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Strafrecht Übung
Strafrecht Übung
Aufbau StGB:
-AT 1: § 1-17 – allgemeine Voraussetzungen der Strafbarkeit
-AT 2: §18-74 – Folgen der Straftat (Geldstrafe, Freiheitsstrafe, Verjährung etc.) (nicht in
dieser Übung behandelt)
-BT 1: §75-168g – Delikte
-BT 2: §168 g-321k – Delikte
Fallprüfung Basics:
1. Sachverhalt (= Faktisches): A schlägt X auf den Kopf.
2. Tatbestand (= Rechtliches): e. g. KV, Betrug etc.
3. Subsumption: Fällt Sachverhalt unter einen Tatbestand?
Herangehensweise:
Welche Person? Welche Handlung? Welches Delikt?
Fallprüfung:
1. Überschrift: Strafbarkeit des A wegen des Schlages auf den Kopf des X nach §83
StGB
2. dann Prüfung nach Schema des Delikts
3. Ergebnis: A ist strafbar nach §83 Abs 1 StGB
Fall 1
Beteiligung= Bestimmungs-/ Beitragstäterschaft
zuerst immer mit unmittelbarem Täter beginnen
Strafbarkeit des B wegen Mord nach § 75 StGB ( bei unmittelbarem Täter muss man § 12
nicht hinschreiben, nur bei Beitragstäter etc.)
(alles gilt als Mord, außer es ist im Affekt, dann gilt es als Totschlag)
1. Tatbestand
Obj. Tatbestand: wer einen anderen Tötet
Tatsubjekt kann jeder sein – hier B (– muss nur bei Sonderdelikten geprüft werden)
Tatobjekt: ein anderer – hier X
Tathandlung, Erfolg: hier tötet (–› schlichte Tätigkeitsdelikte e. g. falsche Zeugenaussage
brauchen keinen Erfolg)
Erfolgszurechnung: Hängt Erfolg mit Handlung/Verhalten von Täter zusammen?:
1. Kausalität: Tritt Erfolg bei wegdenken des Handelns nicht ein? conditio sine qua non
2. Adäquanz: Liegt Erfolgseintritt außerhalb jeglicher Lebenserfahrung?
3. Risikozusammenhang: Wurde Norm dafür geschaffen, um diesen Erfolg zu
verhindern?
4. Risikoerhöhung gegenüber rechtmäßigem Alternativverhalten: Hat Verhalten des
Täters Erfolgseintrittsrisiko zweifelsfrei erhöht?
–› hier alles erfüllt
Subj. Tatbestand:
-Tatbildvorsatz: (Tatbild = obj. Tatbestand) ergibt sich aus §7 Abs 1 (Vorsatz nicht explizit
erwähnt in StGB Tatbestand)
1. Eventualvorsatz (= § 5 (1) ernstlich für möglich halten & sich damit abfinden) – oder
2. Absichtlichkeit: §5 (2) es kommt ihm darauf an – oder
3. Wissentlichkeit: §5 (3) für gewiss halten
-Erweiterter Vorsatz: nur zu prüfen, falls Vorsatz explizit im StGB Tatbestand steht e. g. §127
Diebstahl (– entspricht Eventualvorsatz)
3. Schuld:
hier nein
Strafbarkeit des A wegen Bestimmung des B gem. §§ 12/2 (= 2. Fall) iVm 75 StGB
1. Obj. Tatbestand
a. Bestimmungshandlung: bestimmt B um X zu ersticken
b. Weckung des Handlungsentschlusses: ja
c. Ausführung der Tat: ja
2. Subj. Tatbestand:
a. Eventualvorsatz: ja
3. Strafaufhebungsgründe etc.
1. Tatbestand
Obj. Tatbestand:
Tathandlung, Erfolg: hier KV (Schnittwunde am Auge)
Erfolgszurechnung: Hängt Erfolg mit Handlung/Verhalten von Täter zusammen?:
5. Kausalität: Tritt Erfolg bei wegdenken des Handelns nicht ein? conditio sine qua non
6. Adäquanz: Liegt Erfolgseintritt außerhalb jeglicher Lebenserfahrung?
7. Risikozusammenhang: Wurde Norm dafür geschaffen, um diesen Erfolg zu
verhindern?
8. Risikoerhöhung gegenüber rechtmäßigem Alternativverhalten: Hat Verhalten des
Täters Erfolgseintrittsrisiko zweifelsfrei erhöht?
–› objektive Zurechnung ist unproblematisch (–› man muss nur das hinschreiben, muss nicht
im Detail geprüft werden (wie hier gemacht), da gedankliche Distanz sehr gering ist zw. Tat
und Erfolgszurechnung)
Subj. Tatbestand:
-Tatbildvorsatz: (Tatbild = obj. Tatbestand) ergibt sich aus §7 Abs 1 (Vorsatz nicht explizit
erwähnt in StGB Tatbestand)
4. Eventualvorsatz (= § 5 (1) ernstlich für möglich halten & sich damit abfinden) – oder
5. Absichtlichkeit: §5 (2) es kommt ihm darauf an – oder
6. Wissentlichkeit: §5 (3) für gewiss halten
3. Schuld:
hier nein –› unproblematisch
Subj. Tatbestand:
-Tatbildvorsatz: Verletzungsvorsatz
2. Rechtswidrigkeit: Rechtfertigungsgründe: e. g. Notwehr
–› hier nein –› unproblematisch
3. Schuld:
hier nein –› unproblematisch
Fall 2
Strafbarkeit des A wegen KV nach § 83 Abs 1 StGB
–› Verletzungsvorsatz oder nur Misshandlungsvorsatz
1. Tatbestand
Obj. Tatbestand:
Erfolgszurechnung: unproblematisch
Subj. Tatbestand:
-Tatbildvorsatz: erfüllt (Verletzungsvorsatz/ Misshandlungsvorsatz)
-Erweiterter Vorsatz: nur zu prüfen, falls Vorsatz explizit im StGB Tatbestand steht e. g. §127
Diebstahl (– entspricht Eventualvorsatz)
–› A ist durch Notwehr gerechtfertigt und somit nicht strafbar nach §83 Absatz 1 StGB
1. Tatbestand
Obj. Tatbestand:
Erfolgszurechnung:
1. Kausalität: Tritt Erfolg bei wegdenken des Handelns nicht ein? conditio sine qua non
2. Adäquanz: Liegt Erfolgseintritt außerhalb jeglicher Lebenserfahrung?
3. Risikozusammenhang: Wurde Norm dafür geschaffen, um diesen Erfolg zu
verhindern?
4. (Risikoerhöhung gegenüber rechtmäßigem Alternativverhalten: Hat Verhalten des
Täters Erfolgseintrittsrisiko zweifelsfrei erhöht? –› muss hier nicht geprüft werden, da
dieser Punkt nur geprüft werden muss, wenn es Anhaltspunkte dafür gibt)
–› objektive Zurechnung ist gegeben
Subj. Tatbestand:
-Tatbildvorsatz: erfüllt (Verletzungsvorsatz)
2. Schuld:
hier §3 Abs 2 StGB: nur asthenischer Affekt (Bestürzung, Furcht, Schrecken) wäre
Entschuldigungsgrund –› hier nein: sthenischer Grund (Rache)
–› keine Entschuldigung wegen asthenischem Affekt
Subj. Tatbestand:
-Tatbildvorsatz: erfüllt (Verletzungsvorsatz)
2. Rechtswidrigkeit: Rechtfertigungsgründe: e. g. Notwehr
–› hier: Notwehr §3:
-Notwehrsituation: gegenwärtiger/unmittelbar drohender rechtswidriger Angriff auf ein
notwehrfähiges Rechtsgut – ja
-Notwehrhandlung: zur Abwehr des Angriffs notwendige Verteidigung (=
einziges/schonendstes Mittel) –› hier nein
3. Schuld:
hier §3 Abs 2 StGB: nur asthenischer Affekt (Bestürzung, Furcht, Schrecken) ist
Entschuldigungsgrund
–› hier: ja (Bestürzung): Täter kann für Vorsatzdelikt nicht mehr bestraft werden
–› Doppelt bedingte Fahrlässigkeit:
1. Besteht ein entsprechendes Fahrlässigkeitsdelikt? ja, §88 StGB
2. Beruhte diese Überschreitung auf Fahrlässigkeit? nein
–› A ist für Vorsatzdelikt entschuldigt, Überschreitung war nicht fahrlässig –› auch
kein Fahrlässigkeitsdelikt
1. Tatbestand
Obj. Tatbestand:
Erfolgszurechnung: Hängt Erfolg mit Handlung/Verhalten von Täter zusammen?:
9. Kausalität: Tritt Erfolg bei wegdenken des Handelns nicht ein? conditio sine qua non
10. Adäquanz: Liegt Erfolgseintritt außerhalb jeglicher Lebenserfahrung?
11. Risikozusammenhang: Wurde Norm dafür geschaffen, um diesen Erfolg zu
verhindern?
–› Erfolgszurechnung unproblematisch
Subj. Tatbestand:
-Tatbildvorsatz: Eventualvorsatz (= § 5 (1) ernstlich für möglich halten & sich damit
abfinden)
–›Eventualvorsatz erfüllt: Verletzungsvorsatz
–› hier:
Wird durch das Einstecken der fremde Gewahrsam des Filialleiters gebrochen oder hat
er Geld schon in seinem Alleingewahrsam?
A hat als Kassierer nur nachgeordneten Mitgewahrsam, Filialleiter hat
Obergewahrsam. Obergewahrsam wird gebrochen durch A als er sich Geld in
Hosentasche steckt.
Objektiver Tatbestand ist erfüllt.
Subjektiver Tatbestand:
-Tatbildvorsatz:
Tatbestandsvorsatz (= Eventualvorsatz) auf alle objektiven Tatbestandsmerkmale
+
Erweiterter Vorsatz ( entspricht Eventualvorsatz): Bereicherungsvorsatz (=
Zueignungsvorsatz um Sache für sich zu haben + Vorsatz zur unrechtmäßige
Bereicherung)
–› Ausnahme von Bereicherung: wenn man etwas mitnimmt, aber Sache mit gleichem
Tauschwert zurücklässt
–› Ausnahme von Unrechtmäßigkeit: Anspruch/ fälschliche Annahme von Anspruch
Bereicherungsvorsatz –› unproblematisch
2. Rechtswidrigkeit
keine Rechtfertigungsgründe
3. Schuld
keine Entschuldigungsgründe
4. Sonstige Entschuldigungsgründe
keine sonstigen Entschuldigungsgründe
Objektiver Tatbestand:
-Versuchshandlung: Ausführungshandlung/ausführungsnahe Handlung (= örtliche,
zeitliche und aktionsmäßige Nähe zu Zueignung): hier ist Versuch sich Geld in Tasche
zu stecken eine Ausführungshandlung
-Tauglichkeit (nur zu prüfen, falls es Anhaltspunkte dafür im Sachverhalt gibt weil
Plan von Anfang an gar nicht funktionieren konnte): hier unproblematisch
Tatbestand ist erfüllt.
2. Rechtswidrigkeit
keine Rechtfertigungsgründe
3. Schuld
keine Entschuldigungsgründe
ABER:
4. Sonstige Entschuldigungsgründe
Rücktritt vom Versuch § 16 StGB: gibt Tatausführung freiwillig auf (bei unbeendetem
Versuch) / wendet Erfolg ab (bei beendetem Versuch)
–› beendet = Täter glaubt, alles getan zu haben, um Erfolg herbeizuführen
hier: unbeendeter Versuch (Vollendung erst wenn Geldschein in Tasche sind): muss
Tatausführung freiwillig aufgeben (§16 Abs 1 Fall 1)
–› hier: umstritten ob freiwillig:
-freiwillig nach Frank’scher Theorie (psychologischer Ansatz): Täter denkt, er könnte
weiterhandeln, tut es aber nicht –› B ist nicht strafbar.
vs.
-nicht freiwillig nach Roxin’scher Theorie: handelt nur aus Verbrechervernunft heraus
(hat Angst entdeckt zu werden) –› B ist strafbar.
(vs.: nicht wichtig für Prüfung – Theorie 1: äußere Verhältnisse haben sich so
verändert, dass Täter denkt, er kann nicht mehr weiterhandeln)
hier Antwort: Folgt man Roxin, bleibt es bei der Strafbarkeit wegen §§ 15, 133 StGB.
Zuletzt noch Frage der Wertqualifikation des § 133 Abs 2 Fall 1: höhere Strafe falls
über € 5000, noch höher falls über € 300.000
–› hier: Wertqualifikation nicht erfüllt, da Wertgrenze von € 5000 nicht überschritten
wird.
Strafbarkeit des B wegen Zueignung von € 200 gem. 134 (Abs 1, 3. Fall) (=
Unterschlagung) StGB
Keine Fundunterschlagung (§ 134 Abs 1 Fall 1), da B das Geld zum Zeitpunkt der Zueignung
bereits in seinem Alleingewahrsam hat (Auto ist sein generell beherrschter Raum).
1. Tatbestand
Objektiver Tatbestand:
Deshalb § 134 Abs 1 Fall 3: Geld (= fremdes Gut mit Tauschwert) gelangt ohne sein Zutun in
sein Gewahrsam.
-Tatsubjekt: A
-Tatobjekt: fremde bewegliche Sache mit Tauschwert
hier: fremdes Gut, das man gefunden hat –› nein, war in Auto (Einflusssphäre)
/durch Irrtum erlangt –› nein, wäre bewusste irrtümliche Übertragung, nicht vergessen
/ohne sein Zutun erlangt –› ja
/ Anschlussunterschlagung –› nein
-Tathandlung: Zueignung (er eignet sich Geld durch An-Sich-Nahme zu)
Subjektiver Tatbestand:
-Tatbildvorsatz:
Tatbestands- und Bereicherungsvorsatz:
Tatbestandsvorsatz (= Eventualvorsatz) auf alle objektiven Tatbestandsmerkmale
+
Erweiterter Vorsatz ( entspricht Eventualvorsatz): Bereicherungsvorsatz (=
Zueignungsvorsatz um Sache für sich zu haben + Vorsatz zur unrechtmäßige
Bereicherung)
2. Rechtswidrigkeit
keine Rechtfertigungsgründe
3. Schuld
keine Entschuldigungsgründe
4. Sonstige Entschuldigungsgründe
keine sonstigen Entschuldigungsgründe
–› laut Theorie 2 ist B wegen § 135 Abs 1 StGB strafbar, laut Theorie 1 straflos.
Variante: Strafbarkeit des C wegen Einstecken der Batterien gem. § 127 StGB
–› Prüfung nach Schema: Vollendung (hat es schon eingesteckt)? –› Wird durch Beobachtung
Gewahrsam gebrochen? –› umstritten
1. Tatbestand
Objektiver Tatbestand:
-Tatsubjekt:
-Tatobjekt: Batterien sind fremde bewegliche Sache mit Tauschwert –› diebstahlsfähig
-Tathandlung: Gewahrsamsbruch
Rsp + üL: Gewahrsam wird gebrochen (= Diebstahl vollendet), sobald Täter kleine Sache
(noch im Herrschaftsraum des Opfers) einsteckt. Durch Einstecken ist Diebstahl vollendet.
–› ABER: (laut Rsp. + Lehre) kein Gewahrsamsbruch, falls Dieb von Vertreter des
Gewahrsamsinhabers beobachtet wurde (wie hier). Laut dieser Ansicht ist Diebstahl damit
noch nicht vollendet.
Deshalb muss man hier nach Versuch prüfen:
Subjektiver Tatbestand:
C handelt mit Vollendungsvorsatz & Bereicherungsvorsatz
-Tatbildvorsatz:
Tatbestandsvorsatz (= Eventualvorsatz) auf alle objektiven Tatbestandsmerkmale
+
Erweiterter Vorsatz ( entspricht Eventualvorsatz): Bereicherungsvorsatz (=
Zueignungsvorsatz um Sache für sich zu haben + Vorsatz zur unrechtmäßige
Bereicherung)
Objektiver Tatbestand:
-Versuchshandlung: Ausführungshandlung/ausführungsnahe Handlung (= örtliche,
zeitliche und aktionsmäßige Nähe zu Zueignung): hier ist Versuch sich Geld in Tasche
zu stecken eine Ausführungshandlung
-Tauglichkeit (nur zu prüfen, falls es Anhaltspunkte dafür im Sachverhalt gibt weil
Plan von Anfang an gar nicht funktionieren konnte): hier unproblematisch (könnte
Diebstahl auch unter Beobachtung beenden)
Tatbestand ist erfüllt.
2. Rechtswidrigkeit
keine Rechtfertigungsgründe
3. Schuld
keine Entschuldigungsgründe
4. Sonstige Entschuldigungsgründe
keine
–› Laut Ansicht vom „beobachteten Ladendiebstahl“ ist C ist wegen §§ 15, 127 strafbar, laut
entgegengesetzter Ansicht ist der Diebstahl durch das Einstecken bereits vollendet und C ist
wegen § 127 strafbar.
Fall 4
Strafbarkeit des A wegen des Verkehrsunfalls (fahrlässige Tötung) gem. § 80 StGB
(man könnte auch zuerst wegen § 88 Abs 1 und Abs 4 prüfen, wäre auch richtig–› man muss
aber beide prüfen (siehe unten))
1. Tatbestand
Objektiver Tatbestand:
-Tatbestandsmäßige Handlung: überfährt Rot bei Ampel, X fährt gegen Laternenpfahl
-Objektive Sorgfaltswidrigkeit:
1. Übertretung einer Rechtsnorm (e. g. StVO)/
2. Übertretung einer Verkehrsnorm (e. g. Jagd, Schifffahrt, Sport, Bauregeln)/
3. Vergleich mit Verhalten einer d
ifferenzierten Maßfigur
–› falls 1. schon stimmt, muss man 2. und 3. nicht mehr anschauen
-Erfolgseintritt: ja, Tod
-Erfolgszurechnung: nur im Detail zu prüfen bei überschwerer Folge und bei
Fahrlässigkeitsdelikten!
1. Kausalität: bei wegdenken wäre dies nicht passiert: ist conditio sine qua non
2. Adäquanz: es lag nicht außerhalb jeglicher Lebenserfahrung, dass das passiert
3. Risikozusammenhang: Norm wurde deshalb geschaffen, um diesen Erfolg zu
verhindern –› Durchbrechen des Risikozusammenhangs durch Arzt (Verhalten von
Drittem muss grob sorgfaltswidrig sein (–›Fehler wäre keinem anderen Arzt passiert)/
Verhalten von Opfer muss grob unvernünftig sein)
–› objektive Zurechnung des Todes scheitert (Tod des X ist dem A nicht
zuzurechnen):
A ist nicht gem. § 80 StGB strafbar –› deshalb müssen wir
1. Tatbestand
Objektiver Tatbestand:
-Tatbestandsmäßige Handlung: überfährt Rot bei Ampel, X fährt gegen Laternenpfahl
–› schwere KV
-Objektive Sorgfaltswidrigkeit: zuerst immer konkreten Fehler im Unfallzeitpunkt
prüfen (e. g. Überfahren der Ampel) nicht originären Fehler (e. g. betrunken ins Auto
zu steigen) –› auf orig. Fehler kann man dann evtl. bei Übernahmsfahrlässigkeit
eingehen!
1. Übertretung einer Rechtsnorm (e. g. StVO)/
2. Übertretung einer Verkehrsnorm (e. g. Jagd, Schifffahrt, Sport, Bauregeln)/
3. Vergleich mit Verhalten einer differenzierten Maßfigur
–› falls 1. schon stimmt, muss man 2. und 3. nicht mehr anschauen
-Erfolgseintritt: ja, Kopf- und Wirbelverletzungen sind an sich schwere KV! iSd §84
Abs 1 Fall 3
(–› §88 Abs 4 1. Fall: ab hier kann man gleich nach schwerer KV prüfen, müssen nicht
zuerst leichte KV prüfen weil das Grunddelikt ist)
-Erfolgszurechnung: nur im Detail zu prüfen bei überschwerer Folge und bei
Fahrlässigkeitsdelikten!
1. Kausalität: bei wegdenken wäre dies nicht passiert: ist conditio sine qua non
2. Adäquanz: es lag nicht außerhalb jeglicher Lebenserfahrung, dass das passiert
3. Risikozusammenhang: Norm wurde deshalb geschaffen, um diesen Erfolg zu
verhindern
4. Risikoerhöhung für Opfer ggü rechtmäßigem Alternativverhalten? (ja, muss hier gar
nicht geprüft werden)
–› Erfolgszurechnung gegeben.
2. Rechtswidrigkeit:
keine
3. Schuld
-subjektive Sorgfaltswidrigkeit: War er aufgrund geistiger und körperlicher
Verhältnisse in der Lage sich objektiv sorgfaltswidrig zu verhalten? –› hier ja
(-Zumutbarkeit des sorgfaltsgemäßen Verhaltens in dieser Situation: falls er
alkoholisiert/extrem aufgewühlt wäre –› Übernahmsfahrlässigkeit wäre zu prüfen (er
hätte so nicht ins Auto steigen dürfen) –› falls Übernahmsf. zutrifft: Verhalten wäre
dann objektiv und subjektiv sorgfaltswidrig und man müsste nichts anderes mehr
prüfen, nur das hinschreiben)
(falls extra Berauschung um Straftat auszuführen: ist Qualifikation für fahrlässige
Tötung (§ 81 Abs 2)/ fahrlässige KV (§88 Abs 3))
4. Sonstige Entschuldigungsgründe
keine
(bei grober Fahrlässigkeit wäre es Strafbarkeit gem. §88 Abs 3 (Grunddelikt) und deshalb
gem. §88 Abs 4 2. Fall (Qualifikation))
Strafbarkeit des B wegen mangelhafter Behandlung des X (Tod des X) gem. (§2
(Unterlassung) iVm) § 80 (fahrlässige Tötung) StGB
–› nach Fahrlässigkeit zu prüfen?
1. Tatbestand
Objektiver Tatbestand:
-Tatbestandsmäßige Handlung: Unterlassung (= Fehlen der gebotenen Handlung):
Arzt unterlässt objektiv sorgfaltswidrig die notwendige Behandlung
-Objektive Sorgfaltswidrigkeit:
(1. Übertretung einer Rechtsnorm (e. g. StVO)/
2. Übertretung einer Verkehrsnorm (e. g. Jagd, Schifffahrt, Sport, Bauregeln)/)
3. Vergleich mit Verhalten einer differenzierten Maßfigur: maßgerechter Arzt hätte
Gehirnblutung entdeckt und richtig behandelt
-Objektive Zurechnung:
1. Quasikausalität: Wäre Erfolg durch richtiges Handeln mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit ausgeblieben? –› hier: ja
2. Adäquanzzusammenhang: es lag nicht außerhalb jeglicher Lebenserfahrung, dass
das passiert
3. Risikozusammenhang: Norm wurde deshalb geschaffen, um diesen Erfolg zu
verhindern
4. Risikoerhöhung für Opfer ggü rechtmäßigem Alternativverhalten? (ja, muss hier gar
nicht geprüft werden)
–› alle Voraussetzungen der objektiven Zurechnung erfüllt.
1. Rechtswidrigkeit:
keine Rechtfertigungsgründe
2. Schuld
-Zurechnungsfähigkeit
-Verbotsirrtum
-subjektive Sorgfaltswidrigkeit: fraglich –› falls Arzt aufgrund seiner Unerfahrenheit nicht
fähig war, Patient lege artis zu behandeln, hätte er Behandlung nicht übernehmen dürfen
[–› aber: mangelnde Erfahrung ist kein Entschuldigungsgrund
(falls er aber z. B. übermüdet wäre, wäre es Übernahmsfahrlässigkeit)]
auch hier läge damit Übernahmsfahrlässigkeit vor
-keine anderen Schuldausschließungsgründe
Fall 5
Strafbarkeit des A wegen der blauen Flecken des X gem. § 83 StGB
A stößt vermeintlichen Dieb (X) um ihn seiner Tasche wegzubringen, X zieht sich blaue
Flecken zu.
1. Tatbestand
Obj. Tatbestand:
-Tatbestandsmäßige Handlung: blaue Flecken sind leichte KV
-Objektive Sorgfaltswidrigkeit: Misshandlung liegt vor, Fahrlässigkeit liegt vor (ergibt sich
aus Misshandlung: es ist fahrlässig, jemanden zu schubsen)
Erfolgszurechnung: [Kausal, Adäquat, RZ, RE] unproblematisch
Subj. Tatbestand:
-Tatbildvorsatz: erfüllt (kein Vorsatz auf Verletzung, aber Misshandlungsvorsatz aus dem
fahrlässig und in zurechenbarer Weise eine leichte KV resultiert)
2. Rechtswidrigkeit:
§3 Notwehr:
Notwehrsituation: nein, kein gegenwärtiger oder unmittelbar drohender rechtswidriger
Angriff auf ein notwehrfähiges Rechtsgut –› Tasche gehör nicht A, sondern X: es gibt
keinen Angriff
–› Rechtfertigung durch § 3 scheidet aus
deshalb muss man die von § 8 Abs 2 StGB vorgesehene doppelt bedingte
Fahrlässigkeitshaftung prüfen:
3. Besteht ein dem Vorsatzdelikt entsprechendes Fahrlässigkeitsdelikt? –› ja § 88
(fahrlässige KV)
4. Beruht die irrtümliche Annahme der Notwehrsituation auf Fahrlässigkeit? –› nein:
eine differenzierte Maßfigur hätte sich auch geirrt (Taschen ähnlich)
–› auch Fahrlässigkeitsstrafbarkeit scheidet aus: A ist nicht strafbar nach § 88 Abs 1
(aber auch generell nicht strafbar)
Misshandlung, die zu an sich schwerer KV (iSd § 84 Abs 1 Fall 3) führt, weil Bruch des
Handgelenks ein Bruch eines wichtigen Knochens ist
-Zurechnung unproblematisch: es liegt nicht außerhalb jeglicher Lebenserfahrung, dass ein
leichter Stoß zum Sturz und damit zum Handgelenksbruch führt. Deswegen ist es verboten,
jemanden zu stoßen (RZ)
-Rechtfertigung:
§3: keine Notwehrsituation, aber A nimmt Notwehrsituation on:
wie oben
§8-Irrtum: alles wie oben
Putativnotwehrhandlung (Schubs) notwendig
–› Irrtumsannahme war nicht fahrlässig: ist nicht nach Fahrlässigkeitsdelikt zu bestrafen (§ 84
Abs 1 Fall 3)
–› A ist im Rahmen des § 8 gerechtfertigt (bzw. entschuldigt): solange die (Putativ-)
Notwehrhandlung notwendig ist, rechtfertigt dies auch eine schwere Folge.
–› A ist in dieser Variante auch nicht zu bestrafen
Strafbarkeit des A wegen des Eintretens der Tür gem. § 125 (Sachbeschädigung) StGB
Fortsetzung: Freundin von A hat Schmerzen, X bricht Tür einer Forsthütte auf, um Rettung zu
rufen.
1. Tatbestand:
Objektiver Tatbestand:
-fremde Sache wird beschädigt/ zerstört: ja , A beschädigt die Tür, eine fremde Sache mit
(Tausch-) Wert
-Erfolgszurechnung unproblematisch: A hält Beschädigung mit Tritt ernstlich für möglich und
findet sich damit ab (Eventualvorsatz gem. § 5 Abs 1 StGB)
[Subjektiver Tatbestand:
-Eventualvorsatz liegt vor]
2. Rechtfertigung:
-Rechtfertigender Notstand (kann nur Einzelperson betreffen –›
Individualrechtsgüter):
Rechtfertigungssituation: unmittelbar drohender bedeutender Nachteil für ein
Rechtsgut (körperliche Unversehrtheit der Freundin) –› nein, objektiv waren es nur
Magenkrämpfe
Strafbarkeit des A wegen Griffs in Tasche der X gem. § 15, 127 StGB
-Vorsatz auf alle Tatbestandsmerkmale: Vollendungsvorsatz (Vorsatz eine fremde bewegliche
Sache wegzunehmen) und Erweiterter Vorsatz: Bereicherungsvorsatz
-Gewahrsamsbruch
-Ausführungshandlung: Griff in Tasche
-Tauglichkeit: nicht tauglich, weil Geldbörse gar nicht drin war
–› begründet in Untauglichkeit des Objekts (z. B. Haus nicht stehlbar, Objekt ist gar nicht
da) / des Subjekts (nur bei Sonderdelikten) / der Handlung (z. B. Vergiftungsversuch mit zu
wenig Gift)
–› absolute (straflos)/relative (strafbar) Untauglichkeit des Versuchs: bei Untauglichkeit des
Subjektes darf man nur Objektive Theorie anwenden, sonst beide
1. Eindruckstheorie: Begleitung der Tathandlung anhand von Eindruck eines fiktiven
begleitenden Beobachters (Würde dieser Beobachter Vollendung für ausgeschlossen
halten?
–› hier: nicht ausgeschlossen: relative Untauglichkeit –› strafbar
2. Objektive Theorie: Ist Vollendung gem. wahrer Sachlage ausgeschlossen?
–› absolute: ausgeschlossen –› straflos
jetzt Prüfung gem. § 129 Abs 2 Z 1 iVm Abs 1: steigt in Wohnstätte ein:
-Vorsatz: ja
-Wertqualifikation: § 128 Abs 1 Z 5:
wäre 5000 €
–› Versuchte Wertqualifikation: Täter dachte es wäre 6000 €
-Ausführungshandlung
-Tauglichkeit: Untauglichkeit des Objektes
1. Objektive Theorie: absolute Untauglichkeit –› straflos
2. Eindruckstheorie: relative Untauglichkeit –› strafbar
Strafbarkeit des A wegen Diebstahls der Bankomatkarte gem. § 127 StGB (oder § 148a)
–› bei § 148a (Dateneingabe) wäre Prüfung gleich wie bei § 127 StGB
PRÜFUNG:
Objektive und subjektive (= Vorsatz etwas zu tun) Tatbestände unterstreichen, 1 Fall wie
bisher behandelt
–› Papier mitnehmen
am 31. kommt Ergebnis per Mail