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Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd

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Leitfragen zur Veranstaltung „Diagnostik & Evaluation“

Einführung

1. Definieren Sie Diagnostik nach Amelang & Zielinski (1999):

Psychodiagnostik ist eine Methodenlehre im Dienste der Angewandten


Psychologie. Soweit Menschen die Merkmalsträger sind, besteht ihre
Aufgabe darin, interindividuelle Unterschiede im Verhalten sowie
intraindividuelle Merkmale und Veränderungen einschließlich ihrer
jeweils relevanten Bedingungen so zu erfassen, dass hinlänglich
präzise Vorhersagen zukünftigen Verhaltens und Erlebens sowie deren
evtl. Veränderungen in definierten Situationen möglich werden.

2. Definieren Sie Diagnostik nach Krohne & Hock (2007)

Psychologische Diagnostik befasst sich mit der Feststellung der


individuellen Eigenart von Personen bezüglich bestimmter Merkmale.

Forschungsmethoden (vgl. Zimbardo & Gerrig 2008, ab S. 27)

3. Folgende Begriffe müssen Sie erklären können:

• Entdeckungszusammenhang: Der Entdeckungszusammenhang bezeichnet


den Kontext der Entdeckung einer neuen theoretischen Idee bzw.
einer neuen Hypothese.
• Begründungszusammenhang: Als Begründungszusammenhang werden alle
Forschungsoperationen bezeichnet, die zur Bestätigung oder
Widerlegung der zu überprüfenden bzw. empirisch zu begründenden
Theorien und Hypothesen erforderlich sind.
• Hypothese: Eine Hypothese ist eine vorläufige und überprüfbare
Aussage über den Zusammenhang zwischen Ursachen und Folgen.
Hypothesen werden oft als Wenn-dann-Vorhersagen formuliert, in

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denen bestimmte Ergebnisse aufgrund spezifischer Bedingungen


erwartet werden.
• Wissenschaftliche Methode: Die wissenschaftliche Methode ist eine
allgemein gültige Sammlung von Vorgehensweisen, um Ergebnisse so
zu gewinnen, dass Fehlerquellen minimiert und verlässliche
Schlussfolgerungen gezogen werden können. Die Forscher greifen
auf wissenschaftliche Methoden zurück, um ihre Hypothesen zu
überprüfen.
• Standardisierung: Standardisierung bedeutet, dass bei allen
Stufen der Daten-gewinnung einheitliche und konsistente Verfahren
benutzt werden. Alle Merkmale des jeweiligen Tests oder
Experiments sollten hinreichend standardisiert sein, so dass alle
Probanden den genau gleichen Bedingungen ausgesetzt werden.
Standardisierung heißt, immer die gleichen Fragen zu stellen und
die Antworten nach vorgeschriebenen Regeln auszuwerten.
• Operationale Definition: Das Verfahren zur Standardisierung der
Bedeutung von Konzepten heißt Operationalisierung. Eine
operationale Definition standardisiert die Bedeutung innerhalb
eines Experiments, indem ein Konzept durch die spezifischen
Methoden zur Messung des Konzepts oder zur Bestimmung seines
Auftretens definiert wird.
• Variable: Eine Variable ist jeder Faktor, der sich in Menge und
Art verändert. In einem Experiment wollen Wissenschaftler meist
einen Ursachen-Wirkungs-Zusammenhang zwischen zwei Arten von
Variablen nachweisen. Die unabhängige Variable ist jener Faktor,
den der Wissenschaftler verändert - sie fungiert im Experiment
als Ursache. Die Wirkung zeigt sich dann an der abhängigen
Variable, die der Wissenschaftler misst.
• Experimentelle Methoden: Um unklare kausale Zusammenhänge
aufzuklären, werden experimentelle Methoden verwendet: Eine
unabhängige Variable wird manipuliert und ein Einfluss auf eine
abhängige Variable gesucht. Ziel dieses Vorgehens ist es, sichere
Kausalaussagen über den Einfluss einer Variablen auf eine andere
machen zu können.

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• Erwartungseffekt: Ungewollte Erwartungseffekte treten auf, wenn


ein Forscher oder Betrachter dem Probanden auf subtile Weise
mitteilt, welches Ergebnis er erwartet - und so erst die
gewünschte Reaktion hervorruft. In einem solchen Fall sind es die
Erwartungen des Versuchsleiters und nicht die unabhängige
Variable, welche die beobachteten Reaktionen auslösen.
Erwartungseffekte verzerren die Ergebnisse, die man gefunden zu
haben glaubt.
• Placeboeffekt: Ein Placeboeffekt tritt auf, wenn Probanden ihr
Verhalten ohne irgendeine experimentelle Manipulation verändern.
Der Begriff „Placeboeffekt“ bezieht sich in der Medizin auf die
Verbesserung des Gesundheitszustands oder des Wohlbefindens, die
auf der Überzeugung des Individuums beruht, dass die Behandlung
wirksam sei.
• Kontrollbedingungen: Um mögliche Störeffekte ausschließen zu
können, werden Kontrollbedingungen verwendet. Man versucht alle
Variablen und Bedingungen konstant zu halten, bis auf diejenigen,
die in direktem Zusammenhang mit der zu testenden Hypothese
stehen. Die Instruktionen, Zimmertemperatur, etc. müssen für alle
Probenden gleich sein, um sicherzustellen, dass die Erfahrungen
aller Probanden gleich sind.
• Doppel-Blind-Verfahren: Das Doppel-Blind-Verfahren ist eine
Technik, durch die im Idealfall der Erwartungseffekt vermieden
werden kann, indem weder Probanden noch Versuchsleiter bzw.
Forschungsassistent wissen, welcher Proband welcher Versuchs-
bedingung zugeordnet wird.
• Reliabilität: Reliabilität meint die Konsistenz und
Verlässlichkeit von Verhaltensdaten, die sich aus psychologischer
Testung oder experimenteller Forschung ergeben. Ein reliables
Ergebnis ist ein Ergebnis, das sich bei wiederholter Testung
unter ähnlichen Umständen zu unterschiedlichen Zeiten immer
wieder ergeben wird.
• Validität: Validität bedeutet, dass die Information, die durch
die Forschung oder Testung gewonnen wurde, die psychologische

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Variable oder Qualität, die sie wiedergeben soll, auch


tatsächlich wiedergibt. Wenn ein Experiment valide ist, heißt
das, dass der Forscher das Ergebnis auf allgemeinere Umstände
generalisieren kann.

Intelligenz & Intelligenzdiagnostik (vgl. Zimbardo & Gerrig 2008, ab


S. 331)

4. Definieren Sie Intelligenz:

Intelligenz ist eine sehr allgemeine geistige Fähigkeit, die unter


anderem die Fähigkeiten zum schlussfolgernden Denken, zum Planen, zum
Problemlösen, zum abstrakten Denken, zum Verstehen komplexer Ideen,
zum raschen Auffassen und zum Lernen aus Erfahrung einschließt.

5. Beschreiben Sie den IQ, was bedeutet ein IQ von 85, 100, 130?

Der Intelligenzquotient (IQ) ist ein numerisches, standardisiertes Maß


der Intelligenz. Der IQ wurde als das Verhältnis des Intelligenzalters
zum Lebensalter definiert - multipliziert mit 100, um Nachkommastellen
zu vermeiden (IQ = Intelligenzalter / Lebensalter x 100).
Ein IQ von 100 Punkten gilt als „durchschnittlich“ und besagt, dass 50
% der Menschen ihres Alters niedrigere und 50 % höhere Punktzahlen
beim IQ-Test erreicht haben. Ein IQ von 85 Punkten entspricht einer
Standardabweichung und gilt als leicht unterdurchschnittlich, d.h.
dass 16 % der Menschen ihres Alters niedrigere und 84 % höhere
Punktzahlen erreicht haben. Ein IQ von 130 Punkten gilt als
überdurchschnittlich und besagt, dass 98% der Menschen ihres Alters
niedrigere und 2 % höhere Punktzahlen erreicht haben (= zwei
Standardabweichungen).

6. Intelligenzvorstellung im BIS. Welche inhaltlichen Fähigkeiten und


operativen Fähigkeiten erfasst der BIS?

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Der Berliner Intelligenzstrukturtest (BIS) deckt ein möglichst breites


Spektrum intellektueller Fähigkeitsstrukturen ab. Dabei teilt er die
Intelligenz in die Bereiche inhaltliche und operative Fähigkeiten auf,
die zusammengesetzt die allgemeine Intelligenz ergeben. Zu den
inhaltlichen Fähigkeiten gehören figural-bildhafte, verbale und
numerische Fähigkeiten. Zu den operativen Fähigkeiten gehören die
Bearbeitungsgeschwindigkeit, die Merkfähigkeit, Einfallsreichtum und
die Verarbeitungskapazität.

Pädagogisch-psychologische Diagnostik (vgl. Wild & Krapp 2006)

7. Unterschied psychologische Diagnostik ↔ pädagogisch-psychologische


Diagnostik.

Die psychologische Diagnostik befasst sich mit der Feststellung der


individuellen Eigenart von Personen bezüglich bestimmter Merkmale.
Die pädagogisch-psychologische Diagnostik ist ein Arbeitsfeld, das
sich mit der Beschaffung und Bewertung von Informationen befasst, die
zu einer möglichst akkuraten Einschätzung der aktuellen Ausprägung von
Personenmerkmalen (z.B. Fähigkeiten und Einstellung der Lernenden 
Individuellen Ausgangsbedingungen ) oder Merkmalen der Lern- und
Entwicklungsumgebung (z.B. Kommunikationsformen im schulischen
Unterricht, elterliches Erziehungsverhalten  Spezifischen
Umweltbedingungen) führen und damit zu einer besseren Erklärung und
Prognosen in pädagogisch relevanten Problemfeldern beitragen. Sie ist
das „Insgesamt von Erkenntnisbemühungen im Dienste aktueller
pädagogischer Entscheidungen“.

8. Beispiele für erweiterte pädagogisch-psychologische


Problemstellungen

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Durch den heute sehr breiten Anwendungsbereich der Pädagogischen


Psychologie ergeben sich neue pädagogisch-diagnostische
Problemstellungen, die es pädagogisch-psychologisch aufzuarbeiten
gilt:
• Qualität von Lehr-Lern-Umgebungen (an der Hochschule oder im
Internet)
• Merkmale häuslicher Entwicklungsumgebungen
• Entwicklungskontexte, die durch den Umfang und die Struktur
des Freundeskreises gegeben sind
• Bewertung des dualen Ausbildungssystems in der beruflichen
Bildung
• Einschätzung des Nutzens von Lehrangeboten in der
berufsbezogenen Fort- und Weiterbildung

9. Diagnostik im Prozessmodell pädagogisch-psychologischen Handelns

Bei der Lösung von beliebigen Problemsituationen (z.B. im Schulalltag)


orientiert man sich an dem rationalen Handlungsmodell: Es wird die
Ausgangslage der Problemstellung analysiert, man verschafft sich einen
Überblick über die Handlungsmöglichkeiten und versucht die optimale
Variante zu realisieren und das Ergebnis abschließend zu prüfen.
Bei der Analyse der Problemstellung sind die individuellen und
sozialen Ausgangsbedingungen zu ermitteln. Die Analyse dient als
Grundlage für die Auswahl der Handlungsvariante. Diese Sammlung und
Aufbereitung von problembezogenen Informationen wird als Diagnose
bezeichnet. Auf die Diagnose folgt die Entscheidung für eine geeignete
Maßnahme, die als Treatment bezeichnet wird. Während des Ablaufs und
nach Beendigung eines Treatments ergibt sich oft die Notwendigkeit auf
diagnostisch erworbenen Informationen zurückzugreifen. Die Maßnahme
muss eventuell während dem Ablauf angepasst werden und damit wird eine
kontinuierliche diagnostische Begleitung notwendig.
Die beschriebenen Phasen des Handlungsmodells lassen sich durch eine
Grafik veranschaulichen.

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Vorbereitungsphase:
• Analyse der Problemstellung
• Art und Richtung der aktuellen Handlungsziele 
Zielentscheidung
• Treatment-vorbereitende Diagnostik: Jene Informationen müssen
ermittelt werden, die für die Lösung des Problems von Bedeutung
sind. Es müssen in dieser Phase die problembezogenen
Informationen für die Auswahl und Gestaltung geeigneter Maßnahmen
bereitstellt und die Wirkungsweisen der vorgesehenen Treatments
abgeschätzt werden, d.h. es sind positive und negative Effekte
vorherzusagen  Prognose wird erstellt
• Auswahl und Vorbereitung der in dieser Situation angemessenen
Maßnahme  Treatmententscheidung

Realisierungsphase (praktische Phase):


• Treatment-begleitende Diagnostik: Diese formative Evaluation
oder Prozessdiagnostik hat die Aufgabe den Ablauf des Treatments
im Hinblick auf die angestrebten Ziele zu kontrollieren um
eventuell rechtzeitig korrigierend eingreifen zu können.

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• Treatment-abschließende Diagnostik: Nach Beendigung des


Treatments ist das Gesamtergebnis kritisch im Sinne einer
Evaluation zu prüfen.

10. Strategiemuster (Modifikations- bzw. Selektionsstrategie)

Das Ziel pädagogisch-psychologischen Handelns ist es, Individuen jene


Entwicklungs-bedingungen zukommen zu lassen, die unter
Berücksichtigung ihres Ist-Zustandes und unter Berücksichtigung eines
geeigneten Entwicklungsmodells optimal sind.
Um dies gewährleisten zu können, stehen zwei Handlungsstrategien zur
Verfügung, welche jeweils wieder in zwei Strategiemuster aufgeteilt
sind:
• Selektionsstrategie: Eine optimale Verbindung von Individuum
und Umwelt wird dadurch erreicht, dass man für ein Individuum
eine geeignete Lernumgebung (Bedingungs-selektion) oder für eine
Lernumgebung ein geeignetes Individuum auswählt (Personen-
selektion).
• Modifikationsstrategie: Eine optimale Verbindung wird dadurch
erreicht, dass man für die spezifischen Belange der Person eine
geeignete Umwelt (Bedingungsmodifikation) herstellt oder für die
Umwelt eine geeignete Person formt (Personenmodifikation). Die
Veränderung der Person hier steht aber im Vordergrund.

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Beispiel Berufsausbildung:
• Auswahl eines Ausbildungsberufs  Bedingungsselektion
• Auswahl der Bewerber  Personenselektion
• Ausbildung (Vermittlung von Kompetenzen) 
Personenmodifikation
• Veränderung des Ausbildungsprogramms  Bedingungsmodifikation
11. Prognostische Objektivität, Reliabilität und Validität

Objektivität:
Eine Messung ist dann objektiv, wenn das Ergebnis der Messung
nur von dem zu messenden Merkmal und nicht von der Person des
Messenden abhängt. Es gibt drei Arten von Objektivität:
• Durchführungsobjektivität ist beeinträchtigt, wenn die
diagnostizierenden Personen nicht unter den gleichen
Untersuchungsbedingungen arbeiten.
• Auswertungsobjektivität ist gewährleistet, wenn gleiches
Verhalten einer Testperson immer gleich ausgewertet wird.
• Interpretationsobjektivität ist gegeben, wenn gewonnene
Befunde von verschiedenen Diagnostikern in gleicher Weise
interpretiert werden.

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Reliabilität:
Mit diesem Begriff wird die Genauigkeit einer Messung
bezeichnet.
• Wiederholungsreliabilität: Schätzwert für die zeitliche
Stabilität eines Merkmals
• Paralleltestreliabilität: Gleichwertigkeit der Messungen aus
zwei Paralleltests
• Split-half-Reliabilität und Konsistenzanalyse sind zwei
Verfahren zur Einschätzung der Genauigkeit einer Messung durch
Prüfung der Homogenität der Antworten.

Valididtät:
Die Genauigkeit mit der ein Test das misst, was er messen soll. Wird
mit der Messung das richtige Merkmal erfasst?
Verfahren zur Bestimmung der Validität:
Inhaltsvalidität: Inhaltliche Analyse des Messverfahrens um
festzustellen ob das Messverfahren den zu messenden Merkmalsbereich
hinreichend genau repräsentiert.  wichtig bei der Konstruktion von
schriftlichen Klassenarbeiten
Kriteriumsvalidität: Zusammenhang zwischen den empirisch gemessenen
Ergebnissen des Messinstruments und externen empirischen
Außenkriterien, die mit den Ergebnissen des Tests korrespondieren.

Prognosevalidität von Auswahlverfahren:


Prädidktive Validitätskoeffizienten sind das wichtigste Gütekriterium
für selektive Maßnahmen (z.B. Zulassung zu einem Studiengang ...). Zur
Veranschaulichung der Prognosevalidität dient folgende Grafik.

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Abb.: Modell der einfachen Selektionsentscheidung

Erläuterung zur Abbildung:


Alle Entscheidungen werden nach einem Prädiktor X gefällt. Alle
Personen, die einen kritischen Prädiktor (z.B. IQ = 110)
überschreiten, werden aufgenommen, die übrigen abgelehnt.
Ein weiterer Prädiktor Y (z.B. Durchschnittsnote) beschreibt die
Bewährung der selektierten Probanden. Es gibt zwei Bewährungsklassen
„erfolgreich“ und „nicht erfolgreich“, die den Probanden nach
Beendigung des Prognosezeitraums zugewiesen werden.
Ist die statistische Beziehung (auch prognostische Validität genannt)
zwischen X und Y bekannt, so kann man anhand dieser Information die
Zahl der Treffer und Fehler eines Selektionsvorganges bestimmen. In
der Abbildung ist die prognostische Validität durch die Weite der
Ellipse symbolisiert.
• Gruppe A: Dies sind die erwartungsgemäß erfolgreichen
Bewerber
• Grupppe B: Die zu Unrecht aufgenommen Bewerber
• Gruppe C: Die erwartungsgemäß erfolglosen Bewerber
• Gruppe D: Die zu Unrecht abgewiesenen Bewerber.

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 In Entscheidungssituationen hängt die Zahl und die Art der Fehler


nicht allein von der prognostischen Validität ab, d.h. von der Höhe
der Korrelation zwischen Merkmal und Kriterium, sondern auch von der
Selektionsquote (Anteil der Aufgenommenen Bewerber A + B) und der
Grundquote (Anteil der Geeigneten: A + D)
12. Bezugsnormen

Um einen Messwert auf einer Skala richtig einordnen zu können, muss


man Kenntnisse über den Maßstab der Skala haben. Aufschluss darüber
geben die drei Bezugnormen.
• Soziale Bezugnorm: Ausprägungsgrad eines individuellen
Merkmals wird im Vergleich zu den Merkmalsausprägungen anderer
Individuen bestimmt.
• Individuelle Bezugsnorm: Leistungen anderer Individuen sind
irrelevant. Die individuelle Leistungsentwicklung steht im
Vordergrund und dient als Grundlage für die
Messwertinterpretation.
• Kriteriale Bezugsnorm: Leistungsmessung anhand eines vorher
festgelegten Erfolgskriteriums.

13. Normskalen

Mittelwert

Standardab-
weichung
z-Werte: 1
IQ-Werte: 15 ...

Abb.: Normalverteilte Testrohwerte und verschiedene gebräuchliche Normskalen

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Normskalen machen es möglich, Rohwerte eines Tests (z.B. die Zahl der
richtigen Lösungen in einem Intelligenztest) allgemeinverständlich
(z.B. in dem Normwert IQ) darzustellen.

Individuelle Merkmale & Lernresultate (vgl. Krohne & Hock 2007, ab S.


529)

14. Beispiel für Konzentrationstest

• Aufmerksamkeits-Belastungs-Test d2 (Brickenkamp, 2002)


14 Zeilen mit je 47 Zeichen, 20 s Zeit pro Zeile

Aufgabe: Streiche alle d mit 2 Strichen durch

Beispiel:
, „ , , , , „ „
d p p d d p d p d p d d
“ ‘ “ ‘ “ ‘ ‘ ‘ “
Weitere Testverfahren zur Konzentrationsleistung sind in Kapitel
14 dargestellt.

15. Beispiele für emotionale und motivationale Merkmale

• Angst; Ängstlichkeit: (Aufgeregtheit und Besorgnis) als


zentrales leistungs-beeinträchtigendes Persönlichkeitsmerkmal;
äußert sich In Bewertungs-, Leistungs-, oder Prüfungsangst.
• Selbstwirksamkeitserwartungen: (auch als Kompetenzerwartung
bezeichnet) betreffen Einschätzungen hinsichtlich effektiver
Handlungsmöglichkeiten in einer Problemsituation.

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• Kontrollüberzeugungen: sind mit dem Konzept der


Selbstwirksamkeitserwartung verwandt und werden unterschieden in
internale Kontrollüberzeugungen (bestimmte Ergebnisse sind die
Konsequenz eigener Verhaltensweisen) und in externale
Kontrollüberzeugungen (Ergebnisse hängen von situativen Umständen
ab).
• Selbstkonzept: hierunter versteht man die Beschreibung und
Bewertung eigener Merkmale (z.B. intellektuelle Fähigkeiten,
sportliche Leistungen, soziale Akzepteanz, physische Erscheinung)
• Motivation: das Leistungsmotiv (z.B. Hoffnung auf Erfolg,
Furcht vor Misserfolg) ist das wichtigste und am besten
erforschte Merkmal.
• Belastungen: Alltagsbelastungen im Kontext der Schule.
Belastungsquellen sind Leitungsanforderungen, soziale Probleme
mit Mitschülern.

16. Lehrzieltests: Beispiele für Reproduktion, Reorganisation,


Transfer und Problemlösen
(Lehrzieltest = lehrzielorientierter Test)

• Reproduktion: bezieht sich auf die Kenntnis behandelter Daten,


Fakten, Regeln usw., sowie auf die Beschreibung und Verwendung
geübter Techniken  reines Wiederholen oder Nachvollziehen,
Demonstration von Fertigkeiten in bereits bekannten
Zusammenhängen.
• Reorganisation: meint das Selbständiges Auswählen, Anordnen,
Verarbeiten und Darstellen bekannter Sachverhalte.
• Transfer: Das Übertragen von Gelerntem auf neue, aber dem
Übungszusammenhang vergleichbare Situationen.
• Problemlösen: Das kreative Bearbeitung neuer Aufgaben mit dem
Ziel, selbstständig zu Lösungen, Folgerungen und Bewertungen zu
gelangen, sowie das Auswählen und Anpassen von Methoden und
Verfahren in neuartigen Situationen.

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Schullaufbahnberatung & Umwelt- und Systemmerkmale (vgl. Krohne &


Hock, ab S. )

17. Beispiele für Fähigkeiten und Fertigkeiten, die bei der


Schuleingangsdiagnostik überprüft werden

Nach Krohne&Hock Psychologische Diagnostik, Kap. 18.3:


 Physische Merkmale: Ossifikation (Knochenbildung),
Dentition („Zahndurchbruch“ – Mensch hat 2 Dentitionen:
Milchzähne, Erwachsenenzähne), motorische Entwicklung
 Kognitive Merkmale: Wahrnehmungsdifferenzierung,
Sprachbeherrschung, Konzentration
 Motivationale Merkmale: Leistungsbereitschaft,
Belastbarkeit, Misserfolgstoleranz
 Soziale Merkmale: Lösung von Bezugspersonen,
Bereitschaft zum Kontakt mit Fremden
Nach Hr. Heim-Dreger können Schuleingangstests aus folgenden
Untertests bestehen:
Untertest 1: Untertest 2:
Formauffassung / Feinmotorik
Unterscheidungsvermögen
Untertest 3: Untertest 4:
Erfassung von Größen-, Beobachtungsgabe
Mengen- und
Ordnungsverhältnissen
Untertest 5: Untertest 6:
Kritisches Beobachten Konzentrationsfähigkeit
Untertest 7: Untertest 8:
Merkfähigkeit Bildliche Gegenstandserfassung und
Situationsbeurteilung
Untertest 9: Untertest 10:
Sprach- und Hinweis auf den allgemeinen
Inhaltserfassung Entwicklungsstand

18. Wie könnte man die Güte eines Schuleingangstests überprüfen?

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Zum einen sind da die "üblichen" Kriterien: Objektivität, Reliabilität


und Validität; wobei wir bei diesem Test in der Veranstaltung
besonders die Reliabilität besprochen
haben.
Bei einem Schuleingangstest ist sicher die prognostische Validität ein
wichtiges Gütekriterium:
„Prädiktive/prognostische Validität (predictive validity): Die
Messdaten werden zu einem Zeitpunkt erhoben, der vor der Erhebung des
Außenkriteriums liegt. So kann der Grad bestimmt werden, in dem die
Messdaten das Kriterium vorhersagen (z.B. kann im Rahmen eines
Assessment-Centers eine Prognose für beruflichen Erfolg gestellt
werden).“

Die folgende Abbildung soll Aufschluss über die prognostische


Validität geben:

Prognostische Validität
Quelle: Hr. Heim-Dreger
19. Welche Zusammenhänge können Soziogramme aufzeigen

Durch ein Soziogramm kann die Struktur einer Gruppe in der Form eines
Netzwerks aus Knoten und Kanten dargestellt werden.
 Die Knoten repräsentieren dabei die Mitglieder einer Gruppe.
 Die Kanten repräsentieren die Beziehungen zwischen den Personen.

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Ziel: Die affektive Qualität der Beziehungen innerhalb einer Gruppe,


also das Muster aus Sympathien, Antipathien oder Indifferenzen, soll
veranschaulicht werden.
Siehe dazu folgende Abbildung:

Soziogramm
Quelle: Hr. Heim-Dreger

Weitere Anwendungsmöglichkeiten eines Soziogramms:


o Feststellen des „Beziehungsstatus“ von Personen innerhalb einer
Gruppe,
o Feststellen der aktuellen Gruppenstruktur,
o Diagnose von Veränderungen in den Beziehungen der
Gruppenmitglieder,
o Einschätzung der sozialen Integration innerhalb einer Gruppe,
o Aufschluss über Struktureigenschaften einer Gruppe,
o Aufschluss über Kohäsion der Gruppe.

Familiale Interaktion und Erziehungsverhalten (vgl. Krohne & Hock, ab


S. 553)

20. Definition Erziehungsstil

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Erziehungsziele sind interindividuell variable, aber intraindividuell


vergleichsweise stabile Tendenzen von Eltern, bestimmte
Erziehungspraktiken zu manifestieren (Erziehungsstile beziehen sich
auf Praktiken, nicht auf Wissen).

21. Skalen des Erziehungsstil-Inventar von Krohne-Pulsack

• Unterstützung:
• beim Aufbau von Problemlösestrategien helfen
• Voraussetzungen für den Kompetenzerwerb schaffen
• motivationale & emotionale Bedingungen für erfolgreiches
Problemlösen bieten
Beispiel: Mein Vater zeigt mir, wie Dinge funktionieren, mit
denen ich umgehen möchte.
• Einschränkung: begünstigt
• eine Orientierung des Kindes an vorgegebenen Normen und
Autoritätsmeinungen
• Übernahme von Wissensinhalten und fertigen Lösungen
• Aufrechterhaltung der Abhängigkeit vom Erzieher
Beispiel: Mein Vater sagt mir, dass ich für bestimmte Dinge, die
ich gerne tun möchte, noch zu jung bin. (wenig U. viel E. 
vernachlässigende Erziehung)
• Lob (positive Rückmeldung): Belohnung erwünschten
Verhaltens
Beispiel: Mein Vater freut sich, wenn ich bei einer Arbeit
geholfen habe.
• Tadel (negative Rückmeldung): Bestrafung unerwünschten
Verhaltens
Beispiel: Mein Vater wird ärgerlich, wenn ich Widerworte gebe.
• Strafintensität: Beschreibt die Intensität der negativen
Rückmeldungen
Beispiel: Wenn ich nicht pünktlich nach Hause komme ...

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• nimmt er es mir nicht übel.


• zeigt er mir, dass ich ihm Kummer gemacht habe.
• schimpft er mit mir.
• verbietet er mir meine Lieblingsbeschäftigung (z.B.
Fernsehen, Rad fahren).
• gibt er mir Stubenarrest.
• schlägt er mich. (ansteigende Intensität der Beispiele)
• Inkonsistenz: Inkonsistenz macht das Elternverhalten für das Kind
schwer prädizierbar, so dass es z.B. dessen Konsequenzen oder die
Folgen eigener Handlungen nicht genau absehen kann.
Beispiel: Mein Vater lässt sich lange Zeit nicht anmerken, dass
ihn etwas ärgert, wird dann aber plötzlich richtig wütend.

Determinanten der Schulleistung & Diagnostische Kompetenz (vgl. Helmke


& Schrader)

22. Definition Schulleistung

Schulleistung ist die individuelle Leistung von Schülern

23. Determinanten der Schulleistung

• Individuelle Determinanten:

o Kognitive Determinanten: Intelligenz (r = .50 bis .60),


Vorwissen, Lernstile & Lernstrategien, Metakognitive
Kompetenzen, Handlungskontrolle

o Motivationale Bedingungen: Fähigkeitsselbstkonzept,


Lernmotivation, Interesse

• Familiäre Determinanten:

o Genetische Einflüsse: direkt, Interaktion von Genotyp &


Umwelt

o Statusvariablen: wirken indirekt auf Schulleistung

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24. Korrelation

Die Korrelation ist die Wechselbeziehung zwischen zwei oder mehreren


Variablen

25. Diagnostische Kompetenz von Lehrern

Die Forschung hat gezeigt, dass Lehrerurteile vielfach nicht objektiv


( verschiedene Lehrer beurteilen dieselbe Leistung unterschiedlich),
nicht reliabel ( wiederholte Beurteilungen fallen unterschiedlich
aus ) und nicht valide ( Urteile werden durch andere Faktoren als das
zu beurteilende Merkmal beeinflusst) sind.

26. Diagnostische Kompetenz von Eltern

• Die gefundenen Korrelationen zwischen Elternurteil und


Testleistung des Kindes weisen eine erhebliche Streuung von r=.20
bis r=.85 auf.

• Die kindliche Leistungsfähigkeit wird von den Eltern


überschätzt.

• Der kognitive Entwicklungsstand der Kinder wird relativ gut


eingeschätzt

• Nicht-kognitive Kindermerkmale weisen meist geringere


Zusammenhänge auf

• Mütter können zutreffender beurteilen als Väter

Unterrichtsbeobachtung (vgl. Helmke 2006, ab S. 42)

27. Fachübergreifende Merkmale guten Unterrichts

• Effiziente Klassenführung und Zeitnutzung, z. B.


Einhaltung verhaltenswirksamer Regel

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• Lernförderliches Unterrichtsklima, z. B. freundlicher


Umgangston konstruktiver Umgang mit Fehlern.
• Vielfältige Motivierung, z. B. Anregung des Neugier-
Leistungsmotivs, Freude am Fach der Lehrkraft
• Strukturiertheit und Klarheit, z. B. strukturierende
Hinweise (Vorschau, Zusammenfassung), angemessene Sprache
• Wirkungs- und Kompetenzorientierung, z. B. Fokus auf
den Erwerb fachlicher, überfachlicher und nichtfachlicher
Kompetenzen
• Schülerorientierung, Unterstützung, z. B. Lehrkraft als
fachliche und persönliche Ansprechperson, Schüler ernst nehmen
• Förderung aktiven, selbstständigen Lernens, z. B.
Angebote für selbstständiges, eigenverantwortliches Lernen,
vielfältige Lerngelegenheiten
• Angemessene Variation von Methoden und Sozialformen,
Schüler-, fach- und lernzielangemessene Variation von
Unterrichtsmethoden
• Konsolidierung, Sicherung, intelligentes Üben, z. B.
Aufgaben nicht nur mechanisch, sondern „intelligent“ üben,
Bereitstellung unterschiedlicher Transfermöglichkeiten
• Passung, z. B. Anpassung der Schwierigkeit und des
Tempos an Lernsituation, sensibler Umgang mit heterogenen
Lernvoraussetzungen

Mit Hilfe eines Fragebogens, der von den Schülern ausgefüllt wird,
können die Merkmale eines guten Unterrichts bewertet werden. z.B. zum
zweiten Merkmal:
- Wie oft lachst du im Unterricht?
- Ist der Lehrer schnell verstimmt, wenn du einen Fehler machst?

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