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Der

Schöpfer

Der Schöpfer
Gottfried Meskemper, Bremen,
Vorsitzender des DCTB von 1976 - 1997

Es wird viel Theistische Evolution


um die Frage Unsere menschliche Vorstellung
gestritten, ob streikt immer wieder, wenn es um die
diese Welt Übertragung biblischer Erkenntnisse
eine Schöpfung auf die Wissenschaft geht. So konnte
Gottes ist oder man bestenfalls zugestehen, dass die
durch den Urknall entstand. Je nach Welt irgendwie von Gott geschaffen
Wissensstand haben Christen die Frage sein könnte. Aber er würde dazu eben
der Schöpfung für unerheblich erklärt die Jahrmilliarden benötigt haben, die
oder sich, so gut sie konnten, in die Aus- die Wissenschaft heute beherrschen.
einandersetzung begeben. Eine Entstehung auf Befehl scheint
Karl Heim hat wohl als erster wieder unvorstellbar. So bildete sich auch im
versucht, sachkundig das Gespräch mit Denken von Christen eine Zwitter-
den Naturwissenschaften zu führen. Vorstellung von einer Schöpfung mit
Dann hat es lange Jahrzehnte gedauert, einem Langzeitprogramm heraus, das,
bis das Gespräch erneut aufgenommen was man heute theistische Evolution
wurde. Es waren die Wissenschaftler nennt. Gott wird zwar die Urheber-
der „Studiengemeinschaft Wort und schaft zuerkannt, aber er musste,
Wissen“, die nach den Impulsen, die anders als es die Bibel sagt, unendlich
von Karl Heim und Wilder-Smith aus- lange Zeiträume benötigt haben, um
gingen, den Faden wieder aufnahmen. seine Schöpfung endlich zu Stand und
Aber dabei geht es nicht nur um die Wesen zu bringen - Wunder dauern
Frage, ob ein Gott die Welt geschaffen eben etwas länger.
hat, sondern darum, dass Jesus Christus Man kommt einfach von den phi-
der Schöpfer der Welt ist (Johannes 1, losophischen Vorstellungen eines unbe-
1-3). Die christliche Antwort auf die wegten Bewegers nicht los. Immerhin
Frage, „gibt es überhaupt einen Gott, war das Zugeständnis, dass die Natur
dazu noch einen, der die Welt geschaffen doch einen Gott als letzte Ursache ha-
hat?“ vereinfacht die Sache nicht, son- ben könnte, ein Fortschritt gegenüber
dern verschärft sie sogar noch. der Haltung einer rigorosen Bestreitung

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in den letzten Jahrhunderten. Zunächst lich, wir haben gelernt, vieles aus dem
galt immerhin wieder soviel, dass „die unsichtbaren Reich der Schöpfung ins
Verneinung Gottes durch das Weltbild Sichtbare zu übersetzen.
des 19. Jahrhunderts aufgehoben wur- Wir können mit dem Elektronenras-
de, die Verneinung dieses Weltbildes termikroskop einen Blick ins Kristallge-
durch das Naturbild des 20. Jahrhun- füge tun und die Spaltung von Atomen
derts“ (Prof. Hans Rohrbach). beobachten. Wir können den Lebens-
Wir wollen nicht verhehlen, dass ein faden der sogenannten DNS (Desoxy-
Problem gedankliche Schwierigkeiten ribonukleinsäure) sichtbar machen und
bereitet: Niemand außer Gott war bei sogar Gene manipulieren. Aber das alles
der Erschaffung der Welt dabei. Eine ist noch gar nicht die unterste Etage. Die
Schöpfung aus dem Nichts (creatio ex Molekülketten der Gene setzen sich aus
nihilo) war zumindest in vergangenen Bausteinen, den Aminosäuren zusam-
Jahrhunderten schwer vorstellbar. men, deren chemische Zusammenset-
Wohl hatte Demokrit (430 - 370 v. zung man inzwischen auch kennt. Und
Chr.) schon gedanklich die Materie bis die Chemie der Gen-Bausteine ist nur
ins unverstellbar Kleinste, „nicht mehr möglich, weil zwischen ihren Atomen
Teilbare“ (griechisch àtomos) hinein Bindungskräfte auftreten, die den einfa-
verfolgt, aber das allgemeine Interesse chen, ebenso wie den großmolekularen
und die technische Nachprüfbarkeit Zusammenhalt gewährleisten.
sollten noch mehr als 2000 Jahre auf Diese Kräfte aber lassen sich wieder-
sich warten lassen. um mit elektrischen Wirkungen erklä-
ren, und damit ist der Kreis der Materie
geschlossen. Sehr vereinfacht darf man
sagen: Alles ist Elektrizität. Damit ent-
zieht sich aber schon die Materie selber
Alles Elektrizität einem letzten Verständnis. Sie scheint
Solange galt nur das für das normale sich bei weiterem wissenschaftlichen
Auge Sichtbare, das Begreifbare, und Eindringen immer mehr zurückzuzie-
selbst für den Gebildeten war eine hen. Es ist zwar alles noch erklärbar,
unsichtbare Wirklichkeit im heutigen aber die letzte Ursache ist unfassbar.
naturwissenschaftlichen Sinne nicht Wenn nun aber die Materie gar nicht
nachvollziehbar. Wie lange hat es gedau- Materie, sondern Energie ist, wo haben
ert, bis man einleuchtende Erklärungen wir dann in Wahrheit Sichtbares? Dann
für die Wirkungen des Magnetismus, ist sogar das, was wir für Sichtbares
der Elektrostatik und der Raumwir- halten, in Wahrheit unsichtbar.
kung elektromagnetischer Wellen fand? In meinem Beruf als Elektrotech-
Heute scheint das alles selbstverständ- niker habe ich es ausschließlich mit

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den unsichtbaren Ursachen vielfältiger


Wirkungen der Elektronen zu tun. Es
gibt wohl keinen physikalischen oder
chemischen Vorgang, der nicht in zwei
Richtungen elektrische Wirkungen
hervorbringt: Ein stromdurchflossener
Leiter baut ein Magnetfeld auf und um-
gekehrt, ein in einem Magnetfeld be-
wegter Leiter erzeugt einen Stromfluss.
Oder: Der Druck auf zwei piezoelektri-
sche Kristalle erzeugt einen Strom. Der ben, können wir sie auch im Blick auf
Stromfluss durch zwei piezoelektrisch die Aussagen der Bibel vergleichsweise
wirksame Kristalle erzeugt mechanische anwenden: Gläubige Christen sind freie
Kräfte. So lassen sich fast alle Wirkun- Menschen, die durch die herrschende
gen umkehren. Die Ursachen sieht man Kraft Gottes in die gleiche Richtung
mit bloßem Auge nicht, und doch ent- bewegt werden.
stehen Wirkungen. Durch den Vergleich der unsicht-
Auszubildenden wird der Merksatz baren Ursachen der Wirkungen des
vermittelt: Elektrischer Strom ist die elektrischen Stroms mit den Aussagen
gerichtete Bewegung freier Elektro- der Bibel über Gott wurde manchem
nen. Und diese Wirkung wird durch jungen Menschen klar, dass die land-
eine Spannung hervorgerufen, die an läufige Meinung, man könne an Gott
den Klemmen einer Spannungsquelle nicht glauben, da er ja nicht zu sehen
(Batterie, Generator oder Transforma- ist, letztlich nicht überzeugt. Es zeigt
tor) herrscht. Nur gleichgerichtet sich sich, dass die meisten darüber einfach
bewegende Elektronen sind in der Lage, nicht nachgedacht haben. Die Gesprä-
Arbeit zu leisten. che über den Glauben verliefen deshalb
auch keineswegs aggressiv oder ironisch,
sondern sehr ernsthaft.
Damit sind aufgrund unserer mo-
dernen naturwissenschaftlichen Er-
Von Gottes Kraft bewegt kenntnisse die biblischen Aussagen über
Nun sind das gewiss alles Begrifflichkei- die Entstehung des Kosmos und des
ten, mit denen wir das unzugängliche, Lebens gar nicht mehr so unverständ-
unanschauliche eigentliche Ursache- lich, wie man immer behauptet. Ich will
Wirkungs-Schema zu beschreiben damit natürlich nicht sagen, dass die
suchen. Da wir uns aber international unsichtbare Energie jenes „Nichts“ sei,
auf diese Sprachregelung geeinigt ha- aus dem die Welt geschaffen wurde.

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Dies ist nur ein Vergleich, ein seinen Widersacher, den Goethe im
Analogieschluss, den die meisten Faust sagen lässt:
Wissenschaftler und Theologen heftig
„...und alles, was besteht,
zurückweisen, weil sie befürchten,
ist wert, dass es zugrunde geht.“
Gott sei damit durch die Hintertür
doch wieder bewiesen und sie müssten Es wird gern vom Prolog des Jo-
dann womöglich zwangsläufig an ihn hannes-Evangeliums gesprochen, wenn
glauben. Wenn man nun aber in der Johannes 1, 1 - 3 zitiert wird, so als ob
Wissenschaft so zu denken genötigt das ein nicht originärer Text, sondern
ist, warum weigert man sich dann, den ein späterer Zusatz der Gemeinde wäre.
letzten Schritt auch noch zu tun, der Aber dieser Prolog, den man auch als
auf die Spur Gottes führt? Christus-Hymnus deklariert, ist eben
doch Wort Gottes: „Im Anfang war das
Wort, und das Wort war bei Gott, und
Gott war das Wort. Dasselbe war im An-
fang bei Gott. Alle Dinge sind durch das-
Jesus der Techniker selbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts
Jesus ist nicht nur der Tecton, der Tech- gemacht, was gemacht ist.“
niker (Luther übersetzte „Zimmer- In diesem Prolog ist, wie überhaupt
mann“), sondern zugleich der Archae- im Johannes-Evangelium, auffallend
Tecton, der Architekt oder Erzbaumeis- deutlich vom Wort, dem Logos, die
ter, wie man im Mittelalter gesagt haben Rede, was Theologen dazu verleitet hat,
würde. Von ihm stammen die Entwürfe ihm griechische Herkunft und Prä-
der ersten Schöpfung und auch die der gung zu unterstellen. Inzwischen weiß
Erde nach der Sintflut ebenso wie die der man aber, dass gerade die Versform des
Stiftshütte. Er hat sich im Himmel in Prologs typische Merkmale jüdischer
spielerischer Weise mit seiner Schöpfung Dichtung aufweist, den sogenannten
beschäftigt, es kostete ihn keine Mühe parallelismus membrorum, das heißt
(Sprüche 8, 22 - 31), ganz im Gegensatz die Wiederholung des Schlusswortes im
zu später, als die Schöpfung durch den Anfang der nächsten Zeile.
Sündenfall verdorben war (Jesaja 42, 23). Der Versuch, der Bibel andere
Jesus Christus tritt uns ebenso als Entstehungsursachen außerhalb von
irdischer wie als himmlischer Baumeister Offenbarung zu unterstellen, gelingt
entgegen, ohne dass damit die von Frei- auch an dieser Stelle nicht. Wie sollte er
maurern gebrauchte Formel „G.B.a.W“ auch gelingen? Jesus hatte sich seinem
(Großer Baumeister aller Welten) ge- Kommen auf diese Erde seine Personen-
meint ist. Dort soll es sich in Wahrheit beschreibung und Auftragsbestätigung
nicht um Gott handeln, sondern um im Alten Testament vorausgesandt. Wer

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wissen wollte, was es um den Messias ist, offenbar zunächst einmal, um die Bau-
brauchte nur in die Bibel zu schauen: „Ihr stelle Kosmos zu installieren. Danach
suchet in der Heiligen Schrift und meint, wird das Baumaterial in lebendige Zu-
ihr habt das Ewige Leben darin, und sie sammenhänge geordnet. Gott spricht,
ist‘s, die von mir zeugt“ (Johannes 5, 39). und es geschieht!

„Du großer Gott, wenn ich die Welt


betrachte, die du geschaffen durch
dein Allmachtswort,
Johannes 1, 1 und wenn ich auf alle jene Wesen achte,
1. Mose 1 , 1 die du regierst und nährest fort und
Der Prolog des Johannes-Evangeliums fort,
erinnert sehr stark an den ersten Vers des dann jauchzt mein Herz dir, großer
Schöpfungsberichts (1. Mose 1, 1) „Im Herrscher, zu:
Anfang schuf Gott Himmel und Erde, und Wie groß bist du, wie groß bist du?“
die Erde war wüst und leer, und der Geist
Gottes schwebte über den Wassern.“ Menschen möchten auch gern so
Diese Parallelität ist gewiss beab- als Befehlshaber auftreten, etwas nur
sichtigt, aber der Prolog geht weit über einmal sagen müssen und dann erleben,
die Schöpfungsaussage hinaus. Im Mo- dass es geschieht, ohne Widerspruch
sebuch steht nur, dass Gott schuf, im und Verzögerung. Wie oft verzweifeln
Prolog erfahren wir, wer dieser Schöpfer Bauherren und Architekten, weil ihre
ist: Jesus, das ewige Wort Gottes. Anordnungen nicht befolgt werden. Es
Für das Schaffen Gottes gibt es im 1. gibt Bauvorschriften, Bebauungspläne,
Mose-Buch ein besonderes Wort: bara. Normen und technische Anweisungen,
Die Ausleger streiten darüber, ob es ein und am Ende ist es doch anders gewor-
einmaliges Wort ist oder ob es in ande- den. Das Flachdach ist nicht richtig
ren Zusammenhängen auch gebraucht dicht, und die Bebauungsgrenze wurde
wird. Man will jetzt herausgefunden überschritten. Ordnungsstrafen und
haben, dass es mit der Tätigkeit des Kautionen sind die Folge. Gott dagegen
Töpfers zusammenhängt. Sehr häufig spricht, und es geschieht. Doch halt,
scheint es dennoch nicht gebraucht zu da gibt es ein Problem! Man hat oft die
werden, so dass das Schöpfungshandeln Scherzfrage gestellt, ob Gott einen Stein
Jesu damit in einzigartiger Weise cha- schaffen könne, den er selbst nicht he-
rakterisiert wird. ben kann? Ja, das kann er! Das mensch-
Wie sieht dieses bara-Schaffen aus? liche Herz ist so schwer, dass Gott sich
„und Gott sprach, es werde...“ (1. Mose daran zu Tode gehoben hat, am Kreuz.
1, 3 und andere). Ein Wort genügt also

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Leben ist möglich Temperaturen. Würde sie nur von einer


Seite beschienen, so würde dort alles
Wir wollen in wenigen Sätzen überden- verbrennen, auf der entgegengesetzten
ken, welche Voraussetzungen erforder- Seite alles erfrieren. Wohnen wäre für
lich sind, um auf dieser Erde Leben zu Menschen nur im Übergangsbereich
ermöglichen: Da müssen Temperatur denkbar - ob es überhaupt möglich wäre,
und Licht, Massenanziehung und bio- sei dahingestellt. Hätten wir nicht die
logische Lebensbedingungen stimmen. Schrägstellung der Erdachse, so gäbe es
Wäre die Sonne uns nur etwas näher, so keine Jahreszeiten. Wie wohltuend ist in
würden wir verbrennen, wäre sie etwas den gemäßigten Zonen der Wechsel von
weiter entfernt, so würden wir erfrieren. Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter.
Das Gleiche geschähe, wenn sie etwas Unser Herr hat sich viel einfallen
größer oder kleiner wäre. Gäbe es den lassen, um unser Leben möglich zu
Mond nicht, so würden die Weltmeere machen. Soviel nur über die groben
verfaulen. So aber werden die Wasser der Rahmenbedingungen. Das Staunen
Ozeane bis in ausreichende Tiefen durch wird noch größer, wenn man in die
Mondanziehung durchmischt. Gleich- Mikrowelt des Lebens hinabsteigt. In
zeitig sichert uns der Mond noch gegen diesem Bereich kann man sich mit Hilfe
Steinschlag. Seine Oberfläche ist zernarbt der Bücherreihen der Studiengemein-
von Meteroriteneinschlägen, die uns schaft Wort und Wissen tiefere Einblicke
sonst alle getroffen hätten. Hätten wir verschaffen.
kein Wasser, so wäre Leben überhaupt
nicht möglich. Aber Wasser verhält sich
nicht normal, es müsste eigentlich nach
seiner Zusammensetzung (H2O) ein Gas
sein. Seinen Flüssigkeitscharakter be-
Schönheit der Schöpfung
kommt es nur durch die asymmetrische Für Schöpfung steht im griechischen
Anlagerung der Wasserstoffatome an das Text das Wort Kosmos. Das Wort ist
Sauerstoffatom, die wie polarisierte Stäb- verwandt mit unserem Begriff Kosmetik
chen wirken. Dadurch bilden sich Mole- und deutet damit zugleich die Schön-
külketten. Es hat bei + 4o C seine größte heit der Schöpfung an. In der wissen-
Dichte, nicht etwa bei der niedrigsten schaftlichen Betrachtungsweise spielt
Temperatur. Dadurch schwimmt Eis bestenfalls die Zweckmäßigkeit eine
auf dem Wasser, und die Meere können Rolle, Ästhetik dagegen kaum. Christen
nicht von unten zufrieren, weil sie dann staunen immer wieder über die Großar-
nie mehr auftauen würden. tigkeit der Schöpfung Gottes. Schon der
Durch den Sonnenumlauf bleibt Beter des 8. Psalms war überwältigt, von
die Erde im Bereich angemessener dem, was er beobachtete:

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„HERR, unser Herrscher, wie herrlich Als er den Sturm auf dem See Geneza-
ist dein Name in allen Landen, der du reth zu Ruhe brachte, fragten sie erschro-
zeigst deine Hoheit am Himmel! Aus dem cken: „Wer ist dieser? Denn er gebietet dem
Munde der jungen Kinder und Säuglinge Winde und dem Wasser, und sie sind ihm
hast du eine Macht zugerichtet um deiner gehorsam“ (Lukas 8, 25).
Feinde willen, dass du vertilgest den Feind Das ist eine andere Kategorie als
und den Rachgierigen. Wenn ich sehe die die gefühlsselige Neugier, die heute auf
Himmel, deiner Finger Werk, den Mond sogenannten Heilungsversammlungen
und die Sterne, die du bereitet hast: was ist beobachtet wird. Wenn Gott wirkt,
der Mensch, dass du seiner gedenkst, und ist heiliges Erschrecken da. Aber Jesus
des Menschen Kind, dass du dich seiner spricht wie bei der Erschaffung der Welt,
annimmst?“ und es geschieht (Psalm 33, 9).
Jesus hat die Art der Schöpfung wie- „Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht,
derholt, wie er sie im Alten Testament die Weisheit deiner Wege,
angewandt hat. „Er ... rief und sprach: die Liebe, die für alle wacht,
‚Kind stehe auf“ (Lukas 8, 54)! Der Tod anbetend überlege,
musste weichen, das Leben kehrte wie- so weiß ich vor Bewunderung voll nicht,
der. Die Jünger und umstehenden Men- wie ich dich erheben soll,
schen waren über solche Machterweise mein Gott, mein Herr, mein Vater.
nicht etwa entzückt, sondern entsetzt. Mein Auge sieht, wohin es blickt,

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und bäumte sich auf. Die Grundfesten


die Wunder deiner Werke: der Erde wurden erschüttert.
den Himmel, prächtig ausgeschmückt, Wie schön mag die Gestalt der
preist dich, du Gott der Stärke. unzerstörten Erde gewesen sein? Wenn
Wer hat die Sonn an ihm erhöht? man heute im Hochgebirge steil auf-
Wer kleidet sie mit Majestät? ragende Felswände vor Augen hat,
Wer ruft dem Heer der Sterne?“ ist man überwältigt. Aber es sind die
Spuren der Verletzungen der Erde.
Allerdings hat Jesus nicht Dinge Was unten war, ist nach oben gekehrt.
„hervorgezaubert“, die ebenso gut von Nur eine Idealisierung macht aus dem
Menschen hätten vollbracht werden zerrissenen Antlitz der Erde „Gottes
können. Er hat bei aller Großartigkeit schöne Natur“. Und dass er das Unters-
seiner Wunder keinen Schaueffekten te nach oben kehren könne, hat Gott
Vorschub geleistet. Die Wundersucht selber gesagt ( Psalm 46): „...wenngleich
macht er seinen Zeitgenossen und damit die Berge mitten ins Meer fielen“ (Vers
auch uns immer wieder zum Vorwurf: 3) oder „... wenngleich von seinem Un-
„Diese böse und ehebrecherische Art sucht gestüm die Berge einfielen“ (Vers 4). Wir
ein Zeichen, und es wird ihr kein Zeichen haben es nicht nur mit Geologie zu tun,
gegeben werden, denn das Zeichen des sondern mit der Macht Gottes und sei-
Jona“ (Matthäus 12, 39 und andere). nes Christus. Diese Einsichten vor Au-
gen, möchte man den Herrn gern noch
manches fragen, zum Beispiel, wie das
nun genau war mit der Erschaffung der
Welt, ob er den Film der Erdgeschichte
Tektonik nicht noch einmal zurückspulen könne.
Der Aufbau der Erdrinde, die Tek- Aber das sind Träumereien. Wir gehen
tonik, wird von Zeit zu Zeit durch auf den Tag zu, an dem wir ihn nichts
Verschiebung ganzer Kontinente unter mehr fragen werden, sondern wo in der
Spannung gesetzt, die sich in Erdbeben Begegnung mit ihm alle Fragen beant-
entladen. Der Tecton wusste das: „... wortet sein werden (Johannes 16, 23).
es werden sein teure Zeit und Erdbeben Die „Brunnen der großen Tiefe“
hin und wieder“ (Matthäus 24, 7). Er hatten Wasser, als es gebraucht wurde,
kannte den Aufbau des Erdmantels, anders als die „löchrigen Brunnen“
er hatte ihn selber so geschaffen, und (Jeremia 2,13), die sich Menschen ma-
er wusste, dass beim Sündenfall mehr chen, und in denen das Wasser einfach
zu Bruch gegangen war als nur das versickert. Wer nicht weiß, in welchem
Verhältnis des ersten Menschenpaares Gestein er seine Brunnen anlegen
zu Gott. Auch die Erde war gebrochen muss, steht dann im Bedarfsfall vor

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leeren Zisternen. Wasserprobleme ewige Kraft und Gottheit erkannt werden


gab es schon immer. Diese Erfahrung kann, wenn man es nur wahrnehmen
überträgt Gott auf geistliche Zusam- will, an seinen Werken, nämlich an der
menhänge. Selbstgemachte Religionen Schöpfung der Welt, so dass sie keine Ent-
(civil religion), die Propagierung ei- schuldigung haben“ (Römer 1, 19 - 20).
gener religiöser Erfahrungen werden
in der Bibel als „löchrige Brunnen“
bezeichnet, die keinen Ewigkeitswert
haben. Jesus ist dagegen das lebendige
Wasser (Johannes 4, 10).

Umweltzerstörung
Heute sind wir dabei, die Erde mit
technischen Mitteln zu zerstören. Nicht
nur, dass wir ständig versuchen, mit
schweren Explosionen die Tektonik
zu erschüttern, wir sind auch dabei,
das Himmelszelt aufzureißen. Aus
Millionen von Spraydosen sprühen
wir Millionen Tonnen Fluorkohlen-
Daher verwundert es nicht, wenn
wasserstoff in die Luft, um damit ein
in der Zeit von der Mitte des 18. bis zur
riesiges Ozonloch über der Polkappe in
Mitte des 19. Jahrhunderts Aufklärung
die Gashülle der Erde zu reißen. Man
gegen Offenbarung gesetzt wurde. Und
hat oft über die biblische Ausdrucks-
sofort wurde versucht, diese autonome
weise des „Himmelszeltes“, gelächelt
Vorstellung an der Schöpfungsfrage
und daraus ein unwissenschaftliches
festzumachen. Der deutsche Philosoph
Verständnis abgeleitet („Du breitest den
Immanuel Kant, Sohn einer gläubigen
Himmel aus wie einen Teppich“ – Psalm
Mutter, bemühte sich in seiner ersten
104, 2). Würden wir die Aussage des
wissenschaftlichen Abhandlung, einer
Römerbriefes beachtet haben, dass aus
„Theorie des Himmels“, um eine Erklä-
der Schöpfung auf Gott geschlossen
rung der Entstehung des Kosmos, ohne
werden kann, dann hätten gewiss viele
dass dabei Gott erwähnt wird. Die
Fehler vermieden werden können:
menschlichen Verhaltensmuster sind
„Denn was man von Gott weiß, ist ihnen
immer die gleichen; so verliert auch das
offenbar; denn Gott selber hat es ihnen
Wort Gottes nichts an Aktualität. 
offenbart, nämlich darin, dass Gottes

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