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10 Stahlbrückenbau

10.1 Überblick über die Brückentragwerke

Je nach dem überführten Verkehrsweg teilt man in Eisenbahn-, Straßen-, Kanal-,


Rohr- und Förderbrücken ein; nach dem unter der Brücke liegenden Geländehin-
dernis unterscheidet man Strom-, Fluß- und Talbrücken, und schließlich gibt es feste
und bewegliche Brücken. Während man sich früher mit Rücksicht auf technische
Schwierigkeiten und Kosten bemühte , rechtwinklige Kreuzungsbauwerke zu schaf-
fen , muß sich heute das Brückenbauwerk in Trasse und Gradiente dem Verkehrs-
weg anpassen. Dadurch entstehen schiefe Brücken (217.1), die zudem im Gefälle , in
einer Kuppen- oder Wannenausrundung (218.1 c) oder in einer Kurve liegen können
und dadurch geometrisch und statisch schwierig zu bearbeiten sind.

217.1
Schiefe Brücken o Festlager .0> Lager in einer Richtung
beweglich

Die Brückenhauptträger werden aus ästhetischen Gründen bevorzugt als Voll-


wandträger ausgeführt, doch sind Fachwerke bei großen Stützweiten und schwerer
Belastung (Eisenbahnbrücken) unentbehrlich. Die verfügbare Bauhöhe hat gro-
ßen Einfluß auf die Wahl des Tragwerks. Sie ist definiert als Abstand zwischen der
Fahrbahnoberkante auf der Brücke und der Konstruktionsunterkante.

10.1.1 Feste Brücken

In Bild 218.1 sind einige gebräuchliche Systeme für Brückenhauptträger zusammen-


gestellt. Der Balken auf 2 Stützen (a) kann als Vollwand- oder Fachwerkträger
ausgeführt werden ; als Ausfachung wählt man meist das Strebenfachwerk und das
Rautenfachwerk (53.1a, b), bei denen auch in der schrägen Durchsicht keine un-
schönen Stabüberschneidungen auftreten. Hilfspfosten, wie sie früher zur Knicksi-
cherung der Obergurte und zum Anschluß der Fahrbahnquerträger vorgesehen wur-
den (51.1a), werden heute nicht mehr ausgeführt. Ist die verfügbare Bauhöhe
groß genug, wird eine Deckbrücke ausgeführt, bei der die tragende Konstruktion
unter der Fahrbahn liegt (218.1 b, c, g). Andernfalls ragt der Hauptträger über die

A. Thiele, Buchenau/Thiele, Stahlhochbau


© Springer Fachmedien Wiesbaden 1985
218 10.1 Überblick über die Brückentragwerke

Fahrbahn nach oben heraus und beeinträchtigt den freien Blick von der Brücke (a,
d, e, f, h). Balkenbrücken können über mehrere Felder mit Gelenken als Gerber-
träger oder ohne Gelenke als Durchlaufträger gebaut werden (b, c). Durchlau-
fende, vollwandige Balkenbrücken werden bis zu Stützweiten über 200 m ausge-
führt. Eine geschwungene Bauwerksunterkante mit Vergrößerung der Trägerhöhe
über den Innenstützen ist für den freien Vorbau der Mittelöffnung zweckmäßig. Ist
diese gegenüber den Seitenöffnungen sehr groß, kann der Durchlaufträger durch
einen dritten Gurt (Druckgurt) verstärkt werden, und es entsteht ein versteifter
Stabbogen (218.1d) mit Stützweiten bis = 250 m. Bei seilverspannten Bal-
ken (Schrägseilbrücken) (e, f) wird der Durchlaufträger in Zwischenpunkten ela-
stisch mit Schrägseilen am Pylon aufgehängt. Die Seil"harfe" (f) wirkt im schrägen
Durchblick besser als das Seil"büschel" (e). Beim Bogentragwerk (g) wird die
nicht mittragende Fahrbahn auf den Bogen abgestützt oder am Bogen angehängt,
wenn dieser oberhalb der Fahrbahn liegt. Die Tragbögen können als eingespannte
Bögen oder als 2- bzw. 3-Gelenkbögen ausgeführt werden. Fachwerkbögen haben

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218.1
Hauptträgersysteme fester Brücken
a) einfacher Balken; Strebenfach-
werk
b) vollwandiger Durchlaufträger
mit veränderlicher Trägerhöhe
c) vollwandiger Durchlaufträger in
einer Wannenausrundung
d) versteifter Stabbogen
e) und f) seilverspannter Balken
(Schrägseilbrücke )
g) Bogenbrücke mit aufgeständer-
ter Fahrbahn
h)Hängebrücke

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