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Strafrecht

27. 03. 2023


-bessere Note gilt, eine Klausur muss mitgeschrieben werden, 25% Mitarbeit (min. 2 +, 5+
=1)

Aufbau StGB:
-AT 1: § 1-17 – allgemeine Voraussetzungen der Strafbarkeit
-AT 2: §18-74 – Folgen der Straftat (Geldstrafe, Freiheitsstrafe, Verjährung etc.) (nicht in
dieser Übung behandelt)
-BT 1: §75-168g – Delikte
-BT 2: §168 g-321k – Delikte

Fallprüfung Basics:
1. Sachverhalt (= Faktisches): A schlägt X auf den Kopf.
2. Tatbestand (= Rechtliches): e. g. KV, Betrug etc.
3. Subsumption: Fällt Sachverhalt unter einen Tatbestand?

Herangehensweise:
Welche Person? Welche Handlung? Welches Delikt?

Fallprüfung:
1. Überschrift: Strafbarkeit des A wegen des Schlages auf den Kopf des X nach §83
StGB
2. dann Prüfung nach Schema des Delikts
3. Ergebnis: A ist strafbar nach §83 Abs 1 StGB

Fall 1
Beteiligung= Bestimmungs-/ Beitragstäterschaft
zuerst immer mit unmittelbarem Täter beginnen

Strafbarkeit des B wegen Mord nach § 75 StGB ( bei unmittelbarem Täter muss man § 12
nicht hinschreiben, nur bei Beitragstäter etc.)
(alles gilt als Mord, außer es ist im Affekt, dann gilt es als Totschlag)

1. Tatbestand
Obj. Tatbestand: wer einen anderen Tötet
Tatsubjekt kann jeder sein – hier B (– muss nur bei Sonderdelikten geprüft werden)
Tatobjekt: ein anderer – hier X
Tathandlung, Erfolg: hier tötet (–› schlichte Tätigkeitsdelikte e. g. falsche Zeugenaussage
brauchen keinen Erfolg)
Erfolgszurechnung: Hängt Erfolg mit Handlung/Verhalten von Täter zusammen?:
1. Kausalität: Tritt Erfolg bei wegdenken des Handelns nicht ein? conditio sine qua non
2. Adäquanz: Liegt Erfolgseintritt außerhalb jeglicher Lebenserfahrung?
3. Risikozusammenhang: Wurde Norm dafür geschaffen, um diesen Erfolg zu
verhindern?
4. Risikoerhöhung gegenüber rechtmäßigem Alternativverhalten: Hat Verhalten des
Täters Erfolgseintrittsrisiko zweifelsfrei erhöht?
–› hier alles erfüllt
Subj. Tatbestand:
-Tatbildvorsatz: (Tatbild = obj. Tatbestand) ergibt sich aus §7 Abs 1 (Vorsatz nicht explizit
erwähnt in StGB Tatbestand)
1. Eventualvorsatz (= § 5 (1) ernstlich für möglich halten & sich damit abfinden) – oder
2. Absichtlichkeit: §5 (2) es kommt ihm darauf an – oder
3. Wissentlichkeit: §5 (3) für gewiss halten

–› hier nur Eventualvorsatz nötig (für Mord): erfüllt

-Erweiterter Vorsatz: nur zu prüfen, falls Vorsatz explizit im StGB Tatbestand steht e. g. §127
Diebstahl (– entspricht Eventualvorsatz)

2. Rechtswidrigkeit: Rechtfertigungsgründe: e. g. Notwehr


–› hier nein

3. Schuld:
hier nein

4. Sonstige Voraussetzungen der Strafbarkeit


1. objektive Bedingungen der Strafbarkeit
2. Strafausschließungsgründe
3. Strafaufhebungsgründe (e. g. Rücktritt vom Versuch)
–› hier nein

–› B ist strafbar gemäß §75 StGB.

Strafbarkeit des A wegen Bestimmung des B gem. §§ 12/2 (= 2. Fall) iVm 75 StGB
1. Obj. Tatbestand
a. Bestimmungshandlung: bestimmt B um X zu ersticken
b. Weckung des Handlungsentschlusses: ja
c. Ausführung der Tat: ja
2. Subj. Tatbestand:
a. Eventualvorsatz: ja
3. Strafaufhebungsgründe etc.

–› A ist strafbar gem. §§ 12/2 iVm 75

Strafbarkeit des A wegen Verletzung des B gem. § 83 Abs 1 StGB


-Körperverletzung: Wunde am Körper/Blutung unter der Haut – Verletzung der körperlichen
Integrität
-Misshandlung: Einwirkung auf Körper eines anderen, die an sich nicht zur Verletzung führen

-§ 83 (1): anderen am Körper verletzt – braucht Vorsatz zur Verletzung e. g. A will B


verletzen
–› braucht DOLUS EVENTUALIS
vs.
-§ 83 (2): anderen am Körper misshandelt – braucht Vorsatz auf Misshandlung, es kommt nur
fahrlässig zur Verletzung e. g. A stößt B, B verletzt sich beim Fall

1. Tatbestand
Obj. Tatbestand:
Tathandlung, Erfolg: hier KV (Schnittwunde am Auge)
Erfolgszurechnung: Hängt Erfolg mit Handlung/Verhalten von Täter zusammen?:
5. Kausalität: Tritt Erfolg bei wegdenken des Handelns nicht ein? conditio sine qua non
6. Adäquanz: Liegt Erfolgseintritt außerhalb jeglicher Lebenserfahrung?
7. Risikozusammenhang: Wurde Norm dafür geschaffen, um diesen Erfolg zu
verhindern?
8. Risikoerhöhung gegenüber rechtmäßigem Alternativverhalten: Hat Verhalten des
Täters Erfolgseintrittsrisiko zweifelsfrei erhöht?
–› objektive Zurechnung ist unproblematisch (–› man muss nur das hinschreiben, muss nicht
im Detail geprüft werden (wie hier gemacht), da gedankliche Distanz sehr gering ist zw. Tat
und Erfolgszurechnung)

Subj. Tatbestand:
-Tatbildvorsatz: (Tatbild = obj. Tatbestand) ergibt sich aus §7 Abs 1 (Vorsatz nicht explizit
erwähnt in StGB Tatbestand)
4. Eventualvorsatz (= § 5 (1) ernstlich für möglich halten & sich damit abfinden) – oder
5. Absichtlichkeit: §5 (2) es kommt ihm darauf an – oder
6. Wissentlichkeit: §5 (3) für gewiss halten

–› hier nur Eventualvorsatz auf Verletzung nötig (für KV): erfüllt

2. Rechtswidrigkeit: Rechtfertigungsgründe: e. g. Notwehr


–› hier nein –› unproblematisch

3. Schuld:
hier nein –› unproblematisch

4. Sonstige Voraussetzungen der Strafbarkeit


–› hier nein
–› A ist strafbar nach § 83 Abs 1 StGB

Variante: Strafbarkeit des A wegen § 86 Abs 2 StGB


nicht Fahrlässigkeit, weil es dort keinen Vorsatz gibt – hier hat er Vorsatz auf Verletzung,
deswegen KV mit tödlichem Ausgang
1. Tatbestand
Obj. Tatbestand:
-Erfolg: Tod
-Erfolgszurechnung:
1. Kausalität: Tritt Erfolg bei wegdenken des Handelns nicht ein? conditio sine qua non
2. Adäquanz: Liegt Erfolgseintritt außerhalb jeglicher Lebenserfahrung?
3. Risikozusammenhang: Wurde Norm dafür geschaffen, um diesen Erfolg zu
verhindern?
4. (Risikoerhöhung gegenüber rechtmäßigem Alternativverhalten: Hat Verhalten des
Täters Erfolgseintrittsrisiko zweifelsfrei erhöht? –› muss hier nicht geprüft werden, da
dieser Punkt nur geprüft werden muss, wenn es Anhaltspunkte dafür gibt)
–› objektive Zurechnung ist gegeben

Subj. Tatbestand:
-Tatbildvorsatz: Verletzungsvorsatz
2. Rechtswidrigkeit: Rechtfertigungsgründe: e. g. Notwehr
–› hier nein –› unproblematisch

3. Schuld:
hier nein –› unproblematisch

4. Sonstige Voraussetzungen der Strafbarkeit


nein

–› A ist strafbar gem. § 86 Abs 2 StGB

Fall 2
Strafbarkeit des A wegen KV nach § 83 Abs 1 StGB
–› Verletzungsvorsatz oder nur Misshandlungsvorsatz

1. Tatbestand
Obj. Tatbestand:
Erfolgszurechnung: unproblematisch

Subj. Tatbestand:
-Tatbildvorsatz: erfüllt (Verletzungsvorsatz/ Misshandlungsvorsatz)

-Erweiterter Vorsatz: nur zu prüfen, falls Vorsatz explizit im StGB Tatbestand steht e. g. §127
Diebstahl (– entspricht Eventualvorsatz)

2. Rechtswidrigkeit: Rechtfertigungsgründe: e. g. Notwehr


–› hier ja: Notwehr §3:
-Notwehrsituation: gegenwärtiger/unmittelbar drohender rechtswidriger Angriff auf ein
notwehrfähiges Rechtsgut
-Notwehrhandlung: zur Abwehr des Angriffs notwendige Verteidigung (=
einziges/schonendstes Mittel)
(e. g. Beispiel Security bei Banküberfall: –› nur von geübtem Schützen kann man erwarten,
dass er auf Bein anstatt auf Kopf zielen soll–› Schuss notwendig)
-subjektives Rechtfertigungselement: Kenntnis des Sachverhalts, der Notwehrsituation
begründet (hier: Angriff)

–› A ist durch Notwehr gerechtfertigt und somit nicht strafbar nach §83 Absatz 1 StGB

Variante 1: Strafbarkeit des A wegen § 84 Abs 4 (= an sich schwere KV) StGB


A ist sich seiner körperlichen Überlegenheit bewusst, Rachevorsatz, B bricht sich mehrere
Rippen
(schwere KV = innere Blutungen, Verletzung wichtiger Organe, komplikationsanfällige
Brüche –› alle Brüche außer: kleiner Finger, nicht verschobener Nasenbeinbruch, nur 1 Rippe
gebrochen)

1. Tatbestand
Obj. Tatbestand:
Erfolgszurechnung:
1. Kausalität: Tritt Erfolg bei wegdenken des Handelns nicht ein? conditio sine qua non
2. Adäquanz: Liegt Erfolgseintritt außerhalb jeglicher Lebenserfahrung?
3. Risikozusammenhang: Wurde Norm dafür geschaffen, um diesen Erfolg zu
verhindern?
4. (Risikoerhöhung gegenüber rechtmäßigem Alternativverhalten: Hat Verhalten des
Täters Erfolgseintrittsrisiko zweifelsfrei erhöht? –› muss hier nicht geprüft werden, da
dieser Punkt nur geprüft werden muss, wenn es Anhaltspunkte dafür gibt)
–› objektive Zurechnung ist gegeben

Subj. Tatbestand:
-Tatbildvorsatz: erfüllt (Verletzungsvorsatz)

1. Rechtswidrigkeit: Rechtfertigungsgründe: e. g. Notwehr


–› hier: Notwehr §3:
-Notwehrsituation: gegenwärtiger/unmittelbar drohender rechtswidriger Angriff auf ein
notwehrfähiges Rechtsgut
-Notwehrhandlung: zur Abwehr des Angriffs notwendige Verteidigung (=
einziges/schonendstes Mittel) –› hier nein

–› Notwehrhandlung nicht gerechtfertigt (nicht notwendige Verteidigung) –› Notwehrexzess,


keine anderen Rechtfertigungsgründe

2. Schuld:
hier §3 Abs 2 StGB: nur asthenischer Affekt (Bestürzung, Furcht, Schrecken) wäre
Entschuldigungsgrund –› hier nein: sthenischer Grund (Rache)
–› keine Entschuldigung wegen asthenischem Affekt

3. Sonstige Voraussetzungen der Strafbarkeit


nein, keine sonstigen Entschuldigungsgründe

–› A ist strafbar wegen §84 Abs 4 StGB.

Variante 2: Strafbarkeit des A wegen § 84 (4) StGB an sich schwere KV


A ist sich körperlicher Überlegenheit bewusst, aber erstaunt über Angriff –› Reflexhandlung
verschobener Nasenbeinbruch + Benommenheit
1. Tatbestand
Obj. Tatbestand:
Erfolgszurechnung:
1. Kausalität: Tritt Erfolg bei wegdenken des Handelns nicht ein? conditio sine qua non
2. Adäquanz: Liegt Erfolgseintritt außerhalb jeglicher Lebenserfahrung?
3. Risikozusammenhang: Wurde Norm dafür geschaffen, um diesen Erfolg zu
verhindern?
4. (Risikoerhöhung gegenüber rechtmäßigem Alternativverhalten: Hat Verhalten des
Täters Erfolgseintrittsrisiko zweifelsfrei erhöht? –› muss hier nicht geprüft werden, da
dieser Punkt nur geprüft werden muss, wenn es Anhaltspunkte dafür gibt)
–› objektive Zurechnung ist gegeben

Subj. Tatbestand:
-Tatbildvorsatz: erfüllt (Verletzungsvorsatz)
2. Rechtswidrigkeit: Rechtfertigungsgründe: e. g. Notwehr
–› hier: Notwehr §3:
-Notwehrsituation: gegenwärtiger/unmittelbar drohender rechtswidriger Angriff auf ein
notwehrfähiges Rechtsgut – ja
-Notwehrhandlung: zur Abwehr des Angriffs notwendige Verteidigung (=
einziges/schonendstes Mittel) –› hier nein

–› Notwehrhandlung nicht gerechtfertigt (nicht notwendige Verteidigung) –› Notwehrexzess:


keine Notwehr nach § 3 StGB

3. Schuld:
hier §3 Abs 2 StGB: nur asthenischer Affekt (Bestürzung, Furcht, Schrecken) ist
Entschuldigungsgrund
–› hier: ja (Bestürzung): Täter kann für Vorsatzdelikt nicht mehr bestraft werden
–› Doppelt bedingte Fahrlässigkeit:
1. Besteht ein entsprechendes Fahrlässigkeitsdelikt? ja, §88 StGB
2. Beruhte diese Überschreitung auf Fahrlässigkeit? nein
–› A ist für Vorsatzdelikt entschuldigt, Überschreitung war nicht fahrlässig –› auch
kein Fahrlässigkeitsdelikt

4. Sonstige Voraussetzungen der Strafbarkeit


nein

–› A ist nicht strafbar wegen § 84 Abs 4 StGB.

Variante 3: Strafbarkeit des A wegen §83 Abs 1 KV


A wirft B zu Boden und als B weggehen will, tritt ihn A –› B erleidet einen Bluterguss, blaue
Flecken
–› Notwehrhandlung fehlt bei Tritt (nicht notwendige Verteidigung)

1. Tatbestand
Obj. Tatbestand:
Erfolgszurechnung: Hängt Erfolg mit Handlung/Verhalten von Täter zusammen?:
9. Kausalität: Tritt Erfolg bei wegdenken des Handelns nicht ein? conditio sine qua non
10. Adäquanz: Liegt Erfolgseintritt außerhalb jeglicher Lebenserfahrung?
11. Risikozusammenhang: Wurde Norm dafür geschaffen, um diesen Erfolg zu
verhindern?
–› Erfolgszurechnung unproblematisch

Subj. Tatbestand:
-Tatbildvorsatz: Eventualvorsatz (= § 5 (1) ernstlich für möglich halten & sich damit
abfinden)
–›Eventualvorsatz erfüllt: Verletzungsvorsatz

2. Rechtswidrigkeit: Rechtfertigungsgründe: e. g. Notwehr §3 StGB


-Notwehrsituation: Angriff mit Faust schon beendet, der die Beleidigungen gehen
nur gegen die Ehre (kein notwehrfähiges Rechtsgut –› nicht erfüllt
–› keine Notwehrsituation gem. §3 StGB
–› keine anderen Rechtfertigungs- und Entschuldigungsgründe
–› A ist strafbar gem. § 83 Abs 1 StGB.
Fall 3
Strafbarkeit des A wegen Wegnahme der € 300 § 127 StGB
1. Tatbestand
Objektiver Tatbestand:
-Tatsubjekt: A
-Tatobjekt: fremde bewegliche Sache mit Tauschwert (= nicht individuell für eine
Person angefertigt –› abgeleitet aus Bereicherungsvorsatz: man kann sich nur an etwas
bereichern was Tauschwert hat) (nur körperliche Gegenstände)
-Tathandlung: Wegnahme = Gewahrsamsbruch: Entzug der Sache aus dem faktischen
Einwirkungsbereich des Berechtigten (= physische Wegnahme) gegen den Willen des
Gewahrsamsinhabers/Einstecken einer kleinen Sache (durch Inhaber oder Security
beobachtetes Einstecken einer kleinen Sache = beobachteter Ladendiebstahl –›
umstritten in der Lehre)
–› Gewahrsam: Sache ist im unmittelbaren Nahebereich/in generell beherrschtem
Raum der Person oder: Entfernen entspricht der Verkehrsauffassung (e.g. abgestelltes
Rad)
–› subsidiärer Gewahrsam: Gewahrsam geht verloren aber Gewahrsam eines anderen
wird subsidiär gültig e. g. weil Sache in generell beherrschtem überschaubarem Raum
eines anderen ist (e. g. man vergisst Handy in Auto von Freund)
–› Mitgewahrsam: mehrere Personen haben Gewahrsam e. g. Wohnungsinhaber und
Dieb in Wohnung haben Gewahrsam an Bild in Wohnung
–› Ober– & Untergewahrsam: e. g. Filialleiter hat Obergewahrsam, Angestellte haben
Untergewahrsam (–› nur Obergewahrsam kann gebrochen werden)
-Erfolgszurechnung: unproblematisch

–› hier:
Wird durch das Einstecken der fremde Gewahrsam des Filialleiters gebrochen oder hat
er Geld schon in seinem Alleingewahrsam?
A hat als Kassierer nur nachgeordneten Mitgewahrsam, Filialleiter hat
Obergewahrsam. Obergewahrsam wird gebrochen durch A als er sich Geld in
Hosentasche steckt.
Objektiver Tatbestand ist erfüllt.

Subjektiver Tatbestand:
-Tatbildvorsatz:
Tatbestandsvorsatz (= Eventualvorsatz) auf alle objektiven Tatbestandsmerkmale
+
Erweiterter Vorsatz ( entspricht Eventualvorsatz): Bereicherungsvorsatz (=
Zueignungsvorsatz um Sache für sich zu haben + Vorsatz zur unrechtmäßige
Bereicherung)
–› Ausnahme von Bereicherung: wenn man etwas mitnimmt, aber Sache mit gleichem
Tauschwert zurücklässt
–› Ausnahme von Unrechtmäßigkeit: Anspruch/ fälschliche Annahme von Anspruch

Bereicherungsvorsatz –› unproblematisch

Subjektiver Tatbestand ist erfüllt.

2. Rechtswidrigkeit
keine Rechtfertigungsgründe
3. Schuld
keine Entschuldigungsgründe
4. Sonstige Entschuldigungsgründe
keine sonstigen Entschuldigungsgründe

–› A ist strafbar wegen § 127 StGB.


Strafbarkeit des B wegen der versuchten Wegnahme der € 5000 gem. § 133 (=
Veruntreuung) iVm §15 (= Versuch) StGB
–› Prüfung nach Schema: Versuch
Keine faktische Kontrolle durch vorgesetzte Stellen (Geld ist B anvertraut worden, wird erst
am Abend Sicherheitsfirma übergeben), Geld ist im Alleingewahrsam des B, deshalb kein §
127 (Diebstahl).
1. Tatbestand
Subjektiver Tatbestand:
-Tatbildvorsatz:
B will sich ihm anvertrautes fremdes Gut aneignen. Hat Vorsatz auf alle obj.
Tatbestandsmerkmale des § 133 (= Vollendungsvorsatz, erweiterter Vorsatz).

-Vorsatz (= Eventualvorsatz) auf alle objektiven Tatbestandsmerkmale


(Vollendungsvorsatz)
§ 133: man braucht Vorsatz auf: Zueignung von einem ihm anvertrautem Gut mit
wirtschaftlichem Tauschwert
–› anvertraut = Exklusivgewahrsam, sachbezogene Pflichten sind damit verbunden
(hier: Verwahrungspflicht)
–› Zueignung: Handlung, die zum Ausdruck bringt, dass man Sache für sich haben
will (hier: Einstecken)
+
-Erweiterter Vorsatz ( entspricht Eventualvorsatz): Bereicherungsvorsatz (=
Zueignungsvorsatz um Sache für sich zu haben + Vorsatz zur unrechtmäßige
Bereicherung)

–› subjektiver Tatbestand erfüllt.

Objektiver Tatbestand:
-Versuchshandlung: Ausführungshandlung/ausführungsnahe Handlung (= örtliche,
zeitliche und aktionsmäßige Nähe zu Zueignung): hier ist Versuch sich Geld in Tasche
zu stecken eine Ausführungshandlung
-Tauglichkeit (nur zu prüfen, falls es Anhaltspunkte dafür im Sachverhalt gibt weil
Plan von Anfang an gar nicht funktionieren konnte): hier unproblematisch
Tatbestand ist erfüllt.
2. Rechtswidrigkeit
keine Rechtfertigungsgründe
3. Schuld
keine Entschuldigungsgründe
ABER:
4. Sonstige Entschuldigungsgründe
Rücktritt vom Versuch § 16 StGB: gibt Tatausführung freiwillig auf (bei unbeendetem
Versuch) / wendet Erfolg ab (bei beendetem Versuch)
–› beendet = Täter glaubt, alles getan zu haben, um Erfolg herbeizuführen
hier: unbeendeter Versuch (Vollendung erst wenn Geldschein in Tasche sind): muss
Tatausführung freiwillig aufgeben (§16 Abs 1 Fall 1)
–› hier: umstritten ob freiwillig:
-freiwillig nach Frank’scher Theorie (psychologischer Ansatz): Täter denkt, er könnte
weiterhandeln, tut es aber nicht –› B ist nicht strafbar.
vs.
-nicht freiwillig nach Roxin’scher Theorie: handelt nur aus Verbrechervernunft heraus
(hat Angst entdeckt zu werden) –› B ist strafbar.

(vs.: nicht wichtig für Prüfung – Theorie 1: äußere Verhältnisse haben sich so
verändert, dass Täter denkt, er kann nicht mehr weiterhandeln)

–› bei Prüfung Roxin und Frank hinschreiben!

hier Antwort: Folgt man Roxin, bleibt es bei der Strafbarkeit wegen §§ 15, 133 StGB.

Zuletzt noch Frage der Wertqualifikation des § 133 Abs 2 Fall 1: höhere Strafe falls
über € 5000, noch höher falls über € 300.000
–› hier: Wertqualifikation nicht erfüllt, da Wertgrenze von € 5000 nicht überschritten
wird.

–›B ist somit strafbar gem. §§ 15, 133 StGB.

Strafbarkeit des B wegen Zueignung von € 200 gem. 134 (Abs 1, 3. Fall) (=
Unterschlagung) StGB
Keine Fundunterschlagung (§ 134 Abs 1 Fall 1), da B das Geld zum Zeitpunkt der Zueignung
bereits in seinem Alleingewahrsam hat (Auto ist sein generell beherrschter Raum).
1. Tatbestand
Objektiver Tatbestand:
Deshalb § 134 Abs 1 Fall 3: Geld (= fremdes Gut mit Tauschwert) gelangt ohne sein Zutun in
sein Gewahrsam.
-Tatsubjekt: A
-Tatobjekt: fremde bewegliche Sache mit Tauschwert
hier: fremdes Gut, das man gefunden hat –› nein, war in Auto (Einflusssphäre)
/durch Irrtum erlangt –› nein, wäre bewusste irrtümliche Übertragung, nicht vergessen
/ohne sein Zutun erlangt –› ja
/ Anschlussunterschlagung –› nein
-Tathandlung: Zueignung (er eignet sich Geld durch An-Sich-Nahme zu)
Subjektiver Tatbestand:
-Tatbildvorsatz:
Tatbestands- und Bereicherungsvorsatz:
Tatbestandsvorsatz (= Eventualvorsatz) auf alle objektiven Tatbestandsmerkmale
+
Erweiterter Vorsatz ( entspricht Eventualvorsatz): Bereicherungsvorsatz (=
Zueignungsvorsatz um Sache für sich zu haben + Vorsatz zur unrechtmäßige
Bereicherung)

Tatbestandsvorsatz + Bereicherungsvorsatz –› unproblematisch


1. Rechtswidrigkeit
keine Rechtfertigungsgründe
2. Schuld
keine Entschuldigungsgründe
3. Sonstige Entschuldigungsgründe
keine sonstigen Entschuldigungsgründe

–› B ist strafbar gem. § 134 Abs 1, Fall 3 StGB.

Strafbarkeit des B wegen Wegwerfen der Tasche gem. § 135 (= dauernde


Sachentziehung) StGB
1. Tatbestand
Objektiver Tatbestand:
A wirft Sache weg und eignet sich diese nicht zu.
-Tatsubjekt: A
-Tatobjekt: fremde bewegliche Sache mit Tauschwert
-Tathandlung: gem. § 135: „aus Gewahrsam dauernd entziehen“
–› dauerhaft entziehen: umstritten, ob dies einen Gewahrsamsbruch voraussetzt
-falls ja, Gewahrsamsbruch nötig: Theorie 1: (Frau verliert Gewahrsam als sie
aussteigt, aber B hat dann sofort Gewahrsam) –› kein Gewahrsamsbruch
vorhanden, weil B zum Tatzeitpunkt bereits Gewahrsam an der Sache hat –›
Anwendung von § 135 scheitert
vs.
-falls Theorie 2: man interpretiert § 135 so, dass Täter nur dafür sorgen muss,
dass Opfer Sache nicht mehr über Sache verfügen kann (= Sache nicht mehr
bekommt) –› hier Tathandlung des § 135 erfüllt
Subjektiver Tatbestand:
-Tatbildvorsatz:
Tatbestandsvorsatz (= Eventualvorsatz) auf alle objektiven Tatbestandsmerkmale
+
Erweiterter Vorsatz ( entspricht Eventualvorsatz): Bereicherungsvorsatz (=
Zueignungsvorsatz um Sache für sich zu haben + Vorsatz zur unrechtmäßige
Bereicherung)

Tatbestandsvorsatz + Bereicherungsvorsatz –› unproblematisch

2. Rechtswidrigkeit
keine Rechtfertigungsgründe
3. Schuld
keine Entschuldigungsgründe
4. Sonstige Entschuldigungsgründe
keine sonstigen Entschuldigungsgründe
–› laut Theorie 2 ist B wegen § 135 Abs 1 StGB strafbar, laut Theorie 1 straflos.

Variante: Strafbarkeit des C wegen Einstecken der Batterien gem. § 127 StGB
–› Prüfung nach Schema: Vollendung (hat es schon eingesteckt)? –› Wird durch Beobachtung
Gewahrsam gebrochen? –› umstritten
1. Tatbestand
Objektiver Tatbestand:
-Tatsubjekt:
-Tatobjekt: Batterien sind fremde bewegliche Sache mit Tauschwert –› diebstahlsfähig
-Tathandlung: Gewahrsamsbruch
Rsp + üL: Gewahrsam wird gebrochen (= Diebstahl vollendet), sobald Täter kleine Sache
(noch im Herrschaftsraum des Opfers) einsteckt. Durch Einstecken ist Diebstahl vollendet.
–› ABER: (laut Rsp. + Lehre) kein Gewahrsamsbruch, falls Dieb von Vertreter des
Gewahrsamsinhabers beobachtet wurde (wie hier). Laut dieser Ansicht ist Diebstahl damit
noch nicht vollendet.
Deshalb muss man hier nach Versuch prüfen:

Subjektiver Tatbestand:
C handelt mit Vollendungsvorsatz & Bereicherungsvorsatz
-Tatbildvorsatz:
Tatbestandsvorsatz (= Eventualvorsatz) auf alle objektiven Tatbestandsmerkmale
+
Erweiterter Vorsatz ( entspricht Eventualvorsatz): Bereicherungsvorsatz (=
Zueignungsvorsatz um Sache für sich zu haben + Vorsatz zur unrechtmäßige
Bereicherung)

Tatbestandsvorsatz + Bereicherungsvorsatz –› unproblematisch

Objektiver Tatbestand:
-Versuchshandlung: Ausführungshandlung/ausführungsnahe Handlung (= örtliche,
zeitliche und aktionsmäßige Nähe zu Zueignung): hier ist Versuch sich Geld in Tasche
zu stecken eine Ausführungshandlung
-Tauglichkeit (nur zu prüfen, falls es Anhaltspunkte dafür im Sachverhalt gibt weil
Plan von Anfang an gar nicht funktionieren konnte): hier unproblematisch (könnte
Diebstahl auch unter Beobachtung beenden)
Tatbestand ist erfüllt.

2. Rechtswidrigkeit
keine Rechtfertigungsgründe
3. Schuld
keine Entschuldigungsgründe
4. Sonstige Entschuldigungsgründe
keine
–› Laut Ansicht vom „beobachteten Ladendiebstahl“ ist C ist wegen §§ 15, 127 strafbar, laut
entgegengesetzter Ansicht ist der Diebstahl durch das Einstecken bereits vollendet und C ist
wegen § 127 strafbar.

Fall 4
Strafbarkeit des A wegen des Verkehrsunfalls (fahrlässige Tötung) gem. § 80 StGB
(man könnte auch zuerst wegen § 88 Abs 1 und Abs 4 prüfen, wäre auch richtig–› man muss
aber beide prüfen (siehe unten))
1. Tatbestand
Objektiver Tatbestand:
-Tatbestandsmäßige Handlung: überfährt Rot bei Ampel, X fährt gegen Laternenpfahl
-Objektive Sorgfaltswidrigkeit:
1. Übertretung einer Rechtsnorm (e. g. StVO)/
2. Übertretung einer Verkehrsnorm (e. g. Jagd, Schifffahrt, Sport, Bauregeln)/
3. Vergleich mit Verhalten einer d
ifferenzierten Maßfigur
–› falls 1. schon stimmt, muss man 2. und 3. nicht mehr anschauen
-Erfolgseintritt: ja, Tod
-Erfolgszurechnung: nur im Detail zu prüfen bei überschwerer Folge und bei
Fahrlässigkeitsdelikten!
1. Kausalität: bei wegdenken wäre dies nicht passiert: ist conditio sine qua non
2. Adäquanz: es lag nicht außerhalb jeglicher Lebenserfahrung, dass das passiert
3. Risikozusammenhang: Norm wurde deshalb geschaffen, um diesen Erfolg zu
verhindern –› Durchbrechen des Risikozusammenhangs durch Arzt (Verhalten von
Drittem muss grob sorgfaltswidrig sein (–›Fehler wäre keinem anderen Arzt passiert)/
Verhalten von Opfer muss grob unvernünftig sein)
–› objektive Zurechnung des Todes scheitert (Tod des X ist dem A nicht
zuzurechnen):
A ist nicht gem. § 80 StGB strafbar –› deshalb müssen wir

Strafbarkeit des A wegen des Verkehrsunfalls (fahrlässige KV) gem. § 88 Abs 1


iVm § 88 Abs 4 Fall 1 prüfen:

1. Tatbestand
Objektiver Tatbestand:
-Tatbestandsmäßige Handlung: überfährt Rot bei Ampel, X fährt gegen Laternenpfahl
–› schwere KV
-Objektive Sorgfaltswidrigkeit: zuerst immer konkreten Fehler im Unfallzeitpunkt
prüfen (e. g. Überfahren der Ampel) nicht originären Fehler (e. g. betrunken ins Auto
zu steigen) –› auf orig. Fehler kann man dann evtl. bei Übernahmsfahrlässigkeit
eingehen!
1. Übertretung einer Rechtsnorm (e. g. StVO)/
2. Übertretung einer Verkehrsnorm (e. g. Jagd, Schifffahrt, Sport, Bauregeln)/
3. Vergleich mit Verhalten einer differenzierten Maßfigur
–› falls 1. schon stimmt, muss man 2. und 3. nicht mehr anschauen
-Erfolgseintritt: ja, Kopf- und Wirbelverletzungen sind an sich schwere KV! iSd §84
Abs 1 Fall 3
(–› §88 Abs 4 1. Fall: ab hier kann man gleich nach schwerer KV prüfen, müssen nicht
zuerst leichte KV prüfen weil das Grunddelikt ist)
-Erfolgszurechnung: nur im Detail zu prüfen bei überschwerer Folge und bei
Fahrlässigkeitsdelikten!
1. Kausalität: bei wegdenken wäre dies nicht passiert: ist conditio sine qua non
2. Adäquanz: es lag nicht außerhalb jeglicher Lebenserfahrung, dass das passiert
3. Risikozusammenhang: Norm wurde deshalb geschaffen, um diesen Erfolg zu
verhindern
4. Risikoerhöhung für Opfer ggü rechtmäßigem Alternativverhalten? (ja, muss hier gar
nicht geprüft werden)
–› Erfolgszurechnung gegeben.
2. Rechtswidrigkeit:
keine
3. Schuld
-subjektive Sorgfaltswidrigkeit: War er aufgrund geistiger und körperlicher
Verhältnisse in der Lage sich objektiv sorgfaltswidrig zu verhalten? –› hier ja
(-Zumutbarkeit des sorgfaltsgemäßen Verhaltens in dieser Situation: falls er
alkoholisiert/extrem aufgewühlt wäre –› Übernahmsfahrlässigkeit wäre zu prüfen (er
hätte so nicht ins Auto steigen dürfen) –› falls Übernahmsf. zutrifft: Verhalten wäre
dann objektiv und subjektiv sorgfaltswidrig und man müsste nichts anderes mehr
prüfen, nur das hinschreiben)
(falls extra Berauschung um Straftat auszuführen: ist Qualifikation für fahrlässige
Tötung (§ 81 Abs 2)/ fahrlässige KV (§88 Abs 3))

–› subjektive Sorgfaltswidrigkeit ist gegeben.

4. Sonstige Entschuldigungsgründe
keine

–› A ist strafbar gem. § 88 Abs 1 iVm Abs 4 Fall 1 StGB.

(bei grober Fahrlässigkeit wäre es Strafbarkeit gem. §88 Abs 3 (Grunddelikt) und deshalb
gem. §88 Abs 4 2. Fall (Qualifikation))

Strafbarkeit des B wegen mangelhafter Behandlung des X (Tod des X) gem. (§2
(Unterlassung) iVm) § 80 (fahrlässige Tötung) StGB
–› nach Fahrlässigkeit zu prüfen?
1. Tatbestand
Objektiver Tatbestand:
-Tatbestandsmäßige Handlung: Unterlassung (= Fehlen der gebotenen Handlung):
Arzt unterlässt objektiv sorgfaltswidrig die notwendige Behandlung

-Objektive Sorgfaltswidrigkeit:
(1. Übertretung einer Rechtsnorm (e. g. StVO)/
2. Übertretung einer Verkehrsnorm (e. g. Jagd, Schifffahrt, Sport, Bauregeln)/)
3. Vergleich mit Verhalten einer differenzierten Maßfigur: maßgerechter Arzt hätte
Gehirnblutung entdeckt und richtig behandelt

-B hat aufgrund des Verhandlungsvertrags mit X Garantenstellung:


{(bei Unterlassung wäre Strafbarkeit des Arztes wegen §§ 2, 81 zu prüfen:
–› Unterschiede zu aktivem Begehungsdelikt:]
-Garantenstellung (§2) nötig:
1. gesetzliche Verpflichtung (e. g. Eltern, Ehepartner)
2. freiwillige/vertragliche Pflichtenübernahme (e. g. Ärzte, Babysitter)
3. Ingerenz: Überwachung einer Gefahrenquelle (z. B. wenn man Grube gräbt, muss
man dafür sorgen, dass niemand hineinfällt)

-Erfolgseintritt gem. § 80: ja, X stirbt

-Objektive Zurechnung:
1. Quasikausalität: Wäre Erfolg durch richtiges Handeln mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit ausgeblieben? –› hier: ja
2. Adäquanzzusammenhang: es lag nicht außerhalb jeglicher Lebenserfahrung, dass
das passiert
3. Risikozusammenhang: Norm wurde deshalb geschaffen, um diesen Erfolg zu
verhindern
4. Risikoerhöhung für Opfer ggü rechtmäßigem Alternativverhalten? (ja, muss hier gar
nicht geprüft werden)
–› alle Voraussetzungen der objektiven Zurechnung erfüllt.

1. Rechtswidrigkeit:
keine Rechtfertigungsgründe
2. Schuld
-Zurechnungsfähigkeit
-Verbotsirrtum
-subjektive Sorgfaltswidrigkeit: fraglich –› falls Arzt aufgrund seiner Unerfahrenheit nicht
fähig war, Patient lege artis zu behandeln, hätte er Behandlung nicht übernehmen dürfen
[–› aber: mangelnde Erfahrung ist kein Entschuldigungsgrund
(falls er aber z. B. übermüdet wäre, wäre es Übernahmsfahrlässigkeit)]
auch hier läge damit Übernahmsfahrlässigkeit vor
-keine anderen Schuldausschließungsgründe

–› B ist wegen §§ 2, 80 zu bestrafen


–› falls B aber aktive Behandlungsstritte gesetzt hat, könnte man gem. des Grundsatzes
„Primat des Tuns“ auch wegen einer aktiven fahrlässigen Tötung gem. § 80 prüfen (–› hier
bräuchte man §2-Voraussetzungen nicht): Ergebnis wäre das gleiche

Variante: X will lieber anderswo behandelt werden, verstirbt auf Weg.


Strafbarkeit des A wegen Tod des X gem. § 80
Durchbrechung es Risikozusammenhanges durch grob unvernünftiges Verhalten von Opfer
–› Tod ist dem A nicht zuzurechnen: A ist nicht wegen § 80 StGB strafbar
–› Es bleibt bei der Strafbarkeit wegen § 88 Abs 1 iVm §88 Abs 4 Fall 1

Fall 5
Strafbarkeit des A wegen der blauen Flecken des X gem. § 83 StGB
A stößt vermeintlichen Dieb (X) um ihn seiner Tasche wegzubringen, X zieht sich blaue
Flecken zu.
1. Tatbestand
Obj. Tatbestand:
-Tatbestandsmäßige Handlung: blaue Flecken sind leichte KV
-Objektive Sorgfaltswidrigkeit: Misshandlung liegt vor, Fahrlässigkeit liegt vor (ergibt sich
aus Misshandlung: es ist fahrlässig, jemanden zu schubsen)
Erfolgszurechnung: [Kausal, Adäquat, RZ, RE] unproblematisch

Subj. Tatbestand:
-Tatbildvorsatz: erfüllt (kein Vorsatz auf Verletzung, aber Misshandlungsvorsatz aus dem
fahrlässig und in zurechenbarer Weise eine leichte KV resultiert)

–› Tatbestand des § 83 Abs 2 StGB ist erfüllt

2. Rechtswidrigkeit:
§3 Notwehr:
Notwehrsituation: nein, kein gegenwärtiger oder unmittelbar drohender rechtswidriger
Angriff auf ein notwehrfähiges Rechtsgut –› Tasche gehör nicht A, sondern X: es gibt
keinen Angriff
–› Rechtfertigung durch § 3 scheidet aus

A geht aber von einer Notwehrsituation aus: Putativnotwehrsituation


–› deshalb Prüfung von Putativnotwehrhandlung:
§8-Irrtum: Tatsachenirrtum
1. [hypothetische Rechtfertigungssituation: irrtümliche Annahme eines
rechtfertigenden Sachverhalts –› ja]
2. Notwendigkeit der hypothetische Rechtfertigungshandlung (=
Putativnotwehrhandlung) (dieses Handeln wäre in angenommener Situation
erlaubt): Notwendigkeit (gelindestes Mittel): ja, Schubs ist notwendig, um Angriff
verlässlich abzuwehren
(–› könnte auch Bagatellnotwehr sein: dann müsste man Angemessenheit prüfen: wäre
hypothetisch angemessen)
–› A ist über § 8 StGB hinsichtlich § 83 Abs 2 StGB (Vorsatzdelikt) gerechtfertigt
(bzw. nach einem Teil der Lehre entschuldigt)

deshalb muss man die von § 8 Abs 2 StGB vorgesehene doppelt bedingte
Fahrlässigkeitshaftung prüfen:
3. Besteht ein dem Vorsatzdelikt entsprechendes Fahrlässigkeitsdelikt? –› ja § 88
(fahrlässige KV)
4. Beruht die irrtümliche Annahme der Notwehrsituation auf Fahrlässigkeit? –› nein:
eine differenzierte Maßfigur hätte sich auch geirrt (Taschen ähnlich)
–› auch Fahrlässigkeitsstrafbarkeit scheidet aus: A ist nicht strafbar nach § 88 Abs 1
(aber auch generell nicht strafbar)

Variante 1: Tasche gehört nicht A, sondern seiner Freundin.


Strafbarkeit des A wegen der blauen Flecken des X gem. § 83 StGB
Hinsichtlich der Strafbarkeitsprüfung gilt das zum Grundsachverhalt gesagte –› einzige
Modifikation: A will Tasche der Freundin schützen, nicht (wie er glaubt) seine.
Somit ebenfalls § 3: aber Nothilfe (Putativnothilfe) genannt anstatt Notwehr (aber Prüfung
genau gleich wie Notwehr)
–› auch hier ist A nicht strafbar

Variante 2: X fällt durch Stoß und bricht sich das Handgelenk.


Strafbarkeit des A wegen des Handgelenksbruchs des X gem. § 84 Abs 1 Fall 3 StGB

Misshandlung, die zu an sich schwerer KV (iSd § 84 Abs 1 Fall 3) führt, weil Bruch des
Handgelenks ein Bruch eines wichtigen Knochens ist
-Zurechnung unproblematisch: es liegt nicht außerhalb jeglicher Lebenserfahrung, dass ein
leichter Stoß zum Sturz und damit zum Handgelenksbruch führt. Deswegen ist es verboten,
jemanden zu stoßen (RZ)

-Rechtfertigung:
§3: keine Notwehrsituation, aber A nimmt Notwehrsituation on:
wie oben
§8-Irrtum: alles wie oben
Putativnotwehrhandlung (Schubs) notwendig
–› Irrtumsannahme war nicht fahrlässig: ist nicht nach Fahrlässigkeitsdelikt zu bestrafen (§ 84
Abs 1 Fall 3)
–› A ist im Rahmen des § 8 gerechtfertigt (bzw. entschuldigt): solange die (Putativ-)
Notwehrhandlung notwendig ist, rechtfertigt dies auch eine schwere Folge.
–› A ist in dieser Variante auch nicht zu bestrafen

Variante 3: X fällt durch Stoß und stirbt.


Strafbarkeit des A wegen des Todes des X gem. § 86 Abs 1 StGB
-Erfolg: Misshandlung führt zu Tod
-Erfolgszurechnung: gegeben –› es liegt nicht außerhalb jeglicher Lebenserfahrung, dass ein
Stoß zum Sturz und der zum Genickbruch führt. Deswegen ist es auch verboten, jemanden zu
stoßen.
[-Vorsatz: Misshandlungsvorsatz]
-Rechtfertigung: dasselbe wie im Grundsachverhalt und Variante 2 –› wenn die (Putativ-)
Notwehrhandlung notwendig ist, ist auch eine schwere Folge (auch der Tod) gerechtfertigt
(bzw. entschuldigt)
§8-Irrtum: wie oben

–› A ist nicht strafbar wegen §86 Abs 1

Strafbarkeit des A wegen des Eintretens der Tür gem. § 125 (Sachbeschädigung) StGB
Fortsetzung: Freundin von A hat Schmerzen, X bricht Tür einer Forsthütte auf, um Rettung zu
rufen.
1. Tatbestand:
Objektiver Tatbestand:
-fremde Sache wird beschädigt/ zerstört: ja , A beschädigt die Tür, eine fremde Sache mit
(Tausch-) Wert
-Erfolgszurechnung unproblematisch: A hält Beschädigung mit Tritt ernstlich für möglich und
findet sich damit ab (Eventualvorsatz gem. § 5 Abs 1 StGB)

[Subjektiver Tatbestand:
-Eventualvorsatz liegt vor]

2. Rechtfertigung:
-Rechtfertigender Notstand (kann nur Einzelperson betreffen –›
Individualrechtsgüter):
Rechtfertigungssituation: unmittelbar drohender bedeutender Nachteil für ein
Rechtsgut (körperliche Unversehrtheit der Freundin) –› nein, objektiv waren es nur
Magenkrämpfe

aber A glaubt diese Situation liege vor:


–› deshalb: Prüfung der Irrtümlichen Annahme eines Rechtfertigenden Sachverhalts (§ 8-
Irrtum):
1. hypothetische Rechtfertigungssituation: irrtümliche Annahme eines
rechtfertigenden Sachverhalts –› ja
2. hypothetische Rechtfertigungshandlung: dieses Handeln wäre in angenommener
Situation erlaubt –› schonendstes Mittel
–› Güterabwägung: zu rettendes Rechtsgut (Leib und Leben der Freundin) muss
eindeutig höherwertig sein als verletztes Rechtsgut (Eigentum eines Dritten) –› ja
–› A ist nicht strafbar wegen des Vorsatzdelikts (§ 125 StGB)
deshalb: doppelt bedingte Fahrlässigkeitshaftung (§ 8 Satz 2 StGB):
1. Besteht ein entsprechendes Fahrlässigkeitsdelikt? –› nein, es existiert keine
fahrlässige Sachbeschädigung im Strafrecht (nur Zivilrecht)!
–› A ist nicht strafbar nach § 125 StGB

Fall 6 –› nicht für erste Klausur relevant, nur für zweite


A greift in Tasche von X, findet aber keine Geldbörse, gibt auf.
Später: A bricht durch offenes Fenster in Villa von X ein, als X weg ist. A steckt sich Brosche
von X in Jackentasche. A denkt Brosche wäre 4000 € Wert, ist aber nur 100 € Wert.
A klaut auch Bankomatkarte mit aufgeklebtem Pin-Code mit, will alles Geld abheben, aber
Karte ist defekt. A lässt Karte im Bankomat stecken und läuft davon.

Strafbarkeit des A wegen Griffs in Tasche der X gem. § 15, 127 StGB
-Vorsatz auf alle Tatbestandsmerkmale: Vollendungsvorsatz (Vorsatz eine fremde bewegliche
Sache wegzunehmen) und Erweiterter Vorsatz: Bereicherungsvorsatz
-Gewahrsamsbruch
-Ausführungshandlung: Griff in Tasche
-Tauglichkeit: nicht tauglich, weil Geldbörse gar nicht drin war
–› begründet in Untauglichkeit des Objekts (z. B. Haus nicht stehlbar, Objekt ist gar nicht
da) / des Subjekts (nur bei Sonderdelikten) / der Handlung (z. B. Vergiftungsversuch mit zu
wenig Gift)
–› absolute (straflos)/relative (strafbar) Untauglichkeit des Versuchs: bei Untauglichkeit des
Subjektes darf man nur Objektive Theorie anwenden, sonst beide
1. Eindruckstheorie: Begleitung der Tathandlung anhand von Eindruck eines fiktiven
begleitenden Beobachters (Würde dieser Beobachter Vollendung für ausgeschlossen
halten?
–› hier: nicht ausgeschlossen: relative Untauglichkeit –› strafbar
2. Objektive Theorie: Ist Vollendung gem. wahrer Sachlage ausgeschlossen?
–› absolute: ausgeschlossen –› straflos

dann: Fuchs: zufällig abwesendes (= relative Untauglichkeit) /inexistentes (= absolute


Untauglichkeit) Objekt?
–› hier zufällige Abwesenheit: relative Untauglichkeit

-keine Rechtfertigungs- und Schuldausschließungsgründe

Strafbarkeit des A wegen Einbruchsdiebstahls gem. §§ 127, 129 Abs 2 Z 1 StGB


Diebstahl aus einem geschützten Objekt (Haus Abs 2) durch Einsteigen (Reingehen durch
eine nicht zum regulären Betreten des Raumes gedachte Öffnung mit Veränderung der
Körperhaltung)

-fremde bewegliche Sache: Brosche


-Gewahrsamsbruch: Entzug aus generell beherrschtem Raum der X
-Tatbildvorsatz und Tatbestandsvorsatz: ja

–› strafbar gem. § 127

jetzt Prüfung gem. § 129 Abs 2 Z 1 iVm Abs 1: steigt in Wohnstätte ein:
-Vorsatz: ja
-Wertqualifikation: § 128 Abs 1 Z 5:
wäre 5000 €
–› Versuchte Wertqualifikation: Täter dachte es wäre 6000 €
-Ausführungshandlung
-Tauglichkeit: Untauglichkeit des Objektes
1. Objektive Theorie: absolute Untauglichkeit –› straflos
2. Eindruckstheorie: relative Untauglichkeit –› strafbar

Strafbarkeit wegen Versuchs der Wertqualifikation

Strafbarkeit des A wegen Diebstahls der Bankomatkarte gem. § 127 StGB (oder § 148a)

-Gewahrsamsbruch: Wegnahme des Geldes aus Bankomaten:


OGH: Aufforderung des Bankomaten, Geld dort abzuheben, richtet sich nur an Berechtigte,
nicht Diebe
-Vorsatz fremde bewegliche Sache mit Tauschwert wegzunehmen
-Bereicherungsvorsatz
-Ausführungsnahe Handlung
-Tauglichkeit: Untauglichkeit der Handlung
1. Eindruckstheorie: relative Untauglichkeit (nicht ausgeschlossen, dass Geldabheben mit
richtigem Code funktioniert)
2. Objektive Theorie: absolute Untauglichkeit (ausgeschlossen, dass kaputte Karte
funktioniert)

–› bei § 148a (Dateneingabe) wäre Prüfung gleich wie bei § 127 StGB

Variante: X ist Großmutter von A.


Privilegierung gem. § 166 Abs 1 (Begehung im Familienkreis) –› aber: gem. Rspr. hier nein:
wird eig. zum Nachteil der Bank begangen

PRÜFUNG:
Objektive und subjektive (= Vorsatz etwas zu tun) Tatbestände unterstreichen, 1 Fall wie
bisher behandelt
–› Papier mitnehmen
am 31. kommt Ergebnis per Mail

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