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Diabetes Mellitus

Die Zuckerkrankheit

Pflege Block 4
Definition

 Diabetes bezeichnet eine Gruppe von


Stoffwechselstörungen bei denen erhöhte
Blutzuckerwerte durch (absoluten oder relativen)
Insulinmangel auftreten

 Insulin ist das wichtigste Hormon der


Bauchspeicheldrüse ( Pankreas)

 von altgriechisch: διαβαίνειν ("diabainein") -


hindurchfließen und lateinisch: mellitus - honigsüß
Synonym: Zuckerkrankheit
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Diabetes Typen

 Typ 1 und Typ 2 Diabetes sind von ihrer Entstehung her


völlig unterschiedliche Erkrankungen, die lediglich
insoweit Verwandschaftsbeziehungen aufweisen, als
beide den Blutzuckerspiegel erhöhen und damit
identische Symptome und auch Folgekrankheiten
auslösen

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Typ 1 Insulinabhängiger Typ – IDDM (Insulin
Dependent Diabetes Mellitus)

 Der insulinabhängige Diabetes tritt in der


Kindheit, in der Jugend oder im frühen
Erwachsenenalter auf ( Vor dem 35.
Lebensjahr ).

 Die Betroffenen sind auf die Insulininjektion


angewiesen, da eine ausreichende
körpereigene Insulinproduktion nicht mehr
möglich ist

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 Ursache des „absoluten Insulinmangels“ ist
eine Zerstörung der insulinproduzierenden
B-Zellen der langerhansschen
Inseln des Pankreas

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Typ 2 Insulinunabhängiger Typ – NIDDM
(Non Insulin Dependent Diabetes Mellitus)
 Ohne Adipositas Typ 2a / Mit Adipositas Typ 2b

 Der insulinunabhängige Diabetes ist zunächst


durch eine Insulinresistenz (verminderte Insulin-
empfindlichkeit der Zielzellen) und häufig durch
eine verzögerte Insulinausschüttung gekennzeichnet

 Bei Insulinresistenz reagiert der Körper mit erhöhter


Insulinproduktion; es kommt zur Hyperinsulinämie
(erhöhter Insulinspiegel im Blut), die mit verstärktem
Hungergefühl einhergeht und die Tendenz der
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Überernährung verstärkt
Leitsymptome der Krankheit
 Die für den Kranken unbemerkt bleibende
Erhöhung des Blutzuckerspiegels

 Polyurie (vermehrte Harnausscheidung mit


erhöhtem spezifischen Gewicht durch den
Zuckergehalt

 Polydipsie (vermehrter Durst und gesteigerte


Flüssigkeitsaufnahme)

 Allgemeine Schwäche, Müdigkeit,


Leistungsminderung

 Gewichtsabnahme

 Verminderte Infektionsabwehr, Anfälligkeit für


Furunkulose und Ekzeme
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 schlecht heilende Wunden

 Exsikkose

 Sehstörungen

 Verstärkter Juckreiz der Haut auch am After und


Scheideneingang

 Sensibilitätsstörungen in Form von


Taubheitsgefühlen und Missempfindungen

 Heißhunger auf Süßes

 Schwitzen

 Ödem Neigung
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Bei Stoffwechselentgleisung treten weitere
Symptome auf
 zunehmende Neigung zu Entzündungen
 Störungen des Säuren-Basen-Gleichgewichtes im Blut
 Zunehmende Flüssigkeitsverarmung
 Vermehrte Fettablagerungen und Veränderungen in den
Blutgefäßen (Mikroangiopathie bzw. Makroangiopathie)
 Entwicklung eines diabetischen Gangräns an den Füßen
und am Unterschenkel
 Sehstörungen und Veränderungen an der Netzhaut
(DiabetischeRetinopathie)
 Nierenleiden
 Veränderungen am zentralen und peripheren
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Nervensystem
Blutzuckernormwerte für Typ 1 und Typ 2
 Typ 1 (mit Insulinbehandlung)
 BZ vor dem Essen unter 130mg/100ml (7,22 mmol/l)
BZ nach dem Essen unter 180 mg/100ml (10,00
mmol/l)
HbA1 – Wert unter 9%
Harnzuckerausscheidung in 24h unter 10g

 Typ 2 (ohne und mit Insulinbehandlung)


 BZ nach dem Essen unter 150 mg/100ml (8,34
mmol/l)
HbA1 – Wert unter 9%
Harnzucker negativ
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Maßnahmen zum Einstellen eines Diabetes
 Bei Typ 1:
 Diät + Insulin + Bewegung + ggf. Gewichtsnormalisierung

 Bei Typ 2:
 Diät + Bewegung + ggf. Gewichtsnormalisierung
oder
 Diät + orale Antidiabetika + Bewegung + ggf.
Gewichtsnormalisierung
oder
 Diät + orale Antidiabetika + Insulin + Bewegung + ggf.
Gewichtsnormalisierung
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Faktoren die eine Diabetesbehandlung
im Alter erschweren
 psychische Veränderungen, z.B. zunehmende
Schwierigkeiten bei evtl. notwendiger Anpassung,
Beharren auf eingefahrene Verhaltensweisen
 geistige Veränderungen, wie Verwirrtheit,
nachlassende Merkfähigkeit
 körperliche Veränderungen, wie eingeschränkte
Nierenfunktion, Hypertonie, chronische
Verdauungsstörungen
 Interaktion der Antidiabetika mit anderen zusätzlich
verabreichten Medikamenten wegen einer häufig
vorhandenen Multimorbidität
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Pflege von Diabetikern
 Gewichtsnormalisierung und Einhaltung der Diät

 Überwachung der Medikation

 Achten auf angemessene körperliche Tätigkeit

 Beachtung der Risiken im Alltag (z.B.


Komplikationen durch Hautverletzungen)

 Regelmäßige Blutzucker-, Urin- und


Gewichtskontrollen durchführen- Regelmäßige
RR-Kontrollen (wegen Hypertoniegefahr)
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 Regelmäßige Arztbesuche

 Strukturierter Tagesablauf

 Wenn der Diabetiker ausgeht sollte er immer seinen


Diabetikerausweis bei sich haben und ein
Stück Traubenzucker für eine evtl. auftretende
Hypoglykämie

 Sollten Anzeichen einer Über- oder Unterzuckerung


vorliegen ist der behandelnde Arzt sofort zu
benachrichtigen

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Typische Veränderungen am
diabetischen Fuß können sein
 Übermäßige Hornhautbildung (Hyperkeratosen) an
druckbelasteten Hautstellen
 Missempfindungen wie „Ameisenlaufen unter der
Haut“, „brennende“ Fußsohlen oder Taubheitsgefühl
 Sensibilitätsstörungen; Druck, Schmerz und extreme
Temperaturveränderungen werden nicht oder nur
verringert wahrgenommen
 Schlecht heilende Wunden an den Füßen, vor allem
an Fersen und Fußballen (bei Neuropathie)
 Nekrose und Gangrän, vor allem an den Zehen (bei
Angiopathien)
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 Schmerzen
Richtlinien für die Fußpflege
 Füße täglich beobachten. Sind:
 Hautverfärbungen
 Druckstellen, Blasen
 Nagelveränderungen
 Hornhautverdickungen
 Trockene, rissige Haut
 Ekzeme, Hühneraugen, Warzen
 Verletzungen und /oder
 Empfindungsstörungen vorhanden? Zur
Selbstkontrolle der Fußsohlen
wird ein Spiegel benötigt!
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Verletzungen und Veränderungen von
Fachpersonal behandeln lassen

 Bei Verletzungen und Hautveränderungen


den Arzt aufsuchen

 Hühneraugen prinzipiell durch die


medizinische Fußpflege entfernen lassen,
keine Hühneraugenpflaster anwenden

 Hornhaut ggf. mittels Schleifgerät entfernen


lassen

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Füße täglich waschen
 Füße im lauwarmen Wasser 35-37°C mit
geringem, mildem Waschzusatz (am besten aber
im reinen Wasser) waschen
 Bei starker Schweißsekretion Füße mehrmals
täglich waschen (Aufweichen der haut vermeiden)
 Füße, vor allem die Zehenzwischenräume,
sorgfältig trocknen (Feuchtigkeit begünstigt
Keimwachstum)
 Dauer eines Fußbades auf 5 Minuten
beschränken (aufgeweichte Haut ist besonders
verletzlich)
 Wassertemperatur mittels Thermometer prüfen
(bei Sensibilitätsstörungen besteht
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Verbrühungsgefahr)
Haut täglich pflegen

 Trockene Haut und Hornhautpartien täglich


mit einer fetthaltigen Creme oder Lotion
einreiben (Vermeidung von Einrissen),
Zehenzwischenräume aussparen

 Nur Strümpfe aus schweißaufsaugenden


Naturfasern (Baumwolle/Wolle)
tragen und diese täglich wechseln

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Verletzungen bei der Pediküre vermeiden

 Nägel möglichst feilen statt schneiden, auf keinen Fall


spitze Scheren und Nagelknipser verwenden

 Nägel an der Vorderkante gerade feilen, die ecken leicht


abrunden

 Hornhaut nur mittels Bimssteines entfernen, nie


Rasierklingen oder Hornhauthobel benutzen

 Bei Sensibilitätsstörungen und Nervenschäden


Pediküre durch medizinische Fußpflege durchführen
lassen
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Geeignetes Schuhwerk tragen
 Stets gut sitzende, bequeme Schuhe, die Halt und
Schutz gewährleisten, tragen; auf Riemchen
verzichten (Scheuereffekte und Druckstellen
möglich)

 Schuhe möglichst am Nachmittag kaufen (Füße sind


dann dicker)

 Weiches leichtes Leder und rutschfeste, nicht zu dicke


Sohlen und nicht zu hohe Absätze wählen

 Auf durchgehende, nahtfreie und flexible Innensohle


achten (Provokation von Druckstellen)
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 Innenflächen der Schuhe und die orthopädischen
Einlagen täglich auf Fremdkörper und
Unebenheiten untersuchen (Verletzungsgefahr)

 Schuhe täglich wechseln und auslüften lassen

 Schuhe regelmäßig pflegen (Leder bleibt


geschmeidig)

 Ggf. orthopädische Einlagen


einmal jährlich überprüfen lassen

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Risikofaktoren vermeiden
 Nie barfuß gehen (Verletzungsgefahr)

 Keine Wärmflasche, kein Heizkissen und keine heißen


Fußbäder anwenden (Verbrennungsgefahr), bei kalten
Füßen warme Wollsocken tragen

 Keine engen Socken und keine Socken- oder


Strumpfhalter tragen (Einschnürungen)

 Nicht rauchen (Verschlechterung der Durchblutung)

 Geeignetes Schuhwerk tragen und Pediküre


fachgerecht durchführen

PflegeFußgymnastik
Block 4 und regelmäßige Spaziergänge
durchführen (Förderung der Durchblutung)!
 Da eine herabgesetzte Resistenz gegenüber Infektionen
der Haut meist eine der Begleiterscheinungen des
Diabetes ist, müssen alle Maßnahmen der Körperpflege
(Hautpflege/Intimpflege) mit besonderer Sorgfalt und unter
genauer Beobachtung der Veränderungen durchgeführt
werden.

 Bei der allge. Körperhygiene steht die Intertrigoprophylaxe


im Vordergrund. Zum Waschen sind rückfettende Seifen
geeignet, wobei nicht jeden Tag der ganze Körper eingeseift
werden muß. Dies trocknet die Haut nur unnötig aus
(Hautrisse sind Infektionspforten).
Pflege Block 4
 Die Haut sollte gut abgetrocknet (auch in
Hautfalten, Hautpilz wird durch Feuchtigkeit
begünstigt!) und gut eingecremt werden.
Besondere Beachtung gilt dem
Genitalbereich, von dem ausgehend ein
Juckreiz (Pruritus) den Patienten häufig
zum Arztbesuch veranlaßt.
Sorgfältige Körperpflege und das Beachten
der Hygienemaßnahmen kann Candidosen
(Hefepilzinfektionen) und bakteriellen
Hautinfektionen vorbeugen.
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Juckreizlindernd wirken:
 Sauber halten der Haut mit ph-neutraler Seife

 Kurze, warme Bäder (Dauer max. 10 min)

 Badezusätze: Kleie, Öle

 Haut anschließend einfetten (z.B. Linola®-Fett N)

 Die Kleidung sollte atmungsaktiv sein und nicht zu


eng am Körper anliegen, damit sich keine

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Besonders zu beachten:
 Bei bettlägerigen, an Diabetes erkrankten alten
Menschen müssen alle prophylaktischen Maßnahmen,
z.B. gegen Dekubitus, Thrombose, Soorpilz und
Intertrigo, besonders sorgfältig und aufmerksam
durchgeführt werden, da die Chancen einer Heilung
reduziert sind (z.B. Dekubitus)

 Der Mundreinigung kommt gerade im Rahmen des


Diabetes eine wichtige Bedeutung zu, da die
Parodontose ungleich häufiger auftritt.
Die Zähne sollten 3mal täglich geputzt bzw. die
Zahnprothese entsprechend oft gereinigt werden. Vor
allem im Alter kommt es wegen verminderter
Speichelsekretion eher zur Bildung von Zahnbelag.
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Deshalb gilt folgende Vorgehensweise:
 Speisereste regelmäßig entfernen, um
Plaques zu vermeiden

 Zahnbürste mit kurzem Kopf verwenden

 Zahnpasta sollte fluorhaltig sein

 Zahnseide verwenden, um Bakterienbeläge


zwischen den Zähnen zu entfernen

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Allgemeine Diätrichtlinien:

 Normalisierung des Körpergewichtes und eine dem


tatsächlichen Energiebedarf angepaßte Nahrungszufuhr-
Weitgehender Verzicht auf Zucker und zuckerhaltige
Nahrungsmittel

 Verteilung der Nahrung auf 5-7 Mahlzeiten pro Tag


(Pausen nicht länger als 3 Std.)

 Ballaststoffreiche Nahrungsmittel wählen

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 Wenig verarbeitete Nahrungsmittel wählen

 Fettarm kochen, fettarme Nahrungsmittel


bevorzugen

 Zugelassene BE einer Mahlzeit nie in Form


von reinen KH essen, sondern mit anderen
zu berechnenden Nahrungsmitteln
kombinieren, z.B. Brot mit Milchprodukten,
Obst mit Quark oder Säften

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 Während beim Typ 1 Kohlenhydrate (KH) grundsätzlich
berechnet werden müssen, ist beim Typ 2 eine
Berechnung nur dann erforderlich, wenn BZ-senkende
Tabletten eingenommen werden oder Insulin gespritzt
werden muß.

 Dabei dient der KH-Anteil von 12g, der in einer Scheibe


Vollkornbrot von 30g enthalten ist, als Grundlage: 12g KH
= 1BE

 Mit Hilfe der BE – Austauschtabelle können die KH-


haltigen Nahrungsmittel untereinander ausgetauscht
werden, um bei der Gesamtmenge der zugelassenen BE
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zu bleiben.
 Dabei sind auch die KH-haltigen Getränke, wie z.B. Bier
und Fruchtsäfte zu berücksichtigen.

 Neben der Aufnahme von KH sollten Diabetiker noch auf


ihre Fettzufuhr achten, da der Diabetes oft mit
Störungen des Fettstoffwechsels verbunden ist, was sich
in einer Vermehrung des Blutfetts (Triglyceride) oder des
Cholesterins äußert.

 Diese Faktoren begünstigen die Entstehung von


Arteriosklerose und damit das Risiko eines Herzinfarktes.

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 Bevorzugt werden sollen fettarme
Lebensmittel sowie fettarme Garmethoden
(Grillen, garen im Römertopf, in Folien). Bei
Koch- und Streichfett sollten Produkte mit
mehrfach ungesättigten Fettsäuren
(Pflanzenmargarine, Sonnenblumen-,
Maiskeim- oder Distelöl) verwendet werden.

 Von den Kalorienanteilen sollen bei einer


Diabetesdiät (sofern der Arzt nicht anders
verordnet) 50-60% auf KH, 30-35% auf Fett und
15% auf Eiweiß entfallen
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Berechnung der Broteinheiten
 Zuerst erfolgt die Festlegung der Kalorienzahl pro
Tag in Abhängigkeit vom bestehenden Körpergewicht
z.B. 2000kcal.
 Davon sollen 50-60% auf KH entfallen, d.h. bei 50%
1000KCAL: Da 4,2kcal einem Gramm KH
entsprechen, sind 1000 kcal ca. 238g KH
(1000:4,2=238,9). Einer BE entsprechen 12g KH, d.h.
238g KH sind 238:12=19,8BE
 Dieses sollte dann gleichmäßig über den Tag verteilt
gegessen werden.
 Die restlichen 1000kcal werden in Form von Eiweiß
und Fett zugeführt, die neben den berechneten KH in
den Lebensmitteln enthalten sind, da die meisten
Nahrungsmittel nicht nur aus KH bestehen.
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Geeignete und weniger geeignete Lebensmittel
 Prinzipiell ungeeignet sind Lebensmittel, aus
denen in kurzer Zeit große Mengen von Zucker
freigesetzt werden und ins Blut strömen.

 Dabei handelt es sich in erster Linie um Zucker


und mit Zucker hergestellte Speisen, wie
Kuchen, Marmelade, Speiseeis, Schokolade,
Bonbons, aber auch zuckerreiche Früchte
(Weintrauben, Datteln, Feigen, Ananas u.ä.)
und zuckerhaltige Getränke (Cola, Obstsäfte,
Liköre, Süßweine u.ä.).
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 Wenig geeignet sind auch Lebensmittel mit
hohem Gehalt an Fetten und an Cholesterin.

 Geeignet sind in der Regel alle (oder die


meisten) Grundnahrungsmittel. Aus diesen
Grundnahrungsmitteln kann also gut eine
Diabetesdiät zubereitet werden. Sie
bedeutet in der Regel die Rückkehr zu
einer einfachen Kost, wie sie früher auch
bei uns in Deutschland üblich war und in
Ländern mit wenig Überfluß auch heute
noch üblich ist.
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Ballaststoffe
 In neuer zeit wird auch den Ballaststoffen in der
Diabetesdiät mehr Bedeutung beigemessen:

 So verzögern Ballaststoffe die Freisetzung von


Zucker im Darm und seine Aufnahme ins Blut. Die
Folge davon ist, daß der BZ-Spiegel langsamer
ansteigt, so daß der Körper weniger Insulin auf
einmal zur Verfügung stellen muß, als bei einem
schnellen BZ-Anstieg.

Pflege Block 4
 Ballaststoffe haben außerdem eine
günstige Wirkung auf den Fettstoffwechsel
und wirken Verdauungsproblemen
entgegen). Sie sollten in keiner gesunden
Ernährung fehlen. Enthalten sind sie in
Getreideprodukten (Vollkornbrot, Müsli),
Gemüse, Obst und Salat.

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Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe
 Zum Süßen von Speisen und Getränken sollte der
Zuckerkranke Süßstoffe oder sogenannte
Zuckeraustauschstoffe verwenden. Als Süßstoff
bezeichnet man süßschmeckende Substanzen ohne
Energiegehalt, die eine Weit höhere Süßkraft besitzen
als der Zucker. Zu den Süßstoffen gehören:

 Saccharin (z.B. Sachillen, Sukrinetten u.a.)


Mit der höchsten Süßkraft, jedoch mit leichtem
Eigengeschmack.

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 Cyclamat (z.B. Assugrin feinsüß)
Ohne Eigengeschmack, jedoch mit
geringerer Süßkraft.

 Kombinationen aus Saccharin und


Cyclamat (z.B. Natreen, Ilgonetten,
Assugrin exquisit)
Diese Süßstoffe sind koch- und backfest.
Gesundheitliche Bedenken, die gegen ihre
Verwendung geäußert wurden, haben sich
als nicht begründet herausgestellt.
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 Aus Eiweißbausteinen aufgebaut ist ein neuer
Süßstoff Aspartam (Canderel, Nutrasweet)
Auch er ist ohne Nachgeschmack, jedoch nur
begrenzt koch- und backfest.

 Ein weiterer neuer Süßstoff ist Acesulfam, der


ebenfalls hitzestabil ist und in der Schweiz bereits
unter dem Warenzeichen Sunett zugelassen ist.

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 Zuckeraustauschstoffe enthalten im
Gegensatz zu den Süßstoffen Kalorien und
müssen voll auf die KH angerechnet
werden, führen jedoch in viel geringerem
Maße zu Blutschwankungen. Auch diese
Produkte sind koch- und backfest.

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Zuckeraustauschstoffe sind:
 Sorbit (z.B. Sionon Diabetikersüße)
Zu beachten ist, daß Sorbit bei größerer Menge (ab
40g pro Tag) abführend wirkt.

 Fruktose (z.B. Sionon Fruchtzucker)


Bis zu 60 g, über den Tag verteilt aufgenommen
führen zu
keiner Erhöhung des BZ

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 Xylit
Findet man in Kaugummis und Hals-
schmerztabletten

 Isomalt
Ist ein neuer Zuckeraustauschstoff (v.a. in
Bonbons). Aufgrund seines langsamen Abbaus
und der unvollständigen Aufnahme im Darm
bewirkt er einen geringen Anstieg des
Blutzuckers und ist somit für Diabetiker
geeignet. 22g Isomalt = 1BE

Pflege Block 4
Getränke
 Bohnenkaffee, Schwarzer Tee und Kräutertees sind mit
Süßstoffen zu süßen und dann ohne Einschränkung
erlaubt, es sei denn, der Arzt schließt ihre Verwendung
aus anderen medizinischen gründen aus.

 Gleiches gilt für Mineralwasser (und natürlich für


Wasser).

 Die notwendige Flüssigkeit kann auch in Form einer


fettarmen, klaren Brühe zugeführt werden.

 Milch muß auf die BE angerechnet werden –


Milchzuckers
Pflege Block 4
 Alkoholische Getränke enthalten reichlich Kalorien
und sollten daher, wenn überhaupt, nur von
normalgewichtigen Diabetikern in Form eines völlig
vergorenen Weines oder in Form von Diätbier
genossen werden, wenn der Arzt dagegen nichts
einzuwenden hat.

 Da Alkohol bei Diabetikern eine Unterzuckerung


auslösen kann, sollte er nur zu den Mahlzeiten
getrunken werden.

 Instantgetränke enthalten mehr oder weniger viel


Zucker und sind nur unter Berücksichtigung der
meist auf der Packung angegebenen BE zu
verwenden.
Pflege Block 4
Orale Antidiabetika
 Alpha-Glukosidasehemmer
Der einzige bisher im Handel befindliche Alpha-
Glukosidasehemmmer ist die Arcabose (Glucobay®),
die erst Mitte 1990 in Deutschland zugelassen wurde.
Ihre Wirkung beruht auf einer Verzögerung der Kohlen-
hydratverdauung und -aufnahme (Resorption) im
Dünndarm durch Hemmung eines Enzyms in der
Darmschleimhaut, der Glukosidase. Eine gleichzeitig
vorhandene Fettstoffwechselstörung wird durch die
Arcabose günstig beeinflußt, da über eine Verminderung
der VLDL-Lipoproteine die Triglyzeride abnehmen.
Pflege Block 4
 Da die Insulinfreisetzung aus den Betazellen nicht
stimuliert wird, kann es unter alleiniger Behandlung
mit Glucobay® auch nicht zu einer
überschießenden Sekretion mit nachfolgender
Hypoglykämie kommen. Wird allerdings in
Kombination mit anderen Blutzuckersenkenden
Medikamenten behandelt, sollte darauf geachtet
werden, daß etwaige Unterzuckerungen nur mit
Traubenzucker (Glukose) und nicht mit
Haushaltszucker behandelt werden, weil gerade
dieser Zweifachzucker maximal durch die Arcabose
in der Resorption behindert wird.
Pflege Block 4
 Da die Arcabose selbst nicht ins Blut aufgenommen
wird, sondern nur lokal im Darm wirkt, sind ernste
Nebenwirkungen nicht bekannt. Allerdings geben einige
der behandelten ein Völlegefühl und oft quälende
Blähungen an. Diese entstehen Dosis abhängig durch
Gärungsvorgänge eines Teiles der bis zum Dickdarm
unverdaut gebliebenen KH. Diese Nebenwirkungen
können die Behandlung beim alten Menschen, der
oftmals aufgrund einer alters-bedingten

Pflege Block 4
 Verdauungsschwäche zu Völlegefühl und
Blähungen neigt, z.T. einschränken, werden
von anderen aber als positiv angesehen.
Andererseits fehlen wesentliche
Nebenwirkungen, so daß Glucobay® auch
in hohem Alter unbeschadet eingenommen
werden kann. Um die bestmögliche
Wirkung zu entfalten, sollte Glucobay® zu
den Mahlzeiten eingenommen werden und
einschleichend dosiert werden

Pflege Block 4
 Biguanide

Der Biguandi-Abkömmling Metformin (z.B. Glucophage


retard/mite) wird vor allem bei typ2 mit Übergewicht
eingesetzt. Metformin verzögert die KH-Resorption aus
dem Darm, hemmt die Glukoseneubildung, verstärkt
die Glukoseaufnahme in die Gewebe und erleichtert
die Gewichtsabnahme. Die Einnahme der Dragees
erfolgt nach den Mahlzeiten (1-6mal täglich, max. 3g).

Pflege Block 4
 Als unerwünschte Nebenwirkungen können
gastrointestinale Störungen, Blutbild-
veränderungen und bei
Nichtbeachtung der Kontraindikationen eine
Überproduktion von Milchsäure
(Laktatazidose) auftreten. Metformin kann
bei Nieren- Atem- und Leberinsuffizienz, bei
dekompensierter Herzinsuff., ausgeprägter
Arteriosklerose und konsumierenden
Erkrankungen kontraindiziert sein und
findet bei älteren Menschen kaum
Anwendung.
Pflege Block 4
 Sulfonylharnstoffe

 Wenn alle diätetischen Möglichkeiten ausgeschöpft


sind und der Patient trotz Gewichtsabnahme oder
sogar nach dem Erreichen des Normalgewichtes noch
erhöhte BZ-Werte hat, ist eine Behandlung mit
Medikamenten angezeigt, die direkt die
Insulinfreisetzung der Betazellen anregen.

Pflege Block 4
 Diese Medikamente gehören den
Sulfonylharnstoffen an. Die bekannteste
Wirksubstanz ist das Glibenclamid. Das
erste Medikament mit diesem Wirkstoff war
Euglucon®. Heute gibt es viele
Glibenclamidpräparate anderer Hersteller
und einige ihm verwandte Substanzen

Pflege Block 4
 Die Sulfonylharnstoffe steigern die Insulinfreisetzung
Sekretion) nach Kohlenhydrataufnahme und bessern
somit die beim Typ 2 Diabetiker oft vorhanden
Sekretionsstarre. Ohne eine korrekte Diät führen sie
aber – vor allem beim Typ 2b – nur zu einer
symptomatischen BZ-Senkung auf Kosten eines noch
höheren Gesamtinsulinspiegels und in der Folge zu
einer noch schnelleren Erschöpfung der insulinbildenden
Zellen.

Pflege Block 4
 Wichtigste Nebenwirkungen einer Behandlung mit
Sulfonylharnstoffen ist die Unterzuckerungs-
gefahr. Alle damit behandelten Patienten sollten auf
diese mögliche Gefahr und ihre Ursachen, aber auch
auf die Anzeichen einer Unterzuckerung hingewiesen
werden und zur Behandlung stets Traubenzucker
bei sich tragen. Dennoch darf nicht verschwiegen
werden, daß gerade bei der Therapie mit
Sulfonylharnstoffen auftretenden Unterzuckerungen
sehr verschleiert und schwer verlaufen können. Nicht
selten wird ein alter Mensch unter dem Bild eines
Schlaganfalls in die Klinik eingewiesen,das sich später
Pflege Block 4

als schwere Unterzuckerung herausstellt.


 Bei allen Situationen oder zusätzlichen Erkrankungen die
mit einer verminderten Nahrungsaufnahme einhergehen, ist
deshalb an die Möglichkeit einer Unterzuckerung zu denken
und entsprechend die Blutzuckerkontrolle zu investieren.
Weitere mögliche Nebenwirkungen einer
Sulfonylharnstofftherapie wie Magen-Darm-Beschwerden,
allergische Hautreaktionen und allergische Reaktionen des
blutbildenden Systems treten demgegenüber sehr selten
auf.

Im Gegensatz zu den anderen oralen Antidiabetika sollten


die Sulfonylharnstoffe vor der Mahlzeit eingenommen
werden, damit Insulinfreisetzung und Kohlen-
Pflege Block 4

hydratresorption möglichst gleichzeitig erfolgen können.


 Nach einigen Jahren einer zunächst erfolgreichen
Behandlung mit Sulfonylharnstoffen kommt es
infolge einer zunehmenden Sekretionsschwäche der
Betazellen zur erneuten Verschlechterung der
Stoffwechsellage, dem sogenannten
„Sekundärversagen“. Der Zeitpunkt für eine
zusätzliche oder alleinige Insulinbehandlung ist
dann gekommen.

Pflege Block 4
Insulin
 Das Hormon Insulin wird von den B-Zellen des Pankreas
produziert und in Abhängigkeit vom BZ-Spiegel ins Blut
abgesondert. Es verändert die Durchlässigkeit der
Zellmembranen, so daß Glucose und freie Fettsäuren in die
Zellen gelangen können; der Blutzucker- und der
Blutfettspiegel sinken. Man spricht in diesem
Zusammenhang auch vom „Schlüssel-Schloß-Prinzip“:
Insulin ist der maßgefertigte Schlüssel mit dem das Schloß
jeder einzelnen Zelle für die Blutglukose geöffnet wird.

Pflege Block 4
 Die Behandlung mit Insulin ist angezeigt bei Präkoma
und Coma diabeticum, beim juvenilen Diabetes
mellitus (Typ1), bei diabetischen Schwangeren sowie
bei Patienten mit Typ 2, bei denen die Behandlung mit
oralen Antidiabetika und Diät nicht ausreicht.

 Da Insulin aus Aminosäuren zusammengesetzt ist,


würde es nach oraler Einnahme im Darm gespalten
und unwirksam; deshalb erfolgt die Applikation von
Insulin immer in Form einer Injektion oder Infusion.

Pflege Block 4
 Für die Insulintherapie stehen hochgereinigte Insuline
vom Rind und vom Schwein sowie Humaninsulin,
welches aus Schweineinsulin gewonnen oder
gentechnisch von Colibakterien und Hefen hergestellt
wird, zur Verfügung. Humaninsuline werden heute
bevorzugt eingesetzt, da sie identisch mit dem
menschlichen Insulin sind und nur selten
immunologische Reaktionen hervorrufen. Das
Schweineinsulin ist dem menschlichen Insulin ähnlicher als
Rinderinsulin, welches als Fremdeiweiß eine
Antikörperbildung und eine Insulinallergie hervorrufen kann.
Rinderinsulin wird heute im allgemeinen nicht mehr
eingesetzt. Auf die Wirkungsdauer bezogen werden
Normalinsulin (früher als Altinsulin bezeichnet) und
Pflege Block 4
Verzögerungsinsulin unterschieden.
 Alle Insulinarten unterscheiden sich durch
ihre Herstellungsart (Galenik) nach:

 Initialeffekt (zeitlich am Anfang stehende


Wirkung)

 Wirkungsmaximum

 Wirkungsdauer

Pflege Block 4
Normalinsulin (Bolusinsulin)
 Beginnt 15-30 min nach der Verabreichung
zu wirken und verfügt über eine
Wirkungsdauer bis zu 8 Std. Folglich muß
alle 5-6 Std. eine erneute Insulininjektion
erfolgen. Bei Normalinsulin handelt es sich
um eine klare Flüssigkeit.

Pflege Block 4
Verzögerungsinsulin (Basalinsulin)
 Ist dagegen trübe und muß vor dem Aufziehen durch
Rollen des Fläschchens gemischt werden. Dies ist
aufgrund des Zusatzes von Depothilfsstoffen (z.B.
Protamin, Surfen, Zink), die für eine Verzögerung des
Wirkungseintritts sorgen, erforderlich. Bei den
depotinsulinen werden die Intermediär- und
Langzeitinsuline unterschieden. Bei intermediär
wirksamem Insulin tritt die Wirkung 15 min. – 1,5 Std.
nach Verabreichung ein; die Wirkung von Langzeit –
Insulinen setzt nach 1 – 4 Std. ein. Die Wirkungsdauer
erstreckt sich über 12 – 30 Std.
Pflege Block 4
Kombinationsinsulin
 Besteht aus Normal- und Verzögerungsinsulin.
Hierdurch können der infolge physiologischer
Begebenheiten erhöhte Insulinbedarf am Morgen
abgedeckt und gleichzeitig tägliche Mehrfachinjektionen
umgangen werden. Es werden Kombinationspräparate
mit Normalinsulinanteilen von 10 – 50% in
verschiedenen Abstufungen angeboten.

 Die Unterscheidungsmerkmale der verschiedenen


Insulinarten müssen sowohl bei der Einstellung als auch
beim Zeitpunkt der Verabreichung und dem Zeitpunkt
Pflege Block 4
der Nahrungsaufnahme beachtet werden.
 Neben allen Formen der Medikamentenanwendung
muß bei Diabetikern auf eine Einhaltung der Diät
geachtet werden. Bei Störungen der Nahrungs-
aufnahme muß immer der Arzt benachrichtigt
werden. Auch alte Menschen sollten, solange die
Beweglichkeit ihrer Hände, die Sehkraft ihrer Augen
und ihre geistige Kontrollfunktion ausreichen, die
Injektionstechnik erlernen bzw. durchführen.

 Als Hilfe für das genaue Aufziehen der Spritze


gibt es spezielle Insulinspritzen mit integrierten
Spezialkanülen (ca. 1cm kurz) und mit einer
gut ablesbaren Graduierung nach Einheiten.
Pflege Block 4
Aufziehen von Insulin:
» Hände waschen

» Gummistopfen des Fläschchens mit Alkoholtupfer abreiben

» Verzögerungs- oder Kombinationsinsulin zwischen den


Händen rollen, bis die Suspension eine gleichmäßige

» Trübung zeigt (Flüssigkeit nicht schütteln – Schaumbildung)

» Soviel Luft in die Spritze ziehen, wie nachfolgend Insulin


gespritzt werden soll

» Aufgezogene Luft in das Fläschchen drücken (nicht in die


Flüssigkeit)
Pflege Block 4
» Insulinflasche umdrehen und darauf achten, daß die
Nadelspitze ganz von Insulin bedeckt ist; falls
erforderlich, Nadel etwas aus dem Fläschchen
zurückziehen

» Etwa 1 – 2 Teilstriche mehr Insulin aufziehen als


benötigt.

» Mit einem Finger leicht gegen die Insulinspritze


klopfen, so daß Luft nach oben steigt

» Luft und zuviel aufgezogenes Insulin aus der Spritze


drücken

» Korrekte Dosierung überprüfen


Pflege Block 4
» Man spritzt Insulin etwa 1cm unter die Haut (senkrecht
mit 11mm langer Nadel, schräg mit 20mm langer Nadel),
nachdem man mit der anderen Hand eine Haut – Fett –
Falte angehoben hat. Eine Desinfektion mit Alkohol ist
bei sauberer haut ebenso wenig erforderlich wie das
sonst vorgeschriebene Aspirieren. Nach der Injektion bis
10 zählen bevor man die Nadel wieder herauszieht (so
wird ein Rückfließen von Insulin in den Stichkanal
vermieden). Die Injektionsstelle kurz mit Tupfer drücken
und das Medikament durch kreisende Bewegungen im
Gewebe verteilen.

Pflege Block 4
» Die Einspritzstellen an Oberschenkeln, Bauch und
Gesäß sollten planmäßig gewechselt werden.

» Weiterhin ist zu beachten, daß nach der Applikation die


nachfolgende Mahlzeit in dem zeitlichen Abstand
erfolgt, wie es auf dem Beipackzettel des jeweiligen
Insulin angegeben ist.

» Eine Insulininjektion, die durch Pflegepersonal


verabreicht wurde, ist zu dokumentieren
(Präparat/Dosierung)!

Pflege Block 4
Injektionshilfen:
 Für Diabetiker, die mehrmals täglich Insulin spritzen
müssen, wird zur Erleichterung der
Insulinverabreichung von verschiedenen firmen ein
sogenannter PEN (englisch: Federhalter) angeboten.
In diesem Injektionsgerät bilden Insulin, Spritze und
Kanüle eine Einheit. Das (für Menschen mit
eingeschränkter Sehkraft/Feinmotorik) erschwerte
Aufziehen von Insulin entfällt. Zu jedem PEN gehört
eine spezielle Insulinpatrone; 1ml dieser Lösung
enthält 100 Einheiten Insulin.
Pflege Block 4
 Vor einer Injektion stellt der Diabetiker die
gewünschte Dosis durch drehen des Dosierknopfes
ein. Die Höhe der eingestellten Einheiten kann als
Zahl abgelesen werden.

 WICHTIG: VOR DEM AUFZIEHEN DER


VERORDNETEN INSULINMENGE IM PEN,
WERDEN 2 IE ZUVOR AUFGEZOGEN UND
VERWORFEN

ACHTUNG: Vor Verabreichung von


Verzögerungsinsulin muß der PEN mindestens 10 mal
gekippt werden, bis die durchmischte Flüssigkeit
eine gleichmäßige Trübung aufweist.
Pflege Block 4
 ACHTUNG: PEN-Patronen enthalten pro Milliliter 100
Einheiten Insulin! Übliche Insulinfläschchen enthalten 40
E/ml. Man darf daher niemals mit einer herkömmlichen
Insulinspritze Insulin aus einer PEN-Ampulle aufziehen!!!
Es besteht Verwechslungsgefahr mit der Folge schwerer
Über- oder Unterdosierungen!

Pflege Block 4
 Eine Insulinpumpe beinhaltet eine Spritze bzw. eine
Ampulle mit Normalinsulin, welches über einen
dünnen Infusionsschlauch mit einer in die Bauchhaut
eingeführten Kanüle verabreicht wird. Der Diabetiker
legt diesen kleinen Katheter selbst und erneuert ihn
alle 1 – 2 Tage. Über einen Elektromotor wird
tagsüber eine geringe Insulinmenge (Basalrate)
abgegeben. Vor den Mahlzeiten wird jeweils der
Blutzucker gemessen, der Kohlenhydratgehalt der
Mahlzeit abgeschätzt und die entsprechend benötigte
Menge an Insulineinheiten (Bolusrate) per
Tastendruck eingegeben.
Pflege Block 4
Aufbewahren von Insulin
 Vor Gebrauch von Insulin immer das Verfalldatum
prüfen
 Insulinvorräte im Kühlschrank (nie im Gefrierfach!)
bei 2 – 8°C lagern
 Im Gebrauch befindliche Insulinfläschchen und
Insulinpatronen bei Raumtemperatur (ca. 20°C)
lagern. Fläschchen mit Anbruchdatum versehen und
innerhalb von 3 Wochen (je nach Herstellerangaben
auch innerhalb eines größeren Zeitraumes)
aufbrauchen bzw. nach Ablauf der Frist verwerfen
 Den Einfluß von Temperaturen über 40°C, Frost oder
direkter Sonneneinstrahlung unbedingt vermeiden
(Aktivitätsverluste)
 Insulinpen mit Patrone nicht im Kühlschrank lagern
Pflege Block 4
Hyperglykämisches Koma und Hyperglykämie

 Liegt der BZ – Wert über 160mg/dl, spricht man von


einer Überzuckern (Hyperglykämie). Bei einem
deutlichen Insulinmangel mit extremer Erhöhung des BZ
entwickelt sich langsam ein lebensbedrohlicher Zustand,
der zur Bewußtlosigkeit führt hyperglykämisches Koma.
Es werden 2 Formen unterschieden:

Pflege Block 4
 a) Ketoazidotisches Koma

Ein ketoazidotisches Koma kann vor allem bei Typ 1


auftreten und wird durch einen absoluten Insulinmangel
verursacht. Dieser liegt bei Erstmanifestation der
Krankheit vor. Im weiteren Krankheitsverlauf können
Infektionen, Operationen und andere Streßsituationen,
die mit einer deutlichen Steigerung des Insulinbedarfs
einhergehen, eine diabetische Ketoazidose hervorrufen.
Weitere Ursachen stellen die fehlende und die zu gering
dosierte Insulininjektion dar.

Pflege Block 4
 Da Insulin fehlt, kann es nicht hemmend auf die
Freisetzung von freien Fettsäuren einwirken, folglich
finden sich deren Abbauprodukte vermehrt im Blut,
wo sie jedoch nicht vollständig verstoffwechselt
werden können. Es fallen Ketonkörper (saure
Stoffwechselprodukte wie Azetessigsäure oder
Beta-Hydroxibuttersäure, die bei gesteigertem
Fettabbau entstehen) an, die zur Ausbildung einer
metabolischen Azidose (pH-Wert sinkt unter das
physiologische Niveau von durchschnittlich 7,4)
führen. Das ketoazidotische Koma entwickelt sich in
Stunden bis Tagen.
Pflege Block 4
Zeichen der beginnenden Ketoazidose
sind:
 » Polydipsie

 » Polyurie und Nykturie

 » Müdigkeit, Schwäche

 » Appetitlosigkeit und

 » Oberbauchbeschwerden

Pflege Block 4
 Im weiteren Verlauf:

» Starker Gewichtsverlust (bei Erstmanifestation)

» Übelkeit und Erbrechen

» BZ-Werte über 500mg/dl

» Ketonkörper im Serum und im Urin

» Metabolische Azidose

Pflege Block 4
»Kussmaul-Atmung

» Azetongeruch in der Atemluft

» Somnolenz/Bewußtlosigkeit

» Hypotonie und Tachykardie


(Volumenmangel)

» Heftige Oberbauchbeschwerden

Pflege Block 4
b) Hypersomolares Koma
 Das hypersomolare Koma kann vor allem bei Typ 2
auftreten. Es entwickelt sich über tage bis Wochen und
wird durch einen relativen Insulinmangel verursacht. Dieser
entsteht bei erhöhtem Insulinbedarf (Infektionen, Fieber,
Operationen, schwere Erkrankung, extreme seelische
Belastung, Einnahme von Glukokortikoiden oder von
Diuretika, Diätfehler) oder bei unzureichender
Insulininjektion (sofern Insulintherapie erforderlich ist) bzw.
nach dem Vergessen der Einnahme von oralen
Antidiabetika
Pflege Block 4
 Der extrem hohe Glukosegehalt des Blutes übt
eine osmotische Wirkung aus, so daß es zu
Flüssigkeitsverschiebungen vom
Intrazellulärraum zum Extrazellulärraum und zur
osmotischen Diurese mit Polyurie kommt.
Massive Flüssigkeits- und Elektrolytverluste sind
die Folgen. Beim Betroffenen entwickelt sich eine
Exsikkose, die haut ist trocken, der Hautturgor
schlaff und die Augäpfel sind weich.
Eine ketoazidose tritt nicht auf.

Pflege Block 4
Zeichen des hypersomolaren Komas sind

» Polydipsie und Polyurie

» Müdigkeit, Schwäche

» Appetitlosigkeit

» Somnolenz

Pflege Block 4
 Im weiteren Verlauf:

» BZ – Werte zwischen 500 – 1000mg/dl

» Hypersomolarität im Serum

» Übelkeit, Erbrechen

» Exsikkose (schlaffer Hautturgor, trockene Haut,


weiche Augäpfel)

» Blutdruckabfall, Tachykardie

» Oligurie und

» Bewußtlosigkeit
Pflege Block 4
Sofortmaßnahmen
 Eine leichte Hyperglykämie (BZ nicht über 200mg/dl)
kann durch körperliche Aktivität abgebaut werden. Die
Kohlenhydratzufuhr ist einzustellen.
Besteht aufgrund bestimmter Beobachtungen der
Verdacht, daß sich bereits ein hyperglykämisches Koma
entwickelt bzw. vorliegt, ist unverzüglich ein Arzt zu
benachrichtigen.

 Bis zum Eintreffen des Arztes wird der Kranke nicht


allein gelassen; er wird aufgefordert, viel zu trinken (um
den Blutzucker durch Glukoseausscheidung im Harn zu
senken).
Pflege Block 4
 Der BZ und Urinzucker- wert sollte mittels
Schnelltest ermittelt werden.

 Die Vitalzeichen sind zu beobachten.

 Bei Vorliegen einer schweren diabetischen


Stoffwechselkompensation ist zu erwarten, daß der
Arzt Ringerlösung infundiert (um
Flüssigkeitsverluste auszugleichen) und den
Betroffenen in ein Krankenhaus einweist.

Pflege Block 4
 Dort werden auf der Intensivstation die
Vitalfunktionen stabilisiert und Flüssigkeit,
Elektrolyte sowie Insulin substituiert. Evtl.
erfolgt eine Korrektur des Säure – Basen –
Haushaltes.

Der Kranke Senior wird auf der


Intensivstation gepflegt, behandelt und
beobachtet, bis sich die Stoffwechsellage
normalisiert hat.

Pflege Block 4
Hypoglykämisches Koma und Hypoglykämie

 Eine Hypoglykämie liegt vor, wenn der BZ – Wert unter


50mg/dl liegt. Sie entwickelt sich beim Diabetiker infolge
einer relativen Überdosierung von Insulin oder
Sulfonylharnstoffen. Hierzu kann es durch folgende
Begebenheiten kommen:

Pflege Block 4
» Weglassen einer Mahlzeit oder zu geringe
Kohlenhydrataufnahme

» Stärkere körperliche Belastung

» Zu hohe Dosierung von Insulin bzw. orale Antidiabetika

» Verringerter Insulinbedarf bei Reduktionskost

» Alkoholkonsum (da dieser die Glukosebildung hemmt)

» Zu langer Spritz – Eß – Abstand

» Erbrechen und Durchfall


Pflege Block 4
 Die Hypoglykämie entwickelt sich innerhalb von
Minuten und geht mit zahlreichen Symptomen
einher. Sie ergeben sich aus der hormonellen
Gegenregulation (Katecholaminausschüttung)
und aus Störungen des Zentralnervensystems
(Unterversorgung der Nervenzellen mit Glukose).
Bei raschem Blutzuckerabfall treten die Symptome
meist ausgeprägter auf als bei langsamen Abfall.
Liegt bereits eine Neuropathie
vor, werden die Symptome vom betroffenen nicht
wahrgenommen. Bei alten Menschen verläuft eine
Hypoglykämie nicht selten atypisch. Beta – Blocker
können die Wahrnehmung der Hypoglykämie
Symptome verzögern und verändern.
Pflege Block 4
Zeichen einer Hypoglykämie sind:

 » Tachykardie und Herzklopfen

 » Heißhunger

 » Zittern, Unruhe, Erregbarkeit

 » Kalter Schweiß auf blasser Haut

 » Teilnahmslosigkeit, depressive Verstimmung

 » Verwirrtheit, evtl. psychotische oder delirante Zustände


Pflege Block 4
 » Müdigkeit, Schwäche

 » Seh- und Sprachstörungen

 » Mißempfindungen (Parästhesien)

 » Evtl. Krämpfe und Lähmungserscheinungen

 » Bz – Wert unter 50mg/dl

 » Somnolenz bis Bewußtlosigkeit

Pflege Block 4
Sofortmaßnahmen:
 Zeigt ein Diabetiker Veränderungen, die für eine
Hypoglykämie typisch sind, sollte unverzüglich Glukose
gegeben und eine BZ – Kontrolle durchgeführt werden.

 Bewußtseinsklare Diabetiker werden angehalten,


Nahrungsmittel oder Getränke mit schnellresorbierbaren
Kohlenhydraten aufzunehmen, z.B. ein Glas Fruchtsaft
oder gesüßte Limonade, ein Stück Obst, eine Scheibe
Brot oder fünf Plättchen Traubenzucker.

Pflege Block 4
 Tritt die Hypoglykämie nachts auf, sollte
zusätzlich noch eine Scheibe Brot gegessen
werden, um ein erneutes Absinken des
Blutzuckers zu vermeiden.

 Wird der Diabetiker allerdings im komatösen


Zustand aufgefunden, darf ihm auf keinen Fall
oral Flüssigkeit zugeführt werden
(Aspirationsgefahr). Es gilt seine Atemwege
freizuhalten (ggf. Zahnprothese und Speisereste
aus dem Mund entfernen), ihn in die stabile
Seitenlage zu bringen und Glukagon zu spritzen.

Pflege Block 4
 Glukagon wird in Pulverform in einer
Stechampulle angeboten; es ist zusammen mit
einem Lösungsmittel und einer Spritze mit
Kanüle abgepackt und gehört in den Besitz
jeden Diabetikers.

 Das Lösungsmittel wird in die Stechampulle


gespritzt und so lange mit dem Glukagonpulver
vermischt, bis dieses aufgelöst ist. Die gelöste
Substanz wird aufgezogen und i.m. oder s.c.
injiziert.
Pflege Block 4
 Sobald der Kranke wieder bei Bewußtsein ist,
sollte er schnellresorbierbare Kohlenhydrate zu
sich nehmen.
Sollte kein Glukagon verfügbar sein oder der
Diabetiker bis spätestens 10 min. nach der
Injektion immer noch bewußtlos sein, ist
unverzüglich der Arzt zu rufen.

 Bis zu seinem Eintreffen sollte ein Plättchen


Traubenzucker in die Wangentasche des
Diabetikers gelegt und von außen angedrückt
werden. Der Arzt spritzt eine 40%ige
Glukoselösung in die Vene.
Pflege Block 4
 Abschließend wird der Grund für die Hypoglykämie
hinterfragt, um weitere Hypoglykämien zu vermeiden.

 Achtung:

Bei Diabetikern, die Gilbenclamid (z.B. Euglucon®)


einnehmen, ist bei Auftreten einer Hypoglykämie
tagelang mit Rezidiven zu rechnen.

Pflege Block 4
Pflege Block 4

Vergleich Pflege Heute Auflage 7 Seite 691


 Quellenangabe:
 Altenpflege in Ausbildung und Praxis (Köther/Gnamm)
 Diabetes mellitus im Alter – Ein Handbuch für
Pflegeberufe (Schulungsgruppe DIABETES
e.V.[Herausgeber Helmut Hasche])
 Die Pflege des Menschen im Alter (Mechthild Seel)
 Pflege (Liliane Juchli)
 Pflege heute (Gustav Fischer Verlag)
 Diabetes heute Erkennung – Behandlung –
Folgeschäden (Deutsche Diabetes-Union e.V.)
 Diabetes (Tips aus ihrer Apotheke)

Pflege Block 4

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