Sie sind auf Seite 1von 36

Zitieren und Belegsysteme

Galileo Galilei: „Man muss messen, was


messbar ist, und messbar machen, was es
nicht ist.“
Die häufigsten Formen von Plagiaten
(nach der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, vgl. Karmasin, Matthias/ Ribing, Rainer (2011): Die Gestaltung
wissenschaftlicher Arbeiten. Wien)

1. Die wörtliche Übernahme einer oder mehrerer


Textplagiat
Textpassagen ohne entsprechende
Quellenangabe.
2. Die Wiedergabe bzw. Paraphrasierung eines
Gedankengangs, wobei Wörter und der Satzbau Ideenplagiat
so verändert werden, dass der Ursprung des
Gedankens verwischt wird.
3. Die Übersetzung von Ideen und Textpassagen
aus einem fremdsprachigen Werk, wiederum Text- und Ideenplagiat
ohne Quellenangabe.

2
3
Die häufigsten Formen von Plagiaten
(nach der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, vgl. Karmasin, Matthias/ Ribing, Rainer (2011): Die Gestaltung
wissenschaftlicher Arbeiten. Wien)

1. Textplagiat
2. Ideenplagiat
3. Text- und Ideenplagiat
4. Die Übernahme von Metaphern, Idiomen und Stilplagiat
eleganten sprachlichen Schöpfungen ohne
Quellenangabe.
5. Die Verwendung von Zitaten, die man in einem
Werk der Sekundärliteratur angetroffen hat, zur
Stützung eines eigenen Arguments, wobei zwar Zitatsplagiat
die Zitate selbst dokumentiert werden, nicht
aber die verwendete Sekundärliteratur.
4
Grundsätzlich

… muss jeder Gedanke, der nicht von der Autorin


oder dem Autor (also von Ihnen) kommt, kenntlich
gemacht werden

5
Was muss mit bibliographischen Angaben belegt werden?

- Zitate
- Paraphrasen
- Verweise auf andere Literatur
- Grafiken, Abbildungen, Tabellen etc. à kurz gesagt:
Bildmaterial jeder Art, das nicht von Ihnen stammt!
– (und selbst das muss als das Ihrige gekennzeichnet werden
„eigene Darstellung/ Bild/ Grafik etc.“)

6
Quelle: eigene Erhebung
Funktion von Zitaten

- Beziehungsgestaltung
Vernetzung mit der - Verweis auf Kooperationspartner
scientific community - Akzeptieren von Autoritäten und Traditionen

- Import von Argumenten


Bezugnahme Aufbau - Darstellung des Standes der Forschung
auf fremde Texte des Textes - Formulierungshilfen
kann folgende
Funktionen - Verweis auf weiterführende Literatur
erfüllen Leserservice - Anzeigen des Wissenshintergrundes

- Demonstration von Belesenheit und Gründlichkeit


Selbstdarstellung - Darstellung von Zugehörigkeiten

?
- Absicherung gegen Kritik

Bezugnahme auf fremde Texte (in Anlehnung an Jakobs 1994)


Regeln

1. direktes (wörtliches) Zitat: Anführungszeichen, wortgenau,


Auslassungszeichen [...], Erläuterungen ebenfalls in [].
à Sonderfall: Zitate aus zweiter Hand: zit. nach

2. indirektes (sinngemäßes) Zitat: eigene Worte, keine


Anführungszeichen, Verweis beginnt mit „vgl.“.

10
Zitiersysteme

1. Fußnote/Anmerkungen („deutsches System“): Zitate,


Beispiele, Zusatzinformationen, Konkretisierungen, Kurztitel
²³ Habermas 1985, S. 24.
²³ Ebd., S. 25.

2. Klammersystem im Text („amerikanisches System“)


(Habermas 1985, S. 24) oder (Habermas 1985: 24)

11
Wörtliches Zitat

Übernahme von Ausdrücken, ganzen Sätzen oder Textpassagen


■ Ganzer Satz:
„Man fühlt sich sofort an die heute vertretene Scheidung von Gesetzes- und Wirklichkeitswissenschaften
erinnert, wie sie am schärfsten in dem methodischen Gegensatz zwischen den exakten Naturwissenschaften auf
der einen und der politischen Geschichte auf der anderen Seite zutage tritt.“ (Weber 1988, S.3)

■ längere Zitate (ab 3 Zeilen) werden einzeilig gesetzt (wenn der


Text einen Zeilenabstand von 1,5 hat) und Schriftgröße um 2pt
verringert
■ längere Zitate werden eingerückt

12
!!!

13
Wörtliches Zitat

Übernahme von Ausdrücken, ganzen Sätzen oder Textpassagen


■ Ganzer Satz:
„Man fühlt sich sofort an die heute vertretene Scheidung von Gesetzes- und Wirklichkeitswissenschaften erinnert, wie sie
am schärfsten in dem methodischen Gegensatz zwischen den exakten Naturwissenschaften auf der einen und der
politischen Geschichte auf der anderen Seite zutage tritt.“ (Weber 1988, S.3)

■ längere Zitate (ab 3 Zeilen) werden einzeilig gesetzt (wenn der Text
einen Zeilenabstand von 1,5 hat) und Schriftgröße um 2pt verringert
■ längere Zitate werden eingerückt
■ werden im originalen Text innerhalb des Satzes Anführungszeichen
verwendet, so wechselt man von doppelten Anführungszeichen zu
einfachen Anführungszeichen:
– aus „Bildungsexpansion“ im Originaltext wird ,Bildungsexpansion‘ im Zitat

14
Wörtliches Zitat

Auslassungen
„Man fühlt sich sofort an die heute vertretene Scheidung von Gesetzes- und Wirklichkeitswissenschaften
erinnert [...].“ (Weber 1988, S.3)

■ [...]bringt zum Ausdruck, dass das originale Zitat an dieser Stelle nicht zu Ende ist
■ [...]kann genauso gut am Anfang stehen
■ oder in der Mitte eines Zitats, wenn nur der Beginn und das Ende relevant sind (um
bspw. Relativsätze auszulassen)

15
Wörtliches Zitat

Hinzufügungen und Anpassungen


■ Original:
Von der materiellen Reichtums-Dimension sozialer Ungleichheit ist die Rede, wo immer der
Zugang zu (primär) materiellen Produkten und Bedingungen vergangener und/ oder
gegenwärtiger menschlicher Arbeit in asymmetrischer Weise reguliert ist und dadurch
ungleiche Handlungsbedingungen und Lebenschancen entstehen.
■ Zitat:
Die Dimension des materiellen Reichtums schließt alle Prozesse ein, die den „[…]Zugang zu
(primär) materiellen Produktion und Bedingungen vergangener und/ oder gegenwärtiger
menschlicher Arbeit in asymmetrischer Weise [regulieren, S.K.] […] und dadurch ungleiche
Handlungsbedingungen und Lebenschancenentstehen.” (Kreckel 2004, S. 78)

16
Wörtliches Zitat

Hervorhebungen und Interpolation (=die Veränderung eines Textes)

„[…]Zugang zu (primär)materiellen Produktion und Bedingungen


vergangener und/ oder gegenwärtiger menschlicher Arbeit in
asymmetrischer Weise [regulieren, S.K.] […] und dadurch ungleiche
Handlungsbedingungen und Lebenschancenentstehen.” (Kreckel 2004, S.
78, Herv.i.O. oder Herv. S.K.)

„Er [Der Unterricht] sollte dem Grundschulkind stabile und verlässliche


kognitive Ordnungsmuster […] vermitteln.“ (Soostmeyer 2001: 235)

17
Wörtliches Zitat

Kommentare
- Zitate, die im originalen Text fehlerhaft sind (bspw. Schreibfehler)
- die Fehler müssen übernommen werden
- ein Zitat muss immer zu 100% übernommen werden
- um zu zeigen, dass die Fehler nicht auf die eigene Unachtsamkeit
zurückzuführen sind, kann man dies kenntlich machen
- hinter das fehlerhafte Wort wird ein [sic!] gesetzt (sic = wirklich so)

18
Die Paraphrase (=Wiedergabe fremden Gedankenguts in eigener
Sprache)

Verweis auf Gedankengut anderer : (vgl. Autor Jahr, S. X)


Original:
„Der Gymnasialübergang als ein vorgelagerter Bildungsindikator für das
spätere Abitur deutet ferner darauf hin, dass die Geschlechterunterschiede in
den Abiturquoten in den nächsten Jahren nicht weiter zu-, sondern
abnehmen werden, allerdings unter der Voraussetzung, dass sich bei den
Gymnasialverläufen keine Veränderungen zeigen.“ (Helbig 2012, S. 381)
Paraphrasiert:
Gemessen an den Übergangsraten auf das Gymnasium, so Helbigs
Vermutung auf Basis aktuellere Daten, scheint diese Diskrepanz in den
nächsten Jahren jedoch nicht weiter zuzunehmen, sondern es ist eher von
einer Angleichung der geschlechtsspezifischen Bildungsbeteiligung
auszugehen (vgl. Helbig 2012, S. 381).

19
Der Verweis

Beleg wird nicht dafür verwendet um einen Gedankengang zu belegen,


sondern um den Leser auf weitere Literatur zum Thema hinzuweisen.

Die schulische Leistung bzw. das individuelle Leistungspotential wird von


Müller-Benedict in Form eines gemittelten Index, der sich aus den
schulischen Noten und den im Rahmen der PISA-Studie erhobenen
Testergebnissen der einzelnen Schülerinnen und Schüler ergibt,
umgesetzt (für eine weiter gehende Beschreibung des
Leistungsindikators sowie eine kritische Reflexion siehe: Müller-Benedict
2007, S. 622ff.).

20
Das übernommene Zitat

- Übernahme eines Zitates aus einem Werk (Sekundärquelle)


- I.d.R. soll man in solchen Fällen das originale Werk recherchieren und daraus
zitieren
- Ist das originale Zitat nicht zu recherchieren: Übernahme des Zitat aus der
Sekundärquelle
- Man muss kenntlich machen, dass das Zitat nicht aus dem Original stammt
„In kreativen Übungen ‚soll der Schüler insbesondere 1. die Normsysteme der Sprache [...] erkunden und
2. diese Normsysteme versuchsweise infrage stellen‘“ (Winterling 1971, zitiert nach Spinner 1993, S.17)

- Winterling: ist das Originalwerk (hier ohne Seitenzahl)

- Spinner: ist das Sekundärwerk, in welchem das Zitat gefunden wurde

21
Das übernommene Zitat

- Das Original-Zitat ist kürzer


„In kreativen Übungen ‚soll der Schüler insbesondere 1. die Normsysteme der Sprache [...]
erkunden und 2. diese Normsysteme versuchsweise infrage stellen‘ sowie reflektiert anwenden.“
(Winterling 1971, zitiert nach Spinner 1993, S.17)

- Wichtig: nie einfach Zitate übernehmen, Sekundärquellen


können auch irren
- Beide Literaturquellen müssen im Lit.-Verzeichnis
genannt werden.

22
Blind zitieren?

Was ist ein Blind-Zitat?

Der Stille-Post-Effekt

23
Fußnoten

Fußnote/Anmerkungen:
Zitate, Beispiele, Zusatzinformationen, Konkretisierungen
This allows the examination of different aspects of social
discrimination within the education system and the formulation of
assumptions about the process of intergenerational mobility.1

1Helberger, Palamidis 1992, S. 13.

24
Fußnote

Erklärungen und Anmerkungen


- Auszug aus einer Normalverteilungsanalyse innerhalb eines Forschungsberichts:
Allerdings stellte sich bei der Betrachtung der Boxplots und Verteilungskurven heraus,
dass fast alle Indizes und zentralen Variablen deutliche Ausreißer verzeichnen oder
sehr breit in der Verteilung liegen. Dies führt dazu, dass der Kolmogorov-Smirnow-
Test und der Shapiro-Wilk-Test nicht mehr einzusetzen sind. War dies der Fall
orientierte ich mich an den Lagemaßen von Schiefe und Kurtosis. Für fast alle
Variablen ließ sich aufgrund dieser Werte Normalverteilung annehmen.²
______________________
²Angenommen wird in dieser Arbeit, dass Werte bis +- 1 für Kurtosis und Schiefe als Zeichen für
Normalverteilung angenommen werden können. Wird diese Grenze überschritten kann bis zu einem
Wert von +- 2 immer noch von Normalverteilung ausgegangen werden sofern der Standardfehler nicht
doppelt so groß ist, wie der errechnete Wert von Schiefe und Kurtosis. Es wird hier auf folgende
Publikation verwiesen Miles, J. & Shevlin, M. 2001: 253.

25
Angelsächsische Zitierweise (Harvard-System)

- Klammersystem
Diese Differenz bezeichnet Boudon als den primären Effekt der sozialen
Herkunft (vgl. Boudon 1974, S.29).

Wo steht die Literaturangabe/ Kurztitel?


- Mitte > bezieht sich auf vorherigen Satzteil
- Ende > bezieht sich auf ganzen Satz
- Wenn der Literaturbeleg sich auf ganzen Absatz beziehen soll, kann
dieser bei Beginn des Absatzes herausgearbeitet werden.

27
Literaturverzeichnis

- Monographien
- Sammelband
- Aufsatz aus einem Sammelband
- Aufsatz aus einer Zeitschrift
- Artikel aus einer Zeitung
- Internetseite
- Online-Artikel

28
Ordnungsgesichtspunkte Lit.-Verz.

- In aller Regel alphabetisch nach Verfassername


- Es ist üblich, „alles ohne Rücksicht auf seinen Charakter in
einer Liste zu bringen“ (Standop 1975: 73), d.h. das
Literaturverzeichnis wird nicht mehr in sich unterteilt.
- Bei sehr umfangreichen Verzeichnissen ist es möglich (nicht
erforderlich), nach formalen Gesichtspunkten zu unterscheiden
(Monografien, Aufsätze, Zeitschriften etc.)
- Aufgliedern in Literatur und Internetquellen

29
Literaturerfassung (bibliographische Daten zur richtigen Zitation)

Monographien
Muster:
Name/ Vorname/ Jahr/ Titel/ Untertitel/ (Reihe, Band)/ (Auflage)/ Ort/
(Verlag).
Thomas, William (1965): Person und Sozialverhalten. Neuwied:
Luchterhand.
Habermas, Jürgen (1990 [1962]): Strukturwandel der Öffentlichkeit.
Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. 5.
Auflage. Neuwied/Berlin: Luchterhand.

30
Literaturerfassung

Sammelband
Muster:
Name, Vorname, (Hrsg.) Jahr, Titel (Reihe, Band), Auflage, Ort, Verlag.

Zerfaß, Ansgar/ Welker, Martin/ Schmidt, Jan (Hrsg.) (2008): Kommunikation,


Partizipation und Wirkung im Social Web. Strategien und Anwendungen: Perspektiven
für Wirtschaft, Politik und Publizistik. Band 1. 2. Aufl. Köln: von Halem Verlag.

Mehr als drei Autoren: Zerfaß, Ansgar et al. (Hrsg.)

31
Literaturerfassung

Aufsatz aus einem Sammelband


Muster:
Name, Vorname, Jahr, Aufsatztitel, In: Name, Vorname (Hrsg.), Sammelbandtitel,
(Reihe, Band), Auflage, Ort, Verlag, Seitenzahl

Trepte, Sabine/ Reinecke, Leonard (2010): Unterhaltung online – Motive,


Erleben, Effekte. In: Schweiger, Wolfgang/ Beck, Klaus (Hrsg.): Handbuch
Online-Kommunikation. Wiesbaden: VS Verlag. 211-234.

32
Literaturerfassung

Aufsatz aus einer Zeitschrift


Muster:
Name, Vorname, Jahr, Aufsatztitel, In: Zeitschrift, Jahrgang, Band/Nr.,
Seitenzahl

Trutz, Trotha von (1990): Zum Wandel der Familie. In: Kölner Zeitschrift
für Soziologie und Sozialpsychologie. Nr.42. S. 452-473.

33
Literaturerfassung

Online Zeitungs-Artikel
Muster:
Name, Vorname, Jahr, Titel des Zeitungsartikels, In: Zeitung, Datum, URL, letztes
Abrufdatum

Eddy, Melissa (2013): Amazon to Investigate Claims of Worker Intimidation at Distributor


in Germany. In: The New York Times. 15.02.2013. Online unter:
http://www.nytimes.com/2013/02/16/world/europe/amazon-to-investigate-claims-of-
worker-intimidation-at-german-centers.html?_r=2& (zuletzt abgerufen: 15.03.2014)
Frankfurter Allgemeine Zeitung (2014): Facebook knackt den Wachstumscode.
30.01.2014. Online unter: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/netzwirtschaft/der-
facebook-boersengang/neue-geschaeftszahlen-facebook-knackt-den-wachstumscode-
12776454.html (zuletzt abgerufen: 15.03.2014)

34
Was ist eigentlich nicht zitierbar?

- Hausarbeiten?
- Wikipedia?
- eigene Mitschrift aus Seminaren und Vorlesungen?
- Die Folien der Dozierenden aus Seminaren und Vorlesungen?

…anders sieht es natürlich aus, wenn dieses Material wissenschaftlich


untersucht wird!

35
Top Ten der häufigsten Fehler im Bereich
Zitieren und Belegsysteme:
10. Ein Abkürzungs- und Abbildungsverzeichnis etc. fehlt

9. Seitenzahlen in Fußnoten fehlen

8. Falsche Abbildungs- und/oder Gliederungsnummerierung, falsche Verweise im Fließtext

7. Einleitung und/oder Schlussteil fehlt

6. Mangelhafte Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Autoren (unterschiedliche Systeme)

5. Zahlreiche Rechtschreib- und Grammatikfehler im Text

4. aus Hausarbeiten etc. und Wikipedia wird zitiert

3. Praxisteil zu kurz oder die gesamte Arbeit zu kurz

2. Es sind keine Zitate enthalten – Es sind nur Zitate enthalten

1. Bearbeitungszeit wird unterschätzt

Das könnte Ihnen auch gefallen