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Thirring
Lehrbuch der
Mathematischen
Physik
2
Klassische
Feldtheorie
Mit 70 Abbildungen
Bibliography: p.
Includes index.
CONTENTS: 1. Klassiche dynamische Systeme.--
2. Klassiche Feldtheorie.
1. Mathematical physics. 2. Quantum theory.
I. Title.
QC20.C53 530.1'5 77-1572
VORWORT
Der vorliegende Band stellt die klassische Feldtheorie mit den Methoden
der modernen Differentialgeometrie dar. Da es sich um die Lösung der Maxwell-
sehen und Einsteinsehen Gleichungen handelt, bringt dies nicht nur begriffliche,
sondern auch rechentechnische Vorteile: Das Indexgestrüpp wird durch den
Cartanschen Formalismus gelichtet, und die geometrische Bedeutung der Größen
tritt hervor.
Die Notwendigkeit, den Stoff in der Vorlesung eines Semesters unterzu-
bringen, und die gewünschte Knappheit der Darstellung erforderten eine drasti-
sche Stoffauswahl, und mancher Experte mit diesem oder jenem Steckenpferd
wird mir einige Unterlassungssünden nur schwer vergeben. Ich habe versucht, die
Tendenz des ersten Bandes fortzuführen und nur das zu bringen, was sich wirk-
lich aus den Grundprinzipien deduzieren läßt; die Teile der Theorie, die W. Pauli
gerne als "wishful mathematics" bezeichnet hat, fehlen hier. Damit das Material
jedoch nicht zu steril wird, werden die intuitiven Argumente entwickelt, mit
deren Hilfe man bei komplizierteren Problemen viele mathematische Lücken
überspringt.
In der klassischen Feldtheorie kommt man so dem Ideal einer deduktiven
Theorie nahe, erreicht es aber nicht ganz. Sowohl in der Elektrodynamik als
auch in der Gravitationstheorie treten gelegentlich die von der Singularität des
1/r-Potentials herrührenden Schwierigkeiten wieder auf. Es ist dies wohl charak-
teristisch für jede physikalische Theorie, daß sie bestenfalls weite Bereiche
unseres Wissens erfassen kann, aber stets einen unvollendeten Kern hat.
Die mathematischen Methoden werden hier kurz rekapituliert, für Details
und eine Zusammenstellung der Terminologie muß auf Band 1 (mit I bezeich-
net) verwiesen werden. Am Ende finden sich Literaturzitate aus dem Text (mit
[ ] bezeichnet) und einigeneuere Lehrbücher über den Gegenstand. Wieder wäre
eine erschöpfendere Bibliographie weit über den Umfang des Buches hinausge-
gangen, der Leser mag dafür [9] konsultieren. Für wertvolle Hinweise danke ich
den Herren P. Aichelburg, G. Ecker, H. Urbantke und R. Wallner.
1. EINLEITUNG
1.1 Physikalische Erscheinungen der Felddynamik
1.2 Der mathematische Formalismus 11
1.3 Die Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen 31
4. GRAVITATION
4.1 Kovariante Ableitung und Raumkrümmung 158
4.2 Variationsprinzip und Erhaltungssätze 174
4.3 Maximal symmetrische Räume 187
4.4 Räume mit maximal symmetrischen Untermannigfaltigkeiten 201
4.5 Leben und Sterben der Sterne 220
4.6 Existenz von Singularitäten 234
LITERATUR 252
SACHVERZEICHNIS 256
IM TEXT ERKLÄRTE SYMBOLE
( 1.1 ,2)
r B
/'
tv----v------.... . . ,/
0
/ '\' B E : E
~
~/
~--~~~,----/J~.--/1~.-x
---.... : :
"' /'t:
/ I E ,/
-...:t
:---
:
-!-
E
8 B ~ / !
Es ist offensichtlich quellenfrei und genügt auch den Relationen (1.1,1). Dies
ist etwa flir die in Fig. 2 gewählten Flächen leicht zu sehen:
aN
! /
N
0 / /,/ /{
L'/ / r
...
B
,/ /
~ / )
/ /~
rr/w
Da sich die Welle von Fig. 1 nach rechts bewegt, haben E, Bin dem Gebiet
das Vorzeichen von E, B, und es gibt
7r{W •
1 E ds =- 2L =-Lw f dx sin wx = -1 B df.
0
1.1 Physikalische Erscheinungen der Felddynamik 3
Bemerkungen ( 1.1, 7)
1. Der Verdichtungsfaktor ist nur für {) - rr/2 wesentlich, für {) = 0 oder rr
werden die Kraftlinien in der Kugelschale nicht verbogen. Die genauere
Rechnung ergibt einen Faktor sin {).
2. Das Vorzeichen des zusätzlichen Feldes ist offenbar so, daß es in Richtung
der negativen Beschleunigung weist.
Ein elektrisches Feld - 1/r und nicht- l/r 2 wie das statische Coulomb-
feld führt direkt zu Ausstrahlung von Energie: Die in der Kugelschale steckende
4 1. Einleitung
Eflirt>O
Eflirt<O
I
/
/ -
/I
I I
Feldenergie
-+ -+
J d3 x IEI 2 ~ IEI 2 r 2 7 ~ e2 lvl 2 r
t<r<t+r
bleibt während ihrer Expansion erhalten, so daß sie auch für große r, wo die
Coulombsehe Feldenergie gegen 0 geht, noch denselben Energieinhalt aufweist.
Dieser wurde offenbar beim Bremsen während der Zeit 7 an das Feld abgegeben
und wandert in der sich mit Lichtgeschwindigkeit ausdehnenden Kugelschale
ins Unendliche. So ergibt sich die für die Ausstrahlung grundlegende
Larmorsche Formel ( 1.1 ,8)
Energieverlust/Zeiteinheit = ~ 4: v 2 .
durchsichtig ist, so daß es Licht nur wenig streut. Wieso Materie dann viel-
fach Licht nicht durchläßt, obgleich sie das Feld hauptsächlich durch Elek-
tronen beeinflußt, wird noch zu diskutieren sein.
3. Der genaue, in ( 1.1 ,8) gegebene Zahlfaktor kommt so zustande
a) Wir verwenden Einheiten, in denen das Coulombfeld e 2 /47Tr 2 ist, also zu-
sätzlich ( 47T )- 2 .
b) Nach ( 1.1 ,7 ;1) hat die Energiedichte eine Winkelverteilung - sin 2 t'}. Über
die Kugeloberfläche integriert, liefert dies ~ · 47T.
!
c) Die Energiedichte ist zwar genauer f (E 2 + B2 ), doch B gibt einen
gleich großen Beitrag.
Die üblichen Lichtquellen beziehen ihr Licht von Atomen, in denen nega-
tive Ladungen um positive kreisen, die Gesamtladung aber verschwindet.
Schwingt eine Ladung allein, so wiederholt sich das Feldlinienbild von der ein-
maligen Bremsung (Fig. 4, links). Für zwei entgegengesetzte Ladungen, die
gegeneinander schwingen, ist diesem Feldlinienbild ein phasenverschobenes mit
umgekehrter Richtung der Kraftlinien zu überlagern (Fig. 4). Wie man sieht,
lösen sich von einem schwingenden Dipol elektrische Wirbel ab, wobei lEI wie-
der durch ( 1.1 ,6) gegeben sein wird. Für v ist dabei w 2 L einzusetzen, wenn w
die Frequenz und L die Schwingungsamplitude ist. Dies ergibt die Formel für
Dipolstrahlung ( 1.1, 10)
Energieverlust/Schwingung - e 2 U w 3 .
6 l. Einleitung
(+-)
0
e
'---v---'
10- 8 cm
10 cm
137-fache Vergrößerung
+ +
(++)
oder
Energieverlust/Umlauf "' v 5 • Gravitationsenergie des Systems.
Materie durch die Randbedingung ersetzt, daß das Feld in sie nicht eindringt.
Dieser Standpunkt wird vielfach bei optischen Problemen wie Beugung einge-
nommen. Wir werden finden, daß man trotz dieser Erleichterung nur mit et-
lichem Aufwand solche Probleme lösen kann, sofern man einigermaßen Wert
auf Präzision legt.
Will man ernsthaft das gekoppelte System Materie + Feld analysieren,
muß man sich im klaren sein, daß ihm im elektrischen und gravitativen Fall
Gefahren aus umgekehrten Richtungen drohen. Da sich gleichnamige Ladungen
abstoßen und gleiche Massen anziehen, hat das System die Tendenz durch die
Coulombkraft zu explodieren und will gravitativ zusammenbrechen. Dieser von
den statischen Kräften vorgezeichnete Drang wird durch die relativistische Er-
weiterung der Gleichungen nicht aufgehoben und kann auch durch mathemati-
sches Raffinement nicht aus der Welt geschafft werden. So werden wir die
Frage, was die Ladung des Elektrons zusammenhält, nicht beantworten kön-
nen, und die klassische Elektrodynamik bleibt irgendwo eine unvollendete
Theorie. Natürlich wird sie bei kleinen Distanzen von der Quantenelektrodyna-
mik abgelöst, doch auch sie kann nicht erklären, wodurch die elektrische Ener-
gie eines Punktteilchens endlich wird. Umgekehrt bestätigt die feinsinnigste
Mathematik nur die naive Erwartung, daß durch die Schwerkraft ein genügend
großes System unter seiner Last zusammenbricht. Es scheint äußerst schwierig,
diese Singularitätentheoreme zu entkräften, zumal ihre düstere Prognose stim-
men dürfte.
Der von E. Cartan geschaffene Kalkül ist in der klassischen Feldtheorie be-
sonders nützlich, da er die in den Feldgleichungen vorkommenden Konstruktio-
nen formalisiert. Wir wollen zunächst kurz die wichtigsten Rechenregeln wieder-
holen und verweisen bezüglich der genaueren Definition der Begriffe auf (1,
Kap. 2) oder die im Literaturverzeichnis angeführten Mathematikbücher.
Der Raum der Tensorfelder über einer MannigfaltigkeitJ:t M hat eine line-
are StrukturJ:tJ:t, jedes Element kann als Linearkombination von gewissen Basis-
J:t Wie in I wollen wir eine genügend oft differenzierbare berandete Mannigfaltigkeit einfach
als Mannigfaltigkeit bezeichnen und auch bei Tensorfeldern Differenzierbarkeit voraus-
setzen.
llll Genauer eine Modulstruktur, die Koeffizienten sind Funktionen über M und nicht nur
reelle Zahlen.
12 1. Einleitung
schreiben.
Bemerkungen ( 1. 2, 1)
1. Unabhängig soll heißen, daß V- x die ei(x) unabhängige Vektoren sind.
2. Eine Basis wird gelegentlich m-Bein genannt. V- i sind die ei Vektoren und
nicht etwa Komponenten eines Vektors.
3. Im allgemeinen gibt es keine globale Basis, die ei werden sich nicht stetig
auf ganz M ausdehnen lassen. (Nach (I,2.6,17;6) gibt es auf der Kugelober-
fläche nicht einmal ein stetiges nirgends verschwindendes Vektorfeld.) Im
Bereich U einer Karte gibt es aber immer die gleich zu besprechende natür-
liche Basis. Für lokale Prozesse wie Ableitungen können wir also beruhigt
die Existenz einer Basis voraussetzen.
4. Aus einer Basis läßt sich durch ei(x) --+ e\x) = Ai/x) ei(x), Det Ai/x) -=/= 0
V- x E U, eine andere bilden und in Abwesenheit einer weiteren Struktur
ist keine Basis vor einer anderen ausgezeichnet.
Die ei liefern durch Bildung des Tensorproduktes ® auch eine Basis für
die p-fach kovarianten Tensorfelder, ein solches schreibt sich auf U
( 1.2,2)
( 1.2,3)
ip/ I
w-_ ~
~ w. . ei 1 oo•
p .. (1.2,4)
ik 11 oo• lp
1.2 Der mathematische Formalismus 13
Bemerkungen ( 1. 2, 5)
1. Wegen der Antisymmetrie besitzt die Basis ei' ··· ip nur (~) unabhängige
Elemente. Für p = 0 sind p-Formen gewöhnliche Funktionen, für p > m
setzt man sie Null, da dann die Antisymmetrie unmöglich.
2. Die p-Formen über einer Mannigfaltigkeit bilden einen linearen Raum (sogar
einen Modul), der mit EP (M) bezeichnet wird.
3. Das Keilprodukt
ei' ... ip 1\ eip+l ... ip+q = ei' ... ip+q = (-)Pq eip+l··· ip+q 1\ ei, ... ip
w = w. . eL ··· ip /p!
L ... Jp
wird
Integral (1.2,8)
Bei einer Koordinatentransformation
X--* X(X),
transformiert sich die natürliche Basis von Em(U) wie ein rn-dimensionales
Volumselement:
f w := f WIN. (1.2,10)
N N
Integrieren ist insofern die Umkehrung von d, als sich die Sätze von Gauß und
Stokes zu
f dw
N
= aNf w, aN Rand von N, (1.2,11)
verallgemeinern.
1.2 Der mathematische Formalismus 15
Riemannsche Strukturen ( 1. 2, 1 2)
Ein symmetrisches kovariantes Tensorfeld zweiter Stufe
(1.2,13)
ein Skalarprodukt: Ist die Matrix gik positiv, heißt der Raum Riemannsch,
sonst pseudo-Riemannsch. Die ei := gik ek bilden eine duale Basis, <eilei) = ö\
und die vk := gki vi heißen kontravariante Komponenten: v = vi ei = vi ei.
Dieses Skalarprodukt läßt sich zum sogenannten inneren Produkt, einer biline-
aren Abbildung E 1 x EP -'; Ep-l: (v,w) -'; iv w verallgemeinern. Für die Basen
ist sie
~
Da sich die Komponenten w.,, . einer p-Form mit A- 1
... 'P
... A- 1 transfor-
mieren, ist die *-Bijektion von der Basis unabhängig definiert.
2. Durch (m- p)! im Nenner erzielt man die Normierung* o * = (-)P<m-p)+s 1,
(-)S:= g/JgJ.
3. (1. 2, 16) definiert * lokal; ist M orientierbar, läßt sich dies eindeutig auf ganz
M ausdehnen. Die *-Abbildung ist aber orientierungsabhängig, sie ordnet einer
rn-Form einen Pseudoskalar zu.
16 1. Einleitung
Für die Verträglichkeit von * mit äußerem und innerem Produkt gelten
(Aufgabe 5) die
Rechenregeln ( 1. 2, 18)
(i) W 1\ *V= V 1\ * W,
(ü) e. 1\ * ej, ... jp = ~ (-y+p oir. * ei.···ir-lir+J···ip
l r=l l
. * j, ... ip - * j, ... ip j
(üi) 1i e - e .
e
Die Koableitung
verallgemeinert die Divergenz. Sie ist eine lineare Abbildung EP ~ Ep-l und
gibt mit d die Ausdehnung b, des Laplace-Operators für EP ~ EP:
In einer natürlichen Basis ei' ··· ip von Rm mit g = dxi ® dxk 1/ik' 1/ik =
= ± 1 für i = k, sonst 0, gilt (Aufgabe 6)
(1.2,21)
b,(f ei, ... ip) = f,kk ei' ... ip, fk f
' 1/ki := 'i'
Rechenregeln ( 1.2,22)
Cü ctd = oo = o, ctb, = b,d, ob,= M,
Ciü o* = (-)P * d, *o = (-)P+ 1 d*,
(iii) da*= *od, *do = od*, *b, = b,*.
Ist ein Vektorfeld v vorgegeben, so haben wir in I noch als Änderung der
Formen unter dem von den kontravarianten Komponenten von v erzeugten Fluß die
Lie-Ableitung (1.2,23)
(1.2,24)
festgelegt.
Eine orthogonale Basis muß nicht natürlich sein und die äußeren Ablei-
tungen der orthogonalen ei werden nicht verschwinden. Allgemein definieren
wir die
Bemerkungen (1.2,26)
1. In § 4.1 werden wir zeigen, daß diese Relationen die wik bestimmen.
2. Für die Ableitung der Basen in EP folgt daraus (Aufgabe 8)
dei, ··· ip = _ wi
i, A eii2 ··· ip _ wi
i2 A ei, j ... ip _ ...
ip * j, ... ip-li
... -wiA e .
3. Die w's verallgemeinern die r's aus (1,1.1,7) und spielen daher in der Gravi-
18 1. Einleitung
Insbesondere kann man stets eine Basis finden, so daß alle wk r in einem
Punkt verschwinden (siehe I, 5.6,11).
Partielle Differentialgleichungen ( 1.2,27)
Die uns interessierenden Gleichungen sind immer allgemein kovariant (= kar-
tenunabhängig) formuliert und enthalten daher an Differentialprozessen nur
äußere Ableitungen. Orientierbarkeit und pseudo-Riemannsche Struktur der
Welt gehen allein durch die *-Abbildung ein. Der Prototyp einer solchen Glei-
chung ist, daß Divergenz und Rotation des gesuchten Vektorfeldes, oder allge-
mein oF und dF, F E EP vorgegeben sind.
Partielle Differentialgleichungen legen Ableitungen in manchen Richtun-
gen fest, in anderen können die Felder frei variieren, sogar Unstetigkeiten auf-
weisen. Der Schlüssel zum Verständnis dafür, was die Gleichungen fordern,
findet sich in diesen Richtungen (Charakteristiken). Um dies im embryonalen
Zustand zu sehen, untersuchen wir das einfachste nichttriviale
Beispiel (1.2,28)
M = R 2 mit den Metriken g±:= dx 2 ± dt2. Nach (1.2,17;2) ist für p = 1 dann
* • * = + 1, * ist also eine lineare Transformation von Vektoren mit Eigenwer-
ten ± i für g+ und ± I für g_. Ist expliziter F = E dt + B dx, dann wird *F =
=-B dt ± E dx, * ist für g+ eine Drehung um 90°, für g_ eine Spiegelung um
die Achse x = - t:
*F
g_
dF = M, oF = J : M, J = gegeben, F = gesucht.
F ± := ( 1 + *)F : dF ± = M ± * J .
(iü) i
n±
F± = 0.
g+ tritt dieses Phänomen nicht auf, dort gibt es keine relle Richtung mit
n A F + = 0 oder n A F _ = 0.
(ii) Das Anfangswertproblem wird man so formulieren, daß man die Ein-
schränkungen von F ± auf eine m - I-dimensionale Untermannigfaltigkeit
N vorgibt (Anfangsdaten) und hofft, sie mögen F bestimmen. Ist auf N
irgend wo n± IN = 0, so ist dort F ±IN = 0 und die Anfangsdaten sind nicht
beliebig wählbar. Auch können sie dann F unbestimmt lassen, nach (ii)
gibt es F + ::/= 0 mit etwa F +IN+ = 0 und dF + = 0. Für n± IN ::/= 0 unterliegen
die Anfangsdaten nur d(F+IN) = dF+IN = (M- *J)IN• was hier automatisch
verschwindet (auf N gibt es keine 2-Form).
(iii) Gemäß (1.2,23) ist die Lie-Ableitung Lek in Richtung xk durch iek o d +
+ d o iek mit ek = gkj dxi gegeben. Le± mit e± := gn± = n+ gibt also die
Lie-Ableitungen in Richtung n± : x = ± t und wegen Le_ F + = ie_ dF + +
+die_ F+ = ie_ dF+ = ie_(M- *J) ist die Veränderung von F+ in der von
n+ unabhängigen Richtung n_ durch die Gleichungen festgelegt. Wie wir
durch die spätere explizite Lösung sehen werden, bestimmen auf N will-
kürlich wählbare Anfangsdaten F unter folgenden Umständen:
(i) n± IN ::/= 0 überall auf N,
(ii) jede Gerade t ± x = konst schneidet N genau in einem Punkt.
Eine m - I-dimensionale Hyperfläche N (im 2-Dimensionalen also eine
Kurve), die (i) und (ii) erfüllt, heißt Cauchy-Fläche, sie darf also nirgends zu
den Charakteristiken n± tangential sein und muß genügend weit reichen, um
E ± B überall zu bestimmen.
In Richtung von n_
ist die Veränderung
von F+ bestimmt.
N------
u V
.. h e, Vu ·-
Cauchy- Fl ac t ± X
.- ---;;2
u V
u V
Fig. 10
22 1. Einleitung
Bemerkungen ( 1.2,30)
1. Nicht jede überall raumartige, ins Unendliche reichende Fläche ist Cauchy-
Fläche (Fig. 10).
2. Allgemein kann man durch Betrachtungen der bisherigen Art nur lokale
Fragen klären, globale sind schwerer zu überschauen. Scheinbar harmlose
und in der Kosmologie beliebte Mannigfaltigkeiten haben überhaupt keine
Cauchy-Flächen.
3. Da E + B eine beliebige Funktion von t + x sein kann, wird man sich sogar
an unstetige Funktionen wagen, die Charakteristiken sind dann Sprungflä-
chen. Läßt man diese zu, so erzeugt der klassische Ableitungsbegriff unnö-
tige Schwierigkeiten. Etwa hat die Gleichung gu t
<I> = 0 die Lösung <I> =
= .p(u) + 1/J(v), <P = beliebig, 1/1 = differenzierbar, genügt also nicht g g <I> =
= 0. V U
Zur Glättung dieser Mißstände empfiehlt sich die Verwendung von Distri-
butionen .p, die man durch ihr Integral mit geeigneten Testfunktionen f defi-
niert. Ableitung läßt man immer zu und erklärt sie durch partielle Integration:
Jf <P(n) := (-)n J f(n) <P·
Die strenge Formulierung erfordert die Theorie der lokal konvexen topo-
logischen Vektorräume. Da wir deren tiefere Sätze nicht benötigen, begnügen
wir uns mit der
Definition (1.2,31)
I fürx>O
8(x) = (Stufenfunktion)
0 sonst
Zunächst müssen wir die ö-Funktion so verallgemeinern, daß sie mit einer
p-Form multipliziert und integriert den Wert der p-Form an einem Punkt x E
E M reproduziert (diese seien mit EP 1x: bezeichnet). Da wir nur rn-Formen inte-
grieren können und das Ergebnis in EP 1x liegen soll, brauchen wir ein° Öx: E
E EPix: Q9 Em-p(M), so daß
Öx: verschwindet also außerhalb x und hat in einer natürlichen Basis ei' ··· ip in
einer Umgebung von x die Gestalt (Aufgabe 10)
(1.2,34)
wobei e die Basis in EPix ist und die xi die Integrationsvariablen darstellen.
Die Green-Funktion Gx: E EP 1x: Q9 Em-p(M) genügt nun der Gleichung
( 1.2,35)
- f [ÖG-
aN X
A F + (-)m+p+s * dG-X A * F], (1.2,36)
Beispiel ( l. 2,3 7)
Wir kehren zu (1.2,28): M = R 2 , p = 1, g = g_, (-)s =- 1 zurück und verwen-
den die * diagonalisierenden "Lichtkoordinaten"
ll In der de Rhamschen Terminologie müßte man öx: einen p-formwertigen Strom nennen.
In der älteren Literatur findet man flir den 3-dimensionalen Fall manchmal die Bezeich-
nung Greensehe Dyade. Wir schreiben jetzt Ep(M), auch wenn die Komponenten nicht
differenzierbare Funktionen, sondern Distributionen sind.
24 l. Einleitung
und
womit man
verifiziert.
Die Feldgleichungen dF = M, öF = J, lauten mit F = <.p du + t/1 dv explizit
- f dG J + J oG M =
= - ! f du A dv(ö(v-v)E>(ii-u)dv + E>(v-v)ö(u-u)dii)J(u,v) +
+ ! f du A dv(ö(v-V)E>(ii-u)dv- E>(v-v)ö(ii-u)dii)m(u,v) =
(ü,V)
aN
ergeben für l/Jim dv l/J(u(v),v) 8(ü - u(v)) + dü o.p(ü,v(ü)) 8(v- v(ü)). Dies
ist (solange :X E N, so daß 8(ü - u(v)) 8(v- v(ü)) = 1) eine Lösung der homo-
genen Gleichung, denn l/J hängt nicht von ü und o.p nicht von v ab. Sie sorgt
offensichtlich für die Erfüllung der Randbedingungen.
Bemerkungen ( 1.2,38)
1. In ( 1.2,36) hatten wir scheinbar nicht vorausgesetzt, daß aN eine Cauchy-
Fläche ist. Aus dem Beispiel sehen wir aber, daß dGx: auf oN keine brauch-
bare Distribution ist, wenn oN Stücke des Lichtkegels von x enthält, dies
gäbe li(O).
2. Die Herleitung verwendet den Stokessehen Satz, welcher zunächst nur für
Formen mit kompaktem Träger gilt. Da der Träger von Gx: auf einem Licht-
26 1. Einleitung
kegel von x bleibt, ist diese Bedingung auch für nicht kompakte N erfüllt.
3. (1.2,36) gibt keinen Aufschluß darüber, wieweit die Anfangsdaten willkür-
lich gewählt werden können. In unserem Beispiel wird die Lösung, falls aN
eine Cauchy-Fläche ist, bei auf aN beliebigen 1/J(u(v),v) und IP(u,v(u)) allen
Anforderungen gerecht. Die Anfangswerte können unabhängig vorgegeben
werden, da aN nicht zwei Punkte eines Lichtkegels enthält und sich die In-
formation über den Anfangszustand nur längs dieser Charakteristiken fort-
pflanzt. Hätte man die Metrik g+, wäre die Situation ganz anders. Dann
wären die Lösungen analytische Funktionen von x + it, welche überall durch
ihre Werte auf einem beliebig kleinen Kurvenstück festgelegt werden.
Formel (1. 2,36) löst insbesondere die Maxwellsehen Gleichungen, und ein
Großteil der Elektrodynamik ist Ausarbeitung von Spezialfällen. Der Umweg
über die Einführung von Potentialen ist unnötig und auch ungünstig, denn man
will ja F durch die Randwerte von F und * F und nicht durch die der Poten-
tiale ausdrücken. Für die kanonische Formulierung der Bewegungsgleichungen
und daher auch in der Quantenmechanik benützt man leider die Potentiale,
aber auch sie bekommt man durch ( 1.2,36). Bei den Einsteinsehen Gleichun-
gen werden allerdings die J und M entsprechenden Größen nicht linear von den
Feldern abhängen, so daß ( 1.2,36) dann nur für die lineare Näherung nützlich
ist.
Aufgaben ( 1.2,39)
1. In Zylinderkoordinaten von R3 \ {0 x R} ist g = dp 2 + p2 d.p2 + dz 2 • Berechne die wik
ftir die orthogonale Basis e 1 = dz, e2 = dp, e 3 = pd.p. Wie sieht rot A und div A in den
Komponenten bezüglich dieser und der natürlichen Basis aus? Wie hängen die Ergebnisse
zusammen?
2. Dasselbe ftir Kugelkoordinaten von R 3 \ {0 x R}, g = dr2 + r2 d~ 2 + r2 sin2 ~ d.p 2 •
3. Berechne /:>,. aus ( 1.2,20) ftir p = 0 in der natürlichen Basis und spezialisiere auf Zylinder·
und Kugelkoordinaten im R3 \ {0 x R}.
4. Beweise die Normierung*·*= (-)P<m-p)+s 1.
5. Leite die Rechenregeln (1.2,18) ab
w I\ * v = v I\ * w mit v, w E Ep
6. Verifiziere ( 1.2,21).
7. Verifiziere ( 1.2,22).
8. überprüfe (1.2,26;2).
9. Leite das Transformationsgesetz ( 1.2,26;3) der w's ab.
10. Zeige, daß <'>x aus ( 1.2,34) die Eigenschaft ( 1.2,33) hat.
11. Beweise ( 1.2,36).
12. Finde eine MannigfaltigkeitMund JE Ep(M), so daß dF = J keine (globale) Lösung hat,
obgleich dJ = 0.
1.2 Der mathematische Formalismus 27
Lösungen (1.2,40)
1. Orthogonale Basis: 11ik = öik• 0 = de 1 = de 2, de 3 = e23 /p. Daher ist nur w 3 2 =- W23 =
= e 3 / p =I= 0 und de 1 2 = de 32 = 0, de 3 1 = - w 32 1\ e2 1 . Sei A = ai ei, dann ist
dA= (a1,2- a2,de 21 + (a2,3/P- a3,2- a3/p)e 32 + (a3,1 - al,3/p)e 13 ,
*dA= (a3,2 + a3/P - a2,3)e 1 + (a,,3/P- a3,t)e2 + (a2,1 - a,,2)e 3 ,
*A = a1e23 + a2e 31 + a3e 12 , *d*A = a,,, + a2,2 + a3,3/P + a2/p.
Natürliche Basis: Vigl = p. Sei A = Azdz + Apdp + A<Pd.p:
*A = p[Azdp 1\ d.p + Apd<P 1\ dz + p- 2 A<Pdz 1\ dp],
*d*A = P- 1 [(PAz),z + (PAp),p + (p- 1 A<P),<P],
*dA= P- 1 [(Ap,p - Ap,<P)dz + (Az,<P- Ap,z)dp + P2 (Ap,z- Az,p)d.p).
Zusanunenhang: (Az,Ap,Ap) = (a, ,a2 ,pa3).
2. Orthogonale Basis: e 1 = dr, e2 = rdß, e3 = rsinßd.p, de 1 = 0, de 2 = dr 1\ dß, de 3 =
= rcosßdß 1\ d.p + sinßdr 1\ d.p ~ w 21 = e2 /r, w 31 = sinßd.p, w 32 = cosßd.p ~
~ de 12 = 0, de 13 =- e 23 /rtgß, de 23 = 2 e 23 /r. Sei A = ai ei:
*d*A = a1 1 + -2 a1 + -1 a2 2 + -a2- + -
a3,3
-
, r r ' rtgt} rsint}'
*dA = [a3,2
- + -a3- - -
a2,3
.- ]e 1 + [-al,3
.- - -a3 - a3 1 ] e2 + ( a2 1 + -a2 - -a1,2) e3 .
r r tgß r smß r smß r ' ' r r
Natürliche Basis: ..jlgf = r2 sinß. Sei A = Ardr + A~dß + Apd.p, dann ist
* A = r2 sinß[Ardß 1\ d.p + r- 2 A~d.p 1\ dr + r- 2 sin- 2 ßApdr 1\ dß)
3. M= - 1
yg Lcr,
ax<> {3
g"'ß y'g)
= E. . Det gik
It···lm
5. (i):
= w.J~···lp. vtl""" tp €
v'fgfgJ
- - €. . e12 ··· m = v 1\ * w ·
t1 ... tprp+1···rm(m-p)! J1... Jprp+1···rm
(ii):
* i. ... ip _ j1k1 ipkp k kp+ 1 ... km v'fgf _
ej 1\ e - !l_ik g ··· g €k 1... km e (m-p)!-
= ~ (-)r+p gi1 k1 ... rJr-1 kr-1 rJr+1 kr+1 ... gjPkP €k k kk k /)ir_ •
r= 1 1··· r-1 r+ 1 ··· m J
• / kp+1··· km v'fgf = ~ (-)r+p 8ir * ei1···ir-1 ir+1 ···ip_
(m-p+l)! r=l J
(iii):
= *[(-)(m+1)(p+1)+s ~ f'ii * eil ... ij-1 ij+1···ip(_y+1] = ~ f'ii ei1 ... ij-1ij+l···ip(_y+1,
j= 1 j= 1
dll(feil ... iP) = ! f,ii. eioi1 ... ij-1 ij+1···ip (-Y-1
j=O lo
lld(f ei~··· iP) = t f,ii_ eioil ... ij-1 ij+1··· ip (-Y
j= 1 lo
Multipliziert man die Identität mit ekp+l ···km und benennt Indizes um:
1.2 Der mathematische Formalismus 29
9· Sei ei =Ai kek. dei = d.Ai (A- 1)r ek- Ai wk (A- 1)r es=- wi ek ~
" r k k r s k
~ wik = Ais ws r(A-I)\ - (A- 1)\ d.Ai s, denn dies erflillt auch die zweite Definitions-
gleichung:
10. Nac h (1 ., . I
2 18) 1st- * il ... ip il ···ip - il ... ip *1 al
eJ.
p.1 I""" p
J. 1\ e w -w , so
. . . . ( )p(m-p) . .
e. . ®*e 11 ... lp 1\ e. . WJ 1... Jp ~ = e11 ... lp w. . *1
ll ... lp Jl···lp p. ll ... lp
und f dxt ... dxm gibt
=Ö-
x
gibt überN integriert (1.2,36).
12. M = T 1, J = d~P E E1(Tt), wobei 4P der Winkel am Torus ist. FE E0 (Tt) wäre 4P + konst,
dies ist aber nicht auf ganz T 1 stetig definierbar ( d~P existiert auf ganz T 1 ).
30 I. Einleitung
TAFEL 1
Die Konstanten c, J.lo, Eo sind gleich 1 gesetzt und es wird die heutige Bezeichnung
flir die Komponenten verwendet.
Anfangliehe Form
aEz _ aEy = _ ß
ay az X
aE aE . aB aB
~--z=-B _x _ _z=j +E•
az ax y az ax y y
div B = 0 div E = p
rotE=- B rot B = j + E
dF = 0 oF = 1
1.3 Die Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen 31
Maxwell hat die Erkenntnisse Faradays in Formeln gefaßt, und die nach
ihm benannten Gleichungen (Tafel 1) beschreiben die elektromagnetischen
Erscheinungen. In ihnen sind Raum und Zeit, elektrisches und magnetisches
Feld so wunderbar miteinander verwoben, daß Boltzmann zum Goethe-Zitatll
"War es ein Gott, der diese Zeichen schrieb" hingerissen wurde. Leider gab es
damals den Cartanschen Kalkül noch nicht, in ihm sind die Zeichen entwickelt,
durch die sich alle Aussagen besonders prägnant formulieren lassen.
(1.3,1)
dF = 0. ( 1.3,3)
Spezialfälle ( 1.3,5)
l. N 3 = {(t,x) E R 4 : t = t 0 E R, lxl <;;;; R} = Kugel,
1x1=R
J do ß = o.
0 = d(FIN,) ~ B3 +(rot Eh =0 _
1. 3 Die Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen 33
Vektorpotential A E E 1 (R 4 ) ( 1.3,6)
F =dA (1.3,7)
f F = f A, (1.3,8)
N2 aN 2
Spezialfälle (1.3,9)
1. N 2 = {(t,x) E R4 : t = x 3 = 0, lxl.;;;;; R} = Kreisscheibe
aN 2 = {(t,x) E R4 : t = x 3 = 0, lxl = R} = Kreisumfang.
( 1.3,8) drückt den magnetischen Fluß durch ein Randintegral über den räum-
~
liehen Teil des Vektorpotentials aus (A = A0 dt- A dx)
x 3 =t=O x 3 =t=O
34 1. Einleitung
Bemerkungen ( 1.3, I 0)
1. (1.3,7) legt A nur bis auf die Eichtransformation A-+ A +dA, A E E0 (R 4 )
fest. Wegen a(aN 2 ) = l/J, trägt A nichts zum Integral (1.3,8) bei.
2. Im allgemeinen ist (1.3,8) stärker als (1.3,4), es gibt randlose N2 , die nicht
Rand einer kompakten Untermannigfaltigkeit N3 sind. Etwa erfüllt das Feld
eines magnetischen Monopols:
"E = o, ~ e' X
B = 41T lxl3,
auf M = {(t,x) E R 4 : x *
0} wohl ( 1.3,3), aber es gibt kein Vektorpoten-
tial: (1.3,8) mit N2 = {(t,x) E R 4 : t = 0, lxl = R} = kompakt und randlos
würde zum Widerspruch
0 =f F = - f dO B= - e'
N, lxi=R
führen. N2 ist zwar Rand von N3 = {(t,x): t = 0, 0 < lxl .,;;; R}, aber da dies
nicht kompakt ist, läßt sich (1.3,4) nicht anwenden: F sollte auf N 3 ja kom-
pakten Träger haben. Physikalisch heißt dies, daß die magnetischen Quellen
aus M heraus genommen wurden. Es gibt Theorien, nach welchen es auch
gar keine elektrischen Ladungen gibt, sondern nur durch kompliziertere
Struktur von M elektrische Quellen vorgetäuscht werden.
3. M = R4 \ {(t,x) E R4 : x 1 , x 2 = 0, x 3 .,;;; 0} ist bezüglich jedes Punktes auf
der positiven z-Achse sternförmig und in dem M von 2) enthalten. Auf M
erfüllt daher das Feld des magnetischen Monopols dF = 0 und es sollte ein
Vektorpotential geben. Tatsächlich reproduziert
A = ~ (1 _ z ) xdy - ydx
41T yx2+y2+z2 x2 + y2
das Feld von 2) und ist auf M differenzierbar (Aufgabe 6). ( 1.3,8) führt mit
N2 = {(t,x) E R4 : t = 0, lxl = R} n M nicht zum Widerspruch, da N2 jetzt
nicht kompakt ist. Physikalisch entspricht A dem Potential einer unendlich
dünnen Stromspule längs der negativen z-Achse, welche in M fehlt. Wie wir
1.3 Die Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen 35
und in Integralform
- J *F = J * J' (1.3,13)
aN, N,
Bemerkungen ( l. 3, 14)
1. Für die Formulierung dieser Gleichungen benötigen wir auf der Mannigfaltig-
keit M eine zusätzliche Struktur, welche die *-Abbildung definiert. Den spä-
ter zu besprechenden Begriff der kovarianten Ableitung brauchen wir nicht.
2. Da alle Gleichungen kartenfrei formuliert sind, bindet uns nichts an kartesi-
sche Koordinaten, ja wir werden diese Form der Maxwellsehen Gleichungen
für allgemeinere Riemannsche Mannigfaltigkeiten als R 4 postulieren. So wird
die Wechselwirkung mit dem Gravitationsfeld entstehen, und die Gleichun-
gen beinhalten etwa die Lichtablenkung an der Sonne.
3. Die Poincare-Transformationen von R4 sind diejenigen, welche die Metrik
'Tiik und damit * und die Maxwell-Gleichungen forminvariant lassen.
Für beliebige I-Formen J hat (1.3,11) keine Lösung, vielmehr haben wir
wegen ( l. 2,6,iii) als erste Konsequenz die
Ladungserhaltung ( 1.3, 15)
integral geschrieben
J *J = 0, (1.3,17)
aN.
36 1. Einleitung
J *J = J *J =: Q.
A B
x 1=
-vt, -x3 -- x3 , - _ t-vx 1
-1 _
X - - -2 2
X =X, t--=,
yl-v2 yl-v 2
besagt die Relation
Q = f*J = J *F = 0,
N3 aN 3
= - (F" T p ß
+l
4
o" ß F pa
fPU)dxß (1.3,22)
finden. (i" steht für das innere Produkt (1.2,15) mit dx": i"F = F"ßdxß.)
Wie bei der Ladungserhaltung wird die Energie-Impuls-Bilanz durch die
Koableitung der Ströme oT" bestimmt: Die zeitliche Änderung der P" gleicht
einem vierdimensionalen Integral über d*T" und einem Oberflächenintegral
über die räumlichen Teile der Energie-Impuls-Ströme. Etwa für N3 = {(x,t):
lxl .;;;;; R, t = ± T} haben wir
Lorentzkraft (1.3,24)
oT" = + i 1 i" F,
in Komponenten
L w .·= c·k
1 0 d + d 0
1·k) w. . ej, ... ip = w. . ,k eL ... ip ,
ck L ... Jp J, ... Jp
(vgl. 1.2,18(i) und 23), also wird unter Verwendung von (1.2,6) und (1.3,22)
Bemerkungen (1.3,25)
1. Es ist wesentlich, daß i"' in ( 1.3 ,22) inneres Produkt mit einer natürlichen
Basis e" ist. In einer beliebigen Basis kommutiert * mit L" nicht und unser
Beweis versagt. ( 1.3,24) kann auch nicht in jeder Basis gelten, denn bei
e" -+ A'\1(x) eß würde sich die rechte Seite linear mit A transformieren,
während die linke Seite zusätzlich einen Term mit dA bekäme. Physikalisch
bedeutet dies, daß etwa in einem beschleunigten Bezugssystem Scheinkräfte
zur Lorentzkraft hinzukommen.
2. Beschreibt z(s) die Weltlinie eines Punktteilchens (siehe I,4.1 ), ist sein Strom
(vgl. Aufgabe 7)
ist gerade - ot", wenn wir die Energie-Impuls-Ströme eines Teilchens so an-
setzen, daß die Energie = J *t 0 = m i: 0 > 0 wird:
40 1. Einleitung
=- m J ds z"
-~
Q_li 4 (x- z(s)) = m
ds
j
-~
ds z" 8 4 (x- z(s)) =
Wählen wir für die e" die kartesischen dx" aus R4 , also die w" ß aus ( 1.2,25)
gleich 0, so ist nach (1.2,26;3)
(1.3,28)
Bemerkungen ( 1.3,29)
l. Daß es in einer allgemeinen Basis nur Nichterhaltungssätze für Energie und
Impuls gibt, ist zunächst ungewohnt, bildet aber keine echte Schwierigkeit.
Vielmehr ist dies aus physikalischen Gründen zu erwarten und gibt einen
Hinweis zum Verständnis der Struktur der Einsteinsehen Gleichungen.
2. Vergleicht man ( 1.3,28) mit ( 1.3,24), so sieht man, daß w diejenige Rolle
für die Scheinkräfte spielt, welche F in der Lorentzkraft innehat. So wie F
auf J wirkt w auf T + t.
1.3 Die Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen 41
Beispiel ( 1.3,30)
Rotierende Basis. Sei
e0 = dt
e1 = dx cos vt + dy sin vt
e2 =- dx sinvt + dy cosvt
e3 = dz.
Diese Basis ist orthogonal, aber nicht natürlich,
In ihr gilt
oder mit
P (t) = f (*T + *t )
n xo=t n n
ll Indizes werden dann mit 11 hinauf- und hinuntergezogen, Waß = 'Tla-y w'Y ß• etc., was
höchstens eine Vorzeichenänderung bewirkt.
42 I. Einleitung
de" =- w" 1\
ß
eß
'
(1.3,32)
K = Gravitationskonstante,
Bemerkungen ( 1.3,34)
l. Die Analogie zu (1.3, 12) ist insofern nicht perfekt, als hier nicht die Koab-
leitung von de"'=-*i " * eß steht, sondern die 3-Form * eß ist durch e"ß-r
ersetzt. t::.e-r ist dies ~u~ für besondere Basen.
2. In § 4.2 werden wir verschiedene Schreibweisen von (1.3,33) mit der von
Einstein gewählten vergleichen.
1. 3 Die Maxwellsehen und Einsteinsehen Gleichungen 43
3. (1.3,28) ist eine Folge von (1.3,33), so wie die Lorentzkraft durch die Max-
wellsehen Gleichungen bestimmt wird.
4. Da ;t-r die w enthält, transformiert es sich bei Basiswechsel nicht nach dem
linearen Gesetz (1.3,26). Dies wäre ja mit der (1.3,33) entspringenden Kon-
tinuitätsgleichung
Folgerungen (1.3,35)
l.
f (*P + *P + * ;t"Y) = 0.
aN.
Ist auf M global eine zeitartige Koordinate t gegeben, und nehmen auf den
Untermannigfaltigkeiten t = konst Energie und Impuls im Unendlichen ge-
nügend stark ab, so folgern wir die Erhaltung von Energie und Impuls:
Wie in ( 1.3, 19) schließen wir somit, daß Gesamtenergie und Gesamtimpuls
des geschlossenen Universums verschwinden.
Bemerkungen ( 1.3,36)
1. Eine rohe Abschätzung der Größenordnungen ergibt tatsächlich, daß die
negative Gravitationsenergie die Ruhenergie der Materie im Weltall aufwie-
gen könnte. Im Universum hat man Galaxien mit einem mittleren Abstand
von rund 6.10 6 Lichtjahren. Da das Universum etwa 10 10 Jahre alt und
etwa ebenso viele Lichtjahre groß ist, gibt es ~ 10 11 Galaxien auf der Welt.
Jede hat selbst rund 10 11 Sterne a 10 33 gr, so daß das Universum vielleicht
10 55 gr wiegt. Die Gravitationsenergie ist daher (in cgs-Einheiten) von der
Ordnung
Aufgaben (1.3,37)
1. Was besagt (1.3,13) ftir N3 = {t,x: t = 0, lxl..;; R}, bzw. (1.3,12) auf N3 eingeschränkt.
2. Dasselbe ftir N3 = {t,x: to .,.;; t.,.;; t1, x3 = o, lxl.,.;; R}.
3. Nach (1.3,18;2) gibt es im lorentztransformierten System eine Ladungsdichte J0 =I= 0,
wenn J 0 = 0, aber J 1 =I= 0. Wie kann man physikalisch verstehen, daß ein neutrales
System mit Strom von einem bewegten System aus geladen erscheint.
4. Zeige, daß im Rn die Lie-Ableitung nach der natürlichen Basis ~ = id • d + d • idx
· · xk k
in dieser Basis ftir die eJ' ··· Jp einfach
it···ip- j, ... jp
~ W.
lt••·lp
.
e . k e
- w.J, ... Jp,
ergibt.
5. Diskutiere die Transformationseigenschaft von Pk := ~ *Tk bei Lorentztransformationen.
3
= L ds z"'(s)
=
J"'(x) p(x- z(s)),
Lösungen (1.3,38)
1.
tl ,.. ---+- ~ ~ ~ t ~ -+
2. J dt J ds B = J dO E - J dO E + j' dt J dO j
t0 x 3 =0 t=t"x 3 =0 t=t 0 ,x 3 =0 t0 x 3 =0
1x1=R 1x1"R 1x1.;R lxi"R
oder rot B = j + E
. ~
3. Bei einem neutralen Strom strömen entgegengesetzte Ladungen gegeneinander. Von einem
bewegten System aus erscheint dies wegen der verschiedenen Definitionen von Gleichzei-
tigkeit geladen. (Siehe Fig. 15).
J *T"' = _J *T"'
t=O t=O
(vgl. 1.3,18;2).
46 1. Einleitung
+\ + + \ + \ ... - .-
+\ .I\\
\ .
\\
\ \ \
\ \ V \:
\ :\ .\
\ \
...,
,. .' \ \
\
\
\
\ \
\.:
:\
\·
\ .,
,
\ \ . \
\
\ \ ... \
\: \ .. \:
\
\ :\ ... ... \X :\
,.. '·....
\ \ .· \ \
\
\ \: \"
\ /\ .:\ \
\ \ \ \
\
\
\:' ,.., \.·
... \
\
x·
: \
\
.x·
\
\ \ \ \:
\,.·
... \ \
\ \
V \: \
6. r2 := x2 + y2 + z2:
B -
1 z2 )--e-
- - -e - X- - 1( 1 - -
- -aAy- 1 X
-
x az 41T r x2 +y2 r2 41T r3
aA I
B =-X=~ y_
y az 41T r3
- aAy aAx - el z(x2+y2) 1 2x2 1 2y2 - el z
B - - - -- - { + - - - - - + --- --}- - -
z ax ay 41T r3(x2+y2) x2+y2 x2+y2 x2+y2 x2+i 41T r3.
Beweis
Bei der Variation A-+ A + öA findet man mit (1.2,18;(i))
für ein Punktteilchen, das sich auf der Weltlinie z(s) bewegt (vgl. 1.3,25 ;2),
das Vorzeichen
o
und die Feldgleichungen fordern [ ] = 0. Stammt die Variation von einer Lie-
Ableitung Lv, v E E 1 , ist nach (1.2,23) o.C = Lv.C = diy.C, denn die äußere Ab-
leitung einer 4-Form verschwindet im Vierdimensionalen. Daher zeigt uns
(2.1 ,4) eine geschlossene 3-Form oder durch die *-Abbildung einen erhaltenen
Strom.
Noethersches Theorem (2.1 ,5)
V v E E 1 mit o.t (otl> = Lv tl>) = Lv.C gilt
Q_ G(q) = q. aG
dt I aqi
LV ! =- l2 d iV (F 1\ *F)- LV (A 1\ *J).
Zusammen ergibt dies für jedes Vektorfeld mit *Lv = Lv * die Relation
5. Falls d*J = 0, ist f! mit! aus (2.1,2) unter A-+ A +dA, AlaN = 0, inva-
~ 4
riant. Nun ist die Eichgruppe eine riesige (abelsche) Invarianzgruppe, sie ist
nicht einmal lokal kompakt, da sie beliebige Funktionen enthält. Dies er-
weckt das Gefühl, daß sie zu unzähligen Erhaltungssätzen Anlaß geben müß-
te. Diese Unzahl artet aber in Trivialitäten aus, genauer in Identitäten, welche
2.1 Wirkungsprinzip und Erhaltungssätze 51
unabhängig von der Gültigkeit der Feldgleichungen erfüllt sind. Diese Er-
scheinung ist übrigens nicht für die Feldtheorie typisch, sondern tritt auch
in der Punktmechanik auf (Aufgabe 3). In (2.1 ,2) gibt die Variation oA =
= dA (und d*J = 0)
0 = oW =- f d(d*F) + f A*J.
N4 oN 4
Wegen AlaN. = 0 führt dies auf d(d*F) = 0, was unabhängig von d*F =- *J
erfüllt ist.
Wie wir gesehen haben, erhalten wir für jedes v, dessen Lie-Ableitung die
durch die Metrik bestimmte Struktur von .f nicht zerstört, einen Erhaltungs-
satz. Die Bedeutung dieser Vektorfelder würdigt man durch die
Tv aus (2.1,8;4) wird gerade T"' aus (1.3,22) und (2.1,8;4) gibt die Lorentz-
kraft ( 1.3,24).
2. v = xile" - x"eil erzeugt eine Lorentztransformation
52 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen
A aus (2.1, 10;2) wird hier A-ya = 77"'Y 71ßa - 71ß'Y 77" 0 und erfüllt die Antisym-
metriebedingung, welche Killing-Vektorfelder charakterisiert. Das Tv aus
(2.1 ,8;4) ist wegen der Linearität des inneren Produktes einfach xß * P- x" *Tß.
(2.1 ,8;4) sagt
was zusammen mit (1.3,24) auf dxß I\ *T"'- dx"' I\ *Tß = 0 schließen läßt.
Wegen dxß I\ *dx'Y = lPß*l fordert dies die Symmetrie des Energie-Impuls-
Tensors: T <>ß = Tß<>" ( 1.3,22) erfüllt dies, für den kanonischen Energie-Impuls-
Tensor (2.1, 7) ist dies nicht der Fall. Dieser ist zwar mit v = xße"' - x"' eß
ebenfalls erhalten, aber hier können wir aus dem eichvarianten Term d iv A
nicht einfach x"' herausziehen, und die Erhaltungsgröße ist nicht x" yß - xßT".
3. v = x"'e"' erzeugt eine Dilatation, Lve'Y = e'Y, und nach (2.1,10;4) gilt für
FE E 2 (R 4 ), daß Lv *F = *LvF. Verwendung von T"' liefert den weiteren
Erhaltungssatz
Zusammen mit (1.3,24) folgern wir dx"' I\ *T" = T,."*l = 0. Wieder sehen
wir, daß ( 1.3 ,22) dies erfüllt, während es für den kanonischen Energie-Impuls-
Tensor (2.1,7) nicht zutrifft.
4. Die konforme Transformation Lvg = 2xß g wird durch v = xß x" e"' - ~ x 2 eß
erzeugt:
und die beiden letzten Terme heben sich in Lvg auf. Nach (2.1, 10;4) gilt
wieder Lv *F = *LvF V FE E 2 (R 4 ) und d*Tv ist
Ti 0 :=Si, j = 1,2,3 :
-+ ;:t -+
S = [b /1. B] = Poyntingscher Vektor
gilt V x:
(i) T 00 (x) ;;;;.. 0, = 0 nur, falls F(x) = 0.
(ii) IIS(x)ll ".;;; T0 0 (x).
8T =iLTo+LTi
0 at 0 axi 0
schreiben. (ii) ist physikalisch so zu deuten, daß elektromagnetische Energie
nicht mit Überlichtgeschwindigkeit strömen kann.
3. Mathematisch läßt sich die Positivität der Energie so ausdrücken: Sei N 3 eine
raumartige Untermannigfaltigkeit und * darauf mit der Einschränkung von g
definiert. * führt eine 3-Form in eine numerische Funktion über, und es ist
*(To IN,) ;;;" 0.
4. Die Vorzeichen (2.1,13) stammen von der Signatur der Metrik, daher der
Bezug auf die Standardbasis. Die aus (2.1, 11 ;2 und 3) folgenden Relationen
T"ß = Tß" und T"" = 0 gelten übrigens wegen des Transformationsgesetzes
(1.3,26) in jeder Basis.
54 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen
Definition (2.1,15)
(i) Eine stetige Abbildung eines Intervalls I ---* M heißt kausale Kurve, falls sich
keine zwei ihrer Punkte durch eine raumartige Kurve verbinden lassen. Sie
heißt nicht ausdehnbar, wenn sie nicht echter Teil einer kausalen Kurve ist.
(ii) Sei M zeitorientierbar, so daß zwischen positiven und negativen Zeitrichtun-
gen unterschieden werden kann. Der zukünftige (bzw. vergangene) Einfluß-
bereich D+(N) (bzw. D-(N)) einer raumartigen Hyperfläche N sind die Punk-
te aus M, von denen alle vergangenheitsgerichteten (bzw. zukunftsgerichteten)
nicht ausdehnbaren kausalen Kurven N schneiden. D+(N) U D-(N) = D(N)
heißt Einflußbereich von N, falls D(N) = M, nennt man N eine Cauchy-
Fläche.
Aufgaben (2.1,18)
1. Zeige (Ly <Pi) A ~~<I>- = d iv G, falls E = dG(<P).
- iy .f
J
2. Zeige, daß ftir Killing-Vektoren Lv * = *Lv gilt (verwende 1.2,26;2).
3. Die Wirkung W = J ds(-zO!(s) zO!(s)] 111 ist nicht nur unters-+ s + konst, sondern sogar
unter s-+ f(s), 0 < afjas < oo invariant. Welche Erhaltungsgröße resultiert?
4. Berechne Ta ftir .f = -1 [
d<P A *d<P + m 2 <P*<P ], <I> E E0 , und untersuche, welche der
Eigenschaften (2.1, 11 und 13) dieses TO! besitzt.
5. Berechne die Erhaltungsgröße (2.1 ,5) ftir L = dA A dA, A E E 1 .
6. Integriere die Gleichungen ~ x( t) = - a <x( t)lx( t)> + 2x( t) (alx( t)}, welche den (lokalen)
Fluß einer konformen Transformation erzeugen.
7. Sei o(Ta + tO!) = 0 und TO! + ta in einem System zeitunabhängig und falle räumlich ge-
nügend ab. Zeige, daß in diesem System f dxi A *(TO! + tO!) =0 ftir j = 1,2,3,
O<t<T
= 0,1,2,3. (Insbesondere Verschwinden der "Selbstspannungen" f d 3 x Tii). Schließe
C\'
daraus, daß o(TO! + tO!) = 0 ftir die Punktladung (1.3,25;2) nicht erfüllt sein kann.
Lösungen (2.1,19)
2. Zunächst ist Lv e
kI ... kp
=k kj
A k e
kI •.. kj 1 k kj+ 1 ... kp ( ,j+ I
- -T . Die Identität 1.2,
( 40 ;8)
J
gilt auch, wenn man Aki anstelle von w\ setzt, da sie dieselbe Antisymmetrie haben.
2.1 Wirkungsprinzip und Erhaltungssätze 57
• z"(s) :z (s)
= w + J ds(f y'-z"(s) i (s) - f " ) + O(f).
" v'-z"(s)z"(s)
Partielle Integration ftihrt auf die Identität
Überträgt man die Überlegungen von ( 1.2,28) auf den physikalisch inter-
essanten Fall m = 4, p = 2, so findet man, daß die Minkowski-Metrik
-I
7]=
sowohl das dortige g+ für den räumlichen Teil als auch das g_ für einen raum-
zeitlichen Teil enthält. Da jetzt * • * = (-)m(p+l)+s = - I, sind die *-diagonali-
sierenden Kombinationen F ± i*F, welches ausgeschrieben sowohl reelle als
auch komplexe Richtungen aufweist und so beide Fälle von ( 1.2,28) kombi-
niert (Aufgabe 1). Allgemein hatten wir die Charakteristiken als mögliche Un-
stetigkeitsflächen erkannt. Sei eine solche Hyperfläche durch u(x) = 0, u E
E E 0 (V), V C M, bestimmt, dann sollen also Lösungen existieren, die sich
lokal wie 8(u) verhalten. Die äußere Ableitung d8(u) = o(u) du ist für u = 0
singulär, und ist J eine reguläre Funktion, so müssen sich die singulären Bei-
träge zu den linken Seiten von dF = 0, oF = J kompensieren. Sie sind ~ du,
so daß wir nach Lösungen mit J = 0, die nur von u abhängen, zu suchen haben.
Für sie sagen die Gleichungen, daß äußeres und inneres Produkt von F' :=
= aF;au mit du verschwinden müssen, denn V 1\ *w = (-)p+l *iv w für V E EI'
w E EP, also du 1\ *F = 0 => idu F = 0. Dies führt direkt zur
Bedingung für Charakteristiken (2.2,1)
Sei F längs u = 0 unstetig, J dort stetig. Dann verlangen die Gleichungen dF =
= 0, oF = J, daß
Beweis
du 1\ F' = 0 fordert, daß F' in einer lokalen Basis mit du ebenfalls einen Fak-
tor du enthält, also F' = du 1\ f gilt, wobei f E E 1 von du unabhängig ist. Die
zweite Gleichung verlangt dann idu du 1\ f = (duldu> f- (dulD du = 0. Wegen
der Unabhängigkeit von f und du schließen wir auf (duldu> = (dulD = 0.
2.2 Die allgemeine Lösung 59
Bemerkungen (2.2,2)
l. Es ist daher entweder die Flächennormale du lichtartig oder es existiert
keine Unstetigkeit in F.
2. Die Betrachtung ist nur lokal, ob sich u als globale Koordinate definieren
läßt, bleibt offen.
3. Als Nebenprodukt entstand die Aussage, daß Felder mit Diskontinuitäten
eine spezielle Struktur haben: Sie sind das äußere Produkt zweier I-Formen,
von denen eine (du) ein Nullfeld ist, und die andere (f) dazu (ebenfalls im
Sinne der Metrik 71) orthogonal ist. Für solche Felder verschwinden beide
Invarianten: *(F 1\ F) = *(du 1\ f 1\ du 1\ f) = 0 und *(F 1\ *F) = idu if F =
= (duiD 2 - (duldu) (fjf) = 0. Zerlegt man nach Raum und Zeit: du = dt +
+ ii dx, f = dt + f dx, so wird n2 = l = (n f) verlangt. Für die entsprechen-
den Feldstärken E = ii- f, B = [n 1\ h
bedeutet dies (n E) = (n B) = (EB)=O.
Das Feld ( 1.1 ,4) war mit u = x - t von der Gestalt.
4. Wieder sehen wir, daß für das Cauchy-Problem die Vorgabe von F und *F
auf u = 0 nicht ausreicht, falls (duldu) = 0: Wir können ja F $ 0 so wählen,
daß f(O) = 0.
5. Während ein Feld mit du 1\ F = idu F = 0 in Richtung von du beliebig vari-
ieren kann, ist die Lie-Ableitung Lctu in der dazu kontravarianten Richtung
g du durch die Maxwellsehen Gleichungen bestimmt:
Daraus lassen sich auch die höheren Lie-Ableitungen gewinnen und F ist
überall festgelegt, wenn man F und *F auf einer Fläche vorgibt, die bei Ver-
schiebung mit eLctu ganz M überstreicht.
Nach diesen lokalen Stuaien wollen wir ( 1.2,36) für das F der Maxwell-
sehen Gleichungen auswerten. Dazu brauchen wir die explizite Form der Green-
funktion, die sich allerdings nur für die einfachsten Mannigfaltigkeiteil finden
läßt:
- D-X,<> "' = ö4 (x - x)
60 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen
(2.2,4)
wobei wir jetzt ki und xi als Komponenten eines Vektors betrachten können
und (>das Lorentzskalarprodukt (1.2,14) mit g = 11 bezeichnet. Im Fourier-
raum gibt ·"'"' einen Faktor ik"' ik"' = - <klk> =: - k 2 , so daß wir zunächst for-
mal für Dx die Fourierdarstellung
bekommen.
Bemerkungen (2.2,6)
1. Die k-Integrale konvergieren nicht im klassischen Sinn, aber, wie uns der
Fouriersehe Integralsatz lehrt, als Distributionen. Auch haben wir k-Integral
und x-Ableitung skrupellos vertauscht, jedoch sind Distributionen so gut-
mütig, daß sie sich in der klassischen Analysis als kriminell bezeichnete
Manipulationen gefallen lassen.
2. Durch die Translationsinvarianz wird Dx(x) im Minkowski-Raum nur von
x
x - abhängig.
3. Wegen k 2 = ( lkl - k 0 )(lkl + k 0 ) hat der Integrand von (2.2,5) Pole und wir
müssen beschließen, was zu tun ist, wenn man bei der Integration auf sie
stößt. Zunächst sind wir nicht verpflichtet, genau längs der reellen Achse zu
integrieren, und man kann in (2.2,4) wegen der Analytizität des Integranden
auch gelegentlich ins Komplexe ausweichen. \Yir verwenden einen mit
f d4 k
...n..n...
bezeichneten Integrationsweg, der in der komplexen k 0 -Ebene über den
Polen ausweicht.
k 0 ·Ebene
'r/OI.ß a2 e i(kx-k 0 t) = 0,
axa axß
falls k 0 = ±ikl.
Der zuletzt beschriebene Integrationsweg wird aus physikalischen Gründen
gewählt, denn die so entstehende Greenfunktion entspricht realisierbaren An-
fangsbedingungen. Sie wird mit Dretcx:- x) bezeichnet und das elementare
Integral ergibt (Aufgabe 2) die
r := lxl, x 2 := (xix>.
Bemerkungen (2.2,8)
1. Bei der zweiten Schreibweise für Dret haben wir von der Rechenregel
Gebrauch gemacht:
= o~;t) E>(t).
2. Das Integral (2.2,5) zeichnet kein Lorentzsystem aus, so daß Dret nur von
(x - x) 2 und E>(t - t) abhängt. Die Bevorzugung einer Zeitrichtung kommt
durch die Wahl des Integrationsweges herein,VlT würde Dav(x- x) :=
= Dret(x - x) ergeben.
3. Daß G~et seinen Träger nur auf dem negativen Lichtkegel von x hat (Fig. 19),
wird sorgloses Integrieren über unendliche Raum-Zeit-Gebiete rechtfertigen.
Nun sind die Mittel bereit, um aus ( 1.2,36) die Feldstärkenform zu be-
rechnen. Sie ist Summe von f und f , welche wir mit pet und pand bezeich-
N aN
nen wollen. Ersteres hängt nur von J und letzteres nur von den Randwerten
ab.
62 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen
Wir wenden uns pet zu und benötigen zur Auswertung ( vgl. (1. 2, 18 ;(ii))
und I. Wegen Eichinvarianz kannAauch gar nicht nur durch J und die
aN
Randwerte von A und dA bestimmt sein, die Gleichungen lassen ja einen
Beitrag dA zu A frei. Fordert man noch {jA= 0 ("Lorentzeichung"), wird
das Randwertproblem eindeutig.
2. Unser Aret aus (2.2,9) erfüllt
dFret = 0,
genügt.
3. Da Gx: seinen Träger am negativen Lichtkegel von X: hat, sind wir nicht ver-
pflichtet, für N ein Kompakturn zu wählen. Ist N etwa {(t,x): t 0 ~ t ~ t 1 },
so wird mit (2.2,7) das Integral für Net expliziter
3N----------------------------------------- ------t=t
aN~--------------------------------~-----------------t=t 0
4. Benützt man eine andere Greenfunktion, etwa oav, so ändert sich F(x)
natürlich nicht, f und f aber schon. Zum Beispiel für N aus 3) hat prand
N aN
nur Beiträge von t = t 0 , für oav kämen nur die Randwerte für t = t 1 ins
Spiel. Fragen wir nach F im Halbraum über t = t 0 , so ist oret vor oav da-
durch ausgezeichnet, daß wir bei Verwendung von nret den oberen Teil von
aN gegen Unendlich schieben können. Für Dav würde im allgemeinen der
Limes t 1 ~ oo nicht existieren: Bestünden wir etwa auf Flto = 0, verbliebe
für F ohne oberen Randterm nur f dGav A J, was bei t = t 0 nicht ver-
t>t0
schwinden wird und nach dem Beitrag von t = t 1 zu f verlangt. Da die
aN
Gleichungen invariant gegenüber t ~- t sind, bevorzugt die zeitgespiegelte
Fragestellung natürlich nav.
Zum Studium von prand schreiben wir unter Verwendung von (2.2,7) zu-
nächst expliziter (Aufgabe 5)
Bemerkungen (2.2,12)
l. Wie in (1.2,38;1) sehen wir, daß der Rand aN nicht beliebig sein kann.
Würde er ein Stück des Lichtkegels eines Punktes x E N enthalten, also dort
durch die Gleichung t(x) = t - lx - ~I beschrieben werden, wäre f unend-
~ ~
Wählen wir das Lorentzsystem so, daß x gegen den Nullpunkt strebt und
dort atjaxi = 0 gilt. Wegen (siehe Aufgabe 6)
lim
iW
J d 3 X f(x) L
axß
o(t-t-r)
47Tr
It=O = 8° ß
f(O)
ist dann
In (2.2, ll) eingesetzt zeigt dies, daß sich für x +0 die beiden ersten Terme
kürzen und F(O) verbleibt.
lim pet(x) = 0,
x:~o
weil der Integrationsbereich gegen Null geht (siehe (2.2,11 ;3)), so daß für
beschränktes J nichts übrig bleibt.
3. Man überzeugt sich (Aufgabe 7) durch die explizite Form (2.2,11), daß
wegen d(FiaN) = 0, d(*FiaN) =- *JiaN tatsächlich dPand = 0, oFrand = dj,
erfüllt ist (vgl. 2.2,10;2).
4. Während sich die Randwerte durch nret zunächst längs des Lichtkegels aus-
breiten, können besondere FlaN' *FlaN zur approximativen Fortpflanzung
längs eines Lichtstrahls führen. In dieser etwas vagen Näherung ist das Pro-
blem der Lichtausbreitung auf das einfachere der Bewegung eines masse-
losen Teilchens zurückgeführt, eine Erleichterung, derer wir uns in unserer
Berechnung der Lichtablenkung im Schwerefeld (I,5. 7, 15) bedient haben.
5. Bei Verwendung von nret kann man für N gleich den ganzen Halbraum über
einer Cauchy-Fläche nehmen, es ändert nichts an pet und pand, wenn man
den oberen Rand nach t ~ + oo verschiebt (Fig. 21 ).
mußten wir nur d(FiaN) = 0, d(*FiaN) =- *JiaN verwenden. Während wir also
zunächst bei Anwendung von (1.2,36) die Existenz einer Lösung F voraus-
setzen müssen, bringt uns die explizite Konstruktion die
dH = 0, dK =- *JiaN'
so definiert
Bemerkungen (2.2,14)
l. Auf einer Cauchy-Fläche aN sind FlaN und *FI aN linear unabhängig, so daß
die Randwerte H und K nicht voneinander abhängen. Hätte aN charakteri-
stische Richtungen, so würde obige Konstruktion nicht funktionieren, da
oGX, *dGX auf lichtartigen Flächen keine Distributionen sind.
2. H und K erfüllen die Einschränkung der Maxwellsehen Gleichungen auf eine
-+ -+
raumartige HU?erfläche: div H = 0, div K = p. Wir können also H = rot v 1 ,
K = rot v2 - V f p(x)/lx-xl mit beliebigen v1 ,2 setzen.
falls
existiert:
Bemerkungen (2.2,16)
I. Die Existenz von pet ist gewährleistet, wenn J genügend räumlich konzen-
triert bleibt und nicht zu sehr einem Lichtkegel nachläuft. In § 2.3 wird
uns die hyperbolische Bewegung zeigen, daß das Integral für pet zwar punkt-
weise konvergieren kann, aber spet = J nicht gilt, weil die Konvergenz für t 0 -+
-+ - oo zerstört wird.
2. Existiert T, so daß J = 0 V t < T, was natürlich nur bei Gesamtladung Q =
= 0 möglich ist, dann ist F = Fein V t < T. Grob gesprochen ist also pin
das Feld, welches vorhanden war, bevor J eingeschaltet wurde, und paus das,
was überbleibt, nachdem man J ausgeschaltet hat.
Falls N = R 4 , ist pet die Ableitung der
Lienard-Wiechertschen Potentiale (2.2,17)
Fret = dAret
Energie und Impuls werden also teils durch das einlaufende, teils durch das
von J selbst erzeugte Feld verändert. Letzterer Beitrag ist expliziter
Hat J kompakten Träger (Q = 0), kann man zum Limes T--* 00 gehen. Dann
gibt der erste Summand rechts bei partieller Integration wegen öJ = 0 keinen
Beitrag. Im zweiten verwandelt sich bei Symmetrisieren x ~ x der Term
in
(2.2,22)
-+
p<'(oo)- P"'(- oo) = (27Tr 3 f d4 k 0(k0 ) O(k2 )(JJ(k)J 2 - JJ 0 (k)J 2 )k"'.
Bemerkungen (2.2,24)
1. Wegen F~ßt(k) = (i k"' J 11 (k) - i k11 J"'(k))/k 2 spiegelt das Feld die Frequenz-
verteilung der Quelle wider. Man kann also den Integrand als den Energie-
und Impulsverlust in das Feld mit Wellenvektor k interpretieren. Insbeson-
dere geht für unendliche Zeiten aufgrund des Faktors o(k 2 ) nur etwas in das
freie Feld, welches ja durch k2 = k 0 2 charakterisiert ist.
2. Für streng periodische Quellen ist unsere Voraussetzung J E EY nicht erfüllt.
Dies rächt sich dadurch, daß J eine o-Funktion enthält und in (2.2,23) o 2
auftritt. Physikalisch gesprochen strahlt ein periodischer Vorgang in unend-
lichen Zeiten unendlich viel aus (vgl. 2.3,29;7).
3. cSJ = 0 sagt im Fourier-Raum
-+
für lkl = lk 0 I muß IJI ;;;;. IJ 0 l gelten. Da für cx = 0 der Rest des Integranden
;;;;. 0 ist, gilt P0 (oo);;;;. P0 (- oo). Dies entspricht der Positivität (2.1,13;(i)) der
Energie: Fürpein = 0 ist ja P0 (- oo) = 0, es kann also nur irreversibel Ener-
gie vom Strom an das Feld abgegeben werden.
Aufgaben (2.2,25)
1. Schreibe F ± i*F explizit aus und zeige, daß etwa E 1 = - B2 = eine beliebige Funktion
von t- z, E2 = B1 = E 3 = B3 = 0, die Gleichungen dF = <'JF = 0 löst. Zeige, daß sich
das Feld als du f\ f mit (duldu) = (dulf) = 0 schreiben läßt.
2. Berechne das Integral (2.2,5) für oret mit dem Integrationsweg {2.2,6;3).
3. Gewinne aus oret die Greenfunktion für die 3-dimensionale Laplace-Gleichung.
4. Berechne <'JA für A aus (2.2,9).
5. Berechne <'JGx f\ F- *dGx f\ *F mit Gx aus (2.2,7) und F = 1 e"'il Faß·
6. Zeige lim f d3 x f(x) L <'J(t-r) = <'Jo f(O).
t-0 ax"' 47Tr a
7. Schreibe (2.2,11) für 3N = (O,x) explizit in den
Komponenten E, Bvon prand und be-
rechne Ek k und Bk k·
8. Finde die Fourier-Z~rlegung von D aus (2.2,22).
Lösungen (2.2,26)
2. In der komplexen k0 -Ebene kann man für t ",;,;; 0 (bzw. t # O) den Integrationsweg in der
oberen (bzw. unteren) Halbebene schließen und erhält
1 e-ik"t e(t)
-- J dk 0 =--sinkt.
21T ...n...n.. (k0 -k)(k0 +k) k
Verbleibt
··k· r.v t) E>( t) ~ ö(r-t)
(21rr 3 J d 3 k e 1 x '""'~sinkt=-·- J dk sinkr sinkt=--.
k 27T2 r o 4m
Wegen(~
ae - L:l)Dret(x) = ö (x) genügt -~j dt Dre\x) = 47Tr
3. 4 - - der Gleichung- 6 - - 1 1 =
47Tr
= ö 3 (x).
4.-öAret(X:) = J d4x J (x) L
N "' ax"'
oret(x-x) =J d(*J DE.et) = J *J DE.et.
N X aN X
5. Mit der Abkürzung D"' = L oret(x-x) =- L Dret(x-x) haben wir nach (1.2,18;(ii)):
· ax"' ax:a
dG X.-- 21 eaß
- e-r 1\ *e"'ß D ,-y =- e<>ß D ,a *eß
öG- =
X
l2 e"'il*(dD 1\ e ) = _! f"'ll D•-r *e
<>fl 2 -y<>ß
zusammengefügt:
6. a- . _ 1,2,3.. J~ dr dn
_ J- « ~ 2 + f k( 0) r2 xk + ...) -3
..(,\O,r - ö( - -t-r) -_
o • 3 xj 47Tr
· ö(t-r)
~
= J dr dD(f(O) 2x. + f k(0)(2x. xk +
0 J , J
r ö\) + ... ) - 4-
7Tr
-+ 0 für t-+ 0.
a = 0: j
o
dr dD(f(O)r2 + fk(O)r2 xk + ... )
• 4~ - 3 ö(t-r) = f(O) + O(t)-+ f(O) für t-+ 0.
1rr 3 r
Für das Feld einer beliebig bewegten Punktladung läßt sich ein
geschlossener Ausdruck angeben. Er enthält alle Information
über die elektromagnetische Strahlung, welche die Ladung bei
Beschleunigung erzeugt.
Netc;o
Q
=-J d4 X oret(x-x) J (x)
a:
=- e j
-00
ds z (s) oret(x-z(s))
Q:
=
= -e
2-rr
z0 (s)<x0
J
•
ds z (s) o((x-z(s)) 2 ) =
"
4:" <Z(so---'z)lx-z(so
""-----)) '
(s 0 )
(x - z(s 0 )) 2 = 0, (2.3, 1)
Bemerkungen (2.3,2)
l. Das negative Vorzeichen ist wegen <Z(s 0 )lx- z(s 0 )) < 0 berücksichtigt.
2. s0 ist eine Funktion von x (Fig. 22).
3. Fassen wir x", z"(s 0 (x)) und z"(s 0 (x)) als Komponenten von Vektorfeldern
x, z, z auf, können wir für (2.3,1) die indexsparende Schreibweise
A=~_z_
4-rr <Zix-z)
verwenden. Nachdem wir die X-Integration ausgeführt haben, nennen wir den
Aufpunkt x statt x.
Um pret aus Aret zu gewinnen, müssen wir erst die X-Abhängigkeit von s0
ermitteln. Sie ergibt sich daraus, daß x - z E E 1 (R 4 ) ein Nullfeld ist:
z(s)
dz = ds 0 /\ z= (x - z) /\ z <Zix - z)- 1,
pet = 41T
..JC..(<Zix-z)- 1 dz + <Zix-z)- 2 z /\ d <Zix-z)) =
= - e <Zix-z}
• - 2
(z• <Zix-z)
• + 1 - z)
·· /\ (x-z).
41T <Zix-z)
Bemerkungen (2.3,6)
1. Von der Weltlinie der Ladung z(s) setzen wir durch Normierung z 2 = - 1
Unterlichtgeschwindigkeit voraus.
2. Die Zweiform pret ist von der speziellen Gestalt des äußeren Produktes
2.3 Das Feld einer Punktladung 73
Beweis
(i) Gilt für alle E2 , die das äußere Produkt zweier Vektoren sind.
(ii) pret enthält x-z als Faktor.
(iii) Das innere Produkt der beiden Faktoren von F(i:) verschwindet und x-z
ist Nullfeld.
(iv) folgt aus (iii) wegen des Faktors x-z.
Bemerkungen (2.3,8)
~~
l. Da F 1\ F - E B, besagt (i), daß elektrisches und magnetisches Feld stets
zueinander senkrecht stehen, und dies gilt auch für die Beiträge F(Z) und F(z)
einzeln. Um ein magnetisches Feld parallel zu einem elektrischen zu erzeu-
gen, braucht man also mehrere Ladungen.
2. Wegen *((x-z) 1\ F) = ix-z *!, bedingt (ii), daß (x-z)ll(*Pet)<>ll = 0. Etwa
für cx = 0 erfahren wir, daß B auch auf den räumlichen Abstand zu dem
(zur retardierten Zeit s0 ) genommenen Ort der Ladung senkrecht ist.
3. Nimmt man nur F(z), dann gilt 2) nach (iii), auch wenn man F und *F, also
B mit E vertauscht. In der Fernzone ist also auch das elektrische Feld senk-
recht zum Abstand.
4. Gemäß (iv) ist wegen F 1\ *F - E2 - B2 in der Fernzone IE(z)l = 1ß<zll,
dort gilt
E"<zl == [ß<zl 1\ ~ ],
falls z(s 0 ) = 0. Der Wert der Lagrangefunktion pret 1\ *pret == F(Z) 1\ *Fm
74 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen
B= _L [z A K ].
47Tr r
.. E
E(Z)
Warnung (2.3,10)
(2.3,9) gibt kein instantanes Bild des Feldes, sondern das Feld jeweils zur Zeit
t = r. Das Feld auf einem Schnitt t = konst hängt nicht nur von und von z z
einem s ab, sondern von einem ganzen Stück der Bahn. Wir werden es nur für
spezielle Bahnformen explizit hinschreiben können.
also
F ret =~ X (\ Z, =
41T (<Zix)2 + x2 )312
0 Xt-Vt x2 x3
-x 1 +vt 0 -vx 2 -vx 3
=__J<_ 1 - v2
41T -x2 VXz 0 0 [(xl -vt)2 +(l-v2 )(x~ +x~) r312 .
-x3 vx 3 0 0
Man bemerke
(i) Für v = 0 sind die Ausdrücke das übliche Coulombfeld A 0 = e/41Tr, A = 0,
~
(x 1 -vr) 2 + 2 + 2 _ (r-x 1 v) 2
1-V 2 x2 x3 - 1-V2 ,
.
X
Dieser Faktor wird übrigens eine starke Bündelung der Strahlung nach vorne
hervorrufen (Aufgabe 3). Es kommt ja auf <Zix-z) zur retardierten Zeit an,
und die einmal ausgesandte Strahlung wird nicht mehr dadurch verändert,
daß das Teilchen dann woanders hinfliegt und gar nicht nahe zum Aufpunkt
kommt.
2. Gleichförmige Beschleunigung. Die Hyperbelbewegung, wie sie ein geladenes
Teilchen in einem konstanten elektrischen Feld beschreibt (vgl. 1,4.2), ist
durch z(s) 2 = konst charakterisiert. Wir setzen
Dann wird
z(s)
t + x, >0
(E 1 ,Ep,Bop) =
_ e (x, -d-vt,p,pv)
- 47T . 1- 2 (x,-d-vt) 2 2 312 z(s)
v 1-v [--~~+p ]
l-v 2
(siehe Aufgabe 5). Dieses längs der Fläche x 1 = - t aufgestaute Feld ist zu
(2.3,13) hinzuzufügen unG tritt auch bei anderen physikalisch sinnvollen
Grenzprozessen auf, wie etwa wenn die Hyperbelbewegung der eine Ast
einer Paarerzeugung ist [38].
(iii) Mathematisch ist (2.3, 13) nicht akzeptabel, da
(EI,Ep,B.p)=...!!..[(xl-v2t)2+p2r312(xl-vt, P ' vp ),
47r 1-v yl-v2 yl-v2 yl-v 2
Der Maximalwert der Feldstärken über die Zeit nimmt somit mit dem Ab-
stand p zur Fluglinie der Ladung nur wie I Ip ab.
(vi) E 1 und B<P sind, von der Bedingung t + x 1 > 0 abgesehen, in x 1 gerade,
EP ist ungerade. Die Felder werden für x 1 < 0, wo die Ladung nie hin-
kommt, genauso groß wie für x 1 > 0. Das über t =- x 1 angesammelte
Strahlungsfeld wird also genau so groß wie das Coulombfeld über der Linie
t = x 1 , der sich die Weltlinie ja asymptotisch nähert.
(vii) Wieder abgesehen von dem Zusatz t + x 1 > 0 ist E in t gerade und B
2.3 Das Feld einer Punktladung 81
z(s)-_ (~,
s R cos
vs/R
~,
.
R sm
vs/R
~, 0) (2.3,14)
y'l-v 2 y'l-v 2 y'l-v 2
ist die Bestimmung von s0 (x) mühsamer als in Beispiel 2). Man betrachtet
daher vielfach den Limes v ~ 0, R ~ 0, e ~ oo, so daß v/R ~ w, e = l/Rw 2 •
Um sich des dann unendlichen Coulombfeldes zu entledigen, nimmt man
zwei umgekehrt geladene Teilchen mit um den Nullpunkt gespiegelten Bah-
nen (Hertzscher Dipol). In diesem Limes werden s0 = r - t, z - x = (r,x),
z z
= ( 1,0,0,0), e = (0, cos w(r - t), sin w(r - t),O) und die Felder
ß = e[z 1\ xJ E = [B 1\ xJ/r,
41Tr 2 '
(2.3,15)
z
e = ( cos w(r - t), sin w(r - t), 0).
Die Beispiele illustrieren F für drei charakteristische Fälle, der freien Be-
wegung und der linearen und zirkularen Beschleunigung. Dabei sind vielfach
die von der Ladung erzeugten Energie- und Impulsformen von praktisch größe-
rem Interesse als die Feldstärken. Jene sind die Summe (1.3,22) von zwei in F
quadratischen Termen. Da die Komponenten von F selbst Summe von sechs
Brüchen sind, erhält man, wenn man blindlings einsetzt, zunächst 72 Brüche.
In unserem Kalkül läßt sich jedoch die spezielle Struktur des F einer Punkt-
ladung gleich benützen, um den algebraischen Aufwand zu reduzieren.
Energie-Impuls-Formen des Feldes einer Punktladung (2.3,16)
Aus den Regeln ( 1. 2, 18) gewinnen wir die Umformung
n 2 = 0, (nlv> = 1,
Für Tex brauchen wir *(v 1\ n 1\ *(v 1\ n))= iv in v 1\ n = 1, i" v 1\ n = v"n- n"v,
82 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen
T = ( 4-e) 2<Zix-z)-
• 4
{(x-z)(x-z) (z··2 - ( l +<Zix-z)
• ) 2 ) + ..z(x-z) +
" rr " <Zix-z) "
+ (x-z)z.. - (z(x-z)
• + (x-z)z• ) l+<Zix-z)
• + e2" }.
" " " <Zix-z)
Bemerkungen (2.3,17)
1. Wir haben nur pret verwendet, entsprechend den Anfangsbedingungen Fein=
= 0.
2. Man erkennt die Terme, welche z quadratisch enthalten und T" von F(z)
sind. Sie werden für große Abstände wie 1/r2 gehen und dort dominieren.
Der Beitrag von F(z) geht wie 1/r4 und das gemischte Glied wie l/r 3 .
3. Die Struktur von T" wird durch T<>ß = T ß<> und T"" = 0 geprägt.
Der Poyntingsche Vektor Si= (E A B]i gibt einem ein anschauliches Bild
über die Strömung der Feldenergie. Um dies für typische Fälle zu sehen, be-
trachten wir wieder unsere
Beispiele (2.3,18)
l. Gleichförmige Bewegung. Aus F in der Form (2.3,11 ;2(iv)) findet man in
Zylinderkoordinaten
(Sl,SP,S'P) = (4!)2 2 t
[(2L.=.... )2+p2 p
(xlp, p2 + 1·t2' 0).
2
Die Stromlinien sindjetzt wieder Kreise, p 2 + (x 1 -y'R 2+t 2+1) 2 = R2 , ihr
Mittelpunkt rückt aber mit wachsendem Radius R vor die Position y't2 + l
der Ladung. Dadurch wird die Strömung für festes x 1 und wachsendes p
immer mehr nach außen gerichtet (Fig. 28), eine Folge der stärkeren Kom-
ponente von E in F1ugrichtung.
3. Rotierende Ladung. Mit (2.3,15) gewinnen wir in Polarkoordinaten
Die Energie fließt radial nach außen, und zwar am stärksten 1 zur Richtung
der Beschleunigung zur retardierten Zeit.
2.3 Das Feld einer Punktladung 83
Bemerkungen (2.3,19)
1. Betrachtet man wieder die durch hyperbolische Bewegung verbundenen
gleichförmigen Bewegungen mit Geschwindigkeiten ± v, müssen wir die
Stromlinien von 2) und 3) zusammenfügen. Man erhält in der Kugelschale
J Q
(k) = f d4 x e-i<klx> J 0:
(x) = e j ds z (s) e-i<klz(s)>
-oo 0:'
Beispiele (2.3,21)
1. Plötzliche B.eschleunigung einer Ladung
.
zs für s>O
z(s) =
zsfürs~O
Zunächst würde man meinen, daß (2.2,19) für eine Punktladung unbrauch-
bar ist, da das Feld am Ort des Teilchens und damit Fret f\ *J unendlich
wird. Wie wir aber in § 2.4 sehen werden, bleibt prad f\ *J endlich und unter
Umständen ist (2.2,23) auch für Punktteilchen anwendbar. Daß dieses Inte-
gral hier für große lkl divergiert, ist weiter nicht zu verwundern, wird doch
bei dieser Bewegung z und dadurch F unendlich. Wir wollen aber hoffen,
daß bei sanfterer Beschleunigung während einer Zeit T der Integrand für
lkl > 1/r so unterdrückt wird, daß das Integral konvergiert, während für
lkl < 1/r J nicht wesentlich verändert wird. Mit diesem Hintergedanken
lassen wir das Integral wie es ist und formen es mit der Stromerhaltung
2.3 Das Feld einer Punktladung 85
um. Durch sie kommt nämlich nur die zu k senkrechte räumliche Kompo-
nente 1 1 von 1 ins Spiel: Für k 2 == 0 ist
w
Sei == v/( 1 - lvl cos tJ), t1 == 4 (k,v), und w analog definiert,
~
po(oo) _ po(-oo) == e2 d 3k
f __ (w- W)2
.. 1.
(27T)3 2k2
und erhalten
so sieht man
86 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen
~ -+
J(nw,k) =ew f dt
2rr/w . ••
21r e 1(nwt-kz(t)) (1,- v sinwt, v coswt, 0). (2.3,24)
0
J dt
- sin wt e 10. (wt- vsmwt
~ 2rr/w . )
J 1 (nw 0 nw 0) =-ewv = - i eR J'(nv).
' ' ' 2-rr n
0 (2.3,25)
Zu ihrer Diskussion muß man nv ~ 1, nv ~ 1, unterscheiden: Im ersteren
Fall hat man die bekannte Entwicklung([20], vgl. (3.4,3 und 4))
Damit wird die Frequenzverteilung in (2.3,23) ~ (nv) 2n/[(n-l)!j2 und hat für
v ~ I für n = 1 ein starkes Maximum. Wäre v = 1, könnte man die einfache
Formel (siehe [20], 9.3.43)
Bemerkung (2.3,28)
Daß dieses Maximum ~ 'Y 3 ist, läßt sich folgendermaßen verstehen: Zunächst
sieht ein Beobachter B das Licht, welches längs eines Winkelintervalls ~ 'Y- 1
ausgesandt wird:
Da die Ladung ihrer Strahlung nachläuft, kommt das Licht bei B innerhalb
eines Zeitintervalls (für v -+ 1)
Aufgaben (2.3,29)
1. Setze (2.3,12) in den Ausdruck für Fret ein.
2. Berechne Feld und Poynting-Vektor S einer Ladung, welche sich geradlinig mit Lichtge-
schwindigkeit bewegt.
3. Berechne die Energieverteilung T00 der Strahlung einer schnellen Ladung [z(s0 ) =
= 1 (1,0,0,v), z(So) = 0] in der Fernzone bei x2 = 0 und
v'1-v2
88 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen
.1 = 1 f d3 x
rc 2 1~14 .
Zeige, daß dabei das Vektorverhalten (1.3,37;5) zerstört wird. Wieso?
5. Zeige
!im ed2 (x, +vt-d,p,-vp) 6((t+v)2 - (x-1)2 -p2d2)= ~ 2j}_ o(t+x,XO 1 -1) mit
v-+1 47T [(x 1 +vt-d) 2+p 2 d2 2 t 47T 1+p2 ' '
d := y1-v 2 .
6. Berechne j(x) = f d 3 x Dret(x-x) J0 (x) aus (2.2,10;2) flir eine Punktladung und ins-
t=-T
besondere !im j flir die Hyperbelbewegung.
T-+~
7. Berechne p0(27T/w)- pO(o) flir ein J mit periodischer Zeitabhängigkeit unter Verwendung
der Fourier-Reihe (2.3,21).
Lösungen (2.3,30)
x 2 +1 • _ 2
1. - .- z- z-- I' (x 1 ,t,O,O),
2<Zix> <;
S hat die Richtung von x aber wegen 82 hat dieses unendlich lorentzkontrahierte Feld
1,
unendliche Energie-Impuls-Dichten.
(1-v2)4 sin 2 ~
3. a) T0 o - 2 , ~ - v'f7V=l - m/E.
r (1-v cos ~) 6 max
(1-v2)2
b) T0 o- [(1- v cos~) 2 - (1- v2 )sin 2 ~ sin2.,o].
2
r (1-v cos ~) 6
5. Für x 1 * t gehen die drei Komponenten nach Null, andererseits ist (o: = (x +vt)/d - 1) 1
1+pl
= dt d2E>( ) d(-2-)- x, dt d2
f -+ f -+
-= [(x, +vt-d)2+p2 d2]312 [(x, +vt-d)2+p2d2]312
1 (pl-1)/2 do: 1 0: l(p,-1)/2 1 p2-1 2
-+- f ---- =- = -(1 + - - ) - + - .
v -= [ o:2 +p2]312 vp2 ( o:2 +p2 )'12 -= vp2 p2 + 1 1+p2
6. Ist z der Punkt, an welchem die Weltlinie z(s) die Hyperfläche t = - T durchstößt, gilt
Z =( - V , 1 , 0, 0)
y1-v2 y1-v2
und für v -+ 1 wird
und dann
90 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen
begrenzt wird (Fig. 30). Zuerst berechnen wir den Beitrag zu (2.4, 1), welcher
von dem in K liegenden Teil von aN stammt. Dabei wollen wir R --. oo und
s2 - s 1 =: ds __. 0 streben lassen und interpretieren das Resultat als den Ener-
gie-Impuls-Verlust der Ladung zwischen s 1 und s 1 + ds 1 , welcher ins Unend-
liche entweicht. In diesem Limes trägt zu f *T nur der Beitrag von F<z>
aNnK "
zu T., (vgl. 2.3,16)
-rf"") e ·
,~z =(-) 2 <Zix-z)- 4 (x-z)(x-z) {z·· 2 <Z lx-z)
-(-.--)2 }
" 41T " <Z lx-z)
bei, er wird von R unabhängig, während die anderen Terme mehr Potenzen
von R im Nenner haben. aN n K ist eine Mantelfläche der Höhe ds über
K n L 1 , und im Limes ds--. 0 brauchen wir *T" nur auf K n L 1 • Schreiben
wir dort (Fig. 31) x - z = R(z + n), n E E 1 , folgt aus
2.4 Die Strahlungsrückwirkung 91
z(s)
und
Damit wird
Rn
J *T
aNnK "'
= l ~ ds i:
3 47T "'
z2 .
Bemerkungen (2.4,3)
I. (2.4,2) ist die kovariante Verallgemeinerung von (1.1 ,8) für den Energie-
Impuls-Verlust.
2. Im Ruhsystem z(s 1 ) = (1 ,0,0,0) gibt es nur den Energieverlust
dE _ e2 2 ··2
df- 47T 3 z
3. Daß f *T für große R von R unabhängig wird, rührt daher, daß f *r<z>
aNnK "' L, "'
verschwindet, denn *(x- z)IL,,> = 0 (Aufgabe 1).
2.4 Die Strahlungsrückwirkung 93
Beispiele (2.4,4)
1. Hyperbolische Bewegung: Mit
wird
Während die Energie im Strahlungsfeld immer wächst, geht für s < 0 die
Impulsübertragung in die negative z-Richtung, für s > 0 in die positive. Die
Ladung strahlt also in ihrem Bewegungssinn nach vorne.
2. Synchrotronstrahlung: Der Strom der rotierenden Ladung (2.3,14) gibt
(w == v/R)
94 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen
8E = 3w
_l_ e2
41T
z
2 =w ~ ....I_
61r (l-v2) ·
0
Verwenden wir e 2 /41Th= 1/137, ist dies ~ wh ; 20 (~) 4 • Solange E/m ~ 1,
braucht die Ladung offenbar über 200 Umläufe, um ein Quant mit der
Grundfrequenz abzugeben. Für v-+ 1 steigt der Energieverlust rasant an, et-
wa für 5 GeV-Elektronen ist (E/m) 4 ~ 10 16 . Dementsprechend verzehren
zirkulare Elektronenbeschleuniger sehr viel Energie, die in Synchrotronstrah-
lung konvertiert wird.
Bei der Berechnung der rechten Seite von (2.4, 1) trägt zwar r~> nichts
zum Integral über die Lichtkegel L 1 und L2 bei, die verbleibenden Terme von
T"' aber unendlich viel! Sie gehen ja wie r- 3 bzw. r- 4 , und räumlich integriert
ist dies divergent. Um die Wurzel des Übels zu isolieren, schreiben wir (vgl.
2.2,21)
und nennen x - z(O) = A.. Damit wir zwischen der retardierten und avancierten
Zeit bleiben (Fig. 33), gelte (zlhl = 0, A. strebe raumartig gegen Null.
z(s)
X
/
/
~/
/
/
/
/
/
/
und
wird für A. -+ 0
li(A. 2 s2)
D(x-z(s)) = - (E>(s)- E>(-s)) = _l_(li(s-A.)- li(s+A.))
2n 4nA. '
A. := <XIA.)112 > o. (2.4,8)
C(O) = l Cz i - "z
3 "' (3 (3
z)"'
! cßret - ßav) = 0.
2. Das Resultat ist so zu verstehen, daß der Beitrag - z/r ZU E aus (2.3,9) in
der Differenz
.. ..
. - z(s-r) + z(s+r)
IIm
r-->0 2r
= ...z
liefert. Bei einer räumlichen MitteJung würde (x(x ·i))/r2 gerade - "z/3 beitra-
gen und das Coulombfeld und Magnetfeld wegfallen. (2.4, 10) entspricht zu-
nächst dem Mittel, wenn man von verschiedenen Richtungen zu z(s) vor-
stößt, aber wir haben gesehen, daß es sogar von der Richtung von f... unab-
hängig ist, solange <ZIA> = 0.
Verwenden wir (2.4,10) in (2.4,5) und schließen aus <Ziz> = 0 "9 <ZI"z) =
= - z 2 ' erhalten wir den
dprad
-"'-
ds
·=
·
-=-d f
2ds N
* i1 i pra
"'
d
= -e2 •"
z~(s) F
rad
ßa
(z(s))
e2 2 • ··2
= 41T
- -3 (z"' z ···
- z ).
"'
•
Bemerkungen (2.4, 13)
1. In (2.4, 12) ist der Limes ds -+ 0 verstanden, wobei N4 gerade das Stück von
z(s) zwischen s und s + ds enthält, und rechts daher die Ableitungen von z
zur Eigenzeit s zu nehmen sind.
2. Der erste Term rechts ist genau der Energie-Impuls-Vektor (2.4,2), welcher
nach Unendlich fließt. Dieser Term kann aber nicht alles sein, denn es muß
2.4 Die Strahlungsrückwirkung 97
ja z"' zil F~ßd = 0 gelten und nicht = - (e 2 /6n) z 2 • Dieser Defekt wird jetzt
durch den zweiten Term behoben.
3. Während der erste Term wegen z 2 ~ 0 ein bestimmtes Vorzeichen hat und
einen unwiederbringlichen Energieverlust gibt, ist der zweite ein totales
Differential und trägt zu einem Integral über ds nichts bei, sobald der an-
fängliche Wert von z wieder angenommen wird. Es ist dies ein reversibel in
der Nahzone aufgespeicherter Energie-Impuls-Vektor und war daher im Un-
endlichen nicht zu sehen.
4. Im Ruhsystem, z = ( l ,0,0,0), ist z = (O,i) und darum 'z = (z 2 j). Dort he-
ben sich die beiden Terme für den Energieverlust gerade auf, das Teilchen
hat ja keine Energie zu verlieren. Eine ruhende, aber beschleunigte Ladung
borgt sich also die Energie, welche sie abstrahlt, zunächst von der Nahzone
aus.
5. Ist z= (l/y'l-v 2 , v/yl-v 2 ), so ist die Rückwirkung auf die Ladung so, daß
v
der z 2 -Term wie eine Reibungskraft entgegenwirkt, während 'i' das Teil-
chen in Richtung zunehmender Beschleunigung beschleunigt. Dies hat aller-
lei paradoxe Folgen, auf die wir zurückkommen werden, nachdem wir den
noch fehlenden Beitrag ~ pret + pav diskutiert haben.
so sehen wir, daß sich die beiden Terme gerade kompensieren und dPrad/ds =
= 0. Die hyperbolische Bewegung strahlt auf Pump, die Energie wird nicht
von der Ladung investiert, sondern stammt vom Feld der Nahzone. Natür-
lich müssen diese Schulden nachgezahlt werden, wenn die Beschleunigung
einmal aufhört. Beschleunigen wir etwa von Ruhe auf Geschwindigkeit v =
= Tha s0
- ö(s-s 0 )( v ,0,0,- 1 ),
v' 1-v2 v' 1-v2
und daher
v3 .
z = 2 2 312 (0, sm wt, - cos wt, 0).
R (1-v )
Der zweite Term gibt hier keinen weiteren Energieverlust, verstärkt aber die
bremsende, der Geschwindigkeit des Teilchens entgegengerichtete Wirkung
des ersten:
z z2 - z = R 2 (1-v
v3 2 513 (v 2 '
)
- sin wt, cos wt, 0).
Wenn wir schließlich den letzten Term in (2.4,5) berechnen, so ist ein-
fach in (2.4,8) Summe statt Differenz zu nehmen:
Dann verbleiben in der Entwicklung (2.4,9) die beiden ersten Terme. Nun ist
zA. -Z.A.
N(A.) = "' 13 • 13 "'
- 1 + <ZIA.>
und N(A.)/A. 3 für A.-+ 0 nicht nur divergent, sondern auch von der Richtung
von A. abhängig: Soll keine Richtung im Minkowski-Raum ausgezeichnet sein,
z z
muß das Resultat ~ z"' 13 - 13 z"' sein und der Koeffizient wie 1/A. gehen. Der
z z
nächste Term B (0) ist (z"' 13 - 13 z"')/2 unabhängig von der Richtung von A..
Daher nimmt man diesen, läßt N unter den Tisch fallen und erschwindelt sich
1 pct+av(z(s))
2
= -"-
47T
z 1\ z lim _g_.
A.-+0 A.
(2.4, 16)
Dies ist nicht sehr wohldefiniert, aber der Zahlfaktor c dürfte > 0 sein. Es gibt
nun Versuche, die resultierende Unsicherheit in der Feldrückwirkung auf fol-
gende Weise zu beheben: Sammelt man die drei Beiträge zu (2.4,5) und setzt
2.4 Die Strahlungsrückwirkung 99
. c__
öm = hm e2
1\ .... 0 47TA.
m zß = e z"' pin - ~ l
cxß 41T 3
(zß z2 - "iß).
6. Das Resultat (2.4, 18) läßt sich so verstehen: Das Feld einer Punktladung be-
sitzt eine unendliche Energie
und da das Teilchen diese mit sich schleppt, erfährt es gemäß dem Einstein-
sehen Prinzip: Energie = Masse, einen unendlichen Massenzuwachs om. Da-
mit m endlich ist, muß man mit einem negativ unendlichen m 0 anfangen,
ein offensichtlich gefährliches Spiel. Zunächst wirkt nämlich das Feld E(z) =
= - e z/r einer Beschleunigung entgegen, bremst also. Wir haben dies in den
unendlichen Term - omz und + "i zerlegt, wobei das Vorzeichen des zweiten
Terms von der Verwendung von Dret herrührt: Das Teilchen spürt das Feld,
das etwas vorher erzeugt wurde, und wenn einmal der Beitrag von (Dret +
+ Dav)/2 berücksichtigt ist, wirkt die verbleibende Kraft in Richtung der
positiven Beschleunigungsänderung. Diese lädt nun zu einer Flucht nach
vorne ein, sobald das bremsende Element omz durch eine unendliche nega-
tive Trägheitskraft weitgehend kompensiert ist. Wenn ein Teilchen so rasant
beschleunigt wird, daß die "Beschleunigungskraft" - ·z· gegen die bremsen-
z
den Terme z 2 und z aufkommt, ist es nicht mehr zu halten.
Leider läßt sich die Mathematik nicht durch so einfache Tricks betrügen,
und die zunächst unter den Tisch gekehrten Schwierigkeiten treten durch aller-
lei paradoxe Folgen der Gleichung (2.4, 18) wieder an den Tag.
Beispiele (2.4,20)
1. "run-away-solution"
r = _e_
2
a = beliebig,
0 61rm'
löst (2.4, 18) mit Fein= 0 (Aufgabe 3). Die Ladung beginnt also plötzlich
z
(r 0 - 10- 23 sec für Elektronen) davonzulaufen. Da 2 = a2 e2 sfT., strahlt sie
dabei fürchterlich, was aber mit Energieerhaltung verträglich ist, weil einer-
seits wegen m 0 < 0 eine Beschleunigung Teilchenenergie einbringt, anderer-
seits aus dem unendlichen Reservoir der Selbstenergie immer Energie in die
Fernzone zu pumpen ist.
2. Durch einen gezielten Schuß vor den Bug läßt sich die Flucht des Teilchens
stoppen. Für ein pein mit
+ E>(s)(Ch r 0 a, Sh r 0 a, 0, 0),
wenn z 3 (0) = z0 (0). Ein solches Verhalten wird vielfach als akausal empfun-
den, weil sich das Teilchen zu beschleunigen beginnt, bevor es durch den
Puls von pein zur Vernunft gebracht wird (Fig. 34: "preacceleration")
~ Vorbeschleunigung
Aufgaben (2.4,22)
1. Ve~iftziere die Behauptung *(x-z)IL, = 0 aus (2.4,2;3).
2. Le1te (2.4,6) ab.
3. z
Zeige, daß aus den Beispielen (2.4,20;1 und 2) Gleichung (2.4,18) löst.
4. Löse (2.4,18) mit pein nur ein konstantes elektrisches Feld in I-Richtung. Verwende den
102 2. Elektromagnetisches Feld gegebener Ladungsverteilungen
Ansatz z(s) = (Chw(s), Shw(s), 0, 0). Vergleiche mit (1,5.2,19;3) und (2.4,20;1).
Lösungen (2.4,23)
1. Sei z(s) = 0: riL, = tiL, => driL, = dtiL,. Daher:*x = x*dx- t*dt =
= r*dr- t*dt = rdn A dt- tdn A dr:*x.IL, = 0.
2. Sei y := (x - z(s)) 2,
d • a d d d z (s)(x - z(s))
Ara (x) =- e f ds z ~ _1._ - D(y) =- ef ds D(x- z(s)) - ~ ß.
a,ß a axß dy ds ds <Z(s)lx - z(s))
3. Wir überprüfen Beispiel 2, dabei erscheint die Lösung von 1) als Nebenprodukt.
z= 8(- s) aes/r•(Sh[ ], Ch[ ], 0, 0)
"i = 8(- s) a2 e- 2 s/r•(Ch[ ], Sh[ ], 0, 0) + z/r0 - ö(s) a(Shroa, Chroa, 0, 0)
z "i =-
z2 - z/7 0 + ö(s) a(Shr0 a, Chr0 a, 0, 0).
Nun ist
m Zß =e z"' pein
<>ß
- m T0 (zß z 2 - "i ß) •
~f := gr + grad 22
- [V f\ rot V 1= fb (E + [V (\ B]) , (3.1,2)
ab. Ist w zu einer Zeit Null, dann verschwindet es also immer. Dies bedeutet,
daß v dann nur die durch Einschalten von B erzeugten Wirbel besitzt (vgl. I,
5.4). In einer solchen Situation vereinfachen sich die Gleichungen zu
av + grad v2 = ~ E
at 2 m
(3.1,4)
rot v = - /ii B .
Setzt man nun
Diese Gleichung zusammen mit den Maxwellsehen Gleichungen diene als Grund-
lage unseres Modells. Sie erlauben die koordinatenfreie Formulierung
Bemerkungen ( 3 .1 ,8)
1. j sind die Ladungen, die nicht vom Suprastrom J stammen. Wir betrachten
j als vorgegeben und es soll oj = 0 genügen. Aus (3.1 ,7) folgt dann dF =
= oJ = o.
2. Die heuristische Herleitung wollen wir insofern vergessen, als wir die aus
(3.1 ,5) folgende Relation <.TIJ> = e 2 p 2 nicht fordern.
3. Wir betrachten p zunächst als eine Konstante, die "Dichte der supraleitenden
Elektronen". Variables p soll später diskutiert werden.
4. Aus (3.1,7) sieht man, daß die Gleichungen der Mannigfaltigkeit keine weite-
re Struktur verleihen, sie zeichnen etwa kein Ruhsystem der Ladungen aus.
(i)
3.1 Der Supraleiter 105
f ds
.. 1 = pe2
- f ds. A. = - pe2
-m f
~ ~
dO B ,
x'+y'=R' m x2 +y 2 =R 2 J J x'+y'<R'
pe2 Jt
f dx J - f dx J = lll dt dx E .
t=t, X t=tt X tt X
Die zeitliche Änderung des Suprastromes wird durch das Integral über das
elektrische Feld gegeben.
genügt:
2 .
(3.1,13)
( _ t, + P~ )Fem = 0 .
Dabei nehmen wir an, daß j wie in (2.2, 15) im Unendlichen genügend abfällt,
so daß das Integral über die ganze Mannigfaltigkeit erstreckt werden kann und
keine Randterme auftreten.
Im Minkowski-Raum (R4 ,1/) läßt sich eine Green-Funktion, die (3 .1, 12)
erfüllt, leicht konstruieren. Wie in (2.2,3) hat sie die Form
G~et
X
= 12 e<>ß .c-
'<:1
*e"ß t,ret(x _ x)
'
(3.1,14)
wobei jetzt
(3.1,15)
Wieder ist der Integrationsweg für k 0 wie in Fig. 18 über den Polen bei
± yk 2 + e 2 p/m zu führen, so daß !J. ret(x) = 0 für x0 < lxl. Das Integral (3.1, 15)
106 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern
läßt sich durch Hankel-Funktionen ausdrücken [22], über die Zeit integriert,
gibt ~ret das Yukawa-Potential (Aufgabe 1)
J~ dt ~re
t
(x) = e-r( pe 2/m )"2 /4rrr. (3.1,16)
F =Fein+ dAret
(3.1,17)
(3.1,18)
Bemerkungen (3.1,19)
1. pein hat nur für k 0 2 = k2 + pe 2 /m ;;;. pe 2 /m eine beschränkte Lösung
~ ei<klx>. Die Bedeutung der "Plasmafrequenz" y' pe 2 /m ist schon durch fol-
gende elektrostatische Betrachtung ersichtlich: Es seien Ladungen e an den
Punkten nL, n E Z, aufgereiht, und wir verschieben eine um x ~ L aus
dieser Gleichgewichtslage (Fig. 35).
L+x L-x L
A.__ _ _ ~
e e e e e
Dann erfährt sie von ihren beiden nächsten Nachbarn eine Kraft
e 2((L +xr 2 - (L - x)- 2 ) ~ - e2 xL- 3 . Setzt man dies gleich mx, ergeben
sich Schwingungen mit einer Frequenz (e 2 p/m) 112 , wenn man die Dichte p
mit L- 3 identifiziert. Diesen Schwingungen entsprechen Lösungen mit k = 0,
ko = (e2p/m)II2_
2. Es gibt keine statischen Lösungen (k 0 = 0) für pein_ Das Feld einer statischen
Ladung dringt nach (3.1,18) nicht in den Supraleiter ein, sondern fällt ex-
ponentiell ab, wobei die Eindringtiefe ebenfalls durch (e 2 p/m) 112 gegeben
ist. Der Grund dafür ist der induzierte Strom J, welcher sich im statischen.
3.1 Der Supraleiter 107
c = o + pe2
mk2
)F
genügt den Maxwell-Gleichungen ohne Suprastrom
dG = 0, oG = j.
Da p konstant ist, genügen die Felder D und H der phänomenologischen
Elektrodynamik gerade diesen Gleichungen, der Faktor 1 + pe2 /mk 2 ent-
spricht einer Dielektrizitätskonstante
pe2
E(k) = 1 + --· D = EE'
mk 2 '
bzw. einer Suszeptibilität
E(k) und K(k) sind räumlich konstant, aber frequenzabhängig, da der Zusam-
menhang zwischen F und G nicht lokal ist. Für k = 0 ist E = 00 , K = - 1, E
und B werden im Innern ausgelöscht, wie es sich für einen Leiter und per-
fekten Diamagnet geziemt.
Da wir jetzt ein konsistentes Gleichungssystem von Feld + Ladungen vor
uns haben, bietet sich, die Gelegenheit, die Erhaltungssätze für das Gesamt-
system zu studieren. Dazu dient die
I08 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern
t =- 1 _m_ J !\ *J - 1F !\ *F.
2 pe2 2
Beweis
Variation von t gibt wie in (2.I ,2) ( o ist hier Variation, nicht Koabieitung)
Bemerkungen ( 3. 1,21 )
I. Bei einer Eichtransformation ist auch das "Superpotential" S zu verändern,
F und J und damit t sind unter A ~ A + dA, S ~ S - eA, invariant.
2. Durch das komplexe Feld <P = eiS läßt sich J !\ *J als ( d + ieA)<P !\
!\ *(d + ieA)<P ausdrücken. Die Aufgabe von A ist hier, die äußere Ableitung
unter <P ~ eiA(x) <P invariant zu machen.
(LvS)*J/e + (LvA) !\ *F + i/ =
+ d((ivA)*F)
t
aß
= pe2
__!!!_ [J J -
a ß
111 J F]
2 aß "Y
ist.
(i)
Bemerkungen ( 3 .1 ,2 5)
1. (i) folgt aus der Lorentzinvarianz, aber ta a *
0, da die Konforminvarianz
verloren ging (vgl. 2.1,11).
2. Da dieselbe Positivität wie in (2.1, 13) für den elektromagnetischen Energie-
Impuls-Tensor gilt, sind die Überlegungen von (2.1,16) über die Eindeutigkeit
des Cauchy-Problems anwendbar.
3. Phänomenologisch beschreibt man eine relativistische Flüssigkeit durch das
Feld u E E 1 ihrer Vierergeschwindigkeit ((uiu> = - 1), ihre Massendichte 75
und ihren Druck p. Ihr Energie-Impuls-Tensor Taß = (75 + p)ua uß + P gaß ist
so angesetzt, daß er im Ruhsystem (u = (1 ,0,0,0)) und nur dort diagonal ist,
seine Eigenwerte sind (75,p,p,p). Vergleicht man (3.1 ,23 ;3) damit, kommt
man zur Identifizierung
u = J (J2 - J2 )- 1/2
Q Q 0 '
Für normale Materie ist p -Dichte der kinetischen Energie- 10- 4 75, für
Strahlung ist p = 75/3. Der Druck ist in diesem Modell also unrealistisch groß.
4. Für e = 0 genügt S der Schwingungsgleichung /::,.S = 0. Die als Schall anzu-
sprechenden Kompressionswellen pflanzen sich also mit Lichtgeschwindig-
keit fort, wie es nach ap;a75 = 1 zu erwarten ist. S beschreibt also eine Flüs-
sigkeit, die so inkomressibel wie nur möglich ist, ohne auf Schallgeschwindig-
keit > Lichtgeschwindigkeit zu führen.
*
5. Man wird sich fragen, was bei e 0 aus diesen Schallwellen wird. S verliert
dann seine physikalische Bedeutung, es kann durch eine Eichtransformation
110 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern
Beweis
Wir müssen nur die Argumente von (2.2, 1) auf den Fall erweitern, daß der
Strom o-artige Singularitäten haben kann. Ist wieder F = E>(u) F', F' = stetig,
wird 0 = dF = o(u) du 1\ F',- *J = d*F = o(u) du 1\ *F', wenn wir nur die
singulären Teile nehmen. Wegen o(u) kommt nur F' für u = 0 ins Spiel und
beim äußeren Produkt mit du fallen Terme, die einen Faktor du haben, heraus.
Der Rest ist nach ( 1. 2, 7 ;3) gerade die Einschränkung von F', so daß wir aus
der ersten Gleichung F'laN = 0 schließen. Verwenden wir in der zweiten Glei-
chung du 1\ *F = - *idu F, ergibt sich die Aussage über den Oberflächenstrom.
Bemerkungen (3.1 ,27)
1. Ist u = x, also N = {xi E R: x 1 > 0}, wird dx 1 laN = 0 und FlaN =
= (E 2 dt 1\ dx 2 + E 3 dt 1\ dx 3 - B1 dx 2 1\ dx 3 )I aN. Es müssen also E 2 , E 3
und B3 verschwinden. Dies ist so zu verstehen, daß Oberflächenladungen
keine unstetigen Tangentialkomponenten des elektrischen Feldes und Ober-
flächenströme keine unstetigen Normalkomponenten des Magnetfeldes er-
zeugen.
2. Schematisch läßt sich die Situation so darstellen:
3.1 Der Supraleiter 111
CN N
F = *F = 0 F =F 0 =F *F
dF = d*F = 0
+-FlaN = O
*FlaN~ *J =F 0
Metall Vakuum
Da der Oberflächenstrom nicht vorgegeben ist, erhebt sich die Frage, wie
sich das Anfangswertproblem lösen läßt. Die allgemeine Lösung ( 1.2,36) gilt
wohl immer, ist aber nicht sofort anwendbar, da im Randintegral sowohl F als
auch *F vorkommen. Man müßte also von beiden die Einschränkung auf die
Oberfläche kennen, wir wissen aber nur FlaN = 0. Gelingt es uns aber ein Gx
so zu finden, daß dGxlaN = 0, dann kommen keine unbekannten Oberflächen-
beiträge vor und die Lösung funktioniert wie in § 2. Der Schlüssel des Pro-
blems ist also die
gegeben.
----------------~r-----------~\----------------- aM
aM n aN
M
CN N
·x
aM n aN
Metall Vakuum mit j
In (3.1 ,28) müssen F und *F nur auf der Anfangs- bzw. Endfläche aM n N,
aber nicht auf aN bekannt sein. In unseren Beispielen wird Gx: wie G~et
außerhalb des vergangeneu Lichtkegels von x verschwinden, so daß nur die
Anfangsfläche zum Integral beiträgt. Die Bedeutung von diesem Gx: beruht
darauf, daß F durch die Anfangsdaten ausgedrückt wird und die Wirkung
der Oberflächenströme in Gx schon berücksichtigt ist.
2. Streng genommen ist M n N keine berandete Mannigfaltigkeit, da sie eine
Kante hat. Da sich die bei der Ableitung von (1.2,36) verwendete partielle
Integration aber auch auf Gebieten der Form {(x,y) E R 2 , x ~ 0, y ~ 0}
durchführen läßt, liegt hier keine ernste Schwierigkeit vor.
3. Gx aus (3.1 ,28) ist wieder nicht eindeutig bestimmt. Sofern wir allerdings
ein Gx gefunden haben, welches außerhalb des vergangeneu Lichtkegels von
x verschwindet, garantiert diese Formel die Eindeutigkeit des Cauchy-Pro-
blems.
In den nächsten Kapiteln werden wir die Existenz des in (3 .1 ,28) benö-
tigten Gx für einfache Situationen durch explizite Konstruktionen beweisen.
Dabei wird uns das von der Elektrostatik bekannte Spiegelungsprinzip von
Nutzen sein. Gx verallgemeinert diese statischen Überlegungen auf beliebig be-
wegte Ladungen.
Lösungen (3.1,31)
1. Mit J1 = ye 2 pfr{-; wird
j dt(21rr4 f d4k ei<klx> (k2 + J12rl = (27Tr3 f d3k eikx (i~2 + J12rl
oder· kv:
da AIJ. := -
e P
~ kP FPIJ. =I= 0, sonst ist F VIJ. = 0, folgt k 2 = - e2p/m. F ist dann von der
Form FviJ. =kv AIJ. - kiJ. Av' was nur flir Av - kv verschwindet.
MetallspiegeL Er führt die Lösungsmethode ein, die die Richtung zum Vorgang
bei komplizierteren Problemen weist.
GX = (1 + R) cr.et
X
Beweis
Die Spielregeln von R als Diffeomorphismus im Raum der Tensoren sind so,
daß es mit Summe, Produkt und äußerer Ableitung vertauscht, also
Hilfssatz
Beweis
Ist
- ~ ( x ) e i, ... ip ,
w- '"""'w.
(i)
.
t, ... tp
w..
t, ... lp E E 0 .
Enthält i 1 ... ip den Index 1, ist ei, ... iplx,=O = 0, denn dx 1 1x,=O = 0. Enthält
i 1 •. .ip nicht den Index 1, ist w.11 ••• lp
. (x 0 ,- x1 , x2 ,x 3 ) = - wi
1 •••
ip (x 0 ,x 1 ,x 2 ,x 3 )
und verschwindet für x 1 = 0.
Dieser Hilfssatz zeigt die in (3.1,28) geforderte Eigenschaft *dGxlaN = 0,
3.2 Halbraum, Hohlleiter und Resonator 115
denn
R*d(l + R)G~et =-
X
*dR(l + R)G~t =-
X
*d(l + R)G~et.
X
E
Yix=O
=0
-+
E der Spiegelladung
3N
-+
Fig. 36 E bei spiegelnder Halbebene
·. ·.
·.
.. .. Träger von G~et
·. ·.
alisiert. Dann sickert etwas Feld in den Leiter, Energie wird durch Joulesehe
Wärme aufgezehrt und die Schwingung wird gedämpft. Dennoch zeigt unser
Modell das Wesentliche von dem Mechanismus, der das elektromagnetische
Feld wie Wasser in einem Schlauch leitet.
Der rechteckige Hohlleiter (3.2,3)
Sei, wieder in der Notation von (3.1 ,28),
M = {(t,x,y,z) E R4 : t ~ t 0 },
T 1 : (t,x,y,z)-+ (t,x+2a,y,z)
T 2 : (t,x,y,z)-+ (t,x,y+2b,z)
Gx = (1 + Rd(l + R2)
~
~ ~ - T? Tf
n=-oo m=-oo
G~et
Ferner ist das Bild von (O,a) unter Tr gleich (2na,(2n+l)a) und unter R 1 Tr
gleich (- 2na,- (2n+ 1)a). Für T 2 und R2 gilt entsprechendes, so daß aus
l: (1 + R 1 )(1 + R2 ) TrTT nur die 1 aus dem Term mit n = m = 0 einen
n,m
Punkt aus N wieder nach N überführt. Daher trägt für x,x E N nur dieser Term
zu !". Gx bei und - !". Gx = ox ist erfüllt.
Bemerkungen (3.2,4)
1. N ist zwar keine Mannigfaltigkeit, da sie Kanten besitzt, deren Struktur ist
aber so harmlos, daß die partielle Integration, auf die es bei der Verwendung
von Gx ankommt, wohl leicht zu rechtfertigen ist.
2. Der Träger von Gx ist in N wieder der vergangene Lichtkegel (Fig. 38). Wir
konnten für M daher wie (2.2,10) ein Gebiet wählen, welches bist--++ oo
reicht.
Die Struktur von Gx rührt daher, daß das Feld unendlich oft an den Wän-
den hin und her reflektiert wird. Dementsprechend erscheinen unendlich viele
Spiegelladungen, im Querschnitt gesehen in Fig. 39 gezeigt:
+ +
b 1-------..,
+
--------------f--------------L-------------------X
+ a +
die e" invariant läßt, so sehen wir, daß es auf Summen der Form
Funktionen auszuführen,
~ ~ ~ i(k (x+2na) + k (y+2mb))
~ ~ f dk dk e x Y
n=-oo m=-oo -oo X y
(3.2,8)
F(X) = - f Gx A dJ .
f dx(ei(x-x)"g,/a ± ei(x+x)"g,/a)dJ(x) =
COS -ix1rg /a
= . . X1Tg 1 /a • 2 f dx e ' dJ(x)
1 sm
führt. Über w können wir wie in (2.2,25;2) integrieren, und es verbleibt der
explizitere Ausdruck
wobei w = ((1rg 1 ja) 2 + (1rg 2 jb) 2 + k 2 ) 112 , und f"'l3 sind die Normalschwingun-
gen
3.2 Halbraum, Hohlleiter und Resonator 121
0 i c 1 s2 i s 1 c2 - sl s2
- i c 1 s2 0 cl c2 i c 1 s2
f= (3.2,12)
- i s 1 c2 - cl c2 0 i s 1 c2
sl s2 - i c 1 s2 - i s 1 c2 0
s 1 := sin xg 1 1r/a,
--+Elektrisches Feld
b
t -+ 1' ...... ·~Magnetisches Feld
~
'!' t
----+
r
~
T ---+
.......
1' 1'
L---------------------------------~-----x
a
Diese Schwingung hat eine Minimalfrequenz rr/b und die Felder sind y-ab-
hängig. Daß ein konstantes elektrisches Feld nicht durch ein Metallrohr kann,
ist klar, es muß wegen der Randbedingungen dann überall verschwinden.
Andererseits weiß man, daß Wellen genügend hoher Frequenz durch eine
Röhre gehen, man kann ja durchschauen.
3. Für festes g~, 2 *0 haben wir in (3.2,11) Wellen, die in der z-Richtung mit
einer Phasengeschwindigkeit ((rrgtfka) 2 + (7%/kb) 2 + 1) 112 > 1 laufen. Die-
se Überlichtgeschwindigkeit ist ein rein geometrischer Effekt. Er rührt daher,
daß die Welle nicht direkt durch die Röhre läuft, sondern an den Wänden
hin und her reflektiert wird. Eine Welle rein in der z-Richtung würde ja die
Randbedingungen nicht erfüllen, dazu brauchen wir die Interferenz von Wel-
len, die einen gewissen Winkel zur z-Achse haben. Für eine solche Welle
~ exp (i(kx - wt)) mit lkl = w ist natürlich w/kz > 1, der Schnittpunkt
von Ebenen gleicher Phase bewegt sich längs der z-Achse mit Überlichtge-
schwindigkeit:
v = 1/cos {:)
g soll eine vernünftige Funktion sein, das heißt, samt ihren ersten Ableitun-
gen integrabel, so daß alle vorkommenden Integrale konvergieren. Stellt g
ein Signal dar, dann braucht es einen wohldefinierten Anfang, etwa g, g = 0
für t = 0, z > 0. Die Frage ist dann, ob sich dieser sogenannte Wellenkopf
mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegt. Diese ist zu bejahen, aus obigen Vor-
aussetzungen folgt g = 0 V z < ltl (Aufgabe 5). Dabei geht m 2 > 0 gar nicht
ein, auch für m 2 < 0, also Phasengeschwindigkeit < l, Gruppengeschwindig-
keit > 1 (Tachyonen) ist die Signalgeschwindigkeit 1.
Im Wellenleiter gibt es Wellen mit einem kontinuierlichen Frequenzspek-
trum w(k);;;:. wmin" Schließt man die Anordnung auch in der z-Richtung, so
bleibt nur mehr ein diskretes Frequenzspektrum für die elektromagnetischen
Schwingungen.
Resonator (3.2,15)
Die in (3.1 ,28) aufscheinenden Mengen seien
Der Beweis dieser Behauptung verläuft genau wie der von (3.2,3) und
muß nicht wiederholt werden. Da auch die dort gemachten Bemerkungen be-
züglich Kausalstruktur gültig bleiben, gehen wir gleich zur
Indem wir wie in (3.2,10) durch Vorzeichenwechsel der g.1 die Reflexion der
xi in eine solche der X: umfunktionieren, können wir die Gestalt der Normal-
schwingungen herauskehren:
Jetzt ist
c. cos
1 = x.g.7r/a ..
s.1 sin 1 1 1
Bemerkungen (3.2,17)
1. Wieder sind die Randbedingungen so erfüllt, daß an den Kanten die in Frage
kommenden Komponenten verschwinden und in den Ecken ist f == 0.
2. Hier gibt es kein statisches Feld, für gi = 0, i = 1,2,3, ist f == 0. Somit hat
man eine Minimalfrequenz
Aufgaben (3.2,I8)
I. Versehe die {tlfl aus (3.2,I2) mit solchen KoeffiZienten, daß eine Lösung der homogenen
Maxwell-Gleichungen (J = 0) entsteht.
2. Berechne für I die Mittelwerte von r' 0 und T03 und verifiZiere T;;;"/ToQ" = k/w.
3. Finde die Aufgabe I entsprechenden Lösungen für die zylindrische GeOmetrie
4. Welche Schwingungsform gibt für den Zylinder das kleinste wmin und wie vergleicht
3.2 Halbraum, Hohlleiter und Resonator 125
..
5. Seien (3.2,14) die Normen
. kg,rr . kg21r
1 ·a· Ct~ 1 - 0 -- s1c2 (w2 -k2 )s 1 ~
. wg1rr
0 -1 ---a- Ct~
oder f-+ *f .
. wg2rr
-1-b- St~
z p
( w2 -k2 )P kn I ikp o
--p : op
I
0 0
( -W2+k2)p - nw
p :I twp
.
op
fi'V =
kn nw 010
p p :
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - __ ..J
- ikp op
a .
- twp ap
a o o
0 0
. a
lW - - nw
ap
0 0 ikL kn
op
f*llV =
- iw Q_
op
- ik L
op
0 w2 -k2
-------------------~
- nw - kn k 2 -w2 0
126 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern
Lösung der Maxwell-Gleichungen für flaN = 0 bedeutet, daß der im strichlierten Gebiet
enthaltene Teil für p = a verschwinden muß. Dies fUhrt auf
.
zu fordern, also w mtn = j'n,I.(a), j'n,I. = i-te Nullstelle von J'n .
4. Wegen j 0 1 = 2.40, j 01 = 3.83, Ji 1 = 1.84, hat die B-Typ-Lösung mit n = 1 kleinstes
wmin· Für sie ist w~in ·a27T = 1f•(1.84)2 . Dies ist noch immer etwas größer als dieses
Produkt für die g1 = 1, g2 = 0-Schwingung des quadratischen Querschnitts
5. g läßt sich in die obere Halbebene analytisch fortsetzen und geht dort wie lkl- 1 gegen
Null, denn
Analog ist g analytisch für v > 0 und dort durch llgll beschränkt. Da cos w(k)t und
sinw(k)t/w(k) in k ganze Funktionen sind, läßt sich das k-Integral aus (3.2,14) in die
obere Halbebene deformieren. Verformen wir (k = R ei'l' am Halbkreis)
oo -R o . oo
f dk zu f dk + f id.p R e 1'~' + f dk ,
.". R
-R ~
so gehen f und f wegen der Konvergenz des Integrals für R-+ oo gegen Null. Verblei-
R
ben Integrale der Form
Da IRg(R ei'~')l und Ig(R ei'~')l flir R-+ 00, 0 ,;;;; <P .;;;; 1T beschränkt bleiben, geht das Inte-
gral für z > t gegen Null.
3.3 Beugung am Keil 127
Keil
Man könnte zunächst versucht sein, dieses Problem wie das zweier Metallspie-
gel bei x = 0 und x = a zu lösen. Hier erzeugt man gemäß § 3.2 zunächst
durch Spiegelladungen bei x + 2na eine Lösung mit Periode 2a und kann dann
durch Reflexion an x = 0 die Randbedingungen an beiden Seiten lösen. Die
direkte Übertragung dieser Methode scheitert nun daran, daß zwar für x als
Variable auf R die Spiegelladungen immer außer 0 ..;;; x ..;;; a bleiben, für I{J als
Variable am Torus Ti würden aber Spiegelladungen bei -1p+ 2nx wegen der
Periodizität in I{J mit Periode 27T ins Gebiet 0 ..;;; .p ..;;; x wandern (Fig. 42). Der
geniale Gedanke Sommerfelds bestand nun darin, die Periodizität mit Periode
27T fallen zu lassen und eine Lösung mit Periode 2x zu suchen. Diese ist dann
im Raum in dem Sinn verzweigt, daß Fortsetzung durch das Metall x..;;; .p ..;;;
..;;; 27T nicht zu den ursprünglichen Werten in 0 < I{J < x führen würde, insbeson-
dere finden sich dort dann Spiegelladungen. Deren Abwesenheit wird aber vom
Problem nicht gefordert, die Lösung in 0 ..;;; I{J ..;;; x braucht gar nicht zu wissen,
daß I{J in Wirklichkeit eine Variable auf Ti ist.
Zur Konstruktion der verzweigten Lösung bedient man sich am bequem-
sten einer Darstellung als komplexes Integral. Unsere bisherigen Summen L Tn
lassen sich ja folgendermaßen darstellen:
wobei der Integrationsweg um die Pole des Integranden bei x' = x + 2na läuft:
Der Ausdruck hat allerdings in x auf alle Fälle eine Periodizität 2a, solange
der Integrationsweg C flexibel genug gelegt ist, so daß er den Polen ausweichen
kann, wenn x zu x + 2a wächst. Es hängt nun von den analytischen Eigen-
schaften der Funktion f ab, wie man C am günstigsten wählt.
Will man dieses Verfahren auf die Green-Funktion anwenden, stößt man
zunächst auf die Schwierigkeit, daß Dret keine analytische Funktion, sondern
die Distribution cS(r- t)/47Tr ist. Sie läßt sich aber durch analytische Funktio-
nen approximieren, etwa
3.3 Beugung am Keil 129
J Dret (x - x) f(x) dx
0
komponenten herausgeblendet. Dadurch wird der Limes e -1.- 0 ziemlich un-
empfindlich, und wir werden ihn ohne weiteres Zeremoniell mit anderen Grenz-
prozessen vertauschen. Verwenden wir diesen Ausdruck, so kommen wir mit
der Notation (3.1 ,28) zur
sei
M= {x"' ER 4 : t~t 0 }, N= {x"' EM: o,.;;;IP,.;;;X}.
G- = - 1
x 2
e
a{J
0 (1 + R )*e"'fJ lim Re
<P f ~0
j
o
dw e-iw<i-t+i€) ·
mit
die Green-Funktion des Problems dar. Dabei besteht der Integrationsweg C aus
zwei Kurven in der oberen bzw. unteren Halbebene, welche aus dem Unend-
lichen kommen, die Nullstellen von [ ] einschließen, diejenigen des Nenners
vermeiden und wieder ins Unendliche gehen (Fig. 43).
Beweis
Sei IP' = u + iv, cos IP' = cos u Ch v - i sin u Sh v. Die Nullstellen von [ ] bei
Ch v = ((z-z) 2 + p2 + p2 )/2pp erfordern die in der Figur eingezeichneten Ver-
zweigungsschnitte. eiwr fällt nun wegen w > 0 exponentiell ab, falls Im r > 0.
Geht man mit IP' von der reellen Achse weg, so entwickelt r einen Imaginärteil
130 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern
c
I I
\ I
\ I
I
\
Jt.
\ '
+\
\ \
\ \
\ \
\ \
'\
\
\
\
\ \
....... ~, \
1T I \ '
--.------r~---------------+-------+--~--~~~------U
\ \
\ \
\ \
I \
'
'I \
\
t I
~
\
\
I \
I
c Verzweigungsschnitt
\
<P' = u + iv-Ebene
Fig. 43 Integrationswege in (3.3,3)
- sin u Sh v. In der oberen Halbebene fällt also g für 0 < u < n, -2n < u < -n,
in der unteren für -n < u < 0, 1r < u < 2n ab. Da der Nenner nur in der Nähe
von r.p' = IP - r.p + 2nx, n E Z, klein wird, ist :mnächst einmal die Konvergenz des
unendlichen Integrals verifiziert. Wächst r.p um 2x, so wandern die Pole auf der
reellen Achse, was aber den Integrationsweg nicht weiter behelligt. Daraus
folgt unmittelbar die Periodizität in r.p (und \P) mit Periode 2x, so daß die
Randbedingungen genau so wie in den Beispielen von § 3.2 erfüllt sind. Ver-
bleibt der Nachweis von - L\ Gx = ox. Nun gilt
3.3 Beugung am Keil 131
immer, solange ~ =I= x, insbesondere für komplexe ~. Indem wir .p' als kom-
plexen Zusatz von IP auffassen, sehen wir, daß die Wellengleichung für x =I= ~
erfüllt ist. Geht x-+ ~,so rücken die beiden Verzweigungspunkte und der Pol
gegen den Nullpunkt und zwicken den Integrationsweg ein. Er kommt dann
notgedrungen mit dem Punkt IP - .p in Berührung. Um den Wert des Integrals
in diesem Grenzfall besser zu sehen, deformieren wir C zu den in Fig. 43 strich-
liert eingezeichneten Wegen und einem Kreis um IP- .p. Letzterer gibt natürlich
gerade Dretcx - x) und erstere werden im Limes X -+ X durch die Singularitäten
nicht belästigt. Dies bedeutet, daß sich Gx von G~et nur durch eine Lösung der
homogenen Wellengleichullß unterscheidet und somit sind alle Erfordernisse er-
füllt.
Bemerkung (3.3,4)
Wieder ist wegen der Kante N keine Mannigfaltigkeit. An der Kante Cii-+ 0)
verhält sich Gx wie CiJ)''Ix. Dies geht zwar gegen Null, aber für x > 1T werden die
Ableitung und damit die nicht verschwindenden Komponenten der Feldstärken
unendlich. Aber da sie schwächer als p- 1 gegen Unendlich gehen, ist ihre qua-
dratische Integrierbarkeit und damit die Endlichkeit der Gesamtenergie nicht
in Gefahr.
Als erstes wollen wir untersuchen, wie weit die naive Vorstellung eines
vom Keil geworfenen Schattens .und reflektierten Lichtes in (3.3,3) enthalten
ist. Dazu betrachten wir im folgenden immer den Fall x > 1T.
Die geometrische Optik (3.3,5)
Nach der geometrischen Optik sieht man von x aus x direkt, falls IIP -<PI < 1T,
und sein Spiegelbild in der Oberseite, wenn IIP + .p I < 1T, in der Unterseite, wenn
IIP - X + .p - xl < 1T (Fig. 44 ). Um diese Beiträge vom Rest abzusondern und
so die Korrekturen zur geometrischen Optik herauszuarbeiten, zerlegen wir C
in folgende Teile: Zwei Kurven C 1 , C2 , von - ioo- 7T/2 bis ioo- 37T/2 bzw. von
ioo + 7T/2 bis - ioo + 37T/2, die die reelle Achse bei -7T bzw. 1T schneiden, und
eine Schleife um den Pol, falls sich in (-7T,7T) einer befindet (Fig. 45). Letztere
gibt wieder G~et und wir bekommen also das Licht wie ohne Keil, falls
IIP - <PI < 1T, denn im physikalischen Bereich IP und .p E (O,x) sind die Pole bei
IP- .p + 2nx, n =I= 0, nie in (-7T,7T). Im reflektierten Teil (der mit R in (3.3,3))
können die Pole bei IP + .p und IP + .p- 2x in (-7T,7T) liegen, und wir erhalten
so das an der Oberseite bzw. Unterseite gespiegelte Licht. Somit sind die Inte-
grale über c I und c2 genau die Korrekturen zur geometrischen Optik. Wir
sehen, daß für wp ~ I, wp ;;;;. l, also viele Wellenlängen von der Kante entfernt,
die geometrische Optik dominiert. In diesem Limes werden wegen des Faktors
132 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern
x sichtbar
i<;ö....,oi < rr
I
I Keil
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
Schattengrenze
Widerscheingrenze
\ X
\
\
\
\
\
ip+l{! > 1T \
\
\
x außer Widerschein \
\
\
Keil
Keil
I
/
/
/
/
/
I x im Widerschein
I
/
I X
Widerscheingrenze
Fig. 44
3.3 Beugung am Keil 133
C1
Fig. 45 Integrationswege in den schraffierten Gebieten, in denen der Integrand abfallt
eiwr die Täler im schraffierten Gebiet von Fig. 45 immer tiefer eingeschnitten
und nur auf der reellen Achse hat eiwr Absolutbetrag 1. Somit werden die
Flanken der Pässe bei ±1r immer steiler und die Beiträge zum Integral von der
Paßüberquerung immer geringfügiger. Um diese Überlegungen quantitativ zu
fixieren, werten wir
nach der Sattelpunktmethode aus. Dazu entwickeln wir den schnell variieren-
den Exponenten in der Nähe der Pässe,
und ersetzen den Rest des Integranden durch seinen Wert am Sattel. Es ver-
bleibt ein Gaußsches Integral über ~, und wir erhalten die folgende asympto-
tische Darstellung (vgl. Aufgabe 1)
Bemerkungen (3.3,7)
1. Die Korrektur zur geometrischen Optik verschwindet mit 75 ~ oo. Ist etwa
p ~ 75, geht sie wie p 112 , entsprechend einer von der Kante ausgehenden
Zylinderwelle.
2. Die Zylinderwelle hat einen winkelabhängigen Faktor, der an der Schatten-
grenze lii? - ..pl = 1T gegen Unendlich geht. Dort ist allerdings die asymptoti-
sche Entwicklung (3.3,6) nicht anwendbar, weil dann der Pol mit dem Sattel
zusammenfällt.
3. Für x = 1T verschwindet die Zylinderwelle, der Keil wird ja dann der Spiegel
(3.2, 1). Dies gilt nicht nur asymptotisch, sondern streng (Aufgabe 2).
Für x = 21T vereinfacht sich der Ausdruck (3.3,3) so weit, daß wir einige
Fragen beantworten können, für die der asymptotische Ausdruck (3.3,6) ver-
sagt.
Bemerkungen (3.3,9)
1. w in v ist so zu verstehen, daß für G~t die Integraldarstellung (3 .3 ,2) zu
verwenden ist.
2. In (3.3,6) mußten wir w75p((z-z) 2 + p 2 + 75 2 f 112 ~ 1 voraussetzen. Dies ist
für p ~ oo, 75 < 1/w nicht der Fall, insofern ist (3.3,8) allgemeiner. Auch die
Schattengrenze ist jetzt enthalten, sobald die Quelle nur weit genug von der
Kante entfernt ist.
3.3 Beugung am Keil 135
_____o_=-_ + = _ ____,2=-:::---
1 _ ei{op'-.p+op)/2 1 _ ei(op'+2n~+op)/2 _ ei(op'-.p+op)
gilt
Da die obige Summe ja die Periodizität 27T besitzt, kürzen sich die Beiträge der
Wege C 1 und C 2 von Fig. 45 und es bleibt nur die Schleife um 'P- '{J. Anderer-
seits ist die Differenz
1- ei(op'-.p+op)/2 1 + ei(op'..;p+-op)/2
und ein ähnlicher Faktor tritt im Exponent im Limes p ~ oo auf. Schreiben
wir in diesem Limes in (3.3,3)
lz .. _
X - X1 = R
- PP
R (-
cos '{J - '{J '
)
Verwenden wir
136 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern
so sehen wir, daß der zweite Term nichts beiträgt, da er ja einen in IP' geraden
Integranden liefert und f diP' bei IP' -+ - IP' im umgekehrten Sinn durchlaufen
c
wird. Im ersten Term führen wir coslt)'/2 als neue Integrationsvariable ein. Jetzt
gibt es keinen Pol und die beiden Kurven C 1 und C2 geben denselben Beitrag,
da der Integrand bei IP' -+ IP' + 27T das Vorzeichen wechselt:
2.wpp(2 2(-
al - wp ioo - I R t - cos <P - <P)/2) -
ap - 1rR -i""
J e dt cos IP - IP
2
=
ein:
I = v2 e-irr/4 J dv' eirrv'' /2 .
0
Fügen wir dies zur Summe G,x(IP) + Gx:(IP + 27T) hinzu, erhalten wir mit
gerade (3.3,7).
Für die weitere Diskussion brauchen wir die folgenden
F(z) = J dv eirrv' 12 ,
irrz 2 /2
F(z) = e-.- + O(z- 3 ) .
11TZ
X= oo
if2
-1/2
x=O 1/2
- i/2
in der F(x) in der komplexen Ebene als vom Parameter x abhängige Kurve auf-
gezeichnet ist. IF(x)l steigt für x ..;; x0 > 0 monoton an und pendelt sich dann
an dem konstanten Wert y2 ein.
Wir betrachten nun die von (3.3,6) nicht erfaßten Gebiete:
Die Schattengrenze (3.3,12)
Sei ijJ- I{) = 1r + o, o <aS; 1. Die Intensität i ist im Zeitmittel das Absolutquadrat
des Feldes und verhält sich zur Intensität Fet ohne Schirm für p ~ oo, p/R ~ 1,
wie
138 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern
Hier haben wir vom reflektierten Licht abgesehen, Interferenz mit dem Term
mit Rcpgibt eine Korrektur OCp- 112 ). Beim Übergang vom Licht zum Schatten
schwankt die Intensität also zunächst um den Wert iret, bevor sie monoton ab-
fällt:
1"-1
lo
2 3
Die Breite des Übergangsgebietes, in dem der Schatten unscharf ist, ~ v'i5/w,
wächst also mit p, der Winkel I/...jpw, mit dem es von der Kante aus erscheint,
geht mit wachsendem p gegen Null.
Die Intensität weicht also der Halbebene aus, ohne die Einfallsrichtung '{J in
der Richtungsverteilung zu berücksichtigen:
F(2 v pw
7T
sin <.p/2) - F(-2 v pw sin <.p/2)
7T
geschwächt. Es braucht also einige Wellenlängen, bis das Feld vom Wert Null
für p = 0 auf den Wert, den es ohne Schirm hätte, eingeschwungen ist, und
zwar umso länger, je streifender die Inzidenz.
Aufgaben (3.3,16)
1. Zeige, wie und wo (3.3,6) eine asymptotische Entwicklung ist.
2. Prüfe Gx: = (1 + R) G~et flir X= n.
3. Kontrolliere die Übereinstimmung von (3.3,6) und (3.3,8).
140 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern
Lösungen (3.3,17)
1. Man benütze die Sattelpunktmethode, etwa aus Dieudonne: Calcul Infinitesimal § IX, 1.
2. Für X = 11 wird die Funktion der Periode 2x einfach die mit 211 periodische Funktion
G~et.
3. Verwenden wir (3.3,11) in (3.3,8), so erhalten wir als Korrektur zur geometrischen Optik
also
Form
I
V
i
=t•. I 2 (~)V
I V 7TV ex
2
--· ±1"( X - "( + -1)]
V-
- V
7TX
e 2 2
~-------------------------------------------------x
142 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern
Bemerkungen (3.4,4)
I. Das asymptotische Verhalten der anderen Lösung folgt aus:
H(1)(x) = e±i1TVH(!)(x)
-v v '
J v::._~ I (~~y'
x-+0
~ (~)V
1
-
v y'2nv 2v 2 V.'.
2. Für große n verhält sich demnach der n-te Term in (3.4,2) wie
und
(3.4,5)
wobei C ein Weg ist, welcher um die ganzen Zahlen in der komplexen v-
Ebene läuft und die später zu untersuchenden Nullstellen von H(l
v
l aus-
schließt (Fig. 49).
Das Integral läßt sich noch unter Berücksichtigung von (3.4,4;1) auf eines
längs des Weges D nur über der reellen Achse umwandeln. So kommen wir zur
1 d -ivrr/2
u = --.- f ~ e 2 cos v( '{J - 1r) •
41 D Sill 7rV
H<V 1 l(qa)
3.4 Beugung am Zylinder 143
v-Ebene
/ /
/ /
/ 0 /
I I
I I
Nullstellen von H(l
V
)( qa) 1 >0 I
I I
I 0 /~D'
'0
I
//
..._/
. 1 2 2
.- e(v
e<> ·-
2 -x 2 ) 112 [VX: V -X J-v
+ V--x-- -+
(ex)v
2v .
144 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern
Re(a+inv) =0 Re a >0 Re a =0
I I
I I Re a <0
I I
I I
I I
I
If 2) =-A ea+211iv I J = Aea. I J = A ea.-+0
\ 2 I 2
J = Aea. I H( 2 l = iAe-a.-+0 / H( 2 )=iAe-a.
2 \ I
\ I
\ I
\
\ I
III \ II
I
'
I
-X 0 X
v-Ebene
Bemerkungen (3.4,8)
1. J ist immer von der Form ~ ea, H(ll (bzw. H< 2 l) wechseln längs der Kurven
Re a = 0 (bzw. Re(a+i1rv) = 0) das asymptotische Verhalten, auf diesen Kur-
ven liegen auch deren Nullstellen. Diese Kurven schneiden bei ± x die reelle
Achse unter einem Winkel ±7T/3. Entfernt von der Kurve Re a = 0 geht H(l)
wie lvl Re v , steigt also in der oberen Halbebene stark an.
2. Die der reellen Achse am nächsten gelegenen Nullstellen vm, m = 1,2,3, von
HÜl(qa)
v
liegen in der Nähe von v = qa, so daß wir die asymptotische Dar-
stellung durch die Airy-Funktion heranziehen können, falls qa ~ I:
3. Weiter weg von der reellen Achse ist H< 1 l längs der Kurve Re a = 0 gerade
durch die Summe der asymptotischen Formen im Gebiet I und II gegeben
und die wird Null, wenn
Sh(a- i4) = 0.
-~in 21Tm
i7Tm e 2 eqa m~l.
In 27Tm
eqa
Diese Tatsachen erlauben uns nun, für qa ~ 1 in verschiedenen Gebieten
der p-<.p- Ebene Darstellungen für u zu finden.
(3.4,10)
Für das Gebiet I U II in (3.4,7), wo sich also das asymptotische Verhalten von
H(l)
V
ändert, drücken wir H(l)
V
durch J und H(2lV
aus, während in II U III aus
demselben Grund H<v > durch J -v zu ersetzen ist:
2
(3.4,12)
welches somit gleichmäßig in der oberen Halbebene gilt. Es ist also im wesent-
lichen c±v, während der Nenner H(ll(qa)
v
durch das Verhalten von v±v
.
domi-
niert wird. Dies gewinnt über c±v, wie man sieht, wenn man v = t e1"', t, t/J E
ER+ setzt:
(3.4,13)
Da auch die anderen Faktoren in (3.4,6) höchstens wie c±v anwachsen, fällt
der Integrand in der oberen Halbebene für alle p und <P exponentiell ab. Aus-
genommen ist natürlich die Kurve Re a = 0 (asymptotisch: In t = t/1 tg t/1), wo
der Nenner verschwinden kann,und f läßt sich in eine Summe über die Resi-
D'
duen verwandeln:
146 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern
Diese Form ist nur nützlich, sofern der Term mit m = 1 die Summe der ande-
ren so weit überwiegt, daß er u im wesentlichen wiedergibt. Um zu sehen,
wann dies geschieht, benützen wir wieder (3.4,3) zur Berechnung für kleine m
von
(3.4,15)
bei vm von (3.4,8;2) und sehen, daß für die ersten m die Größenordnung die-
ses Faktors nicht variiert.
Fürp-a ~ a(qa)- 213 können wir für H(ll(qp) die andere asymptotische
vm
Form verwenden
(3.4,16)
Ob nun die Glieder in (3.4,14) mit m stark abnehmen, hängt primär davon ab,
ob der Koeffizient von ivm im Exponent positiv ist. Da
ist
1 -iv I<P-rrl
cos (.p - 1T) Vm :== 2e m
Somit haben wir insgesamt [bis auf Glieder O((qa)- 113 )] den Faktor
also wird die Bedingung, daß der erste Term in (3.4,14) dominiert,
Schatten
(qarl/3 {=====================~~::L~
a( ~2'1r - <P - arc cos a/ p)
Dies ist geometrisch die Bedingung, daß wir uns im Schatten befinden, wobei
die Schattengrenze eine Winkelunschärfe ~ (qa)- 113 hat (Fig. 50). Mit dem
numerischen Wert von c 1 erhält man bis auf Korrekturen ~ ( qa)- 113 für u
Man kann dies so deuten, daß die bei (x,y) = (O,±a) auffallenden Wellen sich
zunächst längs der Oberfläche gedämpft bis zu den Punkten fortpflanzen, von
denen sie sich dann wieder geradlinig zum Aufpunkt ausbreiten können. Der
Dämpfungsfaktor dieser "Kriechwellen" entspricht gerade der Winkelunschärfe
des Schattens. Bei der geradlinigen Fortpflanzung längs des Stückes v' p 2 -a 2
kommt zum Phasenfaktor exp(iqy'p 2 -a 2)allerdings noch die Amplitude
r
(p 2 -a 2 114 , wie es einer Zylinderwelle entspricht.
3
p ~ 2Tr
IIPI + arc cos .!!. - ( qa)- 113 (3.4,20)
verändert, was außer ganz in der Vorwärtsrichtung immer erfüllt ist. Dieser
Teil gibt also nur die gedämpften Wellen, welche einmal um den Zylinder ge-
krochen sind, und wird gegen den Rest u 2 zu vernachlässigen sein. In letzterem
kürzt sich sin vn, so daß der Integrationsweg D' beliebig über die reelle Achse
verschiebbar wird und das Integral mit der Sattelpunktmethode berechnet wer-
den kann. Zunächst erstrecken wir das Integral
1 . H( 2 )(qp) H( 1 )(qa)- H< 2 )(qa) H( 1 )(qp)
u 2 := __ J dv e'v(.p-7T/2) v v v v
2 H(l)(qa)
V
(3.4,21)
über einen Weg D', der die Kurve Re a = 0 so umläuft, daß er rechts von
Re (a+inv) = 0 bleibt
(a = y'v 2 -(qa) 2 - v In
v +-
v qa
'v 2 -(qa) 2
),
und längs einer Kurve mit den Nullstellen von H<V 1 )(qp ):
3.4 Beugung am Zylinder 149
läuft. In diesem Gebiet fällt nach (3.4,7) H~2 )(qp) exponentiell ab und der
erste Term im Zähler von (3 .4,21) liefert keinen Beitrag, da er eine ganze
Funktion in v ist. Im zweiten Term ist nun auf dem linken Teil von D' der
Faktor H(V 2 )(qa) exponentiell abfallend, während wir am rechten Teil längs der
Nullstellen von H~1 )(qp) gehen können, welche auf (3.4,22) liegen. Dort sorgt
dann e iv(.p-w/ 2) für den exponentiellen Abfall. Diese Teile können nun durch
einen Weg D" verbunden werden, welcher die reelle Achse an einem Sattel
s1 < qa überschreitet, zur ersten Nullstelle vi von H~2 )(qa) absteigt und dann
über einen zweiten Sattel s2 > qa das Tal der Nullstellen von H~ 1 )(qp) erreicht:
Nullstellen
v-Ebene D'
von H~(qa)~
.,.
\ Nullstellen
von H~(qp)
qp
Wir wollen zunächst s.1 für den Fall js.I - qa! > (qa) 113 ermitteln, der umgekehr-
te fällt unter die nächste Nummer. Gemäß der entsprechenden asymptotischen
Darstellung der Rankel-Funktionen sieht dann am linken Teil von D" der
Integrand von u 2 wie folgt aus:
Die V-Abhängigkeit wird durch den Exponent dominiert und der Sattelpunkt
s 1 ist dort, wo seine Ableitung nach v verschwindet,
rr
..p -- 2 s2
- arc cos qp = 0, (3.4,27)
f dv A(v) eia(v) =::= A(s 2 ) ei<>(s,) Ldv exp {ia:"(s2) (v-~2 )2} =
3.4 Beugung am Zylinder 151
a
Fig. 53 Der direkte Strahl nach der geometrischen Optik
152 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern
- A( ) . I-.:_·~- ict(s, l
- s2 v~() e , (3.4,29)
ICX s2
da
(3.4,30)
erhalten wir genau exp (iq v p 2 -p 2 ) = e-iqx. Die Korrekturen zu diesem asymp-
totischen Ausdruck lassen sich systematisch berechnen und sind O(p- 2 ). Auf
gleiche Weise läßt sich der Beitrag u 2r des reflektierten Lichtes genauer berech-
nen und man findet einen Amplitudenfaktor, welcher dem Divergieren des
reflektierten Lichtes Rechnung trägt: In (3.4,30) ändern sich bei A nur Vor-
zeichen, aber nach (3.4,24) haben wir
(3.4,31)
(3.4,32)
Falls p ~ a wird va 2-p 2 = a cos'{J/2 =: a sin rJ/2, wobei -{} = 1r- <P der Streu-
winkel ist. Dann ist
Die Verteilung plu 2rl 2 d-{J = dp entspricht gerade der Winkelverteilung nach
dem geometrischen Reflexionsgesetz. Unsere Ableitung ist nur für <P > 1r/2
gültig, doch läßt sich mit einer weiteren Umformung dasselbe Resultat auch
für <P < 7r/2 erzielen und aus Symmetriegründen ist u('{J) = u(-.p).
An der Schattengrenze ist nun c) verletzt und wir wollen zunächst p nicht
zu groß wählen, damit b) erfüllt bleibt. Dann können wir wieder (3.4,21) ver-
wenden, wo jedoch beide Sattelpunkte nach qa wandern. Den Integrationsweg
zerlegen wir in die Teile Dt von aq + ioo nach aq, D2 von aq nach qpt < qp
und D 3 von qpt längs (3.4,22) nach Unendlich. Auf Dt und D3 fällt der Inte-
grand exponentiell ab('()> rr/2), und auf D 2 wird H< 2 )/H(t) =- 1 + 2J/H(t)
durch - 1 ersetzt werden können. Wir wollen hier nur das Integral längs D 2
mit H( 2 ) fH<t) -+ - 1 berechnen, die anderen Beiträge kann man abschätzen
und findet, daß sie 0(( qa)t13 ('I' - 'Po)) sind. 'Po ist hier der Winkel, so daß
(p,l/) 0 ) auf der geometrischen Schattengrenze liegt, und wir wollen das Gebiet
1'1' - 'Po I - (qa)- tn erforschen.
Unter diesen Umständen werden wir also wieder auf (vgl. 3.4,26)
wird
erhalten wir
Mit qlxl-* oo geht die obere Integrationsgrenze gegen oo und [ )' 12 gegen yqlxl,
aber im Gegensatz zu früher bleibt jetzt die untere Integrationsgrenze endlich,
wenn wir im Gebiet I~P- ~Pol ~ (qlxl)- 112 sind. Mit dem Fresnelschen Integral
schreiben. F gibt also an, wie die einfallende Welle e-iqx vom Licht (1,0 -'Po< 0,
F(oo) = y2 ei"/ 4) zum Schatten (1,0- ~Po > 0, u 2 -* 0) abfällt. Am geometri-
schen Schattenrand (1,0 = 1,00 ) hat sie wegen F(O) = F(oo)/2 schon den halben
ursprünglichen Wert und pendelt sich ·dann im Licht gemäß der Cornosehen
Spirale auf den ursprünglichen Wert ein (vgl. (3.3,10)).
Wir sehen, daß jetzt die Bedingung für genügendes Abfallen der Residuenbei-
träge (vgl. 3.4, 17)
wird, was für m ~ 1 immer erfüllt ist, und wir uns in der Summe nur um den
Beitrag u 0 für m = 0 sorgen müssen. Für diesen verwenden wir wieder die Auf-
teilung D' = D 1 U D 2 U D 3 der vorigen Nummer, und wieder kommt der
Hauptbeitrag von D 2 mit H( 2 ) /H(I) -* - 1. Diesen wollen wir jetzt berechnen,
eine Abschätzung der anderen zeigt, daß sie für p -* 00 dagegen zu vernachläs-
sigen sind. Wählen wir etwa p 1 = p/2, können wir den m = 0-Term des Inte-
grals über D 2 von der asymptotischen Form des Integranden (3.4,6)
- e-i1T/4 qp/2 dv
0 2o - - y 2n Ja ((qp)2 _ v2)114
3.4 Beugung am Zylinder 155
schreiben. Hier haben wir den Streuwinkel ~ = 1r - '{) > 0 eingeführt und
vfqp =: 7 substituiert. Da die Ableitung des Exponenten cx'(7) = ~ + arc sin 7
nirgends verschwindet, können wir die übliche partielle Integration
112
f d7 A(7) eiqp<>(r) =
1/2
f d7 . A( 7 )
,
a- eiqp<>(r) =
afp a(p tqpcx ( 7) a7
eiqp -irr/4. I T
sin qa~
U2o ~ VP e Y7rq -~-.
(3.4,4 7)
Dies ist gerade das nach der älteren Theorie berechnete Beugungsbild an Spalt
oder Zylinder. Dabei verwendet man (1.2,36) und ersetzt im beleuchteten Teil
u durch die einfallende Welle. Dieses Verfahren gibt allerdings keinen Hinweis,
wie der dabei begangene Fehler zu ermitteln wäre, während er hier durch
Korrekturen zu asymptotischen Formeln gegeben werden kann.
Für p ~ a qa ist also u von der Form
. eiqp
u==' e-tqx =: u. +u . (3.4,48)
VP
+~ f(~)
emf gestr
(TOP)
gestr 2
a(~) := lim p · = lf(~)l ,
p-+~ (To o) . f
em
Bemerkungen (3.4,50)
1. a = pro Winkeleinheit ausgestrahlte Energie/pro Längeneinheit einfallende
Energie. a hat hier die Dimension einer Länge. Wir verwenden hier den
Energiestrom aus (3.1,24) für das skalare Feld u (vgl. Aufgabe 1), das elek-
tromagnetische Problem ist formal etwas komplizierter.
156 3. Feld bei Anwesenheit von Leitern
zu dem geometrisch reflektierten Licht kommt also noch ein starkes Vor-
wärtsmaximum, welches von den den Schatten auffüllenden Wellen herrührt.
Es ist interessant, daß jeder der Teile gerade den geometrischen Querschnitt
2a liefert, von (qa)- 1 ~ q < (qar 113 kommt kaum ein Beitrag:
Der totale Querschnitt ist also das Doppelte des geometrischen. Dies bedeu-
tet, daß nicht nur das direkt auffallende Licht reflektiert wird, sondern
auch noch das bis zu einem Abstand a vorbeifliegende etwas gebeugt wird.
3. Im Limes qa ~ 1 ist der Streuquerschnitt stark polarisationsabhängig. Wir
haben bisher mit UlaN= 0 gearbeitet, wofür (3.4,4;2) den Querschnitt
a( t?) = 1Ta
2qa lln qal 2
gibt. Er kann den geometrischen beliebig übertreffen, auch wenn er natür-
lich für q = fest, a ~ 0 verschwindet.
4. Für dulaN = 0 sind die Koeffizienten in (3.4,2) durch J~(qa)/H~1 l'(qa) zu er-
setzen und für qa ~ 0 tragen die Terme mit n = 0, ± 1, bei:
a = 1T( q:) 3
a(l - 2 cos !?) 2 .
Der totale Querschnitt a 3f (qa) 3 ist immer viel kleiner als der geometrische.
5. Im elektromagnetischen Fall entspricht 3) einem E II und 4) einem E 1 zur
z-Achse. Der physikalische Grund für den größeren Querschnitt von 3) liegt
in der leichteren Beweglichkeit der Ladungen längs der Zylinderachse.
Dieses Beispiel hat gezeigt, welch kompliziertes Bild Beugungserscheinun-
gen bieten. Auch der Cartansche Formalismus, welcher die algebraischen Kom-
plikationen trivialisiert, bleibt bei diesen analytischen Problemen wirkungslos.
Die Integraldarstellung (3.4,6) ist aber so flexibel, daß sich aus ihr wie aus dem
Hut eines Zauberers die verschiedensten Erscheinungen herausholen lassen.
3.4 Beugung am Zylinder 157
Aufgaben (3.4,5 1)
1. Zeige (3.4,49) flir die Energie-Impuls-Formen (3.1,24) mit
. iq(p-t)
u . = e-lq(x+t) u e_ _ f(cp)
emf ' gestr
:;<
VP ·
2. Zeige das "optische Theorem"
Lösungen (3.4,52)
1.
(_T0 ' ) = U u,P (Top)gestr = q 2 lf(cp)l 2 fp = t1 2
(Too) icü2 + 1Vul2)' (Too)einf P q2 I (cp)l .
Da lu(t)l 2 =(Re u(tW +(Im u(t))2 =(Re u(t))2 +(Re u(t + rr/2w))2 entspricht die
Verwendung des Absolutwertes einer Zeitmittelung.
2.
f( !?) . 1 "" in(~-") 2io
- - e1qp = ~ e 2 (e n- 1) H(l >(qp).
y'ji 2 n=-oo n
Aus der asymptotischen Form
i(qp- ~- ~)
H~' )(qp) ="" "fifrrqp e 2 4
findet man
-irr/4 "" . 2io " 4 ""
f(l?) = e_.~ ~ e-m"(e n- 1), a = f lf(l?)ldl? =- ~ sin2 8n,
v'21fq n=-oo -1T q n=-oo
Notation ( 4.1, 1)
T~ = Raum der r-fach kontravarianten und s-fach kovarianten Tensorfelder,
ei = Basis in T? = E 1 , ei = die dazu duale Basis in Tö. t E T~ schreibt sich
(mit Summenkonvention)
definiert. Auf Tl gibt es nur eine Verjüngung und CT? ,Tö) ~Tl ~ T8
wird mit dem Skalarprodukt ( I ) bezeichnet:
-+ T 22
(E 2' T 02 ) ® -+ T 00
V•V
wobei
t = t i,. ... ~. e.
J, ... lr I,
® ... ® e.Ir ® ei. ® ... ® eir
definieren wir
D X t -- (L x ti'. ... ~)
], ···Jr
. e.I, 10.
'<Y ••• ® e.Ir ® ei. ® ... ® eir .
Die Regel Lx h = (dhiX) V h E T8 garantiert die Gültigkeit von (i) bis (v), ins-
besondere gilt (v), da für den Spezialfall h E rg auch
[X,Y] := Lx Y =- LyX.
ist (vii) zu
(vii)': Dx Y - Dy X= [X,Y]
Die Änderung des durch g definierten Skalar-Produkts wird somit nur durch
die Veränderung der Vektoren bedingt.
4. Da die *-Abbildung nur durch g bestimmt wird, sollte sie von der kovarian-
ten Ableitung nicht berührt werden. Tatsächlich gilt (Aufgabe 7)
(4.1 ,8)
V XE JÖ. (4.1,9)
L f
x
= xi Laqi f
, fE J8,
wenn die Xi die Komponenten in der natürlichen Basis sind, X= Xi ai. Die
Forderung (vii)' sagt
= (Yi xk - xi yk)a.
,k ,k I
:1: L Y,
X
was nach (1,2.5, 10;3) stimmt, so daß alle Axiome erfüllt sind. Man beachte,
daß Lx Y auch die Ableitung von X enthält, so daß die naheliegende Rela-
tion Dx Y - Dy X = Lx Y - Ly X um einen Faktor 2 falsch ist.
2. Sei M = {(x,y) E R 2 : 1 < x 2 + y 2 < 2} = T x (1 ,2) und wir setzen in Po-
larkoordinaten
e 1 = dr, e 2 = r d·",
..-
g = e 1 ® e 1 + e 2 ® e 2 ' e I = ar' e 2 = ra <P .
Definiert man Dx wie in (4.1,4), so sind alle Axiome bis auf die Torsions-
freiheit erfüllt: Da die kovarianten Ableitungen der Basisvektoren verschwin-
den, müßte nach (vii)' Le.I e.J = 0 sein. Nun erzeugt e 1 den radialen Fluß
r-+ r + c und daher ist Let e 2 = d.p =I= 0 (vgl. Aufgabe 1). Die Diskrepanz
zwischen kovarianter und Lie-Ableitung, die zur Torsion führt, entsteht hier,
da eine sich verdrehende Basis als starr definiert wurde. Man könnte dies
realisieren, indem man ein kristallines Rechteck zu dem Kreisring M zusam-
menbiegt, so daß die Gitteratome an den Punkten r = nr 0 , '{) = m .Po, n,m E
E N sitzen (Fig. 54). Lebt man in diesem Kristall und erklärt eine Parallel-
verschiebung durch das Raster der Gitteratome wie gewöhnlich, so hat man
einen Raum mit Torsion.
Die Regeln (i) bis (viii) erlauben Dx für einen beliebigen Tensor anzuge-
ben, wenn seine Wirkung auf die Basis ei bekannt ist. Mit g erhält man aus ei
eine Basis für TÖ und durch Tensorprodukt schließlich für ganz T~. Da Dx auf
4.1 Kovariante Ableitung und Raumkrümmung 163
Fig. 54 Der gebogene Kristall als Modell eines Raumes mit Torsion
die Komponenten wie Lx wirkt, ist durch Dx ei alles bestimmt. Zerlegt man
dies wieder nach der Basis, so müssen die Koeffizienten in X linear sein und
(v) ermöglicht die
definiert.
Äquivalenz von (1.2,25) und (4.1,11)
a) Nach (vii) gilt V X, Y E JA
und daher
164 4. Gravitation
1 (4.1,13)
J ' 2 + gQ.J, k - gk"x,J.).
J = -2 (g.k
r.kQ
b) Orthogonale Basis. Hier gilt dgik = d17ik = 0 = wik + wki" Zusammen mit
Hat X nur eine I-Komponente, verschwinden die Dx ei, die kovariante Ab-
leitung der ei in der 2-Richtung ist eine Drehung, umso stärker, je kleiner r.
Dies entspricht genau dem intuitiven Bild:
0 e1
so interpretieren, daß der erste Term Lx vi = ( dvi IX) die Veränderung der
Komponenten von v und der zweite die Verdrel).ung der Basis bei Fortschrei-
ten in Richtung von X angibt.
4. Für die kovariante Ableitung der dualen Basis ei aus Tö: (eilei) = öii gilt
Dxej = ei(w'iiX), denn
und
zi(s) = Q__ Xi(z(s)) = Xi :Zk.
ds ,k
Nach (4.1,12a) ist (wipk) gerade riik• so daß wir genau die geodätischen
Bewegungsgleichungen (1, 1.1 ,6) erhalten. Die kürzesten Linien sind also die
geradesten in dem Sinn, daß der Tangentenvektor bei Parallelverschieben
längs der Kurve in sich übergeführt wird.
2. Verhältnis zu Killingschen Vektorfeldern: Sei v ein Killing-Vektorfeld (2.1 ,9),
so daß Lv<XIX) = 2 <LvXIX) und X ein geodätisches Vektorfeld. Dann ist
=1
2 (D V <XIX) - LV <XIX))= 0.
aus. Das heißt, die Lie-Ableitung in Richtung von X von derjenigen in Richtung
von Y gleicht der mit X und Y vertauschten, wenn man für die Veränderung
von Y in Richtung von X korrigiert. Für kovariante Ableitungen verschwindet
zwar DxDy - DyDx - D1x,YJ nicht, hängt aber nur von X und Y und nicht
von deren Ableitungen ab, denn
4.1 Kovariante Ableitung und Raumkrümmung 167
Die Ableitung von f kürzt sich heraus, und da das Resultat in X und Y linear
und antisymmetrisch ist, kann es als 2-Form aufgefaßt werden. Wir definieren
sie in bezug auf eine Basis, indem wir den dabei entstehenden Vektor wieder
nach der Basis zerlegen:
bestimmt.
Bemerkungen ( 4.1 ,20)
1. Rik läßt sich durch die zu den ei gehörigen Übertragungsformen w\ aus-
drücken: Mit ( 4.1, 11) gilt
Somit gilt V X, Y E T Ö:
(4.1,21)
denn
und
168 4. Gravitation
Die Rii sind nicht beliebige 2-Formen, sondern erfüllen gewisse algebrai-
sche und differentielle Relationen, die wir als nächstes aufzählen.
Folgerungen (4.1,24)
1. Für die (2) 2-Formen verschwinden also die m 3-Formen (ii). In Abwesen-
heit weiterer algebraischer Bedingungen ist somit die Zahl der unabhängigen
Komponenten von Rik
Das so definierte Cik genügt offensichtlich auch ( 4.1 ,23) und außerdem noch
(Aufgabe 9) iei C\ =: Ck = 0. Wegen der Symmetrie iei Ck = iek Ci haben die
m I-Formen Ck nur m(m+ 1)/2 unabhängige Komponenten, so daß für die
m 2 (m 2 -l) m(m+l) 1
Cii 12 - 2 = 2 m(m+l)(m+2)(m-3) Komponenten verbleiben.
In drei Dimensionen verschwinden die Cii, sie treten zum ersten Mal in vier
Dimensionen mit 10 Komponenten auf. Die Bedeutung der Cik rührt daher,
daß sie bei konformen Transformationen g --)- fg, f E E0 , invariant bleiben
(Aufgabe 10), insbesondere in allen konform flachen Räumen verschwinden.
Umgekehrt bedeutet C = 0, daß g = f17 [25].
Die Rii werden mit der äußeren Ableitung der wii gefunden, so daß man
weiter nach dR 1i fragen wird. Es stellt sich heraus, daß sich R 1k bei äußerer
Ableitung wie die Basis eik verhält:
Beweis
Wird V längs af parallelverschoben, so muß die kovariante Ableitung in Richtung
von 3f des so auf 3f erzeugten Vektorfeldes verschwinden. Seine Komponen-
ten vi sind nicht überall, sondern nur auf 3f definiert, und dort muß nach
(4.1,15;3) (i) dvilar = w\
vklar gelten, da die Ableitung ja in Richtung 3f ge-
nommen wird. Die gesuchte Änderung der vi: (3f\p = Rand ohne Anfangspunkt)
' dvi = f wi vk
at\p ar k
würde für global definierte vi verschwinden, hier bleibt ein Rest zweiter Ord-
nung, wenn man um einen Punkt 0 E 3f entwickelt:
= Jf dqi 1\ dq 2 [(wik(0)13.)"vk(Q)
J,x
+ (wik(O)I3.)(wk(O)I3")vi(O)
J J x
+ ... ]=
= vk(Q) J Rik(O),
f
da vk, 2 auf 3f nach (i) (wkil3 2 )vi gleicht. Da dies die Änderung von vi angibt,
ist ( 4.1 ,26) bewiesen.
Zum Abschluß stellen wir noch einmal die für ciie späteren Rechnungen
grundlegenden Formeln zusammen, die von der Metrik zur Krümmung führen:
(4.1,28)
172 4. Gravitation
Aufgaben ( 4.1,29}
1. Finde ein u, so daß in Beispiel (4.1,10;2) Axiom (vii) nicht erfüllt ist.
2. VeiWende ( 1.2,26;3) zur Berechnung der w's für die Ebene mit Polarkoordinaten. (Die
w ftir dx 1•2 verschwinden, setze ei = Aik dxk. Vergleiche mit (4.1,15;1).)
3. Finde mit (1.2,26;3) eine notwendige und hinreichende Bedingung, um durch Basiswech-
sel die w's zum Verschwinden zu bringen.
4. Zeige, daß bei dem Basiswechsel (1.2,26;3) Rik ~ Aill Rllj(A- 1 ~k (benütze dA·A- 1 =
=- AdA- 1 ).
5. Leite (4.1,13 und 14) ab.
6. Beweise ( 4.1,25).
7. Zeige Dx*A = *(DxA)
8. Leite die Relationen ( 4.1,24;2) ab.
9. Zeige iej dk =: Ck = 0.
10. Sei ei = f ei, aber gik = gik: Zeige Cik = Cik.
Lösungen (4.1~30)
=> ck = o.
10. Es genügt Rik = Rik + vi 1\ ek - vk 1\ eh vi E E1 , zu zeigen. Wegen dei = df 1\ ei +
+ f dei = - wik 1\ ek und Wjk + Wkj = Wjk + Wki ist
und
174 4. Gravitation
wir aus dem in § 4.1 gewonnenen Material eine 4-Form! konstruieren. Die
Beiträge von elektromagnetischem Feld und einer idealen geladenen Flüssigkeit
entnehmen wir § 3.1, andere Modelle für Materie werden wir später betrachten.
Vom Gravitationsbeitrag verlangen wir, daß er
a) unter Basiswechsel invariant und
b) zu Gleichungen zweiter Ordnung für g führt.
Bemerkungen ( 4. 2,2)
l. Wegen der Analogie zu den Eichtransformationen A ~ A + dA in der Elek-
trodynamik, nennt man unter ortsabhängigen Transformationen invariante
Theorien Eichtheorien, die Gravitationstheorie ist auch von dem Typ.
2. Kriterium b) überzeugt vielleicht nicht, da man durch Einführung neuer
Größen jede Differentialgleichung auf eine solche erster Ordnung reduzieren
kann. Das Argument ist so zu verstehen, daß man sich an die Newtonsehe
Gravitationstheorie anlehnen möchte, und in ihr ist !'::. (Gravitationspotential)
"' Massendichte.
Für! stehen uns e", *e" und die w's in Form von R" 13 zur Verfügung.
Aus den w's selbst läßt sich wegen des inhomogenen Transformationsverhaltens
( 1.2,26;3) nichts unter Basiswechsel Invariantes konstruieren. Zunächst bieten
sich folgende Kandidaten an:
(i) *1 = eo 1 2 3 y'jgl
(ii) R a(3 1\ e"f3
(iii) Raf3 1\ *e"f3
(iv) Raf3 1\ R"f3
(v) Raf3 1\ *R"f3
Bemerkungen (4.2,3)
ad (i): Enthält keine Ableitungen und führt allein auf keine Differentialgleichun-
gen. Als Zusatz wurde es von Einstein in einem Entwicklungsstadium als
"kosmologisches Glied" willkommen geheißen, ist aber später wieder in Un-
gnade gefallen. Wir werden es gelegentlich zu Vergleichszwecken heranziehen.
ad (ii): Verschwindet nach (4.1,23 (ii)).
ad (iii): Ist der erlesene Kandidat, da er, wie wir sehen werden, in nichtrelati-
vistischer Näherung an die Newtonsehe Theorie anschließt. Sieht man die e
als Analogon zu A an, so enthält dieser Term zwar zweite Ableitungen, aber
wie A 1\ d*F = F 1\ *F- d(A 1\ *F) führt er dennoch nur zu Gleichungen
zweiter Ordnung. Er ist die 4-Form *R (siehe 4.1 ,24;3).
ad (iv): Die Variation trägt als exakte 4-Form nichts zu den Euler-Gleichungen
bei.
ad (v): Ist man davon überzeugt, daß die w das Analogon zu A darstellen -
bei Basiswechsel bzw. Umeichung transformieren sich beide inhomogen -,
176 4. Gravitation
.t = - 12 J A *J - 12 F A *F + - 1-
161TK
R
aß
A *eaß,
F =dA, J = dS + eA.
Bemerkungen (4.2,5)
1. Bei der Variation von .t benützt man am einfachsten eine orthogonale Basis.
Dadurch sind die gaß zu flaß normiert und werden nicht weiter verändert.
Die Variation von g rührt daher, daß wir der Variation von ei keine algebra-
ischen Bedingungen auferlegen.
2. Das .t aus (4.2,4) macht noch nicht ganz glücklich, da der geometrische Teil
in keiner Weise mit dem Rest verschmolzen ist. In fünf Dimensionen kann
man Gravitation und Elektromagnetismus in dem geometrischen Teil zusam-
menfassen [ 11 ,27]. Kürzlich wurden Theorien aufgestellt, in welchen der
geometrische Teil sogar einen Spinorbeitrag und somit Materie enthält [28].
Da ihnen bisher aber noch kaum Kontakt mit der Wirklichkeit gelungen ist,
begnügen wir uns mit dem Stückwerk (4.2,4).
3. In einer orthogonalen Basis sieht man
= - wa "Y A *e"Yß A w
aß
- wß
"Y
A *ea-y A w
aß
=
= - 2 ,*eß"Y A w a A w
"Y aß'
verwenden könnten. Das allein ist zwar unter Basiswechsel variant, aber so
sieht man, warum wir Gleichungen zweiter Ordnung bekommen: Dieses
äquivalente !' enthält nur w, also die Ableitungen der e, aber nicht dw.
Variiert man in *e"' der Reihe nach die darin vorkommenden e's, erkennt
man
Verwenden wir dies in obiger Relation, so erhalten wir, indem wir mit J"
multiplizieren und summieren:
R" 13 selbst ist aus den w's konstruiert und eine Variation von e induziert
eine solche von w. Wir müssen diese aber nicht berechnen, denn (Aufgabe 1)
+ _j_ *e
161l'K <>ß'Y
!\ R1h] + - 1-
161l'K
d(*e"ß !\ ow <>ß )
*t<> = 1co
2 <>
J)*J + J (\ i <> *J) ,
- _ _l_ *e"ß !\
161l'K
ow<>ß ). (4.2,8)
(i) d*J = 0,
Bemerkungen ( 4. 2, 10)
1. Unsere Rechnungen haben die aus § 3.1 insofern verallgemeinert, als wir
jetzt auch die Metrik variiert haben. Dadurch treten zu den unveränderten
früheren Gleichungen noch die Einsteinsehen Gleichungen (iii) für die Gra-
vitationspotentiale.
2. Die rechten Seiten von (iii) sind die Energie-Impuls-Ströme von skalarem
und elektromagnetischem Feld. Man beachte, daß der eichvariante Beitrag
(2.1 ,8; 1) des kanonischen Energie-Impuls-Tensors nicht auftritt und der
Maxwellsehe an die Gravitation gekoppelt ist.
3. Zur Herleitung von ( 4.2,8) haben wir uns zwar einer orthogonalen Basis be-
dient, wegen des homogenen Transformationsverhaltens (4.1,29;4) von R"ß
hat aber auch (iii) in jeder Basis diese Gestalt.
Als erstes wollen wir die neue Gleichung (iii) von verschiedenen Seiten
aus betrachten.
4.2 Variationsprinzip und Erhaltungssätze 179
- *eOlß'Y 1\ w = (*e 01
ißi'Y + *eßi'Y i01 + *e'Y i01 iß)w.
R'Y
OI'Yß
- 12 g
Olß
R'Y
U'"y
a = 81TK T
Olß
.
+ w
ß'Y
1\ ( W 01
p
1\ *ePß"t + w'Y
p
1\ *e 01 ßP ).
(iii) Landau-Lifschitz-Form
Die letzte Version läßt uns vermuten, daß wir mit t"' den Gravitationsbeitrag
180 4. Gravitation
zu Energie und Impuls entdeckt haben. Diese freudige Erwartung trübt aller-
dings der Verlust der Symmetrie des entsprechenden Taß· Dieser ist bedau-
erlich, da er uns die Drehimpulserhaltung nimmt: d(*t" + *T" + *t") = 0
impliziert ja d(x"(*til + *Til + *,til)- xil(*t" + *T" + *t")) = 0 nur, falls
für t so wie für t und T (vgl. 2.1, 11 ;2) dx" 1\ *,til - dxil 1\ * t" = 0 gilt. Hier
ist x" eine lokale Koordinate, so daß der Drehimpulserhaltungssatz zunächst
bloß im Bereich einer Karte formuliert ist. Nur in speziellen Mannigfaltig-
keiten wird die entsprechende 3-Form auch global definierbar sein. Ein t,
das obige Bedingung erfüllt, erhält man wie folgt: eaß-rS nimmt die Werte
± 1 an und (g = Det gik < 0, e 0 1 2 3 = 1)
Also ist
und daher
und die Symmetrie in der natürlichen Basis folgt aus (vgl. 4.1 ,13) waß =
=r aß~t
dxll mit r aß~t = r a~tß :
Bemerkungen ( 4. 2, 12)
1. Bei Basiswechsel transformieren sich beide Seiten von (4.2,9) linear, in den
Versionen ( 4. 2, 10 (ii) und (iii)) ist das Transformationsverhalten aber kom-
pliziert. Insbesondere gibt * t" aus (iii) nur in der natürlichen Basis ein
4.2 Variationsprinzip und Erhaltungssätze 181
symmetrisches Taß' in der orthogonalen Basis ist ylgl = 1 und die :t.a aus
(ii) und (iii) stimmen überein.
2. Durch das inhomogene Transformationsverhalten lassen sich die :t.a an einem
Punkt zum Verschwinden bringen, indem man die Basis so wählt, daß dort
wa ß = 0. Andererseits sind im flachen Raum in nicht kartesischen Koordi-
naten die :t.a =I= 0. Wie in § 3.1 diskutiert, liegt dieses Verhalten in der Natur
der Fragestellung.
3. Geht man mit* zu den I-Formen über, gewinnt (ii) die Gestalt (1.3,33).
4. Die Schreibweisen ( 4.2, 11) erschöpfen nicht die Möglichkeiten, die Einstein-
sehen Gleichungen durch äußere Ableitungen einer 2-Form auszudrücken,
und zahlreiche Varianten wurden vorgeschlagen [ 10,29].
5. Die Einsteinsehen Gleichungen legen nicht die Krümmungsformen Raß, son-
dern nur deren Kontraktionen Ra lokal fest. Ist aber der Weyl-Tensor be-
kannt, etwa weil der Raum konform flach ist (Caß = 0), so bestimmt (4.2,
10 (iii)) Raß· Im Vakuum (Ta= ta = 0) stimmen Raß und Caß überein.
6. Behält man, unser bisheriges Vorgehen verallgemeinernd, die Torsion bei, so
wird sie, wie die Ra, lokal durch die Materie und zwar deren Spindichte
festgelegt [21]. Insbesondere ist in Abwesenheit von Spindichte der Raum
torsionsfrei, und wir kommen zur hier entwickelten Theorie zurück. Da um
uns keine Objekte mit genügend hoher Spindichte existieren, stimmt diese
von Cartan vorgeschlagene Variante genauso wie die Einsteinsehe Theorie
mit den Experimenten überein.
7. Die geometrische Bedeutung der durch (4.2,11 (i)) festgelegten I-Formen R'"'
läßt sich mit ( 4.1 ,27) folgendermaßen veranschaulichen: Liegt v etwa in der
Zeitrichtung e 0 , so ist seine Änderung beim Durchlaufen im Uhrzeigersinn
einer infinitesimalen, von e 1 f\ e0 gebildeten Schleife (8v) 1 = v0 R 1 0 1 0 x
x Fläche, oder über die drei räumlichen Richtungen summiert
ov
~
V V
--~~--------E---------~------------------------~el
Bemerkungen (4.2,14)
1. Läßt man e"', die nicht C~ sind, zu, so kann man natürlich auch im flachen
Raum e"' mit unstetigen zweiten Ableitungen wählen. Dies rührt nur von der
Basiswahl her, echte Unstetigkeiten müssen sich in den Raß bemerkbar
machen. Für solche sagt (4.2,12) aus, daß sie sich nur längs Flächen mit
lichtartigen Normalen ausbilden können.
2. Auch die Gleichungen [j dA = J lassen für A beliebige Unstetigkeiten zu,
doch sind diese im Eichpotential A = dA enthalten. Die analoge Alternative
heißt hier: entweder ist F =dA stetig oder n 2 = 0 (vgl. 2.2,1).
S = S e~'
Q Q'Y '
wie man durch Einsetzen in decx = - wcx 13 f\ eß verifiziert. Nun rührt nach Vor-
aussetzung eine mögliche Unstetigkeit der Krümmung von dwcx/3 her, also ent-
weder von S~: dScx = du f\ S~ oder von dAcx/3 = A~ 13 du. Letzteres trägt zu
dwcx/3 nicht bei und der unstetige Teil der Krümmung wird
R = du f\ (S' n - S' n )
cxß " /3 /3 cx
oder
R/3 f\ du = iCl! Rex /3 f\ du = (n Cl! S'Cl! n /3 - S'/3 n 2 ) f\ du.
(Rn
/3 ')'
-Rn)
')' /3
f\ du= n 2 (S' n - S'n ) f\ du= n 2 R .
')' /3 /3 ')' ')'/3
Da nach den Einsteinsehen Gleichungen ( 4.2, 11 (i)) R13 stetig sein soll, ist ent-
weder n 2 = 0 oder R'Y 13 bleibt stetig.
Lineare Näherung (4.2,15)
Die zuletzt gefundene Analogie der Charakteristiken zu denen der Maxwell-
sehen Gleichungen erweitert sich für schwache Felder zu einer einfachen Wel-
lengleichung für das Schwerefeld. Wenn wir hier auch nicht zeigen, wann die
vernachlässigten Beiträge wirklich vernachlässigbar sind, ist diese Näherung für
eine erste Orientierung nützlich, zumal der uns umgebende Raum sehr schwach
gekrümmt ist.
Sei
ia dwa ß = (.na
.,.. 'Y,ßa - 'Yß'Y, .,.. a,ß'Y + Yßa,
'" a a - '"a '" a 'Y ) dx'Y ·
- <P
h, a
a dx'Y = 8m<(Th - l2 'Tl h Ta a ) dx'Y. (4.2,17)
'Paß ( X
2MK Ua Jß
-) -- --r- · + 21 'Tiaß ) '
also wegeng = ('Tiaß + 2<Paß)dx"' ® dxß gerade das in (I, 5.6,2) angegebene
Resultat. So rechtfertigt sich die Wahl des Faktors 81rK > 0. Das Vorzeichen
wird nicht von der Geometrie diktiert, sondern ist nur empirisch bestimmt.
3. Die Analogie zur Elektrodynamik soll uns nicht vergessen lassen, daß, wie
in (I. § 6) diskutiert, die gemessene Metrik g und nicht 'Tiaß dx"' ® dxß ist,
auch wenn dies für schwache Felder keine großen Effekte bewirkt.
Zum Schluß dieses Kapitels untersuchen wir, ob die Erweiterung der
Rechnungen aus § 2.1 bzw. § 3.1 über Erhaltungssätze auf den Fall mit Gravi-
tationsfeld neue Einsichten bringt. Da die Metrik nicht a priori festgelegt ist,
gibt es jetzt mehr Invarianzeigenschaften, so daß man weitere Erhaltungsgrößen
erwarten würde.
Wir gehen von der Gleichung (4.2,8) für die Variation von f aus und be-
trachten zunächst nur den neuen, von der Gravitation stammenden Teil. Rührt
die Variation von der Lie-Ableitung Lx in Richtung des Vektorfeldes X her,
4.2 Variationsprinzip und Erhaltungssätze 185
so besagt diese Gleichung (*T" := *e"fl'Y 1\ Rfl'Y E E 3 und e" eine orthogonale
Basis)
(4.2,20)
Da dies für alle Vektorfelder X mit kompaktem Träger in N gelten muß - wir
haben ja keinerlei Invarianzeigenschaften von X vorausgesetzt -, so erhalten
wir zunächst die
Kontrahierte Bianchi-ldentität ( 4. 2,21)
Bemerkungen (4.2,22)
1. Diese Relation ist eine Konsequenz der allgemeineren Gleichung ( 4.1 ,25)
(Aufgabe 3).
2. f Lx w = 0 drückt die Invarianz eines Integrals unter allgemeinen Koordina-
tentransformationen aus. Diese allgemeine Kovarianz führt nicht zu neuen
Erhaltungssätzen, sondern zu ldentitäten, die unabhängig von jeder Feld-
gleichung gelten (vgl. 2.1,8;5 und 2.1,18;3).
3. (4.2,21) wurde hier für orthogonale Basen abgeleitet, doch hat sie in jeder
Basis diese Form, da sich die *T" wie die *e" transformieren.
4. Gelten die Einsteinsehen Gleichungen T" = 167TK(T" + t"), so folgt aus
(4.2,21) die Relation (1.3,28):
5. Die vier I-Formen T <> haben wegen der Symmetrie ifl T" = i" Tß 10 linear
unabhängige Komponenten, zwischen denen (4.2,21) vier differentielle
186 4. Gravitation
da Lx auf rn-Formen wie dix wirkt. Mit dieser, für beliebige Vektorfelder X
geltenden Identität können wir den allgemeinen Variationsausdruck (4.2,8)
weiter verarbeiten. Setzen wir die früheren Resultate aus § 2.1 und § 3.1 für
die Variation von .E des elektromagnetischen Feldes und der Materie ein, so
erhalten wir, wenn die Variation o wieder Lx gleicht,
- (i
X
e
a
)(*Ta + *ta)) = d((-1-
16m<:
*Ta -*Ta - *ta)x~) = 0.
~
(4.2,24)
Da nicht vorausgesetzt wurde, daß der Fluß von X die Metrik invariant läßt,
sind die Komponenten xa von X beliebig. Dieses Übermaß an Invarianz führt
nicht auf eine Kontinuitätsgleichung, sondern zurück zur Einsteingleichung
*T"' = 16m<:(*Ta + *t"').
Aufgaben (4.2,25)
1. Zeige *ePT oR
PT
= d(*ePT owPT ).
2. Zeige, daß odx"' = 0 ftir schwache Felder <Pa ß' ß = -21 .pßß ,a bedeutet.
Lösungen ( 4.2,26)
1. d(*ePT ow
PT
) =- 2wP
a
1\ *eaT 1\ ow
PT
+ *ePT 1\ d ow
PT
=
= *ePT 1\ (dO W
PT
+ 2WPa 1\ OW UT ) = *ePT 1\ OR
PT
.
2. In erster Ordnung ist dx"' = ea- .p"'ß eß: 0 = *8 dx"' = d(*e"'- .p"'ß *eß) =
=- w"' ß 1\ *eß - .p"' ß,-y e'Y 1\ *eß = (<Pß-y, "' -<Pa 'Y,ß - .p"'ß ,-y )e'Y 1\ *eß. Nach ( 1.2,18) ist
3. d*Ti = d(*eimk 1\ R
mk
) = - wi 1\ *eimk 1\ R
J mk
- 2wm 1\ *eisk R
s mk
+
+ 2 *eimk 1\ w s R =- wi. *Tj
m sk J •
4. ö(A*l) = A öei 1\ ii *1 = A öei 1\ *ej (siehe 2.1,18;iii), gibt also einen Zusatz- *ei zu
*Ti"
Beweis
(i) Killing-Vektorfelder lassen das Skalarprodukt invariant: Lv<XIY) =
= (LvXIY> + (XILv Y). Andererseits ist mit (4.1,6;(vi) und (vii)') Lv(XIY) =
= Dv (XIY> = <DvXIY) + <X!Dv Y> = <Dx viY) + <X!Dy v) + (LvXIY) + <XILv Y).
Zusammen gibt dies <Dx viY) + <XIDy v) = 0 oder (i), wenn man für X, Y
die Basisfelder nimmt.
(ii) Da die Felder der natürlichen Basis untereinander verschwindende Lie-
Ableitung haben,
Folgerung ( 4.3,2)
Die zweiten Ableitungen von v lassen sich also linear durch v ausdrücken.
Durch Fortsetzung des Verfahrens lassen sich alle höheren Ableitungen auf v
und seine ersten Ableitungen reduzieren. Analytizität vorausgesetzt, können
wir v lokal durch v (und seine ersten Ableitungen) an einem Punkt, etwa 0,
ausdrücken:
Bemerkungen ( 4.3,3)
I. Unabhängig soll heißen, sie erfüllen keine linearen Relationen mit konstan-
4.3 Maximal symmetrische Räume 189
K eine Konstante.
Beweis
Zunächst zeigen wir, daß die Rik unter Lie-Ableitung nach einem Killing-Vek-
torfeld zwar nicht invariant sind, sich aber wie die eik verhalten. In einer ortho-
gonalen Basis gilt nach (2.1, 10;2)
also
190 4. Gravitation
=Ai j Ri k - Ri j Ai k.
Nehmen wir nun die v's, welche x als Fixpunkt haben, (Lv f)(x) = 0 V f E E0 ,
ist
Fassen wir Rikjm (x) als Matrix in den Indexpaaren auf, dann kommutiert sie
also mit den infinitesimalen Lorentztransformationen, wobei diese durch das
antisymmetrische Tensorprodukt dargestellt sind. Da diese Darstellung irredu-
zibel ist, muß die Matrix der Einheit proportional sein:
Bemerkungen (4.3, 7)
1. Hängt die Krümmung nicht von der Richtung ab, dann also auch nicht vom
Ort. Deswegen sagt man einfach, diese Räume haben konstante Krümmung.
2. Isotrope Räume haben nach (4.1 ,24;3) und ( 4.3,6) verschwindende Weyl-
Formen cik und sind daher für m ;;;. 3 konform flach (vgl. 4.1 ,24;3).
3. Sogar schon mehr als m(m-1)/2 + 2 unabhängige Killing-Vektorfelder bedin-
gen Rik = K eik (vgl. [4 ]).
Da die linke Seite nur von xa und xb abhängt, während die rechte für alle a
und b dieselbe ist, müssen sie tatsächlich konstant sein. Dementsprechend sind
die f quadratische Funktionen und können dann in die Form
(4.3,9)
LV em = di V em + iV dem •=
+K
2 (xk ."''mQ + x Q ök m )]} = 0 ·
Diese v bilden für kleine x eine Basis, so daß die von ihnen erzeugte Gruppe in
einer Umgebung vom Ursprung transitiv wirkt: jeder Punkt kann in jeden über-
geführt werden. Einen Raum mit einer transitiven Gruppe von Isometrien nennt
man homogen. Indem wir unsere bisherigen Einsichten sammeln, kommen wir
zur
Bemerkung (4.3,12)
Alle bisherigen Überlegungen haben nur lokalen Charakter und sagen nichts über
globale Verhältnisse, die Killing-Vektorfelder müssen nicht vollständig sein. So
sind Vereinigung und Teile von Kugeloberflächen ebenfalls isotrope Räume. Bei
gleichem K sind isotrope Räume aber lokal isometrisch.
Jede rn-dimensionale Mannigfaltigkeit läßt sich als Untermannigfaltigkeit
eines R 2m+l darstellen. Für isotrope Räume gelingt dies sogar in einem Rm+l,
wobei die Metrik die Einschränkungtt einer pseudo-euklidischen Metrik auf
Rm+l ist.
Beweis
Die Gleichung für H läßt sich (bei festem m)
tt Einschränkung einer Metrik heißt, das sie bestimmende Skalarprodukt wird auf die Vek-
toren im Tangentenraum der Untermannigfaltigkeit eingeschränkt.
4. 3 Maximal symmetrische Räume 193
dxm = -K rdr
(l+Kr 2 /4) 2
- XÖ + Xf + X~ + X~ + X~ =J
im R5 mit g =- dxö + dxi + dx~ + dx~ + dx~ darstellen. Auf R3 reduziert,
sieht dies so aus:
a) b)
Die Schnitte mit Ebenen, welche die x0 -Achse enthalten, sind zeitartige geodä-
tische Linien. Führt man sie als Koordinatenlinien mit der Eigenzeit als neue
Zeitkoordinate t ein (synchrone oder mitbewegte Koordinaten, vgl. Aufgabe 5)
(4.3,17)
Die Schnitte t = konst sind ein Riemannscher Raum mit konstanter positiver
Krümmung und Radius Ch t, das Universum kontrahiert zunächst und expan-
diert dann wieder. Das geodätische Vektorfeld dt ist allerdings nicht das ein-
zige, schneidet man mit Flächen mit 45° zur x0 -Achse, gewinnt man für die
Hälfte des Hyperboloids die Koordinaten
(4.3,18)
erscheint. Hier sind die Schnitte t = konst ein euklidischer Raum, welcher in
dem Sinn expandiert, daß die geodätischen Linien xj = konst, j = 1,2,3, weiter
auseinander rücken 1:1. Das de Sitter Universum zeigt die verschiedensten Aspek-
te, wir werden sogar Koordinaten finden, in denen die gik gar nicht von der
Zeit abhängen. Um die kausalen Verhältnisse besser zu überblicken, wollen wir
noch das Ganze in ein Kompakturn abbilden (Penrose-Diagramm). Dazu schrei-
ben wirtaus (4.3,17) als
(4.3,19)
ll Dies ist beobachtbar, da etwa Proton und Elektron im Wasserstoffatom sich nicht geo-
dätisch bewegen, sondern elektrisch aneinander gefesselt sind, so daß der Bohrsehe
Radius nicht mitexpandiert
196 4. Gravitation
d~V = drf2 + sin:z.l? d~P2 , 0 < x < 1r, -'Tr/2 < t' < 1rj2.
Hier sieht man wieder die konforme Äquivalenz zum Minkowski-Raum, in
welchem die Koordinaten
die Metrik in
t'+ t'-
g = [2 cos ~ cos ~t 2 (- dt' 2 + dx 2 + sin 2 x d!V) (4.3,20)
umformen. Sowohl das de Sitter Universum als auch der Minkowski-Raum sind
also auf einen relativ kompakten Teil von R 2 x S2 abgebildet. Der Unterschied
in der kausalen Struktur der Räume rührt daher, daß sie verschiedene Teile der
(t',x)-Ebene bedecken (Fig. 57)
t'
11
t' Ereignis-
Horizont
~ (t,r) = (oo,oo)
-11/2 L...-.L..---L----'7)1:-'-__"
4--- ( t,r) = (- oo,oo)
t =- 00
-11
t =- 00
De Sitter Minkowski
- xö + xi + x~ + x~ - xi = - 1
xo
x 4 = Ch 11 sin t',
auf das Gebiet R X R+ X S2 für die Variablen (t',T/,t?,.,o) abgebildet. Die Metrik
gewinnt das Aussehen
(4.3,22)
Hier ist der Schnitt t' = 0 = x4 ein Riemannscher Raum konstanter negativer
Krümmung. In ihm hat eine Kugel mit Radius R eine Oberfläche 47T Sh2 R und
die Eigenzeit ds = dt' Ch R verrinnt draußen viel schneller. Um dieses Gebilde
mit den vorherigen Räumen konform zu vergleichen, gehen wir zur radialen
Variablen x = 2 arc tg eTJ - 7T/2 über. Diese führt zur Metrik
(4.3,23)
welche wieder von der Form ( 4.3, 19) ist, nur der Faktor hängt hier von X und
nicht von t' ab. Jetzt ist das Penrose-Diagramm ein unendlicher Streifen, was
zeigt, daß es im anti-de Sitter-Raum überhaupt keine Cauchy-Fläche gibt. Be-
trachten wir den Schnitt einer raumartigen Fläche mit i} = 0, so muß er im
Penrose-Diagramm flacher als 45° verlaufen. Wir können dann immer einen
Lichtstrahl längs i} = 0 finden, der diese Fläche nirgends durchstößt (Fig. 59).
In der unendlichblättrigen Überlagerungsfläche hat die Zeit folgende ungewohn-
te Eigenschaft: Man kann zu jedem unendlichen Raum ein so viel späteres Er-
eignis finden, daß es mit dem Raum in keinem kausalen Zusammenhang steht.
t'
Lichtstrahl
Bemerkungen ( 4.3,25)
L Die Einsteinsehen Gleichungen bestimmen nur das lokale Verhalten des Rau-
mes und nicht die globale Struktur. So sagen sie nicht, ob man im Anti-de
200 4. Gravitation
Aufgaben ( 4.3,26)
1. Was ist die Bedingung flir die gQm der natürlichen Basis, so daß v ein Killing-Vektorfeld
ist?
2. Zeige, daß die Poisson-Klanunern von Pa v"'(x) mit der Hamiltonfunktion g«ß(x) Pa p13
genau flir Killing-Vektorfelder v verschwindet ( vgl. 1,5 .1.1 0;2).
3. Es existiere ein Killing-Vektorfeld v. Finde ein Koordinatensystem, so daß die gQm der
natürlichen Basis von einer Koordinate unabhängig sind.
4. In zwei Dimensionen gilt immer Rik=K(x)eik(x) (vgl. 4.1,22). Warum muß K hier nicht
konstant sein?
5. In einer orthogonalen Basis sei e0 = dt. Zeige, daß e0 ein geodätisches Vektorfeld ist.
6. Berechne die linke Seite der Versionen (4.2,ll;ii und iii) in der Basis (4.3,9). Welches
Vorzeichen hat die Gravitationsenergie?
7. Berechne f *1 über Riemannsche Räume konstanter positiver Krümmung (K = 1).
Lösungen (4.3,27)
1. Es ist LV dxm = d(i""V dxm) = dvill = vill ,I. dxi (vgl. 1,2.5,12;5), also
~ vi gn . + g. vi n + g.n vi =0 .
xm,I lffi ,x. h ,m
ga,...0 gß"Y = 8a: "Y ~ gß"Y ,a = - gßa gop ,a gP"Y, so daß wir auf die Bedingung von Aufgabe 1
kommen.
3. Nach (1,2.3,12) können wir stets lokal Koordinaten finden, flir die von v die I-Kompo-
nente (in der natürlichen Basis) gleich 1 wird und die anderen verschwinden. Dann ist
nach Aufgabe 1 gQm,l = 0. Ist v zeitartig, kann man diese Koordinate als Zeit verwenden.
Dann ist die Metrik stationär und V = at. .
4. In zwei Dimensionen gibt es keine 3-Formen, daher keine Bianchische Identität.
5. 0 = de 0 = w\ 1\ ek bedeutet w \ - ek, k = 1,2,3. Also ist (vgl. 4.1,11 und 4.1,17)
De e0 =- ek(w 0 k le 0 ) = 0.
0
6. Die Basis ist orthogonal, (ii) und (iii) stimmen überein und eaß"Yo = - eaß-yo,
4.4 Räume mit maximal symmetrischen Untermannigfaltigkeiten 201
- l2 e"'f3'Y 6 w
il'Y
f\ e = -
6
K
2
e"'f3'Y 6 x e
(3 -y6
K2
-f *e"' - K x"'x13 •ef3 = Sm,(* t"' + *T"').
2
= - 3K *e"' + 2
Der Term linear in K ist gerade die rechte Seite der Einsteinversion, die Glieder~ K 2
sind der Gravitationsbeitrag ~ w f\ w. Für die Energiedichte T00 ist er- K2 ((iP+3tl)/4)
stets negativ. Für K > 0 muß dies so sein, da das Integral der Energiedichte über den
kompakten Raum verschwinden muß (1.3,35;2) und der Beitrag~ K positiv ist.
dm - d _m-1 2 m/2
7. I * 1 =I x =S I rr wobei S = :Jm/2) = Oberfläche der m-Sphäre.
(l+f /4)m m o (1+f /4)m' m •\
Mitß=(l+r2 /4r 1 wird
= 21T(m+1)/2 = S
I'(m+l) m+1 '
2
wenn wir r~ii) = ~- 1 I'(m; 1) bedenken. Da der Raum zur m+ I-Sphäre isometrisch
ist, stimmt unsere Volumsmessung.
Durch eine Verminderung der Symmetrie des Raumes werden die mög-
lichen Krümmungsformen so reichhaltig, daß sie physikalisch akzeptablen
Energie-Impuls-Strömen entsprechen können. Es würde allerdings zu weit füh-
ren, alle Möglichkeiten erschöpfend zu klassifizieren, so daß wir nur physika-
lisch relevante Fälle, die bei sukzessiver Symmetrieverminderung auftreten, im
Detail untersuchen wollen.
Räume mit 6 Killing-Vektorfeldern ( 4.4, l)
Uns interessiert der Fall, in dem die Killing-Vektorfelder raumartig sind und
202 4. Gravitation
Robertson-Walker-Metrik ( 4.4,2)
Bemerkungen ( 4.4,3)
I. R(t) ist eine noch zu spezifizierende Funktion der Zeit, etwa im de Sitter-
Raum Ch t (siehe (4.3,17), dx 2 (1 + Kr 2 /4r 1 ist in den dort verwendeten
Koordinaten dx 2 + sin 2 xd.Q 2 ), oder et mit K = 0 (siehe 4.3,18). Für K > 0
hat die Untermannigfaltigkeit t = konst das endliche Volumen 27T 2 R 3 (t)/K 312
(siehe 4.3,26;7).
2. Führt man wie in (4.3,17) eine neue Zeitvariable t': dt'/dt = 1/R(t) ein,
wird g zum de Sitter- und damit zum Minkowski-Raum konform äquivalent
(vgl. 4.3,19)
In vielen Fällen durchläuft t' wie im de Sitter-Raum nur ein endliches Inter-
vall t 0 < t < t 1 . Dann zeigen sich Kausalitätsverhältnisse wie wir sie in
( 4.3, 16) diskutiert haben, insbesondere gibt es Teilchen- und Ereignis-Hori-
zonte.
und damit
Wa
o
=wO
a
= R
R
ea
'
( 4.4,5)
4.4 Räume mit maximal symmetrischen Untermannigfaltigkeiten 203
Dann ist
.. .
dwoa = R eoa _ KR X eba
R 2R2 b '
(4.4,6)
(4.4,7)
Bemerkungen ( 4.4,8)
1. Für R(t) = konst hat man nur räumlich konstante Krümmung,
3 R2 + K = 87rKp
R2
(4.4, 10)
-2f - R2 ;2 I(= 87rKp.
Bemerkungen ( 4.4, 11)
1. p und p stehen zunächst durch die Bianchi-ldentität (4.2,21) mit R in einer
Beziehung, die natürlich auch eine Konsequenz von ( 4.4, 10) ist. Sie besagt
204 4. Gravitation
=- w 0 1\ *Ti =- p w 0 . 1\ *ei,
J J
also
dp 1\ *e 0 = (p - p)w 0 1\ *ei oder
. R
P = 3 R(p- p).
J
In der Form
_ 1 €obcd w 1\ e =_ X €obcd x e
2 bc d 2R b cd'
=- ..K.eobcd[e (1 + Kr 2 /4)- Kx x e ] =
2R bcd b m mcd lt=konst
(4.4,13)
Bemerkungen (4.4,14)
1. Laut (4.4,13) ist 87TK • Gesamtenergiedichte = (3K- K 2 r 2 /4)/R 2 , also
87TK • Gravitationsenergiedichte = 87TK • (Gesamtenergiedichte - p) =
=- (K 2 r 2 + l2:R2 )/4R2 • Im statischen Fall (R = 0) ist dies die Energiedichte
einer homogenen Massenverteilung p nach der Newtonsehen Theorie. Diese
ist so wie in der Elektrodynamik konstruiert, aber mit umgekehrtem Vor-
zeichen und 47TK ~ e 2 . Nun wäre in Einheiten R = 1
R
y2 - R2 = - K = konst
41TKp 3 2
hat die Metrik (1,5.8,1) mit der gewünschten Invarianzstruktur die Form
(4.4,17)
/
/
/
/
/
/
/ /
/ /
/
/ /
/ /
/ /
/ / y
/
/ '/
/
/
/
/
/
/
p,q = 1/ /
/
p,q *1
Da n S" = 0 = n n" gilt w A wß = 0 V cx, ß, und wir finden für die Krüm-
" " aß 'Y
mungsformen
(4.4,20)
s: = (0, 0, p"dy, q"dz)
Bemerkungen ( 4.4,22)
1. Im zweidimensionaleng ==- dt2 + p 2 (t) dy 2 ist die Krümmung p"dt 1\ dy,
so daß die R<>ß gerade Krümmungen der entsprechenden zweidimensionalen
Schnitte sind.
2. Im allgemeinen verschwinden die Weyl-Formen nicht und der Raum ist nicht
konform flach. Ist p" == q" == 0, dann ist er überhaupt flach (vgl. I,5.8,8;2).
P" q"
R - l e R ==- n du(-+-)
"' 2 a "' p q '
so daß als Quelle des Gravitationspulses ein Energiestrom ~ du in Frage kommt,
sofern er von einem gleich großen Strom der I-Komponente des Impulses be-
gleitet wird und die anderen Komponenten verschwinden. Solche Energie-
Impuls-Ströme werden etwa von einer elektromagnetischen Welle erzeugt. Ist
T == *((i F) 1\ *F) == - i. F == - (f i - n i )f 1\ du =
"' a '"'F "' du "' f
== n"' du (flf),
Bemerkungen ( 4.4,26)
1. In der Näherung linear in K ist
u u'
L(u) == I - 41TK f du' f du" (f(u")lf(u")},
0 0
den wäre, denn in erster Ordnung ist ß = ..p 2 2 = - ..p 3 3 , die andern <P = 0, so
daß 0 = <P " = <P ·" = <P P gilt.
" ß" ""•P
2. Falls L > 0, ist es wegen (flf> > 0 eine konkave Funktion, wobei f und ß'
im gleichen Sinn zur Krümmung von L beitragen. Dadurch werden Teilchen-
bahnen in der y-z-Ebene fokussiert, eine Wirkung des Schwerefeldes, welches
von der Energiedichte der elektromagnetischen oder Gravitationswelle er-
zeugt wird.
3. Ist einmal L' < 0, so muß L früher oder später eine Nullstelle entwickeln.
Diese Singularität der Metrik braucht keine echte Singularität zu sein, son-
aern wird nur bedeuten, daß die Gravitationswelle das Koordinatensystem
verdorben hat. In einer anderen Karte kann der Raum als Minkowski-Raum
erscheinen (vgl. I,5.8,8;2), sobald die Welle vorbei ist.
.:t _ -1 I w /\ w /\ *eß'YP
" - 81TI< 2 ß'Y ap
zur Energie, der andere Summand verschwindet. Einsetzen von (4.4, 19) gibt
Bemerkungen ( 4.4,29)
I. In der linearen Näherung (4.4,26;1) war L= 0, 2ß = g
22 = - g 3 3 und unser
Resultat ist:
Energiedichte = Impulsdichte = (g 2 2 - g3 3 )/ 4
!61TK
2. Solange L im Vergleich zu ß nur eine langsam variierende Amplitude ist,
sagt uns ( 4. 2; 11 ;(iii)), daß (3 2 wie andere Energie Gravitation erzeugt und
die Energie einer Gravitationswelle positiv ist.
3. In (4.4,27) treten auch Scheinenergien von Scheinkräften auf, wie daraus
hervorgeht, daß auch im flachen Raum (p" = q" = 0) die .:t" nicht ver-
schwinden.
210 4. Gravitation
schreiben.
Bemerkungen ( 4.4,31)
1. Gelten die Vakuum-Einstein-Gleichungen, so läßt sich zeigen, daß die
Existenz des zeitartigen Killing-Vektorfeldes bereits aus der Kugelsymmetrie
folgt (Birkhoffscher Satz, Aufgabe 5).
2. In mitbewegten Koordinaten sind die grxß im allgemeinen zeitabhängig.
finden wir für die Übertragungsformen (wegen wrxß = - w 13"' brauchen wir sie
nur für a < ß anzugeben)
j ea-b a'dt 0 0
w"' = -e-b dl? - e-b sin 1? d.p (4.4,33)
ß
- cos 1? d.p
Sie liefern
Iea-b (a"+a'(a'-b'))drAdt 0 0
dw"' ß = e-bb'drAdl? e-b( -cosl?dl?+sinl?b' dr)A d.p
In der Summe kürzt sich der Term ~ d~ 1\ d1,0 von dw 1 3 , und die Ra ß werden
zu ea ß proportional:
l
(a'b'-a"-a'2 )e-2b eo I a' e- 2b o
--r-e 2
a' e- 2b o
--r-e 3
b' e- 2b 1 b' e- 2b 1
-r-e 2 -r--e 3 (4.4,34)
(1-e-2b) 2
2 e 3
r
-2b -2b
(- 1 - e - 2b' e-)e0 = 87TK T0
r2 r
-2b -2b
(- 1 - e + 2a' e--)e 1 = 87TK T1
r2 r
(4.4,36)
, b'
(a" + a' 2 - a'b' + ~-)e·
r
2 b e2 = 83rK T2
, b'
(a" + a' 2 - a'b' + ~)e- 2 b e3 = 81TK T3 .
Bemerkungen ( 4.4,3 7)
1. Durch die Kugelsymmetrie ist alles unter 2 ~ 3 invariant, insbesondere ha-
ben T 2 und T 3 denselben Faktor vor e2 bzw. e 3 .
2. Ta ist von der Form caea (ohne Summe), wobei die kontrahierte Bianchi-
Identität (4.2,21) die Koeffizienten ca der Gleichung
unterwirft.
3. Die Ta entsprechen der Basis ( 4.4,32), so daß die Ti, j = 1,2,3, durch lokale
212 4. Gravitation
Spezialfälle ( 4.4,38)
1. Setzen wir phänomenologisch (vgl. 3.1,25;8)
wobei p und p nicht zu singulär und für r ~ oo genügend abfallend sein sol-
len, wird die erste der Gleichungen durch
Schwarzschild-Metrik ( 4.4,41)
(4.4,43)
Reissner-Nordstr~m-Metrik ( 4.4,44)
Bemerkungen ( 4.4,45)
1. In der linearen Näherung und IPI << p gibt (4.4,40)
a = - g-0-0 - - 1 = - 41TK[ f
1 r ~
f dr' p(r')r' 2 + f dr' p(r')r'j =
2 o r
t Jr'o
2 dr' p = - ~j
r
r' dr' p + konst.
~ r
3. Ist p bei r = 0 stärker als r 3 singulär, kann man in (4.4,39) f anstelle - f
r o
nehmen. Dies geschieht etwa in der Reissner-Lösung (4.4,44), so daß hier
die positive Feldenergie mit verkehrtem Vorzeichen zum Gravitationspoten-
tial beiträgt. Dies ist so zu verstehen: M = M(oo) stellt die Gesamtenergie
dar und das Potential
zeigt, oaß man bei Annäherung an den Ursprung einen Teil der Energiedichte
hinter sich hat, und das Potential im Vergleich zum asymptotischen Wert
- M/r abgeschwächt erscheint. Allerdings verlangt M < oo, daß die "nackte
Masse" im Ursprung - oo sein muß, da die elektromagnetische Masse
divergiert. Dies führt zur paradoxen Konsequenz, daß hier die Schwerkraft
für kleine Distanzen abstoßend wirkt. Wir werden also noch immer von der
unendlichen Selbstenergie einer Punktladung gepeinigt.
4. Zur Diskussion der Gravitationsenergie mit der Version (4.2,11 ;(ii)) der
Binstein-Gleichungen eignet sich die Basis (4.4,32) weniger, da schon im
flachen Raum Polarkoordinaten eine Gravitationsenergie vortäuschen. In
214 4. Gravitation
f *T 0 = 47r
t=O
Jo dr r 2 eb(r) p(r) =I= M = 47r oj dr r 2 p(r) .
ist die Metrik auf einer Rotationsfläche im R 3 . Stellen wir sie in Zylinder-
koordinaten durch z(r) dar, wird
_ r ,
z(r) - f dr
o
vr , -2KM(r')
2 " M( r ')
Fig. 61 Modell flir die Metrik auf der Ebene t = konst, tJ = konst
2. Kausalstruktur
In (1,5.7,2;5) haben wir die Schwarzschild-Metrik durch die Koordinaten
über r = r 0 fortgesetzt:
R = r/A,
zeigt, daß zeitartige Linien in der t/1 - ~-Ebene steiler als 45° verlaufen,
radiale Lichtstrahlen unter 45°. Das von den neuen Zeit- und Radialkoordi-
,n
naten ( t/1 durchlaufene Gebiet sieht so aus:
r =0
/'
Ereignishorizont flir I
und ist bei weitem nie erfüllt. Für sie gäbe es bei r = 0 eine sogenannte
nackte Singularität, sie ist durch keinen Horizont von den Blicken der Leute
bei großen r verhüllt. Die Singularität ( 4.4,44) für kleine r, falls M2 1< 2 >
> 41TKe 2 , rührt wieder nur von der Koordinatenwahl her. In anderen Koor-
dinaten kann man zu r = 0 fortsetzen. Durch die abstoßende Natur der
Gravitation wird jetzt r = 0 eine zeitartige Linie. Das entsprechende Penrose-
Diagramm
~r=O
Aufgaben ( 4.4,50)
1. Konstruiere die 5 Killing-Vektorfelder der Metrik ( 4.4,17) (vgl. 1,5.8,3).
2. In der linearen Näherung sieht die Metrik in großer Entfernung
f = (1 + KM/2r?,
h = (1 - KM/2r) (1 + KM/2rt 1 ,
f *(To + *.to)
N,
als M zu identifizieren. Für N3 verwende eine Kugel mit Radius R-+ 00 •
7. Berechne die Dichte der Gesamtenergie (4.4,45;4) mit den w's aus 6).
8. Berechne *(R,.ß !\ *R<>ß) ftir die Schwarzscl>ild-Metrik und prüfe, daß dies bei r = 0 un-
beschränkt ist.
Lösungen (4.4,51)
1. Die Felder mit Komponenten
.
~ = (0,0,1,0), (0,0,0,1), (1,1,0,0), (z,z,O, f
o
+),
t-x
d
(u)q
t-x
(y,y, f
o
d
~,0)
p (u)
erfüllen
~:2 T00 = 'Va 'Vb Tab oder f d3 x Tab=~ ~:2 f d3x xa xb Too·
Also ist
4.4 Räume mit maximal symmetrischen Untermannigfaltigkeiten 219
· _ 2" a3 3
gab-T 3 f d x xa xb Too + 1'1ab c.
at
Der Beitrag - 1'1ab geht nicht ein, denn wir benötigen das Quadrat der Differenz der
Eigenwerte des 2-3 Unterraumes (g 33 - g 22 ) 2 + 4g3i. Einsetzen von Dab gibt (vgl.
1.1,13) und [32, § 104]
3 *F =-
0
~2 e23 , T =-21[-i.lQ: •F*F-i.10: FF],
r Q:
T2 = - 1e·
--1
_e_e23 __ e__2 e2
2 r2 e3 r2 r4
1-r2
Für K =- 1 nehme man auf - x 2 + xi + x~ = 1 die Koordinaten
5. Sind die a und b zeitabhängig, so ändert sich zunächst nur w 0 1 um eb-a b dr. Dies gibt
folgende Zusätze zu den 81TK T"' aus ( 4.4,35):
. -a-b
a = 0: 2b e_ _ e 1
r
. -a-b
a = 1: - 2b ~ e0
a = 2,3:
Für a = 0 erfahren wir zusätzlich b = 0, daher e- 2 b = 1 - r0 /r. a = 1 sagt dann ä =- b,
also e2 a = (1 - r0 /r)f2(t). Mit der Variablen dt' = f(t) dt haben wir die Schwarzschild-
metrik, a = 2,3 liefert keine weiteren Bedingungen.
= - (KM)
2
- 4- dx 1 A dx2 A dx 3 •
r
8. R"'il = c"'il e"'il (ohne Summe),
Größenordnungen (4.5,1)
Die Gravitationsenergie von N Protonen (Masse m) in einem Volumen V ist
von der Ordnung
(4.5,2)
4.5 Leben und Sterben der Sterne 221
Wir sehen, daß für N- (e 2 /K.m 2 ) 312 - 10 54 die Gravitation über die elektri-
schen Kräfte zu dominieren beginnt. Die Masse von Jupiter entspricht etwa
10 54 Protonen, hier löst das Newtonsehe Potential das Coulombsehe in seiner
Rolle als strukturbestimmende Energie ab. Bei größeren Körpern werden Ato-
me durch die Schwerkraft zerquetscht, und die Materie in ein hochkomprimier-
tes Plasma umgewandelt.
Die Fermi-Energie verleiht Materie ihre Festigkeit, in natürlichen Einheiten
(h = c = 1) ist sie Zahl der Elektronen x (Abstand zum nächsten Nachbarn)- 2 •
· (Elektronenmasse)- 1 :
führt, wird durch die Gravitation ein Körper umso kleiner, je mehr Teilchen er
enthält:
(4,5,5)
Sobald aber der Abstand zum nächsten Nachbarn von der Größenordnung der
Compton-Wellenlänge wird, p 113 - me, ist für EF die relativistische Energie
IPI statt p2 /2me zu verwenden, und (4.5,3) ändert sich zu
(4.5,6)
ab. Dann dominiert für t<:m 2 N213 > 1 => N > (K.m 2 ) 312 - 10 57 , also Masse>
> Sonnenmasse, die Gravitationsenergie immer über die Fermi-Energie und das
Minimum der Gesamtenergie entspricht p = oo, V = 0. Jetzt tritt in der Natur
ein Prozeß auf, der das weitere Geschehen äußerst dramatisch gestaltet. Der
normale Energietransport aus Sternen geht nur sehr träge vor sich - ein Photon
braucht viele Millionen Jahre, um aus dem Sonneninnern zu entweichen -,
aber genügend energetische Elektronen können durch den inversen ß-Prozeß
e- + p -+ v + n Neutrinos erzeugen, die mangels stärkerer Wechselwirkung den
Stern sofort verlassen. Dadurch wird die Fahrt zu tieferer Energie sehr rasant,
und ein Stern bricht in Sekundenschnelle zu einem Neutronenstern von nukle-
arer Dichte zusammen. Die dabei frei werdende Energie ist daher auch von der
Größenordnung der kinetischen Energie von Neutronen bei dieser Dichte, etwa
10 MeV pro Teilchen, so daß man so viel Energie bekommt wie durch die nor-
malen thermonuklearen Reaktionen, aber viel rascher. Deswegen nimmt man
an, daß die hier beschriebene Katastrophe einer Supernova entspricht, bei
222 4. Gravitation
welcher ein Stern eine Woche die Leuchtkraft einer Galaxis erhält. Dies ent-
spräche demselben Energieumsatz, denn eine Galaxis hat etwa I 0 10 Sterne, und
normalerweise braucht ein Stern I 09 Jahre - 10 10 Wochen, um sein Kern-
material zu verbrennen.
Die bisherigen Überlegungen entsprachen einem naiven Newtonsehen Bild
von der Gravitation, und wir wollen nun mit Hilfe des im letzten Kapitel ge-
wonnenen Materials untersuchen, wie weit die Einsteinsehe Theorie das Gesche-
hen verändert. Insbesondere könnte man hoffen, daß man durch genügend
großen Druck auch stabile Sterne erzeugen kann. Dies wird nicht unbedingt
der Fall sein, denn in der relativistischen Theorie erzeugt Druck auch Schwer-
kraft und kann die Lage noch verschlimmern.
In der phänomenologischen Beschreibung von Energie und Impuls der
Materie
ist zu bedenken, daß Energiedichte p und Druck p nicht ganz willkürlich ge-
wählt werden können, denn sie müssen der kontrahierten Bianchi-Identität
( 4.2,21) genügen. Für die spezielle Form ( 4.5, 7) verlangt sie (siehe ( 4.4,37 ;2)
mit cx = 1 und w 1 ß nur -=1= 0, falls ß = 0)
(4.5,8)
Bemerkungen (4.5,9)
I. Im Weiteren betrachten wir zunächst den statischen kugelsymmetrischen
Fall. Mit den e's und w's aus ( 4.4,30) verschwinden dann beide Seiten der
Gleichungen ( 4.4,37;2) für cx -=1= 1, ( 4.5,8) enthält hier die ganze Information
aus (4.2,21).
2. Da wir die Metrik schon durch p und p ausgedrückt haben, gibt ( 4.5 ,8) eine
Relation zwischen p und p, die für das statische Gleichgewicht erfüllt sein
muß. Ist eine Zustandsgleichung zwischen p und p gegeben, so kann nur für
diese Dichteverteilung p ein statischer Zustand herrschen, für die ( 4.5 ,8) mit
der Zustandsgleichung übereinstimmt.
Entnehmen wir w aus (4.4,33) wird
dp A *e 1 = e-b ap *1
ar
= -e-b a'(p + p)*l (4.5,10)
dp _ (p + p)[M(r) + 41Tl<pr 3 ]
- dr - r(r - 2M(r))
Bemerkungen (4.5,12)
1. Sie folgt natürlich auch aus ( 4.4,36), aber die Bianchi-Identität enthält ge-
rade die Information der dort nicht ausgenützten Gleichung.
2. ( 4.5, 11) verallgemeinert die elementare Relation
ap _ p M(r)
- ar -7-
Die Zunahme des Druckes nach innen verschärft sich dem gegenüber durch
die folgenden relativistischen Effekte
(i) zu M(r)·kommt noch ein Term - p hinzu, da Druck auch Gravitation
erzeugt,
(ii) zu p kommt noch p hinzu, da Gravitation auch auf p wirkt,
(iii) die Schwerkraft nimmt stärker als - 1/r 2 zu.
Wir haben eingangs gesehen, daß die Stabilität großer gravitierender Mas-
sen in der speziellen Relativitätstheorie verloren geht, weil das relativistische
Elektronengas weicher als das nichtrelativistische ist und der Gravitation nicht
standhält. In der allgemeinen Relativitätstheorie wird die Situation noch pre-
kärer, weil hier die Härte der Materie auch nichts hilft. Um dies zu sehen, inte-
grieren wir ( 4. 5,11) für die extremste Zustandsgleichung, nämlich inkompressi-
ble Materie, für sie sind die Maximalwerte der Dichte am geringsten. Mit p =
= konst finden wir (Aufgabe 1) mit der Randbedingung p(R) = 0, R = Stern-
radius, in den dimensionslosen Variablen
X = r v87rKp/3,
p(x) = p vl - x vl - xö
2 -
-'----------'---=- (4.5,13)
3 V 1 - xö - V l - X2
p(O) = P
1 -v1- r /R 0
3 v~r 0 /R- 1
224 4. Gravitation
Folgerungen (4.5,15)
1. Während für Sterne mit homogener Dichte, die viel größer als ihr Schwarz-
schild-Radius sind, p(O) wie p r0 /4R geht, also immer wesentlich unter p
bleibt, wächst er für R-+ r0 stark an und wird bei R = 9r0 /8 unendlich.
2. Für Materie kommt der Druck von den Elektronen, während Protonen die
Energiedichte liefern. Größenordnungsmäßig gilt p/ p ~ (Elektronengeschwin-
digkeit v) 2 x (Elektronenmasse)/(Protonenmasse) ~v 2 ·10- 3 , so daß für
Sterne wie die Sonne mit R ~ 10 5 r 0 der Druck in der Mitte Elektronenge-
schwindigkeit ~ 1I 10 Lichtgeschwindigkeit fordert. Für hundertmal kleinere
Sterne gleicher Masse (weiße und schwarze Zwerge) müssen die Elektronen
relativistisch sein, und die Lage wird kritisch.
Als nächstes wollen wir untersuchen, wie der naive Ausdruck (4.5,1) für
die Gravitationsenergie durch die Einsteinsehe Theorie verändert wird. In § 4.4
haben wir gesehen, daß
r
f r 2 dr
~
_Q_ = 47r p(r) =: M
2K 0
die Gesamtenergie der Materie allein liefert. Für p = konst läßt sich (4.5, 16)
leicht berechnen, und wir finden für die
für
R _ 3 KM 2
~ r0 : EG-- 5 R
R = r0 : EG = -M(34 -1).
Für kleine Dichten erhalten wir genau die Newtonsehe Selbstenergie einer
Kugel mit homogener Dichte, für R -+ r0 gibt diese Formel nur mehr die Grös-
senordnung, der Zahlfaktor wird etwas verändert. An der Stabilitätsgrenze
R = 9r0 /8 ist EG =- 0,37 M.
Falls der in (4.5,11) geforderte Druck von der Materie nicht aufgebracht
werden kann, ist ein statisches Gleichgewicht nicht möglich, und der Stern
bricht zusammen. Um dieses dramatische Geschehen analytisch verfolgen zu
können, beschränken wir uns auf Sterne mit homogener Dichte und Druck-
4.5 Leben und Sterben der Sterne 225
verteilung. Für deren Inneres können wir die Friedmann-Lösung (4.4,2) verwen-
den, außen gelten die freien Einstein-Gleichungen, für deren Lösung nach dem
Birkhoffschen Satz ( 4.4,31 ;I) nur die Schwarzschild-Lösung bei Kugelsymme-
trie zur Verfügung steht. Das Problem des Aneinanderfügens der Lösungen soll
nachher besprochen werden, vorher studieren wir die Dynamik des Innenraums.
Der Ausgangspunkt sind die Gleichungen ( 4.4,1 0), welche in der Form
R~-"
2
47r p R3/R =- K
3 2'
(4.5,19)
verwendet werden. Wir wollen sie zunächst für die extremen Zustandsgleichun-
gen p = 0 lösen. Für normale Materie ist immer p ~ p, den größten Druck ge-
ben masselose Teilchen mit p = p/3. Für p = p/3 oder p = p lassen sich eben-
falls analytische Lösungen angeben (Aufgabe 3) und für beliebige p > 0 wer-
den wir später das qualitative Verhalten bestimmen, welches für alle p > 0
ähnlich ist.
m= 1, E=-~, o:=-KM=>a='f, c= 1,
(ii) K= 0
(4.5,22)
(iii) K <0
R = ~ (Ch u- 1), t- t 0 = 1~12 (Shu- u). (4.5,23)
226 4. Gravitation
Bemerkungen (4.5,24)
1. Der Fall K > 0 entspricht in (4.5,19) einer negativen Energie des Kepler-
problems. Dementsprechend wird R für u = 0 (t = t 0 ) und u = 2tr (t = t 0 +
+ 2trKM/K 312 ) gleich Null. Die Keplerschen Gleichungen (4.5 ,21) sind hier
die Parameterdarstellung einer Zykloide; sie gibt den Zeitablauf des freien
Falles ins Zentrum :
KM/K
2. (i) beschreibt einen Urknall bei t = t 0 , der so schwach war, daß die auf den
geodätischen Linien X. = konst fliegenden Teilchen durch die Gravitation ab-
gestoppt werden, und das Ganze schließlich wieder zusammenfällt. Bei (ii)
hingegen reicht die anfängliche Geschwindigkeit gerade aus, die Teilchen
nach Unendlich zu befördern. Hier ist der Raum t = konst nicht kompakt,
sondern einfach R 3 .
3. Bei (iii) verbleibt den Teilchen im Unendlichen noch kinetische Energie, und
der Raum t = konst hat negative Krümmung.
4. Für t = t 0 wird R = 0, und aus (4.4,7) ersehen wir, daß die Metrik dort·echt
singulär wird, weil der Krümmungsskalar gegen Unendlich strebt.
Das bisherige Ergebnis mag nicht überraschen, da Materie ohne Druck und
Drehimpuls in das Zentrum fallen wird, es sei denn, sie hat anfanglieh eine ge-
nügend große Radialgeschwindigkeit nach außen. Ein positiver Druck ändert
daran nichts, die von ihm erzeugte Schwerkraft begünstigt den Kollaps. Der
4.5 Leben und Sterben der Sterne 227
formale Grund ist aus ( 4.4, l 0) zu sehen, wonach positives p negativ zu R bei-
trägt, die Konkavität der Abbildung t -+ R(t) also verschärft. R(t) muß dann
nach Null gehen, wenn die anfängliche Steigung zu gering ist. Mathematisch
präzisieren wir diese Überlegung zum
wobei R(O) nach (4.4,10) mit R(O) durch R(0) 2 = 3(K + R(0))/87TKp(O) zu-
sammenhängt.
Beweis
Schreiben wir die zweite Gleichung (4.4, I 0) als
a := sup R(t),
t
falls R(0) 2 < K hat a = R(O) + a R(0) 2 /K die Lösung a = R(O)(l - R(0) 2 /Kr 1
und die Nullstelle
Po = dt L.=._l = 1 ,
dr r
also
Damit wird
dt = dr - ~/r
dr - -
r
= dr r-1
--
-vr
- dr --
r-1 r-1
fUhrt auf
(4.5,28)
Bemerkungen ( 4.5,29)
1. Diese Karte ist für 3r/2 < r 312 brauchbar, dort wird sie singulär. 3r/2 = r 312
entspricht r = 0, (4.4,28) ist also eine Ausdehnung der Schwarzschild-Metrik
über r = r 0 = 1, aber nicht die maximale Ausdehnung (4.4,48).
2. Ein Teilchen, das aus Unendlich frei fällt, kommt also in den Einheiten
r0 = 1 in der Eigenzeit 2r 312 /3 von r = r nach r = 0.
Um die dazu passende Friedmann-Lösung zu finden, bemerken wir, daß
die Gleichung (4.5,19) mit a = R(O), r0 = 87TI<:p(O)a3 /3 = 1 und K = 0 besagt:
R. =- 1/vR,
also
p = 0 für r > a.
Beweis
Nach Konstruktion sind die Binstein-Gleichungen für r > a und r < a erftillt,
wir müssen nur überprüfen, ob für r = a die Krümmung eine eS-artige Singulari-
230 4. Gravitation
tät erhält, unstetig soll sie ja dort sein (vgl. 4.2,13). Wir schreiben für g die
orthogonale Basis
(4.5,31)
fürr..;;a
v v
v' := avjar, := avjar. Dabei ist v' unstetig, stetig mit unstetiger erster Ab-
leitung. Auf r = a eingeschränkt (drl r=a = 0) bleiben von den ea nur die ste-
tigen Terme und auch die dea sind auf r = a stetig:
T r ~ IP
0 - d~ - sin ~ d~P
wa
ß
= (4.5,32)
0 - cos ~ d~P
Man bemerke, daß die unstetigen Funktionen v' und v' mit dr multipliziert
sind, so daß in dwaß kein v" auftritt (siehe Aufgabe 4). Daher ist Raß zwar
unstetig, enthält aber keine o-Funktion.
Bemerkungen (4.5,33)
1. Die Einstein-Gleichungen verbieten o-Singularitäten in den Kontraktionen Ra,
und man wird sich fragen, ob sie in den Ra ß zulässig wären. Dies ist eben-
falls nicht der Fall, denn die Unstetigkeitsfläche hat die raumartige Normale
dr, und nach (4.2,13) bedingt dann die Regularität von Ra die von R~ß.
2. Verwendet man die im Beweis gegebene Basis mit einer allgemeineren Funk-
tion v(r,r), kann man leicht eine Lösung der Einstein-Gleichungen finden,
die den Gravitationskollaps einer c~-Dichteverteilung beschreibt. Die unsteti-
ge Lösung ( 4. 5 ,30) kann als Grenzfall einer c~-Lösung angesehen werden
(Aufgabe 4).
3. Damit sich die Lösungen nahtlos aneinanderfügen, muß der Schwarzschild-
4.5 Leben und Sterben der Sterne 231
r =0
Singularität
r =1
K-----+-- Sternoberfläche
Schwarzschild
Fig. 65
232 4. Gravitation
Radius außen
81TK fa d""""'
r r2
""""' """
p( r ,r)lr=o
0
sein. Dies war zu erwarten, denn für T = 0 ist dr = dr. In den statischen
Koordinaten (t,r) ist außen vom dramatischen Geschehen im Innem nichts
zu spüren. Was sie im Innern verbirgt, verschweigt die Schwarzschild-Lösung
wie ein Grab.
brauchbar, am Rand wird die Metrik singulär. Die Geraden r = konst stellen
Weltlinien radial frei fallender Beobachter dar, T mißt ihre Eigenzeit. In dieser
Karte breiten sich die Lichtkegel innerhalb des Sterns bei Annäherung an die
Singularität aus, außerhalb klappen sie zusammen (siehe Fig. 65). Man beachte,
daß die Bedeutung von r = l als Horizont für r > a dadurch zum Ausdruck
kommt, daß ab hier die Lichtkegel ganz auf einer Seite der Kurve r = konst
bleiben.
Aufgaben ( 4.5,35)
1. Integriere ( 4.5,11) für p = konst (vgl. 4.4,12).
2. Zeige, daß p = 3/561TKr2 eine Lösung von ( 4.5,11) für die Zustandsgleichung von Strah-
lung p = p/3 ist.
3. Löse (4.4,10) für K > 0, wenn p = p/3 und p = p.
4. Benütze die Basis (4.5,31)
Lösungen ( 4.5,36)
1. Sei x die in ( 4.5, 13) gegebene dimensionslose Variable und y = p/p, dann wird die Glei-
chung
2. p = _1__ ,
561TKf
M(r) = 4m< J dr' r'
0
2 p(r') = ~~,
4.5 Leben und Sterben der Sterne 233
3 + r
ap- - 4 14r 14 = p + p M(r) + 4nKp~
- ar - 281TKr3 - 561TKr3 r(1 _ J) r r - 2M(r)
7
gegeben. In beiden Fällen haben wir R(O) = 0 gewählt und sehen, daß R nach endlicher
Zeit wieder nach 0 zurückfällt.
4. Aus den übertragungsformen ( 4.5,32) findet man nach ( 4.1 ,28) die Krümmungsformen
R0 {} = ev (v 2 + v)dr !\ d11
0 = ev(3v 2 + 2v) = r __
r r
o = (1 +l L)(3v 2 + 2ii) = r = r
2v' dr {}{} """
Die beiden letzten Gleichungen werden durch ev = (F{f)r + G(r)) 213 gelöst. Da die Basis
bei Kartenwechsel r -+ r(r) unverändert bleibt, können wir G = r 312 setzen und verblei-
ben mit einer Funktion F(r). Die erste Einstein-Gleichung wird flir r = 0
-
FF' = 91TK r 2p(r,O) => F(r) = - [18nK Jdr r2 p(r,0)]
0
112 •
Nimmt man etwa nur einen Teil des Minkowski-Raumes, so kann man auch in
endlicher Zeit herauskommen, ohne daß draußen eine Singularität sitzen muß.
Um solche Fälle abzusondern, dient die
Definition (4.6,1)
Eine pseudo-Riemannsche Mannigfaltigkeit M heißt ausdehnbar, wenn sie ech-
ter Teil einer größeren M' ist, also ihre Metrik Einschränkung derjenigen von
M' auf Mist.
Bemerkungen (4.6,2)
1. M' ist natürlich nicht eindeutig durch M bestimmt, so daß man einer aus-
dehnbaren Mannigfaltigkeit nicht ansehen muß, ob sie wo singulär wird.
Etwa die Schwarzschild-Metrik für r > 5r0 kann zur regulären Lösung mit
einer stetigen Massenverteilung für r < 5r0 oder zur singulären Lösung aus-
gedehnt werden.
2. Bei ausdehnbaren Mannigfaltigkeiten hat man das Gefühl, etwas mutwillig
weggelassen zu haben, und wir postulieren, daß das physikalische Raum-Zeit-
Kontinuum nicht ausdehnbar ist.
3. Es gibt Beispiele ([33], p. 58), in denen man aus einem nicht ausdehnbaren
Raum herauskommt, so daß man eine verfeinerte lokale Nichtausdehnbar-
keit postulieren muß. Diese Beispiele erscheinen aber gekünstelt, so daß wir
uns mit der primitiven Definition begnügen.
Als nächstes müssen wir entscheiden, welchen Beobachtern wir unbe-
schränkte Verweilzeit zubilligen.
Definition ( 4.6,3)
Eine pseudo-Riemannsche Mannigfaltigkeit heiße zeitartig geodätisch vollstän-
dig, wenn jede zeitartige geodätische Linie für beliebig große Eigenzeitparame-
ter fortgesetzt werden kann.
Bemerkungen ( 4.6,4)
I. Im Riemannschen Raum M definiert die Metrik g eine Metrik für die Topo-
logie von M, und geodätische Vollständigkeit ist mit Vollständigkeit als
metrischer topalogischer Raum gleichbedeutend.
2. Man kann auch auf lichtartigen geodätischen Linien einen affinen Parameter
definieren und von lichtartiger und raumartiger geodätischer Vollständigkeit
sprechen. Diese Forderungen sind nicht äquivalent (Aufgabe 1) und physi-
kalisch ist zumindest (4.6,3) zu fordern.
3. Geodätische Unvollständigkeit stellt zwar eine Verlegenheit für den Beob-
achter dar, der nur eine endliche Eigenzeit in der Mannigfaltigkeit verweilt,
aber nicht notwendig ein Anzeichen für etwas Unendliches. Dies zeigt das
Beispiel
236 4. Gravitation
h = ~ ( cos4 ( t - x) - 1) , A. E (0,2),
r
J ds = J ds dt = dtyl- cdx) 2 < 2 j dt C 312 = 4.
dt 1 dt 1
Daß hier das Ende bei x = oo ist, liegt nur an der Koordinatenwahl, man
kann es auch ins Endliche transformieren, so wie in der Schwarzschild-
Metrik in der Variablen In r das Ende bei - oo liegt.
5. Man könnte verlangen, daß zeitartige Linien mit beschränkter Beschleunigung
:zai.ßgaß für beliebige Eigenzeit fortgesetzt werden können. Ist dies nicht der
Fall, wäre die Mannschaft einer denkbaren Rakete mit endlichem Treibstoff-
vorrat plötzlich am Ende der Welt angelangt und wüßte nicht, was zu tun sei.
Diese Möglichkeit ist aber bei geodätischer Vollständigkeit noch offen [34].
Geodätische Linien sind die Weltlinien frei fallender Beobachter (vgl. Auf-
gabe 4). Das nichtrelativistische Analogon zu einem geodätischen Vektorfeld ist
das Strömungsfeld vi einer idealen Flüssigkeit ohne Druck im Gravitationspoten-
tial <1>. Die hydrodynamischen Gleichungen verlangen für eine stationäre Strö-
mung vk vi,k = - <l>,i· Sei n ein Vektorfeld, welches von der Strömung mitge-
führt wird, etwa der Abstandsvektor zwischen benachbarten Flüssigkeitsteilchen.
Seine Lie-Ableitung nach v verschwindet also (vgl. 1,2.5,12;5)
(4.6,5)
4.6 Existenz von Singularitäten 237
JL
vk Lk (v. (4.6,6)
ax axJ n.)
l
= - nk <I> "k
,I
ergibt. Der Abstand zwischen zwei Teilchen wird also durch den Feldgradienten
verändert, und zwar wirkt die positive zweite Ableitung von <I> fokussierend.
Da <I> der Gleichung
v.1 La
X. c = - v.1 vk ,I"k = vk ,1. v.1, k + <I> , kk ~ c2 /3 . (4.6,8)
l
Hier wurde (4.6,7) verwendet und die Wirbelfreiheit, welche via Spurungleichung
für symmetrische n x n-Matrizen (Aufgabe 3)
(4.6,9)
eingeht. Ist c einmal positiv, wird es durch ( 4.6,8) so verstärkt, daß es alsbald
nach Unendlich entgleitet und die Stromlinien zusammentreffen. Ist s der
Strömungsparameter auf der Stromlinie (diese sei durch x(s), vi(x) = dx)ds ge-
geben (vgl. 4.1,18;1)), dann besagt (4.6,8)
so daß c vor s = 3/c(O) beliebig groß wird. Diese elementare Eigenschaft der
Schwerkraft zeigt schon die wesentlichen Züge der jetzt zu besprechenden re-
lativistischen Theorie.
Das relativistische Analogon zu ( 4.6,6) ist die
Gleichung der geodätischen Deviation (4.6,11)
Sei v = V". e<> ein geodätisches Vektorfeld und n ein Vektorfeld mit Lv n = 0,
dann ist
DV DV n =- e (R"nln
tJ
0 v) vil.
Q
Beweis
Nach (4.l,7;(vii)') ist Dv n =On v und wegen Dv v = 0 und (4.1,19 und 20;2)
ist
238 4. Gravitation
n=a~=el/y'gll=el R
1 + Kr 2 /4
schreiben. Mit den Übertragungsformen aus ( 4.4,5) finden wir
. .
D n= R e + R D e = R e
v I + Kr 2/4 1 I + Kr 2/4 v 1 I + Kr 2 /4 1 '
D D n = (D _ _R_) e
v v v I + Kr2 I4 I
Dv c ~ c 2 /3.
Beweis
Wir arbeiten in der natürlichen Basis eines mitfallenden Koordinatensystems,
so daß V= at und g =- dt2 +gab dxa (8) dxb. Wie in (4.6,11) ist Dv V= 0 und
Dv a a = Da a V. Wenn wir noch
D
aa
v=D
v a
o =B.a
R a'
D c = _ iL 3R = 3R 2 _ 3R ~ c2 ; 3 = 3R 2
v at R R2 R R2
gilt, wenn R ~ 0. Dies entspricht der Bedingung iv R 0 ~ 0 und ist nach
(4.4,10) erfüllt, wenn p + 3p ~ 0.
240 4. Gravitation
Bemerkungen (4.6,16)
l. Gemäß den Einstein-Gleichungen ( 4.2, 11 ;(i)) besagt die Bedingung iv R 0 ;;;. 0,
daß für den Gesamt-Energie-Impuls-Tensor T 00 + T 11 + T 22 + T 33 ;;;. 0 sein
muß (Energiebedingung). Dies ist für alle vernünftigen Modelle von Materie
erfüllt. Die Positivität geht deswegen ein, da negative Energie abstoßende
Schwerkraft erzeugt, und diese könnte die Konvergenz der geodätischen
Linien verhindern.
2. Das nichtrelativistische Resultat ( 4.6, 10) verallgemeinernd sehen wir, daß
unter den Umständen von ( 4.6, 14) c nach endlicher Zeit unendlich werden
muß, wenn es einmal positiv ist. Sei s der Eigenzeitparameter (vgl. 4.1, 18; 1)
auf den geodätischen Linien von V, vi(x(s)) = x:i(s), und c(s) = c(x(s)). Falls
c(O) > 0, so wird c innerhalb von 0 ~ s ~ 3/c(O) unendlich.
3. Ist Nab = <ealeb), so ist (Det N) 112 das von den räumlichen Basisvektoren
aufgespannte Volumen. Da
bedeutet c ~ oo, daß das Volumen gegen Null geht, benachbarte geodätische
Linien zusammenkommen. Es gibt dann ein Basisfeld n, Lv n = 0, das Null
wird.
Daß c nicht beschränkt bleibt, muß noch kein Zeichen eines Unglücks
sein, in (4.6,14) wurde ja strikte Positivität von ~ R0 nicht verwendet. Das
heißt, derselbe Schluß ist auch im flachen Raum zu ziehen, obgleich die Metrik
überall regulär bleibt.
v=a =- a- X a,
., y't2 -x2 t y't2 -x2 x
tatsächlich gilt
4.6 Existenz von Singularitäten 241
X ---------------------------,
V
V
D c = - Q_ 1 = j_ = c2
v 37 T T2 '
Definition (4.6,18)
(i) Die Zukunft J+(x) (bzw. Vergangenheit r(x)) von x E M sind die Punkte
aus M, die durch zukunftsgerichtete (bzw. vergangenheitsgerichtete) kau-
sale Kurven (siehe 2.1, 15) mit x verbunden werden können.
(ii) Sei S eine raumartige Hyperfläche, x E D+(S), so nennen wir C(x,S) (bzw.
C 1 (x,S)) die Menge der kausalen (bzw. differenzierbaren kausalen) Kurven
von x nach S. C(x,S) sei folgendermaßen topologisiert: Eine Basis für die
Umgebung einer Kurve )-.. bilden alle Kurven, die in einer Umgebung (im
242 4. Gravitation
Sinne der Topologie von M) von "J.. . bleiben. C 1 habe die von C induzierte
Topologie.
(iii) Die Länge von A E C 1 (x,S) sei durch
definiert.
Propositionen ( 4.6,21)
VX E Innerem von D+(S) ist:
(i) r(x) n D+(S) kompakt,
(ii) C(x,S) kompakt,
(iii) d: C 1 (x,S) ~ R+ oberhalbstetig.
Bemerkungen ( 4.6,22)
1. Zeitrichtung ist hier und im folgenden keine ausgezeichnet, D+ (J+) kann
sinngemäß mit D- (r) ausgetauscht werden.
2. (ii) ist eine Variante des Satzes von Ascoli, nach welchem eine Schar gleich-
gradig stetiger Kurven in Kompakta in der Topologie der gleichmäßigen Kon-
vergenz in einem Kompakturn liegt. Kurven beliebiger Steigung bild~n kein
Kompaktum, etwa x = sin n t, n = 1,2, ... , oo, konvergiert gegen nichts
gleichmäßig. In ( 4.6,21) verhindert die Forderung, daß die Kurve nie aus
dem Lichtkegel austritt, ein solches Verhalten.
3. (i) ist für (ii) notwendig, etwa x = sin t/n, n = 1,2, ... , oo, konvergiert für
- oo < t .;;;; 0 nicht gleichmäßig gegen Null.
4. d ist nicht stetig, denn in jeder Umgebung U von A E C(x,S) kann man licht-
4.6 Existenz von Singularitäten 243
ox" ~
ax"
v-
---.---.- -
x"Y g =
xß
ß-y
ox" X.ß
. I . ß ·-y
g
cxß
V- X X gß-y
x
gegeben. Steht nicht 1 zu allen Tangentenvektoren von S, so ließe sich eine
positive Änderung erzielen.
Beispiel ( 4.6,24)
Wie in (4.6,17) sei g =- dt 2 + dx 2 , p = (t 0 ,0), S = {(t,x) E R 2 : t 2 -x 2 = 1,
t ~ - 1}. Die Geraden durch den Ursprung sind die geodätischen Linien 1 zu S.
Gerade durch p: x = v(t - t 0 ) schneiden S in x 2 = v2 (t - t 0 ) 2 = t 2 - 1, so daß
auf ihnen der Abstand zu S gleich (t 0 - t) yl-v 2 = (1 + tö - 2t 0 t) 112 wird
(Fig. 67). Für t 0 ~ 0 nimmt dies wegen t ~- 1 sein Maximum für t = - 1 an,
dann ist die zu S orthogonale Geodätische die längste Linie. Für t 0 > 0 wächst
der Abstand mit t -+ - oo unbeschränkt, es existiert kein Maximum, die Gerade
zu (- I ,0) ist die kürzeste. Dies ist kein Widerspruch zu ( 4.2,23), da dann
p tf. D(S).
Intuitiv wird man vermuten, daß man bei gekreuzten geodätischen Linien
stets durch Rundung der Ecken eine günstigere Kurve bekommt. Diese Erwar-
tung bestätigt der
Satz ( 4.6,25)
Sei v: Dv v = 0, (viv)= - 1 das geodätische Vektorfeld 1 zu einer Hyperfläche
S, /'(T) eine Stromlinie von v und n: Lv n = 0, (nlv> = 0, verschwinde in ')'(0),
aber nicht auf ganz 'Y· 'Y ist dann V p > 0 nicht mehr Kurve längster Eigenzeit
von ')'(p) nach S.
244 4. Gravitation
'
''
''
''
''
'''
'
''
'
s
Fig. 67 Zu S senkrechte geodätische Linien in ( 4.6,24)
Beweis
Wir verwenden mitbewegte Koordinaten g = - dr 2 + gik dxi dxk, r die Eigen-
zeit längs- v = ar. Dan (4.6,11) genügt und für r = 0 verschwindet, kann dort
Dv n nicht verschwinden, sonst wäre es ja auf 'Y Null. Daher ist für w := n/r
der lim (w!w) > 0 (n ist raumartig). Wegen
Dw v = 1T Dn v = 1T Dv r w = Dv w + w/r
geht
auf 'Y für r-+ 0 nach + oo. Dieser Ausdruck hat die Bedeutung der zweiten Ab-
leitung von r längs der geodätischen Linie in Richtung von w: Sei w das geo-
dätische Vektorfeld, welches auf 'Y die Richtung von w hat, Dw w = 0, wh =
= wh, dann ist
4.6 Existenz von Singularitäten 245
wenn r der Kurvenparameter auf der Stromlinie dx"' /dr = w"'(x(r)) ist. Nennen
wir den Abstand des Punktes x von 'Y(P) längs der geodätischen Linie zwischen
diesen Punkten p - r(x), so ist für genügend kleine p die Funktion r(x) in
einer Umgebung von ')'(0) definiert und dort regulär. Auf 'Y ist r = 7 und es
gibt auf 'Y Punkte mit
also in der Umgebung von 'Y einen Punkt q mit 7 > 7'. Stößt 'Y für 7 = 7 0 durch
S, so ist auf 'Y der AbstaJ1d von ')'(p) zu S gleich 7 0 + p. Auf der Geodätischen
von p zu q ist er 7 0 - 7 und von dort zu S gleich 7, so daß wir auf diesem Weg
'Y' insgesamt eine Eigenzeit 7 0 - 7 + 7 > 7 0 brauchen (Fig. 68).
Fig. 68 Kurve 'r' mit längerer Eigenzeit als die geodätischen Linien 'Y
246 4. Gravitation
Beispiel ( 4.6,26)
Im Paradefall (4.6,17 und 24) mit S = {(t,x) E R 2 : t 2 -x 2 = 1, t :s;;;- 1}, 'Y =
p = {t 0 ,0}, t 0 > 0, ist W = ax, also r = X und
= t-Achse, T = yt 2 -x 2 und
a2 _ 1 a2 - _ a2 . h 2 2 _ 1
ar 2 Ti-r- f1l > ar2 T- ax 2 y(t- to) -X lx=O- lt- tol
für alle t < 0. Die explizite Rechnung von ( 4.6,24) bestätigt den zuvor gezo-
genen Schluß.
Wir sammeln nun schließlich unsere Resultate in dem
Satz ( 4.6,27)
Sei (M,g) zeitorientierbar, iv R 0 ;;. 0 für zeitartige Vektoren v und S C M eine
raumartige Hyperfläche auf der die Konvergenz des orthogonalen geodätischen
Vektorfeldes v überall ;;. c0 > 0 ist. Gibt es in D(S) einen Punkt p mit Abstand
> 3/c 0 von S, dann ist (M,g) nicht zeitartig geodätisch vollständig.
Beweis
Nach (4.6,14) wird auf jeder Flußlinie von v in einem Abstand:!( 3/c 0 von S
die Konvergenz von v unendlich. Daher gibt es für jede Geodätische durch p
1 zu S das Feld n, das vor p verschwindet (vgl. 4.6,16;3), so daß keine
geodätische Linie durch p die Kurve längster Eigenzeit zu S ist. Dies wider-
spricht ( 4.6,23), so daß als logischer Ausweg nur die Möglichkeit verbleibt, daß
sich die geodätischen Linien nicht bis p fortsetzen lassen.
Bemerkungen ( 4.6,28)
1. Die Schwäche der Aussage liegt darin, daß wir nicht erfahren, was physika-
lisch an der Singularität geschieht, ob es unendliche Gezeitenkräfte gibt,
oder ob wie in (4.6,4;3) alles endlich bleibt ("quasireguläre Singularität").
2. Die Konvergenz von v würde vermuten lassen, daß auch die Konvergenz der
Stromlinien der Materie unendlich wird und irgendwo die Energiedichte
divergiert. Die Schwierigkeit, dies zu beweisen, besteht in der Möglichkeit,
daß noch vorher eine quasireguläre Singularität entsteht und die Zeitent-
wicklung aufhört, bevor es zur unendlichen Dichte kommt.
3. Um aus (4.6,23) Schlüsse auf die Existenz von Singularitäten zu ziehen, muß
man etwas über die Größe von D(S) wissen. Etwa für eine Cauchy-Fläche S
mit c0 > 0 sind Singularitäten unabwendbar.
4. Es gibt zahlreiche Variationen und Verfeinerungen dieses Satzes [33]; doch
ist die genauere Natur des physikalischen Geschehens an der Singularität
noch ungeklärt.
Beispiele ( 4.6,29)
1. Friedmann-Universum ( 4.6, 15) mit S gleich der Hyperfläche t = konst. Dies
4.6 Existenz von Singularitäten 247
ist eine Cauchy-Fläche, so daß jeder spätere Punkt in D(S) liegt. Ist daher
c = - 3R/R > 0, so kann auch noch so großer Druck die Entstehung einer
Singularität nicht mehr verhindern.
2. (M,g) sei (R 2 , - dt 2 + dx 2 ), S = {(t,x): t 2 -x 2 = 1, t ~- 1, lxl ~ r}. Man
berechnet (siehe Fig. 69)
c= *di * 1 = -(3v + ~) =
v v a312
3
- 3r/2
für r <a
3/ 2 für r>a
r
0
312 - 3r/2
248 4. Gravitation
r
c wird also wieder an der Singularität bei r 312 = 312 - 3r/2 = 0 unendlich.
In den statischen Koordinaten ist c ~ r- 312 , denn Radialgeschwindigkeit
vr ~ !potentieller Energiel 112 ~ r- 112 gibt vr,r ~ r- 312 •
Das Interesse an den Singularitätensätzen liegt auf der Hand, geht es doch
um die Frage, ob die meisten großen Sterne in schwarzen Löchern verenden
oder diese nur unter ganz besonderen Umständen entstehen, ob das Universum
aus einem Punkt entsprungen ist und wieder in einen solchen einkehrt. Sie
zeigen, daß unsere Kenntnis der Naturgesetze unvollständig ist, daß sie einmal
durch etwas abgelöst werden, das jenseits menschlicher Erkenntnis liegt.
Aufgaben ( 4.6,30)
1. Konstruiere ein Beispiel einer pseudo-Riemannschen Mannigfaltigkeit, die zwar raumartig
und lichtartig, aber nicht zeitartig geodätisch vollständig ist. Dazu wähle man im R 2 ,
g = n( t,x)( dx 2 - d t 2 ), die Funktion n passend.
2. Finde zeitartige geodätische Linien ftir die Metrik ( 4.6,4;3), bei denen x + t nach end-
licher Eigenzeit unendlich wird.
3. (i) Beweise ( 4.6,9), (ii) finde ein Beispiel einer nicht symmetrischen rellen 2 x2-Matrix,
die ( 4.6,9) verletzt.
4. In der Notation von ( 4.3,1) besagt die kontrahierte Bianchi-Identität ( 4.2,21) ftir den
Energie-Impuls-Tensor (3.1,25;3) mit p = 0: T"' = p vv"', daß (p vß v"');ß = 0. Zeige, daß
v dann geodätisch ist. Identifiziere die Konvergenz eines beliebigen Vektorfeldes zu
c =- v"';o: =- ov = *(Lv *1) = *(d*v).
5. Setze d von der dichten Menge C 1 (p,S) auf C(p,S) oberhalbstetig fort. Gib Beispiele
einer dicht definierten stetigen Funktion, die sich nicht oberhalbstetig fortsetzen läßt,
und verschiedener oberhalbstetiger Ausdehnungen stetiger Funktionen.
6. Beweise (4.6,21).
Lösungen ( 4.6,31)
1. n = 1 flir lxl ;;;. 1, n x(t,O) = 0 und !im ltl 2 +• Q(t,O) = 0 mit E > 0. Dann ist die Zeit-
' t~oo
.c := ~ v 2 - u v.
Dann ist
h
2v
"2 •.
- u v = -1 und P := Q_.&_ = h v- u= konst.
ov
Wir müssen also
u= ylil2-+ 2h' .
v = -1 (P + u). = -.~
2
h u-P
4.6 Existenz von Singularitäten 249
Lv *1 = div *1 = d*v,
5. Setze d("A) = inf _sup d(5;). Dies ist oberhalbstetig und brauchbar, sofern ftir ge-
C' ::)UE;>.. ;>..EU
nügend kleine U das sup endlich ist. Aus dem Beweis von ( 4.6,21) geht hervor, daß dies
bei uns der Fall ist. Etwa ftir f: R - {0}-+ R, x-+ lxl- 1 , ist dies bei {0} nicht der Fall,
dies läßt sich nicht oberhalbstetig in ein f: R -+ R ausdehnen. Obige Ausdehnung ist
übrigens so stetig wie möglich, etwa f: R - {0}-+ R, x-+ lxl, schreibt sie den Wert f(O) =
= 0 zu, während f(O) = a flir alle a ;;;. 0 oberhalbstetig wäre.
6.iWäre r(x) n D\S) nicht kompakt, gäbe es eine unendliche, lokal endliche Oberdeckung
durch relativ kompakte Umgehungen Ui mit ai E Ui, die ai ohne Häufungspunkt. Sei
XE u, und 'Yj eine Familie kausaler Kurven von X nach ai. 'Yi n au, hat einen Häufungs-
punkt h 1 • Sei c 1 eine kausale Kurve von x nach h 1 , dann enthält c 1 einen Punkt x 1 , der
außer in U1 auch in einer anderen Menge U2 liegt. Da r(x 1 ) nach (4.6,20;ii) eine Um-
gebung von h 1 enthält, liegt auch eine unendliche Unterfamilie 'Yli der 'Yi und damit die
unendlich vielen a 1 i im r(xJ). Die 'Yli n 3U2 n r(xJ) haben einen Häufungspunkt h 2 ,
und es existiert eine kausale Kurve c2 von x 1 nach h 2 und so fort (Fig. 70). Diese Pro-
zedur fUhrt auf eine kausale Verbindungslinie von x, x 1 , x 2 .. , die nicht nach unten ver-
längert werden kann, da die ai keinen Häufungspunkt haben. Aus dem gleichen Grund
kann sie aber S nicht treffen, sonst enthielte eines der relativ kompakten Ui unendlich
viele ll_i· Die Existenz dieser kausalen Kurve widerspricht aber der Definition von D+(S),
so daß r(x) n D\S) kompakt sein muß.
ii. Als metrischer Raum ist C(x,S) kompakt, wenn er vollständig und präkompakt ist. Der
gleichmäßige Limes stetiger kausaler Kurven ist stetig ([22], 7 .2, 1) und wegen ( 4.6,20;ii)
auch kausal, so daß die Vollständigkeit unmittelbar folgt. Präkompaktheit bedeutet, daß
es V € eine endliche Oberdeckung von C(x,S) mit Umgehungen mit Durchmesser f gibt.
Eine solche von einer Kurve 'Y sind die Kurven
250 4. Gravitation
Fig. 70 Konstruktion einer nicht ausdehnbaren kausalen Kurve, die S nicht schneidet
wenn p eine Distanzfunktion für die Metrik von Mist. Da r(x) n D\S) kompakt ist,
können wir es durch endlich viele Ai= Inneres von r(ai) n J\aj), i = I ... n, mit Durch-
messer < E überdecken. x sei in A 1 enthalten, und wir bilden alle Ketten
B. =
J
d A.k,
k=lJ
mit
Die Bj = {'Y E C(x,S): 'Y c Bi} bilden eine überdeckung von C(x,S), da jede kausale
Kurve von x in einer solchen Kette liegen muß. Die Zahl der Bj ist endlich und ihr
Durchmesser ist< E.
iii. Wir müssen zeigen, daß es V. E eine Umgebung U von X gibt, so daß d(X) < d(X) + E
V. X E U. Dazu nehmen wir mit X mitbewegte Koordinaten, so daß A eine der Zeitachsen
xi = konst, j = 1,2,3, ist und die l!oj verschwinden. Da d von der Wahl des Kurvenpara-
meters unabhängig ist, können wir daflir x0 verwenden und wir haben
4.6 Existenz von Singularitäten 251
mit
zu vergleichen. Nun ist ~k Xi Xk > 0, und da g00 als stetige Funktion auf dem Koro-
pakturn r(x)n D\S) gleichmäßig stetig ist, können wir durch eine genügend kleine
Umgebung d(X) < d(A.) + € erreichen.
Weitere Literatur
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SACHVERZEICHNIS
A E
B
F
Basis 12
Beugung 134, 140 Feld einer Gravitationswelle 206
Bianchische Identität 170, 185 Feldrückwirkung 68
Birkhoffscher Satz 210 Flacher Raum 168
Bohrscher Radius 6 Frauenhaferscher Bereich 154
Fresnelsches Integral 136
Friedmann-Universum 202
c
Cartansche Strukturgleichung 167 G
Cauchy-F1äche 20, 54
Charakteristik 18, 58 Gauß, Satz von 14
Christoffei-Symbole 164 Geodätisch vollständig 235
Coulomb-Potential 67 Geodätische Deviation 237
Geodätisches Vektorfeld 166
Geometrische Optik 131
D Gesamtladung 37
Gezeitenkräfte 246
De Sitter-Metrik 212 Gleichförmige Beschleunigung 77
De Sitter-Universum 194 Gleichförmige Bewegung 75
Dipolstrahlung 5 Gravitationsstrahlung 8
Diracsche 8-Funktion 21 Gravitationsstrahlung rotierender Massen
Distribution 21 9
Gravitationswelle 206
Green-Funktion 21, 23, 59, 61
Greensehe Formel 23
Sachverzeichnis 257
H M
Inneres Produkt 15 N
Isotroper Raum 189
Natürliche Basis 13
Neutronenstern 9
K Noethersches Theorem 49
Normalschwingung 119
Kausale Kurve 54
Keilprodukt 12
Killing-Vektorfeld 51 0
Kirchhoffsche Beugungstheorie 139
Klassischer Elektronenradius 5 Oppenheimer-Snyder-Lösung 229
Koableitung 16 Orthogonale Basis 17
Konforme Transformation 52
Kontrahierte Bianchi-Identität 185
Konvergenz der Strömung 237 p
Kosmologisches Glied 175
Kosmologisches Prinzip 193, 194 Parallelverschiebung 160
Kovariante Ableitung 159, 160 Partielle Differentialgleichung 18
Kriechwelle 148 Penrose-Diagrarnm 195
Krümmungsform 167, 169 Perfektes kosmologisches Prinzip 194
p-Form 12
Poincare-Transformation 35
L Poyntingscher Vektor 53
Punktteilchen 39
Ladungserhaltung 35
Lagrange-Funktion 47
Landau-Lifschitz-Form 179 Q
Laplace-Beltrami-Operator 16
Larmorsche Formel 4, 92 Quasireguläre Singularität 246
Uchtkoordinaten 23
Ue-Ableitung 16
Uenard-Wiechertsches Potential 67 R
Lineare Näherung 183
Lokale Lorentz-Transformation 17 4 Reissner-Nordstr~m-Metrik 213
Londonsche Gleichung 103 Renarmierte Bewegungsgleichung 99
Lorentzkraft 38 Resonator 123
Retardierte Green-Funktion 61
Riemann-Christoffel-Tensor 169
258 Sachverzeichnis
Robertson-Walker-Metrik 202 w
Rotierende Basis 41
Rotierende Ladung 81 Weyi-Formen 170
Run-away-solu tion I 00 Wirkungsprinzip 47
Wirkungsquerschnitt 155
s
z
Schattengrenze 137, 152
Scheinkraft 40 Zukunft 241
Schwarze Löcher 9
Schwarzschild-Metrik 212
Stokes, Satz von 14
Strahlung 87
Strahlungsfeld 68
Strahlungsrückwirkung 90
Streuquerschnitt 5
Stromdichte 35
Stufenfunktion 21
Supernova 221
Supraleiter 103
Synchrotronstrahlung 93
Teilchen-Horizont 197
Tensorfelder 12
Tensorprodukt 12
Tolman-Oppenheimer-Volkoff-Gleichung
223
Torsion 161
u
Übertragungsformen 17, 163
Unstetigkeitsfläche 181
Variationsprinzip 174
Vektorfelder 12
Vektorpotential 33
Vergangenheit 241
Veijüngung 158
w. Thirring Lehrbuch der
Mathematischen
Physik
Band 1 Klassische Dynamische Systeme
58 Abbildungen. XIII, 255 Seiten. 1977.
Geheftet S 250,-; DM 36,-
ISBN 3-211-81430-2