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VO Eisenbahnwesen

LVA-Nr.: 230.033, SS 2021, 2,5 Std.

3. Vorlesungseinheit

Fahrweg

Univ.-Prof. DI Dr.techn.
Norbert OSTERMANN
Institut für Verkehrswissenschaften Technische Universität Wien
Forschungsbereich für Eisenbahnwesen, Karlsplatz 13/230-2
Verkehrswirtschaft und Seilbahnen A-1040 Wien
http://www.eiba.tuwien.ac.at
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Lernziele

Ziele dieser Einheit

1. Beschreiben des Aufbaus eines Fahrweges.


2. Darstellen der Lastableitung.
3. Beschreiben der Einzelelemente des Fahrweges.
4. Beurteilung der Funktionsweise von Elementen des Fahrweges.
5. Beschreiben der Kräfte in der Schiene.
6. Erklären des Lebenszyklus des Fahrweges.
7. Nennen von Maßnahmen zur Instandhaltung.

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LVA 230.033 - VO Eisenbahnwesen - Fahrweg - 16.03.2021
Vorlesungsüberblick

Fahrweg

• Definition
• Fahrweg
• Lastableitung
• Schienen, Schienenverbindungen, Schienenbefestigung
• Schwellen
• Gleisbettung
• Feste Fahrbahn
• Unterbau, Entwässerung
• Fahrwegbau, Fahrwegerhaltung

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Definition

Fahrweg fahren Fahrzeug


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Betrieb

„Als Gleis wird die Fahrbahn für Schienenfahrzeuge bezeichnet. Das


Gleis besteht in der Regel aus hintereinanderliegenden Schwellen, auf
denen zwei parallel liegende, stählerne Schienen befestigt sind “

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Fahrweg

Aufgaben
• Spurführung für die Fahrzeuge
• Lastaufnahme und -abtragung der horizontalen und vertikalen Kräfte der
darüber rollenden Fahrzeuge in den Untergrund
• Stromrückleitung

Begriffsbestimmungen
• Bahnkörper: Erdbauanlage in ihrer Gesamtheit, bestehend aus Damm, unterer
und oberer Tragschicht, Gleis- und Unterbauplanum zzgl. Gleis und Bettung
• Planum: Aufstandsfläche des Schotterbettes, zur Ableitung der
Oberflächenwässer aus dem Bahnkörper
• Unterbauplanum: Aufstandsfläche der Tragschicht(en), dient zur
Gewährleistung einer gleichmäßigen und ausreichend tragfähigen
Aufstandsfläche für die Tragschicht(en) und zur Ableitung von eingesickerten
Oberflächenwässern

Vertiefung zum Thema: VO Bahnerhaltung


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Fahrweg

Fahrwegsysteme
• Schotteroberbau
• Feste Fahrbahn → Details ab Folie 45

Oberbau

Unterbau
Untergrund

Bettung Gleisrost (Schienen, Schwellen)


Bettungsflanke

Planumsschutzschicht

untere Tragschicht

gewachsener oder verbesserter Untergrund / Damm


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Hertz’sche Fläche

„Rad und Schiene berühren einander an einer elliptischen


Kontaktfläche.“
Hertz’sche Fläche
• Kontaktfläche zwischen Fahrzeug (Rad) und Fahrweg (Schiene)
• Übertragung der Kräfte (Gewichtskräfte, Beschleunigungs- und Bremskräfte)
• Übertragung des Rückstroms bei elektrischer Traktion
• auftretende Spannungen reichen teilweise an die Bruchfestigkeit der
Schienenköpfe und Radsätze (600-1200 N/mm²) heran

Zwangskräfte (normal)

Q N
N resultierende Kraft (Normalkraft) Sy
Tx

• Q Vertikale Radlast Y

• Y Führungskraft Sx Ty

Reibkräfte (tangential) β

• Tx Längsreibkräfte (zufolge Längsschlupf Sx)


• Ty Querreibkräfte (zufolge Querschlupf Sy)
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Lastableitung

Ableitung der Kräfte in den Untergrund Q


• Querkraft
• Längskraft
A1
• Normalkraft
A2

Eigenschaften des Oberbaus


• keine unzulässige Verformungen A3

• keine Zerstörungen am Oberbau

A4
Bsp.:
Q = 125kN
A1 ~ 3cm2 p1 = 42000N/cm2
A2 = 200 cm2 p2 = 420 N/cm2 A5
A3 = 510 cm2 Planum
p3 = 170 N/cm2
A4 = 2380 cm2 p4 = 37 N/cm2
A5 = 10100 cm2 p5 = 10 N/cm2
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Lastableitung

Streckenklassen
• Je nach Achslast (16 – 22,5 t) wird in Streckenklassen (A – D) unterschieden
• maßgebend für die Bemessung und Ausführung des Ober- und Unterbaus bzw.
von Brücken

Folge zu hoher Beanspruchung des Ober- und Unterbaus


• bodenmechanische Überbeanspruchung
• Verformung des Planums
• Schotterverunreinigung infolge unwirksamer Filterwirkung von unten
• Herabsetzen des E-Moduls des Schotters und damit dessen Tragfähigkeit
• Überbeanspruchung von Schienen, Schwellen, Befestigungen
• Lagebeständigkeit ist nicht mehr gewährleistet
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Schienen

Aufgaben
• Tragfunktion
• Führungsfunktion
• Leitfunktion (Rückleiter, Sicherungstechnik)

Eigenschaften
• Walzstahlerzeugnis mit Kopfhärtung
• Festigkeit bis 800 – 1100 N/mm² (vgl. Bewehrungsstahl: 500 N/mm²)
• Material: CrMo-Stahl oder CrMn-Stahl
• schweißbares Material
• bis zu 120 m Länge (Langschienen), lückenlos verschweißt (bis 500 m)
• Ausbildung von Bögen durch Verlegung in der Krümmung oder enge
Bogenradien ab Werk auf einer Dreirollenmaschine vorgebogen
• Bezeichnung nach der Metermasse (UIC 60 → 60 kg/lfm)

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Schienen

Schienenherstellung
• flüssiger Stahl wird in Formen gegossen und bis zum Erreichen der
Walztemperatur gelagert (1250°C)
• Walzen der Schiene in einem Walzprozess (ca. 20 Walzdurchgänge)
• Richten der Schienen bei 50°C und Schienenprüfung

voestalpine Schienen GmbH


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Schienen

Schienenformen
Stahlbezeichnung Zugfestigkeit Härtebreiche
Kommentar (gilt für Österreich)
EN 13674-1 UIC 860 V ÖBB VAS mind. [N/mm²] [HB]
R 200 S 700 700 R 200 680 200-240
R 220 S 800 --- R 220 770 220-260 bei Straßenbahn
R 260 S 900 A 900 A R 260 880 260-300
aufgrund des ungünstigen Mn-Gehaltes
praktisch nur mehr noch in marginaler
R 260 Mn S 900 B 900 B R 260 Mn 880 260-300 Menge, wird nicht mehr eingebaut
--- --- --- HSH-M 980 > 290 bei Straßenbahn
aufgrund des hohen Cr-Gehaltes
praktisch nur mehr in marginaler Menge,
R 320 Cr S 1100 Cr 1100 R 320 Cr 1080 320-360 wird nicht mehr eingebaut
umgangssprachlich fälschlicherweise
'kopfgehärtete' Schiene, richtig:
R 350 HT nicht definiert HSH HSH 1175 350-390 'feinperlitisiert'

Kommentar (gilt für Österreich)


ÖBB UIC EN 13674-1
Xa nicht definiert nicht definiert auf Schmalspurstrecken
A nicht definiert nicht definiert wird nicht mehr eingebaut, marginale Mengen
B S49 49 E1
C UIC 54E 54 E2
UIC 60 UIC 60 60 E1
S 64 nicht definiert nicht definiert wird nicht mehr eingebaut, marginale Mengen
VA 71 b nicht definiert nicht definiert marginale Menge
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Schienen

Anforderungen
• hoher Verschleißwiderstand
• hohe Streckgrenze, Zugfestigkeit und Härte
• hohe Ermüdungsfestigkeit
• hohe Sprödbruchfestigkeit
• gute Schweißeignung
• gute Oberflächenbeschaffenheit
• Ebenheit und Profiltreue
• geringe Eigenspannungen nach der Produktion
• gute Leitfähigkeit (Stromrückleitung bei Oberleitung, Sicherungstechnik)

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Schienen

Schienenformen
• Unterscheidung nach der Profilform
• 2 Hauptarten

Vignolschiene Rillenschiene
(Breitfußschiene)

Die Benennung der Schienen erfolgt nach dem Metergewicht


z.B.: Vignol UIC 60 → 60 kg/lfm

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Schienen

Lastableitung
• Biegespannung zufolge zentrischer Last
• Biegespannung zufolge Q, Y und TT

Biegespannung Kontaktspannung Temperaturspannung


zufolge Q zufolge Tx zufolge TT
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Schienen

Langschwellenoberbau
• Das Querschwellengleis wird in ein Langschwellengleis mit stetiger
Längsunterstützung des idealisierten, elastisch gelagerten Ersatzträgers
überführt

bQ

bi
• ideelle Breite des Ersatzträgers:

Breite der Querschwelle


seitlicher Schwellenüberstand
Schwellenabstand
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Schienen
Oberbauberechnung nach Zimmermann und Winkler
• Nachweis der Schienenbeanspruchung an einer durchgehend elastisch
gelagerten Schiene

• Darstellung der Nachgiebigkeit aller an der Einsenkung beteiligten


Komponenten durch die

Bettungszahl:

Flächenpressung zwischen Schwelle und Schotterbett [N/mm²]


Einsenkung der Schiene infolge Elastizität des gesamten Gleiskörpers [mm]
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Schienen

Schienenfußspannung nach Zimmermann


• Modell als langer elastisch gebetteter Träger

Charakterische Länge:

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Schienen

Schienen - Atmungslänge
• großer Temperaturdifferenzen können Schienenbrüche (Zugspannungen),
Verwerfungen (Druckspannungen) verursachen
• Gegenmaßnahmen: ordnungsgemäß eingeschotterte Schwellen,
kraftschlüssige Verbindung zwischen Schiene und Schwelle, Schwellenanker,
Wanderschutzklemmen
• Kräfte aus Temperaturänderung TT

t Temperaturdehnungskoeffizient
für Stahl 1,2·10-5 [1/K]
E E-Modul für Stahl 2,1·105 [N/mm²]
ASchiene Querschnittsfläche der Schiene
[mm²]

l =  t  t  l TT =  t  E  ASchiene  t t Temperaturdifferenz zwischen


Verspanntemperatur und
Außentemperatur

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Schienenverbindungen

Aufgaben
• Tragfunktion
• Verbindung
• Leitfunktion (Rückleiter, Sicherungstechnik)

Arten von Schienenverbindungen


• Laschenstoß (geschraubt)
• Schweißstoß
• geklebter Stoß (Isolierstoß)

Arten der Gleise


• Stoßlückengleis
• Lückenloses Gleis

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Schienenverbindungen

Laschenstoß

Ruhender Stoß
• „Doppelschwellen-Stoß“
• Schienenende auf einer gemeinsamen Schwelle
• Breit- (Stahl) oder Doppelschwellen (Holz) mit einer
gemeinsamen Stoßplatte

Schwebender Stoß
• Schienenenden zwischen zwei Schwellen
• Laschen mit I-, L-, U- oder Z-förmigem Querschnitt

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Stoßlückengleis

Merkmale
• Länge von 7,5 bis zu 30 m Schienenlänge
• laufende Kontrolle der Stoßlücken erforderlich
• laufende Erhaltungsmaßnahmen im Bereich der Schienenstöße (Stopfen der
Schwellen)
• Anwendung in engen Bögen
• kostenintensive Instandhaltung

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Stoßlückengleis

Sonderformen

Schienenauszug
• Lücken zwischen den Schienenenden am Schienenstoß zu Aufnahme der
Längenänderung der Schienen bei Änderung der Schienentemperatur
• Beim Verlegen der Schienen wird die „Verlegungslücke“ hergestellt

Isolierstoß
• Isolierstöße mit eingeklebten Stahllaschen und hochfester Verschraubung
• Isolierung von Stromabschnitten für die Gleisfreimeldung der Sicherungstechnik

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Schienenverbindungen

Schweißstoß

Thermit-Schweißung
• Thermit ist eine Mischung von Eisenoxyd und Aluminium
• Lückenweite der Enden 14 mm bis 16 mm
• Ummantelung der Lücke mit einer Gussform
• vorwärmen etwa 1000° C bis 1200° C
• Reaktion durch Zünden des Gemisches mit einer Wärmeentwicklung (bis etwa
2400° C)
• flüssige Eisen fließt in die Gussform
• für Verbindungsschweißungen
• für Schienen mit gleichem oder nahezu gleichem Querschnitt
• chem. Gleichung: Fe2O3 + 2Al → 2Fe + Al2O3 + Wärmeenergie

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Schienenverbindungen

Thermit-Schweißung

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Schienenverbindungen

Schweißstoß

elektrische Abbrennstumpfschweißung
• elektrische Widerstandsschweißung
• ausschließlich für Verbindungsschweißungen
• für Schienen mit gleichem oder nahezu gleichem Querschnitt
• zu verschweißenden Stücke mit ihren Enden fest eingespannt, elektrischer
Strom mit geringer Spannung (5 V) und großer Stärke (25000 A) wird durch die
beiden Stücke geleitet und erhitzt die Berührstelle
• beiden Stücke werden gegeneinander hin und her bewegt, bis an der
Berührungsstelle die Schmelztemperatur erreicht ist
• Aneinanderpressen der beiden Stücke

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Schienenverbindungen

elektrische Abbrennstumpfschweißung

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Lückenloses Gleis

Merkmale
• Gleise mit Schienenlängen größer als 60 m
• Weichen sind mit dem Gleis lückenlos verschweißt
• Verringerung der dynamischen Kräfte auf den Oberbau und das Fahrzeug
• weltweit als Standardgleis
• gute und dauernde Verspannung mit großem Durchschubwiderstand der
Schiene auf den Schwellen erforderlich
• Längenänderung der Schienen durch das Verspannen der Schienen mit den
Schwellen und das Zusammenschweißen der Schienenenden verhindert →
Spannungen in der Schiene
• Gewährleistung einer kraftschlüssige Verspannung der Schienenbefestigung,
durch eine vollständige und ausreichend verdichtete Einschotterung, eine
ordnungsgemäße Gleislage und einen standfesten Untergrund notwendig
• bis zu einem Mindestradius von 250 m möglich (bei Normalspur)

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Schienenbefestigungen

Aufgaben
• Tragfunktion
• Kraftschlüssige Verbindung zwischen Schiene und Schwelle als Voraussetzung
der Ableitung der auftretenden Kräfte in den Untergrund
• Gewährleistung des Durchschubwiderstandes / Verdrehwiderstandes
• dauerhaft-elastische Lagerung

Arten von Schienenbefestigungen


• direkte Befestigung
• indirekte Befestigung

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Schienenbefestigungen

Direkte Befestigung
• Älteste Form der Schienenbefestigung
• Verwendung von Nägeln und Schrauben
• Für seitliche Nagelung der Breitfußschiene Schienennägel mit einseitigem Kopf
• Durch die Last des darüber rollenden Rades Eindrückung des Schienenfuß in
das Schwellenholz → Lockerung der Befestigung
• Gegenmaßnahmen: Verwendung einer Unterlagsplatte zwischen Schiene und
Schwelle zur Verteilung des Schienendrucks auf eine größere Fläche der
Schwelle und Verwendung von Nägeln aus Federnstahl bzw. von
Schwellenschrauben mit Federring

Schienenschraube Schienennagel
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Schienenbefestigungen

indirekte Befestigung
• Trennung der Befestigung der Schiene auf der Unterlagsplatte von der
Befestigung der Unterlagsplatte auf der Schwelle
• Verwendung von Federringen zwischen Schraubenmutter und Klemmplatte
• Verwendung von Klammern oder Bügeln anstelle von Schrauben
• Einbau einer Zwischenlage aus Gummi zwischen Schienenfuß und
Unterlagsplatte als federndes und stoßdämpfendes Element

Befestigung mit Schraube und Federring Befestigung mit Bügel


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Schwelle

Aufgaben
• Tragfunktion, Verteilung und Weiterleitung der Kräfte auf die Bettung
• Herstellung und Beibehaltung der Spurweite
• Festhalten der Schiene, Sichern des Fahrweges
• Dämpfen von Schwingungen der Schiene, Verringerung der Übertragung von
Schall- und Körperschallwellen auf die Umwelt

Schwellenarten
• Baustoffe: Holz, Stahl, Spannbeton
• System:
• Einzelschwellen (Querschwelle, Langschwelle, Kreuzlängsschwelle)
• Doppelschwellen
• Breitschwellen
• Rahmenschwellen

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Schwelle

Anforderungen
• Schwellenabstand (Abstand der Schienenmitte) ~ 60 – 70 cm
• Zur Ableitung vertikaler Lasten muss die Schwelle eine möglichst große
Auflagerfläche besitzen
• Abtragung der Horizontalkräfte über die Formgebung und Schotterverzahnung

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Schwelle

Holzschwellen
• Abmessungen ~25 x 15 x 260 cm, ~ 70 – 100 kg
• Aus Hartholz zur Vermeidung der Einpressung des
Schienenfußes in die Schwelle (Eiche, Buche, Lärche)
• Aus dem Kernholz
• Flexibilität, daher gute Lastverteilung
• gute Verzahnung mit dem Schotterbett
• Widerstand gegen holzzerstörende Pilze und Insekten
durch Imprägnierung mit Tränkstoff (Holz wird mit
Tränkstoff vollständig gesättigt)
• guter elektrischer Isolator
• Lebensdauer (20–40 Jahre)
• Sonderform: „Brückenhölzer“ (Gleisschwellen auf
Stahlbrücken ohne Schottertrog)

Quelle: Lichtberger (2003)


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Schwelle

Stahlschwellen
• Abmessungen ~26 x 10 x 260 cm, ~ 35 – 100 kg
• trogartige Form mit gebogenen Enden
• Schotterabnutzung durch die ungedämpften Schläge
• Lebensdauer (60 Jahre)
• hohe Längs-/Querverschiebewiderstand
• gute Recyclingeigenschaften (Alteisenverwertung)
• Spurverengung bei Entgleisung
• Richtarbeiten bei Stahlschwellen mit Stirnblechen schwer auszuführen
• geringere Einbauhöhe als Holzschwelle
• geringeres Gewicht als Holzschwelle

Quelle: Lichtberger (2003)


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Schwelle

Y-Stahlschwellen
• vornehmlich auf Nebenbahnen mit geringen Achslasten und Geschwindigkeiten
• besteht aus zwei S-förmig gebogenen, warm gewalzten Breitflanschträgern und
zwei geraden Trägerabschnitten derselben Profile
• drei paarweise angeordnete Schienenauflagerungen
• hoher Quer- und Längsverschiebewiderstand

Quelle: Lichtberger (2003)


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Schwelle

1-Block-Betonschwellen
• Abmessungen ~30 x 21 x 260 cm, ~ 300 kg
• aus vorgespannten Beton
• Lebensdauer (ca. 50 Jahre)
• gute Lagestabilität
• maschineller Einbau möglich
• hohe Schotterpressung
• schlechte Verzahnung mit Schotterbett (Maßnahme: Besohlung auf der
Schwellenunterseite)

Quelle: Lichtberger (2003)


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Schwelle

2-Block-Betonschwellen
• Abmessungen ~29 x 25 x 225 cm, ~ 200 kg
• hoher Querverschiebewiderstand
• hohe Lebensdauer (ca. 50 Jahre)
• geringeres Gewicht als 1-Block-Betonschwellen
• Durchbiegung bei Unterhaltsarbeiten
• Korrosion / Ermüdung des Stahlträgers (führt zu Spurweitenfehlern)

Quelle: Lichtberger (2003)


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Schwelle

Lastableitung
• Biegebeanspruchung aus Q-Kräften
• Biegebeanspruchung aus Q- und Y-Kräften

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Gleisbett

Aufgaben
• Bettung ist der Querschnitt des Gleisschotterbettes
• Lagerung des Gleisrostes, Schotter wirkt dabei als Feder
• Entwässerung des Gleisrostes
• Radlasten werden über das Schotterbett flächenförmig und gleichmäßig in den
Unterbau bzw. Untergrund abgeleitet
Anforderungen
• frostbeständiges Material; Körnung 30/65mm
• einerseits: gute Verdichtung um hohen Querverschiebewiderstand zu
gewährleisten
• andererseits: Elastizität zur Dämpfung von Lastspitzen und schadlosen
Abführung von Oberflächenwässern
• Schwellenhöhe bestimmt Mindestbettungsstärke (30cm unter Schwelle am
Schienenauflager)
• Bettungsflanke: seitliche Böschung des Gleisschotterbettes (Schwellenbreite
bestimmt Vorkopfschotterungsbreite 40-50cm)
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Gleisbett

Anforderungen
• frostbeständiges Material; Körnung 30/65mm
• einerseits: gute Verdichtung um hohen Querverschiebewiderstand zu
gewährleisten
• andererseits: Elastizität zur Dämpfung von Lastspitzen und schadlosen
Abführung von Oberflächenwässern
• Mindestbettungsstärke a abhängig von der Schwellenart und der
Streckenklasse (0,30 – 0,50 m)
• Mindestbettungsbreite d mind. 1,70 m
• Bettungsflanke k ist die seitliche Böschung des Gleisschotterbettes
• bewährte Gesteinsmaterialien: Hartgesteine wie Granit, Basalt, Gneis, ...

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Gleisbett

Lastableitung
• Die in den Gleisrost übertragenen Radlasten werden über das Schotterbett
flächenförmig in den Unterbau bzw. Untergrund abgeleitet
• Spannungsverlauf:

Quelle: Lichtberger (2003)


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LVA 230.033 - VO Eisenbahnwesen - Fahrweg - 16.03.2021
Schotteroberbau

Merkmale
• Gleisrost im Schotterbett
• Schotter wirkt dabei als Feder und ermöglicht die Einsenkung der Schwelle
• einfache Instandhaltung (z. B. nach Entgleisungen)
• Einfache Anpassung der Gleislage an erforderliche geometrische
Veränderungen

Notwendige Erhaltungsmaßnahmen
• Gleisrost schwimmend im Schotterbett → in gewissen Zeitabschnitten ist eine
Durcharbeitung zur Herstellung der Soll-Lage des Gleises erforderlich
(„Richten, Heben“)
• Hohl-Lage der Schwellen durch ungleichmäßigen Verdichtung des Schotters →
in gewissen Zeitabschnitten ist eine Durcharbeitung zur Herstellung der
Schwellenlage erforderlich („Stopfen“)
• Verhärtung des Schotterbettes durch Abrieb → alle 20 Jahre eine
Schotterbettreinigung erforderlich
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Feste Fahrbahn

Merkmale
• schotterlose Oberbaukonstruktion → Schotterbett wird durch eine Betonplatte
ersetzt
• lastverteilende Wirkung der Platte → genaue Gleislage bleibt über den
gesamten Zeitraum der Liegedauer erhalten
• keine Gleisverdrückungen oder Gleisverwerfungen
• vor allem auf/in Kunstbauwerken und für HGV
• Fahrgeräusche lauter als bei Schotteroberbau

Bauarten
• Lagerung auf Stützpunkten
• Kontinuierliche Lagerung (noch wenig Erfahrungswerte)

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Feste Fahrbahn

Lagerung auf Stützpunkten mit Schwelle


• Tragplatte aus Beton
• Gleisrost wird ausgerichtet und mit einer Betonstahl-Bewehrung in die
Tragplatte einbetoniert
• Schwellen eingelagert oder aufgelagert
• Schwellen gewährleisten Spurweite und Schienenneigung
• Bauart Rheda, Züblin, Heitkamp, Walter

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LVA 230.033 - VO Eisenbahnwesen - Fahrweg - 16.03.2021
Feste Fahrbahn

Lagerung auf Stützpunkten ohne Schwelle


• elastisch gelagerte Tragplatte aus Beton
• Ortbetonplatte oder Fertigteilplatten (werden eingerichtet und mit Beton
vergossen)
• Bauart ÖBB-Porr, Bauart FFC

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Unterbau

Aufgaben
• Tragschichten dienen der Ableitung von Lasten (Lastverteilung) in den
• Untergrund bzw. in den Dammkörper
• Schutz vor Frosteinwirkung
• Entwässerung des Bahnkörpers

Eigenschaften
• Wasserundurchlässig
• Ebenheit
• Setzungsarm

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LVA 230.033 - VO Eisenbahnwesen - Fahrweg - 16.03.2021
Unterbau

Planum
• dient als Aufstandsfläche für das Schotterbett
• Ableitung der Oberflächenwässer aus dem Bahnkörper (Querneigung von 5 %)

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Unterbau

Planumsschutzschicht (PSS)
• Ableitung der Sickerwässer aus dem Oberbau
• ungebundene Tragschichten aus mechanisch stabilisierten Materialien oder
gebundene Tragschicht aus mechanisch stabilisierten, bituminös gebundenen
Materialien oder Asphalt
• frostbeständiges und frostsicheres Material
• Stärke: ca. 10 cm
• Querneigung 5 %, bei bituminöse Tragschicht Querneigung 2,5 %

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Unterbau

Untere Tragschicht
• Tragschichten dienen der Ableitung von Lasten (Lastverteilung) in den
Untergrund bzw. in den Dammkörper
• Schutz vor Frosteinwirkung
• ungebundene Tragschichten aus mechanisch stabilisierten Materialien
• frostbeständiges und frostsicheres Material
• Stärke: ca. 60 cm in Schichten eingebaut
• Querneigung 5 %

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Unterbau

Unterbauplanum
• Gewährleistung einer gleichmäßigen und ausreichend tragfähigen
Aufstandsfläche für die Tragschichte(n)
• trennt Unterbau vom Untergrund (bei bindigen Böden mit einem Trenn- und
Filtervlies)
• Ableitung anfallender Wässer ausreichende Querneigung bzw. als Dachprofil
ausgeführt, Querneigung beträgt im Regelfall 5 %
• Verwendung von Geotextilien zur Trennung von Frostschutzsicht und Unterbau
(Verhinderung der Durchmischung der Materialen)

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Unterbau

Lastableitung
• Die Größe der Bodendruckspannungen auf der Oberseite des Planums ist eine
Funktion:
• der Belastung
• der lastverteilenden Wirkung der darüber liegenden Konstruktion (Schienen,
Schwellen, Schotter)
• des E-Moduls des Schotters
• des E-Moduls allfälliger Zwischenschichten (Fundationsschicht, Schutzschicht)
sowie des Unterbaus

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Untergrund

Aufgaben
• Tragfunktion

Eigenschaften
• gewachsener Boden
• verbesserter Untergrund (z.B.
verfestigt mit Bindemittel)

Quelle: Lichtberger (2003)


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Untergrund

Folge zu hoher Beanspruchung des Untergrunds


• bodenmechanische Überbeanspruchung
• Verformung des Planums
• Schotterverunreinigung infolge unwirksamer Filterwirkung von unten
• Herabsetzen des E-Moduls des Schotters und damit dessen Tragfähigkeit
• Überbeanspruchung von Schienen, Schwellen, evt. Befestigung
• Gleisbeständigkeit ist nicht mehr gewährleistet

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Baumethoden für den Gleisbau

Einzelverlegung von Gleisen


• Montage der Gleise vor Ort

jochweise Gleisverlegung
• Vormontage von Gleisjochen (12 m, 16 m oder 25 m Länge)
• Transport auf die Baustelle und verlegen mit Gleisjochverlegegerät

endlos verlegtes Gleis


• Herstellung mit einem Gleisumbauzug
• Für den Gleisneubau und den Gleisumbau
• Herstellen des Planums, des Unter- und Oberbaus in einem Arbeitsgangs

Vertiefung zum Thema: VO Bahnerhaltung


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Fahrwegbau

Herstellung eines endlos verlegtes Gleis mit einem Gleisumbauzug

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Instandhaltung des Fahrweges

Tätigkeiten für den betriebssicheren Zustandes des Oberbaus

Inspektion
• Beobachtung des Gleiszustandes (früher durch Augenschein, heute mit
Gleismesswagen)

Wartung
• Aufrechterhaltung des normalen Betriebes der Bahn

Instandsetzung
• Kleine Unterhaltung: örtliche Verbesserung des Gleises
• Durcharbeitung: Herstellung der Geometrie und Festigung der verbesserten
Gleislage
• Erneuerung: Verbesserung bzw. Austausch der Elemente

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Instandhaltung des Fahrweges

Maßnahmen für die Gleisdurcharbeitung


• herstellen der Gleislage mit einer mit Handstopfgeräten (Stopfpickel) oder
Gleisstopfmaschine

Heben
• Ausrichtung des Gleises der Höhe nach

Richten
• seitliche Ausrichtung des Gleises

Stopfen
• Verdichten des Schotterkörpers
• Stopfen bzw. Unterstopfen des Gleises
• Zwischenfach- und Schwellenfachverdichtung
• Vorkopf- und Flankenverdichtung
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Instandhaltung des Fahrweges

Gleisdurcharbeitung

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