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Die Germanische Lautverschiebung

Verfasst von
Anna Schäfer,
Susanne Balster,
Julia Horstmann
(WS 2003/04)
Gliederung
Germanische Lautverschiebung

•Hintergrundwissen zur germanischen


Lautverschiebung
•Begriffserklärung
•Lautverschiebung betrifft nur Konsonanten
zu 1) Unterscheidung nach Artikulationsart
zu 2) Unterscheidung nach Artikulationsort
•Wandel der germanischen Lautverschiebung
1) Tenuis-Spirans-Wandel
2) Media aspirata-Media-Wandel
3) Media-Tenuis-Wandel
•Übersicht
 Die Runenschrift
• Allgemeines über Schrift und Schriftkunde
• Herkunft der Runen
• Quellen
• Deutsche Runen
• Übung
• Literaturverzeichnis
Hintergrundwissen zur germanischen
Lautverschiebung
• Die Lautverschiebung führte zur Differenzierung zwischen
den germanischen und den übrigen indoeuropäischen
Sprachen. (Die indoeuropäische Sprachfamilie wird im
Deutschen auch indogermanische Sprachfamilie
genannt.)
• Überblick über die Indoeuropäische Sprachfamilie:
• Es ist nicht genau sicher, wann sich das Germanische
aus dem Indoeuropäischen als eigenständige Sprache
herausgelöst hat. Man nimmt jedoch an, dass im Verlauf
des 2. Jahrtausend vor Chr. das Germanische entstand.
• Die erste Lautverschiebung bewirkte eine Differenzierung
des Deutschen ggü. anderen indoeuropäischen
Sprachen, da sich das Wortgut der Sprachen sehr
ähnelte. Eine genaue Ursache für die erste
Lautverschiebung ist jedoch bis heute nicht bekannt.
• Die Lautverschiebung setzte ungefähr zwischen 1200 und
1000 vor Chr. ein und war ungefähr zwischen 500 und
300 vor Chr. abgeschlossen. Die Annahme, dass die
erste Lautverschiebung um 500-300 vor Chr.
abgeschlossen sein musste, beruht auf der Tatsache,
dass kein lateinisches Lehnwort im Germanischen die
Lautverschiebung mitgemacht hat. Demnach muss die
Lautverschiebung stattgefunden haben, bevor die
Germanen in Kontakt mit den Römern kamen.
• Die erste Lautverschiebung bezeichnet Veränderungen
der indogermanischen Verschlusslaute, durch die sich die
germanischen Sprachen von den anderen
indogermanischen Sprachen differenziert haben.
• Jakob Grimm (1785 – 1863) formulierte 1822 das Gesetz
für die erste Lautverschiebung, daher auch Grimmsches
Gesetz.
• Er erkannte den inneren Zusammenhang eines
Konsonantenwechsels und bezeichnete ihn als die erste/
germanische Lautverschiebung
Begriffserklärung

• Im Vergleich zu der Lautbildung anderer Sprachstämme


beschränken sich die heutigen germanischen Sprachen
auf drei bis vier bestimmte Stellen des Mundraumes. An
diesen Stellen wird der Durchtritt des Atemstroms, der für
die Bildung von Lauten notwendig ist, für den Bruchteil
einer Sekunde behindert:
• Lippen (labial)
• Gaumen (palatal)
• Zähne (dental)
• Segel (velar) (aus: Tschirch, 1966, S. 39)

→ Auf diese sog. „Artikulationsorte“ wird später


eingegangen.
• Die „Artikulationsart“ (s. unten) beschränkt sich auf
zwei Grundformen:

• Verschlusslaut (Explosiva): „[...] der Atemstrom [wird]


an einer der vier Bildungsstellen durch [einen] Verschluss
unterbrochen, der Verschluss aber unverzüglich mehr
oder weniger nachdrücklich wieder gelöst.“ (vgl.
Tschirch , 1966, S. 39)

• Reibelaute (Spiranten, Frikativa): „[...] durch


Annäherung der beteiligten Sprechwerkzeuge [wird] an
der jeweiligen Bildungsstelle der Atemstrom so
zusammengepresst, daß beim passieren der Enge ein
Zischgeräusch entsteht“ (vgl. Tschirch, 1966, S. 39/40).
• „Da bei der Artikulation eines Konsonanten die
Stimmlippen mitschwingen oder unbeteiligt bleiben
können, erscheint jede Explosiva und jeder Spirant in
doppelter Klanggestalt als [...] “ :

– stimmhaft (lat.: media = mittler)

oder als

– stimmlos (lat.: tenuis = eng, fest)

(vgl. Tschirch. , 1966, S. 40)


Lautverschiebung betrifft nur
Konsonanten
• Eine Lautverschiebung betrifft immer nur Konsonanten:

• „Vokale sind dadurch charakterisiert, dass der Mundraum


geöffnet ist und die Luft unbehindert (laminar) durch den
Kanal des Ansatzrohres fließt.“
(Linke, Nussbaumer, Portmann, 2001, S. 418)

• Konsonanten hingegen sind „Laute, bei denen die


Artikulatoren eine Enge oder einen Verschluss im
Ansatzrohr bewerkstelligen“ (vgl. ebd.)
• Die Konsonanten teilen sich in zwei Hauptkriterien:
1) nach der Artikulationsart = Art ihrer
Hervorbringung)
2) nach dem Artikulationsort = Stelle im Mundraum,
wo sie gebildet werden

(aus: Linke u.a., 2001, S. 419)


Zu 1.: Unterscheidung nach
Artikulationsart
• nasale (lat.: nasus, Nase) – m, n, ŋ
• Die Nasale sind am nächsten mit den Vokalen verwandt
und sind stimmhaft. Bei ihrer Aussprache ist der
Mundraum abgeschlossen und die Luft wird durch die
Nase geleitet, ohne dass eine Geräuschentwicklung
stattfindet.

• Bei den anderen Konsonanten bildet die Artikulation im


Ansatzrohr eine Enge/ einen vollständigen Abschluss des
Luftkanals. Je nach Konstriktion unterscheidet man
verschiedene Artikulationsarten (aus: Linke u.a., 2001,
S.419/ 420):
• tenuis (lat.: tenuis, eng, fest)
= stimmlose Verschlusslaute, Plosive - p, t, k

• media ( lat.: medius, mittler) - b, d, g


= stimmhafte Verschlusslaute, Plosive

• spirans (lat.: spirare, hauchen) - f, v, ph, w, s, sch,


ch, h, j
= Hauchlaute, Reibelaute

• aspirata (lat.: aspirare, anhauchen) - bh, dh, gh


= behauchte Laute

• liquida (lat.: liquidus, flüssig) - l, r


Zu 2.: Unterscheidung nach
Artikulationsort
• labial (lat. labium, Lippe): p, b, m, f, v, ph, w, pf
Die Lippen können einen offenen Abschluss des
Ansatzrohres mit eher rundem/ gespreiztem Querschnitt
bilden.

• dental (lat.: dens, Zahn): sch, t, d, tz, s, z, n


Hier artikuliert der Rand der oberen Schneidezähne
gegen den Innenrand der Unterlippe oder die
Zungenspitze artikuliert gegen den Innenrand der oberen
Schneidezähne.
• palatal (lat.: palatum, Gaumen): tsch, n, l
Wenn der Zungenrücken gegen den Hochgaumen
artikuliert, resultieren die palatalen Konsonanten.

• velar (lat.: velum, Segel): k, g, ng, nk, q, ch, j, kch


Die Artikulationsstelle liegt hier zwischen Hinterzunge
und weichem Gaumen.
(aus: vgl. Linke u.a., 2001, S.420/421)
Konsonantenwandel in der
germanischen Lautverschiebung

• Zur ersten (germanischen) Lautverschiebung


Unter dem Terminus der ersten Lautverschiebung
versteht man einen Reihe von lautlichen Veränderungen
der indoeuropäischen Verschlusslaute:

• 1.Tenuis-Spirans-Wandel:
Es erscheinen die ideur.
stimmlosen Verschlusslaute p, t, k

als germanisch
stimmlose „Reibelaute“ f, th, h (ch)
Ideur.: p > Germ.: f

t > þ (th)

k > h

stimmlose stimmlose
Verschluss- Reibelaute
laute
(Tenues) (Spirantes)
• Beispiele

lat.: piskis engl.: fisch dt.: Fisch p>f

ai.: bhrấta got.*:brōþar t > þ (th)

Lat.: capio got.: hafjan k>h

*Beispiele für das Germanische bietet v.a. das Gotische, da es


die einzige germanische Einzelsprache ist, von der es
umfangreiche Zeugnisse aus der Zeit vor 500 n. Chr. gibt.
• Ausnahmen

Die ideur. Verschlusslaute p, t, k


blieben auch im
Germanischen
in Verbindung mit sp, st, sk
erhalten:

lat.: spuere got.: speiwan dt.: speien

lat.: hostis got.: gasts dt.: Gast

lat.: miscēre ahd.: miskan dt.: mischen


• Ausnahmen
Ebenso bleibt t
nach k und p
unverschoben:

lat.: octo got.: ahtau ahd.: ahto dt.: acht


lat.: neptis ahd.: nift (dt.: Enkelin,
Stieftochter)
• 2. Media aspirata-Media-Wandel:

Die idg. behauchten Verschlusslaute


(mediae aspiratae) bh, dh, gh

werden
zu den germ.
stimmhaften Reibelauten b, d, g
Ideur.: bh > Germ.: b

dh > d

gh > g

stimmhafte stimmhafte
behauchte unbehauchte
Verschlusslaute Verschlusslaute
• Beispiele:

ai.: bhrấtā got.: brōþar > bh > b


(Bruder)

ai.: mádhyah got.: midjis (Mitte) > dh > d

lat.: ghostis got.: gasts (Gast) > gh > g


• 3. Media-Tenuis-Wandel:

Schließlich werden die ideur.


stimmhaften Verschlusslaute b, d, g

zu den germ.
stimmlosen Verschlusslauten p, t, k
verschoben.
Ideur.: b > Germ.: p

d > t

g > k

stimmhafte stimmlose
Verschluss- Verschlusslaute
laute
• Beispiele:

lit.: dubùs got.: diups (Dieb) > b>p

lat.: duo got.: twai (zwei) > d>t

lat.: augeo got.: aukan (sich mehren) > g>k


Übersicht
• Die folgende Übersicht lässt den gesetzmäßigen Charakter der
Konsonantenveränderung in der germanischen Lautverschiebung
erkennen:

Idg. : p t k bh dh gh b d g

Germ. : f þ h (χ) b d g p t k
Die Germanische Runenschrift
Allgemeines über Schrift und
Schriftkunde
• Schrift als Informationskanal
• Eine Art von Schrift ist die „Bilderschrift (Piktographie)“.
Gegenstände und Ereignisse werden nachgezeichnet, z.B.
auf Höhlenwände, Felsen, Steine, Knochen oder auch Holz.
• Die Schrift des vereinfachten und symbolischen Zeichens,
nennt man „Ideographie“ (aus Ideogrammen/ Sinnbildern).
Z.B: Chinesische Schrift, Schrift der Azteken (Alt Mexiko),
ursprünglich auch die Keilschriften.
• Ein weiteres Schriftprinzip nennt man „Akrophonie“. Dieses
Prinzip ist dem qualitativen Wandel zu Grunde gelegt.
Qualitativer Wandel: wenn das jeweilige Zeichen nur noch
einen Laut, gelegentlich eine Lautgruppe bezeichnet.
Charakteristisch: ägyptische Schrift ( von der Bildschrift über
Ideographie zum Zeichen, dass nur noch den Anlaut des
Namens bezeichnet).
• „
• „Schriftkunde“: Sie beschäftigt sich mit der Analyse,
Erschließung und der Deutung verschiedener
Schriftsysteme (Paläographie). Die Beziehung
zwischen Sprache und Schrift, sowie die Geschichte
der Schrift bzw. der Schriftsysteme hat sie auf zu
decken. Auch die Ausarbeitung und die
Verbesserung der „Orthographie“ gehören zu ihren
Aufgaben.
• Runenkunde ist ein fest bestehender Teil der
allgemeinen Schriftkunde und befasst
sich mit der Geschichte der altgermanischen
Schriftzeichen (Runen).
(aus: Huttler,1975, S. 103-105)
Herkunft der Runen

• Es ist eine auffallende Ähnlichkeit zwischen Runen und


den griechischen und lateinischen Buchstaben zu
erkennen.

• Runen sind letzten Endes durch norditalisch-etruskische


Vermittlung zu den Germanen gelangt. Sie müssen bei
den Südgermanen zu Beginn unserer Zeitrechnung
aufgekommen und weiter gezogen sein.

• Schwierigkeit: Es lassen sich nicht alle Runenzeichen aus


norditalischen Schriftsystemen erklären.
• Es ist noch nicht geklärt, wie die Reihenfolge der
Runen beschaffen ist. Sie ist von den im
Mittelmeerraum verwendeten Schriftsystemen
grundverschieden.

• Ein Vergleich kann nur mit der keltischen


og(h)am-Schrift stattfinden.
Unter og(h)am verbirgt sich das älteste irische Alphabet,
dass aus Punkten und Senkrechten oder schrägen
Strichen besteht, die unter oder über der Linie oder
diese durchkreuzend verlaufen. Auch die Richtung der
Schrift ist nicht festgelegt.
(Man konnte von rechts nach links, von links nach rechts,
von oben nach unten, von unten nach oben und auch in
Kombinationen schreiben.)
• Das Runen-Abc wird nach den ersten sechs Zeichen der
Runenreihe „Fuþark“, im Altenglischen gemäß dem
Lautwandel a › o „Fuþork“ genannt.

• Bei den Germanen ist der Runenzauber allgemein


bezeugt, dass heißt, dass sie ursprünglich kultischen
Zwecken dienten.

• Das älteste bekannte „Fuþark“ besteht aus 24 Zeichen.


Vergleich zu Englischen Runen

• Runen wurden ursprünglich aus Holz geschnitzt, in


Knochen, Stein, Metalle eingeritzt und aufgemalt, aber
nicht geschrieben.
(aus: Huttler, 1975, S. 105-108)
Quellen
• Runen findet man häufig auf Waffen, Amuletten,
Gebrauchs- und Schmuckgegenständen. Im Norden auch
auf Felsen und Grabsteinen (Runensteinen).

• Die meisten gefundenen Runen stammen aus dem 3.- 8.


Jahrhundert.

• Beispiel für Runeninschrift: Das goldene Horn

• Runen wurden und werden heute immer noch verwendet.


Ein gutes Beispiel hierfür ist der Nationalsozialismus.
Unzählige Vereine haben bestimmte Runenzeichen als
Logo benutzt.
(aus: Huttler, 1975, S.108)
Deutsche Runen

• Die meisten Denkmäler sind aus der Zeit der


Völkerwanderung entstanden. Sie sind äußerst wortkarg
und enthalten entweder nur das „Fuþark“ oder eine
unbedeutende Zeichenfolge. Magische Inschriften
kommen gelegentlich auch vor.

• „Merowingerzeit“ wird die Blütezeit der Runen auf dem


Festland bezeichnet. Sie bezieht sich auf den Zeitraum
vom 6. – 8. Jahrhundert. Die jüngsten belegten
Vorkommen wurden um die Wende des 8. – 9.
Jahrhunderts festgestellt.
(aus: Huttler, 1975, S. 110-112)
Übung

Übungsblatt „Fuþark“ :
• Schreiben Sie ihren Namen in Runenschrift auf.
• Übersetzen Sie die auf dem Blatt stehenden Zeilen.

Hausaufgaben:
• Finden Sie Runenzeichen, die im Nationalsozialismus als
Symbole für Organisationen verwendet wurden.
Literaturverzeichnis

• Autorkollektiv, unter Leitung von Wilhelm Schmidt:


Geschichte der deutschen Sprache, mit Texten und
Übersetzungshilfen. 2. Aufl. Volk und Wissen, Berlin 1970

• Linke, Angelika; Nussbaumer, Markus; Portmann, Paul


R.: Studienbuch Linguistik. Horst; Wigand, Herbert Ernst;
Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2001 (Reihe
Germanistische Linguistik (RGL): 121)

• Moser, Hugo: Deutsche Sprachgeschichte. Mit einer


Einführung in die Fragen der Sprachberatung, 3. Auflage,
Curt E. Schwab, Stuttgart 1957
• Schildt, Joachim: Abriß der Geschichte der deutschen
Sprache. Zum Verhältnis von Gesellschafts- und
Sprachgeschichte. 3. überarbeitete Aufl. Akademie, Berlin
1984

• Tschirch, Fritz: Geschichte der deutschen Sprache. І. Die


Entfaltung der deutschen Sprachgestalt in der Vor- und
Frühzeit; Erich Schmidt Verlag; 2. Auflage, Berlin 1966

• Hutterer, Claus Jürgen: Die germanische Sprache. Ihre


Geschichte in Grundzügen. Akadémiai Kiadó. Budapest
1975
Das älteste bekannte „Fuþark“

Englischen Runen
Das goldene Horn
Übungsblatt „Fuþark“ :
Indoeuropäische Sprachfamilie
Die Og(h)am-Schrift

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