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AD 2000-Merkblatt

ICS 23.020.30 Ausgabe Februar 2005

Vereinfachte Berechnung auf AD 2000-Merkblatt


Sonderfälle
Wechselbeanspruchung S1

Die AD 2000-Merkblätter werden von den in der „Arbeitsgemeinschaft Druckbehälter“ (AD) zusammenarbeitenden, nachstehend genannten
sieben Verbänden aufgestellt. Aufbau und Anwendung des AD 2000-Regelwerkes sowie die Verfahrensrichtlinien regelt das AD 2000-Merk-
blatt G1.
Die AD 2000-Merkblätter enthalten sicherheitstechnische Anforderungen, die für normale Betriebsverhältnisse zu stellen sind. Sind über
das normale Maß hinausgehende Beanspruchungen beim Betrieb der Druckbehälter zu erwarten, so ist diesen durch Erfüllung besonderer
Anforderungen Rechnung zu tragen.
Wird von den Forderungen dieses AD 2000-Merkblattes abgewichen, muss nachweisbar sein, dass der sicherheitstechnische Maßstab
dieses Regelwerkes auf andere Weise eingehalten ist, z. B. durch Werkstoffprüfungen, Versuche, Spannungsanalyse, Betriebserfahrungen.
Fachverband Dampfkessel-, Behälter- und Rohrleitungsbau e.V. (FDBR), Düsseldorf
Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften e.V., Sankt Augustin
Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI), Frankfurt/Main
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA), Fachgemeinschaft Verfahrenstechnische Maschinen
und Apparate, Frankfurt/Main
Stahlinstitut VDEh, Düsseldorf
VGB PowerTech e.V., Essen
Verband der Technischen Überwachungs-Vereine e.V. (VdTÜV), Berlin
Die AD 2000-Merkblätter werden durch die Verbände laufend dem Fortschritt der Technik angepasst. Anregungen hierzu sind zu
richten an den Herausgeber:

Verband der Technischen Überwachungs-Vereine e.V., Postfach 10 38 34, 45038 Essen.

Inhalt
0 Präambel 9 Maßnahmen bei Erreichen der rechnerischen
1 Geltungsbereich Lebensdauer
2 Allgemeines 10 Zusätzliche Angaben
3 Formelzeichen und Einheiten
4 Ermittlung der zulässigen Lastspielzahl Anhang 1: Erläuterungen zum AD 2000-Merkblatt S 1
5 Konstruktion
Anhang 2: Berechnungsbeispiel
6 Herstellung
7 Prüfung Anhang 3: Vereinfachte Berechnung
8 Berücksichtigung besonderer Betriebs- auf Wechselbeanspruchung für Gusseisen
bedingungen mit Kugelgraphit

0 Präambel 1 Geltungsbereich
Zur Erfüllung der grundlegenden Sicherheitsanforderungen 1.1 Die nachstehenden Regeln einer vereinfachten Be-
der Druckgeräte-Richtlinie kann das AD 2000-Regelwerk rechnung auf Wechselbeanspruchung1) gelten für druck-
angewandt werden, vornehmlich für die Konformitätsbewer- tragende Teile von Druckbehältern aus
tung nach den Modulen „G“ und „B + F“. – ferritischen und austenitischen Walz- und Schmiede-
stählen,
Das AD 2000-Regelwerk folgt einem in sich geschlosse-
nen Auslegungskonzept. Die Anwendung anderer techni- – Gusseisensorten mit Kugelgraphit nach Anhang 3,
scher Regeln nach dem Stand der Technik zur Lösung von die nach den AD 2000-Merkblättern der Reihe W und HP
Teilproblemen setzt die Beachtung des Gesamtkonzeptes hergestellt und geprüft werden.
voraus.
1.2 Die Berechnung gilt nur für Bauteile, die auf der
Bei anderen Modulen der Druckgeräte-Richtlinie oder Grundlage zeitunabhängiger Festigkeitskennwerte dimen-
Luxemburger Straße 449, 50939 Köln

für andere Rechtsgebiete kann das AD 2000-Regelwerk


sinngemäß angewandt werden. Die Prüfzuständigkeit 1) Hierbei ist der Begriff „Wechselbeanspruchung“ umfassend im Sinne der
richtet sich nach den Vorgaben des jeweiligen Rechts- zeitlichen Veränderung einer Beanspruchung unabhängig von Größe und
gebietes. Vorzeichen des Mittelwertes gemeint.
E Carl Heymanns Verlag KG

Ersatz für Ausgabe Oktober 2004; = Änderungen gegenüber der vorangehenden Ausgabe

Die AD 2000-Merkblätter sind urheberrechtlich geschützt. Die Nutzungsrechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks,
der Entnahme von Abbildungen, die Wiedergabe auf fotomechanischem Wege und die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei auszugsweiser Verwertung, dem Urheber vorbehalten.
AD 2000-Merkblatt
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sioniert sind (siehe AD 2000-Merkblatt B 0 Abschnitt 6.2 1.6 Anstelle des maximal zulässigen Druckes p können
und 6.3) und die nur durch Druckschwankungen wechsel- die Druckschwankungsbreiten ( p^ − p) auch auf den Be-
beansprucht werden. Zusätzliche Wechselbeanspruchun- rechnungsdruck pr (fiktiver Druck) bezogen werden.
gen, z. B. durch schnelle Temperaturänderungen im Be-
trieb oder durch äußere Kräfte und Momente, sind im 1.7 Überschreitet die Zahl der zu erwartenden betriebli-
Rahmen der Berechnung nach AD 2000-Merkblatt S 2 zu chen Druckschwankungen die nach diesem AD 2000-
beurteilen. Merkblatt errechnetete zulässige Lastspielzahl, ist eine
Konstruktionsänderung oder eine auf die Bedingungen der
1.3 Eine Berechnung auf Wechselbeanspruchung ist nur Wechselbeanspruchung abgestimmte detaillierte Berech-
als Lebensdauerabschätzung zur sinnvollen Festlegung nung nach AD 2000-Merkblatt S 2 erforderlich.
von Prüffristen zu werten, um damit eventuell auftretende
Ermüdungsanrisse rechtzeitig zu erkennen. 1.8 Das AD 2000-Merkblatt setzt voraus, dass keine
schwingfestigkeitsabmindernden Einflüsse durch das Me-
Die ertragbaren Lastspielzahlen können unter Berücksich- dium vorliegen (siehe Abschnitt 8).
tigung des Streufeldes der Ermüdungsfestigkeitswerte der
Werkstoffe und bei günstigeren Randbedingungen für 1.9 Bei tiefen zulässigen Temperaturen in den Anwen-
Konstruktion, Herstellung und Belastung als bei der Ent- dungsgrenzen der Beanspruchungsfälle II und III nach
wurfsprüfung zugrunde gelegt ein Vielfaches der rechneri- AD 2000-Merkblatt W 10 ist eine Reduzierung der zulässi-
schen Lastspielzahlen erreichen. gen Lastspielzahlen nicht erforderlich.

1.4 Wenn die nachfolgenden zwei Bedingungen erfüllt


sind, braucht AD 2000-Merkblatt S 1 nicht angewendet zu 2 Allgemeines
werden. 2.1 Dieses AD 2000-Merkblatt ist nur im Zusammenhang
a) Die Anzahl der Lastspiele mit Druckschwankungen zwi- mit AD 2000-Merkblatt B 0 anzuwenden.
schen dem drucklosen Zustand und dem maximal zuläs- 2.2 Als Kriterium für das Versagen durch Wechselbean-
sigen Druck p (An- und Abfahrten) beträgt N ≤ 1000 und spruchung gilt der technische Anriss2).
b) die Schwingbreite (p − p) beliebig vieler Druck- 2.3 Als Maß für die Wechselbeanspruchung gilt in die-
schwankungen überschreitet nicht 10 % von p. sem AD 2000-Merkblatt die Schwankungsbreite (doppelter
Der Grenzwert der Druckschwankungsbreite ( p − p) von Schwingungsausschlag), die aus der Einwirkung des sich
10 % kann auf 20 % von p angehoben werden, wenn fol- wiederholt ändernden Druckes entsteht (siehe Bild 1).
gende zusätzliche Bedingungen erfüllt sind: 2.4 Die nach dem AD 2000-Merkblatt S 1 errechnete zu-
– Anzahl der Lastspiele mit Druckschwankungen zwischen lässige Lastspielzahl wird durch die Dimensionierung und
dem drucklosen Zustand und dem maximal zulässigen Gestaltung des Druckbehälters beeinflusst. Bei häufigen
Druck p (An- und Abfahrten) N ≤ 1000, Lastspielen mit großer Wechselbeanspruchung werden zur
Beurteilung entsprechender Änderungsmaßnahmen je-
– Stähle mit in den Normen festgelegten Streckgrenzen doch Berechnungen nach AD 2000-Merkblatt S 2 zweck-
bei 20 °C von ≤ 300 N/mm2, mäßiger sein. In der Regel ergibt sich hiernach eine grö-
– Wanddicken bis zu 25 mm, ßere zulässige Lastspielzahl als bei der Berechnung nach
– maßgebende Berechnungstemperatur T * ≤ 200 °C, AD 2000-Merkblatt S 1.
– Bauformen entsprechend einem Spannungsfaktor η ≤ 3 2.5 Von besonderer Bedeutung sind Schwankungen zwi-
nach Tafel 3 dieses AD 2000-Merkblattes. schen dem drucklosen Zustand und dem maximal zulässi-
gen Druck p (An- und Abfahrten). Die Druckschwankungen
1.5 Im Hinblick auf eine vorgesehene Gebrauchsdauer können sich aber auch mit geringer Schwankungsbreite
von 20 Jahren (365 Betriebstage) braucht AD 2000-Merk- dem Betriebsüberdruck überlagern (z. B. in Puffergefä-
blatt S 1 ebenfalls nicht angewendet zu werden, wenn die ßen oder Speicherbehältern) oder mit unterschiedlicher
folgenden Bedingungen erfüllt sind: Schwankungsbreite im Bereich zwischen 0 und p in un-
– Die auf den Druck p bezogene Druckschwankungsbreite regelmäßiger Folge und mit unterschiedlicher Häufigkeit
auftreten (Betriebslastkollektiv). Bei Beanspruchung durch
 p − p
p

überschreitet nicht die Werte nach Bild 2, äußeren Überdruck ist sinngemäß folgendermaßen vorzu-
gehen: Bei Druckschwankungen zwischen Über- und Un-
– Stähle mit in den Normen festgelegten Streckgrenzen terdruck in einem Druckraum ist zur Bestimmung der
bei 20 °C von ≤ 355 N/mm2. Druckschwankungsbreite die Summe der Beträge von
Die Kurven in Bild 2 gelten für Über- und Unterdruck in Rechnung zu setzen.
– N ≤ 1000 Lastspiele mit Druckschwankungen zwischen Treten in einem Druckraum nacheinander verschiedene In-
dem drucklosen Zustand und dem maximal zulässigen nen- und Außendruckwechselbelastungen auf, sind die
Druck (An- und Abfahrten), Beanspruchungsfälle getrennt zu betrachten und über eine
Lastkollektivrechnung zu bewerten.
– Wanddicken bis zu 25 mm,
Beim gleichzeitigen Auftreten von Innen- und Außendruck-
– maßgebende Berechnungstemperatur T * ≤ 200 °C, wechselbelastungen an einer drucktragenden Wand (z. B.
– Schweißverbindungen der Nahtklasse K 2 und Baufor- bei zwei Druckräumen) sind die jeweiligen Druckzeit-
men entsprechend einem Spannungsfaktor η ≤ 3 nach verläufe zu überlagern und die sich ergebenden Druck-
Tafel 3. schwankungen unterschiedlicher Breite und Häufigkeit
Bei Kehlnähten an Stutzenanschlüssen fallen nur 4/5 der über eine Lastkollektivrechnung zu bewerten.
bezogenen Druckschwankungsbreiten nach Bild 2 aus 2.6 Die Zahl und die Höhe der Druckschwankungen, die
dem Geltungsbereich. ein Druckbehälter während seiner voraussichtlichen Le-
Bei mehr als 1000 An- und Abfahrten sind die Druck- bensdauer ohne Schädigung der drucktragenden Teile er-

schwankungsbreiten in Bild 2 nach


p − p
p
 
⋅ Fp mit Fp
2) Als technischer Anriss gilt eine rissartige Werkstofftrennung, die mit opti-
nach Bild 3 zu reduzieren. schen Hilfsmitteln oder zerstörungsfreien Prüfverfahren erkennbar ist.
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tragen kann, sind von einer Vielzahl verschiedenartiger den AD 2000-Merkblättern der Reihe B
Einflüsse abhängig, z. B.: errechnet (unter Umständen sind die
– Konstruktion, Formeln nach p aufzulösen) in bar
z. B. gestaltungstechnische Bauteilausführung im Hin- ( p − p) Druckschwankungsbreite
blick auf Vermeidung hoher Spannungsspitzen;
(doppelter Schwingungsausschlag; siehe
– Herstellung, auch Bild 1) in bar
z. B. Vermeidung schädlicher Eigenspannungen und
Schweißnahtimperfektionen; Fd Korrekturfaktor zur Berücksichtigung
– Werkstoff, des Wanddickeneinflusses –
weichere Stähle z. B. sind in der Regel weniger kerb- N hier: Betriebslastspielzahl –
empfindlich als härtere Stähle. Bei den kerbempfind- Nzul hier: Zulässige Lastspielzahl bei Druck-
lichen Stählen ist zu beachten, dass die Wahrscheinlich-
keit eines Versagens im Falle unbemerkter Her- schwankungsbreiten( p − p) –
stellungsfehler oder ungünstiger Betriebsbedingungen N100 Zulässige Lastspielzahl bei Druck-
größer ist. Die Festigkeit des Schweißgutes sollte gleich schwankungsbreiten (pr -- 0) bei Temperaturen
oder nur wenig höher als die des Grundwerkstoffes sein; T * ≤ 100 °C –
– Oberflächenbeschaffenheit, T* maßgebende Berechnungstemperatur
Gestaltung mit geringer Oberflächenrauheit (mechani- während eines Lastzyklus in °C
sche Bearbeitung, Beschleifen der Schweißnähte) bei
hohen Lebensdaueranforderungen; 2 σ *a fiktive pseudoelastische Spannungs-
schwingbreite in N/mm2
– Wanddicke,
zunehmende Wanddicke wirkt sich bei gleicher Span- 2 σ aD fiktive Dauerfestigkeitswerte in N/mm2
nungsschwingbreite wegen des Größeneinflusses le- η Spannungsfaktor –
bensdauerabmindernd aus;
Kopfzeiger ∧ = Maximalwert, z.B. p
– Temperatur,
höhere Temperaturen setzen die Wechselfestigkeit der Kopfzeiger = Minimalwert, z.B. p
Werkstoffe und damit die Bauteillebensdauer herab. Fußzeiger k = Zahlenindex, z.B. Nk
2.7 Während des Betriebes auftretende Korrosion kann
insbesondere bei kerbempfindlichen Werkstoffen die Zahl 4 Ermittlung der zulässigen Lastspielzahl
der ertragbaren Lastspiele herabsetzen. Betriebliche Maß-
nahmen (siehe Abschnitt 8.1) und Prüfungen während der 4.1 Zur Bestimmung der zulässigen Lastspielzahl ist zu-
Betriebszeit (siehe Abschnitt 7.3) sind hier von besonderer nächst die fiktive pseudoelastische Spannungsschwing-
Bedeutung. Soweit sich eine Deckschicht bildet, ist bei der breite 2σ *a nach
Dimensionierung und der Gestaltung darauf Rücksicht zu η (p − p) K 20
nehmen, dass ein Aufreißen der Deckschicht verhindert 2σ *a = ⋅ ⋅ (2)
F d ⋅ f T* pr S
wird.
zu berechnen.
2.8 Für die Berechnung wird als maßgebliche Temperatur 4.1.1 Hierbei ist der fiktive Druck pr als zulässiger Druck
während eines betrachteten Lastzyklus (siehe Bild 1) defi- bei voller Auslastung der Berechnungsspannung K20/S für
niert: eine betrachtete Stelle eines Druckbehälters aus den Be-
T * = 0,75 ⋅ T + 0,25 ⋅ T (1) messungsformeln der AD 2000-Merkblätter der Reihe B zu
ermitteln. Dazu müssen unter Umständen diese Bemes-
Alle temperaturbedingten Größen sind auf diese maßge- sungsformeln nach p aufgelöst werden.
bende Temperatur T* des betreffenden Lastzyklus zu be-
Hierbei brauchen Minus-Toleranzen (c1) nicht und Abnut-
ziehen.
zungszuschläge (c2) nur zu 50 % berücksichtigt zu werden.
2.9 Zur Bestimmung der zulässigen Lastspielzahl für den Bei Außendruckbeanspruchung an einer drucktragenden
ganzen Behälter sind die Berechnungen nach Abschnitt 4 Wand kann der fiktive Druck pr aus den Bemessungsformeln
für die verschiedenen Teilbereiche des Behälters durchzu- für die Berechnung gegen plastisches Verformen nach
führen. Der Kleinstwert ist für den Behälter maßgebend. AD 2000-Merkblatt B 6 bestimmt werden.
4.1.2 Die Spannungsfaktoren η sind abhängig von der
3 Formelzeichen und Einheiten Bauteilgeometrie aus Tafel 3 zu entnehmen3) 4). Dabei
Über die Festlegungen des AD 2000-Merkblatt B 0 hinaus handelt es sich um die oberen Grenzwerte der abmes-
und abweichend davon gilt: sungsabhängigen Spannungsfaktoren innerhalb der prak-
tisch auftretenden Abmessungsverhältnisse.
fT* Temperatureinflussfaktor –
Werden niedrigere Spannungsfaktoren η gewählt, sind
fN Lastspielzahlabminderungsfaktor für diese nachzuweisen.
Nahtklassen –
4.1.3 Zur Berücksichtigung des wechselfestigkeitsabmin-
fL Lastspielzahlerhöhungsfaktor bei dernden Einflusses der Bauteilgröße ist bei Wanddicken
Druckschwankungen – se > 25 mm ein Korrekturfaktor Fd nach
( p − p) < pr
k Anzahl der Intervalle unterschiedlicher Fd = 25s 
e
0,25
(3)
Druckschwankungsbreite, die zusammen
das Lastkollektiv bilden – oder aus Bild 4 in Rechnung zu setzen, wobei für Wand-
dicken se ≥ 150 mm der Korrekturfaktor auf Fd = 0,64 be-
pr Druck, der sich für den ganzen Behälter oder
auch als fiktiver Druck nur für Teilgebiete bei
3) Siehe Anhang 1
voller Ausnutzung der Berechnungsspannung
4)
K20 /S und der vorgesehenen Bemessung nach Siehe auch Abschnitt 5.2
AD 2000-Merkblatt
Seite 4 AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005

grenzt ist. Bei Schmiedestücken ist hierbei die Wanddicke


des maßgeblichen Wärmebehandlungsdurchmessers nach fL = p −p p
r
3
(9)
DIN 17 243 einzusetzen.
und
4.1.4 Bei Lastzyklustemperaturen T* > 100 °C bis zu
Temperaturen zeitunabhängiger Festigkeitskennwerte ist  1,0, 05 für K1 
fN =  für K 2  (10)
ein Temperatureinflussfaktor fT* zu berücksichtigen. Der
Korrekturfaktor fT* ist für ferritischen Werkstoff nach  0, 25 für K 3 
f T* = 1,03 − 1,5 ⋅ 10 −4 ⋅ T * − 1,5 ⋅ 10 −6 ⋅ T * 2 (4) ermittelt werden.
und für austenitischen Werkstoff nach Die Werte N100 und fL können auch aus Bild 7 und Bild 8
entnommen werden.
f T* = 1,043 − 4,3 ⋅ 10 −4 ⋅ T * (5)
Die dauerfest ertragbare, auf pr bezogene Druckschwan-
zu bestimmen oder Bild 5 zu entnehmen. kungsbreite für diese Behälter ist aus Bild 9 in Abhängig-
keit von K20/S zu entnehmen.
4.2 Die zulässige Lastspielzahl ist im Geltungsbereich
103 ≤ N ≤ 2 ⋅ 106 in Abhängigkeit von der Spannungs- Die Kurven sind durch die Gleichung
schwingbreite 2σ *a nach Abschnitt 4.1 aus (p − p) D 2σ aD
=
N zul =  
B
2σ a*
m

(6)
pr 3 ⋅ K 20∕S
mit 2σaD aus Tafel 2 beschrieben.
(11)

mit m = 3 für Schweißverbindungen und m = 3,5 für unge- 4.4 Treten Druckschwankungen unterschiedlicher Breite
schweißte Bauteilbereiche mit Walzhautoberfläche zu be- und verschiedener Häufigkeit auf (Betriebslastkollektiv), ist
rechnen oder aus Bild 6 zu entnehmen. Hierbei sind die die zulässige Lebensdauer nach der linearen Schädi-
Kerbwirkungen durch Schweißnähte bzw. Oberflächenrau- gungsakkumulationshypothese zu bestimmen.
heit sowie der größtmögliche Einfluss von Schweißeigen-
spannungen oder Mittelspannungen aus Betriebsüber-
druck bereits berücksichtigt.

k
Nk
N kzul
= N1 N
+ 2 + 
N zul1 N zul2
Nk
N zulk
 ≤ 1,0 (12)

4.2.1 Die Werte der Berechnungskonstanten B sind Tafel 1 4.4.1 Hierin sind N1, N2 ... Nk die im Betrieb zu erwarten-
zu entnehmen. Dabei gilt die Klasse K 0 für ungeschweißte den Lastspielzahlen, wobei jeweils die Lastzyklen zusam-
Bauteilbereiche. Die übrigen Klassen beziehen sich auf mengefasst werden, die die gleiche Druckschwankungs-
Schweißverbindungen, die in Tafel 3 hinsichtlich ihrer Kerb- breite ( p − p) aufweisen. Die zugehörigen zulässigen
wirkung den Klassen K 1, K 2, K 3 zugeordnet sind. Lastspielzahlen Nzul 1, Nzul 2 .... Nzul k sind dann mit der je-
weiligen Spannungsschwingbreite 2σ *a nach Formel (2) aus
Tafel 1. Berechnungskonstanten B den entsprechenden Lastspielzahlkurven nach Bild 6 zu
entnehmen oder nach Formel (6) zu berechnen.
B [N/mm2]
Klasse 4.4.2 Bewirkt ein Betriebslastkollektiv Spannungs-
103 ≤ N ≤ 2 ⋅ 106
schwingbreiten 2σ *a, die kleiner sind als die in Tafel 2 für
K0 7890 N ≥ 2 ⋅ 106 angegebenen Dauerfestigkeitswerte 2σ aD , so
K1 7940 sind die zugehörigen zulässigen Lastspielzahlen
K2 6300 Nzul = 2 ⋅ 106 zu setzen. Die Schädigungsanteile von Kol-
K3 5040 lektivstufen, deren Spannungsschwingbreite 2σ *a kleiner
als 50 % der 2σ aD -Werte beträgt, können hierbei vernach-
lässigt werden.
4.2.2 Die fiktive Dauerfestigkeit ist bei N = 2 ⋅ 106 festge-
legt. Bei Spannungsschwingbreiten 2σ a* unterhalb der
Werte 2σ aD nach Tafel 2 wird Dauerfestigkeit unterstellt. 5 Konstruktion
Tafel 2. Dauerfestigkeitswerte 2σ aD 5.1 Die Lebensdauer von wechselbeanspruchten Bautei-
len ist wesentlich von der Dimensionierung und konstrukti-
ven Gestaltung abhängig. Hierbei ist besonders darauf
Klasse 2σ aD N∕mm 2 zu achten, dass Konstruktionen mit hoher Spannungs-
N ≥ 2 ⋅ 106 bzw. Dehnungskonzentration vermieden werden, z. B.
K0 125 durch Vermeidung schroffer Querschnittsübergänge. Eine
K1 63 Bewertung von im Druckbehälterbau üblichen Schweiß-
nahtausführungen ist in der Tafel 3 gegeben. Bei hohen
K2 50
Anforderungen an die Lebensdauer sind die Schweißnaht-
K3 40
gestaltungen der Klasse K 1 zu empfehlen. Ggf. sind hö-
here Anforderungen an die Gestaltung als nach AD 2000-
4.3 Für den Sonderfall geschweißter Druckbehälter Merkblatt HP 1 zu stellen (vgl. Spannungsfaktoren η in
mit Bauformen entsprechend einem Spannungsfaktor Tafel 3). Durch geeignete Gestaltung ist die Möglichkeit der
η ≤ 3,0, bei Temperaturen T * ≤ 100 °C, Wanddicken Prüfung nach Abschnitt 7 zu schaffen.
se ≤ 25 mm und Druckschwankungen zwischen 0 und
5.2 Zur Lebensdauerbeurteilung von Gestaltungen, die in
pr können die zulässigen Lastspielzahlen im Bereich
Tafel 3 nicht enthalten sind, ist der zu erwartende η-Wert
1000 ≤ Nzul ≤ 2 ¡ 106 nach
nach entsprechenden Abschätzungen über die Struktur-
Nzul = N100 ¡ fN ¡ fL (7) spannungs-Formzahl (siehe AD 2000-Merkblatt S 2 Ab-
mit schnitt 4) festzulegen. In diesen Fällen ist jedoch eine
1, 854 ⋅ 10 10 detaillierte Berechnung nach AD 2000-Merkblatt S 2
N 100 = 3
(8) zweckmäßig. Dies trifft in der Regel z. B. bei Knaggenver-
 K 20∕S  schlüssen und Klammerverbindungen zu.
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005 Seite 5

5.3 Die Lebensdauer kann im Rahmen der Konstruk- sichergestellt werden, dass in dem Druckbehälter oder
tionsbewertung nach Tafel 3 beispielhaft durch folgende dem Druckbehälterteil keine Fehler vorhanden sind, die
konstruktive Maßnahmen erhöht werden: sich bei wechselnder Beanspruchung schnell vergrößern
(1) Halbkugel- oder Korbbogenboden anstelle Klöpperbo- und zu einem Versagen der drucktragenden Teile vor Er-
den; reichen der zulässigen Lastspielzahl führen könnten (vgl.
(2) kegelförmiger Mantel mit Krempe anstelle Kegel mit AD 2000-Merkblatt HP 5/1).
Eckstoß;
7.2.2 Für die zerstörungsfreie Prüfung sind die Regelun-
(3) Vermeidung von schrägen Stutzen und aufgesetzten gen des AD 2000-Merkblattes HP 5/3 in Verbindung mit
scheibenförmigen Verstärkungen; Übersichtstafel zu HP 0 zu beachten. Ist es hiernach frei-
(4) Rohrplatten, Flansche und dergleichen mit konischem gestellt, ob nach dem Durchstrahlungsverfahren oder dem
Ansatz zum Behältermantel; US-Verfahren geprüft wird, so ist der US-Prüfung in der
(5) Vermeidung von eckigen Ausschnitten. Regel der Vorzug zu geben. Im Betrieb hochbeanspruchte
Überdimensionierung für vorwiegend ruhende Beanspru- Stellen, wie z. B. Stutzeneinschweißungen, Lochränder
chung führt ebenfalls zu größeren zulässigen Lastspielzah- oder Querschnittsübergänge, sind möglichst vollständig
len. Ebenso kann bei Anwendung von AD 2000-Merkblatt zerstörungsfrei zu prüfen. Die Besichtigung auf Oberflä-
S 2 in der Regel eine größere Lastspielzahl zugelassen chenfehler und äußerlich sichtbare Schweißfehler ist mit
werden (siehe Anhang 2 dieses AD 2000-Merkblattes). der entsprechenden Sorgfalt vorzunehmen.

7.3 Prüfungen während des Betriebes


6 Herstellung
7.3.1 An jedem Druckbehälter, für den die Zahl der zuläs-
Für die Herstellung gelten die AD 2000-Merkblätter der
sigen Lastwechsel (Lastspielzahl N) festgelegt ist, muss
Reihe HP. Zusätzlich ist bei Behältern, die nach diesem
spätestens bei Erreichen der Hälfte der festgelegten Last-
AD 2000-Merkblatt berechnet werden, Nachfolgendes zu
spielzahl eine innere Prüfung durchgeführt werden.
beachten:
Es können sich aufgrund des Betriebes kürzere Fristen für
6.1 Bei Wechselbeanspruchung wirken sich bei der Ferti- die innere Prüfung entsprechend den nationalen Vorschrif-
gung entstandene Fehler ungünstiger aus als bei ruhender ten ergeben.
Beanspruchung. Durch Kerbstellen oder ungünstige Eigen- Dem Betreiber obliegt es, in geeigneter Weise die Zahl der
spannungen kann die Lebensdauer von Bauteilen be- auftretenden Lastwechsel zu erfassen und erforderlichen-
trächtlich vermindert werden. falls die inneren Prüfungen zu veranlassen.
6.2 Für die Bauteile sind an die Schweißnahtausbildung
besondere Anforderungen zu stellen. Bewertungsgruppe B 7.3.2 Weichen die bei der Berechnung nach Abschnitt 4
nach EN 25817 ist einzuhalten. Hinsichtlich der Wärmefüh- vorausgesetzten Betriebsbedingungen im Sinne größerer
rung beim Schweißen und der Schweißfolge ist den Wechselbeanspruchung ab oder sind durch andere be-
Schweißeigenspannungen besondere Bedeutung zuzu- triebliche Einflüsse bereits vor Ablauf der Prüffristen Schä-
messen. Sämtliche Wärmebehandlungen sind dem Werk- digungen an der drucktragenden Wandung zu erwarten, so
stoff und der Wanddicke entsprechend ordnungsgemäß sind die Prüffristen entsprechend den nationalen Vorschrif-
auszuführen. ten zu verkürzen.
Glühtemperaturen, Haltezeit und Abkühlbedingungen sind Ggf. führen Berechnungen nach AD 2000-Merkblatt S 2 zu
möglichst so festzulegen, dass große Dehnung und Kerb- längeren Prüffristen.
schlagzähigkeit gewährleistet sind. In vielen Fällen werden
7.3.3 Bei wechselnd beanspruchten Druckbehältern sind
sich dabei Streckgrenze und Zugfestigkeit an der unteren
wiederkehrende Prüfungen von besonderer Bedeutung; sie
Grenze der zulässigen Spanne einstellen. Das Span-nungs-
erlauben, beginnende Schädigungen rechtzeitig zu erken-
armglühen ist so durchzuführen, dass die Eigenspannungen
nen. Dazu sind die inneren Prüfungen durch zerstörungs-
auf ein niedriges Niveau abgebaut werden und die oben ge-
freie Prüfungen an hochbeanspruchten Stellen zu ergän-
nannten Werkstoffeigenschaften erhalten bleiben (siehe die
zen. Als Prüfverfahren kommen Oberflächenrissprüfungen
entsprechenden Normen und Werkstoffblätter).
und US-Prüfungen in Frage. Zur Überwachung gut prüfba-
Stempelungen dürfen nicht an Stellen erhöhter Beanspru- rer Bereiche kann auch die US-Prüfung von der Außen-
chung angebracht werden. seite des Behälters eingesetzt werden.
7.3.4 Werden bei einer inneren Prüfung keine Risse fest-
7 Prüfung gestellt, so ist die nächste innere Prüfung in der sich auf-
Für die Prüfung vor, während und nach der Herstellung grund einer besonderen Vereinbarung entsprechend den
sind zusätzlich zu den AD 2000-Merkblättern der Reihe HP nationalen Vorschriften ergebenden kürzesten Frist, spä-
die folgenden Abschnitte zu beachten: testens jedoch wiederum bei Erreichen der Hälfte der fest-
gelegten Lastspielzahl, durchzuführen. Dies gilt auch,
7.1 Entwurfsprüfung wenn die Zahl der zulässigen Lastspiele überschritten ist.
Im Rahmen der Entwurfsprüfung nach AD 2000-Merk- 7.3.5 Auf die Prüfungen, die nach Abschnitt 7.3.1 bis
blatt HP 511 sind von der zuständigen unabhängigen 7.3.4 aufgrund der Wechselbeanspruchung während des
Stelle die im Hinblick auf die Wechselbeanspruchung bei Betriebes erforderlich sind, kann verzichtet werden, wenn
den Prüfungen nach Abschnitt 7.2 und 7.3 besonders zu das Bauteil für eine Betriebslastspielzahl ≥ 2 ¡ 106 (dauer-
prüfenden Stellen festzulegen. fest) ausgelegt ist.

7.2 Prüfungen während der Fertigung 7.3.6 Bei tiefen zulässigen Temperaturen unterhalb von
und Schlussprüfung -- 200 °C sind die Prüfintervalle zur Durchführung der inne-
ren Prüfungen nochmals auf die Hälfte zu verkürzen, d. h.
7.2.1 Durch die während der Fertigung vom Hersteller die inneren Prüfungen nach Abschnitt 7.3.1 und 7.3.4 müs-
oder im Rahmen der Schlussprüfung von der zuständigen sen spätestens bei Erreichen eines Viertels der festgeleg-
unabhängigen Stelle durchzuführenden Prüfungen muss ten Lastspielzahl durchgeführt werden.
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Seite 6 AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005

8 Berücksichtigung besonderer 9.4 Als konstruktive, herstellungstechnische und verfah-


Betriebsbedingungen renstechnische Maßnahmen für einen Weiterbetrieb kom-
men in Frage:
Im Falle korrosionsgestützter Rissbildung (Schwingungs- (1) Beseitigung von Rissen durch Ausschleifen. Ergibt sich
risskorrosion, dehnungsinduzierte Risskorrosion), wasser- durch das Ausschleifen eine zu geringe Wanddicke,
stoffgestützter Rissbildung in Druckwasserstoff oder vor- sind Reparaturschweißungen nur in Zusammenarbeit
handener Magnetitschutzschicht sind die Festlegungen mit dem Hersteller im Rahmen der nationalen Vor-
in AD 2000-Merkblatt S 2 Abschnitt 13 sinngemäß anzu- schriften vorzunehmen;
wenden.
(2) Kerbfreischleifen der Schweißnähte;
Im Zweifelsfall muss eine Berechnung nach AD 2000-
(3) Beseitigen von Verformungsbehinderungen, z. B. Er-
Merkblatt S 2 durchgeführt werden.
satz anrissbehafteter starrer Verstrebungen durch ver-
schiebbare Verbindungen;
(4) Änderung der Betriebsweise.
9 Maßnahmen bei Erreichen der
rechnerischen Lebensdauer
9.1 Ist die zulässige Lastspielzahl eines Bauteils oder 10 Zusätzliche Angaben
der zulässige Wert für die Gesamtschädigung nach Ab-
schnitt 4 erreicht, sind an einigen hochbeanspruchten Stel- 10.1 In allen Fällen, in denen die Bedingungen für den
len, die mit der zuständigen unabhängigen Stelle festzule- Verzicht auf Anwendung dieses AD 2000-Merkblattes nach
gen sind, möglichst vollständig zerstörungsfreie Prüfungen Abschnitt 1.4 und 1.5 nicht erfüllt sind, ist dies dem Her-
gemäß Abschnitt 7.3 durchzuführen. steller und zur Entwurfsprüfung der zuständigen unabhän-
gigen Stelle anzugeben. Es sind in diesen Fällen der Be-
9.2 Werden bei den Prüfungen gemäß Abschnitt 9.1 triebserfordernis angepasste Maßnahmen vorzusehen und
keine Risse gefunden, so ist ein Weiterbetrieb zulässig. gegebenenfalls zwischen Hersteller, Besteller/Betreiber
Voraussetzung hierfür ist, dass bei den zerstörungsfreien und der zuständigen unabhängigen Stelle zu vereinbaren
Prüfungen, die in den Prüfintervallen durchzuführen sind, und auf der entwurfsgeprüften Zeichnung und in der Be-
die 50 % der Betriebsdauer nach Abschnitt 9.1 entspre- scheinigung über die Schlussprüfung unter Hinweis auf
chen, keine Ermüdungsschäden festgestellt werden. Nach AD 2000-Merkblatt S 1 einzutragen.
Erreichen dieser Betriebszeit ist das weitere Vorgehen im
Einzelnen entsprechend den nationalen Vorschriften abzu- 10.2 In Beachtung des Geltungsbereiches nach Ab-
stimmen. schnitt 1 (nur Innendruckschwankungen) sind anzugeben:
Bei tiefen zulässigen Temperaturen unterhalb von -- 200 °C – Anzahl der Druckschwankungen zwischen dem druck-
verkürzen sich die Prüfintervalle für die zerstörungsfreien losen Zustand und dem maximal zulässigen Druck (An-
Prüfungen von 50 % auf 25 % der Betriebsdauer nach Ab- und Abfahrten);
schnitt 9.1. – Druckschwankungen konstanter Schwingbreite, die sich
dem Betriebsüberdruck überlagern, und deren Betriebs-
9.3 Sollten bei den Prüfungen gemäß Abschnitt 9.1 oder
lastspielzahl;
9.2 Risse oder rissartige Fehler im Sinne des AD 2000-
Merkblattes HP 5/3 Abschnitt 5.2 bzw. 5.4 oder weiterge- – Druckschwankungen verschiedener Lastzyklusgruppen
hende Schädigungen festgestellt werden, ist das Bauteil und deren Betriebslastspielzahl eines vorgegebenen Be-
oder das betreffende Konstruktionselement auszutau- triebslastkollektivs;
schen, es sei denn, dass durch geeignete Maßnahmen, – minimale und maximale Temperatur während eines Last-
die entsprechend den nationalen Vorschriften zu vereinba- zyklus oder im Falle eines Betriebskollektivs in den ein-
ren sind, ein Weiterbetrieb zulässig erscheint. zelnen Lastzyklusgruppen.
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005 Seite 7

Lastzyklus

Druckschwankungs-
breite (p^ -- p )
Druck p

Zeit

Bild 1. Druckverlauf und Lastzyklus (schematisch)

Bild 2. Abgrenzung zwischen der Berechnung gegen vorwiegend ruhende Innendruckbeanspruchung und der Berechnung
gegen Wechselbeanspruchung für Druckbehälter mit einer Gebrauchsdauer bis zu 20 Jahren (365 Betriebstage)
AD 2000-Merkblatt
Seite 8 AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005

Bild 3. Abminderungsfaktor für Druckschwankungsbreiten nach Bild 2 bei mehr als 1000 An- und Abfahrten

0,95

0,9

0,85
Korrekturfaktor F [--]

0,8
d

0,75

0,7

0,65

0,6

0,55

0,5
20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150

Wanddicke s [mm]

Bild 4. Korrekturfaktor Fd zur Berücksichtigung des Wanddickeneinflusses


AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005 Seite 9

1
0,95
0,9 Austenit

0,85
Korrekturfaktor f T* [--]

0,8 Ferrit

0,75
0,7

0,65

0,6
0,55
0,5
100 150 200 250 300 350 400 450

maßgebende Temperatur T* [°C]

Bild 5. Korrekturfaktor fT* zur Berücksichtigung des Temperatureinflusses


1200

1000
Klasse

[N/mm 2] a

K0
800
Seite 10 AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005

600 K1

K2

K3
400

200

pseudoelastische Spannungsschwingbreite 2
AD 2000-Merkblatt

0
103 104 105 106 107

zulässige Lastspielzahlen Nzul

Bild 6. Zulässige Lastspielzahlen bei Berechnungstemperaturen ≤ 100 °C und Wanddicken ≤ 25 mm


AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005 Seite 11

Bild 7. Zulässige Zahl der An- und Abfahrten mit Druckschwankungsbreiten ( p − p) = (pr -- 0)

Bild 8. Lebensdauerverlängerungsfaktor bei Druckschwankungsbreiten ( p − p) < (pr – 0)


AD 2000-Merkblatt
Seite 12 AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005

Bild 9. Dauerfest ertragbare, auf pr bezogene Druckschwankungsbreiten ( p − p) D∕(pr − 0)


AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005 Seite 13

Tafel 3. Beispiele von Bauformen und Schweißverbindungen mit den zugeordneten Klassen (K 0, K 1, K 2, K 3) und den
zugeordneten Spannungsfaktoren η (eingezeichnete Rissverläufe beispielhaft)

lfd.
Darstellung Beschreibung Voraussetzung Klasse η
Nr.

1. Zylindrische und kegelförmige Mäntel, gewölbte Böden


Längs- oder Rundnaht bei beidseitig geschweißt K1 3,05)
gleichen Wanddicken

1.1

einseitig geschweißt mit K1


Gegennaht

1.2

einseitig geschweißt ohne K2


Gegennaht

1.3

Längs- oder Rundnaht bei beidseitig geschweißt K1 1,56)


ungleichen Wanddicken

1.4

K1

1.5

K1

1.6

beidseitig geschweißt, K1
Kantenversatz innen und außen
gleich
1.7

K1

1.8

K1

1.9

_________
5) Zulässige Aufdachungen und Einziehungen siehe AD 2000-Merkblatt HP 1. Sind keine Aufdachungen oder Einziehungen vorhanden, kann η = 1,5 ange-
nommen werden.
6) Zulässige Wanddickenverhältnisse und zulässiger Versatz siehe AD 2000-Merkblatt HP 5/1. Es gelten die Werte für Längsnähte.
AD 2000-Merkblatt
Seite 14 AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005

Tafel 3. Beispiele von Bauformen und Schweißverbindungen mit den zugeordneten Klassen (K 0, K 1, K 2, K 3) und den
zugeordneten Spannungsfaktoren η (eingezeichnete Rissverläufe beispielhaft)

lfd.
Darstellung Beschreibung Voraussetzung Klasse η
Nr.
Kegel mit Eckstoß beidseitig geschweißt oder K1 2,7
1.10 einseitig geschweißt mit
Gegennaht

einseitig geschweißt ohne K3


1.11 Gegennaht

Kegel mit Krempe und Längsnaht Nahtausführung und Klassen- K1/K2 2,0
1.12 zuordnung wie lfd. Nr. 1.1--1.3

Bodenanschlussnaht bei gewölbten Nahtausführung und Klassen- K1 1,5


Böden mit zylindrischen Bord- zuordnung wie lfd. Nr. 1.1--1.9
1.13
höhen nach AD 2000-Merkblatt B 3

1.14 Krempe Klöpperboden ungeschweißt K0 2,5

1.15 Krempe Korbbogenboden ungeschweißt K0 2,0

2. Stutzeneinschweißungen
Stutzen durchgesteckt oder beidseitig durchgeschweißt K1 3,0
eingesetzt oder
2.1 einseitig durchgeschweißt mit
Gegennaht

einseitig durchgeschweißt ohne K2


2.2 Gegennaht

Stutzen durchgesteckt (in der beidseitig, aber nicht durchgehend K2


Darstellung: linke Ausführung) verschweißt
2.3

Stutzen eingesetzt (in der K3


Darstellung: rechte Ausführung)
2.4

Stutzen aufgesetzt einseitig durchgeschweißt K1


(ohne Restspalt), Stutzen
ausgebohrt oder Wurzel
überschliffen
2.5

einseitig durchgeschweißt, K2
ohne Gegennaht oder ohne
mechanische Bearbeitung der
Wurzel
2.6

Stutzen mit scheibenförmiger K3


Verstärkung.
2.7 Naht: am Außendurchmesser
der Scheibe

Stutzen mit scheibenförmiger Verbindung Stutzenrohr mit Grund- K 1


Verstärkung. körper und Verstärkungsscheibe
2.8 Naht: Stutzeneinschweißung durchgeschweißt
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005 Seite 15

Tafel 3. Beispiele von Bauformen und Schweißverbindungen mit den zugeordneten Klassen (K 0, K 1, K 2, K 3) und den
zugeordneten Spannungsfaktoren η (eingezeichnete Rissverläufe beispielhaft)

lfd.
Darstellung Beschreibung Voraussetzung Klasse η
Nr.

3. Flansche, Blockflansche und Schrauben


Vorschweißflansch beidseitig geschweißt oder K1 2,0
3.1 einseitig geschweißt mit
Gegennaht
einseitig geschweißt ohne K2
3.2 Gegennaht

Aufschweißflansch Nahtausführungen nach K2 3,0


AD 2000-Merkblatt B 8, Tafel 1
3.3

eingesetzter Blockflansch beidseitig durchgeschweißt K1

oder
3.4
einseitig durchgeschweißt mit
Gegennaht

beidseitig, aber nicht durch- K2


geschweißt
3.5

eingesetzter Blockflansch mit beidseitig durchgeschweißt K1


Schweißansatz
oder
3.6
einseitig durchgeschweißt mit
Gegennaht

aufgesetzter Blockflansch, Naht K3 4,0


am Innendurchmesser (in der
Darstellung: linke Naht)
37
3.7
aufgesetzter Blockflansch, Naht K2
am Außendurchmesser (in der
Darstellung: rechte Naht)

Schrauben von Flanschverbindungen: (K 0) (5,0)


Nachweis in der Regel nur erforderlich, wenn die Schrauben häufig gelöst
werden. In diesen Fällen gelten die in Klammern gesetzten Werte K 0 und
3.8 η = 5,0.

4. Verschraubte, vorgelegte oder geklemmte ebene Platten mit Ausschnitten


Geltungsbereich und ergänzende Hinweise:
-- Die Spannungsfaktoren η gelten für Böden mit mittigen Ausschnitten, wenn folgende Bedingungen für den Ausschnitt erfüllt sind
(Bezeichnungen s. AD 2000-Merkblatt B 5 bzw. B 9): di / D1 ≤ 0,2 und ss / s ≥ 1,25 ¡ di / D1 + 0,1 für verstärkte Ausschnitte und
di / D1 ≤ 0,2 für unverstärkte Ausschnitte
-- Verstärkte Ausschnitte: Nahtausführung und Klassenzuordnung wie lfd. Nr. 2.1--2.6, 3.3--3.7
-- Unverstärkte Ausschnitte (ebene Platten ohne Schweißnaht): Klasse K 0

verschraubte Platten mit und s. „Geltungsbereich und ergän- K0--K3 3,0


ohne Randmoment zende Hinweise“ zu lfd. Nr. 4

4.1
AD 2000-Merkblatt
Seite 16 AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005

Tafel 3. Beispiele von Bauformen und Schweißverbindungen mit den zugeordneten Klassen (K 0, K 1, K 2, K 3) und den
zugeordneten Spannungsfaktoren η (eingezeichnete Rissverläufe beispielhaft)

lfd.
Darstellung Beschreibung Voraussetzung Klasse η
Nr.

von innen oder außen vorge- s. „Geltungsbereich und ergän- K 0--K 3 3,0
legte Platte zende Hinweise“ zu lfd. Nr. 4
4.2

beidseitig frei aufliegende Platte

4.3

5. Anschlussschweißnähte ebener Böden


Geltungsbereich und ergänzende Hinweise:
Die Klassen K und die Spannungsfaktoren η gelten auch für Böden mit mittigen Ausschnitten, wenn folgende Bedingungen für den Aus-
schnitt erfüllt sind (Bezeichnungen s. AD 2000-Merkblatt B 5 bzw. B 9): di / D1 ≤ 0,2 und ss / s ≥ 1,25 ¡ di / D1 + 0,1 für verstärkte Aus-
schnitte und di / D1 ≤ 0,2 für unverstärkte Ausschnitte
aufgeschweißter Boden beidseitig durchgeschweißt K1 5,0

5.1

beidseitig, aber nicht durch- K2


geschweißt
5.2

einseitig geschweißt ohne K3


Gegennaht
5.3

aufgeschweißter Boden mit einseitig geschweißt, K2 4,0


Entlastungsnut Nutabmessung entsprechend
5.4 AD 2000-Merkblatt B 5, Tafel 1,
Ausführungsform e

mit einem Auf- oder Vorschweiß- beidseitig mit Kehlnähten ver- K2 5,0
flansch verschweißter Boden schweißt

5.5

eingeschweißter Boden beidseitig durchgeschweißt oder K1


einseitig durchgeschweißt mit
Gegennaht
5.6

beidseitig, aber nicht durch- K2


geschweißt
5.7

einseitig geschweißt K3

5.8
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005 Seite 17

Tafel 3. Beispiele von Bauformen und Schweißverbindungen mit den zugeordneten Klassen (K 0, K 1, K 2, K 3) und den
zugeordneten Spannungsfaktoren η (eingezeichnete Rissverläufe beispielhaft)

lfd.
Darstellung Beschreibung Voraussetzung Klasse η
Nr.

partiell durchgeschweißter Boden einseitig geschweißt K3 5,0

5.9

gekrempter Boden, Krempenradius und Bordhöhe K1/K2 1,5


Anschlussschweißnaht entsprechend AD 2000-Merkblatt
5.10 B 5, Tafel 1, Ausführungsform a,
Nahtausführung und Klassen-
zuordnung wie lfd. Nr. 1.1--1.3

5.11 gekrempter Boden, Krempe ungeschweißt K0 2,0

geschmiedeter oder gepresster Krempenradius und Bordhöhe K1/K2 1,5


Boden, Anschlussschweißnaht entsprechend AD 2000-Merkblatt
5.12 B 5, Tafel 1, Ausführungsform b,
Nahtausführung und Klassen-
zuordnung wie lfd. Nr. 1.1--1.3

geschmiedeter oder gepresster ungeschweißt K0 4,0


5.13 Boden, Krempe

6. Doppelmantel -- Anschlussnähte

mit angeformter Krempe: einseitig durchgeschweißt K2 3,0

Die Bewertung gilt sowohl für die


Innenbehälterwand als auch für
6.1 die Verbindungsnaht selbst

mit separater Krempe: beidseitig durchgeschweißt K1 3,0

Die Bewertung gilt sowohl für die oder


Innenbehälterwand als auch für
6.2 die Verbindungsnaht zwischen einseitig durchgeschweißt mit
Krempe und Behälterwand. Gegennaht
(Die Verbindungsnaht zwischen
Krempe und Außenmantel wird
nach lfd. Nr. 1.3 mit K 2 bewertet)
7. Anschweißteile, allgemein
Voraussetzung: Äußerer Befund der Anschlussschweißnähte nach EN 25817, Bewertungsgruppe B, ausschließlich der Merkmale
Nahtüberhöhung und -unterschreitung sowie Ungleichschenkligkeit

7.1 Anschweißteile ohne Einleitung beidseitig durchgeschweißt K1 2,0


von wechselnden Zusatzkräften
oder -momenten
beidseitig mit Kehlnaht geschweißt K2
7.2

7.3 beidseitig durchgeschweißt K 17)

7.4 beidseitig mit Kehlnaht geschweißt K 27)

_________
7) Die Bewertung bezieht sich auf die Rippenmitte. Für das Rippenende ist die Bewertung jeweils eine Klasse schlechter.
AD 2000-Merkblatt
Seite 18 AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005

Tafel 3. Beispiele von Bauformen und Schweißverbindungen mit den zugeordneten Klassen (K 0, K 1, K 2, K 3) und den
zugeordneten Spannungsfaktoren η (eingezeichnete Rissverläufe beispielhaft)

lfd.
Darstellung Beschreibung Voraussetzung Klasse η
Nr.

Verstärkungsblech, Futterblech s2 ≤ 1,5 ⋅ s1 K2


mit Kehlnahtanschluss. Keine Ein-
leitung von wechselnden Zusatz- r ≥ 2 ⋅ s2
kräften oder -momenten

7.5

Anschweißteile mit Einleitung von beidseitig durchgeschweißt K1 3,0


7.6 wechselnden Zusatzkräften oder
-momenten
beidseitig, aber nicht durch- K2
7.7 geschweißt

8. Anschweißteile ohne Einleitung von wechselnden Zusatzkräften oder -momenten, Beispiele


Voraussetzung: Äußerer Befund der Anschlussschweißnähte nach EN 25817, Bewertungsgruppe B, ausschließlich der Merkmale
Nahtüberhöhung und -unterschreitung sowie Ungleichschenkligkeit

Behälter mit Standzargen- einseitig geschweißt K2 2,0


anschluss

8.1

Behälterwand mit Tragring beidseitig, aber nicht K2 2,0


8.2 durchgeschweißt

Behälterwand mit Versteifungsring K2


8.3

in Umfangsrichtung unterbrochen K3
8.4 geschweißt

Behälterwand mit Tragpratze einseitig geschweißt K2


(mit und ohne Futterblech)

8.5

Behälterwand mit Fuß einseitig geschweißt K2


(mit und ohne Futterblech)

8.6
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005 Seite 19

Tafel 3. Beispiele von Bauformen und Schweißverbindungen mit den zugeordneten Klassen (K 0, K 1, K 2, K 3) und den
zugeordneten Spannungsfaktoren η (eingezeichnete Rissverläufe beispielhaft)

lfd.
Darstellung Beschreibung Voraussetzung Klasse η
Nr.

Behälterwand mit Tragzapfen einseitig geschweißt K2


(mit und ohne Futterblech)

8.7

Behälterwand mit Tragöse einseitig geschweißt K2


(mit und ohne Futterblech)

8.8

Behälterwand mit Traglasche einseitig geschweißt K2 2,0

8.9
AD 2000-Merkblatt
Seite 20 AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005

Anhang 1 zum AD 2000-Merkblatt S 1

Erläuterungen zum AD 2000-Merkblatt S 1 sichtspunkten vorwiegend statischer Beanspruchung aus-


gelegt sind (z. B. Einfache Druckbehälter nach EU-
Das AD 2000-Merkblatt S 1 ist ein vereinfachter Ermü- Richtlinien) eine pragmatische Lösung dar.
dungsfestigkeitsnachweis auf der Basis des AD 2000-
Merkblattes S 2 „Berechnung auf Wechselbeanspru- Hierbei wird davon ausgegangen, dass eventuell auftretende
chung“, Ausgabe Oktober 2004. Ermüdungsrisse bei wiederkehrenden Prüfungen gemäß
§ 10 Abs. 4 der DruckbehV rechtzeitig erkannt werden.
Die folgenden Erläuterungen beziehen sich nur auf die
Vereinfachungen gegenüber der Vorgehensweise nach Erläuterung zu Abschnitt 1.5
AD 2000-Merkblatt S 2. Zu den Grundlagen der weiter-
Die Kurven in Bild 2 und 3 als Erweiterung des Verzichtes
entwickelten Ermüdungsfestigkeitsnachweise wird auf
auf eine Anwendung von AD 2000-Merkblatt S 1 sind nach
AD 2000-Merkblatt S 2 Anhang 1 verwiesen.
Folgende Vereinfachungen sind in diesem AD 2000-Merk- p − p= B
blatt gegenüber AD 2000-Merkblatt S 2 festgelegt: p η · K∕S · N 1∕3
1. Berechnung nur auf Wechselbeanspruchung aus Innen- und
druckschwankungen außerhalb Kriechbereich.

 
1∕3
2. Überschlägige Berechnung der Spannungsschwing-
breite 2σ *a über pauschale bauteilspezifische Span- F p = 1 −  N AB∕AN − 1000  · 
0, 9 · η · K∕S
B
3

nungsfaktoren η und Ausnutzung der zulässigen Berech-


nungsspannung nach AD 2000-Merkblatt B 0 anstelle mit
einer detaillierten Spannungsanalyse.
B = 6300 nach Tafel 1 für Klasse 2
3. Keine Korrekturfaktoren für überelastische Verformung
η=3
(ke-Faktoren) und Mittelspannungseinfluss (fM-Faktoren).
N = 20 ¡ 365 ¡ Anzahl täglicher Druckschwankungen
4. Keine Korrekturfaktoren f0 zur Berücksichtigung des
Oberflächeneinflusses bei ungeschweißten Bauteilen. NAB/AN = Anzahl der An- und Abfahrten
Lastspielzahlkurve für ungeschweißte Bauteile be- ermittelt worden.
schränkt auf Walzhautoberfläche.
Beim Abminderungsfaktor Fp wurden nur 90 % der vollen
5. Einheitlicher und lastspielzahlunabhängiger Korrektur- Druckschwankungsbreite beim An- und Abfahren berück-
faktor Fd zur Berücksichtigung des Wanddickeneinflus- sichtigt und die gemäß Abschnitt 1.4 vernachlässigbaren
ses für geschweißte und ungeschweißte Bauteile. 1000 Starts in Abzug gebracht.
6. Vereinfachte Berechnung der Schädigungsakkumulation
bei Betriebslastkollektiv unter Verzicht auf Angabe von Erläuterung zu Abschnitt 4.1.2 und Tafel 3
fiktiven Lastspielzahlkurven (z. B. Modifikation nach Die Spannungsfaktoren η sind als Formzahlen aufzu-
Haibach) im Dauerfestigkeitsbereich. fassen, die auf Berechnungsspannungen entsprechend
den Dimensionierungsformeln nach den AD 2000-Merk-
Erläuterung zu Abschnitt 1.2 blättern Reihe B bezogen sind (Traglastspannungen). Der
Spannungsfaktor η einer Bauteilstruktur hat i. A. einen ge-
Bei den meisten Druckbehältern spielen Temperaturände- ringeren Wertebereich als die Strukturformzahl α, die z. B.
rungen im Betrieb oder äußere Belastungen im Sinne einer bei einer detaillierten analytischen Spannungsanalyse zur
Wechselbeanspruchung gegenüber der Innendruck-Be- Anwendung kommt.
triebsbelastung eine untergeordnete Rolle. Aus Vereinfa-
Die η-Werte in Tafel 3 sind Werte, die durch Berechnun-
chungsgründen wird deshalb nur die Wechselbeanspru-
gen, Abschätzungen und Erfahrungen festgelegt wurden.
chung aus Innendruckschwankungen berücksichtigt.
Sie stellen in der Regel das Maximum der η-Faktoren für
Bei Dimensionierung mit Zeitstandfestigkeitskennwerten die praktisch auftretenden Parameterbereiche jeder Bau-
(z. B. für 100 000 h) ist der Schädigungsanteil durch teilstruktur dar. Vergleiche hierzu auch Richtlinie BR-E 2
Wechselbeanspruchung gegenüber der Kriechschädigung [3].
in den meisten Fällen sehr gering.
Beispiel 1: Zylindermantel mit senkrechtem Abzweig
In Umkehrung dieses Sachverhaltes wird zur Vereinfa-
Umstellung der Formel (2) nach AD 2000-Merkblatt B 1,
chung die Anwendung dieses AD 2000-Merkblattes für
mit c1 = c2 = 0 und v = vA als Ausschnitts-Verschwä-
höhere Temperaturen ausgeschlossen, bei denen zeit-
chungsfaktor ergibt
abhängige Festigkeitskennwerte für die Dimensionierung
maßgebend sind. (D a − s) ⋅ p Dm ⋅ p
σ = =
20 ⋅ s ⋅ v A 20 ⋅ s ⋅ v A
Erläuterung zu Abschnitt 1.4 Strukturspannung σ, bezogen auf mittlere Vergleichsspan-
Der Verzicht auf eine vereinfachte Berechnung auf Wech- nung im ungestörten Zylinder
selbeanspruchung unter alleiniger Wirkung von Innen- Dm ⋅ p
druckschwankungen unter 1000 An- und Abfahrten und σ=α⋅
20 ⋅ s
Druckschwankungen von nicht mehr als 10 % bzw. 20 %
des maximal zulässigen Druckes (oder des fiktiven Dru- Spannungsfaktor
ckes pr) stellt für Druckbehälter mit Bauformen und
Schweißverbindungen, die für Wechselbeanspruchung we- η = σ = α ⋅ vA
niger geeignet sind, oder für Druckbehälter, die nach Ge- σ
AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005 Seite 21

Bild A 3 dieses Anhanges zeigt hierzu Spannungsfaktoren AD 2000-Merkblatt S 2 für den niedrigfesten Werkstoff H II
η, die aus vA-Werten nach AD 2000-Merkblatt B 9 und (konservativ) durchgeführt. Bild A 4 zeigt, dass die Abmin-
Strukturformzahlen α nach XIE und LU [6] berechnet sind derung über die ke-Faktoren (ke > 1) ab 1000 Belastungs-
(vgl. [7], Bild 7). zyklen relativ gering ist und nur bei den Klassen K 1 und
Entsprechende Berechnungen für Kugelschalen mit Ab- K 2 zur Auswirkung kommt. In Anbetracht des Geltungsbe-
zweig ergeben etwas höhere η-Werte. In Tafel 3 wurde reiches (N ≥ 1000) wurde deshalb aus Vereinfachungs-
deshalb für Stutzeneinschweißungen (Nr. 2) in Schalen ein gründen auf eine globale Spannungserhöhung im über-
Wert von η = 3,0 festgelegt. elastischen Bereich über ke-Faktoren verzichtet.
Beispiel 2: Kegelmantel mit Eckstoßverbindung Aus Praktikabilitätsgründen (leichtere Ablesbarkeit zum
schnellen Auffinden der zulässigen Lastspielzahl) wurde
Umstellung der Dimensionierungsformel in AD 2000-Merk- wie im früheren AD-Merkblatt S 1 (Ausg. 3.90) Bild 2
blatt B 2, Abschnitt 8.1.1 nach (N100-Kurven) die halblogarithmische Darstellung für das
K=σ= p Lastspielzahldiagramm gewählt.
 z1 ≙ z nach Bildern 3.1 bis
S 15 ⋅ e z1
3.7 in AD 2000-Merkblatt B 2 Erläuterung zu Abschnitt 4.3 und Bild 7
nach Abschnitt 8.1.2 In Anlehnung an die frühere Darstellungsweise von

K = σ =
cosÄ
D K
+ s · p
N100- und fL-Kurven wurden gleichartige Kurven für Druck-
behälter bestimmter Konstruktions- und Betriebsrandbe-
dingungen aufgenommen.
S 20 · s Formel (8) ergibt sich aus Formel (6) mit B = 7940 aus Ta-
nach Anhang zu AD 2000-Merkblatt B 2 fel 1 für Klasse K 1 und η = 3,0.
p
σ = σ vg = ⋅ e z2 Erläuterung zu Abschnitt 4.4
10 z2 ≙ z nach Tafel A 1
Zur Vereinfachung der Vorgehensweise bei der Schadens-
1, 5 · e z1 · e z2
  akkumulation im Falle eines Betriebslastkollektivs sind im
Dauerfestigkeitsbereich (N > 2 ⋅ 106) keine fiktiven Last-
η = = max
 D · 1 + 1
σ 2·e z2
spielzahlkurven nach Haibach-Modifikation wie in
σ  K AD 2000-Merkblatt S 2 enthalten.
cosÄ s
 Im Vergleich der Eckwerte zulässiger Spannungsschwing-
breiten 2σ a nach AD 2000-Merkblatt S 2 Tafel 4 im Bereich
Parameterberechnungen hierzu siehe Bild A 4. N = 2 ⋅ 106 bis 108 und entsprechend Vorgehensweise
Unter Ausschluss der in der Praxis kaum ausgeführten fla- nach AD 2000-Merkblatt S 2 Abschnitt 9.2 werden Span-
chen Kegelmäntel (Ä = 60° bis 70°) für Druckbehälter unter nungsschwingbreiten mit N ≥ 2 ⋅ 106 in Höhe von 50 %
Druckwechselbeanspruchung wurde hiernach in Tafel 3 der Dauerfestigkeitswerte 2σ aD nach Tafel 2 dieses
Nr. 1.10/1.11 der Spannungsfaktor η = 2,7 festgelegt. AD 2000-Merkblattes als vernachlässigbar angesehen.

Erläuterung zu Abschnitt 4.1.3 Formel (3) Schrifttum


Zur Berücksichtigung des wechselfestigkeitsabmindernden [1] AD 2000-Merkblatt S 2: Berechnung auf Wechselbean-
Einflusses der Bauteilgröße wurde der Korrekturfaktor Fd spruchung, Ausgabe Oktober 2004.
für Schweißverbindungen im Dauerfestigkeitsbereich nach Heymanns Verlag, Köln.
AD 2000-Merkblatt S 2 Abschnitt 7.2.6 übernommen. Auf
eine Lastspielzahlabhängigkeit gemäß AD 2000-Merkblatt [2] AD 2000-Merkblätter Reihe B.
S 2 Formel (17) wurde verzichtet. Heymanns Verlag, Köln.
Der Fd-Faktor wird vereinfachenderweise auch für unge- [3] Richtlinienkatalog Festigkeitsberechnungen (RKF),
schweißte Bauteile angewendet. Behälter und Apparate Teil 5.
Ausgabe 1986. Linde-KCA-Dresden GmbH
Erläuterungen zu Abschnitt 4.2 und Bild 6 [4] British Standard BS 5500/1994: Specification for unfir-
Zur Festlegung einer Lastspielzahlkurve für unge- ed fusion welded pressure vessels
schweißte Bauteile (Oberflächenzustand-Walzhaut) wur- [5] British Standard BS 7608/1993: Code of practice for fa-
den Berechnungen nach AD 2000-Merkblatt S 2 für ver- tigue design and assessment of steel structures
schiedene Werkstoffe unter Berücksichtigung des
Plastizitäts- und maximalen Mittelspannungseinflusses [6] Duan-Shou Xie u. Yong-Guo Lu: Prediction of Stress
(σ = Rp0,2) durchgeführt. Concentration Factors for Cylindrical Pressure Vessels
with Nozzles.
Nach Bild A 1 dieses Anhanges lässt sich hierzu nähe- Int. J. Pressure Vessel & Piping 21 (1985)
rungsweise eine „Mittelwert“-Kurve mit konstantem Stei-
gungsexponenten m = 3,5 im doppelt-logarithmischen [7] Gorsitzke, B.: Vorhersage der Ermüdungsfestigkeit
Maßstab angeben. Diese Lastspielzahlkurve Klasse K 0 ist druckführender Komponenten im Energie- und Che-
nahezu identisch mit den Lastspielzahlkurven für unge- mieanlagenbau, Teil 1 und Teil 2.
schweißte Bauteilbereiche nach den englischen Behälter- Z. TÜ 30 (1989) Nr. 2 und Nr. 3
bzw. Stahlbauvorschriften BS 5500 : 94 [4] bzw. BS [8] Gorsitzke, B.: Neuere Berechnungsvorschriften zur Er-
7608 : 1993 [5] (Kurven der Klasse C). müdungsfestigkeit von Druckbehältern.
Für Schweißverbindungen wurden die Lastspielzahlkurven Z. TÜ 36 (1995) Nr. 6 und Nr. 7/8.
der Klassen K 1, K 2 und K 3 aus AD 2000-Merkblatt S 2 [9] Gorsitzke, B.: Erläuterungen zum neuen AD-Merk-
übernommen. blatt S 1 „Vereinfachte Berechnung auf Wechselbean-
Zur Überprüfung des Plastizitätseinflusses im Bereich spruchung und ergänzende Hinweise“.
niedriger Lastspielzahlen wurden Berechnungen nach Z. TÜ 37 (1996) Nr. 6 und Nr. 7/8.
AD 2000-Merkblatt
Seite 22 AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005

10000

AD 2000-S 2 Werkstoff Rm Rp0,2 [N/mm2]


-- -- -- -- H II1) 410 265
  StE 5002) 610 500
Plastizitäts- u. max. Mittelspannungseinfluss σ = Rp0,2
AD 2000-S 1, Klasse K 0
[N/mm 2] ages

1000
2 ⋅E ⋅
a =
pseudoelastische Spannungsschwingbreite 2

100

10
103 104 105 106 107

zulässige Lastspielzahl Nzul

Bild A 1. Zulässige Lastspielzahlen in Abhängigkeit von der Spannungsschwingbreite nach AD 2000-S 1 und AD 2000-S 2
für ungeschweißte Bauteile mit Walzhautoberfläche bei Raumtemperatur und Wanddicken ≤ 25 mm

1) P 265 GH nach DIN EN 10028-2


2) P 500 Q, P 500 QH oder P 500 QL nach DIN EN 10028-6
1000
mit ke-Faktoren für
Werkstoff H II
Rp0,2 = 265 N/mm2

[N/mm 2]
2 ⋅E ⋅
a = ages
100
Klasse
K1
K2
K3

pseudoelastische Spannungsschwingbreite 2
10
103 104 105 106 107
AD 2000-Merkblatt

zulässige Lastspielzahl Nzul

Bild A 2. Zulässige Lastspielzahlen in Abhängigkeit von der Spannungsschwingbreite nach AD 2000-S 2 für Schweißverbindungen bei Raumtemperatur und Wanddicken
≤ 25 mm unter Berücksichtigung des Plastizitätseinflusses (ke-Faktoren)
AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005
Seite 23
AD 2000-Merkblatt
Seite 24 AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005

η = vA ⋅ α
vA-Werte nach AD 2000-B 9
α-Werte nach [6]

2,5
Spannungsfaktor

dm
sA/sZ = 0,5 sA

1,5 sA/sZ = 1,0


sZ
sA/sZ = 1,5

sA/sZ = 2,0
Dm

0 1 2 3 4 5 6 7 8

Parameter δ = Dd  ⋅ 2D⋅ s 


m
m
m

Bild A 3. Spannungsfaktoren η für Zylinderschalen mit senkrechtem Abzweig


AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005 Seite 25

nach AD 2000-B2

Bild A 4. Spannungsfaktoren η für konvergierende Kegel mit Eckstoß


AD 2000-Merkblatt
Seite 26 AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005

Anhang 2 zum AD 2000-Merkblatt S 1

Berechnungsbeispiel 2σ a* = 2 ⋅ 12 ⋅ 255 = 247 N/mm2


16,5 1,5
Druckbehälter für Kohlestaubeinblasanlage
1. Angaben zur Konstruktion 
N zul = 6300
247
 3
= 16593
Siehe Bild A 5
Zylindermantel, Kegelmantel, Korbbogenboden, Deckel und 3.3 Kegelmantel, oberer Krempenanschluss
Stutzenbleche aus H II nach AD 2000-Merkblatt B 2, Kegelmantel außerhalb
Abklingbereich für pr maßgebend
Stutzenrohre aus St 35.8 I
Flansche aus C22.8, Druckstufe PN 16
Blinddeckel mit durchgehender Dichtung
S
c

20 ⋅ K ⋅ v ⋅ s e − 2
2

pr =
Gestaltung der Schweißverbindungen von drucktragenden DK c2
Wandungen (Längs-, Rundnähte und Stutzenanschluss- cos Ä + s e − 2
nähte) entsprechend Schweißnahtklasse K 1, von An- DK = 2847 mm aus Berechnung nach AD 2000-Merk-
schweißteilen Klasse K 2 blatt B 2
Abnutzungszuschlag c2 = 2 mm für Mäntel und Böden
20 ⋅ 255 ⋅ 0,85 ⋅ (18 − 1)
1,5
pr = = 16 bar
2. Betriebsdaten 2847 + 18 − 1
cos 20°
Maximal zulässiger Druck 16 bar
nach Tafel 3, Nr. 1.10 ⇒ K 1, η = 2
Zulässige maximale Temperatur 50 °C
nach Tafel 1, K 1 ⇒ B = 7940
Innendruckschwankungsbreite p − p = 12 − 0 = 12 bar
Betriebsweise 3 Zyklen/h, 3-Schichtbetrieb 2σ a* = 2 ⋅ 12 ⋅ 255 = 255 N/mm2
16 1,5

3. Spannungsschwingbreiten und zulässige Last- 


N zul = 7940
255
 3
= 30188
spielzahlen nach AD 2000-Merkblatt S 1
Abschnitt 4
3.4 Kegelmantel, Stutzenbereich
Temperatureinflussfaktor für T* ≤ 100°C fT* = 1 nach AD 2000-Merkblatt B 9 mit
Wanddicken-Korrekturfaktor Zylinder-Ersatzdurchmesser Di ≈ 2200 mm
für se ≤ 25 mm Fd = 1 ⇒ pr = 26 bar
Festigkeitskennwert bei 20°C K20 = 255 N/mm2 Tafel 3, Nr. 2.1 ⇒ K 1, η = 3
Sicherheitsbeiwert S = 1,5 Tafel 1, K 1 ⇒ B = 7940
3.1 Zylindermantel, Längsnahtbereich mit
2σ a* = 3 ⋅ 12 ⋅ 255 = 235 N/mm2
Aufdachung 26 1,5
Fiktiver Druck entsprechend AD 2000-Merkblatt B 1

N zul = 7940  3
= 38571
 c
20 · K ⋅ v ⋅ s e − 2
S 2
 235
3.5 Korbbogenboden, Krempenbereich
pr =
Da − s e −
2

c2 Nach AD 2000-Merkblatt B 3
nach Tafel 3, Nr. 1.15


pr = 18 bar
K 0, η = 2
nach Tafel 1, K 0 ⇒ B = 7890
20 ⋅ 255 ⋅ 0,85 ⋅ (18 − 1)
1,5
pr =
3000 − (18 − 1)
= 16,5 bar 2σ a* = 2 ⋅ 12 ⋅ 255 = 227 N/mm2
18 1,5
nach Tafel 3, Nr. 1.1 ⇒ K 1, η = 3
nach Tafel 1, K 1 ⇒ B = 7940 N/mm2

N zul = 7890
227
 3,5
= 247559
Spannungsschwingbreite nach Formel (2)
3.6 Korbbogenboden, Stutzenbereich
2σ *a =3 ⋅ 12 ⋅ 255 = 371 N/mm2 Pos. 6 maßgebend
1 ⋅ 1 16,5 1,5
Nach AD 2000-Merkblatt B 9 ⇒ pr = 22 bar
zulässige Lastspielzahl nach Formel (6)
Tafel 3, Nr. 2.1 ⇒ K 1, η = 3

N zul = 7940
371
 3
= 9803 Tafel 1, K 1 ⇒ B = 7940

2σ a* = 3 ⋅ 12 ⋅ 255 = 278 N/mm2


3.2 Zylindermantel, Tragpratzenbereich 22 1,5
pr = 16,5 bar (siehe 3.1)
nach Tafel 3, Nr. 6.5 ⇒ K 2, η = 2

N zul = 7940
278
3
 = 23298

nach Tafel 1, K 2 ⇒ B = 6300 N/mm2 Blinddeckel sind hier nicht lebensdauerrelevant.


AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005 Seite 27

4. Zusammenfassendes Ergebnis und Bewertung mit Wanddicken von 30 mm für Zylindermantel, Kegelman-
tel und Boden führt zu
Die zulässige Lastspielzahl für den Behälter ergibt sich als Nzul = 49000
Kleinstwert aus den zulässigen Werten für die betrachteten
mit einem Prüfintervall von ca. 1 Jahr
Stellen zu

Nzul = 9803
0,53⋅⋅49000
24
≈ 340 Tage

Ein deutlich günstigeres Ergebnis wird jedoch erzielt,


Die Wanddickenbemessung nach statischen Gesichts- wenn die Berechnungen nach AD 2000-Merkblatt S 2
punkten (AD 2000-Merkblätter Reihe B) führt hier zu nicht durchgeführt werden. Siehe hierzu Berechnungsbeispiel
akzeptabler Lastspielzahl bzw. Prüffrist. für gleichen Druckbehälter mit se = 30 mm in AD 2000-
Die Lastspielzahl kann beispielsweise durch Vergrößerung Merkblatt S 2 Anhang 3.
der Wanddicken erhöht werden. Eine analoge Berechnung Nzul = 250000, Prüfintervall 5 Jahre.
AD 2000-Merkblatt
Seite 28 AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005

Bild A 5. Druckbehälter für Kohlestaubblasanlage (Berechnungsbeispiel)


AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005 Seite 29

Anhang 3 zum AD 2000-Merkblatt S 1

Vereinfachte Berechnung auf Wechselbean- mögliche Einfluss von Mittelspannungen aus Betriebsüber-
spruchung für Gusseisen mit Kugelgraphit druck bereits berücksichtigt.
Die Abknickpunkt-Lastspielzahl ND, von der ab die
1 Geltungsbereich und Allgemeines Schwingfestigkeitswerte lastspielzahlunabhängig sind, ist
bei N = 2⋅106 festgelegt. Für Qualitätsklasse A kann die
1.1 Die nachstehenden Regeln einer vereinfachten Be- zulässige Lastspielzahl auch aus Bild A 6 entnommen wer-
rechnung auf Wechselbeanspruchung gelten für druck- den.
tragende ungeschweißte Teile von Druckbehältern aus Die Auslegungskurven nach Bild A 6 basieren auf Schädi-
Gusseisen mit Kugelgraphit nach DIN EN 1563 mit Be- gungskurven entsprechend einer Ausfallwahrscheinlichkeit
schränkung auf die Sorten EN-GJS-400-15/15U, EN- von ca. 2,3 % (vgl. [1]).
GJS-400-18/U-LT und EN-GJS-350-22/22U-LT, die nach
dem AD 2000-Merkblatt W 3/2 hergestellt und geprüft wer-
den. Tafel A 1. Berechnungskonstanten B und Festigkeits-
kennwerte 2σaD
1.2 An die äußere und innere Beschaffenheit der Guss-
teile sind erhöhte Anforderungen zu stellen, die den Fest-
legungen der Qualitätsklassen A oder B nach DIN 1690 Konstante B 2σaD [N/mm2]
Teil 10 genügen (siehe Abschnitt 4.2). 103 ≤ N ≤ 2⋅106 N ≥ 2⋅106
1.3 Wenn die Anzahl der Lastspiele mit Druckschwan- Qualitätsklasse A B A B
kungen zwischen dem drucklosen Zustand und dem maxi-
mal zulässigen Druck p (An- und Abfahrten) und die auf Werkstoffsorte
p1) bezogene Schwingbreite (p − p) beliebig vieler Druck-
EN-GJS- 787 708 138 124
schwankungen folgende Werte nicht überschreiten,
400-15/15U
braucht dieser Anhang nicht angewendet zu werden.
EN-GJS-
a) N100 ≤ 100000 und (p − p) ≤ 50 % von p1) 400-18/18U-LT
bei EN-GJS-400-15/15U
EN-GJS- 732 659 128 116
b) N100 ≤ 6000 und (p − p) ≤ 35 % von p1) 350-22/22U-LT
bei EN-GJS-400-18/18U/LT
bzw. EN-GJS-350-22/22U-LT
2.3 Für den Sonderfall von drucktragenden Teilen mit
Hierbei werden Bauformen vorausgesetzt, deren Span-
Bauformen entsprechend einem Spannungsfaktor η = 2,5,
nungsfaktoren η nicht größer als 2,5 betragen.
bei Temperaturen T* ≤ 100 °C, Wanddicken se ≤ 25 mm
Die Grenzwerte der Lastspielzahlen N100 können auf das und Druckschwankungen zwischen 0 und pr können
2,4-fache angehoben werden, wenn die Prüfbedingungen die zulässigen Lastspielzahlen im Bereich 1000 ≤ Nzul
entsprechend Qualitätsklasse A erfüllt sind. ≤ 2 ⋅ 106 nach
1.4 Wenn in diesem Anhang nichts anderes angegeben, Nzul = N100 ⋅ fL (A1)
gelten alle anderen Regelungen im Hauptteil dieses mit
AD 2000-Merkblattes. N100 = [B / (2,5 ⋅ K20/S)]8.333 (A2)
fL= [pr / ( p − p)]8.333 (A3)
2 Ermittlung der zulässigen Lastspielzahl ermittelt werden.
2.1 Die fiktive pseudoelastische Spannungsschwingbreite Die Werte N100 und fL können auch aus Bild A 7 und
2σa* zur Bestimmung der zulässigen Lastspielzahl ist nach Bild A 8 entnommen werden.
Formel (2) zu berechnen. Hierbei ist der Spannungsfaktor Die ertragbare, auf pr bezogene Druckschwankungsbreite
η nach Tafel 3 abzuschätzen. Dabei brauchen höhere für diese Behälter bei Lastspielzahlen N ≥ 2 ⋅ 106 ist nach
Werte als η = 2,5 nicht berücksichtigt zu werden. Für
Strukturen, die sich nach dieser Tafel nicht einstufen las- (p − p) / pr = 2σaD / (2,5 ⋅ K20/S) (A4)
sen, sind die η-Werte nachzuweisen, es sei denn, dass mit 2σaD aus Tafel A1 zu berechnen.
η = 2,5 in die Rechnung eingesetzt wird. 2.4 Der Berechnungsgang zur Berücksichtigung eines
Der Wanddicken-Korrekturfaktor Fd ist sinngemäß nach Betriebslastkollektivs ist sinngemäß nach Abschnitt 4.4 im
Formel (3) zu berechnen, wobei anstelle des Exponenten Hauptteil dieses AD 2000-Merkblattes durchzuführen. Die
0,25 der Wert 0,1 zu setzen und für Wanddicken se Schädigungsanteile von Kollektivstufen, deren Spannungs-
> 150 mm der Korrekturfaktor auf Fd = 0,84 zu begrenzen schwingbreite 2σa* kleiner als 70 % der 2σaD-Werte be-
ist. Für den Temperatur-Korrekturfaktor fT* gilt Formel (4). trägt, können hierbei vernachlässigt werden.
2.2 Die zulässige Lastspielzahl für Bauteilbereiche mit
Gusshautoberfläche ist im Geltungsbereich 103 ≤ N
3 Konstruktion
≤ 2⋅106 in Abhängigkeit von der Spannungsschwing-
breite nach Formel (2) sinngemäß aus Formel (6) mit 3.1 Bei der Konstruktion der Gussteile ist darauf zu ach-
m = 8,333 zu berechnen. Die Werte der Berechnungskons- ten, dass Gestaltungen ausgeführt werden, die mit einem
tanten B sind Tafel A 1 zu entnehmen. Hierbei sind die Spannungsfaktor η = 2,5 abgedeckt sind. Ist eine Abschät-
Kerbwirkungen durch Oberflächenrauheit sowie der größt- zung des zu erwartenden η-Wertes (vgl. Spannungsfakto-
ren η in Tafel 3) nicht möglich, ist ein detaillierter Nachweis
des Spannungsfaktors η oder eine Berechnung nach
1) Anstelle p kann auch auf den Berechnungsdruck pr bezogen werden. AD 2000-Merkblatt S 2 Anhang 5 durchzuführen.
AD 2000-Merkblatt
Seite 30 AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005

3.2 Bei schroffen Querschnittsänderungen drucktragen- 4.3 Prüfungen während des Betriebes
der Wandungen muss der Übergang mit einer Neigung von 4.3.1 Die Prüfintervalle für Prüfungen während des Be-
max. 1:3 ausgeführt werden. triebes und nach Erreichen der rechnerischen Lebens-
Übergangsradien von angegossenen Stutzen, Stützfüßen dauer sind abweichend von Abschnitt 7.3.1 im Hauptteil
usw. dürfen nicht kleiner als das 1,5-fache der dünnsten dieses AD 2000-Merkblattes wegen der in den Ausle-
angrenzenden Wand betragen. gungskurven nach Bild A 6 zugrunde liegenden höheren
Ausfallwahrscheinlichkeit auf 25 % der berechneten zuläs-
sigen Lastspielzahl verkürzt. Hierbei ist bei Bauteilen, die
für eine Betriebslastspielzahl ≥ 2 ⋅ 106 berechnet sind,
4 Prüfung N = 2 ⋅ 106 einzusetzen.
4.3.2 Wenn die Spannungsschwingbreite 2σa* abwei-
Für wechselbeanspruchte Bauteile ist die einwandfreie Be- chend von Tafel A 1 80 N/mm2 nicht übersteigt, kann auf
schaffenheit des Bauteils von besonderer Bedeutung. Ins- die Prüfungen aufgrund der Wechselbeanspruchung ver-
besondere wirken sich Oberflächenfehler ungünstig auf die zichtet werden.
Lebensdauer aus. Aus diesen Gründen kommt der zerstö-
rungsfreien Prüfung im Rahmen der Herstellung und bei
wiederkehrenden Prüfungen besondere Bedeutung zu. 5 Reparaturen von festgestellten Oberflächenfehlern

4.1 Entwurfsprüfung Beseitigung von Oberflächenfehlern an wechselbean-


spruchten Druckgeräten ist ausschließlich durch Beschlei-
Im Rahmen der Entwurfsprüfung sind die hoch bean-
fen durchzuführen. Die zulässige Schleiftiefe ist erforderli-
spruchten Bauteilbereiche festzulegen, die bei der Her-
chenfalls im Rahmen einer Entwurfsprüfung zu ermitteln.
stellung sowie den wiederkehrenden Prüfungen an jedem
Druckgerät zerstörungsfrei zu prüfen sind. Die zu prüfen- Druckgeräte, an denen Schweißarbeiten (Fertigungs-
den Bauteilbereiche sind zwischen Hersteller und der zu- schweißungen oder Reparaturschweißungen) durchgeführt
ständigen unabhängigen Stelle festzulegen. werden, können bis zum Vorliegen gesicherter Erkennt-
nisse über zulässige Lastspielzahlen nur für vorwiegend
4.2 Prüfung während der Fertigung ruhende Beanspruchung verwendet werden.
4.2.1 An den hochbeanspruchten Stellen sind Oberflä-
chenrissprüfungen, vorzugsweise nach dem Magnetpul- 6 Schrifttum
verprüfverfahren, durchzuführen. Für zulässige Oberflä-
chenfehler durch Sand-, Schlacken- und Gaseinschlüsse [1] Gorsitzke, B.: Berechnung der Ermüdungslebensdauer
gelten sinngemäß die Festlegungen nach DIN 1690 wechselbeanspruchter Druckbehälter aus Gusseisen mit
Teil 10, Qualitätsklasse A oder B. Hierbei können Eindring- Kugelgrafit.
prüfungen erforderlich sein. Rissartige Oberflächenfehler Empfehlungen zur Ermüdungsfestigkeitsberechnung in
sind nicht zulässig. Anlehnung an die AD-Merkblätter S 1/S 2 und DIN EN
4.2.2 Zusätzlich sind diese hochbeanspruchten Stellen 13445-3, 17/18:1999 – Vorschläge zum Europäischen Nor-
einer Volumenprüfung an mindestens 10 % der Bauteile ei- menentwurf prEN 13445, Teil 7 (12.99): Zusätzliche Anfor-
nes jeden Loses mittels einer Durchstrahlungsprüfung zu derungen an Druckbehälter und Druckbehälterteile aus
unterziehen. Dabei sind die höchtzulässigen Anzeigen- Gusseisen mit Kugelgrafit.
merkmale nach Qualitätsklasse A oder B nach DIN 1690 Z. TÜ 41 (2000) Nr. 11/12, S. 46–52.
Teil 10 einzuhalten. [2] Hück, M.; Schütz, W.; Walter, H.: Moderne Schwingfes-
4.2.3 Für jedes Los ist die Graphitausbildung mittels mik- tigkeitsunterlagen für die Bemessung von Bauteilen aus
roskopischer Untersuchung zu prüfen. Die Graphitausbil- Sphäroguss und Temperguss.
dung muss DIN EN 1563 Abschnitt 7.5 entsprechen. ATZ 86 (1984) Nr. 7/8, S. 325–331 und Nr. 9, S. 385–388.
350

300

[N/mm 2]
Werkstoffsorte: Qualitätsklasse A

a
∗ EN-GJS-400-15/15U
EN-GJS-400-18/18U-LT

250

200

EN-GJS-350-22/22U-LT
Rm
[N/mm2]
150
400
AD 2000-Merkblatt

350

pseudoelastische Spannungsschwingbreite 2
100
103 104 105 106 107
zulässige Lastspielzahl Nzul

Bild A 6. Zulässige Lastspielzahlen in Abhängigkeit von der Spannungsschwingbreite bei Berechnungstemperaturen ≤ 100 °C und Wanddicken ≤ 25 mm
AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005 Seite 31
AD 2000-Merkblatt
Seite 32 AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005

107

Wanddicke se ≤ 25 mm
maßgebende Temperatur T* ≤ 100 °C
Bauformen mit Spannungsfaktor ≤ 2,5

Dauerfestigkeitsgrenze

106 Werkstoffsorte:
EN-GJS-400-15/15U
zulässige Lastspielzahl N zul

Qualitätsklasse B A B A

105

EN-GJS-400-18/18U-LT
(EN-GJS-350-15/15U-LT)

104
0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1

∧ ∨
bezogene Druckschwankungsbreite (p – p) / (pr – 0)

Bild A 7. Zulässige Lastspielzahlen bei Druckschwankungsbreiten ( p − p) ≥ (pr -- 0)


AD 2000-Merkblatt
AD 2000-Merkblatt S 1, Ausg. 02.2005 Seite 33

100
Lebensdauerverlängerungsfaktor f L

10

1
0,55 0,6 0,65 0,7 0,75 0,8 0,85 0,9 0,95 1

∧ ∨
bezogene Druckschwankungsbreite (p – p) / (pr – 0)

Bild A 8. Lebensdauerverlängerungsfaktor bei Druckschwankungsbreiten ( p − p) < (pr – 0)

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