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-Allgemeiner Teil: Grundlage für Besonderen Teil (besonderer Teil: Tatbestände)

Fälle Strafrecht
Fall 1 Strafbarkeit des A nach § 75 StGB - Mord
A schlägt den X mit einem Baseballschläger auf den Kopf. X erleidet Gehirnverletzungen und stirbt.
X war A schon seit längerem ein Dorn im Auge. A wollte X durch den Schlag nun endgültig
loswerden.
Prüfen Sie die Strafbarkeit des A!

Tatbestand:
-objektiver Tatbestand:
-Tatsubjekt: bei Mord jeder (vs. Sonderdelikte: können nur bestimmte Personen
begehen e. g. Amtsträger, Steuerzahler)
-tatbestandsmäßige Handlung: Schlag mit Baseballschläger
-Tatobjekt: Anderer (X)
-Erfolg: ja, Tod
-objektive Zurechnung
-subjektiver Tatbestand:
-Tatbildvorsatz (meist Eventualvorsatz) (§5 AT) : Tod im Tatzeitpunkt ernstlich für
möglich gehalten und sich damit abgefunden
-Ev. erweiterter Vorsatz: vom Vorsatz des Täters umfasst, muss aber nicht eintreten
(zB Vorsatz auf Rechtsschädigung eines Anderen)
Rechtfertigung: Rechtfertigungsgründe: nein
Schuld: Entschuldigungsgründe: nein

–›Begehungsdelikt, Vorsatzdelikt (§75 (1) Mord braucht Vorsatz)

Fall 2 Strafbarkeit des B nach § 88 StBG (4) – schwere fahrlässige Körperverletzung


B fährt mit überhöhter Geschwindigkeit und leicht alkoholisiert mit seinem Wagen vom 10- jährigen
Maturatreffen nach Hause. Wegen der überhöhten Geschwindigkeit übersieht B in einer
unübersichtlichen Kurve Radfahrer Y. Dieser wird vom Fahrzeug des B erfasst, stürzt und bricht sich
den rechten Arm. B ruft sogleich die Rettung.
Prüfen Sie die Strafbarkeit des B!

Fahrlässigkeit: kein subj. Tatbestand!


Knochenbruch grundsätzlich schwere Körperverletzung (außer sehr unbedeutender Knochen e. g.
kleiner Finger)

Tatbestand
-Objektiver Tatbestand:
-tatbestandsmäßige Handlung: Erfassen des Y mit dem Auto – Verletzungshandlung
-obj. Sorgfalt:
-Erfolg: Handbruch
-Erfolgszurechnung: ja
Rechtfertigung: Rechtfertigungsgründe - nein
Schuld:
-subjektive Sorgfaltswidrigkeit (§6 (1) körperliche und geistige Verhältnisse -› nicht subj.
Sorgfaltswidrig (war betrunken, konnte nicht besser)
-grobe Sorgfaltswidrigkeit: nein (§6 (1) StGB: das musste wegen seiner Tat passieren e. g.
Chirurg operiert betrunken)
-Erfolg: subjektive Voraussehbarkeit: ja
-Zurechenbarkeit: ja
-Entschuldigungsgründe (zB extreme Alkoholisierung §287–› Rauschtat: nur strafbar, wenn
deswegen etwas passiert): nein
–› nein, aber neue Prüfung auf anderen Tatbestand (weil er betrunken Auto fuhr (auch nach
§88 (4)))
-hier gibt es subjektive Sorgfaltswidrigkeit: er wäre in der Lage gewesen sich nicht
ans Steuer zu setzen –› Strafbar für fahrlässige Körperverletzung gem. §88 (4) wegen alkoholisiertem
Autofahren

Fall 3 Strafbarkeit des C nach §83 (2) StBG


Auf einer Studentenparty geraten C und Z aneinander. Im Zuge der Auseinandersetzung kommt es
zwischen den beiden zu einer Rangelei, wobei C, ohne ihn verletzen zu wollen, Z einen kräftigen Stoß
versetzt. Z stürzt infolgedessen etwas unglücklich und bricht sich die kleine Zehe.
Prüfen Sie die Strafbarkeit des C!

-Misshandlung (§83 (2) StGB) (Einwirkung auf Körper des Anderen-nicht strafbar, nur, wenn etwas
passiert) (vs. Vorsatz)

Zwischen Vorsatz und Fahrlässigkeit: Bezugspunkt ist nicht mehr Erfolg, nur Handlung (für
Erfolg genügt Fahrlässigkeit): auch nach Schema Vorsatzdelikt (mit Fahrlässiger Folge)!
Tatbestand:
-objektiver Tatbestand:
-Tatsubjekt:
-tatbestandsmäßige Handlung:
-Tatobjekt: Anderer (Z)
-Erfolg:
-objektive Zurechnung
-subjektiver Tatbestand: Tatbildvorsatz (meist Eventualvorsatz) (§5 AT: Tod im
Tatzeitpunkt ernstlich für möglich gehalten und sich damit abgefunden)
Ev. erweiterter Vorsatz: vom Vorsatz des Täters umfasst, muss aber nicht eintreten (zB
Vorsatz auf Rechtsschädigung eines Anderen)-› nur Vorsatz bzgl Stoß (Stoß kann zu
Zehenbruch führen)
-Rechtfertigung: Rechtfertigungsgründe: nein
-Schuld: Entschuldigungsgründe: nein
–› strafbar, leichte Körperverletzung

Fall 4 Strafbarkeit des A und B nach §84 (4) StGB


Auf seinem Heimweg der Straße begegnet X seinen beiden Feinden A und B. Die beiden stänkern X
wie üblich an, was dieser jedoch ignoriert. Das bringt A und B so in Rage, dass sie dem X einige
Schläge ins Gesicht versetzen und dann davonlaufen. Als X am nächsten Morgen wegen starker
Kopfschmerzen einen Arzt aufsucht, stellt sich heraus, dass er als Folge eines Schlages einen
verschobenen Nasenbeinbruch erlitten hat. Auf welchen der erhaltenen Schläge diese Verletzung
zurückzuführen ist, lässt sich jedoch nicht ermitteln.
Prüfen Sie die Strafbarkeit von A und B!

-schwere Körperverletzung (verschobener Nasenbeinbruch)


-objektiver Tatbestand:
-Tatsubjekt: A, B
-tatbestandsmäßige Handlung: Schläge
-Tatobjekt: Anderer (X)
-Erfolg: Nasenbeinbruch
-objektive Zurechnung: Kausalität: alternative Kausalität: man weiß nicht, wer‘s war
–› in dubio pro reo –› nicht strafbar
–› deshalb neue Prüfung nach § 91 (2) StGB (Angriff mehrerer)
-subjektiver Tatbestand: Tatbildvorsatz (meist Eventualvorsatz) (§5 AT: Tod im
Tatzeitpunkt ernstlich für möglich gehalten und sich damit abgefunden)
-Rechtfertigung: Rechtfertigungsgründe:
-Schuld: Entschuldigungsgründe:

Fall 5 Strafbarkeit des A nach § 80 StGB – fahrlässige Tötung


A und X sind Hilfsarbeiter auf einer Baustelle. Aus Unachtsamkeit fällt A, der gerade dabei ist das
Dach zu decken, ein Dachziegel hinunter und trifft X am Kopf und auf der Schulter. X erleidet eine
kleine Platzwunde am Kopf und Abschürfungen auf der Schulter.
X fährt sofort ins Krankenhaus, dort übersieht der behandelnde Arzt B, dass X durch den Aufprall ein
Blutgerinnsel im Hirn erlitten hat, er versorgt Xs Wunden und schickt ihn nach Hause. B hat die
Röntgenbilder ungenau studiert, da X kurz vor Ende seines Dienstes eingeliefert wurde und er an
diesem Tag keine „Scherereien“ mehr haben wollte. In der Nacht verstirbt X an den Folgen des
Blutgerinnsels.

-objektiver Tatbestand:
-Tatsubjekt: A
-tatbestandsmäßige Handlung: Schläge
-Tatobjekt: Anderer (X)
-Erfolg: ja, Nasenbeinbruch
-objektive Zurechnung:
Kausalität: ja
Adäquanz: nein (normalerweise passiert so eine Wunde vom Fallenlassen nicht)
Risikozusammenhang: ja (Norm wurde deshalb gemacht), objektiv Sorgfaltswidrig:
grob Sorgfaltswidrig (§6 (3))-› durchbricht Risikozusammenhang–/ nicht strafbar
wegen §18
–› deshalb neue Prüfung nach §88 (4): schwere Körperverletzung
hier keine Durchbrechung des Risikozusammenhanges (Blutgerinnsel von A
verursacht, kein Dritter involviert) –› strafbar
-subjektiver Tatbestand: Tatbildvorsatz (meist Eventualvorsatz) (§5 AT: Tod im
Tatzeitpunkt ernstlich für möglich gehalten und sich damit abgefunden)
Ev. erweiterter Vorsatz: vom Vorsatz des Täters umfasst, muss aber nicht eintreten (zB
Vorsatz auf Rechtsschädigung eines Anderen)
-Rechtfertigung: Rechtfertigungsgründe: nein
-Schuld: Entschuldigungsgründe: nein

Strafbarkeit des B nach § 81 (1) StGB – grob fahrlässige Tötung


-objektiver Tatbestand:
-Tatsubjekt: B
-tatbestandsmäßige Handlung: Schläge
-Tatobjekt: Anderer (X)
-Erfolg: ja, Nasenbeinbruch
-objektive Zurechnung:
Kausalität: ja
Adäquanz: nein (normalerweise passiert so eine Wunde vom Fallenlassen nicht)
Risikozusammenhang: ja (Norm wurde deshalb gemacht), objektiv Sorgfaltswidrig:
grob Sorgfaltswidrig (§6 (3))-› durchbricht Risikozusammenhang–› nicht strafbar
wegen §18
–› deshalb neue Prüfung nach §88 (4): schwere Körperverletzung
hier keine Durchbrechung des Risikozusammenhanges (Blutgerinnsel schon da) –›
strafbar
-subjektiver Tatbestand: Tatbildvorsatz (meist Eventualvorsatz) (§5 AT: Tod im
Tatzeitpunkt ernstlich für möglich gehalten und sich damit abgefunden)
Ev. erweiterter Vorsatz: vom Vorsatz des Täters umfasst, muss aber nicht eintreten (zB
Vorsatz auf Rechtsschädigung eines Anderen)
-Rechtfertigung: Rechtfertigungsgründe: nein
-Schuld: Entschuldigungsgründe: nein

unzureichende Behandlung ist nicht gleich Unterlassung

Variante: X betrachtet sich als „harten Kerl“, dem dieser Vorfall nichts anhaben kann. Auch auf
Anraten seiner Freunde und Familie, lässt er sich nicht untersuchen, obwohl seine starken Schmerzen
immer schlimmer werden. Da X nicht behandelt wird, bildet sich in seinem Kopf ein Blutgerinnsel, an
dem X schließlich stirbt.
Prüfen Sie die Strafbarkeit von A und B!

–›Unterschiede zu Prüfung nach A:


-Erfolg ist jetzt nicht mehr zurechenbar: grob unvernünftiges Handeln –› durchbricht
Risikozusammenhang
-nicht mehr fahrlässig schwere, sondern nur einfache Körperverletzung (Blutgerinnsel entsteht nur,
weil er nicht zum Arzt geht)

Fall 6 Strafbarkeit des C nach §80 (1) StBG


Der LKW-Fahrer C ist mit überhöhter Geschwindigkeit (80 km/h) im Ortsgebiet auf einer Straße
unterwegs, auf der eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 60 km/h gilt. Plötzlich läuft der gestresste
Geschäftsmann Y unvermittelt auf die Fahrbahn, weil er die Straßenbahn, die sich auf der gegen-
überliegenden Fahrbahnseite nähert, erwischen möchte. Da Y hinter einem Lieferwagen hervorläuft,
sieht C ihn erst im letzten Moment. Er leitet sofort eine Vollbremsung ein, kann aber nicht verhindern,
dass Y vom LKW erfasst wird. Y ist auf der Stelle tot. In einem Sachverständigengutachten wird
festgestellt, dass auch dann, wenn C mit den vorgeschriebenen 60 km/h gefahren wäre, der Unfall und
die tödlichen Verletzungen des Y eingetreten wären.
Prüfen Sie die Strafbarkeit des C!

-objektiver Tatbestand:
-Tatsubjekt:
-tatbestandsmäßige Handlung:
-Tatobjekt:
-Erfolg:
-objektive Zurechnung:
Kausalität: ja
Adäquanz:
Risikozusammenhang: nicht durchbrochen, Risikoerhöhung ggü rechtm.
Alternativverhalten: bei rechtmäßigem Verhalten wäre dasselbe passiert
-subjektiver Tatbestand: Tatbildvorsatz (meist Eventualvorsatz) (§5 AT: Tod im
Tatzeitpunkt ernstlich für möglich gehalten und sich damit abgefunden)
Ev. erweiterter Vorsatz: vom Vorsatz des Täters umfasst, muss aber nicht eintreten (zB
Vorsatz auf Rechtsschädigung eines Anderen)
-Rechtfertigung: Rechtfertigungsgründe:
-Schuld: Entschuldigungsgründe:
–› nicht strafbar (zu schnell fahren nur Verwaltungsstraftat, nicht gerichtlich)

Fall 7 §86 (2) (Körperverletzung mit tödlichem Ausgang)


Ein Banküberfall. Als die Alarmanlage losgeht, wirft der Räuber (X) seine Waffe
weg und flüchtet:
a.) mit 100.000 Euro Beute auf die sehr belebte Straße. Der Sicherheitsbeauf-
tragte der Bank, A, will die Beute retten und schießt dem Räuber nach. Er trifft
ihn – X stirbt.
a) Tatbestand:
Äußere Tatbestand (Tatbild):
Handlungssubjekt: Handlungssubjekt im vorliegenden Fall ist A.
Handlungsobjekt: Handlungsobjekt im vorliegenden Fall ist X. („einen anderen“)
Tathandlung: Die Tathandlung ist der Schuss auf X
Erfolg: Der Erfolg ist der Tod von X
objektive Zurechnung: Der Schuss ist kausal für den Tod von X. Ohne das Verhalten des A wäre
der Erfolg nicht eingetreten. Adäquanz: ja, Tod passiert wahrscheinlich bei Schuss.
Risikozusammenhang und Risikoerhöhung
gegenüber rechtmäßigem Alternativverhalten sind gegeben.
Innerer Tatbestand:
Vorsatz: A handelt mit Vorsatz. A hält den Erfolg gemäß §5 Abs 1 für ernstlich
möglich und findet sich mit diesem ab. Zumindest Verletzungsvorsatz.
Rechtswidrigkeit:
Rechtfertigungssituation: Bankraub mit 100.000 Euro Beute
Rechtfertigungshandlung: Schuss auf Bankräuber
Subjektives Rechtfertigungselement:
–›Rechtfertigungsgründe:
-Notwehrsituation: §3 (1) StGB Notwehr (notwendige Verteidigung, um einen unmittelbar
drohenden oder gegenwärtigen Angriff auf Vermögen von sich oder anderen abzuwehren):
rechtswidriger Angriff (Raub §142 StGB) auf notwehrfähiges Rechtsgut (Vermögen)
-Notwehrhandlung: notwendige Verteidigung –› (Abwehrhandlung ist gelindestes Mittel, um
Angriff verlässlich abzuwehren,) –› keine Verhältnismäßigkeit nötig: kleinstmöglicher
Eingriff in Rechtsgüter des anderen hier nicht –› keine Güterabwägung hier! (nicht in §3 (1)
StGB)
-subjektives Rechtfertigungselement: Kenntnis der Notwehrsituation
–› war gerechtfertigt

§84 (4) schwere Körperverletzung


b.) mit 700 Euro. X hat es zwar geschafft 100.000 Euro zu erbeuten. Als er die
Alarmglocken hört, wird er aber panisch und lässt noch im Bankgebäude den
großen silbernen Koffer mit der Beute fallen, lediglich ein paar Geldscheine, die
ihm der Kassier direkt ausgehändigt hat, nimmt er mit. Der Sicherheitsbeauf-
tragte A hat den Überfall beobachtet, er weiß, dass X nur 700 Euro erbeuten
konnte. Trotzdem schießt er dem X nach und verletzt ihn schwer.
–› Grenze für geringen Nachteil (§3 (1)) ist 100.- (laut Rechtsprechung)
(Bagatellnotwehr/Unfugabwehr) vs. 1000.- (laut Lehre: va. Fuchs/Zerbes) –› beide hinschreiben und
sich für eine entscheiden (heute mehr wegen Inflation)
–› alles wie a) (nach Lehrmeinung wäre es nur geringfügiger Angriff: bräuchte Güterabwägung!)

§84 (4) schwere Körperverletzung


c.) mit 500 Euro. Der Kassier ist nämlich für solche Überfälle gerüstet: Er hält
einige selbst hergestellte „Tarnpakete“ bereit, Geldbündel, die lediglich Farbko-
pien von Geldscheinen enthalten – nur der oben aufliegende Schein ist echt. Fünf
solcher Pakte schiebt er dem X zu. X steckt sie ein und läuft davon. Der Sicher-
heitsbeauftragte A hat den Vorgang beobachtet. Den Trick mit den Tarnpaketen
kennt er aber nicht – eine solche Vorgehensweise ist bankintern streng verboten.
Weil A keine andere Möglichkeit hat X an der Flucht zu hindern, schießt er ihm
mit seiner Pistole nach. X erleidet einen Oberschenkeldurchschuss.
–› nach Rechtsprechung: mehr als 100 –› angemessen, bleibt straflos
–› nach Lehre: gleich wie A, außer subjektives Rechtfertigungselement: kannte Tatsachen nicht
(Tarnpakete) (Irrtum über den Rechtfertigenden Sachverhalt §8 StGB –› hypothetische
Notwehrprüfung: wäre nach dem von ihm vorgestellten Sachverhalt gerechtfertigt
–› könnte auf Fahrlässigkeit bestraft werden laut §8: nicht fahrlässig (laut Bank Tarnpakete
verboten) –› bleibt straflos

-ist §8 Rechtfertigungsgrund/Entschuldigungsgrund?:
-falls Rechtfertigungsgrund e. g. man greift jemand an, den man für bedrohlich hält –› anderer
kann sich wehren
-falls Entschuldigungsgrund –› anderer kann sich nicht legal wehren

§ 88 (4) Fahrlässigkeit (kein Vorsatz)


d.) wie a.), doch schießt A daneben und trifft den Passanten Y am Arm. X kann
entkommen.
-objektiv sorgfaltswidrig: ausgebildeter Sicherheitsbeauftragter hätte nicht so gehandelt nach
Sorgfaltspflicht (hätte nicht geschossen/getroffen)
–› keine Notwehrsituation, da Angriff nicht vom Passanten ausgeht
–› aber: rechtfertigender Notstand:
–›keine Entschuldigungsgründe –› strafbar

Fall 8 §125 Sachbeschädigung


§85 StGB schwere Körperverletzung
A zieht randalierend durch die Straßen, wobei er im Vorübergehen mehrere Autos be-
schädigt. Der Passant X stellt ihn zur Rede, während ein anderer Passant die Polizei
ruft. Ohne Vorwarnung schlägt A den X mit der Faust ins Gesicht. X verliert durch
den Schlag vier Zähne. Später stellt sich heraus, dass A schwer betrunken war (3‰
Alkoholgehalt im Blut).
Prüfen Sie die Strafbarkeit des A!
Sachbeschädigung:
1. Tatbestand: nach allgemeinen Regeln
-Vorsatz: ja
2. Rechtswidrigkeit: nach allgemeinen Regeln – keine Rechtfertigungsgründe
3. Schuld:
-Zurechnungsfähigkeit: ab 2,5-3 Promille (Richtwert, kommt auf Situation an) tiefgreifende
Bewusstseinsstörung §11 StGB
Diskretionsfähigkeit: muss auch unfähig sein das Unrecht seiner Tat einzusehen
Dispositionsfähigkeit: oder danach zu handeln
Vollrausch strafbar nach §287 StGB –› A strafbar

Körperverletzung:
alles wie oben
könnte trotz 3 Promille immer noch schuldfähig sein (hängt auch von Straftat ab)

Fall 9 §12 (1. /2. /3. Fall) iVm §75 StGB (Mord–›Erfolgsverursachungsdelikt)
A möchte endlich seinen tyrannischen Chef X loswerden. Er ruft seinen Bekannten B
an, der Türsteher ist und in solchen Fällen immer Rat weiß, und bittet ihn X zu ermor-
den, wie ist ihm egal. Dafür werde er ihm 5.000 Euro zahlen. B ist von der Idee begeis-
tert, bekommt aber wenig später Zweifel und bittet um Bedenkzeit.
Er wendet sich an C, der eine kriminelle Vergangenheit hat. Dieser bestärkt ihn in sei-
nem Vorhaben. B besorgt sich daher von D einen Baseballschläger, um X erschlagen
zu können, wobei er D ausführlich erzählt, wofür er ihn benötigt. B lauert X auf, als er
spät abends von der Arbeit nachhause fährt. Er möchte sich von hinten anschleichen
und X erschlagen. D’s Baseballschläger hat er allerdings nicht mitgenommen, weil er
der Meinung ist, ein Schlag mit seinem eigenen Brecheisen wäre bei weitem zuverlässi-
ger. B führt den Plan aus und X stirbt
unmittelbarer Täter: B §12 StGB
Bestimmungstäter: A
Beitragstäter: C
D: nicht kausal §15 StGB –› objektiver Tatbestand nicht erfüllt
subjektiver Tatbestand erfüllt: will Mord –› aber versuchte Beitragstäterschaft straflos laut §15 (2)
(aber versuchte Bestimmung strafbar)

–›vollendete Bestimmungstäterschaft §12 StGB/Beitragstäterschaft


Strafbarkeit von B
unmittelbarer Täter (braucht keinen Vorsatz: muss nicht wissen, dass er jemanden verletzt etc.)
objektiver Tatbestand:
-Bestimmungs-/Beitragshandlung:
-Tat des unmittelbaren Täters als Erfolg der Bestimmungs-/Beitragshandlung
(Handlungsentschluss hat Ausführung zur Folge)
-Kausalität
-objektive Zurechnung des Erfolges: ja
subjektiver Tatbestand: Eventualvorsatz genügt (findet sich damit ab, dass X stirbt)
Rechtswidrigkeit: wie immer
Schuld: wie immer
–› straffähig wegen §75 (Mord)

Strafbarkeit von A
Bestimmungstäter: weckt Handlungsentschluss

Strafbarkeit von C (§12 3. Fall iVm 75)


Beitragstäter: psychische Unterstützungshandlung (sonstiger Beitrag: alles, was Tatausführung
fördert)
kausal: B hatte vorher Zweifel
Vorsatz: ja
keine Rechtfertigungs- und Entschuldigungsgründe
–› strafbar

Variante Strafbarkeit von C gem. §75


Am Tatabend bekommt B doch kalte Füße und überredet den C, er solle X lediglich
einen „Denkzettel“ verpassen. B schlägt vor, X nur zu verprügeln – und zwar ohne Base-
ballschläger – und ihn keinesfalls zu töten. C willigt ein und führt den Plan aus. Im
Gerangel der Prügelei, in der X bereits einige Prellungen zugefügt bekommen hat, zieht
C, entgegen der Vereinbarung, den Baseballschläger und erschlägt damit den X. C
wollte doch die 5.000 Euro kassieren.
Prüfen Sie die Strafbarkeit von A, B, C und D!

B bestimmt C zu Körperverletzung (A hat zuvor B bestimmt –› Kettenbestimmung)


Exzess des unmittelbaren Täters –› Vorsatz der Beteiligten begrenzt Strafbarkeit
Aber B trotzdem strafbar wegen: –› objektive Sorgfaltswidrigkeit (Fahrlässigkeit) von B: bestimmt C
zur Körperverletzung
objektive Zurechenbarkeit: ja
–› Fahrlässigkeit des B §80 StGB: fahrlässige Körperverletzung

Fall 10 Strafbarkeit für ein Unterlassen §2 (unechtes Unterlassungsdelikt) iVm 75 StGB


A und X leben schon jahrelang in einer unglücklichen Ehe. Eines Abends als A nach Hause kommt,
sieht er von der Einfahrt aus, dass X mit offensichtlich starken Schmerzen im Brustbereich im Garten
liegt und nach Hilfe ruft. Da er weiß, dass X schon lange Probleme mit dem Herzen hat und es sich
um einen Herzinfarkt handeln könnte, lässt er sie einfach im Garten liegen, in der Hoffnung, dass sie
endlich stirbt. Er verlässt unbemerkt das Grundstück. Auch die Nachbarin B sieht von ihrem Fenster
aus, dass X in Lebensgefahr schwebt und Hilfe benötigt. Aus Angst vor Unannehmlichkeiten hilft sie
ebenfalls nicht. Daraufhin stirbt X im Garten an den Folgen eines Herzinfarktes. Wäre ihr rechtzeitig
geholfen worden, hätte sie überlebt.
Prüfen Sie die Strafbarkeit von A und B!

A unterlassene Hilfeleistung mit Mordvorsatz

§2 gilt nur für:


-Erfolgsdelikte
-falls Unterlasser eine besondere Verpflichtung trifft (gesetzliche Garantenstellung–› kann auch
freiwillig übernommen werden) –› hier Ehemann (aber auch wenn jemand anbietet auf Kind
aufzupassen, oder wenn jemand Unfall baut dann muss er Unfallstelle absichern)
-falls Unterlassung einem Tun gleichzusetzen ist
–› Tatbestand erfüllt

B unterlassene Hilfeleistung mit Mordvorsatz (–› Mord braucht nur Eventualvorsatz, keine Absicht)
aber hier gilt §2 iVm75 nicht –› B hat keine Garantenstellung (keine gesetzliche Verpflichtung, zu
helfen)
-› stattdessen gilt §95 (1) iVm §95 (2) StGB: man ist durch Unterlassung strafbar
Vorsatz: ja (findet sich mit Tod ab)
–› Tatbestand erfüllt, keine Rechtfertigungsgründe
–› strafbar

bis hier Klausurstoff (nur erste 10 behandelte Fälle) – alte Klausurfälle (ab hier) nicht mehr

1. Klausur am 10.12.2020 – 1. Fall

I) A besucht gemeinsam mit B einen Nachtclub. Dort lernt er X kennen, mit der er einen netten
Abend verbringt. C, dem Ehemann von X, ist es gar nicht recht, dass sich die beiden immer
näherkommen. C ist wütend und holt zu einem Faustschlag gegen A aus, wodurch er ihn verletzen
möchte. B erkennt den Ernst der Lage, reagiert blitzschnell und schlägt C gezielt mit der Faust auf
die Nase. C erleidet einen verschobenen Nasenbeinbruch. Da B dem C körperlich weit überlegen
ist, hätte es ausgereicht, wenn er C weggestoßen hätte.

2. Teil: A entscheidet sich nach diesem Vorfall vollkommen aufgelöst dazu, selbst mit dem
eigenen Auto nach Hause zu fahren, obwohl er eigentlich vorgehabt hat, ein Taxi zu rufen. Auf
der Heimfahrt ist A mit seinen Gedanken noch bei dem Vorfall im Lokal, sodass er unaufmerksam
ist. In einer Kurve übersieht er den Radfahrer Y und erfasst ihn mit seinem Fahrzeug. Y stürtzt
daraufhin und verletzt sich. A steigt aus, entschuldigt sich vielmals für sein Fehlverhalten und
leistet erste Hilfe. Y hat Glück im Unglück, er erleidet nur ein paar Schürfwunden am Arm, die
nach sieben Tagen vollständig abheilen.
Prüfen Sie die Strafbarkeit von A, B, und C!

C versuchte Körperverletzung (hält es ernstlich für möglich und findet sich damit ab) –
Strafbarkeit des C gem. §15 iVm §83
vorsätzliches Begehungsdelikt:

Tatbestand

-Objektiver Tatbestand

Tatsubjekt (Sonderdelikt)
Tatbestandsmäßige Handlung: Ausholen zum Faustschlag (§15 (2) UNMITTELBAR
vorangehende Handlung)

Tatobjekt

Ev.:

Erfolgseintritt

Objektive Zurechnung

-Subjektiver Tatbestand

Tatbildvorsatz (meist Eventualvorsatz): ja, Verletzungsabsicht

Ev.: Erweiterter Vorsatz

Rechtfertigung

-Rechtfertigungsgründe: nein

Schuld

-Entschuldigungsgründe: nein

–› C strafbar wegen versuchter Körperverletzung

Strafbarkeit des B §84 (an sich schwere Körperverletzung) (4) (Verletzungsvorsatz)


Eventualvorsatz: hält es ernsthaft für möglich
objektiver Tatbestand erfüllt: objektiv zurechenbar
–› Tatbestand erfüllt

Rechtfertigungsgrund: Notwehr
-Notwehrsituation: §3 (1) StGB Notwehr (notwendige Verteidigung, um einen unmittelbar
drohenden oder gegenwärtigen Angriff auf Vermögen von sich oder anderen abzuwehren):
rechtswidriger Angriff (Raub §142 StGB) auf notwehrfähiges Rechtsgut (körperliche
Unversehrtheit): ja
-Notwehrhandlung: notwendige Verteidigung –› (Abwehrhandlung ist gelindestes Mittel, um Angriff
verlässlich abzuwehren,): nein, er könnte ihn auch wegschubsen
–› Notwehrüberschreitung, Notwehr nicht gerechtfertigt

Schuldausschließungsgründe: nein (e. g. Emotionen)


–› B strafbar wegen §84 (4)

2. Teil: Strafbarkeit des A gem. §88 (1) fahrlässige Körperverletzung


hat es nicht ernsthaft für möglich gehalten und sich damit abgefunden –› Prüfung auf
Fahrlässigkeit
–› obj. zurechenbar
keine Rechtfertigungsgründe
–› strafbar wegen §88
§88 (2) Straflosigkeitsgrund: heilt nach 7 Tagen (= innerhalb von 14), nicht grob fahrlässig –› ist
gemäß StGB nicht nach §88 (1) zu bestrafen

(grobe Fahrlässigkeit: nein (nicht ungewöhnlich und auffallend sorgfaltswidrig))

II) Unterstreichen jeweils die objektiven Tatbestandsmerkmale (oder Kopieren Sie diese in Ihre
Lösung)! (subjektiv wäre Vorsatz)

§ 146
Wer mit dem Vorsatz, durch das Verhalten des Getäuschten sich oder einen Dritten unrechtmäßig
zu bereichern, jemanden durch Täuschung über Tatsachen zu einer Handlung, Duldung oder
Unterlassung verleitet, die diesen oder einen anderen am Vermögen schädigt, ist mit
Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen.

§ 302
(1) Ein Beamter, der mit dem Vorsatz, dadurch einen anderen an seinen Rechten zu schädigen,
seine Befugnis, im Namen des Bundes, eines Landes, eines Gemeindeverbandes, einer Gemeinde
oder einer anderen Person des öffentlichen Rechtes als deren Organ in Vollziehung der Gesetze
Amtsgeschäfte vorzunehmen, wissentlich mißbraucht, ist mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten
bis zu fünf Jahren zu bestrafen.

3. Klausur am 17.12.2021 – 2. Fall


A möchte in einem Modegeschäft seine Weihnachtskäufe erledigen. Er denkt daran, für seine Frau und
seine Mutter jeweils einen Kaschmirpullover zu kaufen (Wert jeweils 250 Euro). Da A knapp bei
Kasse ist und sich nicht beide Kleidungsstücke leisten kann, beschließt er, beide in seinem Mantel zu
verstecken und sich damit aus dem Staub zu machen. Als sich A unbeobachtet fühlt, nimmt er daher
beide Pullover von der Kleiderstange, knüllt sie zusammen und verbirgt sie unter seinem Mantel. So
macht er sich dann auf den Weg zum Ausgang des Geschäfts. Allerdings hat der
Sicherheitsbeauftragte des Modegeschäfts, B, den Vorfall genau beobachtet und geht dem A hinterher,
um zu sehen, ob dieser vielleicht doch noch bezahlt. Als A keine Anstalten dazu macht und nicht
Richtung Kassa, sondern Richtung Ausgang steuert, möchte B ihn mit einem Ruf („Halt!“) aufhalten.
A fühlt sich daraufhin ertappt und lässt vor Schreck noch im Geschäft beide Pullover fallen und
flüchtet. B denkt allerdings, weil alles sehr schnell geht, dass A nur einen der Pullover fallen gelassen
hat und mit dem zweiten nun die Flucht antritt. Er beschließt daher, A zu verfolgen und läuft ihm aus
dem Geschäft hinaus auf die Straße nach. Da A ein ziemlich guter Läufer ist, sieht B keine andere
Möglichkeit, ihn zu stoppen, als von seiner Waffe Gebrauch zu machen, die im Dienst er immer bei
sich führt. B schießt also auf A, trifft ihn am Bein (Durchschuss) und kann ihn so aufhalten.
Prüfen Sie die Strafbarkeit des A und des B!

(kein Prüfungsstoff: Strafbarkeit des A:


kein Gewahrsamsbruch: hat Sache noch nicht aus Geschäft mitgenommen
–› Versuchter Diebstahl: Strafbarkeit des A gegeben)

Strafbarkeit des B gem. §84 (4)


obj. Tatbestand erfüllt
Vorsatz: ja
kein Angriff auf notwehrfähiges Rechtsgut: im Moment gibt es keinen Angriff (er hat Sachen
fallengelassen)

§8 Irrtümliche Annahme
hypothetische Notwehrprüfung: ja, gegenwärtiger Angriff auf ein Rechtsgut mit Wert min. 250 Euro
Rechtsfolge: Fahrlässigkeit: ja (hätte sehen müssen)/nein (unklare Situation) –› beides möglich
geringfügiger Angriff: 100/1000 Euro (gem. Lehre): falls 1000,-: Güterabwägung (Leib und Leben vs.
Vermögen) –› unangemessen, Notwehrhandlung nicht erfüllt, nicht gerechtfertigt
–› §8 nicht anwendbar, deswegen immer noch strafbar

2. Klausur, am 12. Dezember 2019 – 3. Fall


A fährt eines Nachmittags mit seinem PKW in der Josefstädter Straße und möchte in die Ler-
chenfelderstraße links abbiegen. Die Ampel steht auf grün, woraufhin er seine Geschwindig-
keit auf 10 km/h verlangsamt und in einem normalen Einbiegetempo nach links abbiegt. Auf
dem linken Gehsteig der Lerchenfelderstraße befindet sich der 14-jährige Schüler X. Dieser
überquert gerade in dem Moment, als A abbiegt, bei Rot den Schutzweg, weil er auf seinem
Mobiltelefon WhatsApp-Nachrichten überprüft. X wird von A‘s Auto erfasst und niedergesto-
ßen. Dadurch erleidet er eine leichte Gehirnerschütterung und ein paar Schürfwunden.
A bleibt sofort stehen und bietet X an, ihn nach Hause zu bringen. Sein Beifahrer B hilft dem
Jungen beim Einsteigen und hält während der Fahrt seinen Schulrucksack.
Dabei sieht B in einem offenen Seitenfach des Rucksacks das neue Tablet des X (Wert: 400 Euro), das
in einer blauen Hülle aus Leder steckt (Wert: 20 Euro). B steckt das Tablet samt Hülle heimlich ein
und denkt, der Verdacht werde nicht auf ihn fallen, weil X das Tablet ja auch beim Unfall verloren
haben könnte. Die Hülle wirft er, wie von Anfang an geplant, in den Müll, weil sie ihm nicht
gefällt.
Am nächsten Morgen packt B das schlechte Gewissen wegen des Tablets. Da er seiner Freun-
din aber bereits zugesagt hat, ihr genau dieses Tablet zum Geburtstag zu schenken und er nur
noch 300 Euro hat, packt er die 300 Euro in ein Kuvert und wirft sie anonym in den Postkasten
vor Xs Haus, wo dieser das Geld noch am selben Tag entdeckt.
Prüfen Sie die Strafbarkeit von A und B!

Strafbarkeit des A fahrlässige leichte Körperverletzung §88 (1)


objektiv sorgfaltswidrig: nein, A macht alles richtig –› nicht strafbar
(nur nachträgliches Fehlverhalten des Opfers durchbricht Risikozusammenhang)
(Freiwillige Selbstgefährdung)

Strafbarkeit des B wegen §125, 135?


B hat Mitgewahrsam wenn er Rucksack hält –› Mitgewahrsam des Fahrzeuglenkers, des Opfers, und B
(in seinem Auto)
–› er will nur Tablet (bei Hülle gibt es keinen Zueignungsvorsatz): Gewahrsam
Gewahrsamsbruch mit Mitnahme des Tablets
Tätige Reue: Rückgabe –› nein, er müsste gesamten Schaden gutmachen

1. Klausur am 28. November 2019 – 4. Fall


A hat von X ein gebrauchtes Fahrrad gekauft und bereits bezahlt. A glaubt, bereits dadurch
Eigentümer des Fahrrads geworden zu sein (zivilrechtlich erlangt A erst bei Übergabe Eigentum
an dem Fahrrad). Er ärgert sich, weil X das Fahrrad erst in zwei Tagen übergeben will. Als A eines
Tages beobachtet, wie X das Fahrrad in seiner Grundeinfahrt stehen lässt, packt er die Gelegenheit
beim Schopf, läuft hinüber und nimmt das Fahrrad an sich, um es zu behalten.
Prüfen Sie die Strafbarkeit des A!

-objektiver Tatbestand: ja –› Gewahrsamsbruch


keine fremde Sache!
-subj. Tatbestand: hält es ernsthaft für möglich dass Sache fremd ist? nein, denkt es sei sein Fahrrad –›
keinen Tatbildvorsatz: Tatbildirrtum
–› nicht strafbar

B fährt mit seinem Beifahrer Y im Dezember mit Sommerreifen auf leicht nasser Fahrbahn. Als
ein Fußgänger überraschend die Straße überquert, leitet er ein Bremsmanöver ein und kommt
schließlich vor dem Fußgänger auf der Straße zum Stillstand. In diesem Moment fährt ihm von
hinten ein anderer Autofahrer auf, der viel zu schnell unterwegs war und seinen PKW nicht mehr
rechtzeitig anhalten konnte. Bei diesem Auffahrunfall erleidet Y einige Prellungen, die drei Wochen
lang anhalten.
Prüfen Sie die Strafbarkeit des B!

Strafbarkeit des B wegen fahrlässiger Körperverletzung


obj. Sorgfaltswidrigkeit: Sommerreifen im Winter (gegen StVO)
Erfolgszurechnung: ja, Erfolg tritt ein
schwere Körperverletzung (mehr wie 24 Tage): nein
leichte KV: Kausalität: ja, Adäquanzzusammenhang: ja, Risikozusammenhang durchbrochen weil sich
Dritter grob Sorgfaltswidrig verhält (fährt viel zu schnell)
–›Tatbestand nicht erfüllt

C plant, seine Ehefrau E zu töten. Unter dem Vorwand einer gemeinsamen Klettertour lockt er sie
in die Berge. Er hat bereits ihre Kletterausrüstung manipuliert und die Sicherungskarabiner
beschädigt, sodass sie aus dem Seil in den Tod stürzen soll. Bei der Fahrt zum Klettersteig hat er
allerdings einige Kilometer und Stunden vor dem Aufstiegsort einen Autounfall und wird ins Spital
gebracht. Als seine Frau die Kletterausrüstung zurück in den Keller tragen will, fällt ihr die
Manipulation auf.
Prüfen Sie die Strafbarkeit des C!

Strafbarkeit des C wegen versuchtem Mord §75 iVm 15


Vorsatz: ja
Erfolgseintritt: nein –› Versuch
Ausführungshandlung:
Vorbereitung: ja (nicht strafbar –› zu weit weg vom Tatgeschehen)
Ausführungsnahe Handlung: nein (e. g. gibt ihr Ausrüstung)
–› nicht strafbar

SCHEMA:
1. Objektiver Tatbestand (Tatbild)
beschreibt das Strafbare Verhalten:
a) Objektive Tätermerkmale: (nur bei Sonderdelikten problematisch) bestimmte Personen
b) Tathandlung: beschreibt das Strafbare Verhalten
c) Tatobjekt: die Person oder die Sache, an der die Tathandlung begangen wird

Bei Erfolgsdelikten zusätzlich: ist ein Strang dünn oder reißt er, versagt die gesamte
Zurechnung

d) Erfolg: der Erfolg ist von der Tathandlung abtrennbare Wirkung in der außen Welt
e) Objektive Zurechnung des Erfolgs zur Tathandlung:
 Kausalität: der Erfolg ist die faktische Folge des Verhaltens des Täters
 Normative Zurechnung
1. Adäquanz: das Verhalten liegt nicht außerhalb jeglicher Lebenserfahrung
2. Risikozusammenhang: sorgfaltsnorm, gegen die verstoßen wurde, gerade den Eintritt diesen
Erfolg vermeiden soll

Fehlen des Risikozusammenhangs:


a) Weil örtliche oder sachlich Schutzbereich einer Norm
verlassen wurde
b) Dass sich im Erfolg nicht das vom Täter geschaffene Risiko, sondern das allgemeine
Lebensrisiko verwirklicht hat
c) Eigenverantwortlicher Selbstgefährdung
d) Durchbrechung das Risikozusammenhang
Durch Dritter Verhalten
Verhalten des Verletzten
Sonderproblem (Retter Problematik)
3. Risikoerhöhung gegenüber rechtmäßigem Alternativverhalten
Sonderfall und wird nur bei der Vorlegung eine
Sonderkonstellation geprüft.

2. Innerer Tatbestand
a) Tatbildvorsatz (§ 7 Abs. 1): Der Täter hat Vorsatz auf alle objektiven Tatbildmerkmale
b) Erweiterter Vorsatz (bei manchen Delikten): Nicht nur in der Absicht besteht, sondern auch aus
dem Inhalt dieser Absicht

Rechtswidrigkeit

in denen grundsätzlich verbotenes Tun ausnahmsweise erlaubt ist


a) Notwehr
b) Notstand
c) Einwilligung
d) Mutmaßliche Einwilligung
e) Ärztliche Heilbehandlung
f) Offensive Selbsthilfe
g) Anhalterecht Privater
h) Pflichtkollision
i) Ausübung aus Amts und Dienstpflichten
Schuld
Grundsätzlich Schuldfähig ist ab Vollendung des 14 Lebensjahres.
Keine Strafe ohne Schuld
Zusätzliche Voraussetzungen der Strafbarkeit

Schema Strafrecht:
-Tatbestand
-Rechtfertigung
-Schuld

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