Sie sind auf Seite 1von 94

08

DEUTSCHL A ND: 9,8 0 € · SCHWEIZ: 19,20 CHF · ÖSTERREICH: 10,90 € · LU X EMBURG: 11,50 € · 108 4 2
12 »UNSUSTAIN! TRANSFORM!«-MANIFEST: DAS ENDE DER NACHHALTIGKEIT?
GERMANY
9,80 € 4 191084 209802 08

08.2012 Ideen und Know-how für Design, Werbung, Medien ≥ www.page-online.de


Kreativer Prozess statt Geistesblitz

IDEE KOMM RAUS


KREATIVER PROZESS STATT GEISTESBLITZ
Tricks // Fallbeispiele // Trends

Infografiken per OpenType Narrative Stillleben Case Study: Viral Video


Kinderleicht mit der Schrift FF Chartwell Fotografisch & illustrativ – Dinge »Kony 2012«: Das am schnellsten
editierbare Diagramme erstellen in Bildern zum Leben erwecken verbreitete Webvideo aller Zeiten
Editorial PAGE 08.12 003

Open House
rung sowie dem gesteuerten Zufall
Tür und Tor öffnen?
Das Zukunftsinstitut in Kelkheim
fordert in seinem »Trend­Update« die
Integration aller Beteiligten in Innova­
tionsschleifen. Es spricht von Innova­
tion durch Rekombination, kurzum:
von Synnovation. Als Methoden, die
uns helfen können, das Thema neu zu
erschließen, führt es Open Innovation,
Multi­Stakeholder­Brainstormings, So­
cial Design, Innovation Jams, Creat­
n Sollte es jemandem einfallen, ein sourcing, Customer Co­Creation, Per­
Foto: Kirsten Nijhof

Haus für missbrauchte Worte einzu­ manent Beta und last, but not least,
richten, dann stünde der Wortfamilie Design Thinking an, welches am Hasso­
rund um die Kreativität eine ganze Eta­ Plattner­Institut gelehrt wird und dort
ge zu«, schrieb einmal Gabriele Fischer nicht bloß als eine weitere Methode,
in »brand eins«. »Das Label klebt auf sondern als »Change im Mindset« ver­
allem, was man hölichkeitshalber nicht standen sein will.
›interessant‹ nennen kann. Es bezeich­ Sei’s drum, lassen wir all die Buzz­
net Wirrköpfe wie Kopfarbeiter, veri­ words doch einfach mal beiseite: Es
table Künstler wie töpfernde Haus­ geht um nichts weniger als um den
frauen. Und ist inzwischen eigentlich Abschied vom Elfenbeinturm, um den
kaum mehr als die Wortvariante eines Sprung ins offene Feld multidiszipli­
leichten Kopfschüttelns.« Dem ist im närer Prozesse. Und machen wir uns
Grunde nichts weiter hinzuzufügen. nichts vor: Wenn es damit getan wäre,
Oder doch? Nun, schauen wir uns sich nur immer wieder neue Methoden
die komplexen Problemstellungen, de­ auszudenken, hätten wir dann nicht
nen wir – pardon! – Kreative heute ge­ längst alle eine Art kreativen Teilchen­
genüberstehen, doch an. Wäre es da beschleuniger im Haus? Nein, tragfä­
nicht geradezu ein Glücksfall, wenn hige Ideen sind und bleiben harte
sich auf unserer Etage Wirrköpfe und Arbeit. Mit einem leichten Kopfschüt­
töpfernde Hausfrauen eininden wür­ teln ist es nicht getan. Werkzeuge,
den? Wollen wir uns nicht ohnehin von Techniken und Strategien sowie Ein­
starren Ideenindungsprozessen ver­ blicke in die Kreativschmieden von
abschieden und der inszenierten Stö­ morgen – siehe Seite 24 ff.

Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisherin

Cover: Serial Cut, Kreativdirektor: Sergio del Puerto, Artdirektor: Dirk Schuster, 3­D­Artist: Benjamin Simon
004 page 08.12

INHALT
SZENE
006 Was die Branche bewegt
European Design Awards 2012; Plakate aus Kuba;
Ansichtssache: der Facebook-Auftritt von FriedWald;
Politaktion im Netz; Branding für Kvass Soda

014 Branche & Karriere


Joachim Kobuss über die Verantwortung von
Designern; Portfolio-Tool; Kreative in China

018 Ausbildung
Gespräch mit der Interface-Designerin und Profes-
sorin Tanja Diezmann; »Maschinistische Bilder«

TITEL
024 n Idee komm raus
Statt auf den einen, großen Wurf setzt die Branche
heute auf offene kreative Prozesse. Welche Strategien
dabei erfolgversprechend sind, haben uns Ideen-
menschen – von Christoph Niemann bis Götz Ulmer,
von Sven Ehmann bis Leif Huff – verraten

KREATION
036 n Manifest »Unsustain! Transform!«
Eine neue Generation öko-engagierter Gestalter
macht sich für das Ende der Nachhaltigkeit stark

042 n Case Study: Viral Video


Am Beispiel von »Kony 2012« lässt sich lernen,
worauf es bei der Konzeption und Umsetzung von
010 Szene: Ausstellungsdesign
Social-Media-Kampagnen ankommt

046 Möbelkommunikation
Beim Besuch des Mailänder Möbelmesse haben
wir interessante visuelle Trends entdeckt

052 Papierwelt
Notizbuch »Held der Arbeit«; Papier-Geschichte

TYPO
054 n Infograiken per OpenType
Mit der FF Chartwell lassen sich im Handumdrehen
wunderschöne Diagramme erzeugen

058 Beschilderungsschriften
Ralf Herrmann hat sich in ganz Europa Verkehrs-
schilder angesehen und dann selbst eine geeignete
Type entworfen: die Wayinding Sans Pro

064 Typowelt
074 Narrative Stillleben
Henriette von Typejockeys; Trio Grotesk; Ribera
page 08.12 005

≥ PAGE Online: Ob Stellenangebote, Inspiration,


News, Magazin-Volltextsuche, publishing-Tipps,
abo-angebote oder den page-Shop – das alles inden
Sie unter www.page-online.de

BILD
068 Animationsilmzeichner
Die Graphic-Short-Story-Sammlung »Neufundland«
schafft für diese besondere Art von Kreativen eine
Bühne. Endlich!

074 n Narrative Stillleben


Mit welchen illustrativen und fotograischen
Kunstgriffen es im Editorial Design gelingt, Objekte
zum Leben zu erwecken

082 Bildwelt
Hilfreiches Wasserzeichen von Getty; Tumblr-Blog
Geometry Daily; 3-D-Krimi; Galerie für Berlin-Bilder

TECHNIK
084 Holograische Projektionen
Lebensechte 3-D-Darstellungen faszinieren
Menschen seit jeher. Dank der heutigen Technik
lässt sich fast jede Idee umsetzen

092 Druckweiterverarbeitung, Teil 2


Heißfolienprägung und ihre Einsatzmöglichkeiten

094 Proi-Tipps für Web und Print


Von App Studio für XPress 9.1 bis Photoshop & Co

098 Tools & Technik


Nanograie-Technik für hochwertigen Digitaldruck;
Sascha Wolter über Windows 8; Microsoft-Tablet

SERVICES & STANDARDS


108 Kalender: Kongresse, Ausstellungen, Awards

110 Publikationen: Buchempfehlungen


für kreative Publisher
Bücher über Erotikmagazine und über Fragen zum
Design; der Gestalten-Band »Taken by Surprise«

003 Editorial
053 PAGE Shop 097 PAGE Studenten-Abo 103 PAGE Abo
106 PAGE Stellenmarkt
113 Impressum/Vorschau
114 Fundstücke von Jürgen Siebert

PAGE SEMINARE
022 »Design Management« mit Christine Hesse
045 Transmediales Story-Training mit der Good School
066 »Gutes Design entwickeln« mit Jochen Rädeker
067 »Gutes Design gut verkaufen« mit Jochen Rädeker
046 Möbelkommunikation
081 Visual Thinking Lessons mit der Good School
006 PAGE 08.12

SZENE
PAGE 08.12 007

Messer-Enten
Bei den gerade verliehenen European Design Awards 2012 gab es
viele Überraschungen – und jede Menge toller Artworks

n Endlich gute Nachrichten aus Grie­ Freuen dürfen sich auch die Deut­ Hinter den ED­Awards steht ein Zu­
chenland: Fünf goldene Awards gin­ schen Siri Poarangan und Johannes sammenschluss von 15 europäischen
gen dorthin, und zwar gleich an fünf Bergerhausen. Ihr Buch »decodeuni­ Designmagazinen. In diesem Jahr hat­
verschiedene Agenturen. Mit der grie­ code«, in dem sich alle 109 242 digita­ te die Jury, bestehend aus Redakteu­
chischen Kreativszene scheint also al­ len Schriftzeichen der Welt inden (sie­ ren dieser Magazine, 860 Einsendun­
les zum Besten zu stehen. Noch besser he PAGE 08.11, Seite 52 ff.) erhielt nicht gen zu begutachten. Sich die prämier­
waren nur die Niederlande mit sechs­ nur Gold, sondern dazu die Auszeich­ ten Artworks unter www.european
mal Gold. Drei dieser Auszeichnungen nung Best of Show. Überhaupt kön­ design.org anzuschauen, macht auch
erhielt das Den Haager Designstudio nen deutsche Kreative zufrieden sein, deshalb Freude, weil so viele unver­
Silo, das dann auch gleich zur Agency sie ergatterten zwar nur dreimal Gold, brauchte Arbeiten dabei sind – gera­
of the Year gekürt wurde. aber insgesamt die meisten Awards. de aus Ost­ und Südosteuropa. ant
»We love Brands« lautet das Motto
Ob Website,
von Silo, und das sieht man ihren Ar­
Verpackungen
beiten an. Sie sind durchdacht, sehr
oder Visiten-
abwechslungsreich und versprühen
karten: Das von
diese gewisse Leichtigkeit, die einfach
Silo entwickelte
Spaß macht – egal, ob in Print oder
Erscheinungs-
Online. Bestes Beispiel ist das Erschei­
bild für den Caterer
nungsbild für den jungen, aufstreben­
Orange Olive
den Caterer Orange Olive. Silo schuf mit
wird von liebens-
wunderbaren Illustrationen eine ganz
werten Krea-
eigene Orange­Olive­Welt, die von Ga­
turen bevölkert
belischen, Kaffeemaschinenhühnern,
Messerenten, Löffelhasen, Korkenzie­
herspechten und Kerzenleuchterhir­
schen bevölkert wird.
008 PAGE 08.12 SZENE

Von Havanna nach Halle


n Ausstellung. Auf der Heimreise von Havanna schlepp­

Von links unten nach rechts oben: Enrique Martínez, 1976; Antonia Pérez »Niko«, 1969; Studentenplakate von Francesca Siriani und Maciej Kowalski; Félix Beltrán aus den 1970er Jahren
Die Ausstellung
»Kubaner in Halle« ten Anna Berkenbusch und zwei Kollegen von der Burg Gie­
zeigt Plakate bichenstein Kunsthochschule Halle schwer an ihren Koffern.
kubanischer Künst- Siebzig Plakate aus ganz Kuba, von 1965 bis heute, hatten
ler und studenti- sie darin verstaut – für die Ausstellung »Kubaner in Halle«,
sche Arbeiten zum die noch bis zum 10. Juli in der Galerie im Volkspark zu se­
Thema Lüge. Mehr hen ist. Das Projekt ist das Ergebnis einer Kooperation des
davon sind auf Studiengangs Kommunikationsdesign mit dem Instituto Su­
www.page-online. perior de Diseño, dem Grafik­Designer und Illustrator Nelson
de/kuba zu sehen Ponce sowie Pepe Menéndez, künstlerischer Direktor des
Casa de las Américas. Der seit über 25 Jahren bestehende
Kontakt wurde in den letzten Jahren durch Besuche, Work­
shops und den Austausch von Studierenden neu belebt.
Im April waren Nelson Ponce und Pepe Menéndez nach
Halle gekommen und hatten gemeinsam mit Professorin
Anna Berkenbusch im Studienschwerpunkt Editorial einen
zehntägigen Workshop zum Thema Lüge veranstaltet. Stu­
denten aus Israel, Italien, Guatemala, China, Deutschland,
die alle einen je anderen Zugang zum Thema hatten, schu­
fen fünfzehn spannende Plakate. Die meisten davon sind
Siebdrucke, einige entstanden im Digitaldruck. Bei den ku­
banischen Exponaten handelt es sich um Siebdruck­Origi­
nale in kleiner Aulage, die für die Schau zum Teil digital
vergrößert wurden. Alle Plakate lassen sich käulich erwer­
ben. Zurzeit arbeiten die Studenten an einer Publikation
zur Ausstellung. Wer es also nicht nach Halle schafft, kann
sich die sehenswerten Arbeiten dann wenigstens dort an­
schauen (zu beziehen über annabe@snafu.de). ant

Knorpelwerk und Knoten


Ziemlich ver- n Grafikausstellung. Das eher für nen. Und da bieten die gezeigten his­
schnörkelt: moderne, zeitgenössische Stoffe be­ torischen Schmuckformen und ihre in­
Füllhörner, Tier- kannte Kunstmuseum Wolfsburg wagt dividuellen, kreativen Neuinspiratio­
schädel, Deline, sich an ein historisches Thema: »Orna­ nen – Groteske, Schweifwerk, Kartu­
Eroten und Putten, ment – Ausblick auf die Moderne« heißt sche, Knorpelwerk und Motive aus der
Masken, Roset- eine Ausstellung zur Ornamentkunst Botanik oder der antiken Mythologie –
ten, Palmetten des 15. bis 18. Jahrhunderts, die bis zum jede Menge Inspiration.
und andere Plan- 6. Januar 2013 läuft. Neben Albrecht Entstanden ist die Schau im Kon­
zenelemente Dürers berühmter »Serie der Knoten« text der Frank­Stella­Retrospektive, die
zieren die Graiken präsentiert sie an die hundert Kupfer­ kommenden September in der großen
der Wolfsbur- stiche, Holzschnitte und Radierungen, Halle des Kunstmuseums eröffnet. Seit
ger »Ornament«- unter anderem von Heinrich Aldegre­ den 1950ern – einer vom Minimalismus
Ausstellung ver, Daniel Hopfer, Cornelis Floris und geprägten Zeit – entwickelte der ame­
Giovanni Battista Piranesi. Nachdem rikanische Maler und Bildhauer Kunst­
die Abstraktion die Kunst der Moderne werke von immer opulenterer Orna­
dominierte, hat das Dekor im 21. Jahr­ mentik, die die Grenzen zwischen Bild
hundert wieder an Ansehen gewon­ und Raum aufheben. wl
PAGE 08.12 009

Ansichtssache
PAGE­Redakteurin Wiebke Lang
über den lebendigen Facebook­
Auftritt von FriedWald, einer
Marke für Waldbestattungen

n »Ihr habt immer viel um die Ohren und nur wenig Zeit
oder wollt den Schritt noch nicht gehen, eure letzte Ruhe­
stätte im FriedWald selbst auszusuchen? Auf dieser Seite
könnt ihr FriedWald­Förster Thomas Weber bei einer vir­
tuellen Waldführung begleiten.« Über diesen Post auf der
Facebook­Seite von FriedWald gelangt der User zu einer
eingebetteten Serie von Webilmen, in der ein bodenstän­
diger Herr in seriös bedecktem Tonfall und mit optimis­
tisch­beruhigendem Lächeln durch sein Revier führt. Er
beschreibt das Konzept der Naturbestattung, klärt über
Sicherheit, Grabarten und die Services von FriedWald auf.
Der Post gefällt 42 Personen, 12 kommentieren ihn.
»Das ist eine sehr gute Sache, meine Mutter liegt in so ei­
nem Wald einfach toll«, schreibt jemand. »Schön, dass dir
das so ein gutes Gefühl gibt«, antwortet FriedWald warm­
herzig. »Das freut uns sehr.« Dann erwähnt jemand ei­
nen Waldbestattungsort, der nicht zu FriedWald gehört –
aber auch mit einem solchen Fauxpas weiß der Dienst­
leister umzugehen: »Bestimmt ist der Wald in Laubach
auch sehr schön. Leider ist er aber kein FriedWald. An die­
ser Stelle wollen wir einmal anmerken, dass FriedWald eine
geschützte Marke ist . . .«
Wer schon persönlich mit Krankheit und Tod konfron­
tiert war, weiß, wie schwer sich unsere Gesellschaft damit
tut. Dies durch einen offenen Dialog aus der Tabuthemen­
ecke herauszuholen, ist also prinzipiell ein schöner Ansatz.
Der rege Facebook­Austausch zeigt ja auch, dass die Web­
community ein Stück weit die Funktion der Kirchenge­
meinde übernehmen kann. Um mit dem Unbegreilichen
des Sterbens umzugehen, haben sich Menschen vielfäl­
tige Rituale, opulente Feiern, Maskeraden oder Trauermu­
sik einfallen lassen – alles symbolische Handlungen, die
dem Verstorbenen und den Hinterbliebenen Mitgefühl
und Trost vermitteln sollen. Ob sich das Daumen­hoch­
Zeichen in diesem Rahmen etablieren wird? Und will ich
mich mit diesem kaum fassbaren, privaten und von indi­
viduellen Schicksalen geprägten Thema vor den Werbe­
karren einer Marke spannen lassen?
Der von Heye Digital relaunchte Facebook­Auftritt von
FriedWald bemüht sich sehr um eine unaufdringliche, per­
sönliche Ansprache. Dennoch stößt die »authentische«
Social­Media­Kommunikation hier schmerzhaft an ihre
Grenzen. Werbung ist eben keine Seelsorge. Komplexe
Emotionen werden im Social Web auf lapsige, polemische
Statements und schnelle Emoticons reduziert. Gefühlen
auf Facebook freien Lauf zu lassen, ist längst selbstver­
ständlich, doch wirken die Dialoge oft autistisch – fehlt
nun mal das feinstofliche Pingpong der Live­Begegnung
mit Raum für Körpersprache und Sinnlichkeit.
Empathie kann eben auch bedeuten, zugunsten einer
Umarmung einfach mal die Klappe zu halten. Gelegent­
lich jedoch rückt die Social­Media­Bigotterie im FriedWald­
Auftritt in den Hintergrund: dann, wenn es tröstliche Fo­
toserien von Bäumen, Blüten und Wurzeln zu sehen gibt.
Um das sympathische, glaubwürdige Konzept der Natur­
bestattung zu vermitteln, hätte eine ruhige, bildreiche
Unternehmenswebsite gereicht.
010 PAGE 08.12 SZENE

Kampf dem Waffenhandel


n Politaktion. Ist es okay, Webuser mit 25 000 Euro
zur Denunziation unbescholtener Bürger anzustiften?
Das tut das Zentrum für politische Schönheit, ein für
medienwirksame Provokationen bekannter Zirkel von
Künstlern, Kreativen und Menschenrechtlern. Erst im
März gewannen die Aktivisten mit dem Film »Schuld.
Die Barbarei Europas« über Spekulationen mit Agrar­
rohstoffen den Webvideopreis in der Kategorie FYI (For
Your Information). Was auch Kritik erntete, denn die reu­
ige Bankerin in der angeblichen Dokumentation gibt es
nicht, sie wird von einer Schauspielerin dargestellt.
Mit www.25000-euro.de nun soll eine Panzerlieferung
an Saudi­Arabien verhindert werden: Weil der Deal selbst
legal ist, will man die Haupteigner von Krauss­Maffei Weg­
mann mit Hinweisen über andere Delikte wie Steuerhin­
terziehung et cetera zu Fall bringen. Die ganze Klaviatur
moderner Webpropaganda wird aufgefahren, von Fahn­
dungsplakaten zum Ausdrucken bis zum Twitter­Tool,
um direkt Regierungssprecher Steffen Seibert zu adres­
sieren. Keine Frage, ein grober Klotz – wie der Handel
mit Kriegsgerät oder Lebensmittelspekulation – braucht
einen groben Keil. Wir sind auf die Ergebnisse gespannt,
hoffen aber, dass politische Gefechte im Web auch in
Zukunft differenziert bleiben. cg

Eselsohren
n Ausstellungsdesign. »Beauty in staben wurden mittels Lasercut ausge­
the making« lautete der Titel der Lon­ schnitten oder verbargen sich diskret
doner Schau von Papierhersteller GF unter aufgeklappten Eselsohren. Der
Smith, auf der sich alles um Papier Knick als einfache, dem Werkstoff Pa­
drehte – von der Herstellung über die pier aber sehr eigentümliche Gestal­
Verarbeitung bis hin zum Gebrauch. tungsmöglichkeit fand sich überall im
Ein exzellentes Beispiel für den kreati­ Ausstellungsraum wieder. Mit dieser
ven Umgang mit dem Material war das Handmade­Ästhetik gelang es Made­
Ausstellungsdesign selbst, konzipiert Thought, das Material gebührend in
und umgesetzt vom interdisziplinären Szene zu setzen und zu feiern. nik
Londoner Designstudio MadeThought.
Große Stapel Papier in unterschied­ Präzise gefaltet: MadeThought
lichen Farben dienten als Möbel, Leit­ setzt Papier mit einfachen Mitteln
system und Informationsträger. Buch­ gekonnt in Szene

Gezielte persönliche Angriffe über www.25000-euro.de:


rabiate Meinungsmache oder wegweisende Nutzung des
Internets als politisches Instrument?
PAGE 08.12 011

Energydrink auf Russisch


n Corporate Design. Kvass, ein trü­ Als Keyvisual entwickelten die De­
bes Gebräu aus gegorenem Brot, ist ein signer einen süßen illustrierten Kosa­
traditionelles Erfrischungsgetränk in ken, der mit einem Augenzwinkern auf
den Ländern östlich der Karpaten, wo die Herkunft des Getränks verweist
es aus Tankwagen an der Straße aus­ und vielfältige Gestaltungsmöglichkei­
geschenkt wird. Vier Kvass­Fans brin­ ten für Werbemittel bietet, etwa Wa­
gen die russische Brause jetzt nach ckelbilder und Kosaken­Hampelmän­
Deutschland. Für das Packaging­ und ner. Hierzulande wird die russische
Corporate Design des isotonischen Ge­ Brause übrigens auf Malzbasis herge­
tränks zeichnet das Münchner Grafik­ stellt, und zwar in einer kleinen Fami­
designstudio Melville verantwortlich. lienbrauerei in Franken. nik Königlich
Ein tanzender n Pantone-Farbfächer. Großbritannien feiert das
Kosake ist 60. Thronjubiläum von Elizabeth II. – ihr »Diamond Jubilee«
das Keyvisual versetzt das ganze Land in den Ausnahmezustand.
von Kvass Leo Burnett London ließ sich zusammen mit Pantone
eine besondere Hommage einfallen: Da die Queen
seit jeher für ihre monochromen Pastell-Ensembles
bekannt ist, kreierten sie einen limitierten Farbfächer.
Von Primrose Yellow bis Pink Carnation umfasst die
Palette sechzig der erinnerungswürdigsten Nuancen,
in die sich Her Majesty seit ihrer Krönung gekleidet
hat. Dabei weisen die als Umriss der Queen geformten
Karten jeweils auf die entsprechende Pantone-Farbe
hin und nennen Datum und Ort, an dem sie sie trug.
Der Fächer wurde in einer Auflage von 60 Exemplaren
gedruckt – für Ihre Majestät produzierten Pantone
und Leo Burnett eine spezielle Präsentationsbox. aw
012 PAGE 08.12 SZENE

© Egbert Haneke, Hamburg; Rodney Graham, Betula Pendula »Fastigiata« (Sous­Chef on Smoke Break), 2011, Leihgabe des Künstlers, Hauser & Wirth
Dieter Roth, 22 B Relief, 1984–89, ahlers collection; Andreas Slominski, Ofen mit Hühnerherz, 1997, Sammlung Falckenberg/Deichtorhallen Hamburg
Mit allen Sinnen
n Kunstausstellung. Was haben Küchen und Kirchner, Max Liebermann, Cindy Sherman, Andy
Künstlerateliers gemeinsam? Ihren Ruf als sinn­ Warhol, Johann Heinrich Wilhelm Tischbein oder
liche, beinahe magische Orte mit persönlichen Rosemarie Trockel.
Einrichtungen und Hilfsmitteln für individuelle Zu sehen sind epochenübergreifende Ansich­
Arbeitsprozesse, die zu höchsten schöpferischen ten zu Koch­ und Kunstorten, inszeniert als ge­
Leistungen antreiben. Die künstlerische Darstel­ heimnisvolle Tatorte, Werkstätten oder Labore,
lung dieser Produktionsstätten seit dem 17. Jahr­ als soziale Treffpunkte oder Rückzugsorte – mal
hundert bis in unsere Tage macht die Ausstel­ pedantisch geordnet, mal kreativ chaotisch. Wie­
lung »Atelier + Küche = Labore der Sinne« im der einmal präsentiert sich das MARTa Herford
MARTa Herford zum Thema (bis 16. September) selbst als »Labor der Sinne«, indem es den Be­
und setzt dabei sehr unterschiedliche Künstler trachter involviert und in der Ausstellungsarchi­
in Beziehung: Pieter Bruegel den Älteren, Marcel tektur von Holmer Schleyerbach zum Entdecken
Duchamp, Martin Kippenberger, Ernst Ludwig neuer Zusammenhänge einlädt. wl

und Donald Young Gallery


Wuseliges Kreativchaos bei Dieter
Roth (links), bemerkenswerte Koch-
hilfe bei Andreas Slominski (ganz
oben) und entspannte Zigaretten-
pause bei Rodney Graham (oben)

Flugbewegungen
n Infografik. Im Gegensatz zu den analysiert. Denn, so der Gestalter: »Der schiedenen Datensätze. Die Tatsache,
bisherigen Datenvisualisierungen des Mensch ist der Bezugspunkt, nicht die dass die Beteiligten aus gänzlich un­
niederländischen TV­Programms »ne­ Maschine.« Das Ergebnis: eine ruhige terschiedlichen Arbeitsfeldern kamen,
derland van boven« (Die Niederlande Graik, die Bewegungen mit luoreszie­ machte das Ganze zu einer kommuni­
von oben) entwickelte Niels Schrader renden Linien nachzeichnet. kativen Maßarbeit.« Die Animation ent­
eine animierte Infografik zum Flugver­ Die Herausforderung bestand im wickelte Niels Schraders Amsterdamer
kehr über Amsterdam, die nicht nur Datenumfang – über 31 000 Flüge im Studio Mind Design auf Einladung des
Flüge, sondern auch Passagiere und die Juli 2011 –, »aber auch in der Aufberei­ Senders VPRO und der New­Media­
damit verbundenen Migrationsströme tung und Verknüpfung der vielen ver­ Plattform Beamlab. wl
Datenstrom
über Amsterdam:
Filigrane 3-D-
Lichtlinien rund
um einen virtuellen
Globus machen
den Luftverkehr
am Flughafen
Schiphol sichtbar
014 PAGE 08.12 SZENE

BRANCHE & KARRIERE


zogenen Tätigkeit. Dabei erhält jeder
Mitarbeiter weltweit eine Einladung
zur freiwilligen Teilnahme am Projekt,
das einige Wochen neben der täglichen
Arbeit stattfindet.
Vorgegeben ist dabei stets ein abs-
traktes Thema, etwa Zeit, Essen und
Geburt. Im jüngsten Lauf ging es um
Packaging, dazu galt es drei Begriffe
zu kombinieren: ein Alltagsobjekt, ein
Verb und ein Gefühl. Bei den Ergebnis-
sen, die dann von internen Reviewern
entlang festgelegter Designprinzipien
beurteilt werden, stehen der persönli-
che Standpunkt, Provokation, Storytel-
Denkrichtungswechsel ling und Humor im Vordergrund. Die
formschönen Konzepte und Produk-
Eindringlich: die n Kreativitätstool. »Designs on-« Designwettbewerbs von »i-D« für auf- te, präsentiert in einem Booklet und
Solo-Streichholz- heißt ein internes IDEO-Projekt, das merksamkeitsstarke Konzepte zu dem auf http://designs-on.com , bieten un-
Verpackung von den Mitarbeitern die Möglichkeit bie- Thema Global Warming ins Leben ge- terhaltsame Anregungen nicht nur für
Gregory Perez und tet, die Grenzen ihres Denkens rund rufen, schafft »Designs on-« in regel- Verpackungsgestalter, sondern für alle
Guoning Hu um Alltagsbedürfnisse und -phänome- mäßigen Abständen Raum für freie Kreativen, die noch mal die Denkrich-
ne auszuloten. 2007 im Rahmen eines Experimente jenseits der kundenbe- tung wechseln wollen. wl

Business Basics
Christian Büning, Präsident des Berufsverbands der Deutschen
Kommunikationsdesigner (www.bdg-designer.de), beantwortet berufs-

Foto: © André W. Sobott, www.aw-sobott.de


bezogene Fragen von Gestaltern. Hier stellt er aktuelle Fälle vor

Evelyn, 26: Ich studiere Design im sechsten Semester haltung immer noch, dann aber ziel-
und möchte mich nach dem Bachelorabschluss gerichtet und auf Augenhöhe.
selbstständig machen. Allerdings inde ich die ganzen Die Umsatzsteuervoranmeldung ist
staatlichen Vorgaben ziemlich verwirrend – vor nicht schwer: 1. Mit jeder Rechnung,
allem, wie man etwas von der Steuer absetzt, habe ich die Sie schreiben, nehmen Sie Umsatz-
bis heute nicht verstanden. Kann ich mich auch steuern ein. 2. Immer wenn Sie etwas
selbstständig machen, ohne das alles zu wissen? für Ihre Arbeit kaufen, zahlen Sie Um-
satzsteuer. Diese Einnahmen und Aus-
Liebe Evelyn, gaben können Sie miteinander ver- in Anspruch nehmen und bräuchten
falls es Sie tröstet: Sie sind nicht die rechnen. Sie haben zum Beispiel auf dann auf Ihren Rechnungen keine Um-
Erste, die stirnrunzelnd vor dem deut- 5000 Euro Umsatz 7 Prozent Umsatz- satzsteuer auszuweisen. Im Gegenzug
schen Steuergesetz steht. Natürlich steuer eingenommen, also 327,10 Eu- können Sie dann allerdings auch kei-
können Sie sich selbstständig machen, ro. Im selben Monat hatten Sie Aus- ne Umsatzsteuer geltend machen. Im
ohne sich selbst um steuerliche Belan- gaben in Höhe von 2000 Euro inklu- oberen Beispiel hätten Sie dann nicht
ge kümmern zu müssen. Sie können ei- sive 19 Prozent Umsatzsteuer – also 7,77 Euro Umsatzsteuer gezahlt, son-
nen Steuerberater damit beauftragen, 319,33 Euro. Anstatt Einnahmen und dern 327,10 Euro. Sie haben durch den
der dann alle Einnahmen und Ausga- Ausgaben separat zu buchen, überwei- Verzicht auf die Kleinunternehmerre-
ben korrekt und fristgerecht verbucht. sen Sie nur die Differenz von 7,77 Euro gelung ein Formular pro Monat auszu-
Nur hat dieser Komfort seinen Preis, Umsatzsteuer – fertig. Ihr Vorteil: Sie füllen, können aber Geld sparen und
der bei einer beginnenden Selbststän- haben die Ausgaben nur netto bezahlt wesentlich professioneller auftreten.
digkeit das Budget ordentlich belasten und dabei 19 Prozent gespart. Ein echter Gewinn.
kann. Ich empfehle Ihnen dringend – Wichtig: Verzichten Sie bei der An-
Sie wollen ja selbstständig werden –, meldung bei Ihrem Finanzamt auf die Haben Sie Fragen, die Sie hier beant-
sich so weit mit Steuern auseinander- Kleinunternehmerregelung. Wenn Sie wortet sehen möchten? Dann
zusetzen, dass Sie selbst wissen, wie es weniger als 17 500 Euro Umsatz im Jahr schreiben Sie uns (E-Mail: business
geht. Auslagern können Sie Ihre Buch- erzielen, könnten Sie diese Regelung basics@bdg-designer.de)
PAGE 08.12 015

Brennpunkt
Foto: Uli Kreifels, 2009

Designberater Joachim Kobuss über die


Handlungsmöglichkeiten von Kreativen und
die Zukunft des Gestalterberufs

n Der Vortrag »Sustainability what?« Designer als Retter der Welt – besteht +++ Sagmeister mit Partnerin. Stefan Sagmeister
von Joachim Kobuss und Michael E. bei einem solch gewaltigen Ziel nicht führt sein New Yorker Studio künftig gemeinsam mit
Hardt auf der TYPO Berlin war prop- die Gefahr, dass man sagt: »Das schaffe der Designerin Jessica Walsh. Entsprechend irmiert
pevoll und Hardts Workshop »Anders ich eh nicht«, den Kopf in den Sand Sagmeister Inc. nun unter Sagmeister & Walsh. Be-
denken ist einfach« bei der Typograi- steckt und weitermacht wie bisher? kannt machte er die News mit einem Nacktfoto der
schen Gesellschaft München ein voller Joachim Kobuss: Es braucht Mut, sich beiden in ihrem Büro . Getreu dem Motto »We will
Erfolg. Kein Wunder, schließlich wis- als Retter der Welt zu begreifen; sich zu do anything for design« und in Anlehnung an das
sen wir alle, dass wir etwas tun müs- dem zu bekennen, für was man steht; Gründungfoto 1993, auf dem der Österreicher eben-
sen, wollen wir unseren Kindern eine Position zu beziehen, Haltung zu ent- falls nackt posierte. +++ ADC of Europe. Amir Kassaei,
lebenswerte Welt hinterlassen. Aber wickeln und zu vertreten; sich als Ret- CCO von DDB Worldwide, wird neuer Präsident des
was? Wie man als Kreativer statt Illusi- ter der Welt anzubieten. Wenn man ver- Art Directors Club of Europe. Er folgt auf Franco Mo-
onen Visionen schafft und dabei auch steht, dass die kritische Masse für die retti, Kreativchef von Leo Burnett. Kassaeis Amtszeit
noch Geld verdient, das erklären die Weltveränderung man selbst ist, dass als Vorstandssprecher des ADC Deutschland hatte
beiden jetzt in ihrem Buch »Designzu- schon das Denken über die Zukunft die- 2009 vorzeitig aufgrund unterschiedlicher Auffas-
kunft denken und gestalten«, das in se verändert, dass es keine Alternative sungen über die wirtschaftliche Ausgestaltung des
der Reihe »Erfolgreich als Designer« bei gibt – dann kann man alles schaffen. Kreativenklubs geendet. +++ GWA-Weiterbildungs-
Birkhäuser erschienen ist. Was kann ich als kleiner, selbstständiger plattform. Der Gesamtverband der Kommunikati-
Die Autoren scheuen sich nicht, ei- Kommunikationsdesigner tun, onsagenturen hat die Digitalagentur Syzygy mit der
ne ganze Reihe unangenehmer Wahr- um die Zukunft mitzugestalten? Umsetzung einer Online-Weiterbildungsplattform be-
heiten zu formulieren, vor denen wir Darüber nachdenken, was einen moti- auftragt. Das Fortbildungsprogramm Need for Brains
nur zu gerne die Augen verschließen. viert, wie man ausgebildet ist und wel- richtet sich an Mitarbeiter der GWA-Mitgliedsagen-
Auch müssen Designer sich einige Kri- che Fähigkeiten man besitzt. Sich der turen sowie an Studenten aus den Bereichen Mar-
tik gefallen lassen, weil sie sich viel zu Kompetenz, unternehmerisch denken keting, Kommunikation und Graik. Eine Betaversion
lange als Müllverhübscher betätigt ha- zu können, bewusst werden und dann ist für diesen Spätsommer geplant. ≥ www.gwa.de
ben. Aber es liegt auch in ihrer Hand, nur Aufträge annehmen, bei denen +++ SinnerSchrader expandiert. Nach Hamburg,
die Zukunft positiv zu gestalten, das ist man etwas verändern kann und nicht Frankfurt/Main und Berlin eröffnet die Digitalagen-
die eindringliche und ansteckend-eu- nur als Dekorateur beauftragt wird. tur nun ein Büro in München. Die Geschäfte führen
phorisierende Botschaft des Buches Wie schaffen Designer es, schon bei Philipp Schäfer ( , links), ehemals IDEO, und Sascha
(für das ich mir aber eine etwas inspi- prozessorientierten Dienstleistungen Echt, der zuletzt freiberulich tätig war. Mit dem süd-
rierendere Gestaltung gewünscht hät- hinzugezogen zu werden? deutschen Standort rückt die Agentur ihrem Kunden
te). Designer sind für diese Aufgabe Mit einer eindeutigen Positionierung – Allianz näher, der mittelfristig von über 30 Mitarbei-
prädestiniert, so die Autoren, »weil sie also der Deinition der Persönlichkeit, tern betreut werden soll. +++ Etatwechsel. Edeka hat
sich von anderen Menschen durch die Haltung, Arbeitsweise, der Zielgruppen sich nach einem Pitch für Jung von Matt als Lead-
ausgeprägtere Fähigkeit unterschei- und Dienstleistungen, besonders von agentur entschieden. Damit endet die siebenjährige
den, sich Situationen vorzustellen, die Beratung und Planung – als Vorausset- Zusammenarbeit des Unternehmens mit Grabarz &
noch nicht existieren«. Zudem könn- zung für die Gestaltung. Konkret be- Partner, von der das erfolgreiche Kampagnenkon-
ten sie diese Vorstellungen auch kom- deutet das: nicht über Gestaltung re- zept »Wir lieben Lebensmittel« stammt. Edeka will
munizieren und so darstellen, dass ihre den, sondern über Fragen/Probleme künftig mehr auf digitale und interaktive Kanäle set-
Verwirklichung von anderen als wün- und deren Beantwortung/Lösung. Es zen. +++ Walde + Graf. Der auf illustrierte Bücher
schenswert angesehen werde. geht hier um Nutzen und Werte und spezialisierte Schweizer Verlag Walde + Graf richtet
»Mit etwas mehr globaler Intelli- vor allem um Wirkungsrelevanz. sich neu aus. Anais Walde und Peter Graf haben die
genz und innovativer Kreativität könn- Was muss die Hochschulausbildung Markenrechte an Matthias Koch verkauft, der mit
ten wir eine ganze Reihe von Proble- heute leisten? Metrolit einen neuen Verlag für Popkultur gegründet
men lösen«, heißt es an anderer Stelle. Sie muss sich auf die handwerklichen, hat. Dort wird ein Teil des Programms von Walde +
»Wer in unserer Gesellschaft verfügt theoretischen und relektierenden Fä- Graf künftig erscheinen. Das Schweizer Programm ver-
aber über diese Art kreative Intelli- higkeiten konzentrieren. Die drei Säu- legen Walde und Graf unter dem Label Applaus wei-
genz? Politiker? Beamte? Marketing- len Wissen, Denken, Machen sind die ter von Zürich aus. +++ Schmidhuber ohne Partner.
manager? Wohl kaum.« Am Schluss Grundlagen aller Gestaltung. Zudem Das Markenarchitekturbüro Schmidhuber + Partner
des durch interessante Interviews und sollte sie Orientierung bieten, durch heißt ab sofort nur noch Schmidhuber. Mit der Na-
viele konkrete Beispiele angereicher- Vermittlung der globalen Rahmenbe- mensänderung soll ein Relaunch der Corporate Iden-
ten Buches weiß man eines sicher: Es dingungen in unserer Gesellschaft, der tity einhergehen, um die Geschäftsfelder und Kom-
geht nicht darum, anders zu gestal- Ökonomie und Politik – abgestimmt petenzen des Studios besser zu kommunizieren.
ten, sondern darum, anders zu den- auf die speziischen Bedürfnisse und ≥ www.schmidhuber.de +++ Verlagshochzeit. Die
ken. Und das kann man lernen. Wir Fähigkeiten der Designer. niederländischen Verlage 010 und NAi Publishers,
sprachen mit dem Designbusinessbe- Was würden Sie Ihrem Sohn sagen, spezialisiert auf Architektur, Design, Kunst und Fo-
rater und Coach Joachim Kobuss (www. wenn er Designer werden wollte? tograie, schließen sich zusammen. Seit dem 1. Juli
designersbusiness.de ) über die künfti- Ich würde ihm Mut machen. Weil es ihm irmiert das Gemeinschaftsunternehmen unter dem
ge Rolle von Gestaltern. ant unendlich viele Möglichkeiten bietet. Namen nai010 publishers. nik
016 PAGE 08.12 SZENE

Kreativmacht China?
n Branchenreport. Eine unglaubli-
che Geschichte erzählt dieses eher un-
scheinbare, spärlich mit Schwarzweiß-
fotos bebilderte Buch – nämlich die,
wie sich das Riesenreich China in kür-
zester Zeit immer wieder neu erfin-
det. Lorraine Justice, von Kollegen als
»Marco Polo des Designs« bezeichnet,
leitete sieben Jahre die Designfakul-
tät der Polytechnischen Universität in
Hongkong. Die tiefen Einblicke, die sie
dort gewann, gibt Justice geballt und
anschaulich in »China’s Design Revo-
lution« weiter (MIT Press, 152 Seiten,
21,95 Dollar, isbn 978-0-262-01742-8).
Die Kulturrevolution hatte das ge-
stalterische Erbe systematisch zerstört,
noch vor etwa dreißig Jahren war die
Warenkultur auf ein Minimum redu-
ziert (siehe Bild . . .). Heute ist weltweit
kaum ein Produkt nicht in China her-
gestellt. Designhochschulen schießen
aus dem Boden, auch deutsche Dozen-
Bart-Weisheiten ten sind höchst gefragt. Eine kreative
Revolution gerät ins Rollen – für alle,
n Twitter-Buch. Die Werberikone Lee sell stuff. Get over it«, »Consumers never die sie verstehen wollen, bietet dieses
Clow von TBWA\ staunte nicht schlecht, complain about ads being too smart« Buch spannende Plichtlektüre. cg
als bei Twitter jemand begann, unter oder »It’s called presentation, not Power-
dem Namen @leeclowsbeard Weishei- Point read-a-long« schreiben ließ. Die
ten zu verbreiten. Doch während Groß- drei trafen sich – und kamen auf die
unternehmen in solchen Fällen ihre An- Idee, die gesammelten Tweets in einem
wälte bemühen, war Clow eher amü- Buch zu veröffentlichen. Die von Art-
siert: »Das war alles Zeug, was ich selbst direktor Bill Hornstein gestaltete Publi-
hätte sagen können.« kation wartet mit rund 780 launigen
Dann machte Rob Schwartz, CCO bei Bartweisheiten auf – und jeder Men-
TBWA\, den Schreiber ausindig: Jason ge Fotos von Clows Bart (powerHouse
Fox, freier Texter aus Dallas, war derje- Books, 224 Seiten, 24,95 Dollar, isbn 978-
nige, der Lee Clows Bart Sätze wie »We 1-57687-605-3). nik Maoistisches Bügeleisen

Jeder, wie er will


n Portfolio-Tool. Wer eine visuelle Visitenkarte ins
Netz stellen möchte, aber keine Lust hat, sich mit HTML,
CSS und dergleichen herumzuschlagen, kann sich jetzt
via AllYou eine eigene Website einrichten. Die Portfolio-
Plattform verspricht große Gestaltungsfreiheit bei ein-
facher Bedienung und ist spezialisiert auf Kreative. Sie
bietet eine Auswahl an Designvorlagen, Schriften, Far-
ben und Darstellungsformen von Bildern, die sich indivi-
duell zusammenstellen lassen. Der Service funktioniert
ähnlich wie Salon.io (siehe PAGE 07.12, Seite 104).
Die bisher mit AllYou umgesetzten Portfolioseiten
überzeugen mit klarem, reduziertem Design und hoch-
wertigen Bildern – und sehen keineswegs alle gleich aus.
Initiiert hat die Plattform Christian Weber, Inhaber von
Plasma Design in Zürich. Die
ersten 30 Tage sind kosten-
Graik-Designer frei, danach kostet die Mit-
Fabian Sigg gliedschaft, die das Hosting
hat sich mit AllYou der Website einschließt, rund
eine Portfolio- 8 Dollar im Monat respektive
Site eingerichtet 96 Dollar im Jahr. nik
018 PAGE 08.12 SZENE Ausbildung

AUSBILDUNG

»Ein einfacheres Leben mit weniger


Gegenständen, weniger Verplichtungen,
weniger Information und Kommunikation, mit
weniger von allem würde der Gesellschaft
mehr Zeit zum Relektieren, Fokussieren und
verantwortlichen Handeln geben«
n Tanja Diezmann gehört zu den bekann­ Früher hatten digitale Medien eine andere selbst langsamer, weil man wieder in Ein­
testen deutschen Avantgardisten des Inter­ Dimension – es ging darum, Dinge zu erfor­ klang mit der Realität zu kommen versucht.
facedesigns. Nach Stationen als Professorin schen, die man mit klassischen Medien nicht Bücher lassen sich damit übrigens prima lesen.
in Dessau und Pasadena startete sie jetzt an machen konnte. Heutzutage ist man im Netz Und womit befassen Sie sich in der
der Hochschule für Künste Bremen – mit ei­ nicht mehr kreativ. Alles ist Fertigbau. Die Di­ aktuellen Veranstaltung unter dem Titel
nem medienkritischen Programm. cg gitalisierung hat die Gesellschaft durchdrun­ »Repräsentanz der Immaterialität«?
gen, jetzt ist es wichtiger, darauf zu reagie­ Früher hat man zwei Monate gespart, um
Sie haben die Frühzeit der digitalen Medien ren, zu untersuchen, wie sich die Gesellschaft, sich eine Platte zu kaufen, die im Regal Prä­
als Kreativdirektorin von Pixelpark ab 1994 die Wahrnehmung des Einzelnen, aber auch senz behielt. Heute wird alles heruntergela­
miterlebt und mitgestaltet. Wie ing alles an? die Aufgaben des Designers verändern und den – egal, ob man es braucht, Hauptsache,
Tanja Diezmann: Mit ersten Websites für adi­ dafür neue, gegebenenfalls utopische Ent­ man hat es mal. Was bedeutet das für unser
das, »stern« oder Conrad, einer CD­ROM für würfe zu erarbeiten. Werteverständnis, für unsere Erinnerung? Wie
die Fantastischen Vier – und übrigens auch Ihre erste Lehrveranstaltung in Bremen hieß verändert es unser Menschsein, wenn alles in
schon Touchscreens für adidas, die in Kauf­ »Weniger ist mehr – Back on Focus«. der Cloud hängt und ich nur Files über ein
häusern aufgestellt waren. Durch die Informationsüberlutung vertieft Suchfeld aufrufe?
Dann wurden Sie 1998 zweitjüngste man sich nicht mehr in Inhalte, konzentriert Sie haben angekündigt, ein Lab
Professorin Deutschlands. sich nicht mehr auf die Dinge, die einem als gründen zu wollen.
Ja, ich begann in Dessau zu lehren und in Mensch langfristig etwas bringen, sondern Eigentlich sind es sogar zwei. Das Interaction
freien Projekten am Theater und als Digital VJ nimmt Häppchen auf, die am nächsten Tag Lab als Werkstatt existiert bereits. Dort ar­
zu experimentieren. bereits wieder vergessen sind. Die Frage an beiten Studenten mit interaktiven Medien und
Ab 2007 bauten Sie am Art Center College of die Studenten war: Wie bewegt man die Men­ Geräten. Im Lab für transdisciplinary projects
Design in Pasadena als Director of Interac- schen dazu, weniger zu konsumieren und nach US­Vorbild sollen Unternehmen oder
tion/Interface Design eine neue Studien- mehr zu fokussieren? Organisationen von außen Fragen an uns
richtung auf. An der HFK Bremen gehen Sie Was für Projekte sind da entstanden? herantragen, mit denen sich interdisziplinäre
seit letztem Wintersemester nun eher kritisch Lorenz Potthast etwa, Student im dritten Se­ Studentengruppen befassen. Wir wollen klei­
mit digitalen Medien um. Ist die Zeit der mester, hat einen Helm entworfen, der die nere Utopien ausarbeiten, die reale Auswir­
Euphorie, der utopischen Visionen vorbei? Realität verlangsamt wiedergibt. So wird man kungen haben können.
»Improved Ulmer Hocker«
von Lennart Hespenheide: Die
Variation auf den Max-Bill-
Hocker erinnert durch Vibra-
tion daran, auch mal vom
PC aufzustehen und am
realen Leben teilzunehmen

Der Entschleunigungshelm
von Lorenz Potthast gibt
die Umgebung verlangsamt
wieder – was den User
zwangsläuig ausbremst
PAGE 08.12 019

Kosmos Gegenwart +++ ADC Nachwuchswettbewerb 2012. Als »Student


des Jahres« setzte sich diesmal ein Team durch: Alexan­
n Fotografie. Am Anfang der Serie Die Verbindung von alter und neuer der Döpel, Student im Fachbereich Visuelle Kommu­
»Maschinistische Bilder«, die Markus Technik wie auch der Umstand, dass nikation der Bauhaus­Universität Weimar, und Sandra
Mrugalla als Diplomarbeit im Fach Vi­ er dank spezieller Einstellungen in der Krebs, Studentin im Fachbereich Mediengestaltung,
suelle Kommunikation an der Univer­ Software unendlich viele Bilder pro­ mit ihrer Installation »Die Zeit zu Handeln!«. Den Titel
sität der Künste Berlin vorgelegt hat, duzieren könnte, sind elementar für »Talent des Jahres« holte Katrin Rodegast mit der Illus­
steht eine Kugel, die er in einem veral­ die Arbeit von Markus Mrugalla. Denn tration »Soft Cover« . Die Kommunikationsdesignerin
teten CAD­Programm erzeugt und de­ mit seinen »Maschinistischen Bildern« hat gerade ihr Diplom an der Fachhochschule Dort­
ren Oberfläche er mit einer Strichkom­ ist er auf der Suche nach einem Bild­ mund gemacht. Als »Junior des Jahres« überzeugte
bination strukturiert hat. In diesen Bild­ format, das unsere Zeit adäquat re­ Franz Röppischer, Junior Art Director bei Serviceplan,
kosmos konnte sich Mrugalla dann nach präsentiert, also die Entwicklung der mit dem LEGO­Printmotiv »Builders of Tomorrow« .
Belieben hinein­ und hinauszoomen, Technologie, die Bilderlut und den Als beste Kreativschmiede bekam die Miami Ad School
um interessante Strukturen auszuwäh­ Perfektionswahn thematisiert. Die Ar­ Europe Hamburg einmal Gold, fünfmal Silber und ein­
len und zu rendern. Die auf diese Wei­ beit hat er unter dem Pseudonym Ma­ mal Bronze. Zwei Goldmedaillen gingen an die Fach­
se gewonnenen Bilder bearbeitete er rek Jung veröffentlicht (siehe www. hochschule Aachen und je eine an die Filmakademie
anschließend in Photoshop. marek-jung.com). nk Baden­Württemberg, das Institute of Design in Düssel­
dorf, die Hochschule Niederrhein, die Fachhochschule
Mainz, die Bergische Universität Wuppertal, die Fach­
hochschule Münster und die European School of De­
sign in Frankfurt. ≥ www.adc.de +++ Masterstudium
Integriertes Design. Zum Wintersemester 2012/2013
bietet die Hochschule für Künste Bremen Integrier­
tes Design auch als viersemestrigen Masterstudien­
gang an. Ziel ist es, interdisziplinär denkende und ar­
beitende Gestalter auszubilden. Die Studieninhalte
reichen von interaktiver Kommunikation und com­
putergestütztem Entwerfen über 3­D­, Interface­, Mo­
de­ und Produktdesign bis hin zu temporärer Archi­
tektur und Designwissenschaft. ≥ www.hfk-bremen.
de +++ Lucky Strike Junior Designer Award 2012.
Noch bis zum 19. Juli nimmt die Raymond Loewy Foun­
dation Bewerbungen zu ihrem Nachwuchspreis an.
Absolventen aller Bereiche des Designs einer staatlich
An die zerbrechliche Oberläche einer Seifenblase erinnern die verzerrten, bunt anerkannten Hochschule, Fachhochschule oder Aka­
schillernden Motive der Serie »Maschinistische Bilder« von Markus Mrugalla demie in Deutschland können ihre Diplom­, Bachelor­
sowie Masterabschlussarbeiten zum Wettbewerb ein­
reichen. Für die Anmeldung ist die schriftliche Empfeh­
Bleibt neugierig lung eines Hochschulprofessors erforderlich. ≥ www.
raymondloewyfoundation.com +++ Masterstudium
n Animationsfilm. Was macht Wissen in Zeiten eines immer verfügbaren, Wissensbildung in Gestaltung, Kunst und Medien.
digitalen Gedächtnisses aus? Was wollen, können und müssen wir wissen? Diese Den dreisemestrigen Masterstudiengang startet die
Frage diskutiert Hardy Seiler in dem Animationsfilm »Wo die Dinge herkommen« Merz Akademie im Wintersemester 2012/2013. Die Teil­
(http://vimeo.com/40447681), den er als Bachelorprojekt im Fach Kommunikations- nehmer werden eigene künstlerische Forschungspro­
design an der Fachhochschule Hannover entwickelt hat. Der als Trailer für eine jekte in den Bereichen Film und Video, New Media oder
Wissensshow konzipierte Clip setzt auf eine grafisch reduzierte Bildwelt, deren visueller Kommunikation verfolgen. Dabei sollen so­
Objekte aus den drei Elementen Kreis, Dreieck und Rechteck konstruiert sind. wohl ästhetische Strategien diskutiert als auch die ge­
Auf Vignetten, Verläufe und Konturen verzichtete der Designer bewusst. So will sellschaftliche Relevanz der Arbeiten relektiert wer­
er zeigen, dass die Welt nicht mehr so komplex scheint, wenn man neugierig den. ≥ www.merz-akademie.de +++ Bachelorstudium
bleibt und weiterhin wissen will, »wo die Dinge herkommen«. nk Digitale Medienkultur. Den neuen Studiengang bie­
tet die Hochschule für Film und Fernsehen Konrad
Wolf in Potsdam­Babelsberg zum nächsten Semester
an. Vermittelt werden unter anderem Kenntnisse über
Medienkultur und die gesellschaftliche Bedeutung
der digitalen Medien, Medientheorie und ­forschung,
Dramaturgie, Produktion und Realisation, aber auch
Grundlagen im Umgang mit digitaler Medientechnik.
≥ www.hff-potsdam.de nk
020 PAGE 08.12 SZENE

PAGE ONLINE
Portfolio des Monats
In jeder Ausgabe stellen wir ein Mitglied aus der PAGE Community und Highlights aus seinem Portfolio vor

Anne Lück
www.page-online.de/community/portfolios/anne_lueck

n Schon früh entdeckte Anne Lück ihr Faible fürs Ich bin Illustrator, Freelancer
Zeichnen, studierte später an der Academie Beel- Ich biete Illustration
dende Kunsten Maastricht und arbeitet heute als E-Mail welcome@annelueck.com
Illustratorin für Magazine, Unternehmen und Ver- Web www.annelueck.com
lage. Unverwechselbar ist ihr pastellfarbener, de- Standort Berlin
tailreicher Stil, der Mode, Kunst und Zeitgeist ver-
bindet – und der auch Kunden wie adidas gefällt,
für dessen Originals-Linie sie ein Shirt designte.

E-MAg: KrEAtion | tyPo | BiLD | tECHniK | SZEnE | gALEriE

La Pepita Burger Bar »ESCEHAERIEFTE« Stylisten-Duo


Foto: Judith Haeusler (Totenköpfe)

Kreation. Braun und orange, mit Blättern Typo. Der Name ist ein Kreuz – zumindest ihn Bild. Thomas Rook dürfte »AD«-Lesern ein
verziert und dazu Sticker so kreisrund wie zu schreiben. Gesprochen ergibt er das buch- Begriff sein. Harald Erath ist bislang weniger
das patty, das auf dem Brötchen liegt: Bei stabierte Wort »Schrift« – und ist ein gewoll- bekannt, trotz spektakulärer Arbeiten mit
dem Erscheinungsbild für die La Pepita ter Stolperstein von Boris Kochan und Horst dem Berliner Fotografen Bartholot. Jetzt tre-
Burger Bar hielt sich Designer Oscar de Moser, die mit ihrem Magazin und in großar- ten die beiden gemeinsam auf – als allseitig
Castro an das, was serviert wird. Wir spra- tigen Reportagen Typograie zu einem hoch- begabtes Stylisten-Team für Fashion, Still-
chen mit ihm über das Projekt. spannenden Thema machen. Life, Food bis Interior.
≥ www.page-online.de/lapepita ≥ www.page-online.de/escehaeriefte ≥ www.page-online.de/stylisten-duo
PAGE 08.12 021

≥ www.page-online.de PAGEmag

Erste Illustration
für eine Serie von
Baumwolltaschen
Die Arbeit »Picnic
of music lovers«
erschien letztes
Jahr in »Eat!«,
dem Kalender der
Hamburger Agen-
tur Eiga Design.
Zwei Beiträge
für die Online-
Plattform »Illustra-
tion Friday«
Diese freie
Arbeit steuerte
Anne Lück zu dem
digitalen Weih-
nachtskalender von
Kiosco bei, an
dem sich jedes Jahr
verschiedene
Illustratoren und
Graiker mit
einem visuellen
Beitrag beteiligen
Illustration für
Charles Hivelys
»3x3 Magazine«

PAgE nEWSLEttEr

Best-of TYPO Berlin 2012 Virtueller Schuhladen Immer up to date


Szene. Das Thema der diesjährigen Design- Technik. Kempertrautmann hat für den n Bestellen Sie jetzt den kostenlosen
konferenz war »sustain« – und wurde auf Schuhhändler Görtz eine virtuelle An- PAGE Newsletter und bleiben Sie auf
unterschiedlichste Art ausgelegt. Während probe entwickelt, mit der sich verschie- dem Laufenden rund um kreatives Me-
Ruedi Baur zu »Sustain Tegel« aufrief, stellte dene Schuhe aus dem Angebot am Fuß diendesign, Publishing und Trends. So
Ökodesignerin Petz Scholtus Objekte wie sich des Kunden simulieren lassen. Technische erfahren Sie auch als Erste, wenn wir
selbst dimmende Straßenlaternen vor. Wir Grundlage für die interaktive 3-D-Anwen- ein neues PAGE Seminar veranstalten
zeigen die Highlights! dung ist Microsofts Kinect. oder eine Sonderedition herausgeben.
≥ www.page-online.de/typo2012 ≥ www.page-online.de/goertz_kinect ≥ www.page-online.de/newsletter
Per
s
Die pekti

024 page 08.12


ü v
bri berd wech
tisc ime sel
Go
Ins
ta o
h
o d t
n
odw e Kün siona örtlic
s l e
ers llatio Festi Gerry tosku nomm
r
w
le A
u
hg
e TIT
Fot
chi
o: D
e
avid
nen
Bar
n ze val o

bou
r
ig
and
ken
m
f
»Ta Gest ntwo s
by
J u d
e
alte
a
e B t der i Speed h für d hat de

n
lptu

a
rfe
r

n .
en:

r EL
Sur Verla Die
pri g
se«
page 08.12 025

lfen n?
n

üng Meth n,
e he ode
die asiert n eine
S
gut chlec
e Vo hte
gilt rau Lau

de
sein etwa ssetzu ne is
f t

e
Bild en Ide ür Ch ng für offen

tzen d crow ch um
g e r i s ne b
dok esch nind toph ue Id ar ei
u ich u e n
dem en m te f n gsp iemN e n. D e

ste ops un tion no


db
Spr
tie ü r r a a
lern Alte rt ha das ozess nn, d s
r e
nun t, das habe t (sieh »ZEITm in ein r
s e e
sin g für Unsic ich z Seite agazi r

nika

auf
d m u n
pite «, sch einen herhe nehm 26). »M «
r

mu
i
und l sorg eibt e Beru t und end g it
s r f A e
Göt fruch am he . »Wen unve nspa -

om
h
sbli
z tba g n ic rzic n-

ren works
bei U lme re L , ist e htb

ens ore, Kr ellen K


hd
i a
er Jung v r, Ges aufba mir ei eses K r
bei o n c h ä h n n e a -

Gei
aus m sich lan
A Mat ftsf

iv
g s
stä tehlic usden t/Alst ührer er.« Un e
g

u
eat
Idee ionsla der vis
ndi h is ke e r , K re d
blu
g fü t– nn gib atio
D h » e t
gen iese le un weil i uer Id zu, da n

n ih
A d c s
stra der Kr ussag an m h mic een u s
in

che
b e
kur tegisc ative en zw r zwei unvo -
i h n
rate i Inno eht es

z h r l ll-
nov weilig em Pr kling eier h e.«
a t en oze en e r
nm
-wo i o n L Spie ss n w a usr
ma
at
G

ed a
es a rkshop abs, K lerei, och n er na -
v
lche n hier her?

l s o s n re a w ie a c h ch
übe an ahe tivi es a ein
t e
und rhaup beim legen ätstra ll die r
n

gien
be
mit as leis n Idee

i h t n o I d e . W o ine In-
sich re E ch u eni rau r un
wä nicht ntsteh m die nden? f komm d
i zu

rtig o
er T hne d ungsp Big Ide Geht t
le

we
n St
te

r
zeig rf? W enia

i e
net den ü echnik e Kom rozess a? Ide s
zt, ber d p l e e n
und Kon alle enke exitä lasse
Wu die g

pas unte zepte Kanä n: Kam t gege n


we

s r n
nan t – zu schied an all le hin pagn -
Fre
n

z mT l i eD we en
gro omme

geh . Nic ch e K ime g


h eil a ve
fen t es d t um uf Ko ulture nsion r-
en,

sich abe den ten s n e n


me
n tlich i, so ihr ange
ßen
k

g
sch schlic en Nu nder roßen er Prä -
Wo

e h n g
es Mögl e Be tzwer um e Auftr -
Wir

ein ichk dür t. U ine itt


fen ez eite fnis m al no
e e
fen Ause itinten n ausz se und lerdin f-
Age inan
d
sive ulot
e tec gs
ntu h
ren ersetz und e n, brau ni-
und ung rgeb cht
Unt . Dafü niso
ern r f-
ehm schaf
en -
026 page 08.12 TITEL Idee komm raus

lag
Ver
eck in z
seb
hal u
b d nehm
Kne

es A end
/

M
ann

tion ADE lltagsg em M


a
iem

l
Kun splatt autet eschä ße Or
hN

d fo d f t te a
lun en zu rm b er Na s. uße
top

g un W e i m e r-
h ris

und d Ve orks Serv der sich


den Diens rmar hops icepla Innov
n: C

t ktu für n, z a niss Henn


e

. H l e -
ung

i
ativ enn istu
i n
ng
n die ud
e ne e de ng P
tra gesch ng Pat gen e euer P Entwic r z gute r Arb atzne
b ild

in ä i u , e r
Die er, hä ftsfüh zner, S ngela roduk k- m sorg entsp itspsy an d
Ab

en,
M ü l t v r e r e r v den te a n ann ch o ie E
Bei
spi nchn iel von und ceplan wer-
i sin agers ist de te In logie rkenn
dd r Jo nov :
aus el E
v
er
A Cro Krea -Kre w ie . Die b at »Fü t-
läd unter ents, gentu ss Inn tivitä - d erden , die t kreati des In ionsk r ei-
t s z t a a v n u
sitz . Ähn chied u den r initi ovatio s- t s kan und S gtägl sten M ovat ltur
en lich lich en iert n . en n s paß i ch i t ion
ting sich wie en sie
E zum we anfan chon im B neu i arbeit s-
Kon mana dann beim Branc xpert a
ise
S
gen
:
bei üro
h
nsp
ir
er
g h e n d
zen stellat er in etwa z Spee en e n R . Bei chlafk Googl en Rä aben. iert
« i d in u u e U
neu ihre onen schne wanzi -Dati - b tsche Red B geln biete umlich nd
e s Pro geg ll w g M ng e i s ta u l l zu mE t b kei
zen P d
t d roduk ukte – nübe chsel rke-
e e a bäu Servic tt de kann e
nts ispiels -
Pat er A t zu r un nde d ee e p r T m p -
z
wa ner. W nsätz kreier it dem d »kre n Z
m ine lan g reppe an au annen
hl d e e u w gro ibt e neh ch
i Z ße
zwi
s er chtig seien n. Etw iel, e - d ei Art Kle s mitt men. U die
i e
zum chen I Protag st die brau a 10 Pr in C t Joac en vo tte
rwa en im nd
B n g o n ü b chb o - O M h im n In nd. Ge-
bei e e n is e a Sau nova «
der ispiel ieure ten: » rlegte r, so tion in B
. e te t
Zie e th n ka Ein Au be »Re r lin: r, G io nu
N
tex eue I lgrupp ischer nn ein Pfarr s- t wegu voluti Revo ründe nters
t- u dee e b – u P ro e r i o n n g o n l u t r vo che
in i
nte nd Pe n ent eliebt nd da dukt Ärg basie en. R entst ion un n AR i-
e e e T
dur rd rs
ch iszip pekti ehen r mac urch
st e d gan r«, so rt auf volut ht au d Evo +
Der fen i ndi l inä vw dur h en z so Joa U nzu i o när s Geg - lu
gr e no
Buc iechis set lassen viduel ren Te chsel ch Ko .« W vatio spekt chim fried e Inn en-
z l a , n n a S e o
sie
h
h sta c he Age t Serv . Bei e Erfa ms, a die si - m eitere wie kulär auter nheit va-
link t aus be M -S ic e m an h r un b e c h e n n t w d e r e e . D u n
y dur uits p r
ze. führe icklu um b volutio ie nic d
ch s ein: lan da chen gen s auch
e w
me Arsch ie die l e A h c Ein n sc ng asie n ht
Nie i n t Ch acke b n , c hw n z e r W o h a Le B h u r ä re
m ri , ben die d ere P üge, d auch rksho f- r uchte eispie on vo nd de t auf In-
tra ann. D stoph ; ie S o i Fat p ade M l r h m
Gew der o i ls ter e Übe - od s für anta d a für a nde Zus der
S cht
tio ie Il sc
n s r e
die , wie a lus- set ichte chuhe – wie imulie gewic r P hmelz Selux Rhei, ist die ner An am-
Lau zun e r h r e e d
g f rschw , die da im Alt en; Br t k odukt n zw ntwic ie AR kineti sät-
S u
ne- chlec ch sch
Gra hte ür ere s L er – il- atio des ei S kel T+
d i
nem et sic k, in
- I nno
v
n. W
a
aufe
n trü
- wie n im ign u parte t hat. COM g e
atio d R n H e
neu h in s - s
n a die Vo urch
d mit erum aum d dig n mite ier ve -
em
Buc -
ei nge rau l d e r ver . Im ital
e ina
n r-
ht, s- en Li bin kre Ko de
b
h häl
t OLE efest chtbe det sic ativen mmu r:
D i g w h n
ver -Qua t und egun die p Proze i-
b g s
als unde drate an de . An hysisc s
sac n, b d u rO Sta he
der ht l ew rch b ers hlse
e
Hel n Dyn ießen egt si Meta eite d i-
ligk am de ch er
i W d llpla
Bem eit anp k sich elle i ie Le tten
hie
r erk ass Licht m R ucht
ver in die ensw en. stim aum e
mu ,
l
die änger vierte rt ist,
e ng u an
t w n
gew digita wird – , zeitli ie Ge d
l c
dem innt. I en M ein As he Di staltu
n e p m n
und die teres dien ekt, d ensi g
B s a o
aus Mate eoba ant i n Be er dur n
r c n d c
den der N ialien htung det S eutu h
T atu , di , d aut ng
Rez a g le r be ee ass er z
i u
Me ipient gen, kannt n verm Objek - C
die en bes es V e te hri
in d nge auf ond erh ntlic i Bild stoph
e s t g e e a h
ein r Fo altun nom rs o lten »A gesc
Nie
m
z r m f a
sin ubezi mgeb g heu en w fen v n L bstra hichte anns
dd ehe ung te e rd o n e b e c t C n in
am
it o n. Die sozia heißt, en – (Kn n unt ity. M
ese erm ein
ft a i l e a
uch nale Fak uch isb
n
bec
k Str
Tei n Pr toren ste 978-3 , 19,9 ich«
l de odu cke - 5
sE n v 86873 Euro,
rke kte ose
r o l l -4
nnt nar visue er gr 56-0
- rat lle and )
dem iver r un i-
Allt Poin d
ag ten
aus
page 08.12 027

nis
p
näc rozes
hst ses
e ,
Von n kre desse
chim Kre ative n Ein
höh Saut ativit n Vor sicht
e ä g e
Tuc en die r seh tstech änge n in d
hol O r rw n i ein ie
tsk k l
per
i
sky
. e enig en
h ieß
dar ment Bei A nntnis . »Um ält Jo t.
u ie R w a
hin m, d rt un T+CO «, zitie ege e ­
ter ich dv M w rt er r­
dur frag stä e
c n rwo ird Ku
tur h die en un dig s rfen. viel e rt
gib We d m ehr » Es x­
nov t lt
ativ es ein zu ge it offe präzis geht
die hen nen
M es B e A ez
der otiva üro: D rt Man .« In d Aug u
e e
auf Mitarb tion, s azu ge ifest f r Age n
K e ond h ür e n
ver
s
o mp it er,
l ern rt ni ö in i ­
e c n
Tei agen tenz ache H die In ht etw ­
len und bas ie spir a
mo
k
von sic iere rarch atio
Sau ratisc Wisse h zu n, de ien, d n
h v r
Ab ter se en A n. Neb eränd Mut ie
g in n z
auf eschie e Ein satz en die ern, d u
d d e fä i n s e a s
sch er H nhe lle a det md
o u e
nur n vor avel. » it, be ch m Joach ­ T
, sie han Säm im K al in im wo
Bew d t
uss aus de en«, m liche jakfah der
a Ers Point
c s
tse
in z m Un eint deen ren
I tek heinu hat da
Zu d tu n s
ub t
efö erbew r. »Es ind
e s Die rbür gsbild mod
mu en Au rd u Var oM
aio fü u
r da lare
n f ern sste gilt Typ iab
Bild ikatio gabe . « n ins
oe
in d lem tät d
i l i e n tw s Ar
n er k orfe chi-
gib sprach nsdes des k wie
as s ente n
t i la tat brin ons .
nic es ein en zu gns g ssisch i
Far die frö sche T gt Sc trukti
ht a en e n ehö e n b h v
h h
Stil
e bzu
Tre
n
twi
c rt e Kom auf en, di lich-m ema wung en
sion n, Tec sehen d, de keln. s, ne ­ trit
t eh
e fü
r a rk
, eb
e
h s U u er u einen anten nso
Exp en. Ra niken ist: da sen En nd h e n A
erim tge ,M s d i e r g ew rc
ent ber f edie Remix e noch öhn hitekt
ew ür f nu e n lich en
ie » o
Nea rmalä d Dim von
n sin -
d
Ma s e
chin thetis n­
a« v che
on
028 page 08.12 TITEL Idee komm raus

ha-
a u ko en
h k
osc chni «
r t in P tätste Kopf
a i
d M eativ ln i
m das
a s un lle Kr Kribbe ehr um wel-
m ue » m ld
Tho nzept ckens int es er Bi u ge-
k o P r i ch e is ch ft z en
ben Mario eute s sphär tscha h eb r
o o ic e
wie elöst. H atm lare B sen s ter üb .
ab g k e l n e k l a s g e n r en
t w ic
m ein ngen strin nizie tity
En als u u m mm Iden e u
mm ude t
ten – Sti und z äle ko orate ind gu r.
n p
n
he ältig e r K a Co r n s lare
ie lf e d ene von ikatio modu äten
n
v
sch
i
eich mu und ntit ne
ver m Ber nkom eiser n Ide um ei -
I rke l
te isuell e e
Ma e heu v m ehr ein l xt
d t m nte
un zept on ich nu
o n w ir v t es n nder em Ko stitu-
K nn geh e, so ch d r In in
»We chen, e Ide das si mit de t Mart -
r e
sp e, n bula d si e u r , c h kl ä r T o
w
r o ß oka u n lt«, er büros . Ein
g n a
les
V kan icke sign lon io,
xib assen rentw es De Barce ür Ma s
d d f a
anp weite nder lin un ntität ro, d e,
n r ü r e ü
tio nz, G itz B die Id ktur e b änd
o r e it S i s t i te s s est aum
L m für h e
nts a Arc nM n R ft.
Poi piel d ches onder ntliche ntwir -
s s e n
Bei spani ude, s öffe zepte as, so -
ä i m n W lo
ein e Geb nen gsko das ar es u
e in t io u n c h t d w mz
k n n t ni
rve tpla s hen yste os
Inte r Stad ante i sprec lles S n Log -
t t e e n
ode Kons ie. En s visu tisch erken ts
D i e s W b l e st a der n e
» a i s
nd lex ine wie ele Sig rtige
der h, ein tatt e ares, v i a
S b m oß a-
hni
k- gisc ffen. sicht ch de ne gr den D -
c a i n a E i i t e
T e i x c
che nen-M n s bt es inzip nen.« d die ten K ien
h e ,n m leb
t i s i r n d
poe nsio ische g
es
P kö e sin ruck Me ch
Der Dime dän ass & bar tehen et-Ide rs bed h alle ter na
d m v s c s
un t vo duo H Cover ent -Budg sende en si nd Po ssen. s
mm r b e
Low des A it den iere u ben la Neu it
-
sta signe as CD det in
De al. D ebil ati- n m a p k l e u m we
te der, p e ,
a n nib t abg e Cre l-
s ä n c h äfts and b n Weg ich so n. Es
H i . T (Gest , b ie Ge
h a s H ne s s re r
sor o von r ei mus tanzie ss wi
r e cur hlist« 4 Eur ) w nsch bt nu a n d i s d a ir
»P Watc en, 4 45-1 Wu Es gi eln: M Alten siert, dem w
ty
vi 88 S e i t 5 -3 » i ck m p a s n n me
, 2 3 -89
95
, e ntw lich vo fter en, vo ach ei iele
te n 78 - el n zu ö g n ö a b n ir v
isb
n9 n Vög len w ie m scho rfen h u sehr Da w d wir
vo
iert hen, W nta?
el uns wo ez us. , sin h-
pir a ist as ent s seh jekt a talten manc ei
s c e o s
I n ürm m M ßt : etw ten, en P er ge rt, un alles s t
r d
hw r eine les lie ie h d h l,
G l ü
ode enn al eißt d e
dac ehen nbüc formie efüh s stimm ll:
e st s ig t in a s G D a ra
g a l, d Rhei euch h t b
a ikd hr gu an d rden es übe a-
e .
E nta de
L
elu
x G er se mt m rt wo ebe htig w n
r
Ma ngen für S leid bekom probie ation ie wic itekt r-
g e
wi COM l s ir d h
s c h + a
m its a « Ins u p io , A r c ilde
n ART e r e h t . r Ma eren nem B Two-
o b r nic ü i
v
en
f and us e er n:
abe Farb h von men a Und d ckade h
e c o c
»Di um si , stam der.« ive Bl muss i t
, n i n t h
re setz rer K kre e: Wa ie nic t
n e a s
b zu nse g e n a g s W ich
a hu
c p ge die Fr ist da och n
bu ts-Tip uns Dann mer n
n n
Poi stelle itteln? das im
r
»Wi verm Wenn
m .
we r weit
e h
m
page 08.12 029

ng kio
ellu
u sst nten A
e A duze s
ein o t da
Für utpr kio ha büro
H o n
rke des ta in T Desig lla-
sta o- a e a hen
fü r r r
Hi nisc h nst
b er dass P ür p a i e se I . Zu se
ge F j a d en er
rag nd en. do orf
A uft nen, u werd icher- Nen entw ls in d tion
en in tet gle l
tion benfa ublik «
a
i st, d zu gew getes lt also - e - P rise
e i u ie en
den zepte u Tod tive g Mut! ich he s s estalt y Surp )
z a r a
ett
- Kon te oft d Kre : Meh eren s uch d G
ken
b
te 1
11
ea tivw oft du k n u n
re do enti r. A v om »Ta e Sei
Kr l, das tz e C präs e ch - h
len und das ütig at si tzge n (sie
na Too Gö K
ßen dee dem n h sbl
i
en
r n atio . »Ein bt«, so isible ma ute I chen eative geiste hisch -
t e n d g i n v - G ss r , a t o
i n s i
bei tätig ung v rojek ), ent r-
o r t I w i b i s K te n p ep
i
e n n t P 2 u e ein ild de rrück m em amit b t ge-
ror erbe ich des- ite 4 m, w - t lbstb ös-ve er zu nd d spek dee
eR e e a n e r l u e I
b es- bew richtig Merc 7.12, S em Te t. Spo e S amou Künst delt – an R uten ert,
e r – n - i e a s E 0 e in h n t zt g l e n a n a ft zur g änd
d h e d r. D A G d s l e s e g t w c h r st-
u n kt o Zwisc n – U l me ehe P er un t abge ein, wann pla ter ge Kunds Wege ant ve t selb d
i m e a e
en
P die ktive n, ar (
s Ulm strik otu pt g rds
. Ber ieller och d ignii tscha gen un a
i k f
e ein s sind erspe ulture r C elt von ranet ein V prom ivawa t e nz n. D icht s vwir zeu , etw
n « E P K fü ck m In t e r nd Krea t e hn ti rk .
eich zwei. zwei ngen, elder Ulm – u h onn c rea We t si
e aft
t, z i
de legte durch ersen nac - w ben si die K hren rkauf irtsch et,
hilf och – schen , Haltu ungsf e
ativ f Er i
n i n tan damit bei div ha tritt mit dv
e ie W ind -
ser e zw niken Span en. - c h i t e Kre int au iger n ur sster uf un g, an d nklang s sinn
m h e t u i e h e t a kin -
räu n, Tec –, di n bie en Z s
Arb reic sch ich s- ew
u
en rt A das nnt
e
Stil gnisse klung
n e
ck lich e des
i die e r folg Idea, ition w vation s b ethod n Thin ermeh egen, Erke ba-
ü e i
i
Ere entwi
c l
uf g Stu
d
Syn
- an Big Intu nno ibt M esig mit v an l und rung ft
u rifft a euen itel » tig, ra gt m eg zur ende ßere I att g lam- i m D sie da h dar tieren Erfah nscha t
t h M a auc
F u is
Ne he rn m T ünf W eru äu on Lav ne ass en her isse
t e Suc in de it de rde k these dem ung b jeder Jung v der ind ei t- D nnte perim sönlic nd W en. Ne lem
l te s m e n - r l s i o s n k ö E x r u ah r r al
ie s w y e ah a e n r e e t
Gez , heiß stitut ation urch S oft d – f sein tor. »B -Zone r. »Wi Ideen von l i ches auf p schaf ng erf ss vo etenz
« n v e u t e . , di e irt tzu , da mp
fall unftsi Inno imär d pring schen h z talysa ill-ou z Ulm entur sich die nis t, in W tschä dafür ernko vielfä l
lti-
. s r c a h t g m
Zuk ation« se, pr ufall ch fo versu n: k ine C gt Gö ägte A it.« U für ihn : ei- r r
sie er W stsei l, die lture ren. w
e n K ll
e Z s e r e e
nov ie Th . Der emati d
Fel thode s k en«, s h gep er Arb n, tun Dienst Ge-
a d s
wie Bewu wechs iner k em fü
e u h
o d ffen y s t d i m Me h o p p is c a r t ö s e t e a s e u
s s ß l d - s
da pekti en, in zu Ne v
cha ie en en« rks er reu in h zu e gu nn tras
ges bei, d unehm atisch in Wo n eng r, p ehen ndem kzeug nd da n. Kon tive s
Per Kreati schaft
v
r i e t r u
nen das z emok eation und ggeb r s stehe en We che – ache en; ik um d e r s e ll
r a e e r m ll r Ge
und mit »d h Kok Usern Auftr en od - B assisch eche lichen e ste n. Wa äl- ge n
o l R g e w
und a durc ziellen dem ttform des S rt k tiefe om Üb infra nehm chnik sy-
w n i t l a n e n e v e s r te l t p
et pote n m ing-P zesse hund s- eil ll vo itäts esta sie
io c o i ent n; a en iv
mit perat dsour ce-Pr n die en W r- g setze nkung Kreat h die G n, um zu
r a h e ä c e le
Koo r Crow n-Sou nen eziisc n. »Pe - t nschr alten en, si g ruf kanä der
e e e .0 i e n n
b e
ü en O p n d s p a g -
b p, 2 E t d i r a m e r u d i e ene en
n, i rem eitr We i ich ork inn Me om b
in d Desig mit ih ung b s von Prinz d n r herv in Er euen dphän ng ha
a l n ö s d a te u n z e i e n n u
ci e L ißt g
prä ären u- og f die e Gru ehm vie
l
son ner e hol i n
Per zu ei ta« h illy ge u erkl ausz - c nn au en? D Wahr t. h t zu ich
s
e e z ig e a g r c
sen ent B m O’R ertig ständ icht b n, d ertra ichen ände er: ni dass st!«
a n r T i i e f c k s n e ü b c h l v e r l m z u , e lb
m de für n edba ine neh m ns icht on U e da dir s iner
n e e
Er i te Fe ic h zu m a n v h r u e de -
ro duk User- enn s Markt ht. D e- s i ch j Tipp as fü Vertra u mit d dei
P s w c n i n d » d n -
te l er , o m m a ch e in - E – ln . u r t u zi i
mit en od utig v le vor kratis e die g o g eln ähne to: »N ltsich n spe ie
m g o n o f t t e e D
bau rt, es a Goo s dem n ohn Haltu s- g een o in Mo iner W t dein fern.« Ar-
h n e s e
wä es etw riff de h, de klare wenig - Id utet s te, de kann put li einem ong
i e e g r i s c n d d ie P r o l a i c h e n u t in s gp
B u h -
w e
Der t trüg ition ürften ativen hei- G esc orlieb iven O tehen ale Pin n Per
is n t u s d o v u c h l- n V e a t n t s e r b e re fen
s I r n a e e r e v i t i
sign uelle heide em in kann zu st g n hen k deen h das ei we log re die
i v id ntsc e i n it ä t e a m Jun s c n I u r c l z w D i a a n
d
e s E n zu reativ ainstr t von er- b e ste ltag d xima e im ßt du eint
n
ei Idee n. K e w a l a p t tö rm -
e n r d e d en M Intran en-Be ls Ju- b eits iner, m onze llein s Ulme ewor
t w e g e n m I d e e a t e m K n a s « . e r g
t e
duk , sich g ispiel s eine iter, d
:I i mi en, u »den opfe ierig
K
e n B e t e r b e son ssen – eines s schw
ß
. E in g ib Mita u la n d s s e
len Mat ie für t z ze h, da
r re n
von sgale G r auc
tun
g abe
030 page 08.12 TITEL Idee komm raus

In I »Ko
Spa ntrast
h
die ren Pu

e
rok
neu blik

xK
Inw s a
iefe ten v tione

Ale
den rn h isue n fa
nnu e he


Sve letzte aben llen Te ngen S

Fot
n s
Ver n Ehm Jahre ich di ndenz e rege
i Sve
ä e e
run nderu ann: n verä große n auf. mäßig
l Ide Ehm
eni
n
ngs rste
ndu nn, Kr
a
Ide
e
g. D n
Im n we h da ührt ikalst
D e n d
urc g gef r rad ert? Ideen
n
zw räu ngllen e
und ativdi
in isch
me
auf und
pul
gen se li
sen s
tlic Inter at, is Fakt
h e W ie u e n d ie K rektor
nte Mark uns
e h
Han sätzlic fert. D schne et ve die D r, der
n t o I d een rsc
h
e nu t de beim G
K i e n r er e
d h a ll r b i g zu u n i d d folg stalte
ule
e
Op werk Ent bei t r, we rauc talisi
w a
e
i
ben nz. und H icklu uchen l es ste en si - a . Wer d Des m ges das k ern ge
h
i
e a n
n st u en v
n
d
o
e
bau
t si
c h
K üns
t l r e iche n Verl
nR a
Mo
paa
r
u n U nt i gh
de, tersch ersch tech. n glei einba neue
Fot
o
ied
l
ied
l i
n ge
Min chz
i
sch
e
t ig
r ge
c h
t i t
u c
t es
h
s i
h
gib Desi eute K nähe erisch stleris
gne
r s
i g n
uns
t
ta
en«
lt
rn s en?
i c
ü n h t
che
. ech g, übe
erc
he r visue
lle T
i c
lan Mon grai che G he D alis tig au - in de: d herli ein un mach h imm m i ü c e se ren
g a e m c nol twic n ds,
de same te etw und I eschw iszipli us un f: li »Take ie Rad h eine d umg t, kan er we o g k e
Ide r. D a s. A l l u s i ndi n e d c h n b i k a b ek n i te se i e l t s
häl
t
e gi
b e ei
i rc trati gke n ha ko Auß y Su lität eson ehrt morg r c lbst w und R ich zw
Soe imme t es h nzeln hitek on tu iten: - t mme ergew rprise der Id dere . Denn en her e r e z is
r e e tu t
»Ta en is kürze utzut , groß r bew sich a n n n der zielle öhnlic zeige en. D ünstle och
b I e r « e K ler, , die T den w eption chen D
v e i
k t
auf en by im Ge r.
age e e lle ika n
tion völlig Bere he inz n, das e Proj rat-
i Prä erknü chnik der weite esign e
selt , über gt sic s s e
me
rks
Sur
pri
sta
lten ene grei h h e rse ist k ons ch g i w isch das ktes e ben ident pfbar dahin chlich r. Die r, Tec
r f e t h v o i s e e w s c e r t e t e G h
am s
kei e« ers Verla
–u e b
nd n- E mpor arkei rbei, g tenten ragt i n auc irk-
f isc alle g haft , kom r wie r, ve raike -
tss c g s ä t , e s h h e r o swa p l d e r st n
h d ie i nw ren Cha frag Ma t. D die Beg ßen hl i exer rum änd
tar
ke K ienen as Buc ei rk ie im s l
oop , in d h
An E
sät terer vents akter sind enko Zei-
r t me es Me leitka Zeitu n den . Zur a schne i-
era em von zen An z um u nd e h m mu r m d i u n ä n g en U SA k tue l -
z sa er la eh m le
ten Stilen u gela tz, um Ausd Brüch Unvo - i nge d r vers wird ins L eige etwa llen
tio e
nen s um
-Pu . Da nge z un r u e ,d r - n e ie G t a n i n e b n e ha
c d
Wa
nn likati s ist au n, ist d euen k kom ie in
b den xperim renze den u er Öf en ge infogr -
n n f
d ve entl rufe a
visu me su , sta
Das b eko on » ch T as R ent de -
n
akt ist im mmt e Echoe hema emixe ellen . h ch. A rtet je ellen r Date rlang ichkei n –
uel us tzt G nvi t t
len mer e in Rem of the in der n ab
s ra .N im
run
g v i G die en wir der »N der p iken sualis achde -
Sec für isuell ne Fra ix Neu Futur estal- fog eser L b ei e w r a g e rku ie ru m
h
Ser ziger eine E n Kul ge de eitsw «.
e h e rai kei spiels York matisc ndet ngen
ie, -Jah p t u s Ko e T a ge k s ti n e w e T i m h e wu
oc r. rt? L is F
gan
g e
fas
zin re-Äst he, b Bei d ntras for szeitu le zu l ust ha e sch es«-Re eldve r-
ie ts m e b o
gen ner h
We rt da etik i ispiel r Bege zur
e e gen ation ngen b rnen en, s n geh daktio r-
ziti wart. lten s W n d s w i s te s w ir sfo
r e v o
–b
ei ändi
t ört
,d n
e M e e t d m r
geg rt – N anch und d iedere r »Ma ise d - v anzie sich l ate. zugen der L g neu ass
e m e i ll a F e e
mit en ers ues u al w er Geg ntdec d Men r E suelle en Inh ngfris ür Da sie ge ktüre In-
a t n d i r d e k e « - i n n a t i g t e w v
Wa ktue dur S n n wic Stil
e ten
l ein nvi ohn on
s ll ch pann beim R satz z ver- ist
das htiger n ent , eigen e Spra sualis te In-
Vor zeich en Te inte end e m ur G
vo w er ch ier
r n n l e i e Ku A i
Bild eiter a et die denz ligent s ent xen n - b n Obj ratie nsatz ckeln Gram e mit un-
e es s u e r i . ma sub
Sie band » us, wie enkw n. Ver teht d r z stimm kten u en, da der K
D e n
tik -
d knü a- u Ih s Zu om und
nis emon Precu Sie sie eise v p fe s re n
ten
F
nd
B i l s a m m u
v r i s n cha o der
lig i on De striere sor« v in dem ueller Tä ku m nik
s o Kon fft ma tigkeit s. Die n unte enste ation
hin t, son sign, d n ein n rstelle aktue t
the inuie dabe n als H ehör einem len
n e s g r l
t d
sch erfrag ern p as nich eues S n? llen
te
sen rlic
. Ind he R eue
i n e r aus
t j a
u r auc
sign lte A en da ovozie t klass elbstv h
auf erste em m echer Perspe eber – h
g
h u g s , r e i s e r
ode ält, e e de was n w ch u stän b
kö aue lt, la n zw he
l a c ktiv wie
s i n d
wir r aggr twa d Betr das m ll. Die d gef - c nnen n, in ssen ische führt n?
e
d ess urch ach ittl Arb äl- he .D den sic nd zu
We sich Goo Reche abei s en n h Sp iesen Arbeit
lch auc ive Fa auße ters fü erwei eiten t e a
für e Bew h wi rbe r r gu le g gle r che ellt ue nnu Kon s-
n gew e d s I t
Das änger egun eder ä . Abe öhnli tes D - v er dig oder zu neu ich au deen ngsrä ras-
l
f c e o i t A c u
dam Them ristig r g halte ndern r dies he Typ - n rigen alen mazo en Erk h die entste me
er R
a
auc it ste Date levan n Sie d . . .
e Tre o u icht im Such eche n prä enntn Frage hen
h h n nd ns e rc se is ,w
arb mer a ähnel he Er ntiere sen fü el-
t enn
Hat als R en w visua ? t
e i r l e e u n g hr
gen ich d zipien – sow isieru
s am it f
ner – un et ein Algor man nisse uns b t: S nn sic
– eb n ka
a n
Nei erativ s Them ten – n ohl a g. Im P e d je s e i t h m s o , d e i e it h
n e
Hyp , wei Graik a nac och vö Abse mgan
ls U res r
sen sönlic der re hsköp en ve te sich der
c ll ie sch en nä einem
ä h
e h l es h l n
and sich n nich dem H lig am der a g B skussi nd St eit an erchi ges R ssen. lso
e D i si hk ch i rla a ein tigun ern: M Them
f
e
elt. h t y A ls itte one ö rfak der ert a e dak Bei rell m das g mit T anchm a übe
Das ierbe totge pe um nfang neu e in p n sor tore . Ind s u fgr t ion e
es n un The ext u al is
r ve
The i we laufe . rs
1. D en Erk ar Tip gen. n, die ividu und se s- m einen d hist ma ric nd Bild t es na chied
a
ma nig n? elle oris htig
ist k er u e n enn ps f f ü r i - a l g S t er c h en
om me dig
i t
sch tni
s ür e anr Inte zu ege il in che öffn st de der B e
ple i a
dra le R ellen en fü ne Re n s i e gen - s b d e n e r e
xer nen u e h che de lich uchen en? Es r Mo Konte t. 5. D Ton, d -
, un
d niss ßen g cherc Über rt! r c der
es o – e twa wich
i st def
o xte i e k er
h b he, de tog prü ultu
hen e live ehen, e bie lick n die Zw Verga r entg ein a tig, s raie fen: H -
sind ansc Men tet, utze zu i s n e k i c s a
. 3. h
Din auen chen ber a , den
s a n wa chen genh geng tuelle h zwe o scho t
s , r a e i e s s i P n
ge s , be tre uch die Zei es d um v t –, etz
es nd
u unk
v f t, u a u
elb
st a or sie fen. 2. nach m a nn n erste m di Phän ein äh te
usp o uf e och hen eS om n-
rob nline Ereig- ige p e
iere zu ne brauch zu kö annun n in
n. 4 se- Ide n
. Ma en t, sin nen. g im
zu k dR
n om u Alle
me he un s
n. d
032 page 08.12 TITEL Idee komm raus

gt ann
f ra i ckm
e ns H
h u ng g n e r Fo n
tste esig idee t, d
as
r En nsd Bild lle n-

ück d se
i ne
m u n i k atio ische
st l e r e r o p e r Ba der i n
mp zu ein hat. eite
e m Sei

rst Cou
p u n
e
e r K
rlin tive, o
om ft kün
s S e
in
r da Watk twicke bersc n auf
l t hr

iste t e n gro
ß e n
Der
n t für n
h
B
arr
a
k a
agn
e f ü

n E
n
aro a en nd
mp von A urop auf u n in A rs Tan
ü
ktio zen

Me h ih
r e m letz
b e r l ing
en ste
s? D i e
d
kat
e em
ng
Pla r Leitu bles i nze, s Tän ich die wider hlüs-
Gr e v
teh
o n
ln
zer
s io

n ie s
.
c er

Das Kr e a tive
n a c

von
j ä g
j
er& chsgra
bra
ä
u
ge r in Ü
i k

rate isch
D esig er
n s
Wa unter n Ens eine ldern piege entrat ine n uls, d n
ch
si ativs
n o v
:
te
» D
is t
a
d

e
b i
e n s
u b rzwe r Plätz und K ehen, ist ein . In d hlag.
nce ntst
o n z

ee
is t e I m p

tion ussc ich


iese
tto chw dn
ha ben J ä ger rte Ge C o rpo ogra taltet
p Mo In S Dres , Bala een e Eine Id nreak en A fen s t-
k
f e ty s s e. « n i Id e. tt e nd tra en
Wir Ola eduzi n e te
n d r i g ene it mit eihe g iktive r si arkan Dynam ? Wie Frag ne Ke Watki trifft, e, un a er
u t e gke e , ei g
ene
e
ina gan res ti Gew ein m sche Ide end t ron nbe jun ng, d -
Reg für ele nse Leich erden g um schied t da- ypi er die twort auslös it Aa Tanz a m der gabu Zusam i-
n en c h u d w r u n e r n e r
t
h a n e m s k a l b e e r te
ste
h aun r un nJ ite g v öff de Wo u be puls präch n, wa inzu ppe on
d eur -
m Rel umo stabe Erwe etzun he, er lenz o en s i g z re Im Ges Idee n. H ne Do war v nzer b . Dane
e i H ch e s s c u c k s e n-
s? B sich Bu t. Di Über teini Op sdrü ite a n
we gab d vative tellun len – nzt. Ic r ein ngen hen A
g ei h Tä ist
Wa inden it dem erklär kten ins La er sich it au l o s a a u
b
ver lität: M ignet r dire griffe , mit d aftigk
e zel- Fal e inn n Vor an Wh ble t , da n h gelu n: ho
a S e e n ein e- e i n sere a f I s e m
u g t k lic ülle ,w
ie
Qu zum n«, d nd -b lwiese Ernst ern. h
ke in e
m un ssg S
i t un otog ner En berze se wi te erf
r r
t i v ität fühl.
i u k s F o
und erlate terna e Spie oder zwin gab e in eine Proze n- m eckte Dresd olut ü anzp Aspek rea Ge ch
J ä g r i n e i n e i t g e n
e k t i st e n i n a d i m a b s
n e T e i i n e! K kt und en na n
» ntu aus Au Proj rnd use uch i zw e Ide
elth . Es ir- eit ne ?K elle vo
Age r hin erspi einem sem litzes daue che A abei e- a enarb , wan Serie nt. h nik us Int . Wenn wir sie e im
e V i t i e es b r ri s d i m n ie e c a l s
h kan llte d perim itätst isch cht vie nnten Prozes und
rüb nge, d ,d e
er m ? Bei Geist ein Ja spiele n und Idee erst e n
re m
St t – im Idee ines ls ie e ie l s o E x ti v e m n i ,k ö en ität
s s i e k e e h r a and d urnam ben. D te sich r mit b en h und Krea t ein G ndere nden ronal pulsiv bst.
lä d ic , m g st i c s a tü neu , Im s sel
ent hsta lisier ls w e, i
e
her nbl i- pru ugt das nts
Wo Auge langen Anfan m Ag n Buc ristal am, a n entw n s evorz ersteh ohne egie e en. Die haotik ch un
e e k k n v t u
nen nlich n. Am unser beid ssen, ruch Forme n, da uf B h sie bring Strat en lass ihre C ens a
h n
wö tande g mit it de n zu la Durch liche n sch alles a
b o ic eine chen zier rc h b r ig
u ü
s m
ent etzun auch werde s. Der rschie : »We n und
d n Das r logis produ uns, d hen –
s n e n e ro i n e nen e n a s c
r
de dwan eihen hera n unt habe u bau u ü e i b err
mB sch lau
gen u Gew er Zei chrifte esagt eihe z
t s ere d. Viel
- Ma irn er t zu üb
n i
z
se aufe d nen S fach e Gew
g t in
u
tw
ir zu- Geh lligke
L d e i n u s E s gib ende erung Pro- Zuf
ä
im chie uns e bstr i k? ngew nford igen
s a n
ver t und Mut, en.« stech erell a ach A jeweil
l it ib t
cke tig, m zu tre tivitä ie gen n je n e des fang.
i c h z e e a ik, d de lys An
r
S pit gte K echn Metho Ana er am
r
die orzu ine T die he m
r reic t im
Bev t die e en wi fang s steh
h l m
nic r stel ine u mfeld
h E u
m men und -
e .
a m a l t s
s
tinh
jek
page 08.12 033

lt
cke
e n twi n rt
n c hen titäte , e rklä n
ü e n p t io
a us M rkenid k o nze Emot ei
i
sk
zcin rtige M
a an d e n n zw
a r ss est zwisch ische chen
et K hwe Me ers s
t zw hai n-
a rtin e, hoc t o r, ein rstell wing it arc im Spa t.
n sisten
M t n e h tm e
rke elh l sc i alle ichn
kon e Ma dmöb Pende Arbe leben ausze ir ka-
p a s ie Wir ape w nd
Ala sB ige .D : l n–
? Das tät de in ries d her egend das A r Bah lape u
s i
Wa Ident us: E hin un r aufr Ratio : in de den A ,
m i n ug
die Puris nden den w hl und s kaum m Ku e r kze l-
ä n ü e A
V oss
in und itorw en fa n Gef aubt e unser tw
aup uns im iele
e r o n rm c h e g l i t r H
Oliv M dfo wis an pm nse en ie Z n-
r bei een k ’n’ G run feld z dee? M rksho en. k ? U komm und d verbi -
o c s o t i
ung die
I Ein
irek
t
bei
d r Ro en mW chs echn ken ren ern
a t ivd e Wer Z e it fü sonst e- n oher eine um nä itätst edan sik hö it Bild besten aus
an n z G n
, Kr
e äß hr
»Me t, was ichtig
,d W
n vo ekt ativ ten r M
u ps m Die nde
u sen eitgem e me en dir e Kre ie bes n wi rksho ll gilt: en Ku
h a tz gn ac h c h r t n o e r ist
M ons twirf a
a
mp rgebr l, vie
ls
t I llus
- fuh orzug opf. D d: We ren W Gener unse F leiß ier
Til l n - K a i - K n e . n r
n burg
,e ne« rüb
e ion
t rn m ehre Be nser zusta s uns men lse vo .
v
t? D
e
ie. H r
a m n g Sto u das emo
t o ss ge mit m am- i st u ellen ien au hkom Impu sind arbei trateg voll fü
li h r
H Rol ena ie is er V nie se K o- haw teg hoc die risc eam er S ngs rt fü
D ie » suell g nn: S laut! ei Oliv zeln, ür die strat n p d Stra in uns wenn ganz f viel T ich in d wirku gehö ick-
? v i a r b in , f ll u e n e ir , s st iß K
Wa !« hat usik k m seh eiten mer e e Idee rere I arbeit te u en, di en w s noch nd wi stiert was i a Fle rt von eine
s e
o l l M d e a r b i m d i e h e r e n d h a b o p t u i f e s t , em O h t -
R glic
i
h
n d zu Wir aber
? u ns n: m gne Elem en
e a d fä lle orksh ialitä r man s pas um T r den brau der ei h c
led iert u Idee en – h kam wag amp und z u W e n , e W a ? Z b e e e r o ie
l
tail er die samm lötzli ent zu eine , Idee
c K n eam Prozes
s, den viel G eitung agen: uation en, ü iale Id Atelie wird d s
T i e e r f r S it h m e n n g e n
orb n sich einer zu ne eine g nsere führu n übrig e zu
h u P e im r m
Wo oren z eitig. perim zeitig e Stil i uns ndige a -
W
i e V a s i t , s i
z x h h u a
t
tra gleich l ein E r gleic iedlic den b aufwe
e Kre t d uss m den in die Ze enken a in er Au cht m arin, s ses
h r . um is n d tw d u d ie
ren ne ma esigne tersc d wu en. Ein acht en ka eides el m en Ku h, sich achzu äre, e tel. In ee bra n liegt zen. D ern,
a g D u n u n o lz u s m u t z . B t v i d u c s n p h H o Id tio s e t dau .
e a
p
n und . Viel ander rschm ’Roll a Wir n zeuge nd mi wir u ns eeting Atmos lichen eniale nnova xt zu nden erden
e n n e k n n g I te u w en
ck’n nik
r e i ? er U nne M e h e e t
ass ufe nv al. off- immt gewö ig. Ein ist. Di n Kon und S sehen werd .
zu l lten a otive as Ro tstech mte W otion so kö t
l M w r e- es ße r
ich t e e er e
de n ng e ch t ötig
pra elnen das, tivitä bestim er em t – nu D i e M s, b em au eit w iale Id n and ekun beit a erbra use n
z u a
ein r gena e Kre oder en lie stimm
b n? log n arb gen eine nn S ißar ng eP
a
b e g t e n e i t e s W elte igen B ann T eam – eine sie in en ka als Fle vleistu ist ein
, l k , r i
b agt icht ken rspü
u
orz hnik r ar
a i
s n. zw
e zäh an ich icht reat ann
Bev ätstec al, wi auch treffe rn – die un ert. M d in s ls n ntdec und E das n die K de. D
t n i a n n
tivi ratio nser B Bauch gest Netz, ltipliz ken un oftm as e uchen s kan n dem ne Stu
e
u d u g i i
rein ß. Bis en im te un ch das em m ntdec . Denn gen d h S llerdin tand, twa e
p a s c h e u u r x t r i t e i l e o l l e s i c a u s r t e
S
Me
n
en
h
ich
d
st e r Ze chte d K bei
t
ie- er Z aue
die nind ben s intere kurze nd Na de un ive Ar r losz t, D ann, d
e a n n t e s k
Ide en h und P ehr i Vor- u e Freu s krea wied r Kun
h o d ok e l m hat d i a s s s d e
t i n d u n
ebo ev as pfe hr, nm n. I
Fac tzutag fen. D d sto Gefa n. Ma tdecke
p n e e
heu insto hen u in. Di omm llen en
e c e
hin n, su sich r zugen nsque milie.
e
seh che in t stark piratio nen Fa
i s
Gle elt, ha ue In r eige
h n n e de
ä
n und der in
he ilm o
F
im
034 page 08.12 TITEL Idee komm raus

Erfi
Einb nde
Die
lick
e in
s In n ko
»Ab Räum
Ide teilun e
mm
no vat
ion
slab
Mil
en«
la & heißt ur El
g
z or v
on M t vo
in d
e
Par
me r Stu ner in nnov izier t
das ekt
I r i illa
&P nF
Kom
, um ttga
n e
und muni ue, v Agen it 201 bor b r De gen S
r
te
rte rn. S onsl
e
a t i
a
ung
d e hän
ind
artn
er a
us S
duk
z k a
gra u er tion netz r eig gibt
mm for
iere sche
im R
e r
te
tu
e
0
aum Form ne Rä s ne den A d es nd Ne
Sze tdesig r, Me n. Hie zu en ate f - be n Mee rbeits ibt M tzkab
u
e
e i c k
um e, un om- u
t r

g
en tutt
gar
t am
nog ner die r ar twi ü r n t i b e ö e l Bei
die ,
nkü rafen Archi -, Gra beiten ckeln
n aus an be ngrau reich bel au von d spie
dia n , t e i g e s i n det
m z b e i f R e r l de
len stler Konz kten k- un Pro- tisc
h
tat
t e s
uv
e r
Bed olle
a n d e s To
Teil Kom gem ept , Re d P leis und t mi ich e wan rf in , p re Ko ols
f i o g ro t d e ioFU
For ür Au muni einsa ner isseu - w tungs Schn Pro ine eln
.
i- are
nt
mp
o n
s f k u r ic e i W N typ eK NKE
ativ chung tragg ation m an nd M e, ei htigst starke idepl werk erkst e- h u n
ent
e
e e s m e n r o z a tim at ein ststo n die
ket n Pro sproje ber, z lösun ultim - lo e Kin en Hilf Hard tter, eug, L tt, e
t z k u g e g e s a pro tern, en Du ffkuge nte ei
pin e von ess un ten. » m Tei en, zu - ne isch b ct, er mitte ware. ber a öt- ble lä rc l. ne
gb
nen is zu der Id die W eil wi n frei
d W l i m r Gre e ind ählt z l ist g E ine u ch P ass mlos sst si hmess Diese trans
r e m e n z e n F r e g s d das e n d zu uf e a c h e rv r Pr -
we Haus m fer ee üb ertsch den kr n ru hr we e, an d wir u enzel enwä er T e m in D aber, on 15 oto-
nig mit tige er d öpf e m i : r m a E
lass er a v nP as ung - fe , Din terent er sich ns ger »Tech tig usc m e XPO ritte so F Zen-
u erfo r n w a n hel i -
för n han Them verkl enzel
l r
wa en od f pro lgen, odukt Proto s- de .« So ge mi ickel Hardw de an o- D m d a e ,
rte e p m t a t t s O i n
Fre n«, s r auf rietär üsse im eig y- ra daran rbeite einan . Nun g are ka ei- as P ige
s Fo chme zean ern.
nze agt ext eS nw e s ein , n d e e u m Im r o r mm hler i c ba
B l, ei Me ern oftw ir u - en mit m seine r zu ht es d F du
ode isch te
u
d n Nut all von kt
Räu etritt ner de iende e Dien are ve s De 3-D
- Sca
ehr
e
Kol verk
le n
a- ze n io l l . e s,
sich men b der B r Labo signer stleist r- De r Proz nne ren T gen g üp- sig
ine aus de UNKE
F
e e r e r her fen i e e te in e
we zunäc stehe such -Mita Thom r ei r erste ess r
zus kam a- s aus F ander Zusa ntstan
m
r n e r a n
tot den A hst in de La r das beiter s pi es Gr Schri tell e - tell orm gre mm dd
y u e b . ng und tt n en. gre ungen , Inha ifende ensp er ne
der pen a ftragg iner A or, be aus v g i m k a s s lt r ie u
u ie u L on c h Inte en ka bezie und Einze l schlü e
mö schwa szupr eber e rt Lou indet r fe te Idee abor zepts der En r e n n h u T e ch le lem - s
g o n e i – le z ssen er P n
dun licht, rze H biere ingela ge. H r tiv nern u n durc hier ist da tstehu usa d u ers gswei nik. In en-
d o n d i e h s s o
ten keln, z ie Räu lzbod . Im L en, Pr r la en Erg nd We Expe entwi Proto ng ich mm rch ne se
a Au
, e a o n e r c cial auszu enfüh Licht- n mit ä uf Ko s-
ten leich udem me vo n auf bor fä - Id gsam bniss iterde iment keln s ty- -Me o h n
t l e a e n i Kom dia tausc ren u der T nlich -
ode für Te umz lassen lständ – er e llt be en zu n die n. »E ken z eren, V ich m - P rin h e n. n d o n e n
r du stba uba sich ig zu r- iz p Lö si u e sa un si sig
rch u u v räu u spie rüfen, sung st wic innov r- s mme ikatio zipien Es üb e anre na-
boh ten a enden die ro er- me le n, S z u ve era h h t ig, a - c h l n
e W , Exp , ka uf d n a e r trä gen
ren uch bu di – ona nn I ie rä gt So
. Im mal Holzp s- g e Muß auch paß z rnetz nzuta sich im
B od
änd
es te nfo um -
näc la la an e ze u en ste
hst ckier t- Fr z um zu hab itlich haben und n. »De en au teuer aktivi rmat liche
s
en en enz zus e – z . S d a w r l ö n e r i o
Rau
m hal el. » chm n, Kon u gön ich Fr - e ir reak ioFUN sen. oder en, ki nen
t W e e i t ein n
tier en he ir den ißen« zepte nen un i- e ne bei ive Rä KE ma Rüt eti-
en rau k en , m a u ch d in lä u um c h teln
dur s s
ch d pielt a , aber stark int Th mal
e ein neues ige, in e nen t mög
e R t n l i
one en uch be aus oma sc m im aum uitiv en. E ch,
Tes n ents unerw der Z im Exp den I s F hafts mers gefü e Inte r sorg was
tau teh arte u fal erim - n r en e rle iven hl rak t fü
Kol f e
leg bau e n kön t neu l eine en- mit zel. D bnis f Proz erzeug tion, d r
mit e in twa nen e Ko Rol w elc a r üb ö r de e s s da t un ie
l tie
völ den F s Labo ein .« Kom mbina e, a ferge hen In er hin rt«, sa s Gem d in
lig n rag r g proj mt ti- nd he ha au gt ein
Ein euen en de eschn ektfre beim ind en fol nd be lten de s regis Thom -
i g end schä r Be trier a
pen er d Ans
e ä
sU
n
eit, md
e bo vidu f s
s
den , die im r fun tze b wisse kann r g ten w alisier en dig tigt, s ucher t er,
te I sind, Inn ktions eitrag nden er ibt er te ita od sic
n is ov fä e zu sam der B den. Inform len Ex ass ih h
das forma t der ation higen n. kan elte m esu
c
Nac
h a tio p on m
io s n u her da dem nen a aten
due mehr tionst FUNK labor Proto ne
r n
e o e t s n
tion ll begl re hun ol für E. Das ntsta y- E Auch online d weit Gerä Rundg ge-
e e it d A v e n - X P we a b e r t a a
ein n ab en k ert B usste rne tu O nic nn rufe führe b; die g
n
e , a t
Kor m We als im nn, de esuch llunge z- f r treib ht zum der n. nde ge-
Info
e e ü i
Aus a gin ttbew Briein ckt me r indi n, d r alle t die E Einsa oFUN s
st e ge erb g h r v i - y n O r t n tw tz k KE
der llun su z g e f F u a m e i ic klu a m a u
m e ur E ord nk- Fre
n ik e
nte – d f de
lich Kreati gskon X e tion zel: e ine Ro essan g weit ie Age r
r n
es, on zep in fün PO 20 rt: In t t er. » n-
bar
e
wa
r

n t. D fsp 12 Fü auf wa f lle sp , wo E
den s und tungs schte ie Koll rachig in A hrung Messe ür die ielt«, Grup r ist
a n e e B s p
run Audio günst rmes, sich e gen a s E rbeit a skräft n ode 2B-Ko o Tho en-
gd g u ige intu i n us ntw l s B en. r in m ma
Lau e id s h we icklu auka Wir v Meet unik s » m
tsp r Scha e, das Tool a itiv be and- nde n s e i a
rec u
her bere auch d s Ersa ien-
l d n u gen im ten, au rstehe ngs vo -
, LE iche ie In tz fü nd me s de n un n
Ds, r r w eite r m se
Sen t. Als H szenie rde wiede sich re
sor ülle - nke r ne alle
ik u n la
nd ür
f sse u ver-
an- n.«
page 08.12 035

»W
übe ir stell
Wa rprü en H
Lei ist die
f
ren Huff Vorau
s
fen ypo
nov
, um : M sie
ein an ka tzung
the sse
ges
a
a t i one
n nte
U dan sen nn
M für w
tun mte U ents rnehm ethod irklich
g
nöt entw ntern ehen a en in en nic e Inno
t n m auf
e
it e u
us e nov ht e
xpe nd
ig. i cke h m vat
Ide A
en n erf ln ka en tei iner H ativer infach on?
i
ben ent olg nn, lt. D a ltu z u a da
s r i m
tigt sich m tehen eichen st die amit s ng he ache ptie-
u n i t : D S rim U n ic h r
ein us, d n. In-
a
sch
cin ider
e
Me
Ans
a t z
de
ntw
den
B e
ie M tart
nsc : Wir ickeln dürfn er ke sieht zung v lche H as
a c h ent
-up
s
ter
stü
t
e so ie d m
g is
uss t geei en, d
geb

Ges Leif H
chä uff, N
Unt
e r n
hen
u n d
hel d is
fen araus sen d nen i man, on ob l-
e
en«
n
h w e
a
s
We
e
m
lch an m et, ne den
gn
i t
ie
u V
rer ftsfü e ben e h me M U
ärk nter re Id Men
i h r r e Mä i e neu n te llun a ri d
c
a nde e Ide erlauf
b h k las d n hä t ez n eh e s ch r kte e n ike g ab h tig r en e nz ste
Deu ei ID - ies e.
tsch EO spe sische em be uig v u bek men, Das is en be , ha- Wa n hab . Mit ist, h Meth u ent uern.
übe k e o t s s e d ä o w C
l
r De and, »De trum Gesta rateris rloren mme mehr auch chäf- Inn unter n wir er Ko ngt i den ickeln rowd
mm in d
n u ova sch s m
b sou
s s i g von ltun c h g e . D G n c h b . A
T ign typ ne e g e s W t e o i e i
arly DEA. W gsproz n Ans ange as ist i spür f er s ir füh ionsb idet ID n seh nation r von e Tief er dan r-
I
als hinkin a
en
– . a n n e r e
Hal g ufg so «W ora ess tz g . gro ür che ren rat EO gu ve der ge n
tun
g Je s estell wie in ir geh uf kom zum L ehört ßen ser n und die B ungen von a te Erg rschie Aufg hen.
pät t un der e e d e ö e ? n d e bni d e a b
es, n fr mt e istu
ng r
e sea Sicht kono dürfn ere sse ner T en-
Ä er m d d Wi üh sd r
wir chme ist ko mische isse v
n
sign nder an Id ann in ssens mit abei h s- on
erz e
ielt ch-
v o ung een E cha Ans eut ein tho nse n M .
der nD en gre per x ft, w ätz e an e ntw en den que ögl M en
wic Betav igitald umzus ifbar iment o ein n in P ?
e den ickel untern basie nt nu ichkei schen
kel ers esig m e e , n r t t
abz n. W ion etz
en. acht n übe Hypo oto-
r füh inde wir d ehme en au zerze en zus mit te
u z ner
Nu gleic ichtig u leb n lern Da ka desto rprüft hese
, t ent t daz
r m
w ie r
nsb f Em ntri
e
am
m chn
tze hen ist e en u en: nn te w wic u, d ir se ichtig erater path rt, un en. U i-
sol n Sie , ob in P nd Die das ure i rd. Wa kel ass ine e Fra isch ie. D ser n-
c r s n e
Wir her Me Crow Ansä rozes sie st sind g Produ wird Des bewir , als s sich Bedü geste en An abei h Re-
t ä i P r
Des ignind t Des e am A rojek fnisse llung f satz. Z aben
d s e
ope unterh thode sourc ze fun in kle ndig w wohn ktde-
k
k i t ü
sich ign Th strie? gn Thi nfang e imm hinter r den uerst
ing i u
Gru nideo alten ? ? U tionie nen S eiterz t, mit
n
p p .com die nd r e c h ritt u e d a i n k nki d e e r fr a Kun
n en, nt- lich i in W iniert wied gen.
die e o wo b ng
se P als K . Mich ffene lieg .
u ste ei um ng ist e D
-
roz r e m I e m d abe F rag eine e in f i rtsc . r and as
ess ativer acht nnova
nd
ie G i um e ste n e s h aft ers
ed
em besse die Zu tionsp ren se.
D e llu Ans ter B und
okr r– s a l a
zen ler ie De ine H ngen atz ha egriff
m tt u n a e n
atis d
che as he mena form w Gib nd er kweis ltung inges delt, d gewo
r ab ißt a rbe t es folg eh und etz e rd
lau ber it in w.
w kei
n Situ reic
h
ilft U
n um t wer r für u en, we
fen e
We n Sin tion er zu tern a m d n ter il e
. Es nicht, der nn nm en,
e
we ehm nschli kann schied s
en
mu das t i v e i n a i n r d e c .
ss E e U c h den e n , efi e B h Esg -
Vom nt- se a r zu w ntern t? en n. zien edür eht
e D
solc ufzuse rden, ehme esi
gn ter,
sch is-
fn
Im
sch hen tze aber n de Thi n el-
Auf nel Fäl n, br
len
n
auc icht b Ansp
n n kin
g
n
tra
gd len s ind h er r u
Für
es i
nte Ver wir t man eit ist, ch äuß
n n d
ein
B
GE
M
rna
tion
kau i c ht d ht w afür ert, in
i c
n
len anki oney
und lial B ale
n
f zum ie r
t
e
ich iterz eue Pr ova-
u
n
a F i g m o z
pa
h Tsc konz nk en ina
nzd res en
Par achen es-
nun aben hechi ept fü twick ien pek t ner . In
e e
leis ging e ein se n. Ban r Russ lte IDE stle
iste tvo .
ter s h
dar r sch en in nd, k l a O rs G
prä
s als u le O Po llen EM
den entie Partn m, de chtes steur - s Ansc one
yB Dia
r e n I o e h
kos e r e n .
ten werde Der K uf Au anzd ge –
r a F i n m a -
Ide ase,
p h l i e ßen ank
hat
log
f n u g e i e e n i n d d b IDE
IDE ür Um bei nde s nhö nst- sta
n übe er d ega
n OF
se, Os b a n i edr o l lte h e K d für G hrt r fü i e E n d ilia
in d tar uu z u o n i n i e len
ihre er e tete nd P igen zufr
i ra
zep
t
EM wu sicht Syn für
B e s da m it d er son Z u e - n t f ü o n r d e e n t h e Ost
che dür ru s a di e r in r e in e y B n . i n n - eur
r m e a t D opa
bes begle fnisse geht r Sam lbeda z- ü e Bera nernd e offe ank n abei eue B e ent
uch itet z u , Me m e rf. ber tu e F n e i c h e n t u i d wic
und ten en B vers nsc lph E arb ngsd ilial , an e t nu t- nge er E
n kelt
m t h a x e i a r n
mü Bank it ih ankk ehen en u - T perim itet. enst rchit in Re ein
u l s
Mit
te a r b
t w i c k
s . n . n h S e e ste ln, in eitet lung
ges sen Sc Aus d en Su nden Resea d w esen entier chne istung ktur, tau- llt w v
t
bra ellt un hlüsse esen B ermä
i p im A
ll
r- eite mit
r P
pha ll gin en
s g w
auc
h R o ll erd dene IDEO on Di
uch d g e rk ta g t e n e n r o e ü I D u r d e n s en nS mit ens
in e o te, , tw t o b E e s e p k z t
unt e
er n Men terpre ogen, achtu Post
z b Art die K ickelt typen er, in O in d n F . Dab ielen önnen enarie ilmisc leis-
trau den : re w ü i e r ag e K . n h
sch tie The nge to von ativ er be der iä
sem estell nder mun utzer nachg n
om N e
liale en ge Bank en wi rt wer sen au n M typen Papp en m den. D rprüft die F u n t s i k te e -
gal ge k u r k d e f o m it a u zu e all v g ich a ti s te
t al n Ban nden lich? S n: Wa - al ney B und B odelle Mod bei ar nd ine on » des A sehr onspr n in
s no ken gro o gab s e e a n e n e ll b e w r W u o
twe , ß ihre röffn k wu tavers bis hi en al i- n ir Kun Trans ie gel ftrag häuig zes-
ndi der Ga es M es W et u rde i o n nz
u
ler is z d e akt ang s – die
ges n is i rku n e e u ve n io e i
Üb g zur s- ng d im twa e n. Fü Pro- rbe berat n?« zu n wir n die
el. Fi- übe Tag r e s -
rpr e ine G sse
rn? n, um »Wie k chnel
üft sgesc Testi E « d as ö n l
. häf li Ver nen
t au - häl
f t-
wl
036 page 08.12

KREATION

Algen und Leuchtbakterien in


Beuteln: »H.O.R.T.U.S.« heißt
diese interaktive Installation
von ecoLogicStudio, die
Anfang des Jahres im Front
Members’ Room der
Londoner Architectural
Association erlebbar war
page 08.12 037

n Urban Gardening, da denkt man an


Kräuter, die in PET-Flaschen gedeihen,
an Blumen, die aus Obstkisten sprie-
ßen, Radieschen, die in Olivenölkanis-
tern wachsen. So eine Art subversiver
Schrebergarten, der den früheren Zu-
rück-zur-Natur-Trieb der Urökos metro-
polengerecht updatet, ohne sich der
Naturromantik zu entledigen. Ganz an-
ders das Projekt »H.O.R.T.U.S.«, eine In-
stallation, die ecoLogicStudio aus Lon-
don Anfang des Jahres für den Front
Members’ Room der Architectural As-
sociation in London schuf: Sie wirkte
eher wie ein improvisiertes, sonderbar
barockes Chemielabor.
Für vier Wochen hingen an diesem
Ort 325 transparente Beutel, eine Art
von Mini-Photo-Bioreaktoren, in denen
9 unterschiedliche Mikro- und Makroal-
gen lebten, sowie 25 zusätzliche Tüten
mit Leuchtbakterien. Claudia Pasquero
und Marco Poletto, die beiden Gründer
des Designbüros, bezeichnen das Pro-
jekt als »new gardening prototype«. Ihr
Ziel ist es, Ansätze für urbane Agrikutur
und Ideen für erneuerbare Energien im
städtischen Raum zu verbinden. Der
Name »H.O.R.T.U.S.« bedeutet dabei
nicht nur Garten, sondern auch »Hydro
Organism Responsive to Urban Stimuli«.
Und für diese Stimulanz sorgten die Be-
sucher selbst: Um den Algen das nötige
CO2 zuzuführen, konnten sie beispiels-
weise in die Säcke blasen. Die Algen ga-
ben ihrerseits Sauerstoff an die Umge-
bung ab, wovon sowohl die Menschen
als auch die Leuchtbakterien proitier-
ten. So wurde der Besucher zum Teil
dieses sich selbst organisierenden und
regulierenden Systems.
Die Beutel waren zudem mit QR-
Codes bedruckt, sodass sich über das
Smartphone Informationen zu den je-
weiligen Algen aufrufen ließen. Außer-
dem konnte man Tweets mit eigenen
Beobachtungen senden. Diese visua-

Nachhaltiger Nonsens
lisierte ecoLogicStudio auf einem Mo-
nitor innerhalb der Ausstellung in Form
einer dynamischen 3-D-Landschaft. So
entstand parallel ein virtueller Garten,
in dem Informationspraktiken gesam-
Die neuen Öko-Engagierten suchen nicht nur nach zeitgemäßen melt, ausgewählt und fortentwickelt
wurden. Damit avancierte der Besu-
visuellen Sprachen, sie kämpfen auch für die Erweiterung cher, wie ecoLogicStudio es bezeichne-
des Designbegriffs – und für das Ende der Nachhaltigkeit te, zum »cybergardener«.
038 page 08.12 KREATION ecodesign

Längeres Leben Fiktive Tradition


Die französische Marke lekki rüstet ausgediente Nokia- und Pfeffersack & Söhne, so nennt sich augenzwinkernd ein Gewürzhändler aus Koblenz.
Motorola-Handys aus den 1990er Jahren auf, um deren Dabei handelt es sich weder um ein altehrwürdiges Familienunternehmen, noch
Lebenszyklus zu verlängern. Mit ihnen kann man zwar nur stecken echte Pfeffersäcke – die reichen hanseatischen Gewürzhändler von einst
telefonieren und SMSen, dafür aber mit gutem Gewissen. dahinter. Der Markenauftritt spielt bloß mit der erfundenen Tradition. Die
Mittels cleverer Kommunikation und stylishem Verpa- Keramikdosen, in einer Manufaktur im Westerwald hergestellt und mit Korken aus
ckungsdesign, rebranded lekki diese Geräte, sodass sie zu nachhaltiger Forstwirtschaft verschlossen, sorgen nicht nur für ein haptisches
modernen Kultobjekten des verantwortungsvollen Kon- Branding, sondern garantieren auch die Weiternutzung, ob für Gewürze oder andere
sums avancieren. (Design: Julien Douek, Stereochromie) Dinge. Und wenn der Platz knapp wird: Es gibt auch Nachfüllbeutel.

Das Beispiel macht deutlich: Die rer Identität, wie der Name schon sagt, stock-Klientel von einst, sondern die
neuen öko-engagierten Designer sind eben nicht mehr auf das Natürliche, designafinen Gourmets von heute hat
auf der Suche nach komplexen Konzep- sondern auf das Übernatürliche. Das die Marke im Visier. Barocke Opulenz,
ten, nach ungewohnten visuellen Spra- in Auckland ansässige Designbüro In- früher im Biosegment als Stilmittel
chen und alternativen Identiikations- house spielte mit der Bedeutung des vollkommen undenkbar, erweitert in-
angeboten. Anstatt rückwärtsgewandt Begriffs »Supernatural«, indem es auf zwischen die Vielfalt der neoökologi-
und romantisierend tasten sie technik- den Etiketten eine Art historische Kuri- schen Formensprachen.
afin und innovationsorientiert nach ositätensammlung ausbreitete. Zusätz-
neuen Zielgruppen. Die Absage an die lich setzten die Gestalter die Flaschen Der radikale Wandel in der Gestaltung
grünen Klischees der Urökos treibt in einem barocken Stillleben fotogra- und Vermarktung ökologisch orientier-
aber auch ganz andere Blüten. isch in Szene, das wie ein hyperrealisti- ter Produkte wird bei uns erst lang-
Die Weinmarke Supernatural aus sches Gemälde wirkt. Die visuelle Spra- sam sichtbar. Dass sich der Stellenwert
Neuseeland zum Beispiel setzt mit ih- che macht deutlich: Nicht die Birken- des Ökodesigns stark verändert, zeigt
page 08.12 039

sich aber beispielsweise darin, dass


das Bundesumweltministerium und
Umweltbundesamt in diesem Jahr zum
ersten Mal den Bundespreis Ecodesign
( www.bundespreis-ecodesign.de ) ver-
anstalten. Welche der über 300 einge-
reichten Beiträge eine Auszeichnung
erhalten, geben die Veranstalter bei der
Preisverleihung im November bekannt.
Im Bereich Verpackungsdesign gibt
es hierzulande durchaus einige attrak-
tive Beispiele. Der Gewürzhersteller
Pfeffersack & Söhne verstaut seine
Produkte etwa in Keramikdosen, die
in einer kleinen Manufaktur im Wester-
wald hergestellt werden. Als Verschluss
dienen Korken aus nachhaltiger Forst-
wirtschaft (zu 100 Prozent recycelbar).
Im Ganzen betrachtet tut sich die
Branche in Sachen ökologisch korrek-
ter Verpackung allerdings nach wie vor
schwer. Zwar werfen alle Supermarkt-
ketten eigene Bioproduktlinien auf den
Markt, aber die Verpackungen sind die
Gleichen wie auch im übrigen Segment.
Höchstens schickt einer mal eine Ein-
kaufstüte aus Bioplastik ins Rennen, als
»Wir sind ja so ökologisch«-Aushänge-
schild – auch wenn Bioplastik nicht per
se umweltfreundlich ist.

Der bevorzugte Grundtenor ist grüner


Goodwill in der Markenkommunika-
tion: Man bemüht sich, den Negativ-
einluss auf die Umwelt zu reduzieren.
Aber wo liegt eigentlich das verträgli-
che Maß an Schädlichkeit? Dieser will-
kürlich festgelegte Wert, der sich zu-
gleich an wirtschaftlichem Proit, Er-
halt und Schaffung von Arbeitsplätzen
orientieren muss, trägt einen scheinbar
unlösbaren Widerspruch in sich. Dabei gen. Beim Cradle-to-Cradle-Prinzip gibt Barocke Opulenz
gibt es durchaus einen Ansatz, der die es keinen Müll mehr, sondern die Dinge
Interessen von Wirtschaft, Konsumen- kehren nach ihrem Gebrauch wieder Die neuseeländische Weinmarke The Supernatural
ten und Umwelt versöhnt und Design- zurück zum Unternehmen. So kann aus breitet eine Kuriositätensammlung auf ihren Etiketten
ern völlig neue Perspektiven eröffnet. den Materialien das ursprüngliche Pro- aus: sagenumwobene Tiere wie Einhorn oder Fleder-
Bereits Anfang der 1990er Jahre dukt neu hergestellt werden. Die hoch- maus im Stil historischer Kupferstichillustrationen aus
entwickelten der deutsche Chemiker wertigen Rohstoffe können aber auch der Naturwissenschaft, aber auch Objekte für Taschen-
Michael Braungart und der amerikani- beim selben oder anderen Herstellern spielertricks. Trotz oder wegen des eigenwilligen
sche Architekt William McDonough ihr für andere Dinge zum Einsatz kommen. Hangs zur Historie wurde das Design 2011 in der
Cradle-to-Cradle-Konzept. Dieses zielt Das Prinzip ist so einleuchtend, dass Ausstellung »How Wine Became Modern« im
darauf, dass die Materialien am Ende man sich fragt, wieso es sich hierzulan- Museum of Modern Art in San Francisco präsentiert.
nicht im Müll landen, sondern im bio- de nicht schon längst auf breiterer Ebe-
logischen oder technologischen Kreis- ne durchgesetzt hat. Dies mag zum ei-
lauf zirkulieren und verlustfrei wieder- nen am erklärungsbedürftigen Namen
kehren – »von der Wiege zur Wiege« liegen. Zum anderen fehlt es an Gestal-
statt wie bisher den linearen Weg »von tern, die mit diesem Ansatz vertraut
der Wiege bis zur Bahre« zu nehmen. sind. Zu den wenigen Ausnahmen zäh-
In Kooperation mit zahlreichen Un- len die Hamburger Designbüros Mutter
ternehmen hat das von Michael Braun- und BFGF, die sich als Cradle-to-Cradle-
gart gegründete EPEA-Institut bewie- Consultants haben zertiizieren lassen.
sen, dass es grundsätzlich möglich ist, Sie gehen in die Offensive: Gemeinsam
alle Produkte – ob Druckerzeugnis, Ver- haben sie ein Designmanifest entwick-
packung, Computer, Fernseher, Teppich elt, das ihren Ansatz auf eine Art Kurz-
oder Bürostuhl – so herzustellen, dass formel bringt und das Ende der Nach-
keine Schadstoffe in die Umwelt gelan- haltigkeit fordert (siehe Seite 41). jn
040 page 08.12 KREATION ecodesign

»Man muss kein Grüngeist


sein, um die wirtschaftlichen
Vorteile von Cradle-to-Cradle
zu erkennen«
Carsten Buck, Muss man das Weltverbesserer-Gen haben, um ökologisch haben, Sie müssten in Zukunft Ecological Correctness didak-
Geschäfts- korrektes Design zu entwickeln? tisch korrekt und todlangweilig runterbeten: von wegen!
führer des Carsten Buck: Man muss kein Grüngeist sein, um zu verste- Und welche praktischen Erfahrungen haben Sie selbst
Hamburger hen, dass es wirtschaftliche Vorteile bietet, dasselbe Material bereits gemacht?
Designbüros weiter zu nutzen. Statt schwindende Ressourcen zu stei- Zusammen mit dem Hamburger Designbüro BFGF haben wir
Mutter und genden Preisen anzuzapfen, kann man den Konsumenten für eine ökologisch erzeugte Milch den Verpackungsprototyp
Cradle-to- in die Rohstoffbeschaffung einbeziehen und dafür inanziell Tumbler entwickelt, der auf den Cradle-to-Cradle-Grund-
Cradle- belohnen. Dies führt zu einer Intensität der Kundenbindung, sätzen beruht. Während die meisten Tetrapaks aufgrund
Consultant die über herkömmliches Marketing nie zu erzielen wäre. der Zweischichtigkeit nicht sinnvoll recycelbar sind, kann die-
Welche neuen Perspektiven ergeben sich fürs Marketing? se Flasche aus wiederverwertbarem, antimonfreiem PET
Die neue Aufgabe besteht darin, das kooperative Verhält- ohne Verlust im technologischen Kreislauf zirkulieren. Auch
nis zwischen Konsument und Unternehmen aufzubauen der Deckel ist aus demselben Material, was das Recycling
und zu plegen. Dem Marketing ist bekanntlich der Stoff gegenüber Glaslaschen mit Metalldeckel sehr vereinfacht.
ausgegangen. Die immer konstruierteren Brandingkonzep- Ist Tumbler nur eine schicke, ökologisch korrekte Form, oder
te drohen wie Potemkinsche Dörfer in sich zusammenzu- haben Sie auch die Markttauglichkeit berücksichtigt?
fallen. Ganz anders bei Cradle-to-Cradle-Produkten. Ihre Für uns gehören Vertriebsfragen zu den Aufgaben des De-
vielfältigen Vorteile liegen auf der Hand und bieten wun- signers. Unser Konzept sieht Milchautomaten vor, die per
derbaren Stoff fürs Branding. Windrad oder Solarzellen betrieben werden. Dort kann man
Fällt Ihnen ein Beispiel dazu ein? Leergut abgeben und volle Flaschen kaufen. Diese Lösung
Eine Cradle-to-Cradle-Sportschuh ließe sich so konzipieren, würde lokalen Milchbauern den Markteintritt erleichtern,
dass man Sohle und Obermaterial nach Gebrauch trennen die oftmals daran scheitern, ihre Biomilch bei Einzelhändlern
kann. Die Sohlen könnten biologisch abbaubar sein, der listen zu lassen. Der Milchautomat könnte zugleich als In-
Rest würde zurück in den technischen Kreislauf des Her- formationsmedium dienen, um den Cradle-to-Cradle-Ansatz
stellers wandern. Man könnte dem Kunden dann erzählen, zu erklären. Außerdem könnte man ethische Aspekte in
dass auch die Schuhe seines Idols in diesem Kreislauf zirku- das Konzept einbinden. So wäre denkbar, dass Menschen
lieren und er vielleicht ein paar Fasern davon an den eige- aus sozial schwachen Milieus den Rücktransport des Leer-
nen Füßen trägt. Er kann also an der Erfolgsstory der Stars guts übernehmen und durch das Flaschenpfand entlohnt
teilhaben – und zwar hautnah. Falls Kreative also befürchtet werden. Tumbler macht deutlich: Design muss in Zukunft
weit über herkömmliches Design hinausgehen.
Dies unterstreichen Sie ja auch in Ihrem Designmanifest.
Warum eigentlich diese Textform?
Weil sie die Grundsätzlichkeit unseres Designansatzes un-
terstreicht. Ein Manifest hat zudem das Potenzial, unter-
schiedlichste Leute zusammenzubringen. Dies sorgt für
mehr Dynamik und mehr Tempo – beides brauchen wir,
wenn wir ein Gegenmodell zur bisherigen Nachhaltigkeit
auf den Weg bringen wollen.

Den Verpackungsprototyp
Tumbler haben Mutter
und BFGF für eine nicht
homogenisierte Biomilch
konzipiert, die man vor
Gebrauch schwenken muss,
damit sich das Fett gut
verteilt. Der leicht gerundete
Boden sorgt dafür, dass
die Flasche aus recycel-
barem, antimonfreiem PET
von sich aus zur Bewegung
neigt. Das Konzept sieht
einen Vertrieb über Milch-
automaten vor, die ihren
Strom über Solarzellen oder
Windrad beziehen
page 08.12 041

UNSUSTAIN! TRANSFORM!
Manifest für das wahre, gute und schöne Ecodesign

Nachhaltigkeit ist len. Lasst uns Pioniergeist beweisen und durch unser Design Das Designmani-
eine neue Ökokultur begründen! Sie kann dem erforderli- fest »Unsustain!
UMWeltZeRstöRUNg! chen Wandel den fehlenden Rückenwind geben. Die Wind- Transform!«
Denn sie beschränkt sich darauf, die Umweltbelastung zu stärke bestimmen wir! wurde von den
reduzieren, den Energieverbrauch zu senken, die Müllberge Designbüros
zu verkleinern. Diese Weniger-schlimm-Strategie reicht aber Mutter und BFGF
nicht aus, um die globalen Probleme in den Griff zu bekom- kONsUM statt VeRZicht! initiiert. Sie ha-
men. Also noch mehr sparen, verzichten, einschränken? Im Wir können dem Verbraucher eine neue Rolle anbieten und ben eine Arbeits-
Gegenteil. Wir müssen radikal umdenken. Und radikal han- ihn zu einem kooperativen Konsumverhalten animieren. Statt gruppe ins
deln. Wenn wir Produkte schaffen, die in Herstellung, Ge- im herkömmlichen Sinn Dinge zu verbrauchen, bis sie nahe- Leben gerufen,
brauch und Rückführung der Umwelt keinen Schaden zufü- zu wertlos sind, kann er sie zeitweilig gebrauchen, bevor er die Jutta
gen und ihr sogar nützen, macht dies die Öko-Askese über- sie zurück in die Materialkreisläufe gibt. So wird er selbst zum Nachtwey jour-
lüssig. Das Ganze funktioniert so: Nähr- und Rohstoffbeschaffer und kann daraus inanziellen nalistisch
Nutzen ziehen. Da die Stoffe immer wiederkehren, statt unterstützte.
verbrannt, deponiert oder downgecycelt zu werden, senkt PAGE publiziert
the eND OF Müll! dies die Produktionskosten und die Preise. Selbst Konsu- als erstes
Das Cradle-to-Cradle-Prinzip, von Braungart/McDonough menten, denen es nicht um ein gutes Ökogewissen geht, mo- Medium dieses
entwickelt, schafft Abfall ab. Alle Produkte, ob elektroni- tiviert der eigene Proit zur Kooperation. Die anderen, die Manifest
sche Geräte, Möbel, Kleidung oder Verpackungen, werden aus schlechtem Ökogewissen ihren Konsum eingeschränkt (www.transfor
so konzipiert und gestaltet, dass ihre Bestandteile nach der haben, begreifen: Die neue Verwandlungskultur gibt dem mability.eu)
Nutzung entweder in den biologischen Kreislauf (Biosphä- Konsum einen neuen Sinn und macht den Verzicht im Prin-
re) oder in den technischen Kreislauf (Technosphäre) zu- zip überlüssig!
rückließen. Dies ermöglicht eine nahezu 100-prozentige
Rückgewinnung aller Inhaltsstoffe. Was früher im Müll lan-
dete, avanciert nun zu ungiftigem Nährstoff und unver- klUg WiRtschaFteN!
mischtem Rohstoff. Wer immer noch glaubt, dass Ökologie zu teuer ist, wird für
diesen Glauben teuer bezahlen müssen. Nicht nur, weil die
Kompensationskosten für entstehende Umweltschäden
DesigNeR als tRaNsFORMatOR! wachsen werden, sondern auch, weil die Wettbewerbsfä-
Wir Gestalter müssen unsere Rolle neu deinieren und uns higkeit in Gefahr gerät. Sobald es in allen Branchen Unter-
zum Transformator wandeln. Wir müssen Verantwortung nehmen gibt, die ihre Produkte nach dem Cradle-to-Cradle-
für den gesamten Lebenszyklus der von uns gestalteten Pro- Prinzip herstellen, werden die bisherigen Nachhaltigkeits-
dukte tragen, indem wir dafür sorgen, dass diese sinnvoll in strategien umso halbherziger erscheinen. Mit Imagepolitur
die Bio- und Technosphäre eingebunden sind. Wir gelten als ist der Vorsprung der anderen dann nicht mehr aufzuholen.
Experten für Form, müssen aber zu Experten für TransForm Das herkömmliche Marketing taugt nicht dazu, unternehme-
werden. Wir sollten unsere Entwürfe als temporäre Materia- rische Haltung und verantwortungsbewusstes Handeln zu
lisierungen begreifen. Die vorherige und künftige Form ersetzen. Echte Haltung und konsequentes Handeln bieten
müssen wir mitdenken, mitgestalten und den Materialien aber umgekehrt den besten Stoff für neue Marketingansät-
dabei eine Art Reinkarnierbarkeit verleihen. Wenn wir das ze. Wer Waren nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip produziert
Design in dieser Weise transformieren, können wir dadurch und vermarktet, sorgt für eine enge Kundenbindung, hat
Ökologie transformieren, Ökonomie transformieren, Gesell- geringere Kosten für Rohstoffe und Marketing und erhöht
schaft transformieren. Uns geht es nicht um Erhaltung, son- seinen Gewinn! Ökologie bremst nicht mehr, sondern be-
dern um Wandel! Anstelle von Sustainability setzen wir günstigt wirtschaftliches Wachstum!
Transformability!

VeReiNigt eUch!
eiNe NeUe ökO-kUltUR! Unternehmer, Hersteller, Ingenieure, Betriebswirtschaftler,
Design und Ökologie müssen eine neue Synthese eingehen. Werber, Markenexperten dieser Erde, schließt euch uns De-
Wir müssen Formensprachen, haptische Qualitäten und visu- signern an und lasst uns gemeinsam die Weichen für ein
elle Codes entwickeln, die das revolutionäre Potenzial und neues Design, eine neue Wirtschaft, eine neue Konsumkul-
den ethischen Mehrwert unseres Designs transportieren! tur stellen. Je schneller und konzentrierter wir anfangen,
Lasst uns Objekte der Begierde von hoher Qualität schaffen! desto schneller werden unsere Erfolge sichtbar und desto
Unsere Produkte müssen so unwiderstehlich sein, dass selbst mehr Gleichgesinnte werden diese Ideen als Multiplika-
Leute, denen Ökologie egal ist, diese unbedingt kaufen wol- toren weitertragen.

UNSUSTAIN! TRANSFORM!
042 PAGE 08.12 KREATION Case Study: »Kony 2012«

Plane und teile


»Kony 2012« ist das wohl am schnellsten viral verbreitete Video aller Zeiten: In
den ersten sechs Tagen erzielte es über 100 Millionen Views. Simon Ruschmeyer
über die Faktoren, die zum Erfolg der Social-Media-Kampagne führten

Das »Kony 2012«-Video wird aus der Perspektive von Joseph Kony soll durch die Kampagne zu einer
Invisible-Children-Gründer Jason Russell erzählt, der Berühmtheit werden, um den Druck auf die Politik
seinem Sohn Gavin die Verbrechen des Warlords erklärt zu erhöhen, seine Ergreifung zu forcieren

Der Film setzt


viele graische
Elemente ein,
etwa eine ani-
mierte Face-
book-Timeline,
um zeitliche
Zusammenhänge
zu erklären

»Kony 2012«
n Das Video der Non-Proit-Organisation Invisible
Children ist benannt nach dem Anführer der Lord’s
Resistance Army (LRA) Joseph Kony. Seit 2005 wer-
den er und andere Kommandeure der LRA vom in-
ternationalen Strafgerichtshof wegen Verbrechen ge-
gen die Menschlichkeit gesucht. Ihnen wird vorgewor-
fen, zehntausende Kinder in Uganda, der Demokrati-
schen Republik Kongo und dem Sudan verschleppt Die Macht der Crowd wird in vielen Bildern des Videos
zu haben und sie als Kindersoldaten und Sexsklaven zelebriert, was bei manchen Zuschauern unangenehme
zu missbrauchen. Assoziationen weckt und zu viel Kritik geführt hat
»Kony 2012« ist der elfte Film der Organisation,
die es sich zum Ziel gesetzt hat, mittels Dokumenta-
tionen auf Gräueltaten der LRA aufmerksam zu ma-
chen. Im Video erzählt der Invisible-Children-Mitbe-
gründer und Regisseur Jason Russell seinem Sohn von
den Verbrechen Joseph Konys, sowie von seiner Be-
gegnung mit Jacob, einem ugandischen Jungen, der
die Ermordnung seines Bruders miterleben musste.
Zuletzt erläutert Jason Russell das Wirken seiner Kin-
derhilfsorganisation und fordert zur Teilnahme an
der Kampagne auf, die zur Festnahme Joseph Konys
bis Ende 2012 führen soll. Das Video rief zur »Cover the Night«-Aktion am 20. April auf,
um die Kampagne aus dem Internet auf die Straße zu tragen
PAGE 08.12 043

n Die Idee hinter der »Kony 2012«- der Verbreitung auf ein bestehendes besonders beliebte Twitter- und Face- ≥ PAGE Online
Kampagne von Invisible Children ist so soziales Netzwerk stützen konnte, das book-Nutzer, deren Weiterleitung des Alle hier erwähn-
einfach wie revolutionär: Die massen- den Ball ins Rollen brachte. Diesen As- Videos Millionen von Menschen errei- ten sowie weiter-
hafte Verbreitung eines Videos über pekt betont auch die Hilfsorganisation chen würde. Invisible Children erstell- führende Links
das Internet soll Joseph Kony, einen selbst. Was bei der Interpretation ihres te eine Liste von zwanzig Culturema- finden Sie unter
der schlimmsten Verbrecher der Welt, Erfolgs oft übersehen werde, sei der kers, deren Porträts sie auf ihrer Web- www.page-
berühmt machen – wenn die ganze Einluss der drei Millionen Menschen, seite veröffentlichte und denen man online.de/kony
Welt von dem Anführer der in Zen- denen die Mitarbeiter auf ihren Touren mit einem einem Klick einen automati-
tralafrika wütenden Lord’s Resistance begegnet sind. Bei zwölf Reisen durch sierten Hinweis auf das Video zukom-
Army (LRA) erfährt, wird der Druck auf die USA, Kanada, England und Austra- men lassen konnte. Unter ihnen waren
Entscheidungsträger steigen und sei- lien sind. In den letzten sieben Jahren Popstars wie Justin Bieber oder Lady
ne Festnahme forciert. sehr persönliche Kontakte zu vielen Gaga, TV-Persönlichkeiten wie Oprah
Das »Kony 2012«-Video bricht dabei Unterstützern entstanden. Winfrey, aber auch Unternehmer wie
mit fast allen Webvideogesetzmäßig- »Unsere Roadies übernachten bei Bill Gates und Mark Zuckerberg. Als die-
keiten: Es ist mit 30 Minuten auffallend den Unterstützern vor Ort und hören se Personen am Abend des Release-
lang und in einer Ästhetik produziert, sich deren Geschichten an. Wenn wir Termins ihren Twitter-Account öffne-
die dem Homevideo-Paradigma vieler also eine neue Kampagne launchen, ten, sahen sie bis zu 36 000 Mentions,
YouTube-Filme widerspricht: statt ver- machen das nicht nur die vierzig Leute die sie um die Weiterleitung des Links
wackelter Kamera und schlechter Ton- in unserem Büro in San Diego. Es be- zum Video baten.
qualität ein hochwertiger Look, rasan- teiligen sich Millionen von Menschen, Wenn man die Funktionsweise von
te Animationen und ein eindringlicher die wir persönlich getroffen haben, und Twitter betrachtet, war die Culture-
Soundtrack. Wenn man sich genauer ihre Communitys«, erklärt Kimmy Van- makers-Kampagne wahrscheinlich das
mit dem »Kony 2012«-Phänomen be- diverot von Invisible Children. In den effektivste Tool der Verbreitungsstra-
schäftigt, sind es aber weniger die äs- beiden Wochen vor dem Release An- tegie: Auf Twitter ist das Verhältnis zwi-
thetischen Qualitäten, die zu der extre- fang März 2012 zeigte Invisible Children schen großen und kleinen Knotenpunk-
men Verbreitung des Clips geführt ha- den Film in vielen lokalen Screenings ten ungewöhnlich groß. 20 000 Power-
ben als vielmehr die ausgeklügelte Dis- in den USA, um besonders Jugendliche User ziehen fast 50 Prozent der Auf-
tributionsstrategie. Denn im Social- davon zu überzeugen, ihn später zu ver- merksamkeit auf sich. Überzeugt man
Media-Zeitalter sind virale Effekte kein linken. Der Hashtag »#kony2012« wur- also diese Multiplikatoren, schafft man
Zufall mehr, sondern berechenbarer. de so zum Trending Topic auf Twitter. eine immense Reichweite, und genau
Die Clicktivism-Lawine war losgetreten.  das gelang Invisible Children – 11 der
Die Social-Media-Spezialisten von 20 Culturemaker riefen ihre Follower
SocialFlow haben die »Kony 2012«-Kam- Neben den existierenden Netzwerken auf, das Video anzusehen und weiter-
pagne analysiert und zeigen in ihrem zielte die Distributionsstrategie aller- zuleiten. Während der Hochphase der
Blog, dass Invisible Children sich bei dings auch auf Multiplikatoren, also auf Kampagne gab es 2500 Twitter-

Die Datenvisualisie-
rung von SocialFlow
zeigt die ersten
5000 User, die das
»#Kony2012«-
Hashtag auf Twitter
gepostet haben.
Die Ballungen zei-
gen geograische
Cluster in Birming-
ham, Alabama,
und Pittsburgh,
Pennsylvania, und
sind ein Beweis
dafür, dass es der
Hilfsorganisation
gelungen ist, die
http://blog.sociallow.com/post/7120244932

Kontakte von ihren


Aufklärungstouren
in den USA in
virtuelle Unterstüt-
zernetzwerke
umzuwandeln
044 PAGE 08.12 KREATION Case Study: »Kony 2012«

Um den Transfer des Online-Aktivismus in die reale Welt zu dokumen-


tieren, nutzte Invisible Children Instagram. Die Unterstützer waren
aufgerufen, ihre Erfahrungen bei der »Cover the Night«-Aktion mit dem
Bilderservice zu dokumentieren und auf die Kony-2012-Website
hochzuladen. Links: »When they speak, the world listens« – mit einem
Klick auf einen der zwanzig von Invisible Children vorgeschlagenen
Culturemakers ließ sich eine automatisierte Empfehlung abschicken

Mentions des Wortes »Kony« pro tion angekündigt, die den Online-Pro-
Minute, ein kaum vorstellbarer Wert! test in die reale Welt überführen sollte.
Learnings aus »Kony 2012« Trotz ihres Erfolgs oder vielleicht Am 20. April 2012 sollte ein »Cover the
gerade auch aufgrund dessen ist die Night«-Event stattinden, bei dem alle
Schluss mit der Laien-Ästhetik. Klar, eine verwackel- Kony-Kampagne stark in die Kritik ge- Unterstützer in ihren Städten aktiv wer-
te Kamera signalisiert Authentizität. »Kony 2012« setzt raten. Man vereinfache die politische den sollten, indem sie »Kony 2012«-
auf andere Glaubwürdigkeitszeichen wie die persön- Situation in Zentralafrika, indem der Poster klebten oder mit Aktionen wie
liche Geschichte einzelner Protagonisten oder die di- Invisible-Children-Gründer Jason Rus- Autowaschen oder Free Hugs auf die
rekte Ansprache. Die ilmische Ästhetik emotionali- sell im Video die Zusammenhänge sei- Kampagne aufmerksam machten. Da-
siert das Thema zusätzlich, der rasante Schnitt und nem fünfjährigen Sohn nach dem Mus- für konnten sie für 30 Dollar ein »Kony
der eindringliche Soundtrack gewinnen auch die ter »This is the bad guy« erkläre. Das 2012 Action Kit« mit Plakaten, T-Shirt
Aufmerksamkeit von Jugendlichen, die sich sonst viel- Video sei manipulativ, sogar kolonia- und andere Utensilien bestellen. Invisi-
leicht nicht für ernste Themen interessieren würden. listisch und unterstütze eine militäri- ble Children verkauft die Aktion auf ih-
sche Lösung. Auch auf der kommuni- rer Webseite als Erfolg. Laut Medien wie
Storytelling ist ein Muss. Das Video setzt auf arche- kativen Ebene beurteilte man die Kam- dem »Guardian« war die Resonanz je-
typische Erzählmuster. Joseph Kony wird als das per- pagne als wenig nachhaltig. Das zweite doch eher gering. Invisible Children sei
soniizierte Böse dargestellt, als der Über-Antagonist, Video, »Kony 2012: Part II – Beyond Fa- es nicht gelungen, große Anteile ihrer
den es zu stürzen gilt. Appelliert man an elementars- mous«, mit dem Invisible Children auf Follower für die Aktion zu gewinnen.
te menschliche Gefühle wie Schmerz oder Trauer, aber die Vorwürfe reagierte, sahen »nur Bei allen Aktionen, egal ob online
auch Freiheit und Freude, wird ein Video kaum seine noch« 2 Millionen Menschen. oder ofline, gestaltete Invisible Child-
Wirkung verfehlen. Das Buzzword »Clicktivism« wird ren ihre Handlungsaufrufe so simpel,
teilweise mit einem negativen Beige- dass Mitmachen kaum Überwindung
Use Social Media, Show Social Media. In den ersten schmack verwendet, da zwar viele Vi- kostet. »Der größte Unterschied zwi-
zwei Minuten von »Kony 2012« geht es ausschließlich deos liken und sharen würden und so schen dieser und unseren vorigen Kam-
um die Macht der sozialen Medien. In der Folge wer- das Gefühl hätten, sich in der Sache zu pagnen ist, dass wir sehr darauf geach-
den Facebook und Co direkt in die Handlung integriert, engagieren, aber letztlich nichts Hand- tet haben, dass man den Film einfach
in dem zum Beispiel Flashbacks über eine animierte festes übrig bliebe. Invisible Children sharen konnte«, erklärt Kimmy Vandi-
Facebook-Timeline illustriert werden. Soziale Medien nennt aber beeindruckende Follower- vort. Wie man die Kampagne auch be-
werden so selbst zum Akteur der Story, und die Ma- Zahlen, die sie auch in Zukunft für ihre werten mag, die Aufmerksamkeit für
cher beweisen, dass sie sich mit den neusten Trends Kampagnen aktivieren könne. Seit dem die Gräueltaten der LRA weltweit ist
auskennen, was gut bei den Jugendlichen ankommt. Launch am 5. März wären die Face- gewachsen. Invisible Children weist zu-
book-Likes von 444 000 auf 3,2 Millio- sätzlich auf erste politische Erfolge seit
Direkte Ansprache und Call to Action. Das »Kony nen geklettert. Das ist eine Steigerung dem Erscheinen des Videos hin. So
2012«-Video wiederholt fast mantraartig, dass der um stolze 621 Prozent. Auf Twitter wä- beschloss die Afrikanische Union am
Zuschauer die Welt verändern könne. »Wenn ›Kony ren die Menge der Follower von 54 000 23. März, 5000 Soldaten mit der Er-
2012‹ Werbung wäre, würde sie das Gefühl verkaufen, auf 389 000 gestiegen und auf Insta- greifung Joseph Konys zu beauftragen.
dass du die Welt verändern kannst!«, muss selbst gram von 7000 auf 43 000. Am 12. Mai wurde Caesar Achellam, ei-
Grant Oyston, einer der härtesten Kritiker von Invisi- ner der drei mächtigsten LRA-Kom-
ble Children, zugeben. Das Video enthält ein Verfalls- Für die Frage, wie man aus einem On- mandeure gefasst. Die Zukunft des
datum, nämlich den 31. Dezember 2012, was dem line-Follower einen echten Unterstüt- Clicktivism wird zeigen, ob es bei ein-
Aufruf zusätzliche Dringlichkeit verleiht. Am Ende zer macht, ist die »Kony 2012«-Kampa- zelnen Likes und Shares der User bleibt,
zeigt es klare Handlungsoptionen auf: Verlinken! gne ein gutes Analysebeispiel. Neben oder ob der Online-Aktivismus zu ei-
Petition unterzeichnen! Spenden! den bereits erwähnten Touren hat In- nem großen Schritt für die Menschheit
visible Children im Film selbst eine Ak- werden könnte.
046 PAGE 08.12 KREATION Möbelkommunikation

Vorhang auf
Stühle, Regale und Leuchten als Schauspieler, Skulpturen oder zweidimensio-
nale Bilder? Beim Besuch des Salone Internazionale del Mobile in Mailand ließen
sich in den Auftritten der Möbelhersteller interessante Trends entdecken

n Während es dieses Frühjahr unter


den Produkten in Mailand viel Bewähr­
tes zu sehen gab, bot das Messedesign
der Möbelmarken einen hohen Unter­
haltungswert. Und lieferte zudem ei­
nen Überblick über die kommunikati­
ven und medialen Aspekte, die Möbel,
neben der reinen Funktion, für Konsu­
menten interessant machen. Ob auf
dem Salone selbst oder an alternativen
Schauplätzen wie der Zona Tortona
und Ventura Lambrate: Designprinzi­
pien der vergangenen Messejahre, et­
wa die blumig­erzählerische oder ehr­
fürchtig­museale Inszenierung, fanden
sich geschärft und veredelt wieder. Be­
merkenswert ist die neue Rolle, die
Möbelobjekten in vielen Messekonzep­
ten zuteil wird: nämlich die des Thea­
terschauspielers, der sein Charisma auf
der eigens für ihn hergerichteten Büh­
ne versprühen darf.
Schon seit geraumer Zeit erfahren
Möbel eine große Wertschätzung in
Öffentlichkeit und Medien. Zum einen
fungieren sie mit ihren differenzierten
Signalen als kodierte »Biograie­Requi­
siten«, die unsere individuelle Haltung
zum Leben illustrieren, wie Wolfgang
Ullrich in seinem Buch »Habenwollen.
Wie funktioniert die Konsumkultur« von
2006 aufgezeigt hat. Zum anderen wird
unsere Produktwelt mit dem durch die
Digitalisierung bedingten Verschwin­
den der Dinge momentan hinterfragt
und aufs Neue verhandelt. Das spie­
gelt sich nicht zuletzt in der musealen
Inszenierung von Alltagsdesign in ei­
ne Reihe von internationalen Design­
ausstellungen in den vergangenen Jah­
ren wider. Mit den folgenden fünf Mes­
sedesign­Trends, die wir in Mailand auf­
gelesen haben, zeigt sich, wie auch in
die Möbelkommunikation gesellschaft­ Atmosphäre durch
liche Tendenzen einließen. wl zusammengewürfelte
Moodboards: Den
hochästhetischen
Einen Sammelband zum Thema arper­Messestand
»Möbel als Medien« in kultur- entwarfen das
geschichtlicher Perspektive haben Designstudio Lievore
Altherr Molina aus
Sebastian Hackenschmidt und
Barcelona und die
Klaus Engelhorn 2011 bei transcript New Yorker Kommuni­
veröffentlicht (316 Seiten, kationsagentur 2x4
32,80 Euro, isbn 978-3-8376-1477-0)
PAGE 08.12 047

Dimensionenwechsel

1
Die Grenzen zwischen digitaler und rea­ rahmte Bilder von nebeneinanderste­
ler Welt, zwischen Dingen und Bildern henden Büchern in einem quadrati­
verschwimmen zunehmend. Das war schen Raster den Messestand regalar­
auch in Mailand spürbar, wo das Spiel tig unterteilten. Gleich beim Betreten
mit den Dimensionen auf die Spitze ge­ des Foscarini­Showrooms überwältigte
trieben wurde. Caimi Brevetti etwa imi­ den Besucher eine mediale Installation
tierte ein Regal, indem reihenweise ge­ aus neben­, über­ und hintereinander
gestaffelten Monitoren. »Foscarini In­
spire« hieß das Projekt, das eine Fanta­
siereise erzählte: mit Bewegtbild­ und
Klangfragmenten aus allen Richtungen,
die die Grenzen zwischen Raum, Bild
und Besucher aufzuheben schienen.
Unter dem Motto »Living Systems«
zeigte arper ihre Designmöbelserien je­
weils in White Cubes, in deren Hinter­
grund auf einer Schiene moodboard­
artige Fotos von Naturszenarien und Was ist real? Schwer
ihren Produkten, Zeichnungen, histo­ zu sagen auf dem
Bolon­Messestand, der
rischen Abbildungen, Material­ und die neue Boden­
Farbstudien lose neben­ und überein­ belag­Kollektion, eine
ander angeordnet waren. Aufgeklebt Kooperation mit
dem Stararchitekten
auf unterschiedlich dicken Kapa­Plat­
Jean Nouvel, insze­
ten, entwickeln die abstrakten, hete­ niert. Indem lebens­
rogenen Bilder eine atmosphärische, große Skulpturen,
räumliche Wirkung, die das Image der etwa eine sitzende
Foto: Jonas Lindström and Bolon

Nouvel­Figur, an
Produkte pointiert illustrierte. Dieses
allen Wänden auf
Verwirrspiel zwischen Objekt und Bild den Bolon­Belägen
war übrigens auch unter den Möbel­ arrangiert waren,
neuheiten zu entdecken, zum Beispiel schienen Schwerkraft
und die Grenzen
bei der Serie Wrongwood von Estab­
zwischen Raum, Pro­
lished & Sons, bedruckt mit einer far­ dukt und Bild aufge­
benfrohen Holzmaserung. hoben zu werden
Konzept: Vicente García Jiménez; Video: Massimo Gardone und Fabio Bressan;
Sounddesign: Francesco Morosini

Reise durch Zeit und


Raum bei Foscarini:
Eine Leuchte dient
nicht nur dem Erhellen
von Räumen – die
Dinge, mit denen wir
uns umgeben, sind
auch Abbild unse­
res Lebensgefühls
048 PAGE 08.12 KREATION Möbelkommunikation

Kreativ­chaotisch ging
es bei Zanotta zu.
Ihre reiche Geschichte
präsentierte die
italienische Möbel­
marke in einem im­
provisierten Ambiente.
Das Standkonzept
stammt von BPM
Studio und Palomba
Seraini Associati

Museumsaura

2 Ob bei Vitra oder Thonet, Magis oder


Cappellini – noch immer ein bisschen
ehrfürchtig verneigen wir uns vor den
zeitlos genialen Möbelklassikern, ihren
Entwerfern und ihren Geschichten.
Geschickt nutzte das etwa Kartell, de­
ren Messeauftritt unter dem Titel »Work
in Project« wie eine noble Designaus­
stellung wirkte: Die Neuheiten und ihre
Prototypen wurden als Exponate sach­
lich­elegant auf schwarzen Sockeln prä­
sentiert, während Skizzen, Produkti­
mension der Produkte: Entwurfsskiz­
zen von Achille Castiglioni, Materialstu­
dien zu seinen berühmten Möbeln, ein
Brief von Alessandro Mendini an Aure­
lio Zanotta aus seiner Zeit bei »Do­
mus«, Zeitungsausschnitte und andere
Zeitdokumente wurden lose neben­
einander auf Achille Castiglionis lässi­
gen Leonardo­Tischen präsentiert oder,
wie an großformatigen Moodboards,
lüchtig mit Klebeband und Stecknadel
an den Messewänden befestigt. Durch
steller Foscarini, der in Zusammenar­
beit mit dem italienischen Kulturmaga­
zin »Inventario« die Ausstellung »Fare
Lume« über Kerzengestaltung zwischen
Kunst und Design konzipiert hatte, die
parallel zu der Messe im Museo Poldo
Pezzoli zu sehen war.
Der Trend zu einer musealen Insze­
nierung ist sicherlich der stärkste in
diesem Jahr – damit bedient die Mar­
kenkommunikation nicht nur das öf­
fentliche Interesse an spannungsreich
onshintergründe und Interviews mit die improvisiert anmutende Inszenie­ inszenierter Information. Darüber hi­
den Autorendesignern auf Bildern und rung war die Aura der designhistori­ naus suggeriert das Zurschaustellen
Screens an der Wand zu sehen waren. schen Objekte gleich noch mal so stark. von Produktionsprozessen und Firmen­
Der Stand von Zanotta wiederum Eine freie Auseinandersetzung mit den historie, wie es derzeit zahlreiche Mar­
lebte vor allem von der historischen Di­ eigenen Wurzeln lieferte Leuchtenher­ ken machen, Qualität.

Der Möbelhersteller
legte den Produk­
tionsprozess seiner
Designnovitäten
offen, von der Gestal­
tung über den Proto­
typ bis zur Herstellung
PAGE 08.12 049

3-D-Stillleben

3 Markenkommunikation gibt sich gern


narrativ. Doch wie lassen sich die zahl­
reichen Neuheiten auf dem begrenz­
ten Platz eines Messestands in Ge­
schichten einbetten? Die italienische
Möbelirma maxdesign hat eine prag­
matische und gleichzeitig sehr ästhe­
tische Lösung gefunden: Gegliedert
durch ein kubisches Holzgerüst, insze­
nierte sie die Produkte in unterschied­
lichen Lebenswelten als Stillleben lie­
bevoll zwischen dekorativen Neben­
sächlichkeiten. Vereinzelt angebrachte,
farbige Holzwände und angewinkelt
platzierte Holzplatten als Boden in
den Gerüsten verleihen den fast inti­
men Wohnszenen die Leichtigkeit ei­
ner temporären Bühne.
Ähnlich die Gruppenausstellung »In­
stant Stories«: Kuratiert von Werner
Aisslinger, Fabien Dumas und DMY
Berlin, präsentierten elf Hauptstadt­
Designer und ­Studios ihre neuesten
Projekte als Standbilder, die je einen
Moment aus einer komplexen Story
einzufrieren schienen. Für einen ein­
heitlichen Rahmen der heterogenen
Produkte sorgten grobe, überlebens­
große Transportcontainer auf Holzbö­
cken, in denen die Möbelstorys arran­
giert waren. Das ließ den Besucher, der
die Kisten beim Flanieren durch die In­
dustriehallen in Augenschein nahm,
ähnlich einem Theaterstück, in surre­ Fabian Freytag und Oskar
ale Geschichten und fantasievolle drei­ Kohnen stellten bei der
dimensionale Kunstwerke eintauchen. DMY­Schau in einem Magritte­
Dabei ließ die konzeptstarke Inszenie­ artigen Stillleben ihren
Parapluie Table aus. Unten:
rung die funktionalen Mängel einiger Werner Aisslinger zeigt in
Exponate auf charmante Weise in den seinem surreal wirkenden Kas­
Hintergrund treten. ten, wie er Möbel anplanzt

Dreidimensionale
Stillleben: Seine
Neuheiten arran­
gierte maxdesign
auf mobilen Bühnen
detailverliebt mit
Requisiten, die die
unterschiedlichen
Lebenswelten
der potenziellen
Nutzer andeuteten
050 PAGE 08.12 KREATION Möbelkommunikation

Bewegte Muster: Für


Schirmhersteller
MDT­tex ließ atelier oï
Lampenschirme
tanzen. Dazu gab’s
Kaltgetränke
und edle Häppchen

Mega-Ornamente

4
George Nelson, bekannt für konzept­ der Inszenierung von Produkten nicht lorale Ornamente oder Landschafts­
starkes Möbeldesign und für grandio­ mehr wegzudenken. Noch immer fas­ bilder, verwandelt.
se Graik, hat diesen Trick schon in den ziniert, wie die Vervielfältigung von Pedrali beispielsweise arrangierte
1950ern eingesetzt: Möbel für Marken­ Form und Material die Funktion von ihre Stuhlkollektionen kreisförmig in
kommunikation als graische Muster Sitzmöbeln, Leuchten oder Regalen in überdimensionalen Rädern, die die in­
anzuordnen. Aus Werbung, Kommuni­ den Hintergrund treten lässt und sie dustrielle Fertigung symbolisierten.
kations­ und Messedesign ist diese Art in neue Bildmotive, wie zum Beispiel Bei einer Veranstaltung im Palazzo
Isimbardi zeigte das Schweizer Design­
studio atelier oï in Kooperation mit
dem Schirmhersteller MDT­tex und der
Outdoormöbelirma Royal Botania ei­
ne bewegte Leuchteninstallation mit
vertikal aufgereihten Schirmmustern.
Ein surreales Moment erzeugte die lei­
se Choreograie der Lampenschirme,
indem sich ihre Faltung rhythmisch zu­
sammenzog und spreizte – sodass sie
leicht zu atmen schienen.
Mega­Ornamente wie diese führen
dem Betrachter die formale Ästhetik
der Dinge vor Augen und befreien ihn –
zumindest kurz – von der Gewohnheit,
Möbel als symbolisch aufgeladene Me­
dien zu lesen. Und sie verzaubern Räu­
me in begehbare Muster, die die reale
Welt außerhalb von Facebook noch
einmal sinnlich spürbar machen.

Am von Migliore+Servetto
gestalteten Pedrali­Stand konn­
ten die Besucher in Räder
voller Stuhlmodelle eintauchen
PAGE 08.12 051

Farbakzente

5 Dass Mike Meiré den Messestand für


artek als simple Holzkonstruktion mit
umsichtig gesetzten Farbtupfern ge­
staltet hat, könnte Trendforschern zu
denken geben. Der Mann mit dem Ge­
spür für visuelle Innovation setzte das
für den traditionsreichen innischen
Möbelhersteller wesentliche Material
Holz sehr klassisch in Szene. Advanced
wirken dabei die pointierten Farbak­
zente, etwa bei Meirés Neuinterpreta­
tion von Alvar Aaltos Hocker Modell
60 (siehe PAGE 07.12, Seite 8). Zum Ein­
satz kommen hier von aktueller Mode
inspirierte Farbspektren, die frisch und
optimistisch wirken.
Auch bei ClassiCon, die alte und
neue Klassiker von Konstantin Grcic,
Eileen Grey beziehungsweise Sauer­
bruch Hutton im Programm führen,
fokussiert man sich auf traditionelle
Materialwelten mit reichlich Glas und
Metall. Vor an der Wand aufgemalten
Farbspots dramatisch als eine Art
Scheinwerferlicht präsentiert, erzie­
len die nüchtern­kühlen Möbel eine
vollkommen neue Wirkung mit einem
Hauch von Glamour. Pointiert einge­
setzte Kontraste wie diese dürften
Grund zum Aufatmen sein für all die­
jenigen, die keine Lust mehr haben
auf ewiges Storytelling über sämtliche
Dimensionen hinweg.
Spot an: Die energiereichen Farben als Requisite für den Auftritt
von ClassiCon sorgen für Dramatik und einen spannungsreichen
Bruch mit dem strengen Image der Münchner Möbelmarke. Unten:
Mit ungewohnten Farbtupfern auf dem Messestand entfernt
sich artek ein paar Nuancen von seinem Schwarzweiß­Holz­Image
052 PAGE 08.12 KREATION

PAPIERWELT
05.12, Seite 82 ff.). Jeff Nishinaka inter-
pretierte die Box als Büchse der Pan-
dora und färbte sie kurzerhand rot.
Denn in der griechischen Mythologie
ist Pandora die erste Frau auf der Er-
de, und in Japan steht die Farbe Rot
nun mal für die Welt der Frauen. Vor-
gestellt wurde die rote Black Box jetzt
in Mailand. Wer die nächsten Boxen
befüllt, wird noch nicht verraten, Ent-
hüllungsstationen werden 2013 Mos-
kau und Tokio sein. ant
≥ www.iggesund.com

Papier-Geschichte
n »Weiße Magie« nennt Lothar Mül-
das integrierte Booklet, das mittels ler sein Buch über die »Epoche des Pa-
Text und Illustrationen Erklärungen zu piers«. Und es hat schon fast selbst et-
den verwendeten Papieren gibt. was Magisches, wie dieses oft eher
≥ www.brandbook.de träge, unscheinbare Material ins Zent-
rum einer äußerst unterhaltsamen und
überraschenden Geschichtsdarstellung
Ausgezeichnet rückt. Der Autor, »SZ«-Redakteur und
n Die Gewinner des Paperazzo Haptik Literaturwissenschaftler, verschränkt
Award stehen fest. In sieben Katego- Kultur-, Technologie- und Medienge-
rien, von Büchern bis zu Malings, kürte schichte und zeichnet den Siegeszug
Helden der Arbeit die Jury Gewinner und Nominierte. Bei des Papiers als universelles Speicher-,
Vierundzwanzig n Brandbook produziert schöne und den Büchern siegte die Berliner Buch- Zirkulations- und Vernetzungsmedium
unterschiedliche ausgefallene Notizbücher. Für den ADC und Schriftgestalterin Verena Gerlach nach. So erfahren wir etwa, wie die
Alltagspapiere Deutschland entstand jetzt »Held der mit dem im Justina Verlag erschienen- Kenntnisse um die Papierherstellung
machen aus »Held Arbeit – gewidmet denen, die den La- en »Trust in Taste. Kochbuch für Blinde über die arabische Welt im Mittelalter
der Arbeit« ein den am Laufen halten«. Der Titel be- und Sehende«. Beim Corporate Design nach Europa gelangten oder wie das
wunderschönes zieht sich auf die verschiedenen All- hatte das Illustrationsbüro Kurt Dornig Papier in Form von Spielkarten in die
Notizbuch tagspapiere, aus denen der Buchblock mit dem Auftritt für die Gartenarchi- Hände auch des »gemeinen Mannes«
besteht: ob Metzger-, Geld-, Industrie- tektin Dorothea Liepold die Nase vorn. kam, bevor es dann im Zusammenspiel
und Haftbefehlpapier (warum ist das Der Sonderpreis Nachwuchs wurde mit dem Buch-, später des Zeitungs-
eigentlich rosa?), das der alten Führer- gleich zweifach vergeben: an Sandra drucks zur materiellen Grundlage unse-
scheine oder Kraftpapier – es geht um Schulz für ihre Bachelorarbeit »Die drei rer modernen Wissenskultur wurde.
die Underdogs der Papierwelt, die sel- Raben« (Hochschule Mannheim) und Neben der Fülle spannender Ge-
ten das Licht der Öffentlichkeit erbli- an Susen Mittlmejer für ihre Bache- schichten, die dieses Buch über das
cken. Natürlich besitzen auch sie die lorarbeit »WunderHandWerk« (Hoch- Papier, seine Erscheinungsformen und
klassische Eigenschaft des Bedruck- schule für angewandte Wissenschaf- die damit verbundenen kulturellen
stoffs: Sie sind geduldig. Im Gegensatz ten Würzburg-Schweinfurt), beide im Praktiken erzählt, ist es gleichzeitig ei-
zum Kunden wartet Papier gerne auch Fach Kommunikationsdesign. ne unaufgeregt-kluge Medienrelexion.
mal ein bisschen länger auf eine Idee, ≥ www.paperazzo.de Denn auch wenn das analoge Papier
und so kann man die 344 Seiten aus in digitalen Zeiten auf dem Rückzug
24 Sorten nach und nach füllen. ist, so treten doch im Nebeneinander
Zum Mitnehmen ist das Notizbuch
Rote Black Box mit E-Book, E-Paper, E-Mail und Inter-
zu dick und schwer, auf dem Schreib- n Jeff Nishinaka tanzt aus der Reihe. net seine besonderen Stärken hervor.
tisch aber macht es sich ganz wunder- Der japanisch-amerikanische »Paper Und das ist, neben seiner greifbaren
bar. Das liegt auch an der bronze Sculptor« bestückte Iggesunds sechs- Materialität und Individualität, nicht
farbenen Coverprägung auf graubraun te Black-Box-Edition. Das schwedische zuletzt die Fähigkeit, sich immer wie-
durchgefärbtem Karton, an dem ent- Unternehmen hat schon eine Reihe von der mit anderen Technologien zu ver-
koppelten Buchrücken, der den Band Designern aufgefordert, eine schwar- binden. Der Band ist im Münchner
plan liegen lässt, und an dem im Sieb- ze Schachtel mit Inhalten zu füllen, die Hanser Verlag erschienen (384 Seiten,
druck mit Tagesleuchtfarbe gefertigten die Funktionalität des Kartons Inver- 24, 90 Euro, isbn 978-3-446-23911-1). au
Lesebändchen. Sehr schön ist auch cote auf die Probe stellen (siehe PAGE ≥ www.hanser.de
054 PAGE 08.12

7 
+TYPO

Die Zahlen
in der Head-
line rechts ge-
ben in Prozent an,
welche Schriften wir
in der letzten typoPAGE
verwendet haben. Von
links: Sans, Serif, Script,
Fraktur, Display, Icon.
Mit der FF Chartwell
lassen sich daraus blitz-
schnell Diagramme
erstellen, allerdings nur
mit ganzen Zahlen
PAGE 08.12 055

7++
47 + 29 + 4 + 2 + 15 + 3
Ligaturen, Swashes, Alternates – alles alte Hüte. Travis Kochel entlockt dem
OpenType-Format mit seiner FF Chartwell ungeahnte Möglichkeiten

n Wie weit kann man gehen, bis Open-

7+ 9 + 4 2 +
Type an seine Grenzen stößt? Diese Frage
stellte sich Travis Kochel und machte sich
sogleich daran, es herauszuinden. Der
29-Jährige betreibt zusammen mit Lizy
Gershenzon in Portland, Oregon, das
Designstudio Scribble Tone und das
Fontlabel TK Type. »Mir iel wieder ein,
wie frustrierend und zeitaufwendig
es ist, auch nur einfache Charts in In-
Design zu bauen. Also fand ich es ei-
ne gute Idee, die Möglichkeiten von
OpenType mit der Erstellung von Dia-
grammen auszureizen und so gleich-
zeitig etwas Nützliches zu schaffen«,
erzählt Travis Kochel. Die Spationierung muss auf 0 gestellt sein, sonst liegen die Tortenstücke herum

Das Resultat ist die vor Kurzem bei


FontFont erschienene FF Chartwell,

7+9+4253A
mit der sich blitzschnell Diagramme
bauen lassen. Man tippt einfach eine
Reihe von Zahlen ein und weist diesen,
möchte man ein farbiges Chart, unter-
schiedliche Farben zu. Aktiviert man da-
raufhin über das OpenType-Menü »Stylistic
Alternates« oder »Stylistic Set 1«, verwan-
deln sich die Zahlenkolonnen in Linien-, Bal-
ken-, Säulen- oder Tortendiagramme. Durch
Ändern der Schriftgröße ändert sich auch die
der Graik. Schaltet man das OpenType-Feature
wieder aus, erscheinen erneut die Zahlen, die sich

7+9+4253N
nach Belieben editieren lassen.

Die FF Chartwell gibt es in sieben Schnitten: Pies erstellt


Tortendiagramme oder, fügt man der Ziffernkolonne ei- Wer hinter die Zahlen noch ein A hängt, bekommt Ringe statt Torten
nen Buchstaben hinzu, Ringe statt Torten. Übersteigen die
eingegebenen Zahlen den Wert 100, entsteht automatisch
ein neues Diagramm. Auch in der Lines-Variante hat jede
Graik den Wert 100. Wie bei den Torten müssen die Einzel-
werte durch +-Zeichen verbunden sein. Gleiches gilt für die
Bars Vertical. Bei der horizontalen Bars-Version kann man da-
gegen Werte bis 1000 pro Graik eingeben. Fügt man ein =
hinzu, nehmen die Balken eine diamantartige Form an.
29%
Mehr Gestaltungsmöglichkeiten als die vier Grundvari-
anten bieten die Rose, Rings und Radar. Hier gibt der An-
wender zuerst einen Buchstaben ein, um die Form des Ras-
ters festzulegen, auf dem sich die Zahlenwerte gruppie- Will man eine Zahl herausheben, kann man alle anderen auf Weiß setzen
9+8+2+1+9+2
4+8+40+ 4
056 PAGE 08.12 TYPO FF Chartwell

Chartwell Lines: Durch Übereinanderlegen verschiedener Ebenen lassen sich auch komplexere Diagramme gestalten

0+0+0+00+0=
Chartwell Bars: Bei den horizontalen Balken kann man Werte bis 1000 pro Graik eingeben. Fügt man = hinzu, nehmen sie eine diamantartige Form an

0
+ 4 1 2 +
Die etwas expe-
rimentelleren
Fonts Rose, Rings
und Radar rea-
gieren nicht nur auf
die eingegebenen
Zahlen, sondern
auch auf die Anzahl
der Werte. Den
Zahlen vorange-
stellte Buchstaben
legen das Raster
fest, auf dem
die Chartwerte

+ + + + +
visualisiert werden

Chartwell Bars Vertical: Man kann Werte bis 100 eingeben Chartwell Rose: Sie bietet sechs Varianten für die Ringe (a–f); möglich sind 1 bis 30 Stücke

a+4+480
+ + + e+
4
+ 0 4 8 +
Chartwell Rings: Es gibt fünf Rastervarianten (a–e); möglich sind eins bis zehn Ringe Chartwell Rings: Hier stehen zwölf Raster und drei bis zehn Ecken zur Verfügung
PAGE 08.12 057

ren. Bei FF Chartwell Rose gibt es sechs mögliche Grids.


Die Anzahl der dann folgenden Zahlen bestimmt die Breite
der Rosenblätter, der Wert jeder Zahl die Höhe. FF Chartwell
Rings verfügt über fünf und Radar sogar über zwölf.
Wer sich ein bisschen Arbeit sparen will, kann InDesigns
»Story Editor«-Fenster nutzen, um die Chartwerte zu än-
dern, ohne immer das OpenType-Feature an- und ausschal-
ten zu müssen. Das der Schrift beiliegende User Manual er-
klärt anschaulich all ihre Anwendungsmöglichkeiten. Und
wer das Ganze einmal live sehen will, indet auf Vimeo eine
kurze Einführung (http://vimeo.com/41772735).

Der größte Stolperstein bei der Entwicklung der Chartwell


war – anders als Travis Kochel dachte – nicht, den Open-
Type-Code so zu manipulieren, dass sich die eingegebenen
Zahlen in die entsprechenden Formen verwandeln. »Viel
schwieriger war es herauszuinden, wie sich das efizient
realisieren lässt. Allein die einzelnen Glyphen der sieben
Fonts zu zeichnen, hätte Jahre gedauert«, erzählt der De-
signer. Hier half ihm das von Just van Rossum, Erik van Blok-
land und Tal Leming entwickelte Programiertoolkit Robo-
Fab. »Die meisten Formen ließen sich recht einfach mathe-
matisch deinieren. So musste ich nur die richtige Gleichung
inden, um die Outlines zu produzieren.«
FF Chartwell ist eine Schrift, die die Möglichkeiten des
OpenType-Formats gründlich ausreizt. Unterstützung er-
hielt Travis Kochel dabei auch von Jens Kutilek, Font-Techni-
ker bei FontShop International in Berlin, der gemeinsam
mit ihm die Schrift von drei auf sieben Schnitte ausbaute
und das Alphabet für die Beschriftung der Charts mit
einem Pro-Zeichensatz ausstattete. »Der umfangreichste
Font der Chartwell umfasst über 47 000 Glyphen und über
13 000 Zeilen OpenType-Code. Die Fonts stoßen durch die-
se Eigenschaften an Grenzen, für die die OpenType-Spezii-
kation keine Regelung vorgesehen hat – einfach weil der-
art extreme Werte in dieser Kombination und Häufung in
normalen Schriften nicht vorkommen«, so Jens Kutilek. Zur FF Chartwell gehört ein Alphabet für die Beschriftung der Diagramme

Bislang funktioniert FF Chartwell nur in Print. Da die mei-


sten Browser keine OpenType-Features darstellen, wird
das auch noch eine Weile so bleiben. »Firefox, Safari und Co
fangen zwar langsam an, beispielsweise Ligaturen zu un-
terstützen. Doch wird es wohl noch ein paar Jahre dauern,
bis man im Web Schriften nutzen kann, die gänzlich von
OpenType-Features abhängen«, schätzt Travis Kochel. »Bei
einer i-Ligatur kann der User das Wort trotzdem lesen, weil
f und i dann eben als einzelne Buchstaben dort stehen.
Wird dagegen die Darstellung der Chartwell nicht unter-
stützt, ist alles, was man sieht, eine lange Reihe von Zahlen.«
FF Chartwell ist eine rafinierte Schrift, gerade weil sie
einfach zu handeln ist – auch wenn es manchmal einen Mo-
ment braucht, herauszuinden, welches Diagramm am bes-
ten zu den umzusetzenden Zahlen passt. Ein paar Wer-
mutstropfen gibt es trotzdem. So arbeitet sie nur mit gan-
zen Zahlen, denn aufgrund der Beschränkungen hinsichtlich
der Anzahl der Glyphen in einem Font, reichte es nicht
mehr für Dezimalzahlen. Wer in XPress arbeitet, muss da-
mit leben, dass sich die Daten nicht farbig darstellen lassen,
und nur FF Chartwell Bars und Bars Vertical arbeiten mit
iWorks zusammen. Bevor wir uns aber deswegen die Haare
raufen, sollten wir uns lieber freuen, dass ein indiger Desig-
ner uns eine Schrift zur Verfügung stellt, die Spaß macht,
nützlich und absolut erschwinglich ist. ant

Die FF Chartwell ist über www.fontshop.com für etwa Wer keine Lust auf Tabellen und Diagramme hat, kann mit der
120 Euro erhältlich; ein Einzelschnitt kostet circa 25 Euro FF Chartwell auch fröhliche Muster erzeugen
058 PAGE 08.12 TYPO Beschilderungsschriften

Wo geht’s lang?
Wie lesbar sind unsere Straßenschilder? Wir stellen Ralf Herrmanns speziell auf
diese Anforderungen zugeschnittene Wayinding Sans Pro vor und werfen
einen Blick auf die Beschilderungen in anderen europäischen Ländern

Vereintes Europa? Was die Gestaltung von


Verkehrsschildern angeht, trifft das
eher nicht zu. Die Schweiz verwendet eine
modiizierte Version der Frutiger,
Deutschland die DIN 1451, und auf polni-
schen Verkehrszeichen kommt nur ein
einziger Schnitt einer recht eigenwilligen
geometrischen Type zum Einsatz
PAGE 08.12 059

n Gestern auf der Autobahn: Die Ausfahrt, die ich ge­ der man die allzu strengen Konstruktionsprinzipien teil­ Die Wayinding
wöhnlich nehme, war gesperrt. Ein Schild wies auf die Um­ weise wieder aufgegeben hat.« Sans Pro
leitung hin, leider war es in ziemlich kleinen Buchstaben Dass man beim Betrachten von deutschen Orts­ und Ver­ würde auf Schil-
ziemlich voll geschrieben. Bei 120 Stundenkilometern rau­ kehrsschildern trotzdem gelegentlich nicht sicher ist, ob dern in den
schte die Botschaft als komplexe Masse an mir vorbei, das man lachen oder weinen soll, liegt an der inanziellen Misere meisten europä-
kostete mich 30 Minuten Umweg. »Verkehrsleitsysteme sind vieler Gemeinden: »Es gibt spezielle Software zur Gestal­ ischen Ländern
der schlimmste anzunehmende Fall für den Einsatz von tung von Verkehrsschildern wie AKG Wegweis, die nur mit ausgezeichnet
Schrift: Sie muss in sehr kurzer Zeit, teilweise in hoher Ge­ den Daten gefüttert werden muss und dann Plottvorlagen lesbar sein
schwindigkeit erfassbar sein, oft noch erschwert durch Ne­ ausgibt, die automatisch die Beschilderungsrichtlinien be­
bel, schlechtes Licht oder Ähnliches«, sagt der Designer Ralf rücksichtigen. Kleinere Gemeinden schaffen diese Tools aber
Herrmann, der sich seit vielen Jahren mit der Lesbarkeit von oft nicht an, und lokale Produzenten fertigen die Schilder
Schriften auf Leit­ und Orientierungssystemen beschäftigt. dann nach Gutdünken«, so Herrmann.
In Deutschland ist, wie nicht anders zu erwarten, die Ge­
staltung von Verkehrsschildern klar geregelt. Als Schrift Mit der Austria setzten unsere Nachbarn auf eine Ab­
kommt die DIN 1451 zum Einsatz, obwohl sie ursprünglich wandlung der DIN 1451 – bis 2010. Seither indet in Österreich
gar nicht dafür entwickelt wurde. »Sie sollte einfach eine auf neuen Schildern die Tern Verwendung (der Name steht
leicht zu konstruierende Normschrift für vielerlei Zwecke für »Trans European Road Network«). Entwickelt hat die
Fotos: Ralf Herrmann

sein. Für maximale Leseentfernung oder die Anwendung Schrift, die seit 2009 auf digitalen Autobahnschildern in den
auf retrorelektierenden Folien ist sie gar nicht optimiert«, Niederlanden genutzt wird, das International Institute for
erklärt Ralf Herrmann. Und doch: »Sie meistert diese Situa­ Information Design für Europas Fernstraßen. Erik Spieker­
tionen deutlich besser als viele andere Schriften – insbe­ mann war maßgeblich an ihrem Entwurf beteiligt: »Ursprüng­
sondere nach der Überarbeitung in den 1980ern Jahren, bei lich sollte ich nur vier Bitmap­Fonts für dynamische Dis­
060 PAGE 08.12 TYPO Beschilderungsschriften

Verkehrsschilderschrift Polen

Wayinding Sans

Um Schilder aus größtmöglicher Entfernung lesen zu können, ist ein vertrautes Um die Buchstaben auch bei erschwerter Sicht unverwech-
Skelett der Buchstaben unerlässlich. Gleichzeitig müssen die Lettern selbar zu machen, hat die Wayinding Sans nicht nur
so viel Charakter haben, dass es nicht zu Verwechslungen kommt ein zweistöckiges a, sondern auch ein dreistöckiges g

plays gestalten. Erst als die fertig waren, kamen die Auf­ sie in einer von Ingenieuren entwickelten Infrastruktur
traggeber auf die Idee, auch Outlines zu entwickeln – eine technisch und konstruiert aussehen sollte. Dass es oft
alles andere als optimale Vorgehensweise. Nach den ers­ Ortsunkundige sind, die an den Schildern vorüberhuschen,
ten Zeichnungen holte ich zur Unterstützung Ralph du blieb lange unbeachtet.«
Carrois mit ins Boot.« In anderen europäische Ländern sind die Vorgaben nicht
Vorgesehen war eine Familie aus vier Weiten plus eine ganz so streng. »Während Deutschland und die Schweiz er­
normalbreite Italic. Doch wählte der Kunde schließlich nur wartungsgemäß extrem klare Schilderlayouts haben, die
die Normal, die dazugehörige Italic und die Ultra Compressed. bis ins kleinste Detail speziiziert sind, geht es in den süd­
Letztere, um die oft sehr langen, österreichischen Ortsna­ lichen Ländern, wie Italien, nicht selten drunter und drüber«,
men auf einem Schild unterbringen zu können. »Uns wäre sagt Ralf Herrmann. »Wilde Schriftmischungen, inkonsis­
das ursprüngliche Konzept natürlich lieber gewesen: Mehr tente Benennungen entlang einer durchgehenden Straße
Weiten sind auch ein Mehr an Möglichkeiten«, sagt Ralph bis hin zu völligem Informations­Overkill, wenn an einer
du Carrois. Erik Spiekermann sieht das ähnlich: »In puncto Stelle so viele Hinweise auf einmal präsentiert werden, dass
Lesbarkeit ist eine enge Schrift nicht optimal. Wir hätten nie man sie unmöglich im Vorbeifahren lesen kann.«
die schmale Version vorgeschlagen. Leider haben die Büro­
kraten nicht zugehört. Damit ist das Projekt Tern eigentlich Welche Parameter sind es nun aber, die auf Beschilderun­
in sein Gegenteil verkehrt worden: Statt Straßenschilder gen für optimale Lesbarkeit sorgen? Diese Frage stellte sich
besser lesbar zu machen, sind sie jetzt einfacher zu produ­ Ralf Herrmann bereits 2006 bei einer Tour auf der Route 66,
zieren, aber nur geringfügig besser zu lesen.« als er über mehrere tausend Kilometer reichlich Gelegen­
Nichtsdestotrotz ist die Tern in puncto Leserlichkeit ein heit hatte, Design und Typograie amerikanischer Verkehrs­
Riesenfortschritt. »Die Austria hat zum Beispiel geschlossene schilder zu studieren. In den folgenden Jahren bereiste er
Formen bei e, a, s oder g. Und das gemeine l und versale I fast alle europäischen Länder, zumindest die, die eigenstän­
sind identisch«, berichtet du Carrois. Nicht günstig für eine dige Leitsysteme haben. »Nicht selten schließen sich klei­
Type, die im Straßenverkehr für Orientierung sorgen soll. nere Staaten hier ganz oder teilweise den Nachbarn an. Lu­
»Dass sie so gestaltet wurde, hat wohl damit zu tun, dass xemburg ist da ein schönes Beispiel: Hier hat man die Ge­
PAGE 08.12 061

Verkehrsschilderschrift Holland Verkehrsschilderschrift Verkehrsschilderschrift Deutschland


Frankreich

Wayinding Sans Wayinding Sans Wayinding Sans

Wo immer möglich betonte Ralf Herrmann Details, die den Einzelbuchstaben besser erkennbar machen. Dabei schenkte
er leicht zu verwechselnden Paaren besondere Aufmerksamkeit, verstärkte beispielsweise die Querstriche von f
und t. Das gemeine l unterscheidet sich durch das Häkchen unten und die Schrägung oben deutlich vom versalen I

staltungsprinzipien für die Signalisation von Frankreich, ckiges a, aber im Gegensatz zu den meisten anderen Beschil­
Belgien und Deutschland kombiniert.« derungsschriften auch über ein dreistöckiges g – denn nur
Die eine perfekte Schrift gibt es noch nicht, so das Er­ diese Form macht den Buchstaben auch unter schwierigen
gebnis von Herrmanns Recherchen. »Das liegt auch daran, Sichtbedingungen unverwechselbar«, so Herrmann.
dass die Gestaltung lokale Besonderheiten berücksichtigt. Da der Platz auf Schildern begrenzt ist, sollte man mei­
So zeichnet die britische Transport eine hervorragende Les­ nen, dass schmallaufende Schriften optimal wären. Im Ge­
barkeit aus – doch sie ist für die kurzen englischen Wörter genteil, sagt Ralf Herrmann: »Schmale Schriften sind der
gemacht. Bei langen deutschen Ortsnamen würde sie ver­ Leserlichkeit abträglich, da der Buchstabencharakter mit der
sagen. Auch die oft gelobte Clearview ist mit ihrer extremen Verschmälerung zunehmend verloren geht. Die Wayinding
x­Höhe speziell für den Einsatz auf US­Schildern ausgelegt Sans läuft in der Standardversion eher breit und erzeugt so
Fotos (bis auf »The Magic Roundabout« ganz rechts): Ralf Herrmann

und verträgt sich nicht mit Sprachen, die diakritische Zeichen eindeutige Buchstabenbilder mit bewusst unterschiedli­
verwenden. Schon die Einführung im französischsprachigen chen Breiten.« Wenn es der zur Verfügung stehende Platz
Teil Kanadas führte deshalb zu Problemen.« Die intensive Be­ erfordert, gibt es aber auch schmaler laufende Versionen.
schäftigung mit diesem Thema brachte Ralf Herrmann auf die Neben dem Buchstabenskelett ist die Strichstärke ein
Idee, eine Schriftfamilie zu entwickeln, die universell für Be­ wesentlicher Faktor für die optimale Lesbarkeit auf Schil­
schilderungen einsetzbar sein sollte: die Wayinding Sans Pro. dern. »Viel hilft viel« ist hier jedoch nicht die Lösung. Zwar
sei ein breiter Strich auf größere Entfernung besser zu er­
Anstatt, wie sonst üblich, zuerst die Umrisslinien der Buch­ kennen als ein schmaler, doch führe eine zu große Strich­
staben zu skizzieren, um Stil und Anmutung festzulegen,
konzentrierte sich Ralf Herrmann auf das Skelett der Schrift­
zeichen, da sich die Lesbarkeit vor allem darüber deiniert. Von links: Belgien verwendet die SNV Regular und
Dabei sind vertraute Konturen am besten leserlich. »Der Cha­ Condensed, Dänemark die Dansk Vejtavleskrift.
rakter der einzelnen Buchstaben sollte aber ebenfalls be­ Frankreich nutzt das Versalalphabet L1 sowie die L3,
tont sein, um Differenzierungsprobleme zu vermeiden. So die an eine schräg gestellte Univers erinnert. England
verfügt die Wayinding Sans natürlich über ein zweistö­ setzt schon seit Jahren auf die Fontfamilie Transport
062 PAGE 08.12 TYPO Beschilderungsschriften

stärke bei Buchstaben dazu, dass die Details zulaufen


und der Buchstabe nicht mehr klar identiizierbar ist. Herr­
mann hat beobachtet, dass sich »dieses Problem deutlich
verschärft hat, da Schilder zunehmend hinterleuchtet oder
retrorelektierend gefertigt werden. Dadurch tritt ein Über­
strahlungseffekt auf, dem man nur mit einer geringeren
Verkehrsschilderschrift Großbritannien Strichstärke und offeneren Formen entgegenwirken kann.«
In der Wayinding Sans Pro existiert für jede Variante eine
eigene Strichstärke für positiven und negativen Kontrast,
sodass auch Kombinationen von heller Schrift auf dunklem
Grund und dunkler Schrift auf hellem Grund auf einem
Schild problemlos möglich sind.

Der größte Unterschied zur DIN 1451 liegt darin, dass die
Verkehrsschilderschrift Polen
Wayinding Sans nicht auf einem festen Raster basiert, son­
dern versucht, durch möglichst abwechslungsreiche Weiten
den Charakter der Einzelbuchstaben zu bestärken. Dazu bie­
tet sie mit ihren drei Weiten jeweils in Aufrechter und Kursi­
ver, zwei Grundstrichstärken und in allen Schnitten mit einer
speziellen Version für positiven und negativen Kontrast we­
sentlich mehr Möglichkeiten als die üblichen zwei Varianten
der DIN 1451. Die Wayinding Sans umfasst insgesamt zwan­
zig Schnitte, die Ralf Herrmann in Pakete gegliedert hat.
Erinderisch zeigte sich der Typedesigner, als es darum
Wayinding Sans ging, seine Entwürfe zu bewerten. »Bildschirmschriften be­
urteilt man am Bildschirm, Druckschriften druckt man. Doch
Schriften für Beschilderungen kann man während des Ge­
Ein überraschendes Ergebnis aus den Leserlichkeitssimulationen war die staltungsprozesses nicht fortlaufend und für jede kleine
Erkenntnis, wie schnell freistehende Buchstabenteile, etwa Umlaut- Designentscheidung auf Schilder montieren und empirisch
punkte, auf große Entfernung unlesbar oder schlicht unsichtbar werden. testen.« Kurzerhand entwickelte er ein Legibility­Testtool,
Diese Elemente sind deshalb in der Wayinding Sans Pro besonders betont das während des Gestaltens am Rechner erschwerte Sicht­
bedingungen in Echtzeit simulieren kann. Kontrollen dieser
Art sind zwar nichts grundsätzlich Neues, doch in der Regel
werden hier fertige Schriftentwürfe als Ganzes miteinander
verglichen, sodass man zwar sagen kann, welche Schrift
leserlicher ist, aber nicht identiizieren kann, welche konkre­
ten Gestaltungsparameter dies bewirken.
Indem Ralf Herrmann diese Simulation direkt in den
Entwurfsprozess integrierte, konnte er jede noch so kleine
Designentscheidung auf ihre Tauglichkeit hinsichtlich der
Lesbarkeit überprüfen und optimieren. Die Ergebnisse wa­
ren oft überraschend. »Es wurde zum Beispiel deutlich, wie
wenig die stilistischen Eigenschaften der Schriften zur Le­
serlichkeit beitragen. In der Simulation betrachtet, domi­
nierten fast ausschließlich das Buchstabenskelett und die
Ein Leitsystem ohne Pfeile ist kaum denkbar. In der Wayinding Sans Pro Strichstärke. Überraschend war auch, wie schnell freiste­
passen die Pfeile immer perfekt zum Text und lassen sich hende Buchstabenteile wie etwa Umlautpunkte auf große
über leicht zu merkende Codes auch direkt mit ihm eingeben Entfernung unlesbar oder schlicht unsichtbar werden.«
PAGE 08.12 063

Dass die Arbeit von Ralf Herrmann gelungen ist, bewies ≥ PAGE Online
Sven Neumann in seiner Bachelorarbeit »Leserlichkeit von Die Lesbarkeits-
Schrift im öffentlichen Raum« an der Hochschule für Technik studie von Sven
und Wirtschaft Berlin (HTW). Der Kommunikationsdesign­ Neumann finden
student verglich neun Schriften in verschiedenen Szenarien: Sie unter www.
Wayinding Sans, Frutiger, Johnston Underground, DIN 1451, page-online.de/
Arial, Franklin Gothic, Futura, Garamond und Swift – und lesbarkeitsstudie
kam zu dem Ergebnis, dass sich die Wayinding Sans in allen
Größen früher lesen lasse. Damit war sie sogar den altein­
gesessenen Beschilderungsschriften DIN 1451, Frutiger und
Johnston Underground überlegen. Allen für Schilderbeschrif­
tungen zuständigen Behörden ist diese Studie, die sich auch
auf der Site der HTW herunterladen lässt, ans Herz zu legen.

Macht es überhaupt Sinn, die Gestaltung der Verkehrs­


schilder in Europa zu vereinheitlichen? Ich inde nicht. Noch
ist dies Sache der einzelnen Länder – und das sollte auch so
bleiben. Nicht auszudenken, wenn einem beim Verlassen
der Fähre in Göteborg nicht mehr die schwedischen Schilder Austria­Breitschrift

in teilweise anderer Farbigkeit und in Karl­Gustav Gustafsons


weitlaufender geometrischer Tratex begegnen würden oder
man bei der Fahrt durch die Toskana auf systematisch
durchkonstruierte Schilder nach deutschem Vorbild träfe.
Deshalb: Wayinding Sans in Deutschland gerne, in ganz
Europa lieber nicht.
Einsatzmöglichkeiten für die Wayinding Sans gibt es
trotzdem mehr als genug. »Bei ihrer Gestaltung bin ich zwar
von Verkehrsleitsystemen ausgegangen, eben um sie unter
härtesten Bedingungen zu testen. Aber sie ist natürlich für
alle Arten von Leitsystemen prädestiniert – in Flughäfen
und Bürogebäuden ebenso wie in Stadien oder Parks«, sagt
Ralf Herrmann, der zurzeit mit einem Illustrator an einem
Piktogrammset arbeitet, um seiner Beschilderungsschrift ei­
ne passende Serie von Bildzeichen zur Seite zu stellen. Und
dann besteht ja auch die Möglichkeit, dass die Wayinding
Sans von Werbung, Corporate und Editorial Design entdeckt
wird. Die DIN oder auch die Interstate haben schließlich be­
wiesen, dass das keinesfalls unmöglich ist. ant
Tern Normal

Von links: Schweden setzt auf Versalien in Karl-Gustav


Gustafsons weitlaufender geometrische Tratex.
Fotos: Ralf Herrmann

Norwegen verwendet die Schrift Traikkalfabetet.


Deutsche Schildergestalter ignorieren die ofiziellen
Richtlinien gelegentlich. Welche Schriften andere
europäische Länder einsetzen, hat Ralf Herrmann auf
http://schilder.typografie.info zusammengestellt

Tern Ultra Compressed

Im Vergleich zur Austria sind bei der Tern die x-Höhen


größer, die Innenräume prägnanter, die Ziffern
eindeutiger und die Strichstärken zwischen den
Weiten Regular und Compressed optimiert. Buch-
staben wie r, t, a, i, l sind so gestaltet, dass sie sich
bei kurzer Lesezeit eindeutig identiizieren lassen
064 page 08.12 TYPO

TYPOWELT
Henriette aus Wien
n Das lange Warten auf eine neue
Typejockeys-Schriftfamilie hat sich ge-
lohnt. Die jetzt erschienene Henriette
verspricht eine Vielfalt an Einsatzmög-
lichkeiten, zum Beispiel für Headlines,
Logos, aber auch Fließtexte. Sie ist klas-
sisch und elegant, gleichzeitig jedoch
auch verspielt und ein bisschen knub-
belig. Gestaltet hat sie Michael Hoch-
leitner, dessen Ingeborg 2010 beim
TDC2 ausgezeichnet wurde. Henriette
basiert auf den Buchstaben der Wie-
ner Straßenschilder – allerdings ist sie
keine simple Digitalisierung, sondern
eine Neuinterpretation der 16 heute
dort zu indenden Schriftvarianten.
Die Fontfamilie umfasst 31 Schnit-
te: Regular, Medium, Bold, Heavy und
Black mit zugehöriger Italic und in den
Breiten Normal, Condensed und Com-
pressed. Dazu kommt ein Font mit
Rahmenelementen und Ornamenten.
Sämtliche Schnitte haben jeweils das-
selbe Character Set in allen drei Brei-
ten. Dies ermöglicht mehr Flexibilität,
wenn es darum geht, eine Headline
einzupassen oder eine Logotype zu
setzen. Während alle Geradestehen-
den Kapitälchen haben, verfügen die
Italics über Swash Caps. Darüber hi-
naus umfassen sie Ligaturen, alternati-
ve Glyphen und unterschiedliche Zah-
lenformate. Die Familie, die wie alle
Typejockeys-Schriften 48 Sprachen un-
terstützt, kostet ungefähr 520 Euro,
ein Einzelschnitt circa 60 Euro. Wer sie
erst mal ausprobieren möchte, kann
sich auf der Website Henriette Black
kostenlos herunterladen.
≥ www.typejockeys.com

Trio Grotesk
n Bold Monday, die Typefoundry der
Niederländer Paul van der Laan und
Pieter van Rosmalen, hat die Trio Gro-
tesk von Florian Schick veröffentlicht.
Die Schrift basiert auf der Kaart An-
tiek aus dem frühen 20. Jahrhundert,
die wiederum in Piet Zwarts bekann-
tem Booklet für die Drukkerij Trio von

Warm, sympathisch und für


viele Zwecke geeignet:
Henriette, die neuste Schrift
der Wiener Typejockeys
page 08.12 065

≥ Weitere interessante artikel rund um Typograie inden Sie unter www.page-online.de/emag/typo


und Links zu Typefoundries et cetera unter www.page-online.de/typo-links

1930 zum Einsatz kam. Florian Schick


begann mit dem Entwurf während sei-
nes Masterstudiums Type & Media an
der Königlichen Akademie für Bildende
Künste in Den Haag und baute sie zu
einer Familie mit den drei Schnitten
Regular, Medium und Bold aus. Enthal-
ten sind zudem Small Caps, sieben Zif-
fernvarianten, diverse Pfeile, Ornamen-
te und Dingbats. Die Familie kostet cir-
ca 130 Euro, ein Einzelfont etwa 50 Euro.
≥ www.boldmonday.com/en/
triogrotesk

Eigenwillig
n Um eine Allerweltsschrift handelt
es sich bei Ribera nicht, dafür sind die
Formen ihrer Buchstaben zu eigenwil-
lig. Auf jeden Fall aber ist sie eine zeit-
gemäße, serifenlose Familie in den drei
Schnitten Light, Regular und Medium. verschiedenen Maßen zurechtkommt. Ein Stück moder-
Entworfen hat sie der Typedesigner
Typo macht Spaß Schuler klärt darüber hinaus, welche ner nieder-
Jörn Oelsner, der jüngst nach Schwe- n »Clevere Typograie macht Spaß« ist Schrift für welche Anwendung taugt, ländischer Typo-
den zog und sich dort mit seinem Büro der Titel der Schulungsbroschüre von wozu Gestaltungsraster gut sind und ob graie ist die
oedesign selbstständig gemacht hat. Günter Schuler, in der der Fachautor man ein Schriftverwaltungsprogramm Trio Grotesk von
Die Zeichen der Ribera verfügen und gelernte Schriftsetzer auf 68 Sei- benötigt. Zum Schluss erfährt der Le- Florian Schick
über schwungvolle Kurven, eine große ten Fragen und Antworten rund ums ser, wo er gute Schriften herbekommt
x-Höhe und wenig Kontrast. Damit eig- Thema Typograie zusammengestellt und was er mit diesen Fonts machen
net sie sich für fast jede Designanwen- hat. Zunächst geht es um Geschichte darf. »Clevere Typograie macht Spaß«
dung, egal, ob Geschäftsausstattung, und Anatomie der Schrift, anschlie- ist bei Cleverprinting für 12,90 Euro er-
Logo, Werbekampagne oder Leitsys- ßend um praktische Dinge, wie die hältlich. Bei so viel Cleverness kann ja
tem. Auch im Editorial Design kann Frage, welche Zeichen in einer Schrift nichts mehr schiefgehen. ant
man sie sich gut vorstellen: In Head- vorhanden sind oder wie man mit den ≥ www.cleverprinting.de
lines wirkt sie modern und im Fließ-
text ist sie ausgezeichnet lesbar. Ribera
bietet verschiedene OpenType-Featu-
res sowie umfassende Sprachunter-
stützung. Zurzeit gibt es sie bei URW++
für rund 50 Euro.
≥ www.urwpp.de

Dreimal Grotesk
n A2-Type ist das Fontlabel des in
London lebenden dänischen Designers
Henrik Kubel. Er bietet jetzt drei Seri-
fenlose an, die extra so gestaltet sind,
dass sie miteinander harmonieren.
New Grotesk, Italian Sans und Resi-
dence Sans, so die Namen der Schrif-
ten, basieren auf alten Drucksachen,
die Henrik Kubel im Archiv des Central
Saint Martins College of Arts and De- Mit der Ribera hat
sign in London fand. Die Fonts lassen Joern Oelsner
sich für jeweils rund 65 britische Pfund eine zeitgemäße
über die A2-Type-Site beziehen. Serifenlose
≥ http://a2-type.co.uk entworfen
068 PAGE 08.12

BILD
PAGE 08.12 069

Die Unsichtbaren
Teamwork und handwerkliche Leistung bestimmen den Berufsalltag von Animationsfilm-
zeichnern – umso wichtiger sind für sie ihre eigenen, freien Arbeiten

n Es scheint eine Art innere Notwen­ »Im Gleichschritt zu zeichnen, ist den extrem arbeitsteiligen Prozessen
digkeit bei Animationsilmzeichnern zu das Erste, was man als Animator lernt: zurück, um die Stimme des Regisseurs
geben, neben dem Brotjob künstlerisch Sowohl das Design einer Figur als auch sichtbar zu machen.
tätig zu werden. Das jedenfalls lässt das Clean­up, also die fertige Reinzeich­
die Vielzahl an Kinderbüchern, Comics nung im Film, muss jede persönliche Um den freien Arbeiten der Zeichner
Viel Herzblut: Die oder Ölgemälden vermuten, die ohne Handschrift verloren haben«, erklärt aus der Animationsbranche eine Platt­
Details stammen aus den Druck der täglichen Arbeit in den Animationsilmregisseur Jakob Schuh, form zu geben, initiierte Jakob Schuh
den »Neufundland«- Trickilmstudios entstehen. Dort ist es der sich als Mitbegründer von Studio mit einer Gruppe von Kollegen das Pro­
Storys von Sam Hiti, üblich, dass etwa 400 hervorragende Soi auf Kinderilme spezialisiert hat jekt »Neufundland«, eine Sammlung mit
Sebastian Koch, Zeichner an einem einzigen Film arbei­ und an der Filmakademie Baden­Würt­ Graphic Short Stories, erhältlich unter
Maike Plenzke, ten – Storyboarder, Character und Lo­ temberg lehrt (siehe PAGE 09.11, Sei­ http://neufundlandmag.bigcartel.com .
Thomas Wellmann, cation Designer, Feature Animatoren, te 74 ff). Die individuellen handwerkli­ Ausgewählt wurden zwanzig Künstler
Jakob Schuh, Background und Concept Artists. Der chen und künstlerischen Fähigkeiten aufgrund ihres Talents, aber auch ihrer
Stefi Schütze und Strich eines jeden Kreativen muss wir­ der Zeichner – wichtigste Vorausset­ Persönlichkeit – »schließlich geht es
Mikkel Sommer ken, als stamme alles aus einer Feder. zung beim Trickilmmachen – treten in nicht nur um das Handwerk, sondern
auch um die individuellen Geschichten
der Macher, die ja gewöhnlich – wie die
Mechaniker im Bauch eines Schiffes –
unsichtbar bleiben«, so Jakob Schuh.
Einzige Vorgabe für die Kurzgeschich­
ten: das Thema »The Meaning of Life«.
Um die Entwicklung des Projekts im
Blick zu behalten, gab es einen inter­
nen Blog, in dem die Ideen, Zwischen­
stände und Ergebnisse dokumentiert
und kommentiert wurden. Dabei ent­
wickelte sich ein fruchtbarer Dialog, in
dem sich die Beteiligten mit ihren je­
weiligen Perspektiven gegenseitig Lob
und Kritik aussprachen: Storyboarder
lieferten Tipps zu Kameraeinstellun­
gen und Schnitten, Character Designer
für die Entwicklung der Protagonis­
ten. Zwischen Storytelling im Comic
und im Film gibt es viele Parallelen:
So sind Trickilmstoryboards im Prin­
zip wie ein guter Comic aufgebaut, er­
klärt Schuh. Punkte und Pausen las­
sen sich im Film wie im Comic durch
Kamerawechsel oder Filmschnitte set­
zen. »Die Mechanik, wie man Men­
schen mit Bildern erreicht oder Poin­
ten setzt, ist die Gleiche.«

Statt Ellbogendenken gibt es in der


Branche viel Respekt füreinander, be­
richtet Jakob Schuh. Das dürfte nicht
nur an den eng verwobenen Arbeits­
prozessen in der Animationsindustrie
liegen, sondern auch daran, dass die
handwerkliche Qualität immer gleich
sichtbar wird. Zusätzlich erfordert das
Zeichnen Demut: »Der Produktions­
070 PAGE 08.12 BILD Animationsfilmzeichner

»Ich liebe es zu beobach-


Das märchenhafte
ten, wo mich die zufälligen
»Neufundland«- Striche hinbringen«
Cover stammt von
Animation Direc- Als Character Designer war Peter de Sève, der in Brooklyn,
tor und Character New York, lebt, für »Ice Age« oder »Findet Nemo«
Designer Uwe verantwortlich. Nebenher zeichnet er grandiose Karika-
Heidschötter turen, unter anderem für den »New Yorker«

prozess erfolgt in winzigen Schrit­ gen Farbpalette für seine »Neufund­ Ist es für Sie ein Unterschied, ob Sie Characters für Anima-
ten. Ich arbeite durchaus mal zwei Jah­ land«­Story. Die »passende« Farbe in­ tionen oder Karikaturen zeichnen?
re lang – um einen kleinen Kinderilm det er dann nicht am Rechner, sondern Peter de Sève: In den frühen Stadien des Character Design
vor mir zu sehen.« Die Folge sei, dass an der Fensterscheibe: Dort war ein ist der Prozess identisch. Ich entwerfe unangestrengt und
sich die Branche aus einer »extrem net­ Vogel beim Versuch, die ausgestreu­ genieße es, so viele interessante Designs wie möglich in
ten, uneitlen Truppe« zusammensetze. ten Körner auf dem Fensterbrett zu meinen Skizzen zu entdecken. Ist ein Character erst mal da,
So ist »Neufundland« ein Kleinod erhaschen, gegen das Glas geknallt – unterscheidet sich der weitere Entwicklungsprozess. Wäh­
geworden, das mit kurzweiligen Beob­ seine blutroten Spuren zeichneten rend ich für eine Illustration einfach eine Pose auswählen
achtungen zur Suche nach dem men­ sich noch ab. und verfeinern muss, beginnt die Arbeit in der Animation
schlichen Antrieb inspiriert und zu­ jetzt erst: Weil animierte Features heute fast immer dreidi­
gleich ein Psychogramm der Macher Spiegelt der nachdenkliche Tenor mensional sind, müssen die Characters volumetrisch ge­
zeichnet. Jakob Schuh etwa greift in dieser Geschichtensammlung nun die staltet sein. In diesem Stadium nähern wir uns eher der
seinem Beitrag zum »Sinn des Lebens« Haltung unserer Gesellschaft zum Le­ Skulptur als der Zeichnung. Ist das Design klar, wandeln wir
das abgrundtief traurige Leben des ben – oder eine für die Branche ty­ die Figur in ein virtuelles Modell um, das von jeder Perspek­
jüdischen Chemikers Fritz Haber auf. pische Weltanschauung? »Ich kenne tive aus toll aussehen muss. Aber es muss auch in der Welt
Lakonisch erzählt er von der Sinnlosig­ viele wahnsinnig witzige Zeichner, zum
keit des Handelns eines einsamen Beispiel Phil Warner. Ich nenne ihn Scratte, das
Mannes, der mit seiner großen wis­ den Humor­Chirurgen, er weiß jede charmante
senschaftlichen Entdeckung, der Am­ Pointe aufs Frame genau zu setzen«, Säbelzahn-
moniaksynthese, Anerkennung sucht. sagt Jakob Schuh. »Aber man sieht ihn eichhörnchen
Doch eingesetzt als Giftgas­Massen­ selten selber lachen.« Vielleicht ist es aus »Ice Age 3«
vernichtungsmittel stiftet sie im Ersten diese Melancholie, die viele der offen­
Weltkrieg Unheil und verschafft Haber sichtlich neugierigen, gebildeten, wit­
neben dem Nobelpreis die tiefe Ab­ zigen und sensiblen Persönlichkeiten
lehnung seiner Umwelt. dazu treibt, sich für den Broterwerb ei­
Phil Warner (siehe Seite 73) schil­ ne Arbeit zu suchen, bei dem die groß­
dert mit wenigen Strichen, viel Humor en Fragen des Lebens in eingängige
und Poesie die Suche nach der richti­ Einzelteile zerlegt werden. wl
PAGE 08.12 071

der Animation mit ihren technischen Limits funktionieren,


weshalb in jeder Phase Anpassungen stattinden. Vom Pa­
pier zum Bildschirm ist es ein langwieriger und herausfor­
dernder Troubleshooting Prozess. Aber wenn dann etwas
funktioniert, macht das extrem zufrieden.
Woran arbeiten Sie gerade – für die Filmindustrie und in
Ihrer Freizeit?
Meine Arbeit ist meine Kunst. Ich war nie jemand, der viel
außerhalb des Berufs gezeichnet hat, stattdessen versu­
che ich, so viel »Kunst« wie möglich in meine Arbeit einlie­
ßen zu lassen. Das heißt nicht, dass ich keinen Spaß daran
habe, Dinge zu meinem Vergnügen zu zeichnen – diese
Skizzen aus dem Handgelenk repräsentieren meine Arbeit
bestens. Ich liebe es zu beobachten, wo mich die zufälligen
Striche hinbringen. »A Little Hangover«
Was nervt Sie am meisten am Business? ist eine von Peter
Ich denke, es ist die Notwendigkeit, ständig neue Er­ de Sèves freien Kari-
gebnisse zu produzieren, die besser sind als die Arbeit katuren. Unten:
davor. Hätte ich doch für meinen letzten Auftrag Schrott Das Character Design
abgeliefert . . . für Sids Onkel
Was verbindet Ihre professionellen und privaten Arbeiten? Fungus stammt aus
Der gemeinsame Nenner meiner Animationen, Illustrationen »Ice Age 4«
oder auch Skulpturen – ein seltenes, aber glückliches Ereig­
nis – ist das Zeichnen. Meine fertigen Arbeiten sind stark
geprägt von der freien, lockeren Zeichnung, die ja für mein
Character Design essenziell ist. Das Resultat: Ich habe ge­
lernt, die Frische in meinen Illustrationen zu erhalten, ohne
die Zeichnung darunter abzuwürgen. Das ist zumindest
meine Intention.
Bitte ein Tipp für unsere Leser: Was tun Sie gegen kreative
Blockaden?
Ich wünschte, ich hätte ein Rezept dagegen, und wenn ei­
ner eurer Leser eines hat: Bitte schickt es mir umgehend!
Es gibt Tage, da sitzt man über seinem Block und es kommt
nichts Brauchbares rum, also geh einfach auf einen Spa­
ziergang oder einen Kaffee raus! Habe ich diesen Freiraum
nicht, suche ich Inspiration in Kunstbüchern: Meist schaue
ich nach gewagten, frischen, kompromisslosen Arbeiten.
Künstler, die ihre Zeichnungen unperfekt belassen, aber
ihre Energie und ihre Weltanschauung behalten – plus die
essenzielle Zutat Verspieltheit –, holen mich fast immer aus
meinem Loch. Es hilft auch, die Fehler zu sehen – die haben
wir alle, das gehört zum Deal.
Wenn Sie kein Illustrator geworden wären – was wäre ihr
alternativer Traumjob gewesen?
Ich schaudere bei dem Gedanken, wer oder was ich gewor­
den wäre, hätte ich diese Profession nicht gefunden. Ich
schätze mich sehr glücklich und auch geehrt, das tun zu
können, was ich so sehr liebe. Mehr kann man vom Leben
nicht verlangen – dafür ist es zu kurz.
072 PAGE 08.12 BILD Animationsfilmzeichner

»Versichere dich, dass der


Kampf, den du kämpfst, nicht
jemand anderes Kampf ist«
Nachdem der italienische Zeichner Claudio Acciari als
Feature Animator gearbeitet hat, fokussiert er sich mit
seinem vielschichtigen Stil heute auf Comics

Was fasziniert Sie am visuellen Geschichtenerzählen?


Claudio Acciari: Ich mag Animationen, Gemälde, Kunst
und lese Comics seit meiner Kindheit. Wie viele andere Kin­
der liebte ich es zu zeichnen. Das Geschichtenerzählen an
sich fasziniert mich nicht – es ist eher die Art, das zu kom­
munizieren, was mir am Herzen liegt, und das kann sich
dann als faszinierend für den Betrachter herausstellen. Ich
wünsche, ich könnte ihnen die gleichen guten Gefühle mit
meiner Arbeit vermitteln, die mir viele japanische Animes
gaben oder die »Peanuts«­Strips und »Asterix«­Geschich­
ten, die Illustrationen von Sokol, Ronald Searle, Miroslav
Sasek, Charles Addams, Tatsuro Kiuchi, Mary Blair . . .
Woran arbeiten Sie gerade – für die Filmindustrie und in
Das von japanischen Ihrer Freizeit?
Animes inspirierte Zur Animationsbranche wahre ich schon länger einen Sicher­
Comic-Projekt »Meka heitsabstand. Gerade arbeite ich an dem Comic­Projekt »Me­
Chan«. Unten: Die ka Chan«, in dem der Einluss alter Animes auf meinen grai­
atmosphärische schen und narrativen Stil sichtbar wird. Sonst mache ich Stil­
Nachtszene stammt experimente, in denen ich graische Ansätze neu verbinde –
aus dem Anima- eine Übung, um optimale visuelle Entscheidungen zu treffen.
tionsilm »Como and Was nervt Sie am meisten am Business?
its twins« von Der Umgang mit Kunden.
Piero Tonin und Was motiviert Sie zu Ihren freien künstlerischen Arbeiten?
Claudio Acciari Motivation wird dann gebraucht, wenn du Dinge tun musst,
die du eigentlich nicht tun würdest. Ich liebe es zu zeichnen
und brauche keine Motivation – ich fühle mich eher gestresst,
wenn ich nicht zeichnen kann oder wenn ich es muss.
Was inspiriert Sie?
Ich habe mich viel von den Artworks von Künstlern der
1950er bis 1970er inspirieren lassen. Im Moment »laufe ich
warm«, indem ich Stills von YouTube kopiere – eine passive
Prozedur, bei der neue Formen und Farben sich in meinem
Kopf breitmachen und dort bleiben, bis sie in unerwarte­
ten Momenten wieder rauskommen. Das mag ich.
Was verbindet Ihre professionelle und private Arbeit?
Ich habe einiges im professionellen Bereich gelernt, das nütz­
lich für meine persönlichen Artworks ist, umgekehrt aber
weniger. Während meiner Arbeit für DreamWorks schien mir,
dass Inspiration eher tabu ist. Der geforderte Stil war total
festgelegt. Jede Szene war so geplant, dass du nur das »Rich­
tige« machen konntest – egal, in welcher Position du gearbei­
tet hast, weil – und das im besten Fall – das freigegeben wird,
auf das die meisten Zuschauer positiv reagieren. Der beste
Weg, um deinen Geschmack als Künstler zu verderben. Bei Co­
mics und Illustration gibt es mehr Raum für persönlichen Stil.
Was tun Sie gegen kreative Blockaden?
Nur tun, was dir persönlich gefällt . . . Blockaden sollten ei­
gentlich gar nicht aufkommen; versichere dich, dass der
Kampf, den du kämpfst, nicht jemand anderes Kampf ist.
Was, wenn Sie kein Illustrator geworden wären?
Ich sehe keine Notwendigkeit, jede Passion in eine Profession
zu verwandeln. Oft lassen sich Paare schnell wieder scheiden.
PAGE 08.12 073

»Mich reizt es, ein Publikum zu inden –


dass irgendwo irgendjemand über meine
Gags und Kurzilme lacht«
Phil Warner aus London arbeitet als Storyboard Designer und
zeichnet mit wenigen Strichen Cartoons mit zielsicherem Witz

Was fasziniert Sie am Geschichtenerzählen mit Bildern?


Phil Warner: Ich hatte schon immer Freude an den Ge­
fühlen und dem Humor, den Cartoons mit wenigen Panels
erzeugen können.
Woran arbeiten Sie gerade – für die Filmindustrie und in
Ihrer Freizeit?
Ich arbeite gerade für Studio Aka, eines der führenden Ani­
mationshäuser. Davor war ich Beat Board Artist für »Die fan­
tastische Welt von Gumball« von Cartoon Network. Dane­
ben liefere ich Cartoons für britische Satiremagazine wie
»Private Eye«. Alle zwei Wochen nehme ich einige meiner
Scribbles für Gags, arbeite sie aus, unterzeichne sie und
sende sie ein. Werden sie abgedruckt, kriege ich sie bezahlt.
Gerade habe ich eine Serie limitierter Kupferstiche fertig­
gestellt, die einige Monate in Anspruch genommen hat –
ich hoffe, dass ich sie im Sommer ausstellen kann.
Was nervt Sie am meisten am Business?
Der Weg mit dem Rad zur Arbeit.
Was motiviert Sie, in Ihrer freien Zeit Kunst zu machen?
Ein Publikum zu inden. Ich zeichne Gags und Kurzilme, rei­
che sie ein, und wenn sie veröffentlicht werden, lacht viel­
leicht irgendwo irgendjemand drüber.
Was inspiriert Sie?
In den meisten meiner Arbeiten versuche ich, alltägliche
Details einzufangen. Neurotisch: »Handwash« heißt der Cartoon von Phil Warner
Was verbindet Ihre professionelle und private Arbeit?
Als Beat Board Artist arbeite ich das Timing der Story zu­
sammen mit dem Regisseur aus. Ich sehe zu, dass sie visuell
schlüssig wirkt – und füge überall mehr Gags ein. Das ist der
Punkt, an dem sich meine private und meine professionelle
Arbeit kreuzen.
Was tun Sie gegen kreative Blockaden?
Neben meinem Sketchbook habe ich ein kleines Büchlein
nur für Notizen. Nichts Ausgefeiltes, nur ein paar Worte, um
eine Idee zu erklären. Ich zeichne nicht wirklich etwas, da
ich sonst anfangen würde, über die Komposition nachzu­
denken. Es ist erstaunlich, wie schnell sich das Büchlein
füllt. Wenn mir nichts einfällt, durchforste ich neue und alte
Exemplare – irgendeine Idee taucht dann immer auf.
Wenn Sie kein Illustrator geworden wären, dann wären Sie
heute ein . . . Dies ist ein Still aus Phil Warners Animationsilm »The Collection«,
Jazztrompeter, der davon träumt, Cartoonist zu sein. der schon bei verschiedenen Festivals prämiert wurde
074 PAGE 08.12 BILD Narrative Stillleben

Unbewegte Beweger
Alltagsdesign und Architektur, Mode und Möbel erfahren gegenwärtig viel Aufmerk-
samkeit. Fürs Editorial Design bedeutet das: Mit fotograischen oder illustrativen
Stillleben lassen sich statische Objekte frisch, vielfältig und dynamisch in Szene setzen
PAGE 08.12 075

Zeitgemäße Vanitas-Bilder?
Himmel & Burwick inszenierte
die Produkte eines Farbherstel-
lers hinter schrägen Naturinstal-
lationen. Nicht nur die gedeckten
Farben, auch die Anordnung
der Objekte erinnern an die alten
niederländischen Meister

n Der Künstler Zeuxis soll in der grie­ Solche illusionistischen Täuschef­ nen Zeitalters, dadaistische Collagen
chischen Antike Weintrauben einmal fekte sind im Stillleben schon lange oder Pop Art künstlerisch inszeniert.
derart naturgetreu nachgemalt haben, nicht mehr gefragt. Durch die ständi­ Magazine für Interieur, Architektur und
dass sich Vögel auf dem Gemälde nie­ ge Verfügbarkeit technischer Bildbe­ Lifestyle und Kultur setzen die leblosen
derließen und nach den Früchten pick­ arbeitungsmöglichkeiten hat die rea­ Sujets in abwechslungsreicher Weise
ten. Um seine handwerkliche Überle­ listische Darstellung an Attraktivität und narrativ ins Bild.
genheit zu demonstrieren, schuf sein eingebüßt; neu hinzugekommen sind Die Berliner Illustratorin Sarah Illen­
Konkurrent Parrhasios ein Bild mit di­ freie Formate – handgekritzelte Illus­ berger beispielsweise schafft eigen­
versen Gegenständen und darüber ei­ tration steht gleichwertig neben ge­ ständige Bildaussagen, indem sie All­
nem Vorhang – der so täuschend echt stochen klarer Fotograie, Dinge wer­ tagsdinge wie etwa Nahrungsmittel in
dargestellt war, dass Zeuxis versuchte, den in Anlehnung an die Stillleben der neuem Kontext zusammensetzt – ei­
ihn beiseitezuschieben. niederländischen Meister des Golde­ ne Technik, mit der der Mailänder
076 PAGE 08.12 BILD Narrative Stillleben

»Bamboo Manifesto«, die zweite Ausgabe


des Magazins »Ever Manifesto«,
besticht durch vielfältige Bildstrecken:
etwa zu Bambusmöbeln, mit Bambus-
Rezepten oder Buchtipps einer
Gartendesignerin

Nicht wirklich ein Still-


leben: »Richtig streiten«
heißt der Artikel aus »Nido«,
der von sehr bewegten Gegen-
ständen seitengroß illustriert wird

Künstler Guiseppe Arcimboldo be­


reits im 16. Jahrhundert aus Früchten,
Blumen oder Büchern verblüffende
Porträts anfertigte. Das Hamburger Fo­
tografenduo Himmel & Burwick arran­
giert Brot mit Knochen und Gräsern
oder Wurst mit Blumen, Früchten und
Plastikmüll zu hochästhetischen Still­
leben. Durch ihre Licht­ und Farbge­
bung und durch die Objektkonstella­
tionen erinnern sie an die Vanitas­Ge­
mälde des 17. Jahrhunderts.
Ziemlich komisch wirkt dabei das
Spiel mit dem Kontrast zwischen der
Banalität der Dinge und ihrer künstle­
rischen Symbolik: Himmel & Burwick
inszeniert Gegenstände in bedeutsam
wirkendem Kontext, kommt aber ohne
PAGE 08.12 077

die allegorische Komplexität der alten


Meister oder der Duchamp’schen Rea­
dymades aus. Während sich die um ge­
sellschaftliche Anerkennung bemüh­
ten Künstler in der Frühen Neuzeit
durch religiöse, moralische oder poli­
tische Anspielungen in ihren Stillleben
der humanistisch gebildeten Schicht
anzugleichen versuchten, scheint es
heute genau umgekehrt zu sein: Rezi­
pienten begegnen dem eklektischen
Linke Seite (von oben): Bambusmöbel­Strecke von Ambra Medda: Illustrationen von Jo Ratcliffe, Fotos von Robin Broadbent; Bambus­Rezepte: Fotos von Philippe Jarrigeon; Buchtipps von Edwina von Gal: Fotos von Zoe Ghertner aus Indonesien

Stilmix der aktuellen Bildwelten mit


kunst­ und kulturgeschichtlichem Ver­
ständnis und versuchen auf diese Wei­
se, sich die Perspektiven der hippen
Kreativwelt anzueignen.

Detailverliebtes visuelles Erzählen


von Geschichten hat bei der Entwick­
lung von Stillleben an Bedeutung ge­
wonnen. Vorgemacht hat das die Mö­
belmarke Vitra: Ihre Bildwelten betten
die älteren und jungen Designobjekte
in Alltagssituationen zwischen Kinder­
spielzeug und Zeitschriftenstapeln ein,
sodass kein Platz bleibt für Schwel­
lenängste vor den teilweise bereits mu­
sealen Klassikern – und zugleich tritt
deren Wertigkeit im Kontrast zum All­
tagschaos zutage.
Svetlana Jakel, eine der Geschäfts­
führerinnen der Illustrations­ und Foto­
grafenagentur kombinatrotweiss, sagt
über den Trend zum narrativen Stillle­
ben: »Produkte werden heute so in­
szeniert, dass das Statische aufgebro­
chen wird. Stillleben wirken wie beleb­
te Orte: Der Betrachter gewinnt den
Eindruck, dass jemand soeben den
Platz verlassen hat. Das Produkt bleibt
im Fokus, ist aber nicht alleiniger Be­
standteil des Bildes. Dadurch wirken
sie ›im Leben‹ integriert und werden
mit Bedeutung aufgeladen.« Es gilt im­
mer wieder aufs Neue, die Aufmerk­
samkeit des Betrachters zu erhaschen.
Dabei will dieser abgeholt werden, er­
klärt Jakel. »Wenn ich mit einem Pro­
dukt eine Geschichte erzähle, gebe ich Überraschung zur Kurzgeschichte wer­ Herschelmann. In seinen Produktbil­
dem Rezipienten auch gleich eine Idee den, zeigt auch der Bildband »Erratic. dern setzt er vornehmlich auf klares,
für das Benutzen des Produktes mit Visual Impact in Current Design« aus hartes Licht, ungewöhnliche Nähe zum
auf den Weg. Oder ich nutze die Gele­ dem Gestalten Verlag (siehe PAGE 12.11, Objekt, eigenwillige Perspektiven und
genheit, mit dem Surrounding eine Seite 68 ff.). Die hier präsentierten Art­ Tricks, die die Gegenstände und ihre
bestimmte Zielgruppe passend anzu­ works, etwa vom Designkollektiv NAM stofliche Beschaffenheit – übrigens
sprechen, indem ich weitere Produkte aus Tokio oder dem britischen Foto­ ähnlich wie auch schon die Gemälde
im Bild platziere, die diesem Personen­ grafen Lee Mawdsley, veranschaulichen von Willem Claesz. oder Georg Flegel –
kreis ebenso zugehörig sein könnten.« irritierend dynamische, surreale Insze­ beinah physisch greifbar machen. Für
Indem das Vorher und das Nachher nierungen, deren Motive jeden Mo­ diese Brillanz arbeitet er mit maximal
des Bildmoments mitgedacht werden, ment umzufallen, zu zerbrechen oder ein, zwei Lampen und fast nur mit Ma­
scheinen leblose Dinge lebendig zu zu explodieren drohen. kro­ und Weitwinkelobjektiven, die er
werden. Das kann durch zusätzliche 3 bis 4 Zentimeter entfernt anbringt.
Requisiten passieren, aber auch durch Dabei kommt es wesentlich auf die Diese visuelle Strenge hat für Her­
die Platzierung und das Verhältnis der Qualität der Umsetzung an. »Heute gilt schelmann auch praktische Gründe:
einzelnen Objekte zueinander, wie bei es, immer einen Nuance mehr zu zei­ »Vor allem Lifestylemagazine präsen­
Himmel & Burwick. Wie Stillleben durch gen, als der Rezipient gewohnt ist«, tieren mit ihren Stilllebenstrecken die
das Spiel mit Bewegung, Balance und meint der Hamburger Fotograf Jürgen Art, wie sie Produkte im Heft zei­
078 PAGE 08.12 BILD Narrative Stillleben

gen. Das ist wiederum für Anzei­


genkunden interessant. Deshalb muss
freie Editorial­Fotograie den gleichen
Ansprüchen entsprechen wie Werbe­
fotograie.« Überraschen könne Objekt­
fotograie heute durch Überhöhung.
Gut hinbekommen haben das Herschel­
manns Meinung nach beispielsweise
das erst kürzlich von Mirko Borsche re­
launchte Modekulturmagazin »Tush«
und das französische Luxus­Lifestyle­
magazin »Numéro«.

Freiere Stillleben, die komplexe Arti­


kelthemen illustrieren, haben in Mo­
de­ und Kulturmagazinen Konjunktur.
Eine extrem dynamische Bildstrecke
hat Tom Ising von Herburg Weiland,
freier Artdirektor beim Elternmagazin
»Nido«, zum Thema »Richtig streiten«
entwickelt. Hier werden Alltagsdinge –
Obst, Kuchen, Vasen, Geschirr – als
Streitgeschosse von unsichtbaren Pro­
tagonisten durch eine Wohnung ge­ Wie erklären Sie sich den Trend zum
feuert. Die fesselnd subtile Kombina­ narrativen Still-Life im Editorial Design?
tion aus Bewegung und Statik er­ Ludwig Wendt: Der erzählerische An­
zeugte Fotograf Benne Ochs, indem er satz ist ein guter Weg, sich von der An­
die Objekte teilweise tatsächlich beim Oben: Das »Objekt der Begierde« in zeigenästhetik der Werbung abzusetzen,
Flug durch die Luft, teilweise aber auch der Februarausgabe von »AD« waren die in Magazinen ja neben dem Editorial
statisch an unsichtbaren Nylonfäden bauhausartige Krüge von Christiane extrem dominant ist. Ein gutes Edito­
befestigt, ablichtete. »Das Wichtigste Bernstiel. Unten: Die dadaistisch an- rial­Still ist im Idealfall immer narrativ.
bei solchen Stillleben ist die Wahl des mutenden Illustrationen zum Es geht darum, Objekte in einen visuell
Fotografen und ein überlegtes Bildkon­ »AD«-Artikel über Gartenmöbel spannenden Kontext zu setzen, im Inte­
zept«, erklärt Tom Ising. »Nach dem stammen von Julien Pacaud rior­Bereich ist da stilistisch eine Menge
möglich, vom abstrakten, Bauhaus­inspi­
rierten Komponieren von Flächen und
Objekten à la »wallpaper« bis hin zu fan­
tasievollen und surrealen fotograischen
Bildwelten wie die von Faye Toogood
für Tim Walker. Wenn es einem Magazin
gelingt, überraschend zu bleiben und
seine Stillleben abwechslungsreich zu
halten, inde ich das interessanter als ei­
nen Signature Look, der nach einigen
Heften langweilt.
Wie läuft die Konzeption einer
Objektinszenierung bei »AD« ab?
Abhängig von der Erhältlichkeit und Art
der Objekte fällt meistens früh die Ent­
scheidung für Illustration oder Fotogra­
ie. Bei der Ideenindung gibt es im Team
eine sehr assoziative Phase, bei der wir
mögliche Stile und Themenklammern
diskutieren. Die redaktionelle Idee und
das Budget bestimmen häuig auch den
Look. Oftmals lassen wir auch vom Foto­
grafen, Stylisten oder Illustrator Ideen
entwickeln. Viele Motive realisieren wir
PAGE 08.12 079

»Die Entwicklung von Still-Life-Strecken ist ein


konstantes Geben und Nehmen zwischen Artdirektion
und Fotografen, Stylisten und Illustratoren«
Ludwig Wendt, freier Artdirektor bei der Architektur- und Interior-Zeitschrift »Architectural
Digest« über Stillleben-Trends zwischen Fotograie, Styling und Illustration

selbst im hauseigenen Fotostudio – Art­ Mit welchen Mitteln und Strategien zum Beispiel in »Fantastic Man«. Das er­
direktion, Photo­ und Style­Department schaffen es Objektdarstellungen heute innert sofort an die 1930er oder 1940er
arbeiten bei der Umsetzung eng zu­ noch zu überraschen? Jahre – ein Trend, der vom auch im Fa­
sammen. Oft haben ich oder Photo Di­ Ich bin ein Fan von ungewohntem Kon­ shionbereich beinahe Mainstream ge­
rector Ralph Stieglitz bestimmte Foto­ text und surrealem Humor, der sich erst worden ist. Es ist ziemlich schwierig ge­
grafen oder Illustratoren mit einem be­ auf den zweiten Blick erschließt, wie bei­ worden, etwas vollkommen Neues zu
stimmten Stil auf der Wunschliste, denen spielsweise bei unserer ironischen Eigh­ machen. Es geht im Design heutzutage
wir dann bei einer Zusammenarbeit so ties­Accessoires­Strecke mit aufblasba­ eher um Verstehen und cleveres Neuin­
viel Freiheit wie möglich zu geben ver­ ren Schwimmtieren, die von Harald Erath terpretieren des Dagewesenen, dabei
suchen. Illustratoren und Stylisten sind und Thomas Rook in ungewohnten Far­ entstehen ja häuig innovative Ansätze.
meist nur gut, wenn man sie nicht zu ben angesprüht wurden. In unserer Ita­ Das ist übrigens auch ein ausgesprochen
sehr reglementiert. Ein detailliertes Brie­ lien­Ausgabe projizierten wir mit einem positiver Trend im Möbeldesign. Dort in­
ing als Basis ist allerdings unerlässlich. Beamer Italienurlaubsfotos über Möbel­ det gerade ein regelrechter Generatio­
Humor, Ironie oder stilistische Zitate und arrangements und hatten mit ganz we­ nenwechsel im statt: Die Design­ und
Referenzen spielen ebenfalls eine Rolle. nigen Mitteln den roughen Look einer Retro­Scherze verschwinden allmählich
Bei Illustrationen gibt es in den meisten Videoinstallation . . . zugunsten von intelligenten, unaufdring­
Fällen mehrere Abstimmungsphasen. Ich Wann setzen Sie dabei eher auf lichen Entwürfen.
bin dabei sehr detailliert in meinen An­ Illustration, wann auf Fotograie? Welche Kreativen im Bereich Stillleben
weisungen und Wünschen, versuche je­ Bei der Dada­Gartenmöbel­Strecke mit halten Sie gegenwärtig für cutting-edge?
doch, den Ideen des Illustrators gegen­ Julien Pacaud war für mich gleich klar, Neben den bereits genannten sind mir
über offen zu bleiben – ein konstantes dass ich collagierte Illustration wollte, die analog anmutenden Architekturil­
Geben und Nehmen . . . da wir uns so nicht mit Unmengen sperri­ lustrationen von Hort und die simplen
Was sind die Schwierigkeiten bei ger Möbel herumschlagen mussten, was »Wallpaper«­Cover von Noma Bar im Ge­
solchen Objektbildstrecken? kostentechnisch und logistisch der Hor­ dächtnis geblieben. Ich mag die rockig­
Mehrseitige Produktionen sind oft logis­ ror gewesen wäre. Außerdem wollte ich glamourösen Arbeiten von Peter Langer,
tische Herausforderungen. So war es bei einen stilistischen Bruch innerhalb des aufgefallen sind mir in letzter Zeit ver­
unserem René­Magritte­inspirierten Bet­ ansonsten von Interior­Fotograie do­ stärkt Frank Hülsbömer und Robert G.
ten­Shooting mit Sarah Illenberger und minierten Heftes. Bei der Inszenierung Bartholot, deren Fotos und Stylings ei­
Attila Hartwig nicht mal so eben mög­ von Schmuck oder Uhren will man da­ ne unheimlich graische Klarheit haben.
lich, alle Wunschbetten der Redaktion gegen doch eigentlich the real thing in Die hochästhetischen Composings von
im bevorzugten Zeitraum ins gebuch­ seiner ganzen, nicht abstrahierten Äs­ Thomas de Monaco zeigen eine große
te Berliner Studio zu bekommen. Gele­ thetik sehen. Das ist mit illustrierten Detailversessenheit und Freude am Ob­
gentlich trifft ein Objekt auch beschä­ Produkten eben nur bedingt zu errei­ jekt. Die freien Fotoserien von Michael
digt oder verspätet ein, was die Beteilig­ chen. Das tolle Magazin »Fräulein« illus­ Mann mag ich sehr gern, ich würde gern
ten ständig zum Improvisieren zwingt, triert zum Beispiel oft Accessoires, was mal kommerzielle Still Lifes von ihm se­
um im meist gnadenlos engen Zeitrah­ im Kontrast zu anderen Frauenmaga­ hen! Was mich allerdings sehr wundert:
men zu bleiben. Manchmal funktioniert zinen erfrischend ist. Im Bereich Editorial­Still­Life gibt es in
eine Idee in der Praxis auch einfach nicht Gibt es Parallelen zu den semantisch Deutschland kaum Nachwuchs, sowohl
und man muss umdisponieren. Die Ar­ aufgeladenen Stillleben früherer bei Fotografen als auch Stylisten, trotz
beit an einem Still­Life ist oft überra­ Jahrhunderte? der vielen Kunst­ und Fotograie­Studi­
schend dynamisch und erfordert eben­ Klar gibt es Referenzen oder Parallelen, engänge. Ich bin händeringend auf der
so viel Improvisationswillen wie Planung. aber für mich eher im Look als in der in­ Suche nach Talenten, aber die Zahl der
Bei »AD« liegt die eigentliche Herausfor­ haltlichen Aussage. Schließlich geht es Gestalter, die ein tolles Motiv auf eigen­
derung aber darin, die Objekte so zu zei­ im Editorial immer auch um den cools­ ständige Weise konzeptionell entwickeln
gen, dass sie nicht nur möglichst künst­ ten Style, da werden die Epochen schon und anschließend auf einem hohen Ni­
lerisch oder originell, sondern auch gut mal gnadenlos geplündert. Man assozi­ veau umsetzen können, ist überschau­
erkennbar arrangiert sind. Letztlich geht iert ja mit einem bestimmten Licht oder bar. Dabei ist Still­Life doch ein extrem
es um eine respektvolle und ästhetische Schattenwurf auch ganz bestimmte Epo­ attraktives Sujet: Man kann das Ergeb­
Produktpräsentation – das Styling oder chen oder Looks: Momentan sieht man nis stark beeinlussen und bewegt sich
die Idee darf nicht die Objekte dominie­ öfters minimalistische Schwarzweiß­Still­ in einem faszinierenden Übergangsbe­
ren – ein sehr schmaler Grat zum Bei­ Lifes, die nur mit harten Schlagschatten reich zwischen Fotograie, Graik, Illus­
spiel bei Schmuckproduktionen. von Objekten aus dem Off arbeiten, wie tration und Styling.
080 PAGE 08.12 BILD Narrative Stillleben

»Stillleben sind in unserer


schnelllebigen Zeit immer
wieder relevant, weil
sie dem Betrachter das
Gefühl geben, für einen
Moment innehalten
zu können«, meint
Mike Meiré. Das
kolorierte Foto
stammt aus einem
Artikel für das
Kulturmagazin
»032c«

Fotograie Hadley Hudson


Brieing gilt es allerdings, den Illus­
trator oder Fotografen an der langen
Leine zu lassen. Wer als Editorial Desig­
ner zu genaue Vorgaben macht, erhält
in den meisten Fällen schlechtere, weil
verkrampftere Ergebnisse.«
Lässigkeit ist auch bei der Bildinsze­
nierung angesagt: »Coolness und Dis­
tanz sind nicht mehr gefragt. Die un­
perfekten, lebensechten Stillleben, wie
etwa in dem alternativen Interior­Ma­
gazin ›apartamento‹ bieten dem Leser
Möglichkeiten zur Identiikation.« Die
Herausforderung bestehe darin, den
richtigen Ton zu inden, ohne affek­
tiert zu wirken. Narration werde inzwi­
schen gelegentlich überstrapaziert,
indet Tom Ising. Wichtiger für ein gu­
tes Stillleben sind für ihn Humor und
Brüche: »Die cleanen Stills von Mierswa
Kluska mit rauchenden Behältern und
explodierenden Flüssigkeiten passten bel als Kombination aus Schwarzweiß­ Riecht’s hier nach Fisch? Jürgen
optimal, als es um die Bildstrecke zu zeichnungen und Fotos dargestellt, Herschelmanns gestochen
einen ›Nido‹­Artikel über spektakuläre Gartenbücher in üppigen Gärten abge­ scharfe Fotograien faszinieren
Experimente für Kinder ging. Ihre artii­ lichtet und Bambusrezepte als Kunst­ durch hartes Licht, Nähe
zielle Strenge sorgt in diesem Rahmen installationen visualisiert. Zwar enthal­ und extreme Perspektiven,
für Irritation.« Gut gefallen dem Gestal­ ten Stillleben im aktuellen Editorial De­ die die Objekte greif-
ter auch die simplen Leserschnapp­ sign kaum mehr eine moralische oder bar und fast lebendig
schüsse in der Rubrik »Sachen, die mein politische Symbolik, doch so wie die werden lassen
Kind kaputt gemacht hat«. Darin do­ Markt­, Luxusgüter­, Bücher­ oder Tul­
kumentieren Eltern den Alltag mit Kin­ pen­Stillleben in der Frühen Neuzeit
dern – ihre Spannkraft erhalten die Bil­ auf soziale Umbrüche und den Wandel
der erst im Kontext der Rubrik. der Produktionsbedingungen verwei­
Die Mischung macht’s – das de­ sen, lassen sich auch heutzutage die
monstriert auch »Ever Bamboo Mani­ bedachtsam inszenierten Alltagsgegen­
festo« als zweite Ausgabe des Kultur­ stände als eine Auseinandersetzung
magazins »Ever Manifesto«. In einem mit unserer schnellen Konsum­ und
bunten Stillleben­Stilmix werden Mö­ Produktwelt lesen. wl
082 page 08.12 BILD

BILDWELT
gang bekannt. Bislang hält Gründer
Smartere Wasserzeichen und CEO Jon Oringer über sein Unter­
Gettys neue n Ob das Beispiel Schule macht? Wä­ nehmen Pixel Holdings einen beträcht­
Wasserzeichen re denkbar und zu hoffen. In Zusam­ lichen Part der Anteile.
sind kunden- menarbeit mit der Digitalagentur R/GA
freundlich London, nach monatelanger Recherche
und umfangreichen Kundenbefragun­
Bausteine von allem
gen hat Getty Images ein neues Was­ n Eigentlich arbeitet Tilman Zitzmann
serzeichen für die 52 Millionen Bilder im Nürnberger Büro der Agentur Die
entwickelt, die sie online anbietet. Statt Krieger des Lichts und ist Lehrbeauf­
des dick in der Mitte stehenden Getty­ tragter für Interaktionsdesign an der
Images­Schriftzugs ist das neue Was­ Ohm­Hochschule Nürnberg. Jetzt nutzt
serzeichen nicht nur dezenter und weit er eine einjährige Elternzeit, um sei­
weniger störend seitlich angebracht. ner Vorliebe für Abstraktion zu frönen.
Es wartet zudem mit nützlichen Funk­ Jeden Tag postet er auf Geometry Dai­
tionen auf: eine Kurz­URL mit Bildnum­ ly eine minimalistische Graik – im ana­
Im Tumblr-Blog mer (wie im Bild rechts oben) erlaubt es, logen Look, der nicht zufällig an Künst­
Geometry Daily das Motiv jederzeit wieder im Archiv ler wie Piet Mondrian, Josef Albers
erforscht Tilman aufzurufen, um Informationen abzufra­ oder Frank Stella denken lässt.
Zitzmann einen gen oder es zu bestellen. Und statt Get­ »Ich liebe Geometrie: Linien, Drei­
Kosmos endloser tys steht nun der Name des Fotogra­ ecke, Rechtecke, Kreise«, bekennt Zitz­
Möglichkeiten fen oder der jeweiligen Partneragentur mann. »Sie sind eine Vereinfachung
im Vordergrund. Tatsächlich ein weg­ unserer Welt, aber eben auch ihre ele­
weisender Schritt hin zu einer funktio­ mentarsten Bausteine. Wie die Mathe­
nalen, kundenorientierten Bildmarke. matik oder Physik beschreiben auch
≥ www.gettyimages.de/watermark die Gesetze der Geometrie, wie die
Realität im Innersten funktioniert. Ei­
ne einfache, elegante Ordnung. Mir
Transaktionen kommt es vor, als ob darin schon eine
n In der Bildagenturbranche ließen unendliche Schönheit liegt – ich muss
mal wieder sehr große Summen hin sie nur sichtbar machen.«
und her. So will die Beteiligungsgesell­ ≥ http://geometrydaily.tumblr.com
schaft Hellman & Friedman, die 2008
Getty Images für 2,4 Milliarden Dollar
erworben und von der Börse genom­
3-D-Krimi
men hat, die Agentur weiterverkau­ n Neue Dimensionen gewinnt Ale­
fen – für angeblich bis zu 4 Milliarden xandra Rügler dem Kultroman »Der ta­
Dollar. Auch ein erneuter Börsengang lentierte Mr. Ripley« von Patricia High­
wird erwogen. Bis Redaktionsschluss smith ab: Sie hat ihn mit anaglyphisch
lagen aber noch keine genaueren In­ nachbearbeiteten Tuschezeichnungen
formationen vor. illustriert. Die Idee habe ihr Ripleys
Schon unter Dach und Fach ist hin­ zweischneidiger Charakter und seine
gegen die Investition von 150 Millionen zum Teil verzerrte, groteske Sicht auf
Schauen Sie das Dollar von KKR bei Fotolia. Die New die Welt eingegeben. Darüber hinaus
Cover des ersten Yorker Private­Equity­Gesellschaft wird wolle sie Lesegewohnheiten aufbre­
stereoskopisch so Hauptinvestor bei der Microstock­ chen und »neue Räume eröffnen, die
illustrierten agentur, die bereits 2009 eine Wachs­ das Befremdliche, Bizarre der Situa­
Krimi doch mal tumsinvestition von TA Associates er­ tion unterstützen«, so Rügler.
mit 3-D-Brille an hielt. Oleg Tscheltzoff bleibt CEO und Der stereoskopische »Mr. Ripley«
President. Brisanterweise soll KKR, die ging aus dem alle zwei Jahre von der
im Musikbusiness in einem Joint Ven­ Büchergilde Gutenberg vergebenen
ture eng mit Bertelsmann kooperiert, Gestalterpreis hervor, der diesmal in
auch bei Getty als einer der Kauinte­ der Klasse von Georg Barber aka ATAK
ressenten im Gespräch sein. an der Burg Giebichenstein Kunsthoch­
Gleichzeitig gab Shutterstock – ei­ schule Halle ausgeschrieben wurde.
ner der wichtigsten Konkurrenten von Das Buch wird am 1. August in der Edi­
Fotolia und dem zu Getty gehörenden tion Büchergilde (320 Seiten, 24,95 Eu­
iStockphoto – Pläne für einen Börsen­ ro, isbn 978-3-86406-012-0) erscheinen.
page 08.12 083

≥ Mehr zum Thema Fotograie und Illustration unter www.page-online.de/emag/bild

Viele weitere ungewöhnlich illustrier­ ckeschen Höfe in der Sophienstraße über Nachlassverwalter wie die Witwe Konsumrausch
te Bücher aller Art stellen wir in unse­ gelegenen Editionsgalerie berlin daily. von Peter Leibing, der das berühm­ à la DDR: Klaus
rer nächsten Ausgabe in einem gro­ Das »daily« im Namen weist darauf hin, te Foto des Soldaten schoss, der 1961 Morgenstern
ßen Artikel vor. dass es um die alltäglichen Augenbli­ beim Mauerbau noch über Stachel­ fotograierte
≥ http://edition-buechergilde.de cke geht, die die Stadt so spannend draht in die Freiheit sprang.« Vertre­ 1970 das brand-
machen, also auch viel um Street Pho­ ten sind auch Benjamin Tafel und Den­ neue Centrum
tography. Wobei auf den Straßen Ber­ nis Orel, die mit ihren beiden bei Hatje Warenhaus am
Fotogenes Berlin lins jede Menge geschichtlich bedeut­ Cantz erschienenen, witzig­minimalis­ Alexanderplatz
n Karsten Thielker hat schon fast in same Dinge passierten. tischen Fotobänden »Berliner Luft« be­
der ganzen Welt fotograiert, für seine »Von historischen Bildern, die uns kannt wurden. Ständig kommen ak­
Berichte aus Ruanda gewann er einen wichtig erscheinen, haben wir deswe­ tuelle Bilder dazu, auf Alubond aufge­
Pulitzer­Preis. Jetzt will er den Bildjour­ gen die Lizenzen erworben«, erläutert zogen oder gerahmt lassen sie sich
nalismus aus und über Berlin promo­ Karsten Thielker, »sei es vom Archiv ebenfalls online erwerben. cg
ten – mit seiner neuen, nahe der Ha­ für Kunst und Geschichte oder direkt ≥ www.berlindaily.net
084 PAGE 08.12

TECHNIK

Statt im Martiniglas tanzt


Burlesque-Künstlerin Dita
von Teese für eine Christian-
Louboutin-Ausstellung im
London Design Museum mit
übergroßen High Heels und
verwandelt sich schließlich
selbst in einen Schuh.
Rechte Seite: Im März 2011
ließ Bakery Films bei einer
Modenschau von Stefan
Eckert auf Kampnagel die
Hologramme tanzen – dank
Motion Graphics in verschie-
denen Formen und mit
allerlei visuellen Effekten
PAGE 08.12 085

Geisterstunde
Ob Menschen, Maschinen oder Animationen – ausgefeilte holograische Projektionen
verblüffen mit erstaunlicher Lebensechtheit
086 PAGE 08.12 TECHNIK Hologramme

≥ PAGE Online n Elvis lässt seine Hüften kreisen,


Videos und Links Freddie Mercury singt »The Show Must
zu den vorgestell- Go On«, die Beatles erleben in kom-
ten Projekten gibt pletter Besetzung ein Comeback – mit
es auf www. Holograie ist dies alles denkbar. Der
page-online.de/ Startschuss für den neuen Hype iel im
holograie April 2012 beim Coachella-Festival in
Kalifornien, als der verstorbene Rap-
per Tupac mit seinen (lebenden) Kol-
legen Dr. Dre und Snoop Dogg auf der
Bühne stand. Das von der Eventagen-
tur AV Concepts produzierte Holo-
gramm auf dem Lieblingsfestival der
Stars und Sternchen demonstrierte
eindrucksvoll und öffentlichkeitswirk-
sam die Möglichkeiten der Technik.
Tupac ist aber nicht der Erste, der
virtuell von den Toten auferstanden ist.
2010 begrüßte Paul Arden, der 2008
verstorbene Kreativdirektor bei Saat-
chi & Saatchi, die Besucher des New
Directors’ Showcase bei den Cannes
Lions. Und Simon Cowell, Moderator
von »American Idol«, ließ sich 2009 zu
seinem 50. Geburtstag ein Ständchen
von Frank Sinatra singen. Die wieder-
auferstandenen Stars haben sogar ei-
nen Namen: delebs – zusammenge-
setzt aus dead celebrities.
Davon kann man halten, was man
will. Fakt ist, dass heutige Technolo-
Zur Londoner gien es ermöglichen Menschen, Gerä-
Premiere von »Swan te und sogar Animationen lebensecht
Lake« des Mikhai- in 3-D darzustellen. Dabei handelt es
lovsky Balletts sich zwar nicht um Holograie im Sinne
entwarf SquareZero von »Star Trek«, aber die optische Illu-
die träumerische sion ist dank hochaulösender Kame-
Projektion einer ras und Projektoren nahezu perfekt –
Ballerina, die sich in und wird stetig besser.
einen gläsernen
Schwan verwandelt, Konzertbühnen eignen sich besonders
der sich wiederum gut für holograische Projektionen –
in glitzernde Schmet- nicht nur, wenn verstorbene Künstler
terlinge aulöst im Spiel sind. Der japanische Popstar
Hatsune Miku etwa existiert nur als
Animation und tritt auf ihren gut be-
suchten Konzerten in Japan und den
USA als Hologramm auf. Genauso er-
möglicht es die Technik der animier-
ten Band Gorillaz Live-Konzerte zu ge-
ben – bei den Grammy Awards 2006
Auf der IAA 2011 standen sie sogar mit einer virtuellen
ließen sich im Madonna auf der Bühne. Auch echte,
Audi-Technikpark lebende Künstler nutzen die Möglich-
mittels inter- keiten der Körperlosigkeit und gehen
aktiver Touch- virtuell auf Tour, wie Tokio Hotel 2010.
screens verschie- Auch die Modebranche setzte be-
dene Technikteile reits mehrmals auf Holograie, etwa
als Hologramme auf der New York Fashion Week 2006.
in Acrylauto- Dort schwebte Kate Moss bei einer
modelle projizieren Alexander-McQueen-Show feengleich
PAGE 08.12 087

James Rock, Director bei Musion,


über das Potenzial holografischer
Projektionen und das hauseigene
Academy-Angebot

auf der Bühne. Eine realistische Anmu- wandelt. Hinter der Kreation steckt
tung wurde hier nicht erreicht – war die Londoner Agentur SquareZero, die »Grenzen setzt nur
aber auch nicht beabsichtigt. Ähnlich bereits für die Erscheinung von Paul
sah es bei einer Modenschau des De- Arden in Cannes verantwortlich zeich- die Vorstellungskraft«
signers Stefan Eckert auf einer der nete. »Die Aulösung der Kameras und
Hamburger Kampnagel-Bühnen 2011 Beamer hat sich in den vergangenen Für welche Branchen eignen sich holograische
aus. Hier wurde die gesamte Show von Jahren erheblich verbessert und lässt Projektionen?
Hologramm-Models bestritten, die sich die Projektionen immer lebensechter James Rock: Über die Jahre hat sich herausgestellt,
mittels Motion Graphics über die Ge- aussehen«, erklärt Managing Director dass unsere Technologie alle Menschen faszinieren
setze von Zeit und Raum hinwegsetz- Vicky Godfrey. SquareZero ist einer der kann. In den letzten sechs Monaten haben wir in Mu-
ten, über die Bühne tanzten und sich Hauptagenturpartner von Musion und sikwelt, Mode, Werbung, Branding und Marketing,
klonartig vermehrten. Realisiert hat realisierte schon zahlreiche Hologra- aber auch in der Businesskommunikation neue
den Auftritt Bakery Films aus Ham- ieprojekte, unter anderem für Produkt- Wege beschritten. Bei Musion Eyeliner, unserem ho-
burg in Zusammenarbeit mit dem Lon- launches oder Automessen. lograischem 3-D-Videoprojektionssystem, kommt es
doner Technikprovider Musion, dessen auf die Kreativität beim Einsatz an. Die Technik allein
patentierte Holograiefolie hinter na- Die Automobilindustrie ist momentan ist recht simpel – entscheidend sind also die Macher
hezu allen bislang umgesetzten Holo- der größte Auftraggeber von Musion. der 3-D-Bilder. Und die sind wiederum abhängig da-
grammen steckt (siehe Seite 90 und Dank der 3-D-Darstellung lassen sich von, was ihr Kunde präsentieren will. Seien es virtu-
Interview rechts). technische Details anschaulich erklä- elle Konzerte, holograische Modenschauen, 3-D-
Ähnlich künstlerisch ist eine Instal- ren und Fahrzeuge in Originalgröße an Telepräsenz, digitale Wiederauferstehungen, Fern-
lation in der aktuellen Christian-Lou- allen Orten präsentieren – ohne sie Keynotes, Outdoor-Werbung – Grenzen setzt ledig-
boutin-Ausstellung des Design Muse- tatsächlich dorthin transportieren zu lich die Vorstellungskraft.
um London (bis 9. Juli). In einer hologra- müssen. Auch KMS Team setzte Holo- Wie eng arbeiten Sie mit den Kreativagenturen
ischen Showeinlage verwandelt sich graie bei diversen Messeauftritten ih- zusammen?
ein luxuriöser Schuh des Designers in res Kunden Audi ein. Auf der IAA 2011 Was den Inhalt betrifft, wirken wir als Ratgeber und
dessen Muse Dita von Teese. Die Bur- installierte die Münchner Markenagen- teilen unsere Erfahrungen, wenn das gewünscht
lesque-Künstlerin entledigt sich darauf- tur eine 20 Meter lange Bühne, auf der wird. Manche Agenturen haben schon eine be-
hin in eleganter Manier ihrer Kleidung, vier Acryl-Automodelle standen, in die stimmte Vorstellung, und wir helfen dabei, sie in ho-
bevor sie sich erneut in den Schuh ver- unterschiedliche Audi-Technologien lograische Form zu übersetzen. Andere brauchen
mehr Unterstützung. Neben unserem Netzwerk an
Installateuren arbeiten wir mit Agenturpartnern
weltweit zusammen, wenn eine globale Marke eine
Kreation anfragt.
In welche Richtung lässt sich Ihre Technologie
weiterentwickeln?
Wie gesagt: Kreativität ist die treibende Kraft. Je mehr
die Leute die Möglichkeiten von Musion Eyeliner be-
greifen und einsetzen, desto mehr beeindruckende
Installationen, holograische Shows und Performan-
ces werden wir erleben. Aus der Businessperspektive
gesehen revolutioniert Musion TelePresence schon
jetzt die Kommunikationsbranche. Kürzlich haben
wir gemeinsam mit dem Videokonferenzanbieter
Polycom gezeigt, wie sich holograische 3-D-Teleprä-
senz um- und einsetzen lässt – zu bezahlbaren Prei-
sen, die viele Unternehmen überraschen werden.
Was ist die Musion Academy?
Die Musion Academy wendet sich an selbstständige
Gigantisches Kreative, die unsere Technologie mit künstlerischem
Hologramm- Ausdruck kombinieren möchten. Die Teilnehmer ler-
Puzzle: Bei der nen dort eine Reihe verschiedener Themen – holo-
Installation graisches Design, Contentkreation, Beleuchtung,
»Throttle Up« narrative Techniken, 3-D-Animation und so weiter.
konnten Besucher Das Programm ändert sich jedes Jahr. Einige der kre-
der Creative ativsten Arbeiten, die wir je gesehen haben, haben
Week in New York Studenten entwickelt, die mit unserer Technologie
per Gesten- künstlerisch experimentiert haben. Jedes Jahr feiern
steuerung einen wir die besten Arbeiten bei unseren Musion Acade-
holograischen my Awards. Die Akademie und alles, was damit ver-
Flugzeugmotor bunden ist, arbeitet gemeinnützig.
zusammensetzen
088 PAGE 08.12 TECHNIK Hologramme

holograisch projiziert wurden. Die


Besucher konnten an Touchscreens mit
3-D-Echtzeit-Interface die Projektion
selbst steuern.
»Die Installation vermittelt den Leit-
spruch von Audi: ›Vorsprung durch
Technik‹. Wir setzen für den Kunden
stets auf die neuesten Technologien
und nutzen sie häuig in einer Art und
Weise, die es so zuvor noch nicht gege-
ben hat«, erklärt Cuno von Hahn, De-
signer bei KMS Team. Plug-ins und mo-
dulare Aufbausysteme ermöglichen es,
die holograische Installation an ver-
schiedenen Orten und in unterschied-
Geklotzt hat die
lichen Größen zu reproduzieren, wie
Deutsche Telekom
zuletzt bei der Detroit Auto Show im
bei ihrem Weih-
Januar 2012. Technischer Dienstleister
nachts-Event im
der Agentur ist dabei das Multimedia-
November 2011. In
Unternehmen Mad Hat, das aus Of-
fünf europäischen
fenbach stammt.
Städten ließ sie
Eine noch größere Herausforderung
Mariah Carey zeit-
für die Besucher ist das interaktive
gleich als Holo-
Hologramm »Throttle Up«, das der glo-
gramm erscheinen.
bale Mischkonzern GE bei der Creative
Die virtuelle Sän-
Week Anfang Mai in New York präsen-
gerin stand mit
tierte. Dort konnte man die scheinbar
echten Tänzern auf
im Raum verstreuten Einzelteile eines
der Bühne und
Flugzeugmotors mittels Gestensteue-
beglückte das Publi-
rung zusammenfügen. Bei einer erfolg-
kum mit Weih-
reichen Bewältigung der Aufgabe setz-
nachtsliedern. Um-
te der Motor ein, heftete sich an ein
gesetzt hat das
Flugzeug und log damit über eine
Projekt Saatchi &
Stadtlandschaft. Kreativagentur war
Saatchi zusammen
BBDO New York, die Visual Effects stam-
mit der Produktions-
men von Framework, die Technik wie-
irma Radical Media
derum von Musion.

Je mobiler, kleiner und somit unauf-


fälliger die Technik, desto mehr Ein-
satzmöglichkeiten gibt es. Um für Buzz
zur Eröffnung ihres ersten Flagship-
Stores zu sorgen, holte sich Lingerie-
Hersteller Empreinte ein Hologramm
ins Schaufenster an der Pariser Place
Vendôme. Ende Mai erschien eine Wo-
che lang ab 21 Uhr ein holograisches
Model in dem Fenster, schaute sich im
Laden um und probierte Stücke an –
der Akt des Umziehens wurde dabei
von einer Glitzerwolke verhüllt. Die In-
stallation sorgte für ordentlich Medien-
aufmerksamkeit und Kundenbesuche
am Tag, so Empreinte. Die von Carlim
International entwickelte Kampagne
produzierte Animatik Studios.
In Zukunft wird wohl hauptsächlich
Nachts um 21 Uhr die Kombination mit anderen interak-
an der Place tiven Techniken wie beispielsweise Ki-
Vendôme: Ein nect oder Augmented Reality für In-
holograisches novationen bei der Holograie sorgen.
Mannequin schaut »Throttle Up« zeigt bereits eine Rich-
sich im Pariser tung auf, in die es gehen könnte. Au-
Flagship-Store der ßerdem entwickelt sich Telepräsenz –
Lingerie-Marke also der Austausch mit einer hologra-
Empreinte um ischen, nicht real anwesenden Per-
090 PAGE 08.12 TECHNIK Hologramme

Wie ein Hologramm entsteht


n Für den 3-D-Effekt von Hologrammen sorgt die
Lichtumlenkung: Ein lichtstarker HD-Projektor (ab
6000 ANSI-Lumen) wirft hochaufgelöstes Videoma-
terial von der Decke auf eine Projektionsläche am
Boden. Diese relektiert das Bild auf eine unsicht-
bare Folie, die in einem Winkel von etwa 45 Grad
über dem Boden gespannt ist. So entsteht virtuell ei-
ne weitere räumliche Ebene, die das doppelt proji-
zierte Bild dreidimensional erscheinen lässt. Das Pa-
tent für die holograische Folie hält die in London an-
sässige Firma Musion. Sie arbeitet mit einem welt-
weiten Netz von Resellern und Installateuren zusam-
men, die beim Bühnen-Set-up mit der Folie helfen.
Die Lichtumlenkungstechnik basiert auf einer be-
reits in Viktorianischer Zeit eingesetzten optischen
Illusion, dem sogenannten Pepper’s Ghost. Damals Gemeinsam mit
wurden Spiegel verwendet, um Menschen und Din- der Kreativagentur
ge in einem zweiten, unsichtbaren Raum virtuell auf Brandwidth
der Hauptbühne erscheinen zu lassen. Heute ermög- kreierte Square-
lichen hochwertige HD-Kameras und Beamer sowie Zero für Toyota
die leicht transportierbare Folie lexiblere und fast eine holograische
lebensechte 3-D-Projektionen – und das für alle Be- Projektion, bei
trachter ohne Hilfsmittel wie 3-D-Brillen. der ein Auto um den
Dennoch gibt es einige Dinge zu beachten. Vor Fahrer herum-
allem bei Outdoorbühnen muss man einen Wind- gebaut wird. Sie
schutz errichten, da sonst die Holograiefolie und wurde 2007
mit ihr die Projektion ins Flattern geraten könnte. in einem Londo-
Problematisch ist auch das Umgebungslicht, weswe- ner Einkaufs-
gen besonders bei Tageslicht starke Beamer not- zentrum gezeigt
wendig sind. Prinzipiell sind geschlossene Räume
von Vorteil, in denen das Umgebungslicht kontrol-
liert werden kann. Außerdem erfordert das Set-up
für eine holograische Projektion Raum: vor der Büh-
Basierend auf dem
ne, um den Aufbau vor den Zuschauern zu verber-
Online-Projekt
gen, sowie hinter der Bühne, um den entsprechen-
»CNN Ecosphere«,
den Tiefeneffekt zu erzielen. Für das Hologramm
bei dem aus Tweets
eines etwa 2 Meter großen Menschen sollte ein Platz
zur Klimakonferenz
von 3 Meter Breite, 2,7 Meter Höhe und 3 Meter Tiefe
2011 in Durban ein
zur Verfügung stehen. Optimal sind daher eigens er-
Twitter-Baum
richtete Bühnen oder Messestände, bei deren Auf-
entstand, schufen
bau der Holograie-Set-up von Vornherein eingeplant
Stinkdigital und
werden kann. Musion bietet mittlerweile auch Fertig-
Minivegas Studio
bausätze wie Musion EyeCandy an, eine 50 mal 50
ein 50 mal 50 mal
mal 50 Zentimeter große Box, die in Geschäften oder
50 Zentimeter
auf Messen zum Einsatz kommt.
großes Hologramm.
Dieses veränderte
sich, wie sein
son in Echtzeit – laut Musion zum
Pendant auf der
Renner in der Businesskommunikati-
Website, in Echtzeit
on. Wachstumspotenzial hat die Tech-
gemäß den ein-
nik darüber hinaus in der Außenwer-
gehenden Daten
bung und am Point of Sale.
Auch das Thema »delebs« ist noch
nicht vom Tisch. Während manche es
als bloßen Gimmick abtun, stehen die
nächsten Projekte schon in den Start-
löchern. So deuteten Queen tatsäch-
lich an, dass es demnächst einen virtu-
ellen Freddie Mercury geben könnte.
Ebenso ließ Lisa Marie Presley in ei-
nem Interview verlautbaren, dass sie
nichts gegen ein Hologramm ihres Va-
ters hätte – solange es geschmackvoll
umgesetzt sei. nik
092 PAGE 08.12 TECHNIK Druckweiterverarbeitung

Printveredelungen auf einen Blick


Teil 2: Heißfolienprägung

n Folien erweitern das Spektrum der 4 Die Maschine heizt die Platte präzise
Veredelungsmöglichkeiten ungemein, auf und presst den Prägestempel durch
erlauben sie doch visuelle und hapti­ das Folienband auf den Bedruckstoff.
sche Effekte, die sich so mit Druckfar­ Stimmen alle Parameter, geht der ak­
ben nicht erreichen lassen oder un­ tivierte Kleber der Folie eine feste Ver­
gleich aufwendiger herzustellen sind. bindung mit dem Bedruckstoff ein.
Bei der verbreitetsten Variante, der
Heißfolienprägung, presst ein erhitzter Einsetzbare Materialien
Stempel unter hohem Druck Partikel Für die Heißfolienprägung eignen sich Gefräste Messingstempel sind verschleißarm und
aus einem Folienband auf den Be­ nur hitze­ oder druckbeständige Mate­ erlauben hohen Druck und feine Details beim Prägen
druckstoff. Speziellere Varianten die­ rialien. Karton und Papier lassen sich
ses Verfahrens werden wir in kom­ direkt prägen. Gewebe werden als
menden Folgen vorstellen. fertige Buchdecke geprägt.

Bezeichnung Tipps zur Planung


Der verbreitetste Begriff ist Heißfolien­ Heißfolienprägung baut stark auf den
prägung. Fast ebenso gängig ist auch Erfahrungswerten mit Folie, Bedruck­
die Bezeichnung Prägefoliendruck. stoff, Karton sowie Druck, Temperatur
und Dauer auf. Daher lohnt es, sich
Varianten frühzeitig mit dem Veredelungsbetrieb
Es gibt mindestens 9 technische Ver­ in Verbindung zu setzen, um zu klären,
fahren und 13 Folientypen für die ob die geplante Kombination sich tat­ Die Maschine presst den Prägestempel (oben) mit
Heißfolienprägung sowie eine enorme sächlich realisieren lässt oder welche hohem Druck auf das Folienband (Mitte), das dadurch in
Anzahl geeigneter Bedruckstoffe. Ähn­ Alternativen es gibt. Grobes Leinen, die Buchdecke (unten) gedrückt wird
liche Effekte lassen sich teilweise mit stark marmorierte oder besonders
Kaltfolien oder UV­Lack erzielen. Die dünne Papiere und Kartons können
technischen Verfahren unterscheiden problematisch sein. Gute Betriebe ha­
sich aber grundlegend. Technisch nah ben dafür aber Lösungen parat. Ein
verwandt sind hingegen andere Prä­ weiteres Problem sind Prägungen über
geverfahren wie das Blindprägen. Falzkanten oder Buchdeckenränder
hinweg oder, bei Buchdecken aus
Stärken Stoff, Prägungen in jene Bereiche, die
Heißfolienprägungen erlauben zum ei­ nicht mit Karton hinterlegt sind. Für
nen optisch eindrucksvolle Veredelun­ detailreiche Prägungen ist ein Hinter­
gen von Oberlächen. Hinzu kommen legen mit stark verdichtetem Unter­
haptische Effekte durch die Folien, aber grund notwendig. Die sicherere Quali­ Die Prägefolie nach dem Prägevorgang
auch durch die Prägung des Bedruck­ tät kostet aber auch mehr.
stoffs. Manchmal kann Heißfolienprä­
gung günstiger sein als etwa UV­Lack. Grenzwerte
Folienprägungen sind bei fast jedem
Technik Bogenformat möglich. Sogar Briefmar­
Es gibt unterschiedliche Prägeverfah­ ken lassen sich per Heißfolie veredeln.
ren für die Heißfolienprägung. Meist
läuft der Vorgang ab wie folgt: Dienstleister (Auswahl)
1 Der Graiker übermittelt dem Betrieb • buks!, Berlin ≥ www.buks.de
seinen Entwurf – am besten als (EPS­) • Gräfe Druck & Veredelung, Bielefeld
Datei. Nach dem Prüfen der Datei fräst ≥ www.graefe-druck.de
der Betrieb zunächst aus Messing den • Quint Druckerei + Verlag, Pronstorf
Prägestempel; qualitativ schlechtere ≥ www.druckerei-quint.de
aber billigere Alternativen sind Zink
oder Magnesium. Allgemeine Informationen
2 Der Operator ixiert den Prägestem­ Arbeitskreis Prägefolien Druck e. V.
pel mit Schrauben oder Klebstoff in der ≥ www.look-and-feel.net
Prägemaschine. Danach muss er den
Stempel und den Bedruckstoffträger Preis
exakt zueinander justieren. Es fallen einmalige Kosten für die Her­
3 Abhängig von der verwendeten Folie stellung des Prägestempels an sowie
und dem Bedruckstoff muss der Be­ Stückkosten für die geprägten Objek­
trieb dann Anpressdruck, Temperatur te. Abhängig vom Zeitaufwand und den Prägefolien gibt es in verschiedensten Ausführungen. Sie
und Haltezeit festlegen. Materialien schwanken die Preise stark. lassen sich allerdings nicht lange lagern
PAGE 08.12 093

Doppelt einprägsam
Im zweiten Teil unserer Serie zur Druckweiterverarbeitung zeigen wir, wie sich
Buchumschläge effektvoll mit Heißfolien veredeln lassen

n Wie die Vorzugsausgabe einer Publikation am besten


von der Standardedition absetzen? Diese Frage stellte sich
der in Berlin lebende Schweizer Künstler Benjamin Füglister,
als er für den Verlag Traversion an dem Umschlag für den Ro­
man »Von Verschlungenen verschlungen« des kanadischen
Autors Réjean Ducharme arbeitete. Auch wenn die beiden
Bände wohl nur selten nebeneinander im Regal stehen wer­
den, sollten sie doch eine Einheit bilden – so Füglisters Idee.
Die Zeichnungen sind bei der Normalausgabe mit partiellem
UV­Lack bedruckt. Dieser Effekt sollte bei der Vorzugsaus­
gabe durch die Prägung verstärkt werden. Das Buch erhielt
eine Decke aus dem Lederfaserstoff Peyer Cabra natur dun­ Drei große Prägestempel waren für
kel. Durch die 1,5 Millimeter dünne Pappe bleibt der Umschlag Vorder- und Rückseite plus Rücken
leicht lexibel und die ungewöhnliche Prägung über die kom­ des »The Design Hotels Book« nötig.
plette Buchdecke lässt es wie aus einem Guss erscheinen. Oben: Feine Prägungen mit zwei
Für die Umsetzung wandte sich Benjamin Füglister an unterschiedlichen Folien kamen
buks!, einen kleinen Berliner Betrieb, der sich auf Heißfo­ beim Roman »Von Verschlungenen
lienprägung und Buchdeckenherstellung spezialisiert hat. verschlungen« zum Einsatz
Die Aufgabe war nicht ganz einfach, da in diesem Fall auch
in das Falzgelenk zwischen U1 beziehungsweise U4 und dem
Buchrücken geprägt werden musste. Normalerweise ist an
dieser Stelle die Buchdecke nicht mit einer Pappe hinter­
legt, die notwendig ist zum Prägen. In diesem Fall wurde aber
der Bezugsstoff vor der Deckenfertigung geprägt. Diese
wiederum war nur möglich, weil sich das Bezugsmaterial
Lederfaserstoff ohne großen Druck prägen lässt.
»Um ein optimalse Prägeergebnis zu erzielen, sind die
Qualität der Pappe und des Bezugsmaterials entscheidend.
Je höher verdichtet die Pappe ist, desto mehr Druck lässt
sich auf sie ausüben und desto kantenschärfere Motive las­
sen sich prägen«, erklärt buks!­Chef Ralf Fischer. Bei stark
strukturierten Einbandstoffen oder Papieren ist es in be­
stimmten Fällen unmöglich, detailreichere Motive oder fei­
ne Typograien zu prägen.
Beim »The Design Hotels Book«, das die 200 unabhängi­
gen Hotels des gleichnamigen Verbunds opulent präsentiert,
hatte sich Anne Prinz, die Artdirektorin des Verbunds, für
einen rosa Einband aus dem Leinen Dubletta 3275 trend
von Gebrüder Schabert entschieden, der mit einer blauen
Folie geprägt werden sollte. Für U1, U4 und den Rücken
fräste buks! dazu jeweils einen Prägestempel aus beson­
ders hochwertigem, kalt gewalzten Messing, das durch lan­
ge Haltbarkeit und hohe Wärmeleitfähigkeit optimal ge­
eignet ist. Als Vorlage für die Fräsmaschine diente eine
EPS­Datei. Die unbearbeiteten Messingplatten haben eine
Höhe von 7 Millimetern, Ralf Fischer fräste bis zu 3 Millime­
ter tief in das Material. Mit diesem Stempel sind sehr tiefe
Prägungen in die Buchdecke möglich. Bei buks! werden die
Pappen und Buchdecken zum Prägen per Hand angelegt,
andere Betriebe nutzen automatische Anleger. Wichtig ist,
dass sich die Druckläche präzise
auf eine Temperatur erhitzen lässt. Im nächsten Teil
Dann gelingen auch komplexe Foli­ unserer Serie
enprägungen wie für die beiden geht es um par-
vorgestellten Bucheinbände. dsc tiellen UV-Lack
094 PAGE 08.12 TECHNIK

TIPPS & TRICKS


Illustrator ab CS1 – Elegante Vektorgrafiken schnell erstellen
Mit Illustrator lässt sich bin­ so: Platzieren Sie das Pixelbild einer ten Sie im »Platzieren«­Dialog darauf,
nen weniger Minuten ein Art­ Weltkarte – etwa einen Screenshot, dass die Checkbox »Verknüpfen« aus­
work erstellen, das nach sehr jedoch keine Vektorgraik – auf der Ar­ geschaltet ist. Alternativ können Sie
M W viel Arbeit aussieht. Das geht beitsläche und betten Sie sie ein. Ach­ ein verknüpftes Bild nachträglich über
das »Verknüpfungen«­Bedienfeld ein­
betten. Wählen Sie es dazu aus und
gehen Sie dann im zugehörigen Menü
auf den Befehl »Bild einbetten«.
Ist das Bild auf der Arbeitsläche
aktiviert, rufen Sie im »Objekt«­Menü
(ab CS4) die Funktion »Objektmosaik
erstellen« auf. Bei älteren Illustrator­
Versionen inden Sie diese unter »Fil­
ter/Erstellungsilter/Mosaik«. In dem
Dialogfenster geben Sie die Anzahl der
Steine für die Breite ein und klicken
auf »Proportionen verwenden«. Illust­
rator errechnet dann die Anzahl der
Steine für die Höhe, damit Sie kleine
Quadrate erhalten. Geben Sie bei »Ab­
stand der Steine« für Breite und Höhe
denselben Wert ein, damit die Zwi­
Ausgangspunkt für diesen Rastereffekt ist ein nicht zu großes Pixelbild, dessen Aulösung schenräume horizontal und vertikal
lediglich 72 dpi betragen sollte identisch sind. Aktivieren Sie unter
»Optionen« die Checkbox »Raster lö­
schen«, um nur gefüllte Pfade zu er­
halten und das Pixelbild zu entfernen.
Bestätigen Sie Ihre Angaben mit dem
»OK«­Button, und Illustrator erstellt aus
dem Bild ein Mosaikraster.
Das Ergebnis muss noch ein wenig
weiterbearbeitet werden. Aktivieren
Sie dazu ein oder mehrere Quadrate,
Der »Mosaik«-Filter die Sie löschen möchten, mit dem
hat ein Raster aus Gruppenauswahl­Werkzeug und rufen
Quadraten erstellt. Die Sie »Auswahl/Gleich/Flächenfarbe« auf.
unschönen Farb- oder Anschließend löschen Sie die ausge­
Graustufen sollten wählten Objekte. Wiederholen Sie die­
noch gelöscht werden sen Schritt, bis nur noch die gewünsch­
ten Quadrate übrig bleiben. Aktivie­
ren Sie die restlichen mit Befehl­A und
färben Sie sie dann einheitlich ein.
Einzelne Elemente können Sie anders­
farbig hervorheben.
Bevorzugen Sie lieber ein Raster
aus Kreisen? Dann wählen Sie alle Ele­
mente aus, klicken auf »Effekt/Stilisie­
rungsilter/Ecken abrunden« und einen
passenden Eckradius. Wenn Sie mit
dem Resultat zufrieden sind, wandeln
Sie den Effekt über »Objekt/Aussehen
umwandeln« um, damit echte kleine
Kreise entstehen. Rosita Fraguela

Hier das Ergebnis, bei dem die Farbab-


stufungen entfernt und die Quadrate
in kleine Kreise umgewandelt wurden
PAGE 08.12 095

Aktivieren
Illustrator ab CS2 – Sie die Checkbox
Elemente vervielfältigen »Vorschau«,
damit Sie vorab
Es gibt verschiedene Wege in
das Ergebnis
Illustrator, ein Element mehr­
visuell kontrol-
fach mit benutzerdeinierten
M W Verschiebewerten zu kopie­ lieren können
Wenn Sie das
ren. So können Sie die Befehle »Ver­
Transformations-
schieben« oder »Einzeln transformie­
ergebnis variieren
ren« unter »Transformieren« im »Ob­
möchten, klicken
jekt«­Menü nutzen. Sie geben jeweils
Sie im »Aussehen«-
Werte für die Verschiebung ein und Sollten Sie im Nachhinein feststel­
Bedienfeld auf
klicken auf »Kopieren«. Diese Trans­ len, dass die Abstände zwischen den
den blau hervorge-
formation lässt sich mit »Erneut trans­ Elementen zu groß oder zu klein sind
hobenen Begriff
formieren« (Befehl­D) bis zum Errei­ oder Sie mehr oder weniger Kopien
»Transformieren«
chen der gewünschten Zahl von Dupli­ benötigen, können Sie den Effekt über
Nun können Sie
katen anwenden. das »Aussehen«­Bedienfeld aufrufen
die Anzahl der
Noch eleganter lässt sich ein Ob­ und die Änderungen im Dialog vor­
Kopien erhöhen
jekt aber über das »Effekt«­Menü ver­ nehmen. Wenn Sie fertig mit Ihrer Il­
vielfältigen: Dazu aktivieren Sie es und lustration sind, empiehlt es sich, ein
rufen »Effekt/Verzerrungs­ und Trans­ Duplikat der Datei zu erstellen und den
formationsilter/Transformieren« auf. Effekt über »Objekt/Aussehen umwan­
Geben Sie die gewünschten Werte für deln« zu reduzieren. Denn dann erst
die Verschiebung und die Anzahl der bestehen die Objekte aus regulären
Kopien ein. Klicken Sie dann auf »OK«, Vektorpfaden, die sich problemlos wei­
um den Dialog zu schließen. Fertig. terverarbeiten lassen. Rosita Fraguela

App Studio für XPress 9.1 – AVE-MAG oder AVE-DOC als Exportformat wählen
App Studio für XPress 9.1 bie­ Seitenstapel für die sogenannte Wä­ scrollbaren Bereichen), jedoch keine
tet unter »Ablage/Exportie­ scheleinennavigation. Verwenden Sie unterschiedlichen Layouts für Hoch­
ren/Layout als AVE« zwei Ex­ für AVE­MAG­Dateien Layouts vom und Querformat. Dafür ist Zoomen
M W portoptionen für iPad­Ver­ Typ »App Studio«. Aber Vorsicht: Als per Gestensteuerung möglich. So lässt
öffentlichungen an: Das funktionsrei­ AVE­MAG exportierte ZAVE­Dateien sich der Text für eine bessere Lesbar­
che Hauptformat AVE­MAG und das lassen sich auf dem iPad nicht per Ges­ keit einfach vergrößern. Quark setzt
schlichte AVE­DOC. tensteuerung vergrößern, da hier be­ hier intern auf PDF, was auch bei einer
• AVE­MAG ist auf speziell für digitale reits das Layout entsprechend Tablet­ starken Vergrößerung zu randscharfer
Endgeräte gestaltete und optimierte gerecht aufbereitet sein sollte. Schriftdarstellung (und oftmals auch
Layouts ausgelegt. Es unterstützt alle • Das AVE­DOC­Format ist für Layouts kleineren Datenmengen) führt.
Arten interaktiver Anreicherung (etwa vorgesehen, die 1 : 1 aus bestehendem Für beide Formate ist das Export­
Diashows, HTML­Snippets oder scroll­ Printstehsatz auf das iPad ausgege­ produkt aus XPress aber immer eine
bare Bereiche), unterschiedliche Lay­ ben werden. Es unterstützt alle Arten ZAVE­Datei, die Sie noch in Ihre App
outs für Hoch­ und Querformat sowie der interaktiven Anreicherung (außer einbinden müssen. Georg Obermayr

Lesertipps in PAGE:
Mitmachen lohnt sich!
n Haben Sie gerade einen praktischen Kniff ent­
deckt? Möchten Sie einen kleinen Gestaltungstipp
in einem Ihrer Arbeitsprogramme an andere Le­
Die Exportfor- ser weitergeben? Kennen Sie ein Workaround für
mate AVE-DOC ein aktuelles Softwareproblem? Dann schicken Sie
und AVE-MAG Ihren Lesertipp – mit Angabe der Softwarever­
sind für ver- sion und einem oder mehreren Screenshots – an
schiedene info@page­online.de . Bei Veröffentlichung erhal­
Aufgaben ten Sie ein Moleskine­Notizbuch.
optimiert
096 PAGE 08.12 TECHNIK Tipps und Tricks

Illustrator, InDesign ab CS4 – Abstürze beim Beenden


InDesign und Illustrator stür­ kann offenbar keine Änderungen da­
zen auf dem Mac beim Been­ ran vornehmen und stürzt schließlich
den des Programms mitun­ ab. Zum Reparieren der Zugriffsrechte
ter ab. Glücklicherweise sind öffnen Sie das Festplatten­Dienstpro­
zu diesem Zeitpunkt keine gramm. Um nicht erst lange danach
Dokumente mehr geöffnet suchen müssen, geben Sie einfach den
M W und es entsteht kein Scha­ Programmnamen in Spotlight ein. Öff­
den – außer dass Umstellungen in der nen Sie das Programm, wählen Sie das
Programmoberläche nicht gesichert Startvolume aus und klicken Sie auf
werden. Der Grund für den Absturz ist den Button »Zugriffsrechte des Volu­
meist, dass die Zugriffsrechte der Pre­ mes reparieren«. Je nach der Größe
ferences­Dateien oder des Ordners, in der Festplatte kann der Reparaturvor­
Photoshop ab CS3 – dem sich diese Dateien beinden, nicht gang mehrere Minuten in Anspruch
Tonwertkorrektur- korrekt deiniert sind. Das Programm nehmen. Monika Gause
Pipetten entschärfen
Die schnellste Möglichkeit, Die Wirkung
um in einem Bild Schwarz­ der Pipetten
und Weißpunkt festzulegen, lässt sich
M W sind die Pipetten, die sich in entscheidend
den Dialogen für Tonwertkorrektur verbessern,
und Gradationskurven beinden. Mit wenn man die
einem Klick ins Bild ist die Arbeit schon Standardwerte
erledigt. Allerdings führt diese Vorge­ verändert
hensweise oftmals zu sehr harten Kon­
trasten und manchmal auch zu Ton­
wertverlusten. Das lässt sich sehr ein­
fach abstellen.
Klicken Sie auf den Button »Op­ Wenn InDesign
tionen« in der Tonwertkorrektur­Pa­ oder Illustrator
lette. Im erscheinenden Dialogfenster unter Mac OS X
inden Sie im Abschnitt »Zielfarben & beim Beenden
Beschneiden« die Farbfelder für die abstürzen,
Tiefen, Mitteltöne und Lichter. Die könnte dies an
Mitteltöne lassen Sie unberührt, die den Zugriffs-
Tiefen und Lichter verändern Sie, in­ rechten liegen
dem Sie in die Farbfelder klicken. Im
sich dann öffnenden Farbwähler ge­
ben Sie neue Werte ein: 10 für die Tie­
fen und 245 für die Lichter sind für die
Illustrator ab CS2 – Vorlagenebenen nutzen
meisten Bilder sehr gut geeignet. Spei­ Wenn Sie einen Scan oder Zu den Vorteilen einer Vorlagen­
chern Sie die Einstellungen durch An­ ein Foto in Illustrator von ebene gehört, dass die betreffenden
haken der Option in dem Dialog »Au­ Hand nachzeichnen wollen, Elemente vor einer versehentlichen
to­Farbkorrekturoptionen« als neuen M W können Sie sie auf einer be­ Bearbeitung geschützt sind und leicht
Standard. Sibylle Mühlke liebigen Ebene platzieren. Es hat je­ gesoftet angezeigt werden – auf diese
doch Vorteile, diese Ebene als Vorla­ Weise heben sie sich deutlich von der
genebene zu deinieren. Dazu wählen nachgebauten Graik ab. Zudem kön­
Photoshop ab CS3 – Sie sie in der Ebenen­Palette aus und nen Sie die Vorlagenebene mit dem
Ebenenmaske in deren Menü den Eintrag »Vorlage«. Tastaturkürzel Befehl­Shift­W schnell
Besonders Noch einfacher ist es, wenn Sie die Op­ aus­ oder wieder einschalten. Wenn
schnell ausblenden sinnvoll ist eine tion »Vorlage« gleich beim Platzieren Sie von der Vorschau zur reinen Pfad­
Beim Bearbeiten von Mas­ Vorlagenebene einer Datei in der »Öffnen«­Dialogbox ansicht und umgekehrt wechseln wol­
ken in Photoshop ist es oft beim Arbei- markieren, da Illustrator dann für die­ len, geht das mit Befehl­Y. Praktisch:
notwendig, diese zur Kon­ ten mit dem ses Element automatisch eine neue Die Vorlagenebene bleibt dabei nor­
M W trolle schnell mal zu deakti­ Verlaufsgitter Vorlagenebene anlegt. mal sichtbar. Monika Gause
vieren. Das geht zwar auch über das
Kontextmenü (»Maske deaktivieren«),
doch das dauert in der Praxis oft zu
lange und lenkt zu sehr von der kom­
plizierten Arbeit an der Maske ab.
Schneller geht’s mit einem Klick in die
Maskenminiatur bei gehaltener Shift­
taste. Genauso blenden Sie die Maske
auch wieder ein. Sibylle Mühlke
098 PAGE 08.12 TECHNIK

TOOLS & TECHNIK

Futuristisch wirkt
auch die Steue-
rung durch Touch-
screens an den
Seiten der ersten
Nanograie-
Druckmaschinen
von Landa Labs

Neue Drucktechnologie Nanografie mit NanoInk


n Vor 19 Jahren revolutionierte Benny nach dem Trocknen als fertiger Film auf Aber auch Landa selbst will aktiv wer­
Landa die Druckindustrie mit seiner den Bedruckstoff geklebt. NanoInk soll den. Sechs Maschinen, die über riesige
ElektroInk, die dem Digitaldruck welt­ den Digitaldruck so schnell, so qualita­ Touchscreens an den Seiten gesteuert
weit zum Durchbruch verhalf. Zur dru­ tiv hochwertig und so günstig machen werden, entwickelt das Unternehmen
pa 2012 schickte er sich nun an, den Er­ wie Offset und doch sämtliche Vortei­ zurzeit. Allerdings bleibt noch viel Ar­
folg zu wiederholen. le der Individualisierung bieten. beit: Hohe Qualität bei höchster Ge­
Nanograie, so heißt die neue Tech­ Eine Reihe wichtiger Partner konn­ schwindigkeit beherrschten die auf der
nologie, basiert auf nur 50 bis 70 Nano­ te Landa bereits ins Boot holen: Hei­ Messe gezeigten Geräte noch nicht
meter großen Farbpigmenten, die ein delberger Druckmaschinen, manroland und Probedrucke wollte Landa nicht
sehr präzises Druckbild erlauben. Die sheetfed und Komori wollen koope­ rausrücken. Erst Anfang 2014 ist mit
NanoInk genannte Tinte wird feucht rieren und eigene Systeme auf Grund­ fertigen Lösungen zu rechnen. dsc
auf eine Trägermatte aufgetragen und lage der NanoInk­Technik vorstellen. ≥ www.landanano.com

Ratgeber Datenjournalismus
n Wo inde ich Daten, wie komme ich »Financial Times« oder »Guardian« zu­ »The Data Journalism Handbook«
an sie heran und wie kann ich sie für sammen und erarbeiteten das Hand­ erläutert, wie sich komplexe Daten-
mich nutzen? »The Data Journalism buch. Dieses beschreibt, wie sich Da­ sammlungen mit inspirierenden
Handbook« will Antwort auf den der­ ten für Fallbeispiele auswerten lassen Visualisierungen aufbereiten lassen
zeitigen Trend geben, der bereits die und auch auch wie sie sich am besten
Teilnehmer der diesjährigen Interac­ anschaulich machen lassen. Darüber
tive­Konferenz SXSW in Atem gehal­ hinaus gibt die Publikation Recherche­ mengestellt. So zeitgemäß das Thema,
ten hatte: Big Data – oder die Tatsa­ tipps und Vorschläge, auf welche Art so zeitgemäß auch seine Veröffentli­
che, dass wir von immer gewaltigeren und Weise sich Daten am interessan­ chung: Das Datenjournalismushand­
Datenmassen umgeben sind: Daten testen präsentieren lassen. buch ist für Ungeduldige jetzt in einer
über uns und über andere. Jonathan Gray, Community Coordi­ unredigierten Rohfassung als down­
Zur Auswertung und Interpretation nator der gemeinnützigen Open Know­ loadbare Datei online erschienen. Ei­
dieser Daten kamen November 2011 ledge Foundation, hat das Nachschla­ ne überarbeitete, endgültige Ausgabe
beim Mozilla Festival Datenjournalis­ gewerk in Zusammenarbeit mit Lucy ist bei O’Reilly erschienen (120 Seiten,
ten, Wissenschaftler und Redakteure Chambers und Liliana Bounegru vom 16,95 Euro, isbn 978-1-4493-3006-4). vd
von Zeitungen wie »New York Times«, European Journalism Centre zusam­ ≥ http://datajournalismhandbook.org
PAGE 08.12 099

Kommentar
Interactive­Spezialist
Sascha Wolter über das neue
Windows 8 im Metro­Design

SketchBook Ink n Windows 8 hat Persönlichkeit! Die Metro getaufte


Designsprache unterstreicht diese Persönlichkeit
n SketchBook Pro ist ein Vektorgraiktool durch klare, an Bauhaus und Swiss Design orientier­
mit einer unorthodoxen, aber recht intuitiven te Konzepte und rückt den Inhalt stärker in den Vor­
Benutzeroberläche. Seine Spezialität ist dergrund. So gibt es viele Vorgaben für die Verein­
das Freihandzeichnen. Nun hat AutoDesk eine heitlichung der Bedienung sowie für ein optimiertes
weitere Variante vorgestellt: SketchBook Ink Zusammenspiel der Anwendungen, beispielsweise
ist für das iPad 2 und besonders das neue iPad 3 für das Teilen von Inhalten bei Facebook und Co. Un­
ausgelegt und bietet einen voreingestellten ter http://design.windows.com hat Microsoft ausführ­
Satz aus sieben Tuschen und zwei Radiergum- liche Richtlinien dazu veröffentlicht.
mis, um Bilder direkt mit dem Finger Am auffälligsten ist beim Metro­Design das Feh­
auf das Display zu malen. Mit dem 1,59 Euro len dekorativer Gestaltungselemente wie Schatten
teuren Tool lassen sich auch sehr feine und Verläufe. Auch klassische Bedienelemente wie
Details ausarbeiten. dsc Fenster sind Mangelware. Alles ist an klaren Rastern
≥ www.autodesk.de/om ausgerichtet, in Kacheln unterteilt und sehr typogra­
isch: Microsoft empiehlt hier mit der Segeo eine se­
rifenlose, der Frutiger ähnelnde Schrift. Außerdem
Bildbeschreibungen statt Fotos ist das Design für unterschiedlichste Bildschirmauf­
lösungen und Pixeldichten optimiert.
n Matt Richardsons Descriptive­Ca­ grund: Es soll irgendwann das Ver­ Das bevorzugte Eingabemittel für Apps im Metro­
mera­Konzept wirkt auf den ersten schlagworten von Bildern vereinfachen Style sind Finger: Microsoft geht davon aus, dass
Blick wie ein Kunstprojekt: Wer mit der und verbessern. dsc künftig immer mehr Geräte auf Touchbedienung set­
von dem New Yorker Kreativen entwi­ ≥ http://mattrichardson.com/ zen. Übrigens: Dank einer generischen Schnittstelle
ckelten Kamera ein Bild aufnimmt, be­ Descriptive-Camera für Interaktionen lassen sich entsprechend optimier­
kommt als Ergebnis einen kleinen Zet­ te Anwendungen in der Praxis auch gut mit Maus
tel mit einer Bildbeschreibung ausge­ und Tastatur nutzen. Richtig Spaß macht Metro aber
druckt. Dahinter steckt Handarbeit: Die mit Multitouch­fähigen Geräten.
Descriptive Camera übergibt das Foto Das ist aber nur die halbe Wahrheit: Denn eigentlich
über eine API an Amazons Mechanical ist Windows 8 zu einer Hälfte ein verbessertes Win­
Turk. Die vor sieben Jahren gestarte­ dows 7 und bietet mit der Schreibtisch­ und Fenster­
te Plattform verteilt Kleinaufträge an metapher sowie der Maus als Eingabegerät Altbewähr­
Dienstleister. Ein echter Mensch wer­ tes. Diese zweite Persönlichkeit hat den Charme, dass
tet also die Fotos aus und liefert eine auch bekannte Anwendungen weiterhin funktionie­
Bildbeschreibung. Diesen Text druckt ren und sich in der durch Ofice und Creative Suite ge­
dann ein angeschlossener Thermoprin­ prägten Professional­Welt nichts Wesentliches ändert.
ter aus, der eigentlich für Kassenbons Wer das klassische Windows bevorzugt, wird spä­
gedacht ist. Richardsons Konzept hat Die Descriptive Camera liefert testens beim Startmenü mit Metro konfrontiert und
einen ernsthaften, praktischen Hinter­ Beschreibungen statt Fotos sieht die verfügbaren Anwendungen als bildschirm­
füllende Sammlung von Kacheln mit Suchfunktion.
Dieser Bruch und der Wechsel zwischen den beiden
Persönlichkeiten von Windows 8 fühlen sich merkwür­
dig an, zumal das Zusammenspiel beschränkt ist. Doch
wer sich daran gewöhnt hat, proitiert bei der täglichen
Arbeit im klassischen Modus von einem verbesserten
Windows 7. Auf der Couch genießt er das Daddeln, Sur­
fen und Twittern mit der schnellen, ließenden Me­
tro­Oberläche. Das alles in einem Gerät, und das Bes­
te: Fast jeder ist dank der freien Wahl zwischen C/C++,
C#, Visual Basic und HTML5/JavaScript in der Lage,
eigene Ideen als App für Windows 8 zu realisieren.

Das Metro-Design will Microsoft vom Phone über PC,


Tablet, TV und Konsole auf alle Plattformen ausweiten
100 PAGE 08.12 TECHNIK Tools & Technik

MacBook Pro mit Retina-Display


n Nach iPhone und iPad hat Apple 1,8 Zentimetern noch einmal 5 Milli­
nun auch die MacBook­Pro­Reihe mit meter lacher als ihre Vorgänger. Soft­
den besonders hochaulösenden Reti­ wareentwickler müssen nun allerdings
na­Displays ausgestattet. Zwei Model­ zahllose Graiken und Bildschirmele­
le – beide mit einer 15­Zoll­Bildschirm­ mente in ihren Anwendungen austau­
Hardware diagonale – lösen das Bild in sagen­ schen, die nicht hoch genug aufgelöst
hafte 2880 mal 1800 Bildpunkte auf. In sind und auf den Retina­Displays pi­
+++ Canon-Objektive. Canon setzt bei zwei neuen Ob­ der Summe sind das 3 Millionen Pixel xelig wirken. dsc
jektiven auf Video. Unterhalb der teuren L­Serie ange­ mehr als ein HDTV­Fernseher. Darüber ≥ www.apple.com/de/
siedelt, zeichnen sich das EF­S 18–135mm 1 : 3,5–5,6 IS hinaus sind die Notebooks mit nur noch macbook-pro/features
STM und das EF 40mm 1 : 2,8 STM vor allem durch ihre
Fähigkeit aus, bei Videoaufnahmen automatisch und
kontinuierlich die Schärfe zu halten. Die Objektive
sollen ab Mitte Juli 2012 zum Preis von rund 240 Euro
(EF 40mm) beziehungsweise circa 500 Euro (EF­S 18­
135mm) zu haben sein. ≥ www.canon.de +++ Open- Ganze 5,1 Millionen Bild-
Source-Drohne. OpenRelief ist ein Open­Source­ punkte inden auf der
Projekt mit einem ernsten Hintergrund. Die Beteilig­ 15 Zoll großen Bildschirm-
ten hatten es sich nach dem Tsunami 2011 in Japan diagonale des neuen
zum Ziel gesetzt, Kommunikationsmittel für Katastro­ Mac Book Pro Platz
phengebiete zu entwickeln, die vollständig aus Open­
Source­Komponenten bestehen. Seit Anfang Juni gibt
es einen ersten Prototyp: eine Drohne, die von jeder
Straße aus starten kann und über ihre Kamera sowie
Sensoren Menschen, Straßen, Rauch und sogar Radio­
aktivität erfassen kann. Alle Komponenten zusam­ Mobile und Desktop nähern sich an
men kosten weniger als 1000 Dollar. ≥ www.open
relief.org +++ PlayStation Mobile für HTC. Sony hat n Mac OS X 10.8 Mountain Lion er­ Messages Einzug. Twitter und Face­
ihren Emulator PlayStation Suite in PlayStation Mo­ scheint im Juli, iOS 6 im Herbst. Das gab book lassen sich auf beiden Plattfor­
bile umbenannt und mit HTC einen einlussreichen Apple auf der World Wide Developer men nach einmaligem Login system­
Partner gewonnen. Der Playstation Emulator ermög­ Conference in San Francisco bekannt. weit nutzen. Mit iOS6 wechselt Apple
lichte es, eine Auswahl von meist älteren Games auf Die Upgrades verbessern noch einmal von Google zu TomTom als Kartenan­
zertiizierten Android­Geräten zu spielen. Bisher hat­ den nahtlosen Austausch über alle Ge­ bieter für Maps und hat die App um ein
te nur Sony Ericsson davon Gebrauch gemacht, nun ist räte hinweg durch die iCloud. Auf den 3­D­Feature und ein sprachgesteuer­
mit den Taiwanesen ein Drittanbieter dabei. Auf der Macs halten das iOS­Mitteilungszen­ tes Navigationssystem erweitert. dsc
Spielemesse E3 in Los Angeles gaben die Partner be­ trum und der Kurznachrichtendienst ≥ www.apple.com/osx
kannt, dass PlayStation­Mobile­Games künftig auch
auf den Geräten der HTC­One­Serie laufen sollen.
≥ www.htc.com/de +++ Do-it-yourself-Hardware. Microsoft bringt iPad-Rivalen
Der chinesische Hersteller Makeblock bietet eine Art
Fischertechnik für Open­Source­Fans an, die Roboter n Einen ungewöhnlich großen Auf­ Speicher, stärkere Prozessoren, bes­
oder Fahrzeuge basteln möchten. Statt aus Plastik sind wand trieb Microsoft bei der Präsen­ sere Schnittstellen und einen lei­
hier die Bauelemente allerdings aus solidem Alumi­ tation ihres jüngsten Produkts. Micro­ stungsfähigeren Akku.
nium gearbeitet. Neben den Strukturelementen und soft Surface nennt sich das Tablet mit Anders als die Konkurrenz setzt
Kabeln sind verschiedene Motoren, Arduino­kompa­ 10,6 Zoll großem Display und angepass­ Microsoft stärker auf eine Tastatur­
tible Steuerungsboards, Kommunikationselemente tem Windows 8. Es erscheint in zwei steuerung. Zwei Keyboards zum An­
etwa für Bluetooth, aber auch GPS­Empfänger, Licht­ Ausstattungsserien: RT und Pro. Das klippen lassen sich wählen, die das Sur­
sensoren und Kameras zu haben. Das üppig ausge­ Surface RT ist lacher und leichter und face zum kleinen Notebook machen.
stattete Electronic Lab Kit for Makeblock gibt es für erinnert in Aussehen und Funktionali­ Das größere der beiden bietet sogar ei­
umgerechnet rund 160 Euro, das schmale Electronic tät stark an das iPad oder an Android­ nen Tastenhub von 1,5 Millimetern. dsc
Beginner Kit for Makeblock ist schon für circa 33 Euro zu Tablets. Die Pro­Variante bietet mehr ≥www.microsoft.com/surface
haben. ≥ http://makeblock.cc +++ SmartGlass-App
Die integrierte
für Xbox 360. SmartGlass nennt sich die Technologie,
Tastatur in
die Windows­8­Rechner, Window­Phone­Geräte, spä­
der Schutzhülle
ter aber auch Plattformen von Drittanbietern mit der
verwandelt
Xbox verbindet. Ähnlich wie Apples AirPlay lassen
Microsofts Tablet
sich damit beispielsweise Filme von einem Mobil­
in ein Notebook
gerät über die Xbox auf dem Fernseher anzeigen.
Das Mobilgerät funktioniert auch als Steuerungsein­
heit für ein Xbox­Spiel oder liefert zusätzliche Infor­
mationen. Schließlich bekommt die Xbox jetzt auch
noch einen integrierten Internet Explorer. ≥www.
xbox.com/en-US/live/smartglass dsc
102 PAGE 08.12 TECHNIK Tools & Technik

Autodesk 3ds max 2013


n Eine engere Integration mit Ado­ dungen austauschen. Dateien aus den
bes Compositing­ und Animationssoft­ hauseigenen Anwendungen AutoCAD
ware After Effects gehört zu den High­ und Revit lassen sich einfacher in 3ds
lights der neuen Version der 3­D­Gra­ max 2013 importieren. Zusätzliche Ver­
iksuite. Mit dem Feature Media Sync besserungen betreffen das Rendering
Software lassen sich nun Kameras, Lichtquellen, und die verschiedenen Werkzeuge. Die
Nullobjekte, Ebenenobjekte und Volu­ Software gibt es für Mac OS und Win­
+++ Firefox 13. Seit die Mozilla Foundation die Zäh­ menkörper, Filmmaterial, Footage­La­ dows. In der Design­Variante ist sie ab
lung der Updates geändert hat, geht es Schlag auf yering, Mischmodi, Opazität und Effek­ 4650 Euro zu haben. dsc
Schlag. Am 5. Juni erschien Firefox 13 für alle unter­ te problemlos zwischen den Anwen­ ≥ www.autodesk.de
stützten Plattformen. Zu den Änderungen gehören
unter anderem eine neue Startseite, Miniaturvor­
schauen auf häuig besuchte Sites und verbessertes
Autovervollständigen. Allerdings rief das Update in
Verbindung mit einem nachfolgenden Flash­Player­
Update zunächst Probleme hervor, die erst ein kleines
Zwischenupdate behoben hat. ≥ www.mozilla.org/
de/irefox/new +++ Opera 12. Auch aus Norwegen
gibt es ein Browserupdate: Opera 12. Performance­
Optimierungen und individualisierte Benutzerober­
lächen durch Themes gehören zu den Highlights. Fer­
ner gibt es eine bessere Implementierung aktueller
Webstandards wie HTML5 und CSS3. Allerdings ielen
auch einige Features weg: neben Unite und Widgets
auch der XHTML+Voice­Standard sowie die Sprach­
befehle für die Benutzeroberläche, da der externe
Anbieter die Stimmerkennungssoftware mittlerwei­
le nicht mehr unterstützt. +++ Adobe Connect 9. Der neue Slate Compositing Editor erlaubt Compositing direkt in 3ds max 2013
Adobe hat für ihre Webinar­ und Videokonferenzsoft­
ware Connect ein größeres Update angekündigt, das
im dritten Quartal erscheinen soll. Es bietet einfach RTT DeltaGen 11 mit neuen Echtzeit-Features
zu erstellende Landingpages für die Teilnehmer und
erlaubt zusammen mit dem ebenfalls neuen Adobe n Das Münchner Unternehmen RTT Desktops von externen Rechnern über
Connect Mobile 2.0 die Integration von Mobilgeräten. hat sich seit einigen Jahren auf High­ einen Stream als dynamische Textur in
≥ http://adobeconnect.relact.com +++ Texte in der End­Visualisierungssoftware speziali­ eine DeltaGen­Szene integriert wird.
Cloud verwalten. Das Bonner Start­up Doo stellt siert. Vor allem in der Automobilindus­ Der Windows­Rechner lässt sich dabei
eine gleichnamige Dokumentenverwaltungslösung trie nutzen viele Firmen DeltaGen, um fernsteuern, sodass man etwa ein Navi­
in der Cloud zur Verfügung. Suchalgorithmen helfen, ihre neuesten Modelle in Echtzeit zu vi­ gationssystem simulieren kann. Neu
die hochgeladenen Dokumente automatisch zu ver­ sualisieren. Nun gibt es Version 11 mit sind auch Lens­Flare­Effekte für Licht­
schlagworten und die Datenmengen nach Art und neuen Funktionen wie Interactive Tex­ quellen in der DeltaGen­Szene. dsc
Datum zu strukturieren. Die ersten 2000 Dokumente ture, bei dem der Inhalt eines Windows­ ≥ www.rtt.ag
sind frei, danach werden Gebühren fällig. Es gibt be­
reits Clients für Mac und Windows, später sollen Mo­
bilplattformen hinzukommen. Frank Thelen, CEO von
Doo, ist kein Unbekannter: Als Business Angel hat er
unter anderem 6Wunderkinder mit Wunderlist auf
das richtige Gleis gebracht. Derzeit ist Doo noch im
Betastadium. ≥ http://doo.net +++ Übersetzen ohne
Layoutprobleme. Rosetext heißt ein neues System,
mit dem sich unkompliziert lokalisierte Versionen von
Drucksachen erstellen lassen sollen. Es besteht aus
einem InDesign­Plug­in (ab CS4) und einer Cloud­
Anwendung, über die Designer, Kunde, Übersetzer
und Lektor ihre Arbeit koordinieren. Dabei legt der
Nutzer zunächst mithilfe des Plug­ins in InDesign fest,
welche Teile eines Layouts in andere Sprachen über­
tragen werden sollen, anschließend lädt er das Do­
kument auf den Cloud­Server hoch und beauftragt
die Übersetzer für die jeweiligen Zielsprachen. Nach
dem Lektorieren der Übersetzung lässt sich direkt
die Druck­PDF­Datei erstellen. Eine Rosetext­Lizenz
für vier Graiker und sechs Übersetzer kostet derzeit
jährlich rund 7200 Euro. ≥ www.rosetext.de dsc Ein intuitiveres Interface erleichtert den Einstieg in DeltaGen 11
108 page 08.12

KALENDER
Messen • Kongresse • Seminare Messen • Kongresse • Seminare
Berlin Berlin Fashion Week Hamburg Leitmedium Design 2: Gutes Design gut verkaufen
Bis 8. Juli Ein interessanter Neuzugang in der Fülle von Events 6. Oktober PAGE-Seminar mit Jochen Rädeker (siehe Seite 67)
ist das Berlin Fashion Film Festival (3. bis 6. Juli) Gastwerk Hotel Hamburg
≥ www.fashion-week-berlin.com/de ≥ www.page-online.de/seminar

Von unten: Pete Docter: Sullivan und Mike, Die Monster AG, 2001, Filzstift © Disney/Pixar; Plastikkanister, Fundstück aus dem Plastikschwemmgut, Museum für Gestaltung Zürich, Foto: Umberto Romito © ZHdK
Karlsruhe Preisverleihung AppArtAward 2012 Leipzig Leipziger Typotage 2012
13. Juli Zum Rahmenprogramm gehört auch die Möglichkeit 13. Oktober Das Thema ist diesmal »Echt oder falsch? Geld
20 Uhr »zum kreativen Austausch« in der App-Lounge zwischen Gestaltung, Herstellung und Fälschung«
ZKM_Kubus, Zentrum für Kunst- und Medientechnologie Museum für Druckkunst Leipzig
≥ www.zkm.de ≥ www.typotage.de

Köln Game Developers Conference Europe 2012 Hongkong ATypI Hong Kong 2012
13. bis 15. August Konferenz für Entwickler von Computer-, 10. bis Die Jahreskonferenz der Association Typographique
Konsolen-, Mobile, Social und Online-Games 14. Oktober Internationale widmet sich dem Thema »mò –
Koelnmesse between black and white«. Dabei geht es um den
≥ www.gdceurope.com Umgang mit Schwarz und Weiß in der westlichen
und östlichen typograischen Kultur
Köln Gamescom 2012 School of Design, Hong Kong Polytechnic University
15. bis 19. August Messe für interaktive Spiele und Unterhaltung ≥ www.atypi.org/hong-kong-2012
Koelnmesse
≥ www.gamescom.de Frankfurt Frankfurter Buchmesse 2012
10. bis Dieses Jahr ist das Gastland Neuseeland
Hamburg Visual Thinking Lessons 14. Oktober Messe Frankfurt
27. August Workshop von PAGE & Good School (siehe Seite 81) ≥ www.buchmesse.de/de
Good School
≥ www.page-online.de/seminar Hamburg Boom! Transmediales Story-Training
26. bis Workshop von PAGE & Good School (siehe Seite 45)
Berlin IFA 2012 27. Oktober Good School
31. August bis Im Rahmen der Consumer-Electronics-Messe indet ≥ www.page-online.de/seminar
5. September die medienwoche@IFA mit dem Internationalen
Medienkongress (3. bis 4. September) und weiteren Berlin E:Publish
Veranstaltungen statt ICC Berlin 15. bis Kongress für Neues Publizieren
≥ http://b2c.ifa-berlin.de; www.medienwoche.de 16. November Adlershof con.vent.
≥ http://is.gd/nqgzif
Brighton Reasons to be Creative
3. bis Aus Flash on the Beach ist jetzt Reasons to be Festivals • ausstellungen
5. September Creative geworden – doch noch immer handelt
es sich um eine Konferenz für »creative artists, Zürich Endstation Meer? Das Plastikmüll-Projekt
creative designers and creative coders« Ab 4. Juli Der gern übersehenen Kehrseite unserer Konsum-
≥ www.reasonstobecreative.com kultur widmet das Züricher Museum für Gestaltung
ein spannendes, auf aktive Auseinandersetzung
Hamburg Design Management mit Christine Hesse und Mitwirkung angelegtes Ausstellungskonzept.
10. September PAGE-Seminar zum Zusammenspiel von Design Es geht dabei nicht nur darum, auf die ungeheu-
und Business (siehe Seite 22 f.) ren Mengen an Plastikmüll in unseren Weltmeeren
Gastwerk Hotel Hamburg aufmerksam zu machen, sondern auch kreative
≥ www.page-online.de/seminar und praktische Lösungsansätze aufzuzeigen
Museum für Gestaltung
Köln dmexco 2012 ≥ www.PlasticGarbageProject.org
12. bis Konferenz und Messe rund um Digital Marketing
13. September Koelnmesse Bonn PIXAR – 25 Years of Animation
≥ www.dmexco.de Ab 6. Juli Mit »Toy Story«, dem ersten komplett computer-
animierten Film, hat das kalifornische Studio 1995
Köln photokina 2012 das Genre des Trickilms revolutioniert. Diese
18. bis Digital-Imaging-Event Koelnmesse Ausstellung widmet sich den Vorarbeiten für die
23. September ≥ www.photokina.com Filmproduktion, bei denen traditionelle künst-
lerische Techniken wie Pastellmalerei oder Bild-
Hamburg Leitmedium Design 1: Gutes Design entwickeln
hauerei eine überraschend große Rolle spielen
5. Oktober PAGE-Seminar mit Jochen Rädeker (siehe Seite 66)
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik
Gastwerk Hotel Hamburg
Deutschland
≥ www.page-online.de/seminar
≥ www.bundeskunsthalle.de
page 08.12 109

≥ Weitere Termine unter www.page-online.de/events. Dort können Sie uns auch Ihre Veranstaltungstermine mitteilen

Festivals • ausstellungen Wettbewerbe


silbergelatine © Museum Folkwang, Essen 2012; Produktentwicklung am Standort in Zürich Nord, 2011, Foto: Roland Tännler © Freitag; Kin-Wah Tsang, Fuckingstupidhumanrights ..., 2004, Plakatsammlung © ZHdK (Ausschnitt)

Zürich Schrift-Bilder – Zeitgenössische Plakate aus China Bis 19. Juli Lucky Strike Junior Designer Award 2012
Von unten: »Guest«, fotograiert von Walter Pfeiffer, aus der »Monopol« (Nr. 11). Nominiert für einen LeadAward in der Kategorie Mood- und Modefotograie des Jahres (Ausschnitt); Aenne Biermann: Drei Eier, 1928, Brom-

Ab 10. Juli In China ist eine junge Generation von Gestaltern An dem mit 12 000 Euro dotierten Wettbewerb
dabei, die reiche Schriftkultur des Landes auf neue können Hochschulabsolventen aller Designbereiche
Weise für sich zu interpretieren und eine eigen- mit ihrer Abschlussarbeit teilnehmen
ständige Plakatkultur zu begründen. Damit setzt ≥ www.raymondloewyfoundation.com/de
sie sich sowohl von den Globalisierungstendenzen
im Graikdesign wie auch von den bunten Bilder- Bis 23. Juli DMMA OnlineStar 2012
bogen der Mao-Zeit ab. Die sehenswerte Ausstel- Contest für kreative Online-Werbung aus
lung des Züricher Museums für Gestaltung läuft bis Deutschland, Österreich und der Schweiz
zum 12. November Schweizerische Nationalbank, ≥ www.dmma-onlinestar.de
Fraumünsterstraße/Stadthausquai
≥ www.museum-gestaltung.ch Bis 25. Juli kurzundschön 2012
Internationaler Nachwuchswettbewerb für kurze
Berlin BMW Guggenheim Lab ilmische Erzählungen, künstlerisch-experimentelle
Bis 29. Juli Mit zahlreichen Veranstaltungen will die um die Filme/Videos, Werbeilme & Social-Spots, Motion
Welt tourende Experimentierplattform die Art, Ideen für vernetzte Welten und – in diesem Jahr –
Diskussion um die Zukunft des urbanen Lebens Drehbücher für einen Kurzkrimi (10 Minuten)
bündeln und beleben Pfefferberg ≥ www.kus.khm.de
≥ www.bmwguggenheimlab.org
Bis 30. Juli gute aussichten 2012/2013
Zürich Freitag – Out of the Bag Bei dem Nachwuchsfotograiewettbewerb werden
Bis 29. Juli Die Ausstellung gibt Einblick in das ebenso wegwei- Hochschulabschlussarbeiten prämiert
sende wie erfolgreiche Geschäftsmodell der Freitag- ≥ www.guteaussichten.org
Brüder. Gezeigt werden Prototypen und Material-
experimente, unveröffentliche Kollektionen und Bis Designer’s Open 2012
vieles mehr. Ein Lehrstück in Sachen Designdenken 31. Juli Wer an dem Leipziger Designfestival (25. bis 28. Okto-
und Unternehmertum (siehe PAGE 07.12, Seite 36 f.) ber) teilnehmen möchte, sollte sich jetzt bewerben
Museum für Gestaltung ≥ www.designersopen.de
≥ www.museum-gestaltung.ch
Bis Annual Multimedia 2013
Essen »Unsere Zeit hat ein neues Formgefühl«. 3. August Die Kategorien des Wettbewerbs reichen von Web-
Bis 5. August Fotograie, Graik und Plakat der zwanziger Jahre site über Social Media bis hin zu Digital Signage
Es gibt Momente, da laufen verschiedene Entwick- ≥ www.annual-multimedia.de
lungen zusammen und etwas Neues entsteht. Die
1920er Jahre waren so eine Zeit. Die eigentlich aus Bis Visual Music Award 2012
drei Ausstellungen bestehende Schau erlaubt es, die 6. August Contest für Arbeiten zur Visualisierung von Musik
neuen Stilrichtungen in Fotograie und Graikdesign ≥ http://visualmusicaward.de
nachzuvollziehen (siehe PAGE 05.12, Seite 9)
Bis Young Illustrators Award 2012
Folkwang Museum
1. September Eingereicht werden können Illustrationen, graisch
≥ www.museum-folkwang.de
geprägte Kunstprojekte, Animationen und Buchkunst
Hamburg Visual Leader 2012 ≥ www.illustrative.de
Bis Was hatte das Jahr 2011 an stilbildenden, trendsetzen-
Bis Viral Video Award 2012
26. August den Entwicklungen in der visuellen Kommunikation
16. September Gesucht sind virale Internetilme »mit Botschaft«
zu bieten? Die Ausstellung zeigt die bei den Lead-
≥ www.viralvideoaward.com
Awards nominierten und ausgezeichneten Arbeiten –
von Fotoserien über Magazinstrecken bis hin zu Web-
Bis Content Award 2012
sites und Anzeigen Haus der Photographie
17. September Mit dem Wettbewerb will die Stadt Wien die lokale
≥ www.deichtorhallen.de
Kreativszene sowie junge Medienschaffende
fördern. Es gibt die Kategorien Games, Apps, Shorts,
Linz Ars Electronica 2012
Visuals und Open
30. August bis »The Big Picture – Weltbilder der Zukunft« ist das
≥ www.contentaward.at
3. September Thema des einlussreichen Festivals für Kunst,
Technologie und Gesellschaft Ars Electronica Center
Bis iF communication design award 2013
≥ www.aec.at
19. September Bei dem Contest lassen sich Arbeiten aus den unter-
schiedlichsten Feldern des Kommunikationsdesigns
Kassel documenta (13)
einreichen – einschließlich Game Art, Corporate
Bis Mehr als 150 Künstler aus aller Welt präsentieren sich
Architecture oder Research und Development
16. September über den ganzen Stadtraum Kassels verteilt
≥ www.ifdesign.de
≥ http://d13.documenta.de
110 PAGE 08.12 Publikationen

PUBLIKATIONEN
gardistische »L’imparfaite«. Auch aus
den erotisch oft eher biederen deut­
schen Landen ist etwas dabei: das
»Jungsheft« für Mädchen und das »Gid­
dyheft« für Jungs, seit 2005 bezie­
hungsweise 2007 von zwei Kölnerin­
nen im Selbstverlag herausgegeben.
Der zweite Teil der »Confessions« ist
Fotografen und Illustratoren gewid­
met, die von ihrer Arbeit »beichten«.
> Mike Koedinger, Angelina A. Raii:
Confessions – Eroticism in Media.
Nico Issue 6. Luxembourg (Maison
Moderne) 2012, 226 Seiten. 25 Euro.
isbn 978-3-89955-438-0

n »Confessions«. Dass Erotikmaga­


zine hochästhetisch sein können, ist
nichts Neues. Doch der aktuelle Boom
von Independent­Zeitschriften brach­
te einiges sehr Bemerkenswertes her­
vor. Die sechste Ausgabe von »Nico«
aus Luxemburg, das sich in ein statt­
liches Bookazine verwandelt hat, stellt
durch Interviews mit Machern und vie­
Eine der Illustrationen von Jules len Bildern zehn solcher Magazine vor.
Julien für die CD-Kompilationen Darunter das von drei jungen Frau­
des Magazins »les inRocks« en aus Paris publizierte »Irène«, das
Magazin »Pantyhose« des New Yorker
»L’imparfaite« aus Paris vereint Strumpfhosenfetischisten und Foto­
Soziologe und Erotik. Art- grafen Howard Chu oder das inhaltlich
direktion: Arnaud Lajeunie/VLF intellektuelle und fotograisch avant­

n »Design in Question«. Nur Fragen und keine einzi­


ge Antwort sind in diesem 7,4 mal 10,5 Zentimeter klei­
nen Büchlein zu inden. Doch kurze Fragen sind oft auf­
schlussreicher, fast immer inspirierender als weitschwei­
ige Antworten. Eben darum riefen Ruedi Baur, Design
2context und die Elisava Escola Superior de Diseño in
Barcelona über www.designinquestion-elisava.com auf,
Fragen zum Design einzureichen, die eine Typowand im
Eingangsbereich der Schule schmücken sollten. Jetzt
wurde daraus zudem ein reizendes Buch, das sehr viel
darüber verrät, was Kreative in aller Welt umtreibt. Wie
fragt Pedro Gonçalves, Artdirektor aus Portugal, so rich­
tig: »Is design a search for questions?«
> Elisava, Design2context (Hrsg.): Design in Question.
Zürich (Lars Müller) 2012, 420 Seiten. 20 Euro.
Design ist ein sehr fragwürdiges Geschäft isbn 978-3-03778-280-4
PAGE 08.12 111

n »Taken by Surprise«. Von Miniautos


über Incase­Computertaschen bis Ab­
solut­Vodka­Flaschen hat Urban Artist
Krink schon unterschiedlichste Produk­
te mit seinen typischen Farbschlieren
versehen. Lacoste lässt von Künstler Li
Xiaofeng Polohemden und andere Klei­
dungsstücke aus chinesischem Porzel­
lan bauen oder Stühle aus Stoffkroko­
dilen von den Campana­Brüdern. Und Projekte von J. & L. Lobmeyr mit
der kultige Tattoo­Artist Scott Camp­ Sagmeister Inc., Lacoste mit
bell ritzte seine Motive nicht nur in Le­ Li Xiaofeng und Levi’s mit Blanq

Upcycling: Pierre
Golanlons versil-
berte Kosmetik-
dosen von Kiehl’s
und machte sie
zu futuristischen
Planzentöpfen

dertaschen von Louis Vuitton, son­ signern dem Image tun – und in Blogs Kreative und Agenturen vor, die sich
dern auch in einen Autoreifen, der da­ und Lifestylemagazinen willige Multi­ hier besonders hervortun.
nach in Pirellis Mailänder Flagship­ plikatoren inden, denn solche Projek­ > Robert Klanten, Sven Ehmann,
Store zu sehen war. te sind ja stets äußerst vorzeigbar. Was Anna Sinofzik: Taken by Surprise.
Kunst und Kommerz gehen engere letztlich vielleicht billiger als klassi­ Cutting-Edge Collaborations between
Verbindungen ein denn je, seit Marken­ sche Werbung ist . . . Dieses Buch prä­ Designers, Artists and Brands. Berlin
hersteller verstanden haben, wie gut sentiert das Ideenfeuerwerk, das die­ (Gestalten) 2012, 288 Seiten. 49,90 Euro.
Kooperationen mit Künstlern und De­ ser Trend in Gang gesetzt hat und stellt isbn 978-3-89955-421-2

n »Face to Face«. Zwar spricht dieses seit 2011 ist er als The Digital Guide Hier erklärt Lukas Adda
Buch eher Unternehmen als Agentur­ selbstständig ( www.facebook.com/The die Funktion
prois an, doch auch denen vermittelt DigitalGuide ). Wie viel professionelle »Foto markieren«
es allemal viel hilfreiches Wissen über Erfahrung in sein Buch einließt, wird
Facebook­Marketing. Ein weiterer Plus­ auf jeder Seite spürbar. Von der prakti­
punkt: Es handelt sich nicht, wie so oft schen Realisierung einer Präsenz über
bei diesem Themenspektrum, um eine Facebook­Apps, ­Ads und ­Kampagnen
Übersetzung aus den USA. Die vielen bis zum Monitoring und der vor allem
Beispiele stammen also meist aus bei Social Media so wichtigen Psycho­
Deutschland. Eine der erfolgreichsten logie handelt der Ratgeber ziemlich
hiesigen Plattformen ist übrigens der jeden wichtigen Aspekt ab. cg
Drogeriemarkt dm, der schon mehr als > Lukas Adda: Face to Face.
600 000 Leuten gefällt. Erfolgreiches Facebook-Marketing.
Autor Lukas Adda betreute als Mit­ Bonn (Galileo Computing) 2012,
arbeiter von Ketchum PR jahrelang ver­ 433 Seiten. 29,90 Euro.
schiedenste Marken auf Facebook, isbn 978-3-8362-1842-9
112 PAGE 08.12 Publikationen

Neuerscheinungen – kurz vorgestellt


Gönül Pasinli: Spickzettel – Das 1x1 der Kommunikationsmittel für
Werbung, Design & Marketing. Freiburg (Reinspicken) 2012, 84 Seiten.
19,90 Euro. 978-3-00-037037-3. Studenten, Quereinsteiger, aber auch Pro­
is spricht dieses nützliche kleine Nachschlagewerk an. Von Geschäfts­
brief über Flyer, Website bis E­Mail­Signatur führt für jedes Kommuni­
kationsmittel eine Checkliste alle bedenkenswerten Elemente auf –
ob inhaltlicher, gestalterischer oder rechtlicher Art. Aisha Franz:
Brigitte und der Perlenhort. Berlin (Reprodukt) 2012, 196 Seiten. 16 Eu-
ro. 978-3-941343-13-3. In äusserst charmanten Zeichnungen erzählt
Aisha Franz, die schon mit ihrem Comic »Alien« Furore machte, von Ge­
heimagentin Brigitte, die die Gestalt eines Hundes besitzt, extrem
kaltschnäuzig sein kann, aber auch ebenso viel weibliche Reize wie
weibliche Schwächen hat . . . Simon Akstinat: Wir sind die Guten. Ber-
lin (Edition Braus) 2012, 90 Seiten. 14,95 Euro. 978-3-86228-030-8. Design­
highlights sind es meist nicht. Aber die Plakate und Aufkleber, die
Simon Akstinat in Friedrichshain­Kreuzberg auf Hauswänden, Later­
nenpfählen und Mülleimern fotograierte, geben unterhaltsame Ein­
blicke in die Gefechte, die die Berliner linksalternative Szene ausicht –
ob gegen Nazis, Castor, Polizei oder für »hedonistischen Communis­
mus«. Elke Fleing: Kommunikation verkaufen (Marketing, Design,
Text). Realistisch kalkulieren, klare Angebote erstellen, erfolg-
reich verhandeln. Göttingen (BusinessVillage) 2012, 192 Seiten. 17,90 Eu-
ro. 978-3-86980-164-3. Zielgruppe dieses Ratgebers sind kreativ Frei­
schaffende wie Texter, Graiker, Fotografen, Illustratoren, Program­
mierer oder Webdesigner. Thomas Giesen, Jan Tittel: Professionelles
Facebook-Marketing. So geht’s: Von der Idee bis zur Umsetzung.
München (Hanser) 2012, 286 Seiten. 29,90 Euro. 978-3-446-43097-6.
Hier erfahren Selbstständige und Marketer kleiner bis mittlerer Un­
ternehmen, wie man sich ohne Hilfe externer Agenturen über Face­
book vermarktet. Mehr unter www.hanser-fachbuch.de/facebook
marketing . Uwe Lohrer, Wolfgang Berger (Hrsg.): BildBildung.
Hanns Lohrer – Plakatkunst der 50er bis 70er Jahre. Ludwigsburg
(avedition) 2012, 159 Seiten. 29,90 Euro. 978-3-89986-168-6. Das Porsche
Museum eröffnet am 4. September eine Ausstellung, die viel mehr als
bloß Graik­ und Werbedesign für den Autohersteller zeigt – wie die­
ser bereits jetzt erschienene Band über Lohrers Werk. Tom Igoe:
Making Things Talk. Die Welt hören, sehen, fühlen. Köln (O’Reilly)
2012, 486 Seiten. 39,90 Euro. 978-3-86899-162-8. Das Standardwerk für
elektronische DIY­Projekte, die untereinander oder mit der physi­
schen Umwelt kommunizieren können, liegt nun auch auf Deutsch
vor. Vom Game­Controller bis zum Internet­Luftqualitätsmesser leitet
es zum Nachbauen von 33 Gadgets an. cg

heim. Er gibt ihre farbintensiven Arbeiten sehr schön wieder, auf


Was lesen Sie? dem Cover mit glänzender Folie, innen auf mattem Papier, das sich
gut anfasst. Die Texte sind zurückhaltend in Schreibmaschinenty­
Astrid Umbreit po gesetzt. Ein gelungener Kontrast zu den farbigen Bildern.
PAGE­Textchein Bestimmt hast du auch Romantipps für uns?
www.page-online.de Hm, gerade hab ich ein Buch zur Seite gelegt, weil es mich ent­
täuscht hat: »Der Sommer ohne Männer« von Siri Hustvedt. Dabei
hatte mir »Die zitternde Frau«, ihr davor erschienenes Buch, gut
Wir wollen mal wissen, was unsere Textchein liest! Gehst du oft in gefallen. Sie beschreibt da, wie sie mitten in einem Vortrag einen
unsere Bibliothek, wo wir seit Jahren Designbücher sammeln? Krampfanfall bekommt, dann zu Ärzten geht, zu Psychosomatik,
Astrid Umbreit: Sehr gerne, sei es, um gezielt einen Titel zu suchen Philosophie und Hysterie recherchiert. Das Autobiograisch­Erzäh­
oder in Neuerscheinungen zu stöbern. Ich leihe generell gerne Bü­ lerische, verbunden mit ihrer Auseinandersetzung mit den wis­
cher aus – als Kind im Büchereibus, jetzt hier in Hamburg in der gro­ senschaftlichen Diskursen, fand ich sehr reizvoll. Ein gelungener
ßen Bücherhalle am Hühnerposten, die schön modernisiert wurde. Mix von Literatur und Journalismus ist auch der Roman »Zeitoun«
Man kann sogar E­Books ausleihen – und neue Designpublikationen. von Dave Eggers. Die unglaubliche, aber wahre Geschichte eines
Was gab es da, was du bei uns nicht gefunden hast? Amerikaners syrischer Herkunft, der nach dem Hurrikan Katrina
Ein bei Prestel erschienener Katalog der Videokünstlerin Pipilotti durchs überlutete New Orleans paddelt, Menschen rettet und am
Rist zu ihrer Ausstellung »Augapfelmassage« in der Kunsthalle Mann­ Ende als angeblicher Terrorist verhaftet wird.
page 08.12 113

Impressum
Redaktion PAGE
Borselstraße 28/Haus i
22765 Hamburg
PAGE Aboservice
Sie möchten PAGE abonnieren oder
haben Fragen zu Ihrem Abo bezie-
hungsweise zu einer Bestellung? Dann
VORSCHAU
Telefon: +49 40 85183-400 wenden Sie sich bitte direkt an:
Fax: +49 40 85183-449
E-Mail: info@page-online.de Güll GmbH, Heuriedweg 19, 88131 Lindau
Telefon: 01805 522661*, Fax: 01805 522664*
Chefredakteurin/Publisher * 0,14 Euro/Minute bei Anruf aus dem page 09.12 erscheint am 1. august 2012
Dipl.-Des. Gabriele Günder, V.i.S.d.P. Festnetz der Deutschen Telekom,
Mobilfunk maximal 0,42 Euro/Minute.
Textchein
E-Mail: abo.page@guell.de
Astrid Umbreit
Das PAGE-Jahresabo kostet 95,30 Euro
Redaktion (CH: 181,80 Franken, A: 108,50 Euro).
Nina Kirst (nik); Anna Weilberg (aw, Das PAGE-Plus-Abo, also 12 Ausgaben und
Redaktion Online) die PAGE-Jahrgangs-CD, kostet 106,40 Euro
Freie Mitarbeit: Antje Dohmann (ant), (CH: 201 Franken, A: 119,60 Euro). Das Abo
Dr. Claudia Gerdes (cg), Wiebke Lang (wl), kann immer 6 Wochen vor Ablauf des
Daniel Schilling (dsc); Rebecca von Hoff Bezugsjahres schriftlich gekündigt werden.
Schüler und Studenten erhalten gegen Vor-

www.normann-copenhagen.com
(Graik), Christine Krawinkel (Artdirektion);
Myriam Jantoss, Maiken Richter, lage eines gültigen Ausweises oder einer
Jan Roidner (Text-/Schlussredaktion); gültigen Immatrikulationsbescheinigung
Sabine Danek (sd, Redaktion Online) 20 Prozent Rabatt. Mitglieder der Allianz
deutscher Designer (AGD), des Bundes
Autoren dieser Ausgabe Deutscher Graik-Designer (BDG) und des
Christian Büning, Verena Dauerer (vd) designerinnen forum e. V. erhalten ebenso
Rosita Fraguela, Monika Gause, 20 Prozent Rabatt.
Nantjen Küsel (nk), Sibylle Mühlke, Jutta
Nachtwey (jn), Georg Obermayr, Simon
Ruschmeyer, Jürgen Siebert, Sascha Wolter PAGE Mediaberatung
Cover-Abbildung Anzeigenleiter: Alexander Herz
Serial Cut; Kreativdirektor: Sergio del E-Mail: alexander.herz@page-online.de Shopping-Design
Puerto, Artdirektor: Dirk Schuster, Telefon: +49 40 85183-480, Fax: -489
3-D-Artist: Benjamin Simon Verantwortlich für die Anzeigen Shoppable Videos, Curated Shopping, Concept- und Pop-up-Stores –
PAGE Online: Igor Sadovnikov ob online oder ofline: Die Einkaufswelt verändert sich rasant.
Digitale Druckvorlagenherstellung Online-Marketing und -Beratung
E-Mail: sadovnikov@ebnerverlag.de
Wir stellen Konzepte vor, die den Kaufprozess transmedial gestalten
MediaTailor GmbH, Hamburg
Druck Stürtz GmbH, Würzburg Telefon: +49 731 1520-176, Fax: -961
Verlag Ebner Verlag GmbH & Co. KG PAGE Markt: Andrea Dyck
E-Mail: andrea.dyck@page-online.de
Karlstraße 41, 89073 Ulm
Telefon: +49 8341 96617-84 Buchillustrationen
Geschäftsführung Fax: +49 8341 8714-04
PAGE Stellenmarkt: Sabine Vockrodt E-Books werden immer beliebter – um Leser zu verführen, müssen
Gerrit Klein, Florian Ebner, Eberhard Ebner
E-Mail: stellenangebote@wuv.de gedruckte Bücher mit zusätzlichen Attraktionen aufwarten.
Produktionsleitung Telefon: +49 89 2183-7049, Fax: -7864 Immer öfter setzen Verlage dabei auf zeitgemäße Illustrationen
Michael Kessler PAGE erscheint monatlich. Es gilt Anzeigen-
Vertriebsleitung preisliste Nr. 26, gültig ab 1. 1. 2012.
Rainer Herbrecht/Sema Torun Anzeigendisposition und -marketing:
Sabine Cordes
Einzelheft-Bestellung E-Mail: sabine.cordes@page-online.de,
Bestellen Sie einfach bei unserem dispo@page-online.de
Leserservice: Güll GmbH, Telefon: +49 40 85183-482, Fax: -483
Heuriedweg 19, 88131 Lindau Sonderdruckservice: Alle in dieser
Telefon: 01805 522661*, Fax: 01805 522664* Ausgabe erschienenen Beiträge können
* 0,14 Euro/Minute bei Anruf aus dem für Werbezwecke in Form von Sonder-
Festnetz der Deutschen Telekom, drucken hergestellt werden. Anfragen
Mobilfunk maximal 0,42 Euro/Minute. richten Sie bitte an Sabine Cordes,
Pro nachgeliefertes Heft berechnen E-Mail: dispo@page-online.de,
wir 8,90 Euro zuzüglich Versandkosten. Anzeigendisposition und -marketing.

ISSN 0935-6274. Vertrieb: VU Verlagsunion KG, Postfach 5707, 65047 Wiesbaden, Telefon
+49 6123 6200, Fax +49 6123 6205138, E-Mail: info@verlagsunion.de, www.verlagsunion.de.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion
wieder. Der Verlag haftet nicht für unverlangt eingereichte Manuskripte und Fotos.
www.urbancursor.com

Sie können zurückgegeben werden, wenn Rückporto beigefügt ist. Mit der Annahme zur
Veröffentlichung überträgt der Autor dem Verlag das ausschließliche Verlagsrecht für
die Zeit bis zum Ablauf des Urheberrechts. Eingeschlossen sind insbesondere auch das
Recht zur Herstellung elektronischer Versionen und zur Einspeicherung in Datenbanken
sowie das Recht zu deren Vervielfältigung und Verbreitung online oder ofline ohne
zusätzliche Vergütung. Alle in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheber-
rechtlich geschützt. Der Rechtsschutz gilt auch gegenüber Datenbanken und ähnlichen
Einrichtungen. Kein Teil dieser Zeitschrift darf außerhalb der engen Grenzen
des Urheberrechts ohne Zustimmung des Verlags verwertet werden. Waren-
namen werden ohne Gewährleistung der freien Verwendbarkeit benutzt. Cross-over-Kultur
Gerichtsstand ist München.
Medienadäquat? Von wegen! Durch die gezielte Injektion analoger
Im Zeitschriften- und Bahnhofsbuchhandel sowie in allen Pressefachgeschäften Phänomene in die Digitalwelt und digitaler Phänomene in
mit dem Blauen Globus können Sie PAGE kaufen oder bestellen.
die Analogwelt lässt sich erhöhte Aufmerksamkeit erzeugen

Mitglied der Informationsgemeinschaft zur Feststellung


der Verbreitung von Werbeträgern e. V. (IVW)
Strukturen für kleine Agenturen
Sich als Netzwerk aufstellen oder Spezialkompetenzen extern
≥ www.page-online.de ≥ www.twitter.com/pagemag einkaufen? Wachstum planen oder sich thematisch spezialisieren?
≥ www.facebook.com/pagemag ≥ iTunes app Store PAGE berichtet über Agenturkonzepte mit Zukunft
114 PAGE 08.12 Fundstücke von Jürgen Siebert

Apple zaubert das Internet weg


Kühne Kommentare von Jürgen Siebert zu Trends, Ereignissen und
dem ganz normalen Alltagswahnsinn eines Kreativen

n Wem gehört eigentlich das Inter­ näre mit mechanischer Stimme be­ Nur zehn Monate später kündigte
net? Also nicht die Kabel, die Server grüßte: »Hallo, ich bin Macintosh.« Google ihr eigenes mobiles Betriebs­
und die Inhalte . . . Ich meine auch nicht Dann versetzte Siri der Konkurrenz hu­ system Android an. Seitdem schweb­
die drei Kontrollorganisationen ISOC moristische Seitenhiebe. »Vom neuen ten Gewitterwolken über der Freund­
(Internet Society), W3C (World Wide Samsung bin ich total begeistert . . . schaft der beiden Unternehmer. Das
Web Consortium) und ICANN (Internet nicht dem Phone, dem Kühlschrank, ganze Ausmaß der Störung kam aber
Corporation for Assigned Names and hamham.« Lautes Gelächter im großen erst mit der Jobs­Biograie ans Licht.
Numbers). Vielmehr denke ich an Big Saal des Moscone Center. Anschlie­ »Ich werde Android plattmachen,
Player wie Facebook, eBay, Amazon, ßend demonstrierte die Sprachassis­ weil es ein geklautes Produkt ist (. . .)
Diese und weitere Yahoo oder Google.  tentin, dass sie jetzt navigieren und die und wenn es zum Atomkrieg darüber
Fundstücke von Keines der genannten Unterneh­ günstigsten Sushi­Restaurants in der kommt. Ich werde bis zum letzten
Jürgen Siebert fin- men würde jemals zugeben, das Netz Umgebung aulisten kann. »Die Jungs Atemzug dafür kämpfen und jeden
den Sie unter besitzen zu wollen, allenfalls beherr­ von Yelp wissen, wie man das richtig Penny von Apples 40 Milliarden­Dollar­
www.page-online. schen möchten sie es. Sie streben nach macht.« Yelp ist eine ortsbasierte Kun­ Reserven dafür einsetzen, um das
de/fundstuecke maximalem Proit und maximaler Kun­ denbewertungsplattform, ein Konkur­ wieder geradezurücken.«
denbindung. Das ertragreichste Ge­ rent von Google. Steve Jobs war tief enttäuscht von
schäftsmodell hat Google. Die Google In den folgenden zwei Stunden zün­ der jüngeren Google­Strategie, die ihn
Suche ist die tägliche Einstiegsdroge für dete Apple ein Feuerwerk von Neuhei­ an Microsoft erinnerte: zu viele Pro­
Millionen Internetnutzer weltweit. Und ten. Jene, die mit Internet und mobilen dukte, meist zusammengekauft, ohne
damit sind ein gutes Dutzend belieb­ Diensten zu tun hatten, sind deutlich unternehmerische Strategie und nur
ter Zusatzdienste verknüpft, angefan­ selten zum Nutzen der Anwender. Da­
gen von den user­ oder ortsspezii­ gegen die Haltung von Apple: gute Pro­
schen Werbeeinblendungen über Goo­ »Google hat einen dukte entwickeln, die leicht zu bedie­
gle Maps und Übersetzer bis hin zum Riesenfehler nen sind. Der Erfolg dieser Philosophie
Social­Media­Kanal Google+. Wer auch kam spät, mit iPod, iPhone und iPad.
mit Google mailt, seine Fotos auf Pano­ gemacht, im Mobil- Und auch die jüngsten Neuvorstellun­
ramio hochlädt oder Videos auf You­ gen zeigen, dass Apple nicht wirklich
Tube, beides sind Google­Töchter, kann bereich gegen Apple einen Krieg gegen Google anzettelt,
schon mal zu der falschen Annahme sondern primär aus der Abhängigkeit
kommen, das Netz sei in Googles Hän­
zu agieren – anstatt herauswill und mit besseren Produk­
den. Tatsächlich gehört das Netz allen, mit Apple« ten »angreifen« möchte.
so wie die Luft, die wir atmen. Der angesehene Technikjournalist
Seit einigen Jahren sägt ein Unter­ John Gruber, Technikjournalist und John Gruber fasst den Status quo so
nehmen an Googles Ast, das man gar Blogger (http://daringfireball.net) zusammen: »Google hat einen Riesen­
nicht auf dem Schirm hat, wenn es ums fehler gemacht, im Mobilbereich ge­
Netz geht: Apple. Dabei betreibt der gegen Google gerichtet: die eigenen gen Apple zu agieren anstatt mit Ap­
Computerhersteller weder eine Such­ Landkarten, die neue Ticket­ und Be­ ple.« Die Statistiken scheinen das zu
maschine noch ein Foto­ oder Video­ zahl­App Passbook, die Verbrüderung bestätigen. Google erwirtschaftete mit
portal. Trotzdem steht spätestens seit mit Facebook, App­Banner auf Websei­ Android zwischen 2009 und 2011 rund
der jüngsten Keynote auf der Entwick­ ten und nicht zuletzt Siri, die Apple zur 550 Millionen Dollar, was laut Berech­
lerkonferenz WWDC in San Francisco sprachgesteuerten Suchmaschine aus­ nungen von Charles Arthur (»The Gu­
fest, dass Apple der schärfste Konkur­ baut. Bald soll sie unter dem Etikett ardian«) nur einem Viertel der Umsät­
rent für Google werden wird. »Eyes Free« in den Fahrzeugen von Mer­ ze entspricht, die das Unternehmen
Eigentlich startete die Apple­Key­ cedes, Audi, BWM, Chrysler und fünf an­ mit Lizenzeinnahmen aus Google Maps
note am 11. Juni ganz vergnüglich, mit deren Automobilherstellern werkeln.  und der Mobile­Safari­Suche unter
einer Stand­up­Comedy von Siri. Ein Seit dem Erscheinen der Steve­Jobs­ iOS verdient.
iPhone begrüßte die 1000 Besucher: Biograie ist bekannt, dass der Apple­ Apple zielt mit ihren Innovationen
»Hallo und willkommen zur WWDC. Ich Gründer zuletzt nicht mehr gut zu spre­ nicht auf Android (das ist eher ein Fall
bin Siri, ihre virtuelle Assistentin, und chen war auf den einstigen Partner. Bei für die Anwälte), sondern möchte das
wurde gebeten, das Publikum aufzu­ der ersten Vorstellung des iPhones im Internet überlüssig machen: durch Siri,
wärmen . . . was kein Problem sein soll­ Januar 2007 holte Steve Jobs den da­ Apps und lokalisierte Angebote auf Ba­
te, denn heute wird es 24 Grad warm.« maligen Geschäftsführer Eric Schmidt sis eigener Karten. Für den Erfolg die­
Es folgte ein Tusch, serviert von einem noch auf die Bühne, um die tolle Inte­ ser Strategie sprechen 365 Millionen
iPad als Sidekick, der erste Lacher im gration von Google und Google Maps verkaufte iOS­Geräte und 400 Millio­
Publikum. Das Grußwort erinnerte an auf dem iPhone zu feiern. Schmidt saß nen Store­Accounts mit hinterlegten
die Premiere des Macintosh 1984, als zu der Zeit sogar im Apple­Aufsichtsrat, Geldbörsen. Von dieser – wirtschaftlich
der würfelförmige Rechner allein auf aus dem er im August 2009 »wegen In­ relevanten – kritischen Masse können
der Bühne stand und die Apple­Aktio­ teressenkonlikten« ausschied. Facebook und Google nur träumen.

Das könnte Ihnen auch gefallen