)
• ) 2 ) + ..z(x-z) +
" rr " <Zix-z) "

+ (x-z)z.. - (z(x-z)
• + (x-z)z• ) l+<Zix-z)
• + e2" }.
" " " <Zix-z)
Bemerkungen (2.3,17)
1. Wir haben nur pret verwendet, entsprechend den Anfangsbedingungen Fein=
= 0.
2. Man erkennt die Terme, welche z quadratisch enthalten und T" von F(z)
sind. Sie werden für große Abstände wie 1/r2 gehen und dort dominieren.
Der Beitrag von F(z) geht wie 1/r4 und das gemischte Glied wie l/r 3 .
3. Die Struktur von T" wird durch T<>ß = T ß<> und T"" = 0 geprägt.
Der Poyntingsche Vektor Si= (E A B]i gibt einem ein anschauliches Bild
über die Strömung der Feldenergie. Um dies für typische Fälle zu sehen, be-
trachten wir wieder unsere

Beispiele (2.3,18)
l. Gleichförmige Bewegung. Aus F in der Form (2.3,11 ;2(iv)) findet man in
Zylinderkoordinaten

( S S S ) = (~-) 2 pv(l-V2 ) ( -X +vt 0)


I ' P' 'P 4rr [(xl-vt)2+(1-v2)p2j3 p, I ' .

Die Stromlinien sind die Kreise p 2 + (x-vt) 2 = R 2 um den (instantanen,


nicht retardierten) Ort der Ladung vt. Die Feldenergie strömt zu den zukünf-
tigen Positionen der Ladung, also mit ihr nach vorne (Fig. 28).
2. Gleichförmige Beschleunigung. Nach (2.3,11 ;2) ist in obiger Notation

(Sl,SP,S'P) = (4!)2 2 t
[(2L.=.... )2+p2 p
(xlp, p2 + 1·t2' 0).
2
Die Stromlinien sindjetzt wieder Kreise, p 2 + (x 1 -y'R 2+t 2+1) 2 = R2 , ihr
Mittelpunkt rückt aber mit wachsendem Radius R vor die Position y't2 + l
der Ladung. Dadurch wird die Strömung für festes x 1 und wachsendes p
immer mehr nach außen gerichtet (Fig. 28), eine Folge der stärkeren Kom-
ponente von E in F1ugrichtung.
3. Rotierende Ladung. Mit (2.3,15) gewinnen wir in Polarkoordinaten

Die Energie fließt radial nach außen, und zwar am stärksten 1 zur Richtung
der Beschleunigung zur retardierten Zeit.
2.3 Das Feld einer Punktladung 83

gleichförmige Bewegung gleichförmige Beschleunigung

Fig. 28 Stromlinien der Energie

Bemerkungen (2.3,19)
1. Betrachtet man wieder die durch hyperbolische Bewegung verbundenen
gleichförmigen Bewegungen mit Geschwindigkeiten ± v, müssen wir die
Stromlinien von 2) und 3) zusammenfügen. Man erhält in der Kugelschale

eine stärkere Strömung nach außen.


2. In der Frage, ob die hyperbolische Bewegung strahlt oder nicht, gehen die
Lehrmeinungen auseinander, denn bei globalen Problemstellungen wie der
Ausstrahlung ins Unendliche sind verschiedene Definitionen denkbar. In
§ 3.4 werden wir eine lokale Definition durch die Rückwirkung der Strah-
lung auf die Ladung kennenlernen. Hier seien noch kurz die in verschiedene
Richtungen deutenden Fakten zusammengestellt, der Leser möge seine eige-
nen Schlüsse ziehen.
-+
a) max ISI nimmt nur mit 1/ p 2 ab.
t -+-+
b) Etwa f dO S (t = R) mit Keine Kugel mit Radius Rum den Ort des
K
84 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

Teilchens strebt für R-+ <>?gegen einen Wert > 0.


c) Es gibt nur geschlossene Stromlinien und keine, die nach Unendlich lau-
fen.
Wegen der Linearität der Feldgleichungen prägt die spektrale Verteilung
der Quelle diejenige des Feldes. Wir betrachten daher zum Schluß noch kurz
die

Fourier-Zerlegung des Stromes einer Punktladung (2.3,20)

J Q
(k) = f d4 x e-i<klx> J 0:
(x) = e j ds z (s) e-i<klz(s)>
-oo 0:'

Beispiele (2.3,21)
1. Plötzliche B.eschleunigung einer Ladung
.
zs für s>O
z(s) =
zsfürs~O

Für die Distribution J" (k) findet sich


~
J (k) = i e lim (
z" -
z" ).
" <.... o <klz> + ie (kib _ ie
Somit sieht man
(i) für z = "i ist J" (k) = e 27r o((kiz)), also insbesondere ~ o(k 0 ) für V = V = 0.
(ii) Verwenden wir dieses J(k) in (2.2,23), obgleich die Voraussetzungen
für diese Formel nicht erfüllt sind, ergibt dies

Zunächst würde man meinen, daß (2.2,19) für eine Punktladung unbrauch-
bar ist, da das Feld am Ort des Teilchens und damit Fret f\ *J unendlich
wird. Wie wir aber in § 2.4 sehen werden, bleibt prad f\ *J endlich und unter
Umständen ist (2.2,23) auch für Punktteilchen anwendbar. Daß dieses Inte-
gral hier für große lkl divergiert, ist weiter nicht zu verwundern, wird doch
bei dieser Bewegung z und dadurch F unendlich. Wir wollen aber hoffen,
daß bei sanfterer Beschleunigung während einer Zeit T der Integrand für
lkl > 1/r so unterdrückt wird, daß das Integral konvergiert, während für
lkl < 1/r J nicht wesentlich verändert wird. Mit diesem Hintergedanken
lassen wir das Integral wie es ist und formen es mit der Stromerhaltung
2.3 Das Feld einer Punktladung 85

um. Durch sie kommt nämlich nur die zu k senkrechte räumliche Kompo-
nente 1 1 von 1 ins Spiel: Für k 2 == 0 ist

w
Sei == v/( 1 - lvl cos tJ), t1 == 4 (k,v), und w analog definiert,
~

wird der Ener-


gieverlust

po(oo) _ po(-oo) == e2 d 3k
f __ (w- W)2
.. 1.
(27T)3 2k2

Für lvl, lvl ~ 1 ist ( w - w)i == lv - vl 2 - (klv - V) 2 /k 2, so daß das Maximum


für k 1 zu v- v auftritt, also sind Wellenvektoren 1 zur Beschleunigung be-
vorzugt (vgl. 2.3,9). Relativistisch betonen die Nenner 1 - v cos t1 und
1 - v cos ß stark die Richtungen von v und v (vgl. Aufgabe 3). Die Frequenz-
verteilung zeigt das charakteristische Bremsstrahlungsspektrum d 3k/k 2 ~ dk,
in jedes Frequenzintervall wird dieselbe Energie abgestrahlt.
2. Rotierende Ladung. Während das Feld des Hertzsehen Dipols (2.3, 15) zeit-
lich rein periodisch ist, treten bei dem Feld von Ladungen, die auf Kreis-
bahnen mit endlichem Radius rotieren, Oberschwingungen auf. So kommt
es, daß hochenergetische Elektronen im Magnetfeld ein charakteristisches
Röntgenspektrum emittieren. Wir wollen nun die in die einzelnen Oberfre-
quenzen emittierte Energie ausrechnen.
Für Ströme mit periodischer Zeitabhängigkeit (Periode w) läßt sich eine zu
(2.2,23) analoge Formel für den Energieverlust pro Periode a~leiten (Auf-
gabe 7). Im wesentlichen ändert sich nur die Definition von J, wir müssen
jetzt eine Fourier-Reihe in der Zeit verwenden,
~ -+
J"(nw,k) :== w f dt f d 3 x e-1·<i~•x-nwt) J"(x), n
27r/W
E Z, (2.3,22)
27T o R3

und erhalten

P0 (27T/w)- P0 (0) == L f d 3k3 27T o(lkl 2 - (nw) 2 )nw


n;;>l (27T) ·
· 1ß(nw,k) 1ß(-nw,-k). (2.3,23)

Schreibt man den Strom (2.3, 13) in folgender Weise

J"(x) == e J ds z"(s) o 4 (x- z(s)) ==

:: e(l, -V sinwt, V COSWt, 0) o 3(x- z(t)),

so sieht man
86 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

~ -+
J(nw,k) =ew f dt
2rr/w . ••
21r e 1(nwt-kz(t)) (1,- v sinwt, v coswt, 0). (2.3,24)
0

Da die Strahlung in der Bahnebene mit einem Öffnungswinkel ~ y I /v - 1


konzentriert ist (Aufgabe 3), wollen wir die Frequenzverteilung für k in der
Bahnebene, etwa der x 2-Richtung, berechnen. Nach dem im vorigen Beispiel
ausgeführten Argument trägt hier nur Jl zum Energieverlust bei: Das Integral
(2.3,24) führt auf die Sesselfunktionen

J dt
- sin wt e 10. (wt- vsmwt
~ 2rr/w . )
J 1 (nw 0 nw 0) =-ewv = - i eR J'(nv).
' ' ' 2-rr n
0 (2.3,25)
Zu ihrer Diskussion muß man nv ~ 1, nv ~ 1, unterscheiden: Im ersteren
Fall hat man die bekannte Entwicklung([20], vgl. (3.4,3 und 4))

J~(nv) = 2(n~l)! (~v)n-1 (l + O((nv)2)). (2.3,26)

Damit wird die Frequenzverteilung in (2.3,23) ~ (nv) 2n/[(n-l)!j2 und hat für
v ~ I für n = 1 ein starkes Maximum. Wäre v = 1, könnte man die einfache
Formel (siehe [20], 9.3.43)

J' (n) -+ 2 213 n- 213


n 3 113 ro I 3)
nehmen und bekäme ein Spektrum n 2 1JI 2 ~ n 213 . Da aber v < I, gilt dies
nicht für beliebig hohe n und man muß die genauere asymptotische Formel

J '( )-+-l(l-v2) 114 Ai'(n 2' 3 Ü


n nv v 4~ n213

_32 P'2 = In I + ~l-v2 - yl-v2 -+


V->1
(2.3,27)
für z-+0
t 3 113 ro/3)
Ai'(z) \
I
---=- z 114 e- 2 z'"
"3" für z-+ 00
2y7r
verwenden. Dadurch wird das Spektrum für n 213 (l-v 2 ) ~ 1 zu

modifiziert. Es hat also für n ~ r


(l-v 2 312 = 'Y 3 ein Maximum, dann fällt es
exponentiell ab.
2.3 Das Feld einer Punktladung 87

Bemerkung (2.3,28)
Daß dieses Maximum ~ 'Y 3 ist, läßt sich folgendermaßen verstehen: Zunächst
sieht ein Beobachter B das Licht, welches längs eines Winkelintervalls ~ 'Y- 1
ausgesandt wird:

Fig. 29 Strahlung bei relativistischer zirkularer Bewegung

Da die Ladung ihrer Strahlung nachläuft, kommt das Licht bei B innerhalb
eines Zeitintervalls (für v -+ 1)

ßt = (1-v) 'Y- 1 R ~ 'Y- 3 R

an, und daher

Aufgaben (2.3,29)
1. Setze (2.3,12) in den Ausdruck für Fret ein.
2. Berechne Feld und Poynting-Vektor S einer Ladung, welche sich geradlinig mit Lichtge-
schwindigkeit bewegt.
3. Berechne die Energieverteilung T00 der Strahlung einer schnellen Ladung [z(s0 ) =
= 1 (1,0,0,v), z(So) = 0] in der Fernzone bei x2 = 0 und
v'1-v2
88 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

a) longitudinaler (z(So)- (v,O,O,l)l und


b) transversaler (z(So)- (0,0,1,0)) Beschleunigung.
Für welchen Winkel ~ (übliche Polarkoordinaten) hat man flir v -+ 1 das Maximum?
4. Berechne f T"' flir das Feld der gleichförmig bewegten Punktladung (2.3,11). Benütze
t=O
~ = (x 1 /v'1-v2, x 2 , x 3 ) als Integrationsvariable und definiere den klassischen Elektronen-
radius durch das divergente Integral

.1 = 1 f d3 x
rc 2 1~14 .
Zeige, daß dabei das Vektorverhalten (1.3,37;5) zerstört wird. Wieso?
5. Zeige

!im ed2 (x, +vt-d,p,-vp) 6((t+v)2 - (x-1)2 -p2d2)= ~ 2j}_ o(t+x,XO 1 -1) mit
v-+1 47T [(x 1 +vt-d) 2+p 2 d2 2 t 47T 1+p2 ' '
d := y1-v 2 .
6. Berechne j(x) = f d 3 x Dret(x-x) J0 (x) aus (2.2,10;2) flir eine Punktladung und ins-
t=-T
besondere !im j flir die Hyperbelbewegung.
T-+~

7. Berechne p0(27T/w)- pO(o) flir ein J mit periodischer Zeitabhängigkeit unter Verwendung
der Fourier-Reihe (2.3,21).

Lösungen (2.3,30)
x 2 +1 • _ 2
1. - .- z- z-- I' (x 1 ,t,O,O),
2<Zix> <;

Fret = -8 (x t O O\ 1\ (t(t'2-xy+p 2+1) x,(t'2-xy+p 2+1) X X )


t3
<; I' ' ' J 2( t 2-x2)
1
' 2( t 2-x 2)
1
' 2' 3 '

benützt man x dx = x1 dx 1 + p dp, findet man (2.3,13).


2. Der Limes v-+ 1 von (2.3,11;1) ist

(E 1 ,EP,E'I') = 2e7T o(x- t) ~ (0,1,1)

und erflillt 8 F = J mit


J = e o(x-t) o(y) 8(z)(1,1,0,0) =!im eo(x-vt) o(y) 8(z)(1,v,O,O).
v-+1

S hat die Richtung von x aber wegen 82 hat dieses unendlich lorentzkontrahierte Feld
1,
unendliche Energie-Impuls-Dichten.
(1-v2)4 sin 2 ~
3. a) T0 o - 2 , ~ - v'f7V=l - m/E.
r (1-v cos ~) 6 max
(1-v2)2
b) T0 o- [(1- v cos~) 2 - (1- v2 )sin 2 ~ sin2.,o].
2
r (1-v cos ~) 6

4 . f yo = 1 + v3 /3 l, f yi =J ~ l =1= vif yo (v = O)/y1-v2.


1 - v2 rc 1 - v2 rc
8 T"' = 0 ist im Nullpunkt verletzt und wird bei der Herleitung des Transformationsge-
setzes verwendet. Auch HinzufUgen von t" flir das Teilchen repariert dies nicht, es gibt
ja pa = (m/v'1-v2, mv/v'1-v2). 8(T" + t") = 0 ist also nur formal erflillt (vgl. 1.3,25;2
und 2.1,18;7).
2.3 Das Feld einer Punktladung 89

5. Für x 1 * t gehen die drei Komponenten nach Null, andererseits ist (o: = (x +vt)/d - 1) 1

1+pl
= dt d2E>( ) d(-2-)- x, dt d2
f -+ f -+
-= [(x, +vt-d)2+p2 d2]312 [(x, +vt-d)2+p2d2]312
1 (pl-1)/2 do: 1 0: l(p,-1)/2 1 p2-1 2
-+- f ---- =- = -(1 + - - ) - + - .
v -= [ o:2 +p2]312 vp2 ( o:2 +p2 )'12 -= vp2 p2 + 1 1+p2
6. Ist z der Punkt, an welchem die Weltlinie z(s) die Hyperfläche t = - T durchstößt, gilt

Für die Hyperbelbewegung ist

Z =( - V , 1 , 0, 0)
y1-v2 y1-v2
und für v -+ 1 wird

7. Setzt man im Integral

po(271/w) - Po(O) = f io Fret 1\ *J =


O.;;t<;;2rr/w

_f d4 x Jß(X) f d4 x(J 0 (x) ~ Dret(x-x)- J (x) ~ Dret(x-x))


0<;;t<;;211'/w R4 3xß ß 3xo
die Fourierdarstellung

J(x) = L f d 3 k J(nw,ib eiÖ~x-nwt)


nEZ (271) 3
ein, findet man mit (2.2,4), (2.2,5)

f d4 x Dret(x-x) J"'(x) = L f - -3 J(nw,k)~


nEZ
d 3k -
(271)
_,
=-----
iÜ~~-nwt)
2
k -(nw+i€) 2

und dann
90 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

2.4 Die Strahlungsrückwirkung

Die Ausstrahlung elektromagnetischer Energie erfordert eine Re-


aktionskraft auf die Ladung. Für Punktteilchen ist ihre Berech-
nung delikat, da sie über divergente Integrale verläuft.

In der Lorentzkraft (1.3,24) erscheint das Produkt von J und F, welches


für ein Punktteilchen nicht wohldefiniert ist, da das Feld am Ort des Teilchens
singulär wird. Wir wollen uns an diese Unendlichkeiten in der Energie-Impuls-
Bilanz langsam heranarbeiten und zuerst den unproblematischen Teil, nämlich
den nach außen abgestrahlten Energie-Impuls-Vektor ermitteln.
Unser Ausgangspunkt ist der Stokessehe Satz für die elektromagnetischen
Energie-Impuls-Formen:

f d*T" = f *T". (2.4, 1)


N aN

Um die Strahlung ins Unendliche zu begleiten, wählen wir für N das 4-


dimensionale Gebiet, welches von den Lichtkegeln

und dem Zylinder

begrenzt wird (Fig. 30). Zuerst berechnen wir den Beitrag zu (2.4, 1), welcher
von dem in K liegenden Teil von aN stammt. Dabei wollen wir R --. oo und
s2 - s 1 =: ds __. 0 streben lassen und interpretieren das Resultat als den Ener-
gie-Impuls-Verlust der Ladung zwischen s 1 und s 1 + ds 1 , welcher ins Unend-
liche entweicht. In diesem Limes trägt zu f *T nur der Beitrag von F<z>
aNnK "
zu T., (vgl. 2.3,16)

-rf"") e ·
,~z =(-) 2 <Zix-z)- 4 (x-z)(x-z) {z·· 2 <Z lx-z)
-(-.--)2 }
" 41T " <Z lx-z)
bei, er wird von R unabhängig, während die anderen Terme mehr Potenzen
von R im Nenner haben. aN n K ist eine Mantelfläche der Höhe ds über
K n L 1 , und im Limes ds--. 0 brauchen wir *T" nur auf K n L 1 • Schreiben
wir dort (Fig. 31) x - z = R(z + n), n E E 1 , folgt aus
2.4 Die Strahlungsrückwirkung 91
z(s)

Fig. 30 Die in (2.4,1) für aN benützten Hyperflächen

und

1 = R- 2 {(x-z) 2 + <Zix-z)2 } =n 2 + <Zin> 2 ,


daß n 2 = 1, <Zin) = 0, also

<Zix-z) = R, <Zix-z) = R <Zin).

Damit wird

wobei n auf L 1 n K über die räumliche Einheitssphäre variiert, so daß wir


dort in I *Tc. die 3-Form *(i + n) durch ds dS?.n zu ersetzen haben. (dn be-
zeichnet das Raumwinkelelement auf der Einheitssphäre.) In I *T"' fallen
92 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

Rn

Fig. 31 Die zur Auswertung von (2.4,1) benützten Größen


wegen Symmetrie ungerade Potenzen in n und daher das Glied mit n"' weg.
Durch Mittelung über die Einheitssphäre wird aus <Zin} 2 einfach z2 /3 und wir
erhalten in diesem Limes die

Larmorsche Formel (2.4,2)

J *T
aNnK "'
= l ~ ds i:
3 47T "'
z2 .
Bemerkungen (2.4,3)
I. (2.4,2) ist die kovariante Verallgemeinerung von (1.1 ,8) für den Energie-
Impuls-Verlust.
2. Im Ruhsystem z(s 1 ) = (1 ,0,0,0) gibt es nur den Energieverlust

dE _ e2 2 ··2
df- 47T 3 z
3. Daß f *T für große R von R unabhängig wird, rührt daher, daß f *r<z>
aNnK "' L, "'
verschwindet, denn *(x- z)IL,,> = 0 (Aufgabe 1).
2.4 Die Strahlungsrückwirkung 93

Da außerhalb der Weltlinie z(s) d*T" == 0 gilt, ist

I *T(z) - I *r<z> == I *T(z)- I *T(z) == 0.


K, " K2 <> L, " L2 "

Fig. 32 Die in (2.4,3;3) betrachtete Vergrößerung von N

Beispiele (2.4,4)
1. Hyperbolische Bewegung: Mit

z(s) == a- 1 (Shas,O,O,Chas), z(s) == (Chas,O,O,Shas)

wird

Während die Energie im Strahlungsfeld immer wächst, geht für s < 0 die
Impulsübertragung in die negative z-Richtung, für s > 0 in die positive. Die
Ladung strahlt also in ihrem Bewegungssinn nach vorne.
2. Synchrotronstrahlung: Der Strom der rotierenden Ladung (2.3,14) gibt
(w == v/R)
94 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

i: = 1 (1, - v sin wt, v cos wt, 0),


yl-v 2
.. - - v2 .
z- 2 (0, cos wt, sm wt, 0).
R(l-v )

Damit findet man für den Energieverlust öE pro Umlauf:

8E = 3w
_l_ e2
41T
z
2 =w ~ ....I_
61r (l-v2) ·

0
Verwenden wir e 2 /41Th= 1/137, ist dies ~ wh ; 20 (~) 4 • Solange E/m ~ 1,
braucht die Ladung offenbar über 200 Umläufe, um ein Quant mit der
Grundfrequenz abzugeben. Für v-+ 1 steigt der Energieverlust rasant an, et-
wa für 5 GeV-Elektronen ist (E/m) 4 ~ 10 16 . Dementsprechend verzehren
zirkulare Elektronenbeschleuniger sehr viel Energie, die in Synchrotronstrah-
lung konvertiert wird.
Bei der Berechnung der rechten Seite von (2.4, 1) trägt zwar r~> nichts
zum Integral über die Lichtkegel L 1 und L2 bei, die verbleibenden Terme von
T"' aber unendlich viel! Sie gehen ja wie r- 3 bzw. r- 4 , und räumlich integriert
ist dies divergent. Um die Wurzel des Übels zu isolieren, schreiben wir (vgl.
2.2,21)

d*T = i (Fein+ 1 pad + 1 (F'et + pv)) I\ *J. (2.4,5)


"' "' 2 2
Der erste Term ist die Lorentzkraft durch das einlaufende Feld und unproble-
matisch. Für Ströme mit kompaktem Träger haben wir in (2.2,21) gefunden,
daß außer pin nur das Strahlungsfeld pad zum Energie-Impuls-Verlust für un-
endliche Zeiten beiträgt. Wir werden daher zunächst diesen Beitrag zur linken
Seite von (2.4, 1) für die Punktladung auswerten. Es wird sich zeigen, daß die-
ser Teil endlich ist und die Schwierigkeit vom letzten Term herrührt.
Da J seinen Träger auf z(s) hat, müssen wir zuerst pad auf der Weltlinie
der Ladung berechnen. Mit einer einfachen Umformung (Aufgabe 2) können
wir allgemein
~ d i: (x-z)
pad(x) = e f ds D(x-z(s)) - [ :' 13 - ~ ~ ß] (2.4,6)
<>il ds <Zix-z}
schreiben. Mit x wollen wir uns jetzt vorsichtig einem Punkt der Weltlinie,
etwa z(O), nähern. Dazu entwickeln wir den Integranden von (2.4,6) um s = 0
• s2 .. s3 ...
z(s) - z(O) = sz + 2 z + 6 z + i: := z(O), etc.
• - • .. s2 ...
z(s) - z + sz + 2 z + ... (2.4,7)
2.4 Die Strahlungsrückwirkung 95

und nennen x - z(O) = A.. Damit wir zwischen der retardierten und avancierten
Zeit bleiben (Fig. 33), gelte (zlhl = 0, A. strebe raumartig gegen Null.

z(s)

X
/
/
~/
/
/
/
/
/
/

Fig. 33 Der Limes "A ..... 0


Da

und

wird für A. -+ 0
li(A. 2 s2)
D(x-z(s)) = - (E>(s)- E>(-s)) = _l_(li(s-A.)- li(s+A.))
2n 4nA. '
A. := <XIA.)112 > o. (2.4,8)

In einer Entwicklung um s = 0 vom Rest des Integranden aus (2.4,6)

[ ] =: N~A.) + A(A.) + s B(A.) + ~ C(A.)


(2.4,9)
Q_ [ ] = - N(A.) + B(A.) + s C(A.)
ds s2
96 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

wird für f... -+ 0

Einsetzen der Entwicklung (2.4,7) bringt

C(O) = l Cz i - "z
3 "' (3 (3
z)"'

und wir erhalten das

Strahlungsfeld auf der Weltlinie (2.4, 10)

! prad(z(s)) = 3~ i(s) A z(s).


Bemerkungen (2.4,11)
1. Im Ruhsystem ist das Strahlungsfeld rein elektrisch:

! cßret - ßav) = 0.

2. Das Resultat ist so zu verstehen, daß der Beitrag - z/r ZU E aus (2.3,9) in
der Differenz
.. ..
. - z(s-r) + z(s+r)
IIm
r-->0 2r
= ...z
liefert. Bei einer räumlichen MitteJung würde (x(x ·i))/r2 gerade - "z/3 beitra-
gen und das Coulombfeld und Magnetfeld wegfallen. (2.4, 10) entspricht zu-
nächst dem Mittel, wenn man von verschiedenen Richtungen zu z(s) vor-
stößt, aber wir haben gesehen, daß es sogar von der Richtung von f... unab-
hängig ist, solange <ZIA> = 0.
Verwenden wir (2.4,10) in (2.4,5) und schließen aus <Ziz> = 0 "9 <ZI"z) =
= - z 2 ' erhalten wir den

Energie-Impuls-Verlust durch das Strahlungsfeld (2.4, 12)

dprad
-"'-
ds
·=
·
-=-d f
2ds N
* i1 i pra
"'
d
= -e2 •"
z~(s) F
rad
ßa
(z(s))
e2 2 • ··2
= 41T
- -3 (z"' z ···
- z ).
"'

Bemerkungen (2.4, 13)
1. In (2.4, 12) ist der Limes ds -+ 0 verstanden, wobei N4 gerade das Stück von
z(s) zwischen s und s + ds enthält, und rechts daher die Ableitungen von z
zur Eigenzeit s zu nehmen sind.
2. Der erste Term rechts ist genau der Energie-Impuls-Vektor (2.4,2), welcher
nach Unendlich fließt. Dieser Term kann aber nicht alles sein, denn es muß
2.4 Die Strahlungsrückwirkung 97

ja z"' zil F~ßd = 0 gelten und nicht = - (e 2 /6n) z 2 • Dieser Defekt wird jetzt
durch den zweiten Term behoben.
3. Während der erste Term wegen z 2 ~ 0 ein bestimmtes Vorzeichen hat und
einen unwiederbringlichen Energieverlust gibt, ist der zweite ein totales
Differential und trägt zu einem Integral über ds nichts bei, sobald der an-
fängliche Wert von z wieder angenommen wird. Es ist dies ein reversibel in
der Nahzone aufgespeicherter Energie-Impuls-Vektor und war daher im Un-
endlichen nicht zu sehen.
4. Im Ruhsystem, z = ( l ,0,0,0), ist z = (O,i) und darum 'z = (z 2 j). Dort he-
ben sich die beiden Terme für den Energieverlust gerade auf, das Teilchen
hat ja keine Energie zu verlieren. Eine ruhende, aber beschleunigte Ladung
borgt sich also die Energie, welche sie abstrahlt, zunächst von der Nahzone
aus.
5. Ist z= (l/y'l-v 2 , v/yl-v 2 ), so ist die Rückwirkung auf die Ladung so, daß
v
der z 2 -Term wie eine Reibungskraft entgegenwirkt, während 'i' das Teil-
chen in Richtung zunehmender Beschleunigung beschleunigt. Dies hat aller-
lei paradoxe Folgen, auf die wir zurückkommen werden, nachdem wir den
noch fehlenden Beitrag ~ pret + pav diskutiert haben.

Beispiele ( 2.4, 14)


l. Rechnen wir in Beispiel (2.4,4;1) weiter,

z(s) = a(Sh as, 0, 0, Ch as)

so sehen wir, daß sich die beiden Terme gerade kompensieren und dPrad/ds =
= 0. Die hyperbolische Bewegung strahlt auf Pump, die Energie wird nicht
von der Ladung investiert, sondern stammt vom Feld der Nahzone. Natür-
lich müssen diese Schulden nachgezahlt werden, wenn die Beschleunigung
einmal aufhört. Beschleunigen wir etwa von Ruhe auf Geschwindigkeit v =
= Tha s0

z(s) = El(- s)(l ,0,0,0) + El(s) El(s 0 -s)(Ch as,O,O,Sh as) +

+ El(s-s 0 )(- 1 ,0,0,- v ),


yl-v 2 yl-v 2
so wird

z(s) = El(s) El(s 0 -s) a(Sh as,O,O,Ch as),

'z(s) = El(s) El(s 0 -s) a2 (Ch as,O,O,Sh as) + o(s)(O,O,O, I) -


98 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

- ö(s-s 0 )( v ,0,0,- 1 ),
v' 1-v2 v' 1-v2
und daher

z z2 - "i = - Ö(s)(O,O,O, 1) + Ö(s-so )( V ,0,0, 1 ).


yl-v 2 yl-v 2
Die Kraft auf das Teilchen ist gerade das Negative dieser Energie-Impuls-
Änderung des Feldes: Bei Beginn der Beschleunigung verspürt das Teilchen
durch pad einen Ruck in Beschleunigungsrichtung, am Schluß wirkt die
Strahlungskraft in umgekehrter Richtung, was einen Energieverlust des Teil-
chens erzeugt.
2. Für die rotierende Ladung (2.4,4;2) ist

v3 .
z = 2 2 312 (0, sm wt, - cos wt, 0).
R (1-v )
Der zweite Term gibt hier keinen weiteren Energieverlust, verstärkt aber die
bremsende, der Geschwindigkeit des Teilchens entgegengerichtete Wirkung
des ersten:

z z2 - z = R 2 (1-v
v3 2 513 (v 2 '
)
- sin wt, cos wt, 0).

Wenn wir schließlich den letzten Term in (2.4,5) berechnen, so ist ein-
fach in (2.4,8) Summe statt Differenz zu nehmen:

Dret(x-z(s)) + Dav(x-z(s)) = 4!A. (Ö(s-A.) + ö(s+A.)). (2.4, 15)

Dann verbleiben in der Entwicklung (2.4,9) die beiden ersten Terme. Nun ist
zA. -Z.A.
N(A.) = "' 13 • 13 "'
- 1 + <ZIA.>
und N(A.)/A. 3 für A.-+ 0 nicht nur divergent, sondern auch von der Richtung
von A. abhängig: Soll keine Richtung im Minkowski-Raum ausgezeichnet sein,
z z
muß das Resultat ~ z"' 13 - 13 z"' sein und der Koeffizient wie 1/A. gehen. Der
z z
nächste Term B (0) ist (z"' 13 - 13 z"')/2 unabhängig von der Richtung von A..
Daher nimmt man diesen, läßt N unter den Tisch fallen und erschwindelt sich

1 pct+av(z(s))
2
= -"-
47T
z 1\ z lim _g_.
A.-+0 A.
(2.4, 16)

Dies ist nicht sehr wohldefiniert, aber der Zahlfaktor c dürfte > 0 sein. Es gibt
nun Versuche, die resultierende Unsicherheit in der Feldrückwirkung auf fol-
gende Weise zu beheben: Sammelt man die drei Beiträge zu (2.4,5) und setzt
2.4 Die Strahlungsrückwirkung 99

sie der negativen Energie-Impuls-Änderung eines Teilchens mit Masse m 0 wäh-


rend ds gleich, so erhält man zunächst

m 0 "z" ß = e z·"' Fein - ~ l (z· "z" 2 ··· ) ~ •• (2.4, 17)


cxß 41T 3 ß - zß - um zß'

. c__
öm = hm e2
1\ .... 0 47TA.

Jetzt nennt man m = m 0 + öm ("Massenrenormierung") und löst stillvergnügt


die

Renarmierte Bewegungsgleichung (2.4, 18)

m zß = e z"' pin - ~ l
cxß 41T 3
(zß z2 - "iß).

Bemerkungen (2.4, 19)


1. m ist offenbar die Masse, wie man sie mißt, wenn man die Trägheit des Teil-
chens in einem äußeren Feld bestimmt. Scheinbar treten in (2.4,18) keine
Unendlichkeiten auf.
2. Es mag sonderbar erscheinen, daß in einer Theorie, die unter Bewegungsum-
kehr invariant ist, in (2.4,18) die dabei offensichtlich nicht invariante Strah-
lungskraft auftritt. Dies kommt daher, daß wir pin und Dret verwendet
haben. Mit pus und Dav hätte sie das umgekehrte Vorzeichen, dieses hängt
von den Anfangsbedingungen ab. Nimmt man (Dret + Dav)/2 kann man sogar
stationäre Lösungen des relativistischen Zweikörperproblems angeben [23],
bei denen also überhaupt nichts ausgestrahlt wird.
3. In (2. 2,21) haben wir erfahren, daß für Ströme mit kompaktem Träger der
insgesamt an das Feld übertragene Energie-Impuls-Vektor von der Lorentz-
kraft mit pad herrührt. In (2.2,16) wird dieses Resultat auf Punktteilchen
übertragen und wir sehen, daß (pct + pv)/2 einfach Öm(z(oo) - z(- 00)) bei-
trägt, also Änderung von Energie-Impuls des Eigenfeldes, welches am Teil-
chen klebt.
4. In (2.4, 18) ist das Eigenfeld eliminiert und es treten nur die Teilchenkoordi-
naten z(s) auf. Für das Anfangswertproblem des Gesamtsystems muß zu
einer Zeit z, z, F und *F bekannt sein, so daß man erwarten könnte, sich
durch Eliminieren von F die ganze Vorgeschichte z(s) für s < 0 einzuwirt-
schaften. Tatsächlich tritt aber in dem Limes des Punktteilchens nur noch
"i hinzu, die L<?.sungsmannigfaltigkeit des Cauchy-Problems ist allein um die
z
drei Parameter erweitert. Allerdings wird nur eine Untermannigfaltigkeit
geringerer Dimension physikalisch akzeptabel sein.
5. Es erhebt sich die Frage, warum man denn die Schwierigkeiten des Punkt-
teilchens nicht durch eine endliche Ladungsausdehnung vermeidet. Leider
bekommt man so nicht leicht eine Theorie mit lokaler Energie-Impuls-Erhal-
tung (vgl. 1.3,25;2).
100 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

6. Das Resultat (2.4, 18) läßt sich so verstehen: Das Feld einer Punktladung be-
sitzt eine unendliche Energie

und da das Teilchen diese mit sich schleppt, erfährt es gemäß dem Einstein-
sehen Prinzip: Energie = Masse, einen unendlichen Massenzuwachs om. Da-
mit m endlich ist, muß man mit einem negativ unendlichen m 0 anfangen,
ein offensichtlich gefährliches Spiel. Zunächst wirkt nämlich das Feld E(z) =
= - e z/r einer Beschleunigung entgegen, bremst also. Wir haben dies in den
unendlichen Term - omz und + "i zerlegt, wobei das Vorzeichen des zweiten
Terms von der Verwendung von Dret herrührt: Das Teilchen spürt das Feld,
das etwas vorher erzeugt wurde, und wenn einmal der Beitrag von (Dret +
+ Dav)/2 berücksichtigt ist, wirkt die verbleibende Kraft in Richtung der
positiven Beschleunigungsänderung. Diese lädt nun zu einer Flucht nach
vorne ein, sobald das bremsende Element omz durch eine unendliche nega-
tive Trägheitskraft weitgehend kompensiert ist. Wenn ein Teilchen so rasant
beschleunigt wird, daß die "Beschleunigungskraft" - ·z· gegen die bremsen-
z
den Terme z 2 und z aufkommt, ist es nicht mehr zu halten.
Leider läßt sich die Mathematik nicht durch so einfache Tricks betrügen,
und die zunächst unter den Tisch gekehrten Schwierigkeiten treten durch aller-
lei paradoxe Folgen der Gleichung (2.4, 18) wieder an den Tag.

Beispiele (2.4,20)
1. "run-away-solution"

r = _e_
2
a = beliebig,
0 61rm'

löst (2.4, 18) mit Fein= 0 (Aufgabe 3). Die Ladung beginnt also plötzlich
z
(r 0 - 10- 23 sec für Elektronen) davonzulaufen. Da 2 = a2 e2 sfT., strahlt sie
dabei fürchterlich, was aber mit Energieerhaltung verträglich ist, weil einer-
seits wegen m 0 < 0 eine Beschleunigung Teilchenenergie einbringt, anderer-
seits aus dem unendlichen Reservoir der Selbstenergie immer Energie in die
Fernzone zu pumpen ist.
2. Durch einen gezielten Schuß vor den Bug läßt sich die Flucht des Teilchens
stoppen. Für ein pein mit

hat (2.4, 18) die Lösung (Aufgabe 3)


2.4 Die Strahlungsrückwirkung 101

+ E>(s)(Ch r 0 a, Sh r 0 a, 0, 0),

wenn z 3 (0) = z0 (0). Ein solches Verhalten wird vielfach als akausal empfun-
den, weil sich das Teilchen zu beschleunigen beginnt, bevor es durch den
Puls von pein zur Vernunft gebracht wird (Fig. 34: "preacceleration")

~ Vorbeschleunigung

Fig. 34 Bewegung mit Vorbeschleunigung

Bemerkungen ( 2.4, 21)


l. (2.4,18) hat nicht nur verrückte Lösungen (vgl. Aufgabe 4), und es gibt Ver-
suche, durch spezielle Anfangsbedingungen Sinn von Unsinn zu trennen (vgl.
[24 ]). Doch wird man hoffen, daß die wirkliche Lösung für das Problem der
Wechselwirkung Ladung-Feld anders aussieht und die die Natur beschreiben-
den Gleichungen nicht so hochgradig instabil sind, daß der Balanceakt nur
dadurch gelingen kann, daß durch eine gütige Fügung das System am Anfang
richtig eingestellt wurde.

Aufgaben (2.4,22)
1. Ve~iftziere die Behauptung *(x-z)IL, = 0 aus (2.4,2;3).
2. Le1te (2.4,6) ab.
3. z
Zeige, daß aus den Beispielen (2.4,20;1 und 2) Gleichung (2.4,18) löst.
4. Löse (2.4,18) mit pein nur ein konstantes elektrisches Feld in I-Richtung. Verwende den
102 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen

Ansatz z(s) = (Chw(s), Shw(s), 0, 0). Vergleiche mit (1,5.2,19;3) und (2.4,20;1).

Lösungen (2.4,23)
1. Sei z(s) = 0: riL, = tiL, => driL, = dtiL,. Daher:*x = x*dx- t*dt =
= r*dr- t*dt = rdn A dt- tdn A dr:*x.IL, = 0.
2. Sei y := (x - z(s)) 2,

d • a d d d z (s)(x - z(s))
Ara (x) =- e f ds z ~ _1._ - D(y) =- ef ds D(x- z(s)) - ~ ß.
a,ß a axß dy ds ds <Z(s)lx - z(s))
3. Wir überprüfen Beispiel 2, dabei erscheint die Lösung von 1) als Nebenprodukt.
z= 8(- s) aes/r•(Sh[ ], Ch[ ], 0, 0)
"i = 8(- s) a2 e- 2 s/r•(Ch[ ], Sh[ ], 0, 0) + z/r0 - ö(s) a(Shroa, Chroa, 0, 0)
z "i =-
z2 - z/7 0 + ö(s) a(Shr0 a, Chr0 a, 0, 0).
Nun ist

c5(z 0 (s) - z 3 (s)) = -.0 1- Ö(s) = __Q(§)_


z (0) Ch r 0 a

und daher e i"' F~~n = c5(s)mar0 (Shr0 a, Chr0 a, 0, 0) und

m Zß =e z"' pein
<>ß
- m T0 (zß z 2 - "i ß) •

4. z = w(Sh w, Ch w, 0, 0), z2 = w 2 , "i = w 2 (Ch w, Sh w, 0, 0) + w(Sh w, Ch w, 0, 0),


-z z2 + "i = w(Shw, Chw, 0, 0). (2.4,18) verlangt w= E/m + ToW =>

w(s) = a + Eiii s + c 7 0 es/r •,


a, c sind Integrationskonstanten. Nur wenn c = 0, also fur die besondere Anfangsbedin-
gung z(0) 2 = E2 /m2 , gibt es keine Selbstbeschleunigung.
3. FELD BEI ANWESENHEIT VON LEITERN

3.1 Der Supraleiter

Er gibt ein einfaches Modell eines gekoppelten Gleichungs-


systems für geladene Materie und elektromagnetisches Feld. Als
perfekter Leiter und Diamagnet weist er elektrisches und magne-
tisches Feld ab.

Die bisher betrachtete Situation von vorgegebener Ladungsverteilung ist


eine Idealisierung, die sich nicht gut realisieren läßt. Das Feld wirkt ja auf die
Ladungen und beeinflußt deren Bewegung, so daß das gekoppelte System zu
betrachten wäre. Für Punktladungen führt dies auf die in § 2.4 untersuchten
Schwierigkeiten. Für die Ladungsträger in Materie, Elektronen und Atomkerne,
sind die Gesetze der Quantentheorie maßgeblich, und es liegt ein sehr kom-
plexes Vielkörperproblem vor. Jede phänomenologische Beschreibung im Rah-
men der klassischen Feldtheorie ist notgedrungen entweder stark idealisiert
oder so allgemein, daß sie ziemlich aussageleer wird. Um jedoch die diesem
Kapitel zugrundeliegenden Vorstellungen mathematisch zu formulieren, greifen
wir aus der Fülle der Modelle ein~s für den Supraleiter heraus, welches sich in
mathematisch einfacher Gestalt darstellen läßt. Es wird für unsere Zwecke aus-
reichen, denn in den Beispielen betrachten wir immer den Extremfall, in wel-
chem die Ladungsträger in Materie so leicht beweglich und reichlich vorhanden
sind, daß sie dem Feld instantan folgen und dieses im Bereich der Materie voll-
ständig auslöschen. Später wird dieses System bei der Kopplung an die Schwer-
kraft als Prototyp für geladene Materie dienen.

Die Londonschen Gleichungen ( 3.1 , 1)


Betrachtet man die hydrodynamischen Gleichungen einer inkompressiblen ge-
ladenen reibungsfreien Flüssigkeit (v(x,t) := Geschwindigkeitsfeld) in einem
elektromagnetischen Feld

~f := gr + grad 22
- [V f\ rot V 1= fb (E + [V (\ B]) , (3.1,2)

so liest man wegen rot E = - B die Verallgemeinerung des Helmholtzschen


Wirbelsatzes

w= rot [v f\ w1, w := rot v + fb B, (3.1,3)


104 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

ab. Ist w zu einer Zeit Null, dann verschwindet es also immer. Dies bedeutet,
daß v dann nur die durch Einschalten von B erzeugten Wirbel besitzt (vgl. I,
5.4). In einer solchen Situation vereinfachen sich die Gleichungen zu

av + grad v2 = ~ E
at 2 m
(3.1,4)
rot v = - /ii B .
Setzt man nun

JO = ep ' (3.1 ,5)


yl-v 2

so wird (3.1,4), sofern p konstant und bis zur Ordnung v2 ~ 1,


pe2
J ß,a -J a,ß = -
m F aß .
(3.1 ,6)

Diese Gleichung zusammen mit den Maxwellsehen Gleichungen diene als Grund-
lage unseres Modells. Sie erlauben die koordinatenfreie Formulierung

F = dJm/pe 2 , 8F = J + j. (3.1 ,7)

Bemerkungen ( 3 .1 ,8)
1. j sind die Ladungen, die nicht vom Suprastrom J stammen. Wir betrachten
j als vorgegeben und es soll oj = 0 genügen. Aus (3.1 ,7) folgt dann dF =
= oJ = o.
2. Die heuristische Herleitung wollen wir insofern vergessen, als wir die aus
(3.1 ,5) folgende Relation <.TIJ> = e 2 p 2 nicht fordern.
3. Wir betrachten p zunächst als eine Konstante, die "Dichte der supraleitenden
Elektronen". Variables p soll später diskutiert werden.
4. Aus (3.1,7) sieht man, daß die Gleichungen der Mannigfaltigkeit keine weite-
re Struktur verleihen, sie zeichnen etwa kein Ruhsystem der Ladungen aus.

Integralform (3.1 ,9)


Gilt F = dA, wird (3.1 ,6) zu
pe2
J (J--A)= 0, dim N 2 = 2
aN, m
äquivalent. Dies enthält die Spezialfälle

(i)
3.1 Der Supraleiter 105

f ds
.. 1 = pe2
- f ds. A. = - pe2
-m f
~ ~
dO B ,
x'+y'=R' m x2 +y 2 =R 2 J J x'+y'<R'

also Wirbelstärke ~magnetischer Fluß (vgl. 1,5.1,10;1, Ai =- Vektorpoten-


tial).

(ii) N = {y = z = 0, t 1 .;;;;; t .;;;;; t 2 } :

pe2 Jt
f dx J - f dx J = lll dt dx E .
t=t, X t=tt X tt X

Die zeitliche Änderung des Suprastromes wird durch das Integral über das
elektrische Feld gegeben.

Eliminierung des Suprastromes (3 .1, 10)


Aus (3.1, 7) gewinnen wir eine Gleichung zweiter Ordnung für F:
pe2 .
(- !J. + In )F = - dj . (3.1,11)

Zur Lösung brauchen wir eine Green-Funktion, die


2
(- !J. + pme )Q~t
X
= /L
X
(3.1,12)

genügt:

F(x) = Fein(x) - f G~et


X
1\ dj '

2 .
(3.1,13)
( _ t, + P~ )Fem = 0 .

Dabei nehmen wir an, daß j wie in (2.2, 15) im Unendlichen genügend abfällt,
so daß das Integral über die ganze Mannigfaltigkeit erstreckt werden kann und
keine Randterme auftreten.
Im Minkowski-Raum (R4 ,1/) läßt sich eine Green-Funktion, die (3 .1, 12)
erfüllt, leicht konstruieren. Wie in (2.2,3) hat sie die Form

G~et
X
= 12 e<>ß .c-
'<:1
*e"ß t,ret(x _ x)
'
(3.1,14)

wobei jetzt

(3.1,15)

Wieder ist der Integrationsweg für k 0 wie in Fig. 18 über den Polen bei
± yk 2 + e 2 p/m zu führen, so daß !J. ret(x) = 0 für x0 < lxl. Das Integral (3.1, 15)
106 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

läßt sich durch Hankel-Funktionen ausdrücken [22], über die Zeit integriert,
gibt ~ret das Yukawa-Potential (Aufgabe 1)

J~ dt ~re
t
(x) = e-r( pe 2/m )"2 /4rrr. (3.1,16)

Schreiben wir (3.1, 13) als

F =Fein+ dAret
(3.1,17)

so wird im statischen Grenzfall

(3.1,18)

Bemerkungen (3.1,19)
1. pein hat nur für k 0 2 = k2 + pe 2 /m ;;;. pe 2 /m eine beschränkte Lösung
~ ei<klx>. Die Bedeutung der "Plasmafrequenz" y' pe 2 /m ist schon durch fol-
gende elektrostatische Betrachtung ersichtlich: Es seien Ladungen e an den
Punkten nL, n E Z, aufgereiht, und wir verschieben eine um x ~ L aus
dieser Gleichgewichtslage (Fig. 35).

L+x L-x L
A.__ _ _ ~

e e e e e

Fig. 35 Kette schwingender Ladungen

Dann erfährt sie von ihren beiden nächsten Nachbarn eine Kraft
e 2((L +xr 2 - (L - x)- 2 ) ~ - e2 xL- 3 . Setzt man dies gleich mx, ergeben
sich Schwingungen mit einer Frequenz (e 2 p/m) 112 , wenn man die Dichte p
mit L- 3 identifiziert. Diesen Schwingungen entsprechen Lösungen mit k = 0,
ko = (e2p/m)II2_
2. Es gibt keine statischen Lösungen (k 0 = 0) für pein_ Das Feld einer statischen
Ladung dringt nach (3.1,18) nicht in den Supraleiter ein, sondern fällt ex-
ponentiell ab, wobei die Eindringtiefe ebenfalls durch (e 2 p/m) 112 gegeben
ist. Der Grund dafür ist der induzierte Strom J, welcher sich im statischen.
3.1 Der Supraleiter 107

Fall nach (3.1 ,7) und (3.1, 18) zu

_, _ f d3 x e- \X - X\(pe 2 /m) 112 . ("') pe 2


J ( -)
X-- JX--
<> 47Tix - il ., m

berechnet. Er ist dem ursprünglichen entgegengerichtet und neutralisiert j


in größeren Abständen völlig,

3. Für die Fourier-Komponenten ist der Zusammenhang zwischen äußerem und


induziertem Strom
~ k2 ~
J=-o+m-rl.
pe2 J '

die k = 0-Komponenten sind entgegengesetzt gleich. Die 2-Form G mit


Fourier-Komponenten

c = o + pe2
mk2
)F
genügt den Maxwell-Gleichungen ohne Suprastrom

dG = 0, oG = j.
Da p konstant ist, genügen die Felder D und H der phänomenologischen
Elektrodynamik gerade diesen Gleichungen, der Faktor 1 + pe2 /mk 2 ent-
spricht einer Dielektrizitätskonstante
pe2
E(k) = 1 + --· D = EE'
mk 2 '
bzw. einer Suszeptibilität

K(k) = -=-~, B = (1 + K)H.


1 +km
pe2

E(k) und K(k) sind räumlich konstant, aber frequenzabhängig, da der Zusam-
menhang zwischen F und G nicht lokal ist. Für k = 0 ist E = 00 , K = - 1, E
und B werden im Innern ausgelöscht, wie es sich für einen Leiter und per-
fekten Diamagnet geziemt.
Da wir jetzt ein konsistentes Gleichungssystem von Feld + Ladungen vor
uns haben, bietet sich, die Gelegenheit, die Erhaltungssätze für das Gesamt-
system zu studieren. Dazu dient die
I08 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

Lagrangesche Formulierung (3.I ,20)


Setzen wir ( 3.I, 7) verschärfend

F =dA, J = ~ (dS + eA),

ergeben sich die Gleichungen (3 .I, 7) ohne j aus der Lagrange-Funktion

t =- 1 _m_ J !\ *J - 1F !\ *F.
2 pe2 2

Beweis
Variation von t gibt wie in (2.I ,2) ( o ist hier Variation, nicht Koabieitung)

ot = oSd*J/e- d(oS*J/e)- oA A [d*F + J]- d[oA A *F].

Die Euiergleichungen sind daher

d*J = 0' d*F =- J.

Bemerkungen ( 3. 1,21 )
I. Bei einer Eichtransformation ist auch das "Superpotential" S zu verändern,
F und J und damit t sind unter A ~ A + dA, S ~ S - eA, invariant.
2. Durch das komplexe Feld <P = eiS läßt sich J !\ *J als ( d + ieA)<P !\
!\ *(d + ieA)<P ausdrücken. Die Aufgabe von A ist hier, die äußere Ableitung
unter <P ~ eiA(x) <P invariant zu machen.

Energie-Impuls-Formen (3.1 ,22)


Nach (2.1,5) sind die 3-Formen

(LvS)*J/e + (LvA) !\ *F + i/ =

= __m__ (J !\ ~ *J + (\})*J) + 1 ((i F) !\ *F- F !\ ~ *F) +


2pe 2 2 v

+ d((ivA)*F)

für alle Killing-Vektorfelder v geschlossen (vgl. 2.1 ,9).


Bemerkungen (3.1 ,23)
I. Es tritt wieder ein eichvarianter Term d((~A)*F) auf. Da er exakt ist, muß
der Rest allein geschlossen sein. Wie wir in (4.2,9) sehen werden, ist nur
letzterer an das Schwerefeld gekoppelt und soll als Energie-Impuls-Tensor
verwendet werden.
3.1 Der Supraleiter 109

2. Für v können alle Erzeugenden der Poincare-Gruppe verwendet werden. Da


aber J eine 1-Form ist, wird durch die Materie die konforme Invarianz ge-
brochen (vgl. 2.1,10;4), die Eindringtiefe zeichnet eine Länge aus.
3. Ist V die Erzeugende aa der Verschiebung, so enthält die 3-Form (3.1 ,22)
einen Beitrag taß dxß von der Materie, wobei

t

= pe2
__!!!_ [J J -
a ß
111 J F]
2 aß "Y

ist.

Eigenschaften des Energie-Impuls-Tensors der Materie (3 .1 ,24)

(i)

(ii) = 0 nur für J = 0

(iii) toi= m2JoJ.,


pe I

Bemerkungen ( 3 .1 ,2 5)
1. (i) folgt aus der Lorentzinvarianz, aber ta a *
0, da die Konforminvarianz
verloren ging (vgl. 2.1,11).
2. Da dieselbe Positivität wie in (2.1, 13) für den elektromagnetischen Energie-
Impuls-Tensor gilt, sind die Überlegungen von (2.1,16) über die Eindeutigkeit
des Cauchy-Problems anwendbar.
3. Phänomenologisch beschreibt man eine relativistische Flüssigkeit durch das
Feld u E E 1 ihrer Vierergeschwindigkeit ((uiu> = - 1), ihre Massendichte 75
und ihren Druck p. Ihr Energie-Impuls-Tensor Taß = (75 + p)ua uß + P gaß ist
so angesetzt, daß er im Ruhsystem (u = (1 ,0,0,0)) und nur dort diagonal ist,
seine Eigenwerte sind (75,p,p,p). Vergleicht man (3.1 ,23 ;3) damit, kommt
man zur Identifizierung

u = J (J2 - J2 )- 1/2
Q Q 0 '

Für normale Materie ist p -Dichte der kinetischen Energie- 10- 4 75, für
Strahlung ist p = 75/3. Der Druck ist in diesem Modell also unrealistisch groß.
4. Für e = 0 genügt S der Schwingungsgleichung /::,.S = 0. Die als Schall anzu-
sprechenden Kompressionswellen pflanzen sich also mit Lichtgeschwindig-
keit fort, wie es nach ap;a75 = 1 zu erwarten ist. S beschreibt also eine Flüs-
sigkeit, die so inkomressibel wie nur möglich ist, ohne auf Schallgeschwindig-
keit > Lichtgeschwindigkeit zu führen.
*
5. Man wird sich fragen, was bei e 0 aus diesen Schallwellen wird. S verliert
dann seine physikalische Bedeutung, es kann durch eine Eichtransformation
110 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

weggeschafft werden. Es stellt sich heraus, daß es dann in einer Longitudinal-


schwingung von A aufgeht, für e = 0 hat A nur Transversalschwingungen
(vgl. Aufgabe 3).
In den praktisch wichtigen Problemen begegnet man meistens der Situa-
tion, in welcher ein Teil des Raumes von Metall erfüllt ist, und der Rest ist
Vakuum. In diesem Fall wäre in unserem Modell p keine Konstante, sondern
würde an der Metalloberfläche auf Null springen. Dementsprechend dringt hier
ein langsam variables Feld mit Frequenz k 0 ~ (pe 2 /m) 112 nicht in das Metall
ein, sondern fällt an der Oberfläche exponentiell mit einer Breite (pe 2 /m- kÖ ) 112
ab. Zur Vereinfachung wollen wir den Limes pe 2 /m ~ oo betrachten und uns
so von den Details des Modells befreien. Als wesentlicher Zug verbleibt nur die
Aussage, daß die Feldstärke F im Metall verschwindet. Sie wird durch einen
Oberflächenstrom J abgeschirmt, welcher im Limes pe 2 /m an der Oberfläche
eine o-artige Singularität erhält (vgl. 3.1, 19;2). Die Gleichungen (3.1 ,7) des
Modells werden dann ersetzt durch

Metallische Randbedingungen (3.1 ,26)


Die 4-dimensionale Untermannigfaltigkeit CN sei durch Metall erfüllt, so daß
dort F = 0. Lokal sei die Oberfläche aN durch die Gleichung u = 0 gegeben.
Dann muß die Einschränkung (1.2,7;3) FlaN von dem Feld in N verschwinden,
und F wird durch den Oberflächenstrom o(u) (ictuF)IaN abgeschirmt.

Beweis
Wir müssen nur die Argumente von (2.2, 1) auf den Fall erweitern, daß der
Strom o-artige Singularitäten haben kann. Ist wieder F = E>(u) F', F' = stetig,
wird 0 = dF = o(u) du 1\ F',- *J = d*F = o(u) du 1\ *F', wenn wir nur die
singulären Teile nehmen. Wegen o(u) kommt nur F' für u = 0 ins Spiel und
beim äußeren Produkt mit du fallen Terme, die einen Faktor du haben, heraus.
Der Rest ist nach ( 1. 2, 7 ;3) gerade die Einschränkung von F', so daß wir aus
der ersten Gleichung F'laN = 0 schließen. Verwenden wir in der zweiten Glei-
chung du 1\ *F = - *idu F, ergibt sich die Aussage über den Oberflächenstrom.
Bemerkungen (3.1 ,27)
1. Ist u = x, also N = {xi E R: x 1 > 0}, wird dx 1 laN = 0 und FlaN =
= (E 2 dt 1\ dx 2 + E 3 dt 1\ dx 3 - B1 dx 2 1\ dx 3 )I aN. Es müssen also E 2 , E 3
und B3 verschwinden. Dies ist so zu verstehen, daß Oberflächenladungen
keine unstetigen Tangentialkomponenten des elektrischen Feldes und Ober-
flächenströme keine unstetigen Normalkomponenten des Magnetfeldes er-
zeugen.
2. Schematisch läßt sich die Situation so darstellen:
3.1 Der Supraleiter 111

CN N
F = *F = 0 F =F 0 =F *F
dF = d*F = 0

+-FlaN = O
*FlaN~ *J =F 0

Metall Vakuum

Da der Oberflächenstrom nicht vorgegeben ist, erhebt sich die Frage, wie
sich das Anfangswertproblem lösen läßt. Die allgemeine Lösung ( 1.2,36) gilt
wohl immer, ist aber nicht sofort anwendbar, da im Randintegral sowohl F als
auch *F vorkommen. Man müßte also von beiden die Einschränkung auf die
Oberfläche kennen, wir wissen aber nur FlaN = 0. Gelingt es uns aber ein Gx
so zu finden, daß dGxlaN = 0, dann kommen keine unbekannten Oberflächen-
beiträge vor und die Lösung funktioniert wie in § 2. Der Schlüssel des Pro-
blems ist also die

Green-Funktion für metallische Randbedingungen (3 .1 ,28)


Sei M C R 4 ein von raumartigen Hyperflächen aM begrenzter Teil des Min-
kowski-Raumes. CN C M sei von Metall erfüllt, in N C M sei der Strom j vor-
gegeben und aN \ aN n M nirgends raumartig. Genügt Gx den Gleichungen
- ~Gx = ox, dGxlaN = 0 V x E N, dann ist V x E N die Feldstärke durch

F(x) = NJ dGx f\ j - J [oG-x


oMnN
f\ F + *dG- f\ *F]
x

gegeben.

Bemerkungen (3.1 ,29)


1. Die Situation sieht folgendermaßen aus:
112 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

----------------~r-----------~\----------------- aM
aM n aN

M
CN N

·x

aM n aN
Metall Vakuum mit j

In (3.1 ,28) müssen F und *F nur auf der Anfangs- bzw. Endfläche aM n N,
aber nicht auf aN bekannt sein. In unseren Beispielen wird Gx: wie G~et
außerhalb des vergangeneu Lichtkegels von x verschwinden, so daß nur die
Anfangsfläche zum Integral beiträgt. Die Bedeutung von diesem Gx: beruht
darauf, daß F durch die Anfangsdaten ausgedrückt wird und die Wirkung
der Oberflächenströme in Gx schon berücksichtigt ist.
2. Streng genommen ist M n N keine berandete Mannigfaltigkeit, da sie eine
Kante hat. Da sich die bei der Ableitung von (1.2,36) verwendete partielle
Integration aber auch auf Gebieten der Form {(x,y) E R 2 , x ~ 0, y ~ 0}
durchführen läßt, liegt hier keine ernste Schwierigkeit vor.
3. Gx aus (3.1 ,28) ist wieder nicht eindeutig bestimmt. Sofern wir allerdings
ein Gx gefunden haben, welches außerhalb des vergangeneu Lichtkegels von
x verschwindet, garantiert diese Formel die Eindeutigkeit des Cauchy-Pro-
blems.
In den nächsten Kapiteln werden wir die Existenz des in (3 .1 ,28) benö-
tigten Gx für einfache Situationen durch explizite Konstruktionen beweisen.
Dabei wird uns das von der Elektrostatik bekannte Spiegelungsprinzip von
Nutzen sein. Gx verallgemeinert diese statischen Überlegungen auf beliebig be-
wegte Ladungen.

Aufgaben (3.1 ,30)


I. Berechne (3.1,16).
2. Zeige t fl fl
a '
= Jfl pfl a mit t fl aus (3.1,23;3).
a
3. Zeige, daß die Gleichungen
el P . el P e2 P
dJ =m F öF = J, mit m > 0, k2 = m,
3.2 Halbraum, Hohlleiter und Resonator 113

drei linear unabhängige Lösungen- ei<klx> haben, sonst keine.

Lösungen (3.1,31)
1. Mit J1 = ye 2 pfr{-; wird

j dt(21rr4 f d4k ei<klx> (k2 + J12rl = (27Tr3 f d3k eikx (i~2 + J12rl

2. Wegen J/ = 0 und (3.1,6) ist


t ,ß = _m_ [J ,ß J _ Jß J] =F Jß.
<>ß pe2 " ß ·" ß ß<>

3. Im Fourier-Raum sagen die Gleichungen

oder· kv:

da AIJ. := -
e P
~ kP FPIJ. =I= 0, sonst ist F VIJ. = 0, folgt k 2 = - e2p/m. F ist dann von der
Form FviJ. =kv AIJ. - kiJ. Av' was nur flir Av - kv verschwindet.

3. 2 Halbraum, Hohlleiter und Resonator

Für geometrisch einfache Anordnungen der Leiter läßt sich die


allgemeine Lösung der Maxwellsehen Gleichungen mit metalli-
schen Randbedingungen leicht konstruieren.

Die klassische Problemstellung bei Anwesenheit metallischer Oberflächen


wird meistens als das Aufsuchen spezieller Lösungen aufgefaßt. Wir wollen hier
gleich auf das Ganze gehen und durch Angabe von Gx aus (3.1,28) das Cauchy-
Problem lösen. Dabei wird die interessante Frage die Kausalstruktur der Green-
Funktion sein. Wie G~t aus (2.2,7) wird ihr Träger auf den zukünftigen Licht-
kegel von x beschränkt sein, aber nicht nur auf seine Oberfläche. Dies rührt
von Wellen her, die an der Metalloberfläche reflektiert werden und erst später
eintreffen. Solche Echos können scheinbare Akausalitäten wie Phasengeschwin-
digkeiten größer als die Lichtgeschwindigkeit vortäuschen. Bei allen folgenden
Problemen ersetzen wir die leitende Materie durch metallische Randbedingun-
gen. Der in ihr induzierte Strom wird nicht mehr aufscheinen, so daß wir wie-
der J für den äußeren vorgegebenen Strom verwenden.
Zum Aufwärmen beginnen wir mit einer trivialen Übung, dem ebenen
114 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

MetallspiegeL Er führt die Lösungsmethode ein, die die Richtung zum Vorgang
bei komplizierteren Problemen weist.

Der Halbraum (3.2,1)


In der Notation von (3.1 ,28) sei

N = {xi E M: x 1 ;;;;. 0}.

R bezeichne die Reflexion (x 0 ,x 1 ,x 2 ,x3 )-+ (x 0 ,-x 1 ,x 2 ,x 3 ) in Mund gleich-


zeitig die dadurch im Raum der Tensoren induzierte Abbildung (1,2.4, 19).
Dann ist

GX = (1 + R) cr.et
X

mit G~et aus (2.2,7) die gesuchte Green-Funktion dieses Problems.

Beweis
Die Spielregeln von R als Diffeomorphismus im Raum der Tensoren sind so,
daß es mit Summe, Produkt und äußerer Ableitung vertauscht, also

R(w + v) = Rw + Rv, R(w !\ v) = Rw !\ Rv, w,v E E,

R kehrt aber die Orientierung um, so daß R*w =- *Rw V w E EP (vgl.


1.2,17;1). Es gilt nun der

Hilfssatz

wlaN = 0 V w E EP mit w =- Rw.

Beweis
Ist
- ~ ( x ) e i, ... ip ,
w- '"""'w.
(i)
.
t, ... tp
w..
t, ... lp E E 0 .

Enthält i 1 ... ip den Index 1, ist ei, ... iplx,=O = 0, denn dx 1 1x,=O = 0. Enthält
i 1 •. .ip nicht den Index 1, ist w.11 ••• lp
. (x 0 ,- x1 , x2 ,x 3 ) = - wi
1 •••
ip (x 0 ,x 1 ,x 2 ,x 3 )
und verschwindet für x 1 = 0.
Dieser Hilfssatz zeigt die in (3.1,28) geforderte Eigenschaft *dGxlaN = 0,
3.2 Halbraum, Hohlleiter und Resonator 115

denn

R*d(l + R)G~et =-
X
*dR(l + R)G~t =-
X
*d(l + R)G~et.
X

Dabei ist zu beachten, daß alle Operationen x unberührt lassen und R 2 = 1.


Die Eigenschaft - f.. G-X = lLX V x E N ist daraus zu ersehen, daß in R G~t X
der
Faktor ö((x-x) 2 ) durch ö((x 0 -x0 ) 2 - (x 1 +x 1 ) 2 - (x 2 -x 2 ) 2 - (x 3 -x 3 ) 2 ) ersetzt
ist. [:., gibt darauf angewandt Null, außer für X = (x0 ,- x 1 'x2 ,x 3 ). Dies ist aber
nicht in N, wenn x E N.
Bemerkungen (3.2,2)
1. Da R die Orientierung umkehrt, gilt f Rw = - f w V w E E . Faßt man
M M <P
f ( 1 + R)dGret A J als f auf, so daß R nicht aus dem Integrationsgebiet
N M
herausführt, können wir dies wegen

f R dGret A J =f R(dGret A RJ) =- f dGret A RJ


M M M
als

F(x) = f dG~t A (1 - R)J + f ...


M x oM n N

schreiben.-RJ hat die Komponenten(- J 0 (Rx),J 1 (Rx),- J 2 (Rx),- J 3 (Rx)),


so daß das von J erzeugte Feld so ist, als gäbe es in Rx E CN eine Spiegel-
ladung umgekehrten Vorzeichens, welche die gespiegelte Bewegung ausführt.
Man überlegt sich leicht, daß deren Feld mit dem von J direkt erzeugten
zusammengenommen auf 3N gerade die metallischen Randbedingungen
(3.1 ,26) erfüllt (Fig. 36). In Wirklichkeit sitzt die im Metall induzierte La-
dung aber nicht im Innern von CN, sondern nach (3 .1 ,26) auf 3N. Der
Oberflächenstrom ö(xl)(idx' F)laN erzeugt aber in N so ein Feld, als würde
es von - RJ stammen.
2. Analog läßt sich f in f überführen, wobei jetzt nur G~t vorkommt und
aM n N aM x
in 3M n CN die entsprechend gespiegelten Anfangsdaten zu verwenden sind.
Stammt F, *FiaM n N von einer einlaufenden Welle, so ist ihr Beitrag in N so,
als wäre kein Metall vorhanden und in 3M (') CN lägen die gespiegelten An-
fangswerte vor.
3. Der Träger von Gx ist in N auf den vergangenen Lichtkegel von x beschränkt
(Fig. 37). Durch die metallischen Randbedingungen kommt es also nur zu
echoartigen Effekten, aber zu keinerlei Akausalitäten.
Mit Hilfe fortgesetzter Reflexion lassen sich elektromagnetische Wellen in
Metallröhren leiten. Diese sogenannten Wellenleiter oder Hohlleiter spielen ins-
besondere in der Nachrichtentechnik eine große Rolle. Allerdings verwendet
man nicht immer Supraleiter, und unser Limes pe 2 /m -+ oo ist nicht völlig re-
116 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern
y

E
Yix=O
=0

-+
E der Spiegelladung

----------------------- ---+------------------- ------------X


CN N

3N
-+
Fig. 36 E bei spiegelnder Halbebene

·. ·.
·.
.. .. Träger von G~et

·. ·.

Fig. 37 Träger von Gx von der spiegelnden Halbebene


3.2 Halbraum, Hohlleiter und Resonator 117

alisiert. Dann sickert etwas Feld in den Leiter, Energie wird durch Joulesehe
Wärme aufgezehrt und die Schwingung wird gedämpft. Dennoch zeigt unser
Modell das Wesentliche von dem Mechanismus, der das elektromagnetische
Feld wie Wasser in einem Schlauch leitet.
Der rechteckige Hohlleiter (3.2,3)
Sei, wieder in der Notation von (3.1 ,28),

M = {(t,x,y,z) E R4 : t ~ t 0 },

N = {xa E M: 0.,;;;;; x.,;;;;; a, 0.,;;;;; y.,;;;;; b},

und R 1 , R 2 , T 1 , T 2 die von den Diffeomorphismen von M

R 1 : (t,x,y,z)-+ (t,- x,y,z)

R 2 : (t,x,y,z)-+ (t,x,- y,z)

T 1 : (t,x,y,z)-+ (t,x+2a,y,z)

T 2 : (t,x,y,z)-+ (t,x,y+2b,z)

induzierten Transformationen im Raum der Tensoren. Dann ist

Gx = (1 + Rd(l + R2)
~

~ ~ - T? Tf
n=-oo m=-oo
G~et

die Green-Funktion dieses Problems.


Beweis
Die Diffeomorphismen genügen den Vertauschungsrelationen

Nun bewirkt T 1 R 1 die Transformation x -+ - x + 2a oder (x - a) -+ - (x - a),


also eine Spiegelung an x = a. Analog spiegelt T 2 R 2 an y = b. Da nach Kon-
struktion
118 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

ist wie im Beweis von (3.2, 1)

Ferner ist das Bild von (O,a) unter Tr gleich (2na,(2n+l)a) und unter R 1 Tr
gleich (- 2na,- (2n+ 1)a). Für T 2 und R2 gilt entsprechendes, so daß aus
l: (1 + R 1 )(1 + R2 ) TrTT nur die 1 aus dem Term mit n = m = 0 einen
n,m
Punkt aus N wieder nach N überführt. Daher trägt für x,x E N nur dieser Term
zu !". Gx bei und - !". Gx = ox ist erfüllt.
Bemerkungen (3.2,4)
1. N ist zwar keine Mannigfaltigkeit, da sie Kanten besitzt, deren Struktur ist
aber so harmlos, daß die partielle Integration, auf die es bei der Verwendung
von Gx ankommt, wohl leicht zu rechtfertigen ist.
2. Der Träger von Gx ist in N wieder der vergangene Lichtkegel (Fig. 38). Wir
konnten für M daher wie (2.2,10) ein Gebiet wählen, welches bist--++ oo
reicht.

Fig. 38 Träger von Gx. im Hohlleiter


3.2 Halbraum, Hohlleiter und Resonator 119

Die Struktur von Gx rührt daher, daß das Feld unendlich oft an den Wän-
den hin und her reflektiert wird. Dementsprechend erscheinen unendlich viele
Spiegelladungen, im Querschnitt gesehen in Fig. 39 gezeigt:

+ +

b 1-------..,

+
--------------f--------------L-------------------X
+ a +

Fig. 39 Spiegelladungen im Hohlleiter

Ihre periodische Anordnung führt zu charakteristischen Schwingungsformen,


vielfach mit dem Anglizismus "Moden" bezeichnet. Sie erscheinen bei der
Zerlegung von Gx in Normalschwingungen (3.2,5)
Schreiben wir

GE.et = 1- 0 * <>ß f d4k ei<klx-x> (3.2,6)


x 2 e<>ß e (27T)4 ~

und verwenden wir, daß der Diffeomorphismus

T?TT: (t,x,y,z)-+ (t,x+2na,y+2mb,z)

die e" invariant läßt, so sehen wir, daß es auf Summen der Form

~ e ik(x+2na) = eikx ~ o(k _ 1rg)K (3.2,7)


n=-oo gEZ a a
ankommt. Dies und ~ in G~et eingesetzt, erlaubt uns, f dkx dky mit den o-
120 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

Funktionen auszuführen,
~ ~ ~ i(k (x+2na) + k (y+2mb))
~ ~ f dk dk e x Y
n=-oo m=-oo -oo X y

(3.2,8)

und Gx aus (3.2,3) wird

Gx = ! e"' 13 ® (1 + R 1 )(1 + R 2 ) *e"'ß •

~f dwdk e i((x-x),% /a + (y-y)-rrg2/b + (z-z)k- (i-t)w)


(3.2,9)
g.,g2 ab(41r)2 (1Tgi /a)2 + (1Tg2/b)2 + k2 - w2

Das von einem Strom J erzeugte Feld (3. 2,1 0)


Der Einfachheit halber betrachten wir M = R 4 und kein einlaufendes Feld.
Ferner seien die Ladungen so in N konzentriert, daß JlaN = 0. Dann ist durch
partielle Integration wie in (3.1,13)

F(X) = - f Gx A dJ .

Gx enthält die Reflexionen (1 + Rd(l + R 2 ) und wir kombinieren die


reflektierten Beiträge jeweils mit den Termen mit umgekehrtem Vorzeichen
der gi, was etwa bei (1 + R d zu

f dx(ei(x-x)"g,/a ± ei(x+x)"g,/a)dJ(x) =

COS -ix1rg /a
= . . X1Tg 1 /a • 2 f dx e ' dJ(x)
1 sm

führt. Über w können wir wie in (2.2,25;2) integrieren, und es verbleibt der
explizitere Ausdruck

F = e ~ ["'ß f ___Qk_ f d3 X dt e(t - t) sin w(f- t) •


<>ß g, g2 21rab w
• eik(z-z) e -i(x"g, /a + y"g2 /b) dJ"'ß , (3.2,11)

wobei w = ((1rg 1 ja) 2 + (1rg 2 jb) 2 + k 2 ) 112 , und f"'l3 sind die Normalschwingun-
gen
3.2 Halbraum, Hohlleiter und Resonator 121

0 i c 1 s2 i s 1 c2 - sl s2
- i c 1 s2 0 cl c2 i c 1 s2
f= (3.2,12)
- i s 1 c2 - cl c2 0 i s 1 c2

sl s2 - i c 1 s2 - i s 1 c2 0

s 1 := sin xg 1 1r/a,

Bemerkungen (3.2, 13)


1. Die Randbedingungen (3.1,26) sind erfüllt, denn flaN = 0. Etwa für x = 0
prüft man so, indem man von f die x-
Reihe und Spalte streicht und be-
merkt, daß der Rest - s 1 , was für x = 0 verschwindet. Es erhebt sich die
Frage, was an den Kanten wie x = y = 0 als Tangentialkomponente von E
bzw. Normalkomponente von B
anzusprechen ist (vgl. [2], § 7). Tatsächlich
verschwinden dort alle in Frage kommenden Komponenten, denn an den
Kanten ist si = 0 und es verbleibt nur 8 3 , also ein axiales Magnetfeld.
2. Der Term für g 1 = g2 = 0 ist ein axiales Magnetfeld. Ein elektrisches Feld
tritt zum ersten Mal bei g 1 = 0, g2 = 1 oder bei g 1 = 1, g2 = 0 auf. Der
Feldverlauf ist im ersten. Fall wie in Fig. 40:

--+Elektrisches Feld
b
t -+ 1' ...... ·~Magnetisches Feld
~
'!' t
----+
r
~

T ---+
.......
1' 1'
L---------------------------------~-----x
a

Fig. 40 Feldverlauf im Hohlleiter


122 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

Diese Schwingung hat eine Minimalfrequenz rr/b und die Felder sind y-ab-
hängig. Daß ein konstantes elektrisches Feld nicht durch ein Metallrohr kann,
ist klar, es muß wegen der Randbedingungen dann überall verschwinden.
Andererseits weiß man, daß Wellen genügend hoher Frequenz durch eine
Röhre gehen, man kann ja durchschauen.
3. Für festes g~, 2 *0 haben wir in (3.2,11) Wellen, die in der z-Richtung mit
einer Phasengeschwindigkeit ((rrgtfka) 2 + (7%/kb) 2 + 1) 112 > 1 laufen. Die-
se Überlichtgeschwindigkeit ist ein rein geometrischer Effekt. Er rührt daher,
daß die Welle nicht direkt durch die Röhre läuft, sondern an den Wänden
hin und her reflektiert wird. Eine Welle rein in der z-Richtung würde ja die
Randbedingungen nicht erfüllen, dazu brauchen wir die Interferenz von Wel-
len, die einen gewissen Winkel zur z-Achse haben. Für eine solche Welle
~ exp (i(kx - wt)) mit lkl = w ist natürlich w/kz > 1, der Schnittpunkt
von Ebenen gleicher Phase bewegt sich längs der z-Achse mit Überlichtge-
schwindigkeit:

v = 1/cos {:)

Fig. 41 überlict>tgeschwindigkeit beim Hohlleiter

4. Die Gruppengeschwindigkeit 3w/3k = k/w ist< 1. In Aufgabe 2 werden


wir ihre Bedeutung als (Energiestrom in z-Richtung)/Energie sehen.
5. Wesentlicher ist die Frage, ob die Signalgeschwindigkeit :;:;;;; 1 ist. Um sie zu
beantworten, betrachten wir das Wellenpaket

g(z,t) = j dk eikz[g(k) cos w(k)t + ~(k) w(k)- 1 sin w(k)t], (3.2,14)


3.2 Halbraum, Hohlleiter und Resonator 123

wobei g, g die Fouriertransformierten von g, agjat für t =0 bezeichnen und

g soll eine vernünftige Funktion sein, das heißt, samt ihren ersten Ableitun-
gen integrabel, so daß alle vorkommenden Integrale konvergieren. Stellt g
ein Signal dar, dann braucht es einen wohldefinierten Anfang, etwa g, g = 0
für t = 0, z > 0. Die Frage ist dann, ob sich dieser sogenannte Wellenkopf
mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegt. Diese ist zu bejahen, aus obigen Vor-
aussetzungen folgt g = 0 V z < ltl (Aufgabe 5). Dabei geht m 2 > 0 gar nicht
ein, auch für m 2 < 0, also Phasengeschwindigkeit < l, Gruppengeschwindig-
keit > 1 (Tachyonen) ist die Signalgeschwindigkeit 1.
Im Wellenleiter gibt es Wellen mit einem kontinuierlichen Frequenzspek-
trum w(k);;;:. wmin" Schließt man die Anordnung auch in der z-Richtung, so
bleibt nur mehr ein diskretes Frequenzspektrum für die elektromagnetischen
Schwingungen.

Resonator (3.2,15)
Die in (3.1 ,28) aufscheinenden Mengen seien

N = {x<> E M: 0 ~ xi ~ a.,l i = 1,2,3}.


Sind R.l die Reflexionen xi -+ - xi, T.l die Translationen xi -+ xi + 2ai samt den
zugehörigen Transformationen der Tensorräume. Dann ist die Green-Funktion
dieses Problems
3 = n.
G- = II ~ (1 + R.) T. 1 G:.et .
X i=ln.=-= l l X
l

Der Beweis dieser Behauptung verläuft genau wie der von (3.2,3) und
muß nicht wiederholt werden. Da auch die dort gemachten Bemerkungen be-
züglich Kausalstruktur gültig bleiben, gehen wir gleich zur

Zerlegung von Gx in Normalschwingungen (3.2,16)


Die Formeln von (3.2,5) übertragen sich ohne weiteres auf den Fall, in dem N
auch in der z-Richtung durch Wände begrenzt wird, und wir erhalten als Ana-
logon zu (3.2,9) mit der w-Integration ausgeführt:
3 . .
3 1+ R i _I: (xl-xl)"g./a.
G- =1 e ® II (-l)*e<>ß~ e J=l 1 1
x 2 <>ß i=l 2ai g.
l
124 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

. e(i - t) b sin w(f - t)'


3
w = [ ~ (7rg./a-)2 ]112 •
i=l 1 1

Indem wir wie in (3.2,10) durch Vorzeichenwechsel der g.1 die Reflexion der
xi in eine solche der X: umfunktionieren, können wir die Gestalt der Normal-
schwingungen herauskehren:

Jetzt ist

0 - c 1s2s3 - s1 c 2s3 - s 1s2 c3

c1 s 2s 3 0 i c1c 2s3 i c 1s2 c3


f=
St c 2s 3 - i C1C2S3 0 i s1c2 c 3

s 1s2c 3 - i c 1s2 c3 - i S1C2C3 0

mit den Abkürzungen

c. cos
1 = x.g.7r/a ..
s.1 sin 1 1 1

Bemerkungen (3.2,17)
1. Wieder sind die Randbedingungen so erfüllt, daß an den Kanten die in Frage
kommenden Komponenten verschwinden und in den Ecken ist f == 0.
2. Hier gibt es kein statisches Feld, für gi = 0, i = 1,2,3, ist f == 0. Somit hat
man eine Minimalfrequenz

Aufgaben (3.2,I8)
I. Versehe die {tlfl aus (3.2,I2) mit solchen KoeffiZienten, daß eine Lösung der homogenen
Maxwell-Gleichungen (J = 0) entsteht.
2. Berechne für I die Mittelwerte von r' 0 und T03 und verifiZiere T;;;"/ToQ" = k/w.
3. Finde die Aufgabe I entsprechenden Lösungen für die zylindrische GeOmetrie

4. Welche Schwingungsform gibt für den Zylinder das kleinste wmin und wie vergleicht
3.2 Halbraum, Hohlleiter und Resonator 125

sich w~in • Röhrenquerschnitt zu diesem Produkt flir einen quadratischen Querschnitt.

..
5. Seien (3.2,14) die Normen

f dzlg(z,O)I =:llgll, J.. dzl~t g(z,O)I =: 1@1


und

J.. dzl~z g(z,O)I = llg'll


endlich. Zeige, daß aus g, g= 0 flir t = 0, z > 0, folgt g(z,t) = 0 V- z < ltl.
Lösungen (3.2,19)
1.

. kg,rr . kg21r
1 ·a· Ct~ 1 - 0 -- s1c2 (w2 -k2 )s 1 ~

. wg1rr
0 -1 ---a- Ct~
oder f-+ *f .
. wg2rr
-1-b- St~

Fürfist 8 3 = 0 (E-Typ-Lösung), für *f daher E3 = 0 (B-Typ).


2. Wegen c~ = s~ = 1/2 etc. fmdet man
- w2 2 2
Too=4(w -k),

3. Mit Jn = n-te Sesselfunktion ist

z p

( w2 -k2 )P kn I ikp o
--p : op
I
0 0
( -W2+k2)p - nw
p :I twp
.
op
fi'V =
kn nw 010
p p :
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - __ ..J

- ikp op
a .
- twp ap
a o o

0 0
. a
lW - - nw
ap

0 0 ikL kn
op
f*llV =
- iw Q_
op
- ik L
op
0 w2 -k2
-------------------~
- nw - kn k 2 -w2 0
126 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

Lösung der Maxwell-Gleichungen für flaN = 0 bedeutet, daß der im strichlierten Gebiet
enthaltene Teil für p = a verschwinden muß. Dies fUhrt auf

Jn(a yw2 -k2) = 0 oder w = ± yk2+j 2n,t./a2 , jn , = i-te Nullstelle von J n .


1.

Vertauschen von f und *f gibt B-Typ-Lösung, für sie ist

.
zu fordern, also w mtn = j'n,I.(a), j'n,I. = i-te Nullstelle von J'n .
4. Wegen j 0 1 = 2.40, j 01 = 3.83, Ji 1 = 1.84, hat die B-Typ-Lösung mit n = 1 kleinstes
wmin· Für sie ist w~in ·a27T = 1f•(1.84)2 . Dies ist noch immer etwas größer als dieses
Produkt für die g1 = 1, g2 = 0-Schwingung des quadratischen Querschnitts

5. g läßt sich in die obere Halbebene analytisch fortsetzen und geht dort wie lkl- 1 gegen
Null, denn

lg(u + iv)l = I j dz e-iz(u+iv) g(z,O)I =

= lf dz ezv e-izu g'(z,O) ~i~. I ,;;;; llg'll V u E R, v E R+.


-~ u + tv v'u2+v2

Analog ist g analytisch für v > 0 und dort durch llgll beschränkt. Da cos w(k)t und
sinw(k)t/w(k) in k ganze Funktionen sind, läßt sich das k-Integral aus (3.2,14) in die
obere Halbebene deformieren. Verformen wir (k = R ei'l' am Halbkreis)
oo -R o . oo
f dk zu f dk + f id.p R e 1'~' + f dk ,
.". R
-R ~
so gehen f und f wegen der Konvergenz des Integrals für R-+ oo gegen Null. Verblei-
R
ben Integrale der Form

Da IRg(R ei'~')l und Ig(R ei'~')l flir R-+ 00, 0 ,;;;; <P .;;;; 1T beschränkt bleiben, geht das Inte-
gral für z > t gegen Null.
3.3 Beugung am Keil 127

3.3 Beugung am Keil

Als erstes Beugungsproblem, das einer strengen Behandlung zu-


gänglich war, bestätigt es nicht nur die groben Züge der naiven
Erwartung, sondern zeigt auch die Wellennatur des Lichts durch
viele komplizierte Details.

Die Lösung von Randwertproblemen bei geometrisch etwas komplizierte-


ren Situationen bietet auch schon im Zweidimensionalen große Schwierigkeiten.
Dementsprechend war man lange auf approximative Ausdrücke, wie sie vor
allem von Kirchhoff entwickelt wurden, angewiesen. In diesen setzt man in
exakten Integralrelationen für die Lösung teilweise das Feld ein, welches herr-
schen würde, wenn keine Leiter anwesend wären. Auf diese Weise erhält man
eine Lösung der Feldgleichungen, welche aber die Randbedingungen verletzt.
Da die Lösung durch ein oszillierendes Integral dargestellt wird, also die kleine
Differenz vieler positiver und negativer Terme ist, ist es kaum möglich, den
Fehler abzuschätzen, der durch die Abänderung des Integranden entsteht. Da
das Resultat aber Züge der experimentell bekannten Beugungsbilder zeigt, er-
freuen sich diese Approximationen bis auf den heutigen Tag bei Alt und Jung
großer Beliebtheit. Es ist jedoch als großer Fortschritt zu werten, daß es A.
Sommerfeld 1895 gelungen ist, ein nichttriviales Beugungsproblem zu lösen.
So konnte man dann feststellen, wo die approximative Beugungstheorie gut
und wo sie schlecht ist.
Bei dem Problem handelt es sich um die Beugung an einem Keil, bei dem
die Metalloberfläche aus den Ebenen <P = 0 und <P = x besteht:

Keil

Spiegelladung bei - <P + 2x - 2rr

Fig. 42 Spiegelladungen beim Keil


128 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

Man könnte zunächst versucht sein, dieses Problem wie das zweier Metallspie-
gel bei x = 0 und x = a zu lösen. Hier erzeugt man gemäß § 3.2 zunächst
durch Spiegelladungen bei x + 2na eine Lösung mit Periode 2a und kann dann
durch Reflexion an x = 0 die Randbedingungen an beiden Seiten lösen. Die
direkte Übertragung dieser Methode scheitert nun daran, daß zwar für x als
Variable auf R die Spiegelladungen immer außer 0 ..;;; x ..;;; a bleiben, für I{J als
Variable am Torus Ti würden aber Spiegelladungen bei -1p+ 2nx wegen der
Periodizität in I{J mit Periode 27T ins Gebiet 0 ..;;; .p ..;;; x wandern (Fig. 42). Der
geniale Gedanke Sommerfelds bestand nun darin, die Periodizität mit Periode
27T fallen zu lassen und eine Lösung mit Periode 2x zu suchen. Diese ist dann
im Raum in dem Sinn verzweigt, daß Fortsetzung durch das Metall x..;;; .p ..;;;
..;;; 27T nicht zu den ursprünglichen Werten in 0 < I{J < x führen würde, insbeson-
dere finden sich dort dann Spiegelladungen. Deren Abwesenheit wird aber vom
Problem nicht gefordert, die Lösung in 0 ..;;; I{J ..;;; x braucht gar nicht zu wissen,
daß I{J in Wirklichkeit eine Variable auf Ti ist.
Zur Konstruktion der verzweigten Lösung bedient man sich am bequem-
sten einer Darstellung als komplexes Integral. Unsere bisherigen Summen L Tn
lassen sich ja folgendermaßen darstellen:

L Tn f(x) = L f(x + 2na) = J dx' - f(x') (3.3,1)


n n c 2a 1 _ e2"i(x'-x)/2a '

wobei der Integrationsweg um die Pole des Integranden bei x' = x + 2na läuft:

Integrationsweg bei der Integraldarstellung einer Summe

Der Ausdruck hat allerdings in x auf alle Fälle eine Periodizität 2a, solange
der Integrationsweg C flexibel genug gelegt ist, so daß er den Polen ausweichen
kann, wenn x zu x + 2a wächst. Es hängt nun von den analytischen Eigen-
schaften der Funktion f ab, wie man C am günstigsten wählt.
Will man dieses Verfahren auf die Green-Funktion anwenden, stößt man
zunächst auf die Schwierigkeit, daß Dret keine analytische Funktion, sondern
die Distribution cS(r- t)/47Tr ist. Sie läßt sich aber durch analytische Funktio-
nen approximieren, etwa
3.3 Beugung am Keil 129

Dret(x) = lim Re j dw ei(r-t+i€)W/47T2r, (3.3,2)


dO o

wobei der Limes im Distributionssinn zu verstehen ist. Da es auf Ausdrücke


der Form

J Dret (x - x) f(x) dx

ankommen wird, werden dann aus f dw die dem f entsprechenden Fourier"


~

0
komponenten herausgeblendet. Dadurch wird der Limes e -1.- 0 ziemlich un-
empfindlich, und wir werden ihn ohne weiteres Zeremoniell mit anderen Grenz-
prozessen vertauschen. Verwenden wir diesen Ausdruck, so kommen wir mit
der Notation (3.1 ,28) zur

Green-Funktion flir den Keil (3.3,3)


In Zylinder-Koordinaten

x"' = (t, p cos'P, p sin~P, z)

sei
M= {x"' ER 4 : t~t 0 }, N= {x"' EM: o,.;;;IP,.;;;X}.

Ist R die von IP ~ - IP erzeugte Transformation der Formen, so stellt


<P

G- = - 1
x 2
e
a{J
0 (1 + R )*e"'fJ lim Re
<P f ~0
j
o
dw e-iw<i-t+i€) ·

mit

die Green-Funktion des Problems dar. Dabei besteht der Integrationsweg C aus
zwei Kurven in der oberen bzw. unteren Halbebene, welche aus dem Unend-
lichen kommen, die Nullstellen von [ ] einschließen, diejenigen des Nenners
vermeiden und wieder ins Unendliche gehen (Fig. 43).

Beweis
Sei IP' = u + iv, cos IP' = cos u Ch v - i sin u Sh v. Die Nullstellen von [ ] bei
Ch v = ((z-z) 2 + p2 + p2 )/2pp erfordern die in der Figur eingezeichneten Ver-
zweigungsschnitte. eiwr fällt nun wegen w > 0 exponentiell ab, falls Im r > 0.
Geht man mit IP' von der reellen Achse weg, so entwickelt r einen Imaginärteil
130 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

c
I I
\ I
\ I
I
\
Jt.
\ '
+\
\ \
\ \
\ \
\ \

'\
\
\
\
\ \
....... ~, \
1T I \ '
--.------r~---------------+-------+--~--~~~------U
\ \
\ \
\ \
I \
'
'I \
\

t I
~
\
\
I \
I
c Verzweigungsschnitt
\
<P' = u + iv-Ebene
Fig. 43 Integrationswege in (3.3,3)

- sin u Sh v. In der oberen Halbebene fällt also g für 0 < u < n, -2n < u < -n,
in der unteren für -n < u < 0, 1r < u < 2n ab. Da der Nenner nur in der Nähe
von r.p' = IP - r.p + 2nx, n E Z, klein wird, ist :mnächst einmal die Konvergenz des
unendlichen Integrals verifiziert. Wächst r.p um 2x, so wandern die Pole auf der
reellen Achse, was aber den Integrationsweg nicht weiter behelligt. Daraus
folgt unmittelbar die Periodizität in r.p (und \P) mit Periode 2x, so daß die
Randbedingungen genau so wie in den Beispielen von § 3.2 erfüllt sind. Ver-
bleibt der Nachweis von - L\ Gx = ox. Nun gilt
3.3 Beugung am Keil 131

immer, solange ~ =I= x, insbesondere für komplexe ~. Indem wir .p' als kom-
plexen Zusatz von IP auffassen, sehen wir, daß die Wellengleichung für x =I= ~
erfüllt ist. Geht x-+ ~,so rücken die beiden Verzweigungspunkte und der Pol
gegen den Nullpunkt und zwicken den Integrationsweg ein. Er kommt dann
notgedrungen mit dem Punkt IP - .p in Berührung. Um den Wert des Integrals
in diesem Grenzfall besser zu sehen, deformieren wir C zu den in Fig. 43 strich-
liert eingezeichneten Wegen und einem Kreis um IP- .p. Letzterer gibt natürlich
gerade Dretcx - x) und erstere werden im Limes X -+ X durch die Singularitäten
nicht belästigt. Dies bedeutet, daß sich Gx von G~et nur durch eine Lösung der
homogenen Wellengleichullß unterscheidet und somit sind alle Erfordernisse er-
füllt.

Bemerkung (3.3,4)
Wieder ist wegen der Kante N keine Mannigfaltigkeit. An der Kante Cii-+ 0)
verhält sich Gx wie CiJ)''Ix. Dies geht zwar gegen Null, aber für x > 1T werden die
Ableitung und damit die nicht verschwindenden Komponenten der Feldstärken
unendlich. Aber da sie schwächer als p- 1 gegen Unendlich gehen, ist ihre qua-
dratische Integrierbarkeit und damit die Endlichkeit der Gesamtenergie nicht
in Gefahr.
Als erstes wollen wir untersuchen, wie weit die naive Vorstellung eines
vom Keil geworfenen Schattens .und reflektierten Lichtes in (3.3,3) enthalten
ist. Dazu betrachten wir im folgenden immer den Fall x > 1T.
Die geometrische Optik (3.3,5)
Nach der geometrischen Optik sieht man von x aus x direkt, falls IIP -<PI < 1T,
und sein Spiegelbild in der Oberseite, wenn IIP + .p I < 1T, in der Unterseite, wenn
IIP - X + .p - xl < 1T (Fig. 44 ). Um diese Beiträge vom Rest abzusondern und
so die Korrekturen zur geometrischen Optik herauszuarbeiten, zerlegen wir C
in folgende Teile: Zwei Kurven C 1 , C2 , von - ioo- 7T/2 bis ioo- 37T/2 bzw. von
ioo + 7T/2 bis - ioo + 37T/2, die die reelle Achse bei -7T bzw. 1T schneiden, und
eine Schleife um den Pol, falls sich in (-7T,7T) einer befindet (Fig. 45). Letztere
gibt wieder G~et und wir bekommen also das Licht wie ohne Keil, falls
IIP - <PI < 1T, denn im physikalischen Bereich IP und .p E (O,x) sind die Pole bei
IP- .p + 2nx, n =I= 0, nie in (-7T,7T). Im reflektierten Teil (der mit R in (3.3,3))
können die Pole bei IP + .p und IP + .p- 2x in (-7T,7T) liegen, und wir erhalten
so das an der Oberseite bzw. Unterseite gespiegelte Licht. Somit sind die Inte-
grale über c I und c2 genau die Korrekturen zur geometrischen Optik. Wir
sehen, daß für wp ~ I, wp ;;;;. l, also viele Wellenlängen von der Kante entfernt,
die geometrische Optik dominiert. In diesem Limes werden wegen des Faktors
132 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

x sichtbar
i<;ö....,oi < rr

I
I Keil
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
Schattengrenze

Widerscheingrenze
\ X
\
\
\
\
\
ip+l{! > 1T \
\
\
x außer Widerschein \
\
\

Keil

Keil
I
/
/
/
/
/
I x im Widerschein
I
/
I X
Widerscheingrenze

Fig. 44
3.3 Beugung am Keil 133

C1
Fig. 45 Integrationswege in den schraffierten Gebieten, in denen der Integrand abfallt

eiwr die Täler im schraffierten Gebiet von Fig. 45 immer tiefer eingeschnitten
und nur auf der reellen Achse hat eiwr Absolutbetrag 1. Somit werden die
Flanken der Pässe bei ±1r immer steiler und die Beiträge zum Integral von der
Paßüberquerung immer geringfügiger. Um diese Überlegungen quantitativ zu
fixieren, werten wir

nach der Sattelpunktmethode aus. Dazu entwickeln wir den schnell variieren-
den Exponenten in der Nähe der Pässe,

r = ((z-z) 2 + {5 2 + p 2 - 2pp cos.p') 112 - R- i~ ';p 2 ,


134 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

und ersetzen den Rest des Integranden durch seinen Wert am Sattel. Es ver-
bleibt ein Gaußsches Integral über ~, und wir erhalten die folgende asympto-
tische Darstellung (vgl. Aufgabe 1)

eiwR-ilr/4 _ 1 sin (7T2 /x) eiwR+ilr/4


=-===-- 4X cos 1T(ij;-..p)/x -
y'21Tw75pR
2
cos 1r !x y'21Tw75pR
.(3.3,6)

Bemerkungen (3.3,7)
1. Die Korrektur zur geometrischen Optik verschwindet mit 75 ~ oo. Ist etwa
p ~ 75, geht sie wie p 112 , entsprechend einer von der Kante ausgehenden
Zylinderwelle.
2. Die Zylinderwelle hat einen winkelabhängigen Faktor, der an der Schatten-
grenze lii? - ..pl = 1T gegen Unendlich geht. Dort ist allerdings die asymptoti-
sche Entwicklung (3.3,6) nicht anwendbar, weil dann der Pol mit dem Sattel
zusammenfällt.
3. Für x = 1T verschwindet die Zylinderwelle, der Keil wird ja dann der Spiegel
(3.2, 1). Dies gilt nicht nur asymptotisch, sondern streng (Aufgabe 2).
Für x = 21T vereinfacht sich der Ausdruck (3.3,3) so weit, daß wir einige
Fragen beantworten können, für die der asymptotische Ausdruck (3.3,6) ver-
sagt.

Beugung an der Halbebene (3.3,8)


Für x= 21r, p ~ oo, 75, ip beliebig, hat Gx die asymptotische Gestalt

G- = (l+R) G~et e-i:_f4


v J dv' eilrv''/2'
X '{) X 2 -~

v = y' 75:; 2 cos (P._; "P), R = ((z-z) 2 + p2 ) 112 •

Bemerkungen (3.3,9)
1. w in v ist so zu verstehen, daß für G~t die Integraldarstellung (3 .3 ,2) zu
verwenden ist.
2. In (3.3,6) mußten wir w75p((z-z) 2 + p 2 + 75 2 f 112 ~ 1 voraussetzen. Dies ist
für p ~ oo, 75 < 1/w nicht der Fall, insofern ist (3.3,8) allgemeiner. Auch die
Schattengrenze ist jetzt enthalten, sobald die Quelle nur weit genug von der
Kante entfernt ist.
3.3 Beugung am Keil 135

Beweis von (3.3,8)


Zunächst bemerken wir, daß wegen

_____o_=-_ + = _ ____,2=-:::---
1 _ ei{op'-.p+op)/2 1 _ ei(op'+2n~+op)/2 _ ei(op'-.p+op)

gilt

Da die obige Summe ja die Periodizität 27T besitzt, kürzen sich die Beiträge der
Wege C 1 und C 2 von Fig. 45 und es bleibt nur die Schleife um 'P- '{J. Anderer-
seits ist die Differenz

1- ei(op'-.p+op)/2 1 + ei(op'..;p+-op)/2
und ein ähnlicher Faktor tritt im Exponent im Limes p ~ oo auf. Schreiben
wir in diesem Limes in (3.3,3)

r ==' R - ~ cos '{J',

und vergleichen wir mit dem in G~ 1 anstelle von r auftretenden

lz .. _
X - X1 = R
- PP
R (-
cos '{J - '{J '
)

so erscheint in der Differenz

= 2sin(I.{J' + 'P- '{J)/2 • sin(I.(J' - 'P + '{J)/2.


Zieht man eiwl~- xl heraus, hat man in Gx:(I.{J) - Gx:('{J + 21T) für p ~ 00 das Inte-
gral

' 2iw ~ sin(op'..;p+-op)/2 sin{op'+;j;~)/2


I := ~~. f d'{J e·---,-----,-----
8m c sin(I.{J'- '{J + '{J)/2
Den Nenner schaffen wir durch Ableitung nach p weg

Verwenden wir
136 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

sin( IP' + lß - IP )/2 ·= sin '!!_ cos


2
lP 2- 1P + cos <E. sin
2
lP 2- 1P ,

so sehen wir, daß der zweite Term nichts beiträgt, da er ja einen in IP' geraden
Integranden liefert und f diP' bei IP' -+ - IP' im umgekehrten Sinn durchlaufen
c
wird. Im ersten Term führen wir coslt)'/2 als neue Integrationsvariable ein. Jetzt
gibt es keinen Pol und die beiden Kurven C 1 und C2 geben denselben Beitrag,
da der Integrand bei IP' -+ IP' + 27T das Vorzeichen wechselt:

2.wpp(2 2(-
al - wp ioo - I R t - cos <P - <P)/2) -

ap - 1rR -i""
J e dt cos IP - IP
2
=

2i wpp cos 2 (iö - op )/2 _


= wp e-hr/4 e R V 27TR cos IP - IP .
1rR wpp 2
Zur Integration nach p führen wir die Integrationsvariable

v = v ';Rw 2 cos(lß - IP)/2,


dv = dp v 7TpP:._WR cos(lß- IP)/2,

ein:
I = v2 e-irr/4 J dv' eirrv'' /2 .
0

Fügen wir dies zur Summe G,x(IP) + Gx:(IP + 27T) hinzu, erhalten wir mit

v2 e-irr/4 J dv' eirrv' /2 = 2

gerade (3.3,7).
Für die weitere Diskussion brauchen wir die folgenden

Eigenschaften des Fresnelschen Integrals (3 .3, I 0)


Sei

F(z) = J dv eirrv' 12 ,

dann ist F(oo) = 2F(O) = 1 + i, und F hat das asymptotische Verhalten

z-+ 0: F(z) = F(O) + z + i ~ z 3 + O(z 5 )


irrz 2 /2
z-+ oo: F(z) = F(oo) + e___ + O(z- 3 ) (3.3,1 1)
17TZ
3.3 Beugung am Keil 137

irrz 2 /2
F(z) = e-.- + O(z- 3 ) .
11TZ

Den Wert F(x) E C, x ER, veranschaulicht die Comusche Spirale:


F(x)- F(O)

X= oo

if2

-1/2
x=O 1/2

- i/2

Fig. 46 Die Cornusche Spirale

in der F(x) in der komplexen Ebene als vom Parameter x abhängige Kurve auf-
gezeichnet ist. IF(x)l steigt für x ..;; x0 > 0 monoton an und pendelt sich dann
an dem konstanten Wert y2 ein.
Wir betrachten nun die von (3.3,6) nicht erfaßten Gebiete:
Die Schattengrenze (3.3,12)
Sei ijJ- I{) = 1r + o, o <aS; 1. Die Intensität i ist im Zeitmittel das Absolutquadrat
des Feldes und verhält sich zur Intensität Fet ohne Schirm für p ~ oo, p/R ~ 1,
wie
138 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

Hier haben wir vom reflektierten Licht abgesehen, Interferenz mit dem Term
mit Rcpgibt eine Korrektur OCp- 112 ). Beim Übergang vom Licht zum Schatten
schwankt die Intensität also zunächst um den Wert iret, bevor sie monoton ab-
fällt:

1"-1
lo

2 3

Fig. 47 Intensität an Schattengrenze

Die Breite des Übergangsgebietes, in dem der Schatten unscharf ist, ~ v'i5/w,
wächst also mit p, der Winkel I/...jpw, mit dem es von der Kante aus erscheint,
geht mit wachsendem p gegen Null.

Die Kante (3.3,13)


Geht p ~ 0, p/R ~ I, und betrachtet man eine so kleine Umgebung der Kante,
daß der Beitrag von G~et dort konstant ist und sich daher bei Reflexion nicht
ändert, dann hat man für die Komponenten, welche am Rand gegen Null gehen,

~ v' P!t 2 sin \f;/2 • sin '{J/2 .


3.3 Beugung am Keil 139

Die Intensität weicht also der Halbebene aus, ohne die Einfallsrichtung '{J in
der Richtungsverteilung zu berücksichtigen:

Fig. 48 Polardiagramm von i ( <P)

Die Schirmebene ( 3 .3, 14)


Für lf; = 1r und einem reflexionsinvarianten Beitrag von G~ 1 werden die am
Schirm verschwindenden Komponenten gegenüber G~ 1 um

F(2 v pw
7T
sin <.p/2) - F(-2 v pw sin <.p/2)
7T

geschwächt. Es braucht also einige Wellenlängen, bis das Feld vom Wert Null
für p = 0 auf den Wert, den es ohne Schirm hätte, eingeschwungen ist, und
zwar umso länger, je streifender die Inzidenz.

Bemerkung (3.3, 15)


In der Kirchhoffschen Beugungstheorie ersetzt man im Integral das Feld in der
Schirmebene durch den Wert, den es ohne Schirm hätte. Dies geht viele Wellen-
längen vom Schirm entfernt recht gut, in Schirmnähe schlecht. Dies hat die
gravierende Folge, daß das auf die Weise berechnete Feld an der Kante singu-
lär wird, und zwar so wie l / p, so daß die Feldstärken nicht quadratintegrabel
sind und die Feldenergie unendlich wird (vgl. [2, § 25]).
Zusammenfassend kann man sagen, daß von einer Vogelschau betrachtet,
in der die Wellenlänge nicht wahrnehmbar ist, die geometrische Optik die rich-
tige Antwort gibt. Im Kleinen bilden sich aber so komplizierte Interferenz-
muster, daß jede einfache Approximation zum Scheitern verurteilt ist.

Aufgaben (3.3,16)
1. Zeige, wie und wo (3.3,6) eine asymptotische Entwicklung ist.
2. Prüfe Gx: = (1 + R) G~et flir X= n.
3. Kontrolliere die Übereinstimmung von (3.3,6) und (3.3,8).
140 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

4. Wie groß ist der Fehler in (3.3,11).

Lösungen (3.3,17)
1. Man benütze die Sattelpunktmethode, etwa aus Dieudonne: Calcul Infinitesimal § IX, 1.
2. Für X = 11 wird die Funktion der Periode 2x einfach die mit 211 periodische Funktion
G~et.
3. Verwenden wir (3.3,11) in (3.3,8), so erhalten wir als Korrektur zur geometrischen Optik

eiwlx-xl e-i1r/4 eitrV'/2 _ eiwR ie-i1r/4 eiwppfR


411lx-xl v'2 ~ = - 811 y211wppR cos (;p - I{J)/2
in Obereinstimmung mit (3.3,6). (Das dortige R ist - R + pp/R).
4. Partielle Integration zeigt flir z E R+

_f dv ei1rv'/2 = _f ~V Q_ ei1rv'/2 = _e i1rv'f 2 _ f ~ ei1rv'/2 '


z z 11TV av I'TTV z i11v 2

also

3.4 Beugung am Zylinder

Dieses Problem ist mathematisch noch so weit handlich, daß sich


die verschiedenen Erscheinungen der geometrischen und Wellen-
optik herausarbeiten lassen.

Obgleich das komplementäre Problem zu Hohlleiter und Resonator ist die


Beugung an Zylinder und Kugel bereits eine äußerst schwierige Aufgabe. Auch
wenn man nicht die vollständige Green-Funktion hinschreiben will, sondern
sich mit den einzelnen Gx aufbauenden Wellen begnügt, verbleiben einem un-
endliche Summen oder komplexe Integrale. Nur in Grenzfallen reduzieren sich
diese Ausdrücke auf elementare Funktionen, denen man die relevanten Eigen-
schaften ansieht. Je nach dem Verhältnis von Wellenlänge zur Größe des metal-
lischen Körpers gelingt es der Welle um das Hindernis herumzukommen. Beim
Zylinder ist dies etwas einfacher als bei der Kugel, so daß wir nur ersteres
Problem analysieren wollen. Auch suchen wir nur skalare Lösungen u der Wel-
lengleichung - Du = 0, die ulaN = 0 oder dulaN = 0 genügen. Aus ihnen ließe
sich Gx konstruieren, doch gibt dies keinen leicht durchschaubaren Ausdruck.
Uns interessiert wieder der Grenzfall, in welchem der Sender im Unendlichen
ist. Dazu brauchen wir u's, welche einer einfallenden ebenen und einer gestreu-
ten Zylinderwelle entsprechen, also in Zylinderkoordinaten für p --* oo von der
3.4 Beugung am Zylinder 141

Form

(e-iqx + ei~- f(~P)) ei(kz- wt)


..jp
sind. Entwickelt man erstere in eine Fourier-Reihe

eiqx = f einop ~ }" dlp' e-i(qp cosop:+nop') = f ein(<P-1T/2) J n ( qp) ,


n=-~ 21T o n=-~
(3.4,1)
so bietet sich für die Lösung u(p,lp), welche den Randbedingungen für p = a
und p -+ oo genügt, die

Darstellung als Fourier-Reihe (3.4,2)

u = f ein(.p-?T/2) [J (qp)- Jn(q~- H(l)(qp)]


n=-~ n H(l)(qa) n
n
an. Zur Auswertung der Summe erinnern wir zunächst an das

Asymptotische Verhalten von H~ 1 >(x) (3.4,3)

I
V

i
=t•. I 2 (~)V
I V 7TV ex

flir lx-vl < v113 :


-·(2)v (v-1)!
+!X: -n-

2
--· ±1"( X - "( + -1)]
V-
- V

7TX
e 2 2

~-------------------------------------------------x
142 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

Bemerkungen (3.4,4)
I. Das asymptotische Verhalten der anderen Lösung folgt aus:

H(1)(x) = e±i1TVH(!)(x)
-v v '

J v::._~ I (~~y'
x-+0
~ (~)V
1
-
v y'2nv 2v 2 V.'.

2. Für große n verhält sich demnach der n-te Term in (3.4,2) wie

ein(.p-rr/2) ( ~ )n [ ( qp )n - ( qa)2n ] '


y'2nn 2n ( qp )n
und die Summe konvergiert in kompakten Teilen der x-y-Ebene gleichmäßig.
Allerdings ist nur für qa ~ 1 das erste Glied der Summe für die Streuwelle
dominant. Dann hat man

und

u = e-iqx + ____k__ W0 (qp) + O((qa) 2 ).


2ln qa

3. Im Fall qa ~ I verwenden wir, daß die HOv \z)


in v ganze analytische Funk-
tionen sind. Man kann demnach die Summe in (3.4,2) in ein Integral über
dv verwandeln

(3.4,5)

wobei C ein Weg ist, welcher um die ganzen Zahlen in der komplexen v-
Ebene läuft und die später zu untersuchenden Nullstellen von H(l
v
l aus-
schließt (Fig. 49).
Das Integral läßt sich noch unter Berücksichtigung von (3.4,4;1) auf eines
längs des Weges D nur über der reellen Achse umwandeln. So kommen wir zur

Darstellung als Fourier-Integral (3.4,6)

1 d -ivrr/2
u = --.- f ~ e 2 cos v( '{J - 1r) •
41 D Sill 7rV

H(Il(qa) H(2l(qp)- H(2l(qa) H(ll(qp)


• V V V V

H<V 1 l(qa)
3.4 Beugung am Zylinder 143

v-Ebene

/ /
/ /
/ 0 /
I I
I I
Nullstellen von H(l
V
)( qa) 1 >0 I
I I
I 0 /~D'
'0
I
//
..._/

Nullstellen von sin nv

Fig. 49 .Integrationswege für (3.4,6)

Um dieses Integral mit Hilfe des Residuensatzes auszuwerten, brauchen


wir noch das

Asymptotische Verhalten der Zylinderfunktionen in der oberen v-Ebene (3.4,7)


Sei x reell,

. 1 2 2
.- e(v
e<> ·-
2 -x 2 ) 112 [VX: V -X J-v
+ V--x-- -+
(ex)v
2v .
144 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

Für große x und lvl gehen HO) und J wie:

Re(a+inv) =0 Re a >0 Re a =0
I I
I I Re a <0
I I
I I
I I
I
If 2) =-A ea+211iv I J = Aea. I J = A ea.-+0
\ 2 I 2
J = Aea. I H( 2 l = iAe-a.-+0 / H( 2 )=iAe-a.
2 \ I
\ I
\ I
\
\ I
III \ II
I
'
I

-X 0 X

v-Ebene

Bemerkungen (3.4,8)
1. J ist immer von der Form ~ ea, H(ll (bzw. H< 2 l) wechseln längs der Kurven
Re a = 0 (bzw. Re(a+i1rv) = 0) das asymptotische Verhalten, auf diesen Kur-
ven liegen auch deren Nullstellen. Diese Kurven schneiden bei ± x die reelle
Achse unter einem Winkel ±7T/3. Entfernt von der Kurve Re a = 0 geht H(l)
wie lvl Re v , steigt also in der oberen Halbebene stark an.
2. Die der reellen Achse am nächsten gelegenen Nullstellen vm, m = 1,2,3, von
HÜl(qa)
v
liegen in der Nähe von v = qa, so daß wir die asymptotische Dar-
stellung durch die Airy-Funktion heranziehen können, falls qa ~ I:

v ==' qa + c (qa)l/3 ei"/3


m m 2 '

cm = (2.3, 4.1, 5.5, 6.7, 7.9, ... ).

3. Weiter weg von der reellen Achse ist H< 1 l längs der Kurve Re a = 0 gerade
durch die Summe der asymptotischen Formen im Gebiet I und II gegeben
und die wird Null, wenn

Sh(a- i4) = 0.

Dies führt auf


3.4 Beugung am Zylinder 145

-~in 21Tm
i7Tm e 2 eqa m~l.
In 27Tm
eqa
Diese Tatsachen erlauben uns nun, für qa ~ 1 in verschiedenen Gebieten
der p-<.p- Ebene Darstellungen für u zu finden.

Der Schatten (3.4,9)


Wir können das Integral in (3.4,6) in ein Integral über D' um die Nullstellen
von H(ll(qa)
V
überführen, da der Integrand in der oberen Halbebene (außer
längs der Kurve Re a = 0) exponentiell gegen Null geht. Um dies zu sehen,
betrachten wir den Zähler

(3.4,10)

Für das Gebiet I U II in (3.4,7), wo sich also das asymptotische Verhalten von
H(l)
V
ändert, drücken wir H(l)
V
durch J und H(2lV
aus, während in II U III aus
demselben Grund H<v > durch J -v zu ersetzen ist:
2

gV = 2[J V (qa) H<V2 >(qp)- H<V2 >(qa) JV (qp)] =


(3.4,11)
= 2ei"v[H(ll(qa) J (qp)- J (qa) H(ll(qp)].
v -v -v v

In beiden Fällen entnehmen wir (3.4,7) das asymptotische Verhalten

(3.4,12)

welches somit gleichmäßig in der oberen Halbebene gilt. Es ist also im wesent-
lichen c±v, während der Nenner H(ll(qa)
v
durch das Verhalten von v±v
.
domi-
niert wird. Dies gewinnt über c±v, wie man sieht, wenn man v = t e1"', t, t/J E
ER+ setzt:

(3.4,13)

Da auch die anderen Faktoren in (3.4,6) höchstens wie c±v anwachsen, fällt
der Integrand in der oberen Halbebene für alle p und <P exponentiell ab. Aus-
genommen ist natürlich die Kurve Re a = 0 (asymptotisch: In t = t/1 tg t/1), wo
der Nenner verschwinden kann,und f läßt sich in eine Summe über die Resi-
D'
duen verwandeln:
146 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

Diese Form ist nur nützlich, sofern der Term mit m = 1 die Summe der ande-
ren so weit überwiegt, daß er u im wesentlichen wiedergibt. Um zu sehen,
wann dies geschieht, benützen wir wieder (3.4,3) zur Berechnung für kleine m
von

(3.4,15)

bei vm von (3.4,8;2) und sehen, daß für die ersten m die Größenordnung die-
ses Faktors nicht variiert.
Fürp-a ~ a(qa)- 213 können wir für H(ll(qp) die andere asymptotische
vm
Form verwenden

(3.4,16)

Ob nun die Glieder in (3.4,14) mit m stark abnehmen, hängt primär davon ab,
ob der Koeffizient von ivm im Exponent positiv ist. Da

ist

und für I<P - 7TI ~ (qa)- 113 ist auch

1 -iv I<P-rrl
cos (.p - 1T) Vm :== 2e m

Somit haben wir insgesamt [bis auf Glieder O((qa)- 113 )] den Faktor

exp {ivm [;- I<P- 7TI- arc cos ~ ]},

also wird die Bedingung, daß der erste Term in (3.4,14) dominiert,

I<P -7TI + arccos ~-; <- (qa)- 113 • (3.4, 17)


.....
~
t:ll
"'
~
.g"'
a(.p-}- arc cos q/p) s
N
'<
Schattengrenze s
0.
~
(qar 113 { ~7

Schatten

(qarl/3 {=====================~~::L~
a( ~2'1r - <P - arc cos a/ p)

Fig. 50 Der Schatten nach der geometrischen Optik


-1'>-
-.J
148 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

Dies ist geometrisch die Bedingung, daß wir uns im Schatten befinden, wobei
die Schattengrenze eine Winkelunschärfe ~ (qa)- 113 hat (Fig. 50). Mit dem
numerischen Wert von c 1 erhält man bis auf Korrekturen ~ ( qa)- 113 für u

• [exp(iqa- 1.5(qa) 113 )(1P- ~- arccos ~) +

+ exp(iqa- 1.5(qa) 113 )(-IP + ~'Tr- arccos ~)]. (3.4,18)

Man kann dies so deuten, daß die bei (x,y) = (O,±a) auffallenden Wellen sich
zunächst längs der Oberfläche gedämpft bis zu den Punkten fortpflanzen, von
denen sie sich dann wieder geradlinig zum Aufpunkt ausbreiten können. Der
Dämpfungsfaktor dieser "Kriechwellen" entspricht gerade der Winkelunschärfe
des Schattens. Bei der geradlinigen Fortpflanzung längs des Stückes v' p 2 -a 2
kommt zum Phasenfaktor exp(iqy'p 2 -a 2)allerdings noch die Amplitude
r
(p 2 -a 2 114 , wie es einer Zylinderwelle entspricht.

Das beleuchtete Gebiet mit IIPI > 1r /2 (3 .4, 19)


Da außerhalb des Schattens (3.4,14) nutzlos wird, schreiben wir cosv(IP -1r)
in (3.4,6) als eiv" cosviP- i ei"'P sinvn. Im ersten Term haben wir damit (3.4,17)
ZU

3
p ~ 2Tr
IIPI + arc cos .!!. - ( qa)- 113 (3.4,20)

verändert, was außer ganz in der Vorwärtsrichtung immer erfüllt ist. Dieser
Teil gibt also nur die gedämpften Wellen, welche einmal um den Zylinder ge-
krochen sind, und wird gegen den Rest u 2 zu vernachlässigen sein. In letzterem
kürzt sich sin vn, so daß der Integrationsweg D' beliebig über die reelle Achse
verschiebbar wird und das Integral mit der Sattelpunktmethode berechnet wer-
den kann. Zunächst erstrecken wir das Integral
1 . H( 2 )(qp) H( 1 )(qa)- H< 2 )(qa) H( 1 )(qp)
u 2 := __ J dv e'v(.p-7T/2) v v v v
2 H(l)(qa)
V
(3.4,21)
über einen Weg D', der die Kurve Re a = 0 so umläuft, daß er rechts von
Re (a+inv) = 0 bleibt

(a = y'v 2 -(qa) 2 - v In
v +-
v qa
'v 2 -(qa) 2
),

und längs einer Kurve mit den Nullstellen von H<V 1 )(qp ):
3.4 Beugung am Zylinder 149

___ v +. lv2 (qp)2


Re~V lv 2 -(qp) 2 - v In V -
qp ] =0 (3.4,22)

läuft. In diesem Gebiet fällt nach (3.4,7) H~2 )(qp) exponentiell ab und der
erste Term im Zähler von (3 .4,21) liefert keinen Beitrag, da er eine ganze
Funktion in v ist. Im zweiten Term ist nun auf dem linken Teil von D' der
Faktor H(V 2 )(qa) exponentiell abfallend, während wir am rechten Teil längs der
Nullstellen von H~1 )(qp) gehen können, welche auf (3.4,22) liegen. Dort sorgt
dann e iv(.p-w/ 2) für den exponentiellen Abfall. Diese Teile können nun durch
einen Weg D" verbunden werden, welcher die reelle Achse an einem Sattel
s1 < qa überschreitet, zur ersten Nullstelle vi von H~2 )(qa) absteigt und dann
über einen zweiten Sattel s2 > qa das Tal der Nullstellen von H~ 1 )(qp) erreicht:

Nullstellen
v-Ebene D'
von H~(qa)~
.,.

\ Nullstellen
von H~(qp)

qp

Fig. 51 Integrationsweg zum Herausarbeiten der geometrischen Optik


150 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

Wir wollen zunächst s.1 für den Fall js.I - qa! > (qa) 113 ermitteln, der umgekehr-
te fällt unter die nächste Nummer. Gemäß der entsprechenden asymptotischen
Darstellung der Rankel-Funktionen sieht dann am linken Teil von D" der
Integrand von u 2 wie folgt aus:

_l_~ eiv(.p-rr/2) ((qp)2 _ v2rll4 eirr/4. (3.4,23)


y2rr
· exp {i[ -2(q 2a 2-v 2 ) 112 +(q 2p 2 -v 2 ) 112 +2v arc cos a~- v arc cos ~P]}.

Die V-Abhängigkeit wird durch den Exponent dominiert und der Sattelpunkt
s 1 ist dort, wo seine Ableitung nach v verschwindet,

," - -1f 2 SI -SI = 0 ·


Y 2 + arc cos qa
- - arc cos qp (3.4,24)

Mit der Bezeichnung s 1 =: qp wird dann der Integrand an diesem Sattelpunkt

exp (-iqy'a 2-p 2 ) -- -- irr/4


-=~-:-=---~~- exp {iq[ y'p2-p2-v'a2-p2]} e __ . (3.4,25)
y'q(p2-p2)1/4 y2rr
Wir erkennen nun, daß p der "Impakt-Parameter" jenes Strahles ist, welcher
nach den Gesetzen der geometrischen Optik zum Aufpunkt reflektiert wird,
und die Phase von (3.4,25) entspricht gerade dem optischen Weg bei dieser
Reflexion (Fig. 52). Dieser Beitrag ist also reflektiertes Licht.
Auf dem rechten Teil von D" ist H(v2l(qa)/H(ll(qa)
V
~- 1 und die asympto-
tische Form des Integranden wird einfach

_ e-irr/4 exp {i(v(..p-;-arccos<fp) +y'p 2 q 2-v 2 )}


(3.4,26)
v' 2rr \1 (qp )2 -v2
Der Sattelpunkt s2 ist dann bei

rr
..p -- 2 s2
- arc cos qp = 0, (3.4,27)

und der Wert des Integranden am Sattelpunkt ist mit p = vfq

_ e-irr/4 exp (iq v' p 2 -p 2 )


(3.4,28)
y'2rr \f(qp)Lv2

somit entspricht p dem Impakt-Parameter des einfallenden Strahles und -die


Phase von (3.4,28) ist gerade e-iqx (Fig. 53).
Um genau den Wert der einfallenden Welle zu erhalten, müssen wir die
üblichen Manipulationen der Sattelpunktmethode durchführen:

f dv A(v) eia(v) =::= A(s 2 ) ei<>(s,) Ldv exp {ia:"(s2) (v-~2 )2} =
3.4 Beugung am Zylinder 151

arc cos p/p


Fig. 52 Das reflektierte Licht nach der geometrischen Optik

a
Fig. 53 Der direkte Strahl nach der geometrischen Optik
152 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

- A( ) . I-.:_·~- ict(s, l
- s2 v~() e , (3.4,29)
ICX s2

da

(3.4,30)

erhalten wir genau exp (iq v p 2 -p 2 ) = e-iqx. Die Korrekturen zu diesem asymp-
totischen Ausdruck lassen sich systematisch berechnen und sind O(p- 2 ). Auf
gleiche Weise läßt sich der Beitrag u 2r des reflektierten Lichtes genauer berech-
nen und man findet einen Amplitudenfaktor, welcher dem Divergieren des
reflektierten Lichtes Rechnung trägt: In (3.4,30) ändern sich bei A nur Vor-
zeichen, aber nach (3.4,24) haben wir

(3.4,31)

Dies gibt insgesamt u 2 ="= e-iqx + u 2r,


2 2 2 2
u = (a -p )114 ( 2 _ (a -p )112 )- 112
2r p2-p2 p2-p2

(3.4,32)

Falls p ~ a wird va 2-p 2 = a cos'{J/2 =: a sin rJ/2, wobei -{} = 1r- <P der Streu-
winkel ist. Dann ist

u 2r ="=V as~n;;n exp {i(qp- 2qa sin rJ/2)}. (3.4,33)

Die Verteilung plu 2rl 2 d-{J = dp entspricht gerade der Winkelverteilung nach
dem geometrischen Reflexionsgesetz. Unsere Ableitung ist nur für <P > 1r/2
gültig, doch läßt sich mit einer weiteren Umformung dasselbe Resultat auch
für <P < 7r/2 erzielen und aus Symmetriegründen ist u('{J) = u(-.p).

Die Schattengrenze (3.4,34)


Die in der vorigen Nummer gegebene Darstellung war richtig, falls
a) <P > 7r/2, damit der Exponentialfaktor in der oberen Halbebene abfällt,
b) wir nicht im Gebiet <P-* 1r, p-* oo sind, in dem die Kriechwellen zu wenig
gedämpft sind,
c) lp - al > a(qa)- 213 , damit die Sattelpunkte genügend weit von qa entfernt
sind.
3.4 Beugung am Zylinder 153

An der Schattengrenze ist nun c) verletzt und wir wollen zunächst p nicht
zu groß wählen, damit b) erfüllt bleibt. Dann können wir wieder (3.4,21) ver-
wenden, wo jedoch beide Sattelpunkte nach qa wandern. Den Integrationsweg
zerlegen wir in die Teile Dt von aq + ioo nach aq, D2 von aq nach qpt < qp
und D 3 von qpt längs (3.4,22) nach Unendlich. Auf Dt und D3 fällt der Inte-
grand exponentiell ab('()> rr/2), und auf D 2 wird H< 2 )/H(t) =- 1 + 2J/H(t)
durch - 1 ersetzt werden können. Wir wollen hier nur das Integral längs D 2
mit H( 2 ) fH<t) -+ - 1 berechnen, die anderen Beiträge kann man abschätzen
und findet, daß sie 0(( qa)t13 ('I' - 'Po)) sind. 'Po ist hier der Winkel, so daß
(p,l/) 0 ) auf der geometrischen Schattengrenze liegt, und wir wollen das Gebiet
1'1' - 'Po I - (qa)- tn erforschen.
Unter diesen Umständen werden wir also wieder auf (vgl. 3.4,26)

-i1r/4 qp, exp {iv('P- '!2!. - arccos qvp) + iyp 2 q 2-v 2}


u2 =e - f dv -------"''--------,-----o--=o-------
y2rr qa [(qp)2 - v2 ]1'4
(3.4,35)
geführt, da der Hauptteil des Integrals von der Nähe von qa herkommen wird,
und wir die dementsprechende asymptotische Form von H(l)(qp) V
verwendet
haben. Durch die Substitution (a = p sinl{)0 , Pt = p sinl{)d

v =: qp sin w, 'Po > w >'Pt > rr/2, (3.4,36)

wird

--= f<Po dw(lqp cos wl)t 12 e 1•qp I<<P- w ) smw-


U2 = e-irr/4 · 1
cosw . (3.4,37)
y2rr op,
Die Funktion [ ) im Exponent hat bei w = 'P ein Minimum und für lim kön-
nen wir sie wieder parabolisch approximieren:

[) =:::- cos'P(l + (w- 1{))2/2).

Setzen wir dann

p COS'() = X, - iqX(I{)- w) 2/2 = irrr.2 /2, (3.4,38)

erhalten wir

• [qlxlcosryqlxl + qp sinl{) sinrvqjx 1 l'12 • (3.4,39)


154 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

Mit qlxl-* oo geht die obere Integrationsgrenze gegen oo und [ )' 12 gegen yqlxl,
aber im Gegensatz zu früher bleibt jetzt die untere Integrationsgrenze endlich,
wenn wir im Gebiet I~P- ~Pol ~ (qlxl)- 112 sind. Mit dem Fresnelschen Integral

F(x) = J dT ei"Tl/2 (3.4,40)

können wir dann einfach


. -i1T/4 qlxl
u 2 = e-Jqx e _ (F(oo)- F((I,O- 1,0 0 ) · 1 - ) ) (3.4,41)
V2 v n

schreiben. F gibt also an, wie die einfallende Welle e-iqx vom Licht (1,0 -'Po< 0,
F(oo) = y2 ei"/ 4) zum Schatten (1,0- ~Po > 0, u 2 -* 0) abfällt. Am geometri-
schen Schattenrand (1,0 = 1,00 ) hat sie wegen F(O) = F(oo)/2 schon den halben
ursprünglichen Wert und pendelt sich ·dann im Licht gemäß der Cornosehen
Spirale auf den ursprünglichen Wert ein (vgl. (3.3,10)).

Der Frauenhofersehe Bereich (3.4,42)


Wir wollen letztlich noch den Bereich p > (qa)a untersuchen, in welchem sich
der Schatten bereits aufgelöst hat. Für I~P - nl > (qa)- 113 wissen wir von (3.4, 19),
daß sich die Welle einfach aus der einfallenden + der nach der geometrischen
Optik reflektierten Welle zusammensetzt. Für I~P- nl < (qa)- 113 genügt die in
(3.4, 19) vorgenommene Substitution nicht, um die Kriechwellen zu dämpfen,
und wir müssen zu drastischeren Maßnahmen schreiten. Dazu verwenden wir
die in der oberen v-Ebene gleichmäßig konvergierende Entwicklung
-iv1T/2 . / ~ .
e-.-- = _ 2i e1v1r 2 1: e2urmv . (3.4,43)
sm vn m=O

Wir sehen, daß jetzt die Bedingung für genügendes Abfallen der Residuenbei-
träge (vgl. 3.4, 17)

I~P - nl + arc cos ~ < n(2m + !) -(aq)- 113 (3.4,44)

wird, was für m ~ 1 immer erfüllt ist, und wir uns in der Summe nur um den
Beitrag u 0 für m = 0 sorgen müssen. Für diesen verwenden wir wieder die Auf-
teilung D' = D 1 U D 2 U D 3 der vorigen Nummer, und wieder kommt der
Hauptbeitrag von D 2 mit H( 2 ) /H(I) -* - 1. Diesen wollen wir jetzt berechnen,
eine Abschätzung der anderen zeigt, daß sie für p -* 00 dagegen zu vernachläs-
sigen sind. Wählen wir etwa p 1 = p/2, können wir den m = 0-Term des Inte-
grals über D 2 von der asymptotischen Form des Integranden (3.4,6)
- e-i1T/4 qp/2 dv
0 2o - - y 2n Ja ((qp)2 _ v2)114
3.4 Beugung am Zylinder 155

• exp {iv(~ + ~- arccos ~p) + iy'(qp) 2 -v 2} + (~-+- ~) =

= - ei(qp-rr/4) v' -qp ? d7(1 - 72 r


21r afp
1/4 eiqpc>(T) + w-+ - ~)'
a( 7) = ~7 + 7 arc sin 7 + y' l-72 - 1, (3.4,45)

schreiben. Hier haben wir den Streuwinkel ~ = 1r - '{) > 0 eingeführt und
vfqp =: 7 substituiert. Da die Ableitung des Exponenten cx'(7) = ~ + arc sin 7
nirgends verschwindet, können wir die übliche partielle Integration

112
f d7 A(7) eiqp<>(r) =
1/2
f d7 . A( 7 )
,
a- eiqp<>(r) =
afp a(p tqpcx ( 7) a7

= A(7) eiqp<>(r) I/2 + 0 -2


iqpcx'(7) a}p ((qp) )
(3.4,46)

verwenden, um das asymptotische Verhalten zu ermitteln. Im Bereich ~ ~


~ (qa)- 1 , aber ~ ~ a/ p, also p ~ aaq finden wir so

eiqp -irr/4. I T
sin qa~
U2o ~ VP e Y7rq -~-.
(3.4,4 7)

Dies ist gerade das nach der älteren Theorie berechnete Beugungsbild an Spalt
oder Zylinder. Dabei verwendet man (1.2,36) und ersetzt im beleuchteten Teil
u durch die einfallende Welle. Dieses Verfahren gibt allerdings keinen Hinweis,
wie der dabei begangene Fehler zu ermitteln wäre, während er hier durch
Korrekturen zu asymptotischen Formeln gegeben werden kann.
Für p ~ a qa ist also u von der Form
. eiqp
u==' e-tqx =: u. +u . (3.4,48)
VP
+~ f(~)
emf gestr

Bei einer senkrecht einfallenden Welle (k = 0 in (3.2,19;3), q = w) bestimmt


f gerade den
Wirkungsquerschnitt (3 .4,49)

(TOP)
gestr 2
a(~) := lim p · = lf(~)l ,
p-+~ (To o) . f
em

wobei der Energie-Impuls-Tensor jeweils mit u ges t r bzw. u em


. f zu berechnen ist.

Bemerkungen (3.4,50)
1. a = pro Winkeleinheit ausgestrahlte Energie/pro Längeneinheit einfallende
Energie. a hat hier die Dimension einer Länge. Wir verwenden hier den
Energiestrom aus (3.1,24) für das skalare Feld u (vgl. Aufgabe 1), das elek-
tromagnetische Problem ist formal etwas komplizierter.
156 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern

2. Im Limes qa ~ 1, p ~ oo, hatten wir gefunden

lf( t?W = ~ sin·


2
ft
2
für t? > (qar 113 ,

lf( t?)l 2 = _l_ 1sin qat? 12 für t? ~ (qa)- 1 ,


1Tq t?

zu dem geometrisch reflektierten Licht kommt also noch ein starkes Vor-
wärtsmaximum, welches von den den Schatten auffüllenden Wellen herrührt.
Es ist interessant, daß jeder der Teile gerade den geometrischen Querschnitt
2a liefert, von (qa)- 1 ~ q < (qar 113 kommt kaum ein Beitrag:

2 j dt? ~ sin ft = 2a(l + O((qa)-213))


(qa)- 113 2 2
(qa)-"' . .o.
2 f dt? 1T~ lsm ~avl 2 = 2a(l + O((qa)- 113 )).
0

Der totale Querschnitt ist also das Doppelte des geometrischen. Dies bedeu-
tet, daß nicht nur das direkt auffallende Licht reflektiert wird, sondern
auch noch das bis zu einem Abstand a vorbeifliegende etwas gebeugt wird.
3. Im Limes qa ~ 1 ist der Streuquerschnitt stark polarisationsabhängig. Wir
haben bisher mit UlaN= 0 gearbeitet, wofür (3.4,4;2) den Querschnitt

a( t?) = 1Ta
2qa lln qal 2
gibt. Er kann den geometrischen beliebig übertreffen, auch wenn er natür-
lich für q = fest, a ~ 0 verschwindet.
4. Für dulaN = 0 sind die Koeffizienten in (3.4,2) durch J~(qa)/H~1 l'(qa) zu er-
setzen und für qa ~ 0 tragen die Terme mit n = 0, ± 1, bei:

a = 1T( q:) 3
a(l - 2 cos !?) 2 .

Der totale Querschnitt a 3f (qa) 3 ist immer viel kleiner als der geometrische.
5. Im elektromagnetischen Fall entspricht 3) einem E II und 4) einem E 1 zur
z-Achse. Der physikalische Grund für den größeren Querschnitt von 3) liegt
in der leichteren Beweglichkeit der Ladungen längs der Zylinderachse.
Dieses Beispiel hat gezeigt, welch kompliziertes Bild Beugungserscheinun-
gen bieten. Auch der Cartansche Formalismus, welcher die algebraischen Kom-
plikationen trivialisiert, bleibt bei diesen analytischen Problemen wirkungslos.
Die Integraldarstellung (3.4,6) ist aber so flexibel, daß sich aus ihr wie aus dem
Hut eines Zauberers die verschiedensten Erscheinungen herausholen lassen.
3.4 Beugung am Zylinder 157

Aufgaben (3.4,5 1)
1. Zeige (3.4,49) flir die Energie-Impuls-Formen (3.1,24) mit
. iq(p-t)
u . = e-lq(x+t) u e_ _ f(cp)
emf ' gestr
:;<
VP ·
2. Zeige das "optische Theorem"

atot = j dl? a(l?) =- 2 Vf1TJ(i Re(ehr/ 4 f(O)),


-1T

wobei f wie in (3.4,48) durch die asymptotische Form von


"" in(~-") J(qa) p-+oo. iqp
u= ~ e 2 [J (qp) _ n H(l)(qp)] -+ e-1qx + f(l?) _e_
n=-oo n H~1 >(qa) n VP
definiert ist. Benütze
Jn - 1 H(') + H(2) 1 2io
H(') - 2 _B.._H('-n) =: .,...L. (1 - e n), 8 n = reell.
n n
3. Berechne die in (3.4,50;3 und 4) gegebenen Streuquerschnitte.

Lösungen (3.4,52)
1.
(_T0 ' ) = U u,P (Top)gestr = q 2 lf(cp)l 2 fp = t1 2
(Too) icü2 + 1Vul2)' (Too)einf P q2 I (cp)l .

Da lu(t)l 2 =(Re u(tW +(Im u(t))2 =(Re u(t))2 +(Re u(t + rr/2w))2 entspricht die
Verwendung des Absolutwertes einer Zeitmittelung.
2.
f( !?) . 1 "" in(~-") 2io
- - e1qp = ~ e 2 (e n- 1) H(l >(qp).
y'ji 2 n=-oo n
Aus der asymptotischen Form
i(qp- ~- ~)
H~' )(qp) ="" "fifrrqp e 2 4
findet man
-irr/4 "" . 2io " 4 ""
f(l?) = e_.~ ~ e-m"(e n- 1), a = f lf(l?)ldl? =- ~ sin2 8n,
v'21fq n=-oo -1T q n=-oo

Re(ei"/ 4 f(O)) = ~ ~ (1 - cos28n + sin28n).


. y'21Tq n=-oo
3. 3) folgt aus (3.4,4;2), flir 4) ist
"" in(":-") J' (qa)
u = ~ e 2 (J (qp)- n H(l)(qp)),
n=-oo n H(l )'( qa) n
n

f(l?) = y'2f1rq e-ilr/ 4 ( 10 (qa) + 2 cosl? Ji(qa) + ...) =""


H~ 1 )'(qa) H~ 1 )'(qa)

:;< v'2fiq e-irr/4 (~ ) 2 (1 - 2 cos !?) irr .


4. GRAVITATION

4.1 Kovariante Ableitung und Raumkrümmung

Die kovariante Ableitung definiert die Anderung eines Tensor-


feldes in Richtung eines Vektors. Zwei kovariante Ableitungen
vertauschen im allgemeinen nicht, die Raumkrümmung bestimmt
den Kommutator.

Um ein Variationsprinzip für die Feldgleichungen (1.3,33) der Gravita-


tionspotentiale zu formulieren, wollen wir zuerst den sogenannten affinen Zu-
sammenhang von Mannigfaltigkeiten diskutieren. Er gibt die kovariante Ablei-
tung von Tensorfeldern Dv: T~ -+ T~. Bisher haben wir auf Mannigfaltigkeiten
ohne weitere Struktur die Differentialprozesse d: EP-+ Ep+ 1 und Lv: T~-+ T~
kennengelernt Dabei enthält Lv im Gegei}satz zu Dv auch die Ableitung von v.
Zum Aufbau dieses Formalismus rekapitulieren wir zuerst die

Notation ( 4.1, 1)
T~ = Raum der r-fach kontravarianten und s-fach kovarianten Tensorfelder,
ei = Basis in T? = E 1 , ei = die dazu duale Basis in Tö. t E T~ schreibt sich
(mit Summenkonvention)

t -_ t.i, ... .ir e. ® ... ® e. ® e'


j j
® ... ® e 5 ,
J, ... J s I, Ir

Eine Verjüngung v: T~ -+ T~::l ist durch

- i, ... ik-1• i, ik ... ir-1 j, is


vt - t.J, ... lQ-1•
. . . . e. ® ... ® eIr ® e ® ... ® e
I,JQ ... ls-1 I,

definiert. Auf Tl gibt es nur eine Verjüngung und CT? ,Tö) ~Tl ~ T8
wird mit dem Skalarprodukt ( I ) bezeichnet:

(wiX) = w I Xi für w= w.I ei E J?, X= Xi e.J E JA.


Insbesondere ist (eilei) = oij· ( I ) wollen wir auch für die Abbildung

-+ T 22
(E 2' T 02 ) ® -+ T 00
V•V

verwenden: (wiX ® Y) = w.I] Xi yi,


4.1 Kovariante Ableitung und Raumkrümmung 159

wobei

An eine kartenfreie Beschreibung einer Ableitung von Tensorfeldern in


Richtung eines Vektorfeldes wird man zunächst die folgenden Forderungen
stellen:

Kovariante Ableitung: allgemeine Axiome ( 4.1 ,2)


Eine kovariante Ableitung ordnet XE T~(M) eine Abbildung Dx: T~(M)--*
r, s = 0, 1, ... zu mit den Eigenschaften
--* T~(M),

(i) Dx(t 1 + t 2 ) = Dxt 1 + Dxt 2 , ti E T~,

(ii) Dx(t 1 ® t 2 ) = (Dxtd ® t 2 + t 1 ® Dxt 2 , t 1 E T~, t 2 E T~:,


(iii) Dx vt = vDx t, t E T~, v =Verjüngung,
(iv) Dx+Y t = Dx t + Dy t, X, Y E J?, t E T~,
(v) Drx t = fDx t, fE T&, t E T~.

Bemerkungen ( 4.1 ,3)


1. Nach (i) ist Dx mit der linearen Struktur von T~ verträglich und (ii) ist die
Leibnitzsche Regel für das Tensorprodukt. Vertauschbarkeit mit Verjüngung
(iii) sagt mit (ii) insbesondere Dx(wiY) = (Dx wiY) + (wiDx Y).
2. Während die ersten drei Axiome das Verhalten von Dx bezüglich der alge-
braischen Prozesse von ti .festlegen, bewirken die verbleibenden Verträglich-
keit mit der Modulstruktur der X. Insbesondere hängt Dx t(q) nur vom Wert
von X am Punkt q und nicht, wie Lx, auch vom Wert der Ableitung von X
ab: die Ableitung von fX enthält ja die Ableitung von f, diese soll aber nach
(v) nicht eingehen.
3. Die bisher betrachteten Ableitungen leisten das in ( 4.1 ,2) Gewünschte nicht:
Lx verletzt (v), denn auf EP haben wir

Man könnte daran denken, nur ix o d zu verwenden, um die Ableitung von


X zu vermeiden, doch erfüllt dies nicht (ii). d und ix für sich haben zwar
diese Eigenschaft, hintereinander angewandt geben sie aber gemischte Glie-
der, die sich nur in der Kombination d • ix + ix o d wegheben.
4. Die Linearität in X verleitet zur Notation Dx t = (D tiX), so wie wir Lx f =
= (dfiX) für f E rg schreiben. Dabei macht die "kovariante äußere Ablei-
tung" D aus t eine "tensorwertige 1-Form". Dt hat dann zweierlei Arten
160 4. Gravitation

kovarianter Indizes und da es schon genügend andere Quellen zur Konfusion


gibt, wollen wir auf diese kühne Konstruktion verzichten, auch wenn sie
eine noch weitergehende Synthese erlaubt.
Um nachzuweisen, daß wir bisher noch nicht zu viel verlangt haben, be-
trachten wir das

Beispiel ( 4.1 ,4)


Sei M eine parallelisierbare Mannigfaltigkeit, es möge also global eine Basis ei
von J? geben. Dann gibt es die duale Basis ei E TÖ : (ei Je) = oi i. Für

t = t i,. ... ~. e.
J, ... lr I,
® ... ® e.Ir ® ei. ® ... ® eir

definieren wir

D X t -- (L x ti'. ... ~)
], ···Jr
. e.I, 10.
'<Y ••• ® e.Ir ® ei. ® ... ® eir .

Die Regel Lx h = (dhiX) V h E T8 garantiert die Gültigkeit von (i) bis (v), ins-
besondere gilt (v), da für den Spezialfall h E rg auch

Lrxh = (dhlfX) = f(dhiX) = fLxh.


Bemerkungen ( 4.1 ,5)
1. In dem Beispiel verschwinden alle kovarianten Ableitungen der ei> denn
für tm = 1 ergibt sich Dxei = Dxei = 0 V XE fb.
2. Dx läßt sich als Vorschrift zur Parallelverschiebung eines Tensors in Rich-
tung von X ansehen, indem zur Ableitung der verschobene Tensor mit dem
Tensorfeld am Nachbarpunkt verglichen wird. In ( 4.1 ,3) definiert man die
ei in dem Sinn als starr, daß sie bei Verschiebung keine Änderung erleiden.
3. ( 4.1 ,3) zeichnet die Basis ei aus, in einer anderen Basis ei = Aii ei mit varia-
blen A sieht Dx anders aus.
Unsere Wunschliste ( 4.1 ,2) ist noch zu kurz, um Dx zu bestimmen, nicht
einmal Dx t = 0 V X, t ist ausgeschlossen. Um Dx eindeutig festzulegen, setzen
wir voraus, daß M eine pseudo-Riemannsche Struktur besitzt, und verlangen, daß
Dx diese respektiert und sich sonst so weit als möglich Lx und d anschließt.

Kovariante Ableitung, spezielle Axiome ( 4.1 ,6)


Sei g E rg die Pseudometrik der pseudo-Riemannschen Mannigfaltigkeit und
X, Y E fb, fE T&, u E J?. Dann fordern wir (Notation ist in (4.1,1) erklärt)
(vi) Dxf = (dfJX) =txf,
(vii) (Dx uJY) - (Dy uJX) = (duiX ® Y),
(viii) Dxg = 0.
4.1 Kovariante Ableitung und Raumkrümmung 161

Bemerkungen ( 4.1 ,7)


ad (vi): Die Schwierigkeit bei der Ableitung von Tensorfeldern besteht darin,
daß die Tangentenräume an verschiedenen Punkten nicht kanonisch zueinan-
der ausgerichtet sind. Bei skalaren Funktionen fällt diese Unsicherheit weg,
so daß es keine bessere Ableitung in Richtung von X als die Lie-Ableitung
gibt. Man beachte, daß sie auf T8 Axiom (v) erfüllt.
ad (vii): Für die Lie-Ableitung gilt (siehe I,2.5,12;9)

(du! X® Y) = Lx(uiY) - Ly (uiY) - (ui[X,Y]),

[X,Y] := Lx Y =- LyX.

Da nach (vi), (ii) und (iii)

ist (vii) zu

(vii)': Dx Y - Dy X= [X,Y]

äquivalent. Diese Eigenschaft wird als Torsionsfreiheit bezeichnet und ist


logisch von den anderen Axiomen unabhängig. Es gibt Gravitationstheorien
mit Torsion [21 ], doch wollen wir sie nicht betrachten, da bisher noch kein
experimenteller Hinweis für die Torsion des Raumes existiert.
ad (viii): Ist g das einzige ausgezeichnete Tensorfeld, so sollte wohl Dxg = A.g,
A. E R, gelten. Aus (v) folgt dann A. = 0, also (viii). g definiert einen Isomor-
phismus zwischen Tb und J?, welcher formal durch® und Verjüngung ent-
steht: gX := gik Xk ei, wenn g = gik ei ® ek, X= ei Xk. Dadurch definieren
wir ein Skalarprodukt in n, welches wir wie das in J? von (1.2,14) be-
zeichnen: (XIY) := (gXIY). Es folgt aus (v) DzgX = gDz X, Z E n und da-
her

Dz (XIY> = (gDz XIY) + (gXIDz Y) = <Dz XIY) + (XIDz Y).

Die Änderung des durch g definierten Skalar-Produkts wird somit nur durch
die Veränderung der Vektoren bedingt.
4. Da die *-Abbildung nur durch g bestimmt wird, sollte sie von der kovarian-
ten Ableitung nicht berührt werden. Tatsächlich gilt (Aufgabe 7)

(4.1 ,8)

Insbesondere gilt für das kanonische Volumen * 1 = e 1 /1. .•. /1. em


162 4. Gravitation

V XE JÖ. (4.1,9)

Beispiele ( 4.1, 10)


1. In (4.1,4) ist (vi) schon erfüllt. SeiM= Rm, und verwenden wir die natür-
liche Basis ei = dqi, ei = ai =die dazu duale Basis (vgl. I,2.2,26). Ist

dann gilt offenbar (viii). Die Lie-Ableitung ist

L f
x
= xi Laqi f
, fE J8,
wenn die Xi die Komponenten in der natürlichen Basis sind, X= Xi ai. Die
Forderung (vii)' sagt

Dx Y - Dy X = (Lx Yi)ai - (Ly Xi)ai =

= (Yi xk - xi yk)a.
,k ,k I
:1: L Y,
X

was nach (1,2.5, 10;3) stimmt, so daß alle Axiome erfüllt sind. Man beachte,
daß Lx Y auch die Ableitung von X enthält, so daß die naheliegende Rela-
tion Dx Y - Dy X = Lx Y - Ly X um einen Faktor 2 falsch ist.
2. Sei M = {(x,y) E R 2 : 1 < x 2 + y 2 < 2} = T x (1 ,2) und wir setzen in Po-
larkoordinaten

e 1 = dr, e 2 = r d·",
..-
g = e 1 ® e 1 + e 2 ® e 2 ' e I = ar' e 2 = ra <P .

Definiert man Dx wie in (4.1,4), so sind alle Axiome bis auf die Torsions-
freiheit erfüllt: Da die kovarianten Ableitungen der Basisvektoren verschwin-
den, müßte nach (vii)' Le.I e.J = 0 sein. Nun erzeugt e 1 den radialen Fluß
r-+ r + c und daher ist Let e 2 = d.p =I= 0 (vgl. Aufgabe 1). Die Diskrepanz
zwischen kovarianter und Lie-Ableitung, die zur Torsion führt, entsteht hier,
da eine sich verdrehende Basis als starr definiert wurde. Man könnte dies
realisieren, indem man ein kristallines Rechteck zu dem Kreisring M zusam-
menbiegt, so daß die Gitteratome an den Punkten r = nr 0 , '{) = m .Po, n,m E
E N sitzen (Fig. 54). Lebt man in diesem Kristall und erklärt eine Parallel-
verschiebung durch das Raster der Gitteratome wie gewöhnlich, so hat man
einen Raum mit Torsion.
Die Regeln (i) bis (viii) erlauben Dx für einen beliebigen Tensor anzuge-
ben, wenn seine Wirkung auf die Basis ei bekannt ist. Mit g erhält man aus ei
eine Basis für TÖ und durch Tensorprodukt schließlich für ganz T~. Da Dx auf
4.1 Kovariante Ableitung und Raumkrümmung 163

Fig. 54 Der gebogene Kristall als Modell eines Raumes mit Torsion

die Komponenten wie Lx wirkt, ist durch Dx ei alles bestimmt. Zerlegt man
dies wieder nach der Basis, so müssen die Koeffizienten in X linear sein und
(v) ermöglicht die

Definition ( 4.1, 11)


Die Übertragungsformen wi k E E 1 sind durch

definiert.
Äquivalenz von (1.2,25) und (4.1,11)
a) Nach (vii) gilt V X, Y E JA

und daher
164 4. Gravitation

b) 0 = Dxg = Dx(gik ei® ek) = {(dgikiX)- gii(w\IX)- gki(wiiiX)} ei ® ek


V- XE T~ => dgik = wik + wki mit

Berechnung der übertragungsformen ( 4.1, 12)


a) Natürliche Basis ei = dqi. In der Zerlegung von wij nach der Basis

treten di~ sogenannten Christoffei-Symbole rijk E T& auf. Da hier dei = 0 =


= riik dqJ 1\ dqk gilt, sind sie in j und k symmetrisch. In der Basis ist
dgik = gik,Q dq 2 ' so daß sich die r aus

bestimmen. Dies führt zu (Aufgabe 4)

1 (4.1,13)
J ' 2 + gQ.J, k - gk"x,J.).
J = -2 (g.k
r.kQ

b) Orthogonale Basis. Hier gilt dgik = d17ik = 0 = wik + wki" Zusammen mit

gibt dies (Aufgabe 5)

(wkjle) =! [(deilei ® ek) + (dek Iei ® ei)- (deilek ® ei)].


(4.1,14)

Beispiele ( 4.1, 15)


I. R 2 ; Polarkoordinaten, orthogonale Basis: g = dr 2 + r 2 dlp2 , e 1 = dr, e2 = rdlp,
de 1 = 0, de 2 = dr 1\ dlp => w 1 2 = - w 2 1 = - dlp = - e2 /r.
2. Sphäre; Kugelkoordinaten, orthogonale Basis: g = R 2 ( dE> 2 + sin 2 E>dlp2 ),
e 1 = RdE>, e 2 = RsinE>dlp, de 1 = 0, de 2 = RcosE>dE> 1\ dlp => w 12 =- w 21 =
=- cosE>dlp.
3. Lorentz-Hyperboloid H = {(x,y,z) E R 3 : x 2 + y 2 - z2 = R 2 }, Zylinderkoor-
dinaten, orthogonale Basis: g =- R 2 dp 2 /(p 2 -R2 ) + p 2 dlp 2 =Einschränkung
von dx 2 + dy 2 - dz 2 auf H. e 1 = R dp/yp 2 -R 2 , e2 = p dlp, de 1 = 0, de 2 =
= dp 1\ dlp => w 1 2 =- w 2 1 = -y'p 2 /R 2 - I dlp.
4.1 Kovariante Ableitung und Raumkrümmung 165

Bemerkungen ( 4.1, 16)


1. Zur Berechnung der w's sind die Formeln (4.1,13), (4.1,14) eher schwer-
fällig, Koeffizientenvergleich in ( 4.1, 11) führt meist direkter zum Ziel.
2. Etwa in Beispiel 1) bedeuten die w's für die kovariante Ableitung

Hat X nur eine I-Komponente, verschwinden die Dx ei, die kovariante Ab-
leitung der ei in der 2-Richtung ist eine Drehung, umso stärker, je kleiner r.
Dies entspricht genau dem intuitiven Bild:

0 e1

Rotierende Basis der Polarkoordinaten

3. Allgemein läßt sich

so interpretieren, daß der erste Term Lx vi = ( dvi IX) die Veränderung der
Komponenten von v und der zweite die Verdrel).ung der Basis bei Fortschrei-
ten in Richtung von X angibt.
4. Für die kovariante Ableitung der dualen Basis ei aus Tö: (eilei) = öii gilt
Dxej = ei(w'iiX), denn

Zunächst werden durch Dx Vektorfelder ausgezeichnet, die mit der ko-


varianten Ableitung in dem Sinn verträglich sind, daß der Vektor, an einem
166 4. Gravitation

Punkt in seiner Richtung parallelverschoben, dem Vektor des Nachbarpunktes


gleicht:

Definition ( 4.1, 17)


Ein Vektorfeld X mit Dx X = 0 heißt geodätisches Vektorfeld.
Bemerkungen ( 4.1, 18)
1. Verhältnis zu geodätischen Linien: Sei z(s) Stromlinie eines geodätischen
Vektorfeldes X, z(s) = X(z(s)), so genügen die Komponenten von z in der
natürlichen Basis der Gleichung zi =- riik :li :lk, denn mit (4.1,16;3) wird

und
zi(s) = Q__ Xi(z(s)) = Xi :Zk.
ds ,k

Nach (4.1,12a) ist (wipk) gerade riik• so daß wir genau die geodätischen
Bewegungsgleichungen (1, 1.1 ,6) erhalten. Die kürzesten Linien sind also die
geradesten in dem Sinn, daß der Tangentenvektor bei Parallelverschieben
längs der Kurve in sich übergeführt wird.
2. Verhältnis zu Killingschen Vektorfeldern: Sei v ein Killing-Vektorfeld (2.1 ,9),
so daß Lv<XIX) = 2 <LvXIX) und X ein geodätisches Vektorfeld. Dann ist

Lx <viX> = Dx <viX> = <Dx viX) = <DvXIX) - (LvXIX) =

=1
2 (D V <XIX) - LV <XIX))= 0.

Die Komponente eines geodätischen Vektorfelds in Richtung eines Killing-


Vektorfelds ist demnach längs einer geodätischen Linie konstant. Dies zeigt
eine weitere Bedeutung Killingscher Vektorfelder: Sie geben Konstanten der
Bewegung eines Teilchens im Gravitationsfeld, und zwar die entsprechenden
Komponenten des Viererimpulses z, er spielt die Rolle von X.
Die Vertauschbarkeit zweier Ableitungen drückt sich bei den Differential-
prozessen auf Mannigfaltigkeiten durch

aus. Das heißt, die Lie-Ableitung in Richtung von X von derjenigen in Richtung
von Y gleicht der mit X und Y vertauschten, wenn man für die Veränderung
von Y in Richtung von X korrigiert. Für kovariante Ableitungen verschwindet
zwar DxDy - DyDx - D1x,YJ nicht, hängt aber nur von X und Y und nicht
von deren Ableitungen ab, denn
4.1 Kovariante Ableitung und Raumkrümmung 167

Die Ableitung von f kürzt sich heraus, und da das Resultat in X und Y linear
und antisymmetrisch ist, kann es als 2-Form aufgefaßt werden. Wir definieren
sie in bezug auf eine Basis, indem wir den dabei entstehenden Vektor wieder
nach der Basis zerlegen:

Definition ( 4.1, 19)


Die Krümmungsformen Rik E E 2 sind durch

bestimmt.
Bemerkungen ( 4.1 ,20)
1. Rik läßt sich durch die zu den ei gehörigen Übertragungsformen w\ aus-
drücken: Mit ( 4.1, 11) gilt

und nach (1,2.5,12;9) ist

Lx(wiY)- Ly(wiX) = (dwiX ® Y) + (wi[X,Y]).

Somit gilt V X, Y E T Ö:

Vergleich mit ( 4.1, 19) gibt die 2. Cartansche Strukturgleichung:

(4.1,21)

2. Es gilt sogar mit f Erg, Z E Tö:

denn

und
168 4. Gravitation

Insbesondere kann man bei Basiswechsel ei ~ Aik ek A unter den Ableitun-


gen herausziehen, so daß dabei Rik zu AiQRQ/A- 1 ) \ wird. Die inhomoge-
nen Zusätze (1.2,26;3) zu w bei Basiswechsel müssen in Rik wegfallen, wie
man auch leicht direkt verifiziert (Aufgabe 4 ).
3. Nach (4.1,17) verschwindet für ein geodätisches Vektorfeld die kovariante
Ableitung in seiner Richtung. Verschärfend wird man ein Vektorfeld, dessen
kovariante Ableitung in jeder Richtung verschwindet, konstant nennen.
Falls die w\ verschwinden, sind die ei ein Beispiel für solche Felder. Die
Komponenten eines konstanten Vektorfeldes müssen nach (4.1,16;3) dvi =
= vi wii .erfüllen. Für die Lösbarkeit dieser Gleichung ist d(vi wii) = 0 =
= vi(dw\ + w\ 1\ wki) = vi R\ notwendig. Nach einem Satz von Frobenius
([22],X,9) ist diese Bedingung für die Existenz einer lokalen Lösung bei be-
liebiger Anfangsbedingung aber auch hinreichend. Ist Rii = 0, so können wir
lokal m unabhängige konstante Vektorfelder finden. Verwenden wir sie als
Basis ei, verschwinden die w's, daher nach (1.2,25) auch die dei. Lokal kön-
nen wir dann ei = dqi schreiben (1,2.5,6;3), und da dgik = wik + wik = 0,
sind die gik konstant. Diagonalisieren wir sie durch eine konstante Transfor-
mation, werden die ei zur orthogonalen Basis. Somit sind folgende Bedin-
gungen für den flachen Raum lokal äquivalent (vgl. Aufgabe 3):
(i) Rii = 0,
(ii) 3 orthogonale natürliche Basen,
(iii) :3 m unabhängige konstante Vektorfelder,
(iv) :3 eine Karte, in der alle geodätischen Linien gerade sind.
4. Alle bisherigen Betrachtungen sind nur lokal, und man kann aus Rii = 0
noch nicht schließen, daß die Mannigfaltigkeit ein Rm sein muß. Globale Zu-
sammenhänge können anders sein, etwa auf dem rn-dimensionalen Torus
verschwinden die Rik ebenfalls.
5. Die Rik beschreiben nur die inneren Eigenschaften der Mannigfaltigkeit, und
man erwarte nicht, daß sie etwa die Krümmung einer im R 3 eingebetteten
Fläche wiedergeben. So verschwinden sie für einen Zylinder, denn er läßt
sich ja auf eine Ebene aufrollen, ohne seine Metrik und damit seine innere
Struktur zu verändern.
Beispiele ( 4.1 ,22)
Vgl.( 4.1, 15).
4.1 Kovariante Ableitung und Raumkrümmung 169

Die Rii sind nicht beliebige 2-Formen, sondern erfüllen gewisse algebrai-
sche und differentielle Relationen, die wir als nächstes aufzählen.

Algebraische ldentitäten der Kriimmungsformen (4.1 ,23)


(i) Rii = - Rii
(ii) Rii 1\ ei = 0.
Beweis
e
(i) Diese Relation ist unabhängig von der Basis: Bei Basiswechsel = Ae (Auf-
gabe 4) gilt R ~ ARK 1 , g ~AT-I gA- 1 , also Rii =(gR)ij ~(AT-I gRA- 1 )ii'
was Antisymmetrie erhält. Diese ist aber in einer orthogonalen Basis offen-
sichtlich, da dort wii =- wii => wik 1\ wki =- wki 1\ w/ =- wik 1\ wki·
(ii) 0 = ddei =- d(wik 1\ ek) =- Rik 1\ ek.

Folgerungen (4.1,24)
1. Für die (2) 2-Formen verschwinden also die m 3-Formen (ii). In Abwesen-
heit weiterer algebraischer Bedingungen ist somit die Zahl der unabhängigen
Komponenten von Rik

In einer Dimension gibt es keine Krümmungs-2-Formen, in zwei eine und in


vier 20. Manche dieser Komponenten kann man allerdings durch Wahl geeig-
neter Basen und Koordinatensysteme zum Verschwinden bringen. Nehmen
wir eine orthogonale Basis, so daß die gik festgelegt sind, und fragen wir
nach der Zahl der Invarianten, die aus den m 2(m 2 -1)/12 Komponenten von
Rik und m 2 Komponenten der ei zu konstruieren sind: Bei Übergang zu
einem anderen Koordinatensystem stellen uns die ifxi/3xi m 2 Funktionen
und ein Basiswechsel m(rT 1) Komponenten der A (da A 'f/ AT = 'f/) zur Ver-
fügung, um m2 + m(m-1)/2 Komponenten von den m 2 + m 2(m 2 -l)/12
. d en zu b nngen.
zum Versc h wm . Ver ble1"b en m2(m2-l) - m(m-1)
--
12 2- =
= 1~ m(m-1 )(m-2)(m+3) Invariante. In zwei Dimensionen funktioniert die-
ses einfache Argument allerdings nicht. Auch haben wir nur die algebrai-
schen Restriktionen benützt, zwischen den Invarianten können noch diffe-
rentielle Abhängigkeiten bestehen.
2. Zerlegt man die Ri nach der Basis Ri = -21 R ik ekm, so genügt der
J J J m
"Riemann-Christoffel-Tensor" Riikm = gi2 R2ikm den Relationen (Aufgabe 8)
(i) Rijkm = - Rijmk
(ii) R ijkm =- R jikm
(iii) Rijkm + Rikmj + Rimjk = 0
170 4. Gravitation

(iv) Rijkm = Rkmij·


3. Zerlegt man Rjk mit den Kontraktionen iei Rik = R\jm em =: Rk E E 1 und
iek Rk = Rikjk =: R E E 0 so, daß von den verbleibenden 2-Formen diese
Kontraktionen verschwinden, gewinnt man die Weyl-Formen Cjk:

Das so definierte Cik genügt offensichtlich auch ( 4.1 ,23) und außerdem noch
(Aufgabe 9) iei C\ =: Ck = 0. Wegen der Symmetrie iei Ck = iek Ci haben die
m I-Formen Ck nur m(m+ 1)/2 unabhängige Komponenten, so daß für die
m 2 (m 2 -l) m(m+l) 1
Cii 12 - 2 = 2 m(m+l)(m+2)(m-3) Komponenten verbleiben.
In drei Dimensionen verschwinden die Cii, sie treten zum ersten Mal in vier
Dimensionen mit 10 Komponenten auf. Die Bedeutung der Cik rührt daher,
daß sie bei konformen Transformationen g --)- fg, f E E0 , invariant bleiben
(Aufgabe 10), insbesondere in allen konform flachen Räumen verschwinden.
Umgekehrt bedeutet C = 0, daß g = f17 [25].
Die Rii werden mit der äußeren Ableitung der wii gefunden, so daß man
weiter nach dR 1i fragen wird. Es stellt sich heraus, daß sich R 1k bei äußerer
Ableitung wie die Basis eik verhält:

Bianchische Identität ( 4.1 ,25)

Bemerkungen ( 4.1 ,26)


1. Diese Relation läßt sich leicht direkt verifizieren (Aufgabe 6). Ein Spezial-
fall wird sich später als Nebenprodukt einer Variationsbetrachtung ergeben.
2. Man hätte vielleicht dRik = 0 erhofft, doch kann eine solche Relation sicher
nicht in jeder Basis gelten, denn bei Basiswechsel R --)- A- 1 RA würde
(dA-I) RA + A-I R dA hinzukommen.
Man könnte daran denken, ein konstantes Vektorfeld dadurch zu erzeu-
gen, daß man einen Vektor von einem Punkt aus überall hin parallel verschiebt.
Dies scheitert für R\ -=1= 0 daran, daß dann verschiedene Wege verschiedene
Vektoren ergeben. R\ ordnet als 2-Form jedem Flächenelement ein Maß zu,
und zwar mißt es gerade die Änderung der Komponenten eines Vektors bei
Parallelverschiebung um den Rand des Flächenelements. Die folgende Aussage
beleuchtet schließlich diese geometrische Bedeutung von R\ und zeigt, daß
Rik = - Rki von der Erhaltung der Länge des Vektors bei Parallelverschiebung
gefordert wird.
4.1 Kovariante Ableitung und Raumkrümmung 171

Änderung eines Vektors bei Parallelverschiebung längs einer infinitesimalen


Schleife ( 4.1 ,27)
Bei Parallelverschiebung längs des Randes 3f einer infinitesimalen Fläche f
ändert sich ein Vektor v = e. vi um ek vi f Rk..
I f I

Beweis
Wird V längs af parallelverschoben, so muß die kovariante Ableitung in Richtung
von 3f des so auf 3f erzeugten Vektorfeldes verschwinden. Seine Komponen-
ten vi sind nicht überall, sondern nur auf 3f definiert, und dort muß nach
(4.1,15;3) (i) dvilar = w\
vklar gelten, da die Ableitung ja in Richtung 3f ge-
nommen wird. Die gesuchte Änderung der vi: (3f\p = Rand ohne Anfangspunkt)

' dvi = f wi vk
at\p ar k

würde für global definierte vi verschwinden, hier bleibt ein Rest zweiter Ord-
nung, wenn man um einen Punkt 0 E 3f entwickelt:

· [vk(O) + vk, 2 (0) q 2 ·+ ... ] =

= Jf dqi 1\ dq 2 [(wik(0)13.)"vk(Q)
J,x
+ (wik(O)I3.)(wk(O)I3")vi(O)
J J x
+ ... ]=

= vk(Q) J Rik(O),
f

da vk, 2 auf 3f nach (i) (wkil3 2 )vi gleicht. Da dies die Änderung von vi angibt,
ist ( 4.1 ,26) bewiesen.
Zum Abschluß stellen wir noch einmal die für ciie späteren Rechnungen
grundlegenden Formeln zusammen, die von der Metrik zur Krümmung führen:

(4.1,28)
172 4. Gravitation

Aufgaben ( 4.1,29}
1. Finde ein u, so daß in Beispiel (4.1,10;2) Axiom (vii) nicht erfüllt ist.
2. VeiWende ( 1.2,26;3) zur Berechnung der w's für die Ebene mit Polarkoordinaten. (Die
w ftir dx 1•2 verschwinden, setze ei = Aik dxk. Vergleiche mit (4.1,15;1).)
3. Finde mit (1.2,26;3) eine notwendige und hinreichende Bedingung, um durch Basiswech-
sel die w's zum Verschwinden zu bringen.
4. Zeige, daß bei dem Basiswechsel (1.2,26;3) Rik ~ Aill Rllj(A- 1 ~k (benütze dA·A- 1 =
=- AdA- 1 ).
5. Leite (4.1,13 und 14) ab.
6. Beweise ( 4.1,25).
7. Zeige Dx*A = *(DxA)
8. Leite die Relationen ( 4.1,24;2) ab.
9. Zeige iej dk =: Ck = 0.
10. Sei ei = f ei, aber gik = gik: Zeige Cik = Cik.

Lösungen (4.1~30)

1. u = e2 , de2 = dr 1\ d\0 -=F 0, aber Dxe2 sollte J,l X E n verschwinden.


2. A = I
COS\(1
- Sin\(1
sin\(11
COS\(1
, dA= d10 ~-sin\(1 COS\(11 , - dA·A- I = d10 10
- COS\(1 -sin\(1 1
-1~ .
0
3. A ist so zu wählen, daß dAik = will Allk· Wie in ( 4.1,20;3) ist für die Lösbarkeit
d(will A2 k) = Rill Allk = 0 notwendig und hinreichend, also Rik = 0 ~ wik = 0.
4. dw + w 1\ w-+- dA 1\ wA- 1 + AdwA- 1 - Aw 1\ dA- 1 +dA 1\ dA- 1 +
+ (AwA- 1 - dA·A- 1 ) 1\ (AwA- 1 - dA·A- 1 ) = A(dw + w 1\ w)A- 1 •
5. r kill + rikll = gjk,JI
rillk + r Jljk = ~i.k
-r llki - r kllj = -gkll,j

2rikll = ~k,JI + ~i.k - gkJI,i·


Sei (dejlei ® ek) = (dej)ik• etc. Dann gilt
( dej)ik = (wji)k - ( wjk)i
(dek)ji = (wkj)i- (wki)j
-{ dei)kj = -{ wik)j + (wij)k

( dej)ik + ( dek)ji - ( dei)kj = 2( wkj)i.


6. d{dwij + wi 8 1\ w 8j) = dwis 1\ w 8j - wis 1\ dw8j =
= Ris 1\ wsj - wis 1\ Rsj - wik 1\ wks 1\ wsj + wis 1\ wsk 1\ wkj =
= Ris 1\ wsj - wis 1\ Rsj·
7. Wegen Dxfv = (Lxf)v + fDxv, fE E0 , v E E 1 müssen wir nur

Dx ·~~···ip = *(Dx ~~···ip)

fur eine orthogonale Basis nachweisen. Offenbar gilt

D X • ei, ... ip-


- - wk IX)ek 1\.Iei • ei,···ip
(-j
4.1 Kovariante Ableitung und Raumkrümmung 173

und mit (1.2,18(iii) und (ii)) wird dies


. . . p . . . . . . .
-(w. IX)ek 1\ *eJ, ... JpJ = _ ~ (wJriX)(-)r+p*eJ, ... Jr.lJr+l .. ·lpl
Jk r= l l
Andererseits ist

Dx ej, ... ip = _ !';(wir IX)(-/ ejj, ... ir-1 ir+l .. ·ip,


r= 1 l
so daß wir wegen wik =- wki (4.1,8) verifiziert haben.
8. (i), da Komponenten einer 2-Form,
( ii) folgt aus ( 4.1 ,23( i ) ),
(iii) 0 = Rij 1\ ei = Rijkm eikm. Wegen (i) bleibt bei der Summe über die drei Indizes nur
die zyklische Vertauschung,
(iv) folgt aus (i) bis (iii):

= - Rkmji - Rkjim - Rmjki - ~kij =

= 2Rkmij + ~kim + Rjmki = 2Rkmij - ~imk => 2Rijkm = 2Rkmij·


9. Wegen i ei = m, ei i w = pw V w E Ep ist
ej ej
i _ -R(m-1)ek 1
Rk := iei R k - (m-2)(m-l) + m-2 [Rek - Rk - Rk + m ~] + Ck =>

=> ck = o.
10. Es genügt Rik = Rik + vi 1\ ek - vk 1\ eh vi E E1 , zu zeigen. Wegen dei = df 1\ ei +
+ f dei = - wik 1\ ek und Wjk + Wkj = Wjk + Wki ist

wik = wik + (dflei) ek - (dflek) ei.

In einernatürlichen Basis ist es 1\ ws n = 0, also

((dflei) es - (dfles) ei) 1\ w\ = vk 1\ ei,

und
174 4. Gravitation

4.2 Variationsprinzip und Erhaltungssätze

Energie und Impuls prägen durch die Einsteinsehen Gleichungen


die Struktur von Zeit und Raum, und zwar werden die sie dar-
stellenden Formen solchen aus R" 11 konstruierten gleichgesetzt.

Zur Formulierung eines Variationsprinzips für die Feldgleichungen der


Gravitation spezialisieren wir den in § 4.1 entwickelten Kalkül. Wir setzen vor-
aus, daß Raum und Zeit eine vierdimensionale pseudo-Riemannsche Mannigfal-
tigkeit M bilden, wobei die Metrik die Signatur (-1,1,1,1) hat. In§ 4.1 haben
wir Torsionsfreiheit postuliert und wir wollen stets andere nette Eigenschaften
von M, wie Orientierbarkeit oder brauchbare Kausalstruktur, voraussetzen. Ab-
gesehen davon, sei von M keine weitere geometrische Struktur a priori gefor-
dert, sondern diese werde vielmehr durch die Energie-Impulsverteilung bestimmt.
Bemerkungen ( 4. 2, 1)
1. Anfänglich hat die Forderung nach allgemeiner Kovarianz in der Gravitations-
theorie über Geburtswehen geholfen, später aber eher Konfusion verbreitet.
Sie ist im Begriff der Mannigfaltigkeit von vorneherein berücksichtigt, indem
letztere durch eine Äquivalenzklasse von Atlanten definiert ist und daher
nur kartenunabhängige Aussagen als sinnvoll betrachtet werden. Dieses Pro-
gramm ist aber keineswegs für die Gravitationstheorie charakteristisch, son-
dern wurde von uns auch in der Mechanik und Elektrodynamik verfolgt.
Was sich vielmehr ändert, ist, daß jetzt die Metrik g von M nicht a priori
festgelegt ist.
2. In manchen Koordinatensystemen vereinfachen sich die Einsteinsehen Glei-
chungen etwas, so wie sich die Maxwellsehen Gleichungen bei Verwendung
der Lorentz-Eichung öA = 0 leichter weiterverarbeiten lassen. Zum Beispiel
sind sogenannte "harmonische Koordinaten", die ö dx" = 0 genügen, beliebt
[26], durch sie werden manche Formeln kürzer (vgl. 4.2,16). Wie weit ihnen
deswegen eine fundamentale Bedeutung beizumessen ist, möge der Leser
selber entscheiden.
3. Auch innerhalb einer Karte steht uns noch die Wahl einer Basis ei frei. Da-
bei sind die orthogonalen Basen dadurch ausgezeichnet, daß sie gik zu 7Jik
standardisieren. Sie lassen noch die Freiheit lokaler Lorentz-Transformatio-
nen: e" -+ A" 11 (x) eil, AT(x) 1J A(x) = 1J V x. Es ist nun eine wesentliche For-
derung der Einsteinsehen Theorie, daß die Grundgleichungen von der Wahl
der Basis unabhängig sein müssen. Das bedeutet, daß die lokalen Lorentz-
systeme nicht a priori zueinander orientiert werden. In § 1.3 haben wir
allerdings gesehen, daß manche Aussagen der Theorie, wie Energieerhaltung
bei Basiswechsel, ein ungewohntes Transformationsverhalten zeigen.
Um die Feldgleichungen aus einem Variationsprinzip abzuleiten, müssen
4.2 Variationsprinzip und Erhaltungssätze 175

wir aus dem in § 4.1 gewonnenen Material eine 4-Form! konstruieren. Die
Beiträge von elektromagnetischem Feld und einer idealen geladenen Flüssigkeit
entnehmen wir § 3.1, andere Modelle für Materie werden wir später betrachten.
Vom Gravitationsbeitrag verlangen wir, daß er
a) unter Basiswechsel invariant und
b) zu Gleichungen zweiter Ordnung für g führt.

Bemerkungen ( 4. 2,2)
l. Wegen der Analogie zu den Eichtransformationen A ~ A + dA in der Elek-
trodynamik, nennt man unter ortsabhängigen Transformationen invariante
Theorien Eichtheorien, die Gravitationstheorie ist auch von dem Typ.
2. Kriterium b) überzeugt vielleicht nicht, da man durch Einführung neuer
Größen jede Differentialgleichung auf eine solche erster Ordnung reduzieren
kann. Das Argument ist so zu verstehen, daß man sich an die Newtonsehe
Gravitationstheorie anlehnen möchte, und in ihr ist !'::. (Gravitationspotential)
"' Massendichte.
Für! stehen uns e", *e" und die w's in Form von R" 13 zur Verfügung.
Aus den w's selbst läßt sich wegen des inhomogenen Transformationsverhaltens
( 1.2,26;3) nichts unter Basiswechsel Invariantes konstruieren. Zunächst bieten
sich folgende Kandidaten an:
(i) *1 = eo 1 2 3 y'jgl
(ii) R a(3 1\ e"f3
(iii) Raf3 1\ *e"f3
(iv) Raf3 1\ R"f3
(v) Raf3 1\ *R"f3

Bemerkungen (4.2,3)
ad (i): Enthält keine Ableitungen und führt allein auf keine Differentialgleichun-
gen. Als Zusatz wurde es von Einstein in einem Entwicklungsstadium als
"kosmologisches Glied" willkommen geheißen, ist aber später wieder in Un-
gnade gefallen. Wir werden es gelegentlich zu Vergleichszwecken heranziehen.
ad (ii): Verschwindet nach (4.1,23 (ii)).
ad (iii): Ist der erlesene Kandidat, da er, wie wir sehen werden, in nichtrelati-
vistischer Näherung an die Newtonsehe Theorie anschließt. Sieht man die e
als Analogon zu A an, so enthält dieser Term zwar zweite Ableitungen, aber
wie A 1\ d*F = F 1\ *F- d(A 1\ *F) führt er dennoch nur zu Gleichungen
zweiter Ordnung. Er ist die 4-Form *R (siehe 4.1 ,24;3).
ad (iv): Die Variation trägt als exakte 4-Form nichts zu den Euler-Gleichungen
bei.
ad (v): Ist man davon überzeugt, daß die w das Analogon zu A darstellen -
bei Basiswechsel bzw. Umeichung transformieren sich beide inhomogen -,
176 4. Gravitation

wird man diesen Ausdruck als Analogon zu F A *F ansehen, da ja R dann


F entsprechen sollte. Dieser Term verletzt allerdings b) und führt auf Glei-
chungen vierter Ordnung. Auch wenn solche Gleichungen die Schwarzschild-
Metrik als Lösung besitzen, und diese ist der empirisch getestete Teil der
Gravitationstheorie, so ist doch zu verlangen, daß auch die Lösungen belie-
biger Massenverteilungen im nichtrelativistischen Grenzfall in das Newton-
sehe Potential übergehen. Dies ist im allgemeinen bei Gleichungen höherer
Ordnung nicht der Fall [30]. Von allen 14 Invarianten (4.1,24;1) führen nur
ganz spezielle Kombinationen auf Gleichungen zweiter Ordnung.
Indem wir (iii) mit einem noch zu adjustierenden Faktor versehen und zu
den uns schon bekannten .t's für elektromagnetisches Feld und Materie hinzu-
fügen, gelangen wir (in Einheiten mit pe 2 /m = 1) zur
Lagrangefunktion für das Gesamtsystem (4.2,4)

.t = - 12 J A *J - 12 F A *F + - 1-
161TK
R

A *eaß,

F =dA, J = dS + eA.
Bemerkungen (4.2,5)
1. Bei der Variation von .t benützt man am einfachsten eine orthogonale Basis.
Dadurch sind die gaß zu flaß normiert und werden nicht weiter verändert.
Die Variation von g rührt daher, daß wir der Variation von ei keine algebra-
ischen Bedingungen auferlegen.
2. Das .t aus (4.2,4) macht noch nicht ganz glücklich, da der geometrische Teil
in keiner Weise mit dem Rest verschmolzen ist. In fünf Dimensionen kann
man Gravitation und Elektromagnetismus in dem geometrischen Teil zusam-
menfassen [ 11 ,27]. Kürzlich wurden Theorien aufgestellt, in welchen der
geometrische Teil sogar einen Spinorbeitrag und somit Materie enthält [28].
Da ihnen bisher aber noch kaum Kontakt mit der Wirklichkeit gelungen ist,
begnügen wir uns mit dem Stückwerk (4.2,4).
3. In einer orthogonalen Basis sieht man

*eaß A dw - d(*eaß A w ) = - (d*eaß) A w =


aß aß aß

= - wa "Y A *e"Yß A w

- wß
"Y
A *ea-y A w

=
= - 2 ,*eß"Y A w a A w
"Y aß'

so daß wir für die Gravitation auch nur

!' = ...::1__ *eß"Y A w a A waß


16m<. "Y
4.2 Variationsprinzip und Erhaltungssätze 177

verwenden könnten. Das allein ist zwar unter Basiswechsel variant, aber so
sieht man, warum wir Gleichungen zweiter Ordnung bekommen: Dieses
äquivalente !' enthält nur w, also die Ableitungen der e, aber nicht dw.

Herleitung der Eulergleichungen (4.2,6)


(i) Variation der Lagrangefunktion von sn:
Aus e" 1\ *J = J 1\ *e" (vgl. 1.2,18 (i)) schließen wir

e" 1\ o*J = öJ 1\ *e" +J 1\ o*e" - (öe") 1\ *J.

Variiert man in *e"' der Reihe nach die darin vorkommenden e's, erkennt
man

Verwenden wir dies in obiger Relation, so erhalten wir, indem wir mit J"
multiplizieren und summieren:

J 1\ o*J = öJ 1\ *J- öe" 1\ [J 1\ i<> *J + (i<>J)·*J] =>

ö(- 12 J 1\ *J) =- öJ 1\ *J + 12 öe" 1\ [J 1\ i *J + (i J)·*J].


<> <>

(ii) Variation des elektromagnetischen Teiles von !:


Wie unter (i) folgern wir aus e"l3 1\ *F = F 1\ *e"l3, daß

Multiplikation mit F <>l3 gibt wie oben

o(- 12 F 1\ *F) = - öF 1\ *F + 12 öe" 1\ [(i F) 1\ *F - F 1\ i *F].


<> <>

(iii) Variation des Gravitationsanteiles:


Zunächst ist nach (1. 2, 18 (iii))

R" 13 selbst ist aus den w's konstruiert und eine Variation von e induziert
eine solche von w. Wir müssen diese aber nicht berechnen, denn (Aufgabe 1)

*e"l3 1\ öR<>13 = d(*e" 13 ow<>13 )' (4.2,7)

so daß die Variation von R die Eulergleichungen nicht berührt. Sammeln


wir die Ergebnisse, bekommen wir
o Hier bedeutet l5 wieder Variation, nicht Koableitung.
178 4. Gravitation

o.L=-oJ A *J-oF A *F+oe" !\ [*t" + *T"+

+ _j_ *e
161l'K <>ß'Y
!\ R1h] + - 1-
161l'K
d(*e"ß !\ ow <>ß )
*t<> = 1co
2 <>
J)*J + J (\ i <> *J) ,

*T <> = 12 ((i F) !\ *F - F !\ i *F)


<> <>

oder mit J = dS + eA, F = dA,

ol = oSd*J- oA !\ (d*F + e*J) + oe" !\ [*t" + *T" +

+ _1_ *e !\ Rß'Y]- d(oS *J + oA !\ *F-


161l'K <>ß'Y

- _ _l_ *e"ß !\
161l'K
ow<>ß ). (4.2,8)

Die Forderung o f l = 0 führt somit auf die


Feldgleichungen des Gesamtsystems ( 4.2,9)

(i) d*J = 0,

(ii) d*F =- e*J,

(iii) - 12 *e<>h !\ Rß'Y = 81rK(*t


<>
+ *T <> ).

Bemerkungen ( 4. 2, 10)
1. Unsere Rechnungen haben die aus § 3.1 insofern verallgemeinert, als wir
jetzt auch die Metrik variiert haben. Dadurch treten zu den unveränderten
früheren Gleichungen noch die Einsteinsehen Gleichungen (iii) für die Gra-
vitationspotentiale.
2. Die rechten Seiten von (iii) sind die Energie-Impuls-Ströme von skalarem
und elektromagnetischem Feld. Man beachte, daß der eichvariante Beitrag
(2.1 ,8; 1) des kanonischen Energie-Impuls-Tensors nicht auftritt und der
Maxwellsehe an die Gravitation gekoppelt ist.
3. Zur Herleitung von ( 4.2,8) haben wir uns zwar einer orthogonalen Basis be-
dient, wegen des homogenen Transformationsverhaltens (4.1,29;4) von R"ß
hat aber auch (iii) in jeder Basis diese Gestalt.
Als erstes wollen wir die neue Gleichung (iii) von verschiedenen Seiten
aus betrachten.
4.2 Variationsprinzip und Erhaltungssätze 179

Schreibweisen der Binstein-Gleichungen ( 4.2, 11)


(i) Die klassische Form
In ( 4.2,8) treten die 3-Formen von Energie, Impuls und elektrischen Strö-
men auf. In § 3.1 haben wir die Gleichungen für die korrespondierenden
I-Formen hingeschrieben, wir wollen nun (iii) entsprechend umformen. Zu-
nächst gilt nach (2.1, 18 (ii)) V w E E 2

- *eOlß'Y 1\ w = (*e 01
ißi'Y + *eßi'Y i01 + *e'Y i01 iß)w.

Setzt man w = Rß'Y und beachtet iOlß


i Rß 'Y = iOI'Y
R = i'YOI
R und *e'Yi'YOI
R = *R01
(vgl. 4.1 ,24;3) findet man

R01 - 12 e01 R = 811x(t01 + T 01 )


oder
t = i01 t 01 , etc.

Für die Komponenten des Riemann-Christoffel-Tensors (4.1,24;1) und den


Energie-Impuls-Tensor T01 ß, t 01 + T 01 = TOlß eß bedeutet dies

R'Y
OI'Yß
- 12 g
Olß
R'Y
U'"y
a = 81TK T
Olß
.

(ii) Als Kontinuitätsgleichung


In ihrer bisherigen Gestalt betonen die Gleichungen noch nicht, daß ge-
schlossene 3-Formen von Enetgie und Impuls als Quellen des Schwerefeldes
agieren. Wir können sie in eine solche Form zwingen, indem wir ( 4.1 ,28)
und (1.2,26;2) verwenden (dwß'Y = gßadwa'Y + wßa 1\ wa'Y + waß 1\ wa'Y):

+ w
ß'Y
1\ ( W 01
p
1\ *ePß"t + w'Y
p
1\ *e 01 ßP ).

Dadurch gewinnt (4.2,9) das Aussehen

-1d(wß'Y 1\ *e 01 ß'Y) = 81TK(*t 01 + *T 01 + *t 01 ),


*tOI =- _1_ w 1\ (wOI 1\ *ePß'Y + w'Y 1\ *e01ßP)f2.
81TK ß'Y P p

(iii) Landau-Lifschitz-Form
Die letzte Version läßt uns vermuten, daß wir mit t"' den Gravitationsbeitrag
180 4. Gravitation

zu Energie und Impuls entdeckt haben. Diese freudige Erwartung trübt aller-
dings der Verlust der Symmetrie des entsprechenden Taß· Dieser ist bedau-
erlich, da er uns die Drehimpulserhaltung nimmt: d(*t" + *T" + *t") = 0
impliziert ja d(x"(*til + *Til + *,til)- xil(*t" + *T" + *t")) = 0 nur, falls
für t so wie für t und T (vgl. 2.1, 11 ;2) dx" 1\ *,til - dxil 1\ * t" = 0 gilt. Hier
ist x" eine lokale Koordinate, so daß der Drehimpulserhaltungssatz zunächst
bloß im Bereich einer Karte formuliert ist. Nur in speziellen Mannigfaltig-
keiten wird die entsprechende 3-Form auch global definierbar sein. Ein t,
das obige Bedingung erfüllt, erhält man wie folgt: eaß-rS nimmt die Werte
± 1 an und (g = Det gik < 0, e 0 1 2 3 = 1)

Also ist

und daher

~ €aß-yS es 1\ (dwß'Y - Waß 1\ Wa 'Y) = 81TK ylif(*t" + *T").

Nun gehen wir wie unter (ii) vor (siehe 4.1,16;4)

d(w 11-r 1\ es) = es 1\ dw 11-r - w 11 -r 1\ was 1\ ea


und insgesamt wird

~ eaß-yS d(wß-r 1\ es) = 81TK ylif (*t" + *T" + * ,t"),

* ,t" = 8!k: (Waß 1\ Wa 'Y 1\ eS + Wß'Y 1\ WaS 1\ ea) €aß-yS/2yjgj

Da eaß-rS konstant ist, gilt


d(ylil(*t" + *T" + *t") = 0

und die Symmetrie in der natürlichen Basis folgt aus (vgl. 4.1 ,13) waß =
=r aß~t
dxll mit r aß~t = r a~tß :

Bemerkungen ( 4. 2, 12)
1. Bei Basiswechsel transformieren sich beide Seiten von (4.2,9) linear, in den
Versionen ( 4. 2, 10 (ii) und (iii)) ist das Transformationsverhalten aber kom-
pliziert. Insbesondere gibt * t" aus (iii) nur in der natürlichen Basis ein
4.2 Variationsprinzip und Erhaltungssätze 181

symmetrisches Taß' in der orthogonalen Basis ist ylgl = 1 und die :t.a aus
(ii) und (iii) stimmen überein.
2. Durch das inhomogene Transformationsverhalten lassen sich die :t.a an einem
Punkt zum Verschwinden bringen, indem man die Basis so wählt, daß dort
wa ß = 0. Andererseits sind im flachen Raum in nicht kartesischen Koordi-
naten die :t.a =I= 0. Wie in § 3.1 diskutiert, liegt dieses Verhalten in der Natur
der Fragestellung.
3. Geht man mit* zu den I-Formen über, gewinnt (ii) die Gestalt (1.3,33).
4. Die Schreibweisen ( 4.2, 11) erschöpfen nicht die Möglichkeiten, die Einstein-
sehen Gleichungen durch äußere Ableitungen einer 2-Form auszudrücken,
und zahlreiche Varianten wurden vorgeschlagen [ 10,29].
5. Die Einsteinsehen Gleichungen legen nicht die Krümmungsformen Raß, son-
dern nur deren Kontraktionen Ra lokal fest. Ist aber der Weyl-Tensor be-
kannt, etwa weil der Raum konform flach ist (Caß = 0), so bestimmt (4.2,
10 (iii)) Raß· Im Vakuum (Ta= ta = 0) stimmen Raß und Caß überein.
6. Behält man, unser bisheriges Vorgehen verallgemeinernd, die Torsion bei, so
wird sie, wie die Ra, lokal durch die Materie und zwar deren Spindichte
festgelegt [21]. Insbesondere ist in Abwesenheit von Spindichte der Raum
torsionsfrei, und wir kommen zur hier entwickelten Theorie zurück. Da um
uns keine Objekte mit genügend hoher Spindichte existieren, stimmt diese
von Cartan vorgeschlagene Variante genauso wie die Einsteinsehe Theorie
mit den Experimenten überein.
7. Die geometrische Bedeutung der durch (4.2,11 (i)) festgelegten I-Formen R'"'
läßt sich mit ( 4.1 ,27) folgendermaßen veranschaulichen: Liegt v etwa in der
Zeitrichtung e 0 , so ist seine Änderung beim Durchlaufen im Uhrzeigersinn
einer infinitesimalen, von e 1 f\ e0 gebildeten Schleife (8v) 1 = v0 R 1 0 1 0 x
x Fläche, oder über die drei räumlichen Richtungen summiert

(8v) 1 +(8v) 2 +(8v) 3 =v 0 Raoo:o x Fläche=v0 87lxf[T 0 o-!gooTaa].

Ist e 0 ein geodätisches Vektorfeld, so behält v bei Parallelverschiebung längs


e 0 die Tangentenrichtung der Geodätischen bei. Daß die rechte Seite obiger
Gleichung für vernünftige Theorien positiv ist, deutet auf eine Konvergenz
der geodätischen Linien hin (Fig. 55). Dies spiegelt den anziehenden Charak-
ter der Gravitation wider und zeigt den Keim der in § 4.6 zu besprechenden
Zerstörung von Raum und Zeit.
Nachdem wir die in § 1.3 eingeführten Größen identifiziert haben, gilt es,
die in § 1.1 vorweggenommene endliche, der Lichtgeschwindigkeit gleichende
Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schwerefeldes nachzuweisen. Mathematisch
gesprochen müssen wir die Charakteristiken der Gleichungen (4.2,10 (iii)) auf-
suchen. In § 1.3 wurden diese definiert als die möglichen
182 4. Gravitation

ov
~

V V

--~~--------E---------~------------------------~el

Fig. 55 Parallelverschiebung von v längs der Stromlinien von e 1 und e0

Unstetigkeitsflächen der Lösungen (4. 2,13)


e"' habe möglicherweise unstetige zweite Ableitungen bezüglich einer lokalen
Koordinate u, t"' und T"' seien stetig. Dann ist entweder Raß stetig oder in
einer orthogonalen Basis e"' ist du = n"' e"' mit n 2 := n"' nß 11"'ß = (duldu) = 0.

Bemerkungen (4.2,14)
1. Läßt man e"', die nicht C~ sind, zu, so kann man natürlich auch im flachen
Raum e"' mit unstetigen zweiten Ableitungen wählen. Dies rührt nur von der
Basiswahl her, echte Unstetigkeiten müssen sich in den Raß bemerkbar
machen. Für solche sagt (4.2,12) aus, daß sie sich nur längs Flächen mit
lichtartigen Normalen ausbilden können.
2. Auch die Gleichungen [j dA = J lassen für A beliebige Unstetigkeiten zu,
doch sind diese im Eichpotential A = dA enthalten. Die analoge Alternative
heißt hier: entweder ist F =dA stetig oder n 2 = 0 (vgl. 2.2,1).

Beweis von (4.2,13)


Der Teil von de"', welcher unstetige erste Ableitungen hat, muß ~ du sein:
4.2 Variationsprinzip und Erhaltungssätze 183

Die Koeffizienten haben wir in symmetrischen und antisymmetrischen Teil ge-


trennt, denn in wcx/3 = - w 13 cx spielen sie verschiedene Rollen. Verstehen wir
die folgenden Gleichungen stets modulo stetigerer Terme, so ist

S = S e~'
Q Q'Y '

wie man durch Einsetzen in decx = - wcx 13 f\ eß verifiziert. Nun rührt nach Vor-
aussetzung eine mögliche Unstetigkeit der Krümmung von dwcx/3 her, also ent-
weder von S~: dScx = du f\ S~ oder von dAcx/3 = A~ 13 du. Letzteres trägt zu
dwcx/3 nicht bei und der unstetige Teil der Krümmung wird

R = du f\ (S' n - S' n )
cxß " /3 /3 cx
oder
R/3 f\ du = iCl! Rex /3 f\ du = (n Cl! S'Cl! n /3 - S'/3 n 2 ) f\ du.

Dann ist aber

(Rn
/3 ')'
-Rn)
')' /3
f\ du= n 2 (S' n - S'n ) f\ du= n 2 R .
')' /3 /3 ')' ')'/3

Da nach den Einsteinsehen Gleichungen ( 4.2, 11 (i)) R13 stetig sein soll, ist ent-
weder n 2 = 0 oder R'Y 13 bleibt stetig.
Lineare Näherung (4.2,15)
Die zuletzt gefundene Analogie der Charakteristiken zu denen der Maxwell-
sehen Gleichungen erweitert sich für schwache Felder zu einer einfachen Wel-
lengleichung für das Schwerefeld. Wenn wir hier auch nicht zeigen, wann die
vernachlässigten Beiträge wirklich vernachlässigbar sind, ist diese Näherung für
eine erste Orientierung nützlich, zumal der uns umgebende Raum sehr schwach
gekrümmt ist.
Sei

ecx = dxcx + ,"cx /3 'Y


dx/3 ,

eine orthogonale Basis und l'f!cx 13 (x)l ~ I V x, so folgt aus

in erster Ordnung in '{!

wcx =('{Iex -'{!


/3 ')',/3 /3')', cx)dx~',

da ( 1.2,25) zu dieser Ordnung erfüllt ist. Dann wird


184 4. Gravitation

dwa = ('{Ja - '/) a ) dxP 1\ dx'Y


ß 'Y.ßp ß'Y. p '

ia dwa ß = (.na
.,.. 'Y,ßa - 'Yß'Y, .,.. a,ß'Y + Yßa,
'" a a - '"a '" a 'Y ) dx'Y ·

In harmonischen Koordinaten odxa = 0 gilt (Aufgabe 2)

'" ,a - 1 ,na (4.2,16)


Yßa - 2.,.. a,ß '

und die Einsteinsehen Gleichungen ( 4.2, 11 (i)) werden in dieser Näherung

- <P
h, a
a dx'Y = 8m<(Th - l2 'Tl h Ta a ) dx'Y. (4.2,17)

Sie lassen sich mit (2.2,3) lösen:

<Paß (x) = <Pcinoo



+ 87rK J d4 X Drctcx-x)(Taß (x) - l2 'Tl aß TP p (x))

,nein p = 0 <Pein a = l <Pein a (4.2,18)


.,.. aß,p ' ßa, 2 a ,ß·

Bemerkungen ( 4.2, 19)


1. T aß dxß sind die Energie-Impuls-Formen ohne Gravitationsbeitrag. Seine
Vernachlässigung führt in der betrachteten Näherung zu keinen Inkonsisten-
zen, da zu nullter Ordnung in K Tß'Y·'Y verschwindet. Dann ist in erster Ord-
nung (4.2,18) mit (4.2,16) verträglich.
2. Im statischen Grenzfall Dret=--1-, T ß = Mj"' jß,j = (-l,v)ö 3 (x), wird
47rlx-xl "'

'Paß ( X
2MK Ua Jß
-) -- --r- · + 21 'Tiaß ) '

also wegeng = ('Tiaß + 2<Paß)dx"' ® dxß gerade das in (I, 5.6,2) angegebene
Resultat. So rechtfertigt sich die Wahl des Faktors 81rK > 0. Das Vorzeichen
wird nicht von der Geometrie diktiert, sondern ist nur empirisch bestimmt.
3. Die Analogie zur Elektrodynamik soll uns nicht vergessen lassen, daß, wie
in (I. § 6) diskutiert, die gemessene Metrik g und nicht 'Tiaß dx"' ® dxß ist,
auch wenn dies für schwache Felder keine großen Effekte bewirkt.
Zum Schluß dieses Kapitels untersuchen wir, ob die Erweiterung der
Rechnungen aus § 2.1 bzw. § 3.1 über Erhaltungssätze auf den Fall mit Gravi-
tationsfeld neue Einsichten bringt. Da die Metrik nicht a priori festgelegt ist,
gibt es jetzt mehr Invarianzeigenschaften, so daß man weitere Erhaltungsgrößen
erwarten würde.
Wir gehen von der Gleichung (4.2,8) für die Variation von f aus und be-
trachten zunächst nur den neuen, von der Gravitation stammenden Teil. Rührt
die Variation von der Lie-Ableitung Lx in Richtung des Vektorfeldes X her,
4.2 Variationsprinzip und Erhaltungssätze 185

so besagt diese Gleichung (*T" := *e"fl'Y 1\ Rfl'Y E E 3 und e" eine orthogonale
Basis)

(4.2,20)

Integrieren wir ( 4.2,20) über eine vierdimensionale Untermannigfaltigkeit


N ohne Rand, und hat X in N kompakten Träger, so schließen wir aus
f Lx w = 0 V w E Ern, der Invarianz eines Integrals unter Lie-Ableitung
(1, 2.6,11) und (ix w<>a)ea 1\ *T" = 0, da ea 1\ *T" = e" 1\ *Ta, daß

Da dies für alle Vektorfelder X mit kompaktem Träger in N gelten muß - wir
haben ja keinerlei Invarianzeigenschaften von X vorausgesetzt -, so erhalten
wir zunächst die
Kontrahierte Bianchi-ldentität ( 4. 2,21)

d*T" =- w"a 1\ *Ta.

Bemerkungen (4.2,22)
1. Diese Relation ist eine Konsequenz der allgemeineren Gleichung ( 4.1 ,25)
(Aufgabe 3).
2. f Lx w = 0 drückt die Invarianz eines Integrals unter allgemeinen Koordina-
tentransformationen aus. Diese allgemeine Kovarianz führt nicht zu neuen
Erhaltungssätzen, sondern zu ldentitäten, die unabhängig von jeder Feld-
gleichung gelten (vgl. 2.1,8;5 und 2.1,18;3).
3. (4.2,21) wurde hier für orthogonale Basen abgeleitet, doch hat sie in jeder
Basis diese Form, da sich die *T" wie die *e" transformieren.
4. Gelten die Einsteinsehen Gleichungen T" = 167TK(T" + t"), so folgt aus
(4.2,21) die Relation (1.3,28):

d(*T" + *t") =- w"ß 1\ (*Tß + *tß).

5. Die vier I-Formen T <> haben wegen der Symmetrie ifl T" = i" Tß 10 linear
unabhängige Komponenten, zwischen denen (4.2,21) vier differentielle
186 4. Gravitation

ldentitäten herstellt. Von den Einsteinsehen Gleichungen sind also nur 6


voneinander unabhängig. Man sieht dies als die richtige Zahl von Gleichun-
gen für die 10 Komponenten gaß = gßa von g = gaß dxa (g) dxß an: Die Glei-
chungen dürfen ja das Koordinatensystem nicht festlegen, so daß für vier
willkürliche Funktionen :xa(x) Spielraum bleiben muß.
Bei Verwendung von ( 4.2,21) vereinfacht sich ( 4.2,20) zu

d(i X (*eaß 1\ Raß ) - *eaß 1\ LX w aß - (i X ea )*Ta)= 0 ' (4.2,23)

da Lx auf rn-Formen wie dix wirkt. Mit dieser, für beliebige Vektorfelder X
geltenden Identität können wir den allgemeinen Variationsausdruck (4.2,8)
weiter verarbeiten. Setzen wir die früheren Resultate aus § 2.1 und § 3.1 für
die Variation von .E des elektromagnetischen Feldes und der Materie ein, so
erhalten wir, wenn die Variation o wieder Lx gleicht,

d(-1- i (*eaß 1\ R ) - _1 - *eaß 1\ L w -


16m<: X aß 16m<: X aß

- (i
X
e
a
)(*Ta + *ta)) = d((-1-
16m<:
*Ta -*Ta - *ta)x~) = 0.
~
(4.2,24)
Da nicht vorausgesetzt wurde, daß der Fluß von X die Metrik invariant läßt,
sind die Komponenten xa von X beliebig. Dieses Übermaß an Invarianz führt
nicht auf eine Kontinuitätsgleichung, sondern zurück zur Einsteingleichung
*T"' = 16m<:(*Ta + *t"').

Aufgaben (4.2,25)

1. Zeige *ePT oR
PT
= d(*ePT owPT ).
2. Zeige, daß odx"' = 0 ftir schwache Felder <Pa ß' ß = -21 .pßß ,a bedeutet.

3. Leite (4.2,21) aus(4.1,25) ab.


4. Ermittle den Einfluß eines Terms 1\ *I zu I: in den Einsteinsehen Gleichungen.
5. Berechne * ;t 0 aus ( 4.2,11 ,iii) im flachen Raum in der orthogonalen Basis von Polarkoordi-
naten.

Lösungen ( 4.2,26)
1. d(*ePT ow
PT
) =- 2wP
a
1\ *eaT 1\ ow
PT
+ *ePT 1\ d ow
PT
=
= *ePT 1\ (dO W
PT
+ 2WPa 1\ OW UT ) = *ePT 1\ OR
PT
.

2. In erster Ordnung ist dx"' = ea- .p"'ß eß: 0 = *8 dx"' = d(*e"'- .p"'ß *eß) =

=- w"' ß 1\ *eß - .p"' ß,-y e'Y 1\ *eß = (<Pß-y, "' -<Pa 'Y,ß - .p"'ß ,-y )e'Y 1\ *eß. Nach ( 1.2,18) ist

aber e'Y 1\ *eß = T/'Yß *1.


4.3 Maximal symmetrische Räume 187

3. d*Ti = d(*eimk 1\ R
mk
) = - wi 1\ *eimk 1\ R
J mk
- 2wm 1\ *eisk R
s mk
+
+ 2 *eimk 1\ w s R =- wi. *Tj
m sk J •
4. ö(A*l) = A öei 1\ ii *1 = A öei 1\ *ej (siehe 2.1,18;iii), gibt also einen Zusatz- *ei zu
*Ti"

5. ea = (dt,dr,rdß,rsinß d<P), w 12 =- dß, w 23 =- cosß d<P, w 31 = sinß d<P,


! € 0 !3-rli d(w13 "Y 1\ e 0 )=d(-cosß d<P 1\ dr + sinß d<P 1\ dß) = sinß dr 1\ dß 1\ d<P.

4.3 Maximal symmetrische Räume

Nach den flachen Räumen haben Räume konstanter Krümmung


die einfachste Struktur. Sie verallgemeinern die Kugeloberfläche
und zeigen schon einige physikalisch interessante Aspekte.

Killingsche Vektorfelder erzeugen Isometrien ll des Raumes und stehen in


bijektivem Verhältnis zu Konstanten der Bewegung in diesem Raum (vgl.
(4.1, 18,4) und Aufgabe l ). Allerdings müssen die Felder nicht vollständig sein,
ihr Fluß kann aus der Mannigfaltigkeit heraus führen (siehe I,2.3,7). Aber auch
wenn sie nicht eine einparametrige Gruppe von Isometrien erzeugen, so prägen
sie doch lokal die Struktur des Raumes. Sind sie in genügender Zahl vorhanden,
so lichten sich die Einsteinsehen Gleichungen und werden expliziter Rechnung
zugänglich.
Der Prototyp eines Killingschen Vektorfeldes v sind die Drehungen des
Rm. Für ein Paar von Indizes (i,k) ist dann vi = xk, vk = - xi, die anderen
Komponenten verschwinden. Man beachte
(i) vi,k + vk.,J = 0,
(ii) VQ .. = 0.
,JJ
In pseudo-Riemannschen Räumen verallgemeinert sich dies zu folgenden
Relationen der kovarianten Ableitung von Killing-Vektorfeldern v (4.3, 1)
Wir verwenden die natürliche Basis ea = aa und die Notation
<D e vle a ) =: va; 13 , <D e"Y D e vle a ) =: va; 13 ;-y •
13 13

Dann ist (RA UPJl aus (4.1,24;2))


(i) va;ß + V{3;a = 0,
(ii) V = RA V •
ll;p ;a UJlP A

11 = Diffeomorphismen, die g invariant lassen.


188 4. Gravitation

Beweis
(i) Killing-Vektorfelder lassen das Skalarprodukt invariant: Lv<XIY) =
= (LvXIY> + (XILv Y). Andererseits ist mit (4.1,6;(vi) und (vii)') Lv(XIY) =
= Dv (XIY> = <DvXIY) + <X!Dv Y> = <Dx viY) + <X!Dy v) + (LvXIY) + <XILv Y).
Zusammen gibt dies <Dx viY) + <XIDy v) = 0 oder (i), wenn man für X, Y
die Basisfelder nimmt.
(ii) Da die Felder der natürlichen Basis untereinander verschwindende Lie-
Ableitung haben,

wird (4.1,19) mit (4.1,20;2)

Wegen der zyklischen Eigenschaft ( 4.1 ,24;(iii)) des Riemann-Christoffel-


Tensors folgt zunächst für ein beliebiges Vektorfeld v

Ist v ein Killing-Vektorfeld, reduziert sich dies nach (i) zu

was in obiger Formel eingesetzt (ii) ergibt.

Folgerung ( 4.3,2)
Die zweiten Ableitungen von v lassen sich also linear durch v ausdrücken.
Durch Fortsetzung des Verfahrens lassen sich alle höheren Ableitungen auf v
und seine ersten Ableitungen reduzieren. Analytizität vorausgesetzt, können
wir v lokal durch v (und seine ersten Ableitungen) an einem Punkt, etwa 0,
ausdrücken:

Dadurch wird die Zahl der möglichen Killing-Vektorfelder stark eingeschränkt:


kann im rn-Dimensionalen m(m-1)/2 Werte annehmen und
V;~.;a(O) =- va;;~.(O)
v;~.(O) m Werte. Daher gibt es insgesamt höchstens m + m(m-1)/2 = m(m+l)/2
unabhängige Killing-Vektorfelder.

Bemerkungen ( 4.3,3)
I. Unabhängig soll heißen, sie erfüllen keine linearen Relationen mit konstan-
4.3 Maximal symmetrische Räume 189

ten Koeffizienten. Relationen mit variablen Koeffizienten werden sie wohl,


erfüllen, wenn es mehr als m gibt, aber da die Killing-Felder kein Modul
sind (2.1, 10; 1), spielt dies keine Rolle.
2. Im flachen Raum ist die euklidische Gruppe die größte Gruppe von Isome-
trien (vgl. I,4.1,13;4) und hat gerade m(m+l)/2 Parameter. Die Aussage, daß
durch die Raumkrümmung die Gruppe höchstens kleiner wird, ist durchaus
plausibel.
Zur Klassifizierung von symmetrischen Räumen beginnen wir mit der
Definition (4.3,4)
(i) Ein Raum heiße maximal symmetrisch, wenn er m(m+ 1)/2 unabhängige
Killing-Vektorfelder besitzt.
(ii) Ein Raum heiße isotrop um einen Punkt x, wenn er m(m-1)/2 Killing-
Vektorfelder besitzt, flir deren Fluß x ein Festpunkt ist und die Aik (aus
(Lvei)(x) = Aik(x) ek(x), ek eine orthogonale Basis) die gesamte Lorentz-
gruppe von (Rm ,r/) erzeugen.
(üi) Ein Raum heiße isotrop, wenn er um jeden seiner Punkte isotrop ist.
Bemerkungen (4.3,5)
1. (ii) bedeutet, daß es m(m-1)/2 Killing-Vektorfelder vi gibt, wobei vi"'(x) = 0,
und die vi a, 11 (x) bilden eine Basis der antisymmetrischen m x m-Matrizen,
wenn i 1 bis m(m-1)/2 durchläuft.
2. In einem maximal symmetrischen Raum gibt es für jeden Punkt Killing-
Vektorfelder, die 1) erfüllen. Er ist daher isotrop.
In isotropen Räumen muß die Krümmung in jeder Richtung gleich sein.
Dies führt zu einer besonders einfachen
Struktur der Kriimmungsformen isotroper Räume (4.3,6)
Im isotropen Raum gilt

K eine Konstante.

Beweis
Zunächst zeigen wir, daß die Rik unter Lie-Ableitung nach einem Killing-Vek-
torfeld zwar nicht invariant sind, sich aber wie die eik verhalten. In einer ortho-
gonalen Basis gilt nach (2.1, 10;2)

also
190 4. Gravitation

LV Ri k = dLV wi k + (LV wi)


J
A u}k + wi3. A Lv u}k =

=Ai j Ri k - Ri j Ai k.

Nehmen wir nun die v's, welche x als Fixpunkt haben, (Lv f)(x) = 0 V f E E0 ,
ist

(L Ri )(x) = l (L Ri . eim )(x) = l Ri . (x) L eim(x).


V k 2 V kjtn 2 kjm V

Fassen wir Rikjm (x) als Matrix in den Indexpaaren auf, dann kommutiert sie
also mit den infinitesimalen Lorentztransformationen, wobei diese durch das
antisymmetrische Tensorprodukt dargestellt sind. Da diese Darstellung irredu-
zibel ist, muß die Matrix der Einheit proportional sein:

Um zu sehen, daß K konstant sein muß, betrachtet man dRik = dK A eik +


+ K deik· Verwendet man die Bianchische Identität (4.1,25), so sieht man,
daß dK = 0 oder K ist von x unabhängig.

Bemerkungen (4.3, 7)
1. Hängt die Krümmung nicht von der Richtung ab, dann also auch nicht vom
Ort. Deswegen sagt man einfach, diese Räume haben konstante Krümmung.
2. Isotrope Räume haben nach (4.1 ,24;3) und ( 4.3,6) verschwindende Weyl-
Formen cik und sind daher für m ;;;. 3 konform flach (vgl. 4.1 ,24;3).
3. Sogar schon mehr als m(m-1)/2 + 2 unabhängige Killing-Vektorfelder bedin-
gen Rik = K eik (vgl. [4 ]).

Konstruktion isotroper Räume mit m ;;;. 3 ( 4.3,8)


Da sie konform flach sind, gibt es eine orthogonale Basis der Form ea = dxa/1/J,
1/1 E E 0 . Dann ist dea = 1/1, b eab, also wab = 1/1 ,a eb - 1/1, b ea. Dies führt wieder
mit ( 4.1 ,28) zu den Krümmungsformen

Soll dies K eab gleichen, muß 1/1 ,ab = 0 V a * b gelten, also


1/1 = 2 f(xi).
i= 1
4.3 Maximal symmetrische Räume 191

Dann besagt (4.3,6) (fa = Tlai fi)

Da die linke Seite nur von xa und xb abhängt, während die rechte für alle a
und b dieselbe ist, müssen sie tatsächlich konstant sein. Dementsprechend sind
die f quadratische Funktionen und können dann in die Form

gebracht werden. In einem Raum konstanter Krümmung gibt es also lokal


immer Koordinaten, so daß (x 2 := xa xb Tl ab)

(4.3,9)

Killing-Vektorfelder von isotropen Räumen ( 4.3, 10)


Wegen der Isotropie um den Nullpunkt werden Drehungen von Killing-Vektor-
feldern. erzeugt: sei V = xj ak - xk aj' xj = Tljk xk' ak die zu dxk duale Basis
(i 3 dxl = 8\) und U,k) ein festes Indexpaar, so wird
k

LV em = di V em + iV dem •=

- j ~ k = d[xj smk(l+Kx 2 /4r 1 ] +

+Kx(l+Kx 2 /4)- 2 (om x dxQ -x dxm)-j~k


2 j k Q k

Da L em = Amr e Amr = sm sr - smsr =-Arm sind die Drehungen um


v r' k J J k
den Ursprung Killing-Vektorfelder.
Es gibt aber noch Verallgemeinerungen der Translationen: Für festes k ist
V= ak(l-x 2 K/4) + ~ xk xj ai ein Killing-Vektorfeld. Man kann dies wie oben
nachrechnen oder, hier einfacher, die Gleichung aus Aufgabe 1 für die Kompo-
nenten vi, gQm von v und g in der natürlichen Basis nachprüfen
192 4. Gravitation

+K
2 (xk ."''mQ + x Q ök m )]} = 0 ·

Diese v bilden für kleine x eine Basis, so daß die von ihnen erzeugte Gruppe in
einer Umgebung vom Ursprung transitiv wirkt: jeder Punkt kann in jeden über-
geführt werden. Einen Raum mit einer transitiven Gruppe von Isometrien nennt
man homogen. Indem wir unsere bisherigen Einsichten sammeln, kommen wir
zur

Folgerung ( 4.3, 11)


Für eine pseudo-Riemannsche Mannigfaltigkeit M, m ~ 3, sind folgende Eigen-
schaften äquivalent:
(i) M ist maximal symmetrisch,
(ii) M hat konstante Krümmung,
(iii) M ist isotrop,
(iv) M ist homogen und um einen Punkt isotrop.

Bemerkung (4.3,12)
Alle bisherigen Überlegungen haben nur lokalen Charakter und sagen nichts über
globale Verhältnisse, die Killing-Vektorfelder müssen nicht vollständig sein. So
sind Vereinigung und Teile von Kugeloberflächen ebenfalls isotrope Räume. Bei
gleichem K sind isotrope Räume aber lokal isometrisch.
Jede rn-dimensionale Mannigfaltigkeit läßt sich als Untermannigfaltigkeit
eines R 2m+l darstellen. Für isotrope Räume gelingt dies sogar in einem Rm+l,
wobei die Metrik die Einschränkungtt einer pseudo-euklidischen Metrik auf
Rm+l ist.

Geometrische Realisierung isotroper Räume ( 4.3, 13)


ß = 0,1, ... ,m-1 bestimme die Vorzeichen der Metrik des isotropen
'Tlaß, a,
Raumes, und wir wählen seine Krümmung IKI als Längeneinheit, so daß K = ± 1.
Nun sei 'Tiik im Rm+l gleich 'Tiaß für i, k = 0,1, ... ,m-1 und 'Timm = K. Dann ist
der isotrope Raum lokal zur Untermannigfaltigkeit H = {x E Rm+l: x'xk'Tiik =K}
isometrisch, wobei g die Einschränkung von dxi ® dxk 'Tiik auf H ist.

Beweis
Die Gleichung für H läßt sich (bei festem m)

tt Einschränkung einer Metrik heißt, das sie bestimmende Skalarprodukt wird auf die Vek-
toren im Tangentenraum der Untermannigfaltigkeit eingeschränkt.
4. 3 Maximal symmetrische Räume 193

K :xm :xm = K - 'Tiaß x"' xß := K - r2


schreiben. Auf H führen wir die Koordinaten x"' E Rm (r 2 = x"' xß 'Tl aß ) durch

x"' = x"' _ l-Kr2 /4


l+Kr2 /4' - l+Kr2 /4'
ein, dann wird

d:X"' = dx"'(l+Kr2 /4)- Kx"' rdr/2


(l+Kr2 /4)2 '

dxm = -K rdr
(l+Kr 2 /4) 2

und die Einschränkung der Metrik

gewinnt die Gestalt (4.3,9).

Bemerkungen ( 4.3, 14)


1. Die Killing-Vektorfelder (4.3,10) sind einfach die Einschränkung der Erzeu-
genden xk 3i - xi äk der entsprechenden Lorentzgruppe im Rm+t auf H. Ihr
Fluß läßt H und die Metrik 'Tiik dxi dxk invariant, daher auch ihre Einschrän-
kung auf H. Die Isometriegruppe von Räumen maximaler Symmetrie ist also
zu einer Lorentzgruppe O(n,m+ 1-n) isomorph.
2. Die geodätischen Linien sind Schnitte von H mit Hyperebenen durch den
Nullpunkt. Sie sind ja durch ein Variationsproblem ö f ds ~i ~k 'Tiik = 0 mit
der Nebenbedingung xi xk'Tiik = K bestimmt. Dies führt mit einem Lagrauge-
sehen Multiplikator "'A auf die Gleichungen 5ti = "'A xi, so daß die

konstant sind. :X liegt dann auf den Hyperebenen

Die physikalische Bedeutung isotroper Räume (4.3, 15)


Räume hoher Symmetrie befriedigen die ästhetischen Gefühle der Physiker
und liefern daher beliebte Weltmodelle. Da, soweit man sehen kann, der Raum
um uns isotrop und homogen ist, wird seine Isotropie um jeden Punkt zum
kosmologischen Prinzip erhoben. Manche Forscher gehen weiter und fordern
194 4. Gravitation

maximale Symmetrie für Raum und Zeit ("perfektes kosmologisches Prinzip").


Abgesehen von kosmologischen Spekulationen erscheinen solche Räume als
Lösungen der Einsteinsehen Gleichungen, wenn die Energie-Impuls-Verteilung
genügend Symmetrie aufweist. Dabei müssen wir die Fälle von positivem und
negativem K unterscheiden (K = 0 ist der Minkowski-Raum).

K = 1. De Sitter Universum (4.3,16)


Es läßt sich als das Hyperboloid

- XÖ + Xf + X~ + X~ + X~ =J
im R5 mit g =- dxö + dxi + dx~ + dx~ + dx~ darstellen. Auf R3 reduziert,
sieht dies so aus:

a) b)

Fig. 56 Verschiedene Schnitte des de Sitter-Universums


4.3 Maximal symmetrische Räume 195

Die Schnitte mit Ebenen, welche die x0 -Achse enthalten, sind zeitartige geodä-
tische Linien. Führt man sie als Koordinatenlinien mit der Eigenzeit als neue
Zeitkoordinate t ein (synchrone oder mitbewegte Koordinaten, vgl. Aufgabe 5)

x0 = Sh t, x1 = Ch t sin X sin-& COSIP


x2 = Ch t sin X sin -& sin IP, x3 = Ch t sin x cos -&
x4 = Ch t cos x,
so gewinnt die Metrik die Gestalt (siehe Fig. 56a)

(4.3,17)

Die Schnitte t = konst sind ein Riemannscher Raum mit konstanter positiver
Krümmung und Radius Ch t, das Universum kontrahiert zunächst und expan-
diert dann wieder. Das geodätische Vektorfeld dt ist allerdings nicht das ein-
zige, schneidet man mit Flächen mit 45° zur x0 -Achse, gewinnt man für die
Hälfte des Hyperboloids die Koordinaten

in denen die Metrik in der Gestalt (siehe Fig. 56b)

(4.3,18)

erscheint. Hier sind die Schnitte t = konst ein euklidischer Raum, welcher in
dem Sinn expandiert, daß die geodätischen Linien xj = konst, j = 1,2,3, weiter
auseinander rücken 1:1. Das de Sitter Universum zeigt die verschiedensten Aspek-
te, wir werden sogar Koordinaten finden, in denen die gik gar nicht von der
Zeit abhängen. Um die kausalen Verhältnisse besser zu überblicken, wollen wir
noch das Ganze in ein Kompakturn abbilden (Penrose-Diagramm). Dazu schrei-
ben wirtaus (4.3,17) als

t' = 2 arc tg e1 - rr/2

und die Metrik wird

(4.3,19)
ll Dies ist beobachtbar, da etwa Proton und Elektron im Wasserstoffatom sich nicht geo-
dätisch bewegen, sondern elektrisch aneinander gefesselt sind, so daß der Bohrsehe
Radius nicht mitexpandiert
196 4. Gravitation

d~V = drf2 + sin:z.l? d~P2 , 0 < x < 1r, -'Tr/2 < t' < 1rj2.
Hier sieht man wieder die konforme Äquivalenz zum Minkowski-Raum, in
welchem die Koordinaten

t+r = tg(t' + x)/2, t - r = tg(t' - x)/2,

- 7r + X < t' < 7r - X,

die Metrik in
t'+ t'-
g = [2 cos ~ cos ~t 2 (- dt' 2 + dx 2 + sin 2 x d!V) (4.3,20)

umformen. Sowohl das de Sitter Universum als auch der Minkowski-Raum sind
also auf einen relativ kompakten Teil von R 2 x S2 abgebildet. Der Unterschied
in der kausalen Struktur der Räume rührt daher, daß sie verschiedene Teile der
(t',x)-Ebene bedecken (Fig. 57)

t'
11

t' Ereignis-
Horizont

~ (t,r) = (oo,oo)

-11/2 L...-.L..---L----'7)1:-'-__"
4--- ( t,r) = (- oo,oo)
t =- 00

-11
t =- 00

De Sitter Minkowski

Fig. 57 Penrose-Diagrarnm flir flachen und gekrümmten F aum


4.3 Maximal symmetrische Räume 197

Im de Sitter-Raum beginnen zeitartige geodätische Linien auf der Geraden


t' = - 7r/2, 0 < x < 1r, und münden bei t' = 7r/2, 0 < x < 1r. Es gibt solche,
die die Vergangenheit eines Punktes p nicht schneiden, so daß sie ein Beob-
achter in diesem Punkt nicht sieht (Teilchen-Horizont). Andererseits überdeckt
hier die Vereinigung der Vergangenheitslichtkegel einer Teilchenbahn nicht den
ganzen Raum, es gibt Punkte, die ein Beobachter auf einer geodätischen Linie
nie sehen wird (Ereignis-Horizont). Im Minkowski-Raum kommt dies nicht vor,
zeitartige geodätische Linien beginnen im Punkt (t',x) = ( -1r,O) und münden in
(1r,O). Nur beschleunigte Teilchen können aus der Kathete (t,r) = (-00,oo) von
Fig. 57 kommen und dann ist es möglich, daß sich zwei beschleunigte Beob-
achter nie sehen (vgl. I,6.4,10;2).

K = -1. Das Anti-de Sitter Universum (4.3,21)


Es läßt sich als das Hyperboloid

- xö + xi + x~ + x~ - xi = - 1

im R 5 mit der Metrik

g = - dxö + dxi + dx~ + dx~ - dxi

darstellen (Fig. 58)

xo

Fig. 58 Das Anti-de Sitter Universum


198 4. Gravitation

Zunächst sieht man, daß der Schnitt mit x 1 = x2 = x 3 = 0 eine geschlossene


zeitartige geodätische Linie ist. Will man die Kausalstruktur (vgl. 1,6.4,7) retten,
muß man die Überlagerungsfläche nehmen. Diese wird durch die Koordinaten

r = yxr+x~+x~ = Sh 11, x0 = Ch Tl cos t',

x 4 = Ch 11 sin t',

auf das Gebiet R X R+ X S2 für die Variablen (t',T/,t?,.,o) abgebildet. Die Metrik
gewinnt das Aussehen

(4.3,22)

Hier ist der Schnitt t' = 0 = x4 ein Riemannscher Raum konstanter negativer
Krümmung. In ihm hat eine Kugel mit Radius R eine Oberfläche 47T Sh2 R und
die Eigenzeit ds = dt' Ch R verrinnt draußen viel schneller. Um dieses Gebilde
mit den vorherigen Räumen konform zu vergleichen, gehen wir zur radialen
Variablen x = 2 arc tg eTJ - 7T/2 über. Diese führt zur Metrik

(4.3,23)

0 <X< 7T/2, - 00 < t' < oo,

welche wieder von der Form ( 4.3, 19) ist, nur der Faktor hängt hier von X und
nicht von t' ab. Jetzt ist das Penrose-Diagramm ein unendlicher Streifen, was
zeigt, daß es im anti-de Sitter-Raum überhaupt keine Cauchy-Fläche gibt. Be-
trachten wir den Schnitt einer raumartigen Fläche mit i} = 0, so muß er im
Penrose-Diagramm flacher als 45° verlaufen. Wir können dann immer einen
Lichtstrahl längs i} = 0 finden, der diese Fläche nirgends durchstößt (Fig. 59).
In der unendlichblättrigen Überlagerungsfläche hat die Zeit folgende ungewohn-
te Eigenschaft: Man kann zu jedem unendlichen Raum ein so viel späteres Er-
eignis finden, daß es mit dem Raum in keinem kausalen Zusammenhang steht.

Die Einsteinsehen Gleichungen für isotrope Räume (4.3,24)


Ist Raß = K eaß, so wird Rß = i"' R"' ß = 3 Keß, R = i"' R"' = 12 K und
R"' - e"' R/2 = - 3 K e"', also Energie-Impuls-Tensor T<>ß = - Tl aß 3K/81TK. In der
phänomenologischen Beschreibung (3.1 ,25 ;3) entspricht dies einer ruhenden
Flüssigkeit mit Energiedichte = - Druck = 3K/81TK. Um das de Sitter Univer-
sum (K > 0) aufrecht zu erhalten, brauchen wir negativen Druck, für das Anti-
de Sitter Universum (K < 0) negative Energie, alles natürlich homogen verteilt:
Solche unphysikalischen Taß könnte man erzeugen durch
4.3 Maximal symmetrische Räume 199

t'

Lichtstrahl

Schnitt einer raumartigen Fläche mit {} =0

Fig. 59 Penrose-Diagramm ftir die überlagerungsfläche des Anti-de Sitter Universums

(i) Einen Beitrag A*l zu .f (vgl. 4.2,25;4).


(ii) Durch den Vakuum-Erwartungswert des Energie-Impuls-Tensors von Fel-
dern, welcher aus Invarianzgründen - Tlaß sein muß.
(iii) Durch andere extra Zusätze zu den Einsteinsehen Gleichungen [31 ].
Keiner dieser Vorschläge überzeugt sonderlich, so daß maximal symmetri-
sche Universen trotz ihres ästhetischen Appeals nicht so gut im Rennen liegen,
zumal auch die empirische Evidenz in andere Richtungen deutet.

Bemerkungen ( 4.3,25)
L Die Einsteinsehen Gleichungen bestimmen nur das lokale Verhalten des Rau-
mes und nicht die globale Struktur. So sagen sie nicht, ob man im Anti-de
200 4. Gravitation

Sitter Universum zur Überlagerungsfläche gehen muß, um die kausale Struk-


tur zu retten, oder diese im de Sitter Universum zerstört werden darf, indem
man Antipodenpunkte identifiziert.
2. Da schon die einfachsten Räume eine drastische Veränderung unserer ge-
wohnten Kausalitätsverhältnisse erfordern, muß man auf das Schlimmste
gefaßt sein, wenn man Felder an den Energie-Impuls-Tensor koppelt. Bei
der Gravitation bleiben diese Erscheinungen zunächst auf das Kosmische
beschränkt, aber solche Kopplungen bei Hadronen können die Raum-Zeit-
Struktur im Kleinen ( 1o- 13 cm) völlig durchlöchern.

Aufgaben ( 4.3,26)
1. Was ist die Bedingung flir die gQm der natürlichen Basis, so daß v ein Killing-Vektorfeld
ist?
2. Zeige, daß die Poisson-Klanunern von Pa v"'(x) mit der Hamiltonfunktion g«ß(x) Pa p13
genau flir Killing-Vektorfelder v verschwindet ( vgl. 1,5 .1.1 0;2).
3. Es existiere ein Killing-Vektorfeld v. Finde ein Koordinatensystem, so daß die gQm der
natürlichen Basis von einer Koordinate unabhängig sind.
4. In zwei Dimensionen gilt immer Rik=K(x)eik(x) (vgl. 4.1,22). Warum muß K hier nicht
konstant sein?
5. In einer orthogonalen Basis sei e0 = dt. Zeige, daß e0 ein geodätisches Vektorfeld ist.
6. Berechne die linke Seite der Versionen (4.2,ll;ii und iii) in der Basis (4.3,9). Welches
Vorzeichen hat die Gravitationsenergie?
7. Berechne f *1 über Riemannsche Räume konstanter positiver Krümmung (K = 1).

Lösungen (4.3,27)
1. Es ist LV dxm = d(i""V dxm) = dvill = vill ,I. dxi (vgl. 1,2.5,12;5), also

~ vi gn . + g. vi n + g.n vi =0 .
xm,I lffi ,x. h ,m

2. {pa v"'(x), gi3 1 (x) Pop


~ 'Y
} = -2pa va ,'Y g"Yß Po,. . + va gß"Y,a Pop
,. . '"Y
= 0 flir Killing-Vektorfelder:

ga,...0 gß"Y = 8a: "Y ~ gß"Y ,a = - gßa gop ,a gP"Y, so daß wir auf die Bedingung von Aufgabe 1
kommen.
3. Nach (1,2.3,12) können wir stets lokal Koordinaten finden, flir die von v die I-Kompo-
nente (in der natürlichen Basis) gleich 1 wird und die anderen verschwinden. Dann ist
nach Aufgabe 1 gQm,l = 0. Ist v zeitartig, kann man diese Koordinate als Zeit verwenden.
Dann ist die Metrik stationär und V = at. .
4. In zwei Dimensionen gibt es keine 3-Formen, daher keine Bianchische Identität.
5. 0 = de 0 = w\ 1\ ek bedeutet w \ - ek, k = 1,2,3. Also ist (vgl. 4.1,11 und 4.1,17)

De e0 =- ek(w 0 k le 0 ) = 0.
0

6. Die Basis ist orthogonal, (ii) und (iii) stimmen überein und eaß"Yo = - eaß-yo,
4.4 Räume mit maximal symmetrischen Untermannigfaltigkeiten 201

- l2 e"'f3'Y 6 w
il'Y
f\ e = -
6
K
2
e"'f3'Y 6 x e
(3 -y6

_l2 e"'il'Y 6 d(w(3-y f\ e ) =-


6
K
2 e"'f3'Y [e iJ-y6 (l+Kf /4)- Kx(3 x e0'"(6 ] =
6 0

K2
-f *e"' - K x"'x13 •ef3 = Sm,(* t"' + *T"').
2
= - 3K *e"' + 2

Der Term linear in K ist gerade die rechte Seite der Einsteinversion, die Glieder~ K 2
sind der Gravitationsbeitrag ~ w f\ w. Für die Energiedichte T00 ist er- K2 ((iP+3tl)/4)
stets negativ. Für K > 0 muß dies so sein, da das Integral der Energiedichte über den
kompakten Raum verschwinden muß (1.3,35;2) und der Beitrag~ K positiv ist.
dm - d _m-1 2 m/2
7. I * 1 =I x =S I rr wobei S = :Jm/2) = Oberfläche der m-Sphäre.
(l+f /4)m m o (1+f /4)m' m •\
Mitß=(l+r2 /4r 1 wird

I * 1 = s 2m-1 j dß ßm-2(1 _ 1)<m-2)/2 = s 2 m-1 r(m2 /2) =


m 0 ß m r(m)

= 21T(m+1)/2 = S
I'(m+l) m+1 '
2

wenn wir r~ii) = ~- 1 I'(m; 1) bedenken. Da der Raum zur m+ I-Sphäre isometrisch
ist, stimmt unsere Volumsmessung.

4.4 Räume mit maximal symmetrischen Untermannigfaltigkeiten

Die Einsteinsehen Gleichungen sind durch ihre Nichtlinearität


so kompliziert, daß eine allgemeine Lösung jenseits menschlicher
Rechenkunst liegt. Nur fiir Räume genügend hoher Symmetrie
lassen sich strenge Lösungen explizit angeben.

Durch eine Verminderung der Symmetrie des Raumes werden die mög-
lichen Krümmungsformen so reichhaltig, daß sie physikalisch akzeptablen
Energie-Impuls-Strömen entsprechen können. Es würde allerdings zu weit füh-
ren, alle Möglichkeiten erschöpfend zu klassifizieren, so daß wir nur physika-
lisch relevante Fälle, die bei sukzessiver Symmetrieverminderung auftreten, im
Detail untersuchen wollen.
Räume mit 6 Killing-Vektorfeldern ( 4.4, l)
Uns interessiert der Fall, in dem die Killing-Vektorfelder raumartig sind und
202 4. Gravitation

eine zu 0(4) isomorphe Gruppe erzeugen (Friedmann-Universum). Die Bahn


eines Punktes unter der Wirkung der Gruppe ist dann eine raumartige Unter-
mannigfaltigkeit mit 6 Killing-Vektorfeldern, also ein 3-dimensionaler Riemann-
scher Raum konstanter Krümmung. Wir wollen mitbewegte Koordinaten ver-
wenden, in denen das geodätische Vektorfeld senkrecht zu diesem isotropen
Raum die Koordinatenlinien x = konst liefert und die Eigenzeit auf diesen
geodätischen Linien die Zeitkoordinate t gibt (vgl. 4.3,26;5). Dann hat g die
Form der (r 2 = x 2 )

Robertson-Walker-Metrik ( 4.4,2)

Bemerkungen ( 4.4,3)
I. R(t) ist eine noch zu spezifizierende Funktion der Zeit, etwa im de Sitter-
Raum Ch t (siehe (4.3,17), dx 2 (1 + Kr 2 /4r 1 ist in den dort verwendeten
Koordinaten dx 2 + sin 2 xd.Q 2 ), oder et mit K = 0 (siehe 4.3,18). Für K > 0
hat die Untermannigfaltigkeit t = konst das endliche Volumen 27T 2 R 3 (t)/K 312
(siehe 4.3,26;7).
2. Führt man wie in (4.3,17) eine neue Zeitvariable t': dt'/dt = 1/R(t) ein,
wird g zum de Sitter- und damit zum Minkowski-Raum konform äquivalent
(vgl. 4.3,19)

In vielen Fällen durchläuft t' wie im de Sitter-Raum nur ein endliches Inter-
vall t 0 < t < t 1 . Dann zeigen sich Kausalitätsverhältnisse wie wir sie in
( 4.3, 16) diskutiert haben, insbesondere gibt es Teilchen- und Ereignis-Hori-
zonte.

Krümmungsformen des Friedmann-Universums (4.4,4)


Griechische Indizes mögen von 0 bis 3, lateinische von 1 bis 3 gehen. Schrei-
ben wir die orthogonale Basis als

e" = (dt R(t) dxa )


' 1 + Kr2 /4
wird
de" = (0 R e0 a - K. x eba)
'R 2R b

und damit

Wa
o
=wO
a
= R
R
ea
'
( 4.4,5)
4.4 Räume mit maximal symmetrischen Untermannigfaltigkeiten 203

Dann ist
.. .
dwoa = R eoa _ KR X eba
R 2R2 b '

dwab = K eab(l + Kr2 /4) + K2 (xax ebc- xbx eac)


R2 4R2 c c

und Nachahmen der Rechnung (4.3,8) führt auf

(4.4,6)

Die Kontraktionen werden hier

(4.4,7)

Bemerkungen ( 4.4,8)
1. Für R(t) = konst hat man nur räumlich konstante Krümmung,

Zeitabhängigkeit von R erzeugt ein R 0 a und trägt zu Rab bei.


2. Vergleich von (4.4,7) mit (4.1,24;3) zeigt, daß hier die Weyl-Formen ver-
schwinden, wie es die konforme Äquivalenz zum Minkowski-Raum verlangt.

Einsteinsehe Gleichungen, klassische Form (4.4,9)


Um (4.2,11 ;(i)) zu erfüllen, müssen nach (4.4,7) die Energie-Impuls-Formen der
Materie die Gestalt e" x (Funktion nur von t) haben. Der Energie-Impuls-
Tensor der Materie muß also diagonal sein, wobei wir im Sinne der phänome-
nologischen Beschreibung (3.1,25;3) T 00 = p = Energiedichte, Tii = p =Druck,
setzen. Dann verlangen die Einsteinsehen Gleichungen

3 R2 + K = 87rKp
R2
(4.4, 10)
-2f - R2 ;2 I(= 87rKp.
Bemerkungen ( 4.4, 11)
1. p und p stehen zunächst durch die Bianchi-ldentität (4.2,21) mit R in einer
Beziehung, die natürlich auch eine Konsequenz von ( 4.4, 10) ist. Sie besagt
204 4. Gravitation

d*T 0 = d(p *e0 ) = dp 1\ *e0 + p d*e 0

=- w 0 1\ *Ti =- p w 0 . 1\ *ei,
J J

also
dp 1\ *e 0 = (p - p)w 0 1\ *ei oder
. R
P = 3 R(p- p).
J

In der Form

hat sie die Interpretation Druck = - Energieänderung/Volumänderung, wenn


wir ein Volumen mit festen Koordinaten xi betrachten. Bemerkenswert ist,
daß in diesen mitbewegten Koordinaten die Gravitation in der Energiebilanz
nicht aufscheint.
2. Die statische Situation R = 0 erfordert wie in den de Sitter-Universen ftir
K > 0 negativen Druck, für K < 0 negative Energie. Ein Druck p erzeugt
nämlich wie Energiedichte p ein Schwerefeld, etwa in der linearen Näherung
( 4.2, 18) erzeugt der phänomenologische Energie-Impuls-Tensor (3.1 ,25 ;3)
im statischen Fall ein Gravitationspotential

<Poo = Jf(p + 3p).

Um in einem statischen Zustand dem Gravitationskollaps entgegenzuwirken,


muß entweder p oder p negativ werden. Dies hat Einstein anfänglich dazu
verleitet, das kosmologische Glied A * 1 in sein Wirkungsprinzip einzubauen.
Später hat Friedmann die hier gegebenen Lösungen gefunden und man ten-
diert jetzt dazu, die dynamischen Gleichungen zu akzeptieren. Um ihre Be-
deutung klarer zu sehen, betrachten wir die
Einsteinsehen Gleichungen - Landau-Lifschitz-Form ( 4.4, 12)
In ( 4. 2, II ;(ii) und (iii)) haben wir die Energie-Impuls-Formen für Materie und
Gravitation als äußere Ableitungen von 2-Formen dargestellt. Wir wollen mit
jenen Gleichungen die bisher nicht sichtbare Gravitationsenergie aufspüren. Zu
diesem Zweck berechnen wir die Einschränkung auf t = konst der äußeren Ab-
leitung von der 2-Form

_ 1 €obcd w 1\ e =_ X €obcd x e
2 bc d 2R b cd'

- 1 €obcd d(wbc 1\ ed)l =


2 t=konst
4.4 Räume mit maximal symmetrischen Untermannigfaltigkeiten 205

=- ..K.eobcd[e (1 + Kr 2 /4)- Kx x e ] =
2R bcd b m mcd lt=konst

(4.4,13)

Bemerkungen (4.4,14)
1. Laut (4.4,13) ist 87TK • Gesamtenergiedichte = (3K- K 2 r 2 /4)/R 2 , also
87TK • Gravitationsenergiedichte = 87TK • (Gesamtenergiedichte - p) =
=- (K 2 r 2 + l2:R2 )/4R2 • Im statischen Fall (R = 0) ist dies die Energiedichte
einer homogenen Massenverteilung p nach der Newtonsehen Theorie. Diese
ist so wie in der Elektrodynamik konstruiert, aber mit umgekehrtem Vor-
zeichen und 47TK ~ e 2 . Nun wäre in Einheiten R = 1

I::N = ep = 3K/2e, V= Kr 2 /4e,


~ .
\/V= xK/2e,

also entspricht, wie in § 1.3 versprochen, in diesen möglichst kartesischen


Koordinaten- K 2 r 2 /4R 2 gerade 87TK • Newtonscher Gravitationsenergie. Im
dynamischen Fall kommt hier noch ein Beitrag R2 hinzu.
2. Die Größe der Gravitationsenergie ist gerade so, daß für K > 0 das Integral
der Gesamtenergie über den ganzen Raum verschwindet:

3. Schreiben wir die erste Gleichung ( 4.4, 10) als

R
y2 - R2 = - K = konst
41TKp 3 2

erscheint sie in der Form der Energieerhaltung ei!les (nichtrelativistischen)


Teilchens: mit Koordinaten R, Geschwindigkeit R. Kinetische Energie +
potentielle Energie = konst, wobei letztere das Potential am Rand einer
Kugel (Radius R) mit homogener Dichte p ist:

- V(r) = 41TR 3 P E>(r- R) + 47TR 2 (- l + L) E>(R- r):


3r 2 3R 2
Man bemerke, daß V(O) - V(R) um einen Faktor 2 kleiner ist als V(R) -
- V(oo).
Im nächsten Kapitel kommen wir beim Studium des Zusammenbruchs
von Sternen auf die Gleichungen ( 4.4, 10) zurück und wir werden sie für einige
206 4. Gravitation

Dichte-Druck-Beziehungen lösen. Ihre kosmologische Bedeutung ist etwa in


[8,9,10] ausführlich diskutiert.

Räume mit 5 Killing-Vektorfeldern (4.4,15)


In (1,5.8) haben wir gesehen, daß es bei der Bewegung im Feld einer Gravita-
tionswelle im allgemeinen 5 Konstanten linear in den Impulskomponenten gibt.
Dementsprechend läßt diese Metrik 5 Killing-Vektorfelder zu, und die von
ihnen erzeugte Invarianzgruppe ist zu der Invarianzgruppe einer Gravitations-
welle (1,5.8,4) und damit zu der einer elektromagnetischen Welle (1,5.5,3) iso-
morph. Die in (1,5.8,1) angegebene Metrik ist ein Spezialfall von der in (4.2,13)
untersuchten Situation, in welcher die Metrik nur von einer Koordinate u ab-
hängt. Wir interessieren uns gerade für den Fall, der Unstetigkeiten zuläßt, in
dem also du= n"e'>, 0 = n"n" =: n 2 . Wenn wir Koordinaten so wählen, daß

n = (-1,1,0,0), u=x-t, (4.4,16)

hat die Metrik (1,5.8,1) mit der gewünschten Invarianzstruktur die Form

(4.4,17)

Bemerkungen ( 4.4, 18)


1. g ist von der Gestalt ( 4.3 ,26 ;5) einer Metrik in einem mitbewegten Koordi-
natensystem. Dementsprechend sind die Koordinatenlinien x = konst mög-
liche Teilchenbahnen.
2. Das durch g beschriebene Schwerefeld ist von der Natur einer Transversal-
welle, der Abstand zwischen den Teilchenbahnen senkrecht zur Fortpflan-
zungsrichtung dx wird durch die Welle verändert. Haben p und q kompak-
ten Träger, so sieht der Puls systematisch so aus: Fig. 60. In der in (1,5.8,7)
gegebenen Lösung ist insbesondere p ,;;;;; 1, q ~ 1, so daß die Bahnen in der
y-Richtung enger zusammenrücken und in der z-Richtung weiter auseinander
gehen (Quadrupolfeld).

Die Krümmungsformen ( 4.4, 19)


Bei Verwendung der orthogonalen Basis

e" = (dt, dx, p dy, q dz),

de" = (0, 0, p'du A dy, q'du A dz),

werden wie in ( 4.2, 13) die Übertragungsformen

s" = (0, 0, p'dy, q'dz).


4.4 Räume mit maximal symmetrischen Untermannigfaltigkeiten 207

/
/
/
/
/

/
/ /
/ /
/
/ /
/ /
/ /
/ / y
/
/ '/
/
/
/
/
/
/

p,q = 1/ /
/
p,q *1

Fig. 60 Gravitationspuls schematisch dargestellt

Da n S" = 0 = n n" gilt w A wß = 0 V cx, ß, und wir finden für die Krüm-
" " aß 'Y
mungsformen

(4.4,20)
s: = (0, 0, p"dy, q"dz)

und für ueren Kontraktionen

R = i R" = - n du i S'" = - n du(p" + q")


ß " ß ß " ß p q '
(4.4,21)
R = 0.
208 4. Gravitation

Bemerkungen ( 4.4,22)
1. Im zweidimensionaleng ==- dt2 + p 2 (t) dy 2 ist die Krümmung p"dt 1\ dy,
so daß die R<>ß gerade Krümmungen der entsprechenden zweidimensionalen
Schnitte sind.
2. Im allgemeinen verschwinden die Weyl-Formen nicht und der Raum ist nicht
konform flach. Ist p" == q" == 0, dann ist er überhaupt flach (vgl. I,5.8,8;2).

Einsteinsehe Gleichungen, klassische Form ( 4 .4, 23)


Nach ( 4.4,21) ist

P" q"
R - l e R ==- n du(-+-)
"' 2 a "' p q '
so daß als Quelle des Gravitationspulses ein Energiestrom ~ du in Frage kommt,
sofern er von einem gleich großen Strom der I-Komponente des Impulses be-
gleitet wird und die anderen Komponenten verschwinden. Solche Energie-
Impuls-Ströme werden etwa von einer elektromagnetischen Welle erzeugt. Ist

F == f(u) 1\ du mit (fldu) == (duldu) = 0,

dann hatten wirF 1\ *F == 0, und die Energie-Impuls-Formen (1.3,22) sind

T == *((i F) 1\ *F) == - i. F == - (f i - n i )f 1\ du =
"' a '"'F "' du "' f

== n"' du (flf),

somit verlangen die Einsteinsehen Gleichungen

p~' + ~: + 87TI( (flf) == 0.

Um dies zu lösen, setzt man p == L eß, q == L e-ß:

1' + ß' 2 + 47TK (flf) == 0 , (4.4,24)

ß(u) == l du'(-1~\!?- 41TK (f(u')lf(u'))) 112 . (4.4,25)

Bemerkungen ( 4.4,26)
1. In der Näherung linear in K ist
u u'
L(u) == I - 41TK f du' f du" (f(u")lf(u")},
0 0

während ß in erster Ordnung willkürlich bleibt. Für die homogenen Gleichun-


gen (f == 0) gewinnen wir so eine Lösung, die als <Pein in (4.2,16) zu verwen-
4.4 Räume mit maximal symmetrischen Untermannigfaltigkeiten 209

den wäre, denn in erster Ordnung ist ß = ..p 2 2 = - ..p 3 3 , die andern <P = 0, so
daß 0 = <P " = <P ·" = <P P gilt.
" ß" ""•P
2. Falls L > 0, ist es wegen (flf> > 0 eine konkave Funktion, wobei f und ß'
im gleichen Sinn zur Krümmung von L beitragen. Dadurch werden Teilchen-
bahnen in der y-z-Ebene fokussiert, eine Wirkung des Schwerefeldes, welches
von der Energiedichte der elektromagnetischen oder Gravitationswelle er-
zeugt wird.
3. Ist einmal L' < 0, so muß L früher oder später eine Nullstelle entwickeln.
Diese Singularität der Metrik braucht keine echte Singularität zu sein, son-
aern wird nur bedeuten, daß die Gravitationswelle das Koordinatensystem
verdorben hat. In einer anderen Karte kann der Raum als Minkowski-Raum
erscheinen (vgl. I,5.8,8;2), sobald die Welle vorbei ist.

Einstein-Gleichungen, Landau-Lifschitz-Form ( 4.4,2 7)


Es verbleibt zu sehen, wie weit die Deutung (4.4,26;2) von ß' 2 als Energie-
dichte mit der Formulierung (4.2,11 ;(ii) oder (iii)) übereinstimmt. Nach dieser
liefert die Gravitation einen Beitrag

.:t _ -1 I w /\ w /\ *eß'YP
" - 81TI< 2 ß'Y ap

zur Energie, der andere Summand verschwindet. Einsetzen von (4.4, 19) gibt

8trK ;t" = *(S n /\ S n /\ *ePß'Y) =


ß 'Y p "

= - n i i (ePß /\ du) = - n du 2 p'q' = (4.4,28)


" sß sP " pq

= 2n" du (ß' 2 - c\) 2 )'

so aaß neben ß' 2 noch ein negativer Term (L'/L) 2 auftritt.

Bemerkungen ( 4.4,29)
I. In der linearen Näherung (4.4,26;1) war L= 0, 2ß = g
22 = - g 3 3 und unser
Resultat ist:

Energiedichte = Impulsdichte = (g 2 2 - g3 3 )/ 4
!61TK
2. Solange L im Vergleich zu ß nur eine langsam variierende Amplitude ist,
sagt uns ( 4. 2; 11 ;(iii)), daß (3 2 wie andere Energie Gravitation erzeugt und
die Energie einer Gravitationswelle positiv ist.
3. In (4.4,27) treten auch Scheinenergien von Scheinkräften auf, wie daraus
hervorgeht, daß auch im flachen Raum (p" = q" = 0) die .:t" nicht ver-
schwinden.
210 4. Gravitation

Räume mit 4 Killing-Vektorfeldern (4.4,30)


Wir betrachten solche, die das Gegenstück zum Problem einer Zentralkraft in
der Mechanik darstellen. Der Energie und dem Drehimpuls entsprechen hier
Zeitverschiebungen und Drehungen als Operationen, welche g invariant lassen.
In den entsprechenden Polarkoordinaten (M = R x R+ x S2 ) hängen die grxß
nur von r = lxl ab, und wir können die Metrik als

schreiben.
Bemerkungen ( 4.4,31)
1. Gelten die Vakuum-Einstein-Gleichungen, so läßt sich zeigen, daß die
Existenz des zeitartigen Killing-Vektorfeldes bereits aus der Kugelsymmetrie
folgt (Birkhoffscher Satz, Aufgabe 5).
2. In mitbewegten Koordinaten sind die grxß im allgemeinen zeitabhängig.

Die Krümmungsformen ( 4.4,3 2)


In der orthogonalen Basis

de"' = (a'eadr f\ dt,O,dr f\ dl?,sinl?dr f\ d.p + rcosl?dl? f\ d.p)

finden wir für die Übertragungsformen (wegen wrxß = - w 13"' brauchen wir sie
nur für a < ß anzugeben)

j ea-b a'dt 0 0
w"' = -e-b dl? - e-b sin 1? d.p (4.4,33)
ß
- cos 1? d.p

Sie liefern

Iea-b (a"+a'(a'-b'))drAdt 0 0
dw"' ß = e-bb'drAdl? e-b( -cosl?dl?+sinl?b' dr)A d.p

sin 1? d1? f\ d.p


4.4 Räume mit maximal symmetrischen Untermannigfaltigkeiten 211

lo - ea-Zb a'dt 1\ d~ - ea-Zb a'sin ~ dt 1\ d~


wa '"( 1\ w 1 ß = 0 e-b cos ~ d~ 1\ d1,0
e- 2b sin ~ d~ 1\ d1,0

In der Summe kürzt sich der Term ~ d~ 1\ d1,0 von dw 1 3 , und die Ra ß werden
zu ea ß proportional:

l
(a'b'-a"-a'2 )e-2b eo I a' e- 2b o
--r-e 2
a' e- 2b o
--r-e 3

b' e- 2b 1 b' e- 2b 1
-r-e 2 -r--e 3 (4.4,34)
(1-e-2b) 2
2 e 3
r

Die Binstein-Gleichungen ( 4.4,35)


Da die verbliebene Symmetrie noch immer für die Ra ß die Form Ra ß = Ka ßea ß
(ohne Summe) bewirkt, müssen die Energie-Impuls-Formen Ta (dies stehe für
alles, was Gravitation erzeugt) ebenfalls ~ ea sein. Die Koeffizienten sind
-L Kß und hängen nur von r ab:
ß<'Y '"(
ßio<Y.,'"("~<Y.

-2b -2b
(- 1 - e - 2b' e-)e0 = 87TK T0
r2 r
-2b -2b
(- 1 - e + 2a' e--)e 1 = 87TK T1
r2 r
(4.4,36)
, b'
(a" + a' 2 - a'b' + ~-)e·
r
2 b e2 = 83rK T2

, b'
(a" + a' 2 - a'b' + ~)e- 2 b e3 = 81TK T3 .

Bemerkungen ( 4.4,3 7)
1. Durch die Kugelsymmetrie ist alles unter 2 ~ 3 invariant, insbesondere ha-
ben T 2 und T 3 denselben Faktor vor e2 bzw. e 3 .
2. Ta ist von der Form caea (ohne Summe), wobei die kontrahierte Bianchi-
Identität (4.2,21) die Koeffizienten ca der Gleichung

unterwirft.
3. Die Ta entsprechen der Basis ( 4.4,32), so daß die Ti, j = 1,2,3, durch lokale
212 4. Gravitation

Drehungen aus den kartesischen hervorgehen (vgl. 1.3,26). Gilt etwa yi =


= p ei in der kartesischen Basis, dann auch in der hier gewählten.

Spezialfälle ( 4.4,38)
1. Setzen wir phänomenologisch (vgl. 3.1,25;8)

wobei p und p nicht zu singulär und für r ~ oo genügend abfallend sein sol-
len, wird die erste der Gleichungen durch

e-2b = 1 _ 8fK Jo dr' r'2 p(r') =: 1 _ 2K M(r)


r
(4.4,39)

gelöst und die zweite bestimmt a, wenn b einmal berechnet ist:

a = - b - 47TK j dr' r' e 2b(r') (p(r') + p(r')). (4.4,40)


r

Die beiden letzten identischen Gleichungen geben eine Relation zwischen p


und p, welche der Forderung der kontrahierten Bianchi-Identität gleicht und
im nächsten Kapitel weiter ausgeführt werden soll.
Ist insbesondere p(r) = p(r) = 0 V r > r 1 , gilt für r > r 1 die

Schwarzschild-Metrik ( 4.4,41)

g = - ( 1 - !:.!!)dt 2 + ___QC__ + r 2 dil 2 r 0 = 87TK j r2 dr p(r).


r 1 -!:.!! ' o
r
Ist andererseits p = konst =- p, haben wir die Situation aus (4.3,23) und
wir erhalten eine (vgl. Aufgabe 4)

Statische Form der de Sitter-Metrik (4.4,42)

g =-(l-Kr2)dt2+ dr2 +r2dQ2 K=87T3Kp.


1 - Kr 2 '

2. In ( 4.4,36) kann der Druck in radialer Richtung verschieden vom Druck in


~- und <P-Richtung sein. Dies kommt etwa beim Coulombfeld einer Punkt-
ladung vor, für die sich die Energie-Impuls-Formen zu (Aufgabe 3)

(4.4,43)

berechnen. Setzt man in ( 4.4,36) e2a = e- 2b = 1/;(r)/r, sagen die Einstein-


Gleichungen
1 ,/,' e0 1 + ·1•' e 1 L•1·"
e2 L• 1·"
e3 ) = 87TK T
( ---'~'- -_ _'II_
r2 ' r2 ' 2r ' 2r a
4.4 Räume mit maximal symmetrischen Untermannigfaltigkeiten 213

Mit 1/1 = r- r 0 + 41TKe 2 /r reproduzieren wir gerade (4.4,43) und erhalten so


die

Reissner-Nordstr~m-Metrik ( 4.4,44)

Bemerkungen ( 4.4,45)
1. In der linearen Näherung und IPI << p gibt (4.4,40)
a = - g-0-0 - - 1 = - 41TK[ f
1 r ~
f dr' p(r')r' 2 + f dr' p(r')r'j =
2 o r

= Newtonsches Potential der kugelsymmetrischen Energiedichte p wie es


wegen (4,2,19;2) zu verlangen ist.
2. Der Druck trägt (4.4,40) wie die Dichte zu g0 0 bei, so daß der negative
Druck p = - p des de Sitter-Universums sogar a = - Newtonsches Potential
bewirkt, denn für konstante Dichten ist

t Jr'o
2 dr' p = - ~j
r
r' dr' p + konst.
~ r
3. Ist p bei r = 0 stärker als r 3 singulär, kann man in (4.4,39) f anstelle - f
r o
nehmen. Dies geschieht etwa in der Reissner-Lösung (4.4,44), so daß hier
die positive Feldenergie mit verkehrtem Vorzeichen zum Gravitationspoten-
tial beiträgt. Dies ist so zu verstehen: M = M(oo) stellt die Gesamtenergie
dar und das Potential

zeigt, oaß man bei Annäherung an den Ursprung einen Teil der Energiedichte
hinter sich hat, und das Potential im Vergleich zum asymptotischen Wert
- M/r abgeschwächt erscheint. Allerdings verlangt M < oo, daß die "nackte
Masse" im Ursprung - oo sein muß, da die elektromagnetische Masse

divergiert. Dies führt zur paradoxen Konsequenz, daß hier die Schwerkraft
für kleine Distanzen abstoßend wirkt. Wir werden also noch immer von der
unendlichen Selbstenergie einer Punktladung gepeinigt.
4. Zur Diskussion der Gravitationsenergie mit der Version (4.2,11 ;(ii)) der
Binstein-Gleichungen eignet sich die Basis (4.4,32) weniger, da schon im
flachen Raum Polarkoordinaten eine Gravitationsenergie vortäuschen. In
214 4. Gravitation

Aufgabe 6 werden wir dies in Koordinaten untersuchen, die so kartesisch


wie nur möglich sind (siehe I,5.7,17;4). Es zeigt sich, daß, sofern asympto-
tisch die Schwarzschild-Metrik vorliegt, M/K die Gesamtenergie inklusive
der Gravitationsenergie ist. Man beachte

f *T 0 = 47r
t=O
Jo dr r 2 eb(r) p(r) =I= M = 47r oj dr r 2 p(r) .

5. Nach Aufgabe 7 berechnet sich in diesen Koordinaten die Energiedichte der


Gravitation zu - 1<:M 2 /81rr4 . Dies ist gerade das Negative der Energiedichte
(e/47rr) 2 /2 eines Coulombfeldes, wenn wir analog zu (4.4,14;1) e2 durch
41rK M2 ersetzen. Da M das Integral der gesamten Energiedichte ist, kann es
eine überall reguläre Lösung mit M > 0 nur geben, wenn p > 0 die negative
Gravitationsenergie aufwiegt. Die Verstärkung des Schwarzschild-Potentials
gegenüber dem Newtonsehen bei kleinen r läßt sich als das von der negativen
Gravitationsenergie erzeugte Feld auffassen.

Eigenschaften kugelsymmetrischer Felder ( 4.4,46)


1. Geometrische Interpretation der räumlichen Metrik
Die Einschränkung der Metrik auf eine Ebene durch den Ursprung

= e2b dr2 + r2 d~2


g
I
t=konst
op=konst

ist die Metrik auf einer Rotationsfläche im R 3 . Stellen wir sie in Zylinder-
koordinaten durch z(r) dar, wird

oder mit ( 4.4,39)


, _. 1-1 -Tb __ 1 2KM(r)
z -V - e -V r- 2KM(r) '

_ r ,
z(r) - f dr
o
vr , -2KM(r')
2 " M( r ')

Insbesondere gibt die Schwarzschild-Metrik M(r) = konst dem Schnitt .p =


= konst die Geometrie des Rotationsparaboloids (Fig. 61)

z(r) =V 4r~ vr-=ro.


Für r = 2KM(r) wird die Metrik singulär. Das Paraboloid der Schwarzschild-
Metrik läßt sich über diesen Punkt fortsetzen, r ist dann aber nicht mehr
eine monotone Funktion von z.
4.4 Räume mit maximal symmetrischen Untermannigfaltigkeiten 215

Fig. 61 Modell flir die Metrik auf der Ebene t = konst, tJ = konst

2. Kausalstruktur
In (1,5.7,2;5) haben wir die Schwarzschild-Metrik durch die Koordinaten

u = v' fo - 1 er/Zr. Ch t/2r0


(4.4,47)
v = ..jL - 1
ro
er/ 2r• Sh t/2r 0 , u 2 - v
2 >- 1,

über r = r 0 fortgesetzt:

g= 4~3- e -r/r. (du2 - dv2) + r2 d.Q2. (4.4,48)

Es verbleibt eine Singularität bei r = 0, welche jetzt eine raumartige Hyper-


fläche u 2 - v2 = - 1 ist. Den kausalen Zusammenhang überblickt man am
schnellsten im Penrose-Diagramm, das man durch die Koordinaten

v + u= tg! (1/1 + 0, V - U = tg !( 1/J - ~) ,


(4.4,49)

erhält. Die Metrik


216 4. Gravitation

A= Jf e-r/ 2 r• cos- 1 1(t/1 + ~) cos- 1(t/1 + ~),


1

R = r/A,

zeigt, daß zeitartige Linien in der t/1 - ~-Ebene steiler als 45° verlaufen,
radiale Lichtstrahlen unter 45°. Das von den neuen Zeit- und Radialkoordi-
,n
naten ( t/1 durchlaufene Gebiet sieht so aus:

r =0
/'

Ereignishorizont flir I

Fig. 62 Penrose-Diagramm ftir die Schwarzschild-Lösung

Da der Rand das raumartige Stück r = 0 enthält, gibt es Horizonte. r = r0


ist zwar keine Singularität aber der Ereignishorizont für alle Bahnen, die im
Gebiet I: r > r0 verbleiben: Von I aus kann man II und III nicht sehen,
bzw. von III und IV nicht gesehen werden. Während lokal an r = r 0 nichts
Besonderes geschieht, hat die Fläche r = r 0 doch eine globale Bedeutung.
Die Reissner-Lösung ( 4.4,44) entwickelt für kleine r eine Singularität, falls
41TKe 2 < M2 1< 2 • Für Hadronen bedeutet diese Gleichung in natürlichen Ein-
heiten (h = c = 1)

_1_< Planek-Länge 2 =(10-33cm) 2


137 (Compton-Wellenlänge) 10- 14 cm
4.4 Räume mit maximal symmetrischen Untermannigfaltigkeilen 217

und ist bei weitem nie erfüllt. Für sie gäbe es bei r = 0 eine sogenannte
nackte Singularität, sie ist durch keinen Horizont von den Blicken der Leute
bei großen r verhüllt. Die Singularität ( 4.4,44) für kleine r, falls M2 1< 2 >
> 41TKe 2 , rührt wieder nur von der Koordinatenwahl her. In anderen Koor-
dinaten kann man zu r = 0 fortsetzen. Durch die abstoßende Natur der
Gravitation wird jetzt r = 0 eine zeitartige Linie. Das entsprechende Penrose-
Diagramm

~r=O

Fig. 63 Penrose-Diagramm ftir die Reissner-Lösung

geht dadurch wie im Anti-de Sitter-Universum zeitartig bis ins Unendliche


weiter ([9, p.921 ]). Es gibt daher wieder keine globalen Cauchy-Flächen,
aber dafür die abenteuerliche Möglichkeit, durch das von r = 0 begrenzte
Wurmloch wieder in eine Welt wie die unsere vorzudringen (I' in Fig. 63).
3. Singularitäten
Nachdem die Singularität bei r = r 0 aus der Schwarzschild-Metrik erfolgreich
entfernt wurde, wird man sich fragen, ob die Singularität bei r = 0 echt ist.
Daß gik dort unendlich groß wird, muß ja nichts bedeuten, da diese Größen
koordinatenabhängig sind. Aber die Invariante *(R<>il A *R"'il) geht wie r- 6
und wächst für r --+ 0 unbeschränkt (Aufgabe 8). Dies wäre an einem regu-
lären Punkt unmöglich, so daß wir schließen, daß sich die Schwarzschild-
218 4. Gravitation

Metrik über das Gebiet u 2 - v2 >- I nicht regulär ausdehnen läßt.

Aufgaben ( 4.4,50)
1. Konstruiere die 5 Killing-Vektorfelder der Metrik ( 4.4,17) (vgl. 1,5.8,3).
2. In der linearen Näherung sieht die Metrik in großer Entfernung

g<>ß = rt,.ß + ~ f d3x'(T,.ß- ~ T rt,.ß)Hx-x'l


wie das Feld einer ebenen Welle aus. Berechne mit ( 4.4,29;1) die Energiestrahlung in
I-Richtung und drücke sie durch den Quadrupoltensor Dab = f d3xT 00 (3xaxb- oabx 2 )
aus.
3. Berechne T,. aus ( 4.4,43) für F = ~ e0 1 • überprüfe i T,. = 0.
r e<>
4. Transformiere ( 4.4,42) in die Form ( 4.3,9).
5. Zeige den Birkhoffschen Satz: Sind die a und b aus ( 4.4,30) auch zeitabhängig und gel-
ten die Einsteinsehen Gleichungen mit T,. = 0, so gibt es eine Zeitkoordinate t', so daß
g von der Form ( 4.4,30) mit zeitunabhängigen a und b ist. g muß dann von der Form
( 4.4,41) sein.
6. Benütze die Schwarzschild-Metrik in der Form (vgl. 1,5.7,17;4)

f = (1 + KM/2r?,

h = (1 - KM/2r) (1 + KM/2rt 1 ,

um mit ( 4.2,11 ;(iii)) die Gesamtenergie

f *(To + *.to)
N,
als M zu identifizieren. Für N3 verwende eine Kugel mit Radius R-+ 00 •
7. Berechne die Dichte der Gesamtenergie (4.4,45;4) mit den w's aus 6).
8. Berechne *(R,.ß !\ *R<>ß) ftir die Schwarzscl>ild-Metrik und prüfe, daß dies bei r = 0 un-
beschränkt ist.

Lösungen (4.4,51)
1. Die Felder mit Komponenten
.
~ = (0,0,1,0), (0,0,0,1), (1,1,0,0), (z,z,O, f
o
+),
t-x
d
(u)q
t-x
(y,y, f
o
d
~,0)
p (u)
erfüllen

vi goxm,l. + g.lffi vi ,x. + g.o


0
lx.
vi ,m = 0,

sind daher nach ( 4.3,37;1) Killing-Vektorfelder.


2. Aus der Kontinuitätsgleichung der linearen Näherung T"ß,ß = 0 folgt

~:2 T00 = 'Va 'Vb Tab oder f d3 x Tab=~ ~:2 f d3x xa xb Too·
Also ist
4.4 Räume mit maximal symmetrischen Untermannigfaltigkeiten 219

· _ 2" a3 3
gab-T 3 f d x xa xb Too + 1'1ab c.
at
Der Beitrag - 1'1ab geht nicht ein, denn wir benötigen das Quadrat der Differenz der
Eigenwerte des 2-3 Unterraumes (g 33 - g 22 ) 2 + 4g3i. Einsetzen von Dab gibt (vgl.
1.1,13) und [32, § 104]

3 *F =-
0
~2 e23 , T =-21[-i.lQ: •F*F-i.10: FF],
r Q:

To = - -1 -e1. _e_ eo 1 __ e_2 eo


2 r2 e, r2 r4

T2 = - 1e·
--1
_e_e23 __ e__2 e2
2 r2 e3 r2 r4

4. Sei K = 1. Auf x i + x? + xj + xi - x~ = 1 ftihre man die Koordinaten


Xs = (1 - r 2 ) 112 Sh t ,

ein. Dann wird

g = dx 2 + dxi - dx~ = dx 2 - (1- r2)dtl + r2 dr2 0

1-r2
Für K =- 1 nehme man auf - x 2 + xi + x~ = 1 die Koordinaten

5. Sind die a und b zeitabhängig, so ändert sich zunächst nur w 0 1 um eb-a b dr. Dies gibt
folgende Zusätze zu den 81TK T"' aus ( 4.4,35):
. -a-b
a = 0: 2b e_ _ e 1
r
. -a-b
a = 1: - 2b ~ e0

a = 2,3:
Für a = 0 erfahren wir zusätzlich b = 0, daher e- 2 b = 1 - r0 /r. a = 1 sagt dann ä =- b,
also e2 a = (1 - r0 /r)f2(t). Mit der Variablen dt' = f(t) dt haben wir die Schwarzschild-
metrik, a = 2,3 liefert keine weiteren Bedingungen.

6 e"'- (hdt fdx)


· - ' '
w0 i = h'f JS! dt
r '
wik = C
fr
(xk dxi - xi dxk)
'
220 4. Gravitation

81TK J (*T0 + *.e}= _leobcd f w Ae =


N3 2 aN 3 bc d

=- Eobcd f ~ xc dxb A dxd =-!im f dil 2f'r2 = 81TKM.


3N 3 R-->~ r=R

Hier ist dn das Raumwinkelelement, und man bedenke - e0 12 3 = Eo 12 3 = 1.


7. 81TK(*To + *;tO) = _ l2 Eo bcd d(w Ae ) = _ Eo bcd ·
bc d

d(~ xc)dxb A dxd =- dx 1 A dx 2 A dx 3 [6 ~ + 2r(~)'] =

= - (KM)
2
- 4- dx 1 A dx2 A dx 3 •
r
8. R"'il = c"'il e"'il (ohne Summe),

4.5 Leben und Sterben der Sterne

Die Schwerkraft unterscheidet sich von anderen Wechselwir-


kungen durch ihre winzige Kopplungskonstante und durch ihre
Universalität. Wegen letzterer summiert sich fii.r kosmische Kör-
per ihre Wirkung derartig, daß sie dann doch über alle anderen
Wechselwirkungen dominiert.

Größenordnungen (4.5,1)
Die Gravitationsenergie von N Protonen (Masse m) in einem Volumen V ist
von der Ordnung

Obwohl die Coulomb-Wechselwirkung unvorstellbar viel stärker ist, e 2


- 10 36 Km 2 , neutralisiert sie sich in normaler Materie, so daß hier die elektri-
sche Energie pro Teilchen - - e 2 I Abstand zum nächsten Nachbarn wird. Letz-
terer ist - p- 113 , und die gesamte elektrostatische Energie ist

(4.5,2)
4.5 Leben und Sterben der Sterne 221

Wir sehen, daß für N- (e 2 /K.m 2 ) 312 - 10 54 die Gravitation über die elektri-
schen Kräfte zu dominieren beginnt. Die Masse von Jupiter entspricht etwa
10 54 Protonen, hier löst das Newtonsehe Potential das Coulombsehe in seiner
Rolle als strukturbestimmende Energie ab. Bei größeren Körpern werden Ato-
me durch die Schwerkraft zerquetscht, und die Materie in ein hochkomprimier-
tes Plasma umgewandelt.
Die Fermi-Energie verleiht Materie ihre Festigkeit, in natürlichen Einheiten
(h = c = 1) ist sie Zahl der Elektronen x (Abstand zum nächsten Nachbarn)- 2 •
· (Elektronenmasse)- 1 :

EF - N p 213 /m e' (4.5,3)


Ein Körper wird nun diejenige Dichte p annehmen, welche die Gesamtenergie
minimisiert. Während dies für die Coulomb-Energie (4.5,2) auf die N-unabhän-
gige Dichte
(4.5,4)

führt, wird durch die Gravitation ein Körper umso kleiner, je mehr Teilchen er
enthält:

(4,5,5)

Sobald aber der Abstand zum nächsten Nachbarn von der Größenordnung der
Compton-Wellenlänge wird, p 113 - me, ist für EF die relativistische Energie
IPI statt p2 /2me zu verwenden, und (4.5,3) ändert sich zu

(4.5,6)

ab. Dann dominiert für t<:m 2 N213 > 1 => N > (K.m 2 ) 312 - 10 57 , also Masse>
> Sonnenmasse, die Gravitationsenergie immer über die Fermi-Energie und das
Minimum der Gesamtenergie entspricht p = oo, V = 0. Jetzt tritt in der Natur
ein Prozeß auf, der das weitere Geschehen äußerst dramatisch gestaltet. Der
normale Energietransport aus Sternen geht nur sehr träge vor sich - ein Photon
braucht viele Millionen Jahre, um aus dem Sonneninnern zu entweichen -,
aber genügend energetische Elektronen können durch den inversen ß-Prozeß
e- + p -+ v + n Neutrinos erzeugen, die mangels stärkerer Wechselwirkung den
Stern sofort verlassen. Dadurch wird die Fahrt zu tieferer Energie sehr rasant,
und ein Stern bricht in Sekundenschnelle zu einem Neutronenstern von nukle-
arer Dichte zusammen. Die dabei frei werdende Energie ist daher auch von der
Größenordnung der kinetischen Energie von Neutronen bei dieser Dichte, etwa
10 MeV pro Teilchen, so daß man so viel Energie bekommt wie durch die nor-
malen thermonuklearen Reaktionen, aber viel rascher. Deswegen nimmt man
an, daß die hier beschriebene Katastrophe einer Supernova entspricht, bei
222 4. Gravitation

welcher ein Stern eine Woche die Leuchtkraft einer Galaxis erhält. Dies ent-
spräche demselben Energieumsatz, denn eine Galaxis hat etwa I 0 10 Sterne, und
normalerweise braucht ein Stern I 09 Jahre - 10 10 Wochen, um sein Kern-
material zu verbrennen.
Die bisherigen Überlegungen entsprachen einem naiven Newtonsehen Bild
von der Gravitation, und wir wollen nun mit Hilfe des im letzten Kapitel ge-
wonnenen Materials untersuchen, wie weit die Einsteinsehe Theorie das Gesche-
hen verändert. Insbesondere könnte man hoffen, daß man durch genügend
großen Druck auch stabile Sterne erzeugen kann. Dies wird nicht unbedingt
der Fall sein, denn in der relativistischen Theorie erzeugt Druck auch Schwer-
kraft und kann die Lage noch verschlimmern.
In der phänomenologischen Beschreibung von Energie und Impuls der
Materie

T o =- p eo, j = 1,2,3' (4.5,7)

ist zu bedenken, daß Energiedichte p und Druck p nicht ganz willkürlich ge-
wählt werden können, denn sie müssen der kontrahierten Bianchi-Identität
( 4.2,21) genügen. Für die spezielle Form ( 4.5, 7) verlangt sie (siehe ( 4.4,37 ;2)
mit cx = 1 und w 1 ß nur -=1= 0, falls ß = 0)

(4.5,8)

Bemerkungen (4.5,9)
I. Im Weiteren betrachten wir zunächst den statischen kugelsymmetrischen
Fall. Mit den e's und w's aus ( 4.4,30) verschwinden dann beide Seiten der
Gleichungen ( 4.4,37;2) für cx -=1= 1, ( 4.5,8) enthält hier die ganze Information
aus (4.2,21).
2. Da wir die Metrik schon durch p und p ausgedrückt haben, gibt ( 4.5 ,8) eine
Relation zwischen p und p, die für das statische Gleichgewicht erfüllt sein
muß. Ist eine Zustandsgleichung zwischen p und p gegeben, so kann nur für
diese Dichteverteilung p ein statischer Zustand herrschen, für die ( 4.5 ,8) mit
der Zustandsgleichung übereinstimmt.
Entnehmen wir w aus (4.4,33) wird

dp A *e 1 = e-b ap *1
ar
= -e-b a'(p + p)*l (4.5,10)

und nach ( 4.4,39 und 40) ist (mit KM(r) -+ M(r))

a' =- b' + 41TKr(p+p )e2b = (l - 2~(r))_ 1

[- 41TKrp + M~r) + 41TKr(p+p)] .


r
4.5 Leben und Sterben der Sterne 223

Das gibt in ( 4. 5,1 0) eingesetzt die

Tolman-Oppenheimer-Volkoff-Gleichung ( 4.5, 11)

dp _ (p + p)[M(r) + 41Tl<pr 3 ]
- dr - r(r - 2M(r))

Bemerkungen (4.5,12)
1. Sie folgt natürlich auch aus ( 4.4,36), aber die Bianchi-Identität enthält ge-
rade die Information der dort nicht ausgenützten Gleichung.
2. ( 4.5, 11) verallgemeinert die elementare Relation

ap _ p M(r)
- ar -7-
Die Zunahme des Druckes nach innen verschärft sich dem gegenüber durch
die folgenden relativistischen Effekte
(i) zu M(r)·kommt noch ein Term - p hinzu, da Druck auch Gravitation
erzeugt,
(ii) zu p kommt noch p hinzu, da Gravitation auch auf p wirkt,
(iii) die Schwerkraft nimmt stärker als - 1/r 2 zu.
Wir haben eingangs gesehen, daß die Stabilität großer gravitierender Mas-
sen in der speziellen Relativitätstheorie verloren geht, weil das relativistische
Elektronengas weicher als das nichtrelativistische ist und der Gravitation nicht
standhält. In der allgemeinen Relativitätstheorie wird die Situation noch pre-
kärer, weil hier die Härte der Materie auch nichts hilft. Um dies zu sehen, inte-
grieren wir ( 4. 5,11) für die extremste Zustandsgleichung, nämlich inkompressi-
ble Materie, für sie sind die Maximalwerte der Dichte am geringsten. Mit p =
= konst finden wir (Aufgabe 1) mit der Randbedingung p(R) = 0, R = Stern-
radius, in den dimensionslosen Variablen

X = r v87rKp/3,

p(x) = p vl - x vl - xö
2 -
-'----------'---=- (4.5,13)
3 V 1 - xö - V l - X2

Insbesondere wird der

Maximale Druck (4.5,14)

p(O) = P
1 -v1- r /R 0

3 v~r 0 /R- 1
224 4. Gravitation

Folgerungen (4.5,15)
1. Während für Sterne mit homogener Dichte, die viel größer als ihr Schwarz-
schild-Radius sind, p(O) wie p r0 /4R geht, also immer wesentlich unter p
bleibt, wächst er für R-+ r0 stark an und wird bei R = 9r0 /8 unendlich.
2. Für Materie kommt der Druck von den Elektronen, während Protonen die
Energiedichte liefern. Größenordnungsmäßig gilt p/ p ~ (Elektronengeschwin-
digkeit v) 2 x (Elektronenmasse)/(Protonenmasse) ~v 2 ·10- 3 , so daß für
Sterne wie die Sonne mit R ~ 10 5 r 0 der Druck in der Mitte Elektronenge-
schwindigkeit ~ 1I 10 Lichtgeschwindigkeit fordert. Für hundertmal kleinere
Sterne gleicher Masse (weiße und schwarze Zwerge) müssen die Elektronen
relativistisch sein, und die Lage wird kritisch.
Als nächstes wollen wir untersuchen, wie der naive Ausdruck (4.5,1) für
die Gravitationsenergie durch die Einsteinsehe Theorie verändert wird. In § 4.4
haben wir gesehen, daß
r
f r 2 dr
~
_Q_ = 47r p(r) =: M
2K 0

die Gesamtenergie des Systems darstellt, während

f p *e 0 = 47r j r 2 dr p(r)( 1 - 2M(r)/r)- 112 (4.5,16)


0

die Gesamtenergie der Materie allein liefert. Für p = konst läßt sich (4.5, 16)
leicht berechnen, und wir finden für die

Gravitationsenergie eines homogenen Sternes (4.5,17)

für

R _ 3 KM 2
~ r0 : EG-- 5 R

R = r0 : EG = -M(34 -1).

Für kleine Dichten erhalten wir genau die Newtonsehe Selbstenergie einer
Kugel mit homogener Dichte, für R -+ r0 gibt diese Formel nur mehr die Grös-
senordnung, der Zahlfaktor wird etwas verändert. An der Stabilitätsgrenze
R = 9r0 /8 ist EG =- 0,37 M.
Falls der in (4.5,11) geforderte Druck von der Materie nicht aufgebracht
werden kann, ist ein statisches Gleichgewicht nicht möglich, und der Stern
bricht zusammen. Um dieses dramatische Geschehen analytisch verfolgen zu
können, beschränken wir uns auf Sterne mit homogener Dichte und Druck-
4.5 Leben und Sterben der Sterne 225

verteilung. Für deren Inneres können wir die Friedmann-Lösung (4.4,2) verwen-
den, außen gelten die freien Einstein-Gleichungen, für deren Lösung nach dem
Birkhoffschen Satz ( 4.4,31 ;I) nur die Schwarzschild-Lösung bei Kugelsymme-
trie zur Verfügung steht. Das Problem des Aneinanderfügens der Lösungen soll
nachher besprochen werden, vorher studieren wir die Dynamik des Innenraums.
Der Ausgangspunkt sind die Gleichungen ( 4.4,1 0), welche in der Form

p =- ~t (pR3)/~t R3' (4.5,18)

R~-"
2
47r p R3/R =- K
3 2'
(4.5,19)

verwendet werden. Wir wollen sie zunächst für die extremen Zustandsgleichun-
gen p = 0 lösen. Für normale Materie ist immer p ~ p, den größten Druck ge-
ben masselose Teilchen mit p = p/3. Für p = p/3 oder p = p lassen sich eben-
falls analytische Lösungen angeben (Aufgabe 3) und für beliebige p > 0 wer-
den wir später das qualitative Verhalten bestimmen, welches für alle p > 0
ähnlich ist.

Lösungen mit p = 0 (4.5,20)


(4.5,18) besagt M = 4npR 3 /3 = konst, so daß (4.5,19) die Form der Energie
der radialen Kepler-Bewegung (ohne Drehimpuls) hat. Die Integration dieser
Gleichung haben wir in (1,4.2) durchgeführt und wir schreiben die Lösung am
bequemsten in Form der Keplerschen Gleichung (1.4.2,24;7). Die Identifizie-
rung der dortigen Variablen ist

m= 1, E=-~, o:=-KM=>a='f, c= 1,

und wir müssen drei Fälle unterscheiden:


(i) K >0
R= "f (1 - cos u), t - t 0 = KM (u - sin u)
K312
(4.5,21)

(ii) K= 0

(4.5,22)

(iii) K <0
R = ~ (Ch u- 1), t- t 0 = 1~12 (Shu- u). (4.5,23)
226 4. Gravitation

Bemerkungen (4.5,24)
1. Der Fall K > 0 entspricht in (4.5,19) einer negativen Energie des Kepler-
problems. Dementsprechend wird R für u = 0 (t = t 0 ) und u = 2tr (t = t 0 +
+ 2trKM/K 312 ) gleich Null. Die Keplerschen Gleichungen (4.5 ,21) sind hier
die Parameterdarstellung einer Zykloide; sie gibt den Zeitablauf des freien
Falles ins Zentrum :

KM/K

Fig. 64 Zykloide ftir R(t)

2. (i) beschreibt einen Urknall bei t = t 0 , der so schwach war, daß die auf den
geodätischen Linien X. = konst fliegenden Teilchen durch die Gravitation ab-
gestoppt werden, und das Ganze schließlich wieder zusammenfällt. Bei (ii)
hingegen reicht die anfängliche Geschwindigkeit gerade aus, die Teilchen
nach Unendlich zu befördern. Hier ist der Raum t = konst nicht kompakt,
sondern einfach R 3 .
3. Bei (iii) verbleibt den Teilchen im Unendlichen noch kinetische Energie, und
der Raum t = konst hat negative Krümmung.
4. Für t = t 0 wird R = 0, und aus (4.4,7) ersehen wir, daß die Metrik dort·echt
singulär wird, weil der Krümmungsskalar gegen Unendlich strebt.
Das bisherige Ergebnis mag nicht überraschen, da Materie ohne Druck und
Drehimpuls in das Zentrum fallen wird, es sei denn, sie hat anfanglieh eine ge-
nügend große Radialgeschwindigkeit nach außen. Ein positiver Druck ändert
daran nichts, die von ihm erzeugte Schwerkraft begünstigt den Kollaps. Der
4.5 Leben und Sterben der Sterne 227

formale Grund ist aus ( 4.4, l 0) zu sehen, wonach positives p negativ zu R bei-
trägt, die Konkavität der Abbildung t -+ R(t) also verschärft. R(t) muß dann
nach Null gehen, wenn die anfängliche Steigung zu gering ist. Mathematisch
präzisieren wir diese Überlegung zum

Kollapskriterium für das Friedmann-Universum (4.5,25)


Sei R(0) 2 < K > 0 und p ;;;;.. 0. Dann verschwindet R(t) für ein

t < 4R(O)R(O) + 2R(O)


K- R(0) 2 (K - R(0) 2 ) 112 '

wobei R(O) nach (4.4,10) mit R(O) durch R(0) 2 = 3(K + R(0))/87TKp(O) zu-
sammenhängt.

Beweis
Schreiben wir die zweite Gleichung (4.4, I 0) als

R(t) =- R(t) 2 - _K_ - R(t)87TKp(t).;;:::- __K_


2R(t) 2R(t) 2 ""' 2R(t)
wird
. t t' ..
R(t) = R(O) + tR(O) + J dt' J dt" R(t") ~
0 0

~ R(O) + tR(O) - Kt2 = R(O) + R(0)2 a - K(t - 2R(O)a )2


4a K 4a K '

a := sup R(t),
t

falls R(0) 2 < K hat a = R(O) + a R(0) 2 /K die Lösung a = R(O)(l - R(0) 2 /Kr 1
und die Nullstelle

schätzt sich wie oben angegeben ab.


Bemerkungen ( 4.5,26)
I. Für p = 0 entspricht nach ( 4.5, 19) die Bedingung R(0) 2 < K im äquivalen-
ten Keplerproblem der Aussage kinetische Energie <- Gesamtenergie. Dieses
offensichtliche Kriterium, welches Entweichen verbietet, gilt also für alle
p;;;;.. 0.
2. t ist die Zeit im mitbewegten Koordinatensystem, so daß innerhalb endlicher
Eigenzeit von frei fallenden Beobachtern der Raum zu einem Punkt zusam-
menbricht.
Zum Schluß kommen wir nun dazu, eine Lösung der Einsteinsehen Glei-
228 4. Gravitation

chung zu konstruieren, welche den Gravitationskollaps beschreibt. Das physi-


kalische Bild dieses Vorgangs ist das folgende: Hat sich ein Stern nach Erschö-
pfung seines nuklearen Brennstoffs so weit zusammengezogen, daß die Fermi-
Energie der Elektronen über die Schwelle des inversen ß-Zerfalls e- + p ~ v + N
gestiegen ist, verwandelt dieser den Großteil der Materie in Neutronen. Da der
Stern hauptsächlich durch den Fermi-Druck der Elektronen aufrecht erhalten
wird, sackt dieser plötzlich in sich zusammen. Das Modell wäre also ein Stern
im statischen Gleichgewicht, dessen Druck zu einer Zeit plötzlich auf Null ab-
sinkt. Die Lösung der Einsteinsehen Gleichungen vor dieser Zeit ist also die
aus (4.4,30). Nachher hat man im Sternionern die Lösung (4.4,2) und außen
die Schwarzschild-Metrik. Wir müssen nun zeigen, daß sie sich auf der Stern-
oberfläche so aneinanderfügen lassen, daß die Einsteinsehen Gleichungen mit
p = konst innen, 0 außen und p = 0 erfüllt sind. Die Sternoberfläche fällt da-
bei frei, entspricht also in den mitfallenden Koordinaten ( 4.4,2) einem r = a =
= konst. Der Einfachheit wegen verwenden wir Einheiten mit r 0 = 87TKa3 p/3 =
= 1 und betrachten den Fall K = 0. Er entspricht der parabolischen Bewegung,
in welcher die Sternoberfläche anfangs unendlich groß ist. Die Lösung mit K >
> 0 ist ebenfalls ein Friedmann-Innenraum an eine Schwarzschild-metrik ge-
fügt. Für p > 0 wird die Rechnung komplizierter, denn er kann dann im Stern-
ionern nicht konstant sein, das gäbe an der Oberfläche einen unendlichen
Druckgradienten. Wesentliche Züge ändert ein p > 0, aber nicht [36].
Um ( 4.4,30) an ( 4.4,2) zu fügen, müssen wir die Metriken in den gleichen
Koordinaten ausdrücken. Dazu verwenden wir die
Schwarzschild-Metrik in mitfallenden Koordinaten (4.5,27)
Anstelle von (t,r) wollen wir (r,r) einführen, wobei T die Eigenzeit auf der
radialen parabolischen Bewegung ist und r ist r zur Zeit T = 0. Daß die Ge-
schwindigkeit asymptotisch gegen Null geht, heißt

Po = dt L.=._l = 1 ,
dr r
also

Damit wird

dt = dr (1 + _1_) => t = r- 2 v'r +In v'r + l .


dr dr r-1 v' r - 1
Dies gibt schon für die Metrik die Normalform g = - d7 2 + gii dxi dxi, denn

ctr =v'r dr -v'r dr,


4.5 Leben und Sterben der Sterne 229

dt = dr - ~/r
dr - -
r
= dr r-1
--
-vr
- dr --
r-1 r-1
fUhrt auf

(4.5,28)

Bemerkungen ( 4.5,29)
1. Diese Karte ist für 3r/2 < r 312 brauchbar, dort wird sie singulär. 3r/2 = r 312
entspricht r = 0, (4.4,28) ist also eine Ausdehnung der Schwarzschild-Metrik
über r = r 0 = 1, aber nicht die maximale Ausdehnung (4.4,48).
2. Ein Teilchen, das aus Unendlich frei fällt, kommt also in den Einheiten
r0 = 1 in der Eigenzeit 2r 312 /3 von r = r nach r = 0.
Um die dazu passende Friedmann-Lösung zu finden, bemerken wir, daß
die Gleichung (4.5,19) mit a = R(O), r0 = 87TI<:p(O)a3 /3 = 1 und K = 0 besagt:

R. =- 1/vR,
also

Umdefinition der Koordinaten t ~ r, ar ~ r gibt schließlich die


Oppenheimer-Snyder-Lösung ( 4.5 ,30)
Die Metrik

(1 - ~ ra-312)413(dr2 + 'f2dQ2) für r.;;;; a


g =- dr 2 +
(1 _1r'f-312)-213d'f2+ (1 _1r'f-312)413'f2dQ2 für r ~ a,
2 2
erfüllt die Binstein-Gleichungen mit p = 0,

p = 3(a 312 - ~ r)- 2 /8trK.' für r .;;;; a'

p = 0 für r > a.
Beweis
Nach Konstruktion sind die Binstein-Gleichungen für r > a und r < a erftillt,
wir müssen nur überprüfen, ob für r = a die Krümmung eine eS-artige Singulari-
230 4. Gravitation

tät erhält, unstetig soll sie ja dort sein (vgl. 4.2,13). Wir schreiben für g die
orthogonale Basis

(4.5,31)
fürr..;;a

v v
v' := avjar, := avjar. Dabei ist v' unstetig, stetig mit unstetiger erster Ab-
leitung. Auf r = a eingeschränkt (drl r=a = 0) bleiben von den ea nur die ste-
tigen Terme und auch die dea sind auf r = a stetig:

ev((vdr + v'dr)sin~ + cos~d~) !\ d~P).

Daraus gewinnen wir die Übertragungsformen

T r ~ IP

0 ev(v' + vv')dr evvd~ ev v sin ~ d~P

0 - d~ - sin ~ d~P
wa
ß
= (4.5,32)
0 - cos ~ d~P

Man bemerke, daß die unstetigen Funktionen v' und v' mit dr multipliziert
sind, so daß in dwaß kein v" auftritt (siehe Aufgabe 4). Daher ist Raß zwar
unstetig, enthält aber keine o-Funktion.
Bemerkungen (4.5,33)
1. Die Einstein-Gleichungen verbieten o-Singularitäten in den Kontraktionen Ra,
und man wird sich fragen, ob sie in den Ra ß zulässig wären. Dies ist eben-
falls nicht der Fall, denn die Unstetigkeitsfläche hat die raumartige Normale
dr, und nach (4.2,13) bedingt dann die Regularität von Ra die von R~ß.
2. Verwendet man die im Beweis gegebene Basis mit einer allgemeineren Funk-
tion v(r,r), kann man leicht eine Lösung der Einstein-Gleichungen finden,
die den Gravitationskollaps einer c~-Dichteverteilung beschreibt. Die unsteti-
ge Lösung ( 4. 5 ,30) kann als Grenzfall einer c~-Lösung angesehen werden
(Aufgabe 4).
3. Damit sich die Lösungen nahtlos aneinanderfügen, muß der Schwarzschild-
4.5 Leben und Sterben der Sterne 231

r =0

Singularität
r =1

K-----+-- Sternoberfläche

Schwarzschild

Lichtkegel der Weltlinien


frei fallender Beobachter

Fig. 65
232 4. Gravitation

Radius außen

81TK fa d""""'
r r2
""""' """
p( r ,r)lr=o
0

sein. Dies war zu erwarten, denn für T = 0 ist dr = dr. In den statischen
Koordinaten (t,r) ist außen vom dramatischen Geschehen im Innem nichts
zu spüren. Was sie im Innern verbirgt, verschweigt die Schwarzschild-Lösung
wie ein Grab.

Geometrische Bedeutung der Oppenheimer-Snyder-Lösung (4.5,34)


Die Karte von (4.5,30) ist für

brauchbar, am Rand wird die Metrik singulär. Die Geraden r = konst stellen
Weltlinien radial frei fallender Beobachter dar, T mißt ihre Eigenzeit. In dieser
Karte breiten sich die Lichtkegel innerhalb des Sterns bei Annäherung an die
Singularität aus, außerhalb klappen sie zusammen (siehe Fig. 65). Man beachte,
daß die Bedeutung von r = l als Horizont für r > a dadurch zum Ausdruck
kommt, daß ab hier die Lichtkegel ganz auf einer Seite der Kurve r = konst
bleiben.

Aufgaben ( 4.5,35)
1. Integriere ( 4.5,11) für p = konst (vgl. 4.4,12).
2. Zeige, daß p = 3/561TKr2 eine Lösung von ( 4.5,11) für die Zustandsgleichung von Strah-
lung p = p/3 ist.
3. Löse (4.4,10) für K > 0, wenn p = p/3 und p = p.
4. Benütze die Basis (4.5,31)

um eine Lösung der Einstein-Gleichungen für T0 = p(f)e0 , Tj = 0, zu finden.

Lösungen ( 4.5,36)
1. Sei x die in ( 4.5, 13) gegebene dimensionslose Variable und y = p/p, dann wird die Glei-
chung

- ~ = (1+y)(1+3y)M~2 oder dyf.=-h-- + _1_) = dxx2 ~


dx 1-x 1+3y l+y 1-x

~In 1+3y =lln 1-x 2 ~ 1+3~ =v 1-i2 ~ vR -v~ =y.


1+y 2 1-x5 1+y 1-x5 3y1-x5 - y1-x2

2. p = _1__ ,
561TKf
M(r) = 4m< J dr' r'
0
2 p(r') = ~~,
4.5 Leben und Sterben der Sterne 233

3 + r
ap- - 4 14r 14 = p + p M(r) + 4nKp~
- ar - 281TKr3 - 561TKr3 r(1 _ J) r r - 2M(r)
7

3. p = p/3: K + R2 =- 2RR + R2 + K => R2 + RR + K = 0 => ~ R2 =- 2K =>


~ ~ ~

=> R = (ct- Kt2) 112 •


p = p: Sei dr/dt = 1/R, dann wird aus 4K + 4R 2 + 2RR = 0 die Schwingungs-
gleichung

d 2 R 2 =- 4KR2 => R = R [sin 2 yK r] 112 ,


dr2 max

t ist dann durch


T
R max f0 dr' [sin 2 yK r'P 12

gegeben. In beiden Fällen haben wir R(O) = 0 gewählt und sehen, daß R nach endlicher
Zeit wieder nach 0 zurückfällt.
4. Aus den übertragungsformen ( 4.5,32) findet man nach ( 4.1 ,28) die Krümmungsformen

R0 {} = ev (v 2 + v)dr !\ d11

R0 = ev(v 2 + v) sin i} dr !\ d<P


"'
Rr {} = e2 v(v' + vv')v dr !\ d11

Rr = e 2 v(v' + vv')v sin i} dr !\ d\0


R{}
"' = e2 vv 2 sinß dß !\ dip
"' .
Es ist wieder R<>ß - e<>ß' so daß T<>il diagonal wird. Die Einstein-Gleichungen verlangen

8nKp = 3v 2 + 2 v;~ = 81TK Too

0 = ev(3v 2 + 2v) = r __
r r

o = (1 +l L)(3v 2 + 2ii) = r = r
2v' dr {}{} """
Die beiden letzten Gleichungen werden durch ev = (F{f)r + G(r)) 213 gelöst. Da die Basis
bei Kartenwechsel r -+ r(r) unverändert bleibt, können wir G = r 312 setzen und verblei-
ben mit einer Funktion F(r). Die erste Einstein-Gleichung wird flir r = 0
-
FF' = 91TK r 2p(r,O) => F(r) = - [18nK Jdr r2 p(r,0)]
0
112 •

Im Fall p(r,O) = 3/8nKa3 kommen wir auf (4.5,30) zurück.


234 4. Gravitation

4.6 Existenz von Singularitäten

Nichtlineare Differentialgleichungen haben die Tendenz, Singu-


laritäten zu entwickeln, und dies bleibt auch Lösungen der
Einsteinsehen Gleichungen nicht erspart, bei denen schon die
anziehende Natur der Schwerkraft ihre physikalische Ursache
anzeigt.

Unsere bisherigen Modelle eines Gravitationskollapses, in welchem sich


eine Singularität ausbildet, waren radial symmetrisch. Es ist nun keineswegs
erstaunlich, daß es bei einem Fall, der ganz scharf ins Zentrum zielt, zu einer
Katastrophe kommt. Der einzig neue Zug der Einsteinsehen Theorie ist, daß
jene auch durch einen beliebig großen Druck nicht aufzuhalten ist, da Druck
weitere Gravitation erzeugt. Die Frage ist aber, ob eine Störung der radialen
Symmetrie diese Situation ändert, wie etwa der Drehimpuls im Kepler-Problem
den Sturz ins Zentrum verhindert. Nun geht im relativistischen Kepler-Problem
das effektive Gravitationspotential wie - 1/r 3 und ist stärker als das Zentri-
fugalpotential l/r 2 (vgl. I, 5.7), aber man kann an verschiedene andere Mecha-
nismen denken, welche die Ausbildung einer Singularität verhindern. Deswegen
wurde vielfach ([ 3 2], § ll 0) behauptet, daß im allgemeinen die Lösungen ohne
Singularitäten sein werden, diese nur pathologische Züge von Räumen zu hoher
Symmetrie sind. Es ist das Verdienst von R. Penrose und anderen Forschern
aus der Schule von D. Sciama, bewiesen zu haben, daß dem nicht so ist: So-
lange Energie und Druck vernünftige Positivität haben und einmal eine geome-
trische Situation herrscht, wie sie eine große Masse erzeugt, dann ist die Ent-
stehung einer Singularität unabwendbar, unabhängig von jeglicher Symmetrie.
Wir müssen uns zunächst einigen, was wir unter einem singulären Raum
verstehen. Im Begriff der Mannigfaltigkeit ist ja Regularität eingebaut und die
singulären Punkte sind entfernt. Man könnte zunächst daran denken, das un-
beschränkte Anwachsen der R'\3 als Anzeichen einer bevorstehenden Singulari-
tät zu werten. Wir werden bald finden, wie die Ra: f3 die Gezeitenkräfte beschrei-
ben, so daß dieses Indiz auch direkte physikalische Bedeutung hat, weil durch
physisches Unbehagen zu bemerken. Leider ist dies mathematisch nicht leicht
zu fassen, da die Komponenten von Ra: f3 basisabhängig sind und auch ohne
echte Singularität unendlich werden können. Andererseits können die 14 aus
den Ra: f3 zu bildenden Invarianten verschwinden, ohne daß es die Ra: f3 tun. Dies
geschieht etwa bei ebenen Gravitationswellen und ist analog dem Verschwinden
der Länge eines Vektors =F 0 im Minkowski-Raum.
Wir wollen daher einen anderen Zug der bisherigen Lösungen als Kriterium
von Singularitäten nehmen, nämlich daß Beobachter nach endlicher Eigenzeit
in die Singularität fallen, also die Mannigfaltigkeit verlassen. Zunächst gibt es
hier die triviale Möglichkeit, daß man die Mannigfaltigkeit zu klein gewählt hat.
4.6 Existenz von Singularitäten 235

Nimmt man etwa nur einen Teil des Minkowski-Raumes, so kann man auch in
endlicher Zeit herauskommen, ohne daß draußen eine Singularität sitzen muß.
Um solche Fälle abzusondern, dient die
Definition (4.6,1)
Eine pseudo-Riemannsche Mannigfaltigkeit M heißt ausdehnbar, wenn sie ech-
ter Teil einer größeren M' ist, also ihre Metrik Einschränkung derjenigen von
M' auf Mist.
Bemerkungen (4.6,2)
1. M' ist natürlich nicht eindeutig durch M bestimmt, so daß man einer aus-
dehnbaren Mannigfaltigkeit nicht ansehen muß, ob sie wo singulär wird.
Etwa die Schwarzschild-Metrik für r > 5r0 kann zur regulären Lösung mit
einer stetigen Massenverteilung für r < 5r0 oder zur singulären Lösung aus-
gedehnt werden.
2. Bei ausdehnbaren Mannigfaltigkeiten hat man das Gefühl, etwas mutwillig
weggelassen zu haben, und wir postulieren, daß das physikalische Raum-Zeit-
Kontinuum nicht ausdehnbar ist.
3. Es gibt Beispiele ([33], p. 58), in denen man aus einem nicht ausdehnbaren
Raum herauskommt, so daß man eine verfeinerte lokale Nichtausdehnbar-
keit postulieren muß. Diese Beispiele erscheinen aber gekünstelt, so daß wir
uns mit der primitiven Definition begnügen.
Als nächstes müssen wir entscheiden, welchen Beobachtern wir unbe-
schränkte Verweilzeit zubilligen.
Definition ( 4.6,3)
Eine pseudo-Riemannsche Mannigfaltigkeit heiße zeitartig geodätisch vollstän-
dig, wenn jede zeitartige geodätische Linie für beliebig große Eigenzeitparame-
ter fortgesetzt werden kann.
Bemerkungen ( 4.6,4)
I. Im Riemannschen Raum M definiert die Metrik g eine Metrik für die Topo-
logie von M, und geodätische Vollständigkeit ist mit Vollständigkeit als
metrischer topalogischer Raum gleichbedeutend.
2. Man kann auch auf lichtartigen geodätischen Linien einen affinen Parameter
definieren und von lichtartiger und raumartiger geodätischer Vollständigkeit
sprechen. Diese Forderungen sind nicht äquivalent (Aufgabe 1) und physi-
kalisch ist zumindest (4.6,3) zu fordern.
3. Geodätische Unvollständigkeit stellt zwar eine Verlegenheit für den Beob-
achter dar, der nur eine endliche Eigenzeit in der Mannigfaltigkeit verweilt,
aber nicht notwendig ein Anzeichen für etwas Unendliches. Dies zeigt das
Beispiel
236 4. Gravitation

h = ~ ( cos4 ( t - x) - 1) , A. E (0,2),

im R 2 (wenn man will, kann man dy 2 + dz 2 dazugeben). Für kleine A. ist


dies nur eine schwache Gravitationswelle, die über den flachen Raum streicht,
dennoch ist der Raum auch für beliebig kleines A. nicht zeitartig geodätisch
vollständig (Aufgabe 2). Der Grund ist, daß wie bei einem Linearbeschleuni-
ger ein Teilchen geeigneter Anfangsgeschwindigkeit von der Welle mitgespült
und nahezu auf Lichtgeschwindigkeit gebracht wird. Dadurch verrinnt seine
Eigenzeit immer träger und kommt nie über einen endlichen Wert. Hier ist
nichts singulär, von den Rii verschwindet nur R0 1 = e0 1 h"/2 nicht. Dahin
u = t - x periodisch ist, kann man g als Pseudometrik auf T 2 verwenden,
sogar dieses Kompakturn ist dann nicht geodätisch vollständig, sicher aber
nicht nur Teil einer größeren zusammenhängenden Mannigfaltigkeit. Dennoch
wollen wir, dem allgemeinen Sprachgebrauch folgend, diesen Raum als sin-
gulär bezeichnen.
4. Bei beliebigen zeitartigen Linien kann man schon im Minkowski-Raum nach
endlicher Eigenzeit am Ende der Mannigfaltigkeit sein, ist etwa x = t + 1/t 2
für t > 1, wird

r
J ds = J ds dt = dtyl- cdx) 2 < 2 j dt C 312 = 4.
dt 1 dt 1

Daß hier das Ende bei x = oo ist, liegt nur an der Koordinatenwahl, man
kann es auch ins Endliche transformieren, so wie in der Schwarzschild-
Metrik in der Variablen In r das Ende bei - oo liegt.
5. Man könnte verlangen, daß zeitartige Linien mit beschränkter Beschleunigung
:zai.ßgaß für beliebige Eigenzeit fortgesetzt werden können. Ist dies nicht der
Fall, wäre die Mannschaft einer denkbaren Rakete mit endlichem Treibstoff-
vorrat plötzlich am Ende der Welt angelangt und wüßte nicht, was zu tun sei.
Diese Möglichkeit ist aber bei geodätischer Vollständigkeit noch offen [34].
Geodätische Linien sind die Weltlinien frei fallender Beobachter (vgl. Auf-
gabe 4). Das nichtrelativistische Analogon zu einem geodätischen Vektorfeld ist
das Strömungsfeld vi einer idealen Flüssigkeit ohne Druck im Gravitationspoten-
tial <1>. Die hydrodynamischen Gleichungen verlangen für eine stationäre Strö-
mung vk vi,k = - <l>,i· Sei n ein Vektorfeld, welches von der Strömung mitge-
führt wird, etwa der Abstandsvektor zwischen benachbarten Flüssigkeitsteilchen.
Seine Lie-Ableitung nach v verschwindet also (vgl. 1,2.5,12;5)

(4.6,5)
4.6 Existenz von Singularitäten 237

was für die zweite Ableitung längs der Stromlinien

JL
vk Lk (v. (4.6,6)
ax axJ n.)
l
= - nk <I> "k
,I

ergibt. Der Abstand zwischen zwei Teilchen wird also durch den Feldgradienten
verändert, und zwar wirkt die positive zweite Ableitung von <I> fokussierend.
Da <I> der Gleichung

<l> ,JJ.. =p~O (4.6,7)

genügt, bringt das Schwerefeld über die Richtungen gemittelt Fokussierung.


Dies drückt sich für wirbelfreie Strömung v.t, k = vk ,1. in der Zunahme der Kon-
vergenz c = - vI,..I der Strömung längs der Stromlinien aus:

v.1 La
X. c = - v.1 vk ,I"k = vk ,1. v.1, k + <I> , kk ~ c2 /3 . (4.6,8)
l

Hier wurde (4.6,7) verwendet und die Wirbelfreiheit, welche via Spurungleichung
für symmetrische n x n-Matrizen (Aufgabe 3)

(4.6,9)

eingeht. Ist c einmal positiv, wird es durch ( 4.6,8) so verstärkt, daß es alsbald
nach Unendlich entgleitet und die Stromlinien zusammentreffen. Ist s der
Strömungsparameter auf der Stromlinie (diese sei durch x(s), vi(x) = dx)ds ge-
geben (vgl. 4.1,18;1)), dann besagt (4.6,8)

dc :::;;. c2 =* ( ) :::;;. c(O) (4.6,10)


ds """"" 3 c s """ l - sc(0)/3 '

so daß c vor s = 3/c(O) beliebig groß wird. Diese elementare Eigenschaft der
Schwerkraft zeigt schon die wesentlichen Züge der jetzt zu besprechenden re-
lativistischen Theorie.
Das relativistische Analogon zu ( 4.6,6) ist die
Gleichung der geodätischen Deviation (4.6,11)
Sei v = V". e<> ein geodätisches Vektorfeld und n ein Vektorfeld mit Lv n = 0,
dann ist

DV DV n =- e (R"nln
tJ
0 v) vil.
Q

Beweis
Nach (4.l,7;(vii)') ist Dv n =On v und wegen Dv v = 0 und (4.1,19 und 20;2)
ist
238 4. Gravitation

Beispiel ( 4.6, 12)


Wir nehmen das Friedmann-Universum (4.4,2). Die Felder v und n seien die
natürlichen kontravarianten Basen at und ax. Sie haben miteinander verschwin-
dende Lie-Klammern und at ist geodätisch, da wir mitfallende Koordinaten
verwenden. Die kontravarianten Komponenten der Metrik (4.4,2) sind

g00=-1, ii =(I + Kr 2 /4) 2


g R '
so daß sich v und n in der orthogonalen Basis als

n=a~=el/y'gll=el R
1 + Kr 2 /4
schreiben. Mit den Übertragungsformen aus ( 4.4,5) finden wir
. .
D n= R e + R D e = R e
v I + Kr 2/4 1 I + Kr 2/4 v 1 I + Kr 2 /4 1 '

D D n = (D _ _R_) e
v v v I + Kr2 I4 I

wegen ( 4.4,6) ist dies genau

Bemerkungen ( 4.6, 13)


I. Da R(t) die Änderung des Abstandes benachbarter Weltlinien = konst be- x
schreibt, sehen wir hier die Bedeutung von Dv Dv n als Relativbeschleunigung.
2. ( 4.6, 11) zeigt, daß physikalisch doch eher R"' ß als w"' ß die Rolle der elektri-
schen Feldstärke übernimmt. Wegen des Äquivalenzprinzips (I, 5.6, 11) ist
von den w's nichts zu spüren, und nur der Feldgradient R, welcher die
Korrekturen zu dem nur im unendlich Kleinen gültigen Äquivalenzprinzip
angibt, wird von den frei fallenden Beobachtern registriert.
Die Krümmungsformen können beliebiges Vorzeichen haben und fokussie-
ren oder defokussieren. Die Kontraktionen R"' werden direkt durch Energie
und Impuls bestimmt und übernehmen deren Positivität (2.1, 13). Wie in ( 4.6,8)
folgt daraus die
4.6 Existenz von Singularitäten 239

Zunahme der Konvergenz geodätischer Vektorfelder (4.6,14)


Sei v ein zeitartiges geodätisches Vektorfeld 1 zu einer Hyperebene t = 0 und
i
-v
R 0 ~ 0. Dann gilt für die Konvergenz c = - ~ (e"' ID v) (vgl. Aufgabe 4) die
e<>
Differentialungleichung "'

Dv c ~ c 2 /3.
Beweis
Wir arbeiten in der natürlichen Basis eines mitfallenden Koordinatensystems,
so daß V= at und g =- dt2 +gab dxa (8) dxb. Wie in (4.6,11) ist Dv V= 0 und
Dv a a = Da a V. Wenn wir noch

0 = DV ö"' IJ = <D V dx"' lo IJ > + (dx"' ID V IJ > o


verwenden, gilt

DV c =- DV (dx"'IDa v> =- <D V dx"'ID Vo


Q Q
>- (dx"'IDv DaQ v) =

= - <D V dx"' Ioll) (dxlliD V o0! ) + (R"'Illo 0! (8) v) vß =

denn die Spurungleichung ( 4.6,9) ist wieder anwendbar:

M<>ll : = (o <> ID v a ll > = <a <> ID aß v> = f 0


ist in cx, ß symmetrisch und verschwindet wegen Dv v = 0, wenn cx oder ß Null


sind. g ist in dem zu v orthogonalen Raum positiv und c = Tr M g =
= Tr y'gM y'g, während in obiger Gleichung Tr y'g M y'g y'g M y'g steht.

Beispiel ( 4.6, 15)


Wieder betrachten wir das Friedmann-Universum. Hier ist

D
aa
v=D
v a
o =B.a
R a'

so daß c = - 3R/R. Die Aussage (4.6,14):

D c = _ iL 3R = 3R 2 _ 3R ~ c2 ; 3 = 3R 2
v at R R2 R R2
gilt, wenn R ~ 0. Dies entspricht der Bedingung iv R 0 ~ 0 und ist nach
(4.4,10) erfüllt, wenn p + 3p ~ 0.
240 4. Gravitation

Bemerkungen (4.6,16)
l. Gemäß den Einstein-Gleichungen ( 4.2, 11 ;(i)) besagt die Bedingung iv R 0 ;;;. 0,
daß für den Gesamt-Energie-Impuls-Tensor T 00 + T 11 + T 22 + T 33 ;;;. 0 sein
muß (Energiebedingung). Dies ist für alle vernünftigen Modelle von Materie
erfüllt. Die Positivität geht deswegen ein, da negative Energie abstoßende
Schwerkraft erzeugt, und diese könnte die Konvergenz der geodätischen
Linien verhindern.
2. Das nichtrelativistische Resultat ( 4.6, 10) verallgemeinernd sehen wir, daß
unter den Umständen von ( 4.6, 14) c nach endlicher Zeit unendlich werden
muß, wenn es einmal positiv ist. Sei s der Eigenzeitparameter (vgl. 4.1, 18; 1)
auf den geodätischen Linien von V, vi(x(s)) = x:i(s), und c(s) = c(x(s)). Falls
c(O) > 0, so wird c innerhalb von 0 ~ s ~ 3/c(O) unendlich.
3. Ist Nab = <ealeb), so ist (Det N) 112 das von den räumlichen Basisvektoren
aufgespannte Volumen. Da

c = - <ea ID V ea ) = - 12 DV In Det N '

bedeutet c ~ oo, daß das Volumen gegen Null geht, benachbarte geodätische
Linien zusammenkommen. Es gibt dann ein Basisfeld n, Lv n = 0, das Null
wird.
Daß c nicht beschränkt bleibt, muß noch kein Zeichen eines Unglücks
sein, in (4.6,14) wurde ja strikte Positivität von ~ R0 nicht verwendet. Das
heißt, derselbe Schluß ist auch im flachen Raum zu ziehen, obgleich die Metrik
überall regulär bleibt.

Beispiel ( 4.6, 17)


In M = {(t,x) E R 2 : t < 0, x < 0, t 2 > x2 ; g = - dtl + dx 2 } führen wir die
Koordinaten T = - y't 2-x 2 , u = x/t, ein. Als Basis dienen die Vektorfelder

v=a =- a- X a,
., y't2 -x2 t y't2 -x2 x

n=a =~a +_____f_a


u t2-x2 t t2-x2 x'
wobei man Dv v = 0, DV T = 1, DV n = Dn v = - n/r nachrechnet. Die Strom-
Iinien von v sind geodätisch, da Gerade durch den Ursprung, und die von n
stehen im Sinne der Metrik darauf normal (Fig. 66).

c = - <viD V v)- (niD V n)/<nln) = 1/r,

tatsächlich gilt
4.6 Existenz von Singularitäten 241

X ---------------------------,

V
V

Fig. 66 Konvergenz eines geodätischen Vektorfeldes im flachen Raum

D c = - Q_ 1 = j_ = c2
v 37 T T2 '

und in einer Raumdimension verwandelt sich (4.6,14) in Dv c;;;;. c2 • Im Ur-


sprung wird c unendlich, ohne daß der Raum dort singulär wäre, nur die Karte
(r,u) ist dort unbrauchbar.
Beim Überkreuzen verlieren geodätische Linien ihre Extremaleigenschaft,
und so kann sich ein Widerspruch zusammenbrauen. Dies wird zum Schluß
führen, daß die Annahme der Fortsetzbarkeit geodätischer Linien über den
Kreuzungspunkt nicht stimmen kann. Zum Sezieren des Sachverhalts brauchen
wir die

Definition (4.6,18)
(i) Die Zukunft J+(x) (bzw. Vergangenheit r(x)) von x E M sind die Punkte
aus M, die durch zukunftsgerichtete (bzw. vergangenheitsgerichtete) kau-
sale Kurven (siehe 2.1, 15) mit x verbunden werden können.
(ii) Sei S eine raumartige Hyperfläche, x E D+(S), so nennen wir C(x,S) (bzw.
C 1 (x,S)) die Menge der kausalen (bzw. differenzierbaren kausalen) Kurven
von x nach S. C(x,S) sei folgendermaßen topologisiert: Eine Basis für die
Umgebung einer Kurve )-.. bilden alle Kurven, die in einer Umgebung (im
242 4. Gravitation

Sinne der Topologie von M) von "J.. . bleiben. C 1 habe die von C induzierte
Topologie.
(iii) Die Länge von A E C 1 (x,S) sei durch

d("J....)=J ds y-gaß 'f...a 'i-..13 , "J....(s 0 ) ES, "J....(sd =x,


So

definiert.

Bemerkungen ( 4.6, 19)


1. Die Topologie auf C(x,S) entspricht der gleichmäßigen Konvergenz. Sie ist
metrisierbar, da auch diejenige von M metrisierbar ist: Durch sie ist die
Hausdorffsche Distanzfunktion zweier Untermengen von M definiert, für
zwei kausale Kurven gibt diese eine Metrik für C(x,S). Die Begriffe ,kompakt'
und ,folgenkompakt' fallen daher zusammen.
2. C 1 ist in C dicht, so daß sich d auf C ausdehnen läßt (Aufgabe 5).
Zur Vereinfachung der folgenden Schlußkette scheiden wir Pathologien
von Anfang an aus und treffen für das Weitere die
Voraussetzungen ( 4.6,20)
(i) M sei zeitorientierbar (2.1, 15).
(ii) Wenn X und y M durchlaufen, bilde das Innere von r(x) n J+(y) eine
Basis für die Topologie von M (vgl. I, 6.4,10;3).
Dann gelten die

Propositionen ( 4.6,21)
VX E Innerem von D+(S) ist:
(i) r(x) n D+(S) kompakt,
(ii) C(x,S) kompakt,
(iii) d: C 1 (x,S) ~ R+ oberhalbstetig.

Bemerkungen ( 4.6,22)
1. Zeitrichtung ist hier und im folgenden keine ausgezeichnet, D+ (J+) kann
sinngemäß mit D- (r) ausgetauscht werden.
2. (ii) ist eine Variante des Satzes von Ascoli, nach welchem eine Schar gleich-
gradig stetiger Kurven in Kompakta in der Topologie der gleichmäßigen Kon-
vergenz in einem Kompakturn liegt. Kurven beliebiger Steigung bild~n kein
Kompaktum, etwa x = sin n t, n = 1,2, ... , oo, konvergiert gegen nichts
gleichmäßig. In ( 4.6,21) verhindert die Forderung, daß die Kurve nie aus
dem Lichtkegel austritt, ein solches Verhalten.
3. (i) ist für (ii) notwendig, etwa x = sin t/n, n = 1,2, ... , oo, konvergiert für
- oo < t .;;;; 0 nicht gleichmäßig gegen Null.
4. d ist nicht stetig, denn in jeder Umgebung U von A E C(x,S) kann man licht-
4.6 Existenz von Singularitäten 243

artige Kurven hin- und herreflektieren, so daß d verschwindet.


5. Die Ausdehnung von d auf C (Aufgabe 5) ist ebenfalls oberhalbstetig. Sie
definiere die Eigenzeit einer nicht differenzierbaren kausalen Kurve.
Der Beweis dieser Propositionen ist technischer Natur und bilde Aufgabe
6. Mit ihnen gelangen wir zu dem wesentlichen
Satz ( 4.6,23)
Sei S eine raumartige Hyperfläche und p aus dem Innern von D+(S). Dann ist
die im Sinne der Pseudometrik g zu S orthogonale geodätische Linie durch p
die Kurve längster Eigenzeit von p nach S.
Beweis
Aus der Kompaktheit von C und der Oberhalbstetigkeit von d folgt, daß d
sein Supremum annimmt ([22], 12.7 ,9). Die Maximalkurve muß geodätisch
sein, sonst gäbe es eine benachbarte Kurve längerer Eigenzeit zum selben
Durchstoßpunkt Daß geodätische Linien zu benachbarten Durchstoßpunkten
weniger lang dauern, erfordert das Senkrechtstehen: Gemäß (1, 3.2,18;6) ist
die Änderung der Dauer einer geodätischen Linie mit Endpunkt x durch

ox" ~
ax"
v-
---.---.- -
x"Y g =

ß-y
ox" X.ß
. I . ß ·-y
g
cxß

V- X X gß-y

x
gegeben. Steht nicht 1 zu allen Tangentenvektoren von S, so ließe sich eine
positive Änderung erzielen.

Beispiel ( 4.6,24)
Wie in (4.6,17) sei g =- dt 2 + dx 2 , p = (t 0 ,0), S = {(t,x) E R 2 : t 2 -x 2 = 1,
t ~ - 1}. Die Geraden durch den Ursprung sind die geodätischen Linien 1 zu S.
Gerade durch p: x = v(t - t 0 ) schneiden S in x 2 = v2 (t - t 0 ) 2 = t 2 - 1, so daß
auf ihnen der Abstand zu S gleich (t 0 - t) yl-v 2 = (1 + tö - 2t 0 t) 112 wird
(Fig. 67). Für t 0 ~ 0 nimmt dies wegen t ~- 1 sein Maximum für t = - 1 an,
dann ist die zu S orthogonale Geodätische die längste Linie. Für t 0 > 0 wächst
der Abstand mit t -+ - oo unbeschränkt, es existiert kein Maximum, die Gerade
zu (- I ,0) ist die kürzeste. Dies ist kein Widerspruch zu ( 4.2,23), da dann
p tf. D(S).
Intuitiv wird man vermuten, daß man bei gekreuzten geodätischen Linien
stets durch Rundung der Ecken eine günstigere Kurve bekommt. Diese Erwar-
tung bestätigt der

Satz ( 4.6,25)
Sei v: Dv v = 0, (viv)= - 1 das geodätische Vektorfeld 1 zu einer Hyperfläche
S, /'(T) eine Stromlinie von v und n: Lv n = 0, (nlv> = 0, verschwinde in ')'(0),
aber nicht auf ganz 'Y· 'Y ist dann V p > 0 nicht mehr Kurve längster Eigenzeit
von ')'(p) nach S.
244 4. Gravitation

Kausale Kurve, die S vermeidet

'
''
''
''
''
'''
'
''
'
s
Fig. 67 Zu S senkrechte geodätische Linien in ( 4.6,24)

Beweis
Wir verwenden mitbewegte Koordinaten g = - dr 2 + gik dxi dxk, r die Eigen-
zeit längs- v = ar. Dan (4.6,11) genügt und für r = 0 verschwindet, kann dort
Dv n nicht verschwinden, sonst wäre es ja auf 'Y Null. Daher ist für w := n/r
der lim (w!w) > 0 (n ist raumartig). Wegen

Dw v = 1T Dn v = 1T Dv r w = Dv w + w/r

geht

<Dw v!w) = ~ (wjw) + (Dv w!w)

auf 'Y für r-+ 0 nach + oo. Dieser Ausdruck hat die Bedeutung der zweiten Ab-
leitung von r längs der geodätischen Linie in Richtung von w: Sei w das geo-
dätische Vektorfeld, welches auf 'Y die Richtung von w hat, Dw w = 0, wh =
= wh, dann ist
4.6 Existenz von Singularitäten 245

wenn r der Kurvenparameter auf der Stromlinie dx"' /dr = w"'(x(r)) ist. Nennen
wir den Abstand des Punktes x von 'Y(P) längs der geodätischen Linie zwischen
diesen Punkten p - r(x), so ist für genügend kleine p die Funktion r(x) in
einer Umgebung von ')'(0) definiert und dort regulär. Auf 'Y ist r = 7 und es
gibt auf 'Y Punkte mit

also in der Umgebung von 'Y einen Punkt q mit 7 > 7'. Stößt 'Y für 7 = 7 0 durch
S, so ist auf 'Y der AbstaJ1d von ')'(p) zu S gleich 7 0 + p. Auf der Geodätischen
von p zu q ist er 7 0 - 7 und von dort zu S gleich 7, so daß wir auf diesem Weg
'Y' insgesamt eine Eigenzeit 7 0 - 7 + 7 > 7 0 brauchen (Fig. 68).

Fig. 68 Kurve 'r' mit längerer Eigenzeit als die geodätischen Linien 'Y
246 4. Gravitation

Beispiel ( 4.6,26)
Im Paradefall (4.6,17 und 24) mit S = {(t,x) E R 2 : t 2 -x 2 = 1, t :s;;;- 1}, 'Y =
p = {t 0 ,0}, t 0 > 0, ist W = ax, also r = X und
= t-Achse, T = yt 2 -x 2 und
a2 _ 1 a2 - _ a2 . h 2 2 _ 1
ar 2 Ti-r- f1l > ar2 T- ax 2 y(t- to) -X lx=O- lt- tol

für alle t < 0. Die explizite Rechnung von ( 4.6,24) bestätigt den zuvor gezo-
genen Schluß.
Wir sammeln nun schließlich unsere Resultate in dem
Satz ( 4.6,27)
Sei (M,g) zeitorientierbar, iv R 0 ;;. 0 für zeitartige Vektoren v und S C M eine
raumartige Hyperfläche auf der die Konvergenz des orthogonalen geodätischen
Vektorfeldes v überall ;;. c0 > 0 ist. Gibt es in D(S) einen Punkt p mit Abstand
> 3/c 0 von S, dann ist (M,g) nicht zeitartig geodätisch vollständig.
Beweis
Nach (4.6,14) wird auf jeder Flußlinie von v in einem Abstand:!( 3/c 0 von S
die Konvergenz von v unendlich. Daher gibt es für jede Geodätische durch p
1 zu S das Feld n, das vor p verschwindet (vgl. 4.6,16;3), so daß keine
geodätische Linie durch p die Kurve längster Eigenzeit zu S ist. Dies wider-
spricht ( 4.6,23), so daß als logischer Ausweg nur die Möglichkeit verbleibt, daß
sich die geodätischen Linien nicht bis p fortsetzen lassen.
Bemerkungen ( 4.6,28)
1. Die Schwäche der Aussage liegt darin, daß wir nicht erfahren, was physika-
lisch an der Singularität geschieht, ob es unendliche Gezeitenkräfte gibt,
oder ob wie in (4.6,4;3) alles endlich bleibt ("quasireguläre Singularität").
2. Die Konvergenz von v würde vermuten lassen, daß auch die Konvergenz der
Stromlinien der Materie unendlich wird und irgendwo die Energiedichte
divergiert. Die Schwierigkeit, dies zu beweisen, besteht in der Möglichkeit,
daß noch vorher eine quasireguläre Singularität entsteht und die Zeitent-
wicklung aufhört, bevor es zur unendlichen Dichte kommt.
3. Um aus (4.6,23) Schlüsse auf die Existenz von Singularitäten zu ziehen, muß
man etwas über die Größe von D(S) wissen. Etwa für eine Cauchy-Fläche S
mit c0 > 0 sind Singularitäten unabwendbar.
4. Es gibt zahlreiche Variationen und Verfeinerungen dieses Satzes [33]; doch
ist die genauere Natur des physikalischen Geschehens an der Singularität
noch ungeklärt.

Beispiele ( 4.6,29)
1. Friedmann-Universum ( 4.6, 15) mit S gleich der Hyperfläche t = konst. Dies
4.6 Existenz von Singularitäten 247

ist eine Cauchy-Fläche, so daß jeder spätere Punkt in D(S) liegt. Ist daher
c = - 3R/R > 0, so kann auch noch so großer Druck die Entstehung einer
Singularität nicht mehr verhindern.
2. (M,g) sei (R 2 , - dt 2 + dx 2 ), S = {(t,x): t 2 -x 2 = 1, t ~- 1, lxl ~ r}. Man
berechnet (siehe Fig. 69)

Fig. 69 Überschneidung geodätischer Linien im flachen Raum

D(S) = {(t,x): t 2 -x 2 > 1, t < x + r -yr2 +1, t <- x + r -yr2 +1}.


Hier ist c0 = 1 (vgl. 4.6, 17) und die Geodätischen 1 zu S verlassen D(S)
spätestens nach r + 1 -y1+r 2 < I< 3/c 0 , so daß (4.6,23) keine Singularität
prophezeit.
3. Oppenheimer-Snyder-Lösung ( 4.5,30). S: T = 0, V = ao' man berechnet

c= *di * 1 = -(3v + ~) =
v v a312
3
- 3r/2
für r <a
3/ 2 für r>a
r
0

312 - 3r/2
248 4. Gravitation

r
c wird also wieder an der Singularität bei r 312 = 312 - 3r/2 = 0 unendlich.
In den statischen Koordinaten ist c ~ r- 312 , denn Radialgeschwindigkeit
vr ~ !potentieller Energiel 112 ~ r- 112 gibt vr,r ~ r- 312 •
Das Interesse an den Singularitätensätzen liegt auf der Hand, geht es doch
um die Frage, ob die meisten großen Sterne in schwarzen Löchern verenden
oder diese nur unter ganz besonderen Umständen entstehen, ob das Universum
aus einem Punkt entsprungen ist und wieder in einen solchen einkehrt. Sie
zeigen, daß unsere Kenntnis der Naturgesetze unvollständig ist, daß sie einmal
durch etwas abgelöst werden, das jenseits menschlicher Erkenntnis liegt.

Aufgaben ( 4.6,30)
1. Konstruiere ein Beispiel einer pseudo-Riemannschen Mannigfaltigkeit, die zwar raumartig
und lichtartig, aber nicht zeitartig geodätisch vollständig ist. Dazu wähle man im R 2 ,
g = n( t,x)( dx 2 - d t 2 ), die Funktion n passend.
2. Finde zeitartige geodätische Linien ftir die Metrik ( 4.6,4;3), bei denen x + t nach end-
licher Eigenzeit unendlich wird.
3. (i) Beweise ( 4.6,9), (ii) finde ein Beispiel einer nicht symmetrischen rellen 2 x2-Matrix,
die ( 4.6,9) verletzt.
4. In der Notation von ( 4.3,1) besagt die kontrahierte Bianchi-Identität ( 4.2,21) ftir den
Energie-Impuls-Tensor (3.1,25;3) mit p = 0: T"' = p vv"', daß (p vß v"');ß = 0. Zeige, daß
v dann geodätisch ist. Identifiziere die Konvergenz eines beliebigen Vektorfeldes zu
c =- v"';o: =- ov = *(Lv *1) = *(d*v).
5. Setze d von der dichten Menge C 1 (p,S) auf C(p,S) oberhalbstetig fort. Gib Beispiele
einer dicht definierten stetigen Funktion, die sich nicht oberhalbstetig fortsetzen läßt,
und verschiedener oberhalbstetiger Ausdehnungen stetiger Funktionen.
6. Beweise (4.6,21).

Lösungen ( 4.6,31)
1. n = 1 flir lxl ;;;. 1, n x(t,O) = 0 und !im ltl 2 +• Q(t,O) = 0 mit E > 0. Dann ist die Zeit-
' t~oo

achse geodätisch und die Eigenzeit darauf

f ds= f dtyf"n(t,O) <oo.


Lichtstrahlen oder raumartige Linien verlassen aber den Streifen lxl < 1 und setzen sich
wie im Minkowski-Raum fort.
2. Sei u = t - x, v = t + x, so wird die Lagrange-Funktion ftir die Bewegung

.c := ~ v 2 - u v.

Dann ist
h
2v
"2 •.
- u v = -1 und P := Q_.&_ = h v- u= konst.
ov
Wir müssen also

u= ylil2-+ 2h' .
v = -1 (P + u). = -.~
2
h u-P
4.6 Existenz von Singularitäten 249

integrieren. Ist P2 = "11. wird

Ü = Pcos2 u => Ps = tg u => Ü = __P_.- =>


p2 s2 + 1

v=- lp (I+ p2s2


_L) => v =- 2~ + _l_ + konst.
p gp3
3. (i) Ist M = T m r 1 mit m = diagonal, Eigenwerte mi' ist ( 4.6,9) die Cauchy-Schwarz-
sche Ungleichung

(ii) Für M = d Ö> ist (Tr M) 2 = 1, aber M2 = (j j), Tr M2 =- 1.


4. Multipliziere 0 = (p 1\ß v<> + p vß(v<> ;ß) mit v<>. Aus (viv)=- 1 folgt va(v<> ;ß) = 0, so
daß wir 0 = (p vß);ß schließen. Dann ist vß( v<> ;ß) = (e<>IDv v) = 0. Die Äquivalenz der
Ausdrücke ftir c folgt aus

Lv *1 = div *1 = d*v,

d(*ea v ) = - v w<> 1\ *eß + dv 1\ *eß = *(eßldv - v w<> ) =


a aß ß ßaß

= *(eßiD v}= *(!. ).


eß ,ß

5. Setze d("A) = inf _sup d(5;). Dies ist oberhalbstetig und brauchbar, sofern ftir ge-
C' ::)UE;>.. ;>..EU
nügend kleine U das sup endlich ist. Aus dem Beweis von ( 4.6,21) geht hervor, daß dies
bei uns der Fall ist. Etwa ftir f: R - {0}-+ R, x-+ lxl- 1 , ist dies bei {0} nicht der Fall,
dies läßt sich nicht oberhalbstetig in ein f: R -+ R ausdehnen. Obige Ausdehnung ist
übrigens so stetig wie möglich, etwa f: R - {0}-+ R, x-+ lxl, schreibt sie den Wert f(O) =
= 0 zu, während f(O) = a flir alle a ;;;. 0 oberhalbstetig wäre.
6.iWäre r(x) n D\S) nicht kompakt, gäbe es eine unendliche, lokal endliche Oberdeckung
durch relativ kompakte Umgehungen Ui mit ai E Ui, die ai ohne Häufungspunkt. Sei
XE u, und 'Yj eine Familie kausaler Kurven von X nach ai. 'Yi n au, hat einen Häufungs-
punkt h 1 • Sei c 1 eine kausale Kurve von x nach h 1 , dann enthält c 1 einen Punkt x 1 , der
außer in U1 auch in einer anderen Menge U2 liegt. Da r(x 1 ) nach (4.6,20;ii) eine Um-
gebung von h 1 enthält, liegt auch eine unendliche Unterfamilie 'Yli der 'Yi und damit die
unendlich vielen a 1 i im r(xJ). Die 'Yli n 3U2 n r(xJ) haben einen Häufungspunkt h 2 ,
und es existiert eine kausale Kurve c2 von x 1 nach h 2 und so fort (Fig. 70). Diese Pro-
zedur fUhrt auf eine kausale Verbindungslinie von x, x 1 , x 2 .. , die nicht nach unten ver-
längert werden kann, da die ai keinen Häufungspunkt haben. Aus dem gleichen Grund
kann sie aber S nicht treffen, sonst enthielte eines der relativ kompakten Ui unendlich
viele ll_i· Die Existenz dieser kausalen Kurve widerspricht aber der Definition von D+(S),
so daß r(x) n D\S) kompakt sein muß.
ii. Als metrischer Raum ist C(x,S) kompakt, wenn er vollständig und präkompakt ist. Der
gleichmäßige Limes stetiger kausaler Kurven ist stetig ([22], 7 .2, 1) und wegen ( 4.6,20;ii)
auch kausal, so daß die Vollständigkeit unmittelbar folgt. Präkompaktheit bedeutet, daß
es V € eine endliche Oberdeckung von C(x,S) mit Umgehungen mit Durchmesser f gibt.
Eine solche von einer Kurve 'Y sind die Kurven
250 4. Gravitation

Fig. 70 Konstruktion einer nicht ausdehnbaren kausalen Kurve, die S nicht schneidet

{r': inf p(x,y) < e},


xE-y
yE-y'

wenn p eine Distanzfunktion für die Metrik von Mist. Da r(x) n D\S) kompakt ist,
können wir es durch endlich viele Ai= Inneres von r(ai) n J\aj), i = I ... n, mit Durch-
messer < E überdecken. x sei in A 1 enthalten, und wir bilden alle Ketten

B. =
J
d A.k,
k=lJ
mit

Ajl = A, Ainj n S =I= f/J,

r(Aik) n Aik+ 2 =1= f/J .

Die Bj = {'Y E C(x,S): 'Y c Bi} bilden eine überdeckung von C(x,S), da jede kausale
Kurve von x in einer solchen Kette liegen muß. Die Zahl der Bj ist endlich und ihr
Durchmesser ist< E.
iii. Wir müssen zeigen, daß es V. E eine Umgebung U von X gibt, so daß d(X) < d(X) + E
V. X E U. Dazu nehmen wir mit X mitbewegte Koordinaten, so daß A eine der Zeitachsen
xi = konst, j = 1,2,3, ist und die l!oj verschwinden. Da d von der Wahl des Kurvenpara-
meters unabhängig ist, können wir daflir x0 verwenden und wir haben
4.6 Existenz von Singularitäten 251

mit

d(~.) = [ dx0 ..J- g00 - ~k Xi Xk


A

zu vergleichen. Nun ist ~k Xi Xk > 0, und da g00 als stetige Funktion auf dem Koro-
pakturn r(x)n D\S) gleichmäßig stetig ist, können wir durch eine genügend kleine
Umgebung d(X) < d(A.) + € erreichen.

Einige schwierige Probleme


1. Für die Beugung am Spalt gibt es nur approximative Lösungen. Man finde Schranken flir
den Fehler.
2. Gib eine allgemeine strenge Formulierung des Babinetschen Prinzips.
3. Zeige, daß die Green-Funktion flir die Beugung am Keil kausale Trägereigenschaften hat.
4. Finde eine Lösung der Einsteinsehen Gleichungen, die die Emission von Gravitations-
wellen beschreibt.
5. Um den hyperbolischen Charakter der Einsteinsehen Gleichungen nachzuweisen, bedient
man sich harmonischer Koordinaten. Formuliere den Tatbestand rein geometrisch, ohne
besondere Koordinaten.
6. Finde Singularitätensätze, welche zeigen, daß unter bestimmten Umständen M nicht nur
geodätisch unvollständig ist, sondern daß Krümmungsinvarianten unbeschränkt werden.
7. Löse das allgemeine relativistische Zweikörperproblem.
LITERATUR

Im Text zitierte Literatur


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zu den Kapiteln 4.3 und 4.4


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Rencontres, Benjamin, 1968

zu Kapitel 4.5
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Y.B. Zeldovich, D. Novikov, Re1ativistic Astrophysics, I, II, Univ. Chicago Press, 1971

zu Kapitel 4. 6
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SACHVERZEICHNIS

A E

Algebraische Identitäten der Krümmungs- Eichtransformation 34


formen 169 Einflußbereich 54
Anti-de Sitter Universum 197 Einschränkung 14
Äquivalenzprinzip 43 Einsteinsehe Gleichungen 31, 179
Asymptotisches Feld 66 Elektromagnetische Strahlung 3
Ausdehnbare Mannigfaltigkeit 235 Elektromagnetische Wellen 1
Äußere Ableitung 13 Energie-Impuls-Ströme 38
Äußeres Produkt 12 Energie-Impuls-Verlust 68, 92, 94, 96
Ereignis-Horizont 197

B
F
Basis 12
Beugung 134, 140 Feld einer Gravitationswelle 206
Bianchische Identität 170, 185 Feldrückwirkung 68
Birkhoffscher Satz 210 Flacher Raum 168
Bohrscher Radius 6 Frauenhaferscher Bereich 154
Fresnelsches Integral 136
Friedmann-Universum 202
c
Cartansche Strukturgleichung 167 G
Cauchy-F1äche 20, 54
Charakteristik 18, 58 Gauß, Satz von 14
Christoffei-Symbole 164 Geodätisch vollständig 235
Coulomb-Potential 67 Geodätische Deviation 237
Geodätisches Vektorfeld 166
Geometrische Optik 131
D Gesamtladung 37
Gezeitenkräfte 246
De Sitter-Metrik 212 Gleichförmige Beschleunigung 77
De Sitter-Universum 194 Gleichförmige Bewegung 75
Dipolstrahlung 5 Gravitationsstrahlung 8
Diracsche 8-Funktion 21 Gravitationsstrahlung rotierender Massen
Distribution 21 9
Gravitationswelle 206
Green-Funktion 21, 23, 59, 61
Greensehe Formel 23
Sachverzeichnis 257

H M

Harinonische Koordinaten 174 Magnetische Ladung 32


Hertzscher Dipol 81 Massenrenarmierung 99
Hohlleiter 117 Maximal symmetrischer Raum 187, 189
Hyperbelbewegung 77 Maxwellsehe Gleichungen 30, 31
Hyperfläche 20 m-Bein 12
Metallische Randbedingung 110
Minimalfrequenz 124

Inneres Produkt 15 N
Isotroper Raum 189
Natürliche Basis 13
Neutronenstern 9
K Noethersches Theorem 49
Normalschwingung 119
Kausale Kurve 54
Keilprodukt 12
Killing-Vektorfeld 51 0
Kirchhoffsche Beugungstheorie 139
Klassischer Elektronenradius 5 Oppenheimer-Snyder-Lösung 229
Koableitung 16 Orthogonale Basis 17
Konforme Transformation 52
Kontrahierte Bianchi-Identität 185
Konvergenz der Strömung 237 p
Kosmologisches Glied 175
Kosmologisches Prinzip 193, 194 Parallelverschiebung 160
Kovariante Ableitung 159, 160 Partielle Differentialgleichung 18
Kriechwelle 148 Penrose-Diagrarnm 195
Krümmungsform 167, 169 Perfektes kosmologisches Prinzip 194
p-Form 12
Poincare-Transformation 35
L Poyntingscher Vektor 53
Punktteilchen 39
Ladungserhaltung 35
Lagrange-Funktion 47
Landau-Lifschitz-Form 179 Q
Laplace-Beltrami-Operator 16
Larmorsche Formel 4, 92 Quasireguläre Singularität 246
Uchtkoordinaten 23
Ue-Ableitung 16
Uenard-Wiechertsches Potential 67 R
Lineare Näherung 183
Lokale Lorentz-Transformation 17 4 Reissner-Nordstr~m-Metrik 213
Londonsche Gleichung 103 Renarmierte Bewegungsgleichung 99
Lorentzkraft 38 Resonator 123
Retardierte Green-Funktion 61
Riemann-Christoffel-Tensor 169
258 Sachverzeichnis

Robertson-Walker-Metrik 202 w
Rotierende Basis 41
Rotierende Ladung 81 Weyi-Formen 170
Run-away-solu tion I 00 Wirkungsprinzip 47
Wirkungsquerschnitt 155

s
z
Schattengrenze 137, 152
Scheinkraft 40 Zukunft 241
Schwarze Löcher 9
Schwarzschild-Metrik 212
Stokes, Satz von 14
Strahlung 87
Strahlungsfeld 68
Strahlungsrückwirkung 90
Streuquerschnitt 5
Stromdichte 35
Stufenfunktion 21
Supernova 221
Supraleiter 103
Synchrotronstrahlung 93

Teilchen-Horizont 197
Tensorfelder 12
Tensorprodukt 12
Tolman-Oppenheimer-Volkoff-Gleichung
223
Torsion 161

u
Übertragungsformen 17, 163
Unstetigkeitsfläche 181

Variationsprinzip 174
Vektorfelder 12
Vektorpotential 33
Vergangenheit 241
Veijüngung 158
w. Thirring Lehrbuch der
Mathematischen
Physik
Band 1 Klassische Dynamische Systeme
58 Abbildungen. XIII, 255 Seiten. 1977.
Geheftet S 250,-; DM 36,-
ISBN 3-211-81430-2

" ... Thirring weicht von der traditionellen Struktur


der Lehrbücher für theoretische Physik ab und macht
den Leser von Anfang an mit Methoden und Problema-
tik der theoretischen Physik vertraut, wie sie sich dem
heute in der Forschung tätigen Physiker stellen. Daß
eine derartige Aufbereitung des Stoffes auch den
Studierenden zugänglich gemacht werden kann, hat
Walter Thirring hier bewiesen. Sicher wird dieses
Lehrbuch der mathematischen Physik für längere
Zeit ein Standardwerk sein... "

Prof Dr. J. Wess, Institut für Theoretische Physik,


Universität Karlsruhe

Band z Klassische Feldtheorie


Band 3 Quantentheorie von Atomen
und Molekülen
Band 4 Quantentheorie großer Systeme

Springer-Verlag Wien GmbH

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