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2017
G E S C H I C H T E N AU S DE R RE GI ON Stark! UN D VO N DA H E I M
36 SAMSTAG, 25. FEBRUAR 2017 PFORZHEIMER ZEITUNG NUMMER 47
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Bildergaler
n Ei nkau f, Kochen Die Rezepte zum Wintermenü
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unter
und Essen
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ews.de
www.pz-n Mostini (Cocktail) se plattieren. Senf, Meerrettich
dekorieren und mit Strohhalm te, Salz, 1 EL Öl, Zitrone als Deko
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Salzwasser garen
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Annemarie und Felix Beigel (vorne) stoßen mit den Testesserinnen Snjezana und Andrea (links), Uta und Jaqueline (rechts) sowie PZ-Redakteur Sven Bernhagen und
„Heimatstark“-Köchin Beate Vogel (hinten) an. Nach dem Apfelsecco gab’s den Beigel’schen Most stilecht aus klassischen Krügen – pur oder als Schorle.
schule zusammen mit PZ-Redakteur und Hilfskoch Sven Bernhagen leise köcheln ten, Chili und
S
keptisch wäre noch ein freundliches Schweinefilets fragen können, nachdem sie
Wort für die ersten Reaktionen der unter den Hammer, pardon, unters Plattierei-
Gäste: „Most? Echt? Hm!“ Unsere sen gekommen sind. „Wer keines hat, kann
Hauptzutat hat nicht das beste Image. auch eine Bratpfanne nehmen, aber auf kei-
„Ich hab’s doch gleich gesagt: Damit kochen hätten wir nicht gedacht.“ nen Fall einen Fleischklopfer. Der ist
wir gegen Vorurteile an. Wir mögen den Cidre nämlich gezackt und macht
Annemarie und Felix Beigel, die in wurst, 1 EL Öl, 8 Schnittlauchhal- Mostsößle: 250 ml Most, 500 ml
der Franzosen und finden den Äppelwoi der die Fleischfaser kaputt“,
Hessen gut, aber beim heimischen Most zie- erklärt Vogel. Und:
hen wir die Nase hoch“, so Vogel: „Dabei ist „Das Brettchen im-
das doch ein Bestandteil unserer Kultur, auf akzeptieren. Also bekommen sie mer wieder nass
den geschälten Apfel fein würfeln, Sahne in einem Topf offen auf
den wir stolz sein könnten.“ Die Österreicher alternativ eine andere Wahrheit machen und auf
hätten sogar ein eigenes Mostviertel. Dort hat serviert: „Wir haben die schwar- das Fleisch eine
sich Vogel auch bei der Menüauswahl inspirie- zen Karotten kleingewürfelt und Frischhaltefolie,
ren lassen. „Man muss essen, was man erhal- den Reis solange behutsam un- dann klebt es
ten möchte“, sagt sie. Und der Most, tergehoben, bis er endlich die beim Klopfen
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Küchenkrepp Birnensor-
die Äpfel und letztlich die Farbe angenommen hat.“ Wer’s nicht an.“
kreis seien auf jeden auch gerne etwas weniger dem die Filets aus-
der feine Ge- tupfer im ansonsten wei- wie ein Bierteig, erklärt
Mosts über das Zwei Anläufe brauchte es und nach dem Plätten. wirkt, dass der Teig un-
Die erfahrenen Die muss nämlich richtig hart bekommt das Fleisch einen krossen Mantel
Testesserinnen und trocken sein, sonst verlieren und wird nicht trocken.
Uta, Andrea, Snje- die Würfel, die auf die Suppe ge- Logistisch ist das Most-Menü nicht das ein-
zana und Jaqueline streut werden, beim Anbra- fachste: Es muss viel kleingeschnippelt wer-
Teller portionieren, mit dem Top- und Nelke zugeben. Birnen in der
schwärmen: „Die ten ihre Form. Weil den und das dauert. Außerdem läuft vieles
Überraschung ist echt das aber nur optisch parallel, das erfordert Aufmerksam-
gelungen.“ „Das Thema einen Unter- keit. So will das Sorbet immer wie-
war super.“ Und: „Das Lecker: Der erste Blutwurst- schied macht, der umgerührt werden, während
war euer bestes Essen versuch wird zum Küchensnack. geschmack- die Suppe köchelt und das
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bisher.“ Was aber fängt lich aber kei- Fleisch geklopft wird. Vier bis
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Jasminreis, pürieren.
man als Küchenteam mit so einem über- nesfalls, landete fünf Stunden sollte man schon
Apfelchutney Vanillechadeau:
schwänglichen Lob an? Rot werden und verle- der Erstversuch einplanen. Und leider ist die
gen „Danke“ stottern? Wohl wissend, dass in kurzerhand in den Arbeit noch lange nicht getan,
der Küche längst nicht alles perfekt gelaufen Mägen des „Hei- wenn die Gäste am Tisch sit-
ist? Naja, immerhin scheint es so gut gewesen matstark“-Küchen- zen. Dann nämlich müssen die
zu sein, dass sie das nächste Mal unbedingt teams, getreu dem Schweinefilets direkt vor dem
wieder dabei sein wollen, und uns dafür gerne Motto: „Wer in der Servieren frisch ausgebacken
nefilet, 4 EL Zubereitung:
mal ein bisschen bauchpinseln. Küche verhungert, ist werden. Also gibt’s für die Gäste
„Wie habt ihr denn den Reis so schön lila- selbst dran schuld.“ nach der Suppe einen Mostini-Cock-
farben hinbekommen“, wollen die Testesserin- „Wenn die Schärfe in tail. Mit diesem Kniff in der Menü-
nen wissen. Die wahrheitsgetreue Antwort die Nase steigt, ist’s ge- Farbgebend: Die kleingewürfelten, folge lässt sich die Zeit bis zum
„Des isch so no worre“, wollten sie aber nicht nau richtig“, lobt Testes- schwarzen Karotten Hauptgang locker überbrücken.
verrühren, dabei den Most nach einfrieren. Aus dem Sorbet mit ei-
sein. Für etwa 60 Minuten ruhen ben, mit Minze, Puderzucker und
Rund 300 Tonnen Äpfel – ein paar Birnen und in Fässern vergären. Beigels haben letzten Muskel, der nicht viel zu arbeiten hat.“ Unsere
Quitten sind auch dabei – werden jeden Herbst Herbst erstmals 300 Liter eigenen Most ge- Fleisch stammt von einem Deutschen Land-
bei der Wurmberger Mosterei Beigel gepresst. macht – „weil es die Kunden immer wieder schwein, etwa neun Monate alt mit rund
Heraus kommen etwa 200 000 Liter Saft. „Das nachfragen.“ Außerdem lassen sie aus ihrem 120 Kilogramm Lebendgewicht vom Bauern in
wird vor allem bei jungen Familien immer be- Saft auch feinperlenden Apfelsecco machen. Altensteig und in Calw geschlachtet. „Wir ha-
liebter, dass sie aus ihren Äpfeln eigenen Saft Der hat am Ende 10,5 Prozent, wird mit Koh- ben aber auch Schweine aus Ersingen, die in Beate Vogel
machen lassen“, erzählen Annemarie und Felix lensäure versetzt und in Flaschen verkauft. unserer Filiale in Ellmendingen geschlachtet
Beigel. Die Äpfel stammen hauptsächlich von www.mosterei-beigel.de werden“, sagt Ganzhorn. Das sei tagesabhän- . . . lebt mit ihrer Familie in Dietlingen und gibt für die Volkshochschule
Streuobstwiesen im Heckengäu. Etwa 95 Pro- gig. Außerdem sei Schweinefleisch deutlich Pforzheim (www.vhs-pforzheim.de) und das Landwirtschaftsamt
zent nehmen die Leute als Apfelsaft – pasteuri- „Das ist das edelste Stück vom Schwein“, sagt besser als sein Ruf, „wenn Fütterung und Enzkreis rund 60 Kochkurse pro Jahr. Außerdem ist die 54-Jährige
siert und abgefüllt im Bag-in-Box-System – der Gräfenhausener Metzgereichef Werner Haltung stimmen und man dem Tier Zeit gibt, Ausbilderin für Hauswirtschaft. Sie begleitet die Heimatstark-Serie
mit. Der Most als Volksgetränk wie früher hat Ganzhorn (58) und drückt uns das Filet in die ohne Hormone langsam zu wachsen.“ als Kochexpertin bereits seit zwei Jahren. www.enzkreis-kulinarik.de
ausgedient – nur noch wenige lassen den Saft Hand: „Sehr mager von einem innenliegenden www.metzgerei-ganzhorn.de